Erwin Bohatsch - Galerie Reinthaler
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Text: Kai Kuss<br />
Vom Verstreichen der Zeit <strong>Bohatsch</strong> und Neuhauser gehören einer Generation an, für<br />
die eine Gesellschaft kurz nach dem Nationalsozialismus<br />
ie können es Bewegungsillusionismus nennen. Denken<br />
Sie bei der Betrachtung der Malerei von <strong>Erwin</strong> <strong>Bohatsch</strong><br />
an zähes Rinnen oder Streichen, ist Zeit im Spiel. Denken<br />
braucht Zeit, aber auch Vergessen.<br />
Das ist auch Gegenstand der Reflexion in Sepp Neuhausers<br />
Refugium, der Landschaft. Zu Tal stürzendes Wasser, Eis,<br />
das Wasser des Neptunbrunnens und seiner wasserspeienden<br />
Meeresrösser repräsentieren Rhythmen der Zeit. Der<br />
intuitiv richtige Zeitpunkt der Aufnahme ist nur Nebensache.<br />
Durch die Wahrnehmungsmaschine Fotoapparat hält, wie in<br />
<strong>Bohatsch</strong>s Malerei, Bewegung plötzlich inne. Das Phänomen<br />
Zeit ist als Augenblick erfassbar.<br />
Realität war. Einige Fotografien Neuhausers verweisen auf die<br />
Pseudomythologien der Nazis, so der Untersberg bei Salzburg,<br />
auf den Hitlers großes Fenster des Berghofs ausgerichtet<br />
war. Im Untersberg sollte gemäß dieser Sage der von Hitler<br />
geschätzte, weil missverstandene, Friedrich Barbarossa<br />
residieren.<br />
Die formale Reduktion auf Schwarz-weiß ist aus der Ökonomie<br />
der Mittel erwachsen, ist ein bewusster Verzicht auf eine<br />
dekorative Komponente. Die Strecke der gestrichenen Farbe<br />
als Äquivalent für Zeit. Zeit, die auch Vergessen bedingt.<br />
Vergessen – nicht im Sinne schuldhaften Verdrängens – eröffnet<br />
die Frage, ob sich der Nebel der Zeit verdichtet oder lichtet.<br />
Sie bleibt unbeantwortet.