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P l u s p u n k t 2/2007, S. 8-9 - Arbeits- und Gesundheitsschutz in ...

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Ausgabe 2<br />

Mai <strong>2007</strong><br />

13097<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> der Schule<br />

Sicherheit<br />

managen<br />

Lebensraum Schule<br />

Mobb<strong>in</strong>g<br />

Verkehrserziehung<br />

B<strong>und</strong>esverband<br />

der Unfallkassen


ZUR SACHE<br />

2<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

mit allen für alle<br />

Mit dieser Ausgabe von pluspunkt<br />

möchten wir Ihnen<br />

e<strong>in</strong>ige Anregungen für e<strong>in</strong><br />

erfolgreiches <strong>Arbeits</strong>schutzmanagement<br />

geben. Hierbei wird nicht der<br />

Anspruch auf Vollständigkeit erhoben,<br />

sondern es sollen Schwerpunkte<br />

aufgezeigt werden, die es im schulischen<br />

Alltag zu beachten gilt.<br />

<strong>Arbeits</strong>schutzmanagementsysteme<br />

f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den letzten Jahren auch im<br />

öffentlichen Dienst <strong>in</strong> immer stärkerem<br />

Maße Anwendung. Auch der<br />

„Betrieb“ Schule ist von dieser Entwicklung<br />

nicht ausgenommen, geht<br />

es doch auch hier um den Erhalt <strong>und</strong><br />

die Verbesserung von Sicherheit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit der Beschäftigten <strong>und</strong><br />

natürlich auch der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler sowie um Maßnahmen zur<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung.<br />

Unverzichtbar für e<strong>in</strong> erfolgreiches<br />

<strong>Arbeits</strong>schutzmanagement s<strong>in</strong>d die<br />

Übertragung von Unternehmerpflichten,<br />

die Festlegung von Verantwortlichkeiten<br />

<strong>und</strong> die Durchführung von<br />

Gefährdungsbeurteilungen. Aber Sie<br />

betreten dabei nicht nur Neuland.<br />

So setzen sich ja bereits seit vielen<br />

Jahren beispielsweise Sicherheitsbeauftragte<br />

<strong>und</strong> Gefahrstoffbeauftragte<br />

<strong>in</strong> den Schulen engagiert für den<br />

<strong>Arbeits</strong>schutz e<strong>in</strong>.<br />

Soll die Integration des <strong>Arbeits</strong>schutzes<br />

<strong>in</strong> den schulischen Alltag<br />

erfolgreich verlaufen, dann müssen<br />

an diesem Prozess allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

alle Beschäftigten beteiligt werden.<br />

DIPL.-ING.<br />

HANS-JÜRGEN FÖRSTER<br />

Mitarbeiter der Präventionsabteilung<br />

der Unfallkasse Brandenburg,<br />

Frankfurt/Oder, <strong>und</strong> Mitglied des<br />

pluspunkt-Redaktionsbeirats<br />

Schwerpunktthemen für pluspunkt <strong>2007</strong><br />

◆ Spiel, Bewegung, Ernährung (3/<strong>2007</strong>; Redaktionsschluss: April <strong>2007</strong>)<br />

◆ Schulqualität, Schulentwicklung (4/<strong>2007</strong>; Redaktionsschluss: Juli <strong>2007</strong>)<br />

Titelfoto: Frank Schuppelius<br />

INHALT<br />

sicherheit managen<br />

3 Interview mit e<strong>in</strong>er Schulleitung: „Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />

Wir tun es e<strong>in</strong>fach!“<br />

6 Ermittlung von Gefährdungen <strong>und</strong> Belastungen im Lehreralltag:<br />

Entlasten statt „verheizen“<br />

8 Gefährdungsbeurteilungen <strong>und</strong> Unterweisungen müssen durchgeführt<br />

werden: Was tun, wenn e<strong>in</strong> Papierkorb brennt?<br />

24 Checkliste: Ist Ihre Zielgruppe schon unterwiesen?<br />

lebensraum schule<br />

10 Gestaltung e<strong>in</strong>er angenehmen Lernumgebung mit Hilfe von Pflanzen:<br />

E<strong>in</strong> Klassenzimmer zum Wohlfühlen<br />

recht<br />

12 Aufsichtspflicht des Busfahrers: Randale im Schulbus<br />

mobb<strong>in</strong>g<br />

14 Aggressionen werden geschlechtsspezifisch ausgetragen:<br />

„Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>“<br />

verkehrserziehung<br />

16 Erfahrungen <strong>und</strong> Konsequenzen aus Verkehrserziehungstagen e<strong>in</strong>er<br />

Schule: „Es war genauso, wie der Polizist gesagt hatte!“<br />

ges<strong>und</strong>e schule<br />

18 E<strong>in</strong>ige Erfolgsfaktoren für ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schulentwicklungsprozesse:<br />

Bereit für die gute ges<strong>und</strong>e Schule?<br />

21 <strong>in</strong>fos/medien<br />

23 Adressen / Impressum<br />

2.<strong>2007</strong><br />

Thematische Beiträge sowie Fragen, Tipps <strong>und</strong><br />

Me<strong>in</strong>ungen richten Sie bitte an: pluspunkt-Redaktion, 65175 Wiesbaden,<br />

oder per E-Mail an: redaktion.pp@universum.de<br />

Internet: www.pluspunkt-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.unfallkassen.de<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


Im Interview<br />

SICHERHEIT MANAGEN<br />

Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />

Wir tun es e<strong>in</strong>fach!<br />

E<strong>in</strong>e Schule zu leiten – das heißt zunehmend, sich auch um Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu<br />

kümmern. Wie gel<strong>in</strong>gt es, solche Managementaufgaben <strong>in</strong> den Schulalltag zu <strong>in</strong>tegrieren? Viele<br />

Schulen leisten zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bereichen bereits respektable Arbeit, ohne sich jedoch<br />

schon vom Gesamtkonzept e<strong>in</strong>er guten ges<strong>und</strong>en Schule leiten zu lassen, das nachhaltigen Erfolg<br />

auch an die Integration von Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit b<strong>in</strong>det. So auch das Gymnasium im<br />

niedersächsischen Lehrte, wo pluspunkt mit Schulleiter Wolfgang Me<strong>in</strong>e <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Stellvertreter<br />

Dr. Gerd Meier sprach.<br />

Fotos: Gerhard Bayer<br />

Wolfgang Me<strong>in</strong>e<br />

(Foto oben) ist Leiter<br />

des Gymnasiums <strong>in</strong><br />

Lehrte, Dr. Gerd Meier<br />

(Foto l<strong>in</strong>ks) se<strong>in</strong><br />

Stellvertreter.<br />

Ihr Gymnasium verteilt sich auf drei Gebäude:<br />

Wie wirkt sich das auf Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

aus?<br />

Me<strong>in</strong>e: Ja, wir müssen mit ganz unterschiedlichen Lehr- <strong>und</strong><br />

Lernbed<strong>in</strong>gungen zurechtkommen. Unsere Oberstufe ist <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gebäude untergebracht, das <strong>in</strong> den siebziger Jahren<br />

nach modernen Gesichtspunkten erbaut wurde. Die Räume<br />

dort s<strong>in</strong>d mit schalldämmenden Decken <strong>und</strong> Teppichböden<br />

ausgestattet. Lerngruppen von maximal 27 Personen haben 65<br />

Quadratmeter zur Verfügung. Bei solchen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

können Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrkräfte ruhig, konzentriert <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitserhaltend arbeiten.<br />

Dr. Meier: Die Mittelstufe wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Altbau von 1903 unterrichtet<br />

– <strong>und</strong> zwar unter ganz anderen Verhältnissen: E<strong>in</strong>ige<br />

Räume s<strong>in</strong>d nur 45 bis 50 Quadratmeter groß, dar<strong>in</strong> müssen<br />

zum Teil mehr als 30 Schüler lernen. L<strong>in</strong>oleumböden <strong>und</strong> unverkleidete<br />

Decken führen dazu, dass sich Schüler <strong>und</strong> Lehrkräfte<br />

bei normaler Lautstärke akustisch kaum verstehen. In solchen<br />

Räumen zu arbeiten, verbraucht viel Energie <strong>und</strong> Nerven <strong>und</strong><br />

ist der Ges<strong>und</strong>heit nicht förderlich. Maßnahmen gegen die<br />

schlechte Akustik wären nicht nur kostspielig, sondern würden<br />

auch den Platz weiter e<strong>in</strong>schränken. Deshalb bleibt uns gegenwärtig<br />

nichts anderes übrig, als die Klassenstärken nach den<br />

Raumgrößen auszurichten.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 3


„Ohne die Unterstützung der Eltern könnten<br />

wir vieles nicht durchsetzen.“<br />

Die Unterstufe teilt sich e<strong>in</strong> Gebäude mit e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Die Klassenräume dort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ordnung. Probleme bereitet<br />

aber die Pausenhalle. Seit der Fliesenboden vor neun Jahren<br />

e<strong>in</strong>gebaut wurde, gibt es Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen der<br />

Schule <strong>und</strong> dem Schulträger, der Stadt Lehrte. Die Fliesen s<strong>in</strong>d<br />

schlichtweg zu glatt. K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Lehrkräfte rutschen immer<br />

wieder aus – egal, ob der Boden trocken oder nass ist. Die<br />

Stadt unternahm e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Versuchen, die Oberfl äche<br />

griffi ger zu machen, bislang ohne dauerhaften Erfolg. Nun<br />

soll der Boden <strong>in</strong> diesem Jahr endlich für 30.000 Euro saniert<br />

werden.<br />

In der örtlichen Presse sorgte auch die unterschiedliche<br />

Pausenregelung von Gr<strong>und</strong>schule<br />

<strong>und</strong> Gymnasium für Schlagzeilen ...<br />

Me<strong>in</strong>e: Ja, das ist e<strong>in</strong> Problem, das wir trotz besten Willens beider<br />

Schulen nicht lösen können. Der Gr<strong>und</strong>schule wurden zum<br />

Beg<strong>in</strong>n des laufenden Schuljahres die Mittel für pädagogische<br />

Mitarbeiter gekürzt. Um den Eltern weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fünfstündige<br />

Betreuung zu garantieren, verlängerte die Gr<strong>und</strong>schule die<br />

beiden großen Pausen. Die Folge: Während die Gr<strong>und</strong>schüler<br />

auf dem Pausenhof lärmen, werden 460 Schüler des unmittelbar<br />

angrenzenden Gymnasiums <strong>in</strong> der zweiten großen Pause 20<br />

M<strong>in</strong>uten lang beim Unterricht erheblich gestört. Konzentriertes<br />

Lehren <strong>und</strong> Lernen ist <strong>in</strong> dieser Zeit nicht möglich. Dieser Konfl<br />

ikt wäre nur dadurch zu lösen, dass die Gr<strong>und</strong>schule über e<strong>in</strong><br />

Personalbudget eigenständig entscheiden könnte.<br />

Was tun Sie r<strong>und</strong> ums Thema Ges<strong>und</strong>heit? Wie<br />

s<strong>in</strong>d Schüler, Eltern, Lehrkräfte <strong>und</strong> die weiteren<br />

Mitarbeiter Ihrer Schule e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en?<br />

Dr. Meier: Dazu gibt es e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Projekten, hier<br />

nur e<strong>in</strong>ige Beispiele: So haben wir unsere Lehrkräfte durch e<strong>in</strong>e<br />

Schulpsycholog<strong>in</strong> dafür sensibilisieren lassen, wie sich typische<br />

<strong>Arbeits</strong>weisen auf ihre ges<strong>und</strong>heitliche Gefährdung auswirken.<br />

An Eltern gerichtet war e<strong>in</strong>e Veranstaltung, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong><br />

Lerntra<strong>in</strong>er über richtiges Lernen <strong>in</strong>formiert – also etwa, wie<br />

Hausaufgaben möglichst wenig belasten. Oder: Schüler <strong>und</strong><br />

Lehrkräfte können <strong>in</strong> unserer Mensa seit zwei Jahren täglich<br />

zwischen Vollkost, leichter Vollkost <strong>und</strong> vegetarischen Speisen<br />

4<br />

wählen. Von Eltern g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Initiative aus, dass <strong>in</strong> jeder Woche<br />

reihum jeweils e<strong>in</strong>e Klasse der ganzen Schule e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es<br />

Frühstück anbietet – mit Vollkornbrot, Frischobst <strong>und</strong> Gemüse:<br />

Die Eltern bereiten das Frühstück zu, die K<strong>in</strong>der sorgen für die<br />

Verteilung. Die E<strong>in</strong>nahmen kommen über den Elternvere<strong>in</strong> wiederum<br />

der Schule zugute. Auf diese Weise wird bei Eltern <strong>und</strong><br />

Schülern das Bewusstse<strong>in</strong> für ges<strong>und</strong>e Ernährung geschärft.<br />

Me<strong>in</strong>e: Im Rahmen e<strong>in</strong>es mehrtägigen Projektes zur Diabetesvorsorge<br />

wurden alle Schüler der Unterstufe mit Erlaubnis der<br />

Eltern getestet. Dabei stellte sich heraus, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bislang<br />

unerkannt an Diabetes 1 erkrankt war. Ansonsten wäre das<br />

K<strong>in</strong>d hochgradig gefährdet gewesen. An diesem Projekt mit<br />

dem Motto „Kernges<strong>und</strong> statt kugelr<strong>und</strong>“ beteiligten sich auch<br />

Unternehmen, wie e<strong>in</strong>e Bäckerei, e<strong>in</strong> Bioladen, e<strong>in</strong>e Apotheke<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Arzt.<br />

Dr. Meier: Und ohne die Unterstützung der Eltern könnten wir<br />

vieles auch nicht durchsetzen. So haben wir mit den Eltern<br />

vere<strong>in</strong>bart, dass <strong>in</strong> der Schule an besonders heißen Tagen<br />

kostenlos M<strong>in</strong>eralwasser ausgegeben wird. Anders als andere<br />

Schulen wollen wir nicht sofort hitzefrei geben, sobald die<br />

Temperaturen steigen. Stattdessen sorgen wir dafür, dass die<br />

Räume gerade im Sommer gut gelüftet werden <strong>und</strong> die Schüler<br />

rechtzeitig genügend Flüssigkeit zu sich nehmen.<br />

Bei welchen weiteren Themen halten Sie e<strong>in</strong>e<br />

Zusammenarbeit mit Externen für geboten?<br />

Me<strong>in</strong>e: Wie wichtig die Kooperation unterschiedlicher Stellen<br />

ist, wird auch an unserem Leitfaden „Schulschwänzen“ deutlich.<br />

Dieser Wegweiser zeigt Handlungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />

Ansprechpartner auf. Erarbeitet wurde der Leitfaden von e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Arbeits</strong>gruppe, <strong>in</strong> der Schulen <strong>und</strong> Eltern, Polizei <strong>und</strong> Amtsgericht,<br />

Ärzte <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derschutzb<strong>und</strong>, Sozialer Dienst, Schulamt<br />

<strong>und</strong> Jugendpfl ege zusammenkamen. Ich erwähne dies, weil<br />

Schulschwänzen e<strong>in</strong> Indikator psychischer Ges<strong>und</strong>heit se<strong>in</strong><br />

kann: Warum gehen Schüler nicht zur Schule? Haben sie so<br />

viel Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden, dass<br />

sie zu Hause nichts erzählen <strong>und</strong> von der Schule wegbleiben?<br />

Wir lassen uns auch bei nur e<strong>in</strong>stündigem Fehlen im Unterricht<br />

e<strong>in</strong>e von den Eltern unterschriebene Entschuldigung vorlegen.<br />

Es kam schon vor, dass e<strong>in</strong> Mädchen während des Schwänzens<br />

mit e<strong>in</strong>er Clique Straftaten begangen hat. Auch für solche Extremfälle<br />

ist es wichtig, <strong>in</strong> Kontakt mit den Eltern zu bleiben.<br />

Dr. Meier: Manchmal führen auch unkonventionelle Schritte<br />

zu e<strong>in</strong>er Verbesserung: Die Schulbücher werden immer mehr<br />

<strong>und</strong> immer schwerer. Die Eltern der Unterstufenschüler haben<br />

massiv beklagt, dass ihre K<strong>in</strong>der überschwere Schultaschen<br />

schleppen müssen. Deshalb haben wir unsere Lehrkräfte gebeten,<br />

darauf zu achten, dass so viele Lehrbücher wie möglich<br />

<strong>in</strong> der Schule bleiben können. Zudem konnten wir aus Restbeständen<br />

der Weltausstellung <strong>in</strong> Hannover preiswert abschließbare<br />

Sp<strong>in</strong>de erwerben. Diese Schließfächer bieten wir zu e<strong>in</strong>em<br />

Mietpreis von jährlich 10 Euro an. Beide Maßnahmen haben die<br />

Situation deutlich entspannt.<br />

Zum Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heits -<br />

management gehört auch Prävention:<br />

Was tun Sie <strong>in</strong> diesem Bereich?<br />

Dr. Meier: Derzeit gibt es <strong>in</strong> Lehrte e<strong>in</strong>e <strong>Arbeits</strong>gruppe zur<br />

Gewalt- <strong>und</strong> Drogenprävention für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche, an<br />

der sich alle Schulformen beteiligen. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es an<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


„Manche Konfl ikte wären nur dadurch zu lösen, dass Schulen über die<br />

Personalbudgets eigenständig entscheiden könnten.“<br />

unserer Schule e<strong>in</strong>en Rahmenplan zur Gewaltprävention für die<br />

Stufen 5 bis 8. Damit bauen wir auf das Projekt „Faustlos“ an<br />

der Gr<strong>und</strong>schule auf. Für die Arbeit mit den Schülern wurden<br />

Lehrkräfte im Förderprogramm Lions-Quest vom Lions Club<br />

ausgebildet. Diese Kollegen begleiten geme<strong>in</strong>sam mit unseren<br />

drei Beratungslehrern das Projekt über die Jahrgangsstufen<br />

h<strong>in</strong>weg. Nur so ist e<strong>in</strong> nachhaltiger Effekt zu erreichen.<br />

