Macht uns der Computer dumm aktualisiert - Wissiomed.de
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© Bernd Fischer, Georg Schmitt, Karin Mieth www.wissiomed.<strong>de</strong><br />
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<strong>Macht</strong> <strong>uns</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Computer</strong> <strong>dumm</strong>? Jein!<br />
Auswirkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> digitalen Medien auf <strong>uns</strong>ere<br />
geistige Leistungsfähigkeit<br />
Glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung Seite<br />
Digitale Medien: Einflüsse auf <strong>uns</strong>er Gehirn 2<br />
Digitale Medien im Alltag 20<br />
Der Multitasking-Mythos! 26<br />
Vorteile <strong>de</strong>s <strong>Computer</strong>s nutzen! 28<br />
Ich habe 333 Internetfreun<strong>de</strong>! 30<br />
Internetfreun<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> –fein<strong>de</strong>? 32<br />
Die neuen Internetoligarchen 36<br />
Kommunikationsprozessor Internet 41<br />
Was ist das: Die neue Nachinternetära? 43<br />
PS: Die einzelnen Kapitel können Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holungen<br />
enthalten. Dadurch kann je<strong>de</strong>s Kapitel für sich<br />
abgeschlossen gelesen wer<strong>de</strong>n.
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Digitale Medien: Einflüsse auf <strong>uns</strong>er Gehirn<br />
Sofort ein PS zum Nach<strong>de</strong>nken:<br />
„Naturwissenschaft ist immer mehr datengetrieben und immer weniger<br />
hypothesengetrieben.“ (Rauchhaupt U: Dicke Daten, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 07.10.2012, Nr. 40, S. 71; A.<br />
Szalay Astronom , John Hopkins University, Baltimore)<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen:<br />
Es wer<strong>de</strong>n falsche neuronale Schleifen gebil<strong>de</strong>t.<br />
Ca. 50 % <strong><strong>de</strong>r</strong> personalen Informationen wer<strong>de</strong>n körpersprachlich vermittelt.<br />
Ca. 35 % <strong><strong>de</strong>r</strong> personalen Informationen wer<strong>de</strong>n durch die Sprachtönung<br />
(Sprachrhythmus, melodische Hebung und Senkung <strong><strong>de</strong>r</strong> sprachlichen<br />
Ausdrücke: Prosodie), ca. 7 % <strong><strong>de</strong>r</strong> personalen Informationen wer<strong>de</strong>n verbal<br />
übertragen.<br />
In <strong>de</strong>n digitalen Medien erhöht sich dieser Anteil überproportional. Weiterhin<br />
erhöht sich <strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong> Aktivierung <strong>de</strong>s sog. Überraschungsfilters<br />
(Pertinenzfilter) und <strong>de</strong>s sog. Be<strong>de</strong>utungsfilters (Signifikanzfilter).<br />
Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> kognitiven Systeme:<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Emotion<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Daueraufmerksamkeit (DD: Dauerpertinenz)<br />
Es kommt zu einer „konzentrierten Zerstreuung“ (permanente Aktivierung <strong>de</strong>s<br />
Pertinenz- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Signifikanzfilters) verbun<strong>de</strong>n mit dauern<strong>de</strong>n Unterbrechungen.<br />
„Früher war ich ein Taucher in <strong><strong>de</strong>r</strong> See <strong><strong>de</strong>r</strong> Worte, jetzt rase ich auf <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Oberfläche entlang wie jemand auf einem Jet-Ski… Mein Gehirn“, so<br />
dramatisiert es Carr in einem weiteren Sprachbild, „war hungrig. Es wollte<br />
gefüttert wer<strong>de</strong>n, so wie das Netz es füttert.“ (Heuser 2010; s. .a. Carr , De<strong>de</strong>kind, 2010)<br />
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Vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen:<br />
Diese konzentrierte Zerstreuung ist zeitbeanspruchend und führt zu folgen<strong>de</strong>n<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen:<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontinuität<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kohärenz<br />
- Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reflexion und <strong><strong>de</strong>r</strong> prädiktiven Kompetenz<br />
Im praktischen Bereich zeigen sich diese Störungen beispielsweise in <strong>de</strong>n<br />
Bereichen:<br />
- Buch lesen,<br />
- Vortrag halten,<br />
- Skript erstellen,<br />
- Dialog führen,<br />
- situationsgerechte, authentische Interaktion mit entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Emotion und<br />
3<br />
Psychomotorik (Sensuaktorische Einheit: Rückkopplungsschleifen zwischen<br />
Wahrnehmen und Han<strong>de</strong>ln),<br />
- automatisches Lernen, insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Priming und einer 16-maligen<br />
Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung, um Behaltensprozesse in dauerhafte Repräsentationsprozesse<br />
und dauerhafte Verfügbarkeitsprozesse überzuführen und somit nicht nur<br />
effektiv, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch effizient zu machen.<br />
„Das Internet verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t Reflexionen und situationsgerechte, konzeptuelle<br />
Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong><strong>de</strong>r</strong> neuronalen Schleifen <strong>de</strong>s Arbeits- und <strong>de</strong>s Langzeitge-<br />
dächtnisses.“<br />
Informationen im Netz weisen folgen<strong>de</strong> Merkmale auf:<br />
- fast unbegrenztes Wachstum,<br />
- zunehmen<strong>de</strong> Strukturlosigkeit,<br />
- Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeit,
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- keine automatische Weiterverarbeitung nach konzeptueller Einspeicherung<br />
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(vgl. Sekundär- und Tertiärgedächtnis: <strong>Computer</strong> träumen nicht!)<br />
- es erfolgt keine ständige Selbstrekonstruktion we<strong><strong>de</strong>r</strong> in biologischer, sozialer,<br />
psychologischer noch in mentaler Hinsicht.“ (Pantel J: Geistig fit in je<strong>de</strong>m Alter, Beltz 2010, 29)<br />
Arbeitsgedächtnis<br />
Das Arbeitsgedächtnis wird schneller, jedoch wird die Gedächtnisspanne nicht<br />
länger.<br />
Stu<strong>de</strong>nten reflektieren manchmal nicht über ihre geistigen Repräsentanten wie<br />
Google o<strong><strong>de</strong>r</strong> Wikipedia.<br />
Sie nehmen die „ergoogelten“ Fakten als wissenschaftlich recherchierte<br />
Wahrheit hin; somit verfallen sie einem Oberflächenwissen, das durch<br />
sorgfältige Recherchen (Tiefenwissen) in Büchern, die ja oft nicht gelesen<br />
wer<strong>de</strong>n, ungetrübt bleibt.<br />
Lernen<br />
„Studien liefern Indizien dafür, dass wir weniger behielten und lernten, wenn<br />
wir eine Geschichte auf Netzart lesen.“ (Heuser 2010)<br />
„Das Gehirn wer<strong>de</strong> auf Effizienz im Sinne <strong>de</strong>s Netzes gedrillt und lerne<br />
leichter, über die Dinge hinwegzugehen“, auch über Aufmerksamkeit,<br />
Aufgeregtheit; man wen<strong>de</strong>t sich ohne große Erregung einfach etwas an<strong><strong>de</strong>r</strong>em<br />
zu. Tiefgehen<strong>de</strong> soziale Innovationen wer<strong>de</strong>n weitgehend verunmöglicht: Dazu<br />
fehlt einfach die Zeit. Sog. Bienenkorb-Geist (hive mind) (Heuser 2010)<br />
Soap Opern („Seifenopern“) (Risiko um das 13,5fache erhöht) und Talk Shows<br />
(Risiko um das 7,3fache erhöht) erniedrigen die psychomotorische<br />
Geschwindigkeit und die Aufmerksamkeit sowie das unmittelbare Behalten<br />
(Merkspanne) für Planen, Problemlösen usw. (Exekutivfunktionen) (Fogel et al. 2006)<br />
Zusätzlich wird einer Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Daueraufmerksamkeit („konzentrierte<br />
Zerstreuung“ mit dauern<strong>de</strong>n Unterbrechungen) geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Dies hat mental eine<br />
mangeln<strong>de</strong> Kontinuität, Kohärenz, Reflexion zur Folge. Man kann einem<br />
Vortrag nicht mehr konzentriert folgen, und man kann sich nicht mehr in ein
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Buch gedanklich vertiefen. Personale Gemeinschaften kombiniert (z. B. Kirche,<br />
Pfadfin<strong><strong>de</strong>r</strong>, Theater spielen) mit Ritualen scheinen probate Gegenmittel gegen<br />
die sog. „Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizitkultur“ zu sein. (Türcke 2011)<br />
Mechanische Verbesserungen, wie Schnelligkeit (bei vorheriger<br />
Automatisierung von kognitiven Abläufen) bei wenig komplexen<br />
Entscheidungsprozessen (Surfen im Internet) inkl. Aktivierung von bestimmten<br />
Hirnarealen (visuelle Informationsverarbeitung, Sprachzentrum (inneres<br />
Mitlesen) und hippocampale Areale (Vergleich) wer<strong>de</strong>n <strong>uns</strong>pezifisch aktiviert.<br />
Nicht trainiert wer<strong>de</strong>n Interaktion, Emotion, sensuaktorische<br />
Aktivierungen.<br />
Spitzer befürchtet sogar die Gefahr einer sog. digitalen Demenz. (Spitzer M: Digitale<br />
Demenz Wie wir <strong>uns</strong> und <strong>uns</strong>ere Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> um <strong>de</strong>n Verstand bringen. Droemer, 2012)<br />
Langzeitgedächtnis<br />
Unser Langzeitgedächtnis wird schwächer, da es Repräsentationen nicht<br />
mehr erarbeitet, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sie ins PowerPoint bzw. Netz verlagert. (Heuser 2010)<br />
„Und“ so schreibt Carr, „wenn wir mit <strong>de</strong>m Web das persönliche Gedächtnis<br />
zu ersetzen beginnen, wenn wir dadurch nicht mehr zulassen, dass sich das<br />
Wissen konsolidiert, dann riskieren wir, <strong>uns</strong>er Gehirn seines Reichtums zu<br />
berauben“. (Heuser 2010)<br />
Han<strong>de</strong>ln<br />
Mit Seifenopern sind auch PowerPoint-Präsentationen zu vergleichen.<br />
Sie nehmen <strong>de</strong>m Vortragen<strong>de</strong>n die Mühe <strong><strong>de</strong>r</strong> freien Formulierung ab. Sie<br />
nehmen <strong>de</strong>n Zuhörer nicht mehr mit auf eine Gedankenreise, die sich in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gegenwart abspielt.<br />
PowerPoint ist eine Abspulung von Gedankenwelten, die bereits bis zur fertigen<br />
Formulierung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit vorgedacht wur<strong>de</strong>n. Sogar die Präsentation<br />
(s. Seifenopern) ist streng geregelt: Überschrift, Unterzeile, Unterpunkt usw.)<br />
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Die Präsentation ersetzt die präsentische, d. h. in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart <strong>de</strong>s Vortrags<br />
stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Reflexion. Fragen und Hinterfragen wer<strong>de</strong>n durch die<br />
multimediale Technik erstickt. Ein Ringen mit <strong>de</strong>n Worten fin<strong>de</strong>t nicht mehr<br />
statt. Ein Spannungsbogen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Zuhörer durch die frei formulierten Worte<br />
<strong>de</strong>s Redners in seinen Bann zieht, fin<strong>de</strong>t nicht statt. Der Zuhörer bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
höchstens die Technik, die multimediale Show, jedoch nicht das individuelle<br />
rednerische Können. Der Vortrag ist mutiert zu einem „Sehtrag“. Der Vortrag ist<br />
zu einer geistigen „Konserve“, zu einer „Seifenoper“ verwan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n.<br />
Der PowerPoint-Redner <strong>de</strong>nkt nicht nach, das Publikum <strong>de</strong>nkt nicht nach. Es<br />
entsteht keine reflektive geistige Nachhaltigkeit; medial induzierte PowerPoint-<br />
Dumpfheit und -Dummheit macht sich im Vortragssaal breit.<br />
Weitere Kaleidoskopische Aufzählungen von negativen Folgen:<br />
Multimedia und Fernsehen als neues transformatives Gesellschaftsmedium ist<br />
informativ, vernetzend, politisch, wirtschaftlich, sozial be<strong>de</strong>utsam und kann<br />
gleichzeitig personale Lebenszeit vernichten, evtl. zu einer<br />
stoffungebun<strong>de</strong>nen Abhängigkeit führen und die Weltsicht durch digitale<br />
Bevormundung einengen und Privatheit vernichten!<br />
