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60 Jahre Wasserwacht Bad Wiessee

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<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Wasserwacht</strong><br />

<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>


2<br />

<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite 2 Grußworte<br />

Seite 5 Geschichte der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

Seite 7 „Der Kampf ums erste Boot“<br />

Seite 10 Wasserrettung<br />

Seite 11 Ausbildung<br />

Seite 12 Ausrüstung<br />

Seite 14 Führungskräfte<br />

Seite 15 Naturschutz<br />

Seite 17 Jugendarbeit<br />

Seite 21 Die Heimat der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> „der Baustadl“<br />

Seite 23 Die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> in Zahlen<br />

Seite 23 Schifferstechen<br />

Seite 26 Seegeist<br />

Seite 29 Impressum<br />

1


2<br />

Grußwort Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

Zum <strong>60</strong>jährigen Jubiläum der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> gratuliere ich<br />

im Namen der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> sehr herzlich.<br />

Dass bei uns überdurchschnittlich viele Kinder schwimmen können, ist<br />

neben dem Engagement der Eltern nicht zuletzt auch ein Verdienst der<br />

<strong>Wasserwacht</strong>.<br />

Ein Kindergartenschwimmkurs mit jährlich ca. 20 Teilnehmern wird<br />

seit Jahrzehnten angeboten.<br />

Das regelmäßige Schwimmtraining am Montag im <strong>Bad</strong>epark bringt<br />

nicht nur Leibesertüchtigung, sondern ist auch eine Basis für den<br />

Nachwuchs der Rettungsschwimmer.<br />

Als Gemeinde sind wir froh und stolz, dass wir die Möglichkeit haben,<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> mit den Räumen im Triftstadel wirklich privilegierte<br />

Räume zur Verfügung zu stellen. Damit ist auch ein Dank für die<br />

vielen freiwilligen Einsatzstunden zur Sicherheit unserer Mitbürger<br />

und Gäste verbunden. Ich bin fest davon überzeugt, dass mit diesen<br />

Rahmenbedingungen und dem vor einigen <strong>Jahre</strong>n angebauten Steg die<br />

lebenswichtige Übersicht über den Tegernsee, aber auch die Basis für<br />

die Nachwuchsförderung weiter verbessert wurde.<br />

Die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> bereichert nicht nur mit der Attraktion<br />

des Schifferstechens die Seefeste, sondern bringt sich auch ins<br />

Vereinsleben in der Dorfgemeinschaft ein. Ich denke da an die Fackelschwimmer,<br />

die Stände bei den Seefesten, das Bayern 3 Dorffest und<br />

den Abwinkler Advent.<br />

Ich freue mich, dass die <strong>Wasserwacht</strong> ihre Jubiläumsfeier an der<br />

Seepromenade durchführt und sie damit unseren Einheimischen und<br />

Gästen ihre Leistungsfähigkeit aufzeigen kann.<br />

Im Namen der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> bedanke ich mich bei der <strong>Wasserwacht</strong><br />

für ihre Einsatzbereitschaft und wünsche ihr für die Zukunft<br />

alles Gute.<br />

Peter Höß<br />

Bürgermeister<br />

Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

Peter<br />

Höß


Josef<br />

Bierschneider<br />

Grußwort BRK Kreisverband Miesbach<br />

Im Namen des BRK-Kreisverbandes Miesbach gratuliere ich allen Mitgliedern<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> ganz herzlich zum <strong>60</strong>-jährigen<br />

Jubiläum ihrer Ortsgruppe.<br />

Der Leitspruch des BRK „Menschen die helfen“ gilt im Besonderen<br />

auch für die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> als Teil der großen Rettungsorganisation<br />

Rotes Kreuz. Hier sind Menschen am Werk, die mehr tun,<br />

als ihre Pflicht ist. Sie opfern ihre Zeit, um Mitmenschen zu helfen, die<br />

in Not geraten sind, sie bilden die Jugend im Schwimmen und in der<br />

Hilfeleistung aus und sie unterziehen sich auch selber immer wieder<br />

Fortbildungen, um den Anforderungen gerecht zu werden, die an eine<br />

professionelle Hilfeleistungsorganisation wie die <strong>Wasserwacht</strong> gestellt<br />

werden. So tragen sie wesentlich dazu bei, dass Einheimische und Gäste<br />

den Tegernsee beruhigt als <strong>Bad</strong>esee nutzen können.<br />

Ich danke allen, die in den vergangenen <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n mit viel Engagement<br />

in der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> ehrenamtlich gewirkt haben bzw.<br />

wirken, besonders auch denen, die in Führungsverantwortung standen<br />

und stehen und denen es immer wieder gelingt, neue Mitglieder für die<br />

<strong>Wasserwacht</strong>sarbeit zu begeistern.<br />

Für die Zukunft wünsche ich den Mitgliedern der Ortsgruppe <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

alles Gute, viel Freude bei ihrem wichtigen Dienst und dass sie stets<br />

unfallfrei und wohlbehalten von ihren Einsätzen zurückkehren.<br />

Josef Bierschneider<br />

Kreisvorsitzender<br />

BRK-Kreisverband Miesbach<br />

3


Grußwort der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

4<br />

<strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> – Vorstandschaft<br />

<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> Dienst und Einsatz am Mitmenschen<br />

Die Ortsgruppe der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> feiert in diesem Jahr ihr <strong>60</strong>-jähriges Jubiläum. Normalerweise lässt<br />

man es in diesem Alter ja etwas langsamer angehen, aber das gilt nicht für die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>. Sie ist jung<br />

und aktiv, da immer wieder Menschen bereit sind, ihre Freizeit gegen den ehrenamtlichen Dienst in der <strong>Wasserwacht</strong><br />

einzutauschen.<br />

Ein besonderer Dank gilt daher all denen, die in den letzten <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n, egal in welcher Funktion, mit dabei waren.<br />

Zusammen haben wir das geschaffen, was wir heute sind:<br />

Eine gut ausgebildete und einsatzfreudige Truppe, in der die Worte Freundschaft und Kameradschaft keine leeren Begriffe<br />

sind. Auch den Familienangehörigen, die oftmals an den Wochenenden auf die Mama oder den Papa verzichten<br />

mussten, sei gedankt.<br />

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch bei allen, die uns in den vergangenen <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n immer wieder unterstützt<br />

haben:<br />

Bei der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>, unseren zahlreichen Spendern und Sponsoren und auch den Inserenten, die diese<br />

Ausgabe mit ermöglicht haben. Ein herzliches „Vergelt´s Gott!“<br />

Viele freudige Momente gab es in diesen <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n. Zum Beispiel, wenn eine Rettung oder Bergung erfolgreich abgeschlossen<br />

werden konnte. Aber es gab auch traurige Einsätze. Hilfsaktionen, bei denen uns das Schicksal keine Chance<br />

ließ.<br />

Mit dieser Publikation wollen wir Ihnen einerseits einen kleinen Einblick in die vergangenen <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> geben, aber auch<br />

dokumentieren, was heute in der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> alles getan wird.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

Die Vorstandschaft


Geschichte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

Die Schlacht von Solferino am 24. Juni 1859 war für den<br />

Schweizer Henri Dunant der Auslöser für seinen unermüdlichen<br />

Einsatz im Dienste der Menschlichkeit. Die<br />

internationale Konferenz 1863 in Genf führte zur Gründung<br />

des Roten Kreuzes, das sich zur Aufgabe setzte<br />

Menschen in Notlagen zu helfen. Henri Dunant erhielt für<br />

seinen Einsatz 1902 den Friedensnobelpreis. Hilfseinsätze<br />

bei einem Hochwasser in Regensburg im Februar 1883<br />

Motorrettungsboot „<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>“ (1964 - 1986)<br />

dürfen wohl als die Geburtsstunde der <strong>Wasserwacht</strong> in<br />

Bayern betrachtet werden. Unmittelbar nach dem zweiten<br />

Weltkrieg verbot ein alliierter Kontrollratsbeschluss<br />

alle organisierten Vereinstätigkeiten und somit auch die<br />

<strong>Wasserwacht</strong>. Schon bald aber erkannten die alliierten<br />

Siegermächte, dass eine Organisation zur Wasserrettung<br />

nötig war. Mit der Organisation wurde das Rote Kreuz beauftragt<br />

und somit erlebte die <strong>Wasserwacht</strong> ihre zweite<br />

Geburt. Mit der Normalisierung der Verhältnisse setzte am<br />

Tegernsee auch der Tourismus wieder ein. Die Gäste, die<br />

mit Verleihschiffen (allein in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> gab es 5 private<br />

Bootsverleiher) auf den See hinausfuhren, wurden immer<br />

mehr. Auch das Schwimmen im See, das damals hauptsächlich<br />

in den Strandbädern stattfand, stieg sprunghaft<br />

an. Dies führte dazu, dass auch immer mehr Menschen<br />

im oder auf dem Wasser in Not gerieten. So ist es nicht<br />

verwunderlich, dass der Bootsverleiher Sepp Grieblinger<br />

und 13 seiner Freunde 1953 die Idee hatten eine<br />

Geschichte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

<strong>Wasserwacht</strong> in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> zu gründen. Es begann mit<br />

den organisatorischen Aufgaben und die Einbindung der<br />

neuen Ortsgruppe in die übergeordneten Strukturen des<br />

Roten Kreuzes. Dann begann die Ausbildung, deren erster<br />

Schwerpunkt die Wasserausbildung war. Ausbildungspläne<br />

und Prüfungsvorgaben kamen von übergeordneten<br />

Stellen. Nun hieß es trainieren und üben, was bei den bekannten<br />

Wassertemperaturen des Tegernsees für manche<br />

Erkältung sorgte. Parallel dazu lief die Sanitätsausbildung,<br />

die von Dr. Gerngroß, einem Gründungsmitglied, geleitet<br />

wurde.<br />

Sobald die Schwimmsaison begann, waren auch die <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

wieder im Dienst, mit dem Schwerpunkt im<br />

Strandbad Grieblinger. Einen personellen Aufschwung<br />

erhielt die junge Truppe, als sich einige Turner mit dem Scherer<br />

Willi an der Spitze der <strong>Wasserwacht</strong> anschlossen. Nicht<br />

nur schwimmen konnten die Burschen. Bei überregionalen<br />

<strong>Wasserwacht</strong>s-Skirennen holten sie regelmäßig erste<br />

Aktuelles Motorrettungsboot<br />

5


6<br />

Geschichte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

Plätze. Namen wie Herbert und Franz Sauer, Knott Adi und<br />

Esterl Thomas sind in den Siegerlisten verzeichnet.<br />

Ein Gewittersturm, der bei einer Jugendsegelregatta viele<br />

Boote zum Kentern brachte, bei der die Rettung mit<br />

Ruderbooten und den Motorbooten der Bootsverleiher<br />

durchgeführt werden musste, war der Auslöser, dass ein<br />

Hamburger Unternehmer der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

1956 eine alte Hafenbarkasse als Rettungsboot schenkte.<br />

(Ausführliche Geschichte siehe „Der Kampf ums erste<br />

Boot“). In unzähligen Stunden wurde das Boot restauriert.<br />

Leider erwies es sich als Rettungsboot völlig untauglich<br />

und ein Motorbrand führte Ende der 50er <strong>Jahre</strong> zum<br />

Totalverlust. Auch in den Schulen war die <strong>Wasserwacht</strong><br />

aktiv, denn die Schwimmausbildung der Kinder und Jugendlichen<br />

hat sich zu einem weiteren Schwerpunkt<br />

entwickelt. Dies ist bis heute so geblieben. Kurse für Freischwimmer,<br />

Fahrtenschwimmer, Leistungsschwimmer<br />

und Grundschein Rettungsschwimmen wurden mit großer<br />

Beteiligung abgehalten. In der kalten <strong>Jahre</strong>szeit wurden<br />

regelmäßige Fahrten ins Hallenbad der amerikanischen<br />

Kaserne in <strong>Bad</strong> Tölz durchgeführt. Spenden von <strong>Wiessee</strong>r<br />