Me<strong>in</strong>e: Die Beratungslehrer stehen sowohl für Schlichtung von<br />

Konfl ikten zwischen Schülern als auch zwischen Schülern <strong>und</strong><br />

Lehrkräften bereit. Dafür können sie zwei Beratungsräume nutzen.<br />

Das Engagement der Beratungslehrer wird übrigens auch<br />

von Kollegen begrüßt, weil sie als Fachlehrer <strong>in</strong> der Regel nicht<br />

über deren schulpsychologische Kompetenz verfügen. Vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren haben wir zusätzlich e<strong>in</strong> Patenschaftssystem e<strong>in</strong>gerichtet:<br />

E<strong>in</strong>ige Schüler der Klassenstufen 10 <strong>und</strong> 11 s<strong>in</strong>d jeweils<br />

Paten für e<strong>in</strong>e ganze Reihe von K<strong>in</strong>dern der Jahrgangsstufen 5<br />

<strong>und</strong> 6, die an unserer Schule neu s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich erst zurechtfi nden<br />

müssen. Diese Paten übernehmen quasi die Funktion e<strong>in</strong>er<br />

großen Schwester oder e<strong>in</strong>es großen Bruders. Oft helfen die<br />

Älteren ihren Patenk<strong>in</strong>dern auch bei den Hausaufgaben.<br />

Dr. Meier: Zur Prävention gehört bei uns auch die Zusammenarbeit<br />

mit der Polizei. Der Kontaktbeamte kommt regelmäßig<br />

<strong>in</strong> unsere Schule, um beispielsweise unangekündigt zu kontrollieren,<br />

ob die Fahrräder der Schüler verkehrssicher s<strong>in</strong>d.<br />

Bei Beanstandungen müssen die betreffenden Fahrräder zur<br />

Nachkontrolle vorgeführt werden. Uns ist wichtig, dass bei<br />

solchen Gelegenheiten klar wird: Die Polizei ist vor Ort <strong>und</strong><br />

auch jederzeit Ansprechpartner für alle.<br />

Dennoch lassen sich Unfälle kaum vermeiden,<br />

oder?<br />

Dr. Meier: Ja, leider. Obwohl wir über unsere Unfallmeldungen<br />

<strong>in</strong> dauerndem Kontakt zum GUV stehen <strong>und</strong> auch an Verbesserungen<br />

arbeiten, kam es im vorigen Schuljahr zu mehr als 150<br />

Unfällen. Neben dem Sportunterricht ereignet sich e<strong>in</strong> erheblicher<br />

Teil der Unfälle auf dem Schulhof <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Gebäuden.<br />

E<strong>in</strong>ige Unfälle kamen durch gezieltes Schubsen oder Be<strong>in</strong>stellen<br />

zustande. Das zeigt, wie wichtig Gewaltprävention auch für<br />

die Vermeidung von Unfällen ist.<br />

Me<strong>in</strong>e: Da die Eltern angesichts der zahlreichen Unfälle zu<br />

Recht besorgt s<strong>in</strong>d, muss es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Betrieb wie <strong>in</strong><br />

SICHERHEIT MANAGEN<br />

e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong> klares Verfahren geben, wie sich alle Beteiligten<br />

nach Unfällen verhalten. Dafür haben wir Gr<strong>und</strong>sätze mit<br />

Verhaltensregeln aufgestellt: Erstversorgung durch die r<strong>und</strong><br />

100 Lehrkräfte, die allesamt vom Deutschen Roten Kreuz zu<br />

Ersthelfern ausgebildet werden. Bei Verletzungen, die weitergehend<br />

behandelt werden müssen, begleiten zwei Schüler den<br />

Verletzten zu e<strong>in</strong>em Durchgangsarzt oder zur Ambulanz des<br />

örtlichen Krankenhauses, beides nahe der Schule. Ansonsten<br />

rufen die Lehrkräfte über die Sekretariate den Notarzt. Fehlt<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d wegen e<strong>in</strong>es schweren Unfalls längere Zeit im Unterricht,<br />

so ist es selbstverständlich, dass der Lehrer das K<strong>in</strong>d im<br />

Krankenhaus oder zu Hause besucht.<br />

Ist es schwierig, die gesetzlichen Vorschriften<br />

zum <strong>Arbeits</strong>schutzmanagement e<strong>in</strong>zuhalten?<br />

Dr. Meier: Ne<strong>in</strong>, das bereitet uns ke<strong>in</strong>e Probleme: Natürlich<br />

haben wir e<strong>in</strong>en <strong>Arbeits</strong>schutzausschuss, der sich regelmäßig<br />

trifft <strong>und</strong> sich dabei zum Beispiel mit der Auswertung e<strong>in</strong>er<br />

Feueralarmprobe, mit Unfallschwerpunkten <strong>in</strong>nerhalb von<br />

Schulgebäuden <strong>und</strong> auch mit der Lehrerzimmersituation <strong>in</strong> der<br />

Unterstufe befasst. Seit November 2005 gibt es e<strong>in</strong>en Kollegen,<br />

der zum Sicherheitsbeauftragten bestellt wurde. Zwei andere<br />

Lehrkräfte aus dem naturwissenschaftlichen Bereich fungieren<br />

als Strahlenschutz- <strong>und</strong> als Gefahrstoffbeauftragte. Obwohl<br />

diese Kollegen für ihre Sonderaufgaben ja nicht nur ausgebildet<br />

werden müssen, sondern auch Zeit benötigen, erhalten sie<br />

dafür ke<strong>in</strong>en St<strong>und</strong>enausgleich.<br />

S<strong>in</strong>d Schulleiter angesichts all dieser<br />

Aufgabenfelder heutzutage tatsächlich auch<br />

Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager?<br />

Me<strong>in</strong>e: Mittlerweile verwenden wir <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Teil der <strong>Arbeits</strong>zeit für Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit. Das Handwerkszeug<br />

dazu haben wir uns <strong>in</strong> Fortbildungen angeeignet.<br />

Bislang haben wir uns jedoch nicht als Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanager<br />

empf<strong>und</strong>en. Wir haben es e<strong>in</strong>fach getan.<br />

Dr. Meier: Im vergangenen Jahr wurden wir als e<strong>in</strong>e der ersten<br />

Schulen <strong>in</strong> Niedersachsen im Rahmen e<strong>in</strong>er Schul<strong>in</strong>spektion<br />

des Kultusm<strong>in</strong>isteriums evaluiert. Dazu gehört, dass die Schulleitung<br />

vier Wochen zuvor durch Unterlagen unter anderem<br />

auch veranschaulichen muss, was <strong>in</strong> Sachen Sicherheit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit getan wird. E<strong>in</strong>e solche schriftliche Zusammenstellung<br />

gab es bei uns zuvor nicht. Wir waren viel zu sehr damit<br />

beschäftigt, im Schulalltag ganz pragmatisch so gut wie möglich<br />

auf Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit zu achten.<br />

Mit Wolfgang Me<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Dr. Gerd Meier sprach<br />

pluspunkt-Mitarbeiter Gerhard Bayer.<br />

Informationen<br />

• Nähere Ausführungen über e<strong>in</strong><br />

erfolgreiches Sicherheits- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsmanagement an Schulen<br />

ent halten Artikel der pluspunkt-Ausgaben<br />

1 /2004 <strong>und</strong> 4 /2006.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 5


Entlasten statt „verheizen“<br />

Schule ist e<strong>in</strong> schwieriger <strong>Arbeits</strong> platz mit besonderen ges<strong>und</strong>-<br />

heitlichen Belastungen. Der Ermittlung von Gefährdungen <strong>und</strong><br />

Belastungen im Lehreralltag sowie dem E<strong>in</strong>satz geeigneter Maß-<br />

nahmen zur Ges<strong>und</strong>erhaltung kommt deshalb e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

6<br />

Fotos: Frank Schuppelius<br />

Moderner <strong>Arbeits</strong>schutz umfasst neben<br />

der Unfallverhütung auch das Vermeiden<br />

von Ges<strong>und</strong>heitsgefahren bei der Arbeit<br />

<strong>und</strong> das Wohlbefi nden am <strong>Arbeits</strong>platz.<br />

Im Mittelpunkt steht die Ges<strong>und</strong>heit des<br />

E<strong>in</strong>zelnen.<br />

Durch das <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz wird im<br />

deutschen Recht dieser moderne <strong>Arbeits</strong>schutz<br />

verankert <strong>und</strong> gilt auch für<br />

Lehrkräfte. Mit diesem Gesetz hat die<br />

Lehrerges<strong>und</strong>heit – von der Sicherheit<br />

über Prävention bis h<strong>in</strong> zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

– das erste Mal <strong>in</strong> der<br />

deutschen Geschichte e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche<br />

rechtliche Gr<strong>und</strong>lage gef<strong>und</strong>en.<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>in</strong> Schulen<br />

Um e<strong>in</strong>e konsequente Verbesserung<br />

im <strong>Arbeits</strong>schutz zu erreichen, müssen<br />

Arbeitgeber – an den Schulen der Schulhoheitsträger<br />

– nach dem <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz<br />

e<strong>in</strong>e Gefährdungsbeurteilung<br />

durchführen. Dazu müssen die Gefähr-<br />

dungen am <strong>Arbeits</strong>platz ermittelt <strong>und</strong><br />

bewertet werden sowie die sich daraus<br />

ergebenden <strong>Arbeits</strong>schutzmaßnahmen<br />

festgelegt <strong>und</strong> ihre Wirksamkeit überprüft<br />

werden. Diese Verpfl ichtung ist<br />

unabhängig von der Beschäftigtenzahl.<br />

Der Schulhoheitsträger überträgt <strong>in</strong><br />

der Regel die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />

an die Schulleiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schulleiter. Die Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>in</strong> der Schule macht der/die Schulleiter/-<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Kooperation mit e<strong>in</strong>er Sicherheitsfachkraft,<br />

e<strong>in</strong>em Betriebsarzt <strong>und</strong><br />

dem/der Sicherheitsbeauftragten der<br />

Schule. Dabei erhalten sie Unterstützung<br />

von ihren Hauptpartnern, den Beschäftigten<br />

– also den Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrern<br />

– sowie dem Personalrat.<br />

Für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung<br />

haben sich die folgenden<br />

sieben Schritte bewährt:<br />

1.<br />

Vorbereiten der<br />

Gefährdungsbeurteilungen<br />

F Eventuell Bildung e<strong>in</strong>es <strong>Arbeits</strong>kreises<br />

„<strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz“<br />

an der Schule<br />

F Erfassen der <strong>Arbeits</strong>organisation<br />

F Festlegen des zu beurteilenden<br />

Schulbereichs <strong>und</strong> der zu beurteilenden<br />

Tätigkeiten oder Personen<br />

F Festlegen von Methoden <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

F Vorbereitung zur Dokumentation<br />

der Ergebnisse<br />

2. Ermitteln der Gefährdungen<br />

F Ermitteln aller Gefährdungen <strong>und</strong><br />

deren Quellen unabhängig vom Bestandsschutz<br />

3. Bewerten der Gefährdungen<br />

F Risikobewertung nach der Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

des E<strong>in</strong>tritts e<strong>in</strong>es Unfalls<br />

beziehungsweise e<strong>in</strong>er Ges<strong>und</strong>heitsstörung<br />

u n d der Schadensschwere oder<br />

e<strong>in</strong>er Erkrankung durch Belastungen<br />

4.<br />

Festlegen konkreter<br />

<strong>Arbeits</strong>schutzmaßnahmen<br />

F Formulierung von Schutzzielen, die<br />

den Soll-Zustand von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Sicherheit bestimmen (diese s<strong>in</strong>d enthalten<br />

<strong>in</strong> Gesetzen, Verordnungen, Unfallverhütungsvorschriften,<br />

Normen u. Ä.)<br />

F Verhältnisprävention geht vor<br />

Verhal tens prävention<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


5. Durchführen der Maßnahmen<br />

F Festlegen von Verantwortlichkeiten<br />

für die Realisierung der Maßnahmen<br />

F Festlegen von Personen für die<br />

Durchführung der Maßnahmen<br />

F Zeitplan für die Durchführung der<br />

Maßnahmen<br />

6.<br />

Überprüfen der Durchführung <strong>und</strong><br />

der Wirksamkeit der Maßnahmen<br />

F Die Verantwortung für die Gefährdungsbeurteilung<br />

liegt immer beim Arbeitgeber,<br />

auch wenn die Durchführung<br />

der Gefährdungsbeurteilung delegiert<br />

wurde<br />

7.<br />

Fortschreiben der<br />

Gefährdungsbeurteilung<br />

Ermittlung psychischer<br />

Belastungen <strong>und</strong><br />

Ableitung von Maßnahmen<br />

Die Lehrertätigkeit ist sowohl kognitiv<br />

als auch emotional belastend. Doch<br />

obwohl den psychischen Strapazen e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Rolle bei der Belastung e<strong>in</strong>er<br />

Lehrkraft zukommt, werden sie bei der<br />

Erfassung der Gefährdungen zumeist<br />

nicht ausreichend berücksichtigt. In der<br />

Gefährdungsbeurteilung s<strong>in</strong>d besonders<br />

diejenigen Belastungsfaktoren zu<br />

ermitteln, die e<strong>in</strong>en wesentlichen Anteil<br />

an dieser Mehrfachbelastung haben.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es Gutachtens zum <strong>Arbeits</strong>schutz<br />

im Lehrerberuf wurde von<br />

Professor Bernd Rudow e<strong>in</strong>e Prüfl iste zu<br />

vorwiegend psychischen Belastungen <strong>in</strong><br />

der Lehrerarbeit entwickelt.<br />

Literatur<br />

• Rudow, B.: Der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

im Lehrerberuf. Süddeutscher<br />

Pädagogischer Verlag, Heddesheim<br />

2000<br />

• Broschüre der Unfallversicherungsträger:<br />

Beurteilung von Gefährdungen<br />

<strong>und</strong> Belastungen an Lehrerarbeitsplätzen<br />

(GUV-I 8760; vormals GUV<br />

50.11.60)<br />

Diese Prüfl iste dient vor allem der Grobanalyse<br />

psychischer Belastungen. Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Lehrer schätzen vorwiegend<br />

psychische Belastungen <strong>in</strong> der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

selbst e<strong>in</strong>. Die Prüfl iste geht von<br />

e<strong>in</strong>er arbeitswissenschaftlichen Belastungstheorie<br />

aus <strong>und</strong> berücksichtigt die<br />

Ergebnisse vorliegender empirischer Studien<br />

zu Belastungsfaktoren <strong>in</strong> der Lehrertätigkeit.<br />

Die so gewonnenen Daten<br />

s<strong>in</strong>d sowohl quantitativ als auch qualitativ<br />

unter dem Aspekt des Belastungsgrades<br />

<strong>und</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

auswertbar. Die <strong>in</strong> der Liste bezeichneten<br />

Belastungen s<strong>in</strong>d subjektiv <strong>und</strong> stellen<br />

konkrete Bed<strong>in</strong>gungen der <strong>Arbeits</strong>tätigkeit<br />

<strong>in</strong> der Schule dar. Es werden solche<br />

Belastungsbed<strong>in</strong>gungen erfasst, die<br />

durch Maßnahmen des <strong>Arbeits</strong>schutzes<br />

verändert werden können.<br />

Autor<strong>in</strong>:<br />

Dipl.-Päd. Andrea Mazanec ist Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

der Präventionsabteilung der<br />

Unfallkasse Sachsen-Anhalt, Zerbst.<br />

SICHERHEIT MANAGEN<br />

Die E<strong>in</strong>schätzung durch die Prüfl isten<br />

erfolgt <strong>in</strong> acht Belastungsgruppen:<br />

1. Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Klassen<br />

2. Kollegium<br />

3. Schulleitung <strong>und</strong> Schulkultur<br />

4. <strong>Arbeits</strong>aufgaben <strong>und</strong> -organisation<br />

5. Lehrplan <strong>und</strong> Lehrmittel<br />

6. <strong>Arbeits</strong>umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

7. materiell-technische Schulausstattung<br />

8. körperliche Anforderungen.<br />

Nach dem Vorrang der Verhältnisprävention<br />

bei <strong>Arbeits</strong>tätigkeiten mit<br />

psychischen Belastungen sollten die<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> folgender Reihenfolge<br />

durchgeführt werden:<br />

1. technische Maßnahmen<br />

2. Maßnahmen der <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Organisationsgestaltung<br />

3. personenbezogene Maßnahmen.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 7