Weiterhin führt es zu anarchischem Verhalten, ein Verhalten ohne geschichtlich<br />
vermittelte (Erziehung) Regeln, eine grenzenlose Aufhebung sog. normativer<br />
Regeln (sog. Randbedingung ohne Grenzcharakter) mit Einführung von neuen<br />
persönlichkeitsschädigen<strong>de</strong>n (nekrophilen) Regeln. (s. Mentalität: Aufhebung<br />
von geistigem Eigentum, Institutionenfeindlichkeit (s. Wikileaks, Anonymous,<br />
Hacker, fließen<strong><strong>de</strong>r</strong> Übergang zur Cyberkriminalität durch Aufhebung von<br />
Verhaltensgrenzen mit biophilen Wechselbezügen; Aufhebung <strong><strong>de</strong>r</strong> Privatsphäre<br />
von Personen, verbun<strong>de</strong>n mit einer Selbstermächtigung zu regellosem, nicht auf<br />
personalen Wechselbezügen aufbauen<strong>de</strong>m Verhalten: „Shitstorm: grenzenlose<br />
Schmähkampagnen (sich apersonal selbstverstärken<strong>de</strong>s Verhalten, das eher<br />
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einem Lustprinzip (Holiday 2012), einer digitalen Onanie als einer geistigen<br />
Emergenz gleichkommt) (Clauss 2012, Holiday 2012, Lovink, 2012)<br />
Da kein abgesprochener und verpflichten<strong><strong>de</strong>r</strong> Regelbezug vorhan<strong>de</strong>n ist, ist die<br />
sog. „liquid <strong>de</strong>mocracy“ ein permanent agieren<strong>de</strong>s Zufallsprodukt, das keine<br />
prädiktive Kompetenz erzeugen kann, da hierzu die Merkmale Kohärenz und<br />
Kontinuität, Wahrhaftigkeit unabdingbare Voraussetzungen wären.<br />
Weiterhin ist die Gefahr gegeben, dass Großkonzerne (Google, Facebook,<br />
Twitter usw. und die entsprechen<strong>de</strong>n Regierungsstellen wie z. B. in Russland,<br />
China, USA usw.) die Mentalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Benutzer gezielt und nicht erkennbar (als<br />
fake) beeinflussen können. Weiterhin zwingen die Daten-Monopole sogar<br />
Staaten ihre Gesetze auf. Sie sind freiheitsfeindlich und gehören zerschlagen.<br />
(Clauss 2012)<br />
„In dieser Szenerie wird es zunehmend schwieriger, wenn nicht gar unmöglich,<br />
Faktenwahrheit von Gerücht zu unterschei<strong>de</strong>n. „…die amerikanische Blogger-<br />
Szene ist ein Eldorado für Täuschungsmanöver von Produktmarketing-<br />
Strategen in großem Stil. Ein neues digitales Prekariat sitze vor <strong>de</strong>n<br />
Bildschirmen und sei – bezahlt nach Klickraten – je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit bereit, seine digitale<br />
Gerüchteküche für alles und je<strong>de</strong>n anzuwerfen…“ (Clauss 2012, Holiday 2012)<br />
Weiterhin eröffnet das neue vernetzte Fernsehen die fast totale Überwachung<br />
<strong>de</strong>s Individuums.<br />
Zusätzlich wird eine Störung <strong><strong>de</strong>r</strong> Daueraufmerksamkeit („konzentrierte<br />
Zerstreuung“ mit dauern<strong>de</strong>n Unterbrechungen) geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Dies hat mental eine<br />
mangeln<strong>de</strong> Kontinuität, Kohärenz, Reflexion zur Folge. Man kann einem<br />
Vortrag nicht mehr konzentriert folgen, und man kann sich nicht mehr in ein<br />
Buch gedanklich vertiefen. Personale Gemeinschaften kombiniert (z. B. Kirche,<br />
Pfadfin<strong><strong>de</strong>r</strong>, Theater spielen) mit Ritualen scheinen probate Gegenmittel gegen<br />
die sog. „Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizitkultur“ zu sein. (Türcke 2011)<br />
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Mechanische Verbesserungen, wie Schnelligkeit (bei vorheriger<br />
Automatisierung von kognitiven Abläufen) bei wenig komplexen<br />
Entscheidungsprozessen (Surfen im Internet) inkl. Aktivierung von bestimmten<br />
Hirnarealen (visuelle Informationsverarbeitung, Sprachzentrum (inneres<br />
Mitlesen) und hippocampale Areale (Vergleich), wer<strong>de</strong>n <strong>uns</strong>pezifisch aktiviert.<br />
Nicht trainiert wer<strong>de</strong>n Interaktion, Emotion, sensuaktorische<br />
Aktivierungen.<br />
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Spitzer befürchtet sogar die Gefahr einer sog. digitalen Demenz. (Spitzer M:<br />
Digitale Demenz Wie wir <strong>uns</strong> und <strong>uns</strong>ere Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> um <strong>de</strong>n Verstand bringen. Droemer, 2012)<br />
Staun weist diese Thesen zurück und bezeichnet Spitzer als<br />
„Krawallwissenschaftler“, <strong>de</strong>ssen Geschäftsmo<strong>de</strong>ll die Produktion von<br />
hohen Buchauflagen ist. (Staun H: Mein Kopf gehört mir. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 09.09.<br />
2012, Nr. 36, S. 19)<br />
Im Übrigen gibt es kein wirkliches Multitasking, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur einen sehr<br />
schnellen Wechsel <strong>de</strong>s Aufmerksamkeitsfokus. Somit wer<strong>de</strong>n<br />
Daueraufmerksamkeitsleistungen, Reflektion, Dialog, personale Interaktion,<br />
komplexe Problemlösungsfähigkeiten, Empathie nicht geschult.<br />
(Kelvin FH, Wong AC-N: Does media multitasking always hurt? A positive correlation between multitasking and multisensory integration.<br />
Psychonomic Bulletin & Review 2012; DOI: 10.3758/s13423-012-0245-7)<br />
Der Umgang mit Multimedia erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t Medienkompetenz und bewusstes<br />
strukturelles, konzeptionelles, kategoriales, prädiktives, reflektierend-<br />
vertiefen<strong>de</strong>s, transkodieren<strong>de</strong>s und visionäres Denken.<br />
„Heute haben wir <strong>de</strong>n weltweiten Gesellschaftsraum…Das Fundament für<br />
diesen Raum sind die Server von Google, Facebook, Amazon, (A.d.V. Apple)<br />
Seine virtuelle Infrastruktur, die <strong>uns</strong>er aller Leben bestimmt, wird in <strong>de</strong>n USA<br />
angelegt und betrieben. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Tyrannei’ einiger weniger globaler<br />
Konzerne aus <strong>de</strong>n USA, die <strong>uns</strong> ihre Bedingungen für ein Leben im<br />
weltweiten Gesellschaftsraum aufdrücken, ist bisher kein historisches Zitat<br />
überliefert.“ (Meckel M. Verbissene Schlacht, Han<strong>de</strong>lsblatt 02.02.2012, S. 56)
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Facebook spioniert sog. Freun<strong>de</strong>n hinterher und durchlöchert <strong>de</strong>n Datenschutz.<br />
Facebook verstößt gegen die Menschenrechte (Recht auf Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Privatsphäre und Intimsphäre (Sicherheitsprinzip), wenn Mark Zuckerberg<br />
verkün<strong>de</strong>t: „Wer nichts zu verstecken hat, hat auch durch Transparenz<br />
nichts zu befürchten.“ Dieser Satz ist menschenverachtend in Bezug auf das<br />
Individuelle. Ein autokratischer Herrscher hätte ihn nicht besser<br />
formulieren können. (Kissinger und <strong><strong>de</strong>r</strong> Freibeuter. Die Welt am Sonntag 27.05.2012, Nr. 22, S: 6-7)<br />
Apple zensiert die Freigabe von Spielen, die ihrem politischen Verständnis<br />
wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen. „Apple unterdrückt …politische Meinungsäußerung.“<br />
Amazon zensiert die Freigabe von Büchern.<br />
Google filtert die Ergebnisse seiner Suchmaschinen nach politischen Vorgaben.<br />
„Die vier Konzerne <strong>de</strong>finieren das Netz, überziehen es mit politischen<br />
Weltanschauungen, Moralvorstellungen, I<strong>de</strong>en von Gut und Böse. Sie<br />
haben eine digitale Welt geschaffen, die mehr an ein autoritäres Disneyland<br />
erinnert als ein einen wil<strong>de</strong>n Dschungel.“ Rohwetter M: Vier Sheriffs zensieren die Welt. Die Zeit N o 32,<br />
02.08.2012, S. 19<br />
„Das Smartphone hat <strong>uns</strong>er Leben grundsätzlich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t“, meint die US-<br />
Soziologin Sherry Turkle. ‚Das Handy ist nicht mehr nur ein Gerät mit<br />
Nutzwert. Mit ihm fühle ich mich gut, ich nehme es mit ins Bett, es fühlt sich an<br />
wie ein Teil <strong>de</strong>s Körpers, es macht mich quasi zu einem<br />
Maschinenmenschen‘…Als in Roman Polanskis ‚Gott <strong>de</strong>s Gemetzels‘ die<br />
Ehefrau das Handy ihres Mannes in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blumenvase versenkt, bricht <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<br />
tödlich getroffen zusammen und stöhnt: ‚Mein ganzes Leben ist da drin‘. Man<br />
konnte förmlich spüren, wie sich im Publikum die Mägen zusammenkrampften.<br />
Psychologen haben inzwischen sogar einen Begriff gefun<strong>de</strong>n für die Angst,<br />
ohne Handy unterwegs zu sein, für Symptome wie das Hören von<br />
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Phantomklingeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Spüren von Phantomvibrationen: i-Düsen<strong><strong>de</strong>r</strong>“. (Menkens<br />
S: Fluch und Segen. Das Smartphone macht <strong>uns</strong> unabhängig und führt <strong>uns</strong> in die Sklaverei, es regelt das halbe Leben und unterwirft <strong>uns</strong><br />
seinen Regeln, Aber missen wollen wir es nicht mehr. Die Welt, 14.07.2012, S. 2; s. a. Turkle S, Stefanidis J: Verloren unter 100 Freun<strong>de</strong>n:<br />
Wie wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> digitalen Welt verkümmern, Riemann, 2012)<br />
„Der mächtige Götze ist wie ein cleverer Rattenfänger weiterhin gna<strong>de</strong>nlos auf<br />
<strong>de</strong>m Vormarsch: ‚IT‘ hat <strong>uns</strong> fest im Griff. Ihm und seinem Begleiter<br />
‚Virtualität‘ opfern wir gerne das Wichtigste, was wir neben <strong>uns</strong>erer Gesundheit<br />
besitzen: <strong>uns</strong>ere Zeit: (Ampel W. stov. Chefredakteur Lion: Wo sind die Werte…? Lion Juni 2012, S. 56)<br />
Informationen im Netz: fast unbegrenztes Wachstum, zunehmen<strong>de</strong><br />
Strukturlosigkeit, Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeit und keine automatische<br />
Weiterverarbeitung nach konzeptueller Einspeicherung (vgl. Sekundär- und<br />
Tertiärgedächtnis: <strong>Computer</strong> träumen nicht). Es erfolgt keine ständige<br />
Selbstrekonstruktion, we<strong><strong>de</strong>r</strong> in biologischer, sozialer, psychologischer noch in<br />
mentaler Hinsicht. Pantel J: Geistig fit in je<strong>de</strong>m Alter, Beltz 2010, 29<br />
Verbesserungen<br />
Mechanische Verbesserungen<br />
- Schnelligkeit<br />
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Sog. Tablets erhöhen mit Hilfe <strong>de</strong>s Zeigefingers und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wischfunktion <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Hand die Schnelligkeit zwischen Hirn und Zeigefinger bzw. zwischen Hirn<br />
und meist <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Hand bereits bei kleinen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dies sind jedoch<br />
iterative (starr wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen<strong>de</strong>), punktuelle und nichtkommunikative<br />
Leistungen, die wahrscheinlich keinen Transfereffekt zu ganzheitlichen<br />
Leistungen wie Schreiben und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprachgestaltung haben. Tabletleistungen<br />
sind vorsprachliche Leistungen, geistige „Noma<strong>de</strong>nleistungen“,<br />
zweidimensionale Wahrnehmungen. Sie weisen keine triadische (dreier)<br />
Beziehungen zu folgen<strong>de</strong>n Merkmalen auf, die nach Tomasello (Tomasello M: Di<br />
Ursprünge <strong><strong>de</strong>r</strong> menschlichen Kommunikation. Suhrkamp 2009) Wagenhebereffekte für die geistige<br />
Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschheit darstellen. (s. a. van Honk J doi: 10.1073/pnas.1217316110)
© Bernd Fischer, Georg Schmitt, Karin Mieth www.wissiomed.<strong>de</strong><br />
- Informieren<br />
- Einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen über ein dreidimensionales Objekt informieren, in<strong>de</strong>m ein Kind<br />
11<br />
auf ein entsprechen<strong>de</strong>s Objekt zeigt. Diese motorische Fähigkeit ist schon in sehr frühen<br />
Phasen <strong><strong>de</strong>r</strong> motorischen Entwicklung im primären motorischen Cortex nachweisbar.<br />
(Muellbacher e al. 2002)<br />
- „Unter <strong>de</strong>m Schlagwort ‚Conduction proceeds skill‘ wur<strong>de</strong> experimentell gezeigt, dass<br />