Bürgern und der Gemeinde ermöglichten es 1964 ein<br />

neues Rettungsboot zum Einsatz zu bringen, das die Gattin<br />

des damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten, Fr.<br />

Dr. Siglinde Erhard, auf den Namen „<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>“ taufte.<br />

Mit dem Bau des Hallenbades in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> ging wohl<br />

einer der größten Wünsche der <strong>Wasserwacht</strong>ler in Erfüllung.<br />

Als dann der damalige Vorstand der <strong>Wasserwacht</strong><br />

Willi Zeiger, auch noch der Betriebsleiter des Hallenbades<br />

wurde, war wöchentliches Training das ganze Jahr<br />

möglich. Auch die Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> unterstützte<br />

die <strong>Wasserwacht</strong> mit freiem Eintritt. Die heutige Ehrenamtskarte,<br />

die von den Politikern so hoch gelobt wird, hatte<br />

der damalige Bürgermeister Krones schon umgesetzt. Für<br />

die <strong>Wasserwacht</strong> entstand mit dem Freibad Hubertus ein<br />

zweiter Einsatzort. 1976 konnte durch die Überlassung des<br />

1821 gebauten Triftstadels an der Söllbachmündung - der<br />

Rettung mit dem Motorboot


im Volksmund „Baustadl“ heißt - durch die Gemeinde <strong>Bad</strong><br />

<strong>Wiessee</strong> ein Stützpunkt mit Bootshaus geschaffen werden.<br />

In unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurde das<br />

Gebäude, ohne dass es seinen historischen Wert verlor, in<br />

eine Wachstation mit Bootshaus umgebaut. Auch die <strong>Bad</strong><br />

<strong>Wiessee</strong>r Fischer halfen mit und fanden ebenfalls darin<br />

ihre Heimat. Auch das <strong>Wiessee</strong>r Seefest wurde wieder<br />

neu belebt. Der Hotelier Fritz Wagner – ein großer Förderer<br />

der <strong>Wiessee</strong>r Vereine - in dessen Hoten Marina auch<br />

die <strong>Wasserwacht</strong>ler regelmäßig ihre gesellschaftlichen<br />

Veranstaltungen abhielten - spendierte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

zwei Zentner Wiener mit den Worten: „Verkauft die beim<br />

Seefest, ihr könnt doch immer wieder Geld brauchen“. So<br />

wurde eine Geldquelle für die <strong>Wasserwacht</strong> ins Leben gerufen,<br />

die auch heute noch die Basis für die Finanzierung<br />

von hochwertigem und teurem Rettungsgerät ist.<br />

Besonders stolz ist die <strong>Wasserwacht</strong> auf ihren Schwimmkurs<br />

für die Kindergartenkinder ab 5 <strong>Jahre</strong>n. Aufgrund der<br />

personellen Ressourcen der <strong>Wasserwacht</strong> kann fast jedem<br />

Kind ein eigener Schwimmtrainer zugeordnet werden.<br />

Viele Kinder haben so in den letzten <strong>Jahre</strong>n durch die<br />

<strong>Wasserwacht</strong> das Schwimmen gelernt und in dem 10stündigen<br />

Kurs das Seepferdchen erworben.<br />

Viele dieser Kinder bleiben der <strong>Wasserwacht</strong> treu. In 4<br />

Altersgruppen trainieren jeden Montag bis zu 100 Kinder<br />

mit bis zu 10 Betreuern im Hallenbad. Dies führt dazu,<br />

dass immer wieder Erfolge bei überregionalen Wettkämpfen<br />

erreicht werden.<br />

Auch der Naturschutz, natürlich schwerpunktmäßig der<br />

See und das Ufer, sind immer wieder Ziel von Aktionen,<br />

die den Kindern und Jugendlichen einen verantwortungs-<br />

„Der Kampf ums erste Boot“<br />

vollen Umgang in und mit der Natur lehren.<br />

1986 wurde das derzeit im Einsatz befindliche Schiff angeschafft.<br />

Es besitzt einen 220 PS starken MerCruiser<br />

Innenbordmotor und erreicht eine max. Geschwindigkeit<br />

von 74 km/h. 20 Mitglieder sind aktiv als Bootsführer im<br />

Einsatz.<br />

„Der Kampf ums erste Boot“<br />

Einige Jugendliche hatten damals die Idee mit Segelbooten<br />

der Bootsverleiher Grieblinger Strandbad, Hornsteiner<br />

und Grieblinger Ortsmitte eine Segelregatta zu veranstalten.<br />

Es kam wie es kommen musste. Ein Gewitter zog<br />

auf und mit der ersten Windwalze kippten einige Boote<br />

um, und die Jugendlichen lagen im Wasser.<br />

Der Grieblinger Sepp, Gründungsmitglied der <strong>Wasserwacht</strong><br />

<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>, schnappte sich einen Helfer und<br />

mangels Motorboot ruderten sie mit einem Doppelruder-<br />

Das erste Boot „Irene“<br />

boot zu den Gekenterten, die sich an den Holzbooten festhielten.<br />

So zogen sie die Jugendlichen aus dem Wasser.<br />

Außer einigem Materialschaden und abhanden gekommenen<br />

Bodenbrettern ist nichts weiter passiert.<br />

Unter den Jugendlichen befand sich auch der Enkel eines<br />

norddeutschen Industriellen mit Namen Wolf, der<br />

in Rottach ein Haus hatte. Als er erfuhr, wie die Rettung<br />

erfolgte, lud er die <strong>Wasserwacht</strong>ler Grieblinger Sepp,<br />

Esterl Konrad und Bernlochner Klaus zu sich ein. Nach<br />

einem herzlichen Dankeschön sagte er zu den jungen<br />

Burschen: „Ich weiß was euch fehlt, ich weiß es genau, ihr<br />

7


8<br />

„Der Kampf ums erste Boot“<br />

braucht ein tüchtiges Rettungsboot.“ Natürlich wussten<br />

das auch die drei jungen Burschen und so hatten sie sich<br />

am Chiemsee schon mal über ein entsprechendes Schiff<br />

informiert. Schnell musste es sein, wendig und auch bei<br />

grober See geeignet Personen aus dem Wasser zu bergen.<br />

Vorsichtige Vorstöße in diese Richtung quittierte der<br />

ältere Herr nur immer mit der Aussage: „Ich weiß schon<br />

was ihr braucht. Macht euch nur keine Sorgen, ich kümmere<br />

mich darum.“ Nachdem also der gute Mann nicht<br />

auf die Wünsche der <strong>Wasserwacht</strong>ler einging und immer<br />

wieder betonte, er wüsste schon Bescheid, verabschiedeten<br />

sie sich ein bisschen enttäuscht und vergaßen die<br />

Geschichte wieder.<br />

Eines Tages wurde der Grieblinger Sepp ans Telefon gerufen:<br />

„Hier ist der Bahnhof Gmund. Euer Schiff ist soeben<br />

mit der Bahn eingetroffen.“ Sofort informierte der<br />

Sepp seine Mitstreiter und wer Zeit hatte startete sofort<br />

Richtung Gmund. Sie staunten nicht schlecht. Auf einem<br />

offenen Güterwaggon war ein Schiff festgezurrt, das alles<br />

andere als ein schnelles, wendiges, offenes Rettungsschiff<br />

war. Es war eine Hafenbarkasse aus dem Hamburger<br />

Hafen, die ihre besten <strong>Jahre</strong> wohl schon hinter sich<br />

hatte. Aber jetzt war das Schiff nun einmal da und die<br />

allgemeine Meinung war: „Besser so ein Schiff wie kein<br />

Schiff.“ Nur der Bootsbauer Grieblinger ahnte wohl, welche<br />

Arbeit auf die noch junge Gruppe der <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

zukommen würde. Das erste Problem: Wie bekommen<br />

wir dieses „Schlachtschiff“ ohne größeren Schaden vom<br />

Brand der „Irene“ (1959)<br />

Waggon und ins Wasser des<br />

Tegernsees. Nachdem aber<br />

die Vereinskasse nicht gerade<br />

üppig gefüllt war, also<br />

durch Eigeninitiative. Es war<br />

wohl einer der Jakobbrüder,<br />

der Verbindungen zu den<br />

amerikanischen Soldaten<br />

in der Tölzer Kaserne hatte<br />

und hoffte, dass diese das<br />

entsprechend schwere Gerät<br />

und natürlich auch die Bereitschaft zeigen würden<br />

zu helfen. Die Amis waren gleich dabei, war es doch eine<br />

Abwechslung vom Alltag. Leider war in Tölz kein geeignetes<br />

Gerät für derartige Schwerlasten stationiert, aber in<br />

der Mc Graw Kaserne in München Giesing, da gab es so<br />

etwas. Die freundlichen Amis organisierten also die entsprechenden<br />

Gerätschaften und bald war das Schiff im<br />

Wasser. Nachdem offensichtlich dieses „Schlachtschiff“,<br />

so wurde das Boot vor der später noch folgenden Bootstaufe<br />

von den <strong>Wasserwacht</strong>lern genannt, auch im Winter<br />

bei Eisgang im Einssatz war, schützten Blechplatten den<br />

hölzernen Rumpf vor Beschädigung. Es wurde beschlossen,<br />

diese Eisenplatten zu entfernen, um zu sehen, wie<br />

der darunterliegende Zustand des Bootskörpers war. Geschwommen<br />

ist das Boot offensichtlich noch und so wurde<br />

es zum staatlichen Grundstück in Tegernsee bei den<br />

großen Bootshütten verholt, da es dort eine schwere Slipanlage<br />

mit einem Slipwagen auf Schienen gab. Somit war<br />

das Boot wieder an Land und die Arbeit begann. Die <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