Foto: Getty images<br />

Foto: Frank Schuppelius<br />

8<br />

Was tun, wenn<br />

e<strong>in</strong> Papierkorb<br />

Der Austausch von Information ist der<br />

Motor des menschlichen Fortschritts.<br />

Er verh<strong>in</strong>dert, dass jeder immer erneut<br />

die zum Teil schmerzvollen Erfahrungen<br />

anderer machen muss.<br />

Denken Sie, wenn Sie dies lesen, aber<br />

nicht nur an die Mühsal Ihrer pädagogischen<br />

Arbeit! Sie selbst s<strong>in</strong>d als Schulleiter<br />

<strong>und</strong> Lehrkraft fortwährend gezwungen,<br />

Informationen aufzunehmen <strong>und</strong><br />

möglichst auch praktisch umzusetzen,<br />

das heißt auch, sie anwenden <strong>und</strong> weitergeben<br />

zu können. Dass Maßnahmen<br />

des <strong>Arbeits</strong>schutzes <strong>in</strong> Betrieben die<br />

Unterweisung e<strong>in</strong>schließen, ist weith<strong>in</strong><br />

bekannt. Dass jedoch diese Maßnahmen<br />

ebenso wie die Gefährdungsermittlung<br />

auch Schulen betreffen, ist für manche<br />

sicherlich gewöhnungsbedürftig.<br />

Brauchen Lehrkräfte die<br />

Unterweisung?<br />

Sie werden vielleicht überrascht se<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> mit Unverständnis reagieren: Was<br />

hat der <strong>Arbeits</strong>schutz mit me<strong>in</strong>er Unterrichtstätigkeit<br />

zu tun? Wie sollte ich<br />

me<strong>in</strong>e Schulk<strong>in</strong>der bei me<strong>in</strong>er Tätigkeit<br />

schädigen?<br />

Darum sollten Sie sich beispielsweise<br />

Fragen wie die folgenden stellen:<br />

• Was würde ich tun, wenn ich <strong>in</strong> der<br />

brennt?<br />

Auch <strong>in</strong> Schulen müssen Gefährdungs beurteilungen<br />

<strong>und</strong> Unterweisungen durch geführt werden.<br />

Schule zum Beispiel e<strong>in</strong>en Papierkorb<br />

brennen sähe?<br />

• Wor<strong>in</strong> bestünde me<strong>in</strong>e Aufgabe, wenn<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mich darauf aufmerksam<br />

machten, dass jemand Flöhe e<strong>in</strong>geschleppt<br />

hat?<br />

• Was wäre zu tun, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>em Unterricht plötzlich Anzeichen<br />

e<strong>in</strong>es Schockzustands zeigte, ich aber<br />

nicht über e<strong>in</strong>e Erkrankung <strong>in</strong>formiert<br />

wurde?<br />

• Kenne ich die Anforderungen an die<br />

Lebensmittelhygiene?<br />

• Wie viele St<strong>und</strong>en am Tage verbr<strong>in</strong>ge<br />

ich vor dem PC? Könnten daher das<br />

Brennen der Augen, der steife Hals <strong>und</strong><br />

das überraschend schnell sich verschlechternde<br />

Sehvermögen kommen?<br />

• Fühle ich mich häufi ger überfordert<br />

<strong>und</strong> reagiere ich womöglich den Schülern<br />

<strong>und</strong> Kollegen gegenüber ungerecht?<br />

So selten s<strong>in</strong>d diese oder ähnliche<br />

Stresssituationen nicht, <strong>in</strong> denen es von<br />

Ihrem Informationsstand abhängt, ob Sie<br />

richtig reagieren. Auch die allmähliche<br />

<strong>und</strong> langwierige Verschlechterung Ihres<br />

eigenen Ges<strong>und</strong>heitszustands soll aufgehalten<br />

<strong>und</strong> zum Guten gewendet werden,<br />

damit nicht auch Sie zu den Vielen Ihres<br />

Berufsstands gehören, die vorzeitig aufgeben<br />

müssen.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


Unterweisung ist s<strong>in</strong>nvoll,<br />

notwendig <strong>und</strong> verpfl ichtend<br />

Unterweisung ist „ … die auf den konkreten<br />

<strong>Arbeits</strong>platz oder Aufgabenbereich<br />

ausgerichtete Erläuterung <strong>und</strong><br />

Anweisung des Unternehmers für e<strong>in</strong><br />

sicherheitsgerechtes Verhalten der Versicherten,<br />

die durch praktische Übungen<br />

ergänzt werden kann.“ (Kle<strong>in</strong>es Lexikon<br />

der Unfallversicherung – BUK)<br />

Diese allgeme<strong>in</strong>e Unterweisungspfl icht<br />

ist im § 12 des <strong>Arbeits</strong>schutzgesetzes<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unfallverhütungsvorschrift<br />

GUV-V A1 „Gr<strong>und</strong>sätze der Prävention“<br />

vorgeschrieben. Die Durchführung von<br />

Unterweisungen fi ndet während der<br />

<strong>Arbeits</strong>zeit statt. Darüber h<strong>in</strong>aus schreiben<br />

bestimmte gesetzliche Regelungen<br />

wie die Gefahrstoffverordnung <strong>und</strong> die<br />

Strahlenschutzverordnung m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal jährlich durchzuführende Unterweisungen<br />

vor. Solche nach dem Gesetz<br />

vorgeschriebenen Unterweisungen müssen<br />

außerdem dokumentiert werden.<br />

Ihr Recht auf<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

Der Gesetzgeber hat mit den Maßnahmen<br />

der Gefährdungsbeurteilung <strong>und</strong><br />

der Unterweisung nach dem <strong>Arbeits</strong>schutzgesetz<br />

(das auch für Beamte gilt)<br />

den Arbeitgebern zur Pfl icht gemacht,<br />

sich den <strong>Arbeits</strong>bed<strong>in</strong>gungen fürsorglich<br />

zuzuwenden. Dass die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufgaben nur sehr lückenhaft erfüllt<br />

werden, ist der Zurückhaltung zuzuschreiben,<br />

mit der diese Pfl ichtaufgaben<br />

von den Schulhoheitsträgern unterstützt<br />

<strong>und</strong> kontrolliert werden. Sie sollten von<br />

den Lehrkräften dennoch zum eigenen<br />

Schutz e<strong>in</strong>gefordert werden. Maßnahmen<br />

zu Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

unterliegen der Mitbestimmung<br />

durch den Personalrat. Er sollte e<strong>in</strong>e<br />

aktive Rolle <strong>in</strong> der Ausgestaltung der Unterweisungsvorgänge<br />

e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Themen der Unterweisung<br />

Es gibt Themen, die alle Schulen betreffen<br />

(z. B. Brandschutz, Aufsichtsverhalten,<br />

Mängelfeststellung <strong>und</strong> Mängelmeldung,<br />

Maßnahmen nach e<strong>in</strong>em Unfall)<br />

<strong>und</strong> es gibt solche, die nur für manche<br />

Schulen von Bedeutung s<strong>in</strong>d (z. B. E<strong>in</strong>weisung<br />

im Umgang mit Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

Geräten, Betreuung von Pausenspielen,<br />

W<strong>in</strong>tersportfreizeiten, Arbeiten <strong>in</strong> der<br />

Küche, Mittagsbetreuung).<br />

Unterweisungsthemen ergeben sich aus<br />

der Sicherheitsproblematik jeder Schule<br />

<strong>und</strong> werden von Lehrkräften gefordert<br />

oder vom Schulleiter <strong>und</strong> ihm zur Seite<br />

stehenden Verantwortlichen erkannt <strong>und</strong><br />

angegangen. Lehrgänge allgeme<strong>in</strong>er Art<br />

ersetzen die Unterweisungen nicht, weil<br />

sie nicht auf die <strong>in</strong>dividuelle Situation<br />

e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong>gehen.<br />

Unterweisungen sollten <strong>in</strong> Betriebsabläufe<br />

e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> strukturiert se<strong>in</strong>.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Teil des Ges<strong>und</strong>heitsschutzmanagements.<br />

Themen, Intervalle,<br />

Zielgruppen <strong>und</strong> Verantwortliche für<br />

Unterweisungsvorgänge werden daher<br />

systematisch erfasst (siehe auch Checkliste<br />

auf der Rückseite dieser pluspunkt-<br />

Ausgabe).<br />

Methoden der Unterweisung<br />

Der Begriff Unterweisung umfasst das<br />

H<strong>in</strong>weisen, Informieren, Belehren <strong>und</strong><br />

Anweisen. E<strong>in</strong>e vollständige Unterweisung<br />

<strong>in</strong> <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

sollte das E<strong>in</strong>üben von Verhaltensregeln<br />

e<strong>in</strong>schließen. Sie ist jedoch nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e von schulischen Abläufen losgelöste<br />

<strong>und</strong> dokumentierte Maßnahme, sondern<br />

Teil der betrieblichen Führungskultur<br />

<strong>und</strong> wird vermittelt durch viele Vorgänge<br />

der Interaktion <strong>und</strong> Kommunikation,<br />

zum Beispiel durch Informieren, Anweisen,<br />

Belehren, Unterrichten, Tra<strong>in</strong>ieren,<br />

Überzeugen, Motivieren, Kontrollieren,<br />

Loben, Sanktionieren <strong>und</strong> durch vorbildliches<br />

Handeln.<br />

Aufgabe e<strong>in</strong>er Unterweisung ist es, Vorschriften<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisse (Fachwissen,<br />

Präventionsdidaktik <strong>und</strong> -methodik) zu<br />

erschließen <strong>und</strong> über Texte, Lehrfi lme,<br />

Demonstrationen, angeleitete eigene<br />

Versuche <strong>und</strong> vieles mehr weiterzu-<br />

Foto: Dieter Gielnik<br />

SICHERHEIT MANAGEN<br />

Autor:<br />

Max Schmid ist Mitglied des pluspunkt-Redaktionsbeirats.<br />

geben. Gelegenheiten, auch konkrete<br />

Themen des <strong>Arbeits</strong>schutzes im erforderlichen<br />

Umfang <strong>in</strong> den Schulalltag e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />

bieten sich bei schul<strong>in</strong>ternen<br />

Fortbildungen, Fachsitzungen, Teambesprechungen<br />

<strong>und</strong> Konferenzen.<br />

Hilfen<br />

Zur Unterstützung der Umsetzung der<br />

arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen<br />

gibt es <strong>in</strong> den Ländern spezifi sche E<strong>in</strong>richtungen,<br />

zum Beispiel e<strong>in</strong>e Zentrale<br />

Beratungsstelle. Der Schulleiter kann<br />

se<strong>in</strong>e Verantwortung <strong>in</strong> Teilbereichen delegieren,<br />

zum Beispiel an e<strong>in</strong>en Koord<strong>in</strong>ator.<br />

Zur Seite stehen ihm die Fachkraft für<br />

<strong>Arbeits</strong>sicherheit, der Betriebsarzt, der<br />

Sicherheitsbeauftragte, der Gefahrstoffbeauftragte.<br />

In manchen Fällen ist es<br />

s<strong>in</strong>nvoll, andere Fachk<strong>und</strong>ige aus außerschulischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen h<strong>in</strong>zuzuziehen<br />

(z. B. Ges<strong>und</strong>heitsamt, Feuerwehr, Polizei).<br />

Die Unfallversicherungsträger <strong>und</strong><br />

die Schulhoheitsträger stellen Informationen<br />

<strong>in</strong> Medien zur Verfügung.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 9


Dies ist e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong>dtext. Dieser Text ist weder<br />

bl<strong>in</strong>d, noch für Bl<strong>in</strong>de. Er ist vielmehr<br />

e<strong>in</strong> Platzhalter <strong>und</strong> wird später durch den<br />

Orig<strong>in</strong>altext ersetzt. Wenn ich gewußt<br />

hätte, das Sie diesen Text mit e<strong>in</strong>er solchen<br />

Aufmerksamkeit lesen, hätte ich<br />

mir etwas orig<strong>in</strong>alleres e<strong>in</strong>fallen lassen.<br />

EIN KLASSENZIMMER<br />

ZUM WOHLFÜHLEN<br />

Schulgebäude s<strong>in</strong>d nicht nur Orte des Lernens.<br />

Sie s<strong>in</strong>d auch Lebensräume, <strong>in</strong> denen K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> Jugendliche e<strong>in</strong>en wesent lichen Teil ihrer<br />

Zeit verbr<strong>in</strong>gen. Das <strong>in</strong> Bayern laufende Pilot-<br />

projekt „Das Lernfördernde Klassenzimmer“<br />

zeigt, was durch die Schaffung e<strong>in</strong>er „Wohlfühl-<br />

umgebung“ erreicht werden kann. Im Mittel-<br />

punkt des Projekts steht die Gestaltung e<strong>in</strong>er<br />

angenehmen Lernumgebung mit Hilfe von<br />

Pflanzen, Farbe <strong>und</strong> Licht.<br />

Was können Pfl anzen leisten?<br />

Insbesondere Pfl anzen werden <strong>in</strong> modernen Büroräumen immer<br />

häufi ger e<strong>in</strong>gesetzt, um den Belastungen am <strong>Arbeits</strong>platz<br />

entgegenzuwirken. Pfl anzen können auch <strong>in</strong> Schulen e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag zur Steigerung des Wohlbefi ndens, zur Gestaltung<br />

e<strong>in</strong>es angenehmen sozialen Klimas <strong>und</strong> zur Verbesserung<br />

der Leistungsfähigkeit liefern.<br />

Schüler <strong>und</strong> Lehrkräfte fühlen sich im Wesentlichen durch folgende<br />

Störfaktoren belastet:<br />

1. Schlechte Raumakustik<br />

(<strong>in</strong>sbesondere lange Nachhallzeiten, Lärm)<br />

2. Schlechtes Raumklima<br />

(u. a. monotone Raumverhältnisse, schlechte Raumluft)<br />

3. Lehrkräfte empfi nden „schwierige, aggressive Schüler“<br />

als belastend; die Schüler stört e<strong>in</strong> schlechtes Klassen-<br />

<strong>und</strong> Schulklima.<br />

Pfl anzen können diese Faktoren positiv bee<strong>in</strong>fl ussen <strong>und</strong> so<br />

wesentlich zum „Wohlfühlen“ beitragen. Dabei wirken Pfl anzen<br />

immer auf mehreren Ebenen.<br />

10<br />

1. Lärmreduzierung durch Pfl anzen<br />

Pfl anzen können e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Schalldämmung<br />

<strong>und</strong> somit zur Verbesserung der Raumakustik leisten. So<br />

zeigten Messungen der Lehr- <strong>und</strong> Versuchsanstalt für Gartenbau<br />

Essen, dass neun Pfl anzen der Art Ficus benjam<strong>in</strong>ii (Höhe<br />

1,80 m) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 30 m 2 großen Raum etwa 25 % der <strong>in</strong>sgesamt<br />

erforderlichen Schalldämmung erzielen.<br />

2. Verbesserung des Raumklimas<br />

Pfl anzen verbessern das Raumklima, <strong>in</strong>dem sie die Luftfeuchtigkeit<br />

erhöhen. Etwa 97 % des Gießwassers werden durch die<br />

Transpirationsleistung der Pfl anzen wieder an die Umgebung<br />

abgegeben. So kann man selbst <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>termonaten die Luftfeuchtigkeit<br />

im angenehmen Bereich halten.<br />

Außerdem s<strong>in</strong>d Pfl anzen <strong>in</strong> der Lage, Stäube zu b<strong>in</strong>den <strong>und</strong> bestimmte<br />

Grünpfl anzen können sehr effektiv organische Schadstoffe<br />

wie Formaldehyd, Aceton oder Toluol aus der Luft fi ltern.<br />

Man spricht daher auch von der so genannten „Grünen-Leber-<br />

Funktion“ der Pfl anzen analog zur „Grünen-Lunge-Funktion“.<br />

3. Pfl anzen wirken auf das psychische Wohlbefi nden<br />

Untersuchungen zeigen immer wieder: Menschen fühlen sich<br />

<strong>in</strong> der Umgebung von Pfl anzen ausgeglichener <strong>und</strong> weniger gestresst.<br />

In der Therapie von K<strong>in</strong>dern mit Aufmerksamkeits-Defi -<br />

zit-Syndrom (ADS) nutzt man diese ausgleichende Wirkung von<br />

Pfl anzen. Durch den Kontakt mit Pfl anzen <strong>und</strong> der Natur werden<br />

diese K<strong>in</strong>der ruhiger <strong>und</strong> aufnahmefähiger. E<strong>in</strong>e norwegische<br />

Studie zeigte zudem, dass sich Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em begrünten<br />

Klassenzimmer wohler fühlten <strong>und</strong> konzentrierter waren als<br />

Schüler <strong>in</strong> unbegrünten Räumen (Kontrollgruppe). Schüler, die<br />

sich wohl fühlen, mehr leisten können, ausgeglichener <strong>und</strong><br />

weniger gestresst s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d für die Lehrkraft weniger „schwierig“.<br />

Schüler <strong>und</strong> Lehrer empfi nden die Gr<strong>und</strong>stimmung im<br />

Klassenverband nach der Umgestaltung als harmonischer <strong>und</strong><br />

entspann ter. Verhaltensauffällige Schüler werden ruhiger.<br />

Ohne den E<strong>in</strong>satz von Pfl anzen im Verhältnis zu anderen wichtigen<br />

schulischen Maßnahmen überbewerten zu wollen, lässt<br />

sich doch feststellen, dass durch dieses Zusammenspiel der<br />

angesprochenen Wirkungen das „Klima“ <strong>in</strong> den Klassenzimmern<br />

(physikalisch-chemisch <strong>und</strong> psychologisch) verbessert<br />

werden kann. Verstärkt werden diese E<strong>in</strong>fl üsse im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

ganzheitlichen Herangehensweise noch durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Farb- <strong>und</strong> Lichtgestaltung (mit sog. Vollspektrumleuchten)<br />

der Räume.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong><br />

Fotos: Elke Frenzel


Partizipation der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

Die praktische Umsetzbarkeit <strong>und</strong> die Wirkung e<strong>in</strong>er Innenraumbegrünung<br />

von Klassenzimmern wurde <strong>in</strong> mehreren Schulen<br />

untersucht. Ergebnis: Die Büroraumbegrünung kann nicht<br />

ohne verschiedene Modifi kationen auf das Klassenzimmer<br />

übertragen werden:<br />

1. Die Schüler gestalten ihr Klassenzimmer selbst <strong>und</strong> übernehmen<br />

eigenverantwortlich die weitere Pfl ege.<br />

E<strong>in</strong> Kernpunkt <strong>und</strong> entscheidender Unterschied bei der Gestaltung<br />

e<strong>in</strong>es lernfördernden Klassenzimmers (im Vergleich zu<br />

Büroräumen) ist die Partizipation der Schüler. Die Begrünung<br />

<strong>und</strong> Farbgestaltung des Raumes erfolgt zusammen mit den<br />

Schülern. Auch nach der Fertigstellung sollen die Pfl anzen von<br />

den Schülern – soweit die altersbed<strong>in</strong>gten Voraussetzungen<br />

gegeben s<strong>in</strong>d – möglichst eigenverantwortlich <strong>und</strong> selbstständig<br />

gepfl egt werden.<br />

Dies hat mehrere Vorteile: Durch die Beteiligung der Schüler an<br />

Planung <strong>und</strong> Gestaltung ihres eigenen Umfeldes identifi zieren<br />

sie sich stärker <strong>und</strong> vor allem dauerhaft mit dem Projekt. Die<br />

