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Vortrag - BFLK

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Entgelt für gute Arbeit<br />

– oder nur mehr Arbeit?<br />

Erfahrungsbericht aus dem<br />

St. Alexius/St. Josef Krankenhaus<br />

Neuss<br />

1


Inhalt<br />

1. Über uns<br />

2. Rahmenbedingungen neues Entgeltsystem<br />

3. Sukzessive Umsetzung in unserem Haus<br />

- 3.1. PsychPV<br />

- 3.2. OPS<br />

- 3.3. Betreuungsintensität<br />

4. Ergebnisse, Bewertung<br />

5. Persönliche Wertung<br />

6. Diskussion<br />

2


Über uns<br />

Regionalversorgung des Kreises Neuss (450.000 Einwohner)<br />

328 Betten<br />

Gesamte Spektrum der Psychiatrie<br />

St. Alexius/St. Josef Krankenhaus unter dem Dach der St.<br />

Augustinus-Kliniken<br />

Neubau, bezogen seit Juli 2010<br />

3


Bisherige Entgeltregelung<br />

Viermal jährliche Einstufung voll- und teilstationärer Patienten<br />

nach der Psychiatrie-Personalverordnung (PsychPV), zuletzt<br />

vom 18.12.1990<br />

Jährlich zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern<br />

verhandelte Budgets<br />

Refinanzierung über tagesgleiche Pflegesätze


Anreizstruktur<br />

Möglichst hohe Einstufung nach PsychPV<br />

(Vollstationäre) Kapazitäten auslasten<br />

Personal- und Sachaufwand klein halten<br />

Korrektive: Kontrollen/Vergleiche, Ethik/Qualitätsstandards,<br />

Überlastungen, Beschwerden etc.


Warum jetzt ein neues System?<br />

Bei Einführung des leistungsbezogenen DRG-System in der<br />

Somatik war die Psychiatrie nur zurückgestellt worden<br />

Regionale Varianz der PsychPV-Einstufungen<br />

Stark unterschiedliche Pflegesätze bei strukturell ähnlichen<br />

Häusern


§ 17 d KHG<br />

Pauschalierendes Entgeltsystem<br />

• Zunächst tagesbezogen<br />

• Basis Leistungskomplexe + PsychPV<br />

• Weiteres Gesetz in 1 – 2 Jahren zur<br />

Konvergenz der Budgets an einheitliches<br />

Preisniveau (Dauer budgetneutrale Einführung)


Rasanter Einstieg<br />

Frühjahr 2009: Beschluss KHG §17d<br />

November 2009: Vertragsunterzeichnung<br />

1.1.2010: Bundesweiter Start<br />

- Tägliche PsychPV-Erfassung<br />

- OPS-Kodierung (sanktionsfrei bis 1.7.2010)


Drei Durchgänge<br />

„Prätest“ zur Entwicklung der Kalkulationsmethodik mit Daten<br />

aus wenigen ausgewählten Häusern zur Prüfung von<br />

Erhebbarkeit, Verwertbarkeit und Funktionalität. –<br />

Kodierrichtlinien werden erarbeitet.<br />

Ein größerer Kreis ausgewählter „Kalkulationshäuser“ nimmt Teil<br />

an einer Probekalkulation in 2011 auf der Grundlage der Daten<br />

aus 2010.<br />

In 2012 findet die Kalkulation für alle Häuser auf der Grundlage<br />

der Daten aus 2011 statt. In 2010


Und am Ende steht……<br />

Bis 30.9.2012 eine Vereinbarung über die Entgelte<br />

(Verrechnungseinheiten für OPS)<br />

Damit ab 1.1.2013 eine budgetneutrale Zuordnung der Gelder<br />

nach dem neuen System erfolgen kann.<br />

(Die bis dahin parallel laufenden Pflegesatzverhandlungen auf<br />

der Basis der PsychPV fallen dann weg).


