P l u s p u n k t 2/2007, S. 8-9 - Arbeits- und Gesundheitsschutz in ...
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Ausgabe 2<br />
Mai <strong>2007</strong><br />
13097<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> der Schule<br />
Sicherheit<br />
managen<br />
Lebensraum Schule<br />
Mobb<strong>in</strong>g<br />
Verkehrserziehung<br />
B<strong>und</strong>esverband<br />
der Unfallkassen
ZUR SACHE<br />
2<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
mit allen für alle<br />
Mit dieser Ausgabe von pluspunkt<br />
möchten wir Ihnen<br />
e<strong>in</strong>ige Anregungen für e<strong>in</strong><br />
erfolgreiches <strong>Arbeits</strong>schutzmanagement<br />
geben. Hierbei wird nicht der<br />
Anspruch auf Vollständigkeit erhoben,<br />
sondern es sollen Schwerpunkte<br />
aufgezeigt werden, die es im schulischen<br />
Alltag zu beachten gilt.<br />
<strong>Arbeits</strong>schutzmanagementsysteme<br />
f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den letzten Jahren auch im<br />
öffentlichen Dienst <strong>in</strong> immer stärkerem<br />
Maße Anwendung. Auch der<br />
„Betrieb“ Schule ist von dieser Entwicklung<br />
nicht ausgenommen, geht<br />
es doch auch hier um den Erhalt <strong>und</strong><br />
die Verbesserung von Sicherheit <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit der Beschäftigten <strong>und</strong><br />
natürlich auch der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schüler sowie um Maßnahmen zur<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung.<br />
Unverzichtbar für e<strong>in</strong> erfolgreiches<br />
<strong>Arbeits</strong>schutzmanagement s<strong>in</strong>d die<br />
Übertragung von Unternehmerpflichten,<br />
die Festlegung von Verantwortlichkeiten<br />
<strong>und</strong> die Durchführung von<br />
Gefährdungsbeurteilungen. Aber Sie<br />
betreten dabei nicht nur Neuland.<br />
So setzen sich ja bereits seit vielen<br />
Jahren beispielsweise Sicherheitsbeauftragte<br />
<strong>und</strong> Gefahrstoffbeauftragte<br />
<strong>in</strong> den Schulen engagiert für den<br />
<strong>Arbeits</strong>schutz e<strong>in</strong>.<br />
Soll die Integration des <strong>Arbeits</strong>schutzes<br />
<strong>in</strong> den schulischen Alltag<br />
erfolgreich verlaufen, dann müssen<br />
an diesem Prozess allerd<strong>in</strong>gs auch<br />
alle Beschäftigten beteiligt werden.<br />
DIPL.-ING.<br />
HANS-JÜRGEN FÖRSTER<br />
Mitarbeiter der Präventionsabteilung<br />
der Unfallkasse Brandenburg,<br />
Frankfurt/Oder, <strong>und</strong> Mitglied des<br />
pluspunkt-Redaktionsbeirats<br />
Schwerpunktthemen für pluspunkt <strong>2007</strong><br />
◆ Spiel, Bewegung, Ernährung (3/<strong>2007</strong>; Redaktionsschluss: April <strong>2007</strong>)<br />
◆ Schulqualität, Schulentwicklung (4/<strong>2007</strong>; Redaktionsschluss: Juli <strong>2007</strong>)<br />
Titelfoto: Frank Schuppelius<br />
INHALT<br />
sicherheit managen<br />
3 Interview mit e<strong>in</strong>er Schulleitung: „Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />
Wir tun es e<strong>in</strong>fach!“<br />
6 Ermittlung von Gefährdungen <strong>und</strong> Belastungen im Lehreralltag:<br />
Entlasten statt „verheizen“<br />
8 Gefährdungsbeurteilungen <strong>und</strong> Unterweisungen müssen durchgeführt<br />
werden: Was tun, wenn e<strong>in</strong> Papierkorb brennt?<br />
24 Checkliste: Ist Ihre Zielgruppe schon unterwiesen?<br />
lebensraum schule<br />
10 Gestaltung e<strong>in</strong>er angenehmen Lernumgebung mit Hilfe von Pflanzen:<br />
E<strong>in</strong> Klassenzimmer zum Wohlfühlen<br />
recht<br />
12 Aufsichtspflicht des Busfahrers: Randale im Schulbus<br />
mobb<strong>in</strong>g<br />
14 Aggressionen werden geschlechtsspezifisch ausgetragen:<br />
„Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>“<br />
verkehrserziehung<br />
16 Erfahrungen <strong>und</strong> Konsequenzen aus Verkehrserziehungstagen e<strong>in</strong>er<br />
Schule: „Es war genauso, wie der Polizist gesagt hatte!“<br />
ges<strong>und</strong>e schule<br />
18 E<strong>in</strong>ige Erfolgsfaktoren für ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schulentwicklungsprozesse:<br />
Bereit für die gute ges<strong>und</strong>e Schule?<br />
21 <strong>in</strong>fos/medien<br />
23 Adressen / Impressum<br />
2.<strong>2007</strong><br />
Thematische Beiträge sowie Fragen, Tipps <strong>und</strong><br />
Me<strong>in</strong>ungen richten Sie bitte an: pluspunkt-Redaktion, 65175 Wiesbaden,<br />
oder per E-Mail an: redaktion.pp@universum.de<br />
Internet: www.pluspunkt-onl<strong>in</strong>e.de<br />
www.unfallkassen.de<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
Im Interview<br />
SICHERHEIT MANAGEN<br />
Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />
Wir tun es e<strong>in</strong>fach!<br />
E<strong>in</strong>e Schule zu leiten – das heißt zunehmend, sich auch um Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu<br />
kümmern. Wie gel<strong>in</strong>gt es, solche Managementaufgaben <strong>in</strong> den Schulalltag zu <strong>in</strong>tegrieren? Viele<br />
Schulen leisten zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen bereits respektable Arbeit, ohne sich jedoch<br />
schon vom Gesamtkonzept e<strong>in</strong>er guten ges<strong>und</strong>en Schule leiten zu lassen, das nachhaltigen Erfolg<br />
auch an die Integration von Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit b<strong>in</strong>det. So auch das Gymnasium im<br />
niedersächsischen Lehrte, wo pluspunkt mit Schulleiter Wolfgang Me<strong>in</strong>e <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Stellvertreter<br />
Dr. Gerd Meier sprach.<br />
Fotos: Gerhard Bayer<br />
Wolfgang Me<strong>in</strong>e<br />
(Foto oben) ist Leiter<br />
des Gymnasiums <strong>in</strong><br />
Lehrte, Dr. Gerd Meier<br />
(Foto l<strong>in</strong>ks) se<strong>in</strong><br />
Stellvertreter.<br />
Ihr Gymnasium verteilt sich auf drei Gebäude:<br />
Wie wirkt sich das auf Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
aus?<br />
Me<strong>in</strong>e: Ja, wir müssen mit ganz unterschiedlichen Lehr- <strong>und</strong><br />
Lernbed<strong>in</strong>gungen zurechtkommen. Unsere Oberstufe ist <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Gebäude untergebracht, das <strong>in</strong> den siebziger Jahren<br />
nach modernen Gesichtspunkten erbaut wurde. Die Räume<br />
dort s<strong>in</strong>d mit schalldämmenden Decken <strong>und</strong> Teppichböden<br />
ausgestattet. Lerngruppen von maximal 27 Personen haben 65<br />
Quadratmeter zur Verfügung. Bei solchen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
können Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrkräfte ruhig, konzentriert <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>heitserhaltend arbeiten.<br />
Dr. Meier: Die Mittelstufe wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Altbau von 1903 unterrichtet<br />
– <strong>und</strong> zwar unter ganz anderen Verhältnissen: E<strong>in</strong>ige<br />
Räume s<strong>in</strong>d nur 45 bis 50 Quadratmeter groß, dar<strong>in</strong> müssen<br />
zum Teil mehr als 30 Schüler lernen. L<strong>in</strong>oleumböden <strong>und</strong> unverkleidete<br />
Decken führen dazu, dass sich Schüler <strong>und</strong> Lehrkräfte<br />
bei normaler Lautstärke akustisch kaum verstehen. In solchen<br />
Räumen zu arbeiten, verbraucht viel Energie <strong>und</strong> Nerven <strong>und</strong><br />
ist der Ges<strong>und</strong>heit nicht förderlich. Maßnahmen gegen die<br />
schlechte Akustik wären nicht nur kostspielig, sondern würden<br />
auch den Platz weiter e<strong>in</strong>schränken. Deshalb bleibt uns gegenwärtig<br />
nichts anderes übrig, als die Klassenstärken nach den<br />
Raumgrößen auszurichten.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 3
„Ohne die Unterstützung der Eltern könnten<br />
wir vieles nicht durchsetzen.“<br />
Die Unterstufe teilt sich e<strong>in</strong> Gebäude mit e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>schule.<br />
Die Klassenräume dort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ordnung. Probleme bereitet<br />
aber die Pausenhalle. Seit der Fliesenboden vor neun Jahren<br />
e<strong>in</strong>gebaut wurde, gibt es Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen der<br />
Schule <strong>und</strong> dem Schulträger, der Stadt Lehrte. Die Fliesen s<strong>in</strong>d<br />
schlichtweg zu glatt. K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Lehrkräfte rutschen immer<br />
wieder aus – egal, ob der Boden trocken oder nass ist. Die<br />
Stadt unternahm e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Versuchen, die Oberfl äche<br />
griffi ger zu machen, bislang ohne dauerhaften Erfolg. Nun<br />
soll der Boden <strong>in</strong> diesem Jahr endlich für 30.000 Euro saniert<br />
werden.<br />
In der örtlichen Presse sorgte auch die unterschiedliche<br />
Pausenregelung von Gr<strong>und</strong>schule<br />
<strong>und</strong> Gymnasium für Schlagzeilen ...<br />
Me<strong>in</strong>e: Ja, das ist e<strong>in</strong> Problem, das wir trotz besten Willens beider<br />
Schulen nicht lösen können. Der Gr<strong>und</strong>schule wurden zum<br />
Beg<strong>in</strong>n des laufenden Schuljahres die Mittel für pädagogische<br />
Mitarbeiter gekürzt. Um den Eltern weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fünfstündige<br />
Betreuung zu garantieren, verlängerte die Gr<strong>und</strong>schule die<br />
beiden großen Pausen. Die Folge: Während die Gr<strong>und</strong>schüler<br />
auf dem Pausenhof lärmen, werden 460 Schüler des unmittelbar<br />
angrenzenden Gymnasiums <strong>in</strong> der zweiten großen Pause 20<br />
M<strong>in</strong>uten lang beim Unterricht erheblich gestört. Konzentriertes<br />
Lehren <strong>und</strong> Lernen ist <strong>in</strong> dieser Zeit nicht möglich. Dieser Konfl<br />
ikt wäre nur dadurch zu lösen, dass die Gr<strong>und</strong>schule über e<strong>in</strong><br />
Personalbudget eigenständig entscheiden könnte.<br />
Was tun Sie r<strong>und</strong> ums Thema Ges<strong>und</strong>heit? Wie<br />
s<strong>in</strong>d Schüler, Eltern, Lehrkräfte <strong>und</strong> die weiteren<br />
Mitarbeiter Ihrer Schule e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en?<br />
Dr. Meier: Dazu gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Projekten, hier<br />
nur e<strong>in</strong>ige Beispiele: So haben wir unsere Lehrkräfte durch e<strong>in</strong>e<br />
Schulpsycholog<strong>in</strong> dafür sensibilisieren lassen, wie sich typische<br />
<strong>Arbeits</strong>weisen auf ihre ges<strong>und</strong>heitliche Gefährdung auswirken.<br />
An Eltern gerichtet war e<strong>in</strong>e Veranstaltung, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong><br />
Lerntra<strong>in</strong>er über richtiges Lernen <strong>in</strong>formiert – also etwa, wie<br />
Hausaufgaben möglichst wenig belasten. Oder: Schüler <strong>und</strong><br />
Lehrkräfte können <strong>in</strong> unserer Mensa seit zwei Jahren täglich<br />
zwischen Vollkost, leichter Vollkost <strong>und</strong> vegetarischen Speisen<br />
4<br />
wählen. Von Eltern g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Initiative aus, dass <strong>in</strong> jeder Woche<br />
reihum jeweils e<strong>in</strong>e Klasse der ganzen Schule e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es<br />
Frühstück anbietet – mit Vollkornbrot, Frischobst <strong>und</strong> Gemüse:<br />
Die Eltern bereiten das Frühstück zu, die K<strong>in</strong>der sorgen für die<br />
Verteilung. Die E<strong>in</strong>nahmen kommen über den Elternvere<strong>in</strong> wiederum<br />
der Schule zugute. Auf diese Weise wird bei Eltern <strong>und</strong><br />
Schülern das Bewusstse<strong>in</strong> für ges<strong>und</strong>e Ernährung geschärft.<br />
Me<strong>in</strong>e: Im Rahmen e<strong>in</strong>es mehrtägigen Projektes zur Diabetesvorsorge<br />
wurden alle Schüler der Unterstufe mit Erlaubnis der<br />
Eltern getestet. Dabei stellte sich heraus, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bislang<br />
unerkannt an Diabetes 1 erkrankt war. Ansonsten wäre das<br />
K<strong>in</strong>d hochgradig gefährdet gewesen. An diesem Projekt mit<br />
dem Motto „Kernges<strong>und</strong> statt kugelr<strong>und</strong>“ beteiligten sich auch<br />
Unternehmen, wie e<strong>in</strong>e Bäckerei, e<strong>in</strong> Bioladen, e<strong>in</strong>e Apotheke<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Arzt.<br />
Dr. Meier: Und ohne die Unterstützung der Eltern könnten wir<br />
vieles auch nicht durchsetzen. So haben wir mit den Eltern<br />
vere<strong>in</strong>bart, dass <strong>in</strong> der Schule an besonders heißen Tagen<br />
kostenlos M<strong>in</strong>eralwasser ausgegeben wird. Anders als andere<br />
Schulen wollen wir nicht sofort hitzefrei geben, sobald die<br />
Temperaturen steigen. Stattdessen sorgen wir dafür, dass die<br />
Räume gerade im Sommer gut gelüftet werden <strong>und</strong> die Schüler<br />
rechtzeitig genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.<br />
Bei welchen weiteren Themen halten Sie e<strong>in</strong>e<br />
Zusammenarbeit mit Externen für geboten?<br />
Me<strong>in</strong>e: Wie wichtig die Kooperation unterschiedlicher Stellen<br />
ist, wird auch an unserem Leitfaden „Schulschwänzen“ deutlich.<br />
Dieser Wegweiser zeigt Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
Ansprechpartner auf. Erarbeitet wurde der Leitfaden von e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Arbeits</strong>gruppe, <strong>in</strong> der Schulen <strong>und</strong> Eltern, Polizei <strong>und</strong> Amtsgericht,<br />
Ärzte <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derschutzb<strong>und</strong>, Sozialer Dienst, Schulamt<br />
<strong>und</strong> Jugendpfl ege zusammenkamen. Ich erwähne dies, weil<br />
Schulschwänzen e<strong>in</strong> Indikator psychischer Ges<strong>und</strong>heit se<strong>in</strong><br />
kann: Warum gehen Schüler nicht zur Schule? Haben sie so<br />
viel Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, dass<br />
sie zu Hause nichts erzählen <strong>und</strong> von der Schule wegbleiben?<br />
Wir lassen uns auch bei nur e<strong>in</strong>stündigem Fehlen im Unterricht<br />
e<strong>in</strong>e von den Eltern unterschriebene Entschuldigung vorlegen.<br />
Es kam schon vor, dass e<strong>in</strong> Mädchen während des Schwänzens<br />
mit e<strong>in</strong>er Clique Straftaten begangen hat. Auch für solche Extremfälle<br />
ist es wichtig, <strong>in</strong> Kontakt mit den Eltern zu bleiben.<br />
Dr. Meier: Manchmal führen auch unkonventionelle Schritte<br />
zu e<strong>in</strong>er Verbesserung: Die Schulbücher werden immer mehr<br />
<strong>und</strong> immer schwerer. Die Eltern der Unterstufenschüler haben<br />
massiv beklagt, dass ihre K<strong>in</strong>der überschwere Schultaschen<br />
schleppen müssen. Deshalb haben wir unsere Lehrkräfte gebeten,<br />
darauf zu achten, dass so viele Lehrbücher wie möglich<br />
<strong>in</strong> der Schule bleiben können. Zudem konnten wir aus Restbeständen<br />
der Weltausstellung <strong>in</strong> Hannover preiswert abschließbare<br />
Sp<strong>in</strong>de erwerben. Diese Schließfächer bieten wir zu e<strong>in</strong>em<br />
Mietpreis von jährlich 10 Euro an. Beide Maßnahmen haben die<br />
Situation deutlich entspannt.<br />
Zum Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heits -<br />
management gehört auch Prävention:<br />
Was tun Sie <strong>in</strong> diesem Bereich?<br />
Dr. Meier: Derzeit gibt es <strong>in</strong> Lehrte e<strong>in</strong>e <strong>Arbeits</strong>gruppe zur<br />
Gewalt- <strong>und</strong> Drogenprävention für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche, an<br />
der sich alle Schulformen beteiligen. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es an<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
„Manche Konfl ikte wären nur dadurch zu lösen, dass Schulen über die<br />
