Nr 4 hier die PDF kostenlos zum download - Ambaum-Verlag
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www.naturverbunden.info<br />
22. Dezember 2011<br />
Naturverbunden.info<br />
„Denke global, handle lokal !“<br />
<strong>Nr</strong>. 4<br />
Die Dohle<br />
Der Vogel des Jahres 2012<br />
Altes Wissen ...<br />
Claudia Woll<br />
Schokoladenküche<br />
Isabell Jost<br />
Die Stechpalme<br />
Baum der geweihten Nächte
Alte Karten und Stiche<br />
- größtenteils aus Waldeck-Frankenberg -<br />
im Original oder als Nachdruck<br />
ab sofort bei uns erhältlich<br />
Nähere Informationen auf unserer Internetseite<br />
www.ambaum-verlag.de oder telefonisch unter<br />
05635 992577.<br />
Vorwort<br />
Aus dem Inhalt<br />
Die Dohle<br />
Michael Wimbauer<br />
Einblick in <strong>die</strong><br />
Pflanzenheilkunde<br />
Hiltrud Evers<br />
Die Stechpalme<br />
Andy Gheorghiu<br />
Goldschmiede Arndt<br />
Altes Wissen ...<br />
... auf dem Weg zurück<br />
Christine Hoffmann<br />
Schokoladenküche<br />
Christine Hoffmann<br />
Wieder Störche<br />
im Edertal<br />
Hermann Sonderhüsken<br />
(Haus-)Tierhaltung<br />
Norman Siegel<br />
Impressum und<br />
Quellenverzeichnis<br />
3<br />
4-6<br />
8-11<br />
12-18<br />
19<br />
20-22<br />
24-26<br />
28-31<br />
32-34<br />
35<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wir freuen uns, dass Ihr zur Zeit der Wintersonnenwende <strong>die</strong> 4. Ausgabe der<br />
Zeitschrift Naturverbunden.info in Händen halten könnt.<br />
Nun ist es für uns an der Zeit, allen zu danken, <strong>die</strong> uns mit Beiträgen, fachlicher<br />
Beratung oder Anzeigen unterstützt und somit <strong>zum</strong> Gelingen der Zeitschrift<br />
beigetragen haben.<br />
Wir sind überrascht, wieviel Resonanz unsere Arbeit hervorgerufen hat. Eine<br />
Reihe interessanter und wertvoller Begegnungen mit Menschen aus Waldeck-<br />
Frankenberg hat <strong>die</strong>sen Weg gesäumt. Gemeinsam haben wir viele Schätze<br />
gehoben, zusammen werden wir weiter auf <strong>die</strong> Suche gehen.<br />
Abschließend möchten wir noch einmal daran erinnern, dass Ihr Euch jederzeit<br />
mit einem Artikel, einem Rezept, einer Information, einem Gesprächsinteresse,<br />
einem Abonnement oder einer Anzeige an Natuverbunden.info beteiligen könnt.<br />
Unter dem Motto „denke global, handle lokal“ wünschen wir Euch ein gesundes<br />
und erfolgreiches Jahr 2012, ganz im Einklang mit der Natur.<br />
Verpasse jetzt keine Ausgabe mehr!<br />
Naturverbunden.info<br />
Die Zeitschrift kommt direkt zu Dir nach Hause!<br />
Abo-Kontakt:<br />
Tel.: 05635 992577<br />
E-Mail: info@naturverbunden.info<br />
Es gelten unsere AGB.
Der Vogel des Jahres 2012<br />
Die Dohle<br />
(Coloeus monedula)<br />
von Michael Wimbauer<br />
Die Dohle – Ein intelligenter<br />
Vogel mit einem ehemaligen<br />
Imageproblem und heutigem<br />
Platzproblem – wird immer seltener.<br />
Deshalb wurde sie vom<br />
NABU und dessen bayrischem<br />
Partner LBV, dem Landesbund<br />
für Vogelschutz, <strong>zum</strong> Vogel<br />
des Jahres 2012 gewählt. Viele<br />
fragen sich sicherlich: Wer ist<br />
<strong>die</strong> Dohle, wo kommt sie vor,<br />
was hatte sie für ein Imageproblem<br />
und warum wird sie seltener?<br />
Der folgende Text soll <strong>die</strong>se<br />
Fragen beantworten.<br />
Beschreibung:<br />
Das Gefieder der Dohle ist<br />
schwärzlich mit einem grauen<br />
Nacken gefärbt. Die Augen sind<br />
grauweiß. Beide Geschlechter<br />
sind gleich gefärbt. Der Schnabel<br />
der Dohle ist deutlich kleiner<br />
als der von Raben-, Nebel- oder<br />
Saatkrähen. Auch im Flug kann<br />
man <strong>die</strong> Dohle von den Krähen<br />
deutlich anhand der schnelleren,<br />
tieferen Flügelschläge unterscheiden.<br />
Die Flügel wirken<br />
im Flug proportional etwas länger<br />
und schlanker und der Hals<br />
wirkt etwas dicker und kürzer.<br />
Ein Schwarm Dohlen fliegt meist<br />
enger zusammen als ein Krähenschwarm.<br />
Am Boden schreitet<br />
<strong>die</strong> Dohle recht flott in aufrechter<br />
Haltung umher.<br />
Es gibt drei Unterarten der Dohle:<br />
Die Vögel der Unterart monedula<br />
stammen aus Osteuropa. Sie<br />
sind insgesamt heller gefärbt als<br />
unsere mittel- und westeuropäische<br />
Unterart spermologus. Dann<br />
gibt es noch <strong>die</strong> nordeuropäische<br />
Unterart soemmeriingii, <strong>die</strong> Halsbanddohle.<br />
Diese wird so genannt,<br />
da sie weiße Halsseiten-<br />
flecke hat, <strong>die</strong> wie ein Halsband<br />
erscheinen.<br />
Die Dohle brütet häufig in unmittelbarer<br />
Menschennähe. Höhlungen<br />
an Gebäuden, vor allem an<br />
Kirchen, aber auch in Parks und<br />
Laubwäldern mit alten Bäumen<br />
<strong>die</strong>nen als Brutplätze. Die Paare<br />
leben in Dauerehe. Generell ist<br />
<strong>die</strong> Dohle sehr gesellig. Häufig<br />
findet man Brutkolonien vor,<br />
aber auch außerhalb der Brutzeit<br />
sind große Dohlenschwärme zu<br />
beobachten, <strong>die</strong> große Schlafplätze<br />
nutzen. Während <strong>die</strong> Vögel<br />
der Unterart spermologus Standvögel<br />
sind, erscheinen im Winter<br />
Angehörige der nord- und der<br />
osteuropäischen Population als<br />
Wintergäste bei uns.<br />
Der häufigste Ruf, den man von<br />
der Dohle hört, ein plötzlich einsetzendes<br />
hartes „kjack!“. An<br />
Gemeinschaftsschlafplätzen hört<br />
man, kurz bevor <strong>die</strong> Vögel zur<br />
Ruhe kommen, vielstimmige<br />
Chöre aus „kja“-Rufen (SVENS-<br />
SON u. a. 2011).<br />
Verbreitung in<br />
Waldeck-Frankenberg:<br />
Die Dohle kommt im gesamten<br />
Kreisgebiet als Brutvogel vor. In<br />
den letzten zehn Jahren (2001-<br />
2010) wurden bei größeren, aber<br />
schwer einzuschätzenden Erfassungslücken<br />
durchschnittlich<br />
pro Jahr ca. 52 bis 55 Bruten bzw.<br />
Bruthinweise gemeldet. Davon<br />
wurden durchschnittlich rund<br />
23 bis 24 Bruten bzw. Bruthinweise<br />
an Gebäuden und 29 bis<br />
31 Bruten bzw. Bruthinweise im<br />
Wald registriert. Trotz der höheren<br />
Zahl der Waldbrüter dürfte<br />
es aber noch eine deutlich höhere<br />
Dunkelziffer geben, <strong>die</strong> bisher<br />
noch nicht bekannt ist.<br />
Der Vogel des Jahres 2012<br />
Michael HOFFMANN (Rosenthal)<br />
beringt nestjunge Dohlen<br />
im Kreisgebiet. Bei mittlerweile<br />
über 700 beringten Vögeln<br />
konnte drei Mal nachgewiesen<br />
werden, dass im Wald erbrütete<br />
Dohlen an Gebäuden nisteten.<br />
Der hessische Brutbestand, der<br />
im Rahmen der ADEBAR-Kartierung<br />
zwischen 2005 und 2009<br />
ermittelt wurde, liegt bei 2.500<br />
bis 3.000 Revieren (STÜBING u.<br />
a. 2010).<br />
In Bad Arolsen gibt es einen<br />
großen Schlafplatz, an dem bis<br />
zu 440 Dohlen zusammenkommen<br />
(BERGMANN 2009). In den<br />
Rheinauen bei Wiesbaden existiert<br />
ein Schlafplatz, an dem bis<br />
zu 3.750 Dohlen übernachten,<br />
bei Marburg-Richtersberg wurden<br />
900 und bei Treysa 500 Tiere<br />
gezählt. (SCHLOTE 1996).<br />
Bestandsentwicklung:<br />
Bei der Dohle gab es starke Bestandsschwankungen.<br />
In den<br />
Nachkriegsjahren konnte sie<br />
sich vor allem in den bombar<strong>die</strong>rten<br />
Städten ausbreiten, weil<br />
sie genug Nistplätze fand. Seit<br />
den 1960er Jahren war ihr Bestand<br />
wieder rückläufig, weil<br />
viele Häuser renoviert und isoliert<br />
wurden. Im Kampf gegen<br />
<strong>die</strong> Straßentaube wurden Brutnischen,<br />
Kirchtürme und Kamine<br />
verschlossen, was auch negative<br />
Auswirkungen auf <strong>die</strong> Dohle<br />
hatte (www.NABU.de).<br />
Ein Beispiel aus Waldeck-Frankenberg<br />
verdeutlicht <strong>die</strong>s. In<br />
den 50er Jahren des vorigen<br />
Jahrhunderts gab es in Bad Wildungen<br />
noch zahlreiche Dohlen.<br />
Zwei größere Kolonien gab es<br />
in der Stadtkirche und in den<br />
umliegenden Fachwerkhäusern<br />
4 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
5<br />
NABU/F. Derer
Der Vogel des Jahres 2012<br />
und am Schloss Friedrichstein.<br />
Daneben <strong>die</strong>nte auch ein Bunker<br />
aus dem Zweiten Weltkrieg<br />
für einige Dohlen als Brutplatz.<br />
Dem Verschwinden der Dohle<br />
trug ausschließlich der Mensch<br />
zu. So wurden alle Öffnungen<br />
im Kirchturm verschlossen und<br />
<strong>die</strong> Dohle somit aus ihrer langjährigen<br />
Kolonie verbannt. Der<br />
Dohlenbestand nahm durch solche<br />
Maßnahmen rapide ab und<br />
erlosch schließlich 1976. Bis heute<br />
gab es keine Dohlenbrut mehr<br />
im Bereich der historischen<br />
Vorkommen in der Badestadt<br />
(SCHOOF 1977).<br />
Gefährdung und Schutz:<br />
Das Umland der Städte verändert<br />
sich sehr stark. Im Bereich<br />
der Stadtränder werden immer<br />
häufiger Wiesen, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Dohle<br />
zur Nahrungssuche wichtig<br />
sind, als Bauplatz für Baumärkte<br />
und Parkplätze genutzt. Auch<br />
für monotone Mais- und Rapsfelder<br />
werden Wiesen umgebrochen.<br />
Durch <strong>die</strong> konventionelle<br />
Landwirtschaft werden ganze<br />
Feldfluren von ihren artenreichen<br />
Feldgehözen, Hecken und<br />
Feldrainen „bereinigt“. Agrarreformen<br />
„verschlingen“ wertvolle<br />
Brachen. Außerdem verringert<br />
der Einsatz von Pestiziden,<br />
Beizmitteln oder Insektiziden<br />
das Nahrungsangebot dramatisch.<br />
Die Überlebenschance für<br />
<strong>die</strong> Dohlen sinkt unter solchen<br />
Verhältnissen drastisch (www.<br />
NABU.de).<br />
Die Dohle als<br />
Unglücksbringer:<br />
Wie fast alle Rabenvögel galt<br />
auch <strong>die</strong> Dohle im Mittelalter als<br />
Unglücksbringer. Man sagte ihr<br />
nach, dass sie Krankheiten wie<br />
<strong>die</strong> Pest oder den Tod bringe.<br />
Auf mittelalterlichen Abbildungen<br />
wurde <strong>die</strong> Dohle häufig zusammen<br />
mit Hexen dargestellt.<br />
Erst Konrad Lorenz (*1903,<br />
†1989), der bekannte österreichische<br />
Zoologe, der sich mit dem<br />
Verhalten von Tieren beschäftige,<br />
konnte der Dohle ein positiveres<br />
Image verleihen, als er<br />
seine Untersuchungsergebnisse<br />
über <strong>die</strong> Lernfähigkeit und Intelligenz<br />
der Dohle veröffentlichte.<br />
Geschichten über seine frei<br />
fliegenden Dohlen, in denen er<br />
das hoch organisierte Sozialleben<br />
der Dohle verdeutlichte, beeindruckten<br />
seine Leser (www.<br />
NABU.de).<br />
Wie kamen <strong>die</strong> Krankheiten, wie <strong>die</strong> Heilmittel in <strong>die</strong> Welt?<br />
Die östlichen Waldlandindianer erzählen dazu fol gende Geschichte:<br />
Einst gab es weder Hunger <strong>die</strong> Hunde blieben der Versamm- würde. Da mit waren aber <strong>die</strong><br />
noch Krankheit. Die Menlung fern, sie mochten <strong>die</strong> Men- anderen Ratsmitglieder nicht<br />
Der NABU Kreisverband bittet<br />
darum alle, <strong>die</strong> ein Brutvorkommen<br />
der Dohle kennen, im<br />
Internet unter www.NABU-<br />
Waldeck-Frankenberg.de oder<br />
unter www.Natur-Hessen.de zu<br />
melden.<br />
In <strong>die</strong>sem Sinne wünscht Ihnen<br />
der NABU Kreisverband ein frohes<br />
Weihnachtsfest und einen<br />
guten Rutsch in das Jahr 2012!<br />
schen lebten glücklich. Die<br />
Tiergeister schenkten den<br />
Jägern Wild und <strong>die</strong> Frauen<br />
sammelten Wildgemüse,<br />
Wurzeln, süße Beeren und<br />
Nüsse. Aber im Laufe der<br />
Zeit wurden <strong>die</strong> Menschen<br />
achtlos und undank bar. Sie<br />
jagten mehr als sie brauchten.<br />
Sie schlachteten gan ze Herden<br />
ab und <strong>die</strong> kleinen Tiere,<br />
<strong>die</strong> Käfer und Amei sen, zerschen,<br />
halfen ihnen beim Jagen und<br />
bekamen dafür Knochen und Kot<br />
zu fressen und im Winter manchmal<br />
einen warmen Platz <strong>zum</strong> Schlafen.<br />
Die Tiere drängten darauf, <strong>die</strong> Menschen<br />
zu strafen. Da aber keiner von<br />
ihnen mit Pfeil und Bogen oder mit<br />
dem Kriegsbeil umzugehen wußte,<br />
entschieden sie sich für <strong>die</strong> Zauberei.<br />
Die Hirsche wollten den Jägern,<br />
<strong>die</strong> sich für das erlegte Wild nicht<br />
bedankten, Rheuma in <strong>die</strong> Glieder<br />
einver standen, also mußten<br />
<strong>die</strong> Insekten, deren Anführer<br />
ein Madenwurm war, <strong>die</strong>sen<br />
Entschluß zurücknehmen.<br />
Zum Glück waren <strong>die</strong> Pflanzen<br />
den Menschen wohlgesinnt.<br />
Sie freuten sich, wenn<br />
<strong>die</strong>se ihre Blüten bewunderten,<br />
wenn ihnen <strong>die</strong> saftigen<br />
Beeren schmeckten und<br />
wenn sie für <strong>die</strong> Bäume<br />
schöne Lieder sangen. So<br />
trampelten sie rücksichtslos. zau bern. Die Schlangen und Lur- kamen sie über ein, den Men-<br />
Auch nahmen sich <strong>die</strong> Menche entschieden sich, den Menschen schen zu helfen, sie würden<br />
Verfasser:<br />
schen nicht mehr <strong>die</strong> Zeit, mit<br />
den Tieren zu reden oder sie<br />
schreckliche Alpträume zu schicken.<br />
Die Vögel wollten sie in den Wahn-<br />
ihnen Heilmittel gegen <strong>die</strong><br />
Krankheiten geben. Nur<br />
Michael Wimbauer, Löhlbacher<br />
Straße 1, 34537 Bad Wildungen<br />
Michael-Wimbauer@NABU-<br />
Waldeck-Frankenberg.de<br />