Verpflichtend ab 1.1.2010<br />

Tagesgenaue Einstufung aller stationärer und teilstationärer<br />

Patienten nach PsychPV (Pseudo-OPS)<br />

Erfassung von patientenbezogenen Komplex-Codes (OPS)<br />

(sanktionsfrei bis 1.7.2010)<br />

Übermittlung dieser Daten auf dem §301-Weg


PsychPV-Erfassung<br />

Tagesgenaue Zuordnung der Berechnungstage zum jeweiligen<br />

Behandlungsbereich der Psych-PV<br />

Kodierung muss bei Aufnahme und Wechsel des<br />

Behandlungsbereiches erfolgen


Kriterien der PsychPV-Einstufung<br />

Die Vorgaben der PsychPV vom 18.12.1990 galten zunächst<br />

noch.<br />

Ein erster Entwurf der Vertragsparteien wurde im September<br />

2009 vorgelegt, aber zurückgezogen.<br />

Krankenkassen wünschen Überprüfbarkeit, Krankenhäuser<br />

Praktikabilität (Beispiel Ausgangsregelung).


Umsetzung bei uns<br />

Die Eingruppierung nach der PsychPV war den Mitarbeitern<br />

bekannt<br />

Ein mehrfacher Hinweis per Rundmail auf den Beginn der<br />

täglichen Erfassung ab 1.1.2010 war ausreichend<br />

Wurde relativ schnell und umfassend umgesetzt<br />

Tägliche vs. Bedarfsweise Einstufung


Eingruppierungsempfehlungen<br />

Am 12.1.2010 erhielten wir die neuen<br />

Eingruppierungsempfehlungen (bis dahin galten noch die<br />

Vorgaben der PsychPV vom 18.12.1990).<br />

Verschärfungen vor allem im Bereich A2<br />

Dadurch Differenz zu den bisherigen (vierteljährlichen)<br />

Einstufungsergebnissen


Bundesdurchschnitt 2008<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

A1 A3 A5 S1 S3 S5 G1 G3 G5<br />

248 Kliniken


PsychPV-Erfassung in Orbis


Keine OPS zum 1.1.2010<br />

Da es keine EDV-Unterstützung gab und fehlende OPS-<br />

Meldungen bis zum 1.7.2010 straffrei blieben, setzten m.W. alle<br />

Häuser zum 1.1.2010 nur die PsychPV-Einstufungen um – so<br />

auch wir.


Prätesthaus<br />

Anfang 2010 bewarb sich das St. Alexius/St. Josef Krankenhaus<br />

als Prätesthaus<br />

Eines von 18 Häusern bundesweit<br />

Keine „Schonfrist“ mehr: Erfassungzeitraum 1.4.2010 bis<br />

30.6.2010<br />

Zu melden waren einerseits PsychPV, OPS, Diagnosen etc.,<br />

andererseits aber auch umfangreiche Kostenaufstellungen, auf<br />

den individuellen Fall heruntergebrochen.


Weg zur Prätest-Erfassung<br />

Beschluss, schon einen Monat früher, d.h. am 1.3.2010 mit der<br />

Erfassung zu beginnen – zum üben<br />

Schaffung der EDV-technischen Voraussetzungen<br />

(Eingabemöglichkeiten, Leistungslisten etc.)<br />

Erstellung eines Kodierhandbuches<br />

Schulung/Information der Mitarbeiter


Weitere Vorbereitungen<br />

Mehrere Vorbereitungssitzungen<br />

Einigung auf den Erfassungsweg: OPS ex post in der<br />

Verwaltung, Therapieeinheiten-Eingabe laufend durch die<br />

Berufsgruppen<br />

Die Ergotherapeuten arbeiteten schon mit Leistungslisten, die<br />

einfach übernommen werden konnten. Die anderen<br />

Berufsgruppen erstellten entsprechende Listen (unterschiedlich<br />

detailliert)


