Von der Leichtigkeit des guten Geschmacks - Laura Chavin Cigars
Von der Leichtigkeit des guten Geschmacks - Laura Chavin Cigars
Von der Leichtigkeit des guten Geschmacks - Laura Chavin Cigars
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DriveInterview<br />
Genuss <strong>der</strong> langsamen Art:<br />
Zigarrenphilosoph Helmut Bührle<br />
60 DriveMagazin<br />
Braunes<br />
Gold<br />
<strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>Leichtigkeit</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>guten</strong> <strong>Geschmacks</strong><br />
Ein Gewölbekeller. Das leise Surren <strong>der</strong> Klimaanlage<br />
unterstreicht die Stille, die Luft ist feucht und legt sich<br />
wie ein kühler Film auf die Haut. Hier, in den Regalreihen,<br />
die sich die Wände entlang und quer durch den Raum<br />
ziehen, lagert es und gewinnt die letzten <strong>Geschmacks</strong>nuancen,<br />
die es berühmt gemacht haben. <strong>Von</strong> hier aus<br />
geht es auf Reisen zu den Connaisseurs auf <strong>der</strong> ganzen<br />
Welt: das braune Gold von <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong>.<br />
Fünf Monate und einen Tag verbringen die Zigarren im Gewölbekeller<br />
<strong>des</strong> in <strong>der</strong> Nähe von Stuttgart versteckt liegenden Schlosses Hochdorf,<br />
hier treten sie in die letzte Reifephase, entwickeln den unnachahmlich<br />
weichen, runden, gleichzeitig aber auch eigenwillig kräftigen Geschmack,<br />
<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Marke <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong> eine einzigartige Erfolgsstory<br />
gemacht hat. Helmut Bührle, Inhaber und LifeArt-Visionär, bringt die<br />
schwierigen Anfänge seiner Zigarren auf den Punkt: „Ich habe meiner Bank<br />
damals erklärt, ich möchte Tabake kaufen, die erst in fünf Jahren zu Zigarren<br />
verarbeitet werden. Bis dahin werden die Blätter in <strong>der</strong> Dominikanischen<br />
Republik gelagert. Die Bankleute haben mich damals angeschaut, als wäre<br />
ich vollkommen verrückt.“ Helmut Bührle hat die Lehre daraus gezogen,<br />
alles aus eigener Kraft gestemmt und ist unabhängig geblieben. In je<strong>der</strong><br />
Weise: „Denn eine Zigarre aus unserem Haus ist unverwechselbar, ganz nach<br />
meinem Geschmack und immer von höchster Qualität.“ Ein Einsatz, <strong>der</strong> sich<br />
lohnte; die Zigarren, <strong>der</strong>en Tabake vor dem Rollen eine fünfjährige<br />
Ruhephase durchlaufen, fanden schnell Freunde auf <strong>der</strong> ganzen Welt.<br />
Helmut Bührle findet viel Gefallen an Dingen, die sich unverfälscht<br />
und authentisch, aber gerne auch gegensätzlich präsentieren. Bestes
DriveMagazin 61
DriveInterview<br />
Beispiel hierfür ist <strong>der</strong> Firmensitz von <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong> <strong>Cigars</strong>, <strong>der</strong><br />
gleichzeitig auch sein ganz privates Reich beheimatet. In dem<br />
barocken Jagdschloss Hochdorf, wo er gerne Zigarrenseminare<br />
und kulinarische Events veranstaltet, findet sich mo<strong>der</strong>ne Kunst<br />
im Einklang mit klassischen Ölportraits. Der Schlosspark mit<br />
seinem alten Baumbestand lädt zum Spazieren, vor allem aber<br />
zum Genießen ein. Außerdem bietet das ganze Ambiente den<br />
idealen Rahmen für seine Zigarren, die kleinen Belicoso, die<br />
gewaltige Giant o<strong>der</strong> auch die fast schon legendäre Concours.<br />
Die Sensibilität im Umgang mit seinen Produkten ist Helmut<br />
Bührle ganz beson<strong>der</strong>s wichtig. Deshalb vergleicht <strong>der</strong> Genießer<br />
seine Zigarren auch gerne einmal mit dem schönen Geschlecht.<br />
„An eine gute Zigarre lege ich die gleichen Maßstäbe wie an eine<br />
beson<strong>der</strong>s attraktive Frau an. Gleichzeitig unheimlich stark und<br />
unglaublich sensibel. Wer das nicht zu schätzen weiß, <strong>der</strong> achtet<br />