gar freundlich zu grüßen.<br />
So konnte es nicht mehr weitergehen!<br />
Alle Tiere versammelten<br />
sich in einer Höhle<br />
tief im Berg unter dem Vorsinn<br />
treiben. Der Specht wollte den<br />
Frevlern pochende Kopfschmerzen<br />
schicken. Und <strong>die</strong> Käfer und Insekten,<br />
<strong>die</strong> am meisten gelitten hatten,<br />
dachten sich dermaßen schreckliche<br />
mußten <strong>die</strong> Menschen zu<br />
ihnen kommen und sie danach<br />
befragen. Sie mußten<br />
ihre Medizinleute, <strong>die</strong> mit<br />
den Pflanzen reden können,<br />
NABU/F. Derer<br />
sitz des alten Weißen Bären, Seuchen aus, daß <strong>die</strong> Menschheit zu ihnen schicken, wenn sie<br />
Quellennachweise Seite 35<br />
um zu beratschlagen. Nur ganz von der Erde verschwinden ihrer Hilfe bedurften.<br />
6 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
Quellennachweise Seite 35<br />
7
Das Erleben der Natur, das Erkennen<br />
von Pflanzen, der eigene<br />
Garten – und sei er noch so<br />
klein – <strong>die</strong>s alles gewinnt immer<br />
mehr an Bedeutung und weckt<br />
<strong>die</strong> Freude am einfachen Leben<br />
im Einklang mit der Natur. So ist<br />
es nicht verwunderlich, dass viele<br />
Menschen sich wieder auf <strong>die</strong><br />
Verwendung von Heilpflanzen<br />
besinnen. Der Umgang mit Heilpflanzen<br />
und allerlei Kräutern<br />
ist zweifellos faszinierend und<br />
wünschenswert, aber er erfordert<br />
ein gewisses Grundwissen<br />
und Verantwortung gegenüber<br />
Natur und Mensch. Das heißt,<br />
<strong>die</strong> Natur nicht auszubeuten, geschützte<br />
Pflanzen stehen zu lassen<br />
und daran zu denken, dass<br />
auch Pflanzen Nebenwirkungen<br />
haben können sowie Inhaltsstoffe,<br />
<strong>die</strong> dem Menschen schaden.<br />
Vor Tausenden von Jahren war<br />
der Mensch fast völlig von Pflanzen<br />
abhängig, sowohl bei Krankheiten,<br />
als auch bei der Beschaffung<br />
von Nahrung.<br />
Die Schulmedizin hat in den<br />
vergangenen Jahrzehnten <strong>zum</strong><br />
Glück gewaltige Fortschritte gemacht,<br />
und daher<br />
sollte bei ernsthaf-<br />
ten Krankheiten der<br />
Arzt zurate gezogen<br />
werden. Die Phytotherapie<br />
kann eine<br />
ausgezeichnete Unterstützung<br />
bei der<br />
Behandlung von<br />
chronischen Krankheiten<br />
sein. In der<br />
Regel nutzt man jedoch Heilpflanzen<br />
bei Befindlichkeiten,<br />
aber auch <strong>hier</strong> wird der Rat des<br />
Arztes oder erfahrenen Pflanzenheilkundlers<br />
oft unumgänglich.<br />
Gar leicht werden Indikationen<br />
verwechselt oder falsch interpretiert.<br />
Das ist meist kein Problem,<br />
nur bringt <strong>die</strong> Pflanze dann nicht<br />
Vor Tausenden von Jahren war der Mensch fast völlig von Pflanzen abhängig<br />
Ein kleiner Einblick in <strong>die</strong> Geschichte der<br />
Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)<br />
von Hiltrud Evers, Vöhl<br />
Vor Tausenden<br />
von Jahren war<br />
der Mensch fast<br />
völlig von Pflanzen<br />
abhängig<br />
den gewünschten Erfolg.<br />
Pflanzen sind eine eigene Welt.<br />
Wir begegnen ihnen nicht nur<br />
in der Heilkunde, sondern auch<br />
in den Mythen fast aller Völker<br />
<strong>die</strong>ser Erde, besonders aber in<br />
der germanischen und griechischen<br />
Mythologie. Da sind <strong>zum</strong><br />
Beispiel <strong>die</strong> Welt-Esche Yggdrasil,<br />
in deren Wipfelwald <strong>die</strong> Ziege<br />
Heidrun weidet und allen<br />
Asen ihre Milch spendet, oder<br />
<strong>die</strong> Mistel, welche unschuldig<br />
schuldig wurde und Baldur den<br />
Tod brachte, oder Donar, der<br />
Donnergott und Schirmherr der<br />
Bauern, der mit zwei Widdern<br />
durch <strong>die</strong> Wolken jagte, um den<br />
Pflanzen den ersehnten Regen<br />
zu bringen.<br />
Unzählige Pflanzennamen kommen<br />
aus dem Griechischen und<br />
der griechischen Mythologie. Die<br />
Schafgarbe – Achillea millefolium<br />
– bekam ihren Namen vom<br />
griechischen Helden Achilleas,<br />
der seine Wunden mit Schafgarbe<br />
behandelte. Oder der Löwenzahn,<br />
der einmal Leontodon<br />
taraxacum hieß. Da er aber eine<br />
seit Jahrhunderten viel genutzte<br />
Heilpflanze ist, gebührte<br />
ihm das Epi-<br />
theton „officinale“,<br />
und so heißt er heute<br />
Taraxacum officinale.<br />
Sein Verwandter,<br />
der Herbstlöwenzahn,<br />
hat den<br />
Namen Leontodon<br />
behalten und bekam<br />
das Epitheton „autumnalis“.<br />
Die Flockenblume<br />
Centaurea erhielt ihren Namen<br />
vom Kentaur Chiron. Das sind<br />
nur ein paar Beispiele.<br />
Über Jahrtausende entwickelten<br />
sich <strong>die</strong> pflanzenheilkundlichen<br />
Richtungen unserer Erde mit unterschiedlichen<br />
Erklärungen für<br />
<strong>die</strong> Ursache von Krankheiten.<br />
Die europäische Pflanzenheilkunde<br />
manifestierte sich über<br />
frühe Auffassungen berühmter<br />
griechischer Ärzte und Philosophen<br />
der Antike. Der griechische<br />
Arzt Dioskorides verfasste im 1.<br />
Jahrhundert das erste europäische<br />
Pflanzenheilbuch, <strong>die</strong> „Materia<br />
medica“, mit einer Beschreibung<br />
von rund 600 Pflanzen.<br />
Schließlich entwickelte sich in<br />
Europa <strong>die</strong> Theorie der vier Körpersäfte,<br />
das Modell der Humoralpathologie.<br />
Diese Lehre geht<br />
auf Galen von Pergamon (131 -<br />
201), den Leibarzt des römischen<br />
Kaisers Marc Aurel, zurück.<br />
Nach Galens Auffassung gibt<br />
es im menschlichen Körper vier<br />
Kardinalsäfte: Blut, gelbe Galle,<br />
schwarze Galle und Schleim, <strong>die</strong><br />
beim gesunden Menschen stets<br />
zu gleichen Teilen vorhanden<br />
sein sollten. Waren sie es nicht,<br />
war es Aufgabe des Arztes, zu<br />
diagnostizieren, welche Säfte<br />
ungleich waren, und <strong>die</strong>se mit<br />
entsprechenden Heilpflanzen zu<br />
behandeln. Galen orientierte sich<br />
stark an den Lehren von Hippokrates<br />
(460 - 375 v. Chr.) und<br />
Aristoteles (384 - 322 v. Chr.).<br />
Wieder begegnet uns <strong>die</strong> Zahl<br />
4, denn Hippokrates teilte <strong>die</strong><br />
Heilpflanzen entsprechend den<br />
vier Elementen der Welt – Feuer,<br />
Wasser, Luft und Erde – in solche<br />
mit heißen, trockenen, kalten<br />
und feuchten Eigenschaften ein.<br />
Die Zahl 4 hat eine kultische Bedeutung:<br />
4 Jahreszeiten, 4 Himmelsrichtungen<br />
und 444 Verse<br />
des Gartengedichtes Walahfrid<br />
Strabos. Man muss ihn im Zu-<br />
sammenhang mit Pflanzen einfach<br />
erwähnen, denn sein liebevoller<br />
Umgang mit Garten- und<br />
Heilpflanzen, seine poetischen<br />
Verse, mit denen er seinen Garten,<br />
den Hortulus, beschreibt,<br />
sind beispiellos. Er wurde um<br />
8 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
9
Der Löwenzahn<br />
808 geboren und war der Abt<br />
der Reichenau. Seine Pflanzen<br />
beschreibt er meist paarweise:<br />
Flaschenkürbis und Erle – Ranke<br />
und Stütze, Salbei und Raute<br />
oder in der Schlussstrophe Rose<br />
und Lilie. An <strong>die</strong>ser ungeheuren<br />
Vielfalt der Gartenpflanzen war<br />
sicherlich auch Kaiser Karl der<br />
Große schuld, der seinen geistlichen<br />
und weltlichen Untertanen<br />
vorschrieb, was sie anzupflanzen<br />
hatten.<br />
So entwickelte sich <strong>die</strong> Heilpflanzenkunde<br />
immer weiter,<br />
mal <strong>zum</strong> Guten, aber auch <strong>zum</strong><br />
Schlechten.<br />
Galens Schriften prägten rund<br />
400 Jahre lang <strong>die</strong> europäische<br />
Medizin, doch im Mittelalter änderten<br />
sich <strong>die</strong> Methoden. Statt<br />
Heilpflanzen zu benutzen, behandelten<br />
<strong>die</strong> Ärzte ihre Patienten<br />
durch Aderlass und Abführmittel<br />
wie Quecksilber oder mit<br />
dem berühmt-berüchtigten Kalomel<br />
(Quecksilberchlorid) und<br />
brachten damit <strong>die</strong> Menschen<br />
reihenweise um. Erst der legendäre<br />
Paracelsus (Theophrastus<br />
Bombastus von Hohenheim war<br />
sein Geburtsname) brachte <strong>die</strong><br />
Wende, denn er lehnte <strong>die</strong> galenische<br />
Theorie ab – zugunsten<br />
eines umfassenden Wissens über<br />
<strong>die</strong> Natur, medizinischer Kenntnisse,<br />
Chemie und Homöopathie.<br />
Aber <strong>die</strong> vier Elemente Feuer,<br />
Wasser, Luft, Erde, haben nichts<br />
von ihrer Bedeutung verloren.<br />
Ohne sie könnten Menschen,<br />
Tiere und Pflanzen nicht leben.<br />
Früher einmal war das dörfliche<br />
Bild von einer Vielzahl unterschiedlicher<br />
Ruderalpflanzen<br />
geprägt. Nur wenig ist davon<br />
übrig geblieben.<br />
Der Wertbegriff „Ordnung“ spiegelt<br />
sich in großen versiegelten<br />
Flächen wider, denn alles soll<br />
pflegeleicht sein. Bäume werden<br />
kurz und bündig abgesägt, weil<br />
sie Äste und Blätter zu Boden<br />
fallen lassen. Wie schön ist aber<br />
doch ein herbstlicher „Raschelspaziergang“<br />
durch das bunte<br />
Blätterwerk! Zum Glück lassen<br />
sich viele Pflanzen nicht davon<br />
abhalten, selbst durch <strong>die</strong> kleins-<br />
te und härteste versiegelte Fläche<br />
ans Licht zu wachsen. Vier<br />
besonders bewundernswerte<br />
Geschöpfe, <strong>die</strong> zugleich hervorragende<br />
Heilpflanzen sind, werden<br />
nun kurz vorgestellt:<br />
Der Löwenzahn – Taraxacum<br />
officinale<br />
Diese Gattung ist mit rund 400<br />
bislang nachgewiesenen Sippen<br />
<strong>die</strong> artenreichste Gattung<br />
der deutschen Flora. Aber den<br />
Sammler interessieren <strong>die</strong> Wiesen-Löwenzähne,<br />
<strong>die</strong> allerdings<br />
auch aus einer Vielzahl von Arten<br />
bestehen. Doch keine Angst,<br />
wenn im Frühling alle Wiesen<br />
mit den leuchtenden „Sonnen“<br />
der Löwenzähne übersät sind,<br />
darf gesammelt werden. Natürlich<br />
nur fern der Straßen auf<br />
ungedüngten Wiesen! Der Löwenzahn<br />
ist eine der mineralstoffreichsten<br />
Heilpflanzen. Er<br />
ist <strong>die</strong> typische Pflanze zur entgiftenden<br />
Frühjahrskur, sowohl<br />
als Tee als auch <strong>zum</strong> Essen. Zarte<br />
Blätter ergeben einen köstlichen<br />
Salat, <strong>die</strong> Knospen, kurz in Butter<br />
gebraten, sind eine Delikatesse<br />
und aus den Blüten lassen sich<br />
Sirup oder Gelee herstellen. Die<br />
Wurzeln sind wieder das Heilmittel<br />
und gehören in den Tee.<br />
Der Wegerich<br />
Drei Arten wachsen flächendeckend<br />
in unserer Region:<br />
der Spitzwegerich – Plantago<br />
lanzeolata,<br />
der Breitwegerich – Plantago<br />
major (<strong>die</strong>se beiden Arten sind<br />
Heilpflanzen)<br />
und der Mittlere Wegerich –<br />
Plantago media.<br />
Die Wegerich-Arten sind hilfreich<br />
bei Atemwegserkrankungen<br />
wie Husten und Asthma, da<br />
sie Schleimstoffe enthalten. Wegerichblätter<br />
sind <strong>die</strong> Erste Hilfe<br />
bei Insektenstichen und -bissen,<br />
da sie Gerbstoffe enthalten. Die<br />
Blätter finden auch Verwendung<br />
als Tee und in der Küche<br />
als Gemüse, Suppe, Salat, oft<br />
mit anderen Frühlingskräutern<br />
gemischt. Der Breitwegerich hat<br />
einen besonderen Trick, um seinen<br />
Fortbestand zu sichern: Bei<br />
Nässe setzt er Schleimstoffe frei,<br />
<strong>die</strong> seine Samen an den Schuhen<br />
der Menschen, den Hufen und<br />
Fellen der Tiere festkleben lassen.<br />
So verbreitet er sich ungehindert.<br />
Die Brennnessel – Urtica dioica<br />
Die Kleine Brennnessel – Urtica<br />
urens<br />
Die Brennnessel ist <strong>die</strong> typischste<br />
aller Ruderalpflanzen. Sie<br />
folgt dem Menschen auf Schritt<br />
und Tritt! Sie enthält viele Mineralstoffe<br />
wie der Löwenzahn:<br />
Vitamin C, Eisen und Kieselsäure.<br />
Sie ist ebenfalls eine Pflanze<br />
zur entgiftenden Frühjahrskur.<br />
In allen Notzeiten stand sie dem<br />
Menschen hilfreich zur Seite –<br />
als Heilpflanze, als Nahrung und<br />
sogar als Stoff. Nesselstoff wird<br />
noch immer hergestellt und es<br />
gibt ihn auch in unserer Kreisstadt<br />
zu kaufen. Außerdem sind<br />
<strong>die</strong> Raupen unzähliger Schmetterlingsarten<br />
auf <strong>die</strong> Brennnessel<br />
als Futterpflanze angewiesen.<br />
Für den Garten liefert <strong>die</strong> Brennnessel<br />
einen <strong>kostenlos</strong>en Dün-<br />
Das Hirtentäschel<br />
Vor Tausenden von Jahren war der Mensch fast völlig von Pflanzen abhängig<br />
ger. In Schleswig-Holstein wusste<br />
man sie zu schätzen und hat<br />
sie im Landeswappen verewigt.<br />
Das Hirtentäschel – Capsella<br />
bursa-pastoris<br />
Zu den häufigsten und gewöhnlichsten<br />
„Unkräutern“ unserer<br />
Flora gehört das Hirtentäschel.<br />
Das Wort „Unkraut“ ist durchaus<br />
nicht abwertend, es soll nur<br />
<strong>die</strong> Gewöhnlichkeit <strong>die</strong>ser, leider<br />
kaum beachteten Pflanze,<br />
ausdrücken. In Wirklichkeit ist<br />
das Hirtentäschel eine Heil- und<br />
Nahrungsmittelpflanze mit ganz<br />
besonderen Eigenschaften. Es<br />
wirkt innerlich und äußerlich<br />
blutstillend. Die Pflanze enthält<br />
größere Mengen Kaliumsalze<br />
und das Flavonoid Rutin. Es hat<br />
desinfizierende Eigenschaften<br />
und hilft bei Nasenbluten, sogar<br />