EDV: Wüst und leer<br />

Es gab keine neue Software für Orbis<br />

Unsere EDV-Abteilung ermöglichte ein Eingabesystem über die<br />

so genannte „strukturierte Erfassung“<br />

Damit waren die EDV-Erfassung der Therapieeinheiten auf der<br />

Station und die Auswertung in der Verwaltung möglich.<br />

OPS-Festlegung in der Verwaltung


Kodierhandbuch


Kodierhandbuch<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1) Geschichte, Gesetze, Vereinbarungen und Grundstruktur<br />

- 1.1) Bisherige Entgeltregelung<br />

- 1.2) Gründe für die Neuregelung<br />

- 1.3) Gesetzliche Grundlagen<br />

- 1.4) Grundstruktur des Systems<br />

- 1.5) Zeitplan der bundesweiten Umsetzung<br />

- 1.6) In drei Sätzen: Wie errechnet sich die zukünftige Vergütung?<br />

- 1.7) Was müssen wir ab dem 1.1.2010 erfassen?<br />

2) PsychPV-Eingruppierung (=Pseudo-OPS)<br />

- 2.1 Grundsätzliches<br />

- 2.2) PsychPV-Eingabe in Orbis<br />

- 2.3) „Pseudo-OPS“ und Kontrolle bei Entlassung<br />

- 2.3) Eingruppierungsempfehlungen


Kodierhandbuch<br />

3) Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)<br />

- 3.1) Allgemeines zu Operationen- und Prozedurenschlüsseln (OPS)<br />

- 3.2) Komplex-OPS (9-60, 9-61, 9-62)<br />

• 3.21) Inhalte<br />

• 3.22) Zeiterfassung<br />

– 3.221) Erfassung nach Berufsgruppen<br />

– 3.222) Was ist eine „Therapieeinheit“?<br />

- 3.3) Zusatz-OPS (9-641 und 9-642)<br />

• 3.31) Erhöhter Behandlungsaufwand, OPS 9-640<br />

• 3.32) Kriseninterventionelle Behandlung, OPS 9-641<br />

- 3.4) Sonstige OPS<br />

- 3.5) OPS-Eingabe in Orbis<br />

• 3.51) Allgemeines zur Eingabe über die „Strukturierte Leistungserfassung“<br />

• 3.52) Eingabe von Intensivtherapie und Krisenintervention<br />

• 3.53) Eingabe von „Therapieeinheiten“<br />

• 3.54) Eingabe von sonstigen OPS-Kodes<br />

- 3.6) Katalog der psychiatrischen OPS


Kodierhandbuch<br />

4) Kodierrichtlinien (Diagnoseerfassung)<br />

- 4.1) Hauptdiagnose<br />

- 4.2) Nebendiagnosen<br />

- 4.3) Diagnoseneingabe in Orbis<br />

- 4.4) Deutsche Kodierrichtlinien (DKR)<br />

5) Checkliste der täglichen und turnusmäßigen Prüfungen


PsychPV-Einstufung<br />

Erfolgte bereits seit dem 1.1.2010 und wurde unverändert<br />

fortgeführt.<br />

Wurde bereits eben berichtet


Was sind OPS?<br />

Rattenähnlicher Kleinsäuger aus<br />

der Gruppe der Nagetiere?<br />

Kosewort für Großvater?<br />

Plural für Operationssaal bzw. Operation?<br />

Operationen- und Prozedurenschlüssel<br />

Wird vom DIMDI jährlich veröffentlicht,523 Seiten, enthält an<br />

die 10.000 Schlüssel, hauptsächlich für die Somatik.


Komplex-OPS (9-60, 9-61, 9-62)<br />

Es gibt vier „Komplex-OPS“, die sozusagen unsere Basisarbeit<br />

verschlüsseln:<br />

- 9-60 Regelbehandlung<br />

- 9-61 Intensivbehandlung<br />

- 9-62 Psychotherapeutische Komplexbehandlung<br />

- (9-63 Psychosomatische Komplexbehandlung war für uns nicht relevant)<br />

Die Komplex-OPS werden laut Originalveröffentlichung<br />

wöchentlich kodiert, gerechnet jeweils vom Aufnahmetag.


