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Leipzig, den 07.10.2010 Bitte um Unterstützung des weltwärts ...

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<strong>Leipzig</strong>, <strong>den</strong> <strong>07.10.2010</strong><br />

<strong>Bitte</strong> <strong>um</strong> <strong>Unterstützung</strong> <strong>des</strong> <strong>weltwärts</strong> Programms und Pladöyer für <strong>des</strong>sen uneingeschränkte<br />

Fortführung<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Feist,<br />

mein Name ist Saskia Gränitz, ich bin 21 Jahre alt, <strong>Leipzig</strong>erin und studiere an der Uni <strong>Leipzig</strong><br />

Politikwissenschaften.<br />

Vor vier Wochen bin ich aus dem einjährigen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst <strong>weltwärts</strong><br />

mit vielfältigen, meist motivieren<strong>den</strong>, z<strong>um</strong> Teil unglaublichen und vor allem schönen Eindrücken<br />

zurückgekehrt.<br />

Denn von August 2009 bis August 2010 habe ich im inidgenen Frauenprojekt „K'inal Antsetik“ im<br />

Sü<strong>den</strong> Mexikos (San Cristóbal de las Casas / Chiapas) gearbeitet und es war sowohl für die<br />

Partnerorganisation als auch für mich eine überaus positive Erfahrung. Das Projekt arbeitet seit 15<br />

Jahren in <strong>den</strong> Bereichen Bildung, Gesundheit und wirtschaftliches Empowerment mit ca. 300<br />

indigenen Frauen und Mädchen, welche unter extrem marginalisierten Umstän<strong>den</strong> in ländlichen<br />

Gebieten leben und wenig bzw. keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen, Gesundheitssystem und<br />

einem eigenen Einkommen haben.<br />

Ich habe mich schnell in die Tätigkeit vor Ort hineingefun<strong>den</strong> und konnte einen <strong>um</strong>fassen<strong>den</strong><br />

Arbeitsplan mitentwickeln, welcher spezifische Aufgabenbereiche <strong>um</strong>fasste, z.B.<br />

• Bildungsarbeit für indigene Frauen und Mädchen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land<br />

• Mitarbeit bei der Frauenkooperative bei alltäglichen Aufgaben sowie im Bereich<br />

Kommunikation / Öffentlichkeitsarbeit, Kommerzialisierung der handgefertigten Textilien<br />

• Zuarbeit im Bereich Fundraising / Projektbeantragung<br />

• Videobearbeitung und Erstellung von kleinen Filmen und Dok<strong>um</strong>entationen<br />

Während <strong>des</strong> einjährigen Freiwilligendienstes in dieser lokal verwurzelten Organisation mit dem<br />

Namen „K'inal Antsetik“ konnte ich sehr viele prägende Erfahrungen machen, Fähigkeiten und Soft<br />

sowie Hard Skills entdecken und entwickeln, Ideen einbringen, gestaltend tätig sein und langfristige<br />

Kontakte für einen nachhaltigen Austausch mit mexikanischen Entwicklungsorganisationen<br />

knüpfen. Auch von meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich positives Feedback bekommen (s.<br />

Empfehlungsschreiben im Anhang) und fühlte mich überraschend schnell in das Team integriert.<br />

Den konkreten entwicklungspolitischen Beitrag meiner Organisation, an dem ich meinen<br />

Möglichkeiten entsprechend mitgewirkt habe, sehe ich<br />

• in der Armutsbekämpfung auf verschie<strong>den</strong>en Ebenen (Aufklärung im Bereich Gesundheit /<br />

Schwangerschaft / sexuell übertragbare Krankheiten und Wiederentdeckung traditioneller<br />

Heilmetho<strong>den</strong>; einkommmensschaffende Maßnahmen durch die basisdemokratische<br />

Bildung von selbstverwalteten Frauenkooperativen; Workshops und nachhaltige<br />

Bildungsmöglichkeiten für ein Kollektiv jugendlicher Mädchen vom Land, welche die<br />

Chance bekommen, in der Stadt zu studieren und perfekt Spanisch zu lernen)<br />

• im ideellen Bereich (Wertschätzung indigener Traditionen und Sprachen; Bewahrung<br />

traditioneller indigener Webkunst im Rahmen der Kunsthandwerkskooperative; Workshops<br />

in <strong>den</strong> ländlichen Gemein<strong>den</strong> zu Menschen- und speziell Frauenrechtsthemen wie<br />

geschlechtsspezifischer Gewalt, Verhütung, Migration etc.)<br />

In vielen Bereichen durfte ich selbst auch verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, Workshops


teamen, die Kooperative auf Messen und Ausstellungen begleiten und derartige Veranstaltungen mit<br />

vorbereiten, Hintergrundtexte für internationale Förderer verfassen, das Kollektiv junger Mädchen<br />

bei Hausaufgaben u.ä. untersützen sowie Büroarbeiten und praktische Dinge erledigen, für die im<br />