Blasenentzündung, bis zu Blut<br />
im Harn. Als im 1. Weltkrieg<br />
<strong>die</strong> blutstillenden Mittel – Kanadische<br />
Gelbwurzel (Hydrastis<br />
canadensis) und Mutterkorn<br />
(Clariceps purpurea) – nicht<br />
mehr verfügbar waren, musste<br />
Die Brennnessel<br />
das Hirtentäschel herhalten. Als<br />
Nahrungspflanze ist es seit 6.000<br />
Jahren v. Chr. in Gebrauch. Samen<br />
fand man bei Ausgrabungen<br />
in Çatal Hüyük im heutigen<br />
Anatolien und Samen waren im<br />
Magen des Tollund-Mannes, einer<br />
Moorleiche, der ungefähr<br />
200 v. Chr. im Moor ums Leben<br />
kam.<br />
Das Hirtentäschel gehört zu den<br />
Pflanzen, <strong>die</strong> nachweislich schon<br />
vor Tausenden von Jahren genutzt<br />
wurden. Es wächst ganzjährig<br />
auf Wiesen und Weiden,<br />
buchstäblich den Pferden unter<br />
den Hufen hervor. Es kann im<br />
Frühling als Salat gegessen werden<br />
und <strong>die</strong> Samen der kleinen<br />
Schötchen schmecken nussartig.<br />
Für Singvögel sind sie ein begehrtes<br />
Futter.<br />
Der nächste Frühling kommt bestimmt<br />
und weckt <strong>die</strong> Lust <strong>zum</strong><br />
Kräutersammeln. Aber das geht<br />
nur, wenn man den Pflanzen<br />
auch ein wenig Platz im Garten<br />
und in der Umgebung zugesteht.<br />
Quellennachweise Seite 35<br />
10 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
11
Die Stechpalme, alias Holly<br />
der wahre Baum der geweihten Nächte<br />
Andy Gheorghiu für Naturverbunden.info<br />
Etwas vorweg<br />
„Warum um Himmels Willen<br />
wird ausgerechnet <strong>die</strong> Stechpalme<br />
in der Ausgabe kurz vor<br />
Heilig Abend so viel Platz in Natuverbunden.info<br />
gewidmet?“,<br />
mag sich <strong>die</strong> eine oder der andere<br />
in <strong>die</strong>sem Moment fragen? Nun,<br />
weil <strong>die</strong> Stechpalme eine sehr<br />
innige Beziehung zu <strong>die</strong>ser Jahreszeit<br />
und den sie umgebenden<br />
Ritualen im Besonderen pflegt.<br />
Eine Beziehung, der man erst<br />
auf <strong>die</strong> Schliche kommt, wenn<br />
man anfängt das, was man für<br />
selbstverständlich hält, weil es<br />
jeder um einen herum für selbstverständlich<br />
hält, näher und – so<br />
paradox es sich auch anhören<br />
mag – gleichzeitig distanziert zu<br />
betrachten.<br />
Um es bereits <strong>hier</strong> vorweg zu<br />
nehmen: Die Europäische Stechpalme,<br />
englisch Holly, lateinisch<br />
Ilex aquifolium, ist der wahre<br />
Weihnachtsbaum! Es ist aber<br />
leider so, dass <strong>die</strong> meisten von<br />
uns Riten vollführen und Glaubensansichten<br />
tra<strong>die</strong>ren, zu denen<br />
sie keinen Bezug mehr haben,<br />
noch sie adäquat erklären<br />
können. Der Schlüssel zu den<br />
Mythen, ihrer Symbolik und ihrem<br />
Wahrheitsgehalt ist vielen<br />
von uns abhandengekommen<br />
bzw. wurde uns abgenommen.<br />
Die mystische Philosophie des<br />
„Holly-Baumes“ – Hulst, Hülse,<br />
Hülle, Holle, Heilig<br />
Der lateinische Name Ilex wird<br />
auch für <strong>die</strong> Steineiche verwendet<br />
(Quercus ilex), <strong>die</strong> ein ähnliches<br />
Blätterwerk wie <strong>die</strong> Stechpalme<br />
aufweist und manchmal<br />
mit ihr verwechselt wird. Robert<br />
Graves z. B. weist in seinem<br />
bedeutenden Werk, <strong>die</strong> Weiße<br />
Göttin, darauf hin, dass das Jahr<br />
von zwei „heiligen Königen“,<br />
beherrscht wird, deren Zenit jeweils<br />
zur Zeit der Sommer- bzw.<br />
Wintersonnenwende erreicht<br />
wird. Diese beiden signifikanten<br />
Marker des Jahres stellen sowohl<br />
den Moment der absoluten Herr-<br />
Symbol für Leben und Tod in einem. Symbol für <strong>die</strong> Kontinuität und Gleichzeitigkeit des Seins<br />
von Geburt, Leben und Tod sind<br />
in den Zyklen der Pflanzenwelt<br />
besonders anschaulich. Wenn es<br />
also wieder gilt, umfassend zu<br />
verstehen, müssen wir versuchen,<br />
<strong>die</strong> Welt so zu sehen, wie<br />
sie sich den Alten präsentiert<br />
hat, nämlich als ein Phänomen,<br />
dass es zu erkunden und ganzheitlich<br />
zu erklären galt, also in<br />
einer Symbiose von Mythologie,<br />
Philosophie und Naturwissenschaft.<br />
Wir sind aber leider Gottes<br />
in der Selbstverständlichkeit<br />
aufgewachsen, dass <strong>die</strong> Dinge in<br />
<strong>die</strong>ser Welt <strong>die</strong> Namen tragen,<br />
<strong>die</strong> sie tragen. Wir hinterfragen<br />
selten, wie und warum es vielleicht<br />
zu <strong>die</strong>ser Namensgebung<br />
gekommen ist und welche Hinweise<br />
uns <strong>die</strong> Namen auf <strong>die</strong><br />
Natur und Symbolik des Benannten<br />
geben können. Dass das<br />
uns Umgebende und Durchdringende<br />
jedoch weiterhin ein magisches<br />
Phänomen ist, daran hat<br />
sich nichts geändert. Auch nicht<br />
daran, dass eine Hülle oder eine<br />
Hülse einen Kern enthält, der<br />
wiederum alle Informationen<br />
der entsprechenden Pflanze enthält.<br />
Von daher waren und sind<br />
Samen oder Kerne einer Pflanze<br />
etwas Besonderes, ein Phänomen<br />
des Lebens, das Hochachtung<br />
ver<strong>die</strong>nt, also als etwas<br />
Heiliges angesehen werden<br />
kann. Wir alle kennen solch umgangssprachlicheVerwendungen<br />
wie z. B. „den Samen säen“<br />
oder „den Kern erkunden“, <strong>die</strong><br />
sprachlich-symbolisch sich in<br />
der Aussage auf <strong>die</strong> Hoffnung<br />
des Weiterbestehens/der Weitergabe<br />
von etwas („Samen säen“)<br />
oder der Offenbarung von etwas<br />
Verborgen-Wahrhaftigem („Kern<br />
erkunden“) beziehen.<br />
Und selbst heutzutage ist uns <strong>die</strong><br />
Vorstellung nicht fremd, dass<br />
der menschliche Körper zuweilen<br />
als eine Art Hülle betrachtet<br />
wird, welche den wahren Kern<br />
des Menschen, nämlich <strong>die</strong>ses<br />
unwägbare Etwas, das wir Geist<br />
oder Seele nennen, beherbergt.<br />
Die Symbolik, welche dem zuvor<br />
gezeichneten Denkansatz zugrunde<br />
liegt, beruht ihrerseits auf<br />
dem, was <strong>hier</strong> mit „Maruschka-<br />
Prinzip“ definiert werden kann,<br />
also ein Sein, das von einem Sein<br />
umschlossen ist und letztendlich<br />
nichts anderes darstellt, als <strong>die</strong><br />
unbesiegbare Existenz (existentia<br />
invictus) im Ganzen. Genau<br />
<strong>die</strong>ses Immerwährende zeigt <strong>die</strong><br />
Stechpalme durch ihr Sein an.<br />
Ihr immergrünes Gewand und<br />
ihre Fruchtreife zu einer Zeit des<br />
Jahres, in der alles andere um<br />
sie herum abstirbt, symbolisiert<br />
Kontinuität und gibt Hoffnung<br />
auf den nächsten Frühling, also<br />
auf das Leben. Zugleich mahnen<br />
ihre giftigen scharlachroten Beeren<br />
in gewisser Art und Weise,<br />
dass der notwendige Umstand<br />
des Todes – bei aller berechtigter<br />
Hoffnung auf <strong>die</strong> Wiedergeburt<br />
der Welt – nicht vergessen werden<br />
darf.<br />
In vielen Orten Großbritanniens<br />
bedeutete das Verbrennen von<br />
„Holly“ den „Tod des Winters“. In<br />
Schottland wirft <strong>die</strong> „Cailleach“,<br />
das „Alte Weib“, jene, welche <strong>die</strong><br />
Wintermonate regiert, im Frühjahr<br />
ihren magischen Stab oder<br />
Hammer unter eine Stechpalme.<br />
Damit erkennt sie ihre Niederlage<br />
im Angesicht des wachsenden<br />
Lichtes an (und das ist der<br />
Grund, warum kein Gras unter<br />
den „Holly-Bäumen“ wächst).<br />
Die Zeit, in der „Holly“ aufgrund<br />
der hoffnungsvollen Paradoxität,<br />
<strong>die</strong> sie durch ihr Sein ausdrückt,<br />
ihre größte Wirkung entfaltet,<br />
ist eindeutig <strong>die</strong> Weihnachtszeit,<br />
<strong>die</strong> Zeit des Mittwinters, <strong>die</strong> dunkelste<br />
Zeit des Jahres. Auch wenn<br />
„Holly“ nicht mehr <strong>die</strong> zentrale<br />
Bedeutung des Weihnachtsbaumes<br />
einnimmt, so finden wir<br />
sie doch wieder im traditionellen<br />
Haus-Weihnachts-Schmuck<br />
Europas und Amerikas. Insbesondere<br />
in Großbritannien, wo<br />
<strong>die</strong> Tanne als Weihnachtsbaum<br />
erst im frühen 18. Jahrhundert<br />
durch das Haus Hannover eingeführt<br />
wurde, erfreut sich <strong>die</strong><br />
Stechpalme immer noch großer<br />
Beliebtheit zu Weihnachten. So<br />
wundert es nicht, dass auch <strong>die</strong><br />
meisten überlieferten bzw. noch<br />
existierenden Riten, in denen<br />
<strong>die</strong> Stechpalme eingesetzt wird,<br />
von den britischen Inseln und<br />
aus Irland stammen. Ihre Blätter<br />
und Beeren – dekoriert mit roten<br />
Bändern, Papierrosen, Äpfeln<br />
und Orangen – schmücken Hauseingänge<br />
und Türen innerhalb<br />
des Hauses, wobei das Haus<br />
nicht vor dem Heiligen Abend<br />
geschmückt werden darf. Man<br />
pflanzt aber auch grundsätzlich<br />
gerne eine Stechpalme nahe am<br />
Haus, denn sie soll böse Geister<br />
fernhalten und auch den Blitz<br />
abwehren.<br />
In Exmoor z. B. werden <strong>die</strong><br />
Weihnachtssänger „Holly-Reiter“<br />
genannt. Sie unternehmen<br />
am Heiligen Abend Touren von<br />
den entlegenen Farmen aus. Dabei<br />
führen sie Laternen mit sich,<br />
während ihre Kleider mit Zweigen<br />
der Stechpalme geschmückt<br />
sind und sie einen „Holly-Kranz“<br />
um ihre Hüte tragen. Nachdem<br />
sie das Haus gesegnet haben,<br />
werden sie mit Pennies, Keksen<br />
oder Cider entlohnt, erhalten<br />
also so eine Art Opfergabe im<br />
Gegenzug für <strong>die</strong> Segnung mit<br />
Fruchtbarkeit für das kommende<br />
Jahr.<br />
Robert Graves berichtet in „Die<br />
weiße Göttin“, dass am Morgen<br />
des Jul-Tages (das Jul-Fest ist ein<br />
nordeuropäisches Fest der Wintersonnenwende)<br />
als Erster ein<br />
finsterer Mann, Holly-Boy genannt,<br />
den Fuß über <strong>die</strong> Schwelle<br />
der Kirche setzen musste.<br />
Dabei wurden sorgfältige Vorbereitungen<br />
getroffen, um <strong>die</strong><br />
Frauen von ihm fernzuhalten.<br />
Einzig eine andere immergrüne<br />
Figur, Ivy-Girl genannt, konnte<br />
ihm gegenübertreten, und so<br />
entwickelte sich ein Jul-Brauch,<br />
bei dem „Stechpalmen-Junge“<br />
und „Efeu-Mädchen“ in einem<br />
Pfänderspiel miteinander wetteiferten<br />
und dabei – vorwiegend<br />
satirische – Lieder gegeneinander<br />
sangen.<br />
Hierzu passt, dass – ebenfalls<br />
in Großbritannien – ein Weihnachtslied<br />
überlebt hat, welches<br />
– in einer Art magischen Anrufung<br />
– heidnische und christliche<br />
Vorstellungen verbindet:<br />
The Holly and the Ivy<br />
The holly and the ivy,<br />
When they are both full grown<br />
Of all the trees that are in the wood<br />
The holly bears the crown<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
The holly bears a blossom<br />
As white as lily flower<br />
And Mary bore sweet Jesus Christ<br />
To be our sweet Saviour<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
The holly bears a berry<br />
As red as any blood<br />
And Mary bore sweet Jesus Christ<br />
To do poor sinners good<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
The holly bears a prickle<br />
As sharp as any thorn;<br />
And Mary bore sweet Jesus Christ<br />
On Christmas Day in the morn.<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
The holly bears a bark<br />
As bitter as any gall;<br />
And Mary bore sweet Jesus Christ<br />
For to redeem us all.<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
The holly and the ivy<br />
Now both are full well grown,<br />
Of all the trees that are in the wood,<br />
The holly bears the crown.<br />
O the rising of the sun<br />
And the running of the deer<br />
The playing of the merry organ<br />
Sweet singing of the choir<br />
Die Stechpalme und der Efeu<br />
Die Stechpalme und der Efeu<br />
wenn sie beide voll ausgewachsen sind<br />
von all den Bäumen, <strong>die</strong> im Wald sind,<br />
trägt <strong>die</strong> Stechpalme <strong>die</strong> Krone.<br />
Oh, <strong>die</strong> Auferstehung der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
süßes Singen des Chors.<br />
Die Stechpalme trägt (gebärt) eine Blüte,<br />
so weiß wie (<strong>die</strong>) Lilie(nblume)<br />
Und Maria gebar (den) süßen/lieblichen Jesus Christus,<br />
damit er unser süßer Erlöser sei.<br />
Oh, <strong>die</strong> Auferstehung der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
süßes Singen des Chors.<br />
Die Stechpalme trägt (gebärt) eine Beere,<br />
so rot wie jedes Blut.<br />
Und Maria gebar (den) süßen/lieblichen Jesus Christus,<br />
um armen Sündern Gutes zu tun.<br />
Oh, <strong>die</strong> Auferstehung der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
süßes Singen des Chors.<br />
Die Stechpalme trägt (gebärt) einen Stachel,<br />
so scharf wie jeder Dorn.<br />
Und Maria gebar (den) süßen/lieblichen Jesus Christus<br />
am Weihnachtstag in der Frühe (am Morgen).<br />
Oh, das Heranwachsen der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
(das) süße Singen des Chors.<br />
Die Stechpalme trägt (gebärt) eine Rinde,<br />
so bitter wie jede Galle.<br />
Und Maria gebar (den) süßen/lieblichen Jesus Christus,<br />
um uns alle zu erlösen.<br />
Oh, <strong>die</strong> Auferstehung der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
süßes Singen des Chors.<br />
Die Stechpalme und der Efeu<br />