Akzeptanz wird erhöht <strong>und</strong> Vandalismus verr<strong>in</strong>gert. Außerdem<br />

fördern die Erfolge <strong>in</strong> der praktischen Mitarbeit Schüler <strong>in</strong> ihren<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> unterstützen sie <strong>in</strong> ihrer Entwicklung. Durch<br />

die Übertragung von Verantwortung entwickeln die K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Name Lichtanspruch<br />

Birkenfeige Hell # 100 – 300 /<br />

1 bis 100<br />

Drachenbaum Halbschatten<br />

– Schatten<br />

Wuchshöhe /<br />

-breite <strong>in</strong> cm Besondere Pfl ege <strong>und</strong> sonstige H<strong>in</strong>weise<br />

# 100 – 300 /<br />

1 bis 80<br />

Efeutute Halbschatten Hänge- bzw.<br />

Kletterpfl anze<br />

E<strong>in</strong>blatt Schatten # 30 – 50 /<br />

1 bis 60<br />

Grünlilie Halbschatten # 15 – 50 /<br />

1 bis 60<br />

Gummibaum Halbschatten # 45 – 200 /<br />

1 bis 80<br />

Korbmarante Halbschatten # 15 – 100 /<br />

1 bis 60<br />

Pachira Hell # 50 – 250 /<br />

1 bis 100<br />

Kentiapalme Halbschatten<br />

– Schatten<br />

Steckenpalme Halbschatten<br />

– Schatten<br />

# 125 – 200 /<br />

1 bis 100<br />

# 50 – 300 /<br />

1 bis 100<br />

Strahlenaralie Halbschatten # 50 – 250 /<br />

1 bis 80<br />

Verträgt ke<strong>in</strong>e Zugluft oder häufi gen Standortwechsel;<br />

bei plötzlichem verstärktem<br />

Blattfall eventuell zu nasses Substrat<br />

Achtung: Eventuell sensibilisierendes Potenzial,<br />

Kontakt mit Milchsaft vermeiden!<br />

Sehr pfl egeleicht<br />

Sehr pfl egeleicht<br />

Braune Blattspitzen können e<strong>in</strong> Zeichen für<br />

Überdüngung se<strong>in</strong>; toleriert nicht zu viel<br />

Licht, ke<strong>in</strong> heller Standort, sehr pfl egeleicht<br />

Sehr pfl egeleicht<br />

In regelmäßigen Abständen Blätter mit weichem<br />

feuchtem Tuch vom Staub befreien.<br />

Hängende Blätter deuten meist auf zu nasses<br />

Substrat h<strong>in</strong> – abtrocknen lassen.<br />

Abschneiden der Spitze kann verzweigtes<br />

Wachstum <strong>in</strong>duzieren<br />

Achtung: Kontakt mit Milchsaft vermeiden!<br />

Möglichst weiches, lauwarmes Gießwasser<br />

(z. B. Regenwasser) verwenden; ke<strong>in</strong>e<br />

Zugluft <strong>und</strong> „kalten Füße“; Temperaturen<br />

nicht unter 16 °C; e<strong>in</strong>gerollte Blätter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Anzeichen für zu starke Trockenheit bzw. zu<br />

niedrige Temperaturen<br />

Speichert Wasser <strong>in</strong> ihrem Stamm; toleriert<br />

Trockenheit, aber ke<strong>in</strong>e Staunässe; sehr<br />

pfl egeleicht<br />

Sehr pfl egeleicht<br />

Sehr pfl egeleicht<br />

–<br />

LEBENSRAUM SCHULE<br />

Jugendlichen mehr Selbstvertrauen, s<strong>in</strong>d weniger unsicher <strong>und</strong><br />

gehemmt. Da aggressives Verhalten häufi g mit Unsicherheit<br />

<strong>und</strong> mangelndem Selbstbewusstse<strong>in</strong> korreliert, ist auch nicht<br />

auszuschließen, dass durch e<strong>in</strong>e Beteiligung der Schüler an der<br />

Klassenzimmergestaltung <strong>und</strong> der Pfl ege der Pfl anzen entsprechende<br />

negative Verhaltensweisen reduziert werden.<br />

2. Die Pfl anzen müssen für den Schulbereich bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllen<br />

Bei der Auswahl von Pfl anzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Schulen bestimmte<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu beachten. So dürfen ke<strong>in</strong>e stark giftigen Pfl anzen<br />

oder Pfl anzen mit halluz<strong>in</strong>ogenem Potenzial verwendet<br />

werden. Auch Pfl anzen mit Stacheln <strong>und</strong> scharfen Blatträndern<br />

dürfen <strong>in</strong> Schulen nicht zur Begrünung herangezogen werden.<br />

Im Übrigen müssen die Pfl anzen „pfl egeleicht“ se<strong>in</strong>. Da das<br />

Konzept „Das Lernfördernde Klassenzimmer“ die Pfl ege der<br />

Pfl anzen von „Laien“ be<strong>in</strong>haltet, ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von<br />

Pfl egefehlern (z. B. beim Gießen) höher. Außerdem müssen<br />

die Pfl anzen <strong>in</strong> den Ferien auch mit deutlich längeren Gieß<strong>in</strong>tervallen<br />

auskommen können. Welche Gießregelung sich als<br />

praktikabel erweist <strong>und</strong> letztlich getroffen wird, hängt von der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Schule ab. Entscheidend ist jedoch, dass die Pfl ege<br />

der „Wohlfühlatmosphäre im Klassenzimmer“ nicht alle<strong>in</strong> an<br />

Hausmeistern <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igungskräften hängen bleibt.<br />

Autor<strong>in</strong>:<br />

Dr. Elke Frenzel ist Aufsichtsperson<br />

im Geschäftsbereich Prävention der<br />

Bayerischen Landesunfallkasse <strong>und</strong><br />

des Bayerischen Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverbandes,<br />

München.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 11


Foto: Frank Schuppelius<br />

E<strong>in</strong>e Gruppe von r<strong>und</strong> 20 Schülern hatte<br />

während der Busfahrt zur Schule ke<strong>in</strong>en<br />

Sitzplatz mehr gef<strong>und</strong>en. Sie mussten<br />

im Mittelbereich des Busses stehen. Wie<br />

schon häufi ger zuvor ließen sich dort<br />

e<strong>in</strong>ige ältere Schüler <strong>in</strong> scharfen Kurven<br />

absichtlich auf jüngere fallen. Wie Dom<strong>in</strong>oste<strong>in</strong>e<br />

fi elen diese auf weitere Schüler,<br />

die dadurch gegen die Türen gedrückt<br />

wurden. Dabei öffneten sich die Türfl ügel<br />

jedes Mal e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück weit. In e<strong>in</strong>er<br />

sehr scharfen L<strong>in</strong>kskurve rutschte e<strong>in</strong><br />

zehnjähriger Schüler durch diese Öffnung<br />

<strong>und</strong> fi el auf die Straße. E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>terrad<br />

des Busses überrollte se<strong>in</strong>en rechten<br />

Unterschenkel.<br />

K<strong>in</strong>d aus Schulbus geschubst<br />

Die Eltern zogen mit der Begründung<br />

vor Gericht, der Busfahrer <strong>und</strong> das<br />

Busunternehmen als Halter hätten ihre<br />

Verkehrssicherungspfl ichten verletzt.<br />

Das Oberlandesgericht Koblenz gab der<br />

Klage statt <strong>und</strong> verurteilte beide zu Schadensersatz<br />

<strong>und</strong> Schmerzensgeld (Urteil<br />

vom 29.05.2006 – 12 U 1459/04). Über<br />

e<strong>in</strong>en Spiegel habe der Fahrer das zudem<br />

lautstarke Geschubse erkennen <strong>und</strong> dem<br />

e<strong>in</strong> Ende setzen müssen. Der erfahrene<br />

12<br />

Randale im Schulbus<br />

Zu den Aufgaben e<strong>in</strong>es Busfahrers gehört es, Rangeleien im<br />

Schulbus zu unterb<strong>in</strong>den. Und das auch während der Fahrt,<br />

obwohl er dann e<strong>in</strong>e Aufsicht nur sehr begrenzt wahrnehmen<br />

kann. In Ausnahmefällen kann er sonst sogar zur Haftung<br />

herangezogen werden.<br />

Busunternehmer hätte im Vorfeld mit<br />

den Dummheiten der Schüler rechnen<br />

<strong>und</strong> gemäß se<strong>in</strong>er Organisations- <strong>und</strong><br />

Aufsichtspfl icht se<strong>in</strong>e Fahrer entsprechend<br />

<strong>in</strong>struieren müssen. Das sei nicht<br />

geschehen. Da der Junge <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

aufgr<strong>und</strong> des Gerangels der anderen<br />

Schüler aus dem Bus gefallen sei, haften<br />

Fahrer <strong>und</strong> Halter aber nur zu zwei<br />

Dritteln.<br />

So weit dieses Urteil. Anzumerken ist,<br />

dass der Schüler sämtlichen Personenschaden<br />

durch die gesetzliche Schülerunfallversicherung<br />

ersetzt bekommt.<br />

Die Unfallkasse erbr<strong>in</strong>gt Leistungen<br />

zur Rehabilitation <strong>und</strong> Entschädigung.<br />

Sie sorgt also für e<strong>in</strong>e lückenlose Heilbehandlung<br />

<strong>und</strong> zahlt e<strong>in</strong>e Unfallrente.<br />

Gegen Fahrer <strong>und</strong> Halter können die<br />

Eltern daher nur verbleibende Ansprüche<br />

auf Sachschadenersatz <strong>und</strong> Schmerzensgeld<br />

geltend machen. Ansonsten – Glück<br />

im Unglück – ist für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> solchen<br />

Fällen bestens gesorgt.<br />

Um die Wiederholung e<strong>in</strong>es solchen<br />

Vorfalls möglichst auszuschließen, sollte<br />

sich die Schulleitung mit dem Busunternehmer<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen <strong>und</strong><br />

auf Abhilfe bestehen. Durch e<strong>in</strong>fache<br />

Autor:<br />

Dr. Thomas Molkent<strong>in</strong> ist Leiter des<br />

Referates Unfallversicherung im<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Arbeit <strong>und</strong><br />

Soziales.<br />

Maßnahmen – wie die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />

Schulbusbegleiterdienstes (Erwachsene)<br />

oder e<strong>in</strong>es Schulbuslotsendienstes<br />

(Schüler) – kann die Beförderung für die<br />

K<strong>in</strong>der sicherer <strong>und</strong> entspannter gestaltet<br />

werden. Die Verkehrssicherheit der<br />

mitfahrenden Schüler beim E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Aussteigen<br />

sowie während der Fahrt lässt<br />

sich so wirkungsvoll erhöhen. Leergebliebene<br />

Sitze können besetzt <strong>und</strong> Rangeleien<br />

zwischen den K<strong>in</strong>dern gegebenenfalls<br />

sofort unterb<strong>und</strong>en werden.<br />

Auch die ehrenamtlich tätigen Schülerlotsen<br />

<strong>und</strong> Schulwegbegleiter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

e<strong>in</strong>bezogen.<br />

TIPP<br />

Die vom Verkehrstechnischen Institut<br />

der Deutschen Versicherer (VTIV) herausgegebenen<br />

Broschüren „Schulwegsicherung<br />

– Informationen für Eltern“<br />

<strong>und</strong> „Planerheft Schulwegsicherung“<br />

enthalten unter anderem Informationen<br />

zur Schulbussicherheit. Sie können im Internet<br />

unter www.verkehrstechnisches<strong>in</strong>stitut.de<br />

heruntergeladen oder beim<br />

VTIV, Postfach 0802 <strong>in</strong> 10002 Berl<strong>in</strong>,<br />

angefordert werden.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


Der Knigge-Coach<br />

Umgangsformen erfolgreich vermitteln<br />

„Benimm-Unterricht an deutschen Schulen gefordert!“<br />

„Die Deutschen klagen über wachsende Ruppigkeit.“<br />

„K<strong>in</strong>der haben ke<strong>in</strong> Benehmen mehr!“<br />

Übertriebenes Lamento oder bittere Wahrheit?<br />

Welchen Knigge brauchen wir heute?<br />

Wie wird Sozialkompetenz zeitgemäß vermittelt?<br />

Der Knigge-Coach gibt Antworten!<br />

www.universum.de/praxisreihe<br />

Mehr Wirtschaft<br />

<strong>in</strong> die Schule<br />

Herausforderung für den Unterricht<br />

Ökonomische Verantwortung tragen<br />

<strong>und</strong> die Zukunft bei unsicheren<br />

Rahmenbedigungen planen?<br />

Prof. Kam<strong>in</strong>ski <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Team<br />

zeigen, wie Schule junge Menschen<br />

kompetent, mutig <strong>und</strong> zuversichtlich<br />

machen kann!<br />

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Ratgeber Gewaltprävention für<br />

Schule <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />

Kle<strong>in</strong> anfangen, aber groß denken!<br />

Der Praxisratgeber Gewaltprävention<br />

ist für alle gedacht, die mit<br />

Jugendlichen zu tun haben –<br />

<strong>in</strong> der Schule, <strong>in</strong> Jugendzentren<br />

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160 Seiten, ISBN: 978-3-89869-184-0 . . . . . . . . . . . . . € 16,80<br />

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144 Seiten, ISBN: 978-3-89869-188-8 . . . . . . . . . . . . . € 16,80<br />

Expl. Brutal daneben<br />

144 Seiten, ISBN: 978-3-89869-189-5 . . . . . . . . . . . . . € 19,80<br />

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Funktion<br />

Schule/Firma<br />

Universum Verlag GmbH · 65175 Wiesbaden · Telefon 0611 9030-0<br />

Pluspunkt Plusp<br />

Telefax<br />

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0611 9030-<br />

2/<strong>2007</strong> 277 · www.universum.de · E-Mail: vertrieb@universum.de<br />

13<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Starker E<strong>in</strong>stieg<br />

Unterrichtsbauste<strong>in</strong>e zur<br />

Berufsorientierung<br />

Jugendliche brauchen Orientierung:<br />

Beruf, soziale Absicherung,<br />

Altersvorsorge. Berufsorientierender<br />

Unterricht muss heute<br />

auf den dynamischen Wandel<br />

der <strong>Arbeits</strong>welt vorbereiten.<br />

Starker E<strong>in</strong>stieg zeigt neue<br />

praxisgerechte Wege!<br />

K<strong>und</strong>ennummer (falls bekannt)<br />

✂<br />

Datum Unterschrift cppp0704


14<br />

Auch Schüler<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d<br />

aggressiv – nur anders.<br />

Sie verletzen nicht<br />

vornehmlich mit Fäusten,<br />

sondern mit Blicken <strong>und</strong><br />

Worten.<br />

Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong><br />

Aggressionen werden geschlechtsspezifi<br />

sch ausgetragen.<br />

„Es gibt e<strong>in</strong>e verborgene Kultur der Aggression<br />

von Mädchen“, schreibt Rachel<br />

Simmons <strong>in</strong> ihrem Buch „Me<strong>in</strong>e beste<br />

Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>“, <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong> Bestseller. Die<br />

Frauenforscher<strong>in</strong> führte h<strong>und</strong>erte Interviews<br />

mit Mädchen zwischen zehn <strong>und</strong><br />

vierzehn Jahren an verschiedenen amerikanischen<br />

Schulen. „Mädchen verleumden,<br />

grenzen aus, streuen Gerüchte,<br />

denken sich Schimpfnamen aus <strong>und</strong> <strong>in</strong>trigieren,<br />

um anderen seelischen Schmerz<br />

zuzufügen“, so Rachel Simmons.<br />

„Lügen, lästern, leiden lassen“, so beschreibt<br />

Dr. Angela Ittel, Entwicklungspsycholog<strong>in</strong><br />

an der Freien Universität<br />

Berl<strong>in</strong>, die <strong>in</strong>direkte Aggression unter<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> so lautet<br />

auch der Titel ihres Buches. Studien bestätigen,<br />

dass Mädchen im Unterschied<br />

zu Jungs die nicht-körperliche Aggression<br />

bevorzugen, <strong>in</strong> der Forschung „relationale“<br />

oder „Beziehungsaggression“<br />

genannt. „Die relationale Aggression<br />

schädigt nicht körperlich, sondern zielt<br />

darauf ab, die Beziehungen, die Fre<strong>und</strong>schaften<br />

der anderen zu zerstören“, sagt<br />

Dr. Ittel. Ebenfalls im Unterschied zu<br />

ihren männlichen Altersgenossen richten<br />

Mädchen ihre Aggressivität häufi g nicht<br />

gegen jemanden, der unbeliebt ist oder<br />

den sie nicht leiden können, sondern gegen<br />

ihre eigenen Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen. Manchmal<br />

machen sie sogar ihrer besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong><br />

das Leben zur Hölle. „Mädchen s<strong>in</strong>d besonders<br />

im frühen Jugendalter sehr auf<br />

Zweisamkeit ausgerichtet“, erklärt Dr.<br />

Ittel. „Und <strong>in</strong> dieser Intimität bekommen<br />

die Mädchen die Informationen, die sie<br />

benötigen, um die andere zu demütigen.“<br />

Subtile Gehässigkeiten tun weh. Nur<br />

sieht das ke<strong>in</strong>er. Gezielt <strong>und</strong> unauffällig<br />

werden sie von den „Täter<strong>in</strong>nen“ platziert,<br />

verdeckt unter dem Mantel der<br />

Fre<strong>und</strong>schaft. Deshalb erkennen Eltern<br />

<strong>und</strong> Lehrer häufi g nicht, wenn e<strong>in</strong> Mädchen<br />

gemobbt wird. Sie s<strong>in</strong>d mehr mit<br />

den Jungs beschäftigt, die dem anderen<br />

mit dem L<strong>in</strong>eal über den Kopf hauen oder<br />

ihm die Nase blutig schlagen. So hatte<br />

sich auch die traditionelle Aggressionsforschung<br />

lange Zeit auf die körperliche<br />

Aggression der Männer <strong>und</strong> Jungen<br />

konzentriert, die <strong>in</strong>direkte, relationale<br />

Aggression als eher weibliche Spezialität<br />

erst vor e<strong>in</strong> paar Jahren identifi ziert.<br />

Nur nicht auffallen – das ist die Devise<br />

der Mobbenden. Sie pfl egen das Bild<br />

vom netten Mädchen, das ke<strong>in</strong>er Fliege<br />

etwas zuleide tut <strong>und</strong> sich rührend<br />

um die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> kümmert. E<strong>in</strong> krasses<br />

