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T8: Intergruppenkontakt: Die Effekte von ... - Beabea-Blog

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Modul 4/ Kurs 3409 / Sozialpsychologie Vertiefung II: Intergruppenkonflikte und Intervention<br />

<strong>T8</strong>: <strong>Intergruppenkontakt</strong>: <strong>Die</strong> <strong>Effekte</strong> <strong>von</strong> Selbstenthüllungen, Typikalität und Salienz<br />

The out-group must not be so bad after all: The effects of disclosure, typicality, and salience on<br />

intergroup bias<br />

Nurcan Ensari & Norman Miller<br />

Journal of Personality and Social Psychology 2002; 83; 313-329<br />

Forschungsstand / Ausgangspunkt<br />

Grundlage der in diesem Artikel berichteten Forschung ist eine theoretische Integration <strong>von</strong> Annahmen des Modells<br />

der Dekategorisierung bzw. Personalisierung und des Modells der wechselseitigen Differenzierung.<br />

im Blickpunkt der Analyse steht die Rolle <strong>von</strong> Selbstenthüllungen eines Fremdgruppenmitglieds in einer<br />

kooperativen Interaktionssituation.<br />

Theoretische Überlegungen<br />

Hauptannahme<br />

Selbstenthüllungen eines Fremdgruppenmitglieds in einer kooperativen Interaktionssituation haben das Potential zur<br />

Veränderung der Einstellung gegenüber der Fremdgruppe insgesamt beizutragen (“Generalisierung”).<br />

1. sie können zur Veränderung der initialen Kategorisierung beitragen<br />

stellen eine gewisse Vertrautheit her und reduzieren somit mögliche Intergruppenängste<br />

Wahrnehmung des Fremdgruppenmitglieds wird komplexer und differenzierter, d.h. auch individueller<br />

2. sie können entsprechende Selbstenthüllungen beim Interaktionspartner hervorrufen (Reziprozität)<br />

sehr persönliche Informationen erhält man als eher selten, ihnen wird daher ein höherer Wert beigemessen als<br />

unpersönlichen Informationen<br />

da man mit einer fremden Person üblicherweise in einer Austauschbeziehung steht, lösen diese persönlichen<br />

Informationen Verhalten gemäß der Reziprozitätsnorm aus, d.h. man gibt etwas im gleichen Umfang zurück<br />

3. sie können Vertrauen stiften<br />

das Mitteilen sehr persönlicher Informationen impliziert, dass dem Empfänger der Information Vertrauen<br />

entgegen gebracht wird<br />

dieses Vertrauen hat wiederum positive <strong>Effekte</strong> auf die Einstellung des Empfängers gegenüber der Person, die<br />

die Informationen preisgibt<br />

Zentrale Frage<br />

<strong>Die</strong>se drei Prozesse spielen sich zunächst interpersonal, also auf einer persönlichen Ebene ab. <strong>Die</strong> Frage ist, unter<br />

welchen Bedingungen sich die Einstellung nicht nur dem spezifischen Fremdgruppenmitglied gegenüber ändert,<br />

sondern gegenüber der Fremdgruppe insgesamt, d.h. die veränderte Einstellung generalisiert wird.<br />

welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit Selbstenthüllungen ihre positiven <strong>Effekte</strong> entfalten?<br />

Zentrale Hypothesen<br />

Selbstenthüllungs x Typikalitäts – Interaktionshypothese<br />

der positive Effekt tritt nur unter der Bedingung auf, dass der Interaktionspartner als typisches Mitglied der<br />

Fremdgruppe wahrgenommen wird, d.h.<br />

ein gemeinsamer Effekt <strong>von</strong> Typikalität und Selbstenthüllung reduziert den intergroup bias stärker als die<br />

Einzeleffekte<br />

Kurzbeschreibung des Experiments<br />

Das Experiment wurde in der Türkei durchgeführt. Studentinnen, die sich selbst als säkularistisch einstuften, wurden<br />

experimentell so manipuliert, dass sie eine Konföderierte entweder als typische Islamistin wahrnahmen oder als<br />

untypische, wobei der Begriff "Islamist“ im türkischen Kontext mit ganz bestimmten Stereotypen verbunden ist. Jeweils<br />

eine Studentin und die Konföderierte erledigten in einer auf Kooperation angelegten Situation verschiedene Aufgaben.<br />