stürzten sich unter Anleitung des Bootsbauers<br />

Grieblinger in die Arbeit.<br />

Demontage der Blechplatten am Rumpf mit Brecheisen,<br />

Beißzangen, Eisensägen und das alles in Handarbeit,<br />

denn Maschinen hatten sie keine. Millimeterdicke darunterliegende<br />

Farbschichten wurden mit Lötlampen heruntergebrannt.<br />

Und was nicht brennen wollte, und das war<br />

nicht wenig, wurde in mühevoller Arbeit mit Spachteln,<br />

Schabern, Ziehklingen und Schleifpapier beseitigt.<br />

Alle Löcher der Blechplattenbefestigung wurden sorgfältig<br />

mit Handbohrern aufgebohrt und anschließend mit<br />

ca. 1800 Eichenstöpseln wieder verschlossen. Zeitzeugen


versichern glaubhaft, dass es eine Sauarbeit war. Doch<br />

der Pioniergeist dieser jungen Truppe und das gemeinsame<br />

Ziel ein Boot zu besitzen machte es in einem schier<br />

unglaublichen Kraftakt möglich das Boot wieder flott zu<br />

bekommen. Für Kontrollfahrten konnte das Boot eingesetzt<br />

werden. Aber für den schnellen Einsatz im Notfall<br />

war es völlig untauglich. Allein bis der Motor zum Laufen<br />

kam dauerte oft eine Ewigkeit. Die Wendigkeit und die<br />

Geschwindigkeit ließen ebenso zu wünschen übrig. Die<br />

hohe Bordwand, die sicher die Wellen des Hamburger Ha-<br />

„Der Kampf ums erste Boot“<br />

Arbeiten an der „Irene“<br />

fens abhielt, machte es nahezu unmöglich jemanden vom<br />

Schiff aus ohne umfangreiche Hilfsmittel aus dem Wasser zu<br />

ziehen. Kurzum das Boot war als Rettungsboot untauglich.<br />

Leider waren alle Versuche erfolglos ein neues geeignetes<br />

Boot zu bekommen, da es für die potentiellen Spender ja<br />

nicht einsehbar war, dass das Schlachtschiff für die Wasserrettung<br />

untauglich sei. So setzte sich die Erken-ntnis durch,<br />

dass ein neues geeignetes Boot erst dann auf die Tagesordnung<br />

der Spender kommen würde wenn das Schlachtschiff<br />

nicht mehr da ist. Jetzt kam den <strong>Wasserwacht</strong>lern der Zufall<br />

zu Hilfe. Ein technischer Defekt, vermutlich<br />

ein überhitzter Motor, führte 1959 zu<br />

einem Brand, der zum Totalverlust des<br />

Schiffes führte. Nun konnte das Projekt<br />

„Neues Schiff“ angegangen werden, das ja<br />

auch bald zum Erfolg führte. 1964 konnte<br />

das neue Boot eingeweiht werden.<br />

9


10<br />

Wasserrettung<br />

Wasserrettung<br />

Die <strong>Wasserwacht</strong>, als Teil des Roten Kreuzes, hat es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, Menschen, die im Zusammenhang<br />

mit Wasser in Not kommen, zu helfen und wenn nötig aus<br />

Gefahrensituationen zu retten. Sie ist eine Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechtes und alle Leistungen der <strong>Wasserwacht</strong><br />

basieren auf der Basis der Freiwilligkeit und des Ehrenamtes.<br />

Wasserrettung<br />

Das Wasser, ob See, Fluss oder Wildbach wird in der<br />

modernen Freizeitgestaltung unserer Gesellschaft in<br />

allen seinen Spielarten immer stärker in die Aktivitäten<br />

mit einbezogen. Dies hat zur Folge, dass sich auch<br />

die Anforderungen an die Wasserretter von der früheren<br />

Schwimmaufsicht im Strandbad hin zu einem „Allrounder“<br />

stark verändert haben. Als Beispiele seien hier, die<br />

Sportarten Rafting, Canyoning oder Kiten genannt. Während<br />

man früher bei Unbillen der Natur wie z. B. Sturm<br />

auf dem See unverzüglich das rettende Ufer aufsuchte,<br />

geht es heute verstärkt darum, sich diesen Naturgewalten<br />

entgegenzustellen. Damit steigt zwangsweise auch<br />

die Risikobereitschaft der Sportler.<br />

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Hilfeleistung ist<br />

somit eine intensive Auseinandersetzung mit dem Medium<br />

Wasser. In erster Linie ist dies eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit<br />

der <strong>Wasserwacht</strong>ler im Schwimmbereich<br />

mit Schnelligkeit und Ausdauer. Auch unter schwierigen<br />

Bedingungen wie hohen Wellen oder niedrigen Wassertemperaturen.<br />

Nachdem der Selbstschutz<br />

oberste Priorität hat, muss ein<br />

<strong>Wasserwacht</strong>ler auch die persönliche<br />

Schutzausrüstung wie<br />

Schwimmwesten, Sicherungsgurte,<br />

Trennwerkzeuge, Schutzanzüge<br />

usw. in allen Situationen<br />

sicher beherrschen. Dies ist<br />

nur durch eine intensive Ausbildung<br />

mit den entsprechenden<br />

Prüfungen und permanenter<br />

Übung zu erreichen. In den meisten Fällen ist für die Hilfeleistung<br />

der Einsatz eines leistungsfähigen Rettungsbootes<br />

notwendig. Die Beherrschung des Bootes auch in<br />

Extremsituationen gehört zum Handwerk des <strong>Wasserwacht</strong>lers.<br />

Umfangreiche Schulungen in Theorie und Praxis<br />

mit anspruchsvollen Prüfungen sind Vorraussetzung<br />

um das Boot sicher und optimal zum Einsatz zu bringen.<br />

Auch Schnelligkeit ist wichtig für eine erfolgreiche Hilfe.<br />

Deshalb müssen die modernen Kommunikationsmittel wie<br />

z. B. Funkgeräte und Funkmeldeempfänger (Piepser)<br />

Wasserrettung mit der Bergwacht Südtirol


sicher beherrscht werden. Ein wesentlicher Teil der<br />

Ausbildung umfasst den Sanitätsbereich der weit über einen<br />

Erste Hilfe Kurs hinausgeht.<br />

Ausbildung<br />

Anfang der <strong>60</strong>er <strong>Jahre</strong> waren die Ertrinkungsunfälle noch<br />

die Todesursache Nr.1 an den Gewässern und somit das<br />

Hauptaufgabengebiet der <strong>Wasserwacht</strong>.<br />

Damals war das Rettungsschwimmabzeichen Silber<br />

gefordert und ausreichend. Innerhalb der ersten <strong>Jahre</strong><br />

kam man dann zu der Erkenntnis, dass ja der Gerettete<br />

Reanimationstraining<br />

Ausbildung<br />

auch noch ein bisschen medizinisch betreut werden sollte.<br />

Somit wurde in die Ausbildung des Rettungsschwimmers<br />

die Herz-Lungen-Wiederbelebung mit aufgenommen.<br />

Besonders Fleißige machten gleich einen ganzen Erste-<br />

Hilfe-Kurs und waren für damalige Zeiten, besonders gut<br />

qualifiziert. Ende der 80er, Anfang der 90er <strong>Jahre</strong> wurde<br />

die Ausbildung in der <strong>Wasserwacht</strong> grundlegend reformiert,<br />

da der Anspruch an den Rettungsschwimmer bis<br />

dahin immer mehr gestiegen war. Es wurde begonnen die<br />

Rettungsschwimmer und Mitglieder der <strong>Wasserwacht</strong>en<br />

mit der Sanitätsausbildung zu fördern, so dass dann auch<br />

die weiteren Stufen Motorbootführer und Rettungstaucher<br />

erreicht werden konnten.<br />

Die heutige Ausbildung<br />

wurde im Jahr 2000 nochmals<br />

reformiert und der Wasserretter<br />

wurde eingeführt. Dieser<br />

schließt die Sanitätsausbildung<br />

Teil A und B mit ein.<br />

Der Wasserretter beinhaltet<br />

u. a. thermische Unfälle (wie<br />

Sonnenstich, Verbrennung,<br />

Unterkühlung), Rettung mit<br />

dem Motorrettungsboot, Tauch- und Ertrinkungsunfälle,<br />

Fließendgewässerrettung Stufe 1, besondere Rettungstechniken<br />

am und im Wasser, Herz-Lungen-Wiederbelebung<br />

von Kindern und Säuglingen sowie die Grundlagen<br />

der Einsatztaktik und Funk. Der Wasserretter ist inzwischen<br />

die Grundlage für weitere Ausbildungen innerhalb<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> wie beispielsweise Motorbootführer,<br />

11


12<br />

Ausrüstung<br />

Rettungstaucher, Luftretter im Wasserrettungsdienst und<br />

Canyoningrettung. Für die Mitglieder gibt es aber noch<br />

eine Zwischenstufe, um am aktiven Dienst teilzunehmen,<br />

den Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst. Dieser<br />

beinhaltet das Rettungsschwimmabzeichen in Silber<br />

sowie einen Sanitätskurs.<br />

Bis zum heutigen Zeitpunkt haben wir in der eigenen Ortsgruppe<br />

17 Mitglieder als Wasserretter ausgebildet, die<br />

auch ihren aktiven Dienst leisten, und weitere 35 für die<br />

anderen Ortsgruppen innerhalb der Kreiswasserwacht<br />

Miesbach. Alle Wasserretter werden stetig weitergebildet<br />

um immer auf dem aktuellen medizinischen und praktischen<br />

Stand zu sein. Hier unterstützen uns einerseits die<br />

Yachtclubs am Tegernsee, damit die Wasserretter immer<br />

wieder den Umgang mit den verschiedenen Segelbooten<br />

üben können. Andererseits werden aber auch jedes Jahr<br />

die medizinischen Kenntnisse und Fähigkeiten aufge-<br />

Fließendgewässerrettung<br />

frischt. Die Hauptaufgaben der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

sind inzwischen von der Unterstützung des Rettungsdienstes<br />

geprägt, um hier in ufernahen Bereichen schnell<br />

und qualifiziert zu helfen. Die Unfälle auf und im Wasser<br />

sind in den letzten <strong>Jahre</strong>n zurückgegangen.<br />

Ausrüstung<br />

Die Ausrüstung hat sich in den letzten <strong>60</strong> <strong>Jahre</strong>n unserer<br />