Ermittlung der OPS<br />

D.h. um beispielsweise die Komplex-OPS für die erste<br />

Behandlungswoche zu ermitteln ist zu fragen:<br />

- Um welche Behandlungsart handelte es sich? (Regel,<br />

Intensiv oder PT)<br />

- Welche Berufsgruppe haben Leistungen erbracht?<br />

- Wie viele Therapieeinheiten haben diese Berufsgruppen<br />

erbracht?


Welche Behandlungsart liegt vor?<br />

OPS 9-61 Intensivbehandlung liegt vor, wenn mindestens<br />

eines der folgenden sechs Kriterien erfüllt ist:<br />

- Gesetzliche Unterbringung (PsychKG oder BTG)<br />

- Selbst- oder Fremdgefährdung<br />

- Schwere Antriebsstörung (gesteigert oder reduziert)<br />

- Keine eigenständige Flüssigkeits-/Nahrungsaufnahme<br />

- Selbstgefährdung durch fehlende Orientierung<br />

- Entzugsbehandlung mit vitaler Gefährdung<br />

(Cave! Andere Systematik als PsychPV!)


Schema zur Unterscheidung der OPS<br />

Kriterien für „Intensivbehandlung<br />

erfüllt?<br />

nein<br />

Anteil der ärztlichen/<br />

psychologischen<br />

Einzel- und Gruppentherapie<br />

größer 20%?<br />

nein<br />

ja 9-61 Intensivbehandlung<br />

ja 9-62 Psychotherapeut. Komplexbeh.<br />

9-60 Regelbehandlung


OPS-Festlegung erst im Rückblick<br />

Aufgrund der notwendigen Bestimmung des Anteils der<br />

psychotherapeutischen Einzel- oder Gruppentherapie (20%)<br />

schien uns die Festlegung der OPS nur ex post in der<br />

Verwaltung möglich zu sein.<br />

D.h. es muss für die Festlegung der OPS von der Station aus<br />

lediglich tägliche Mitteilung erfolgen, ob die sechs Kriterien für<br />

die Intensivtherapie erfüllt sind.<br />

Letzteres erfolgt täglich durch die Behandler über die<br />

„Strukturierte Erfassung“ in Orbis


Berufsgruppen<br />

Da alle Berufsgruppen ihre jeweiligen Therapieeinheiten separat<br />

in Orbis erfassen, ist die spätere Zuordnung leicht möglich.


Dauer einer Therapieeinheit<br />

Als Einzeltherapie gilt eine zusammenhängen-de Therapie von<br />

mindestens 25 Minuten Dauer. Dies entspricht einer<br />

Therapieeinheit.<br />

Gruppentherapien dauern ebenfalls mindestens 25 Minuten.<br />

Dies entspricht einer ¼ Therapieeinheit. Bei Gruppentherapien<br />

ist die Gruppengröße auf maximal 9 Personen begrenzt (wurde<br />

konsequent umgesetzt, allerdings auch parallele Erfassung der<br />

kleineren Gruppen)


Was gilt als „Therapie“<br />

Als angewandte Verfahren der ärztlichen und psychologischen<br />

Berufgruppen gelten laut OPS-Katalog folgende Verfahren oder<br />

im Aufwand vergleichbare Verfahren:<br />

- Supportive Einzelgespräche<br />

- Einzelpsychotherapie<br />

- Gruppenpsychotherapie<br />

- Angehörigengespräche (z.B. Psychoedukation)<br />

- Somato-psychosomatisches Gespräch<br />

- Aufklärung, Complianceförderung und Monitoring im<br />

Rahmen der ärztlich indizierten Pharmakotherapie


Erfassung der<br />

Therapieeinheiten in Orbis


Erfassung der<br />

Therapieeinheiten in Orbis


Erfassung der<br />

Therapieeinheiten in Orbis


Erfassung der<br />

Therapieeinheiten in Orbis


Erfassung der<br />

Therapieeinheiten in Orbis


Sonstige OPS<br />

CT, MRT, Liquorpunktion, psychologische Diagnostik etc.<br />

Plan war die Erarbeitung einer Vorschlagliste<br />

Sonstige OPS werden bei uns i.d.R. in der Verwaltung in den<br />

Akten gesucht und eingegeben.