Personalbudgets eigenständig entscheiden könnten.“<br />
unserer Schule e<strong>in</strong>en Rahmenplan zur Gewaltprävention für die<br />
Stufen 5 bis 8. Damit bauen wir auf das Projekt „Faustlos“ an<br />
der Gr<strong>und</strong>schule auf. Für die Arbeit mit den Schülern wurden<br />
Lehrkräfte im Förderprogramm Lions-Quest vom Lions Club<br />
ausgebildet. Diese Kollegen begleiten geme<strong>in</strong>sam mit unseren<br />
drei Beratungslehrern das Projekt über die Jahrgangsstufen<br />
h<strong>in</strong>weg. Nur so ist e<strong>in</strong> nachhaltiger Effekt zu erreichen.<br />
Me<strong>in</strong>e: Die Beratungslehrer stehen sowohl für Schlichtung von<br />
Konfl ikten zwischen Schülern als auch zwischen Schülern <strong>und</strong><br />
Lehrkräften bereit. Dafür können sie zwei Beratungsräume nutzen.<br />
Das Engagement der Beratungslehrer wird übrigens auch<br />
von Kollegen begrüßt, weil sie als Fachlehrer <strong>in</strong> der Regel nicht<br />
über deren schulpsychologische Kompetenz verfügen. Vor e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren haben wir zusätzlich e<strong>in</strong> Patenschaftssystem e<strong>in</strong>gerichtet:<br />
E<strong>in</strong>ige Schüler der Klassenstufen 10 <strong>und</strong> 11 s<strong>in</strong>d jeweils<br />
Paten für e<strong>in</strong>e ganze Reihe von K<strong>in</strong>dern der Jahrgangsstufen 5<br />
<strong>und</strong> 6, die an unserer Schule neu s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich erst zurechtfi nden<br />
müssen. Diese Paten übernehmen quasi die Funktion e<strong>in</strong>er<br />
großen Schwester oder e<strong>in</strong>es großen Bruders. Oft helfen die<br />
Älteren ihren Patenk<strong>in</strong>dern auch bei den Hausaufgaben.<br />
Dr. Meier: Zur Prävention gehört bei uns auch die Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei. Der Kontaktbeamte kommt regelmäßig<br />
<strong>in</strong> unsere Schule, um beispielsweise unangekündigt zu kontrollieren,<br />
ob die Fahrräder der Schüler verkehrssicher s<strong>in</strong>d.<br />
Bei Beanstandungen müssen die betreffenden Fahrräder zur<br />
Nachkontrolle vorgeführt werden. Uns ist wichtig, dass bei<br />
solchen Gelegenheiten klar wird: Die Polizei ist vor Ort <strong>und</strong><br />
auch jederzeit Ansprechpartner für alle.<br />
Dennoch lassen sich Unfälle kaum vermeiden,<br />
oder?<br />
Dr. Meier: Ja, leider. Obwohl wir über unsere Unfallmeldungen<br />
<strong>in</strong> dauerndem Kontakt zum GUV stehen <strong>und</strong> auch an Verbesserungen<br />
arbeiten, kam es im vorigen Schuljahr zu mehr als 150<br />
Unfällen. Neben dem Sportunterricht ereignet sich e<strong>in</strong> erheblicher<br />
Teil der Unfälle auf dem Schulhof <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Gebäuden.<br />
E<strong>in</strong>ige Unfälle kamen durch gezieltes Schubsen oder Be<strong>in</strong>stellen<br />
zustande. Das zeigt, wie wichtig Gewaltprävention auch für<br />
die Vermeidung von Unfällen ist.<br />
Me<strong>in</strong>e: Da die Eltern angesichts der zahlreichen Unfälle zu<br />
Recht besorgt s<strong>in</strong>d, muss es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Betrieb wie <strong>in</strong><br />
SICHERHEIT MANAGEN<br />
e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong> klares Verfahren geben, wie sich alle Beteiligten<br />
nach Unfällen verhalten. Dafür haben wir Gr<strong>und</strong>sätze mit<br />
Verhaltensregeln aufgestellt: Erstversorgung durch die r<strong>und</strong><br />
100 Lehrkräfte, die allesamt vom Deutschen Roten Kreuz zu<br />
Ersthelfern ausgebildet werden. Bei Verletzungen, die weitergehend<br />
behandelt werden müssen, begleiten zwei Schüler den<br />
Verletzten zu e<strong>in</strong>em Durchgangsarzt oder zur Ambulanz des<br />
örtlichen Krankenhauses, beides nahe der Schule. Ansonsten<br />
rufen die Lehrkräfte über die Sekretariate den Notarzt. Fehlt<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d wegen e<strong>in</strong>es schweren Unfalls längere Zeit im Unterricht,<br />
so ist es selbstverständlich, dass der Lehrer das K<strong>in</strong>d im<br />
Krankenhaus oder zu Hause besucht.<br />
Ist es schwierig, die gesetzlichen Vorschriften<br />
zum <strong>Arbeits</strong>schutzmanagement e<strong>in</strong>zuhalten?<br />
Dr. Meier: Ne<strong>in</strong>, das bereitet uns ke<strong>in</strong>e Probleme: Natürlich<br />
haben wir e<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>schutzausschuss, der sich regelmäßig<br />
trifft <strong>und</strong> sich dabei zum Beispiel mit der Auswertung e<strong>in</strong>er<br />
Feueralarmprobe, mit Unfallschwerpunkten <strong>in</strong>nerhalb von<br />
Schulgebäuden <strong>und</strong> auch mit der Lehrerzimmersituation <strong>in</strong> der<br />
Unterstufe befasst. Seit November 2005 gibt es e<strong>in</strong>en Kollegen,<br />
der zum Sicherheitsbeauftragten bestellt wurde. Zwei andere<br />
Lehrkräfte aus dem naturwissenschaftlichen Bereich fungieren<br />
als Strahlenschutz- <strong>und</strong> als Gefahrstoffbeauftragte. Obwohl<br />
diese Kollegen für ihre Sonderaufgaben ja nicht nur ausgebildet<br />
werden müssen, sondern auch Zeit benötigen, erhalten sie<br />
dafür ke<strong>in</strong>en St<strong>und</strong>enausgleich.<br />
S<strong>in</strong>d Schulleiter angesichts all dieser<br />
Aufgabenfelder heutzutage tatsächlich auch<br />
Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />
Me<strong>in</strong>e: Mittlerweile verwenden wir <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>en erheblichen<br />
Teil der <strong>Arbeits</strong>zeit für Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Das Handwerkszeug<br />
dazu haben wir uns <strong>in</strong> Fortbildungen angeeignet.<br />
Bislang haben wir uns jedoch nicht als Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager<br />
empf<strong>und</strong>en. Wir haben es e<strong>in</strong>fach getan.<br />
Dr. Meier: Im vergangenen Jahr wurden wir als e<strong>in</strong>e der ersten<br />
Schulen <strong>in</strong> Niedersachsen im Rahmen e<strong>in</strong>er Schul<strong>in</strong>spektion<br />
des Kultusm<strong>in</strong>isteriums evaluiert. Dazu gehört, dass die Schulleitung<br />
vier Wochen zuvor durch Unterlagen unter anderem<br />
auch veranschaulichen muss, was <strong>in</strong> Sachen Sicherheit <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit getan wird. E<strong>in</strong>e solche schriftliche Zusammenstellung<br />
gab es bei uns zuvor nicht. Wir waren viel zu sehr damit<br />
beschäftigt, im Schulalltag ganz pragmatisch so gut wie möglich<br />
auf Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu achten.<br />
Mit Wolfgang Me<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Dr. Gerd Meier sprach<br />
pluspunkt-Mitarbeiter Gerhard Bayer.<br />
Informationen<br />
• Nähere Ausführungen über e<strong>in</strong><br />
erfolgreiches Sicherheits- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsmanagement an Schulen<br />
ent halten Artikel der pluspunkt-Ausgaben<br />
1 /2004 <strong>und</strong> 4 /2006.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 5
Entlasten statt „verheizen“<br />
Schule ist e<strong>in</strong> schwieriger <strong>Arbeits</strong> platz mit besonderen ges<strong>und</strong>-<br />
heitlichen Belastungen. Der Ermittlung von Gefährdungen <strong>und</strong><br />
Belastungen im Lehreralltag sowie dem E<strong>in</strong>satz geeigneter Maß-<br />
nahmen zur Ges<strong>und</strong>erhaltung kommt deshalb e<strong>in</strong>e besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
6<br />
Fotos: Frank Schuppelius<br />
Moderner <strong>Arbeits</strong>schutz umfasst neben<br />
der Unfallverhütung auch das Vermeiden<br />
von Ges<strong>und</strong>heitsgefahren bei der Arbeit<br />
<strong>und</strong> das Wohlbefi nden am <strong>Arbeits</strong>platz.<br />
Im Mittelpunkt steht die Ges<strong>und</strong>heit des<br />
E<strong>in</strong>zelnen.<br />
Durch das <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz wird im<br />
deutschen Recht dieser moderne <strong>Arbeits</strong>schutz<br />
verankert <strong>und</strong> gilt auch für<br />
Lehrkräfte. Mit diesem Gesetz hat die<br />
Lehrerges<strong>und</strong>heit – von der Sicherheit<br />
über Prävention bis h<strong>in</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
– das erste Mal <strong>in</strong> der<br />
deutschen Geschichte e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche<br />
rechtliche Gr<strong>und</strong>lage gef<strong>und</strong>en.<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
<strong>in</strong> Schulen<br />
Um e<strong>in</strong>e konsequente Verbesserung<br />
im <strong>Arbeits</strong>schutz zu erreichen, müssen<br />
Arbeitgeber – an den Schulen der Schulhoheitsträger<br />
– nach dem <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz<br />
e<strong>in</strong>e Gefährdungsbeurteilung<br />
durchführen. Dazu müssen die Gefähr-<br />
dungen am <strong>Arbeits</strong>platz ermittelt <strong>und</strong><br />
bewertet werden sowie die sich daraus<br />
ergebenden <strong>Arbeits</strong>schutzmaßnahmen<br />
festgelegt <strong>und</strong> ihre Wirksamkeit überprüft<br />
werden. Diese Verpfl ichtung ist<br />
unabhängig von der Beschäftigtenzahl.<br />
Der Schulhoheitsträger überträgt <strong>in</strong><br />
der Regel die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />
an die Schulleiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schulleiter. Die Gefährdungsbeurteilung<br />
<strong>in</strong> der Schule macht der/die Schulleiter/-<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>er Sicherheitsfachkraft,<br />
e<strong>in</strong>em Betriebsarzt <strong>und</strong><br />
dem/der Sicherheitsbeauftragten der<br />
Schule. Dabei erhalten sie Unterstützung<br />
von ihren Hauptpartnern, den Beschäftigten<br />
– also den Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrern<br />
– sowie dem Personalrat.<br />
Für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />
haben sich die folgenden<br />
sieben Schritte bewährt:<br />
1.<br />
Vorbereiten der<br />
Gefährdungsbeurteilungen<br />
F Eventuell Bildung e<strong>in</strong>es <strong>Arbeits</strong>kreises<br />
„<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz“<br />
an der Schule<br />
F Erfassen der <strong>Arbeits</strong>organisation<br />
F Festlegen des zu beurteilenden<br />
Schulbereichs <strong>und</strong> der zu beurteilenden<br />
Tätigkeiten oder Personen<br />
F Festlegen von Methoden <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />
F Vorbereitung zur Dokumentation<br />
der Ergebnisse<br />
2. Ermitteln der Gefährdungen<br />
F Ermitteln aller Gefährdungen <strong>und</strong><br />
deren Quellen unabhängig vom Bestandsschutz<br />
3. Bewerten der Gefährdungen<br />
F Risikobewertung nach der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
des E<strong>in</strong>tritts e<strong>in</strong>es Unfalls<br />
beziehungsweise e<strong>in</strong>er Ges<strong>und</strong>heitsstörung<br />
u n d der Schadensschwere oder<br />
e<strong>in</strong>er Erkrankung durch Belastungen<br />
4.<br />
Festlegen konkreter<br />
<strong>Arbeits</strong>schutzmaßnahmen<br />
F Formulierung von Schutzzielen, die<br />
den Soll-Zustand von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Sicherheit bestimmen (diese s<strong>in</strong>d enthalten<br />
<strong>in</strong> Gesetzen, Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften,<br />
Normen u. Ä.)<br />
F Verhältnisprävention geht vor<br />
Verhal tens prävention<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
5. Durchführen der Maßnahmen<br />
F Festlegen von Verantwortlichkeiten<br />
für die Realisierung der Maßnahmen<br />
F Festlegen von Personen für die<br />
Durchführung der Maßnahmen<br />
F Zeitplan für die Durchführung der<br />
Maßnahmen<br />
6.<br />
Überprüfen der Durchführung <strong>und</strong><br />
der Wirksamkeit der Maßnahmen<br />
F Die Verantwortung für die Gefährdungsbeurteilung<br />
liegt immer beim Arbeitgeber,<br />
auch wenn die Durchführung<br />
der Gefährdungsbeurteilung delegiert<br />
wurde<br />
7.<br />
Fortschreiben der<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
Ermittlung psychischer<br />
Belastungen <strong>und</strong><br />
Ableitung von Maßnahmen<br />
Die Lehrertätigkeit ist sowohl kognitiv<br />
als auch emotional belastend. Doch<br />
obwohl den psychischen Strapazen e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Rolle bei der Belastung e<strong>in</strong>er<br />
Lehrkraft zukommt, werden sie bei der<br />
Erfassung der Gefährdungen zumeist<br />
nicht ausreichend berücksichtigt. In der<br />
Gefährdungsbeurteilung s<strong>in</strong>d besonders<br />
diejenigen Belastungsfaktoren zu<br />
ermitteln, die e<strong>in</strong>en wesentlichen Anteil<br />
an dieser Mehrfachbelastung haben.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es Gutachtens zum <strong>Arbeits</strong>schutz<br />
im Lehrerberuf wurde von<br />
Professor Bernd Rudow e<strong>in</strong>e Prüfl iste zu<br />
vorwiegend psychischen Belastungen <strong>in</strong><br />
der Lehrerarbeit entwickelt.<br />
Literatur<br />
• Rudow, B.: Der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
im Lehrerberuf. Süddeutscher<br />
Pädagogischer Verlag, Heddesheim<br />
2000<br />
• Broschüre der Unfallversicherungsträger:<br />
Beurteilung von Gefährdungen<br />
<strong>und</strong> Belastungen an Lehrerarbeitsplätzen<br />
(GUV-I 8760; vormals GUV<br />
50.11.60)<br />
Diese Prüfl iste dient vor allem der Grobanalyse<br />
psychischer Belastungen. Lehrer<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Lehrer schätzen vorwiegend<br />
psychische Belastungen <strong>in</strong> der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
selbst e<strong>in</strong>. Die Prüfl iste geht von<br />
e<strong>in</strong>er arbeitswissenschaftlichen Belastungstheorie<br />
aus <strong>und</strong> berücksichtigt die<br />
Ergebnisse vorliegender empirischer Studien<br />
zu Belastungsfaktoren <strong>in</strong> der Lehrertätigkeit.<br />
Die so gewonnenen Daten<br />
s<strong>in</strong>d sowohl quantitativ als auch qualitativ<br />
unter dem Aspekt des Belastungsgrades<br />
<strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />
auswertbar. Die <strong>in</strong> der Liste bezeichneten<br />
Belastungen s<strong>in</strong>d subjektiv <strong>und</strong> stellen<br />
konkrete Bed<strong>in</strong>gungen der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />
<strong>in</strong> der Schule dar. Es werden solche<br />
Belastungsbed<strong>in</strong>gungen erfasst, die<br />
durch Maßnahmen des <strong>Arbeits</strong>schutzes<br />
verändert werden können.<br />
Autor<strong>in</strong>:<br />
Dipl.-Päd. Andrea Mazanec ist Mitarbeiter<strong>in</strong><br />
der Präventionsabteilung der<br />
Unfallkasse Sachsen-Anhalt, Zerbst.<br />
SICHERHEIT MANAGEN<br />
Die E<strong>in</strong>schätzung durch die Prüfl isten<br />
erfolgt <strong>in</strong> acht Belastungsgruppen:<br />
1. Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Klassen<br />
2. Kollegium<br />
3. Schulleitung <strong>und</strong> Schulkultur<br />
4. <strong>Arbeits</strong>aufgaben <strong>und</strong> -organisation<br />
5. Lehrplan <strong>und</strong> Lehrmittel<br />
6. <strong>Arbeits</strong>umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />
7. materiell-technische Schulausstattung<br />
8. körperliche Anforderungen.<br />
Nach dem Vorrang der Verhältnisprävention<br />
bei <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten mit<br />
psychischen Belastungen sollten die<br />
Maßnahmen <strong>in</strong> folgender Reihenfolge<br />
durchgeführt werden:<br />
1. technische Maßnahmen<br />
2. Maßnahmen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisationsgestaltung<br />
3. personenbezogene Maßnahmen.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 7
Foto: Getty images<br />
Foto: Frank Schuppelius<br />
8<br />
Was tun, wenn<br />
e<strong>in</strong> Papierkorb<br />
Der Austausch von Information ist der<br />