<strong>Wasserwacht</strong> sehr verändert. Wurde früher noch das<br />

Hauptaugenmerk auf die technische Komponente gelegt,<br />

so müssen wir gerade in der heutigen Zeit die Augen auf<br />

die technische Ausrüstung, medizinische Ausrüstung und<br />

vor allem auf die persönliche Schutzausrüstung unserer<br />

Mitglieder richten. Die Vorstandschaft steht in der Verantwortung,<br />

dass sie den aktiven Mitgliedern auch eine<br />

persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung stellt, damit<br />

diese sich bei etwaigen Einsätzen in gefährlicher Umgebung<br />

sicher bewegen und aufhalten können.<br />

Medizinische Ausrüstung<br />

In den letzten 14 <strong>Jahre</strong>n der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong><br />

hat sich die Vorstandschaft dieser Aufgabe gestellt<br />

und die nötige Ausrüstung Schritt für Schritt beschafft.<br />

Teilweise wurde die Ausrüstung über die <strong>Wasserwacht</strong><br />

Bayern und Oberbayern beschafft. Dies waren aber nur<br />

kleinere Anschaffungen, die den Anforderungen und dem<br />

Bedarf unserer Ortsgruppe nicht immer voll entsprachen.<br />

Dank zahlreicher Sponsoren, denen wir hiermit auch nochmal<br />

unseren besonderen Dank aussprechen möchten,<br />

wären diese Beschaffungen nicht möglich gewesen. Hier


einige Beispiele unserer Ausrüstung: Als <strong>Wasserwacht</strong><br />

bewegt man sich auf dem Wasser mit einem Motorrettungsboot<br />

(MRB). Unser MRB wurde 1986 von der Firma<br />

Wagenhäuser am Starnberger See gebaut und wir haben<br />

es im gleichen Jahr in Dienst genommen. Es wurde damals<br />

mit einem BMW Marine Motor ausgestattet, welcher 2003,<br />

nach 15 <strong>Jahre</strong>n und fast 4.000 Betriebsstunden ausgetauscht<br />

wurde. Der neue Motor, ein Mercruiser MPI Motor<br />

hat inzwischen auch schon 1.300 Betriebsstunden abgeleistet.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 2008 haben wir auf dem MRB ein Side<br />

Wasserretterausrüstung<br />

Ausrüstung<br />

Imagin Sonar eingebaut und für die Aktiven eine ensprechende<br />

Schulung durchgeführt. Denn mit diesem Sonar<br />

gestaltet sich die Suche nach Ertrunkenen oder untergegangen<br />

Gegenständen bedeutend einfacher.<br />

Für die Zukunft planen wir im <strong>Jahre</strong> 2015 / 2016 eine Ersatzbeschaffung<br />

eines neuen MRB. Die Beanspruchung<br />

der letzten 30 <strong>Jahre</strong> machen sich an unserem derzeitigen<br />

MRB stark bemerkbar, was nun mehr und mehr aufwändige<br />

Reparaturen nach sich zieht.<br />

Medizinische Ausrüstung des MRB<br />

Diese Ersatzbeschaffung wird uns vor eine gewaltige<br />

Aufgabe stellen. Zum einen muss es die kommenden 30<br />

<strong>Jahre</strong> halten und zum anderen sollte es in der Ausrüstung<br />

und der Ausstattung auf dem neuesten technischen<br />

Stand sein. Im Bereich der persönlichen Schutzausrüstung<br />

stellt die Ortsgruppe den aktiven Mitgliedern eine<br />

Einsatzhose, ein Polo-Shirt und eine Softshell-Jacke<br />

zur Verfügung. Für den Einsatz im Straßenverkehr werden<br />

Rettungsdienstjacken vorgehalten, damit zum einen<br />

der Wetterschutz und zum anderen die Warnwirkung<br />

vollständig erfüllt werden können. Für den Bereich der<br />

Wasserrettung, hält die Ortgruppe 15 komplette Wasserretter<br />

Ausrüstungen vor. Diese bestehen aus einem Wasserretter-Anzug,<br />

einer Rettungsweste, einem Wurfsack,<br />

einem Helm, Handschuhen und einer Kopfhaube. Für den<br />

Bereich der Ufer- und Fließendgewässerrettung gibt es<br />

noch zusätzlich einen Canyoninggurt. Weiter unterscheiden<br />

wir in der Ausrüstung zwischen medizinischer und<br />

rettungstechnischer. Für den Bereich der medizinischen<br />

13


14<br />

Führungskräfte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

Ausrüstung halten wir 2 Notfallrucksäcke, einen Defibrillator<br />

(AED) und diverse Sanitätstaschen vor. Um die<br />

Patienten richtig zu transportieren besitzen wir 3 Spine-Boards<br />

mit Kopffixierungssets und Gurten sowie eine<br />

Schleifkorbtrage. Die technische Ausrüstung beinhaltet 2<br />

Rettungsbretter und ein Site on Top Kajak, für die schnelle<br />

Rettung von Personen im ufernahen Seebereich. Einen sehr<br />

großen Anteil der rettungstechnischen Ausrüstung, macht<br />

unsere Fließendgewässer Ausrüstung aus, welche aber<br />

auch im Bereich Cayoningrettung zum Einsatz kommt. Diese<br />

wird für die Ausbildung und die Rettung von Personen auf<br />

Flüssen und Bächen vorgehalten. Sie beinhaltet zwei spezielle<br />

Raftingboote für 6 – 10 Personen mit spezieller Ausrüstung.<br />

Führungskräfte der <strong>Wasserwacht</strong><br />

Innerhalb der <strong>Wasserwacht</strong> gibt es 4 Module für Führungskräfte.<br />

Das Modul „Führen im Einsatz I“, das allgemeines<br />

taktisches Führen vermittelt, außerdem grundlegendes<br />

Wissen zu den Themen Menschenführung,<br />

Kommunikation und für das Einsatzgeschehen wichtige<br />

Aspekte der Psychologie sowie die Führungsstrukturen<br />

in der <strong>Wasserwacht</strong> beziehungsweise in Wasserrettungseinsätzen.<br />

Die aufeinander aufbauenden Lehrgänge II bis IV (FiE II –<br />

Führungskräftetraining am Planspiel


Wachleiter, FiE III - SEG-Leiter und FiE IV - Einsatzleiter<br />

Wasserrettungsdienst) konzentrieren sich dann auf taktische<br />

und rechtliche Belange, die auf der jeweiligen Ebene<br />

von Bedeutung sind. Für den Besuch der Lehrgänge ist jeweils<br />

ausreichende praktische Erfahrung und ein gewisses<br />

Mindestalter nachzuweisen.<br />

Der „Einsatzleiter Wasserrettungsdienst“ ist die höchste<br />

erreichbare Qualifikation. Bei größeren Einsätzen an<br />

denen mehrere Schnelleinsatzgruppen (SEG) oder weitere<br />

Hilfsorganisationen beteiligt sind, obliegt ihm die<br />

fachliche Gesamteinsatzleitung. Die Aufgabe des<br />

Einsatzleiter Wasserrettungsdienstes (EL-WRD) ist es<br />

alle eingesetzten Kräfte des Wasserrettungsdienstes<br />

zu führen. Er soll die Absprache und interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

zwischen dem örtlichen Rettungsdienst,<br />

der Feuerwehr, dem THW oder dem Landratsamt durchführen.<br />

Die Einsatzleiter brauchen viel Einsatzerfahrung im<br />

Rahmen der Tätigkeit in der SEG, um Gefahrensituationen<br />

und schnell ändernde Verhältnisse (z. B. Gewitter am Wasser)<br />

richtig einzuschätzen um entsprechend zu handeln.<br />

Naturschutz<br />

Sie müssen in recht kurzer Zeit Entscheidungen fällen, die<br />

Einsatzkräfte koordinieren und haben dadurch eine hohe<br />

Verantwortung.Der Einsatzleitdienst ist das ganze Jahr rund<br />

um die Uhr besetzt. Hierfür stehen derzeit 6 aktive Einsatzleiter<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> für den gesamten Landkreis Miesbach<br />

zur Verfügung. Die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> stellt<br />

derzeit 4 ausgebildete und bestelle Einsatzleiter Wasserrettungsdienst.<br />

Naturschutz<br />

Allein schon aus der Tatsache, dass sich der primäre Aufgabenbereich<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> in freier Natur befindet,<br />

ergibt sich die Notwendigkeit, sich mit dieser zu beschäftigen.<br />

Speziell natürlich der See mit seinem Umfeld.<br />

Mit zunehmender Besiedelung des Tales sowie des steigenden<br />

Fremdenverkehres und der sich ändernden Lebensweise<br />

der Menschen - als Beispiel sei nur der stark<br />

steigende Waschmittelverbrauch genannt - erhöhte sich<br />

auch die Schadstoffbelastung des Sees, da viele Abwasserleitungen<br />

direkt in den See führten und die Versickergruben<br />

mit zeitlicher Verzögerung ihre Schadstofffracht in den<br />

See abluden. Dies führte dazu, dass die natürliche<br />

Josef Killer | Markhaus 1<br />

83627 Warngau / Wall | Tel.: 08025-996655<br />

Müllsammelaktion<br />

15


16<br />

Naturschutz<br />

Reinigungskraft des Sees nicht mehr ausreichte und der<br />

Stickstoff und Nitratgehalt zunahm. <strong>Wasserwacht</strong>ler,<br />

die in den fünfziger <strong>Jahre</strong>n im Sommer bei hohen Wassertemperaturen<br />

im See schwammen, erzählten, dass<br />

man hinterher nicht besonders gut roch. Gott sei Dank<br />

erkannten das auch die verantwortlichen Politiker der<br />

Seeanliegergemeinden und starteten das Projekt der<br />

Ringkanalisation um den See vor Abwässern zu schützen.<br />

Mit den <strong>Jahre</strong>n verbesserte sich die Wasserqualität,<br />

so dass wir heute von Gewässergüte 1-2, also annähernd<br />

Trinkwasserqualität sprechen.<br />

Heutige Aktivitäten im Naturschutz:<br />

Dieses wertvolle Gut, das beinahe verloren schien, gilt<br />

es nun vor allem der <strong>Wasserwacht</strong>jugend transparent zu<br />

machen, um die Verhaltensweisen für einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit der Natur zur Selbstverständlichkeit<br />

werden zu lassen. Was eignet sich besser dazu als<br />

z. B. eine Müllsammelaktion entlang des Seeufers mit all<br />

den Fundstücken, die da nicht hingehören. Das reicht von<br />

Plastiktüten, über Autoreifen bis hin zu Medikamentenresten.<br />

Für die Flora und Fauna des Seeufers wurden von<br />

der Naturschutzbehörde eigene Schutzzonen im Uferbereich<br />

eingerichtet, die durch gelbe Bojenfelder markiert<br />

Müllsammelaktion<br />

sind. Dort herrscht absolutes Betretungsverbot sowohl<br />

von der Land- als auch von Seeseite her. Hier versucht die<br />

<strong>Wasserwacht</strong> bei meist unbeabsichtigten Verstößen aufzuklären.<br />