Eingabe von sonstigen OPS


Kodierrichtlinien<br />

Die Kodierrichtlinien (korrekte Diagnoseverschlüsselung)<br />

erschienen noch knapp rechtzeitig zur Anwendung<br />

Sie wurden mit entsprechenden Erläuterungen in unser<br />

Handbuch übernommen


Hauptdiagnose<br />

Die Hauptdiagnose ist definiert als:<br />

„Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt<br />

wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des<br />

stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten<br />

verantwortlich ist.“<br />

Es handelt sich aber nicht zwingend um die Aufnahme- oder<br />

Einweisungsdiagnose.


Nebendiagnose<br />

Die Nebendiagnose ist definiert als:<br />

„Eine Krankheit bzw. Störung oder Beschwerde, die<br />

entweder gleichzeitig mit der Hauptdiagnose besteht oder<br />

sich während des Krankenhausaufenthaltes entwickelt.“<br />

Sie muss dann kodiert werden, wenn sie das<br />

Patientenmanagement beeinflussen in Form von<br />

- therapeutischen Maßnahmen<br />

- diagnostischen Maßnahmen<br />

- erhöhtem Betreuungs-, Pflege und/oder<br />

Überwachungsaufwand


Sonstiges zu Diagnosen<br />

Diagnosen sollten möglichst genau kodiert werden, auf .8 oder<br />

.9 endende Diagnosen sollten möglichst vermieden werden.<br />

Auch die Pflege kann „Pflegediagnosen“ eingeben (Beispiel:<br />

Inkontinenz). Diese sind im „DRG-Workplace“ mit einem kleinen<br />

roten „P“ gekennzeichnet. Spätestens bei Vidierung muss<br />

ärztlicherseits die Übernahme entschieden werden.


Grundsatz des „Right Coding“<br />

Wir befinden uns in der Übungsphase. Wir und das InEK lernen<br />

erst. Stärken und Schwächen des Systems sollen erkennbar<br />

werden.<br />

Deshalb gilt der Grundsatz des „Right Coding“.<br />

D.h. es soll korrekt nach Richtlinien kodiert werden – auch wenn<br />

es unsinnig erscheint.<br />

Beispiel: Gruppentherapien über 9 Teil-nehmer werden nicht<br />

kodiert.


Checkliste der täglichen und turnusmäßigen Prüfungen


Checkliste der täglichen und turnusmäßigen Prüfungen I<br />

(Werk-)tägliche Prüfung:<br />

Gibt es neue Patienten für die noch keine PsychPV-Einstufung<br />

existiert?<br />

Gibt es Patienten für die sich die PsychPV-Einstufung<br />

geändert hat?<br />

Gab es Patientengespräche (Einzeln oder Gruppe) von über 25<br />

Minuten Dauer?<br />

Gibt es Patienten für die häufige Arzt-/Psychologenkontakte<br />

(über zwei Stunden/Tag) im Sinne einer Krisenintervention<br />

(OPS 9-642) bestanden?