Beispiel: E<strong>in</strong> Mädchen spricht auf den<br />

Anrufbeantworter ihrer besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>,<br />

wie denn der Schwangerschaftstest<br />

ausgegangen sei. Sie tut besorgt, hat<br />

den Schwangerschaftstest aber erf<strong>und</strong>en.<br />

Die Eltern hören die Nachricht ab,<br />

die Tochter muss sich rechtfertigen, geglaubt<br />

wird ihr zunächst nicht.<br />

Diese verme<strong>in</strong>tliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> attackiert<br />

die andere h<strong>in</strong>ter der Fassade weiblicher<br />

Artigkeit <strong>und</strong> entspricht damit den Erwartungen<br />

an weibliches Rollenverhal-<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


Foto: Christoph Foto: Max & friends<br />

Schmid<br />

ten. Von Mädchen wird das von kle<strong>in</strong> auf<br />

erwartet: dass sie lieb zue<strong>in</strong>ander s<strong>in</strong>d,<br />

brav ihr Spielzeug teilen <strong>und</strong> nicht mit<br />

der Sandschaufel aufe<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>schlagen.<br />

„Wenn Mädchen körperlich aggressiv<br />

s<strong>in</strong>d, wird das von den Erwachsenen<br />

viel restriktiver bestraft als bei Jungs“,<br />

bestätigt Ittel. „Jungen können sich mehr<br />

erlauben.“<br />

Auch männliche Schüler machen den anderen<br />

schon mal mit Worten fertig. Doch<br />

„Mädchen setzen diese Form bewusster<br />

e<strong>in</strong> als Jungs“, so Ittel. „Und Mädchen<br />

als Opfer leiden mehr.“ Die relationale<br />

Aggression sche<strong>in</strong>t nicht nur geschlechtstypisch,<br />

sondern auch abhängig von der<br />

Schulart zu se<strong>in</strong>. An der Hauptschule<br />

dom<strong>in</strong>iert die körperliche Aggression,<br />

auf dem Gymnasium der Psychoterror, so<br />

„Focus Schule“ <strong>in</strong> der Ausgabe vom April<br />

2005. E<strong>in</strong>e auffällige Häufung machen<br />

die Experten mit dem 10. bis 12. Lebensjahr<br />

aus, denn mit dem Schulwechsel von<br />

der Gr<strong>und</strong>schule auf e<strong>in</strong>e weiterführende<br />

Schule entstehen neue Fre<strong>und</strong>schaften,<br />

konfi gurieren sich andere Konstellationen<br />

<strong>in</strong> der Klasse.<br />

In dieser Zeit, <strong>in</strong> diesem Alter s<strong>in</strong>d<br />

Fre<strong>und</strong>schaften noch nicht so stabil. In<br />

wechselnden Allianzen müssen sich die<br />

Jugendlichen immer wieder neu positionieren<br />

– e<strong>in</strong> harter Kampf um Beliebtheit<br />

<strong>und</strong> sozialen Status. Das kann<br />

auch schon mal auf Kosten der früheren<br />

Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> gehen, die mitunter zur besten<br />

Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong> erklärt wird. E<strong>in</strong> perfi der Macht-<br />

Literatur<br />

Ittel, A./von Salisch, M. (Hrsg.):<br />

Lügen, Lästern, Leiden lassen.<br />

Aggressives Verhalten von<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Jugendlichen. Kohlhammer,<br />

Stuttgart 2005<br />

Simmons, R.: Me<strong>in</strong>e beste Fe<strong>in</strong>d<strong>in</strong>.<br />

Wie Mädchen sich das Leben zur<br />

Hölle machen <strong>und</strong> warum Frauen<br />

e<strong>in</strong>ander nicht vertrauen. Kiepenheuer<br />

& Witsch, Köln 2003<br />

kampf zwischen den (Ex-)Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, <strong>in</strong><br />

den nicht selten die ganze Klasse e<strong>in</strong>bezogen<br />

wird.<br />

Die Sozialpädagog<strong>in</strong> Petra Sett, tätig an<br />

e<strong>in</strong>er Berl<strong>in</strong>er Gesamtschule, berichtet<br />

von zwei e<strong>in</strong>mal eng befre<strong>und</strong>eten Mädchen,<br />

die sich irgendwann zerstritten<br />

haben. Die e<strong>in</strong>e fi ng dann an, alle Klassenkameraden<br />

systematisch gegen ihre<br />

ehemalige Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> aufzubr<strong>in</strong>gen. „Das<br />

Opfer wurde nie mehr angesprochen, niemand<br />

wollte an ihrem Tisch sitzen, alle<br />

s<strong>in</strong>d weggegangen, wenn sie gekommen<br />

ist“, beschreibt Sett. „Es gab nur zwei<br />

Mädchen, die sich nicht mit der Anführer<strong>in</strong><br />

solidarisiert haben.“<br />

Eltern <strong>und</strong> Lehrer übersehen solche<br />

Konfl ikte häufi g oder nehmen sie nicht so<br />

ernst – „Nun vertragt euch doch wieder“,<br />

heißt es, oder: „Stell dich nicht so an.“<br />

Die gemobbten Schüler<strong>in</strong>nen aber leiden<br />

erheblich, schämen sich, suchen die<br />

Schuld bei sich selbst. In Extremfällen<br />

entwickeln sie Symptome wie Nervosität<br />

<strong>und</strong> Schlafstörungen, bekommen<br />

Albträume, Angstzustände <strong>und</strong> Depressionen.<br />

Weil diese <strong>in</strong>direkte Gewalt nicht öffentlich<br />

ist, müssen Eltern <strong>und</strong> Lehrer genau<br />

h<strong>in</strong>schauen, das Gespräch suchen,<br />

Fakten sammeln, konsequent handeln.<br />

Die Sozialpädagog<strong>in</strong> Petra Sett vermittelte<br />

<strong>in</strong> solchen Situationen zwischen<br />

den beiden Ex-Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, zwischen<br />

den Parteien <strong>in</strong> der Klasse. „Nach dem<br />

dritten oder vierten Gespräch zeigte<br />

MOBBING<br />

Autoren:<br />

Anke Nolte ist freie Mediz<strong>in</strong>journalist<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Christian Thiel ist freier<br />

Journalist mit dem Schwerpunkt<br />

Psychologie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

sich e<strong>in</strong> Erfolg. Die Mitläufer<strong>in</strong>nen haben<br />

nachgedacht <strong>und</strong> sich zurückgezogen.“<br />

In den Gesprächen versucht die Sozialpädagog<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Ebene zu<br />

schaffen: Wurden die Mobber<strong>in</strong>nen nicht<br />

auch schon mal gemobbt? Wie fühlte<br />

sich das an? So konnte sie Mitgefühl <strong>und</strong><br />

Verständnis wecken.<br />

Auch das gemobbte Mädchen sollte<br />

se<strong>in</strong>e Rolle refl ektieren. „Manchmal s<strong>in</strong>d<br />

die Opfer ihren Leidensweg schon so gewohnt,<br />

dass sie mitunter gar nicht daran<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, eigene Schritte zu tun,<br />

um da rauszukommen“, so Sett. Umso<br />

wichtiger, dass das Mädchen Rückhalt<br />

bekommt, bestärkt wird <strong>in</strong> anderen Bereichen,<br />

die ihm Spaß machen. Weil Mobb<strong>in</strong>g<br />

häufi g durch e<strong>in</strong> bestimmtes Klima<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Klasse entsteht, kann sich durch<br />

e<strong>in</strong>en Klassen- oder sogar Schulwechsel<br />

e<strong>in</strong>e völlig andere Dynamik entwickeln,<br />

die dem Mädchen neue Chancen eröffnet,<br />

gleichberechtigte Fre<strong>und</strong>schaften<br />

e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Die meisten Mädchen s<strong>in</strong>d mal Opfer,<br />

mal Täter, mal die Mobbende, mal die<br />

Gemobbte – „e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Jugendphase<br />

normales Verhalten“, wie Ittel betont. In<br />

beiden Rollen testen die Jugendlichen,<br />

wo Fre<strong>und</strong>schaft anfängt <strong>und</strong> wo sie aufhört.<br />

„E<strong>in</strong>e Täter<strong>in</strong> probiert aus: Wie weit<br />

kann ich gehen? Und e<strong>in</strong> Opfer lernt: Wie<br />

weit lasse ich jemanden gehen?“<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 15


16<br />

Es war<br />

genauso,<br />

wie der<br />

Polizist ge-<br />

sagt hatte!<br />

Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Konse quenzen aus Verkehrs -<br />

er ziehungstagen <strong>in</strong> der<br />

H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule<br />

Pe<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>der der zweiten <strong>und</strong> dritten Klasse absolvieren die Busschule.<br />

Im Sommer 2006 führte die H<strong>in</strong>rich-<br />

Wilhelm-Kopf-Schule, e<strong>in</strong>e Verlässliche<br />

Gr<strong>und</strong>schule <strong>in</strong> der Pe<strong>in</strong>er Südstadt, mit<br />

nachhaltigem Lernerfolg die Projekttage<br />

„Mobilität“ durch.<br />

Mehr als die Hälfte der r<strong>und</strong> 250 Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen an dieser Schule<br />

stammen aus Familien mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus leben viele<br />

Familien deutscher Schulk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> benachteiligten<br />

Wohngebieten der Südstadt.<br />

Somit hat die Schule auch e<strong>in</strong>en<br />

kompensatorischen Auftrag, um bestehende<br />

Benachteiligungen nicht zu vertiefen,<br />

sondern möglichst auszugleichen.<br />

Vorüberlegungen zu den Projekttagen<br />

Mobilität<br />

Im Vorfeld erfolgte e<strong>in</strong>e genaue Analyse<br />

bisheriger Erfahrungen der Schule mit<br />

dem Thema „Mobilität“. Dabei zeigte<br />

sich, dass zum<strong>in</strong>dest für die Zielgruppe<br />

der K<strong>in</strong>der weniger der Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

der entscheidende Faktor ist<br />

als vielmehr die Frage der familiären<br />

Bildungsnähe: Bildungsnahe Familien<br />

besitzen überwiegend e<strong>in</strong>en risikobewussten<br />

Umgang mit der Mobilität. Bei<br />

bildungsärmeren Familien ist dieses<br />

Risikobewusstse<strong>in</strong> häufi g ger<strong>in</strong>ger. Außerdem<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Gruppen mit niedrigerem<br />

Sozialstatus <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gerer Leistungsorientierung<br />

riskante Handlungen im<br />

Straßenverkehr zur Selbstdarstellung<br />

<strong>und</strong> Profi lierung eher anzutreffen. Dabei<br />

geht es nicht um Schuldzuweisungen,<br />

denn die Ursachen dafür s<strong>in</strong>d sehr viel-<br />

schichtig, können hier aber nicht genauer<br />

beleuchtet werden.<br />

Basierend auf den vielfältigen Erfahrungen<br />

<strong>in</strong> der H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-<br />

Schule beim Lehren <strong>und</strong> Lernen mit<br />

K<strong>in</strong>dern aus unterschiedlichen sozioökonomischen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Umwelten<br />

versprach vor allem e<strong>in</strong>e konsequente<br />

Lebensweltausrichtung der Projekttage<br />

entsprechenden Erfolg. So wirken e<strong>in</strong><br />

hoher Praxisbezug <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e starke Handlungsorientierung<br />

<strong>in</strong> besonderer Weise<br />

kompensatorisch. Wenn mit allen S<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> nicht nur kognitiv gelernt wird, werden<br />

sprachliche <strong>und</strong> kulturelle E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>und</strong> Differenzen ebenso überw<strong>und</strong>en<br />

wie soziale Benachteiligungen.<br />

Erfahrungsorientiertes Lernen ermöglicht<br />

den K<strong>in</strong>dern außerdem <strong>in</strong>dividuelle<br />

Zugänge zum Lern<strong>in</strong>halt – unabhängig<br />

von ihren Bildungsvoraussetzungen.<br />

Ferner ist das Erfahrungslernen durch<br />

se<strong>in</strong>en hohen Erlebniswert der kognitiven<br />

Wissensvermittlung h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Nachhaltigkeit deutlich überlegen – e<strong>in</strong><br />

Aspekt, der für das künftige Verhalten<br />

der K<strong>in</strong>der als Verkehrsteilnehmer mit<br />

wachsender Mobilität von besonderer<br />

Bedeutung ist.<br />

Praktische Umsetzung<br />

In fachlicher <strong>und</strong> fi nanzieller H<strong>in</strong>sicht<br />

wurde die Schule bei dieser milieu-sensiblen<br />

Mobilitätserziehung, die sie <strong>in</strong><br />

dieser Form erstmals durchführte, vor<br />

allem durch die Kreisverkehrswacht <strong>und</strong><br />

den Landkreis Pe<strong>in</strong>e unterstützt.<br />

Im Mittelpunkt der Projekttage standen<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Geschicklichkeitsparcours mit Elementen<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


die Bauste<strong>in</strong>e des Curriculums Mobilität<br />

(vgl. www.curriculum-mobilitaet.de<br />

2006), die an die entsprechende Alters-<br />

<strong>und</strong> Klassenstufe der K<strong>in</strong>der angepasst<br />

wurden.<br />

Für unsere Gr<strong>und</strong>schule kamen dabei<br />

sieben Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Betracht, deren<br />

konkrete Umsetzung im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

umfangreichen Auswertung beschrieben<br />

wurde. Sie kann im Internet unter www.<br />

landesverkehrswacht.de heruntergeladen<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>ige Elemente sollen zur Verdeutlichung<br />

kurz beschrieben werden. Unter<br />

dem Aspekt des Modelllernens stand der<br />

E<strong>in</strong>satz von speziellen Filmen (z. B. zum<br />

Gebrauch von Fahrradhelmen), vor allem<br />

aber e<strong>in</strong> professioneller Geschichtenerzähler<br />

im Mittelpunkt. Insbesondere<br />

jüngere K<strong>in</strong>der wurden durch Handpuppen<br />

oder die Erlebnisse von Figuren <strong>in</strong><br />

Erzählungen angesprochen <strong>und</strong> nahmen<br />

die vermittelten Inhalte gut auf.<br />

Den Umfang <strong>und</strong> die Wirkung des „Toten<br />

W<strong>in</strong>kels“ konnten die Drittklässler durch<br />

die Kooperation mit dem Beauftragten<br />

für Jugendsachen der örtlichen Polizei<br />

selbst erfahren. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d saß h<strong>in</strong>ter dem<br />

Steuer e<strong>in</strong>es Polizeifahrzeugs, während<br />

die gesamte restliche Klasse im toten<br />

W<strong>in</strong>kel ‚verschwand’.<br />

Die örtliche Verkehrsgeme<strong>in</strong>schaft war<br />

an zwei Tagen mit e<strong>in</strong>em L<strong>in</strong>ienbus vor<br />

Ort, so dass die K<strong>in</strong>der der zweiten <strong>und</strong><br />

vierten Klassen nicht nur theoretisch<br />

die „Busschule“ absolvierten, sondern<br />

das richtige Verhalten im <strong>und</strong> am Bus<br />

tra<strong>in</strong>ieren konnten. Da die K<strong>in</strong>der im<br />

Schule<strong>in</strong>zugsbereich ke<strong>in</strong>en Schulbus<br />

nutzen, war dies für manche e<strong>in</strong>e neue<br />

Erfahrung.<br />

Auf dem Programm standen zusätzlich<br />

gezielte Erk<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> Unterrichtsgänge<br />

im näheren Schulumfeld für die<br />

jüngeren K<strong>in</strong>der sowie im weiteren Stadtgebiet<br />

mit den älteren Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schülern. Gute Ortskenntnisse tragen<br />

e<strong>in</strong>erseits aktiv zum subjektiven Sicherheitsempfi<br />

nden der K<strong>in</strong>der bei <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

andererseits e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil<br />

für mehr Verhaltenssicherheit im Straßenverkehr.<br />

Interessant waren auch die Beobachtungen<br />

beim Fahrradparcours. Hier<br />

zeigte sich deutlich, welche K<strong>in</strong>der nicht<br />

nur schnell <strong>in</strong> die Pedalen treten, sondern<br />

richtig Radfahren können (z. B.<br />

beim Fahren auf dem Spurbrett oder mit<br />

e<strong>in</strong>er Hand). E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>te: „Mit dem<br />

Fahrrad auf der Wippe zu fahren, war<br />

voll schwer!“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Viertklässler, der<br />

bis dah<strong>in</strong> vor allem als Fahrradrowdy<br />

aufgefallen war, erkannte beim Fahrradparcours,<br />

wie wichtig umsichtiges <strong>und</strong><br />

besonnenes Verhalten auf dem Rad ist<br />

– er wurde später Jahrgangsbester.<br />

Der Verkehrssicherheitsberater der<br />

örtlichen Polizei hatte e<strong>in</strong> Fahrrad der<br />

Kreisverkehrswacht mit Reaktionstest-<br />

Technik mitgebracht, so dass die vierten<br />

Klassen im Zusammenhang mit ihrer<br />

zeitgleich durchgeführten Radfahrprüfung<br />

den E<strong>in</strong>fl uss der Reaktionszeit auf<br />

den Anhalteweg selbst erfahren konnten.<br />

Dies war übrigens der H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

für das E<strong>in</strong>gangszitat von Norbert *, der<br />

Fotos: Peter Wolters<br />

VERKEHRSERZIEHUNG<br />

kurze Zeit später e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Fahrradunfall<br />

hatte <strong>und</strong> bilanzierte: „Es war<br />

genauso, wie der Polizist gesagt hatte.<br />

Es dauert e<strong>in</strong>e Zeit, bis die Nachricht vom<br />

Gehirn zur Hand kommt. Gebremst habe<br />

ich nämlich erst, als ich schon gegen den<br />

Zaun gefahren war!“<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die vielfältigen Rückmeldungen der<br />