sind nun beide voll ausgewachsen,<br />
von all den Bäumen, <strong>die</strong> im Wald sind,<br />
trägt <strong>die</strong> Stechpalme <strong>die</strong> Krone.<br />
Oh, <strong>die</strong> Auferstehung der Sonne<br />
und das Flüchten des Wildes (Hirsches),<br />
das Spielen des fröhlichen Instruments,<br />
süßes Singen des Chors.<br />
14 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
15
Auch nach Weihnachten hatte<br />
<strong>die</strong> Stechpalme – in früheren<br />
Zeiten <strong>zum</strong>indest – immer noch<br />
eine wichtige Rolle zu spielen.<br />
An Hogmanay, dem schottischen<br />
Neujahrsfest, peitschten<br />
sich Jungen in den Highlands<br />
gegenseitig mit den stachligen<br />
Zweigen der Stechpalme, denn<br />
jeder Tropfen Blut, der in <strong>die</strong>sem<br />
schmerzhaften Ritual „errungen“<br />
wurde, bedeutete ein Jahr<br />
guter Gesundheit und Wohlstand.<br />
Industriell bedingter Austausch<br />
des heiligen Baumes der geweihten<br />
Zeit<br />
Wenn aber doch „Holly“ nicht<br />
nur botanisch, sondern auch<br />
mystisch-religiös eine zentrale<br />
Rolle insbesondere um <strong>die</strong><br />
Weihnachtszeit spielt, warum<br />
ist ausgerechnet <strong>die</strong> Tanne der<br />
mittlerweile traditionelle „Weih-<br />
Nachts-Baum“, der Baum der<br />
geweihten Nacht? Dazu müssen<br />
wir kurz <strong>die</strong> Geschichte des<br />
Weihnachtsbaumes aufschlagen,<br />
dessen Aufstellung zur Weihnachtszeit<br />
für uns heutzutage<br />
wie <strong>die</strong> Selbstverständlichkeit<br />
des Morgens ist.<br />
Das Schmücken des Hauses<br />
mit immergrünen Blättern und<br />
Zweigen bzw. das Aufstellen eines<br />
Weihnachtsbaumes ist vorchristlichen<br />
Ursprungs.<br />
Der Brauch zur Aufstellung eines<br />
Baumes zur Weihnachtszeit ist –<br />
gemäß den meisten uns bislang<br />
zugänglichen Quellen – schriftlich<br />
seit dem 16. Jahrhundert<br />
belegt. Eine Urkunde aus dem<br />
Jahre 1539 belegt, dass im Straßburger<br />
Münster ein Weihnachtsbaum<br />
aufgestellt wurde. Ab<br />
Mitte des 18. Jahrhunderts werden<br />
<strong>die</strong> schriftlichen Hinweise<br />
auf den Weihnachtsbaum dann<br />
immer häufiger. Da jedoch damals<br />
Tannen- bzw. Fichtenbäume<br />
in Mitteleuropa eher selten<br />
waren (ja liebe Leute, <strong>die</strong> Welt<br />
war nicht immer so, wie sie jetzt<br />
ist), lesen wir, dass zunächst nur<br />
<strong>die</strong> oberen Gesellschaftsklassen<br />
sich das Privileg eines „ganzen“<br />
Weihnachtsbaums leisten konnten.<br />
Alle anderen mussten mit<br />
Zweigen für den Hausschmuck<br />
vorlieb nehmen. Im 19. Jahrhundert<br />
wurde der Brauch in der<br />
„noblen Gesellschaft“ letztendlich<br />
„salonfähig“ und verbreitete<br />
sich in den königlichen Häusern<br />
Europas bis in das ferne Russland.<br />
Es wurde ja schon darauf<br />
hingewiesen, dass dem Haus<br />
Hannover nachgesagt wird, den<br />
Weihnachtsbaum in <strong>die</strong> Royal<br />
Family eingeführt<br />
zu haben. In einer<br />
parallelen Entwicklung<br />
wurden ab der<br />
zweiten Hälfte des<br />
19ten Jahrhunderts<br />
vermehrt Tannen-<br />
und Fichtenwälder<br />
in Europa angelegt,<br />
sodass der Bedarf<br />
der Stadtbevölkerung<br />
nunmehr auch<br />
gestillt werden konnte. Von da<br />
an stand – <strong>zum</strong>indest bis heute<br />
– dem „Siegeszug“ der Tanne/Fichte<br />
als Weihnachtsbaum<br />
nichts mehr im Weg.<br />
Dass <strong>die</strong> Tanne als immergrüner<br />
Baum in einer Zeit, in der alle anderen<br />
Bäume ihre Blätter fallen<br />
lassen, ein hoffnungsvolles Symbol<br />
für den Bestand des Lebens<br />
und der Wiedergeburtsfähigkeit<br />
der Natur ist, macht zunächst<br />
Sinn. Dennoch bleibt <strong>die</strong> Frage:<br />
Ist <strong>die</strong> Tanne wirklich der richtige<br />
Baum?<br />
Nein. Sie ist nur ein billiger Ersatz.<br />
Wie so vieles <strong>die</strong>ser Tage.<br />
Deshalb müssen wir sie ja erst<br />
mal schmücken, um sie zu einem<br />
heiligen Baum der geweihten<br />
Zeit zu machen. Wenn wir uns<br />
einen traditionell geschmückten<br />
Weihnachtsbaum betrachten, das<br />
heißt Silberschleifen, rote Kugeln<br />
und Stern, dann sollte uns<br />
eigentlich schon ein Licht aufgehen.<br />
Der Stern symbolisiert den<br />
Stern von Bethlehem, <strong>die</strong> Venus,<br />
der besonders hell wirkende<br />
Funke am Himmel, welcher der<br />
Sonne folgt und sie „neu entzündet“.<br />
Es ist jener Stern, der das<br />
Aufkommen eines neuen Königs<br />
ankündigt, namentlich Baby Jesus,<br />
symbolisch für das Licht der<br />
Sonne, <strong>die</strong> zu Mittwinter „neugeboren“<br />
wird und ab da ihren<br />
Symbol für Leben<br />
und Tod in einem.<br />
Symbol für <strong>die</strong><br />
Kontinuität und<br />
Gleichzeitigkeit des<br />
Seins<br />
erneuten Siegeszug im Jahr antritt.<br />
Das silberne Lametta symbolisiert<br />
natürlich den Schnee<br />
und Frost zu <strong>die</strong>ser Jahreszeit.<br />
So weit so gut. Aber was <strong>zum</strong><br />
Teufel sollen <strong>die</strong>se roten Kugeln?<br />
Na, habt ihr es schon erraten?<br />
Richtig. Beeren. Die scharlachroten<br />
Beeren des Holly-Baumes.<br />
Symbol für Leben und Tod in einem.<br />
Symbol für <strong>die</strong> Kontinuität<br />
und Gleichzeitigkeit<br />
des Seins. Symbol<br />
für den immerwährenden<br />
Kreislauf,<br />
akkumuliert im Erscheinungsbild<br />
des<br />
Holly-Baumes.<br />
Wer jetzt vielleicht<br />
Augen rollend<br />
meint, der Schreiberling<br />
hat wahrscheinlich<br />
zu viele<br />
von den giftigen Stechpalmenbeeren<br />
genossen, bevor er sich<br />
an <strong>die</strong> Tippmaschine gehockt<br />
hat, dem sei noch folgendes als<br />
Epilog hinterhergeschmissen:<br />
Im Bretonischen auf <strong>die</strong> lateinische<br />
Namensverwandtschaft, resultierend<br />
aus der optischen Verwandtschaft,<br />
zwischen Stechpalme<br />
und Steineiche wurde schon<br />
hingedeutet. Das Wort Tinne<br />
ist eine alt-irische Bezeichnung<br />
für Steineiche bzw. Stechpalme.<br />
Dann oder Tann, das Äquivalent<br />
für Tinne ist gem. MacBain (An<br />
etymological dictionary of the<br />
Gaelic language) ein keltisches<br />
Wort für „Baum“. In Cornwall<br />
bedeutet <strong>die</strong> zusammengesetzte<br />
Form glas-tann(en) „grüner<br />
heiliger Baum“. Im bretonischen<br />
wird Tann für Eiche verwendet.<br />
Im Mittelhochdeutschen haben<br />
wir Tann und im Mittelniederländischen<br />
Dan gleichbedeutend<br />
mit (weiter) Wald. Plattdeutsch<br />
Dannebôm steht für Waldbaum<br />
(Deutsches Wörterbuch von Jacob<br />
und Wilhelm Grimm. Leipzig<br />
1854).<br />
Tann(e) stand und steht also<br />
allgemein für (immer)grünen<br />
Waldbaum bzw. eine Eiche. Dass<br />
<strong>die</strong> Stechpalme mit der Steineiche<br />
gleichgesetzt bzw. vertauscht<br />
werden kann, wurde erörtert.<br />
So macht auch <strong>die</strong> Bezeichnung<br />
Symbol für Leben und Tod in einem. Symbol für <strong>die</strong> Kontinuität und Gleichzeitigkeit des Seins<br />
Tinne, Tann(e) für beide Bäume<br />
Sinn (auch hinsichtlich ihrer<br />
symbolisch-mythologischen<br />
Verwendung). Dass jemand jedoch<br />
einen Nadelbaum mit einem<br />
immergrünen Blattbaum<br />
verwechselt, könnte höchstens<br />
uns Unwissenden heutzutage<br />
passieren, nicht jedoch unseren<br />
Ahnen. Vielleicht denkt ja der<br />
eine oder andere auch mal darüber<br />
nach, warum <strong>die</strong> berühmt<br />
berüchtigten nachfolgenden Zeilen<br />
(ursprünglich übrigens als<br />
Liebesklage an <strong>die</strong> Untreue eines<br />
Madels) keine Nadeln, sondern<br />
Blätter besingen, und warum es<br />
wohl so wunderbar im Kontext<br />
zur Zeit der geweihten Nächte<br />
steht (wenn <strong>die</strong> Stechpalme ihren<br />
Sieg über <strong>die</strong> anderen Bäume<br />
des Waldes durch ihr grünes<br />
Kleid offenbart):<br />
O Tannenbaum, o Tannenbaum,<br />
wie treu sind deine Blätter!<br />
Du grünst nicht nur zur Sommerzeit,<br />
im Winter auch, wenn’s friert<br />
und schneit.<br />
O Tannenbaum, o Tannenbaum,<br />
wie treu sind deine Blätter!<br />
Habitat und „Look“ der Stechpalme<br />
Zur Familie der Stechpalmengewächse<br />
gehören weltweit etwa<br />
400 bis 600 Arten. Die Europäische<br />
Stechpalme (Ilex aquifolium)<br />
lässt sich von Nordwest- bis<br />
Südost-Europa einschließlich<br />
dem Mittelmeerraum finden.<br />
Obgleich <strong>die</strong> Pflanze in wilder<br />
Form vorkommt, wird sie mittlerweile<br />
eher in Wildhecken<br />
bzw. Gebüschen gepflanzt oder<br />
als Grüneinfriedung verwandt.<br />
In Südwest- und Westeuropa<br />
wächst sie wild als Unterholz<br />
in Buchen- und Laubmischwäldern,<br />
vor allem in einer Höhe<br />
von zu 550 bis 800 Metern über<br />
dem Meeresspiegel. Die als<br />
immergrüner Strauch wahrgenommene<br />
Pflanze wächst langsam,<br />
kann jedoch zu stattlichen<br />
Bäumen von bis zu 15 m heranwachsen,<br />
<strong>die</strong> bis zu 300 Jahre<br />
alt werden können. Gemeinhin<br />
sagt man ihr nach, dass sie nährstoffreiche,<br />
sandige und steinige<br />
Lehmböden sowie wintermildes<br />
atlantisches Klima mag, aber<br />
<strong>die</strong> uns als „Hessisch-Sibirien“<br />
wohlbekannte Region bereitet<br />
der Pflanze auch keine großen<br />
Mühen.<br />
Der Stamm der Stechpalme hat<br />
eine glatte, kahle Rinde. Die stark<br />
giftigen Blätter sind gestielt,<br />
wechselständig und erscheinen<br />
in der Form elliptisch bis eiförmig.<br />
Sie besitzen eine ledrige,<br />
harte Struktur. Die glänzenden<br />
Blätter sind oben dunkelgrün<br />
und unterseits heller, am Blattrand<br />
gewellt und stachelig-dornig.<br />
Sie sind immergrün und für<br />
rund drei Jahre Teil der Pflanze,<br />
bevor sie abfallen. Die zweihäusigen,<br />
getrenntgeschlechtlichen<br />
Blüten, mit meist vier verwachsenen<br />
Fruchtblättern, sind direkt<br />
am Zweig angeordnet. Sie sind<br />
klein und cremeweiß mit einem<br />
karminroten Zentrum.<br />
Ihre Blütezeit<br />
erstreckt<br />
sich von Mai bis<br />
Juni. Die Fruchtreife<br />
der Beeren<br />
beginnt im Oktober<br />
und erstreckt<br />
sich über den<br />
Winter hinaus<br />
bis zur nächsten<br />
Blütezeit. Wir haben<br />
ja schon erörtert,<br />
dass sich<br />
<strong>die</strong> Stechpalme<br />
prägnant dafür<br />
entschieden hat,<br />
dem Leben zu<br />
der Jahreszeit<br />
ein Denkmal zu<br />
setzen, wenn <strong>die</strong><br />
Natur um sie herum<br />
in ihre Todesphase<br />
tritt. Doch<br />
vorsichtig, denn<br />
jene Früchte, <strong>die</strong><br />
in <strong>die</strong>ser Zeit reifen,<br />
sind nicht<br />
ganz frei von dem<br />
sie umgebenden<br />
Schrecken. Die<br />
scharlachroten<br />
Beeren der Stechpalme<br />
sind für<br />
den Menschen<br />
giftig und können<br />
bei Verzehr auch tödlich sein.<br />
Den Vögeln jedoch, also jenen<br />
Wesen, <strong>die</strong> seit jeher Botschafter<br />
zwischen der Welt der Menschen<br />
und der Welt des Himmels<br />
symbolisieren, <strong>die</strong>nen sie als<br />
Nahrung. Darüber hinaus bietet<br />
ihnen der dornige Busch bzw.<br />
Baum Schutz. Oftmals suchen<br />
sie während der Winterstürme<br />
Zuflucht in der immergrünen<br />
Stechpalme, deren Stacheln zudem<br />
Raubtiere auf Abstand halten.<br />
Es scheint fast so, als <strong>die</strong>ne<br />
<strong>die</strong>se magische Symbiose dazu,<br />
uns Menschen eine weitere Geschichte<br />
aus der Enzyklopä<strong>die</strong><br />
über <strong>die</strong> einfache Komplexität<br />
des Seins erzählen zu wollen.<br />
Heilende Wirkung des heiligen<br />
Baumes<br />
In medizinischer Hinsicht sind<br />
<strong>die</strong> wirksamen Teile der Stechpalme<br />
vor allem ihre immer-<br />
16 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info 17
Symbol für Leben und Tod in einem. Symbol für <strong>die</strong> Kontinuität und Gleichzeitigkeit des Seins<br />
grünen Blätter. In der Volksheilkunde<br />
wurden sie zur Fieberbekämpfung,<br />
ferner bei rheumatischen<br />
Beschwerden, Durchfall<br />
und chronischer Bronchitis als<br />
Tee oder Tinktur verwendet. Ihre<br />
Beeren setzte man auch als Abführmittel<br />
ein. Heute wird sie nur<br />
noch homöopathisch bei grippalen<br />
Infekten, Gelenkbeschwerden<br />
und entzündlichen Prozessen<br />
des Auges eingesetzt. Ihre<br />
Blüten finden in der Bachblütentherapie<br />
Anwendung. Weiterhin<br />
sollen Borke und Blätter als Bähmittel<br />
(warmer Umschlag) für<br />
gebrochene Knochen einsetzbar<br />
sein. Die Inhaltsstoffe der Planze<br />
sind Triterpene, Phytosteroide,<br />
dvon 80 % ß-Sitosterol, ferner<br />
Flavonoide, Depside. Saponine<br />
und das alkaloid Ilicin. In den<br />
Beeren enthält <strong>die</strong> Stechpalme<br />
0,7 % des Nitrils Menisdaurin.<br />
Sowohl <strong>die</strong> Beeren als auch <strong>die</strong><br />
Blätter der Stechpalme sind<br />
giftig. Der Verzehr der roten<br />
Früchte der Stechpalme kann<br />
zu Vergiftungserscheinungen<br />
wie Leibschmerzen, Erbrechen,<br />
Durchfall und Fieber führen.<br />
Es heißt, dass schon mehr als 2<br />
Früchte <strong>die</strong>se gesundheitlichen<br />
Probleme hervorrufen können.<br />
Bereits 20 bis 30 Früchte gelten<br />
für einen Erwachsenen als tödlich,<br />