Motor des menschlichen Fortschritts.<br />
Er verh<strong>in</strong>dert, dass jeder immer erneut<br />
die zum Teil schmerzvollen Erfahrungen<br />
anderer machen muss.<br />
Denken Sie, wenn Sie dies lesen, aber<br />
nicht nur an die Mühsal Ihrer pädagogischen<br />
Arbeit! Sie selbst s<strong>in</strong>d als Schulleiter<br />
<strong>und</strong> Lehrkraft fortwährend gezwungen,<br />
Informationen aufzunehmen <strong>und</strong><br />
möglichst auch praktisch umzusetzen,<br />
das heißt auch, sie anwenden <strong>und</strong> weitergeben<br />
zu können. Dass Maßnahmen<br />
des <strong>Arbeits</strong>schutzes <strong>in</strong> Betrieben die<br />
Unterweisung e<strong>in</strong>schließen, ist weith<strong>in</strong><br />
bekannt. Dass jedoch diese Maßnahmen<br />
ebenso wie die Gefährdungsermittlung<br />
auch Schulen betreffen, ist für manche<br />
sicherlich gewöhnungsbedürftig.<br />
Brauchen Lehrkräfte die<br />
Unterweisung?<br />
Sie werden vielleicht überrascht se<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> mit Unverständnis reagieren: Was<br />
hat der <strong>Arbeits</strong>schutz mit me<strong>in</strong>er Unterrichtstätigkeit<br />
zu tun? Wie sollte ich<br />
me<strong>in</strong>e Schulk<strong>in</strong>der bei me<strong>in</strong>er Tätigkeit<br />
schädigen?<br />
Darum sollten Sie sich beispielsweise<br />
Fragen wie die folgenden stellen:<br />
• Was würde ich tun, wenn ich <strong>in</strong> der<br />
brennt?<br />
Auch <strong>in</strong> Schulen müssen Gefährdungs beurteilungen<br />
<strong>und</strong> Unterweisungen durch geführt werden.<br />
Schule zum Beispiel e<strong>in</strong>en Papierkorb<br />
brennen sähe?<br />
• Wor<strong>in</strong> bestünde me<strong>in</strong>e Aufgabe, wenn<br />
Schüler/-<strong>in</strong>nen mich darauf aufmerksam<br />
machten, dass jemand Flöhe e<strong>in</strong>geschleppt<br />
hat?<br />
• Was wäre zu tun, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
me<strong>in</strong>em Unterricht plötzlich Anzeichen<br />
e<strong>in</strong>es Schockzustands zeigte, ich aber<br />
nicht über e<strong>in</strong>e Erkrankung <strong>in</strong>formiert<br />
wurde?<br />
• Kenne ich die Anforderungen an die<br />
Lebensmittelhygiene?<br />
• Wie viele St<strong>und</strong>en am Tage verbr<strong>in</strong>ge<br />
ich vor dem PC? Könnten daher das<br />
Brennen der Augen, der steife Hals <strong>und</strong><br />
das überraschend schnell sich verschlechternde<br />
Sehvermögen kommen?<br />
• Fühle ich mich häufi ger überfordert<br />
<strong>und</strong> reagiere ich womöglich den Schülern<br />
<strong>und</strong> Kollegen gegenüber ungerecht?<br />
So selten s<strong>in</strong>d diese oder ähnliche<br />
Stresssituationen nicht, <strong>in</strong> denen es von<br />
Ihrem Informationsstand abhängt, ob Sie<br />
richtig reagieren. Auch die allmähliche<br />
<strong>und</strong> langwierige Verschlechterung Ihres<br />
eigenen Ges<strong>und</strong>heitszustands soll aufgehalten<br />
<strong>und</strong> zum Guten gewendet werden,<br />
damit nicht auch Sie zu den Vielen Ihres<br />
Berufsstands gehören, die vorzeitig aufgeben<br />
müssen.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
Unterweisung ist s<strong>in</strong>nvoll,<br />
notwendig <strong>und</strong> verpfl ichtend<br />
Unterweisung ist „ … die auf den konkreten<br />
<strong>Arbeits</strong>platz oder Aufgabenbereich<br />
ausgerichtete Erläuterung <strong>und</strong><br />
Anweisung des Unternehmers für e<strong>in</strong><br />
sicherheitsgerechtes Verhalten der Versicherten,<br />
die durch praktische Übungen<br />
ergänzt werden kann.“ (Kle<strong>in</strong>es Lexikon<br />
der Unfallversicherung – BUK)<br />
Diese allgeme<strong>in</strong>e Unterweisungspfl icht<br />
ist im § 12 des <strong>Arbeits</strong>schutzgesetzes<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unfallverhütungsvorschrift<br />
GUV-V A1 „Gr<strong>und</strong>sätze der Prävention“<br />
vorgeschrieben. Die Durchführung von<br />
Unterweisungen fi ndet während der<br />
<strong>Arbeits</strong>zeit statt. Darüber h<strong>in</strong>aus schreiben<br />
bestimmte gesetzliche Regelungen<br />
wie die Gefahrstoffverordnung <strong>und</strong> die<br />
Strahlenschutzverordnung m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal jährlich durchzuführende Unterweisungen<br />
vor. Solche nach dem Gesetz<br />
vorgeschriebenen Unterweisungen müssen<br />
außerdem dokumentiert werden.<br />
Ihr Recht auf<br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
Der Gesetzgeber hat mit den Maßnahmen<br />
der Gefährdungsbeurteilung <strong>und</strong><br />
der Unterweisung nach dem <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz<br />
(das auch für Beamte gilt)<br />
den Arbeitgebern zur Pfl icht gemacht,<br />
sich den <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen fürsorglich<br />
zuzuwenden. Dass die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Aufgaben nur sehr lückenhaft erfüllt<br />
werden, ist der Zurückhaltung zuzuschreiben,<br />
mit der diese Pfl ichtaufgaben<br />
von den Schulhoheitsträgern unterstützt<br />
<strong>und</strong> kontrolliert werden. Sie sollten von<br />
den Lehrkräften dennoch zum eigenen<br />
Schutz e<strong>in</strong>gefordert werden. Maßnahmen<br />
zu Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
unterliegen der Mitbestimmung<br />
durch den Personalrat. Er sollte e<strong>in</strong>e<br />
aktive Rolle <strong>in</strong> der Ausgestaltung der Unterweisungsvorgänge<br />
e<strong>in</strong>nehmen.<br />
Themen der Unterweisung<br />
Es gibt Themen, die alle Schulen betreffen<br />
(z. B. Brandschutz, Aufsichtsverhalten,<br />
Mängelfeststellung <strong>und</strong> Mängelmeldung,<br />
Maßnahmen nach e<strong>in</strong>em Unfall)<br />
<strong>und</strong> es gibt solche, die nur für manche<br />
Schulen von Bedeutung s<strong>in</strong>d (z. B. E<strong>in</strong>weisung<br />
im Umgang mit Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
Geräten, Betreuung von Pausenspielen,<br />
W<strong>in</strong>tersportfreizeiten, Arbeiten <strong>in</strong> der<br />
Küche, Mittagsbetreuung).<br />
Unterweisungsthemen ergeben sich aus<br />
der Sicherheitsproblematik jeder Schule<br />
<strong>und</strong> werden von Lehrkräften gefordert<br />
oder vom Schulleiter <strong>und</strong> ihm zur Seite<br />
stehenden Verantwortlichen erkannt <strong>und</strong><br />
angegangen. Lehrgänge allgeme<strong>in</strong>er Art<br />
ersetzen die Unterweisungen nicht, weil<br />
sie nicht auf die <strong>in</strong>dividuelle Situation<br />
e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong>gehen.<br />
Unterweisungen sollten <strong>in</strong> Betriebsabläufe<br />
e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> strukturiert se<strong>in</strong>.<br />
Sie s<strong>in</strong>d Teil des Ges<strong>und</strong>heitsschutzmanagements.<br />
Themen, Intervalle,<br />
Zielgruppen <strong>und</strong> Verantwortliche für<br />
Unterweisungsvorgänge werden daher<br />
systematisch erfasst (siehe auch Checkliste<br />
auf der Rückseite dieser pluspunkt-<br />
Ausgabe).<br />
Methoden der Unterweisung<br />
Der Begriff Unterweisung umfasst das<br />
H<strong>in</strong>weisen, Informieren, Belehren <strong>und</strong><br />
Anweisen. E<strong>in</strong>e vollständige Unterweisung<br />
<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
sollte das E<strong>in</strong>üben von Verhaltensregeln<br />
e<strong>in</strong>schließen. Sie ist jedoch nicht nur<br />
e<strong>in</strong>e von schulischen Abläufen losgelöste<br />
<strong>und</strong> dokumentierte Maßnahme, sondern<br />
Teil der betrieblichen Führungskultur<br />
<strong>und</strong> wird vermittelt durch viele Vorgänge<br />
der Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation,<br />
zum Beispiel durch Informieren, Anweisen,<br />
Belehren, Unterrichten, Tra<strong>in</strong>ieren,<br />
Überzeugen, Motivieren, Kontrollieren,<br />
Loben, Sanktionieren <strong>und</strong> durch vorbildliches<br />
Handeln.<br />
Aufgabe e<strong>in</strong>er Unterweisung ist es, Vorschriften<br />
<strong>und</strong> Erkenntnisse (Fachwissen,<br />
Präventionsdidaktik <strong>und</strong> -methodik) zu<br />
erschließen <strong>und</strong> über Texte, Lehrfi lme,<br />
Demonstrationen, angeleitete eigene<br />
Versuche <strong>und</strong> vieles mehr weiterzu-<br />
Foto: Dieter Gielnik<br />
SICHERHEIT MANAGEN<br />
Autor:<br />
Max Schmid ist Mitglied des pluspunkt-Redaktionsbeirats.<br />
geben. Gelegenheiten, auch konkrete<br />
Themen des <strong>Arbeits</strong>schutzes im erforderlichen<br />
Umfang <strong>in</strong> den Schulalltag e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />
bieten sich bei schul<strong>in</strong>ternen<br />
Fortbildungen, Fachsitzungen, Teambesprechungen<br />
<strong>und</strong> Konferenzen.<br />
Hilfen<br />
Zur Unterstützung der Umsetzung der<br />
arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen<br />
gibt es <strong>in</strong> den Ländern spezifi sche E<strong>in</strong>richtungen,<br />
zum Beispiel e<strong>in</strong>e Zentrale<br />
Beratungsstelle. Der Schulleiter kann<br />
se<strong>in</strong>e Verantwortung <strong>in</strong> Teilbereichen delegieren,<br />
zum Beispiel an e<strong>in</strong>en Koord<strong>in</strong>ator.<br />
Zur Seite stehen ihm die Fachkraft für<br />
<strong>Arbeits</strong>sicherheit, der Betriebsarzt, der<br />
Sicherheitsbeauftragte, der Gefahrstoffbeauftragte.<br />
In manchen Fällen ist es<br />
s<strong>in</strong>nvoll, andere Fachk<strong>und</strong>ige aus außerschulischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen h<strong>in</strong>zuzuziehen<br />
(z. B. Ges<strong>und</strong>heitsamt, Feuerwehr, Polizei).<br />
Die Unfallversicherungsträger <strong>und</strong><br />
die Schulhoheitsträger stellen Informationen<br />
<strong>in</strong> Medien zur Verfügung.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 9
Dies ist e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>dtext. Dieser Text ist weder<br />
bl<strong>in</strong>d, noch für Bl<strong>in</strong>de. Er ist vielmehr<br />
e<strong>in</strong> Platzhalter <strong>und</strong> wird später durch den<br />
Orig<strong>in</strong>altext ersetzt. Wenn ich gewußt<br />
hätte, das Sie diesen Text mit e<strong>in</strong>er solchen<br />
Aufmerksamkeit lesen, hätte ich<br />
mir etwas orig<strong>in</strong>alleres e<strong>in</strong>fallen lassen.<br />
EIN KLASSENZIMMER<br />
ZUM WOHLFÜHLEN<br />
Schulgebäude s<strong>in</strong>d nicht nur Orte des Lernens.<br />
Sie s<strong>in</strong>d auch Lebensräume, <strong>in</strong> denen K<strong>in</strong>der<br />
<strong>und</strong> Jugendliche e<strong>in</strong>en wesent lichen Teil ihrer<br />
Zeit verbr<strong>in</strong>gen. Das <strong>in</strong> Bayern laufende Pilot-<br />
projekt „Das Lernfördernde Klassenzimmer“<br />
zeigt, was durch die Schaffung e<strong>in</strong>er „Wohlfühl-<br />
umgebung“ erreicht werden kann. Im Mittel-<br />
punkt des Projekts steht die Gestaltung e<strong>in</strong>er<br />
angenehmen Lernumgebung mit Hilfe von<br />
Pflanzen, Farbe <strong>und</strong> Licht.<br />
Was können Pfl anzen leisten?<br />
Insbesondere Pfl anzen werden <strong>in</strong> modernen Büroräumen immer<br />
häufi ger e<strong>in</strong>gesetzt, um den Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz<br />
entgegenzuwirken. Pfl anzen können auch <strong>in</strong> Schulen e<strong>in</strong>en<br />
wichtigen Beitrag zur Steigerung des Wohlbefi ndens, zur Gestaltung<br />
e<strong>in</strong>es angenehmen sozialen Klimas <strong>und</strong> zur Verbesserung<br />
der Leistungsfähigkeit liefern.<br />
Schüler <strong>und</strong> Lehrkräfte fühlen sich im Wesentlichen durch folgende<br />
Störfaktoren belastet:<br />
1. Schlechte Raumakustik<br />
(<strong>in</strong>sbesondere lange Nachhallzeiten, Lärm)<br />
2. Schlechtes Raumklima<br />
(u. a. monotone Raumverhältnisse, schlechte Raumluft)<br />
3. Lehrkräfte empfi nden „schwierige, aggressive Schüler“<br />
als belastend; die Schüler stört e<strong>in</strong> schlechtes Klassen-<br />
<strong>und</strong> Schulklima.<br />
Pfl anzen können diese Faktoren positiv bee<strong>in</strong>fl ussen <strong>und</strong> so<br />
wesentlich zum „Wohlfühlen“ beitragen. Dabei wirken Pfl anzen<br />
immer auf mehreren Ebenen.<br />
10<br />
1. Lärmreduzierung durch Pfl anzen<br />
Pfl anzen können e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Schalldämmung<br />
<strong>und</strong> somit zur Verbesserung der Raumakustik leisten. So<br />
zeigten Messungen der Lehr- <strong>und</strong> Versuchsanstalt für Gartenbau<br />
Essen, dass neun Pfl anzen der Art Ficus benjam<strong>in</strong>ii (Höhe<br />
1,80 m) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 30 m 2 großen Raum etwa 25 % der <strong>in</strong>sgesamt<br />
erforderlichen Schalldämmung erzielen.<br />
2. Verbesserung des Raumklimas<br />
Pfl anzen verbessern das Raumklima, <strong>in</strong>dem sie die Luftfeuchtigkeit<br />
erhöhen. Etwa 97 % des Gießwassers werden durch die<br />
Transpirationsleistung der Pfl anzen wieder an die Umgebung<br />
abgegeben. So kann man selbst <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten die Luftfeuchtigkeit<br />
im angenehmen Bereich halten.<br />
Außerdem s<strong>in</strong>d Pfl anzen <strong>in</strong> der Lage, Stäube zu b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> bestimmte<br />
Grünpfl anzen können sehr effektiv organische Schadstoffe<br />
wie Formaldehyd, Aceton oder Toluol aus der Luft fi ltern.<br />
Man spricht daher auch von der so genannten „Grünen-Leber-<br />
Funktion“ der Pfl anzen analog zur „Grünen-Lunge-Funktion“.<br />
3. Pfl anzen wirken auf das psychische Wohlbefi nden<br />
Untersuchungen zeigen immer wieder: Menschen fühlen sich<br />
<strong>in</strong> der Umgebung von Pfl anzen ausgeglichener <strong>und</strong> weniger gestresst.<br />
In der Therapie von K<strong>in</strong>dern mit Aufmerksamkeits-Defi -<br />
zit-Syndrom (ADS) nutzt man diese ausgleichende Wirkung von<br />
Pfl anzen. Durch den Kontakt mit Pfl anzen <strong>und</strong> der Natur werden<br />
diese K<strong>in</strong>der ruhiger <strong>und</strong> aufnahmefähiger. E<strong>in</strong>e norwegische<br />
Studie zeigte zudem, dass sich Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em begrünten<br />
Klassenzimmer wohler fühlten <strong>und</strong> konzentrierter waren als<br />
Schüler <strong>in</strong> unbegrünten Räumen (Kontrollgruppe). Schüler, die<br />
sich wohl fühlen, mehr leisten können, ausgeglichener <strong>und</strong><br />
weniger gestresst s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d für die Lehrkraft weniger „schwierig“.<br />
Schüler <strong>und</strong> Lehrer empfi nden die Gr<strong>und</strong>stimmung im<br />
Klassenverband nach der Umgestaltung als harmonischer <strong>und</strong><br />
entspann ter. Verhaltensauffällige Schüler werden ruhiger.<br />
Ohne den E<strong>in</strong>satz von Pfl anzen im Verhältnis zu anderen wichtigen<br />
schulischen Maßnahmen überbewerten zu wollen, lässt<br />
sich doch feststellen, dass durch dieses Zusammenspiel der<br />
angesprochenen Wirkungen das „Klima“ <strong>in</strong> den Klassenzimmern<br />
(physikalisch-chemisch <strong>und</strong> psychologisch) verbessert<br />
werden kann. Verstärkt werden diese E<strong>in</strong>fl üsse im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />
ganzheitlichen Herangehensweise noch durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Farb- <strong>und</strong> Lichtgestaltung (mit sog. Vollspektrumleuchten)<br />
der Räume.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong><br />
Fotos: Elke Frenzel
Partizipation der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
Die praktische Umsetzbarkeit <strong>und</strong> die Wirkung e<strong>in</strong>er Innenraumbegrünung<br />
von Klassenzimmern wurde <strong>in</strong> mehreren Schulen<br />
untersucht. Ergebnis: Die Büroraumbegrünung kann nicht<br />
