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6. Einschätzungen<br />

Lehrgang Zeitungen 3 | Neue Kantonsschule Aarau | B. Knaus | 23.08.11<br />

1. Die Zeitung ist die Konserve der Zeit. (Karl Kraus)<br />

2. Journalismus ist Literatur in Eile. (Matthew Arnold)<br />

3. Die Presse ist der Zahnstocher der Nation. (Roberto Benigni)<br />

4. Das Problem der Zeitungsberichterstattung liegt daran, dass das Normale uninteressant ist. (Saul<br />

Bellow)<br />

5. Gazetten dürfen, so sie delectieren sollen, nicht genieret werden. (Friedrich der Große)<br />

6. In Amerika regiert der Präsident für vier Jahre und der Journalismus für immer und ewig. (Oscar<br />

Wilde)<br />

7. Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen – und von dieser Waffe macht er oft<br />

genug Gebrauch. (Kurt Tucholsky)<br />

8. Ich habe immer die Zeitung gelesen. Warum sollte ich das bei der WM nicht tun? Damit habe ich<br />

kein Problem. Egal, ob was Positives oder Negatives drinsteht. Davon lasse ich mich nicht beeinflussen.<br />

Was da heute drinsteht, das ist doch morgen schon wieder alt. (Lukas Podolski)<br />

9. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. (Aus Deutschland)<br />

10. Wahr ist, was morgen in der Zeitung steht. (Axel Springer)<br />

11. Wenn ich zu wählen hätte zwischen einem Land mit Regierung, aber ohne Zeitungen und einem<br />

Lande mit Zeitungen, aber ohne Regierung, dann würde ich das Land ohne Regierung wählen.<br />

(Thomas Jefferson)<br />

a) Welche Eigenschaften werden dem Journalismus und den Zeitungen in diesen Zitaten zugeschrieben?<br />

b) Nehmen Sie Stellung zu den Zitaten: Welche Meinungen teilen Sie, welche lehnen Sie ab?<br />

c) Brauchen wir im 3. Jahrtausend noch (gedruckte) Zeitungen?<br />

7. Grubenhunde, Enten und U-Boote<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Moon_Hoax, gefunden am 7. August 2011


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Lehrgang Zeitungen 4 | Neue Kantonsschule Aarau | B. Knaus | 23.08.11<br />

Enten<br />

Geschichten, die es in die Zeitung geschafft haben, finden eine weite Verbreitung. Umso schlimmer,<br />

wenn sie nicht stimmen ...<br />

1. Celle - Aus nachvollziehbaren Gründen kam ein erstaunter Autofahrer bei Celle von der Fahrbahn ab: Ein ihm<br />

entgegenkommendes Fahrzeug wurde anscheinend von einem Skelett gesteuert. Später klärte die Polizei den Vorgang<br />

auf. In einem Auto mit englischer Rechtssteuerung hatte ein Spaßvogel neben sich ein Skelett auf den Beifahrersitz<br />

gesetzt.<br />

2. Hamburg - Nachdem die Ärzte der Notaufnahme eine Fischvergiftung bei ihm festgestellt hatten, verklagte ein<br />

Mann in der folgenden Woche die Restaurantkette, bei der er die mit paniertem Fisch belegte Semmel verspeist hatte.<br />

Bei der angesetzten Gerichtsverhandlung rechtfertigte sich das Restaurant mit einer erstaunlichen Erklärung. Im<br />

bestellten Gericht sei kein Fisch enthalten, es werde nur mit Aromen gearbeitet.<br />

3. Heidelberg - Die Verkäufer eines ansässigen Supermarktes staunten nicht schlecht, als eine Kundin an der Kasse<br />

in Ohnmacht sank. Die Frau hatte unter ihrem Hut ein tiefgekühltes Huhn aus dem Laden schmuggeln wollen<br />

und war durch die Kälte bewusstlos geworden.<br />

a) Welche der oben abgedruckten Geschichten halten Sie für glaubwürdig, welche für unglaubwürdig?<br />

Begründen Sie Ihre Ansicht.<br />

b) Nennen Sie Kriterien, die eine Geschichte erfüllen muss, um glaubwürdig zu sein.<br />

