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Warum diese Heizkosten? - Wiv-hardt.de

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MINOL INFORMIERT<br />

<strong>Warum</strong> <strong>diese</strong> <strong>Heizkosten</strong>?<br />

Die wichtigsten Grün<strong>de</strong> für <strong>Heizkosten</strong>unterschie<strong>de</strong><br />

Wer heute als Wohnungseigentümer<br />

o<strong>de</strong>r Mieter seine <strong>Heizkosten</strong>abrechnung<br />

im Briefkasten vorfin<strong>de</strong>t, wird davon<br />

kaum begeistert sein. Wenn dann auch<br />

noch eine Nachzahlung fällig wird, weil<br />

die monatlichen Vorauszahlungen nicht<br />

ausreichten, sind Skepsis und Ärger verständlich.<br />

Die häufigste Frage an Messdienstunternehmen<br />

ist <strong>de</strong>shalb zwangsläufig:<br />

“<strong>Warum</strong> sind meine <strong>Heizkosten</strong> so hoch?” Diese Frage<br />

wird auch gerne gleich selbst beantwortet, in<strong>de</strong>m zuerst die Funktion<br />

<strong>de</strong>r Erfassungsgeräte o<strong>de</strong>r die Richtigkeit <strong>de</strong>r Ablesung bezweifelt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wenn die Erfassungsgeräte aber in Ordnung<br />

sind und auch keine Ablesefehler vorliegen, woran liegt es dann?<br />

Um für <strong>de</strong>n konkreten Einzelfall wirklich präzise Auskünfte geben zu<br />

können, reichen die Ablesewerte nicht aus. Messdienstunternehmen<br />

können zwar die Verbrauchswerte feststellen, aber nicht begrün<strong>de</strong>n,<br />

wodurch <strong>diese</strong> in <strong>de</strong>n letzten Monaten zustan<strong>de</strong> kamen. Dazu ist nur<br />

<strong>de</strong>r Wohnungseigentümer o<strong>de</strong>r Mieter selbst in <strong>de</strong>r Lage, <strong>de</strong>nn nur er<br />

kann beurteilen, wann und wie lange die Heizkörper aufgedreht waren<br />

und welche Raumtemperaturen im vergangenen Winter in seiner Wohnung<br />

herrschten. Messgeräte können <strong>de</strong>n Verbrauch erfassen, zu begrün<strong>de</strong>n<br />

ist er mit <strong>de</strong>n Ergebnissen aber nicht. Dennoch gibt es einige<br />

allgemein gültige heiztechnische Grundlagen, praktische Erfahrungen<br />

und Regeln, mit <strong>de</strong>nen sich das Zustan<strong>de</strong>kommen von <strong>Heizkosten</strong><br />

prinzipiell erklären lässt.<br />

Gebäu<strong>de</strong>spezifische Bedingungen<br />

Die Höhe <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong> einer Wohnung wird von Bedingungen<br />

beeinflusst, die von <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Wohnung und vom<br />

Verbrauchsverhalten <strong>de</strong>r Bewohner unabhängig sind. Das Alter<br />

<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r Heizanlage, die Einstellung <strong>de</strong>r Regelung,<br />

<strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>s Hauses, die klimatischen Bedingungen und die<br />

aktuellen Energiepreise haben nichts mit individuellem Verbrauchsverhalten<br />

zu tun und bestimmen die Höhe <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>abrechnung<br />

doch erheblich mit. Diese Einflüsse können bis<br />

zur Hälfte <strong>de</strong>s Kostenaufwands erklären und sind doch weitgehend<br />

unbekannt.<br />

Alter <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />

An erster Stelle ist für <strong>de</strong>n <strong>Heizkosten</strong>verbrauch eines Hauses die wärmetechnische<br />