das motorische System sehr früh die Kapazität für beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s schnelle motorische Leistung<br />
besitzt, ohne sie allerdings auch schon funktional voll auszunutzen.“ (Heinen 2013, s. a. Koerte et al.<br />
2010: mirror movements)<br />
- „Das Gehirn kann schon viel früher viel mehr als lange gedacht. Auch mit <strong>de</strong>n neuesten<br />
bildgeben<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> das gezeigt.“ (Heinen 2013 , s. a. Lazzaro, Ziemann 2013)<br />
- Helfen (Ich verhelfe ihm, <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen, zu dieser Information)<br />
- Teilen (Ich teile mit ihm, <strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen, diese Information in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
dreidimensionalen Welt).<br />
Diese Ansicht, dass das sog. Tablet keine Ent<strong>de</strong>ckung mit einem Schlüssel zu<br />
einer neuen Kultur sei, wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht <strong>de</strong>n Ansichten von F. Heinen. (Heinen F<br />
Hanauersches Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>spital Ludwigs-Maximilian-Universität München, unter Mitarbeit von: Böhmer J Queens Sylvia’s<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>krankenhaus an <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Göteborg, Körte I.K. Harvard Medical School Boston, Fietzek U. M. von <strong><strong>de</strong>r</strong> Schön Klinik<br />
München Schwabing: Der Zeigefinger: Schlüssel zu einer neuen Kultur. FAZ, Nr. 111, 15.05.2013, S. N1; s.a. Muellbacher W,<br />
Ziemann U, Wissel J et al.: Earls consolidation in human primary motor cortex Nature 2002 Feb. 7;415(6872:640-644; )<br />
- Normalerweise entsteht eine Erhöhung <strong><strong>de</strong>r</strong> visuellen<br />
Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit nur bei vorheriger<br />
Automatisierung von bestimmten kognitiven Abläufen bei wenig komplexen<br />
(unterkomplex, automatisiert) Entscheidungsprozessen (z. B. Surfen im<br />
Internet: geringere Aktivierung von Hirnarealen bei min<strong>de</strong>stens 5 Stun<strong>de</strong>n<br />
Vi<strong>de</strong>ospielen pro Woche)<br />
- Eine Aktivierung bestimmter Hirnareale in Bezug auf die visuelle<br />
Informationsverarbeitung ist z. B. beim Surfen im Internet zu beobachten:<br />
Eine geringere Aktivierung von Hirnarealen ist bei Vi<strong>de</strong>ospielen<br />
festzustellen, wenn die betreffen<strong>de</strong> Person min<strong>de</strong>stens 5 Stun<strong>de</strong>n pro Woche<br />
Vi<strong>de</strong>ospiele durchführt.<br />
- Es kommt zu einem besseren Erkennen von Kontrasten, Graustufen und<br />
Details.
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- Eine Aktivierung bestimmter Fertigkeiten <strong>de</strong>s Sprachzentrums kann<br />
12<br />
beobachtet wer<strong>de</strong>n. Dies ist auf ein sog. Inneres Mitlesen zurückzuführen.<br />
Dieses Mitlesen ist jedoch fortschreitend, ohne inneres Rehearsal.<br />
(Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung)<br />
- Es kann zu einer Aktivierung bestimmter Areale <strong>de</strong>s Hippocampus kommen.<br />
Dies ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall, wenn die Aufgabe ist, Informationen ohne weitergehen<strong>de</strong><br />
Verknüpfungen zu vergleichen.<br />
Beispiel: Schnelles Erkennen <strong>de</strong>s Unterschieds zwischen Apfel und Birne,<br />
jedoch keine weitergehen<strong>de</strong> Verknüpfung zu <strong>de</strong>m Oberbegriff Obst.<br />
- Es kann zu einer Aktivierung bestimmter impliziter Konditionierungen<br />
kommen:<br />
Z. B. Metho<strong>de</strong> „Sparx“: Maskierung von Depressionen durch elektronischen<br />
Kampf gegen negative Gedanken. (Sinnerleben im <strong>Computer</strong>spiel) mit<br />
Belohnungen.<br />
Z.B. Schießspiel bei Krebserkrankung: virtuelle Krebszellen wer<strong>de</strong>n durch<br />
krebskranke Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> abgeschossen. Es soll eine Motivation erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />
die Therapie fortzusetzen.<br />
- Als Gegenlauf zur Rationalität/Mechanistik solcher Lebensbezüge bil<strong>de</strong>n<br />
sich öfter magische Rituale heraus:<br />
Magie (vom griech. mageia, Zauberei), die oft geglaubte geheimnisvolle<br />
Fähigkeit, ohne Zuhilfenahme natürlicher Mittel auf Dinge und Menschen, ja<br />
auch auf „Dämonen“ und „Geister“ einwirken zu können. (Schiffkoff, Philosophisches<br />
Wörterbuch, Kröner, 1982)<br />
Beispiele hierfür sind:<br />
Magie <strong>de</strong>s Bewirkens, früher z. B. Schamanen<br />
Heute, z. B. Piraten, einige Blogger usw.<br />
Diese Bewirkungsmegalomanen (Größenwahnsinn in <strong>de</strong>m Sinne, dass ich, <strong><strong>de</strong>r</strong> Webnutzer<br />
fast alles bewirken kann) lei<strong>de</strong>n an einer “gebrochenen Selbstwahrnehmung“, weil<br />
sie glauben, sich mit Hilfe technischer Spielereien und Fertigkeiten die Welt<br />
untertan gemacht zu haben. (mod. n. Clauss 2012, Lovink 2012)
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13<br />
PS: Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen ohne Personen fast nichts, keine Sprache, keine soziale<br />
Intelligenz, keine situationsgerechte Interaktion.<br />
PS: Die sog. „68er-Generation“ glaubte, mit I<strong>de</strong>ologie und verbaler Eloquenz<br />
sich die Politik untertan machen zu können.<br />
Offensichtlich kommt die <strong>Macht</strong>megalomanie unter entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Bedingungsgefügen fast wie von selbst und zu<strong>de</strong>m unreflektiert zum<br />
Vorschein.<br />
Sie (die heutigen Bewirkungsmegalomanen) glauben, dass eine<br />
Daueraufregung und damit Überzeugung zu erzeugen ist mit Hilfe einer<br />
permanenten Skandalatmosphäre bzw. mit Hilfe von gefühlten<br />
Skandalisierungen.<br />
Dieses Mo<strong>de</strong>ll bedarf zu seiner Wirksamkeit einer externen Akzeptanz.<br />
Bei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n und infantilen Persönlichkeiten wirkt diese Metho<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n<br />
dauern<strong>de</strong>n Wechsel <strong><strong>de</strong>r</strong> medial Hinzurichten<strong>de</strong>n, durch <strong>de</strong>n dauern<strong>de</strong>n<br />
visuellen Bewegungswechsel wie <strong><strong>de</strong>r</strong> Rattenfänger von Hameln.<br />
Die Dauerskandalisierung soll ohne Kontinuität, ohne Kohärenz, ohne<br />
philosophischen Sinnbezug und ohne vertiefen<strong>de</strong> Reflexion etwas bewirken.<br />
Oft dient sie nur <strong>de</strong>m eigenen Fortkommen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Buchauflage, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zeitungsauflage, <strong>de</strong>m Verkauf von Produkten, <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbestätigung.<br />
Aber: Die neurophysiologischen Überraschungsfiltersysteme, in die Skandale<br />
eingespeist wer<strong>de</strong>n, müssen eben wirkliche Überraschungen sein.<br />
Überraschungen sind keine Überraschungen mehr, wenn sie im regelmäßigen<br />
vorhersehbaren Rhythmus erzeugt wer<strong>de</strong>n. Dann mutiert die Überraschung<br />
im besten Fall zur Skandalmusik. Sie ist aber kein Paukenschlag mehr.<br />
Es kommt dann zu einer ermü<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gewöhnung (Habituation) an die sog.<br />
Skandale.<br />
„Der x-te Shitstorm im Netz ist irgendwann nur noch für <strong>de</strong>n Betroffenen<br />
ärgerlich und verletzend.“
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14<br />
Sofern ihn, <strong>de</strong>n Betroffenen, <strong><strong>de</strong>r</strong> Shitstorm überhaupt noch interessiert. „Die<br />
Öffentlichkeit hingegen hat bloß ein kollektives Achselzucken dafür übrig.“<br />
(Pham. Wefing 2012)<br />
„Und es kommt zur wirksamen Gegenwehr (Gegenlauf) beispielsweise von<br />
Künstlern und Intellektuellen, die ihr Urheberrecht als Existenzgrundlage<br />
verteidigen.“<br />
Die Reflexion über die eigene Unvollkommenheit bzw. die krankhafte Sucht<br />
nach Vollkommenheit scheint eine beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e philosophische<br />
Herausfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ung in Bezug auf <strong>de</strong>n Zeitgeist zu sein.<br />
Magie <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung<br />
Alles Geordnete führt zur Angstbefreiung. Stellvertretend für diesen magischen<br />
Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ordnung stehen:<br />
- <strong>Computer</strong> (<strong>de</strong>terministische Rechenmaschine)<br />
- Google (Algorithmen: Rechenregeln)<br />
- Facebook (Dekonstruktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Privatheit)<br />
- Wikipedia<br />
Ein Zugriff auf „Vergangenheitswissen“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> im übertragenen Sinne<br />
„Kühlschrankwissen“ (ohne situationsadäquate Repräsentation und Verfügbarkeit<br />
im Langzeitgedächtnis) durch Fin<strong>de</strong>n und evtl. überfliegen<strong>de</strong>s, nicht<br />
vertiefen<strong>de</strong>s, Lesen (Erzeugung einer Gefühlskompetenz in Bezug auf die<br />
Wissensinhalte und auf die Be<strong>de</strong>utung ‚Wikipedia‘: ‚Wir Wikipedianer’) heißt noch<br />
nicht, das flüchtige Zugriffswissen geistig verarbeitet (gekaut und<br />
verdaut) zu haben, geschweige <strong>de</strong>nn in das eigene geistige<br />
Bildungsportfolio eingebaut zu haben.<br />
Magie <strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz Politik, Ökonomie, Internet Gesellschaft<br />
Die Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsfülle und die beschränkte<br />
Informationsverarbeitungskapazität <strong>de</strong>s menschlichen Organismus lässt<br />
eine durchgehen<strong>de</strong> Transparenz nicht zu, auch nicht durch eine
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15<br />
quantitative Vermehrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Akteure.<br />
„Günstig ist eine Beschränkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz auf bestimmte Fel<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
wie Wahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschenrechte und Bekämpfung <strong><strong>de</strong>r</strong> Korruption.<br />
Es können auch völlig an<strong><strong>de</strong>r</strong>e intellektuelle Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> sein.“<br />
Bemerkungen zu Transparenz:<br />
„Da die Transparenz neurophysiologisch nicht durchgängig herzustellen<br />
ist, „fokussieren sich viele Akteure je nach konzeptuellem Weltbild auf<br />
bestimmte Fel<strong><strong>de</strong>r</strong> im ökonomischen, politischen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Bereich und<br />
verwan<strong>de</strong>ln die Transparenz in eine keinen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spruch dul<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, auf<br />
Misstrauen basieren<strong>de</strong>, selbsternannte Kontrollinstanz, die die Merkmale<br />
Fetischisierung, I<strong>de</strong>ologisierung und Totalisierung aufweist, die je<strong>de</strong>n<br />
verdächtigt.“ Die Transparenzinstitution kann so zur selbsternannten,<br />
pseudoreligiösen Sittenpolizei, Gesundheitspolizei, Geldpolizei usw.<br />
mutieren. (Byung-Cul Han: Transparent ist nur das Tote. Die Zeit 12.01.2012 Nr. 3, S. 41; s.a. Byung-Cul Han::<br />
Transparenzgesellschaft, Matthes & Seitz, 2012)<br />
Dadurch kommt es zu einer Reduktion bzw. Ausschaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Möglichkeit<br />
von Freiheit, freiem Denken, Kreativität, von schöpferischem Neubeginn.<br />
Die Folge ist eine Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Deutungshoheit über das eigene<br />
Leben. (Aufgabe <strong>de</strong>s Diogenesprinzips: Autonomie durch Reflexion und<br />
freie Re<strong>de</strong>)<br />
Wir reduzieren dadurch <strong>uns</strong>ere Freiheitsgra<strong>de</strong>. (z. B. Google:<br />
stromlinienförmiges, unterkomplex reflektiertes Han<strong>de</strong>ln) „Freiheit gibt es<br />