Auch bei Versuchen den Edelkrebs, der leider<br />

durch die eingeschleppte Krebspest im Tegernsee so gut


wie verschwunden war, wieder heimisch werden zu lassen,<br />

halfen Mitglieder der <strong>Wasserwacht</strong>.<br />

Taucher, die oft auch Mitglieder der <strong>Wasserwacht</strong> sind,<br />

berichten, dass immer wieder einzelne Exemplare gesichtet<br />

werden. Auch bei der Bestandserhebung der großen Teichmuschel<br />

halfen die <strong>Wasserwacht</strong>staucher. Leider scheint<br />

diese Art durch die kleinere Dreikantmuschel, ursprünglich<br />

eine Brackwassermuschel, die sich an Süßwasser angepasst<br />

hat, verdrängt worden zu sein. Und ist es nicht ein besonderer<br />

Anblick, wenn man im Frühjahr nach der Brutzeit<br />

die scheue Haubentaucherfamilie mit den Jungen auf dem<br />

Rücken die ersten Ausflüge aus dem geschützten Schilfgürtel<br />

in den See hinaus machen sieht?<br />

Auch auf die Teich- und Seerosenfelder, die oft nicht innerhalb<br />

der Schutzzonen liegen, haben die <strong>Wasserwacht</strong>ler bei<br />

ihren Kontrollfahrten ein wachsames Auge. Gesunde und<br />

ausreichend große Schilfzonen sind die Voraussetzung für<br />

die Artenvielfalt. Leider macht sich am Rand dieser Zonen<br />

zunehmend eine Pflanzenart breit, die nicht am See heimisch<br />

ist. Also ein Neophyt. Es handelt sich um den japani-<br />

Jugendarbeit<br />

schen Knöterich, eine Bambusart, die sehr schnell wächst,<br />

bis zu 4 m hoch wird und das einheimische Schilf verdrängt.<br />

Mit dem ersten Frost fällt diese nicht unerhebliche Biomasse<br />

in sich zusammen und bildet einen dichten Bodenbelag,<br />

aus dem im Frühjahr dann die neuen Pflanzen wachsen. Es<br />

bietet also im Winter, im Gegensatz zu Schilf, keinen Schutz<br />

für die einheimischen und die nur am See überwinternden<br />

gefiederten Gäste. Wo sich erste Ansiedlungen bilden,<br />

beseitigt die <strong>Wasserwacht</strong>jugend diese Neophyten. Die<br />

<strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> ist sich der Verantwortung<br />

bewusst, diese unsere in großen Teilen noch intakte Seeund<br />

Uferlandschaft zu schützen und nach besten Kräften<br />

für zukünftige Generationen zu bewahren.<br />

Jugendarbeit<br />

Kinderschwimmkurs:<br />

Das Sprichwort „Wasser hat keine Balken“ gilt auch heute<br />

in unveränderter Form. Deshalb ist es besonders wichtig,<br />

gerade für Kinder, die in der Nähe eines Gewässers aufwachsen,<br />

so früh wie möglich das Schwimmen zu erlernen.<br />

Seit es das Hallenbad in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> gibt und man von<br />

den Wassertemperaturen des Sees unabhängig geworden<br />

ist, hat es sich die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> zum Ziel<br />

gesetzt den Kindern so früh wie möglich das Schwimmen<br />

zu erlernen. Aus dieser Zielsetzung ist der Schwimmkurs<br />

für die Kindergartenkinder im letzten Kindergartenjahr<br />

entstanden. Die Kinder sind dann in der Regel 5 <strong>Jahre</strong><br />

alt. Auch durch die Unterstützung der Gemeinde <strong>Bad</strong><br />

17


18<br />

Jugendarbeit<br />

<strong>Wiessee</strong> mit ermäßigten Eintrittspreisen ist es möglich,<br />

die Kosten sehr gering zu halten. Ein zusätzliches Plus ist<br />

es, dass für diesen Schwimmkurs das Hallenbad außerhalb<br />

der Öffnungszeiten genutzt werden darf, so dass die<br />

Kinder nicht durch Aktivitäten anderer Besucher abgelenkt<br />

werden, oder diese stören. Ein weiterer Vorteil<br />

ist, dass die Kinder in der gewohnten Gruppe aus ihrem<br />

Kindergarten im Hallenbad sind, und somit die vertraute<br />

Sozialstruktur schon besteht. Auch die Eltern werden<br />

mit einbezogen, wobei sich deren Tätigkeit auf organisatorische<br />

und betreuende Funktionen im Hintergrund<br />

beschränkt. Die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> ist personell<br />

so gut aufgestellt, dass auf maximal zwei Kinder ein<br />

Schwimmlehrer kommt. Wenn es sich bei manchen<br />

Kindergartenschwimmkurs<br />

Kindern etwas schwieriger gestaltet, ermöglicht diese<br />

Aufstellung auch Einzeltraining. Natürlich kommt<br />

auch der Spaß nicht zu kurz, und es ist für die Kinder<br />

immer wieder eine zusätzliche Motivation mit 15-20<br />

„echten“ <strong>Wasserwacht</strong>lern im Kinderbecken zu toben.<br />

80% der Kinder schaffen es in der Regel nach 10<br />

Stunden das Seepferdchen zu erwerben. Sie können<br />

somit 25 m im tiefen Wasser schwimmen. Der Sprung vom<br />

Beckenrand, der den Sturz ins Wasser nachbildet, gehört<br />

auch dazu, ebenso aus schultertiefem Wasser einen Ring<br />

herauf zu tauchen. Es ist für die Betreuer immer wieder<br />

eine große Freude zu sehen, mit welchem Stolz dann die<br />

Kinder das Seepferdchen-Abzeichen an der <strong>Bad</strong>ekleidung<br />

tragen. Der Kurs findet bewusst im Frühjahr statt, so dass<br />

das Gelernte dann in der <strong>Bad</strong>esaison mit Hilfe der Eltern<br />

Schwimmtraining<br />

vertieft werden kann. Nach einem hoffentlich schönen<br />

<strong>Bad</strong>esommer beginnt mit der Schulzeit auch wieder das<br />

wöchentliche Training der <strong>Wasserwacht</strong>.<br />

Reguläres Montagstraining:<br />

Viele Kinder aus dem Kindergartenschwimmkurs sind in<br />

die <strong>Wasserwacht</strong> eingetreten.<br />

Die „alten Hasen“ freuen sich dann schon auf die „Neuen“<br />

um ihr Können zu zeigen.<br />

Aufgrund der Altersstruktur und des Könnens werden die<br />

Kinder in folgende Gruppen aufgeteilt:<br />

Von 17.00 bis 18.00 Uhr findet unsere „Bambinigruppe“<br />

statt, für alle Kinder, die im Frühjahr zuvor das Seepferdchen<br />

erworben haben. Oder vielleicht aber auch schon 6<br />

oder 7 <strong>Jahre</strong> alt sind und sich noch unsicher fühlen.<br />

Hier geht es in erster Linie um saubere Schwimmtechnik<br />

im Brustschwimmen, ersten Kontakt mit der Gleitphase<br />

und um die Ausdauer. Auch erste Übungen zum Rücken-


schwimmen, Tauchen und das Üben des Startsprungs,<br />

fehlen nicht. Bis dieser Sprung gut gelingt ist mancher<br />

„Bauchplatscher“ notwendig, und es erfordert gelegentlich<br />

ein gewisses Maß an Überredungskunst und Hilfestellung<br />

der Betreuer, dass sich die Kinder überwinden.<br />

Auch der Spaß und das Gaudimachen kommt natürlich<br />

nicht zu kurz. Ziel des Trainings ist es, dass sich die Kinder<br />

im Wasser in allen Situationen sicher und wohl fühlen<br />

und jegliche Angst, aber dennoch nicht den Respekt vor<br />

dem Wasser verlieren. Auf ein gutes Gruppenklima und<br />

soziales Verhalten wird sehr großer Wert gelegt, das ist<br />

ein wesentliches Merkmal unserer <strong>Wasserwacht</strong>! In der<br />

Gruppe der 8- bis 10-jährigen, aufgeteilt auf drei Bahnen,<br />

immer montags von 18.00 bis 19.00 Uhr, kommt<br />

auch der Leistungsgedanke langsam zum Tragen. Nun<br />

heißt es trainieren und die Stoppuhr wird zum Begleiter.<br />

Die gelegentliche Dokumentation der Schwimmleistung<br />

hilft dabei den Fortschritt zu erkennen und sich Ziele<br />

zu setzen. Nun kommen erstmals die Ausbildungsrichtlinien<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> zum Einsatz. In diesem Zuge<br />

können die Kinder ab einem Alter von 8 <strong>Jahre</strong>n den<br />

Juniorwasserretter I machen. Es werden die Grundlagen<br />

des Rettungsschwimmens mit den dazugehörigen Rettungsgriffen,<br />

Befreiungsgriffen und Schwimmen mit Kleidung<br />

vermittelt. Wenn keine ärztlichen Bedenken vorhanden<br />

sind, beginnt nun auch das Tauchtrainig. Wenn dann<br />

der Druckausgleich für die Ohren klappt, ist ein Tauchgang<br />

zum Beckengrund auf 3,5 m Tiefe kein Problem mehr. Es<br />

wird aber auch bei den Älteren die saubere Technik des<br />

Brustschwimmens weiter geübt. Auch das Erlernen der<br />

anderen Schwimmarten, in erster Linie das Kraulen,<br />

Jugendarbeit<br />

darf nicht fehlen. Diese Schwimmarten erfordern eine<br />

völlig neue Technik und eine andere Koordination von Armen<br />

und Beinen. Auch das seitliche Atmen beim Kraulen<br />

erfordert ein hohes Maß an Konzentration um kein Wasser<br />

zu schlucken.<br />

In der Gruppe von 19.00 bis 20.00 Uhr werden unsere Kinder<br />

und Jugendlichen ab 11 <strong>Jahre</strong>n auf die verschiedenen<br />

Schwimmbahnen aufgeteilt. Hier kristallisiert sich meist<br />

heraus, wer bei der <strong>Wasserwacht</strong> bleiben wird. Kinder, die<br />

zu dem Zeitpunkt andere Prioritäten setzten und aussteigen,<br />

sind dann aber schon gute und sichere Schwimmer,<br />

und die <strong>Wasserwacht</strong> hat ein wichtiges Ziel erreicht. Kinder,<br />