Beschaffenheit <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s - also die Außendämmung<br />

und <strong>de</strong>r Wärmeschutz bei <strong>de</strong>n Fenstern - zu nennen. Je<strong>de</strong>r weiß,<br />

dass <strong>de</strong>r Energieverbrauch eines alten Gebäu<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>n 60er Jahren<br />

höher ist, als <strong>de</strong>r Energieverbrauch eines Neubaus, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>n Vorgaben<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Energieeinsparverordnung gebaut wur<strong>de</strong>. Die Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>diese</strong>n bei<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>typen bewirken einen bis<br />

zu dreifachen Heizenergieverbrauch!<br />

Zustand <strong>de</strong>r Heizanlage<br />

Der Energiebedarf eines Hauses<br />

wird auch vom Alter <strong>de</strong>r<br />

Heizanlage und <strong>de</strong>m damit<br />

meistens im Zusammenhang<br />

stehen<strong>de</strong>n Wirkungsgrad bestimmt.<br />

Die Brenner- und Kesseltechnologie<br />

hat sich in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren so grundlegend<br />

verbessert, dass eine neue<br />

Heizanlage heute nur noch halb<br />

so viel Energie benötigt, wie<br />

eine womöglich zwanzig Jahre alte Anlage. Eine Heizungsmo<strong>de</strong>rnisierung<br />

kostet Geld, sie amortisiert sich aber durch geringeren Energieverbrauch.<br />

Bei <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Energiepreisen sollte man als Vermieter<br />

o<strong>de</strong>r Eigentümergemeinschaft auf die lange Bank geschobene Mo<strong>de</strong>rnisierungspläne<br />

unbedingt über<strong>de</strong>nken und sich bei zu hohem<br />

Durchschnittsverbrauch energetisch beraten lassen.<br />

Einstellung <strong>de</strong>r Heizungsregelung<br />

Die richtige Einstellung <strong>de</strong>r Heizanlage wird häufig unterschätzt, im<br />

Glauben daran, dass die mo<strong>de</strong>rne Technik das schon richtig machen<br />

wird. Ein falscher Dreh an <strong>de</strong>r Steilheit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Parallelverschiebung<br />

<strong>de</strong>r Heizkurve kann in einem großen Gebäu<strong>de</strong> Hun<strong>de</strong>rte Liter Heizöl<br />

vergeu<strong>de</strong>n. Auch eine zu großzügig eingestellte Nachtabsenkung, wie<br />

sie in Gebäu<strong>de</strong>n mit vielen Bewohnern zur Vermeidung von Ärger heute<br />

lei<strong>de</strong>r oft üblich ist, vergeu<strong>de</strong>t ganz einfach Energie. Sehr häufig anzutreffen:<br />

Nur damit es ein Beschwer<strong>de</strong> führen<strong>de</strong>r Bewohner warm hat,<br />

läuft die Heizanlage bis spät in die<br />

Nacht auf Tagbetrieb. Der dagegen<br />

doch oft restriktiv han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> schwä-<br />

bische Hausbesitzer, <strong>de</strong>r seinen<br />

Mietern ab 23 Uhr kalte Heizkörper<br />

verordnet, beschert eben <strong>diese</strong>n<br />

Mietern eine um ein paar Euro geringere<br />

<strong>Heizkosten</strong>abrechnung. Das<br />

sind wirksame Sparmaßnahmen, die<br />

sich für alle Bewohner bezahlt machen.<br />

Abb. 1: Neue Heizanlagen haben<br />

einen besseren Wirkungsgrad und<br />

benötigen weniger Energie.<br />

» Unfachmännische Einstellungen<br />

<strong>de</strong>r Heizanlage<br />

vergeu<strong>de</strong>n Energie.<br />

Standort <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s<br />

Sogar <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>s zu beheizen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>s ist von Be<strong>de</strong>utung,<br />

wobei es einen Unterschied macht, ob das Haus in <strong>de</strong>r klimatisch sehr<br />

mil<strong>de</strong>n Rheinebene o<strong>de</strong>r im doch raueren Bayrischen Wald steht. Hier<br />

beträgt <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>unterschied bis zu 50 %. Der Heizbedarf eines<br />

Hauses hängt sogar davon ab, ob ein Gebäu<strong>de</strong> frei in <strong>de</strong>r Landschaft<br />

steht, o<strong>de</strong>r ob es in eine Reihe an<strong>de</strong>rer Häuser eingebettet ist. Ein<br />

Haus in <strong>de</strong>r Stuttgarter Innenstadt benötigt beispielsweise rund 20 %


