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EIN HAUSFREUND KOMMT Lustspiel in vier Akten von ERIKA ...

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<strong>EIN</strong> <strong>HAUSFREUND</strong> <strong>KOMMT</strong><br />

<strong>Lustspiel</strong> <strong>in</strong> <strong>vier</strong> <strong>Akten</strong><br />

<strong>von</strong><br />

<strong>ERIKA</strong> KAINBERGER-KAPELLER<br />

Subvertrieb außer für Deutschland<br />

© EVA BIELER VERLAG WIEN<br />

<strong>EIN</strong> <strong>HAUSFREUND</strong> <strong>KOMMT</strong><br />

<strong>Lustspiel</strong> <strong>in</strong> <strong>vier</strong> <strong>Akten</strong><br />

<strong>von</strong><br />

<strong>ERIKA</strong> KAINBERGER-KAPELLER<br />

Regie- und Soufflierbuch<br />

EVA BIELER VERLAG<br />

Kleder<strong>in</strong>ger Str. 62/17<br />

1100 Wien<br />

Österreich<br />

Telefon +43/1/258 99 55<br />

Fax +43/1/258 99 55<br />

Mobil +43/699 19 24 91 47<br />

Email: bieler.verlag@aon.at<br />

Homepage: www.bieler.at<br />

E<strong>in</strong> Hausfreund kommt


Inhaltsangabe<br />

Cordula und Karl s<strong>in</strong>d schon „ziemlich lange“ verheiratet, deshalb haben sie sich nicht mehr viel zu<br />

sagen. Wenn sie mite<strong>in</strong>ander reden, streiten sie – meistens wegen ihrer pubertierenden Tochter<br />

Bett<strong>in</strong>a. Karl verheimlicht Cordula, dass er gekündigt wurde, und tut so, als gehe er weiterh<strong>in</strong> jeden<br />

Morgen zur Arbeit. E<strong>in</strong>es Tages kommt e<strong>in</strong> neuer Briefträger, der junge, attraktive Felix, um Cordula<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>geschriebenen Brief zu überreichen. Die beiden verstehen sich sogleich ausgezeichnet.<br />

Außerdem taucht Otto, e<strong>in</strong> früherer Verehrer <strong>von</strong> Cordula, unerwartet auf. Zudem will Karls Freund<br />

Leo, der früher mal e<strong>in</strong> Verhältnis mit Cordula hatte, diese wieder zurück gew<strong>in</strong>nen. Cordula genießt<br />

die Besuche ihrer „Hausfreunde“ natürlich sehr und sie blüht immer mehr auf, was auch ihrer<br />

eifersüchtigen Nachbar<strong>in</strong> Anna nicht entgeht. Diese schürt e<strong>in</strong>e Intrige, die nicht ohne Folgen bleibt.<br />

Die Veränderungen se<strong>in</strong>er Frau erwecken bei Karl e<strong>in</strong> Gefühl, das er schon seit Jahrzehnten nicht<br />

mehr spürte: Eifersucht! Er schmiedet zusammen mit Felix’ Frau Sara e<strong>in</strong>en Plan, wie sie beide ihre<br />

Ehen retten könnten. Dabei geraten die beiden allerd<strong>in</strong>gs selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e verfängliche Situation...<br />

Personen 4D/4H<br />

Cordula, Mitte 40, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 76, 77, 30, 77 gesamt 260, ist e<strong>in</strong>e frustrierte Hausfrau, hat e<strong>in</strong>en<br />

Putzfimmel, nascht aus Frust gern Schokolade, tr<strong>in</strong>kt immer wieder heimlich e<strong>in</strong> Gläschen<br />

Eierlikör und fühlt sich vernachlässigt. Als sich plötzlich e<strong>in</strong>ige Männer für sie<br />

<strong>in</strong>teressieren, blüht sie <strong>in</strong>nerlich und äußerlich auf...<br />

Karl, ihr Ehemann mit Job-Ängsten, 50 Jahre, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 62, 98, 93 gesamt 253, hat se<strong>in</strong>en<br />

Job verloren und traut sich nicht, es Cordula zu sagen: Er spielt weiter den berufstätigen<br />

Familienerhalter. Als sie unerwartet <strong>von</strong> anderen Männern umschwärmt wird, schmiedet er<br />

aus Eifersucht e<strong>in</strong>en Plan zur Rettung se<strong>in</strong>er Ehe.<br />

