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PDF-Datei - Visitator Ermland

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Ermländerwallfahrt nach Kevelaer<br />

Mehr als ein Heimattreffen!<br />

Von Martin Grote<br />

Alljährlich am dritten Sonntag im Oktober führt der Weg vieler Ermländer in den niederrheinischen<br />

Wallfahrtsort Kevelaer. Und in der Regel weiß man, wen man dort trifft, denn sowohl die Pilger als<br />

auch die Mitwirkenden sind fast immer dieselben.<br />

Am 18. 10. 2009 jedoch entdeckte man auch neue Gesichter, für Kevelaer zumindest. Johannes<br />

Kraemer, unlängst in Königstein noch zum Ritter des Silvesterordens ernannt, nahm mit seiner<br />

Ehefrau Gabriele zum ersten Mal an der Oktoberwallfahrt teil, und die weiteste Anreise hatten wohl<br />

Maria, Klemens und GJE-Bundessprecherin Alexandra Hinz aus Nörten-Hardenberg. „Hierher zu<br />

kommen, das war für uns doppelt so weit wie nach Werl“, erzählte Maria Hinz aus der Umgebung<br />

von Göttingen nach 322 zurückgelegten Kilometern, „aber wir machen ein großes Familientreffen<br />

daraus, und so geht es von Kevelaer noch weiter in Richtung Köln!“ Insgesamt 17<br />

Familienangehörige hatten sich am Gnadenort der Consolatrix Afflictorum, Trösterin der Betrübten,<br />

eingefunden und stellten sich vor der Basilika gemeinsam mit Konsistorialrat Thorsten<br />

Neudenberger zum Gruppenfoto auf.<br />

Der Geistliche Beirat der Gemeinschaft Junges <strong>Ermland</strong> war in diesem Jahr der einzige Priester am<br />

Altar, denn <strong>Visitator</strong> Msgr. Dr. Lothar Schlegel musste an der Tagung des Historischen Vereins<br />

<strong>Ermland</strong> e.V. teilnehmen, und Prodekan Clemens Bombeck befand sich im Urlaub. Pastor<br />

Neudenberger stand jedoch bei weitem nicht alleine, denn in den Wallfahrtsgottesdiensten erfuhr er<br />

Unterstützung von Diakon Heinz Kranig aus Bottrop-Grafenwald, pastoraal werker Martin Grote<br />

aus Oldenzaal/NL sowie von den Ministranten Martin Polixa aus Essen, Siegfried Barufe aus<br />

Lüdenscheid, Johannes Stiphout aus Goch und Kai Lüthen aus Pfalzdorf.<br />

Der Wallfahrtsrektor und Pfarrer von St. Marien in Kevelaer, Domkapitular Msgr. Dr. Stefan<br />

Zekorn, hieß die Pilger wieder aufs Herzlichste willkommen. Er verwies darauf, dass die Ermländer<br />

den Blick auf das Lamm und auf das Opfer Christi nie verloren hätten, und er lud dazu ein, sich in<br />

Kevelaer von Gott berühren zu lassen, so wie auch Maria es getan hat, „denn wenn man sich darauf<br />

einlässt“, so Zekorn, „wird man schnell merken, dass es sich lohnt!“<br />

Zum 25-jährigen Priesterjubiläum, das Prälat Zekorn wenige Tage zuvor feiern durfte, überreichte<br />

Konsistorialrat Neudenberger eine Festtagskerze, die genau wie die große Wallfahrtskerze mit viel<br />

Akribie von Frau Dorothea Ehlert aus Velbert-Tönisheide gestaltet worden war.<br />

In der Predigt des Festhochamtes zitierte Thorsten Neudenberger den ermländischen Kapitularvikar<br />

Arthur Kather, der einmal geäußert hatte, ein Mensch, der das Staunen und Verwundern verlernt<br />

hätte, sei bemitleidenswert. „Maria war eine Frau, die das Staunen gelernt hatte“, veranschaulichte<br />

der junge Pastor aus Bergkamen-Rünthe. „Sie stand offen für den Gruß des Engels und für Gottes<br />

Wort. Wir alle wissen, dass das <strong>Ermland</strong> ein Marienland ist. Das manifestiert sich nicht nur am<br />

Frauenburger Dom über dem Frischen Haff und an Wallfahrtsorten wie Heiligelinde oder<br />

