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Leipziger Sportwoche - Fußball Zeitung - Ausgabe 11 vom 10.06.2013

Die Leipziger Sportwoche ist das Wochenmagazin der Bornaer Allgemeine (Herausgeber). Der Schwerpunkt liegt auf der Berichterstattung der regionalen Fußballigen der Stadt Leipzig und des Kreises Leipziger Land. Es werden die aktuellen Spielberichte der regionalen Vertreter der Regionalliga Nordost, der Oberlga Süd, der Landesliga Sachsen, der Bezirksliga Nord, der Stadtliga Leipzig und der Kreisoberliga Leipziger Land incl. aller Ergebnisse, Statistiken, Tabellen und nächste Ansetzungen der Ligen präsentiert.

Die Leipziger Sportwoche ist das Wochenmagazin der Bornaer Allgemeine (Herausgeber).
Der Schwerpunkt liegt auf der Berichterstattung der regionalen Fußballigen der Stadt Leipzig und des Kreises Leipziger Land.
Es werden die aktuellen Spielberichte der regionalen Vertreter der Regionalliga Nordost, der Oberlga Süd, der Landesliga Sachsen, der Bezirksliga Nord, der Stadtliga Leipzig und der Kreisoberliga Leipziger Land incl. aller Ergebnisse, Statistiken, Tabellen und nächste Ansetzungen der Ligen präsentiert.

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Infoseite – Vereine – <strong>Fußball</strong><br />

Initiative 1903 setzt dritten Pilgerstein in Karlsruhe und erinnert an Verbrechen der Nazis<br />

Im Rahmen der „Initiative 1903“ zeichnen Sebastian Bona (29) und Holger Böttcher (51), beides bekennende Lok-Fans, im Jahresturnus<br />

all jene sechs <strong>Fußball</strong>vereine aus, welche im Jahr 1903 in der Endrunde um die erste Deutsche <strong>Fußball</strong>meisterschaft<br />

standen. Dazu zählen neben dem ersten Deutschen Meister VfB Leipzig der Altoner FC, Britannia Berlin, Viktoria Magdeburg,<br />

der Karlsruher FV und der DFC Prag. Die Würdigung erfolgt mittels Denkmälern, welche an das besagte Ereignis erinnern, nebst<br />

ansprechend inszeniertem, historischen Rahmenprogramm.<br />

Nach Hamburg (Altona 93) und dem VfB (Lok) Leipzig in den Jahren 20<strong>11</strong> und 2012 führte die Denkmalserie am vergangenen<br />

Sonnabend (1. Juni) nach Karlsruhe, um den dortigen KFV im Rahmen des Karlsruher <strong>Fußball</strong>-Traditionstages zu ehren. Der<br />

Karlsruher FV, Deutscher Meister 1910, war einst das Aushängeschild des deutschen <strong>Fußball</strong>s und stellte bei den ersten Länderspielen<br />

teils fast den gesamten Kader der Nationalmannschaft. – Und musste sich dennoch vieler Repressionen erwehren,<br />

da neben dem Vereinsgründer Walther Bensemann auch die mehrfachen und erfolgreichen Nationalspieler Julius Hirsch und<br />

Gottfried Fuchs (der mit 10 Treffern beim 16:0 im Länderspiel gegen Russland im Jahre 1912 noch immer den deutschen Rekord<br />

hält) jüdischer Abstammung waren.<br />

Während Bensemann, der 1920 überdies noch das Sportblatt „Kicker“ gründete, zunächst geduldet wurde, in seiner redaktionellen<br />

Arbeit aber mehr und mehr Druck nach der Machtergreifung der Nazis erfuhr und letztenendes emigrierte, auch Gottfried<br />

Fuchs ins kanadische Exil floh, wurde Julius Hirsch, der stolze Kämpfer des Ersten Weltkriegs und Deutschpatriot durch und<br />

durch, 1943 von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert und ermordet.<br />