nur um <strong>de</strong>n Preis <strong><strong>de</strong>r</strong> Unberechenbarkeit.“<br />
„Der Mensch ist nicht <strong>de</strong>terministisch. Er ist ein hochkomplexes<br />
biologisches, psychisches und soziales System, das noch kein Algorithmus<br />
hat kopieren können…er ist unberechenbar und dadurch für Freiheit<br />
geeignet.“ (Meckel, M: Geben wir <strong>de</strong>m Zufall eine Chance. FAZ: 15.05.2010, Nr. 111, S. 40)
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16<br />
Die Algorithmen führen nur zu einer Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung und<br />
Neuzusammensetzung von Vergangenheitswissen. Neues kommt dadurch<br />
nicht in die Welt. Es kommt zu einer Angleichung an Mittelwerte. Wir<br />
konvergieren in <strong>uns</strong>eren Ansichten, Aussichten und Informationen („Wir<br />
bleiben <strong>uns</strong>er eigener Status quo“)<br />
- „Es kommt zu einer Beschränkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Perspektive <strong>de</strong>s Suchens auf das<br />
Bedienen <strong><strong>de</strong>r</strong> Ökonomie (Werbung: Basisfunktion z. B. von Google). Es<br />
kommt zu einer Erzeugung <strong>de</strong>s Gefühls <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompetenz<br />
(Gefühlskompetenz) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Kompetenzillusion sowie <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Freiheitsillusion und <strong><strong>de</strong>r</strong> Repräsentationsillusion.“<br />
(Meckel, M: Geben wir <strong>de</strong>m Zufall eine Chance. FAZ: 15.05.2010, Nr. 111, S. 40)<br />
Weitere Verbesserungen<br />
Beim Einzelnen:<br />
- Besseres dreidimensionales Sehen (z. B. wichtig in Chirurgie,<br />
Drohnensteuerung usw.)<br />
- Schnellerer Wechsel <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Reduktion<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Kohärenz, <strong><strong>de</strong>r</strong> Kontinuität und <strong><strong>de</strong>r</strong> Reflektion<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gemeinschaft:<br />
- Multimedia för<strong><strong>de</strong>r</strong>t Aufklärung (Einführung von Demokratie) in<br />
arabischen, islamischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n und auch bei <strong>uns</strong> (Sensibilisierung<br />
für Verluste von Selbstbestimmung).<br />
- Es för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Darstellung von Gewalttätern (z. B. Angehörige <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geheimpolizei und gewalttätigen Demonstranten usw.).
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Sogenannte Nebenwirkungen on Multimedia:<br />
„Das Netz macht nicht Geschichte, aber Geschichte wird heute mit <strong>de</strong>m<br />
Netz gemacht.<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>s gesagt: Das Internet ist längst nicht mehr als bloß technische<br />
Infrastruktur, mit <strong>de</strong>m wir arbeiten, kommunizieren, <strong>uns</strong> vergnügen.<br />
Das Netz besitzt eine fast radioaktive Kraft, die alles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t – politische<br />
Institutionen, <strong>de</strong>mokratische Prozesse. Die Welt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> wir <strong>uns</strong> eingerichtet<br />
haben.“ (Wefing H: Neustart Die Zeit 2011, Nr. 43, S.1)<br />
Schmid kommentiert: „Es ist nicht schwer zu erkennen, dass hinter <strong>de</strong>m Pathos<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz nicht Selbstbewusstsein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Furchtsamkeit am Werk<br />
ist…In je<strong>de</strong>m Winkel, <strong>de</strong>n ich nicht einsehen darf, lauert Gefahr: Die<br />
Transparenzgläubigen sind weniger neugierig, als sie glauben. Was nicht das<br />
Gleiche ist, erleben sie als bedrohlich. In ihrer Furchtsamkeit neigen sie zur<br />
Tyrannei. Zur Tyrannei <strong>de</strong>s kristallenen Egalitarismus.“ (Schmid T: Transparenz und Tyrannei<br />
Die Welt 15.06.2012, S. 2)<br />
Das Twitter hat sich als ein sehr konservativer Prozess herausgestellt.<br />
Folgen<strong>de</strong> Faktoren sind für die Verbreitung eines „Tweeds“ entschei<strong>de</strong>nd:<br />
Informationen über Technologiethemen und Gesundheitsthemen<br />
Prosodische Effekte (hohe Emotionalität) spielen keine Rolle.<br />
Informationsquellen (wie New York Times, bekannter Autor, bekannte Firma<br />
usw.) spielen eine große Rolle in Bezug auf Glaubwürdigkeit und Be<strong>de</strong>utung<br />
(Lobe A: Die Formel für <strong>de</strong>n Erfolg beim Twitter. Die Welt 07.08.2012, S. 22 s. a. Asur S, Huberman BA: Predicting the future with social<br />
media. Cornell University Library arXiv:1003.5699v1 [cs.CY] )<br />
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Die Medien überschreiten die Aufnahmekapazität <strong>de</strong>s Einzelnen. Es kommt<br />
zu einer Überschreitung <strong><strong>de</strong>r</strong> personalen Randbedingungen mit Grenzcharakter’.<br />
„Die sozialen Netzwerke drohen <strong>uns</strong> ironischerweise von <strong>uns</strong>erem sozialen<br />
Leben abzuschnei<strong>de</strong>n. Und die E-Mail-Flut ertränkt <strong>uns</strong>ere<br />
Sprachfähigkeit. Wir ersetzen Begegnungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> realen Welt mit virtuellen<br />
Kontakten.“ (Spengler R: Gespräch war gestern. Wie e-mail, Twitter, Facebook <strong>uns</strong>ere sozialen verkümmern lassen. Die Welt,<br />
Karrierewelt 9/11Juni 2012, S. 4)<br />
Das Netz erzwingt zukünftig eine Transformation in das interaktiv Personale<br />
inkl. <strong>de</strong>s Nonverbalen, das 10-mal mehr Körpersignale als verbale<br />
Information zur Verfügung hat.<br />
Im Moment erzeugt es eine echte dialogische Sprachlosigkeit (wir sitzen nur<br />
nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, ohne echt zu kommunizieren, wir e-mailen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚simsen‘ (eine<br />
Nachricht als SMS versen<strong>de</strong>n) bzw.“ SMSen“ (short message service) vor <strong>uns</strong><br />
hin, um eine Pseudokommunikation zu erzeugen und das Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsamkeit<br />
zu vertreiben.<br />
Dadurch treten wir hoffentlich bald in eine ‚Postinternetära‘ ein, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
bewusste personale, lebensdienliche Selektion von Information, unter bewusster<br />
Einbeziehung von Multimedia, und die personale Entfaltung von Information<br />
mit Hilfe von Diskursen auf <strong>de</strong>n Ebenen <strong>de</strong>s ‚hermeneutischen Zirkels’ und<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚verschränkten Emergenz’ einen personalen Systemsprung 2. Ordnung<br />
(das System wird verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t) bewirkt.<br />
Das Netz för<strong><strong>de</strong>r</strong>t jedoch auch das „An-<strong>de</strong>n-Pranger-Stellen“ Unschuldiger!<br />
Kulturelle Basistechniken für die Zukunft sollten sein:<br />
Umgang mit Medien erlernen.<br />
Lernen, ‚Nein‘ zu sagen zu elektronischen Überfütterungen<br />
18
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Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Welt bevorzugen.<br />
Suchtpotential von Multimedia:<br />
Pints Studie: Internetsucht: Gesamtbevölkerung: 1,5%<br />
Internetsucht Mädchen (14-16 Jahre): 8,6% (insbes. Soziale Netzwerke)<br />
Internetsucht Jungen (14-16 Jahre): 4,1% (<strong>Computer</strong>spiele) (Rumpf et al. 2011)<br />
(Rumpf H-J, Meyer C, Kreuzer A, John U: Prävalenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Internetabhängigkeit (PINTA) Bericht an das Bun<strong>de</strong>sministerium für Gesundheit<br />
Projektlaufzeit: 15.11.2010-14.02.2011)<br />
Szalay Astronom , John Hopkins University, Baltimore)<br />
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Digitale Medien im Alltag<br />
Welche Auswirkungen hat <strong><strong>de</strong>r</strong> dauern<strong>de</strong> Umgang mit <strong>de</strong>n digitalen Medien im<br />
Alltag?<br />
Was verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich in Bezug auf sprachliche Kompetenz, Mimik und<br />
Kommunikation mit <strong>de</strong>n Mitmenschen?<br />
Bleiben echte Kontakte mit Freun<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strecke?<br />
Welche Auswirkungen hat <strong><strong>de</strong>r</strong> dauern<strong>de</strong> Umgang mit <strong>de</strong>n digitalen Medien<br />
im Alltag?<br />
Multimedia und Fernsehen sind neue transformative Gesellschaftsmedien.<br />
Sie sind ist informativ, vernetzend, politisch, wirtschaftlich, sozial be<strong>de</strong>utsam<br />
und können gleichzeitig personale Lebenszeit vernichten und die Weltsicht<br />
durch digitale Bevormundung einengen und Privatheit vernichten! Der<br />
Umgang mit ihnen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t Medienkompetenz und bewusstes strukturelles,<br />
konzeptionelles, kategoriales, praediktives, reflektierend-vertiefen<strong>de</strong>s,<br />
transkodieren<strong>de</strong>s und visionäres Denken.<br />
„Heute haben wir <strong>de</strong>n weltweiten Gesellschaftsraum…Das Fundament für<br />
diesen Raum sind die Server von Google, Facebook, Amazon. Ihre virtuelle<br />
Infrastruktur, die <strong>uns</strong>er aller Leben bestimmt, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USA angelegt und<br />
betrieben. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Tyrannei’ einiger weniger globaler Konzerne aus <strong>de</strong>n USA,<br />
die <strong>uns</strong> ihre Bedingungen für ein Leben im weltweiten Gesellschaftsraum<br />
aufdrücken, ist bisher kein historisches Zitat überliefert.“ Meckel M. Verbissene Schlacht,<br />
Han<strong>de</strong>lsblatt 02.02.2012, S. 56<br />
Die Informationen im Netz sind durch folgen<strong>de</strong> Merkmale gekennzeichnet:<br />
- Fast unbegrenztes Wachstum,<br />
- zunehmen<strong>de</strong> Strukturlosigkeit,<br />
20
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- Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlichkeit und<br />
- keine automatische Weiterverarbeitung nach konzeptueller Einspeicherung<br />
21<br />
(vgl. Sekundär- und Tertiärgedächtnis: <strong>Computer</strong> träumen nicht)<br />
Es erfolgt keine ständige Selbstrekonstruktion, we<strong><strong>de</strong>r</strong> in biologischer, sozialer,<br />
psychologischer noch in mentaler Hinsicht. Pantel J: Geistig fit in je<strong>de</strong>m Alter, Beltz 2010, 29<br />
Es för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Darstellung von Gewalttätern (z. B. Angehörige <strong><strong>de</strong>r</strong> Geheim-<br />
polizei und gewalttätigen Demonstranten usw.).<br />
„Das Netz macht nicht Geschichte, aber Geschichte wird heute mit <strong>de</strong>m<br />
Netz gemacht.“<br />
An<strong><strong>de</strong>r</strong>s gesagt: Das Internet ist längst nicht mehr als reine technische<br />
Infrastruktur zu sehen, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> wir arbeiten, kommunizieren und <strong>uns</strong> vergnügen.<br />
Das Internet ist mehr:<br />
„Das Netz besitzt eine fast radioaktive Kraft, die alles verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t – politische<br />
Institutionen, <strong>de</strong>mokratische Prozesse. Die Welt, in <strong><strong>de</strong>r</strong> wir <strong>uns</strong> eingerichtet<br />
haben.“ (Wefing H: Neustart Die Zeit 2011, Nr. 43, S.1)<br />
Was verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich in Bezug auf sprachliche Kompetenz, Mimik und<br />
Kommunikation mit <strong>de</strong>n Mitmenschen?<br />
Wir sitzen und agieren in einem biologisch nicht vorkommen<strong>de</strong>n Medium, in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zweidimensionalität. Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> lernen nichts in Bezug auf sprachliche<br />
Kompetenz, außer schnell zu reagieren.<br />
Wir agieren in diesem Medium zu lange, bezogen auf <strong>uns</strong>eren 24-Stun<strong>de</strong>n-<br />
Rhythmus.<br />
Bei zu langer Nutzung kann sich Folgen<strong>de</strong>s zeigen:<br />
Die sprachliche und motorische Entwicklung lei<strong>de</strong>t bei Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Erwachsenen<br />
und älteren Personen.