Grubenhund<br />

http://www.sagen.at/fotos/showphoto.php/<br />

photo/374<br />

Ein Grubenhund ist eine spezielle Form einer Zeitungsente<br />

und war vor allem in Österreich vom Anfang bis zur<br />

Mitte des 20. Jahrhundert verbreitet. Er besteht aus einem<br />

überzeugend formulierten, aber faktisch unsinnigen<br />

Leserbrief mit dem eine Redaktion hereingelegt werden<br />

soll, indem sie ihn abdruckt ohne den inhaltlichen Unsinn<br />

zu bemerken.<br />

Der Grubenhund entstand zumeist aus Ärger eines Lesers<br />

über die Berichterstattung. Daraufhin entstand dann<br />

ein Beitrag, der sich ganz dem Stil der jeweiligen Zeitung<br />

anpasste, so dass die zuständigen Redakteure den unsinnigen<br />

Inhalt nicht bemerkten. Es handelte sich dabei zum<br />

Teil um eine Methode, bei der mittels einer bewusst lancierten<br />

Falschmeldung Journalisten der Nachlässigkeit<br />

und Eitelkeit überführt werden sollten. Eine 'Veräppelung'<br />

der Leser war im Gegensatz zur Zeitungsente nicht<br />

das eigentliche Ziel eines Grubenhundes. Beliebte Techniken waren das falsche Verwenden von<br />

Fachausdrücken, fremdsprachigen Wörtern und widersprüchlichen Aussagen. […] Der Schöpfer des<br />

Begriffes „Grubenhund“ war der Ingenieur Arthur Schütz, der das Bedürfnis der Neuen Freien Presse<br />

nach Artikeln mit vielen technischen Fachausdrücken über Erdbeben am 18. November 1911 ausnutzte.<br />

Er schrieb unter dem Namen Erich Ritter von Winkler Sätze wie:<br />

Ich saß allein im Kompressorenraum, als – es war genau 10 Uhr 27 Minuten – der große 400pferdekräftige Kompressor,<br />

der den Elektromotor für die Dampfüberhitzer speist, eine auffällige Varietät der Spannung aufzuweisen begann.<br />

Und Völlig unerklärlich ist jedoch die Erscheinung, daß mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine<br />

halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende Zeichen größter Unruhe gab.<br />

Dieser Satz begründete den Namen „Grubenhund“. Dazu muss man wissen, dass ein Grubenhunt<br />

(auch in der Schreibweise Grubenhund) einen unter Tage verwendeten Güterwagen bezeichnet. […]<br />

Besonders von Karl Kraus wurden Grubenhunde lanciert, so eine Zuschrift die am 22. Februar 1908<br />

in der Neuen Freien Presse erschien und von Beobachtungen zu einem Erdbeben handelte, wobei<br />

Kraus unter dem Namen eines Zivilingenieurs J. Berdach neben Nonsens über die „Variabilität der<br />

Eindrucksdichtigkeit“ über „tellurische Erdbeben (im engeren Sinne)“ schrieb, die von einem „kosmischen<br />

Erdbeben (im weiteren Sinne)“ als wesentlich verschieden abzugrenzen seien.<br />

Da sich Zeitungen später in erster Linie auf Meldungen von Presseagenturen verließen, traten Grubenhunde<br />

in späterer Zeit nur mehr selten auf. […]


<strong>deutsch</strong><br />

Lehrgang Zeitungen 5 | Neue Kantonsschule Aarau | B. Knaus | 23.08.11<br />

Verlassen sich Journalisten bei ihrer<br />

Recherche auf das Internet als alleinige<br />

Quelle, können sie auch heute wieder<br />

vermehrt bewusst lancierten Falschmeldungen<br />

im Sinne von Grubenhunden<br />

aufsitzen: So blamierte ein anonymer<br />

Jungjournalist Teile des Medien-<br />

Establishments, indem er am Tag der<br />

Ernennung des neuen Wirtschaftsministers<br />

Karl-Theodor zu Guttenberg<br />

dessen Eintrag in der Wikipedia manipulierte<br />

und einen frei erfundenen<br />

elften Vornamen (Wilhelm) hinzufügte.<br />

Viele Online-Nachrichtenseiten, wie z.<br />

B. SPIEGEL ONLINE, sued<strong>deutsch</strong>e.de<br />

und taz.de übernahmen diese<br />

Falschmeldung ungeprüft, kurze Zeit<br />

http://www.bildblog.de/5704/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu- später prangte er auch auf der gedruckwilhelm-machte/ten<br />

Titelseite der „Bild“. Der eigentlich<br />

unbedeutende Fall des Grubenhunds<br />

„Wilhelm“ sorgte dennoch für einigen Wirbel, da er – so die Einschätzung je nach Standpunkt – die<br />

Glaubwürdigkeit der professionellen Medien beschädige, aber ebenso die der Online-Enzyklopädie<br />

Wikipedia.<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Grubenhund_%28Zeitung%29, gefunden am 7. August 2011<br />

Artikel:<br />

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-64197225.html<br />

http://www.bildblog.de/5704/wie-ich-freiherr-von-guttenberg-zu-wilhelm-machte/

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