ohne verschiedene Modifi kationen auf das Klassenzimmer<br />
übertragen werden:<br />
1. Die Schüler gestalten ihr Klassenzimmer selbst <strong>und</strong> übernehmen<br />
eigenverantwortlich die weitere Pfl ege.<br />
E<strong>in</strong> Kernpunkt <strong>und</strong> entscheidender Unterschied bei der Gestaltung<br />
e<strong>in</strong>es lernfördernden Klassenzimmers (im Vergleich zu<br />
Büroräumen) ist die Partizipation der Schüler. Die Begrünung<br />
<strong>und</strong> Farbgestaltung des Raumes erfolgt zusammen mit den<br />
Schülern. Auch nach der Fertigstellung sollen die Pfl anzen von<br />
den Schülern – soweit die altersbed<strong>in</strong>gten Voraussetzungen<br />
gegeben s<strong>in</strong>d – möglichst eigenverantwortlich <strong>und</strong> selbstständig<br />
gepfl egt werden.<br />
Dies hat mehrere Vorteile: Durch die Beteiligung der Schüler an<br />
Planung <strong>und</strong> Gestaltung ihres eigenen Umfeldes identifi zieren<br />
sie sich stärker <strong>und</strong> vor allem dauerhaft mit dem Projekt. Die<br />
Akzeptanz wird erhöht <strong>und</strong> Vandalismus verr<strong>in</strong>gert. Außerdem<br />
fördern die Erfolge <strong>in</strong> der praktischen Mitarbeit Schüler <strong>in</strong> ihren<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> unterstützen sie <strong>in</strong> ihrer Entwicklung. Durch<br />
die Übertragung von Verantwortung entwickeln die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />
Name Lichtanspruch<br />
Birkenfeige Hell # 100 – 300 /<br />
1 bis 100<br />
Drachenbaum Halbschatten<br />
– Schatten<br />
Wuchshöhe /<br />
-breite <strong>in</strong> cm Besondere Pfl ege <strong>und</strong> sonstige H<strong>in</strong>weise<br />
# 100 – 300 /<br />
1 bis 80<br />
Efeutute Halbschatten Hänge- bzw.<br />
Kletterpfl anze<br />
E<strong>in</strong>blatt Schatten # 30 – 50 /<br />
1 bis 60<br />
Grünlilie Halbschatten # 15 – 50 /<br />
1 bis 60<br />
Gummibaum Halbschatten # 45 – 200 /<br />
1 bis 80<br />
Korbmarante Halbschatten # 15 – 100 /<br />
1 bis 60<br />
Pachira Hell # 50 – 250 /<br />
1 bis 100<br />
Kentiapalme Halbschatten<br />
– Schatten<br />
Steckenpalme Halbschatten<br />
– Schatten<br />
# 125 – 200 /<br />
1 bis 100<br />
# 50 – 300 /<br />
1 bis 100<br />
Strahlenaralie Halbschatten # 50 – 250 /<br />
1 bis 80<br />
Verträgt ke<strong>in</strong>e Zugluft oder häufi gen Standortwechsel;<br />
bei plötzlichem verstärktem<br />
Blattfall eventuell zu nasses Substrat<br />
Achtung: Eventuell sensibilisierendes Potenzial,<br />
Kontakt mit Milchsaft vermeiden!<br />
Sehr pfl egeleicht<br />
Sehr pfl egeleicht<br />
Braune Blattspitzen können e<strong>in</strong> Zeichen für<br />
Überdüngung se<strong>in</strong>; toleriert nicht zu viel<br />
Licht, ke<strong>in</strong> heller Standort, sehr pfl egeleicht<br />
Sehr pfl egeleicht<br />
In regelmäßigen Abständen Blätter mit weichem<br />
feuchtem Tuch vom Staub befreien.<br />
Hängende Blätter deuten meist auf zu nasses<br />
Substrat h<strong>in</strong> – abtrocknen lassen.<br />
Abschneiden der Spitze kann verzweigtes<br />
Wachstum <strong>in</strong>duzieren<br />
Achtung: Kontakt mit Milchsaft vermeiden!<br />
Möglichst weiches, lauwarmes Gießwasser<br />
(z. B. Regenwasser) verwenden; ke<strong>in</strong>e<br />
Zugluft <strong>und</strong> „kalten Füße“; Temperaturen<br />
nicht unter 16 °C; e<strong>in</strong>gerollte Blätter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />
Anzeichen für zu starke Trockenheit bzw. zu<br />
niedrige Temperaturen<br />
Speichert Wasser <strong>in</strong> ihrem Stamm; toleriert<br />
Trockenheit, aber ke<strong>in</strong>e Staunässe; sehr<br />
pfl egeleicht<br />
Sehr pfl egeleicht<br />
Sehr pfl egeleicht<br />
–<br />
LEBENSRAUM SCHULE<br />
Jugendlichen mehr Selbstvertrauen, s<strong>in</strong>d weniger unsicher <strong>und</strong><br />
gehemmt. Da aggressives Verhalten häufi g mit Unsicherheit<br />
<strong>und</strong> mangelndem Selbstbewusstse<strong>in</strong> korreliert, ist auch nicht<br />
auszuschließen, dass durch e<strong>in</strong>e Beteiligung der Schüler an der<br />
Klassenzimmergestaltung <strong>und</strong> der Pfl ege der Pfl anzen entsprechende<br />
negative Verhaltensweisen reduziert werden.<br />
2. Die Pfl anzen müssen für den Schulbereich bestimmte Voraussetzungen<br />
erfüllen<br />
Bei der Auswahl von Pfl anzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Schulen bestimmte<br />
Gr<strong>und</strong>lagen zu beachten. So dürfen ke<strong>in</strong>e stark giftigen Pfl anzen<br />
oder Pfl anzen mit halluz<strong>in</strong>ogenem Potenzial verwendet<br />
werden. Auch Pfl anzen mit Stacheln <strong>und</strong> scharfen Blatträndern<br />
dürfen <strong>in</strong> Schulen nicht zur Begrünung herangezogen werden.<br />
Im Übrigen müssen die Pfl anzen „pfl egeleicht“ se<strong>in</strong>. Da das<br />
Konzept „Das Lernfördernde Klassenzimmer“ die Pfl ege der<br />
Pfl anzen von „Laien“ be<strong>in</strong>haltet, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<br />
Pfl egefehlern (z. B. beim Gießen) höher. Außerdem müssen<br />
die Pfl anzen <strong>in</strong> den Ferien auch mit deutlich längeren Gieß<strong>in</strong>tervallen<br />
auskommen können. Welche Gießregelung sich als<br />
praktikabel erweist <strong>und</strong> letztlich getroffen wird, hängt von der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Schule ab. Entscheidend ist jedoch, dass die Pfl ege<br />
der „Wohlfühlatmosphäre im Klassenzimmer“ nicht alle<strong>in</strong> an<br />
Hausmeistern <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igungskräften hängen bleibt.<br />
Autor<strong>in</strong>:<br />
Dr. Elke Frenzel ist Aufsichtsperson<br />
im Geschäftsbereich Prävention der<br />
Bayerischen Landesunfallkasse <strong>und</strong><br />
des Bayerischen Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverbandes,<br />
München.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 11
Foto: Frank Schuppelius<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von r<strong>und</strong> 20 Schülern hatte<br />
während der Busfahrt zur Schule ke<strong>in</strong>en<br />
Sitzplatz mehr gef<strong>und</strong>en. Sie mussten<br />
im Mittelbereich des Busses stehen. Wie<br />
schon häufi ger zuvor ließen sich dort<br />
e<strong>in</strong>ige ältere Schüler <strong>in</strong> scharfen Kurven<br />
absichtlich auf jüngere fallen. Wie Dom<strong>in</strong>oste<strong>in</strong>e<br />
fi elen diese auf weitere Schüler,<br />
die dadurch gegen die Türen gedrückt<br />
wurden. Dabei öffneten sich die Türfl ügel<br />
jedes Mal e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück weit. In e<strong>in</strong>er<br />
sehr scharfen L<strong>in</strong>kskurve rutschte e<strong>in</strong><br />
zehnjähriger Schüler durch diese Öffnung<br />
<strong>und</strong> fi el auf die Straße. E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>terrad<br />
des Busses überrollte se<strong>in</strong>en rechten<br />
Unterschenkel.<br />
K<strong>in</strong>d aus Schulbus geschubst<br />
Die Eltern zogen mit der Begründung<br />
vor Gericht, der Busfahrer <strong>und</strong> das<br />
Busunternehmen als Halter hätten ihre<br />
Verkehrssicherungspfl ichten verletzt.<br />
Das Oberlandesgericht Koblenz gab der<br />
Klage statt <strong>und</strong> verurteilte beide zu Schadensersatz<br />
<strong>und</strong> Schmerzensgeld (Urteil<br />
vom 29.05.2006 – 12 U 1459/04). Über<br />
e<strong>in</strong>en Spiegel habe der Fahrer das zudem<br />
lautstarke Geschubse erkennen <strong>und</strong> dem<br />
e<strong>in</strong> Ende setzen müssen. Der erfahrene<br />
12<br />
Randale im Schulbus<br />
Zu den Aufgaben e<strong>in</strong>es Busfahrers gehört es, Rangeleien im<br />
Schulbus zu unterb<strong>in</strong>den. Und das auch während der Fahrt,<br />
obwohl er dann e<strong>in</strong>e Aufsicht nur sehr begrenzt wahrnehmen<br />
kann. In Ausnahmefällen kann er sonst sogar zur Haftung<br />
herangezogen werden.<br />
Busunternehmer hätte im Vorfeld mit<br />
den Dummheiten der Schüler rechnen<br />
<strong>und</strong> gemäß se<strong>in</strong>er Organisations- <strong>und</strong><br />
Aufsichtspfl icht se<strong>in</strong>e Fahrer entsprechend<br />
<strong>in</strong>struieren müssen. Das sei nicht<br />
geschehen. Da der Junge <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
aufgr<strong>und</strong> des Gerangels der anderen<br />
Schüler aus dem Bus gefallen sei, haften<br />
Fahrer <strong>und</strong> Halter aber nur zu zwei<br />
Dritteln.<br />
So weit dieses Urteil. Anzumerken ist,<br />
dass der Schüler sämtlichen Personenschaden<br />
durch die gesetzliche Schülerunfallversicherung<br />
ersetzt bekommt.<br />
Die Unfallkasse erbr<strong>in</strong>gt Leistungen<br />
zur Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung.<br />
Sie sorgt also für e<strong>in</strong>e lückenlose Heilbehandlung<br />
<strong>und</strong> zahlt e<strong>in</strong>e Unfallrente.<br />
Gegen Fahrer <strong>und</strong> Halter können die<br />
Eltern daher nur verbleibende Ansprüche<br />
auf Sachschadenersatz <strong>und</strong> Schmerzensgeld<br />
geltend machen. Ansonsten – Glück<br />
im Unglück – ist für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> solchen<br />
Fällen bestens gesorgt.<br />
Um die Wiederholung e<strong>in</strong>es solchen<br />
Vorfalls möglichst auszuschließen, sollte<br />
sich die Schulleitung mit dem Busunternehmer<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen <strong>und</strong><br />
auf Abhilfe bestehen. Durch e<strong>in</strong>fache<br />
Autor:<br />
Dr. Thomas Molkent<strong>in</strong> ist Leiter des<br />
Referates Unfallversicherung im<br />
B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong><br />
Soziales.<br />
Maßnahmen – wie die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />
Schulbusbegleiterdienstes (Erwachsene)<br />
oder e<strong>in</strong>es Schulbuslotsendienstes<br />
(Schüler) – kann die Beförderung für die<br />
K<strong>in</strong>der sicherer <strong>und</strong> entspannter gestaltet<br />
werden. Die Verkehrssicherheit der<br />
mitfahrenden Schüler beim E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Aussteigen<br />
sowie während der Fahrt lässt<br />
sich so wirkungsvoll erhöhen. Leergebliebene<br />
Sitze können besetzt <strong>und</strong> Rangeleien<br />
zwischen den K<strong>in</strong>dern gegebenenfalls<br />
sofort unterb<strong>und</strong>en werden.<br />
Auch die ehrenamtlich tätigen Schülerlotsen<br />
<strong>und</strong> Schulwegbegleiter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
e<strong>in</strong>bezogen.<br />
TIPP<br />
Die vom Verkehrstechnischen Institut<br />
der Deutschen Versicherer (VTIV) herausgegebenen<br />
Broschüren „Schulwegsicherung<br />
– Informationen für Eltern“<br />
<strong>und</strong> „Planerheft Schulwegsicherung“<br />
enthalten unter anderem Informationen<br />
zur Schulbussicherheit. Sie können im Internet<br />
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Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
Der Knigge-Coach<br />
Umgangsformen erfolgreich vermitteln<br />
„Benimm-Unterricht an deutschen Schulen gefordert!“<br />
„Die Deutschen klagen über wachsende Ruppigkeit.“<br />
„K<strong>in</strong>der haben ke<strong>in</strong> Benehmen mehr!“<br />
Übertriebenes Lamento oder bittere Wahrheit?<br />
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14<br />
Auch Schüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />
aggressiv – nur anders.<br />
Sie verletzen nicht<br />
vornehmlich mit Fäusten,<br />
sondern mit Blicken <strong>und</strong><br />
Worten.<br />
Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong><br />
Aggressionen werden geschlechtsspezifi<br />
sch ausgetragen.<br />
„Es gibt e<strong>in</strong>e verborgene Kultur der Aggression<br />
von Mädchen“, schreibt Rachel<br />
Simmons <strong>in</strong> ihrem Buch „Me<strong>in</strong>e beste<br />
Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong> Bestseller. Die<br />
Frauenforscher<strong>in</strong> führte h<strong>und</strong>erte Interviews<br />
mit Mädchen zwischen zehn <strong>und</strong><br />
vierzehn Jahren an verschiedenen amerikanischen<br />
Schulen. „Mädchen verleumden,<br />
grenzen aus, streuen Gerüchte,<br />
denken sich Schimpfnamen aus <strong>und</strong> <strong>in</strong>trigieren,<br />
um anderen seelischen Schmerz<br />
zuzufügen“, so Rachel Simmons.<br />
„Lügen, lästern, leiden lassen“, so beschreibt<br />
Dr. Angela Ittel, Entwicklungspsycholog<strong>in</strong><br />
an der Freien Universität<br />
Berl<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>direkte Aggression unter<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> so lautet<br />
auch der Titel ihres Buches. Studien bestätigen,<br />
dass Mädchen im Unterschied<br />
zu Jungs die nicht-körperliche Aggression<br />
bevorzugen, <strong>in</strong> der Forschung „relationale“<br />
oder „Beziehungsaggression“<br />
genannt. „Die relationale Aggression<br />
schädigt nicht körperlich, sondern zielt<br />
darauf ab, die Beziehungen, die Fre<strong>und</strong>schaften<br />
der anderen zu zerstören“, sagt<br />
Dr. Ittel. Ebenfalls im Unterschied zu<br />
ihren männlichen Altersgenossen richten<br />
Mädchen ihre Aggressivität häufi g nicht<br />
gegen jemanden, der unbeliebt ist oder<br />
den sie nicht leiden können, sondern gegen<br />
ihre eigenen Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen. Manchmal<br />
machen sie sogar ihrer besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong><br />
das Leben zur Hölle. „Mädchen s<strong>in</strong>d besonders<br />
im frühen Jugendalter sehr auf<br />
Zweisamkeit ausgerichtet“, erklärt Dr.<br />
Ittel. „Und <strong>in</strong> dieser Intimität bekommen<br />
die Mädchen die Informationen, die sie<br />
benötigen, um die andere zu demütigen.“<br />
Subtile Gehässigkeiten tun weh. Nur<br />
sieht das ke<strong>in</strong>er. Gezielt <strong>und</strong> unauffällig<br />
werden sie von den „Täter<strong>in</strong>nen“ platziert,<br />
verdeckt unter dem Mantel der<br />
Fre<strong>und</strong>schaft. Deshalb erkennen Eltern<br />
<strong>und</strong> Lehrer häufi g nicht, wenn e<strong>in</strong> Mädchen<br />
gemobbt wird. Sie s<strong>in</strong>d mehr mit<br />
den Jungs beschäftigt, die dem anderen<br />
mit dem L<strong>in</strong>eal über den Kopf hauen oder<br />
ihm die Nase blutig schlagen. So hatte<br />
sich auch die traditionelle Aggressionsforschung<br />
lange Zeit auf die körperliche<br />
Aggression der Männer <strong>und</strong> Jungen<br />
konzentriert, die <strong>in</strong>direkte, relationale<br />
Aggression als eher weibliche Spezialität<br />
erst vor e<strong>in</strong> paar Jahren identifi ziert.<br />
Nur nicht auffallen – das ist die Devise<br />
der Mobbenden. Sie pfl egen das Bild<br />
vom netten Mädchen, das ke<strong>in</strong>er Fliege<br />
etwas zuleide tut <strong>und</strong> sich rührend<br />
um die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> kümmert. E<strong>in</strong> krasses<br />
Beispiel: E<strong>in</strong> Mädchen spricht auf den<br />
Anrufbeantworter ihrer besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>,<br />
wie denn der Schwangerschaftstest<br />
ausgegangen sei. Sie tut besorgt, hat<br />
den Schwangerschaftstest aber erf<strong>und</strong>en.<br />
Die Eltern hören die Nachricht ab,<br />
die Tochter muss sich rechtfertigen, geglaubt<br />
wird ihr zunächst nicht.<br />
Diese verme<strong>in</strong>tliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> attackiert<br />
die andere h<strong>in</strong>ter der Fassade weiblicher<br />
Artigkeit <strong>und</strong> entspricht damit den Erwartungen<br />
an weibliches Rollenverhal-<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
Foto: Christoph Foto: Max & friends<br />
Schmid<br />
ten. Von Mädchen wird das von kle<strong>in</strong> auf<br />
erwartet: dass sie lieb zue<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d,<br />
brav ihr Spielzeug teilen <strong>und</strong> nicht mit<br />