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- Beispiele sind DVDs, die bei Babys die sprachliche Entwicklung för<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
22<br />
sollen. Sie vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>n jedoch die Sprachentfaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>. Warum?<br />
Weil die Eltern es nicht mehr für nötig empfin<strong>de</strong>n, sich mit <strong>de</strong>n eigenen<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n sprachlich intensiv zu beschäftigen. Sie re<strong>de</strong>n weniger mit <strong>de</strong>n<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />
- Die Verfügbarkeit einmal vorhan<strong>de</strong>ner sprachlicher und nichtsprachlicher<br />
(Mimik, Gestik, Interaktion, Prosodie usw.) Kompetenz lei<strong>de</strong>t bei Erwachsenen<br />
und älteren Erwachsenen.<br />
Die schnelle Verfügbarkeit dieser Kompetenzen nimmt ab.<br />
Die Informationsübermittlung erfolgt nicht mehr situationsgerecht.<br />
E-Mails wer<strong>de</strong>n z. B. an <strong>de</strong>n Nachbarn im gleichen Raum verschickt.<br />
Die gefühlte Einsamkeit kann zunehmen.<br />
Es tritt ein kommunikatives Paradoxon auf: Man ist zusammen, braucht die<br />
mechanisch-körperliche Nähe von Multimedia und fühlt sich doch isoliert.<br />
Mit Multimediageräten (z. B. Smartphone) kommt es zu einer<br />
Pseudoerweiterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Körperhülle. Es entwickelt sich im Rahmen einer<br />
Retroentwicklung (Rückentwicklung) im übertragenen Sinn eine<br />
elektronische Nabelschnur, ein „Uterusschlupfsyndrom“, mit <strong>de</strong>m es möglich<br />
ist, sich im „Fruchtwasser“ <strong><strong>de</strong>r</strong> Informationsflut selig zu ba<strong>de</strong>n.<br />
Die Informationsflut <strong><strong>de</strong>r</strong> Medien überschreitet die geistige Aufnahmekapazität<br />
<strong>de</strong>s Einzelnen. Es kommt zu einer Überschreitung einer neurophysiologischen<br />
Aufnahmefähigkeit. Es kommt philosophisch gesprochen zur Aufhebung einer<br />
informatorischen „Randbedingung mit Grenzcharakter“.<br />
„Die elektronisch basierten sozialen Netzwerke drohen <strong>uns</strong> ironischerweise von<br />
<strong>uns</strong>erem personalen sozialen Leben abzuschnei<strong>de</strong>n. Zusammen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> E-Mail-<br />
Flut ertränken sie <strong>uns</strong>ere Sprachfähigkeit.
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Wir ersetzen Begegnungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> realen Welt mit virtuellen Kontakten.“ (mod. n.<br />
Spengler R: Gespräch war gestern. Wie E-Mail, Twitter, Facebook <strong>uns</strong>ere sozialen Fähigkeiten verkümmern lassen. Die Welt.<br />
Karrierewelt9/11Juni 2012, S. 4)<br />
„Das Netz erzwingt (unbeabsichtigt) zukünftig eine Transformation in das<br />
interaktiv Personale inkl. <strong>de</strong>s Nonverbalen, das 10-mal mehr Köpersignale als<br />
verbale Informationen zur Verfügung hat.<br />
Im Moment erzeugt das Netz immer noch eine echte dialogische Sprach-<br />
losigkeit (wir sitzen nebeneinan<strong><strong>de</strong>r</strong>, ohne echt zu kommunizieren, wie e-mailen<br />
o<strong><strong>de</strong>r</strong> ‚simsen‘ (eine Nachricht als SMS versen<strong>de</strong>n) bzw.‚SMSen‘ (short message<br />
service) vor <strong>uns</strong> hin, um eine Pseudokommunikation eine Pseudobe<strong>de</strong>utsamkeit<br />
zu erzeugen und das Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsamkeit zu vertreiben.“<br />
(Menkens S: Fluch o<strong><strong>de</strong>r</strong> Segen. Das Smartphone macht <strong>uns</strong> abhängig und führt <strong>uns</strong> in die Sklaverei, es regelt das halbe Leben und unterwirft<br />
<strong>uns</strong> seinen Regeln. Aber missen wollen es nicht mehr. Die Welt, 14.07.2012 S. 2; s. a. Turkle S, Stefanidis J: Verloren unter 100 Freun<strong>de</strong>n:<br />
Wie wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> digitalen Welt verkümmern. Riemann 2012)<br />
Bleiben echte Kontakte mit Freun<strong>de</strong>n auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strecke?<br />
„Das Smartphone hat <strong>uns</strong>er Leben grundsätzlich verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t, meint die US-<br />
Soziologin Sherry Turkle. ‚Das Handy ist nicht mehr nur ein Gerät mit<br />
Nutzwert. Mit ihm fühle ich mich gut, ich nehme es mit ins Bett, es fühlt sich an<br />
wie ein Teil <strong>de</strong>s Körpers, es macht mich quasi zu einem<br />
Maschinenmenschen‘…Als in Roman Polanskis ‚Gott <strong>de</strong>s Gemetzels‘ die<br />
Ehefrau das Handy ihres Mannes in <strong><strong>de</strong>r</strong> Blumenvase versenkt, bricht <strong><strong>de</strong>r</strong> wie<br />
tödlich getroffen zusammen und stöhnt: ‚Mein ganzes Leben ist da drin‘. Man<br />
konnte förmlich spüren, wie sich im Publikum die Mägen zusammenkrampften.<br />
Psychologen haben inzwischen sogar einen Begriff gefun<strong>de</strong>n für die Angst,<br />
ohne Handy unterwegs zu sein, für Symptome wie das Hören von<br />
Phantomklingeln o<strong><strong>de</strong>r</strong> das Spüren von Phantomvibrationen: i-Disor<strong><strong>de</strong>r</strong>“. (Menkens S:<br />
Fluch und Segen. Das Smartphone macht <strong>uns</strong> unabhängig und führt <strong>uns</strong> in die Sklaverei, es regelt das halbe Leben und unterwirft <strong>uns</strong> seinen<br />
Regeln, Aber missen wollen wir es nicht mehr. Die Welt, 14.07.2012, S. 2; s. a. Turkle S, Stefanidis J: Verloren unter 100 Freun<strong>de</strong>n: Wie wir<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> digitalen Welt verkümmern, Riemann, 2012)<br />
23
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Elektronisch induzierter Zeitmangel reduziert die personale Kommunikation.<br />
„Der mächtige Götze ist wie ein cleverer Rattenfänger (<strong><strong>de</strong>r</strong> alles, was sich bewegt,<br />
an sich zieht) weiterhin gna<strong>de</strong>nlos auf <strong>de</strong>m Vormarsch: ‚IT‘ hat <strong>uns</strong> fest im Griff.<br />
Ihm und seinem Begleiter ‚Virtualität‘ opfern wir gerne das Wichtigste, was wir<br />
neben <strong>uns</strong>erer Gesundheit besitzen: <strong>uns</strong>ere Zeit!“ (Mämpel W. stv. Chefredakteur Lion: Wo sind die<br />
Werte…? Lions Juni 2012; Menkens S: Fluch o<strong><strong>de</strong>r</strong> Segen. Das Smartphone macht <strong>uns</strong> abhängig und führt <strong>uns</strong> in die Sklaverei, es regelt das<br />
halbe Leben und unterwirft <strong>uns</strong> seinen Regeln. Aber missen wollen es nicht mehr. Die Welt, 14.07.2012 S. 2; s. a. Turkle S, Stefanidis J:<br />
Verloren unter 100 Freun<strong>de</strong>n: Wie wir in <strong><strong>de</strong>r</strong> digitalen Welt verkümmern. Riemann 2012)<br />
Johann Wolfgang von Goethe äußerte sich visionär zur medial induzierten<br />
geistigen Knechtschaft (Faust I):<br />
24<br />
„Dummes Zeug kann man viel re<strong>de</strong>n,<br />
Kann es auch schreiben,<br />
Wird we<strong><strong>de</strong>r</strong> Leib noch Seele töten.<br />
Es wird alles beim alten bleiben.<br />
Dummes aber, vors Auge gestellt,<br />
hat ein magisches Recht.<br />
Weil es die Sinne gefesselt hält,<br />
Bleibt <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist ein Knecht.“<br />
Diese „Sichtweise“ macht sich auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wissenschaft bemerkbar:<br />
„Naturwissenschaft ist immer mehr datengetrieben und immer weniger<br />
hypothesengetrieben.“ Damit wer<strong>de</strong>n kreative Forschungsansätze, die wagen,<br />
das Un<strong>de</strong>nkbare zu <strong>de</strong>nken, unterbun<strong>de</strong>n. (Rauchhaupt U: Dicke Daten, Frankfurter Allgemeine<br />
Sonntagszeitung 07.10.2012, Nr. 40, S. 71; A. Szalay Astronom , John Hopkins University, Baltimore)
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Multimedia und Fernsehen als neues transformatives Gesellschaftsmedium ist<br />
informativ, vernetzend, politisch, wirtschaftlich, sozial be<strong>de</strong>utsam und kann<br />
gleichzeitig personale Lebenszeit vernichten, evtl. zu einer<br />
stoffungebun<strong>de</strong>nen Abhängigkeit führen und die Weltsicht durch digitale<br />
Bevormundung einengen und Privatheit vernichten! (Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung s. o.)<br />
Weiterhin führt es zu anarchischem (ohne Brücke zum An<strong><strong>de</strong>r</strong>en) Verhalten, ein<br />
Verhalten ohne geschichtlich vermittelte (Erziehung) Regeln. Es erfolgt eine<br />
grenzenlose Aufhebung sog. normativer Regeln (sog. Randbedingung ohne<br />
Grenzcharakter) mit Einführung von neuen, persönlichkeitsschädigen<strong>de</strong>n<br />
(nekrophilen) Regeln. Multimedia tendiert zur Aufhebung von geistigem<br />
Eigentum. Institutionsfeindliche Gruppen wie Wikileaks, Anonymous, Hacker<br />
usw. weisen einen fließen<strong>de</strong>n Übergang zur Cyberkriminalität auf. Es kommt<br />
häufig zur Aufhebung von Verhaltensgrenzen mit biophilen (lebensdienlichen)<br />
Wechselbezügen (Interaktion). Es besteht die Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufhebung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Privatsphäre von Personen, verbun<strong>de</strong>n mit einer Selbstermächtigung zu<br />
regellosem, nicht auf personalen Wechselbezügen aufbauen<strong>de</strong>m Verhalten, das<br />