<strong>Warum</strong> <strong>diese</strong> <strong>Heizkosten</strong>?<br />

Abb. 2: Wie teuer die <strong>Heizkosten</strong>abrechnung wird, hängt auch<br />

davon ab, wo man wohnt.<br />

weniger Energie als ein gleich großes Gebäu<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r nur 20 Kilometer<br />

entfernten Schwäbischen Alb. Ungünstige regionale Witterungsverhältnisse<br />

haben immer höhere <strong>Heizkosten</strong> zur Folge.<br />

Klimatische Bedingungen<br />

Klimatische Bedingungen unterschei<strong>de</strong>n sich von Jahr zu Jahr und es<br />

ist eine Binsenweisheit, dass die frostigen Jahre zu beson<strong>de</strong>rs hohen<br />

<strong>Heizkosten</strong>abrechnungen führen. Wie die Temperaturtabellen <strong>de</strong>r letzten<br />

Jahre zeigen, haben wir hier Unterschie<strong>de</strong> von ebenfalls bis zu 30<br />

% zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Jahren. Die viel diskutierte Klimaerwärmung<br />

hat übrigens seither keine spürbare Auswirkung auf <strong>de</strong>n Heizbedarf<br />

in unseren Breitengra<strong>de</strong>n. Hier geht es ja auch um Zehntelgra<strong>de</strong> in<br />

Jahrzehnten und nicht um enorme und sofort spürbare Temperaturverän<strong>de</strong>rungen.<br />

Energiepreise<br />

Die Energie- und Wasserpreise sind von ganz beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung<br />

und da ergaben sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren einige unliebsame Überraschungen.<br />

Selbst bei <strong>de</strong>n Sparsamsten waren angesichts <strong>de</strong>r Preissteigerungen<br />

bei Öl, Gas, Fernwärme, Strom, Wasser und Abwasser<br />

oft hohe Nachzahlung fällig. Wie selten zuvor gab es in <strong>de</strong>n letzten drei<br />

Jahren Kombinationen von preiserhöhen<strong>de</strong>n Faktoren. Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Heizöl<br />

einkauft, wird gemerkt haben, dass durch gestiegene Rohölpreise,<br />

Abb. 3: Hohe Energiepreise führen auch zu hohen <strong>Heizkosten</strong>abrechnungen.<br />

<strong>de</strong>n zeitweise schlechten Euro-Kurs und die heftig kritisierte Ökosteuer<br />

die Energie- und Wasserpreise zwischen 2000 und 2006 um über 30 %<br />

gestiegen sind. Die Kostenexplosion für Benzin und Diesel bekommen<br />

wir gleich an <strong>de</strong>r Tankstellenkasse zu spüren. Die Kostenerhöhungen<br />

bei <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>abrechnung treten aber erst bei <strong>de</strong>r Schlussabrechnung<br />

zu Tage - und dann beson<strong>de</strong>rs heftig, weil man hier alles auf einmal<br />

abgerechnet bekommt.<br />

Wohnungsspezifische Bedingungen<br />

Der grundsätzliche Heizbedarf und damit die Höhe <strong>de</strong>r zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

<strong>Heizkosten</strong> ist auch von <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Gegebenheiten<br />

einer Wohnung abhängig. Keine Wohnung ist wie die an<strong>de</strong>re und<br />

erhebliche Unterschie<strong>de</strong> im Wärmebedarf sind bau- und heiztechnisch<br />

nachvollziehbar. Wer ein freistehen<strong>de</strong>s Einfamilienhaus auf<br />

einer Anhöhe bewohnt, hat zwar eine schöne Aussicht, aber dafür<br />

erheblich höhere <strong>Heizkosten</strong>. Nicht ganz so krass, aber im Prinzip<br />

das Gleiche ist es mit <strong>de</strong>n Wohnlagen innerhalb eines Gebäu<strong>de</strong>s.<br />

Aber auch die Transmissionswärme und sogar <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>te<br />

Verteilerschlüssel in <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>abrechnung haben einen Einfluss<br />

auf die <strong>Heizkosten</strong> <strong>de</strong>r einzelnen Wohnung.<br />

Wohnlage<br />

Der grundsätzliche Wärmebedarf einer Wohnung wird von <strong>de</strong>ren Lage<br />

im Haus bestimmt. Eine innen liegen<strong>de</strong> Wohnung benötigt weniger<br />