bei Kindern sind bereits weniger<br />
problematisch!<br />
Das hölzerne Elfenbein<br />
Das Holz der Stechpalme ist aufgrund<br />
des Rückgangs von großflächigen,<br />
ökologisch nachhaltig<br />
beforsteten bzw. frei wachsenden<br />
Buchen- und Mischlaubwäldern<br />
in Europa nur in geringen<br />
Mengen und unregelmäßig zu<br />
erhalten. Dabei ist das Kernholz<br />
von einem wunderschönen<br />
Weiß bis Grauweiß mit einem<br />
gelegentlichen (insbesondere<br />
wenn frisch geschnitten) graugrünen<br />
Schimmer. Darüber hinaus<br />
hat es nur eine sehr schwache<br />
Holzmaserung, sodass es als<br />
Ersatz für Elfenbein dekorativ<br />
verwandt werden kann und verwandt<br />
wurde (z. B. Handgriffe<br />
für metallene Teekannen). Das<br />
Stechpalmenholz ist sehr hart,<br />
schwer und feinfaserig. Seine<br />
Härte macht es besser als alles<br />
andere weiße Holz. Es ist sehr<br />
fest und kann – wenn es frisch<br />
in kleine Abschnitte geteilt wird<br />
– <strong>zum</strong> Schnitzen und Drechseln<br />
benutzt werden. Es wird im Allgemeinen<br />
zur Herstellung von<br />
Schmuck- und Zierwaren sehr<br />
geschätzt. Früher verwendete<br />
man das Holz vor allem zur Herstellung<br />
von Werkzeugstielen,<br />
Zeichengeräten, Peitschenstielen<br />
sowie für Wander- und Spazierstöcke.<br />
Ernährerin in Winterszeiten<br />
Auf <strong>die</strong> ökologische Bedeutung<br />
der Stechpalme für gefiederte<br />
Wesen wurde schon aufmerksam<br />
gemacht. Doch auch als Bienenweide<br />
sind ihre Blüten sehr<br />
wertvoll und in früheren Zeiten<br />
wurden ihre immergrünen Blätter<br />
sogar als Winterfütterung für<br />
Schafe und Ziegen genutzt. Das<br />
„botanische“ Buch „A modern<br />
herbal“, geschrieben in den Anfängen<br />
des 20. Jahrhunderts von<br />
Mrs. M. Grieve berichtet sogar,<br />
dass <strong>die</strong> Bauern in Morbinhan<br />
<strong>die</strong> jungen Stämme der Stechpalme<br />
sammeln und mit Erfolg<br />
als Viehfutter in der Zeit von<br />
November bis April verwenden.<br />
Die Stämme werden getrocknet<br />
und gehäckselt den Kühen dreimal<br />
täglich als Futter angeboten.<br />
Diese Art Diät, so wird weiter berichtet,<br />
scheine den Kühen nicht<br />
nur zu bekommen, sie liefern sogar<br />
sehr gute Milch und <strong>die</strong> daraus<br />
hergestellte Butter solle ausgezeichnet<br />
schmecken. Vielleicht<br />
mag das ja der eine oder andere<br />
mal ausprobieren.<br />
Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) im Juli<br />
Es ist fast alles Gold,<br />
was glänzt<br />
… <strong>zum</strong>indest in der Goldschmiede Arndt in Vöhl<br />
„Dreieinhalb Jahre dauert <strong>die</strong><br />
Ausbildung zur Goldschmiedegesellin<br />
und ich war fünfzehn,<br />
als ich<br />
mit der Lehre begann“, erzählt<br />
Elvan Arndt. Sie absolvierte <strong>die</strong><br />
Lehrjahre in der Goldschmiede<br />
Schilder in Korbach. Zur Gesellenprüfung<br />
entschied sich Frau<br />
Arndt eine Gürtelschnalle nach<br />
eigenem Entwurf, der den vorgegebenen<br />
Anforderungen entsprach,<br />
zu fertigen. „Mein Vater<br />
gab mir damals das Geld für<br />
das Material, das hätte ich mir<br />
nie leisten können“, sagt sie. Zu<br />
der Zeit ver<strong>die</strong>nte man im ersten<br />
Lehrjahr fünfzig Mark und auch<br />
als ausgebildeter Goldschmied<br />
fiel das Gehalt nicht besonders<br />
hoch aus.<br />
Nach der erfolgreich abgeschlossenen<br />
Gesellenprüfung entschloss<br />
sie sich dazu, auch noch<br />
<strong>die</strong> Meisterprüfung abzulegen.<br />
Während der nächsten fünf Jahre<br />
bei der Goldschmiede Schilder<br />
bereitete sie sich darauf vor und<br />
legte 1974 vor der Handwerkskammer<br />
in Kassel ihre Meisterprüfung<br />
ab.<br />
Elvan Arndt im Atelier<br />
Danach hat sie noch weitere 10<br />
Jahre bei der Firma Schilder gearbeitet<br />
und sich währenddessen<br />
schon selbständig gemacht. Dadurch,<br />
dass sie nur noch halbtags<br />
in der Goldschmiede beschäftigt<br />
war, konnte sie ihr eigenes Geschäft<br />
und einen Kundenstamm<br />
aufbauen.<br />
Hauptsächlich Mineralien und<br />
schöne Steine haben es ihr angetan,<br />
<strong>die</strong> sie dann kunstvoll<br />
mit 585 Gold verarbeitet.<br />
Ihre Steine bezieht sie aus Idar-<br />
Oberstein, dort gibt es viele<br />
Steinschleifereien. Der Beruf des<br />
Steinschleifers habe nichts mit<br />
dem des Goldschmieds zu tun,<br />
es sei ein ganz eigener Berufszweig,<br />
merkt sie an.<br />
Natürlich verarbeite sie auch<br />
Steine <strong>die</strong> Ihre Kunden mitbringen.<br />
Sie sagt, dass es schön sei,<br />
wenn eine Verbindung zu einem<br />
Stein vorhanden ist, dann wird<br />
das Schmuckstück etwas ganz<br />
Besonderes. Auch Umarbeitungen,<br />
<strong>zum</strong> Beispiel von alten Eheringen,<br />
liegen ihr am Herzen.<br />
„Dazu hat jeder Mensch seinen<br />
besonderen Bezug“, weiß Elvan<br />
Arndt. Um ein Schmuckstück<br />
herzustellen, setzt sie sich mit<br />
dem Kunden zusammen und erarbeitet<br />
mit ihm <strong>die</strong> Form. Das<br />
kann je nach Vereinbarung bei<br />
ihr im Atelier, 34516 Vöhl, Kirchweg<br />
1, Mobil 01747484415, geschehen,<br />
oder im “Einblick“ in<br />
Waldeck, dort ist sie jeden Mittwochvormittag<br />
anzutreffen.<br />
Gern sucht sie ihre Kunden auch<br />
auf, wenn das gewünscht ist.<br />
Wichtig ist ihr eine umfassende<br />
Beratung. Vor Weihnachten und<br />
an den Adventssonntagen ist ihr<br />
Rat besonders gefragt. Dann ist<br />
auch der „Einblick“ in Waldeck<br />
geöffnet und es finden zusätzlich<br />
verschiedene Vorführungen<br />
statt.<br />
18 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
19
„Meine<br />
Arbeit besteht durch Lesen<br />
des Energiefeldes, das jeden Menschen<br />
umgibt und das wir wahrnehmen können. Ich<br />
schaue, wo Stärken und Schwächen liegen und wecke<br />
dann durch schamanistische Techniken <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
für <strong>die</strong> Selbstheilung, <strong>die</strong> Reinigung sowie Erneuerung von alten,<br />
stagnierenden Energiebereichen in Körper und Geist.“<br />
Zehn Personen brachen auf und lebten für ein Jahr in der Natur – ein außergewöhnliches Experiment<br />
Altes Wissen …<br />
… wieder auf dem Weg zurück zu uns<br />
nach Europa (Harbshausen)<br />
Ein Bericht nach einem Interview mit Claudia Athara Woll von Christine Hoffmann<br />
Schamanen sind Heiler, Weissager,<br />
Lehrer und Bewahrer<br />
der Traditionen und besonders<br />
für das harmonische Verhältnis<br />
der Menschen zur Umwelt zuständig.<br />
Viele Funktionen des<br />
Schamanen sind natürlich auch<br />
kulturspezifisch. Erstaunlich ist,<br />
dass <strong>die</strong> Grundzüge der Schamanismusformen<br />
ähnlich sind,<br />
das heißt, dass alle Naturvölker<br />
<strong>die</strong>ser Erde unabhängig voneinander<br />
Ähnliches, im Detail<br />
natürlich stark Variierendes,<br />
praktizieren. Es geht allerdings<br />
immer um <strong>die</strong> Verbindung zur<br />
Natur und der Erde, auf der wir<br />
leben, und <strong>die</strong> natürlich an dem<br />
jeweiligen Aufenthaltsort unterschiedliche<br />
Kräfte wirken lässt.<br />
Das Wissen der Schamanen<br />
ist im Laufe der Jahrhunderte<br />
<strong>hier</strong> in Europa verloren gegangen<br />
und wurde letztlich<br />
nur noch bei den Naturvölkern<br />
bewahrt und angewendet.<br />
Die Entwicklung des westlichen,<br />
industriell orientierten Teils der<br />
Welt schloss das schamanistische<br />
Wissen aus. Ausgerottet durch<br />
andere Glaubensformen erhielt<br />
der Schamanismus das Stigma<br />
des Teuflischen und „Un”-Natürlichen.<br />
Jegliche Art von Naturverbundenheit,<br />
Kräuterwissen<br />
und auch Heilung auf natürliche<br />
Weise wurden rigoros unterbunden.<br />
Die Frau erhielt den Stempel<br />
des Bösen. Es wurde ein Ungleichgewicht<br />
erschaffen. Selbst<br />
<strong>die</strong> Schlange, <strong>die</strong> ursprünglich<br />
weise war, wurde nun böse.<br />
In den letzten Jahren fand ein<br />
Umdenken statt, das <strong>die</strong> Menschen<br />
wieder bewusster sein und<br />
verantwortungsvoller mit der<br />
Natur und der Erde umgehen<br />
lässt. Dieses Umdenken ist ein<br />
wichtiger Schritt dahin, dass das<br />
Gleichgewicht zwischen männ-<br />
lich und weiblich wiederhergestellt<br />
wird. Denn es gibt nur<br />
zwei Menschen-Arten auf der<br />
Welt: den Mann und <strong>die</strong> Frau.<br />
Hautfarbe, soziale Stellung,<br />
Größe usw. sind bedeutungslos.<br />
Schamane wird man nicht einfach<br />
so. Man kann <strong>die</strong> Fähigkeiten<br />
vererbt bekommen, man kann<br />
erwählt werden und man kann<br />
sich für <strong>die</strong>sen Weg entscheiden.<br />
„Ich bin so geboren!”, sagt Claudia<br />
Athara Woll. Sie hat <strong>die</strong> Fähigkeiten<br />
von der Mutter und<br />
Großmutter geerbt. Bewusstheit,<br />
Erdverbundenheit, Verantwortung,<br />
Astrologie und globales<br />
Denken sind gegeben durch<br />
<strong>die</strong> eigene Geschichte der Ahnen,<br />
<strong>die</strong> sich nach dem Krieg<br />
alles neu aufbauen mussten.<br />
Sie sagt von sich, dass sie nie<br />
„normal” gewesen sei, mit drei<br />
Jahren Visionen gehabt hätte und<br />
sich immer gefragt hat, was „das<br />
ist”. Unterstützung fand sie bei<br />
der Mutter, <strong>die</strong> ihr immer wieder<br />
klarmachte, dass alles, was<br />
ihr geschah, natürlich war. Sie<br />
durfte sich frei entwickeln und<br />
erhielt eine Erziehung der Eigenverantwortung.<br />
Mit fünfzehn las<br />
Claudia Athara Woll Carlos Castaneda,<br />
sie wollte ihre Träume<br />
erforschen und mehr erfahren<br />
über Schamanismus. Damals<br />
schwor sie sich, dass sie nach<br />
Amerika gehen würde und Carlos<br />
Castaneda treffen wollte. Es<br />
sollte allerdings noch einige Zeit<br />
dauern, bis sie ihn treffen würde.<br />
Claudia Athara Woll arbeitete<br />
in Bad Zwesten in der Neurologie<br />
und stellte fest, dass den<br />
Menschen immer mehr <strong>die</strong> Kraft<br />
fehlte, im Leben zu stehen. Sie<br />
sprach mit Freunden und sie<br />
fragten sich, warum so viele<br />
Menschen krank würden. Dar-<br />
aus entstand der Wunsch, sich<br />
von allem frei zu machen und<br />
sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren.<br />
Zehn Personen brachen<br />
auf und lebten für ein Jahr<br />
in der Natur – ein außergewöhnliches<br />
Experiment. Von vielen<br />
als Verrückte verschrieen, ließen<br />
sie alle Habe zurück und fingen<br />
an, mit und in der Natur zu leben.<br />
Kein leichtes Unterfangen.<br />
Alle stattfindenden Veränderungen<br />
wurden wahrgenommen.<br />
Claudia Athara Woll machte ihre<br />
eigenen, teils auch verstörenden<br />
Erfahrungen, lernte daraus und<br />
wusste endlich, dass der Schamanismus<br />
ihr Weg sein würde.<br />
Schließlich kam der Moment,<br />
da der Hof ihrer Großmutter<br />
verkauft werden sollte, und so<br />
wurde eben <strong>die</strong>ser in Harbshausen<br />
gelegene Hof wieder ihr<br />
Zuhause. Schon als Kind hatte<br />
Claudia Athara Woll viel Zeit<br />
in Harbshausen verbracht und<br />
war davon überzeugt, dass das<br />
Edertal ein Ort der Kraft ist.<br />
Im Jahr 1997 begann Claudia<br />
Athara Wolls Ausbildung zur<br />
Schamanin. Sie fuhr nach Amerika<br />
und begegnete Carlos Castaneda.<br />
Sie besuchte seine Seminare,<br />
begann sich selbst zu erforschen<br />
und begann zu ergründen,<br />
was vor allen Religionen war<br />
und was der Ursprung des Menschen<br />
ist. Die Ausbildung basiert<br />
auf dem toltekischen Schamanismus,<br />
der sich auf <strong>die</strong> Traumdeutung<br />
stützt und den Bezug zur<br />
Natur wieder herstellt. Tensegrity,<br />
ein von Castaneda geprägter<br />
Begriff, war ein wichtiger Bestandteil<br />
der Ausbildung. Tensegrity<br />
sind tänzerische Bewegungen<br />
zur Wiederherstellung<br />
der eigenen Energie. Zusätzlich<br />
besuchte sie Seminare auf der<br />
ganzen Welt und stellte fest, dass<br />
20 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
21
Zehn Personen brachen auf und lebten für ein Jahr in der Natur – ein außergewöhnliches Experiment<br />
ihr das Heilen und das Sehen<br />
wichtig waren. Claudia Athara<br />
Woll fand vor zweieinhalb Jahren<br />
“BlueJay“, eine Verbindung<br />
von Schamanen, deren Auftrag<br />
es ist, ihr Wissen weiterzugeben.<br />
Die Schamanen <strong>die</strong>ser Welt<br />
wissen, dass es an der Zeit ist,<br />
umzudenken, das alte Wissen<br />
wieder aufleben und ein neues<br />
Bewusstsein entstehen zu lassen;<br />
besonders in Europa, wo<br />
alles alte Wissen verschüttet ist,<br />
aber ein Umdenken schon stattfindet,<br />
dass sich um unsere Umwelt<br />
und deren Schutz dreht. Es<br />
geht auch vor allem darum, <strong>die</strong><br />
Kräfte wieder auszugleichen.<br />
Zwischen Mann und Frau, dem<br />
Menschen und der Natur und<br />
der Erde. Es liegt Veränderung<br />
in der Luft und es wurde ein Gefühl<br />
der Unsicherheit geschürt<br />
durch den Mayakalender, der<br />
den Untergang der Erde vorhersagt.<br />
Claudia Athara Woll hat<br />
22<br />
Hinter jeder Frau<br />
steht eine Tochter<br />
hinter jeder Tochter<br />
steht eine Mutter<br />
hinter jeder Mutter<br />
steht eine Großmutter<br />
hinter jeder Großmutter<br />