K<strong>in</strong>der zu den Projekttagen sowie der<br />

Umstand, dass sie bis heute e<strong>in</strong>zelne<br />

Erfahrungen er<strong>in</strong>nern <strong>und</strong> mit aktuellen<br />

Erlebnissen verknüpfen, belegen e<strong>in</strong>en<br />

nachhaltigen Lernerfolg. Dabei hat sich<br />

der starke Lebens- <strong>und</strong> Alltagsbezug<br />

erwartungsgemäß sehr bewährt. Unabhängig<br />

von ihren jeweiligen Voraussetzungen<br />

zeigten sich alle Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> den Projekttagen sehr<br />

aktiv <strong>und</strong> engagiert. Vielfach wurde die<br />

kompensatorische Funktion der Schule<br />

deutlich, wenn K<strong>in</strong>der erstmals die<br />

Möglichkeiten e<strong>in</strong>es Spielmobils erlebten<br />

oder sie erstmals ihren Stadtteil <strong>und</strong> ihr<br />

Wohnumfeld erk<strong>und</strong>eten. K<strong>in</strong>der ohne eigenes<br />

Fahrrad konnten mit schuleigenen<br />

Rädern den Radfahrparcours absolvieren<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige der Zweitklässler stiegen zum<br />

ersten Mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bus.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist es schulorganisatorisch<br />

kaum leistbar, solche kompakten <strong>und</strong><br />

umfangreichen Projekttage alljährlich zu<br />

wiederholen, zumal die verschiedenen<br />

Kooperationspartner nicht immer zur<br />

Verfügung stehen. Daher prüfte das Kollegium<br />

nach Abschluss der Projekttage,<br />

ob <strong>und</strong> welche Elemente im regulären<br />

Autor:<br />

Dipl.-Sozialpädagoge Peter Wolters<br />

ist Schulmediator <strong>und</strong> Selbstbehauptungstra<strong>in</strong>er<br />

für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche<br />

an der H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-<br />

Schule <strong>in</strong> Pe<strong>in</strong>e.<br />

Kontakt: H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule,<br />

H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Straße 22, 31226<br />

Pe<strong>in</strong>e, Tel.: (0 51 71) 59 01-30, Fax: -32,<br />

E-Mail: HiWiKoVGS@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

der Körperwahrnehmung <strong>und</strong> Psychomotorik, zum Beispiel rückwärts balancieren (l<strong>in</strong>kes Bildmotiv) *Name geändert<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 17


Schuljahresablauf zu <strong>in</strong>tegrieren s<strong>in</strong>d.<br />

Dabei zeigte sich, dass dies vielfach<br />

recht problemlos möglich ist. So sollen<br />

beispielsweise künftig die Viertklässler<br />

am Schuljahresende die Busschule<br />

absolvieren, weil viele von ihnen mit dem<br />

bevorstehenden Schulwechsel erstmals<br />

e<strong>in</strong>en Schulbus benutzen werden. Das<br />

Fußgängerdiplom für den ersten Jahrgang<br />

sollte s<strong>in</strong>nvoller Weise <strong>in</strong> den ersten<br />

Schulmonaten abgelegt werden. Die psychomotorischen<br />

Aspekte <strong>und</strong> Übungen<br />

des Spielmobils der Landesverkehrswacht<br />

Niedersachsen sollen stärker im<br />

Sportunterricht Berücksichtigung fi nden.<br />

E<strong>in</strong> sicheres Körpergefühl ist wichtig für<br />

sicheres Verhalten im Verkehr. Die meisten<br />

Materialien dazu besaß die Schule<br />

bereits oder sie wurden angeschafft.<br />

Der Fahrrad-Reaktionstest sollte für die<br />

vierten Klassen im Zusammenhang mit<br />

der Radfahrprüfung stattfi nden.<br />

Festzuhalten bleibt, dass die Erfahrungen<br />

aus den Projekttagen „Mobilität“<br />

r<strong>und</strong>weg positiv s<strong>in</strong>d. Sie haben nicht nur<br />

bei den K<strong>in</strong>dern im letzten Schuljahr e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Wirkung entfaltet, sondern<br />

auch h<strong>in</strong>sichtlich der Schulqualität <strong>in</strong> der<br />

H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule. Die jeweils<br />

entstandenen Unterrichtsideen <strong>und</strong><br />

-entwürfe wurden zusammengestellt <strong>und</strong><br />

stehen nun allen Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen<br />

für e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Mobilitätserziehung<br />

zur Verfügung.<br />

Informationen<br />

• H<strong>in</strong>rich-Wilhelm-Kopf-Schule: Auswertung<br />

zu den Projekttagen Mobilität<br />

26. bis 29. Juni 2006, Pe<strong>in</strong>e (download<br />

über www.landesverkehrswacht.de)<br />

• Mobil <strong>und</strong> Sicher – Das Verkehrswachtmagaz<strong>in</strong>:<br />

Unrealistische Gefahrene<strong>in</strong>schätzung<br />

– Risikogruppe: 10- bis<br />

14-jährige Radfahrer. Unfallsituation,<br />

Unfallursachen, Prävention. Heft 5<br />

Okt./Nov. 2006, S. 8-11<br />

• www.curriculum-mobilitaet.de<br />

(Zugriff am 3. November 2006)<br />

18<br />

E<strong>in</strong>ige Erfolgsfaktoren für<br />

ges<strong>und</strong>heits fördernde<br />

Schulentwicklungsprozesse<br />

Bereit für die<br />

gute ges<strong>und</strong>e<br />

Schule?<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


Foto: Getty images<br />

Gute ges<strong>und</strong>e Schulen s<strong>in</strong>d Schulen, die die Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

als e<strong>in</strong>en Beitrag zur Erfüllung des Bildungs- <strong>und</strong><br />

Erziehungsauftrags von Lehrkräften verstehen (vgl. Brägger,<br />

Paulus & Posse, 2005). Den Lehrkräften kommt dabei e<strong>in</strong>e<br />

Schlüsselrolle zu: Ihre Ges<strong>und</strong>heit, Leistungsbereitschaft <strong>und</strong><br />

<strong>Arbeits</strong>zufriedenheit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Voraussetzung für den Erfolg<br />

von Schulen.<br />

E<strong>in</strong> wesentliches Ziel von Schulqualitätsentwicklung sollte<br />

deshalb e<strong>in</strong> ges<strong>und</strong>es, leistungsfähiges <strong>und</strong> engagiertes Kollegium<br />

se<strong>in</strong>, das sich am <strong>Arbeits</strong>platz Schule wohl fühlt, e<strong>in</strong><br />

lern- <strong>und</strong> leistungsförderliches <strong>Arbeits</strong>klima ermöglicht <strong>und</strong> so<br />

e<strong>in</strong>e optimale Entwicklung der Lern- <strong>und</strong> Bildungspotenziale für<br />

die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler schafft. Zwei wichtigen Aspekten<br />

wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang nachfolgend besondere Aufmerksamkeit<br />

zuteil: der Veränderungsbereitschaft im Kollegium<br />

<strong>und</strong> klaren geme<strong>in</strong>samen Zielsetzungen.<br />

Wie sieht es <strong>in</strong> der Praxis bei Projekten zur Entwicklung guter<br />

ges<strong>und</strong>er Schulen nur allzu oft aus? Das folgende Beispiel<br />

kommt Ihnen vielleicht bekannt vor:<br />

E<strong>in</strong>e Gruppe von fünf bis sechs engagierten Lehrkräften hat<br />

sich teils aus Fach<strong>in</strong>teresse, teils aus persönlicher Betroffenheit<br />

<strong>in</strong>tensiv mit dem Thema Lehrerges<strong>und</strong>heit ause<strong>in</strong>andergesetzt<br />

<strong>und</strong> beantragt die Teilnahme der Schule an e<strong>in</strong>em Projekt<br />

zur Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit. Nach e<strong>in</strong>er kontroversen<br />

Diskussion wird dem Antrag mit knapper Mehrheit zugestimmt.<br />

Aus der Gruppe der engagierten Lehrkräfte bilden sich drei<br />

<strong>Arbeits</strong>gruppen zu verschiedenen Themen. E<strong>in</strong>e Gruppe<br />

möchte gerne regelmäßige Sportangebote für die Kollegen organisieren,<br />

nach anfänglicher Begeisterung nehmen aber nur<br />

sehr wenige Lehrkräfte regelmäßig teil. E<strong>in</strong>e andere Gruppe<br />

realisiert e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Projekt zur Umgestaltung e<strong>in</strong>es Fachraumes.<br />

Die dritte Gruppe legt e<strong>in</strong> Konzept zur Strukturierung<br />

der Unterrichts- <strong>und</strong> Pausenzeiten vor, scheitert damit aber bei<br />

der Schulleitung. Der Evaluationsbericht zum Abschluss des<br />

Projekts belegt die Frustration der im Thema Lehrerges<strong>und</strong>heit<br />

Engagierten über das mangelnde Interesse der Kollegen <strong>und</strong><br />

der Schulleitung.<br />

Im Folgenden soll auf der Gr<strong>und</strong>lage von Erfahrungen aus<br />

e<strong>in</strong>em Modellprojekt (siehe auch H<strong>in</strong>weis S.20 unten) aufgezeigt<br />

werden, welche beiden Faktoren hauptsächlich zu dem<br />

Misserfolg im Fallbeispiel beigetragen haben <strong>und</strong> welche<br />

Erfolgsfaktoren <strong>in</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernden Schulentwicklungsprozessen<br />

beachtet beziehungsweise realisiert werden sollten.<br />

Große Differenzen <strong>in</strong> der Bereitschaft<br />

zur Mitarbeit<br />

In Projekten <strong>und</strong> Schulentwicklungsprozessen wird häufi g unterstellt,<br />

dass bei der überwiegenden Mehrzahl der Lehrkräfte<br />

e<strong>in</strong>e Bereitschaft zur Beteiligung an der Weiterentwicklung der<br />

Schule bereits ausgeprägt ist. Richtiger wäre aber die Annahme<br />

unterschiedlicher Ausprägungen <strong>und</strong> großer Differenzen<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Lehrkräften: Diese unterscheiden sich<br />

GESUNDE SCHULE<br />

sowohl <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>stellung gegenüber Veränderungen als auch<br />

<strong>in</strong> ihren Motiven <strong>und</strong> Fähigkeiten, bei Veränderungen mitzuwirken.<br />

Es muss allen am Prozess beteiligten Lehrkräften <strong>und</strong> der<br />

Schulleitung bewusst se<strong>in</strong>, dass es im Kollegium verschiedene<br />

Sichtweisen von Ges<strong>und</strong>heit gibt, ihre Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen<br />

sehr unterschiedliche Motive haben, um an Ges<strong>und</strong>heitsprozessen<br />

teilzunehmen beziehungsweise nicht teilzunehmen<br />

<strong>und</strong> sich auch <strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprojekten Kooperationsprobleme<br />

<strong>und</strong> Polarisierungen im Kollegium abbilden.<br />

Auch auf der Seite der Schulleitung spielt die Entwicklungsbereitschaft<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle. Ist die Schulleitung offen für neue<br />

Ideen, nimmt sie Neuerungsvorschläge an oder hat sie Angst<br />

vor Kritik <strong>und</strong> bevorzugt das Alte <strong>und</strong> Bewährte?<br />

Es ist also s<strong>in</strong>nvoll, zunächst die Entwicklungs- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft<br />

e<strong>in</strong>es Kollegiums, se<strong>in</strong>er Mitglieder <strong>und</strong> der<br />

Schulleitung zu erfassen, um Ziele <strong>und</strong> Tempo der Entwicklungsmaßnahmen<br />

darauf abstimmen zu können. Wie kann nun<br />

die Veränderungsbereitschaft auf kollegialer <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />

Ebene gefördert werden?<br />

Die Veränderungsbereitschaft wächst,<br />

• wenn das Kollegium frühzeitig an der Gestaltung der ges<strong>und</strong>heitsförderlichen<br />

Schulentwicklung beteiligt wird <strong>und</strong> über<br />

die Ziele <strong>und</strong> Projektstrukturen mitentscheiden kann.<br />

• wenn es e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Zielfi ndung im Kollegium gibt.<br />

• wenn es e<strong>in</strong>en konstruktiven Umgang mit Änderungswiderständen<br />

gibt.<br />

Wenn Änderungswiderstände im Kollegium auftreten, können<br />

diese auf Probleme h<strong>in</strong>weisen, die den Entwicklungsprozess<br />

auf Dauer stören. Die Widerstände sollten deshalb analysiert<br />

werden <strong>und</strong> die Analyseergebnisse <strong>in</strong> die Prozessoptimierung<br />

e<strong>in</strong>fl ießen. H<strong>in</strong>ter Änderungswiderständen können zum Beispiel<br />

Angst vor Statusverlusten oder Überforderung durch<br />

zusätzliche Aufgaben stehen. Zu Beg<strong>in</strong>n des Entwicklungsprozesses<br />

muss deshalb genau geprüft werden, wer von den<br />

möglichen Veränderungen <strong>in</strong> welcher Weise betroffen ist <strong>und</strong><br />

welche Erwartungen, Vorbehalte <strong>und</strong> Interessen es <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit der Schulentwicklung im Kollegium <strong>und</strong> bei der<br />

Schulleitung gibt. Die Ängste <strong>und</strong> Widerstände sollten respektiert<br />

<strong>und</strong> ernst genommen werden; <strong>in</strong> manchen Fällen s<strong>in</strong>d sie<br />

e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, dass der Entwicklungsprozess zu schnell<br />

begonnen wurde ohne Berücksichtigung der Ressourcen <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten der Beteiligten.<br />

Wenn Veränderungen aus Angst vor Überforderung abgelehnt<br />

werden, sollten zum Beispiel benötigte Kompetenzen durch<br />

Fortbildung erworben oder personale <strong>und</strong> organisationale Ressourcen<br />

erhöht werden. Änderungswiderstände können auch<br />

entstehen, wenn Entwicklungsziele nicht von allen geme<strong>in</strong>sam<br />

getragen werden. Das kann, wie im Fallbeispiel dargestellt,<br />

dazu führen, dass die ges<strong>und</strong>heitsfördernde Schulentwicklung<br />

zwar von e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Gruppe engagierter Lehrkräfte vorangetrieben<br />

wird, die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen<br />

dann aber letztlich am Widerstand oder Des<strong>in</strong>teresse der Reformgegner<br />

oder der Schulleitung scheitert.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 19


Klare geme<strong>in</strong>same Zielsetzungen<br />

Bei der guten ges<strong>und</strong>en Schule geht es nicht nur um die ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Verhaltensänderung e<strong>in</strong>zelner Lehrkräfte,<br />

sondern auch um tief greifende Wandlungsprozesse <strong>in</strong> der<br />

Schule, die zu effi zienteren <strong>und</strong> effektiveren <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen<br />

<strong>und</strong> Strukturen führen sollen. Dies gel<strong>in</strong>gt<br />

nur, wenn Prozesse zur Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong><br />

die jeweilige Schulkultur e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d: Die Ges<strong>und</strong>heitsziele<br />

müssen mit den Entwicklungszielen der Schule übere<strong>in</strong>stimmen<br />

beziehungsweise diese weiterführen.<br />

Vor möglichen Initiativen zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung müssen<br />

sich Kollegium <strong>und</strong> Schulleitung über die mehrheitlich getragenen<br />

Ziele verständigen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vision e<strong>in</strong>er<br />

guten ges<strong>und</strong>en Schule entwickeln. Die Identifi kation der<br />

Lehrkräfte <strong>und</strong> Schulleitung mit ihrer Schule <strong>und</strong> deren Zielen<br />

ist e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung für die Realisierung guter<br />

ges<strong>und</strong>er Schulen. Es sollte deutlich werden, dass Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

nicht <strong>in</strong> Konkurrenz zur Qualitätsentwicklung<br />

steht, sondern die dafür notwendigen <strong>Arbeits</strong>- <strong>und</strong> Leistungsvoraussetzungen<br />

der Lehrkräfte schafft beziehungsweise<br />

langfristig erhält.<br />

20<br />

Abb.: Systematischer<br />

<strong>und</strong> zielgerichteter<br />

Entwicklungsprozess<br />

Modellprojekt „Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>in</strong><br />

berufsbildenden Schulen – Entwicklung von Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Strategien“. Aus dem Projekt ist e<strong>in</strong> umfangreiches<br />

Handbuch für alle (allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>und</strong> berufsbildenden)<br />

Schulen entstanden, das neben dem Evaluationsbericht<br />

Kapitel zu wichtigen Aspekten <strong>und</strong> Wegen e<strong>in</strong>er<br />

umfassenden Förderung der Lehrerges<strong>und</strong>heit enthält.<br />

Themen s<strong>in</strong>d: Organisationsentwicklung <strong>und</strong> -diagnose,<br />

Förderung der <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> kollegialen Veränderungsbereitschaft,<br />

schulisches Projektmanagement, Arbeiten <strong>in</strong><br />

Projektgruppen <strong>und</strong> Evaluation von ges<strong>und</strong>heitsfördernden<br />

Prozessen. Das Handbuch „Lehrerges<strong>und</strong>heit – Bauste<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er guten ges<strong>und</strong>en Schule. Impulse für e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Organisationsentwicklung“ steht als Download<br />

zur Verfügung unter http://www.unfallkassen.de/webcom/<br />

show_article.php/_c-406/_nr-68/sc-2/i.html oder kann bei<br />

den zuständigen Unfallkassen <strong>in</strong> den B<strong>und</strong>esländern unter<br />

der Bestell-Nr. GUV-SI 8077 angefragt werden.<br />

Um klare, geme<strong>in</strong>sam getragene Ziele zu fi nden <strong>und</strong> zu realisieren,<br />

sollte e<strong>in</strong> systematischer <strong>und</strong> zielgerichteter Entwicklungsprozess<br />

über Problemerkennung, Diagnose, Zielsetzung,<br />

Intervention <strong>und</strong> Evaluation durchgeführt werden (die grafi sche<br />