Wärme, als eine außen liegen<strong>de</strong>. Eine Wohnung in Nordlage benötigt<br />

mehr Energie als eine Wohnung mit überwiegen<strong>de</strong>r Südlage. So weit<br />

ist das nichts Neues, nur wie hoch <strong>diese</strong>r Einfluss nun effektiv ist, wissen<br />

viele dann doch nicht. Der Wärmeverbrauch einer innen liegen<strong>de</strong>n<br />

Wohnung ist verhältnismäßig gering, weil die Nachbarwohnungen die<br />

Witterungsbedingungen dämpfen. Je weniger Außenwandfläche eine<br />

Wohnung hat, <strong>de</strong>sto geringer ist ihr Wärmebedarf. Der Unterschied<br />

kann nach wissenschaftlichen Untersuchungen bis zu 47 % betragen.<br />

Dabei hat <strong>diese</strong>r Mehrverbrauch nichts mit <strong>de</strong>m Wärmebedürfnis <strong>de</strong>r<br />

Bewohner zu tun, <strong>de</strong>nn selbst bei gleichen Raumtemperaturen wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>Heizkosten</strong>abrechnungen für Wohnungen mit vielen Außenwän<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r in Ecklage immer be<strong>de</strong>utend höher sein, als die Kosten innen liegen<strong>de</strong>r<br />

Wohnungen. Noch höher ist <strong>de</strong>r Wärmebedarf bei Penthousewohnungen.<br />

Hier sind die <strong>Heizkosten</strong> oft doppelt so hoch, wie im<br />

Gebäu<strong>de</strong>durchschnitt.<br />

Abb. 4: Spezifischer Wärmebedarf von Wohnungen in einem<br />

Mehrfamilienhaus, abhängig von <strong>de</strong>r Lage im Gebäu<strong>de</strong>. Basis 100 % für die<br />

wärmetechnisch i<strong>de</strong>ale innen liegen<strong>de</strong> Wohnung.<br />

Transmissionswärme<br />

Von ebenso nicht zu unterschätzen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für die Höhe <strong>de</strong>r<br />

<strong>Heizkosten</strong> ist das nachbarliche Heizverhalten. Steht nebenan eine<br />

Wohnung in <strong>de</strong>n Wintermonaten leer und wird nicht o<strong>de</strong>r nur auf Frostschutz<br />

beheizt, dann wer<strong>de</strong>n die <strong>Heizkosten</strong> <strong>de</strong>r daran anschließen-<br />

Seite 2


<strong>Warum</strong> <strong>diese</strong> <strong>Heizkosten</strong>?<br />

Abb. 5: Eine Wohnung, die nur von kalten Nachbarwohnungen<br />

umgeben ist, hat einen bis zu 40 % erhöhten Heizbedarf.<br />

<strong>de</strong>n Wohnungen mit Sicherheit höher sein. Der Fachbegriff für <strong>diese</strong>n<br />

Effekt lautet Transmissionswärme - <strong>de</strong>n Meisten ist er aber besser unter<br />

<strong>de</strong>r Bezeichnung Wärmeklau bekannt. Darunter ist <strong>de</strong>r Wärmeübergang<br />

von einer Wohnung zur an<strong>de</strong>ren gemeint, <strong>de</strong>r sich in Mehrfamilienhäusern<br />

zwangsläufig ergibt. Das liegt daran, dass Maßnahmen<br />

zur Wärmedämmung eines Gebäu<strong>de</strong>s immer an <strong>de</strong>n Außenwän<strong>de</strong>n<br />

erfolgten und so gut wie nie an <strong>de</strong>n Zwischenwän<strong>de</strong>n von Wohnung zu<br />

Wohnung. Ob in <strong>de</strong>r Nachbarwohnung geheizt wird o<strong>de</strong>r nicht, kann<br />

auf die Höhe <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>abrechnung einen Einfluss von bis zu 40 %<br />

haben. Dabei ist die unbeheizte Nachbarwohnung gar nicht so selten.<br />

Denken Sie nur einmal an die vielen berufstätigen Wohnungseigentümer<br />

und Mieter, die morgens ihre Heizung zu drehen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

stark drosseln, während Familien mit Kin<strong>de</strong>rn, aber auch Ruheständler<br />

