Rund Brief - Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Rund Brief - Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Rund Brief - Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
waren aber Teil des Bürgertums, weil sie mit anderen Gruppen des Bürgertums<br />
durch Merkmale einer gemeinsamen Mentalität verbunden waren.<br />
Die Untersuchung fragt, welche materiellen und sozialen Hintergründe <strong>für</strong> die<br />
spezifische Mentalität rheinischer Gymnasiallehrer bestimmend waren. In einem<br />
weiteren Rahmen soll gefragt werden, welchen Zusammenhang es zwischen der<br />
individuellen Sichtweise und übergeordneten sozialen oder politischen Strukturen<br />
gab. Dabei geht es um den Habitus, das Verhalten rheinischer Gymnasiallehrer,<br />
also um Interaktions- und Wahrnehmungsmuster, die über ihre Tradierung<br />
letztlich auch geeignet sind, eine Verbindung zwischen dem 19. Jahrhundert und<br />
der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation herzustellen.<br />
In diesem Zusammenhang geht es auch um eine Mentalität, die allem Anschein<br />
nach vom Konflikt zwischen hoch gesteckten Erwartungen an soziales Ansehen<br />
einerseits und ernüchternder ökonomischer Lebenswirklichkeit andererseits geprägt<br />
war. Zu untersuchen ist, welches spezifische Selbstverständnis rheinische<br />
Gymnasiallehrer in diesem Spannungsfeld entwickelten und welchen Status sie<br />
im öffentlichen Leben einnehmen konnten. Von besonderer Bedeutung wird im<br />
katholisch geprägten Rheinland die konfessionelle Zugehörigkeit sein.<br />
Für Gymnasiallehrer als eine Gruppe des so genannten Bildungsbürgertums soll<br />
insbesondere untersucht werden, inwieweit Herkunft, Heiratsverhalten und verwandtschaftliche<br />
Beziehungen Hinweise auf soziale Mobilität und Exklusivität<br />
beinhalten, Bildungswege als Ausweis <strong>für</strong> die Zugehörigkeit zum Bürgertum gewertet<br />
werden können, die wirtschaftliche und die soziale Lage Positionszuschreibungen<br />
in der aufkommenden Leistungsgesellschaft beinhaltete. Ein Aspekt<br />
der Untersuchung wird auch sein, welche Auswirkungen auf die Mentalität<br />
rheinischer Gymnasiallehrer mit einem Hereinwachsen in den Staatsdienst und<br />
einer sukzessiven Verbeamtung verbunden waren.<br />
Der Zeitraum der Untersuchung reicht vom Abzug der Franzosen und der Übernahme<br />
der Verwaltungshoheit durch Preußen im Jahre 1814 bis zur Reichsgründung<br />
1871 und zur Ausbreitung und Intensivierung der Industrialisierung in den<br />
1860er und 1870er Jahren. Die Rheinprovinz gibt den geographischen Raum der<br />
Untersuchung vor. Konkreter Gegenstand sind ausgewählte Personen der Gymnasiallehrerschaft,<br />
und zwar kleinerer und mittlerer Städte der Rheinprovinz.<br />
4. Herangezogene Materialien / benutzte Archive / Archivbestände<br />
Folgende Materialien werden herangezogen: Nachlässe und Schriften rheinischer<br />
Gymnasiallehrer, Autobiographien, Biographien, Schulchroniken, Jahresberichte,<br />
Schulprogramme, Zeitgenössische Zeitungsartikel, Festschriften von<br />
Gymnasien, Schulreden, Personalbögen, Heiratsurkunden, Totenzettel.<br />
Folgende Archive werden benutzt: Stadtarchive, Schularchive, Landeshauptarchiv<br />
Koblenz, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Archiv der Bibliothek <strong>für</strong> bildungs-<br />
Aus der Forschung 39