Checkliste der täglichen und turnusmäßigen Prüfungen I<br />

Für welche Patienten ist eines der folgenden sechs Kriterien<br />

der „Intensivtherapie“ erfüllt.<br />

- Gesetzliche Unterbringung (PsychKG oder BTG)<br />

- Selbst- oder Fremdgefährdung<br />

- Schwere Antriebsstörung (gesteigert oder reduziert)<br />

- Keine eigenständige Flüssigkeits-/Nahrungsaufnahme<br />

- Selbstgefährdung durch fehlende Orientierung<br />

- Entzugsbehandlung mit vitaler Gefährdung<br />

Wurden von uns selbst oder im Rahmen von Konsilen<br />

gesondert kodierbare Leistungen erbracht?<br />

Haben sich neue Haupt- oder Nebendiagnosen ergeben?<br />

Ist für alle Patienten der Betreuungsaufwand bewertet? (kommt<br />

noch)


Checkliste der täglichen und turnusmäßigen<br />

Prüfungen II<br />

Prüfung bei Entlassung (bei abschließender Vidierung):<br />

Ist die korrekte Hauptdiagnose kodiert?<br />

Sind alle relevanten Nebendiagnosen kodiert?<br />

Sind nicht relevante Diagnosen erfasst? (in letzter Spalte<br />

Markierung löschen)<br />

Liegt eine korrekte PsychPV-Einstufung ab Aufnahme vor?<br />

(Pseudo-OPS 9-98x.x)<br />

Hat es Kriseninterventionelle Behandlungen 9-641 gegeben,<br />

die nicht erfasst sind?<br />

Sind alle sonstigen kodierbaren Leistungen aufgeführt?


„Ich habe fertig?“<br />

Soweit die Vorbereitungen zum 1.3.2010<br />

Start verlief gut, erfreulich/erstaunlich hohe Akzeptanz.<br />

Insbesondere die Umsetzung durch das Pflegepersonal erfolgte<br />

sehr engagiert<br />

Ende März kam plötzlich eine zusätzliche Aufgabe: Die<br />

Bewertung der Betreuungsintensität!!!!


Was ist Betreuungsintensität?<br />

Kalkulatorische Übung<br />

Verteilung der nicht zugeordneten Kosten („Grundrauschen“)<br />

auf die einzelnen Patienten.<br />

Drei Vorschläge InEK<br />

- 1) Tagesvariable Gewichtung der Betreuungsintesität<br />

- 2) Aufenthaltsstabile und tagesvariable<br />

Merkmalsausprägung<br />

- 3) Anwendung eines bestehenden Gewichtungsmodelles<br />

(z.B. Zeiterfassung)<br />

Wir bevorzugten ein eigene Lösung


Vorschlag des InEK<br />

Abbildung der tagesvariablen Betreuungsintensität durch eine<br />

täglich zu erhebende Punktwertung. Zu den Kriterien<br />

- Desorientiertheit, die zu Betreuungsaufwand führt<br />

- Kooperationsbereitschaft/Absprachefähigkeit,<br />

Gruppenfähigkeit<br />

- Selbständigkeit in der persönlichen Lebensführung<br />

- Ausnahmesituationen<br />

- Aggressivität (selbst- und fremdbezogen)<br />

Wird eine Punktbewertung von 0 bis 5 durchgeführt


Begründung für ein eigenes Modell<br />

Die vom InEK vorgeschlagenen Kriterien sind inkohärent. Es<br />

mischen sich psychopathologische Merkmale mit interaktiven<br />

und sozialen Beschreibungen („Kooperationsbereitschaft“,<br />

„Ausnahmesituationen“)<br />

Insbesondere das Kriterium „Ausnahmesituationen“ bietet keinen<br />

Informationsgewinn, da diese allein keinen Aufwand verusachen,<br />

sondern erst durch vorliegende psychopathologischen<br />

Symptome.<br />

Insofern schlugen wir ein an psychopathologischen Merkmalen<br />

(lt. AMPD) orientiertes System vor, welches vom InEK akzeptiert<br />

und inzwischen in die Kalkulationsrichtlinien aufgenommen<br />

wurde.


