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Die Badewanne voller Bierflaschen, die Wodkaflaschen in der ...

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<strong>Die</strong> <strong>Badewanne</strong> <strong>voller</strong> <strong>Bierflaschen</strong>, <strong>die</strong> <strong>Wodkaflaschen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche<br />

aufgereiht, kann <strong>die</strong> Party losgehen. Berl<strong>in</strong> Anfang <strong>der</strong> 90er-Jahre ist<br />

für Herrndorfs Alter Ego e<strong>in</strong> nicht enden wollen<strong>der</strong> Dauerrausch voll<br />

absur<strong>der</strong> Begegnungen und Ereignisse.<br />

Im Amazon.de-Interview erzählt <strong>der</strong> Preisträger des Klagenfurter<br />

Literaturfestivals vom fast vergessenen Genre Adoleszenzroman,<br />

Filmrissen und <strong>der</strong> Unmöglichkeit, e<strong>in</strong>en Roman zu veröffentlichen,<br />

<strong>der</strong> nicht von e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vielen Preis-Jurys bemerkt würde.<br />

Frage: Den Erzähler von „In Plüschgewittern“ verschlägt es nach K<strong>in</strong>dheit und Pubertät <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Nähe von Hamburg schließlich nach Berl<strong>in</strong>. Wie lässt sich <strong>die</strong> Welt beschreiben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er sich<br />

wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>det?<br />

Wolfgang Herrndorf: Sodom und Gomorrha.<br />

Frage: Was bedeutet <strong>die</strong> Begegnung mit Ines für ihn?<br />

Wolfgang Herrndorf: Ines ist e<strong>in</strong>e Frau von unklarer Herkunft, hoher Moral und bestechen<strong>der</strong><br />

Intelligenz, <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>der</strong> Held sich verliebt, erfolglos und mit den handelsüblichen Konsequenzen.<br />

Frage: <strong>Die</strong> Wahrnehmung des Erzählers ist durchgängig von Bier und Wodka getrübt. Dialoge<br />

s<strong>in</strong>d oft unmöglich, Er<strong>in</strong>nerungen reißen ab. Welches erzählerische Motiv steckt h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Wahl<br />

e<strong>in</strong>er solchen Perspektive?<br />

Wolfgang Herrndorf: „In Plüschgewittern“ war me<strong>in</strong> erster Roman, und ich schrieb ihn, als ich<br />

nach Berl<strong>in</strong> kam – e<strong>in</strong>e aufregende Zeit, an <strong>die</strong> ich mich aufgrund me<strong>in</strong>es starken Bier- und<br />

Wodkakonsums kaum noch er<strong>in</strong>nere. Um ehrlich zu se<strong>in</strong>, ich weiß nicht mehr, warum ich <strong>die</strong>se<br />

Perspektive wählte.<br />

Frage: Um es mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>ordnung zu versuchen: Auf welchen Nenner würden Sie „In Plüschgewittern“<br />

br<strong>in</strong>gen? Generationenbild? Berl<strong>in</strong>-Roman?<br />

Wolfgang Herrndorf: „Adoleszenzroman“ hieß so was früher, auch wenn <strong>der</strong> Held nicht mehr<br />

ganz so jung ist. „Generation“ hat mich nie <strong>in</strong>teressiert, und Berl<strong>in</strong>-Roman ist ja e<strong>in</strong> eher fiktives<br />

Genre.<br />

Frage: Statt e<strong>in</strong>er Widmung danken Sie zu Beg<strong>in</strong>n des Romans Kathr<strong>in</strong> Passig und Holm Friebe<br />

von <strong>der</strong> „Zentralen Intelligenz Agentur“. Welche Rolle spielten sie bei <strong>der</strong> Entstehung des<br />

Buches, und welcher ist wie<strong>der</strong>um Ihr Part bei <strong>der</strong> ZIA?


Wolfgang Herrndorf: Kathr<strong>in</strong> und Holm gehörten zu me<strong>in</strong>en ersten Bekannten hier und waren<br />

auch me<strong>in</strong>e ersten und besten Korrekturleser – Jahre, bevor <strong>die</strong> ZIA gegründet wurde. Mit <strong>der</strong><br />

ZIA selbst hatte ich dann nichts mehr zu tun, wie <strong>der</strong> Dokumentarfilm „Das Geschäftsjahr<br />

2006/2007, Teil 1“ auf Youtube beweist.<br />

Frage: Sie haben 2004 auf den Tagen <strong>der</strong> deutschsprachigen Literatur, während <strong>der</strong>er <strong>der</strong> Bachmannpreis<br />

verliehen wird, den Publikumspreis erhalten. Arbeiten Sie schon an e<strong>in</strong>em neuen<br />

Roman, <strong>der</strong> vielleicht auch „preisverdächtig“ se<strong>in</strong> könnte?<br />

Wolfgang Herrndorf: Jedes Jahr ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Deutschland 90 Romane, und es werden 117 seriöse<br />

Literaturpreise, e<strong>in</strong>ige unseriöse und etwa 400 Stipen<strong>die</strong>n verliehen. Nicht preisverdächtige<br />

Romane zu schreiben, ist deshalb schon e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Kunststück, das mir wohl auch mit me<strong>in</strong>em<br />

nächsten Projekt, e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> Nordafrika spielenden Spionagethriller mit dem Arbeitstitel „<strong>Die</strong><br />

Wüsten des Bösen“, wie<strong>der</strong> nicht gel<strong>in</strong>gen wird.<br />

<strong>Die</strong> Fragen stellte Henrik Flor, Literaturtest

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