die dabeibleiben, trainieren weiter um ihre Schwimmleistung<br />

zu verbessern. Gerade in der jetzt einsetzenden<br />

Pubertät ist es wichtig in der Gruppe akzeptiert zu werden<br />

und eine Anlaufstelle zu haben. Auch so mancher<br />

Konflikt wird dabei ausgetragen, aber es gibt Regeln, die<br />

Zeltlager<br />

19


20<br />

Jugendarbeit<br />

eingehalten werden müssen, und die Betreuer sind entsprechend<br />

gefordert. Ab dem Alter von 11 <strong>Jahre</strong>n kann<br />

dann der Juniorwasserretter II erlangt werden. Ab 14 <strong>Jahre</strong>n<br />

gehört man der Jugendgruppe an und auch die Erste-<br />

Hilfe-Ausbildung rückt immer stärker in den Fokus. Aus<br />

dem Wasser bergen ist eines, das andere ist die richtige<br />

und oft lebensrettende Maßnahme am Unfallort. Erkennen<br />

der Situation und das dazugehörige richtige Handeln wird<br />

geübt. An Puppen wird beispielsweise die Atemspende<br />

und die Herzdruckmassage erlernt. Die richtige<br />

Behandlung bei Schockzuständen gehört ebenso dazu<br />

wie das Erstversorgen von Wunden. Hier entsteht ein Wissen<br />

fürs Leben. Mit 14 <strong>Jahre</strong>n können die Kinder dann die<br />

Fähigkeiten des Juniorwasserretters III erlernen. Für die<br />

Jugendlichen, die dann immer noch dabei sind, beginnt<br />

ab etwa 16 <strong>Jahre</strong>n die Ausbildung zum Wasserretter.<br />

Nach Lehrplänen, die von der Bayrischen <strong>Wasserwacht</strong><br />

vorgegeben werden, erfolgt die Ausbildung. Hier ist, sowohl<br />

was die Wasserarbeit angeht als auch die Erste-Hilfe-Ausbildung,<br />

Durchhaltevermögen und eine gehörige<br />

Bereitschaft zum Lernen notwendig. Viele dieser Lerneinheiten<br />

werden dann im See durchgeführt. Wenn alle Prüfungen<br />

bestanden sind, freut sich der technische Leiter<br />

der Ortsgruppe, dass er einen weiteren gut ausgebildeten<br />

Wasserretter oder eine Wasserretterin zur Verfügung hat,<br />

die ihm während der Sommermonate für den Rettungsdienst<br />

zur Verfügung stehen. Der Bootsführerschein ist<br />

dann die nächste Herausforderung. Auch hier heißt es<br />

wieder viel lernen und üben. Denn nur im eingespielten<br />

Team von Wasserretter und Bootsführer ist die optimale<br />

Voraussetzung gegeben im Notfall schnell und kompetent<br />

helfen zu können. Wer Spaß und Freude daran hat beginnt<br />

nun selbst bei der Jugendausbildung mitzuhelfen und<br />

Verantwortung zu übernehmen und sorgt mit dafür, dass<br />

der <strong>Wasserwacht</strong> der Nachwuchs nicht ausgeht.<br />

Jugendfreizeit und andere schöne Dinge:<br />

Wir veranstalten jedes Jahr für unseren Nachwuchs<br />

auch Freizeitaktivitäten außerhalb des Schwimmens,<br />

wie z. B. unsere Nikolausfeier für die Kleineren, Faschingspartys<br />

für die angehenden Teenager, gemeinsames<br />

Zeltlager, Grillnachmittage und natürlich auch<br />

mal die Mitfahrt im Motorrettungsboot trägt dazu bei<br />

das Zugehörigkeitsgefühl zu verstärken. Letztes Jahr<br />

fand für die Großen ein Ausflug ins Rutschenparadies<br />

nach Erding statt, was natürlich großen Anklang fand. Im


April dieses <strong>Jahre</strong>s nahmen wir auch wieder mit unserer<br />

1. Stufe am Bezirkswettbewerb in Erding teil und belegten<br />

einmal den 1. und den 7. Platz. Der Wettbewerb<br />

besteht zur einen Hälfte aus einem schwimmerischen<br />

Teil und zur anderen aus dem theoretischen Teil. Für<br />

die sechs Teilnehmer, deren Eltern und ihre Trainer ist<br />

die Vorbereitungszeit immer wieder stressig. Viele Zusatztrainings<br />

und Theoriestunden am Wochenende sind<br />

nötig, um das erforderliche Wissen wie Erste-Hilfe,<br />

Naturschutz oder jährliche Sonderthemen (wie „der<br />

Jugendliche in der <strong>Wasserwacht</strong>“ oder „Gefahren im<br />

Binnengewässer“) zu vermittelt. Aber auch wenn man<br />

nicht bei der Wettbewerbsgruppe dabei ist, besteht<br />

für die Kinder die Möglichkeit erste Ausbildungen und<br />

Abzeichen der <strong>Wasserwacht</strong> zu erwerben. Die Kinder können<br />

nach sicherem Schwimmen von vier Bahnen (100m)<br />

und Streckentauchen von 5m den „Seeräuber“ ablegen.<br />

Nach vielen weiteren fleißigen Trainingseinheiten erwerben<br />

die Kinder die typischen Abzeichen der <strong>Wasserwacht</strong>, wie<br />

z. B. das Schnorchelabzeichen, den bereits erwähnten Juniorwasserretter<br />

und später auch den Rettungsschwimmer.<br />

Liebe Kinder und Jugendliche,<br />

falls Ihr jetzt Lust auf die <strong>Wasserwacht</strong> bekommen habt,<br />

freuen wir uns sehr, wenn Ihr am 1. Schulmontag nach<br />

den Sommerferien zu einem Schnuppertraining bei uns<br />

im <strong>Bad</strong>epark vorbei kommen würdet!<br />

Die Heimat der <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong><br />

<strong>Wiessee</strong> „der Baustadl“<br />

Aus den Anfängen:<br />

Als das weiße Gold wurde das Salz früher bezeichnet, da<br />

Der Baustadl<br />

seine Herstellung mit sehr gro- Herzlichen Glückßen<br />

Mühen und hohem Enerwunsch und weitergieaufwand<br />

verbunden war. hin viel Erfolg!<br />

Das Salz wurde mit Wasser aus<br />

dem Gestein gewaschen und<br />

es entstand die Sole. Durch<br />

verdampfen des Wassers blieb<br />

das Salz übrig. Dazu waren<br />

große Mengen Brennholz notwendig.<br />

Als das Holz in der<br />

näheren Umgebung der Sud-<br />

ARAL – Tankstellen<br />

pfannen ausging, wurden die<br />

Sepp Killy<br />

Wege der Holzbringung immer<br />

weiter. Da auch der Transport mit Pferdefuhrwerken sehr<br />

aufwendig war, wurde immer mehr die natürliche Strömung<br />

der Flüsse, die aus den waldreichen Bergen kam,<br />

zum Holztransport genutzt. Die Wälder rund um den<br />

Tegernsee wurden somit zu einer reichen Holzquelle.<br />

Das in den <strong>Wiessee</strong>r Bergwäldern geschlagene Holz<br />

wurde über den Söllbach, der zum Holztransport, dem<br />

sogenannten Triften, ausgebaut wurde, in den Tegernsee<br />

geleitet, über den See zur Mangfall gebracht und weiter<br />

Hüttenumbau<br />

über diese flussabwärts zu den Sudpfannen nach Rosenheim<br />

gebracht. 1821 wurde dazu an der Söllbachmündung<br />

ein Gebäude, das wie eine Bootshütte in den See<br />

ragt, errichtet. In dieser sogenannten Trifthütte bewahrten<br />

die Arbeiter ihre Werkzeuge und sicher auch die benötigten<br />

Schiffe auf. Es dürfte sich um sogenannte Pletten<br />

21


22<br />

Baustadl<br />

gehandelt haben. Stabile Arbeitsboote, wie sie in ähnlicher<br />

Form der Übersetzer von Rottach nach Tegernsee<br />

heute noch besitzt. Nach Beendigung der Trift wurde die<br />

Trifthütte als Lagerhütte genutzt. Vermutlich wurde auch<br />

Baumaterial gelagert, da sich im Volksmund der Name<br />

„Baustadl“ eingebürgert hat. Das 1964 in Dienst gestellte<br />

Rettungsboot war im privaten Strandbad Grieblinger<br />

stationiert. Leider ohne Bootshütte und das gute Stück<br />

war permanent Wind und Wetter ausgesetzt. Auf der<br />

Suche nach einer Bootshütte kam dann die Trifthütte<br />

ins Gespräch. Natürlich war der bauliche Zustand<br />

nicht optimal. „Dann ändern wir das halt“, war die<br />

Der „Baustadl“<br />

Aussage der <strong>Wasserwacht</strong> und man kam mit der Gemeinde<br />

überein, dass das notwendige Baumaterial<br />

von der Gemeinde bezahlt wird und die notwendige Arbeitsleistung<br />

von den Mitgliedern der <strong>Wasserwacht</strong> erbracht<br />

wird. 1976 wurde dann der Pachtvertrag mit der<br />

Gemeinde geschlossen. Aufgrund der Größe der Trifthütte<br />

konnten auch die Fischer, die ebenfalls auf der<br />

Suche nach einem Domizil waren, in der Hütte untergebracht<br />

werden. Gemeinsam ging es an den Umbau und<br />

die notwendigen Erneuerungen. Über den Aufwand zu<br />

sprechen ist unnütz. Die Bilder sagen alles. Das gemeinsame<br />

Ziel stand im Fokus, egal welcher Aufwand notwendig<br />

war. Seither gibt es im Baustadl einen Wachraum,<br />

einen Geräteraum, eine kleine Küche und natürlich die<br />

„Bootsgarage“. Nach und nach wurde auch der Speicher<br />

ausgebaut, der als Lager- und Schulungsraum für bis zu<br />

50 Personen genutzt wird. Natürlich dient dieser Raum<br />

auch der Geselligkeit.<br />

2011 erhielt die <strong>Wasserwacht</strong> die Genehmigung auf der<br />

Seeseite der Hütte einen Steg anzubauen. Auch dies<br />

geschah komplett in Eigenleistung. Dies ist der optimale<br />

Platz um das Geschehen auf dem See zu überwachen,<br />

und das Rettungsboot in sekundenschnelle zum


Einsatz zu bringen. Denn in der Wasserrettung zählt jede<br />

Sekunde. Die <strong>Wasserwacht</strong> und die Fischer haben es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, auch alle notwendigen Instandhaltungsarbeiten<br />

an diesem an die Vergangenheit erinnernden<br />

Gebäude zu tätigen. Natürlich hat eine moderne<br />

Rettungswache ihre Vorteile, aber den Flair und die<br />

besondere Ausstrahlung dieser Hütte haben sie nicht.<br />

Richtig bewusst wird einem das erst wieder, wenn <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