Bett<strong>in</strong>a, ihre Teenager-Tochter, 18 Jahre, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 26, 4, 27, 18 gesamt 75, hat laufend mit<br />

ihren Eltern Streit, weil sie diese ständig provoziert. Außerdem ist sie der „Telefonitis“<br />

verfallen, und sie hat mehrere Geliebte gleichzeitig, weil sie für die „freie Liebe“ ist. Ihre<br />

Eltern hält sie für hoffnungslos vorgestrig.<br />

Felix, Briefträger, Anfang 30, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 47, 38 gesamt 85, ist charmant und attraktiv und<br />

versteht sich ausgezeichnet mit Cordula. Er ist nicht besonders glücklich, da se<strong>in</strong>e Frau<br />

kaum Zeit für ihn hat. Er sieht <strong>in</strong> Cordula die mütterliche Freund<strong>in</strong>, bei der er se<strong>in</strong> Herz<br />

ausschütten kann.<br />

Sara, se<strong>in</strong>e Ehefrau, Mitte 20, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 23, 39 gesamt 62, hat e<strong>in</strong>en Fitness- und<br />

Gesundheitstick und ernährt sich sich hauptsächlich <strong>von</strong> Körnern und Salat. Um sich ihre<br />

gute Figur zu erhalten, will sie auf ke<strong>in</strong>en Fall schwanger werden – was wiederum ihren<br />

Mann kränkt.<br />

Anna, Cordulas Nachbar<strong>in</strong>, Ende 40, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 29, 41, 19, 27 gesamt 116, ist e<strong>in</strong>sam und<br />

wünscht sich, endlich wieder e<strong>in</strong>en Liebhaber zu bekommen – wenn möglich e<strong>in</strong>en<br />

jungen. Dazu ist ihr – fast – jedes Mittel recht, selbst e<strong>in</strong>e Intrige, gespickt mit e<strong>in</strong>igen<br />

Lügengeschichten und gefälschten Briefen.<br />

Leo, Karls Freund, Mitte 50, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 25, 12, 19 gesamt 56, ist <strong>von</strong> der Sorte „ewiger<br />

Junggeselle“, der gern mit allen Frauen flirtet. Er ist Cordulas ehemaliger Liebhaber und<br />

will sie wiederhaben, allerd<strong>in</strong>gs will er auch se<strong>in</strong>e Freundschaft zu Karl nicht aufs Spiel<br />

setzen.<br />

Otto, ehemaliger Schulfreund und Verehrer <strong>von</strong> Cordula, Mitte 40, E<strong>in</strong>sätze pro Akt: 7, 9 gesamt 16,<br />

ist vor Langem nach Australien ausgewandert und kommt unerwartet zu Besuch, um sie<br />

wiederzusehen. Er trifft sich öfters heimlich mit Cordula, um mit ihr se<strong>in</strong>e bevorstehende<br />

Hochzeit zu planen.<br />

Dekoration 1 <strong>in</strong>nen<br />

Zeit: Gegenwart, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf oder e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt<br />

1


Wohn-Esszimmer: Tisch, Sesseln, Sofa, Hausbar evt. 1 Fenster, langer Vorhang (h<strong>in</strong>ter dem sich<br />

drei Personen verstecken können). 2 oder 3 Zugänge (Türen): Haupte<strong>in</strong>gang, Küche,<br />

Schlafzimmer<br />

Requisiten: Eimer mit Putzutensilien, Bücher, Deko-Gegenstände, Zeitung, Tafel Schokolade,<br />

Eierlikörflasche, Gläser, CD-Player, Handys, Brief, Bierflasche, Brief <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kuvert,<br />

Lockenwickler, Formular und Kugelschreiber, Kaffeegedeck, Küchengefäß, Blumen,<br />

Visitenkarte, Kaffeepackung, Wäschekorb mit Bekleidung, Billet, Sporttasche, schicke<br />

E<strong>in</strong>kaufstüten, Whiskyflasche, Prospekte, Tablett, Proseccoflasche, Ansichtskarte<br />