der Sandschaufel aufe<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>schlagen.<br />
„Wenn Mädchen körperlich aggressiv<br />
s<strong>in</strong>d, wird das von den Erwachsenen<br />
viel restriktiver bestraft als bei Jungs“,<br />
bestätigt Ittel. „Jungen können sich mehr<br />
erlauben.“<br />
Auch männliche Schüler machen den anderen<br />
schon mal mit Worten fertig. Doch<br />
„Mädchen setzen diese Form bewusster<br />
e<strong>in</strong> als Jungs“, so Ittel. „Und Mädchen<br />
als Opfer leiden mehr.“ Die relationale<br />
Aggression sche<strong>in</strong>t nicht nur geschlechtstypisch,<br />
sondern auch abhängig von der<br />
Schulart zu se<strong>in</strong>. An der Hauptschule<br />
dom<strong>in</strong>iert die körperliche Aggression,<br />
auf dem Gymnasium der Psychoterror, so<br />
„Focus Schule“ <strong>in</strong> der Ausgabe vom April<br />
2005. E<strong>in</strong>e auffällige Häufung machen<br />
die Experten mit dem 10. bis 12. Lebensjahr<br />
aus, denn mit dem Schulwechsel von<br />
der Gr<strong>und</strong>schule auf e<strong>in</strong>e weiterführende<br />
Schule entstehen neue Fre<strong>und</strong>schaften,<br />
konfi gurieren sich andere Konstellationen<br />
<strong>in</strong> der Klasse.<br />
In dieser Zeit, <strong>in</strong> diesem Alter s<strong>in</strong>d<br />
Fre<strong>und</strong>schaften noch nicht so stabil. In<br />
wechselnden Allianzen müssen sich die<br />
Jugendlichen immer wieder neu positionieren<br />
– e<strong>in</strong> harter Kampf um Beliebtheit<br />
<strong>und</strong> sozialen Status. Das kann<br />
auch schon mal auf Kosten der früheren<br />
Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> gehen, die mitunter zur besten<br />
Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong> erklärt wird. E<strong>in</strong> perfi der Macht-<br />
Literatur<br />
Ittel, A./von Salisch, M. (Hrsg.):<br />
Lügen, Lästern, Leiden lassen.<br />
Aggressives Verhalten von<br />
K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen. Kohlhammer,<br />
Stuttgart 2005<br />
Simmons, R.: Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>.<br />
Wie Mädchen sich das Leben zur<br />
Hölle machen <strong>und</strong> warum Frauen<br />
e<strong>in</strong>ander nicht vertrauen. Kiepenheuer<br />
& Witsch, Köln 2003<br />
kampf zwischen den (Ex-)Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, <strong>in</strong><br />
den nicht selten die ganze Klasse e<strong>in</strong>bezogen<br />
wird.<br />
Die Sozialpädagog<strong>in</strong> Petra Sett, tätig an<br />
e<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Gesamtschule, berichtet<br />
von zwei e<strong>in</strong>mal eng befre<strong>und</strong>eten Mädchen,<br />
die sich irgendwann zerstritten<br />
haben. Die e<strong>in</strong>e fi ng dann an, alle Klassenkameraden<br />
systematisch gegen ihre<br />
ehemalige Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> aufzubr<strong>in</strong>gen. „Das<br />
Opfer wurde nie mehr angesprochen, niemand<br />
wollte an ihrem Tisch sitzen, alle<br />
s<strong>in</strong>d weggegangen, wenn sie gekommen<br />
ist“, beschreibt Sett. „Es gab nur zwei<br />
Mädchen, die sich nicht mit der Anführer<strong>in</strong><br />
solidarisiert haben.“<br />
Eltern <strong>und</strong> Lehrer übersehen solche<br />
Konfl ikte häufi g oder nehmen sie nicht so<br />
ernst – „Nun vertragt euch doch wieder“,<br />
heißt es, oder: „Stell dich nicht so an.“<br />
Die gemobbten Schüler<strong>in</strong>nen aber leiden<br />
erheblich, schämen sich, suchen die<br />
Schuld bei sich selbst. In Extremfällen<br />
entwickeln sie Symptome wie Nervosität<br />
<strong>und</strong> Schlafstörungen, bekommen<br />
Albträume, Angstzustände <strong>und</strong> Depressionen.<br />
Weil diese <strong>in</strong>direkte Gewalt nicht öffentlich<br />
ist, müssen Eltern <strong>und</strong> Lehrer genau<br />
h<strong>in</strong>schauen, das Gespräch suchen,<br />
Fakten sammeln, konsequent handeln.<br />
Die Sozialpädagog<strong>in</strong> Petra Sett vermittelte<br />
<strong>in</strong> solchen Situationen zwischen<br />
den beiden Ex-Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, zwischen<br />
den Parteien <strong>in</strong> der Klasse. „Nach dem<br />
dritten oder vierten Gespräch zeigte<br />
MOBBING<br />
Autoren:<br />
Anke Nolte ist freie Mediz<strong>in</strong>journalist<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Christian Thiel ist freier<br />
Journalist mit dem Schwerpunkt<br />
Psychologie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
sich e<strong>in</strong> Erfolg. Die Mitläufer<strong>in</strong>nen haben<br />
nachgedacht <strong>und</strong> sich zurückgezogen.“<br />
In den Gesprächen versucht die Sozialpädagog<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Ebene zu<br />
schaffen: Wurden die Mobber<strong>in</strong>nen nicht<br />
auch schon mal gemobbt? Wie fühlte<br />
sich das an? So konnte sie Mitgefühl <strong>und</strong><br />
Verständnis wecken.<br />
Auch das gemobbte Mädchen sollte<br />
se<strong>in</strong>e Rolle refl ektieren. „Manchmal s<strong>in</strong>d<br />
die Opfer ihren Leidensweg schon so gewohnt,<br />
dass sie mitunter gar nicht daran<br />
<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, eigene Schritte zu tun,<br />
um da rauszukommen“, so Sett. Umso<br />
wichtiger, dass das Mädchen Rückhalt<br />
bekommt, bestärkt wird <strong>in</strong> anderen Bereichen,<br />
die ihm Spaß machen. Weil Mobb<strong>in</strong>g<br />
häufi g durch e<strong>in</strong> bestimmtes Klima<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse entsteht, kann sich durch<br />
e<strong>in</strong>en Klassen- oder sogar Schulwechsel<br />
e<strong>in</strong>e völlig andere Dynamik entwickeln,<br />
die dem Mädchen neue Chancen eröffnet,<br />
gleichberechtigte Fre<strong>und</strong>schaften<br />
e<strong>in</strong>zugehen.<br />
Die meisten Mädchen s<strong>in</strong>d mal Opfer,<br />
mal Täter, mal die Mobbende, mal die<br />
Gemobbte – „e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Jugendphase<br />
normales Verhalten“, wie Ittel betont. In<br />
beiden Rollen testen die Jugendlichen,<br />
wo Fre<strong>und</strong>schaft anfängt <strong>und</strong> wo sie aufhört.<br />
„E<strong>in</strong>e Täter<strong>in</strong> probiert aus: Wie weit<br />
kann ich gehen? Und e<strong>in</strong> Opfer lernt: Wie<br />
weit lasse ich jemanden gehen?“<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 15
16<br />
Es war<br />
genauso,<br />
wie der<br />
Polizist ge-<br />
sagt hatte!<br />
Erfahrungen <strong>und</strong><br />
Konse quenzen aus Verkehrs -<br />
er ziehungstagen <strong>in</strong> der<br />
H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule<br />
Pe<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>der der zweiten <strong>und</strong> dritten Klasse absolvieren die Busschule.<br />
Im Sommer 2006 führte die H<strong>in</strong>rich-<br />
Wilhelm-Kopf-Schule, e<strong>in</strong>e Verlässliche<br />
Gr<strong>und</strong>schule <strong>in</strong> der Pe<strong>in</strong>er Südstadt, mit<br />
nachhaltigem Lernerfolg die Projekttage<br />
„Mobilität“ durch.<br />
Mehr als die Hälfte der r<strong>und</strong> 250 Mädchen<br />
<strong>und</strong> Jungen an dieser Schule<br />
stammen aus Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus leben viele<br />
Familien deutscher Schulk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> benachteiligten<br />
Wohngebieten der Südstadt.<br />
Somit hat die Schule auch e<strong>in</strong>en<br />
kompensatorischen Auftrag, um bestehende<br />
Benachteiligungen nicht zu vertiefen,<br />
sondern möglichst auszugleichen.<br />
Vorüberlegungen zu den Projekttagen<br />
Mobilität<br />
Im Vorfeld erfolgte e<strong>in</strong>e genaue Analyse<br />
bisheriger Erfahrungen der Schule mit<br />
dem Thema „Mobilität“. Dabei zeigte<br />
sich, dass zum<strong>in</strong>dest für die Zielgruppe<br />
der K<strong>in</strong>der weniger der Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
der entscheidende Faktor ist<br />
als vielmehr die Frage der familiären<br />
Bildungsnähe: Bildungsnahe Familien<br />
besitzen überwiegend e<strong>in</strong>en risikobewussten<br />
Umgang mit der Mobilität. Bei<br />
bildungsärmeren Familien ist dieses<br />
Risikobewusstse<strong>in</strong> häufi g ger<strong>in</strong>ger. Außerdem<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Gruppen mit niedrigerem<br />
Sozialstatus <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Leistungsorientierung<br />
riskante Handlungen im<br />
Straßenverkehr zur Selbstdarstellung<br />
<strong>und</strong> Profi lierung eher anzutreffen. Dabei<br />
geht es nicht um Schuldzuweisungen,<br />
denn die Ursachen dafür s<strong>in</strong>d sehr viel-<br />
schichtig, können hier aber nicht genauer<br />
beleuchtet werden.<br />
Basierend auf den vielfältigen Erfahrungen<br />
<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-<br />
Schule beim Lehren <strong>und</strong> Lernen mit<br />
K<strong>in</strong>dern aus unterschiedlichen sozioökonomischen<br />
<strong>und</strong> kulturellen Umwelten<br />
versprach vor allem e<strong>in</strong>e konsequente<br />
Lebensweltausrichtung der Projekttage<br />
entsprechenden Erfolg. So wirken e<strong>in</strong><br />
hoher Praxisbezug <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e starke Handlungsorientierung<br />
<strong>in</strong> besonderer Weise<br />
kompensatorisch. Wenn mit allen S<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> nicht nur kognitiv gelernt wird, werden<br />
sprachliche <strong>und</strong> kulturelle E<strong>in</strong>schränkungen<br />
<strong>und</strong> Differenzen ebenso überw<strong>und</strong>en<br />
wie soziale Benachteiligungen.<br />
Erfahrungsorientiertes Lernen ermöglicht<br />
den K<strong>in</strong>dern außerdem <strong>in</strong>dividuelle<br />
Zugänge zum Lern<strong>in</strong>halt – unabhängig<br />
von ihren Bildungsvoraussetzungen.<br />
Ferner ist das Erfahrungslernen durch<br />
se<strong>in</strong>en hohen Erlebniswert der kognitiven<br />
Wissensvermittlung h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Nachhaltigkeit deutlich überlegen – e<strong>in</strong><br />
Aspekt, der für das künftige Verhalten<br />
der K<strong>in</strong>der als Verkehrsteilnehmer mit<br />
wachsender Mobilität von besonderer<br />
Bedeutung ist.<br />
Praktische Umsetzung<br />
In fachlicher <strong>und</strong> fi nanzieller H<strong>in</strong>sicht<br />
wurde die Schule bei dieser milieu-sensiblen<br />
Mobilitätserziehung, die sie <strong>in</strong><br />
dieser Form erstmals durchführte, vor<br />
allem durch die Kreisverkehrswacht <strong>und</strong><br />
den Landkreis Pe<strong>in</strong>e unterstützt.<br />
Im Mittelpunkt der Projekttage standen<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> Geschicklichkeitsparcours mit Elementen<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
die Bauste<strong>in</strong>e des Curriculums Mobilität<br />
(vgl. www.curriculum-mobilitaet.de<br />
2006), die an die entsprechende Alters-<br />
<strong>und</strong> Klassenstufe der K<strong>in</strong>der angepasst<br />
wurden.<br />
Für unsere Gr<strong>und</strong>schule kamen dabei<br />
sieben Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Betracht, deren<br />
konkrete Umsetzung im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
umfangreichen Auswertung beschrieben<br />
wurde. Sie kann im Internet unter www.<br />
landesverkehrswacht.de heruntergeladen<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong>ige Elemente sollen zur Verdeutlichung<br />
kurz beschrieben werden. Unter<br />
dem Aspekt des Modelllernens stand der<br />
E<strong>in</strong>satz von speziellen Filmen (z. B. zum<br />
Gebrauch von Fahrradhelmen), vor allem<br />
aber e<strong>in</strong> professioneller Geschichtenerzähler<br />
im Mittelpunkt. Insbesondere<br />
jüngere K<strong>in</strong>der wurden durch Handpuppen<br />
oder die Erlebnisse von Figuren <strong>in</strong><br />
Erzählungen angesprochen <strong>und</strong> nahmen<br />
die vermittelten Inhalte gut auf.<br />
Den Umfang <strong>und</strong> die Wirkung des „Toten<br />
W<strong>in</strong>kels“ konnten die Drittklässler durch<br />
die Kooperation mit dem Beauftragten<br />
für Jugendsachen der örtlichen Polizei<br />
selbst erfahren. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d saß h<strong>in</strong>ter dem<br />
Steuer e<strong>in</strong>es Polizeifahrzeugs, während<br />
die gesamte restliche Klasse im toten<br />
W<strong>in</strong>kel ‚verschwand’.<br />
Die örtliche Verkehrsgeme<strong>in</strong>schaft war<br />
an zwei Tagen mit e<strong>in</strong>em L<strong>in</strong>ienbus vor<br />
Ort, so dass die K<strong>in</strong>der der zweiten <strong>und</strong><br />
vierten Klassen nicht nur theoretisch<br />
die „Busschule“ absolvierten, sondern<br />
das richtige Verhalten im <strong>und</strong> am Bus<br />
tra<strong>in</strong>ieren konnten. Da die K<strong>in</strong>der im<br />
Schule<strong>in</strong>zugsbereich ke<strong>in</strong>en Schulbus<br />
nutzen, war dies für manche e<strong>in</strong>e neue<br />
Erfahrung.<br />
Auf dem Programm standen zusätzlich<br />
gezielte Erk<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Unterrichtsgänge<br />
im näheren Schulumfeld für die<br />
jüngeren K<strong>in</strong>der sowie im weiteren Stadtgebiet<br />
mit den älteren Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Schülern. Gute Ortskenntnisse tragen<br />
e<strong>in</strong>erseits aktiv zum subjektiven Sicherheitsempfi<br />
nden der K<strong>in</strong>der bei <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />
andererseits e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil<br />
für mehr Verhaltenssicherheit im Straßenverkehr.<br />
Interessant waren auch die Beobachtungen<br />
beim Fahrradparcours. Hier<br />
zeigte sich deutlich, welche K<strong>in</strong>der nicht<br />
nur schnell <strong>in</strong> die Pedalen treten, sondern<br />
richtig Radfahren können (z. B.<br />
beim Fahren auf dem Spurbrett oder mit<br />
e<strong>in</strong>er Hand). E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>te: „Mit dem<br />
Fahrrad auf der Wippe zu fahren, war<br />
voll schwer!“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Viertklässler, der<br />
bis dah<strong>in</strong> vor allem als Fahrradrowdy<br />
aufgefallen war, erkannte beim Fahrradparcours,<br />
wie wichtig umsichtiges <strong>und</strong><br />
besonnenes Verhalten auf dem Rad ist<br />
– er wurde später Jahrgangsbester.<br />
Der Verkehrssicherheitsberater der<br />
örtlichen Polizei hatte e<strong>in</strong> Fahrrad der<br />
Kreisverkehrswacht mit Reaktionstest-<br />
Technik mitgebracht, so dass die vierten<br />
Klassen im Zusammenhang mit ihrer<br />
zeitgleich durchgeführten Radfahrprüfung<br />
den E<strong>in</strong>fl uss der Reaktionszeit auf<br />
den Anhalteweg selbst erfahren konnten.<br />
Dies war übrigens der H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
für das E<strong>in</strong>gangszitat von Norbert *, der<br />
Fotos: Peter Wolters<br />
VERKEHRSERZIEHUNG<br />
kurze Zeit später e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Fahrradunfall<br />
hatte <strong>und</strong> bilanzierte: „Es war<br />
genauso, wie der Polizist gesagt hatte.<br />
Es dauert e<strong>in</strong>e Zeit, bis die Nachricht vom<br />
Gehirn zur Hand kommt. Gebremst habe<br />
ich nämlich erst, als ich schon gegen den<br />
Zaun gefahren war!“<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die vielfältigen Rückmeldungen der<br />
K<strong>in</strong>der zu den Projekttagen sowie der<br />
Umstand, dass sie bis heute e<strong>in</strong>zelne<br />
Erfahrungen er<strong>in</strong>nern <strong>und</strong> mit aktuellen<br />
Erlebnissen verknüpfen, belegen e<strong>in</strong>en<br />
nachhaltigen Lernerfolg. Dabei hat sich<br />
der starke Lebens- <strong>und</strong> Alltagsbezug<br />
erwartungsgemäß sehr bewährt. Unabhängig<br />
von ihren jeweiligen Voraussetzungen<br />