Anschließend sollte die Vpn anhand <strong>von</strong> Fotos und nur wenigen Informationen vier vermeintliche Bewerberinnen<br />

beurteilen, <strong>von</strong> denen zwei mit Kopftuch (islamistisch) ausgestattet waren und zwei deutlich Makeup (säkularistisch)<br />

Copyright beabeablog 2009 1 / 3


trugen.<br />

Modul 4/ Kurs 3409 / Sozialpsychologie Vertiefung II: Intergruppenkonflikte und Intervention<br />

Durchführung<br />

Stichprobe: 45 Studentinnen, die sich selbst als säkularistisch einstuften<br />

Design: 2 x 2 x 2<br />

UV1: Selbstenthüllung, 2-fach gestuft: Selbstenthüllung vs. keine Selbstenthüllung<br />

operationalisiert durch ein fingiertes Interview, in dem die Konföderierte entweder vier sehr persönliche<br />

Informationen oder vier neutrale universitäre Informationen gab<br />

UV2: Typikalität, 2-fach gestuft: Typikalität vs. Atypikalität<br />

operationalisiert durch compound manipulation (Bekenntnis, Kopftuch, Familie, Zeitschrift, TV, Partei)<br />

welche Ausprägungen als typisch bzw. untypisch gelten, wurde im Vorfeld getrennt erhoben<br />

AV: Bewertung eines anderen typischen Fremdgruppenmitglieds<br />

operationalisiert durch Coverstory „Bewerberinnen“ und drei Items: (1) Wie qualifiziert ist die Bewerberin?,<br />

(2) Wie freundlich ist sie?, (3) Wie vertrauenswürdig ist sie?<br />

Manipulation check: mittels 7-stufiger Skala<br />

Statistische Verfahren<br />

Hauptanalyseverfahren: 2 x 2 x 2 Varianzanalyse mit Messwiederholung auf drittem Faktor<br />

2 (Selbstenthüllung vs. keine Selbstenthüllung) X 2 (Typikalität vs. Atypikalität) X 2 (Zielperson: Eigengruppe vs.<br />

Fremdgruppe)<br />

Mediationsanalyse<br />

Vorgehen, mit dem sich eine Mediator-Hypothese statistisch<br />

prüfen lässt (nach Baron und Kenny):<br />

Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine<br />

Mediatorhypothese angenommen wird:<br />

1. der Prädiktor ist mit dem angenommenen Mediator<br />

korreliert (Pfad c)<br />

2. der potenzielle Mediator ist mit dem Kriterium korreliert<br />

(Pfad b),<br />

3. wenn die Pfade (a) und (b) kontrolliert werden, verringert<br />

sich die Korrelation zwischen Prädiktor und Kriterium<br />

und wird bei vollständiger Mediation Null.<br />

<strong>Die</strong>se Bedingungen können im Rahmen <strong>von</strong> drei Regressionsgleichungen geprüft werden:<br />

1. Regression des Mediators auf den Prädiktor<br />

2. Regression des Kriteriums auf den Prädiktor und<br />

3. Regression des Kriteriums auf den Prädiktor und den Mediator.<br />

Mediation liegt vor, wenn der Effekt des Prädiktors auf das Kriterium in Gleichung 3 geringer ist als in Gleichung 2.<br />

Bei vollständiger Mediation ist der Effekt des Prädiktors in Gleichung 3 Null.<br />

g b<br />

Copyright beabeablog 2009 2 / 3<br />

c


Modul 4/ Kurs 3409 / Sozialpsychologie Vertiefung II: Intergruppenkonflikte und Intervention<br />

Ergebnisse<br />

Mean bias toward out-group members as a function of disclosure and typicality. Higher scores indicate less bias.<br />

Individuelle Selbstenthüllungen führten wie erwartet nur dann zur Generalisierung, wenn das Fremdgruppenmitglied<br />

als typisch wahrgenommen wurde.<br />

Diskussion<br />

Sowohl Selbstenthüllung als auch Typikalität sind notwendige Bedingungen für die Generalisierung<br />

Anhang: Statistische <strong>Effekte</strong> bei Gültigkeit der Hypothesen<br />

Interaktionseffekt zwischen Typikalität und Selbstenthüllung<br />

Je nach der Größe dieses Interaktionseffekts können sich auch die zwei Haupteffekte als signifikant erweisen.<br />

Theoretisch macht aber nur die Interaktion Sinn.<br />

Copyright beabeablog 2009 3 / 3

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