Spieldauer: ca. 120 M<strong>in</strong>uten<br />

L<strong>in</strong>ks und rechts vom Zuschauer aus zu verstehen.<br />

1. Akt<br />

(An e<strong>in</strong>em Sonntag. Das Wohn-Esszimmer <strong>von</strong> Cordula und Karl. Cordula hat e<strong>in</strong> Tuch um die Haare<br />

gebunden und trägt e<strong>in</strong>en schlampigen Jogg<strong>in</strong>ganzug oder e<strong>in</strong>e altmodische Schürze. Sie<br />

ist mit e<strong>in</strong>em Eimer, diversen Putzmitteln und Lappen „bewaffnet“, räumt auf und putzt<br />

Möbel, Bücher usw. mit e<strong>in</strong>er hektischen Inbrunst, als sei es das Letzte, was sie <strong>in</strong> diesem<br />

Leben erledigen müsse. Dabei schaut sie frustriert dre<strong>in</strong>. Zwischendurch nascht sie immer<br />

wieder <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Riesentafel Schokolade, die zwischen den Putzlappen verborgen ist, und<br />

nippt heimlich aus e<strong>in</strong>er Likörflasche, die sie zwischen Büchern versteckt hat. Karl lässt<br />

sich da<strong>von</strong> nicht beirren und beachtet sie nicht. Er sitzt auf dem Sofa und liest. Das<br />

Publikum sieht ihn anfangs nicht, weil er <strong>von</strong> der großformatigen Zeitung verdeckt wird.<br />

Die beiden sprechen zwar mite<strong>in</strong>ander, hören sich jedoch nicht wirklich zu und reden<br />

anfangs total ane<strong>in</strong>ander vorbei. Aus dem Radio ertönt der Chanson „Tu t’laisses aller“ –<br />

„Du lässt dich gehen“ <strong>von</strong> Charles Aznavour – es gibt da<strong>von</strong> auch e<strong>in</strong>e deutsche Version.)<br />

1. Szene<br />

Cordula, Karl<br />

Cordula: (schreit, um die Musik zu übertönen) Dieser Dreck überall macht mich noch wahns<strong>in</strong>nig!<br />

Karl: (blickt nicht <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Zeitung auf) Ja, ja.<br />

Cordula: Jeder lässt hier im Haus alles liegen und stehen!<br />

Karl: (gleichgültig) Ja, ja.<br />

Cordula: (geht zum CD-Player, um die Musik auszuschalten, und schreit weiter) Sag mal, hörst du<br />

mir eigentlich zu, wenn ich mit dir schimpfe?!?<br />

Karl: (würdigt sie immer noch ke<strong>in</strong>es Blickes) Warum schreist du denn so herum?<br />

Cordula: (spricht jetzt <strong>in</strong> normaler Lautstärke) Da sieht man’s wieder: ich mache mich für dich<br />

kaputt, um dir e<strong>in</strong> gemütliches Heim zu bieten, ich koche dir jeden Tag m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal<br />

frisches, gesundes Essen, ich rackere mich ab bis zum Umfallen – und du f<strong>in</strong>dest es nicht<br />

e<strong>in</strong>mal der Mühe wert, mir auch nur fünf M<strong>in</strong>uten zuzuhören!<br />

Karl: (sieht kurz <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Zeitung auf) In fünf M<strong>in</strong>uten bist du fertig, sagst du? Gut. Dann hätte<br />

ich gern was zu essen. Würdest du mich jetzt bitte den Artikel fertig lesen lassen? Der ist<br />

nämlich <strong>in</strong>teressant! (verschw<strong>in</strong>det wieder h<strong>in</strong>ter der Zeitung)<br />

Cordula: (putzt frustriert weiter) Also, diese Putzmittel s<strong>in</strong>d auch nicht mehr das, was sie e<strong>in</strong>mal<br />

waren: sie werden immer teurer und die Qualität immer schlechter! Unglaublich!<br />

Karl: (liest vor) „Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise werden sich erst mit Ende des<br />

Jahres im wahren Ausmaß bemerkbar machen. Die aktuelle Arbeitslosenrate beträgt im<br />

Bundesdurchschnitt 7,5 Prozent und ist im Steigen begriffen...“ (schimpft vor sich h<strong>in</strong>) Aber<br />

die Manager kassieren fette Honorare und Prämien <strong>in</strong> Millionenhöhe!<br />

2


Cordula: (erschrickt hat nur das Wort „fett“ aufgeschnappt) Wie bitte?! Ich werde immer fetter?! Sag<br />

mal: Hast du nicht bemerkt, dass ich fünf Kilo abgespeckt habe? (isst schnell e<strong>in</strong> Stück<br />