<strong>de</strong>n ganzen Tag heizen müssen. Kommen die Berufstätigen am Abend<br />

nach Hause, ist Ihre Wohnung aber nicht eiskalt, son<strong>de</strong>rn sie wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Tag über von <strong>de</strong>n Nachbarwohnungen über die Zwischenwän<strong>de</strong><br />

mitbeheizt. Wer schon mal eine im Winter leer stehen<strong>de</strong>n Wohnung in<br />

einem mo<strong>de</strong>rnen Mehrfamilienhaus begangen hat, bemerkt: Selbst bei<br />

völlig abgestellten Heizkörpern ist eine Raumtemperatur zwischen 13<br />

bis 17 Grad feststellbar und das selbst dann, wenn die Heizkörper kalt<br />

sind und die Außentemperatur um null Grad liegt. Die Frage, woher die<br />

Wärme kommt, beantwortet sich einfach: Von <strong>de</strong>n umliegen<strong>de</strong>n Wohnungen<br />

und die <strong>Heizkosten</strong> bezahlen in <strong>diese</strong>n Fällen die Nachbarn mit<br />

und die wun<strong>de</strong>rn sich dann darüber, warum es für sie plötzlich so teuer<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. Es ist zu betonen, dass wir hier kein messtechnisches<br />

Problem haben. Die Verbrauchserfassung verursacht nicht <strong>diese</strong> Unterschie<strong>de</strong>,<br />

son<strong>de</strong>rn sie macht sie <strong>de</strong>utlich. Wer eine Nachbarwohnung<br />

mitbeheizen muss, sei es nun wegen eines Leerstan<strong>de</strong>s, aber auch<br />

wegen tagsüber abgedrehten Heizkörpern, <strong>de</strong>r hat spürbar höhere<br />

<strong>Heizkosten</strong>.<br />

Verteilerschlüssel<br />

Wegen <strong>de</strong>r Wärmebedarfsunterschie<strong>de</strong> durch die Wohnlage, aber<br />

auch wegen <strong>de</strong>s Wärmeklaus gibt es gelegentlich die For<strong>de</strong>rung nach<br />

einem <strong>Heizkosten</strong>nachlass für die benachteiligten Wohnungen. Es gibt<br />

dafür jedoch keine Rechtsgrundlagen und das ist auch ganz vernünftig.<br />

Stellen Sie sich vor, ein Gebäu<strong>de</strong> hätte keine Zentralheizung, son<strong>de</strong>rn<br />

noch eine altertümliche Kohleheizung o<strong>de</strong>r eine Gasetagenheizung:<br />

Der Mieter im Dachgeschoss mit hohem Wärmebedarf käme sicher<br />

nicht auf die I<strong>de</strong>e, von seinen Mitbewohnern die Übernahme eines Teils<br />

seiner Energiekosten zu verlangen. Trotz<strong>de</strong>m wird in Bezug auf die<br />

Wohnlage und <strong>de</strong>n Wärmeklau schon etwas getan, um krasse Ungerechtigkeiten<br />

wenigstens zu vermin<strong>de</strong>rn. In <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>verordnung<br />

gibt es die Vorgabe, dass Brennstoff- und Nebenkosten nicht ausschließlich<br />

nach <strong>de</strong>m erfassten Verbrauch, son<strong>de</strong>rn zu 30 bis 50 %<br />

nach <strong>de</strong>r Wohnfläche zu verteilen sind. Wer<strong>de</strong>n die <strong>Heizkosten</strong> mit 50<br />

% Grundkosten und 50 % Verbrauchskosten abgerechnet, dann wird<br />

die Hälfte <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong> eines Gebäu<strong>de</strong>s nach Quadratmetern verteilt<br />

und dann reduzieren sich <strong>de</strong>r lagebedingte Mehrbedarf und <strong>de</strong>r Nachteil<br />

einer vielleicht kalten Nachbarwohnung um die Hälfte.<br />

Typische Fehler beim Heizen<br />

Scheinbar unglaubliche Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n <strong>Heizkosten</strong> vom bis<br />

zu sechsfachen gegenüber <strong>de</strong>m Hausdurchschnitt sind möglich,<br />

nachweisbar und durch falsches Heizen und Lüften meistens<br />

selbst verursacht. Ganz bestimmt sind die Wohnlage und das<br />

nachbarliche Heizverhalten von Be<strong>de</strong>utung. Noch wichtiger ist<br />