auch die an<strong>der</strong>en wertvollen Dinge <strong>des</strong> Lebens wie ein spannen<strong>des</strong><br />
Buch, einen <strong>guten</strong> Wein o<strong>der</strong> eben auch unsere Zigarren nicht.<br />
Solche Männer müssen erst noch lernen, welche Wun<strong>der</strong> das<br />
Leben für uns bereithält.“<br />
Cherchez la femme<br />
Überhaupt sind starke Frauen ein wichtiges Thema im Leben <strong>des</strong><br />
Helmut Bührle, denn die Inspiration, eigene Zigarren herzustellen,<br />
kam von seiner Mutter Sophie, die selbst in Stuttgart zwei<br />
Fachgeschäfte betrieb und Rohtabake aus Übersee importierte.<br />
Gerne erzählt er Anekdoten von ihr, die ihm ihre Begabung für<br />
Tabake vererbte und sein Leben, vor allem aber auch seine<br />
Lebensphilosophie so entscheidend beeinflusst hat: „Meine<br />
Mutter war eine Dame alten Schlags. Sie hatte eigentlich nur ein<br />
Laster, sie rauchte Zigarren, was in den fünfziger und sechziger<br />
J a h r e n<br />
absolut außergewöhnlich, fast schon skandalös war.“<br />
Nun ja, ein bisschen Glück, ein Gespür für den Markt und die<br />
richtigen Seelen- und Geschäftsfreunde gehörten auch dazu, um so<br />
schnell die steilen Hänge <strong>des</strong> Zigarren-Olymps zu erklimmen. Im<br />
Fall von Helmut Bührle sind das die beiden Granden <strong>des</strong><br />
Zigarrengeschäfts, José Seijas, dem anerkannt besten Tabak-<br />
Mischmeister <strong>der</strong> Welt, und Siegfried Maruschke, in <strong>des</strong>sen Valle<br />
Cibao die Tabake wachsen, die die Herzen <strong>der</strong> Kenner auf dem<br />
Planeten höher schlagen lassen. Diese beiden, die in Insi<strong>der</strong>-<br />
62 DriveMagazin<br />
Barockes Kleinod: Schloss Hochdorf<br />
ist Treffpunkt für Zigarrenliebhaber.<br />
Kreisen als lebende Legenden gelten, überzeugte <strong>der</strong><br />
eigenwillige Schwabe,<br />
eine Premium-Zigarre aus gelagerten mehrfach<br />
fermentierten Tabaken zu schaffen, wie sie die Welt bis<br />
dato noch nicht gesehen – und vor allem geraucht -<br />
hatte. Weich sollte sie sein, voll im Geschmack<br />
eigenwillig und trotzdem anschmiegsam, von<br />
regelmäßigem Brand und gleichmäßigem Kegel. So<br />
erhielt er von Siegfried Maruschke den streng<br />
gehüteten Tabaksamen,<br />
und José Seijas errichtete für Bührle in <strong>der</strong><br />
„Tabacalera de Garcia“ eine Manufaktur in <strong>der</strong><br />
Manufaktur. Inzwischen arbeiten hier ständig vierzig<br />
Torcedores – Zigarrenrollerinnen – für das<br />
Unternehmen.<br />
Das Einzige, mit dem sich die Herren zunächst einmal<br />
nicht anfreunden konnten, war <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> neuen<br />
Zigarrenmarke. „<strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong>“ war den beiden Herren zu weiblich<br />
gewählt, denn Zigarren sind nach wie vor eine Männerdomäne.<br />
Nun, Helmut Bührle setzte sich durch, und gewann. Das ist<br />
inzwischen alles Geschichte, aber <strong>der</strong> Name ist real. Mit seinem<br />
Lebenswerk wollte Bührle seiner 1988 geborenen Tochter, die<br />
inzwischen auch schon erste Erfahrungen im Family Business<br />
sammeln konnte, ein Denkmal setzen. Denn, „alle Frauen<br />
unserer Familie heißen mit zweiten Vornamen <strong>Chavin</strong> und meine<br />
Tochter eben auch noch <strong>Laura</strong>, so kam <strong>der</strong>Name <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong><br />
dann fast von allein zustande“, erinnert sich <strong>der</strong> stolze Vater.<br />
Mystische <strong>Geschmacks</strong>erlebnisse<br />
Trotz all’ seiner Erfolge ist es dem Schwaben wichtig, immer noch<br />
einen Trumpf im Ärmel zu haben. Seinen Millenniums-Coup<br />
„concours <strong>des</strong> meilleurs connaisseurs“ beispielsweise, eine<br />
weltweit auf 500 Kisten pro Jahr limitierte Auflage, die<br />
inzwischen lei<strong>der</strong> vollkommen vergriffen ist. O<strong>der</strong> auch die<br />