Schokolade)<br />

Karl: Ja, genau! Wie die Maden im Speck leben diese Manager, und den kle<strong>in</strong>en Angestellten<br />

plündern sie das letzte Hemd aus dem Kasten!<br />

Cordula: Du hast Recht: Den Kasten muss ich auch noch putzen! Da liegt der Staub ja schon<br />

f<strong>in</strong>gerdick. Ne<strong>in</strong>, das kann man so nicht lassen!<br />

Karl: Richtig: Das kann man so nicht lassen! Aber wir s<strong>in</strong>d diesen Politikern ja auf Gedeih und<br />

Verderb ausgeliefert! Wenn du mich fragst, s<strong>in</strong>d die alle nur noch Marionetten der<br />

Großkonzerne!<br />

Cordula: Was sagst du? Die Marionetten? Aber Karl, seit Bett<strong>in</strong>a nicht mehr mit ihnen spielt, hab ich<br />

sie doch schon auf dem Dachboden verstaut. S<strong>in</strong>d ja nur Staubfänger! (macht heimlich<br />

e<strong>in</strong>en Schluck aus der Likörflasche)<br />

Karl: (sieht kurz <strong>von</strong> der Zeitung auf) Cordula! Was redest du da für e<strong>in</strong>en Blöds<strong>in</strong>n! Könntest<br />

du e<strong>in</strong>mal an etwas anderes denken als an de<strong>in</strong>e dämliche Putzerei?!<br />

Cordula: (versteckt schnell die Flasche) Und könntest du mal etwas anderes tun als immer nur<br />

Zeitung lesen?!<br />

Karl: Dir würde es nicht schaden, wenn du auch mal wieder etwas lesen würdest, anstatt dich<br />

ständig als Putzteufel zu betätigen!<br />

Cordula: (empört) Wie hast du mich soeben genannt?! – Ach was! du kannst mich mal - gern<br />

haben! (putzt weiter)<br />

Karl: Ja, das HATTE ich e<strong>in</strong>mal...<br />

Cordula: (zu sich) Dämliche Putzerei sagt er. Dabei könnte er mir jeden Tag die Füße küssen, dass<br />

ich ihm kostenlos den Haushalt führe!<br />

Karl: Me<strong>in</strong> neuer Kollege sägt Tag für Tag mehr an me<strong>in</strong>em Sessel.<br />

Cordula: Aber den Sessel hab ich doch schon geputzt!<br />

Karl: Dabei ist er doch erst seit e<strong>in</strong>em halben Jahr <strong>in</strong> der Firma...<br />

Cordula: Aber ne<strong>in</strong>! Nicht vor e<strong>in</strong>em halben Jahr! Erst gestern hab ich...<br />

Karl: (schaut verärgert <strong>von</strong> se<strong>in</strong>er Zeitung auf) Das kommt da<strong>von</strong>, dass du mir nie richtig<br />

zuhörst! Ich sagte: Me<strong>in</strong> neuer Kollege will me<strong>in</strong>en Job haben!<br />

Cordula: (unterbricht kurz ihr Putzen) Aber du bist schon mehr als zwanzig Jahre <strong>in</strong> dieser Firma.<br />

Das kann de<strong>in</strong> Chef doch nicht zulassen!<br />

Karl: Da sieht man’s wieder mal: du hast e<strong>in</strong>fach ke<strong>in</strong>e Ahnung vom Leben „da draußen“!<br />

Typisch Hausfrau! (zynisch) Du solltest vielleicht wenigstens ab und zu Zeitung lesen oder<br />

die Nachrichten im Fernsehen anschauen – nicht immer nur de<strong>in</strong>e blöden Herzschmerz-<br />

Sendungen! Dann wüsstest du, dass heutzutage der Mensch im Job nichts mehr wert ist.<br />

Was zählt, s<strong>in</strong>d nur Bilanzen und Gew<strong>in</strong>nmaximierung.<br />

Cordula: Rosamunde Pilcher ist nicht blöd, und die „Desperate Housewifes“ s<strong>in</strong>d Balsam für jede<br />

Hausfrau! Jawohl!<br />

Karl: Aber leben können wir da<strong>von</strong> nicht.<br />

Cordula: De<strong>in</strong> Chef hielt doch immer so große Stücke auf dich und lobte immer de<strong>in</strong>e Loyalität...<br />