aber die richtige und effiziente Nutzung <strong>de</strong>r Heizkörper in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Wohnung und da wer<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r sehr viele Fehler gemacht,<br />

die einen teuer zu stehen kommen können. Auch die Missachtung<br />

<strong>de</strong>r richtigen Luftfeuchtigkeit und ein Wärmestau am<br />

Heizkörper verursachen höhere <strong>Heizkosten</strong>.<br />

Raumtemperaturen<br />

Auch wenn die Temperatur eine physikalisch feststehen<strong>de</strong> Größe zu<br />

sein scheint, ist das Temperaturempfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Menschen doch sehr<br />

subjektiv und von vielen Faktoren - sowohl physischer, wie auch psychischer<br />

Natur - abhängig. Das wur<strong>de</strong> sogar schon von <strong>de</strong>n Meteorologen<br />

ent<strong>de</strong>ckt, die sich nicht mehr scheuen, neben <strong>de</strong>n effektiven Temperaturen<br />

inzwischen in nahezu je<strong>de</strong>m Radiosen<strong>de</strong>r auch von <strong>de</strong>r gar<br />

nicht so wissenschaftlichen Fühltemperatur<br />

zu re<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>m ist es<br />

schon passiert, dass er sich mit<br />

mehreren Personen in einem<br />

Raum befin<strong>de</strong>t und gleichzeitig ist<br />

es einem zu warm, <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn<br />

aber zu kalt. 20 Grad Raumtemperatur<br />

empfin<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

als angenehm, wogegen<br />

ältere Leute da eine Gänsehaut<br />

bekommen. Es ist eine<br />

Grundregel, dass Senioren es um<br />

drei bis fünf Grad wärmer brauchen,<br />

als jüngere Menschen.<br />

» Senken Sie die Raumtemperatur.<br />

Je<strong>de</strong>s Grad mehr<br />

Raumwärme kostet rund<br />

sechs % mehr <strong>Heizkosten</strong>!<br />

Selbst psychische Faktoren spielen eine Rolle für das Temperaturempfin<strong>de</strong>n.<br />

Einsame o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressive Menschen können selbst eine wohlige<br />

Raumwärme von 23 Grad als kühl empfin<strong>de</strong>n, wogegen geselliges<br />

Partytreiben die gleiche Raumtemperatur als unerträglich heiß erscheinen<br />

lässt. Das immer wie<strong>de</strong>r angeführte Argument Ich bin ganz<br />

allein in <strong>de</strong>r Wohnung - da sind <strong>diese</strong> <strong>Heizkosten</strong> unmöglich, ist <strong>de</strong>shalb<br />

nicht richtig und lässt eher <strong>de</strong>n gegenteiligen Schluss zu.<br />

Luftfeuchtigkeit<br />

Zu trockene Raumluft ist nicht nur schlecht für die Atemwege und för<strong>de</strong>rt<br />

damit viele Erkältungskrankheiten, son<strong>de</strong>rn sie verursacht auch<br />

höhere <strong>Heizkosten</strong>. Das liegt daran, dass Menschen trockene Luft auf<br />

<strong>de</strong>r Haut als kühler empfin<strong>de</strong>n. Die Luftfeuchte im Winter etwas zu erhöhen,<br />

um so ein paar Euro an <strong>Heizkosten</strong> zu sparen, ist oft nötig und<br />

ganz einfach möglich. Ob man dafür Zimmerpflanzen, Zimmerbrunnen<br />

o<strong>de</strong>r einfach die klassischen Luftbefeuchter nimmt, ist reine Geschmackssache.<br />

Es muss nicht immer ein teurer vollelektronischer<br />

Luftbefeuchter sein. Diese Maßnahmen dürfen aber nur mit Maß und<br />

Ziel betrieben wer<strong>de</strong>n, sonst hat man mit Feuchtigkeitsschä<strong>de</strong>n ein<br />

neues Problem. Das alles hat nichts mit gemessener, son<strong>de</strong>rn mit gefühlter<br />