Unsere Kriterien für Betreuungsintensität<br />

1) Bewußtseins- und Orientierungsstörung inkl. dissoziative<br />

Zustände<br />

2) Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Denkstörungen (formal<br />

und inhaltlich)<br />

3) Störungen der Affektivität (bzw. der Affektsteuerungsfähigkeit)<br />

4) Störungen des Antriebs (gesteigert oder vermindert)<br />

5) Selbst- und Fremdaggressivität (inkl. Suizidalität)<br />

6) Beeinträchtigung der Selbstversorgungsfähigkeit und<br />

somatische Störungen bzw. Selbstfürsorgedefizit bei<br />

Traumafolgestörungen (Unterstützungs-, Überwachungs- und<br />

Beobachtungsbedarf)


Praktische Durchführung<br />

Die Bewertung erfolgt für alle Patienten der Station in der<br />

Morgenübergabe von Pflegeteam und Ärzten gemeinsam<br />

Die Eintragung erfolgt (noch) handschriftlich auf einer in das<br />

Dokusystem eingelegten Tabelle<br />

Die Summe der Bewertungen der einzelnen Patiententage<br />

werden vom Nachtdienst in das EDV-System eingetragen<br />

Hier können die Bewertungen für jeden Tag von der Verwaltung<br />

ausgelesen werden.


Kardex-Bogen zur tagesvariablen Bewertung der<br />

Betreuungsintensität<br />

Name:<br />

1) Bewusstseins- und Orientierungsstörungen<br />

2) Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Denkstörungen<br />

(formal und inh.)<br />

3) Störungen der Affektivität (bes. Affektsteuerung)<br />

Datum:<br />

4) Störungen des Antriebs (gesteigert oder vermindert)<br />

5) Selbst- und Fremd-aggressivität (inkl. Suizidalität)<br />

6) Selbstversorgungsfähigkeit und vitale Gefährdung<br />

Summe:<br />

Station:<br />

Blatt Nr.:


Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK)


Schwitz!!!


PsychPV-Erfassung<br />

Relativ problemlose Einführung, da bekannt<br />

Relativ breite Durchdringung<br />

Relativ zuverlässige Einstufung<br />

Probleme:<br />

- Neue Mitarbeiter<br />

- Tageskliniken (A1, A5)<br />

- Grobes Schätzen


OPS-Erfassung<br />

Festlegung des Komplex-OPS oft falsch, da unzureichende<br />

Meldung der Intensivkriterien (Vergessen, Wochenende, Urlaube<br />

etc.)<br />

Unzuverlässige Eingabe von Therapieeinheiten<br />

- schwer prüfbar<br />

- Fehlender Mahnfunktion<br />

- unterschiedlich nach Berufsgruppen<br />

- Überengagierte vs. Verweigerer<br />

- System zu komplex<br />

Zusatz-OPS oft nicht erkannt (v.a. Krisenintervention)<br />

Einzel-OPS-Erfassung durch Verwaltung aus der Akte nur<br />

unzureichend möglich.


Kodierung der Diagnosen<br />

Erfolgt wohl im Großen und Ganzen korrekt, im Detail aber<br />

ungenau<br />

Unzureichendes Verständnis – auch da die Folgen noch völlig<br />

unklar sind


Betreuungsintensität<br />

Überraschend gute Abbildung der Realität durch unser System –<br />

vor allem in der Allgemeinpsychiatrie, weniger in der Sucht und<br />

Gerontopsychiatrie.<br />

Hoher Aufwand<br />

Überraschend hohe Fehlquote von Einstufungen trotz<br />

Papierlösung (ca. 3500 Fehler bei 34000 Gewichtungen – z.T.<br />

systematische Fehler, z.T. eingabebedingt)