Glaubst du, dass er dich raus schmeißt?<br />

Karl: (zerknirscht) Das ist gut möglich! Seit dieser junge Typ gekommen ist und um fast die<br />

Hälfte Gehalt genauso viel arbeitet wie ich, ist alles anders! Vor allem ist er viel schneller<br />

fertig als ich! Die Jungen lernen heute eben schon im K<strong>in</strong>dergarten, mit dem PC<br />

umzugehen!<br />

Cordula: Hab ich dir nicht immer schon gesagt, du sollst e<strong>in</strong>en Computerkurs machen?!<br />

Karl: Was glaubst du, womit ich abends me<strong>in</strong>e Zeit verbr<strong>in</strong>ge?!<br />

Cordula: Ke<strong>in</strong>e Ahnung. (pikiert) Ich weiß nur, dass du ständig Überstunden machst – und ich die<br />

Abende alle<strong>in</strong> verbr<strong>in</strong>gen muss! (nascht heimlich e<strong>in</strong> Stückchen Schokolade)<br />

3


Karl: Ich will jetzt endlich me<strong>in</strong>e Zeitung ungestört zu Ende lesen. Heute ist Sonntag, und ich<br />

habe mir e<strong>in</strong> bisschen Ruhe verdient! (nimmt wieder die Zeitung zur Hand)<br />

Cordula: DU sprichst <strong>von</strong> „ungestörter Sonntagsruhe“? Dass ich nicht lache! Und WANN bitteschön<br />

habe ich e<strong>in</strong>mal me<strong>in</strong>e Ruhe?! ICH habe immer Alltag! IMMER! (putzt frustriert weiter) Seit<br />

achtzehn Jahren schon! Seit Bett<strong>in</strong>a geboren wurde...<br />

2. Szene<br />

Cordula, Karl, Bett<strong>in</strong>a<br />

Bett<strong>in</strong>a: (hat die letzten Worte ihrer Mutter gehört, als sie here<strong>in</strong>kommt) Was ist mit mir?<br />

Karl: Nichts.<br />

Bett<strong>in</strong>a: (lacht) Aber Mama! Du musst doch wirklich nicht am Sonntag putzen!<br />

Cordula: Oh doch, das muss se<strong>in</strong>! Ich will schließlich nicht im Dreck ersticken, auch wenn euch das<br />

ansche<strong>in</strong>end völlig egal ist. Denn sonst würdet ihr ja e<strong>in</strong> bisschen helfen im Haushalt!<br />

Karl: (h<strong>in</strong>ter der Zeitung) Ja, ja...<br />

Bett<strong>in</strong>a: (ihr Handy kl<strong>in</strong>gelt sie hebt ab) Hi, Tim! - Jaaa, mir geht’ s super! Du, ich ruf dich später<br />

zurück, dann können wir ungestört quatschen! (legt auf und steckt ihr Handy wieder e<strong>in</strong>)<br />

Cordula: Du rufst NICHT zurück, verstanden!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Wie bitte?! Von dir lass ich mir nicht vorschreiben, mit wem ich telefoniere!<br />

Cordula: (flehentlich) Denk an die letzte Handy-Rechnung...<br />

Karl: ... die im Übrigen wie immer WIR bezahlen mussten!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Wie kann man nur so kle<strong>in</strong>lich se<strong>in</strong>! Ach ja: ich habe heute noch e<strong>in</strong> date.<br />

Karl: Du hast WAS?<br />

Bett<strong>in</strong>a: Na, ich treffe mich mit jemandem!<br />

Karl: (kategorisch) Kommt nicht <strong>in</strong> Frage!<br />

Cordula: Geh nur, aber komm nicht so spät nach Hause, du musst morgen wieder früh aus den<br />

Federn.<br />

Karl: (legt mit e<strong>in</strong>em Ruck die Zeitung zur Seite streng zu Cordula) Du widersprichst mir?! Darf<br />

denn das wahr se<strong>in</strong>!<br />

Cordula: (reagiert nicht auf ihn) Woh<strong>in</strong> gehst du, Bett<strong>in</strong>a?<br />

Bett<strong>in</strong>a: Du kennst das Lokal sowieso nicht. Du hockst eh immer nur zu Hause.<br />