auch kein gegenseitiges verpflichten<strong>de</strong>s interaktiv geregeltes Wertesystem<br />
beinhaltet. Ausdruck hierfür ist <strong><strong>de</strong>r</strong> sog. Shitstorm, <strong><strong>de</strong>r</strong> grenzenlose<br />
Schmähkampagnen beinhaltet. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um ein apersonales sich<br />
selbstverstärken<strong>de</strong>s Verhalten, das eher einem Lustprinzip (Holiday 2012), einer<br />
digitalen Onanie als einer geistigen Emergenz gleichkommt. (Clauss 2012, Holiday 2012,<br />
Lovink, 2012)<br />
Da kein abgesprochener und verpflichten<strong><strong>de</strong>r</strong> Regelbezug vorhan<strong>de</strong>n ist, ist die<br />
sog. „liquid <strong>de</strong>mocracy“ ein permanent agieren<strong>de</strong>s Zufallsprodukt, das keine<br />
prädiktive (zukunftsorientierte) Kompetenz erzeugen kann, da hierzu die<br />
Merkmale Kohärenz und Kontinuität, Reflexion, prädiktive Kompetenz (wie<br />
verhält sich eine Sache o<strong><strong>de</strong>r</strong> ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er in Zukunft?), Wahrhaftigkeit usw.<br />
unabdingbare Voraussetzungen wären.<br />
25
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Der Multitasking-Mythos!<br />
Wirkungen von klicken, chatten, bloggen, simsen, mailen…bis zur<br />
Erschöpfung im Multitasking-Hamsterrad.<br />
Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Geist langsamer o<strong><strong>de</strong>r</strong> schneller mit Multitasking unterwegs?<br />
Im Übrigen gibt es kein wirkliches Multitasking, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur einen sehr<br />
schnellen Wechsel <strong>de</strong>s Aufmerksamkeitsfokus, <strong><strong>de</strong>r</strong> durch Multimediagebrauch<br />
mechanisch „verbessert“ wird. Gleichzeitig wer<strong>de</strong>n<br />
Daueraufmerksamkeitsleistungen, Reflektion, Dialog, personale Interaktion,<br />
komplexe Problemlösungsfähigkeiten sowie Empathie nicht geschult.<br />
(Kelvin FH, Wong AC-N: Does media multitasking always hurt? A positive correlation between multitasking an multisensory integration.<br />
Psychonomic Bulletin & Review 2012; DOI: 10.3758/s13423-012-0245-7)<br />
„Es ist ein dauern<strong>de</strong>s Springen zwischen Online- und Offline-Leben. Was<br />
mitunter auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Strecke bleibt, sind Konzentrationsfähigkeit und<br />
Sozialverhalten“ (Hornig et al. 2008, 80) und Erlebnisse im realen Leben sowie<br />
Daueraufmerksamkeit, um z. B. ein Buch zu lesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eine Arbeit geistig<br />
zusammenhängend (kohärent) und zeitlich kontinuierlich zu erledigen.<br />
„Etwa 50-mal pro Tag öffnet ein typischer „Informationsverarbeiter“ sein<br />
E-Mail-Fenster, 77-mal wen<strong>de</strong>t er sich <strong>de</strong>m Instant-Messaging-Programm für<br />
<strong>de</strong>n schnellen Versand von Nachrichten zu, nebenbei wer<strong>de</strong>n noch etwa 40<br />
Webseiten besucht.“ (Hornig et al. 2008, 81)<br />
Bei <strong>de</strong>m Versuch, mehrere Aufgaben auf einmal zu erledigen (sog.<br />
Multitasking), sinkt die Intensität <strong><strong>de</strong>r</strong> Gehirnaktivität um 40% ab. (Just et al.<br />
2007, 2008)<br />
Der dauern<strong>de</strong> Wechsel bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fokussierung ist mental ineffizient.<br />
- Beim sog. Multitasking, was ja nur einem sehr schnellen Wechsel <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
26<br />
Aufmerksamkeit entspricht, fin<strong>de</strong>t das sog. Priming – u. a. eine effiziente
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27<br />
Voraussetzung, um gut und schnell zu lernen - nicht mehr statt.<br />
(Koch C: Das Sichtbare <strong>uns</strong>ichtbar machen. Gehirn & Geist Basiswissen VI, S. 25-27)<br />
- Es fin<strong>de</strong>n auch durch <strong>de</strong>n Mangel an Zeit und Pausenzeit keine<br />
metakognitiven Prozesse statt, kein strukturell meditatives Fließen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gedanken und <strong>de</strong>s offenen Gesprächs.<br />
- Vielleicht spielt dabei auch das Phänomen <strong>de</strong>s „continous flash <strong>de</strong>pression“<br />
(unterdrücken durch kontinuierliches Aufblitzen von Reizen“:<br />
Pertinenzfilter) eine Rolle. Der Amygdala wird das unterdrückte Bild zwar<br />
berücksichtigen, trotz<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>m Proban<strong>de</strong>n das unterdrückte Bild nicht<br />
bewusst. (Koch C: Das Sichtbare <strong>uns</strong>ichtbar machen. Gehirn & Geist Basiswissen VI, S. 25-27)<br />
- Gefühlskompetenz beim Multitasking:<br />
Wir haben vor allen Dingen dann das Gefühl, Multitasking zu können, wenn<br />
eine Tätigkeit völlig überlernt ist. Die überlernte Tätigkeit benötigt dann kaum<br />
geistige Prozesskapazität. Man kann sich nun <strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en, <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen Aufgabe<br />
fast voll und ungestört widmen. Dies wird kaum o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar nicht durch die<br />
überlernte Aufgabe gestört. Reflexionen sind jedoch wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> fehlen<strong>de</strong>n Muse<br />
fast unmöglich. (Rieger 2012)
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Vorteile <strong>de</strong>s <strong>Computer</strong>s nutzen!<br />
Wie setze ich <strong>de</strong>n <strong>Computer</strong> ein, dass er Mehrwert bringt?<br />
Der <strong>Computer</strong> kann mit richtiger Medienkompetenz optimal genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
1. Multimedia för<strong><strong>de</strong>r</strong>t Aufklärung (Einführung von Demokratie) in<br />
28<br />
arabischen, islamischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n und auch bei <strong>uns</strong> (Sensibilisierung für<br />
Verluste von Selbstbestimmung)<br />
2. Es för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Darstellung von Gewalttätern (z. B. Angehörige <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geheimpolizei und gewalttätigen Demonstranten usw.).<br />
3. „Das Netz macht nicht Geschichte, aber Geschichte wird heute mit <strong>de</strong>m<br />
Netz gemacht. “ (Wefing H: Neustart Die Zeit 2011, Nr. 43, S.1)<br />
Dies gilt u. a. für <strong>de</strong>n Ausdruck Transparenz.<br />
Schmid kommentiert: „Es ist nicht schwer zu erkennen, dass hinter <strong>de</strong>m<br />
Pathos <strong><strong>de</strong>r</strong> Transparenz nicht Selbstbewusstsein, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Furchtsamkeit am<br />
Werk ist…In je<strong>de</strong>m Winkel, <strong>de</strong>n ich nicht einsehen darf, lauert Gefahr: Die<br />
Transparenzgläubigen sind weniger neugierig, als sie glauben. Was nicht das<br />
Gleiche ist, erleben sie als bedrohlich. In ihrer Furchtsamkeit neigen sie zur<br />
Tyrannei. Zur Tyrannei <strong>de</strong>s kristallenen Egalitarismus.“ (Schmid T: Transparenz und<br />
Tyrannei Die Welt 15.06.2012, S. 2) (Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung s. o.)<br />
4. Formale Medienkompetenz<br />
Ein Lösungsansatz für die Multimediakrise ist die Fortbildung in Bezug auf<br />
optimierte Medienkompetenz (strukturell-zeitliche Nutzung)<br />
„Der Umgang mit Multimedia erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t Medienkompetenz und bewusstes<br />
strukturelles, konzeptionelles, kategoriales, prädiktives, reflektierend-<br />
vertiefen<strong>de</strong>s, transkodieren<strong>de</strong>s und visionäres Denken, “ das auch die<br />
zeitliche Nutzung ritualisiert. (N.N.)
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5. Inhaltliche Medienkompetenz<br />
29<br />
Autonome und strukturelle Selektion von Wichtigem bei gleichzeitiger<br />
Eliminierung von irrelevanten Fakten
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Ich habe 333 Internetfreun<strong>de</strong>!?<br />
Fragen und sehr einfache Antworten!<br />
Warum wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff Freund/Freundin umge<strong>de</strong>utet, verballhornt?<br />
Was verbin<strong>de</strong>t diese neue, neu<strong>de</strong>finierte Art von Freundschaft?<br />
30<br />
- Elektronisch verursachte personale Zeitvernichtung?<br />
- Spaßgesellschaft?<br />
- Verantwortung?<br />
Wie ein Tier, eine Ratte stürze ich mich auf alles, was sich bildhaft bewegt und<br />
mir das Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong> Be<strong>de</strong>utsamkeit gibt.<br />
Ich muss ja be<strong>de</strong>utend sein, da ich irgen<strong>de</strong>in unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Bild zum Bewegen<br />
gebracht habe.<br />
Ich bestelle bei Amazon voll billige Bücher und teile dies meinen<br />
Internetfreun<strong>de</strong>n mit.<br />
Ich bekomme in meine Brille die neuesten Informationen eingeblen<strong>de</strong>t und teile<br />
dies meinen Internetfreun<strong>de</strong>n mit.<br />
Ich wer<strong>de</strong> von Google und Yahoo voll kontrolliert. Das ist mir egal, Hauptsache<br />
ich habe Spaß dabei! Auch dies teile dies meinen Internetfreun<strong>de</strong>n mit.<br />
Ich vernichte meine persönliche Lebenszeit durch meine Klickeritis! Das ist mir<br />
egal, Hauptsache ich habe Spaß dabei! Auch dies teile dies meinen<br />
Internetfreun<strong>de</strong>n mit, ob sie wollen o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht!
