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die fisch - WWF Schweiz

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BLICK I SAMSTAG 5. JULI 2008<br />

2<br />

WUNDER MEER<br />

Der Mensch blickt tief ins Weltall, fliegt auf Mond und<br />

Mars. Doch eine Welt, <strong>die</strong> ihm sehr nahe liegt, ist ihm<br />

noch weitgehend verborgen: <strong>die</strong> Ozeane unserer Erde.<br />

Erst ein Bruchteil <strong>die</strong>ses komplexen Ökosystems ist uns<br />

bekannt. Augenschein in ein Meer voller Wunder.<br />

Das Ökosystem Meer ist eines der<br />

komplexesten und wichtigsten<br />

auf der ganzen Welt: Ozeane bedecken<br />

70 Prozent der Erdoberfläche.<br />

Ihnen verdankt der «Blaue Planet» seine<br />

Schönheit und seine leuchtende<br />

Farbe im Universum. Ohne Ozeane wären<br />

<strong>die</strong> Kontinente so leblos geblieben<br />

wie der Mond. Vor mehr als 3,5 Milliarden<br />

Jahren entstand das Leben im<br />

Meer und eroberte erst vor 400 Millionen<br />

Jahren das Land. Die Ozeane<br />

sind damit nicht nur Ursprung allen<br />

Lebens auf der Erde, sie selbst bieten<br />

auch einen riesigen Artenreichtum.<br />

250 000 marine Arten sind derzeit erfasst.<br />

Forscher und Wissenschaftler<br />

schätzen <strong>die</strong> Artenvielfalt der Ozeane<br />

allerdings als weitaus grösser ein.<br />

Die meisten Meereslebewesen sind in<br />

küstennahen Gewässern beheimatet.<br />

Über 90 Prozent der derzeit bekannten<br />

marinen Arten leben am sogenannten<br />

ArtenvielfaltimOzean<br />

Von der kleinen Einzeller-Alge über Tinten-<br />

und Raub<strong>fisch</strong>e bis zum Blauwal:<br />

Mit schätzungsweise 100 Millionen Lebensformen<br />

ist <strong>die</strong> marine Artenvielfalt<br />

viel grösser als jene auf den Kontinenten.<br />

Die Lebewesen unterscheiden<br />

sich in ihrer genetischen Vielfalt wie in<br />

ihrer Arten- und Bauplandiversität. Sie<br />

bilden eine Lebensgemeinschaft, <strong>die</strong><br />

einer Milliarde Menschen auf <strong>die</strong>sem<br />

Planeten eine wichtige Nahrungsgrundlage<br />

bietet. Aber nicht nur <strong>die</strong> Biodiver-<br />

© Ian HUTSON/<strong>WWF</strong>-Canon<br />

Kontinentalschelf in maximal 200 Metern<br />

Tiefe. Das Schelfmeer ist noch von<br />

der Sonne durchschienen und bietet<br />

so gute Bedingungen für pflanzliches<br />

und tierisches Leben.<br />

Zu den artenreichsten marinen Lebensräumen<br />

gehören zudem Korallenriffe.<br />

Sie sind Lebensraum und Kinderstube<br />

von einem Viertel aller bekannten marinen<br />

Fischarten. Korallen<strong>fisch</strong>e gehören<br />

sicherlich zu den faszinierendsten<br />

und farbenprächtigsten Lebewesen im<br />

Reich der Tiere. So auch der Anemonen<strong>fisch</strong><br />

(siehe Titelbild). Einmalig in der<br />

Korallen<strong>fisch</strong>welt ist das Zusammenleben<br />

<strong>die</strong>ses Fisches mit einer Pflanze.<br />

Die Anemone bietet dem Fisch mit<br />

ihren giftigen Tentakeln Schutz vor<br />

Räubern, der Anemonen<strong>fisch</strong> wiederum<br />

säubert als Gegenleistung <strong>die</strong> Pflanze.<br />

Aber auch fernab von den Küsten<br />

spielen sich faszinierende, Unterwasserschauspiele<br />

ab.<br />

sität der Ozeane ist für uns von grosser<br />

Bedeutung: Die Meere produzieren 70<br />

Prozent unseres Sauerstoffs und steuern<br />

massgeblich den Wärmehaushalt<br />

unseres Planeten. Die Weite und Tiefe<br />

des Meeres erweckt den Eindruck,<br />

dass <strong>die</strong> Ressourcen des Ozeans unerschöpflich<br />

sind. Dem ist nicht so. Der<br />

Mensch hat bereits so stark in <strong>die</strong>ses<br />

natürliche Gefüge eingegriffen, dass<br />

<strong>die</strong> marine Artenvielfalt heute ernsthaft<br />

bedroht ist.<br />

DER SEETEUFEL hat an der Oberlippe ein Angel-Fortsatz, mit dem er Beute<strong>fisch</strong>e anlockt.<br />