steht eine Urgroßmutter<br />
wir gehen zurück bis zur<br />
Ur-Urgroßmutter<br />
und sie sagt:<br />
„Gehe weiter, weiter als ich<br />
weiter als wir,<br />
weiter als alle Ahnen,<br />
gehe über <strong>die</strong> Grenzen<br />
in das Neue.“<br />
eine sehr gute und beruhigende<br />
Erklärung für <strong>die</strong>se Vorhersagen.<br />
Sie ist der Meinung, dass<br />
ein Umbruch vor uns liegt und<br />
keine Zerstörung. Der Umgang<br />
mit der Natur und der Erde<br />
muss anders werden und wir<br />
müssen alle <strong>die</strong> Verantwortung<br />
dafür übernehmen. Wenn wir<br />
uns <strong>die</strong>sem öffnen, dann haben<br />
wir eine Chance. Davon ist<br />
Claudia Athara Woll überzeugt.<br />
Wir Menschen sind magische<br />
Wesen mit einem Körper und unser<br />
Wissen und unsere Instinkte<br />
basieren auf denen des Jägers.<br />
Sie leben immer noch in uns,<br />
wir müssen sie nur zulassen und<br />
uns öffnen. Der Jäger war sozusagen<br />
der erste Wissenschaftler<br />
auf der Erde, fügt Claudia Athara<br />
Woll schmunzelnd hinzu.<br />
Den Namen Athara hat sie sich<br />
nicht ausgesucht, er wurde ihr<br />
gegeben und er bedeutet „Sternenkind”,<br />
das den Weg zeigt und<br />
das Wissen bringt. Erst seit zwei<br />
Jahren weiß Claudia Athara Woll<br />
um <strong>die</strong> Bedeutung ihres Namens,<br />
den sie seit dreißig Jahren trägt.<br />
Schamanen sind unter uns und<br />
sie sind weit mehr, als wir uns im<br />
kindlichen Glauben vorgestellt<br />
haben: Indianer mit Federn und<br />
Trommeln, <strong>die</strong> singend um ein<br />
Lagerfeuer tanzen. Auch wenn<br />
wir alle <strong>hier</strong> in der westlichen<br />
Welt leben, <strong>die</strong> keinen Raum<br />
lässt für Dinge, <strong>die</strong> man „nicht<br />
anfassen oder erklären” kann, so<br />
bin ich doch sicher, dass einige<br />
der Überzeugungen auch bei einigen<br />
<strong>hier</strong> schon Fuß gefasst haben<br />
oder <strong>die</strong> wir uns ansonsten<br />
dringend vor Augen führen sollten.<br />
Und seien es nur <strong>die</strong>, dass<br />
wir <strong>die</strong> Verantwortung für uns<br />
und <strong>die</strong> Welt, in der wir leben,<br />
übernehmen und wieder eine<br />
Beziehung zur Natur und Erde<br />
aufbauen müssen, das Gleichgewicht<br />
wiederherstellen müssen.<br />
Claudia, Großmutter Jutta und Pony Pepper, Harbshausen im Herbst 1965<br />
<strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
Wachgerufen durch <strong>die</strong> Melo<strong>die</strong> des Weinens der kleinen<br />
Prinzessin Solveig verlässt <strong>die</strong> keltische Druidin Cartima<br />
nach Hunderten von Jahren ihren Berg. Sie findet das kleine<br />
Mädchen tränenüberströmt am Burgbrunnen sitzend und<br />
nimmt sich ihrer an. Gemeinsam ziehen sie fort und Solveig<br />
wird Cartimas Schülerin. Solveig lernt schnell. Schon bald<br />
ist sie nicht nur mit den wichtigsten keltischen Ritualen<br />
vertraut, sondern auch mit den Heilkräften der Natur.<br />
Doch bevor auch Solveig zur Druidin wird, tritt sie ihre erste<br />
Seelenwanderung an ...<br />
... sie sucht auch heute noch Kräutlein viel<br />
im Wald und Zeit und Raum.<br />
Vielleicht siehst du sie einmal steh’n<br />
an einem Efeubaum.<br />
Sie winkt dir zu, du grüßt zurück -<br />
und du weißt ganz genau,<br />
dass aus dem Stoff <strong>die</strong> Märchen sind,<br />
<strong>die</strong> kommen und gehen wie Sonnenwind.<br />
Solveig<br />
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Hmmm ... gut – Die „Schokoladenküche“<br />
von Isabell Jost (Goldhausen)<br />
von Christine Hoffmann<br />
„Schokolade ist ein kakaohaltiges<br />
Lebens- und Genussmittel”,<br />
schreibt Wikipedia nüchtern.<br />
Balsam für <strong>die</strong> Seele, gut für <strong>die</strong><br />
Nerven, <strong>die</strong>ses sind Attribute,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Schokolade und besonders<br />
ihre Wirkung beschreiben.<br />
Hot Chocolate, eine britische<br />
Soul- und Funkband. Schokoladenmassagen.<br />
Chocolat, ein Film<br />
über Schokolade und Toleranz.<br />
Schokoladenkuchen, Schokoladenfilme,<br />
Schokoladenbücher,<br />
Schokoladendessous, Schokoladengetränke,Schokoladenmuseen,<br />
Schweizer Schokolade,<br />
belgische, dänische, deutsche<br />
Schokolade … <strong>die</strong> Auflistung<br />
könnte stetig so weitergehen.<br />
„Ich will keine Schokolade, ich<br />
will lieber einen Mann …”, sang<br />
Trude Herr. In <strong>die</strong>sem Fall sollte<br />
man dennoch abwägen, ob nicht<br />
Schokolade oder Pralinen von<br />
Isabell Jost <strong>die</strong> bessere Wahl sind.<br />
Betritt man <strong>die</strong> „Schokoladenküche”<br />
von Isabell Jost, wird man<br />
sofort umfangen vom süßen und<br />
lockenden Geruch der Schokoladensünden.<br />
Isabell Jost ist<br />
Konditormeisterin und erst vierundzwanzig<br />
Jahre alt. Das ist<br />
beruhigend, denn dann kann sie<br />
noch viele Jahre lang ihre süßen<br />
Köstlichkeiten kreieren und uns<br />
allen viel Freude damit bereiten.<br />
Isabel Jost beliefert zwei Cafés<br />
in Korbach, zusätzlich hat sie ein<br />
kleines, gemütliches Geschäft in<br />
Goldhausen, das direkt an ihre<br />
„Schokoladenküche” anschließt.<br />
In <strong>die</strong>sem bietet sie alle Köstlichkeiten<br />
an, <strong>die</strong> sie fertigt. Ihr<br />
privater Kundenstamm wächst<br />
stetig, berichtet sie. Nicht nur<br />
ausgefallene Wünsche zu Geburtstagen,<br />
Jubiläen, Konfirmationen<br />
werden erfüllt, auch<br />
normale Torten und Kuchen<br />
werden bei d’Isabell, wie ihr<br />
Geschäft offiziell heißt, bestellt.<br />
Seit zwei Jahren ist Isabell Jost<br />
selbstständig und <strong>die</strong>ses geschah,<br />
wie sie sagt, „aus der Not<br />
heraus”. Eine Anstellung als<br />
Konditormeisterin zu bekommen,<br />
ist sehr schwer, also entschloss<br />
sie sich, den Schritt in<br />
<strong>die</strong> Selbstständigkeit zu wagen,<br />
nachdem der Betrieb, in dem sie<br />
arbeitete, schloss. Zuerst stand<br />
der Umbau der „Schokoladenküche”<br />
an und dann kam ihr<br />
ehemaliger Chef zu Hilfe, indem<br />
er ihr Maschinen verkaufte, <strong>die</strong><br />
sie sehr gut gebrauchen konnte.<br />
Er hatte ihr auch einige Rohstoffe<br />
überlassen. „Die waren nicht<br />
ewig haltbar und dann habe ich<br />
angefangen und Trüffel hergestellt.<br />
Damit sind wir dann auf<br />
den Ostermarkt nach Lelbach.”<br />
Die Weichen waren gestellt,<br />
denn „wir wurden überrannt”,<br />
sagt Isabell Jost, „danach stand<br />
das Telefon nicht mehr still.”<br />
Sie kauft ihre Schokolade von<br />
einem belgischen Unternehmen.<br />
Schokoladenherstellung ist ein<br />
separater Beruf, klärt sie uns auf,<br />
und Belgien ist bekannt für qualitative<br />
hochwertige Schokolade.<br />
Mit <strong>die</strong>ser fertigt sie Trüffel, so<br />
heißen kugelige Pralinen mit Ganachefüllung.<br />
Ganache ist eine<br />
Mischung aus Sahne, Butter und<br />
Schokolade, <strong>die</strong> je nach Rezept<br />
auch mit verschiedenen Alkoholika<br />
abgeschmeckt werden kann.<br />
Eine Praline, Praliné, ist ein<br />
Konfekt aus Schokolade, das<br />
mit Ganache, Nugat, Nüssen,<br />
Pistazien, Likör oder Marzipan<br />
gefüllt ist. Grundvoraussetzung<br />
für eine Praline ist der Schokoladenanteil<br />
von mindestens 25 %.<br />
Die Trüffelherstellung erstreckt<br />
sich über drei Tage. Am ersten<br />
Tag wird der Schokoladenhohlkörper<br />
gefüllt mit Ganache. Am<br />
zweiten Tag wird der gefüllte<br />
Trüffel verschlossen mit flüssiger<br />
24 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
25
Schokolade unter Zuhilfenahme<br />
einer Schablone. Am dritten Tag<br />
sucht sich Isabell Jost Hilfe, denn<br />
jeder einzelne Trüffel wird in <strong>die</strong><br />
Hand genommen und mit flüssiger<br />
Schokolade bestrichen, danach<br />
in Schokoraspeln, Fruchtpudern<br />
und vielen verschiedenen<br />
anderen Zutaten gerollt.<br />
„Meistens hilft meine Mutter”,<br />
sagt Isabell Jost, „aber auch meine<br />
Großmutter hilft immer noch<br />
mit.” Sie sagt mit einem Lächeln,<br />
dass sie gern <strong>die</strong> Erfahrung und<br />
Unterstützung ihrer Mutter und<br />
Großmutter annimmt. Ein gelebter<br />
Drei-Generationen-Haushalt,<br />
da kann nur etwas Besonderes<br />
herauskommen. So besonders,<br />
dass Isabell Jost sogar am Tage<br />
ihrer eigenen Hochzeit Kuchenbestellungen<br />
erfüllt hat. Sie ist<br />
seit kurzer Zeit verheiratet und<br />
hat das Glück, dass sie von ihrem<br />
Mann unterstützt wird. Alles in<br />
allem Grundvoraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Zukunft.<br />
Besonders jetzt zur Weihnachtszeit<br />
sind Plätzchen und Baumkuchen<br />
gefragt. Die Gelees und<br />
Konfitüren, <strong>die</strong> dabei benötigt<br />
werden, werden aus Früchten aus<br />
dem eigenen Garten hergestellt.<br />
Nur angemerkt: Auch <strong>die</strong> Äpfel<br />
für <strong>die</strong> Apfelstrudel „haben wir<br />
26<br />
alle gepflückt und eingelagert”,<br />
sagt Isabell Jost. „Typische Plätzchen”<br />
gibt es bei ihr nicht, etwas<br />
Besonderes sollte es schon sein.<br />
Die Plätzchen, <strong>die</strong> wir probieren<br />
durften, wurden <strong>zum</strong> Beispiel in<br />
vier Schritten gefertigt und waren<br />
himmlisch gut. Ganz zu schweigen<br />
von den Trüffeln und dem<br />
Baumkuchen und erst der Apfelstrudel<br />
… HMMMM … GUT!<br />
Geschichte der Schokolade<br />
Das Wort Schokolade leitet sich<br />
vom Namen des ersten kakaohaltigen<br />
Getränkes ab, dem Xocóatl<br />
oder Xocólatl (Nahuatl: Xócoc<br />
„bitter“, atl „Wasser“; also „bitteres<br />
Wasser“ oder „Kakaowasser“),<br />
den <strong>die</strong> Azteken dem Getränk<br />
gaben. Dabei handelte es<br />
sich um eine Mischung aus Wasser,<br />
Kakao, Vanille und Cayennepfeffer.<br />
Das Schokoladengetränk<br />
war dem männlichen Adel, den<br />
Priestern und <strong>zum</strong> Opfer geweihten<br />
Menschen vorbehalten. Das<br />
Getränk galt als berauschend.<br />
Erstmals wurde der Kakaobaum<br />
vermutlich um ca. 1500 v. Chr.<br />
von den Olmeken genutzt, <strong>die</strong><br />
im Tiefland der mexikanischen<br />
<strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
Golfküste lebten. Angebaut wurde<br />
der Baum von den Maya 600<br />
n. Chr. Nach der Überlieferung<br />
war der Baum göttlichen Ursprungs.<br />
Die Bohnen wurden<br />
auch als Zahlungsmittel genutzt,<br />
es zählten allerdings nur <strong>die</strong> perfektesten.<br />
Von Cortés wurde der Kakao<br />
1528 nach Europa gebracht und<br />
1544 erstmals am spanischen<br />
Hof serviert. Die Schokolade<br />
schmeckte den Europäern ungesüßt<br />
jedoch nicht. Populär wurde<br />
sie erst nach der Zugabe von<br />
Honig und Rohrzucker. 1673<br />
schenkte der Holländer Jan Jantz<br />
von Huesden erstmals öffentlich<br />
in Bremen Schokolade aus.<br />
Quellennachweise Seite 35<br />
Isabell Jost in ihrer Konditorei<br />
Im Wald<br />
bei Obernburg liegt <strong>die</strong><br />
Drachenhöhle. Dort wohnen <strong>die</strong> beiden<br />
Drachenbrüder Flämmchen und Rakin. Eines Tages<br />
verlässt Rakin seinen kleinen Bruder, um nach den Eltern zu<br />
suchen, <strong>die</strong> schon lange im Kellerwald unterwegs sind, um sich<br />
nach einer neuen Wohnhöhle umzusehen.<br />
Plötzlich ist Flämmchen auf sich allein gestellt. Der Kleine sehnt sich nach<br />
seinen Eltern und seinem Bruder. “Ich werde nicht weinen“, sagt er trotzig.<br />
Bald darauf kommen Kinder in <strong>die</strong> Höhle und entdecken Flämmchen.<br />
Nun beginnt für den kleinen Drachen ein Leben voller Abenteuer.<br />
<strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
Flämmchen der Drache<br />
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ISBN: 978-3-940616-06-7<br />
27
Seit dem 3. Mai gibt es Nachwuchs im Horst, im<br />
Bild würgt das gerade gelandete Weibchen (links)<br />
Futter aus, das Männchen wird bald abfliegen.<br />
Wieder Störche im Edertal<br />
Adebars Rückkehr<br />
Hermann Sonderhüsken, Edertal-Giflitz<br />
Als im Frühling des Jahres 2008<br />
ein Storchenpaar damit begonnen<br />
hatte, auf einem Strommasten<br />
in der Nähe der Wesemündung<br />
in <strong>die</strong> Eder ein Nest<br />
zu bauen, war das eine kleine<br />
Sensation. Zudem aber auch<br />
eine Riesenfreude für <strong>die</strong> vielen<br />
Naturfreunde der Region. Immerhin<br />
hat es seit dem Jahr 1900<br />
kein Storchen-Brutpaar mehr im<br />
Bereich der heutigen Gemeinde<br />
Edertal gegeben. Der letzte<br />
Altstorch mit seinen drei schon<br />
fast flugfähigen Jungen war vor<br />
108 Jahren in Anraff von einem<br />
Wildunger Jagdpächter abgeschossen<br />
worden, heute unvorstellbar.<br />
Das neue Storchenpaar zog 2008<br />
zwei Junge groß, <strong>die</strong> Familie flog<br />
dann Anfang September in den<br />
Süden, vermutlich nach Spanien.<br />
Nach dem Abflug hat <strong>die</strong><br />
Energie Waldeck Frankenberg<br />
(EWF) eine höhere Plattform auf<br />
den Strommasten gesetzt, darauf<br />
kam dann der schon recht große<br />
Horst – <strong>die</strong>s <strong>die</strong> Bezeichnung für<br />
ein großes Nest. Zudem wurden<br />
<strong>die</strong> Stromleitungen <strong>zum</strong> Schutz<br />
der Störche auf einigen Metern<br />