zeigten sich alle Schüler<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> den Projekttagen sehr<br />
aktiv <strong>und</strong> engagiert. Vielfach wurde die<br />
kompensatorische Funktion der Schule<br />
deutlich, wenn K<strong>in</strong>der erstmals die<br />
Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Spielmobils erlebten<br />
oder sie erstmals ihren Stadtteil <strong>und</strong> ihr<br />
Wohnumfeld erk<strong>und</strong>eten. K<strong>in</strong>der ohne eigenes<br />
Fahrrad konnten mit schuleigenen<br />
Rädern den Radfahrparcours absolvieren<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige der Zweitklässler stiegen zum<br />
ersten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bus.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs ist es schulorganisatorisch<br />
kaum leistbar, solche kompakten <strong>und</strong><br />
umfangreichen Projekttage alljährlich zu<br />
wiederholen, zumal die verschiedenen<br />
Kooperationspartner nicht immer zur<br />
Verfügung stehen. Daher prüfte das Kollegium<br />
nach Abschluss der Projekttage,<br />
ob <strong>und</strong> welche Elemente im regulären<br />
Autor:<br />
Dipl.-Sozialpädagoge Peter Wolters<br />
ist Schulmediator <strong>und</strong> Selbstbehauptungstra<strong>in</strong>er<br />
für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />
an der H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-<br />
Schule <strong>in</strong> Pe<strong>in</strong>e.<br />
Kontakt: H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule,<br />
H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Straße 22, 31226<br />
Pe<strong>in</strong>e, Tel.: (0 51 71) 59 01-30, Fax: -32,<br />
E-Mail: HiWiKoVGS@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
der Körperwahrnehmung <strong>und</strong> Psychomotorik, zum Beispiel rückwärts balancieren (l<strong>in</strong>kes Bildmotiv) *Name geändert<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 17
Schuljahresablauf zu <strong>in</strong>tegrieren s<strong>in</strong>d.<br />
Dabei zeigte sich, dass dies vielfach<br />
recht problemlos möglich ist. So sollen<br />
beispielsweise künftig die Viertklässler<br />
am Schuljahresende die Busschule<br />
absolvieren, weil viele von ihnen mit dem<br />
bevorstehenden Schulwechsel erstmals<br />
e<strong>in</strong>en Schulbus benutzen werden. Das<br />
Fußgängerdiplom für den ersten Jahrgang<br />
sollte s<strong>in</strong>nvoller Weise <strong>in</strong> den ersten<br />
Schulmonaten abgelegt werden. Die psychomotorischen<br />
Aspekte <strong>und</strong> Übungen<br />
des Spielmobils der Landesverkehrswacht<br />
Niedersachsen sollen stärker im<br />
Sportunterricht Berücksichtigung fi nden.<br />
E<strong>in</strong> sicheres Körpergefühl ist wichtig für<br />
sicheres Verhalten im Verkehr. Die meisten<br />
Materialien dazu besaß die Schule<br />
bereits oder sie wurden angeschafft.<br />
Der Fahrrad-Reaktionstest sollte für die<br />
vierten Klassen im Zusammenhang mit<br />
der Radfahrprüfung stattfi nden.<br />
Festzuhalten bleibt, dass die Erfahrungen<br />
aus den Projekttagen „Mobilität“<br />
r<strong>und</strong>weg positiv s<strong>in</strong>d. Sie haben nicht nur<br />
bei den K<strong>in</strong>dern im letzten Schuljahr e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Wirkung entfaltet, sondern<br />
auch h<strong>in</strong>sichtlich der Schulqualität <strong>in</strong> der<br />
H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule. Die jeweils<br />
entstandenen Unterrichtsideen <strong>und</strong><br />
-entwürfe wurden zusammengestellt <strong>und</strong><br />
stehen nun allen Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen<br />
für e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Mobilitätserziehung<br />
zur Verfügung.<br />
Informationen<br />
• H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule: Auswertung<br />
zu den Projekttagen Mobilität<br />
26. bis 29. Juni 2006, Pe<strong>in</strong>e (download<br />
über www.landesverkehrswacht.de)<br />
• Mobil <strong>und</strong> Sicher – Das Verkehrswachtmagaz<strong>in</strong>:<br />
Unrealistische Gefahrene<strong>in</strong>schätzung<br />
– Risikogruppe: 10- bis<br />
14-jährige Radfahrer. Unfallsituation,<br />
Unfallursachen, Prävention. Heft 5<br />
Okt./Nov. 2006, S. 8-11<br />
• www.curriculum-mobilitaet.de<br />
(Zugriff am 3. November 2006)<br />
18<br />
E<strong>in</strong>ige Erfolgsfaktoren für<br />
ges<strong>und</strong>heits fördernde<br />
Schulentwicklungsprozesse<br />
Bereit für die<br />
gute ges<strong>und</strong>e<br />
Schule?<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
Foto: Getty images<br />
Gute ges<strong>und</strong>e Schulen s<strong>in</strong>d Schulen, die die Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
als e<strong>in</strong>en Beitrag zur Erfüllung des Bildungs- <strong>und</strong><br />
Erziehungsauftrags von Lehrkräften verstehen (vgl. Brägger,<br />
Paulus & Posse, 2005). Den Lehrkräften kommt dabei e<strong>in</strong>e<br />
Schlüsselrolle zu: Ihre Ges<strong>und</strong>heit, Leistungsbereitschaft <strong>und</strong><br />
<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Voraussetzung für den Erfolg<br />
von Schulen.<br />
E<strong>in</strong> wesentliches Ziel von Schulqualitätsentwicklung sollte<br />
deshalb e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es, leistungsfähiges <strong>und</strong> engagiertes Kollegium<br />
se<strong>in</strong>, das sich am <strong>Arbeits</strong>platz Schule wohl fühlt, e<strong>in</strong><br />
lern- <strong>und</strong> leistungsförderliches <strong>Arbeits</strong>klima ermöglicht <strong>und</strong> so<br />
e<strong>in</strong>e optimale Entwicklung der Lern- <strong>und</strong> Bildungspotenziale für<br />
die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler schafft. Zwei wichtigen Aspekten<br />
wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nachfolgend besondere Aufmerksamkeit<br />
zuteil: der Veränderungsbereitschaft im Kollegium<br />
<strong>und</strong> klaren geme<strong>in</strong>samen Zielsetzungen.<br />
Wie sieht es <strong>in</strong> der Praxis bei Projekten zur Entwicklung guter<br />
ges<strong>und</strong>er Schulen nur allzu oft aus? Das folgende Beispiel<br />
kommt Ihnen vielleicht bekannt vor:<br />
E<strong>in</strong>e Gruppe von fünf bis sechs engagierten Lehrkräften hat<br />
sich teils aus Fach<strong>in</strong>teresse, teils aus persönlicher Betroffenheit<br />
<strong>in</strong>tensiv mit dem Thema Lehrerges<strong>und</strong>heit ause<strong>in</strong>andergesetzt<br />
<strong>und</strong> beantragt die Teilnahme der Schule an e<strong>in</strong>em Projekt<br />
zur Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit. Nach e<strong>in</strong>er kontroversen<br />
Diskussion wird dem Antrag mit knapper Mehrheit zugestimmt.<br />
Aus der Gruppe der engagierten Lehrkräfte bilden sich drei<br />
<strong>Arbeits</strong>gruppen zu verschiedenen Themen. E<strong>in</strong>e Gruppe<br />
möchte gerne regelmäßige Sportangebote für die Kollegen organisieren,<br />
nach anfänglicher Begeisterung nehmen aber nur<br />
sehr wenige Lehrkräfte regelmäßig teil. E<strong>in</strong>e andere Gruppe<br />
realisiert e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Projekt zur Umgestaltung e<strong>in</strong>es Fachraumes.<br />
Die dritte Gruppe legt e<strong>in</strong> Konzept zur Strukturierung<br />
der Unterrichts- <strong>und</strong> Pausenzeiten vor, scheitert damit aber bei<br />
der Schulleitung. Der Evaluationsbericht zum Abschluss des<br />
Projekts belegt die Frustration der im Thema Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />
Engagierten über das mangelnde Interesse der Kollegen <strong>und</strong><br />
der Schulleitung.<br />
Im Folgenden soll auf der Gr<strong>und</strong>lage von Erfahrungen aus<br />
e<strong>in</strong>em Modellprojekt (siehe auch H<strong>in</strong>weis S.20 unten) aufgezeigt<br />
werden, welche beiden Faktoren hauptsächlich zu dem<br />
Misserfolg im Fallbeispiel beigetragen haben <strong>und</strong> welche<br />
Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schulentwicklungsprozessen<br />
beachtet beziehungsweise realisiert werden sollten.<br />
Große Differenzen <strong>in</strong> der Bereitschaft<br />
zur Mitarbeit<br />
In Projekten <strong>und</strong> Schulentwicklungsprozessen wird häufi g unterstellt,<br />
dass bei der überwiegenden Mehrzahl der Lehrkräfte<br />
e<strong>in</strong>e Bereitschaft zur Beteiligung an der Weiterentwicklung der<br />
Schule bereits ausgeprägt ist. Richtiger wäre aber die Annahme<br />
unterschiedlicher Ausprägungen <strong>und</strong> großer Differenzen<br />
zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Lehrkräften: Diese unterscheiden sich<br />
GESUNDE SCHULE<br />
sowohl <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>stellung gegenüber Veränderungen als auch<br />
<strong>in</strong> ihren Motiven <strong>und</strong> Fähigkeiten, bei Veränderungen mitzuwirken.<br />
Es muss allen am Prozess beteiligten Lehrkräften <strong>und</strong> der<br />
Schulleitung bewusst se<strong>in</strong>, dass es im Kollegium verschiedene<br />
Sichtweisen von Ges<strong>und</strong>heit gibt, ihre Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen<br />
sehr unterschiedliche Motive haben, um an Ges<strong>und</strong>heitsprozessen<br />
teilzunehmen beziehungsweise nicht teilzunehmen<br />
<strong>und</strong> sich auch <strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprojekten Kooperationsprobleme<br />
<strong>und</strong> Polarisierungen im Kollegium abbilden.<br />
Auch auf der Seite der Schulleitung spielt die Entwicklungsbereitschaft<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle. Ist die Schulleitung offen für neue<br />
Ideen, nimmt sie Neuerungsvorschläge an oder hat sie Angst<br />
vor Kritik <strong>und</strong> bevorzugt das Alte <strong>und</strong> Bewährte?<br />
Es ist also s<strong>in</strong>nvoll, zunächst die Entwicklungs- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft<br />
e<strong>in</strong>es Kollegiums, se<strong>in</strong>er Mitglieder <strong>und</strong> der<br />
Schulleitung zu erfassen, um Ziele <strong>und</strong> Tempo der Entwicklungsmaßnahmen<br />
darauf abstimmen zu können. Wie kann nun<br />
die Veränderungsbereitschaft auf kollegialer <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />
Ebene gefördert werden?<br />
Die Veränderungsbereitschaft wächst,<br />
• wenn das Kollegium frühzeitig an der Gestaltung der ges<strong>und</strong>heitsförderlichen<br />
Schulentwicklung beteiligt wird <strong>und</strong> über<br />
die Ziele <strong>und</strong> Projektstrukturen mitentscheiden kann.<br />
• wenn es e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Zielfi ndung im Kollegium gibt.<br />
• wenn es e<strong>in</strong>en konstruktiven Umgang mit Änderungswiderständen<br />
gibt.<br />
Wenn Änderungswiderstände im Kollegium auftreten, können<br />
diese auf Probleme h<strong>in</strong>weisen, die den Entwicklungsprozess<br />
auf Dauer stören. Die Widerstände sollten deshalb analysiert<br />
werden <strong>und</strong> die Analyseergebnisse <strong>in</strong> die Prozessoptimierung<br />
e<strong>in</strong>fl ießen. H<strong>in</strong>ter Änderungswiderständen können zum Beispiel<br />
Angst vor Statusverlusten oder Überforderung durch<br />
zusätzliche Aufgaben stehen. Zu Beg<strong>in</strong>n des Entwicklungsprozesses<br />
muss deshalb genau geprüft werden, wer von den<br />
möglichen Veränderungen <strong>in</strong> welcher Weise betroffen ist <strong>und</strong><br />
welche Erwartungen, Vorbehalte <strong>und</strong> Interessen es <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
mit der Schulentwicklung im Kollegium <strong>und</strong> bei der<br />
Schulleitung gibt. Die Ängste <strong>und</strong> Widerstände sollten respektiert<br />
<strong>und</strong> ernst genommen werden; <strong>in</strong> manchen Fällen s<strong>in</strong>d sie<br />
e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, dass der Entwicklungsprozess zu schnell<br />
begonnen wurde ohne Berücksichtigung der Ressourcen <strong>und</strong><br />
Fähigkeiten der Beteiligten.<br />
Wenn Veränderungen aus Angst vor Überforderung abgelehnt<br />
werden, sollten zum Beispiel benötigte Kompetenzen durch<br />
Fortbildung erworben oder personale <strong>und</strong> organisationale Ressourcen<br />
erhöht werden. Änderungswiderstände können auch<br />
entstehen, wenn Entwicklungsziele nicht von allen geme<strong>in</strong>sam<br />
getragen werden. Das kann, wie im Fallbeispiel dargestellt,<br />
dazu führen, dass die ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schulentwicklung<br />
zwar von e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe engagierter Lehrkräfte vorangetrieben<br />
wird, die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen<br />
dann aber letztlich am Widerstand oder Des<strong>in</strong>teresse der Reformgegner<br />
oder der Schulleitung scheitert.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 19
Klare geme<strong>in</strong>same Zielsetzungen<br />
Bei der guten ges<strong>und</strong>en Schule geht es nicht nur um die ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />
Verhaltensänderung e<strong>in</strong>zelner Lehrkräfte,<br />
sondern auch um tief greifende Wandlungsprozesse <strong>in</strong> der<br />
Schule, die zu effi zienteren <strong>und</strong> effektiveren <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen<br />
<strong>und</strong> Strukturen führen sollen. Dies gel<strong>in</strong>gt<br />
nur, wenn Prozesse zur Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong><br />
die jeweilige Schulkultur e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d: Die Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />
müssen mit den Entwicklungszielen der Schule übere<strong>in</strong>stimmen<br />
beziehungsweise diese weiterführen.<br />
Vor möglichen Initiativen zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung müssen<br />
sich Kollegium <strong>und</strong> Schulleitung über die mehrheitlich getragenen<br />
Ziele verständigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vision e<strong>in</strong>er<br />
guten ges<strong>und</strong>en Schule entwickeln. Die Identifi kation der<br />
Lehrkräfte <strong>und</strong> Schulleitung mit ihrer Schule <strong>und</strong> deren Zielen<br />
ist e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung für die Realisierung guter<br />
ges<strong>und</strong>er Schulen. Es sollte deutlich werden, dass Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
nicht <strong>in</strong> Konkurrenz zur Qualitätsentwicklung<br />
steht, sondern die dafür notwendigen <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Leistungsvoraussetzungen<br />
der Lehrkräfte schafft beziehungsweise<br />
langfristig erhält.<br />
20<br />
Abb.: Systematischer<br />
<strong>und</strong> zielgerichteter<br />
Entwicklungsprozess<br />
Modellprojekt „Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>in</strong><br />
berufsbildenden Schulen – Entwicklung von Maßnahmen<br />
<strong>und</strong> Strategien“. Aus dem Projekt ist e<strong>in</strong> umfangreiches<br />
Handbuch für alle (allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>und</strong> berufsbildenden)<br />
Schulen entstanden, das neben dem Evaluationsbericht<br />
Kapitel zu wichtigen Aspekten <strong>und</strong> Wegen e<strong>in</strong>er<br />
umfassenden Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit enthält.<br />
Themen s<strong>in</strong>d: Organisationsentwicklung <strong>und</strong> -diagnose,<br />
Förderung der <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> kollegialen Veränderungsbereitschaft,<br />
schulisches Projektmanagement, Arbeiten <strong>in</strong><br />
Projektgruppen <strong>und</strong> Evaluation von ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />
Prozessen. Das Handbuch „Lehrerges<strong>und</strong>heit – Bauste<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er guten ges<strong>und</strong>en Schule. Impulse für e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />