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Einen Freund, einen wirklichen, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergangenheit, in <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart und in<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Zukunft wirksamen Freund, kann man nicht wegklicken. Er ist da, wenn ich<br />
ihn brauche. Ich bin da, wenn er mich braucht. Er hat für mich, für meine<br />
Fragen, für meine Probleme, für mein Bedürfnis, mit ihm zu re<strong>de</strong>n, einfach<br />
Interesse, Freu<strong>de</strong> und vor allem Zeit. Wir haben eine gegenseitige<br />
Verantwortung für <strong>uns</strong>. Mit ihm kann ich mich, und er kann sich mit mir<br />
weiterentwickeln und entfalten.<br />
Weitere Überlegungen<br />
Es kommt zu einer Dezentrierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Familie. Die Familienmitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> wan<strong>de</strong>ln<br />
sich um von aktiven Sprach- und Handlungsakteuren zu weitgehend passiven<br />
sprach- und handlungsfreien Bild- und Tonaufnehmern. (An<strong><strong>de</strong>r</strong>s 2002)<br />
„Der mächtige Götze ist wie ein cleverer Rattenfänger weiterhin gna<strong>de</strong>nlos auf<br />
<strong>de</strong>m Vormarsch: ‚IT‘ hat <strong>uns</strong> fest im Griff. Ihm und seinem Begleiter, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
‚Virtualität‘, opfern wir gerne das Wichtigste, was wir neben <strong>uns</strong>erer Gesundheit<br />
besitzen: <strong>uns</strong>ere Zeit: (Mämpel W. stv. Chefredakteur Lion: Wo sind die Werte…? Lion Juni 2012, S. 56)<br />
31
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Internetfreun<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> –fein<strong>de</strong>?<br />
Wie wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Alltag durch Internetfreun<strong>de</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> –fein<strong>de</strong> beeinflusst?<br />
Fallen kulturelle Absprachen weg?<br />
Ist Mobbing im Internet ein Ausdruck für die Unbeschränktheit <strong>de</strong>s eigenen,<br />
asozialen Verhaltens und ein Hinweis auf die Beschränktheit verbindlicher<br />
kultureller Absprachen im multimedialen Milieu?<br />
Internetfreun<strong>de</strong> und auch -fein<strong>de</strong> haben häufig infolge <strong><strong>de</strong>r</strong> mangeln<strong>de</strong>n<br />
personalen Rückkopplung keinen gemeinsamen verbindlichen Verhaltensko<strong>de</strong>x<br />
und keinen gemeinsamen verbindlichen Werteko<strong>de</strong>x aufgebaut.<br />
Zwischen die aktuellen personalen Interaktionen schiebt sich sozusagen eine<br />
elektronische Wand. Sie erzwingt ein adaptiertes Verhalten.<br />
„Man“ hat dann keine Zeit und keine Lust mehr, personale Wechselbeziehungen<br />
(Interaktionen) aufzubauen und aufrechtzuerhalten.<br />
Dadurch erreiche ich häufig das glücklich-machen<strong>de</strong> „Sesam-Öffne-Dich“ einer<br />
personalen Beziehung nicht mehr.<br />
Dadurch klopft die Internetsucht an die Pforte. (Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung s. o.)<br />
Die Pints Studie zeigt: Internetsucht betrifft 1,5% <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtbevölkerung.<br />
8,6% <strong><strong>de</strong>r</strong> 14-16-jährigen Mädchen ( (insbes. soziale Netzwerke) weisen eine<br />
Internetsucht auf<br />
4,1% <strong><strong>de</strong>r</strong> 14-16-jährigen Jungen (insbes. <strong>Computer</strong>spiele) weisen eine<br />
Internetsucht auf. (Rumpf et al. 2011)<br />
(Rumpf H-J, Meyer C, Kreuzer A, John U: Prävalenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Internetabhängigkeit (PINTA) Bericht an das Bun<strong>de</strong>sministerium für Gesundheit<br />
Projektlaufzeit: 15.11.2010-14.02.2011)<br />
32
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Jugendliche weisen, wenn sie mehr als 120 Textnachrichten (SMS) pro Tag<br />
verfassen, in Bezug auf eine mangeln<strong>de</strong> Sozialisation folgen<strong>de</strong> Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />
auf (Scott 2010):<br />
- 20% <strong><strong>de</strong>r</strong> befragten Jugendlichen gehören dieser Kategorie an.<br />
- Die Mehrzahl <strong><strong>de</strong>r</strong> SMS-Verfasser waren Frauen mit niedrigem<br />
33<br />
sozioökonomischen Status, die aus einer Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit und einem vaterlosen<br />
Haushalt stammten.<br />
- Das Risiko, Raucher zu sein, war um 40% erhöht.<br />
- Die Rate <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkoholtrinker war doppelt so hoch wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
befragten Jugendlichen.<br />
- 43% hatten schon ein „Bing-Trinking“ (Trinken bis zur Bewusstlosigkeit)<br />
hinter sich.<br />
- 41% bejahten <strong>de</strong>n Gebrauch illegaler Drogen (gelegentlich)<br />
- 55% zeigten ein aggressives Verhalten mit Schlägereien<br />
- 90% hatten häufigere sexuelle Sozialkontakte (Beziehungen zu vier o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mehr Partnern)<br />
Jugendliche, die mehr als 3 Stun<strong>de</strong>n computermäßig in sozialen Netzwerken<br />
an Unterrichtstagen verbun<strong>de</strong>n sind (online), weisen folgen<strong>de</strong> Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten<br />
auf (Scott 2010):<br />
- 11,5%. gehören dieser Kategorie an<br />
- Das Risiko, Raucher zu sein, war um 62% erhöht.
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- Die Rate <strong><strong>de</strong>r</strong> Alkoholtrinker war 79% höher wie bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
34<br />
befragten Jugendlichen.<br />
- 69% hatten schon ein „Bing-Trinking“ (Trinken bis zur Bewusstlosigkeit)<br />
hinter sich.<br />
- 84% bejahten <strong>de</strong>n Gebrauch illegaler Drogen (gelegentlich).<br />
- 94% zeigten aggressives Verhalten mit Schlägereien.<br />
- 60% hatten häufigere Sexkontakte (Beziehungen zu vier o<strong><strong>de</strong>r</strong> mehr<br />
Sexualpartnern).<br />
- Erhöhter Konsum von zusätzlichem Fernsehen<br />
- Erhöhte Schulprobleme<br />
- Mehr gesundheitliche Probleme durch Depressionen<br />
- Schlafschwierigkeiten<br />
(Scott F: American Public Health Association’s 138 th annual meeting & exposition, Denver 09.11.2010: Session 4272: Hypertexting and<br />
hyper-networking. A new health risk category for teens?)<br />
Das Netz för<strong><strong>de</strong>r</strong>t jedoch auch das „An-<strong>de</strong>n-Pranger-Stellen“ Unschuldiger!<br />
Die elektronischen Enthemmungsmedien för<strong><strong>de</strong>r</strong>n somit eine infantile<br />
Gesellschaft, auch in Bezug auf Bildung, bei einem gleichzeitigen<br />
Verschwin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Kindheit. (Butzmann, , 2004, Postman 1986)<br />
Kann ich sog. Internetfein<strong>de</strong> beeinflussen?<br />
Ich kann!
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Durch die Immunisierungsstrategie <strong>de</strong>s Nichtbeachtens und durch eine<br />
freundliche Ironisierungsstrategie.<br />
Ich lächle das pathologische Beziehungsgeflecht an und lösche es.<br />
Ich löse die Verbindung durch einen Hieb auf <strong>de</strong>n Gordischen Knoten auf.<br />
Ich baue mir ein Paralleluniversum eines medial unabhängigen Netzwerks von<br />
min<strong>de</strong>stens 10 Bekannten und min<strong>de</strong>stens einer tiefergehen<strong>de</strong>n Freundschaft auf<br />
(interaktionelles Mengenproblem).<br />
PS: Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> zunehmen<strong>de</strong>n Reflektion und zunehmen<strong>de</strong>n mangeln<strong>de</strong>n<br />
Akzeptanz <strong>de</strong>s Mobbings sowie Nichtbeachtung ist dieses Phänomen (Mobbing)<br />
von 2002 bis 2010 von 13% auf 8,4% abgesunken. (Son<strong><strong>de</strong>r</strong>heft Das Gesundheitswesen 07/S1/2012)<br />
35
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Die neuen Internetoligarchen<br />
Zwingen <strong>uns</strong> diese Monopolisten einschließlich <strong><strong>de</strong>r</strong> mit ihr verbün<strong>de</strong>ten Politik<br />
ihr Wertesystem, ihre Manipulationen (sog. fakes) und ihre Verhaltensriten auf?<br />
Die Gefahr ist gegeben, dass Großkonzerne (z. B. Google, Facebook, Twitter,<br />
Apple, Microsoft, E-Bay, Amazon usw.) als informationstechnologische<br />
Internet-Oligarchen sowie die entsprechen<strong>de</strong>n Regierungsstellen, z. B. in China,<br />
Russland, USA usw., die Mentalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Benutzer gezielt und nicht erkennbar<br />
(als fake) beeinflussen können.<br />
Weiterhin „zwingen diese Datenmonopole sogar Staaten ihre Gesetze auf.<br />
Auch Autoren (Amazon) wer<strong>de</strong>n gedrängt, sich <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>s Konzerns zu<br />
beugen…<br />
Diese Internetmonopolisten sind freiheitsfeindlich und gehören zerschlagen.“<br />
(Clauss 2012)<br />
„Da fast alle Netzknoten in <strong>de</strong>n USA liegen, ist es für <strong><strong>de</strong>r</strong>en Regierung ein<br />
Leichtes, über ihre Heimatschutzbehör<strong>de</strong> und ihren Geheimdienst Zugriff zu<br />
allen Daten zu bekommen, was in einem zukünftigen Cyberkrieg von Vorteil<br />
sein könnte, im globalen Wirtschaftsraum jedoch für alle an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Staaten enorm<br />
nachteilig ist.<br />
Ohne staatliche Ordnung und ihre Hüter ist auch im Internet keine Freiheit zu<br />
haben. Die Wölfe sind längst da.“ (Clauss 2012)<br />
„In dieser Szenerie wird es zunehmend schwieriger, wenn nicht gar unmöglich,<br />
Faktenwahrheit von Gerücht zu unterschei<strong>de</strong>n…die amerikanische Blogger-<br />
Szene ist ein Eldorado für Täuschungsmanöver von Produktmarketing-Strategen<br />
in großem Stil. Ein neues digitales Prekariat sitze vor <strong>de</strong>n Bildschirmen und sei<br />
36
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– bezahlt nach Klickraten – je<strong><strong>de</strong>r</strong>zeit bereit, seine digitale Gerüchteküche für<br />
alles und je<strong>de</strong>n anzuwerfen…<br />
Weiterhin eröffnet das neue vernetzte Fernsehen die fast totale Überwachung<br />
<strong>de</strong>s Individuums.“ (Clauss 2012, Hiliday 2012)<br />
„Möglicherweise kann hier die WCIT (World Conferenc of International<br />
Telecommunication) helfen. Sie möchte die internationalen Regeln <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Telekommunikation an die neue Realität anpassen.<br />
Die ITU (International Telecommunication Union), bei <strong><strong>de</strong>r</strong> UN als<br />
Son<strong><strong>de</strong>r</strong>organisation etabliert, könnte hier ebenfalls hilfreich sein, da ihre<br />
Vereinbarungen völkerrechtlichen Charakter haben.” (Clauss 2012, Hiliday 2012)<br />
Mangeln<strong>de</strong> Reflexion über die unterschwellige, unreflektierte Tyrannei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Internetmonopolisten<br />
„Heute haben wir <strong>de</strong>n weltweiten Gesellschaftsraum…Das Fundament für<br />
diesen Raum sind die Server von Google, Facebook, Amazon (A.d.V. Apple).<br />
Seine virtuelle Infrastruktur, die <strong>uns</strong>er aller Leben bestimmt, wird in USA<br />
angelegt und betrieben. Von <strong><strong>de</strong>r</strong> ‚Tyrannei‘ einiger weniger globaler<br />
Konzerne aus <strong>de</strong>n USA, die <strong>uns</strong> ihre Bedingungen für ein Leben im<br />
weltweiten Gesellschaftsraum aufdrücken, ist bisher kein historisches Zitat<br />
überliefert.“ (Meckel M: Verbissene Schlacht, Han<strong>de</strong>lsblatt 02.02.2012, S. 56)<br />
„Facebook spioniert sog. Freun<strong>de</strong>n hinterher und durchlöchert <strong>de</strong>n<br />
Datenschutz. (Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung s.o.)<br />
Apple zensiert die Freigabe von Spielen, die ihrem politischen Verständnis<br />
wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen. Apple unterdrückt…politische Meinungsäußerung.<br />
Amazon zensiert die Freigabe von Büchern.<br />
Google filtert die Ergebnisse seiner Suchmaschine nach politischen Vorgaben.<br />
37
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Die vier Konzerne <strong>de</strong>finieren das Netz, überziehen es mit politischen<br />
Weltanschauungen, Moralvorstellungen, I<strong>de</strong>en von Gut und Böse. Die haben<br />