Kolleg_innenkreis keine Kapazitäten vorhan<strong>den</strong> waren.Wichtig war mir auch eine ständige und<br />

auch über <strong>den</strong> Dienst hinausgehende Öffentlichkeits- und Informationsarbeit für Familie, Bekannte<br />

und Interessierte in Deutschland, im Rahmen eines Blogs und vorbereitender sowie nachbereitender<br />

Veranstaltungen in meinem Wohnort. In diesem Rahmen werde ich mich neben dem Studi<strong>um</strong> auch<br />

weiterhin entwicklungspolitisch engagieren.<br />

Insgesamt erachte ich mein <strong>weltwärts</strong>-Jahr als durchaus sinnvoll; es war eine beiderseitig<br />

interessante Begegnung, von der sowohl die Partnerorganisation als auch ich eine Menge<br />

mitgenommen und gelernt haben. Nicht zuletzt <strong>des</strong>halb verfolge ich besorgt die aktuelle Debatte <strong>um</strong><br />

die Mittelkürzung beim Bun<strong>des</strong>ministeri<strong>um</strong> für Entwicklung und wirtschaftliche<br />

Zusammenenarbeit, deren Realisierung ganz konkret das <strong>weltwärts</strong>-Programm betrifft, und nicht<br />

nur zu einer geringeren Freiwilligenzahl, sondern leider auch zu Qualitätseinbußen führen wird.<br />

Ich persönlich war mit meiner Entsendeorganisation, dem Welthaus Bielefeld, sehr zufrie<strong>den</strong>,<br />

Vorbereitungs-, Zwischen- und Nachbereitungsseminar waren professionell organisiert und es kam<br />

zu tiefgründigen Diskussionen und einem interessanten Austausch mit <strong>den</strong> anderen <strong>weltwärts</strong>-<br />

Freiwilligen, welche vom Welthaus entsandt wur<strong>den</strong>. Auch die Begleitung in Chiapas durch eine<br />

Mentorin vor Ort war in vielen Situationen hilfreich und hat uns allen ein Gefühl der Sicherheit<br />

vermittelt. Nicht zuletzt vor diesem positiven Erfahrungshorizont plädiere ich stark für eine<br />

Qualitätssicherung im <strong>weltwärts</strong>-Programm in all seinen Facetten, also bezüglich der mittlerweile<br />

fast unüberschaubaren Palette an Entsendeorganisationen, Wahl und auch aktive Begleitung der<br />

Partnerorganisationen in <strong>den</strong> Entwicklungsländern, Auswahl und Betreuung der Freiwilligen sowie<br />

intensive Vor- und Nachbereitung mit entwicklungslpolitischer wie auch länderspezifischer<br />

Perspektive. Nicht zuletzt eine intensive Evaluierung <strong>des</strong> Programms und die Flexibilität auch <strong>des</strong><br />

BMZ hinsichtlich Verbesserungsmöglichkeiten (z.B. Reverse-Programm, <strong>um</strong> dem Anspruch der<br />

Entwicklungszusammenarbeit auch nachzukommen).<br />

All diese Qualitätskriterien, die einen für alle Beteiligten positiven, sinnvollen und erfolgreichen<br />

Freiwilligendienst zwar nicht garantieren können, aber doch <strong>um</strong> vieles wahrscheinlicher machen,<br />

sind wieder<strong>um</strong> nur über eine ausreichende Finanzierung von <strong>weltwärts</strong> zu erfüllen. Dar<strong>um</strong> fordere<br />

ich als <strong>weltwärts</strong>-Rückkehrerin Sie, sehr geehrter Herr Dr. Feist, dazu auf, sich in ihrem Amt als<br />

Abgeordneter <strong>des</strong> deutschen Bun<strong>des</strong>tages für die Verlängerung und vollständige Finanzierung <strong>des</strong><br />

<strong>weltwärts</strong>-Programms stark zu machen und im Namen aller positiv beeindruckter Freiwilliger sowie<br />

auch im Namen der Partnerorganisationen in <strong>den</strong> Entwicklungsländern ihre Stimme zu erheben.<br />

Einen Brief der Partnerorganisationen aus Peru, mit <strong>den</strong>en das Welthaus Bielefeld kooperiert,<br />

befindet sich in spanischer und deutscher Version im Anhang dieser Email und demonstiert auch<br />

noch einmal deren Zufrie<strong>den</strong>heit mit <strong>den</strong> <strong>weltwärts</strong>-Freiwilligen.<br />

Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen,<br />

Saskia Gränitz<br />

<strong>weltwärts</strong>-Freiwillige 2009/10<br />

Einsatzland Mexiko<br />

Entsendeorganisation Welthaus Bielefeld<br />

Projektstelle K'inal Antsetik

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