Organisationsentwicklung“ steht als Download<br />
zur Verfügung unter http://www.unfallkassen.de/webcom/<br />
show_article.php/_c-406/_nr-68/sc-2/i.html oder kann bei<br />
den zuständigen Unfallkassen <strong>in</strong> den B<strong>und</strong>esländern unter<br />
der Bestell-Nr. GUV-SI 8077 angefragt werden.<br />
Um klare, geme<strong>in</strong>sam getragene Ziele zu fi nden <strong>und</strong> zu realisieren,<br />
sollte e<strong>in</strong> systematischer <strong>und</strong> zielgerichteter Entwicklungsprozess<br />
über Problemerkennung, Diagnose, Zielsetzung,<br />
Intervention <strong>und</strong> Evaluation durchgeführt werden (die grafi sche<br />
Abbildung stellt e<strong>in</strong>en solchen Entwicklungsprozess dar).<br />
Besonders wichtig ist es, zu Beg<strong>in</strong>n des Entwicklungsprozesses<br />
e<strong>in</strong>e schulspezifi sche Diagnose durchzuführen. E<strong>in</strong>e Diagnose<br />
sollte den Ges<strong>und</strong>heitsstatus der Lehrkräfte sowie die bee<strong>in</strong>fl<br />
ussenden Faktoren, die Schulqualität <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>organisation<br />
erfassen <strong>und</strong> Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Schule deutlich<br />
machen. Wenn auch die e<strong>in</strong>zelnen Lehrkräfte e<strong>in</strong>e Rückmeldung<br />
ihrer <strong>in</strong>dividuellen Stärken <strong>und</strong> Schwächen erhalten, wird<br />
zudem die persönliche Betroffenheit erhöht <strong>und</strong> damit auch die<br />
Bereitschaft zur Mitarbeit an Veränderungsprozessen.<br />
Die Diagnose kann somit das Problembewusstse<strong>in</strong> wecken <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lage der Zielfi ndung <strong>und</strong> Themenbildung für die Entwicklungsarbeit<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Autoren: Dipl.-Päd. Birgit Nieskens, Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />
& Prof. Dr. Bernhard Sieland Kontakt: Universität Lüneburg,<br />
Institut für Psychologie, Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg,<br />
E-Mail: nieskens@uni-lueneburg.de<br />
L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Literatur<br />
• http://www.lehrerges<strong>und</strong>heit.<br />
uni-lueneburg.de (L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Aufsätze<br />
zum Download)<br />
• http://psychologie.uni-lueneburg.de/umfrage/<br />
(Onl<strong>in</strong>e-Tests<br />
zur Selbstevaluation für Lehrkräfte)<br />
• Im Internet fi nden Sie auf der<br />
pluspunkt-Website (www.pluspunkt-onl<strong>in</strong>e.de)<br />
e<strong>in</strong>e Literaturliste<br />
zu diesem Artikel.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
K<strong>in</strong>der brauchen<br />
Quatsch<br />
Rossipotti, das e<strong>in</strong>zige deutscheInternet-Literaturmagaz<strong>in</strong><br />
für K<strong>in</strong>der, br<strong>in</strong>gt Dada,<br />
Nonsense <strong>und</strong> Uns<strong>in</strong>nspoesie<br />
direkt <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer <strong>und</strong><br />
stiftet K<strong>in</strong>der zu Quatschtexten<br />
an: Im Tausch gegen e<strong>in</strong>e<br />
selbst geschriebene Quatschgeschichte<br />
bekommen K<strong>in</strong>der<br />
Texte von Johannes Pauli,<br />
Hugo Ball, Ernst Jandl, Christian<br />
Morgenstern, Joachim R<strong>in</strong>gelnatz,<br />
Jürg Schubiger, Lutz<br />
Rathenow <strong>und</strong> vielen anderen<br />
Autoren.<br />
Doch nicht nur Texte, sondern<br />
auch Bilder <strong>und</strong> Hörspiele sollen<br />
K<strong>in</strong>der zum Quatsch verführen.<br />
Unter der Anleitung<br />
von Ursus Wehrlis „Kunst<br />
aufräumen“ lernen sie aus<br />
den vorgegebenen Bahnen<br />
auszubrechen <strong>und</strong> können<br />
dann selbst e<strong>in</strong> Stillleben von<br />
Cézanne umordnen.<br />
Außerdem fi nden sich <strong>in</strong> der<br />
Quatsch-Ausgabe von Rossipotti<br />
viele Buchtipps, Comics<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Experten<strong>in</strong>terview<br />
zum Thema.<br />
Ganz nebenbei erfahren die<br />
Leser<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Leser, dass<br />
Quatsch nicht nur Spaß, sondern<br />
auch S<strong>in</strong>n macht. Denn<br />
Quatschtexte s<strong>in</strong>d kreativ,<br />
bahnbrechend <strong>und</strong> gerade für<br />
K<strong>in</strong>der lebensnotwendig!<br />
Rossipotti ist e<strong>in</strong> unabhängiges,<br />
nichtkommerzielles<br />
Literatur-Magaz<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der<br />
zwischen sechs <strong>und</strong> zwölf<br />
Jahren. Ziel von Rossipotti ist,<br />
K<strong>in</strong>dern Spaß auf anspruchsvolle<br />
Literatur zu machen<br />
<strong>und</strong> sie <strong>in</strong> den Diskurs über<br />
K<strong>in</strong>derliteratur mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Rossipotti ist Mitglied von<br />
Seitenstark, der <strong>Arbeits</strong>geme<strong>in</strong>schaft<br />
vernetzter<br />
K<strong>in</strong>derseiten, <strong>und</strong> wurde im<br />
April 2005 mit dem <strong>in</strong>ternationalen<br />
Leseförderungspreis<br />
„AusLese“ der Stiftung Lesen<br />
ausgezeichnet. Das Angebot<br />
von Rossipotti ist kostenlos<br />
<strong>und</strong> unter der Internetadresse<br />
www.rossipotti.de zu erreichen.<br />
Unterrichtsportal<br />
für Lehrkräfte <strong>und</strong><br />
Erzieher<br />
Die neue aid-Homepage www.<br />
aid-macht-schule.de des aid<br />
<strong>in</strong>fodienstes e. V. macht die<br />
Unterrichtsvorbereitung <strong>in</strong><br />
den Bereichen Ernährung,<br />
Verbraucherschutz <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft e<strong>in</strong>facher.<br />
Lehrkräfte <strong>und</strong> Erzieher können<br />
auf H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen,<br />
Downloads <strong>und</strong> praxisnahe<br />
Unterrichtsbauste<strong>in</strong>e r<strong>und</strong><br />
um Lebensmittel <strong>und</strong> ihre<br />
Erzeugung zurückgreifen. E<strong>in</strong><br />
weiterer Schwerpunkt ist das<br />
Thema „Ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
im Unterricht“. Das Medienspektrum<br />
reicht vom Malheft<br />
für Vorschulk<strong>in</strong>der bis h<strong>in</strong> zu<br />
anspruchsvollen Computerprogrammen<br />
für die gymnasiale<br />
Oberstufe. Außerdem<br />
fi ndet man ausführliche Infos<br />
für e<strong>in</strong>e professionelle Verpfl<br />
egung <strong>in</strong> Ganztagsschulen,<br />
von der Wahl des richtigen Caterers<br />
bis zur Gestaltung e<strong>in</strong>er<br />
Cafeteria.<br />
Durch die Staffelung nach<br />
Altersgruppen (4-7 Jahre,<br />
8-10 Jahre, 11-13 Jahre, 14-18<br />
Jahre, Berufs- <strong>und</strong> Fachschüler)<br />
gelangt man unabhängig<br />
vom Schultyp schnell zum<br />
gewünschten Material. Zahlreiche<br />
kostenlose Angebote<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Newsletter bieten<br />
viele Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />
für e<strong>in</strong>en kreativen Unterricht.<br />
Der Mensch<br />
lernt im Schlaf<br />
„Da muss ich erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />
Nacht drüber schlafen!“ Was<br />
manchen wie e<strong>in</strong> unnötiges<br />
Aufschieben von Entscheidungen<br />
oder Taten dünkt, ist<br />
<strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Mechanismus.<br />
Denn der Körper<br />
nutzt den Nachtschlaf nicht<br />
nur, um sich zu regenerieren,<br />
Schülerparlamente diskutieren<br />
über Alkohol<br />
DHS <strong>in</strong>itiiert Aktionswoche im Juni <strong>2007</strong><br />
sondern auch um Erlebtes<br />
<strong>und</strong> Erlerntes dauerhaft zu<br />
speichern. Und mehr noch:<br />
Beim Aufbau des Langzeitgedächtnisses<br />
wird im Kopf aufgeräumt,<br />
nicht selten mit dem<br />
Ergebnis e<strong>in</strong>er zündenden<br />
Idee am nächsten Morgen.<br />
Das deutsch-französische<br />
Forscherteam, das sich solch<br />
gr<strong>und</strong>legenden Zusammenhängen<br />
zwischen Tiefschlaf<br />
<strong>und</strong> Langzeitgedächtnis<br />
widmete, prüfte das Konzept<br />
der Gedächtnisbildung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Studie mit freiwilligen<br />
Versuchsteilnehmern, die aus<br />
e<strong>in</strong>er vorgegebenen Zahlenreihe<br />
e<strong>in</strong>e neue Ziffernfolge<br />
INFOS / MEDIEN<br />
„Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“ – so lautet das<br />
Motto der b<strong>und</strong>esweiten Aktionswoche vom 14. bis 18. Juni<br />
<strong>2007</strong>, die von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen<br />
e. V. (DHS) veranstaltet wird, <strong>in</strong> enger Abstimmung mit der<br />
B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung (BZgA) <strong>und</strong><br />
vielen weiteren Partnern. Schirmherr<strong>in</strong> der Aktionswoche ist<br />
die Drogenbeauftragte der B<strong>und</strong>esregierung, Sab<strong>in</strong>e Bätz<strong>in</strong>g.<br />
„Über 10 Millionen Menschen betreiben e<strong>in</strong>en riskanten<br />
Konsum, 1,7 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.<br />
Das macht deutlich, dass <strong>in</strong> Deutschland noch zu viel <strong>und</strong> zu<br />
regelmäßig Alkohol getrunken wird“, betont Bätz<strong>in</strong>g.<br />
Schon K<strong>in</strong>der konsumieren alkoholische Getränke: Das<br />
E<strong>in</strong>stiegsalter für regelmäßiges Alkoholtr<strong>in</strong>ken ist seit 1970<br />
von 15 auf 13 Jahre gesunken. Neben Ärzten <strong>und</strong> Apotheken,<br />
Kaufhäusern, Hochschulen, Sportvere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Kirchen s<strong>in</strong>d<br />
deshalb auch Schulen e<strong>in</strong>geladen, sich zu beteiligen. In vielen<br />
Städten werden Parlamentssitzungen zum Thema „Alkohol“<br />
stattfi nden. Nur: Anstelle der Abgeordneten debattieren<br />
Jugendliche unter realen Bed<strong>in</strong>gungen, vorher geschult durch<br />
Verwaltungsjuristen der Kommune <strong>und</strong> durch Fachleute der<br />
Suchtprävention <strong>und</strong> Suchthilfe. Die Beschlüsse werden an<br />
örtliche <strong>und</strong> überregionale Parlamente <strong>und</strong> an das B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsm<strong>in</strong>isterium<br />
weitergeleitet.<br />
Interessierte Schulen, Lehrkräfte <strong>und</strong> Kommunen können<br />
sich noch e<strong>in</strong>kl<strong>in</strong>ken, bitte e<strong>in</strong>tragen unter: www.sucht<br />
woche.de. Ausführliches Material <strong>und</strong> Anregungen zur<br />
Durchführung der Jugend- <strong>und</strong> Schülerparlamente s<strong>in</strong>d unter<br />
dem L<strong>in</strong>k „Ideen & Kontakte“ zu fi nden. Auch andere Ideen<br />
für e<strong>in</strong>e Beteiligung s<strong>in</strong>d willkommen!<br />
Haben Sie weitere Fragen? > Aktionsbüro: Sonja Brandt-<br />
Michael, Crellestr. 21, 10827 Berl<strong>in</strong>, Tel.: (030) 81 82 83-46,<br />
Fax: -50, Mail: sbm@suchtwoche.de, Internet: www.sucht<br />
woche.de<br />
ableiten sollten. Bei dieser<br />
Aufgabe waren mehrere Lösungen<br />
möglich, von denen<br />
ausgerechnet die e<strong>in</strong>fachste<br />
auf den ersten Blick nicht zu<br />
erkennen war. Erst nach acht<br />
St<strong>und</strong>en Schlaf fanden die<br />
Prüfl <strong>in</strong>ge des Pudels Kern.<br />
Nachtschwärmer h<strong>in</strong>gegen<br />
blieben erfolglos: Ihnen fehlte<br />
ganz offensichtlich der segensreiche<br />
Tiefschlaf, der<br />
über Gedächtnisbildung zu<br />
neuen E<strong>in</strong>sichten führen kann.<br />
US-amerikanische Forscher<br />
stellten fest, dass morgens<br />
um 9 Uhr Gelerntes im Test<br />
um 21 Uhr wieder fast vollständig<br />
vergessen schien.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 21
Ganz anders sah es aus, wenn<br />
beispielsweise das Vokabellernen<br />
um 21 Uhr abends, das<br />
Abfragen dagegen nach e<strong>in</strong>er<br />
durchgeschlafenen Nacht am<br />
nächsten Morgen um 9 Uhr<br />
stattfand: Die Er<strong>in</strong>nerungsrate<br />
stieg signifi kant an. Selbst<br />
die Probanden, die ihre am<br />
Morgen gelernte Lektion am<br />
Nachmittag bereits vergessen<br />
hatten, konnten sich am<br />
darauf folgenden Morgen an<br />
das Gelernte wieder er<strong>in</strong>nern.<br />
Der Schlaf hatte offensichtlich<br />
Verlorengeglaubtes wieder<br />
reaktiviert.<br />
Der Schlaf hilft jedoch nicht<br />
immer. Wenn die Probanden<br />
unmittelbar nach der ersten<br />
Lektion e<strong>in</strong>e zweite Übung absolvierten,<br />
war das Schlafen<br />
vergebens. Sie er<strong>in</strong>nerten sich<br />
nur an die zweite Übung; das<br />
davor Erlernte war verdrängt.<br />
Lag jedoch zwischen Lektion<br />
1 <strong>und</strong> Lektion 2 e<strong>in</strong>e Pause<br />
von sechs St<strong>und</strong>en, konnte<br />
der Schlaf das Gedächtnis für<br />
beides wieder reaktivieren.<br />
Offensichtlich benötigt das<br />
Gehirn e<strong>in</strong>e gewisse Zeit, um<br />
das Gedächtnis zu konsolidieren.<br />
Der Schlaf kann nur<br />
diese fi xierten, später vielleicht<br />
nicht mehr abrufbaren<br />
Gedächtnisspuren wieder<br />
aktivieren. F<strong>in</strong>det das Erlernte<br />
nicht den Weg vom Kurzzeit-<br />
zum Langzeitgedächtnis<br />
– oder wird es unmittelbar<br />
danach durch Neues wieder<br />
überschrieben –, dann nützt<br />
auch der tiefste Schlaf nichts<br />
mehr. Insofern sollte man<br />
vielleicht doch erst e<strong>in</strong>en<br />
konzentrierten Blick <strong>in</strong>s Vokabelheft<br />
riskieren, bevor es<br />
unter dem Kopfkissen verschw<strong>in</strong>det.<br />
Weitere Auskünfte <strong>und</strong> Kontakt:<br />
Universität Lübeck,<br />
In stitut für Neuroendokr<strong>in</strong>ologie,<br />
Prof. Dr. Jan Born, Tel.:<br />
(0451) 500 36 39, Mail: born@<br />
kfg.mu-luebeck.de<br />
Was müssen Schulanfänger<br />
können?<br />
Was Schulanfänger eigentlich<br />
können müssen, wenn<br />
22<br />
sie <strong>in</strong> die 1. Klasse e<strong>in</strong>treten,<br />
wollte das Zentrum für empirische<br />
pädagogische Forschung<br />
(zepf) der Universität<br />
Koblenz-Landau von Lehrkräften<br />
wissen. Ergebnis der<br />
Befragung zu drei Kompetenzfeldern<br />
s<strong>in</strong>d unter anderem<br />
folgende Forderungen:<br />
• Kognitive Kompetenzen:<br />
Aufträge merken <strong>und</strong> umsetzen,<br />
Unterschiede feststellen<br />
können, Laute hören<br />
<strong>und</strong> unterscheiden können<br />
• Soziale Kompetenzen: eigene<br />
Me<strong>in</strong>ung äußern <strong>und</strong><br />
vertreten können, Tischmanieren<br />
kennen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>halten<br />
können, Kritik ertragen<br />
<strong>und</strong> annehmen können<br />
• Motorische Kompetenzen:<br />
ausschneiden können,<br />
E<strong>in</strong>be<strong>in</strong>stand: vorwärts <strong>und</strong><br />
rückwärts hüpfen, richtiges<br />
Treppensteigen beherrschen.<br />
Der Leiter des Projekts, Prof.<br />
Dr. Re<strong>in</strong>hold S. Jäger, geht<br />
davon aus, dass nunmehr<br />
mit Hilfe dieser Resultate,<br />
die bisherigen Vorstellungen<br />
überdacht <strong>und</strong> an die Jetztzeit<br />
angepasst werden müssen.<br />
„Der Schulanfang ist ke<strong>in</strong>eswegs<br />
die St<strong>und</strong>e Null. Vielmehr<br />
muss der Frage nachgegangen<br />
werden, was bereits<br />
vorher durch frühk<strong>in</strong>dliche<br />
Erziehung <strong>und</strong> Förderung<br />
durch Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergarten<br />
unternommen werden kann,<br />
um diejenigen Vorläuferfähigkeiten<br />
<strong>und</strong> Kompetenzen<br />
anzugehen, die nicht nur für<br />
den Schulbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />
haben, sondern die<br />
weitere schulische Laufbahn<br />
mitbestimmen.“<br />
Die Studie steht als Download<br />
zur Verfügung unter www.<br />
zepf.uni-landau.de/das-zepf/<br />