Cordula: Mit wem triffst du dich?<br />

Bett<strong>in</strong>a: Mit me<strong>in</strong>er Clique, wie jedes Mal! Außerdem wird Mike auch da se<strong>in</strong>...<br />

Karl: Mike? Wer ist denn das schon wieder?<br />

Bett<strong>in</strong>a: Er kommt eh mit nach Hause. Ich stelle ihn euch dann morgen vor! Er ist mega-geil!<br />

Cordula: (verschluckt sich an e<strong>in</strong>em Stück Schokolade) WAS ist er???<br />

Bett<strong>in</strong>a: Na ja, er ist - super-porno!<br />

Karl: WAS?! Ich will ke<strong>in</strong>e Pornos hier im Haus!<br />

Cordula: (mit zynischem Unterton und Seitenblick auf Karl) Ach so???<br />

Karl: (zischt zu Cordula) Pscht! Das K<strong>in</strong>d muss doch nicht...<br />

Bett<strong>in</strong>a: (lacht) Das „K<strong>in</strong>d“ ist längst erwachsen und außerdem b<strong>in</strong> ich aufgeklärt! So, und nun<br />

kriegt euch mal wieder e<strong>in</strong>! Sagt mal: Wart ihr eigentlich nie jung?<br />

Cordula: Zu me<strong>in</strong>er Zeit sagte man solche Sachen nicht...<br />

Bett<strong>in</strong>a: Ach so? Da „machte“ man es nur – und zwar heimlich, oder?<br />

Karl: Also... „geil“ und „porno“ war ich sicher nie... (räuspert sich verlegen)<br />

Bett<strong>in</strong>a: Okay, ihr wart also NIE wirklich jung...<br />

Karl: Hör mal, junge Dame! E<strong>in</strong> wildfremder Kerl kommt uns nicht <strong>in</strong>s Haus – und schon gar<br />

nicht <strong>in</strong> de<strong>in</strong> Schlafzimmer, verstanden?!<br />

4


Bett<strong>in</strong>a: (schnauft verächtlich) Was heißt hier ‚wildfremd’? ICH kenne ihn schließlich, und zwar<br />

schon seit e<strong>in</strong>er Woche. Ihr seid wirklich vors<strong>in</strong>tflutlich mit eurer Sche<strong>in</strong>-Moral!<br />

Karl: Sag e<strong>in</strong>mal: Wie redest du überhaupt mit uns? So lange du de<strong>in</strong>e Füße...<br />

Bett<strong>in</strong>a: (äfft ihm nach) ... unter me<strong>in</strong>en Tisch stellst... und so weiter und so fort! Ich kenne de<strong>in</strong><br />

Blabla schon <strong>in</strong>- und auswendig. (verdreht die Augen)<br />

Cordula: Sag mal, Bett<strong>in</strong>a: Wer ist eigentlich Peter?<br />

Bett<strong>in</strong>a: (vorwurfsvoll) Mutti! Hast du schon wieder <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Tagebuch gelesen!?<br />

Cordula: Na, wenn du immer alles so herum liegen lässt...<br />

Bett<strong>in</strong>a: (wütend) Ich glaub’s e<strong>in</strong>fach nicht! Wie oft hab ich dich schon gebeten, me<strong>in</strong> Zimmer <strong>in</strong><br />

Ruhe zu lassen!<br />

Cordula: Na, ab und zu MUSS ich de<strong>in</strong>en Saustall schließlich <strong>in</strong> Ordnung br<strong>in</strong>gen!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Ne<strong>in</strong>! Musst du nicht! Kann ich nicht e<strong>in</strong> bisschen Privatsphäre <strong>in</strong> diesem Haus haben?!?<br />

(läuft h<strong>in</strong>aus und knallt die Tür h<strong>in</strong>ter sich zu)<br />

3. Szene<br />

Karl, Cordula<br />

Cordula: Was hat denn das K<strong>in</strong>d?<br />

Karl: Na, es ist eben wegen ... Ihrem Tagebuch! Das musst du doch wirklich nicht lesen.<br />

Cordula: Da haben wir’s wieder: immer fällst du mir <strong>in</strong> den Rücken, wenn es um unser K<strong>in</strong>d geht!<br />

Karl: Unser „K<strong>in</strong>d“ ist längst schon erwachsen!<br />

Cordula: Ich glaube, dass sie sich de<strong>in</strong>etwegen so aufgeregt hat!<br />