Temperatur zu tun und wenn man nun be<strong>de</strong>nkt, dass je<strong>de</strong>s Grad<br />

mehr an Raumwärme rund sechs Prozent mehr <strong>Heizkosten</strong> verursacht,<br />

dann wer<strong>de</strong>n die in <strong>de</strong>r Praxis feststellbaren hohen Verbrauchsunterschie<strong>de</strong>,<br />

selbst innerhalb einer Wohnanlage, einfach erklärbar.<br />

Ob man sich in <strong>de</strong>n Wintermonaten mit durchschnittlich 20 Grad begnügt<br />

o<strong>de</strong>r ob man 23 Grad benötigt, macht immerhin 18 % mehr <strong>Heizkosten</strong><br />

aus.<br />

Seite 3


<strong>Warum</strong> <strong>diese</strong> <strong>Heizkosten</strong>?<br />

Lüftungsgewohnheiten<br />

Die Lüftungsgewohnheiten <strong>de</strong>r Bewohner sind von ganz entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung für die Höhe <strong>de</strong>r <strong>Heizkosten</strong>abrechnung. Das immer<br />

noch zu beobachten<strong>de</strong> und weit<br />

verbreitete Lüften mit dauernd gekippten<br />

Fenstern bringt nicht viel<br />

Luftwechsel, son<strong>de</strong>rn kostet nur<br />

» Lüften Sie immer kurz<br />

unnötig Heizenergie. Informierte<br />

und kräftig. Im Winter<br />

Bewohner wissen es: Man sollte<br />

bitte nie mit dauernd ge-<br />

die Fenster im Winter nicht daukippten<br />

Fenstern.<br />

ernd gekippt halten, son<strong>de</strong>rn besser<br />

mehrmals am Tag für kurze Zeit<br />

kräftig durchlüften. Das ist erheblich<br />

Energie sparen<strong>de</strong>r. Um die verbrauchte<br />

Raumluft einmal gegen Frischluft von außen auszutauschen,<br />

benötigt man mit gekippten Fenster etwa eine Stun<strong>de</strong>. Dabei kühlen<br />

aber die Wän<strong>de</strong> und die Möbel stark aus und es wird viel Heizenergie<br />

zur Wie<strong>de</strong>rerwärmung benötigt. Mit einem weit geöffneten Fenster<br />

dauert <strong>de</strong>r Luftaustausch etwa zehn Minuten und mit or<strong>de</strong>ntlichem<br />

Durchzug sogar nur zwei Minuten. Das so genannte Querlüften mit<br />

zwei geöffneten Fenstern ist die richtige und energiesparendste Art<br />

<strong>de</strong>s Lüftens. Alles an<strong>de</strong>re ist Verschwendung von Heizenergie.<br />

Abb. 7: Lüftungsdauer für einen<br />

vollständigen Luftaustausch im<br />

Raum - je nach Lüftungsart.<br />

Lüften mit Durchzug geht<br />

beson<strong>de</strong>rs schnell und spart<br />

Energie.<br />

Wärmestau am Heizkörper<br />

Viele Fehler wer<strong>de</strong>n mit zugehängten und verbauten Heizkörper begangen,<br />

in<strong>de</strong>m man die freie Luftzirkulation behin<strong>de</strong>rt und damit - meistens<br />

unwissentlich - höhere <strong>Heizkosten</strong> verursacht. Heizkörper gehören<br />

bestimmt nicht zu <strong>de</strong>n kunstvollen Gegenstän<strong>de</strong>n einer Wohnung.<br />

Meistens wur<strong>de</strong>n weißlackierte Glie<strong>de</strong>r- o<strong>de</strong>r Plattenheizkörper aus<br />

Stahlblech angebracht, die zwar preiswert und heizungstechnisch wirkungsvoll<br />

sind, die aber das Ästhetikempfin<strong>de</strong>n mancher Bewohner<br />

stören. Die natürliche und durchaus nachvollziehbare Folge bei vielen<br />

Wohnungseigentümern und Mietern ist es dann, entwe<strong>de</strong>r einen schönen<br />

langen Vorhang darüber zu hängen, eine Heizkörperverkleidung<br />

anzubringen o<strong>de</strong>r ganz einfach nur ein Sofa davor zu stellen. Im Sommer<br />

ist das ohne Be<strong>de</strong>utung. Viele wissen nicht, dass sie damit ihre<br />