Diese dunklen und selten publizierten Kapitel des deutschen <strong>Fußball</strong>s arbeitete Bona akribisch auf und entschied sich, jene<br />

zwingend in den Karlsruher Traditionstag mit aufzunehmen, um gegen das Vergessen aufzubegehren und die Wahrheit aufzuzeigen.<br />

„Der Gedanke kam mir, noch während ich die Biografien Bensemanns und Hirschs las. – Unvorstellbar heutzutage, in welch<br />

niederträchtiger Art und Weise hoch angesehene Menschen urplötzlich diskriminiert, diffamiert und gemieden wurden!“ – Also<br />

arrangierte Sebastian Bona gemeinsam mit dem KFV für den Karlsruher Traditionstag neben einer musealen Darbietung zum<br />

KFV, Lok Leipzig und zur Frühzeit des DFB auch den Julius Hirsch-Biografen Werner Skrentny, welcher zu benannten Umständen<br />

referierte, sowie mit „Kicker, Kämpfer, Legenden“ eine Ausstellung zu jüdischen <strong>Fußball</strong>ern des Berliner Centrum Judaicum.<br />

Weiterhin nutzte Bona seine guten Kontakte zum Deutschen <strong>Fußball</strong>-Bund, der sein Projekt auch zu Teilen finanziert, um an die<br />

Erstausgabe des Kickers <strong>vom</strong> 14. Juli 1920 sowie des gesamten ersten Jahrgangs zu gelangen, welcher ebenfalls als Exponat<br />

ausgestellt wurde. Mit seinem Streben will sich der leidenschaftliche Lok-Fan und Hobby-Historiker, im wahren Leben ist er Ingenieur<br />

beim TÜV Hessen, überdies auch um den Julius Hirsch-Preis des Jahres 2013 bewerben.<br />

Den eigentlichen sportlichen Höhepunkt und Abschluss des <strong>Fußball</strong>-Traditionstages bot indes ein <strong>Fußball</strong>spiel zweier Traditionsmannschaften<br />

im Stile der frühen <strong>Fußball</strong>zeit: Gekleidet in klassische Schnürkragentrikots mit historischen Vereinswappen traf<br />

eine u.a. mit Lok-Legende Hans Richter und den National- und Bundesligaspielerinnen Angelina Lübcke und Christin Janitzki<br />

verstärkte Initiative 1903-Traditionsmannschaft auf eine ebenfalls prominent unterstützte Karlsruher Auswahl. Klassisch wurde<br />

im 2-3-5-System mit braunem Lederball gespielt. Siegreich <strong>vom</strong> Platz gingen nach großartigem Kampf die Kicker des KFV, die<br />

9:3mal ins gegnerische Goal einsenden konnten. – In den Worten zeitgenössischer Berichterstattung.<br />

Obwohl damit die Hauptveranstaltung des Jahres 2013 gerade erst vorüber ist, plant Sebastian Bona bereits einen großen<br />

Coup für das Jahr 2014 und verweist auf das Finale von 1904, welches bis heute nie ausgetragen wurde… Weiterhin knüpft<br />

er akribisch Kontakte nach Prag, wo 2015 der von den Nazis verbotene und aufgelöste DFC Prag gewürdigt werden soll. „Das<br />

Pflichtenheft ist voll, die Kasse bei Weitem nicht. Denn in Zeiten >modernen <strong>Fußball</strong>s< besinnen sich nur die wenigsten auf die<br />

ursprünglichen gesellschaftlichen und traditionellen Werte des <strong>Fußball</strong>sports.“ Auch sei es kein Leichtes, dieses Nischenthema<br />

zu publizieren und mit Niveau und Kultur gegen die geistige Verarmung, die tagtäglich über die Mattscheibe flimmert, anzukommen.<br />

„Doch wir haben uns ein Ziel gesetzt!“, weiß Bona.<br />

Bild links:<br />

Herr Werner Skrentny, Biograph von<br />

Julius Hirsch, bei seiner Laudatio.<br />

Bild rechts:<br />

Lok-Fans setzen Denkmal und<br />

Zeichen gegen Diskriminierung und<br />

Rassismus.

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