isoliert. Die Aktion wurde vom<br />
NABU Edertal fachlich beraten,<br />
<strong>die</strong> Kosten übernahm <strong>die</strong> Obere<br />
Naturschutzbehörde.<br />
Im Jahr 2009 kam das Männchen<br />
am 7. März und fing gleich damit<br />
an, den Horst auszubessern.<br />
Ein Weibchen folgte erst am 18.<br />
April, es war offensichtlich nicht<br />
das des Vorjahres. Die beiden zogen<br />
wieder zwei Junge groß und<br />
der Abflug in den Süden erfolgte<br />
auch Anfang September.<br />
Im vergangenen Jahr wurde das<br />
Männchen erstmalig am 24. Februar<br />
auf seinem Horst gesehen.<br />
Das Weibchen folgte erst am 26.<br />
März und es war wieder nicht<br />
das des Vorjahres, denn es hatte<br />
einen Ring am rechten Bein. Der<br />
Edertaler NABU-Vorsitzende<br />
Wolfgang Lübcke hat dann aufgrund<br />
der Ringdaten ermittelt,<br />
daß es im Juni 2008 als Nestling<br />
in der Schweiz bei Basel beringt<br />
worden war. Dieses Weibchen<br />
war also erst zwei Jahre alt und<br />
somit nach Ansicht von Experten<br />
eigentlich zu jung für <strong>die</strong> Paarung<br />
und <strong>zum</strong> Eierlegen. Nach<br />
Beobachtungen geht man davon<br />
aus, das Storchenweibchen normalerweise<br />
erst nach drei bis<br />
vier Jahren geschlechtsreif sind.<br />
Trotzdem wurden sogar vier<br />
Junge großgezogen. Zwei <strong>die</strong>ser<br />
schönen Jungvögel wurden<br />
dann aber am Wochenende des<br />
14. und 15. August an der Bahnhofstraße<br />
in Giflitz totgefahren,<br />
vermutlich von zweien der auf<br />
<strong>die</strong>ser Straße täglich zu beobachtenden<br />
Rasern, gemeldet hat sich<br />
niemand. Der Rest der Familie<br />
hat dann wieder Anfang September<br />
das Edertal verlassen.<br />
In <strong>die</strong>sem Jahr ist das Männchen<br />
der Edertal-Störche am 4. März<br />
zurückgekehrt. Das Weibchen<br />
folgte bereits am 7. März, also<br />
nur drei Tage später. Und es war<br />
das Weibchen des Vorjahres,<br />
was anhand der Ringdaten von<br />
Wolfgang Lübcke zweifelsfrei<br />
bestätigt wurde.<br />
Die beiden Edertaler Altstörche – das Weibchen ist am Beinring zu<br />
erkennen – waren von Ende Juli bis <strong>zum</strong> 10. August täglich auf Wiesen<br />
und Äckern zwischen Wellen und der Ederbrücke zu sehen gewesen.<br />
Durch ein 600er Teleobjektiv scheint <strong>die</strong> Burg Waldeck sehr nahe.<br />
28 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
29
Nachdem <strong>die</strong> ersten Paarungen<br />
am 8. März beobachtet wurden,<br />
begann das Brüten erst am<br />
2. April, also mit einem Abstand<br />
von 25 Tagen. Im vergangenen<br />
Jahr waren es nur 18 Tage von<br />
der ersten Paarung bis <strong>zum</strong> Brutbeginn.<br />
Eine Info-Tafel informiert am<br />
Storchenhorst <strong>die</strong> zahlreichen<br />
Besucher aus nah und fern über<br />
den Neubeginn der Edertal-Störche,<br />
eine Bank daneben ist ein<br />
willkommener Beobachtungs-<br />
und Rastplatz. In einem Schaukasten<br />
der von Lehrer Stefan<br />
Vogt initiierten „Storchenklasse“<br />
der Gesamtschule Edertal ist<br />
Aktuelles über <strong>die</strong> Störche zu sehen.<br />
Neu am Storchenhorst sind<br />
in <strong>die</strong>sem Jahr zwei weitere und<br />
gut platzierte Bänke. Hergestellt<br />
wurden sie in der <strong>zum</strong> Nationalpark<br />
gehörenden Forstbetriebs-<br />
Werkstatt unter der Leitung von<br />
Harald Wieck. Auftraggeber war<br />
Bauamts-Leiter Wilfried Tönges<br />
von der Gemeinde Edertal, deren<br />
Bauhof-Mitarbeiter unter der<br />
Leitung von Heinrich Meuser<br />
<strong>die</strong> Bänke Ende März aufgestellt<br />
haben.<br />
Am 3. Mai ist der erste Jungstorch<br />
geschlüpft, der zweite vermutlich<br />
einen oder zwei Tage später.<br />
Für das Schlüpfen des ersten<br />
Jungstorches gibt es sichere<br />
Hinweise: Während Störche ihre<br />
Beute gleich nach dem Fang verschlingen,<br />
würgen sie es bei Jungen<br />
im Horst aus. Störche füttern<br />
ihren Nachwuchs also nicht<br />
„von Schnabel zu Schnabel“, <strong>die</strong><br />
Jungen picken <strong>die</strong> mitgebrachten<br />
Leckerbissen selbst auf, ähnlich<br />
so, wie man es auch bei Hühner-Küken<br />
beobachten kann.<br />
Interessant ist auch <strong>die</strong> Beobachtung,<br />
daß der Altstorch, der das<br />
Futter gebracht hat, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />
Jungen noch zu großen Brocken<br />
wie beispielsweise Mäuse oder<br />
auch schon mal einen Maulwurf,<br />
selbst wieder verschlingt. Für<br />
<strong>die</strong> gerade geschlüpften Kleinen<br />
bleiben <strong>die</strong> Regenwürmer und<br />
anderes Kleingetier als schnabel-<br />
und schlundgerechte Größe.<br />
Ein seltenes Bild ist am 24. Juni geglückt: Die gesamte Familie auf<br />
dem Horst.<br />
Am 25. Mai waren <strong>die</strong> Jungen<br />
erstmalig allein im Horst: „Das<br />
ist recht früh und es ist zu vermuten,<br />
daß bei dem durch das<br />
trockene Wetter bedingten Futtermangel<br />
beide Altstörche<br />
gleichzeitig nach Futter für <strong>die</strong><br />
immer hungrigen Jungen suchen<br />
mussten,“ so Wolfgang Lübcke.<br />
Durch <strong>die</strong> gemähten Wiesen ist<br />
das Futter-Angebot dann offensichtlich<br />
wieder größer geworden.<br />
Jedenfalls konnte man beobachten,<br />
daß immer mal wieder<br />
einer der Altstörche bei den Jungen<br />
ist, kurzzeitig waren auch<br />
schon mal alle vier im Horst zu<br />
sehen.<br />
Die Jungen haben sich in <strong>die</strong>ser<br />
Zeit schon eifrig im Flattern geübt<br />
und waren – zur Freude der<br />
vielen Besucher am Storchenhorst<br />
– fast immer beide zu sehen.<br />
Der Mehlener Jung-Ornithologe<br />
Bastian Meise hat auch berichtet,<br />
daß <strong>die</strong> Störche an Rändern von<br />
Gewässern Amphibien gefangen<br />
haben und damit etwas, was in<br />
früheren Jahren für Störche typisch<br />
war: Sie fingen Frösche,<br />
was bei den Edertal-Störchen<br />
nach der Neuansiedlung im Jahre<br />
2008 nicht mehr gesehen wurde.<br />
Trotz des schlechten Mäusejahres<br />
wurde aber auch mancher<br />
kleine Nager gefangen, und gelegentlich<br />
konnte auch ein fetter<br />
Maulwurf erwischt werden im<br />
Jagdgebiet der Störche zwischen<br />
Mehlen und Wellen.<br />
Erstes unbeholfenes Flügelflattern<br />
wurde am 26. Mai bei den<br />
damals noch sehr kleinen Jungstörchen<br />
beobachtet. Im vergangenen<br />
Jahr erfolgte der erste Abflug<br />
eines Jungen etwa sechs Wochen<br />
nach dem ersten Flattern.<br />
Demnach war damit zu rechnen,<br />
daß <strong>die</strong> beiden Jungen etwa <strong>zum</strong><br />
Ende der ersten Juli-Woche erstmalig<br />
zu einem Rundflug starten<br />
werden. Am 7. Juli war es dann<br />
soweit: Am Vormittag flog der<br />
etwas größere der beiden Jungen<br />
vom Horst ab, drehte einige<br />
Runden und landete sicher. Der<br />
schöne Vogel hatte dann offensichtlich<br />
so viel Freude an seinem<br />
Ausflug, daß er gleich ein<br />
zweites Mal startete und dann –<br />
wie auch bei der ersten Landung<br />
– von seinem Geschwister freudig<br />
begrüßt wurde.<br />
Erstmalig am 9. Juli waren <strong>die</strong><br />
Jungen allein bei der Futtersuche<br />
auf einer Wiese in Horstnähe zu<br />
sehen. In der Folgezeit war <strong>die</strong><br />
gesamte Familie bei der Futtersuche<br />
auf Wiesen und Feldern<br />
zwischen Wellen und Mehlen<br />
zu beobachten. Seit etwa Mitte<br />
Juli waren <strong>die</strong> vier immer wieder<br />
zwischen Wellen und der Ederbrücke<br />
zu sehen, letztmalig am<br />
30. Juli. Danach sind <strong>die</strong> Jungen<br />
verschwunden, <strong>die</strong> beiden Altvögel<br />
sind nachts auch wieder<br />
auf dem Horst, was viele Wochen<br />
lang den Jungen vorbehalten<br />
war. Es ist also davon auszugehen,<br />
daß <strong>die</strong> beiden Edertaler<br />
Jungstörche unsere Region am<br />
30. Luli verlassen haben, vielleicht<br />
schon auf dem Flug in den<br />
Süden sind. Laut Wolfgang Lübcke<br />
ist es üblich, daß Jungstörche<br />
einige Tage vor ihren Eltern ins<br />
Winterquartier abfliegen. Das<br />
aber nicht allein, sie schließen<br />
sich anderen Südfliegern an. Anders<br />
war <strong>die</strong>s allerdings bei den<br />
Edertaler Störchen. Die sind seit<br />
ihrer Wiederansiedlung im Jahr<br />
2008 immer gemeinsam abgeflogen,<br />
allerdings erst Anfang September.<br />
Nachdem <strong>die</strong> beiden Altstörche<br />
seit dem 11. August fast täglich<br />
auf den Wiesen und<br />
Äckern im Bereich<br />
des Kindergartens<br />
Bergheim/Giflitz zu<br />
sehen waren – sehr<br />
selten nur auf dem<br />
Horst – haben sie<br />
unsere Region am<br />
Abend des 13. September<br />
verlassen.<br />
Der Start <strong>zum</strong> Abflug<br />
in den Süden<br />
erfolgte vom Horst<br />
aus, offensichtlich<br />
haben <strong>die</strong> Störche<br />
dort noch mal nach<br />
dem Rechten gesehen,<br />
auch kleine<br />
Ausbesserungen<br />
wurden beobachtet.<br />
Weit geflogen<br />
sind <strong>die</strong> beiden an <strong>die</strong>sem<br />
Abend aber vermutlich nicht:<br />
„Weißstörche sind im Gegensatz<br />
zu beispielsweise Kranichen keine<br />
Nachtflieger“ – so Wolfgang<br />
Lübcke.<br />
Nun hoffen <strong>die</strong> vielen Freunde<br />
der Edertaler Störche, daß sie<br />
im März des nächsten Jahres zu<br />
ihrem inzwischen schon sehr<br />
stattlichen Horst zurückkehren<br />
werden.<br />
Der größere der beiden<br />
Jungstörche wird von seinem<br />
Geschwister aufgeregt begrüßt.<br />
30 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
31
Gedanken zur (Haus-)Tierhaltung<br />
2011 in Deutschland<br />
Norman Siegel, Vöhl<br />
Wie tief bewegt muss Rilke von<br />
dem Anblick <strong>die</strong>ses eingesperrten<br />
Tieres gewesen sein, als er<br />
<strong>die</strong>se Worte niederschrieb. Sein<br />
Gedicht fällt mir immer dann<br />
wieder ein, wenn ich in großen<br />
Zoos, Tier- und Freizeitparks <strong>die</strong><br />
unzähligen Mitgeschöpfe hinter<br />
Gitterstäben und Panzerglas betrachten<br />
muss. „Hier gehört Ihr<br />
nicht hin“, sage ich dann immer<br />
zu all den Bären, Raubkatzen<br />
und Primaten, „man hat Euren<br />
Lebensraum zerstört und Eure<br />
Arten beinahe ausgelöscht, und<br />
jetzt <strong>die</strong>nt Ihr der Belustigung,<br />
der materiellen Bereicherung,<br />
dem Erhalt des letzten verbliebenen<br />
Genpools.“<br />
Wie oft werden wir von Besuchern<br />
unseres Gnadenhofes gefragt,<br />
warum Menschen denn<br />
beispielsweise Affen oder Nandus<br />
halten, das sei doch sicherlich<br />
(und bei vielen schwingt <strong>hier</strong><br />
hörbar Unwissenheit, Hoffnung<br />
und Gottvertrauen mit) verboten.<br />
„Weil sie es dürfen und es<br />
gesellschaftlich akzeptiert ist,<br />
praktisch jedes Geschöpf hinter<br />
Glas und Eisen zu sperren“,<br />
entgegnen wir dann. Unzählige<br />
Der Panther<br />
Im Jardin des Plantes, Paris<br />
Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe<br />
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />
und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />
Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,<br />
in der betäubt ein großer Wille steht.<br />
Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,<br />
geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />
und hört im Herzen auf zu sein.<br />
Rainer Maria Rilke, 06.11.1902, Paris<br />
Fernsehsendungen befassen sich<br />
täglich mit der Freude am Halten<br />
von Tieren, ob nun das oberflächlich<br />
amüsante Treiben in diversen<br />
Zoos und Tierparks oder<br />
Formate wie Unser Charly, Wildes<br />
Wohnzimmer und Wildes<br />
Wohnzimmer XXL – überall ist es<br />
einfach nur ein Riesenspaß und<br />
Wohltat für <strong>die</strong> eigene geschundene<br />
Seele, sich mit den ausgefallensten<br />
und ursprünglich<br />
wildesten Tieren zu umgeben.<br />
In Norbert Zajacs Supermarkt<br />
der Tiere in Duisburg beispielsweise<br />
ist <strong>die</strong> gesamte Schöpfung<br />
für jedermann zu kaufen – auf<br />
bald 12.000 Quadratmetern. Im<br />
Internet bieten Zootierhändler<br />
und Hobbyhalter alles an – zootierhandel.com,<br />
Geflügel Börse,<br />
Heisser Draht – <strong>hier</strong> wird veräußert,<br />
was Privatleuten und Zoos<br />
lästig oder gewinnversprechend<br />
scheint.<br />
Sie dachten Menschenaffen, Bären,<br />
Löwen und Elefanten könnten<br />
doch allenfalls von Zoos<br />
und bestenfalls <strong>zum</strong> Erhalt bald<br />
vollkommen von <strong>die</strong>ser Erde<br />
verschwundener Arten gehalten<br />
werden? Dann irren Sie. In<br />
Deutschland darf grundsätzlich<br />
jeder unbescholtene Bürger jedes<br />
Tier halten, das ihm beliebt<br />
– vom Raubtier bis zur Riesenschlange<br />
oder dem Nilkrokodil<br />
ist alles erlaubt. Und besteht<br />
doch ein für interessierte Halter<br />
lästiger Artenschutz, so kann<br />
der mit entsprechenden Papieren<br />
(CITES) ausgehebelt werden<br />
– selbst geschützte Tiere dürfen<br />
dann gehalten werden. Geregelt<br />
werden <strong>die</strong> notwendigen, aber<br />
keineswegs als artgerecht zu bezeichnenden<br />
Haltebedingungen<br />
im Gutachten über Mindestanforderungen<br />
an <strong>die</strong> Haltung von<br />
Säugetieren vom Bundesministerium<br />