Abbildung stellt e<strong>in</strong>en solchen Entwicklungsprozess dar).<br />

Besonders wichtig ist es, zu Beg<strong>in</strong>n des Entwicklungsprozesses<br />

e<strong>in</strong>e schulspezifi sche Diagnose durchzuführen. E<strong>in</strong>e Diagnose<br />

sollte den Ges<strong>und</strong>heitsstatus der Lehrkräfte sowie die bee<strong>in</strong>fl<br />

ussenden Faktoren, die Schulqualität <strong>und</strong> <strong>Arbeits</strong>organisation<br />

erfassen <strong>und</strong> Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Schule deutlich<br />

machen. Wenn auch die e<strong>in</strong>zelnen Lehrkräfte e<strong>in</strong>e Rückmeldung<br />

ihrer <strong>in</strong>dividuellen Stärken <strong>und</strong> Schwächen erhalten, wird<br />

zudem die persönliche Betroffenheit erhöht <strong>und</strong> damit auch die<br />

Bereitschaft zur Mitarbeit an Veränderungsprozessen.<br />

Die Diagnose kann somit das Problembewusstse<strong>in</strong> wecken <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lage der Zielfi ndung <strong>und</strong> Themenbildung für die Entwicklungsarbeit<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Autoren: Dipl.-Päd. Birgit Nieskens, Prof. Dr. Lutz Schumacher<br />

& Prof. Dr. Bernhard Sieland Kontakt: Universität Lüneburg,<br />

Institut für Psychologie, Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg,<br />

E-Mail: nieskens@uni-lueneburg.de<br />

L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Literatur<br />

• http://www.lehrerges<strong>und</strong>heit.<br />

uni-lueneburg.de (L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> Aufsätze<br />

zum Download)<br />

• http://psychologie.uni-lueneburg.de/umfrage/<br />

(Onl<strong>in</strong>e-Tests<br />

zur Selbstevaluation für Lehrkräfte)<br />

• Im Internet fi nden Sie auf der<br />

pluspunkt-Website (www.pluspunkt-onl<strong>in</strong>e.de)<br />

e<strong>in</strong>e Literaturliste<br />

zu diesem Artikel.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


K<strong>in</strong>der brauchen<br />

Quatsch<br />

Rossipotti, das e<strong>in</strong>zige deutscheInternet-Literaturmagaz<strong>in</strong><br />

für K<strong>in</strong>der, br<strong>in</strong>gt Dada,<br />

Nonsense <strong>und</strong> Uns<strong>in</strong>nspoesie<br />

direkt <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>derzimmer <strong>und</strong><br />

stiftet K<strong>in</strong>der zu Quatschtexten<br />

an: Im Tausch gegen e<strong>in</strong>e<br />

selbst geschriebene Quatschgeschichte<br />

bekommen K<strong>in</strong>der<br />

Texte von Johannes Pauli,<br />

Hugo Ball, Ernst Jandl, Christian<br />

Morgenstern, Joachim R<strong>in</strong>gelnatz,<br />

Jürg Schubiger, Lutz<br />

Rathenow <strong>und</strong> vielen anderen<br />

Autoren.<br />

Doch nicht nur Texte, sondern<br />

auch Bilder <strong>und</strong> Hörspiele sollen<br />

K<strong>in</strong>der zum Quatsch verführen.<br />

Unter der Anleitung<br />

von Ursus Wehrlis „Kunst<br />

aufräumen“ lernen sie aus<br />

den vorgegebenen Bahnen<br />

auszubrechen <strong>und</strong> können<br />

dann selbst e<strong>in</strong> Stillleben von<br />

Cézanne umordnen.<br />

Außerdem fi nden sich <strong>in</strong> der<br />

Quatsch-Ausgabe von Rossipotti<br />

viele Buchtipps, Comics<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Experten<strong>in</strong>terview<br />

zum Thema.<br />

Ganz nebenbei erfahren die<br />

Leser<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Leser, dass<br />

Quatsch nicht nur Spaß, sondern<br />

auch S<strong>in</strong>n macht. Denn<br />

Quatschtexte s<strong>in</strong>d kreativ,<br />

bahnbrechend <strong>und</strong> gerade für<br />

K<strong>in</strong>der lebensnotwendig!<br />

Rossipotti ist e<strong>in</strong> unabhängiges,<br />

nichtkommerzielles<br />

Literatur-Magaz<strong>in</strong> für K<strong>in</strong>der<br />

zwischen sechs <strong>und</strong> zwölf<br />

Jahren. Ziel von Rossipotti ist,<br />

K<strong>in</strong>dern Spaß auf anspruchsvolle<br />

Literatur zu machen<br />

<strong>und</strong> sie <strong>in</strong> den Diskurs über<br />

K<strong>in</strong>derliteratur mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Rossipotti ist Mitglied von<br />

Seitenstark, der <strong>Arbeits</strong>geme<strong>in</strong>schaft<br />

vernetzter<br />

K<strong>in</strong>derseiten, <strong>und</strong> wurde im<br />

April 2005 mit dem <strong>in</strong>ternationalen<br />

Leseförderungspreis<br />

„AusLese“ der Stiftung Lesen<br />

ausgezeichnet. Das Angebot<br />

von Rossipotti ist kostenlos<br />

<strong>und</strong> unter der Internetadresse<br />

www.rossipotti.de zu erreichen.<br />

Unterrichtsportal<br />

für Lehrkräfte <strong>und</strong><br />

Erzieher<br />

Die neue aid-Homepage www.<br />

aid-macht-schule.de des aid<br />

<strong>in</strong>fodienstes e. V. macht die<br />

Unterrichtsvorbereitung <strong>in</strong><br />

den Bereichen Ernährung,<br />

Verbraucherschutz <strong>und</strong><br />

Landwirtschaft e<strong>in</strong>facher.<br />

Lehrkräfte <strong>und</strong> Erzieher können<br />

auf H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen,<br />

Downloads <strong>und</strong> praxisnahe<br />

Unterrichtsbauste<strong>in</strong>e r<strong>und</strong><br />

um Lebensmittel <strong>und</strong> ihre<br />

Erzeugung zurückgreifen. E<strong>in</strong><br />

weiterer Schwerpunkt ist das<br />

Thema „Ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />

im Unterricht“. Das Medienspektrum<br />

reicht vom Malheft<br />

für Vorschulk<strong>in</strong>der bis h<strong>in</strong> zu<br />

anspruchsvollen Computerprogrammen<br />

für die gymnasiale<br />

Oberstufe. Außerdem<br />

fi ndet man ausführliche Infos<br />

für e<strong>in</strong>e professionelle Verpfl<br />

egung <strong>in</strong> Ganztagsschulen,<br />

von der Wahl des richtigen Caterers<br />

bis zur Gestaltung e<strong>in</strong>er<br />

Cafeteria.<br />

Durch die Staffelung nach<br />

Altersgruppen (4-7 Jahre,<br />

8-10 Jahre, 11-13 Jahre, 14-18<br />

Jahre, Berufs- <strong>und</strong> Fachschüler)<br />

gelangt man unabhängig<br />

vom Schultyp schnell zum<br />

gewünschten Material. Zahlreiche<br />

kostenlose Angebote<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Newsletter bieten<br />

viele Tipps <strong>und</strong> Anregungen<br />

für e<strong>in</strong>en kreativen Unterricht.<br />

Der Mensch<br />

lernt im Schlaf<br />

„Da muss ich erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e<br />

Nacht drüber schlafen!“ Was<br />

manchen wie e<strong>in</strong> unnötiges<br />

Aufschieben von Entscheidungen<br />

oder Taten dünkt, ist<br />

<strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Mechanismus.<br />

Denn der Körper<br />

nutzt den Nachtschlaf nicht<br />

nur, um sich zu regenerieren,<br />

Schülerparlamente diskutieren<br />

über Alkohol<br />

DHS <strong>in</strong>itiiert Aktionswoche im Juni <strong>2007</strong><br />

sondern auch um Erlebtes<br />

<strong>und</strong> Erlerntes dauerhaft zu<br />

speichern. Und mehr noch:<br />

Beim Aufbau des Langzeitgedächtnisses<br />

wird im Kopf aufgeräumt,<br />

nicht selten mit dem<br />

Ergebnis e<strong>in</strong>er zündenden<br />

Idee am nächsten Morgen.<br />

Das deutsch-französische<br />

Forscherteam, das sich solch<br />

gr<strong>und</strong>legenden Zusammenhängen<br />

zwischen Tiefschlaf<br />

<strong>und</strong> Langzeitgedächtnis<br />

widmete, prüfte das Konzept<br />

der Gedächtnisbildung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Studie mit freiwilligen<br />

Versuchsteilnehmern, die aus<br />

e<strong>in</strong>er vorgegebenen Zahlenreihe<br />

e<strong>in</strong>e neue Ziffernfolge<br />

INFOS / MEDIEN<br />

„Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“ – so lautet das<br />

Motto der b<strong>und</strong>esweiten Aktionswoche vom 14. bis 18. Juni<br />

<strong>2007</strong>, die von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen<br />

e. V. (DHS) veranstaltet wird, <strong>in</strong> enger Abstimmung mit der<br />

B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung (BZgA) <strong>und</strong><br />

vielen weiteren Partnern. Schirmherr<strong>in</strong> der Aktionswoche ist<br />

die Drogenbeauftragte der B<strong>und</strong>esregierung, Sab<strong>in</strong>e Bätz<strong>in</strong>g.<br />

„Über 10 Millionen Menschen betreiben e<strong>in</strong>en riskanten<br />

Konsum, 1,7 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig.<br />

Das macht deutlich, dass <strong>in</strong> Deutschland noch zu viel <strong>und</strong> zu<br />

regelmäßig Alkohol getrunken wird“, betont Bätz<strong>in</strong>g.<br />

Schon K<strong>in</strong>der konsumieren alkoholische Getränke: Das<br />

E<strong>in</strong>stiegsalter für regelmäßiges Alkoholtr<strong>in</strong>ken ist seit 1970<br />

von 15 auf 13 Jahre gesunken. Neben Ärzten <strong>und</strong> Apotheken,<br />

Kaufhäusern, Hochschulen, Sportvere<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Kirchen s<strong>in</strong>d<br />

deshalb auch Schulen e<strong>in</strong>geladen, sich zu beteiligen. In vielen<br />

Städten werden Parlamentssitzungen zum Thema „Alkohol“<br />

stattfi nden. Nur: Anstelle der Abgeordneten debattieren<br />

Jugendliche unter realen Bed<strong>in</strong>gungen, vorher geschult durch<br />

Verwaltungsjuristen der Kommune <strong>und</strong> durch Fachleute der<br />

Suchtprävention <strong>und</strong> Suchthilfe. Die Beschlüsse werden an<br />

örtliche <strong>und</strong> überregionale Parlamente <strong>und</strong> an das B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsm<strong>in</strong>isterium<br />

weitergeleitet.<br />

Interessierte Schulen, Lehrkräfte <strong>und</strong> Kommunen können<br />

sich noch e<strong>in</strong>kl<strong>in</strong>ken, bitte e<strong>in</strong>tragen unter: www.sucht<br />

woche.de. Ausführliches Material <strong>und</strong> Anregungen zur<br />

Durchführung der Jugend- <strong>und</strong> Schülerparlamente s<strong>in</strong>d unter<br />

dem L<strong>in</strong>k „Ideen & Kontakte“ zu fi nden. Auch andere Ideen<br />

für e<strong>in</strong>e Beteiligung s<strong>in</strong>d willkommen!<br />

Haben Sie weitere Fragen? > Aktionsbüro: Sonja Brandt-<br />

Michael, Crellestr. 21, 10827 Berl<strong>in</strong>, Tel.: (030) 81 82 83-46,<br />

Fax: -50, Mail: sbm@suchtwoche.de, Internet: www.sucht<br />

woche.de<br />

ableiten sollten. Bei dieser<br />

Aufgabe waren mehrere Lösungen<br />

möglich, von denen<br />

ausgerechnet die e<strong>in</strong>fachste<br />

auf den ersten Blick nicht zu<br />

erkennen war. Erst nach acht<br />

St<strong>und</strong>en Schlaf fanden die<br />

Prüfl <strong>in</strong>ge des Pudels Kern.<br />

Nachtschwärmer h<strong>in</strong>gegen<br />

blieben erfolglos: Ihnen fehlte<br />

ganz offensichtlich der segensreiche<br />

Tiefschlaf, der<br />

über Gedächtnisbildung zu<br />

neuen E<strong>in</strong>sichten führen kann.<br />

US-amerikanische Forscher<br />

stellten fest, dass morgens<br />

um 9 Uhr Gelerntes im Test<br />

um 21 Uhr wieder fast vollständig<br />

vergessen schien.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 21


Ganz anders sah es aus, wenn<br />

beispielsweise das Vokabellernen<br />

um 21 Uhr abends, das<br />

Abfragen dagegen nach e<strong>in</strong>er<br />

durchgeschlafenen Nacht am<br />

nächsten Morgen um 9 Uhr<br />

stattfand: Die Er<strong>in</strong>nerungsrate<br />

stieg signifi kant an. Selbst<br />

die Probanden, die ihre am<br />

Morgen gelernte Lektion am<br />

Nachmittag bereits vergessen<br />

hatten, konnten sich am<br />

darauf folgenden Morgen an<br />

das Gelernte wieder er<strong>in</strong>nern.<br />

Der Schlaf hatte offensichtlich<br />

Verlorengeglaubtes wieder<br />

reaktiviert.<br />

Der Schlaf hilft jedoch nicht<br />

immer. Wenn die Probanden<br />

unmittelbar nach der ersten<br />

Lektion e<strong>in</strong>e zweite Übung absolvierten,<br />

war das Schlafen<br />

vergebens. Sie er<strong>in</strong>nerten sich<br />

nur an die zweite Übung; das<br />

davor Erlernte war verdrängt.<br />

Lag jedoch zwischen Lektion<br />

1 <strong>und</strong> Lektion 2 e<strong>in</strong>e Pause<br />

von sechs St<strong>und</strong>en, konnte<br />

der Schlaf das Gedächtnis für<br />

beides wieder reaktivieren.<br />

Offensichtlich benötigt das<br />

Gehirn e<strong>in</strong>e gewisse Zeit, um<br />

das Gedächtnis zu konsolidieren.<br />

Der Schlaf kann nur<br />

diese fi xierten, später vielleicht<br />

nicht mehr abrufbaren<br />

Gedächtnisspuren wieder<br />

aktivieren. F<strong>in</strong>det das Erlernte<br />

nicht den Weg vom Kurzzeit-<br />

zum Langzeitgedächtnis<br />

– oder wird es unmittelbar<br />

danach durch Neues wieder<br />

überschrieben –, dann nützt<br />

auch der tiefste Schlaf nichts<br />

mehr. Insofern sollte man<br />

vielleicht doch erst e<strong>in</strong>en<br />

konzentrierten Blick <strong>in</strong>s Vokabelheft<br />

riskieren, bevor es<br />

unter dem Kopfkissen verschw<strong>in</strong>det.<br />

Weitere Auskünfte <strong>und</strong> Kontakt:<br />

Universität Lübeck,<br />

In stitut für Neuroendokr<strong>in</strong>ologie,<br />

Prof. Dr. Jan Born, Tel.:<br />

(0451) 500 36 39, Mail: born@<br />

kfg.mu-luebeck.de<br />

Was müssen Schulanfänger<br />

können?<br />

Was Schulanfänger eigentlich<br />

können müssen, wenn<br />

22<br />

sie <strong>in</strong> die 1. Klasse e<strong>in</strong>treten,<br />

wollte das Zentrum für empirische<br />

pädagogische Forschung<br />

(zepf) der Universität<br />

Koblenz-Landau von Lehrkräften<br />

wissen. Ergebnis der<br />

Befragung zu drei Kompetenzfeldern<br />

s<strong>in</strong>d unter anderem<br />

folgende Forderungen:<br />

• Kognitive Kompetenzen:<br />

Aufträge merken <strong>und</strong> umsetzen,<br />

Unterschiede feststellen<br />

können, Laute hören<br />

<strong>und</strong> unterscheiden können<br />

• Soziale Kompetenzen: eigene<br />

Me<strong>in</strong>ung äußern <strong>und</strong><br />

vertreten können, Tischmanieren<br />

kennen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>halten<br />

können, Kritik ertragen<br />

<strong>und</strong> annehmen können<br />

• Motorische Kompetenzen:<br />

ausschneiden können,<br />

E<strong>in</strong>be<strong>in</strong>stand: vorwärts <strong>und</strong><br />

rückwärts hüpfen, richtiges<br />

Treppensteigen beherrschen.<br />

Der Leiter des Projekts, Prof.<br />

Dr. Re<strong>in</strong>hold S. Jäger, geht<br />

davon aus, dass nunmehr<br />

mit Hilfe dieser Resultate,<br />

die bisherigen Vorstellungen<br />

überdacht <strong>und</strong> an die Jetztzeit<br />

angepasst werden müssen.<br />

„Der Schulanfang ist ke<strong>in</strong>eswegs<br />

die St<strong>und</strong>e Null. Vielmehr<br />

muss der Frage nachgegangen<br />

werden, was bereits<br />

vorher durch frühk<strong>in</strong>dliche<br />

Erziehung <strong>und</strong> Förderung<br />

durch Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dergarten<br />

unternommen werden kann,<br />

um diejenigen Vorläuferfähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen<br />

anzugehen, die nicht nur für<br />

den Schulbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

haben, sondern die<br />

weitere schulische Laufbahn<br />

mitbestimmen.“<br />

Die Studie steht als Download<br />

zur Verfügung unter www.<br />

zepf.uni-landau.de/das-zepf/<br />

downloads/sonstiges/seite.<br />

html (Titel: Kompetenzen von<br />

Schulanfängern: Was sollten<br />

Schulanfänger können?)<br />

Ansprechpartner: Prof. Dr.<br />

Re<strong>in</strong>hold S. Jäger, Zentrum<br />

für empirische pädagogische<br />

Forschung der Universität<br />

Koblenz-Landau (zepf), Bürgerstr.<br />

23, 76829 Landau,<br />

Tel.: (06341) 906-175, Fax:<br />

-166, Mail: jaeger@zepf.unilandau.de,<br />

Internet: www.<br />

zepf.uni-landau.de<br />

Was e<strong>in</strong> Schüler<br />

kostet<br />

Nach Angaben des Statistischen<br />

B<strong>und</strong>esamtes gaben<br />

die öffentlichen Haushalte<br />

im Jahr 2004 durchschnittlich<br />

4.700,– € für die Ausbildung<br />

e<strong>in</strong>es Schülers beziehungsweise<br />

e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> an<br />

öffent lichen Schulen aus. In<br />

den Jahren 2002 <strong>und</strong> 2003<br />

waren es jeweils 4.600,– €<br />

gewesen.<br />

Für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

an allgeme<strong>in</strong> bildenden Schulen<br />

wurden im Jahr 2004 r<strong>und</strong><br />

5.000,– € pro Kopf aufgewendet,<br />

an berufl ichen Schulen<br />

3.300,– € . Diese auf die Zahl<br />

der Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

bezogenen Größen enthalten<br />

Ausgaben für Personal, für<br />

laufenden Sachaufwand <strong>und</strong><br />

für Investitionen an öffentlichen<br />

Schulen.<br />

Innerhalb der allgeme<strong>in</strong><br />

bildenden Schulen variierten<br />

die Ausgaben je Schüler<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Schüler von 4.000,– € an<br />