von anderen Ortsgruppen zu Schulungen<br />

oder zu Besuch sind und uns Wiesser <strong>Wasserwacht</strong>ler um<br />

dies Hütte beneiden. Wir hoffen und sind uns sicher, dass<br />

das auch so bleibt.<br />

Die <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> in<br />

Zahlen:<br />

Die Ortsgruppe der <strong>Wasserwacht</strong> hat derzeit 522 Mitglieder<br />

Davon sind 215 Jugendmitglieder.<br />

55 Mitglieder sind im aktiven Einsatz. Die folgenden Zahlen<br />

sollen Ihnen, lieber Leser, einen kleinen Überblick<br />

geben über die in 2012 erbrachten Leistungen. Die Wasserrettungsstation<br />

ist in der Regel vom 1. Mai bis 1. Oktober<br />

an allen Wochenenden und Feiertagen besetzt. Doch<br />

auch unter der Woche leisten die Mitglieder, wenn es<br />

beruflich möglich ist, ihren Dienst. 3324 Stunden sind so<br />

zusammengekommen. Wenn man nun eine Arbeitswoche<br />

mit 40 Stunden ansetzt, so entspricht dies 83 Wochen. Da<br />

auch die <strong>Wasserwacht</strong> erhebliche Mittel für die Ausrüstung<br />

benötigt, die nicht in vollem Umfang vom Rettungsdienst<br />

geleistet werden können, sind die Mitglieder auch bei der<br />

Mittelbeschaffung aktiv. Für das Seefest, das Bayern-3-<br />

WW in Zahlen | Schifferstechen<br />

Dorffest und den Abwinkler Advent wurden insgesamt<br />

1798 Stunden aufgewendet. Die daraus entstehenden<br />

Einnahmen fließen vollständig in die Ausrüstung und die<br />

Jugendarbeit. Für den Naturschutz wurden 71 Stunden<br />

aufgewendet.<br />

Nun zu den Einsätzen:<br />

1 Vermisstensuche, die ein glückliches Ende fand.<br />

14 Sachbergungen (Segelboote, Floße etc.)<br />

1 Lebensrettung<br />

10 Erste Hilfeleistungen<br />

13 Hilfeleistungen an Sportbootbesatzungen<br />

9 Erstversorgereinsätze im Rettungsdienst<br />

5 Einsätze im Rahmen der Schnelleinsatzgruppe<br />

10 Übergaben an den Rettungsdienst<br />

81 Fahrten mit dem Rettungsboot wurden absolviert.<br />

(Einsätze, Schulung, Streifenfahrten)<br />

Der Aufwand für die Jugendausbildung und die<br />

Schwimmausbildung wird nicht dokumentiert. Ebenso wie<br />

die Dienstabende am Montag nach dem Schwimmtraining.<br />

Für den Schwimmkurs der Kindergartenkinder, der 10<br />

Stunden dauert, sind im Durchschnitt 15 <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

im Einsatz. In Summe also 150 Stunden. Allein diese<br />

nüchternen Zahlen zeigen, wie wichtig und notwendig die<br />

Leistung der <strong>Wasserwacht</strong> für die Gesellschaft ist.<br />

Schifferstechen<br />

Das Schifferstechen war früher eine Methode der Flößer,<br />

Fischer und Handelnden auf den Wasserstraßen<br />

bestimmte Wege- und Fischereirechte regelmäßig dem<br />

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24<br />

Schifferstechen<br />

jeweils Stärkeren zuzusprechen.<br />

Heute handelt es sich beim Schifferstechen,<br />

so wie wir es betreiben, um einen<br />

Sport, der nicht nur den Akteuren, sondern<br />

auch den Zuschauern eine Menge<br />

Spaß und Freude bereitet.<br />

Im <strong>Jahre</strong> 1978 wurden wir erstmals zu<br />

einem großen Schifferstechturnier auf<br />

dem Olympiasee in München eingeladen.<br />

Schnell war eine Mannschaft<br />

aufgestellt, für diese uns bis dahin<br />

weitestgehend unbekannte Sportart. In den folgenden<br />

<strong>Jahre</strong>n nahmen wir immer wieder daran teil. Um unsere<br />

Einheimischen und Gäste an diesem Spaß teilhaben<br />

zu lassen, haben wir uns die Boote der Münchner<br />

Olympiapark GmbH ausgeliehen, um an den Seefesten<br />

einen Programmpunkt der besonderen Art bieten zu können.<br />

1989 wurden dann endlich die ersten eigenen Boote<br />

von uns <strong>Wasserwacht</strong>lern gebaut. Diese „Plätten“<br />

genannten Ruderboote sind ca. 9,50 m lang und 1,30 m<br />

breit. In der Mitte des Bootes befindet sich eine Bank, auf<br />

der vier Ruderer in einer Reihe Platz finden. Die Ruder<br />

sind so angeordnet, dass jeweils zwei Ruder auf der Backbord-<br />

und zwei auf der Steuerbordseite für Antrieb sorgen.<br />

Weiter hinten sitzt der Steuermann. Er ist der einzige<br />

der in Fahrtrichtung sitzt. Der Steuermann gibt das Kommando<br />

zum Losfahren, lenkt das Boot und gibt auch das<br />

Signal die Ruder hochzustellen. Hinter dem Steuermann,<br />

am Heck des Bootes, erhebt sich das Podest für den<br />

Schifferstechen


Stecher, etwa einen Meter über dem Wasserspiegel. Somit<br />

ergibt sich, dass eine Mannschaft aus sechs Leuten<br />

besteht: ein Steuermann und 5 Ruderer, die sich in fester<br />

Reihenfolge beim Stechen ablösen. Jeder Stecher hat<br />

zweimal hintereinander die Gelegenheit seinen Gegner<br />

vom Podest ins kalte Nass zu befördern. Wer das schafft,<br />

ergattert pro Stich zwei Punkte für seine Mannschaft. Bei<br />

einem Unentschieden gibt es für jeden Stecher jeweils einen<br />

Punkt wenn beide auf dem Podest bleiben oder jeweils<br />

null Punkte, wenn beide ins Wasser fallen. Daraus ergibt<br />

sich rechnerisch eine maximale Anzahl von 20 Punkten<br />

für die erfolgreiche Mannschaft. Um überhaupt Schifferstechen<br />

zu können braucht man natürlich die richtige<br />

Ausrüstung. Ohne Lanze geht es nicht! Die Lanzen waren<br />

in den Anfangsjahren aus Massivholz gefertigt und hatten<br />

deshalb auch ein stattliches Gewicht. Dazu kam die<br />

Gefahr, dass das Holz bei Extrembelastungen brechen<br />

konnte, was ein hohes Verletzungsrisiko bedeutete. Heute<br />

benutzen wir ein <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>r Patent und verwenden<br />

als Schaft den Mast eines „Surf-Segels“. Durch die auflaminierten<br />

Querstreben und dem aufgesetzten Gummipuffer<br />

an der Spitze ist die Lanze für ihre Verwendung<br />

bestens geeignet und die Verletzungsgefahr reduziert.<br />

Schifferstechen<br />

Gewonnenes Duell<br />

So gerüstet kann es losgehen: Die beiden Steuermänner<br />

richten die Boote aus, um gegenseitig aufeinander zufahren<br />

zu können. Wenn die Stecher beider Boote bereit<br />

sind, geben die Steuermänner einander per Ruderzeichen<br />

das Signal zum Losfahren. Mit kräftigen Ruderschlägen<br />

bringen die beiden Mannschaften ihre Boote auf Geschwindigkeit.<br />

Kurz bevor die Boote auf der jeweiligen<br />

Steuerbordseite aneinander vorbeifahren, gibt der Steuermann<br />

das Kommando „Ruder hoch!“. Die Ruderer stellen<br />

die Ruder senkrecht auf und die Stecher nehmen den<br />

Gegner ins Visier. Beim Stich gilt: Fair bleiben! Man muss<br />

den Gegner im Brustbereich (linke Brustseite, in Herznähe)<br />

treffen und auch dem Kontrahenten den entsprechenden<br />

Bereich präsentieren. Abwehren oder Wegducken<br />

sind dabei nicht erlaubt. Der Stecher darf das Podest<br />

allerdings nur mit seinen Füßen berühren. Ein Abstützen<br />

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26<br />

Seegeist<br />

mit der Hand (z. B. beim Ausbalancieren) wird mit Punktabzug<br />

bestraft. Ebenso wird ein Verlust der eigenen Lanze<br />

als „Hineinfallen“ mit 0 Punkten gewertet.<br />

Die richtige Mischung aus Kraft, Gewicht und Technik ist<br />

Schifferstechen<br />

Voraussetzung um einen Stich zu gewinnen.<br />

Mittlerweile sind wir mit dem Schifferstechen ein fester<br />

Bestandteil bei den Seefesten in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> und Rottach<br />

– Egern. Wir tragen aber nicht nur auf dem Tegernsee<br />

unsere Schaukämpfe aus. In jedem Jahr gibt es einige<br />

Einträge in unserem Terminkalender. So fahren wir beispielsweise<br />

regelmäßig zu Turnieren nach Laufen an der<br />

Salzach und nach Stepperg bei Neuburg an der Donau.<br />

Dort treten wir nahezu jedes Mal mit zwei Mannschaften<br />

an. Seit 1998 findet auch in <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> jährlich ein<br />

Schifferstechturnier der besonderen Art statt. Bei uns<br />

werden zuerst die Teilnehmer gewogen und dann entsprechend<br />

ihrer Gewichtsklasse in eine Mannschaft<br />

gelost. Diese außergewöhnliche Art der Zusammenstellung<br />

gewährt den einzelnen Teilnehmern, dass sie auch in<br />

ihrer Gewichtsklasse stechen können und somit eine faire<br />

Chance haben. Wir trainieren ab Ende Mai jeden Montag<br />

an der <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>r <strong>Wasserwacht</strong>shütte ab 19:00 Uhr.<br />