„Terre de<br />
Mythe“, das neueste Kind <strong>des</strong> Schlossherren, an <strong>des</strong>sen Beispiel<br />
er gerne einmal einen Blick in die Produktionsverfahren erlaubt.<br />
Für die Zigarre mit dem mystischen Namen wurden Tabaksamen<br />
von allerhöchster Reinheit angebaut mit <strong>der</strong> Qualität von<br />
Tabaken, die vor Jahrzehnten geerntet wurden. In Handarbeit<br />
werden die empfindlichen Tabakpflanzen vom ersten Keimling<br />
bis zur Ernte auf einer karibischen Insel sorgfältig betreut, um<br />
dann zur Weiterverarbeitung in die Dominikanische Republik<br />
verschifft zu werden. Hier fermentieren die Blätter fünfmal, statt<br />
<strong>der</strong> üblichen zweimal, und sind so das perfekte Rohmaterial<br />
für die erfahrenen Torcedores. Erfahrung ist hier das Stichwort,<br />
denn die erlesenen Blätter werden nur Rollerinnen mit<br />
min<strong>des</strong>tens 10-jähriger Kennerschaft anvertraut, denn nur sie<br />
beherrschen die spezielle Rolltechnik, die Aromenentwicklung<br />
und Brennverhalten noch steigern. Nach <strong>der</strong> Manufaktur reifen<br />
die Unikate dann in <strong>der</strong> Dominikanischen Republik erst einmal<br />
weiter und werden schließlich nach Schloss Hochdorf verschickt,<br />
wo sie in den klimatisierten Kellern noch einmal sechs Monate<br />
und einen Tag gelagert werden und zur vollkommenen Reife<br />
gelangen.<br />
Auch für 2009 ist eine weitere Innovation geplant. „Wir<br />
werden eine Jahrgangszigarre auf den Markt bringen, <strong>der</strong>en
Fünf Monate und einen Tag reifen<br />
im Gewölbekeller die Tabake ihrer<br />
Vollendung entgegen.<br />
Wohlbehütet im edlen Le<strong>der</strong>futteral<br />
für unterwegs o<strong>der</strong> zuhause<br />
im Humidor mit Klimatechnik.<br />
Tabake 1995 geerntet und die im Jahr 2000 gerollt wurde. Durch die<br />
lange Lagerung haben diese Zigarren eine Reife und ein<br />
Aroma erreicht, die einzigartig sind“, beschreibt Helmut Bührle seine<br />
Novität, von <strong>der</strong> es nur wenige Exemplare gibt und die von<br />
Zigarrenfreunden in aller Welt bereits mit großer Spannung<br />
erwartet wird.<br />
Die perfekte Zigarren-Garage<br />
Wer Gutes bewahren will, <strong>der</strong> muss auch die Möglichkeit dazu haben,<br />
denn eine Zigarre braucht Wärme, Feuchtigkeit, aber auch Kühle,<br />
um das optimale Raucherlebnis zu gewährleisten. Voraussetzungen,<br />
die bei <strong>der</strong> Herstellung in <strong>der</strong> Dominikanischen Republik<br />
naturgegeben sind, und die im Lager von Schloss Hochdorf perfekt<br />
nachgeahmt werden. Aber was passiert dann mit dem sensiblen<br />
Produkt? Eine Fragestellung, <strong>der</strong> sich <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong> ebenso<br />
aufmerksam wie <strong>der</strong> Zigarrenproduktion widmet. Vom<br />
Taschenhumidor „Maison <strong>des</strong> Cigares“ bis hin zum Meisterstück<br />
„Humid’Or“, <strong>der</strong> durch eine einmalige Klimatechnik begeistert,<br />
bietet das Unternehmen inzwischen Humidore in<br />
unterschiedlicher Größe, aber immer mit perfekter Ausstattung<br />
an.<br />
Eine Frage bleibt allerdings noch vom Herrn <strong>des</strong> braunen<br />
Gol<strong>des</strong> zu beantworten. Wie und in Begleitung welchen<br />
Getränks raucht man eigentlich ein so perfektes Unikat? „Ich<br />
trinke am liebsten einen alten Portwein zur Zigarre, aber<br />
auch Rotwein ist eine gute Ergänzung. Das Wichtigste ist aber<br />
eines: eine Zigarre wird nicht hektisch gequalmt, son<strong>der</strong>n sensibel<br />
genossen. Die Zigarre bestimmt das Tempo, man muss sich für sie<br />
einfach Zeit nehmen, sie glühen lassen, die Aromen in sich aufnehmen.<br />
Dann wird eine Zigarre zu einem vollkommenen Genussmittel“. ❑<br />
Photos: Martin-Robert Gallé, <strong>Laura</strong> <strong>Chavin</strong><br />
Claudia Kühner<br />
DriveMagazin 63