Karl: Ach was!?<br />

Cordula: Ja! Immerh<strong>in</strong> sagst du immer: „... so lange du de<strong>in</strong>e Füße unter me<strong>in</strong>en Tisch stellst...<br />

Karl: Fängst du jetzt auch noch an, mir nachzuäffen?! Kann man denn nicht mal am Sonntag<br />

e<strong>in</strong> bisschen Ruhe <strong>in</strong> diesem Haus haben?! – Weißt du was: ich gehe zum Frühschoppen!<br />

(knallt die Zeitung auf den Tisch und dann die Tür h<strong>in</strong>ter sich zu)<br />

4. Szene<br />

Cordula, Anna<br />

Cordula: (zu sich) Lange halte ich das nicht mehr aus! Womit hab ich das bloß verdient? (putzt<br />

wütend weiter) Alles hab ich aufgegeben für me<strong>in</strong>e Familie! Me<strong>in</strong>e Heimat. Me<strong>in</strong>en Beruf.<br />

Me<strong>in</strong>en Sprachkurs, me<strong>in</strong> lustiges Leben... ach, e<strong>in</strong>fach alles! Und was ist der Dank dafür?<br />

(zum Publikum)sie haben’s ja gerade gesehen!<br />

Anna: (tritt e<strong>in</strong>) Grüß dich, Cordula! Ich wollte nur mal sehen, wie es dir so geht. Bist du alle<strong>in</strong>?<br />

Cordula: Hallo, Anna! Du kommst gerade zur richtigen Zeit! Mensch, b<strong>in</strong> ich frustriert! (holt die<br />

Flasche mit dem Eierlikör aus dem Versteck und schenkt sich und Anna e<strong>in</strong> Glas e<strong>in</strong>)<br />

Anna: Danke. Sag mal: Versteckst du immer noch die Flaschen vor de<strong>in</strong>em Mann?<br />

Cordula: (verschämt) Na ja… er mag nicht, wenn ich Alkohol tr<strong>in</strong>ke.<br />

Anna: Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht immer das machen sollst, was de<strong>in</strong> Mann<br />

<strong>von</strong> dir will!<br />

Cordula: Du hast leicht reden: immerh<strong>in</strong> lebst du alle<strong>in</strong> und brauchst auf niemanden Rücksicht zu<br />

nehmen!<br />

Anna: Nimmt Karl auf dich Rücksicht? – (da Cordula ke<strong>in</strong>e Antwort gibt) Na eben! – Also: Raus<br />

mit der Sprache: Wo brennt der Hut?<br />

Cordula: (zynisch) Me<strong>in</strong>e zwei „netten“ Mitbewohner schmeißen nur noch mit den Türen!<br />

Anna: Oje! Das kl<strong>in</strong>gt nach dicker Luft!<br />

Cordula: Sag bloß nicht „dick“! Wenn ich das Wort schon höre! Karl hat nicht mal bemerkt, dass ich<br />

fünf Kilo abgenommen habe!<br />

5


Anna: Ach, ärgere dich bloß nicht! Das bemerken Männer eh nie! Die schauen uns Frauen doch<br />

kaum noch an, sobald sie mehr als zwei Jahre mit uns verheiratet s<strong>in</strong>d! Dann halten sie<br />

wieder nach Frischfleisch Ausschau!<br />

Cordula: Du sprichst sicher aus Erfahrung.<br />

Anna: Was glaubst du, warum ich mich habe scheiden lassen!?<br />

Cordula: Ja, warum eigentlich?<br />

Anna: Na, wegen so e<strong>in</strong>er... (abschätzig) „Lolita“!<br />

Cordula: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Karl...<br />

Anna: Trau ke<strong>in</strong>em Mann über 18!<br />

Cordula: (lacht) Ich glaube, für e<strong>in</strong>e Affäre ist Karl viel zu bequem.<br />

Anna: Da wäre ich mir nicht so sicher!<br />

Cordula: Ich habe es so satt, immer nur das Dienstmädchen für me<strong>in</strong>e Familie zu spielen! Und das<br />

zum Null-Lohn! (holt die Schokolade und isst e<strong>in</strong> Stück) Magst du auch?<br />

Anna: Ne<strong>in</strong>, danke. – Weißt du was: du solltest dir wieder e<strong>in</strong>en Job suchen und dich auf eigene<br />