Wer das Schifferstechen einmal ausprobieren möchte,<br />

kann dies gerne tun. Man braucht dazu lediglich eine <strong>Bad</strong>ehose,<br />

ein Handtuch und ein extra T-Shirt.<br />

Seegeist<br />

Wie der Seegeist an den Tegernsee kam:<br />

Die Wassergeister, die vor sehr langer Zeit im Urmeer<br />

wohnten, waren eine recht ungehobelte Bande und es<br />

gab oft Streit. Diesen Streit wollte ein kleiner Wassergeist<br />

nicht mehr mitmachen, da er meist auf der Verliererseite<br />

stand. So beschloss er auszuwandern. Leider waren aber<br />

alle Reviere schon mit Wassergeistern besetzt. So zog er<br />

ruhelos umher. Da kam ihm die Erdgeschichte zu Hilfe.<br />

Mit großer Freude sah er wie die Eiszeit zu Ende ging<br />

und sich neue Seen bildeten. Plötzlich hatte er eine Riesenauswahl.<br />

Ein neu entstandener See umgeben von<br />

Wäldern und Bergen hatte es ihm besonders angetan<br />

und er beschloss da zu bleiben. Es war der Tegernsee.<br />

Und weil der Seegeist ein freundlicher Geist ist, der die<br />

Menschen mag und auch gerne zu ihnen spricht, half er<br />

mit die Tegernseer Zeitung zu gründen. Als Dankbarkeit


für diese Hilfe heißt die Zeitung heute<br />

noch Seegeist. Alle zwei Wochen meldet<br />

er sich. Nachdem die <strong>Wiessee</strong>r <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

und der Tauchclub Tegernseer<br />

Tal besonders gute Freunde von ihm<br />

sind, baten sie ihn doch auch einmal<br />

selbst ans Ufer zu kommen. Er war einverstanden,<br />

aber nur wenn er festlich<br />

empfangen wird und alle Kinder, die seine<br />

besonderen Freunde sind, laut nach<br />

ihm rufen. „Seegeist komm!!“, so riefen<br />

viele Kinder immer wieder und plötzlich<br />

tauchte er in der von Fackelschwimmern<br />

erleuchteten Bucht vor den staunenden<br />

Augen der Kinder in einer Wasser- und<br />

Feuersäule auf und schritt über das<br />

Wasser zum Ufer. Hier gab er dann seine Meinung zu<br />

wichtigen Dingen kund und alle hörten zu. Der eine oder<br />

andere Leser wird sich sicher noch an diese eindrucksvollen<br />

Besuche erinnern. Nach kurzer Zeit verschwand er<br />

wieder in den eisigen Fluten und die Feuersäule schlug<br />

hinter ihm zusammen. Nun ist er schon einige Zeit nicht<br />

mehr aufgetaucht, aber er hat uns zum Jubiläum einen<br />

Brief geschrieben, den ihr unten lesen könnt:<br />

Seid mir gegrüßt meine lieben Freunde von der <strong>Wiessee</strong>r<br />

<strong>Wasserwacht</strong>!<br />

Seid mir gegrüßt alle Bewohner der Westbank - und alle<br />

anderen, die nicht das Glück haben am schönsten See<br />

der Welt leben zu dürfen!<br />

Es ist mir zu Ohren gekommen, dass die <strong>Wiessee</strong>r <strong>Wasserwacht</strong>ler<br />

dieses Jahr ihren <strong>60</strong>er feiern. Da möchte<br />

ich natürlich auch gratulieren. Eigentlich wollte ich ja<br />

persönlich erscheinen, so wie wir das einige <strong>Jahre</strong> praktiziert<br />

haben. Leider ist es mir jedoch nicht möglich selbst<br />

aufzutauchen, weil mir der Schädel ganz fürchterlich<br />

brummt. Das kommt daher, dass die in Tegernsee den<br />

ganzen lieben langen Tag die Stempen für den neuen Steg<br />

in den Seeboden schlagen und der Schall unter Wasser so<br />

gut geleitet wird, dass sogar in meinem Binsen-Bungalow<br />

in der Finner Wampn die Wände wackeln. Aber irgendwann<br />

wird auch dieses Bauwerk fertiggestellt sein und<br />

Seegeist<br />

dann werden hoffentlich alle Erwartungen der Erbauer<br />

erfüllt. Jetzt lieg ich halt auf meinem Seegras-Kanapee<br />

und beglückwünsche euch zu eurem Jubiläum schriftlich.<br />

Ich kann mich ja noch gut erinnern, wie damals alles<br />

angefangen hat: Mit einem Ruderboot sind der Grieblin-<br />

ger Sepp und die Mannen der ersten Stunde in den 50er<br />

<strong>Jahre</strong>n auf den See hinausgerudert um in Not geratenen<br />

Schwimmern und Schifferlfahrern Hilfe zu leisten. Bis<br />

dann eines Tages ein wohlmeinender Industrieller, der<br />

in Rottach wohnte, zu sich einlud. “Meine Herren, ich<br />

weiß schon was Sie brauchen” sagte er zu ihnen und einige<br />

Zeit später kam ein Anruf vom Bahnhof Tegernsee,<br />

dass da ein Schiff auf einem Eisenbahnwaggon angekommen<br />

sei. Jetzt war guter Rat teuer. Wie sollte man dieses<br />

Trumm Schiff von der Eisenbahn in den See verfrachten?<br />

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Seegeist<br />

Wir denken für Ihre Möbel schon mal<br />

um die Ecke<br />

Gottseidank gelang es dem Jakob Winfried im Lokal “Barockstube”<br />

einige Amis aus der Tölzer Kaserne mit vielen<br />

Worten und noch mehr Getränken zu überzeugen,<br />

dass hier “Uncle Sam” helfen müsse. Und siehe da - kurz<br />

darauf wurde das Schiff von einem Kranwagen der US-<br />

Armee in den Tegernsee gehieft. So kamen die <strong>Wiessee</strong>r<br />

zu ihrem ersten Motorboot. Ich hab aus meinem Versteck<br />

oft zugeschaut, wie sie dann in mühevollster Kleinarbeit<br />

eine Hafenbarkasse in ein einigermaßen fahrbereites Rettungsboot<br />

umgebaut haben. Es war eine wahre Mammut-<br />

Leistung. Hut ab! Leider war dieses Schiff von der Bauart<br />

her nicht für den <strong>Wasserwacht</strong>-Einsatz geeignet und auch<br />

der betagte Dieselmotor hatte seine Mucken. Anträge für<br />

ein neues Boot wurden vom Roten Kreuz mit dem Hinweis<br />

“Ihr habt´s doch ein Schiff” abgelehnt. So kam es,<br />

dass niemand richtig traurig war, als die gute alte “Irene”<br />

eines Tages in Flammen aufging. Mit allen zusammengekratzten<br />

Eigenmitteln und einem kräftigen Zuschuss<br />

der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>, die damals noch mehr Geld<br />

hatte, wurde dann ein neues Boot gekauft, auf den Namen<br />

<strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> getauft und in Dienst gestellt. Damit waren<br />

die mittlerweile mehr gewordenen <strong>Wasserwacht</strong>ler in<br />

der Lage einen besseren Dienst am Nächsten zu leisten.<br />

Damit das neue Schiff auch eine angemessene Bleibe hat,<br />

wurde von der Gemeinde der “Triftstadl” als Bootsgarage<br />

zur Verfügung gestellt. Auch ein kleiner Wachraum ist eingebaut<br />

worden. In diesen <strong>Jahre</strong>n geschah es auch, dass<br />

der Grieblinger Sepp den Admiral<br />

Schlatter mit seinen Mannen zur<br />

<strong>Wasserwacht</strong> holte. “Du konnst<br />

daucha - di brauch ma bei der<br />

<strong>Wasserwacht</strong>” - mit diesen Worten<br />

wurde der Hans verpflichtet.<br />

Er hat aber nicht nur viele <strong>Jahre</strong><br />

seine Zeit, sein Können, sein Material<br />

und seine Taucherei in den<br />

Dienst der <strong>Wasserwacht</strong> gestellt,<br />

sondern auch privat haben wir uns<br />

kennengelernt. Ich denke gerne<br />

an die Zeit, als sie mich in meinem<br />

Binsen-Bungalow besucht haben.<br />

Da wurde so manches Tragerl<br />

Tegernseer Bier geleert und mit wasserfesten Karten so<br />

manche Schafkopfrunde gespielt. In den 70er <strong>Jahre</strong>n drohte<br />

der ganze Baustadl in den See zu kippen. Die Gemeinde<br />

als Eigentümer hat damals die Fundamente erneuert und<br />

verstärkt, um das Bauwerk zu erhalten. Die <strong>Wasserwacht</strong><br />

unter dem damaligen Vorstand Willi Zeiger hat dann<br />

den ganzen Baustadl ausgeräumt und nach und nach<br />

ausgebaut. Ein großzügiger Wachraum, ein Geräteraum,<br />

elektrische Seilwinden, Schulungsräume im 1. Stock und<br />

ein neues Dach machten das Gebäude zu einem wah-<br />

Seegeist<br />

ren Schmuckkästchen. So ist es kein Wunder, dass der<br />

Baustadl im Laufe der <strong>Jahre</strong> zu einem beliebten Treffpunkt<br />

für alle <strong>Wasserwacht</strong>ler geworden ist. Neben dem


offiziellen Dienst treffen sie sich jeden Montag Abend zum<br />

“Hockerts”. Und seit ungefähr 25 <strong>Jahre</strong>n gibt es auch eine<br />

eigene Schifferstecher-Truppe bei der <strong>Wiessee</strong>r <strong>Wasserwacht</strong>.<br />

Mit ihren selbstgebauten Booten zeigen sie ihr<br />

Können nicht nur zur Belustigung der Besucher beim<br />

Seefest, sondern auch um zu demonstrieren, wie gewandt<br />

und sicher sie sich auf dem Boot und (manchmal) auch im<br />

Wasser bewegen. Bedanken muss ich mich auch noch bei<br />

meinen Freunden, den Kindern. Wie da schon die Kleinen<br />

bei der Müllsammelaktion mein Seeufer vom Dreck<br />

säubern, den andere weggeschmissen haben, ist schon<br />

aller Ehren wert. Ein Dankeschön auch im Namen aller,<br />

denen im Laufe der <strong>Jahre</strong> von den <strong>Wasserwacht</strong>lern, die<br />

freiwillig ihre Zeit opfern, geholfen worden ist. Mir bleibt<br />

jetzt nur noch, euch allen herzlich zum Jubiläum zu gratulieren.<br />

Feierts schön und bleibts so wie ihr seid. Haltets eure<br />

Herzen und meinen See sauber, sonst gibt’s Ärger von mir!<br />

Euer Seegeist<br />

PS : Wenn‘s mir wieder besser geht, schau ich wieder<br />

persönlich vorbei.<br />

Impressum<br />

Auftauchen des Seegeistes<br />

Impressum:<br />

<strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> im Juni 2013<br />

V.i.s.d.P Christian Singer und Phillip Wermke<br />

Text:<br />

Fritz Joachim, Christian Singer, Hans Mielke, Peter und<br />

Georg Gaugenrieder, Ingrid Bronnhuber, Thomas Opel,<br />

Melanie Hammerstädt und Phillip Wermke<br />

Internetquellen:<br />

www.wasserwacht-online.de<br />

Bildmaterial:<br />

<strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong> und Ingrid Bronnhuber<br />

Titelbild:<br />

Tobias Hallinger<br />

Gestaltung / Layout:<br />

mctt werbung & beratung Phillip Wermke<br />

Besuchen Sie uns auf:<br />

www.wasserwacht-badwiessee.de<br />

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<strong>60</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Wasserwacht</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Wiessee</strong>

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