downloads/sonstiges/seite.<br />
html (Titel: Kompetenzen von<br />
Schulanfängern: Was sollten<br />
Schulanfänger können?)<br />
Ansprechpartner: Prof. Dr.<br />
Re<strong>in</strong>hold S. Jäger, Zentrum<br />
für empirische pädagogische<br />
Forschung der Universität<br />
Koblenz-Landau (zepf), Bürgerstr.<br />
23, 76829 Landau,<br />
Tel.: (06341) 906-175, Fax:<br />
-166, Mail: jaeger@zepf.unilandau.de,<br />
Internet: www.<br />
zepf.uni-landau.de<br />
Was e<strong>in</strong> Schüler<br />
kostet<br />
Nach Angaben des Statistischen<br />
B<strong>und</strong>esamtes gaben<br />
die öffentlichen Haushalte<br />
im Jahr 2004 durchschnittlich<br />
4.700,– € für die Ausbildung<br />
e<strong>in</strong>es Schülers beziehungsweise<br />
e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> an<br />
öffent lichen Schulen aus. In<br />
den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003<br />
waren es jeweils 4.600,– €<br />
gewesen.<br />
Für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
an allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen<br />
wurden im Jahr 2004 r<strong>und</strong><br />
5.000,– € pro Kopf aufgewendet,<br />
an berufl ichen Schulen<br />
3.300,– € . Diese auf die Zahl<br />
der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />
bezogenen Größen enthalten<br />
Ausgaben für Personal, für<br />
laufenden Sachaufwand <strong>und</strong><br />
für Investitionen an öffentlichen<br />
Schulen.<br />
Innerhalb der allgeme<strong>in</strong><br />
bildenden Schulen variierten<br />
die Ausgaben je Schüler<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> Schüler von 4.000,– € an<br />
Gr<strong>und</strong>schulen über 5.400,– €<br />
an Gymnasien bis zu<br />
12.000,– € an Sonderschulen.<br />
Die verhältnismäßig hohen<br />
Ausgaben bei Sonderschulen<br />
resultieren vor allem aus e<strong>in</strong>er<br />
niedrigeren Schüler-Lehrer-<br />
Relation.<br />
Bei e<strong>in</strong>em tiefer gehenden<br />
Ausgabenvergleich auf Ebene<br />
der e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>esländer<br />
ist zu beachten, dass die<br />
Schulstruktur <strong>und</strong> das Unterrichtsangebot<br />
zwischen<br />
den Ländern differieren (z. B.<br />
Unterschiede <strong>in</strong> der Ganztagsbetreuung,<br />
den Betreuungsrelationen,<br />
der Besoldungsstruktur).<br />
In allen Ländern<br />
s<strong>in</strong>d die Personalausgaben<br />
jedoch die dom<strong>in</strong>ierende Ausgabenkomponente.<br />
Weitergehende Informationen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere detaillierte<br />
Länderkennzahlen, s<strong>in</strong>d<br />
verfügbar unter http://www.<br />
destatis.de/themen/d/thm_<br />
bildung6.php.<br />
Weitere Auskünfte gibt: Thomas<br />
Baumann, Tel.: (0611)<br />
75-41 46, Mail: bildungsaus<br />
gaben@destatis.de<br />
Herausgeber: © Statistisches<br />
B<strong>und</strong>esamt, Gustav-Stresemann-R<strong>in</strong>g<br />
11, 65189 Wiesbaden<br />
Tel.: (0611) 75-34 44, Fax: -39<br />
76, Mail: presse@destatis.de,<br />
Internet: www.destatis.de<br />
„Kopf <strong>und</strong> Zahl“ –<br />
Informationen zur<br />
Dyskalkulie<br />
Rechenschwierigkeiten<br />
nehmen bei Gr<strong>und</strong>schülern<br />
deutlich zu. Seit 25 Jahren<br />
kennt die Wissenschaft das<br />
Phänomen der Dyskalkulie.<br />
Schätzungen gehen davon<br />
aus, dass fünf Prozent aller<br />
Gr<strong>und</strong>schüler betroffen s<strong>in</strong>d,<br />
was bedeutet, dass ungefähr<br />
e<strong>in</strong> bis zwei K<strong>in</strong>der pro Klasse<br />
von e<strong>in</strong>er Dyskalkulie betroffen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Erzieher <strong>und</strong> Lehrer bemerken<br />
e<strong>in</strong>e Rechenschwäche nicht<br />
immer rechtzeitig, denn das<br />
Erkennen e<strong>in</strong>er Dyskalkulie ist<br />
ke<strong>in</strong> fester Bestandteil ihrer<br />
Ausbildung. Zur Unterstützung<br />
aller mit diesem Thema<br />
befassten Pädagogen <strong>und</strong> anderen<br />
Interessierten hat der<br />
Vere<strong>in</strong> für Lerntherapie <strong>und</strong><br />
Dyskalkulie e. V. <strong>in</strong> München<br />
e<strong>in</strong> Journal herausgegeben,<br />
das sich ausschließlich mit<br />
der Rechenschwäche beschäftigt.<br />
„Kopf <strong>und</strong> Zahl“ ist<br />
e<strong>in</strong> Medium, das, für Lehrer<br />
geschrieben, auch Ärzten <strong>und</strong><br />
betroffenen Eltern wertvolle<br />
Unterstützung se<strong>in</strong> kann.<br />
„Früherkennung ist besonders<br />
wichtig, denn die meisten<br />
Schüler können nach e<strong>in</strong>er<br />
Therapie normale Rechenleistungen<br />
erbr<strong>in</strong>gen“, so<br />
Hans-Joachim Lukow, Leiter<br />
des Osnabrücker Zentrums<br />
für mathematisches Lernen<br />
<strong>und</strong> Autor verschiedener<br />
Publikationen zum Thema<br />
Rechenschwäche. „Nicht nur<br />
die Schule, auch K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong><br />
Jugendärzte sowie Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er<br />
s<strong>in</strong>d häufi g mit den<br />
psychischen <strong>und</strong> psychoso-<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>
matischen Folgesymptomen<br />
e<strong>in</strong>er Rechenschwäche befasst.“<br />
Das Journal kann im Jahresabonnement<br />
als PDF-Datei<br />
kostenlos zur Verfügung gestellt<br />
werden. Nähere Informationen<br />
zum Rechenschwäche-Journal<br />
„Kopf <strong>und</strong> Zahl“<br />
erhalten Lehrkräfte, Interessierte<br />
<strong>und</strong> betroffene Eltern<br />
im Internet: www.os-rechen<br />
schwaeche.de. Hier kann man<br />
das Journal auch abonnieren.<br />
Die Reise nach<br />
„Tutmirgut“<br />
Sie ist die derzeit umfangreichste<br />
Erlebnisausstellung<br />
zum Thema „K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“:<br />
„Unterwegs nach<br />
Tutmirgut“ möchte K<strong>in</strong>der im<br />
Alter von fünf bis zehn Jahren<br />
spielerisch bei e<strong>in</strong>er Reise<br />
zum eigenen Wohlbefi nden<br />
begleiten. Seit dem 4. März<br />
<strong>2007</strong> gastiert die Ausstellung<br />
(noch bis zum 1. Juli) <strong>in</strong> der<br />
Deutschen <strong>Arbeits</strong>schutzausstellung<br />
(DASA) <strong>in</strong> Dortm<strong>und</strong>.<br />
Die B<strong>und</strong>eszentrale<br />
für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />
(BZgA) konzipierte <strong>und</strong><br />
realisierte sie geme<strong>in</strong>sam mit<br />
dem Labyr<strong>in</strong>th K<strong>in</strong>dermuseum<br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
K<strong>in</strong>dgerecht geht es um<br />
Themen wie Ernährung,<br />
Bewegung, Lärmbelastung,<br />
Entspannung oder den Umgang<br />
mit Gefühlen. Insgesamt<br />
laden 13 Mitmach-Stationen<br />
auf e<strong>in</strong>er Fläche von 800 Quadratmetern<br />
zur Erk<strong>und</strong>ung im<br />
Wohlfühlland „Tutmirgut“ e<strong>in</strong>.<br />
Die Leitfrage lautet: Was hält<br />
K<strong>in</strong>der ges<strong>und</strong>?<br />
E<strong>in</strong> umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />
ergänzt<br />
die Ausstellung. Parallel zum<br />
Besuch von „Tutmirgut“ gibt<br />
es für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Zeit von 11<br />
bis 17 Uhr e<strong>in</strong>en Mitmachzirkus<br />
<strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />
der DASA.<br />
Weitere Informationen gibt es<br />
im Internet (www.dasa-dortm<strong>und</strong>.de).<br />
TRÄGER DER SCHÜLER-<br />
UNFALLVESICHERUNG<br />
Baden-Württemberg:<br />
Unfallkasse Baden-Württemberg, Stuttgart, Karlsruhe,<br />
<strong>in</strong>fo@uk-bw.de<br />
Bayern:<br />
Bayerischer Geme<strong>in</strong>deunfall versicherungsverband,<br />
München, post@bayerguvv.de<br />
Bayerische Landesunfallkasse, gleiche Anschrift<br />
Unfallkasse München, <strong>in</strong>fo@unfallkasse-muenchen.de<br />
Berl<strong>in</strong>:<br />
Unfallkasse Berl<strong>in</strong>, unfallkasse@unfallkasse-berl<strong>in</strong>.de<br />
Brandenburg:<br />
Unfallkasse Brandenburg, Frankfurt/Oder, <strong>in</strong>fo@ukbb.de<br />
Bremen:<br />
Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen,<br />
office@unfallkasse.bremen.de<br />
Hamburg:<br />
Landesunfallkasse Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg,<br />
<strong>in</strong>fo@luk-hamburg.de<br />
Hessen:<br />
Unfallkasse Hessen, ukh@ukh.de<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern, Schwer<strong>in</strong>,<br />
postfach@uk-mv.de<br />
Niedersachsen:<br />
Braunschweigischer Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband,<br />
<strong>in</strong>fo@guv-braunschweig.de<br />
Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband Hannover,<br />
<strong>in</strong>fo@guvh.de<br />
Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband Oldenburg,<br />
GUV-Oldenburg@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />
Landesunfallkasse Niedersachsen, Hannover,<br />
<strong>in</strong>fo@lukn.de<br />
Nordrhien-Westfalen:<br />
Rhe<strong>in</strong>ischer Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverband,<br />
Düsseldorf, <strong>in</strong>fo@rguvv.de<br />
Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe,<br />
Münster, <strong>in</strong>fo@guvv-wl.de<br />
Landesunfallkasse Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Düsseldorf,<br />
poststelle@luk-nrw.de<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz:<br />
Unfallkasse Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Andernach, <strong>in</strong>fo@ukrlp.de<br />
Saarland:<br />
Unfallkasse Saarland, Saarbrücken, poststelle@uks.de<br />
Sachsen:<br />
Unfallkasse Sachsen, Meißen,<br />
sekretariat@unfallkassesachsen.com<br />
Sachsen-Anhalt:<br />
Unfallkasse Sachsen-Anhalt, Zerbst,<br />
mitteilungen@uksa.de<br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong>:<br />
Unfallkasse Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Kiel, <strong>in</strong>fo@uksh.de<br />
Thür<strong>in</strong>gen:<br />
Unfallkasse Thür<strong>in</strong>gen, Gotha, <strong>in</strong>fo@ukt.de<br />
IMPRESSUM<br />
PLUSPUNKT ersche<strong>in</strong>t vierteljährlich<br />
<strong>und</strong> wird herausgegeben vom B<strong>und</strong>esverband<br />
der Unfall kassen – BUK – im<br />
Namen der Träger der gesetzlichen<br />
Schüler-Unfallver sicherung.<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
Petra Zilch, BUK,<br />
Fockenste<strong>in</strong>straße 1, 81539 München;<br />
Postfach 90 02 62, 81502 München,<br />
E-Mail: ulrike.fister@arcor.de;<br />
Tel. Kontakt: (03 51) 8 10 42 79<br />
Redaktion: Ulrike Fister, Paul Misterek<br />
E-Mail: redaktion.pp@universum.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Roswitha Breuer-Asoman<strong>in</strong>g M.A.,<br />
Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Förster,<br />
Dipl.-Psych. Petra Haunert-Imschweiler,<br />
He<strong>in</strong>z H<strong>und</strong>e loh, Wolfgang Nikoll,<br />
Max Schmid<br />
Grafische Gestaltung:<br />
www.mohr-market<strong>in</strong>g.de<br />
Herstellung:<br />
Harald Koch<br />
Lithografie:<br />
System Studio, Ha<strong>in</strong>burg<br />
Druck:<br />
Alpha pr<strong>in</strong>t medien, Darmstadt<br />
Verlag <strong>und</strong> Vertrieb:<br />
Universum Verlag GmbH,<br />
65175 Wiesbaden, Tel. (06 11) 90 30-0,<br />
Fax (06 11) 90 30-281<br />
Internet: http://www.universum.de.<br />
Anzeigen:<br />
Kathar<strong>in</strong>a Kratz, Tel. (06 11) 90 30-2 46<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 3;<br />
ISSN 0930-7796<br />
Nachdruck von Texten, Fotos <strong>und</strong><br />
Grafiken – auch auszugsweise – nur<br />
mit schriftlicher Genehmigung des<br />
Herausgebers <strong>und</strong> des Verlags. Das gilt<br />
auch für die Aufnahme <strong>in</strong> elektronische<br />
Datenbanken <strong>und</strong> Mailboxes sowie für<br />
die Vervielfältigung auf CD-ROM <strong>und</strong><br />
die Veröffentlichung im Internet. Für<br />
mit Namen oder Initialen gezeichnete<br />
Beiträge wird lediglich die allgeme<strong>in</strong>e<br />
presserecht liche Verantwortung<br />
übernommen. Zusätzliche Exemplare<br />
können über den zuständigen Unfallversicherungsträger<br />
kos ten los angefordert<br />
oder beim Universum Verlag zum<br />
Preis von e 1,90 je Exemplar <strong>in</strong>cl. MwSt.<br />
zuzüglich Versand kosten bezogen<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong> Teil der Ausgabe enthält e<strong>in</strong>en<br />
Beihefter, der vom Bayeri schen<br />
Geme<strong>in</strong>deunfall versicherungs verband,<br />
von der Bayerischen Landesunfallkasse<br />
<strong>und</strong> der Unfallkasse München<br />
herausgegeben wird.<br />
Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 23
IST IHRE ZIELGRUPPE SCHON UNTERWIESEN? *<br />
Zielgruppe LEHRKRÄFTE<br />
Ë Belastungen <strong>und</strong> Gefährdungen<br />
an Lehrerarbeitsplätzen<br />
Ë E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Gefährdungsbeurteilung<br />
Ë Verantwortung <strong>und</strong> Haftung für Sicherheit <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Auswirkungen der Delegation<br />
von Pfl ichten<br />
Ë Verhalten nach Unfällen, Erste Hilfe<br />
Ë Verhalten bei Entstehungsbränden, Feueralarm<br />
<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en Notfallsituationen<br />
Ë Gestaltung der Pausenaufsicht mit Fallbeispielen<br />
Ë Aufsicht an Schulbushaltestellen<br />
Ë Umgang mit Gefahrstoffen<br />
Ë Belastungen durch <strong>und</strong> Anforderungen an die<br />
Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen<br />
Ë Umgang mit elektrischen Anlagen<br />
<strong>und</strong> Betriebsmitteln<br />
Ë E<strong>in</strong>zelheiten zum Präventionsschwerpunkt<br />
„Sicherer Sportunterricht“ (u. a. Sicht- <strong>und</strong><br />
Funktionsprüfung von Sportgeräten vor deren<br />
Benutzung, ggf. Stilllegung, Mängelprotokoll)<br />
Ë Erkennen gefährlicher Mängel an Baulichkeiten<br />
<strong>und</strong> Mobiliar sowie daraus erwachsende Aufgaben<br />
(Vorkehrungen treffen, Mängel melden)<br />
Ë Indikatoren für Gewalt, Drogen, Vandalismus,<br />
Verhalten bei akuten Fällen (Umgang mit<br />
„schwarzen Schafen“)<br />
Ë Wahrnehmung von Aufgaben des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />
(z. B. Ergonomie <strong>und</strong> Hygiene)<br />
Zielgruppe BÜRO- & TECHNISCHES PERSONAL<br />
Ë Zum Thema „Hygiene“: Erfüllung der<br />
Unterweisungsaufgaben nach den e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Gesetzen, Verordnungen <strong>und</strong> Erlassen<br />
Ë Vermeidung von Unfällen durch Stolpern, Ausrutschen,<br />
Umknicken auf Treppen, Fußböden <strong>und</strong> Wegen<br />
Ë Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen, Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
bei der Arbeit<br />
Ë Nutzungsanweisungen zu Gebrauch <strong>und</strong> Wartung der<br />
Haustechnik sowie beweglicher elektrischer Geräte<br />
Ë Gefahrene<strong>in</strong>schätzung bei Störungen <strong>und</strong><br />
Schäden, Mängelmeldung, Vandalismus<br />
Zielgruppe SCHÜLERINNEN & SCHÜLER<br />
Ë Sicheres Verhalten <strong>in</strong> den Pausen<br />
Ë Vermeidung von Unfällen durch Stolpern, Ausrutschen,<br />
Umknicken auf Treppen, Fußböden <strong>und</strong> Wegen<br />
Ë Zweckbestimmte Nutzung von Sport- <strong>und</strong><br />
Spielgeräten sowie E<strong>in</strong>richtungen; Erläuterung<br />
des Gefährdungspotenzials bei unbefugter<br />
<strong>und</strong> nicht bestimmungsgemäßer Nutzung<br />
Ë Umsichtige Teilnahme am Straßenverkehr – Kann<br />
man sich auf die Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer<br />
im „Schonraum Schulweg“ verlassen?<br />
Ë Verhalten auf dem Schulweg <strong>und</strong> beim<br />
Benutzen des Schulbusses<br />
Ë Thematisierung von Unfallerlebnissen <strong>und</strong><br />
Erarbeitung von Vermeidungsstrategien<br />
Ë Erläuterung der Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzkennzeichnung<br />
im Schulbereich<br />
* unvollständige Aufl istung