eine digitale Welt geschaffen, die mehr an ein autoritäres Disneyland erinnert<br />
als an einen wil<strong>de</strong>n Dschungel.“ (Rohwetter M: Vier Sheriffs zensieren die Welt. Die Zeit N o 32, 02.08.2012, S.<br />
19)<br />
„Facebook verstößt gegen die Menschenrechte (Recht auf Schutz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Privatsphäre und Intimsphäre (Sicherheitsprinzip), wenn Mark Zuckerberg<br />
verkün<strong>de</strong>t: „Wer nichts zu verstecken hat, hat auch durch Transparenz<br />
nichts zu befürchten.“ Dieser Satz ist menschenverachtend in Bezug auf das<br />
Individuelle. Ein autokratischer Herrscher hätte ihn nicht besser<br />
formulieren können.“ (Kissinger und <strong><strong>de</strong>r</strong> Freibeuter. Die Welt am Sonntag 27.05.2012, Nr. 22, S: 6-7)<br />
Nichts fürchtet Facebook mehr, als Benutzer, die falsche Angaben machen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gar keine Benutzer sind und die sich einen Spaß mit Facebook erlauben und die<br />
selbst unerkannte Fakes sind.<br />
Voraussetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirksamkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> personalen Welt ist die an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Person,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch in Person.<br />
Voraussetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirksamkeit in <strong><strong>de</strong>r</strong> virtuellen Welt ist ein<br />
Multiplikationseffekt. Einzeleffekte sind in <strong><strong>de</strong>r</strong> virtuellen Welt nicht wirksam<br />
und damit in <strong><strong>de</strong>r</strong> virtuellen Welt nicht „wirklich“ (d. h. wirksam durch<br />
Multiplikation). „Individuelle Information existiert nicht mehr bzw. wird<br />
nicht mehr wahrgenommen.“ Somit kommt es zu einer Entfernung von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Realität, zu einem „second life“, das durch seine Zweidimensionalität einer<br />
I<strong>de</strong>ntitätsausbildung eine Schranke aufbaut. Es besteht die Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Entwicklung zu einem werteverwahrlosten Nobody, <strong><strong>de</strong>r</strong> nur genießt und sich<br />
von Extremreizen überfluten lässt, um überhaupt noch etwas zu fühlen, wenn<br />
er/sie sich nicht von dieser Cyberwelt lösen bzw. abgrenzen kann (Greenfield 2008)<br />
38
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Die Akzeptanz einer Einzelhandlung (z. B. ein Gedicht schreiben, ein Tagebuch<br />
führen usw.) ist dadurch reduziert, dass das Produkt nicht o<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht umgehend<br />
vervielfältigbar ist und dass bei ihm noch nicht auf eine allgemein akzeptierte<br />
Zustimmung zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Informationen, Handlungen, die einzeln auftreten, wer<strong>de</strong>n immer weniger<br />
akzeptiert, obwohl sie das Salz in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursuppe <strong><strong>de</strong>r</strong> kreativen Prozesse sind.<br />
Folgen<strong>de</strong> Äußerungen, die in sich wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprüchlich sind, sollen zur Reflexion<br />
anregen.<br />
„Eine einzelne Information existiert nicht, ist nichts!“<br />
„Eine einzelne Information ist jedoch <strong><strong>de</strong>r</strong> notwendige Motor <strong>de</strong>s<br />
Fortschritts.“ (An<strong><strong>de</strong>r</strong>s 2002)<br />
Der Schauspieler, Musiker und Maler Armin Mueller-Stahl fasst diese<br />
Überlegungen in einem Interview (Freitag 2008) in folgen<strong>de</strong> Worte:<br />
Frage: ‚Ist Deutschland aus Ihrer Sicht immer noch das Land <strong><strong>de</strong>r</strong> Dichter und<br />
Denker?’<br />
Antwort: „Natürlich können wir stolz sein auf eine Kultur zu einer<br />
bestimmten Zeit, wo Dichter, Denker, die Kultur ein Land noch prägen<br />
konnten. Heute haben das die Medien übernommen, und die sind meiner<br />
Ansicht nach nicht <strong>de</strong>nkend, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n im Gegenteil: Gedanken<br />
wegwerfend.“<br />
Frage: ‚Woran liegt das?’<br />
Antwort: „An ihrer Schnelllebigkeit. Um die Quote in die Höhe zu treiben,<br />
richten sich die Medien vor allem nach <strong>de</strong>m allgemeinen Geschmack <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen,<br />
die - wenn ich das so sagen darf - nicht so gebil<strong>de</strong>t sind.<br />
So verbil<strong>de</strong>n sie <strong>uns</strong>.<br />
39
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Wenn ich jahrelang auf einer verstimmten Geige spiele, verbil<strong>de</strong> ich auch mein<br />
Gehör und höre die Intonation nicht mehr richtig. Genauso verhält es sich mit<br />
<strong>de</strong>m Geschmack, wenn ihm zur Unterhaltung permanent Kitsch serviert wird.<br />
Die Medien <strong>uns</strong>erer Tage machen <strong>de</strong>n Klugen klüger und <strong>de</strong>n Dummen<br />
dümmer.“<br />
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Kommunikationsprozessor Internet<br />
Das Internet als mögliche Informations-, Demokratie- und Bildungsmaschine?<br />
Das Internet als neuer, nicht gewählter, sich selbst ernannter o<strong><strong>de</strong>r</strong> sich selbst<br />
dauernd ernennen<strong><strong>de</strong>r</strong> Wächter über ausgewählt Informationen?<br />
Vorteile <strong><strong>de</strong>r</strong> globalen Multimediainfiltration:<br />
Wir wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holen die o. g. gemachten Aussagen:<br />
Multimedia för<strong><strong>de</strong>r</strong>t Aufklärung (Einführung von Demokratie) in arabischen,<br />
islamischen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n und auch bei <strong>uns</strong> (Sensibilisierung für Verluste von<br />
Selbstbestimmung. Demokratie muss sich immer neu begrün<strong>de</strong>n. „Das Netz<br />
macht nicht Geschichte, aber Geschichte wird heute mit <strong>de</strong>m Netz<br />
gemacht.“ (Wefing H: Neustart Die Zeit 2011, Nr. 43, S.1)<br />
Multimedia in Form von Twittern hat sich als ein sehr konservativer<br />
Prozess herausgestellt.<br />
Folgen<strong>de</strong> Faktoren sind für die Verbreitung eines „Tweets“ entschei<strong>de</strong>nd:<br />
Informationen über Technologiethemen und Gesundheitsthemen<br />
Prosodische Effekte (hohe Emotionalität) spielen keine Rolle.<br />
Informationsquellen (wie New York Times, bekannter Autor, bekannte Firma<br />
usw.) spielen eine große Rolle in Bezug auf Glaubwürdigkeit und Be<strong>de</strong>utung.<br />
(Lobe A: Die Formel für <strong>de</strong>n Erfolg beim Twittern. Die Welt 07.08.2012, S. 22 s. a. Asur S, Huberman BA: Predicting the future with social<br />
media. Cornell University Library arXiv:1003.5699v1 [cs.CY])<br />
„Es för<strong><strong>de</strong>r</strong>t die Darstellung von Gewalttätern (z. B. Angehörige <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Geheimpolizei und gewalttätigen Demonstranten usw.).“<br />
(S.a. Asur S, Hubermann BA: Predicting the future with social media Cornell University Library arxiv:1003.5699v1 (es.Cy) )<br />
41
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Weitere Wirkungen <strong>de</strong>s Netzes<br />
- Das Netz för<strong><strong>de</strong>r</strong>t auch das „An-<strong>de</strong>n-Pranger-Stellen“ Unschuldiger!<br />
- Von Handys können wie bei einem Fingerabdruck individuelle<br />
42<br />
Bewegungsprofile erstellt wer<strong>de</strong>n. An Hand eines Bewegungsprofils kann<br />
ein ganz bestimmtes Handy i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />
Dies ist günstig, um z. B. Kriminelle verfolgen zu können. Es ist jedoch eine<br />
Katastrophe für normale Bürger. Wenn sie das Handy einstellen, erfolgt die<br />
automatische Aufzeichnung einer Datenspur, die nicht mehr gelöscht wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Die entsprechen<strong>de</strong> Person kann an Hand <strong><strong>de</strong>r</strong> alten Datenspur auch mit<br />
einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Handy aufgespürt wer<strong>de</strong>n, außer man legt Datenspurfakes an, die<br />
das System chaotisieren.<br />
- För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> kulturellen Basistechnik: Umgang mit Medien erlernen<br />
- Lernen, „Nein!“ zur Informationsüberflutung zu sagen<br />
- Lernen, Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> konkreten Welt zu bevorzugen
© Bernd Fischer, Georg Schmitt, Karin Mieth www.wissiomed.<strong>de</strong><br />
Was ist das: Die neue Nachinternetära?<br />
Sie macht sich das Internet untertan!<br />
Machen wir <strong>uns</strong> das Internet untertan!<br />
Sie führt das Pflichtlehrfach Medienkompetenz ein.<br />
Sie führt in einer Art Retrokultur das personale, dialogisch emergent<br />
verschränkte lebensdienliche Gespräch als Stimulans für <strong>de</strong>n sich gegenseitig<br />
befruchten<strong>de</strong>n und gegenseitig sich entfalten<strong>de</strong>n Geist ein.<br />
Das Netz erzwingt zukünftig eine Transformation in das interaktiv<br />
Personale.<br />
Die Postinternetära hat schon begonnen.<br />
Durch Reflexion treten wir jetzt o<strong><strong>de</strong>r</strong> in Bäl<strong>de</strong> in eine ‚posttechnische Ära’ ein,<br />
bei <strong><strong>de</strong>r</strong> die bewusste personale, lebensdienliche Selektion von Information und<br />
die personale Entfaltung von Information mit Hilfe von Diskursen auf <strong>de</strong>n<br />
Ebenen <strong>de</strong>s ‚hermeneutischen Zirkels’ und <strong><strong>de</strong>r</strong> ‚dialogisch verschränkten<br />
lebensdienlichen (biophilen) Emergenz’ einen personalen Systemsprung 2.<br />
Ordnung (das System wird verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t) bewirkt.<br />
Freundliche Gegenmaßnahmen gegen <strong>de</strong>n Versuch <strong><strong>de</strong>r</strong> multimedialen<br />
Vereinnahmung!<br />
- Personale Gemeinschaften (z. B. Kirche, Pfadfin<strong><strong>de</strong>r</strong>, Theaterproben, Clubs,<br />
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Vereine, Freun<strong>de</strong>streffen usw.) kombiniert mit Ritualen scheinen probate<br />
Gegenmittel gegen die sog. „Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizitkultur“ zu sein. (Türcke 2011)<br />
- „Zusätzlich sind personale Gemeinschaften ein probates Gegenmittel gegen<br />
‚Bindungs<strong>de</strong>fizitkultur‘, gegen ‚Verantwortungs<strong>de</strong>fizitkultur‘ und die<br />
‚temporäre Defizitkultur‘ in Bezug auf langfristige Perspektiven.“
© Bernd Fischer, Georg Schmitt, Karin Mieth www.wissiomed.<strong>de</strong><br />
- Reflektion und Übungen zur Achtsamkeit als Mittel zur Erzeugung einer<br />
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Medienkompetenz.<br />
„Achtsamkeit ist grundsätzlich Gewahrsein, Aufmerken o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufmerksam sein<br />
im Hinblick auf die Erfahrungen <strong>de</strong>s gegenwärtigen Augenblicks im ‚Hier und<br />
Jetzt‘, “ ohne zu urteilen. (Kabat-Zinn´2007)<br />
Meditation kann auch <strong>de</strong>m Nachlassen <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufmerksamkeit mit<br />
fortschreiten<strong>de</strong>m Alter vorbeugen (Leeuven et al. 2009). Weiterhin kommt es durch<br />
Meditation zu einer Zunahme <strong><strong>de</strong>r</strong> grauen Substanz <strong>de</strong>s Hippocampus! (Vaitl 2010)<br />
Meditation wirkt einer Flucht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart entgegen. Dieser<br />
Präsenseskapismus (Flucht vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gegenwart) tritt auch bei multimedialer<br />
Beschäftigung inkl. <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschäftigung mit Google, Facebook, Twitter usw. auf.<br />
„Die virtuelle Welt entkoppelt <strong>uns</strong> von <strong>uns</strong>erem Präsenzerleben“ und damit vom<br />
echten Leben. (Kohls 2012)<br />
(Rumpf H-J. Meyer C, Kreuzer A, Johne U: Prävalenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Internetabhängigkeit (PINTA) Bericht an das Bun<strong>de</strong>sministerium für Gesundheit.<br />
Projektlaufzeit: 15.11.2010-14.02.2011)<br />
Weitere Literatur: s. Literaturverzeichnis: Fernsehen und geistige Leistungsfähigkeit www.wissiomed.<strong>de</strong> linke Leiste „downloads Bildung