Dietrichswalde, sondern auch in den Häusern oder an den Straßen, wo wir Bildstöcke und Figuren<br />

sehen. Und aus diesem Marienland stammend, kommen wir heute hierher, nach Kevelaer, um Maria<br />

zu ehren und um ihre Fürsprache zu bitten.“<br />

Nach der Eucharistiefeier standen den Ermländern rund drei freie Stunden zur Verfügung, um<br />

Mittagessen zu gehen, sich in den Andenkenläden umzusehen oder den Büchertisch des<br />

<strong>Ermland</strong>hauses zu besuchen, der im Priesterhaus vom <strong>Ermland</strong>briefe-Redakteur Norbert Polomski<br />

betreut wurde.<br />

Um 16.15 Uhr versammelte man sich wieder in der Basilika, und zwar zur ermländischen Vesper.<br />

Traditionsgemäß wird darin die Predigt von Diakon Heinz Kranig übernommen. In diesem Jahr<br />

wählte der pensionierte Oberstudienrat einen Predigttext aus, über den ansonsten in der Liturgie nur


selten gesprochen wird: Num 11, 24 - 29. Nachdem Mose die Israeliten aus der Knechtschaft in<br />

Ägypten befreit und in das gelobte Land geführt hatte, ging er hinaus und redete zum Volk die<br />

Worte Jahwes, und er versammelte 70 Männer aus den Ältesten des Volkes, die er rings um das Zelt<br />

stellte. Jahwe kam daraufhin in einer Wolke hernieder, redete zu ihm und legte den Geist Gottes auf<br />

die 70 Männer, die Ältesten. Und sobald der Geist auf sie kam, weissagten sie, aber sie fuhren nicht<br />

fort. Zwei der Männer blieben im Lager zurück, Eldad und Medad. Auch auf sie kam der Geist, sie<br />

waren nämlich unter den Aufgeschriebenen, aber sie waren nicht zum Zelt hinausgegangen, und sie<br />

weissagten im Lager. Da lief ein Jüngling zu Mose und sprach: Eldad und Medad weissagen im<br />

Lager. Josua, der Sohn Nuns, der Diener Moses, einer von seinen Jünglingen, antwortete: Mein<br />

Herr Mose, wehre ihnen! Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du für mich? Möge doch das ganze<br />

Volk zu Jahwes Propheten werden, dass Jahwe seinen Geist auf sie legte! Diakon Heinz Kranig<br />

verglich die Situation des Mose nun mit den Ermländern, die 1945 gewaltsam aus ihrer Heimat<br />

vertrieben worden waren: „Genau wie die Israeliten sind auch wir Ermländer mit Karren los<br />

gezogen, aber nicht in ein gelobtes Land, sondern nach einer gewaltsamen Flucht in ein Land voller<br />

Ungewissheit. Wir wussten nicht, was uns im Westen erwartete!“ Der Grafenwalder Diakon<br />

konstatierte, dass die Anzahl der ermländischen Wallfahrtsteilnehmer auch in Kevelaer merklich<br />

abgenommen habe. „Ein Grund dafür“, vermutete Kranig, „ist wohl, dass viele von uns bereits<br />

gestorben sind oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr anreisen können, und dann kommen<br />

alle die anderen halt auch nicht mehr! An einer Ermländerwallfahrt wird vielfach teilgenommen,<br />

weil man sie in erster Linie als ein Heimattreffen ansieht, aber eine Wallfahrt ist mehr als das.<br />

Priorität sollte nämlich das Treffen mit Gott haben, die Begegnung mit Jesus Christus und seiner<br />

Mutter hier an diesem Ort.“ Am Schluss seiner Predigt griff Heinz Kranig die Reaktion des Mose<br />

auf: „Möge doch das ganze Volk zu Jahwes Propheten werden!“ Das legte der Diakon den<br />

Ermländern ans Herz: „Mögen wir alle Propheten sein! Nicht nur ein paar von uns, sondern alle!<br />

Und Prophet sein, das können wir, wenn wir uns von Gott ergreifen lassen und wenn wir unser<br />

Leben nach dem Maßstab Gottes gestalten!“<br />

Gegen 17.15 Uhr endete der Wallfahrtstag. Man nahm Abschied voneinander, verabredete sich für<br />

ermländische Adventstreffen, für die Ostertagungen in Uder bzw. Freckenhorst oder für Werl 2010,<br />

und danach verließ man den Kapellenplatz, wahrscheinlich in alle Richtungen des Himmels ...

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