<strong>Heizkosten</strong> im Winter erheblich erhöhen, je nach<strong>de</strong>m, wie wirksam<br />

man die Verbauung vorgenommen hat. Wird <strong>de</strong>r Heizkörper mit Vorhängen<br />

abge<strong>de</strong>ckt o<strong>de</strong>r mit einer Verkleidung o<strong>de</strong>r einem Sofa zugestellt,<br />

dann wird die Warmluftzirkulation im Zimmer unterbrochen o<strong>de</strong>r<br />

zumin<strong>de</strong>st stark eingeschränkt. Der Raum wird nicht mehr richtig warm<br />

und das Thermostatventil muss höher gedreht wer<strong>de</strong>n. Das ist ein ganz<br />

Minol Messtechnik<br />

W. Lehmann GmbH & Co. KG<br />

Nikolaus-Otto-Straße 25<br />

70771 Leinfel<strong>de</strong>n-Echterdingen<br />

Telefon +49 (0)711-94 91-0<br />

Telefax +49 (0)711-94 91-238<br />

e-mail info@minol.com, www.minol.com<br />

Abb. 8: Achtung Wärmestau: Mit Gardinen zugehängte o<strong>de</strong>r mit Möbeln<br />

verbaute Heizkörper erhöhen die <strong>Heizkosten</strong> ganz erheblich! Heizkörper<br />

müssen im Winter unbedingt freigehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

weit verbreiteter Fehler im Heizverhalten, <strong>de</strong>r die <strong>Heizkosten</strong>abrechnung<br />

um bis zu 40 % erhöht. Dazu kommt noch, dass sich die mit Vorhängen<br />

zugehängten Heizkörper meistens im Wohnzimmer befin<strong>de</strong>n,<br />

also <strong>de</strong>m Raum, <strong>de</strong>r durchschnittlich die Hälfte <strong>de</strong>s Heizbedarf <strong>de</strong>r<br />

ganzen Wohnung hat. Wenn <strong>diese</strong>r Fehler schon gemacht wird, dann<br />

ist er auch noch beson<strong>de</strong>rs wirksam. Der Verbrauchsunterschied zwischen<br />

jeman<strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r seine Heizkörper mit langen Vorhängen ver<strong>de</strong>ckt<br />

und einem an<strong>de</strong>ren, <strong>de</strong>r die Heizkörper frei hält und abends die<br />

Rolllä<strong>de</strong>n herunter lässt, kann bis<br />

zu 50 % <strong>Heizkosten</strong> ausmachen –<br />

und das bei völlig gleichen Raumtemperaturen,<br />

alleine durch <strong>diese</strong><br />

Fehler. Auch undichte Fenster<br />

o<strong>de</strong>r Schlitze unter <strong>de</strong>r Wohnungstür<br />

senken nicht gera<strong>de</strong> die<br />

<strong>Heizkosten</strong>. Es zieht und Zugluft<br />

empfin<strong>de</strong>t man als beson<strong>de</strong>rs<br />

unangenehm. Gleichzeitig wird<br />

Warmluft abgezogen und es muss<br />

zwangsläufig mehr geheizt wer<strong>de</strong>n.<br />

» Hohe <strong>Heizkosten</strong>unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen <strong>de</strong>n<br />

Bewohnern eines Gebäu<strong>de</strong>s<br />

sind typisch und haben<br />

vielfältige Ursachen.<br />

Zwischen einem sparsamen Heizer in einer Freiburger Neubauwohnung<br />

und einem eher großzügigen Heizer in einer Hamburger<br />

Altbauwohnung kann ein erheblicher Unterschied in <strong>de</strong>n <strong>Heizkosten</strong><br />

bestehen. Das ist typisch und kann bei genauer Recherche <strong>de</strong>r<br />

Umstän<strong>de</strong> auch erklärt wer<strong>de</strong>n kann. Hohe <strong>Heizkosten</strong> haben viele<br />

Ursachen und die gebäu<strong>de</strong>technischen sind nur ein Teil davon.<br />

In <strong>de</strong>r Praxis sind Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Energieverbrauchs innerhalb<br />

einer Wohnanlage bis zum siebeneinhalbfachen anzutreffen, die<br />

sich mit <strong>de</strong>n aufgezählten Bedingungen begrün<strong>de</strong>n. Diese doch<br />

erheblichen Unterschie<strong>de</strong> sind übrigens nicht nur von Messdienstunternehmen<br />

festgestellt wor<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch wissenschaftlich<br />

belegt.<br />

2008 - Frank Peters

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