für Verbraucherschutz,<br />
Ernährung und Landwirtschaft.<br />
Auf 73 Seiten ist <strong>hier</strong> zu lesen,<br />
das jeder Interessierte für einen<br />
Elefanten mindestens 500 Quadratmeter<br />
Außengehegefläche<br />
sowie angekettet mindestens 15<br />
Quadratmeter (!!) Stallfläche innen<br />
nachts (nicht angekettet 30<br />
Quadratmeter) vorhalten muss;<br />
für einen Wal 400 Quadratmeter<br />
Wasseroberfläche; eine Kleingruppe<br />
Löwen 40 Quadratmeter<br />
außen und 25 Quadratmeter<br />
innen; für einen Schimpansen<br />
gerade einmal 25 Quadratmeter<br />
Außen- und 25 Quadratmeter Innengehegefläche<br />
bei vier Metern<br />
Höhe.<br />
Wir betreuen auf unserem Gnadenhof<br />
beispielsweise eine<br />
Kleinstgruppe Totenkopfaffen –<br />
für <strong>die</strong>se ist im oben genannten<br />
Gutachten je eine Mindestgehegefläche<br />
(Innen- und Außengehege)<br />
von 8 Quadratmetern<br />
bei 2 Metern Höhe erforderlich.<br />
Insgesamt sollen den Affen also<br />
möglichst regelmäßig 16 Quadratmeter<br />
genügen – und wir<br />
wagen es, <strong>hier</strong> von artgerechten<br />
Mindestanforderungen zu sprechen.<br />
Totenkopfaffen können<br />
aufgrund unserer vergleichsweise<br />
kühlen Witterung nur einen<br />
32 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
33
Bruchteil der Jahreszeit im Freien<br />
leben – mehr als 9 Monate sind<br />
sie häufig auf <strong>die</strong> reine Innenhaltung<br />
angewiesen, um nicht ernsthaft<br />
zu erkranken. Das bedeutet,<br />
sie dürfen sich für zwei Drittel<br />
des Jahres auf 8 Quadratmetern<br />
mit einer Gesamthöhe von 2 Metern<br />
begnügen. Hochintelligente<br />
Tiere, <strong>die</strong> sich in der Natur in<br />
Großgruppen <strong>zum</strong> überwiegenden<br />
Teil in den Laubkronen bewegen<br />
und den gesamten Tag<br />
über mehrere Kilometer während<br />
ihrer Nahrungssuche und<br />
ihren Erkundungen zurücklegen.<br />
Im Innengehege nutzen <strong>die</strong>se<br />
Affen daher kaum das untere<br />
Drittel der Fläche – von den nach<br />
dem Gutachten erforderlichen 2<br />
Höhenmetern verbleiben ihnen<br />
dann maximal 1 bis 1,2 Meter<br />
zur täglichen Betätigung. Das<br />
bedeutet, es ist also möglich, solche<br />
Tiere <strong>zum</strong> Privatvergnügen<br />
in einem etwas größeren Papageienkäfig<br />
unterzubringen.<br />
Jetzt könnte man <strong>die</strong> im Gutachten<br />
aufgezählten Anforderungen<br />
allesamt einzeln unter Berücksichtigung<br />
der natürlichen<br />
Lebensweisen <strong>die</strong>ser Geschöpfe<br />
auf ihre Angemessenheit prüfen,<br />
doch ahnen Sie an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle vielleicht bereits, dass es<br />
im Grunde wohl unmöglich ist,<br />
all <strong>die</strong>sen Kreaturen überhaupt<br />
artgerechte künstliche Welten<br />
schaffen zu können – wie auch,<br />
wo es wohl nie einem von uns<br />
je gelingen mag, <strong>die</strong>se Welt aus<br />
den Augen eines Affen, Löwen<br />
oder Wals zu betrachten und zu<br />
erleben.<br />
Tierschutzverbände laufen seit<br />
Jahren Sturm gegen bestehende<br />
Gesetze und Verordnungen,<br />
prangern <strong>die</strong> modernen Haltebedingungen<br />
für Nutz- und<br />
Schlachtvieh genauso wie <strong>die</strong><br />
in <strong>die</strong>sem Gutachten gefordertenMindestrahmenbedingungen<br />
an; Menschen empören sich,<br />
wenn man sie über <strong>die</strong> natürlichen<br />
Verhaltensweisen und Lebensumstände<br />
der Tiere aufklärt,<br />
schreiben Leserbriefe, gründen<br />
Initiativen und starten Petitionen.<br />
Geändert aber hat sich gesellschaftspolitisch<br />
nichts in den<br />
vergangenen Jahrzehnten.<br />
Woran liegt das? Lohnt es sich,<br />
immer wieder auf <strong>die</strong> Zoos und<br />
Tierparks, <strong>die</strong> Händler, <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n<br />
und Politiker zu schimpfen?<br />
Ja, es lohnt sich, genauso,<br />
wie es sich lohnt, nicht mehr mit<br />
den Kindern zu entsprechenden<br />
Zoos zu fahren. Aber reicht das<br />
allein?<br />
In was für einer Welt möchte<br />
ich leben, frage ich mich immer<br />
wieder selbst. Gerade wenn ich<br />
vor unserer Primatenanlage verweile,<br />
wächst in mir stets das Bedürfnis<br />
heran, laut aufzuschreien,<br />
den Menschen den Kopf zu<br />
waschen. Ich will dann nicht hinnehmen,<br />
dass man bereits unseren<br />
Kindern vorlebt, dass alles<br />
<strong>hier</strong> auf <strong>die</strong>ser Erde bloß unserer<br />
Bespaßung und unserem Nutzen<br />
<strong>die</strong>nt, dass wir alles einzäunen<br />
und einsperren dürfen, um<br />
es für uns kontrollierbar und<br />
verfügbar zu halten. Wie können<br />
wir uns ernsthaft laut fragen<br />
und beklagen, warum noch<br />
immer überall in <strong>die</strong>ser Welt so<br />
unsagbar viel Leid durch Menschenhand<br />
erzeugt wird, wenn<br />
wir unseren Nachwuchs doch<br />
bereits im Kindesalter brechen<br />
und zu Marionetten erziehen,<br />
<strong>die</strong> für den eigenen Vorteil alles<br />
andere und jedes Lebewesen<br />
auf <strong>die</strong>ser Erde unterordnen? Es<br />
ist eine Grundhaltung von Achtung<br />
und Respekt dem anderen<br />
gegenüber, <strong>die</strong> unsere Gesellschaft<br />
friedvoller machen würde.<br />
Nach hundert Jahren harter<br />
Arbeit ist es uns gelungen, den<br />
dringenden Bedarf der Achtung<br />
menschlicher Rassen, Geschlechter<br />
und Religionen zu erkennen,<br />
nicht aber den der Achtung anderer<br />
Spezies. Wie stark ist eine<br />
Zivilisation wirklich, wie groß<br />
ihr Fortschritt, wenn es keine<br />
Achtung mehr vor unseren<br />
(schwächeren und schwächsten)<br />
Mitgeschöpfen gibt? Kann ich<br />
meinem Kind wahre Liebe vorleben,<br />
wenn ich <strong>die</strong> eine Spezies<br />
achte und <strong>die</strong> andere in Käfige<br />
stecke oder Raubbau an der Natur<br />
betreibe?<br />
Allein Begriffe wie „Haustier“<br />
oder „Nutztier“ offenbaren be-<br />
reits, wie weit wir von einer umfassenden<br />
Wahrnehmung unserer<br />
Welt und unseres Bezuges zu<br />
ihr entfernt sind.<br />
Dass es Gnadenhöfe geben muss,<br />
<strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> Entsorgung unseres<br />
lebenden und lästig gewordenen<br />
Abfalls kümmern, ist eine<br />
große Schande für uns, und viel<br />
zu oft bin ich beschämt, wenn<br />
mir Kinder von Besuchern <strong>die</strong><br />
Frage stellen, warum all <strong>die</strong>se<br />
Kreaturen <strong>hier</strong> auf unserem Hof<br />
verweilen, warum so viele Tiere<br />
in Tierheimen leben.<br />
Die allermeisten Menschen, mit<br />
denen wir uns täglich über <strong>die</strong><br />
Haltung von Haustieren unterhalten,<br />
signalisieren uns, dass sie<br />
schon ein recht unschönes Gefühl<br />
in sich registrieren, wenngleich<br />
sie es auch oft nicht beim<br />
Namen nennen können, wenn<br />
sie <strong>die</strong> Meerschweinchen ihrer<br />
Kinder im Plastikkäfig oder ihre<br />
Schlangen im kleinen Glaskasten<br />
beobachten – wir nennen das<br />
gern das Urgefühl des eigenen<br />
Unrechts. Der starke Wunsch<br />
nach etwas kleinem Niedlichen,<br />
nach Freunden der anderen Art,<br />
<strong>die</strong> eigene materielle Befriedigung<br />
aber letztendlich bestimmt<br />
dann doch ihr Handeln – obwohl<br />
sie spüren, dass es genau anders<br />
herum sein sollte. Wir alle werden<br />
von klein auf zu Tierhaltern<br />
herangezogen und wir alle brauchen<br />
ab und an einen behaarten<br />
oder gefiederten Freund, um uns<br />
selbst wieder zu erden, uns mit<br />
etwas Größerem als dem Alltäglichen<br />
verbunden zu fühlen.<br />
Wenn wir unserem Ego Einhalt<br />
gebieten könnten, <strong>die</strong> Tiere nicht<br />
zur Selbstdarstellung, als Statussymbol<br />
oder zur bloßen Bedürfnisbefriedigung<br />
missbrauchen<br />
würden, dann könnten wir wahre<br />
Freundschaft mit ihnen schließen<br />
und ihre Nähe würde uns<br />
mit einem viel größeren Glück<br />
erfüllen, als es der eingesperrte<br />
Hausgenosse in seinem Käfig<br />
vermag.<br />
Naturverbunden.info<br />
Impressum:<br />
Naturverbunden.info<br />
Dezember 2011 <strong>Nr</strong>. 4<br />
<strong>Verlag</strong> und Herausgeber:<br />
<strong>Ambaum</strong>-<strong>Verlag</strong><br />
Schulstraße 11<br />
34516 Vöhl-Basdorf<br />
Tel.: 05635 992566<br />
Mobil: 0151 24196788<br />
Fax: 05635 992578<br />
info@ambaum-verlag.de<br />
info@naturverbunden.info<br />
Redaktion:<br />
Tobias Schatte (V. i. S. d. P.)<br />
Christine Hoffmann<br />
Dorothea <strong>Ambaum</strong><br />
Andy Gheorghiu<br />
Bezugspreis: Schutzgebühr 5,00 Euro<br />
Wenn Sie keine Ausgabe verpassen möchten, können wir Ihnen <strong>die</strong>se für<br />
5,00 Euro (inkl. 7 % MwSt.) im Einzelpreis und 20,00 Euro im Jahresaobo<br />
(inkl. Versand im Inland und inkl. 7 % MwSt.) anbieten.<br />
Auslandspreise auf Anfrage.<br />
Kündigung des Abos ist jederzeit während des Bezugszeitraumes möglich.<br />
Höhere Gewalt entbindet den <strong>Verlag</strong> von der Lieferverpflichtung oder Rückzahlung<br />
des Bezugsgeldes.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Datenträger, Bilder und Bücher<br />
wird keine Haftung übernommen und keine Rücksendegarantie gegeben.<br />
Die Redaktion ist berechtigt, Texte, Meldungen und Nachrichten nach bestem<br />
Wissen, aber ohne Gewähr, zu bearbeiten. Die Zeitschrift und alle in ihr<br />
enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Erscheinungsweise: vier Mal im Jahr.<br />
Druck: Druck- und <strong>Verlag</strong>shaus Thiele & Schwarz GmbH, Kassel<br />
Bildnachweise:<br />
Titelbild: aboutpixel.de Winterlandschaft © Bernd Boscolo<br />
Dorothea <strong>Ambaum</strong>: Seite 12<br />
NABU/F. Derer: Seite 4 und 6<br />
Wikipedia: Seite 17 (Stechpalme), Seite 7 Sitting Bull,<br />
Häuptling und Medizinmann, Foto von David Frances Barry, 1885<br />
Isabell Evers: Seite 8 bis 11<br />
H. Silberstein / Basel / Schweiz ggf. www.hikr.org: Seite 18<br />
Tobias Schatte: Seite 19 u. links,<br />
Christine Hoffmann: Seite 20<br />
Claudia Woll: Seite 22<br />
Hermann Sonderhüsken: Seite 28 bis 31<br />
Elvan Arndt: Seite 19 o. re, mitte, u. links<br />
PETA Deutschland e.V. / www.peta.de: Seite 32<br />
sonstige Bilder: <strong>Verlag</strong>sarchiv<br />
Anzeigenleitung und -verkauf:<br />
<strong>Ambaum</strong>-<strong>Verlag</strong><br />
Tobias Schatte (V. i. S. d. P.)<br />
Schulstraße 11<br />
34516 Vöhl-Basdorf<br />
Tel.: 05635 992566<br />
Mobil: 0151 24196788<br />
Fax: 05635 992578<br />
presse@naturverbunden.info<br />
Layout:<br />
me<strong>die</strong>n-art.com<br />
Quellennachweise und Literatur für Beitrag<br />
„Dohle“<br />
BERGMANN, H.-H. (2009): Dohle (Corvus<br />
monedula): Großer Schlafplatzbestand außerbrutzeitliche<br />
Nutzung eines Brutplatzes im<br />
nördlichen Hessen. Vogelkund. Hefte Edertal 35:<br />
56 – 64<br />
SCHLOTE, M. (1993): Dohle – Corvus monedula.<br />
In: HGON (Hrsg.): Avifauna von Hessen, 3.<br />
Lieferung, Echzell<br />
SCHOOF, E.(1977): Die Bad Wildunger Dohlen<br />
– Bestandsentwicklung und Verhaltensbeobachtungen.<br />
Vogelkundl. Hefte Edertal 3: 37 – 50<br />
STÜBING, S., KORN, M., KREUZIGER, J. u.<br />
M. WERNER. (2010): Vögel in Hessen. Hrsg.<br />
HGON, Echzell<br />
SVENSSON, L., GRANT, P., MULLARNEY,<br />
K. u. D. ZETTERSTRÖM (2011): Der Kosmos<br />
Vogelführer. Stuttgart<br />
www.NABU.de<br />
Quellennachweise für „Ein kleiner Einblick in<br />
<strong>die</strong> Geschichte der Pflanzenheilkunde“:<br />
BLV, Enzyklopä<strong>die</strong> der Heilpflanzen<br />
Dumont’s große Kräuter-Enzyklopä<strong>die</strong><br />
Henning Heuper, Thomas Muer – Bildatlas der<br />
Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands<br />
Hans-Dieter Stoffler – Kräuter aus dem Klostergarten<br />
Winfried Becker, Achim Frede, Wolfgang Lehmann<br />
– Pflanzen zwischen Eder und Diemel<br />
Deutsche Götter- und Heldensagen<br />
Griechische Sagen des klassischen Altertums<br />
Waldlandindianer erzählen:<br />
Kräuterkunde, Wolf-Dieter Storl Aufl. 2011<br />
Geschichte der Schokolade: Wikipedia<br />
34 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
35
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<strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
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37
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<strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />
Seit mindestens einem Jahrhundert<br />
lag <strong>die</strong> Schlacke auf dem Grunde des<br />
Edersees und hat seine Farbe, seine<br />
Träume und seine Seele aufgenommen.<br />
Verarbeitet zu Schmuck fi nden<br />
Sie <strong>hier</strong> <strong>die</strong>se „Ederseelchen“.<br />
Tragen Sie einen Teil des Edersees und<br />
seiner Geschichte als Collier, Ring oder<br />
Ohrringe.<br />
Lassen Sie Ihren Träumen freien Lauf ...<br />
Ge« rtsanhänger:<br />
Eine Spirale, in deren Mitte ein Ederseelchen<br />
aus der Heimat des Kindes<br />
gefasst ist. Auf der Rückseite sind Geburtszeit<br />
in Form einer Uhr, Geburtsgewicht,<br />
-länge und Name graviert.<br />
Einem mit sich tragbaren, geschliffenen<br />
Stein aus der Heimat haftet etwas<br />
Einmaliges an. Genauso einmalig wie<br />
der jeweilige Mensch.<br />
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