Gr<strong>und</strong>schulen über 5.400,– €<br />

an Gymnasien bis zu<br />

12.000,– € an Sonderschulen.<br />

Die verhältnismäßig hohen<br />

Ausgaben bei Sonderschulen<br />

resultieren vor allem aus e<strong>in</strong>er<br />

niedrigeren Schüler-Lehrer-<br />

Relation.<br />

Bei e<strong>in</strong>em tiefer gehenden<br />

Ausgabenvergleich auf Ebene<br />

der e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>esländer<br />

ist zu beachten, dass die<br />

Schulstruktur <strong>und</strong> das Unterrichtsangebot<br />

zwischen<br />

den Ländern differieren (z. B.<br />

Unterschiede <strong>in</strong> der Ganztagsbetreuung,<br />

den Betreuungsrelationen,<br />

der Besoldungsstruktur).<br />

In allen Ländern<br />

s<strong>in</strong>d die Personalausgaben<br />

jedoch die dom<strong>in</strong>ierende Ausgabenkomponente.<br />

Weitergehende Informationen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere detaillierte<br />

Länderkennzahlen, s<strong>in</strong>d<br />

verfügbar unter http://www.<br />

destatis.de/themen/d/thm_<br />

bildung6.php.<br />

Weitere Auskünfte gibt: Thomas<br />

Baumann, Tel.: (0611)<br />

75-41 46, Mail: bildungsaus<br />

gaben@destatis.de<br />

Herausgeber: © Statistisches<br />

B<strong>und</strong>esamt, Gustav-Stresemann-R<strong>in</strong>g<br />

11, 65189 Wiesbaden<br />

Tel.: (0611) 75-34 44, Fax: -39<br />

76, Mail: presse@destatis.de,<br />

Internet: www.destatis.de<br />

„Kopf <strong>und</strong> Zahl“ –<br />

Informationen zur<br />

Dyskalkulie<br />

Rechenschwierigkeiten<br />

nehmen bei Gr<strong>und</strong>schülern<br />

deutlich zu. Seit 25 Jahren<br />

kennt die Wissenschaft das<br />

Phänomen der Dyskalkulie.<br />

Schätzungen gehen davon<br />

aus, dass fünf Prozent aller<br />

Gr<strong>und</strong>schüler betroffen s<strong>in</strong>d,<br />

was bedeutet, dass ungefähr<br />

e<strong>in</strong> bis zwei K<strong>in</strong>der pro Klasse<br />

von e<strong>in</strong>er Dyskalkulie betroffen<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Erzieher <strong>und</strong> Lehrer bemerken<br />

e<strong>in</strong>e Rechenschwäche nicht<br />

immer rechtzeitig, denn das<br />

Erkennen e<strong>in</strong>er Dyskalkulie ist<br />

ke<strong>in</strong> fester Bestandteil ihrer<br />

Ausbildung. Zur Unterstützung<br />

aller mit diesem Thema<br />

befassten Pädagogen <strong>und</strong> anderen<br />

Interessierten hat der<br />

Vere<strong>in</strong> für Lerntherapie <strong>und</strong><br />

Dyskalkulie e. V. <strong>in</strong> München<br />

e<strong>in</strong> Journal herausgegeben,<br />

das sich ausschließlich mit<br />

der Rechenschwäche beschäftigt.<br />

„Kopf <strong>und</strong> Zahl“ ist<br />

e<strong>in</strong> Medium, das, für Lehrer<br />

geschrieben, auch Ärzten <strong>und</strong><br />

betroffenen Eltern wertvolle<br />

Unterstützung se<strong>in</strong> kann.<br />

„Früherkennung ist besonders<br />

wichtig, denn die meisten<br />

Schüler können nach e<strong>in</strong>er<br />

Therapie normale Rechenleistungen<br />

erbr<strong>in</strong>gen“, so<br />

Hans-Joachim Lukow, Leiter<br />

des Osnabrücker Zentrums<br />

für mathematisches Lernen<br />

<strong>und</strong> Autor verschiedener<br />

Publikationen zum Thema<br />

Rechenschwäche. „Nicht nur<br />

die Schule, auch K<strong>in</strong>der- <strong>und</strong><br />

Jugendärzte sowie Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>er<br />

s<strong>in</strong>d häufi g mit den<br />

psychischen <strong>und</strong> psychoso-<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong>


matischen Folgesymptomen<br />

e<strong>in</strong>er Rechenschwäche befasst.“<br />

Das Journal kann im Jahresabonnement<br />

als PDF-Datei<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt<br />

werden. Nähere Informationen<br />

zum Rechenschwäche-Journal<br />

„Kopf <strong>und</strong> Zahl“<br />

erhalten Lehrkräfte, Interessierte<br />

<strong>und</strong> betroffene Eltern<br />

im Internet: www.os-rechen<br />

schwaeche.de. Hier kann man<br />

das Journal auch abonnieren.<br />

Die Reise nach<br />

„Tutmirgut“<br />

Sie ist die derzeit umfangreichste<br />

Erlebnisausstellung<br />

zum Thema „K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit“:<br />

„Unterwegs nach<br />

Tutmirgut“ möchte K<strong>in</strong>der im<br />

Alter von fünf bis zehn Jahren<br />

spielerisch bei e<strong>in</strong>er Reise<br />

zum eigenen Wohlbefi nden<br />

begleiten. Seit dem 4. März<br />

<strong>2007</strong> gastiert die Ausstellung<br />

(noch bis zum 1. Juli) <strong>in</strong> der<br />

Deutschen <strong>Arbeits</strong>schutzausstellung<br />

(DASA) <strong>in</strong> Dortm<strong>und</strong>.<br />

Die B<strong>und</strong>eszentrale<br />

für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />

(BZgA) konzipierte <strong>und</strong><br />

realisierte sie geme<strong>in</strong>sam mit<br />

dem Labyr<strong>in</strong>th K<strong>in</strong>dermuseum<br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

K<strong>in</strong>dgerecht geht es um<br />

Themen wie Ernährung,<br />

Bewegung, Lärmbelastung,<br />

Entspannung oder den Umgang<br />

mit Gefühlen. Insgesamt<br />

laden 13 Mitmach-Stationen<br />

auf e<strong>in</strong>er Fläche von 800 Quadratmetern<br />

zur Erk<strong>und</strong>ung im<br />

Wohlfühlland „Tutmirgut“ e<strong>in</strong>.<br />

Die Leitfrage lautet: Was hält<br />

K<strong>in</strong>der ges<strong>und</strong>?<br />

E<strong>in</strong> umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />

ergänzt<br />

die Ausstellung. Parallel zum<br />

Besuch von „Tutmirgut“ gibt<br />

es für K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Zeit von 11<br />

bis 17 Uhr e<strong>in</strong>en Mitmachzirkus<br />

<strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />

der DASA.<br />

Weitere Informationen gibt es<br />

im Internet (www.dasa-dortm<strong>und</strong>.de).<br />

TRÄGER DER SCHÜLER-<br />

UNFALLVESICHERUNG<br />

Baden-Württemberg:<br />

Unfallkasse Baden-Württemberg, Stuttgart, Karlsruhe,<br />

<strong>in</strong>fo@uk-bw.de<br />

Bayern:<br />

Bayerischer Geme<strong>in</strong>deunfall versicherungsverband,<br />

München, post@bayerguvv.de<br />

Bayerische Landesunfallkasse, gleiche Anschrift<br />

Unfallkasse München, <strong>in</strong>fo@unfallkasse-muenchen.de<br />

Berl<strong>in</strong>:<br />

Unfallkasse Berl<strong>in</strong>, unfallkasse@unfallkasse-berl<strong>in</strong>.de<br />

Brandenburg:<br />

Unfallkasse Brandenburg, Frankfurt/Oder, <strong>in</strong>fo@ukbb.de<br />

Bremen:<br />

Unfallkasse Freie Hansestadt Bremen,<br />

office@unfallkasse.bremen.de<br />

Hamburg:<br />

Landesunfallkasse Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg,<br />

<strong>in</strong>fo@luk-hamburg.de<br />

Hessen:<br />

Unfallkasse Hessen, ukh@ukh.de<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Unfallkasse Mecklenburg-Vorpommern, Schwer<strong>in</strong>,<br />

postfach@uk-mv.de<br />

Niedersachsen:<br />

Braunschweigischer Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband,<br />

<strong>in</strong>fo@guv-braunschweig.de<br />

Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband Hannover,<br />

<strong>in</strong>fo@guvh.de<br />

Geme<strong>in</strong>de-Unfall versicherungsverband Oldenburg,<br />

GUV-Oldenburg@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Landesunfallkasse Niedersachsen, Hannover,<br />

<strong>in</strong>fo@lukn.de<br />

Nordrhien-Westfalen:<br />

Rhe<strong>in</strong>ischer Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverband,<br />

Düsseldorf, <strong>in</strong>fo@rguvv.de<br />

Geme<strong>in</strong>deunfallversicherungsverband Westfalen-Lippe,<br />

Münster, <strong>in</strong>fo@guvv-wl.de<br />

Landesunfallkasse Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Düsseldorf,<br />

poststelle@luk-nrw.de<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz:<br />

Unfallkasse Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz, Andernach, <strong>in</strong>fo@ukrlp.de<br />

Saarland:<br />

Unfallkasse Saarland, Saarbrücken, poststelle@uks.de<br />

Sachsen:<br />

Unfallkasse Sachsen, Meißen,<br />

sekretariat@unfallkassesachsen.com<br />

Sachsen-Anhalt:<br />

Unfallkasse Sachsen-Anhalt, Zerbst,<br />

mitteilungen@uksa.de<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>:<br />

Unfallkasse Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Kiel, <strong>in</strong>fo@uksh.de<br />

Thür<strong>in</strong>gen:<br />

Unfallkasse Thür<strong>in</strong>gen, Gotha, <strong>in</strong>fo@ukt.de<br />

IMPRESSUM<br />

PLUSPUNKT ersche<strong>in</strong>t vierteljährlich<br />

<strong>und</strong> wird herausgegeben vom B<strong>und</strong>esverband<br />

der Unfall kassen – BUK – im<br />

Namen der Träger der gesetzlichen<br />

Schüler-Unfallver sicherung.<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Petra Zilch, BUK,<br />

Fockenste<strong>in</strong>straße 1, 81539 München;<br />

Postfach 90 02 62, 81502 München,<br />

E-Mail: ulrike.fister@arcor.de;<br />

Tel. Kontakt: (03 51) 8 10 42 79<br />

Redaktion: Ulrike Fister, Paul Misterek<br />

E-Mail: redaktion.pp@universum.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Roswitha Breuer-Asoman<strong>in</strong>g M.A.,<br />

Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Förster,<br />

Dipl.-Psych. Petra Haunert-Imschweiler,<br />

He<strong>in</strong>z H<strong>und</strong>e loh, Wolfgang Nikoll,<br />

Max Schmid<br />

Grafische Gestaltung:<br />

www.mohr-market<strong>in</strong>g.de<br />

Herstellung:<br />

Harald Koch<br />

Lithografie:<br />

System Studio, Ha<strong>in</strong>burg<br />

Druck:<br />

Alpha pr<strong>in</strong>t medien, Darmstadt<br />

Verlag <strong>und</strong> Vertrieb:<br />

Universum Verlag GmbH,<br />

65175 Wiesbaden, Tel. (06 11) 90 30-0,<br />

Fax (06 11) 90 30-281<br />

Internet: http://www.universum.de.<br />

Anzeigen:<br />

Kathar<strong>in</strong>a Kratz, Tel. (06 11) 90 30-2 46<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 3;<br />

ISSN 0930-7796<br />

Nachdruck von Texten, Fotos <strong>und</strong><br />

Grafiken – auch auszugsweise – nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers <strong>und</strong> des Verlags. Das gilt<br />

auch für die Aufnahme <strong>in</strong> elektronische<br />

Datenbanken <strong>und</strong> Mailboxes sowie für<br />

die Vervielfältigung auf CD-ROM <strong>und</strong><br />

die Veröffentlichung im Internet. Für<br />

mit Namen oder Initialen gezeichnete<br />

Beiträge wird lediglich die allgeme<strong>in</strong>e<br />

presserecht liche Verantwortung<br />

übernommen. Zusätzliche Exemplare<br />

können über den zuständigen Unfallversicherungsträger<br />

kos ten los angefordert<br />

oder beim Universum Verlag zum<br />

Preis von e 1,90 je Exemplar <strong>in</strong>cl. MwSt.<br />

zuzüglich Versand kosten bezogen<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong> Teil der Ausgabe enthält e<strong>in</strong>en<br />

Beihefter, der vom Bayeri schen<br />

Geme<strong>in</strong>deunfall versicherungs verband,<br />

von der Bayerischen Landesunfallkasse<br />

<strong>und</strong> der Unfallkasse München<br />

herausgegeben wird.<br />

Pluspunkt 2/<strong>2007</strong> 23


IST IHRE ZIELGRUPPE SCHON UNTERWIESEN? *<br />

Zielgruppe LEHRKRÄFTE<br />

Ë Belastungen <strong>und</strong> Gefährdungen<br />

an Lehrerarbeitsplätzen<br />

Ë E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Gefährdungsbeurteilung<br />

Ë Verantwortung <strong>und</strong> Haftung für Sicherheit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Auswirkungen der Delegation<br />

von Pfl ichten<br />

Ë Verhalten nach Unfällen, Erste Hilfe<br />

Ë Verhalten bei Entstehungsbränden, Feueralarm<br />

<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en Notfallsituationen<br />

Ë Gestaltung der Pausenaufsicht mit Fallbeispielen<br />

Ë Aufsicht an Schulbushaltestellen<br />

Ë Umgang mit Gefahrstoffen<br />

Ë Belastungen durch <strong>und</strong> Anforderungen an die<br />

Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen<br />

Ë Umgang mit elektrischen Anlagen<br />

<strong>und</strong> Betriebsmitteln<br />

Ë E<strong>in</strong>zelheiten zum Präventionsschwerpunkt<br />

„Sicherer Sportunterricht“ (u. a. Sicht- <strong>und</strong><br />

Funktionsprüfung von Sportgeräten vor deren<br />

Benutzung, ggf. Stilllegung, Mängelprotokoll)<br />

Ë Erkennen gefährlicher Mängel an Baulichkeiten<br />

<strong>und</strong> Mobiliar sowie daraus erwachsende Aufgaben<br />

(Vorkehrungen treffen, Mängel melden)<br />

Ë Indikatoren für Gewalt, Drogen, Vandalismus,<br />

Verhalten bei akuten Fällen (Umgang mit<br />

„schwarzen Schafen“)<br />

Ë Wahrnehmung von Aufgaben des Ges<strong>und</strong>heitsschutzes<br />

(z. B. Ergonomie <strong>und</strong> Hygiene)<br />

Zielgruppe BÜRO- & TECHNISCHES PERSONAL<br />

Ë Zum Thema „Hygiene“: Erfüllung der<br />

Unterweisungsaufgaben nach den e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Gesetzen, Verordnungen <strong>und</strong> Erlassen<br />

Ë Vermeidung von Unfällen durch Stolpern, Ausrutschen,<br />

Umknicken auf Treppen, Fußböden <strong>und</strong> Wegen<br />

Ë Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen, Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />

bei der Arbeit<br />

Ë Nutzungsanweisungen zu Gebrauch <strong>und</strong> Wartung der<br />

Haustechnik sowie beweglicher elektrischer Geräte<br />

Ë Gefahrene<strong>in</strong>schätzung bei Störungen <strong>und</strong><br />

Schäden, Mängelmeldung, Vandalismus<br />

Zielgruppe SCHÜLERINNEN & SCHÜLER<br />

Ë Sicheres Verhalten <strong>in</strong> den Pausen<br />

Ë Vermeidung von Unfällen durch Stolpern, Ausrutschen,<br />

Umknicken auf Treppen, Fußböden <strong>und</strong> Wegen<br />

Ë Zweckbestimmte Nutzung von Sport- <strong>und</strong><br />

Spielgeräten sowie E<strong>in</strong>richtungen; Erläuterung<br />

des Gefährdungspotenzials bei unbefugter<br />

<strong>und</strong> nicht bestimmungsgemäßer Nutzung<br />

Ë Umsichtige Teilnahme am Straßenverkehr – Kann<br />

man sich auf die Rücksichtnahme anderer Verkehrsteilnehmer<br />

im „Schonraum Schulweg“ verlassen?<br />

Ë Verhalten auf dem Schulweg <strong>und</strong> beim<br />

Benutzen des Schulbusses<br />

Ë Thematisierung von Unfallerlebnissen <strong>und</strong><br />

Erarbeitung von Vermeidungsstrategien<br />

Ë Erläuterung der Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutzkennzeichnung<br />

im Schulbereich<br />

* unvollständige Aufl istung

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