In den offenen Ozeanen leben <strong>die</strong><br />

schnellsten und grössten Fische der<br />

Welt. Die Segel<strong>fisch</strong>e erreichen eine<br />

Geschwindigkeit von über 120 Kilometern<br />

pro Stunde und Blauflossenthune<br />

würden mit ihrem Beschleunigungsvermögen<br />

jeden Porsche schlagen.<br />

Auch Wale gehören zu den grossen<br />

Wanderern <strong>die</strong>ser Erde. Der Blauwal<br />

ist das grösste Tier, das je auf der<br />

Erde gelebt hat. Er wird bis zu 33 Meter<br />

lang und 120 Tonnen schwer. Im<br />

Sommer hält er sich in kalten, nährstoffreichen<br />

Gebieten auf. Zur Paarung<br />

und zur Geburt und Aufzucht der<br />

Jungen zieht er im Herbst in wärmere<br />

Regionen. Dabei legt er Strecken von<br />

bis zu 20 000 Kilometern zurück.<br />

Es ist höchste Zeit, mehr für den<br />

Schutz der Meere und ihrer Bewohner<br />

zu tun. Das fängt schon beim Einkaufen<br />

an: Es lohnt sich, Fisch mit<br />

Mass und Verstand zu konsumieren.<br />

PLANKTON heissen <strong>die</strong> frei im Wasser<br />

treibenden und schwebenden Organismen.<br />

DIE ANEMONE ist halb Blume, halb Tier.<br />

SEESTERNE gibt es seit 300 Millionen Jahre.<br />

LANGUSTEN werden bis zu 50 cm lang. WUNDERBARE WELT DER OZEANE Oft vergessen wir, was für eine faszinierende Welt an Farben und Lebensformen sich unter dem Blau der Wasseroberfläche verbrigt.<br />

DER HAI gehört zur Klasse der Knorpel<strong>fisch</strong>e<br />

und wird bis zu 14 Meter lang.<br />

Tiefsee<strong>fisch</strong>e<br />

Dort wo das Licht nicht mehr vordringen<br />

kann, in rund 400 Metern Tiefe, beginnt<br />

<strong>die</strong> Tiefsee. Verblüffend schnell<br />

wird es unter der Wasseroberfläche<br />

dunkel. Schon in nur 150 Metern Tiefe<br />

kann das menschliche Auge so gut wie<br />

nichts mehr erkennen. Aber das bedeutet<br />

nicht, dass <strong>die</strong> riesige Welt unterhalb<br />

<strong>die</strong>ser Grenze unbevölkert wäre.<br />

Erst in jüngster Zeit gelangen Bilder<br />

und Erkenntnisse über <strong>die</strong>se bizarre<br />

Unterwasserwelt ans Licht. 100 Millionen<br />

Arten werden in den tiefsten Tiefen<br />

vermutet – mehr als in allen ande-<br />

© Karin JACOBI/<strong>WWF</strong>-Canon © Erling Svensen/ <strong>WWF</strong>-Canon<br />

ren Lebensräumen der Erde zusammen.<br />

Mit riesigen Augen, gigantischen<br />

Mündern und fluoreszierenden Körpern<br />

finden sich Bewohner der Tiefsee zurecht.<br />

Zu den Spezialisten, <strong>die</strong> sich an<br />

ein Leben in völliger Dunkelheit und eine<br />

Wassertemperatur um 3°C angepasst<br />

haben, gehören Arten wie Rotbarsch,<br />

Seeteufel und neuseeländischer<br />

Peters<strong>fisch</strong>. Tiefsee<strong>fisch</strong>e wachsen sehr<br />

langsam und pflanzen sich nur spät und<br />

selten fort. Der Granatbarsch zum Beispiel<br />

wird bis zu 150 Jahre alt und erst<br />

mit 30 Jahren geschlechtsreif.<br />

© Michel GUNTHER/<strong>WWF</strong>-Canon<br />

WASSERSCHILDKRÖTEN gibts in 180 verschiedenen<br />

Arten, jedes Jahr aber weniger.<br />

LIPPENFISCHE können sich mit der Zeit<br />

von Weibchen in Männchen verwandeln.<br />

Jäger und Gejagte<br />

Überall in der Natur, auch im Ozean,<br />

leben verschiedenste Organismen zusammen,<br />

<strong>die</strong> voneinander abhängig<br />

sind. Es gilt das Motto «fressen und gefressen<br />

werden» – im Fachjargon auch<br />

Nahrungskette genannt. Am Schluss<br />

davon steht meistens der Mensch.<br />

Grundlage der Nahrungskette im Meer<br />

sind einzellige Algen (Phytoplankton),<br />

von denen sich kleine Tierchen wie<br />

zum Beispiel Krebse ernähren. Diese<br />

Tierchen werden von kleinen Fischen<br />

gefressen, <strong>die</strong> wiederum grösseren<br />

Raub<strong>fisch</strong>en zum Opfer fallen. Auf sie<br />

© <strong>WWF</strong>-Hong Kong/Cindy Cheng/<strong>WWF</strong>-Canon<br />

– aber nicht nur – hat es der Mensch<br />

abgesehen.<br />

Im Idealfall befindet sich ein solches<br />

System von Fressbeziehungen im<br />

Gleichgewicht. Stört man es aber an<br />

irgendeiner Stelle, kann <strong>die</strong>s eine Kettenreaktion<br />

auslösen und gravierende<br />

Folgen haben. Der Mensch greift schon<br />

heute auf verschiedenste Art in <strong>die</strong><br />

Nahrungsketten der Ozeane ein, ohne<br />

zu Wissen, welche Auswirkungen <strong>die</strong>s<br />

haben kann. Denn viele Wechselwirkungen<br />

im Meer sind bis heute noch<br />

unerforscht.<br />

© Erkki SIIRILÄ/<strong>WWF</strong>-Canon<br />

SEEROBBEN können bis zu zwei Stunden<br />

lang ununterbrochen tauchen.<br />

BLICK I SAMSTAG 5. JULI 2008<br />

STACHELMAKRELEN werden bis zu<br />

11 Jahre alt, leben in grossen Schwärmen.<br />

Die Nahrungskette im Meer<br />

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