Fazit für unser Haus<br />

Sehr engagierte Umsetzung durch unsere Mitarbeiter<br />

Trotz völlig unzureichender EDV-Vorgaben, gute Durchdringung<br />

Deutlich höherer Aufwand als zuvor<br />

Schwer erklärbare Systematik(en)<br />

In vielen Bereichen relativ hohe Fehlerquote


Persönliche Bewertung<br />

Die Situation aus der Somatik ist definitiv nicht auf die<br />

Psychiatrie übertragbar.<br />

Das InEK wird große Schwierigkeiten haben, sinnvoll<br />

differenzierende Entgelte zu definieren.<br />

Die Lenkungswirkung bleibt abzuwarten (z.B. Bevorzugung<br />

strukturierter Verfahren á 25 Min.)<br />

Die von den Krankenkassen angestrebte Überprüfbarkeit wird<br />

allenfalls zufällig erreicht<br />

Der Aufwand könnte letztlich deutlich überproportional zum<br />

Effekt sein


Persönliche Bewertung<br />

Aus meiner persönlichen Sicht ist die individuelle, haltende<br />

menschliche Zuwendung – sowohl für Minuten, als auch für<br />

ganze „Therapieeinheiten“ – das zentrale „Heilmittel“ der<br />

Psychiatrie. Sie beruht auf helfend eingestellten Menschen,<br />

positivem Rahmen, Erfahrung und Empathie. Diese Kombination<br />

ist sehr schwer „leistungsgerecht“ zu quantifizieren.


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!


Weitere Gedanken<br />

Angesichts der nur geringen Aussagekraft von Prädikatoren,<br />

sind prospektive Gewichtungen des Aufwandes, den eine<br />

Behandlung erfordert nur in ganz geringem Umfang möglich (wie<br />

z.B. im amerikanischen System, wo Gewichtungsfaktoren<br />

zwischen 0,8 und 1,2 für bestimmte Diagnosen oder<br />

Komorbiditäten vergeben werden).


Weitere Gedanken<br />

Zeitliche Beschränkungen im Verlauf sind allenfalls<br />

politisch festlegbar (wie z.B. Altersbeschränkung für Dialyse),<br />

nicht jedoch wissenschaftlich begründbar.


Weitere Gedanken<br />

Über die „alte Psych-PV“ hinaus sind patienten- oder<br />

tagesbezogene Gewichtungen des Aufwandes möglich, können<br />

aber nur im Verlauf durch Feststellung der real erfolgten<br />

Betreuungszeit erfolgen. Die dafür zur Verfügung stehenden<br />

Instrumente sind entweder sehr aufwändig (minutengenaue<br />

Erfassung – die darüber hinaus in den Kurzkontakten wieder<br />

unscharf wird, durch schwierige Zuordnung) oder subjektiv<br />

(Bewertungsskalen analog zur Psych-PV, wie die derzeitige<br />

„Gewichtung der Betreuungsintensität). Der gesteigerte Aufwand<br />

bietet letztlich keinen wirklichen Gewinn gegenüber der Psych-<br />

PV. Sie beruhen letztlich wieder „nur“ auf der Ermittlung der<br />

Verteilung unserer täglichen Arbeitszeit nach unscharfen und mit<br />

großer Streubreite begründbaren Ermittlungsverfahren.


Weitere Gedanken<br />

Der von den Krankenkassen angestrebte „Gewinn“ an<br />

Überprüfbarkeit ist damit allenfalls proportional zum<br />

Dokumentationsaufwand – was auch auf die Psych-PV zutrifft.<br />

Die drei derzeit parallel angewandten und weitgehend<br />

redundanten Verfahren (Psych-PV, Komplex-OPS und<br />

Gewichtung der Betreuungsintensität) dienen (ungewollt) diesem<br />

Ziel – aber auf uneffektive Art und Weise.


Weitere Gedanken<br />

Eine Auswahl der dokumentierten Zeiteinheiten, führt zu<br />

Bevorzugung bestimmter Verfahren – wie z.B. der<br />

strukturierten Verfahren (Psychotherapie, Psychosomatik etc.)<br />

gegenüber der Akutpsychiatrie, wenn 25minütige<br />

Therapieeinheiten gezählt werden.

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