Be<strong>in</strong>e stellen!<br />

Cordula: Wie stellst du dir das vor? Immerh<strong>in</strong> b<strong>in</strong> ich schon seit Bett<strong>in</strong>as Geburt raus aus dem<br />

Geschäft. Und wer soll mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter noch e<strong>in</strong>stellen?<br />

Anna: Da gebe ich dir Recht: K<strong>in</strong>der zu bekommen ist wirklich e<strong>in</strong> ziemliches Risiko für e<strong>in</strong>e<br />

Frau, wenn sie wieder berufstätig se<strong>in</strong> will!<br />

Cordula: Ne<strong>in</strong>, SO habe ich mir me<strong>in</strong> Leben wirklich nicht vorgestellt. (schenkt sich noch Likör nach)<br />

Tr<strong>in</strong>kst du noch e<strong>in</strong> Gläschen mit mir?<br />

Anna: (abwehrend) Ne<strong>in</strong>, danke! Sag mal: Seit wann tr<strong>in</strong>kst du schon am Vormittag Alkohol?<br />

Cordula: Das ist doch ke<strong>in</strong> Alkohol, sondern nur Eierlikör.<br />

Anna: Na, wenn das SO ist... Warum eigentlich nicht? (hält ihr Glas h<strong>in</strong>)<br />

Cordula: (schenkt e<strong>in</strong>) Prost!<br />

Anna: Wohl bekomm’s! - Worauf tr<strong>in</strong>ken wir eigentlich?<br />

Cordula: (trocken) Na, sicher nicht auf die Männer. Apropos: Wie geht’s dir eigentlich mit de<strong>in</strong>em<br />

Hans?<br />

Anna: Der ist Schnee <strong>von</strong> gestern. Ich b<strong>in</strong> wieder solo. Und es geht mir ausgezeichnet dabei. Ich<br />

schaue <strong>in</strong> nächster Zeit sicher ke<strong>in</strong>em Kerl mehr zu tief <strong>in</strong> die Augen! Ich bleibe lieber<br />

S<strong>in</strong>gle!<br />

Cordula: Also, so ganz alle<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>, könnte ich mir nicht vorstellen...<br />

Anna: Du „verkaufst“ dich lieber an de<strong>in</strong>en Mann, bedienst ihn <strong>von</strong> vorn bis h<strong>in</strong>ten und bist<br />

unglücklich und frustriert dabei!<br />

Cordula: Das kl<strong>in</strong>gt ja gerade so, als wolltest du mir me<strong>in</strong>en Mann madig machen!<br />

Anna: Aber das brauche ich doch gar nicht! Wenn man dich so ansieht... Ich muss schon sagen:<br />

Die Ehe sche<strong>in</strong>t dir nicht gerade gut zu tun...<br />

Cordula: Na ja, irgendwie hast du ja Recht! Ich fühle mich manchmal... wie hundert Jahre alt!<br />

Anna: Dann wird es aber höchste Zeit, dass du die Uhr zurück drehst und e<strong>in</strong> neues Leben<br />

beg<strong>in</strong>nst!<br />

Cordula: DU hast leicht reden: Schließlich hast du ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der und bist frei!<br />

Anna: Bett<strong>in</strong>a ist doch schon so gut wie erwachsen und kann auf eigenen Be<strong>in</strong>en stehen. Im<br />

Übrigen danken es e<strong>in</strong>em die K<strong>in</strong>der sowieso nicht, wenn man sich für sich aufopfert!<br />

Cordula: Ja, da ist schon was dran... (nachdenklich) Hm, vielleicht wäre ich mit Otto glücklicher<br />

geworden...?<br />

Anna: Mit Otto?!? Diesem schrulligen Typ <strong>von</strong> der Schule???<br />

Cordula: Ja, genau! Du er<strong>in</strong>nerst dich an ihn?<br />

6


Anna: (lacht) Otto war wirklich zu komisch! Immer hat er etwas vergessen oder ist über se<strong>in</strong>e<br />

eigenen Be<strong>in</strong>e gestolpert...<br />

Cordula: ... und er war sehr verliebt <strong>in</strong> mich!<br />

Anna: Du aber nicht <strong>in</strong> ihn!<br />

Cordula: Otto hat mich nicht <strong>in</strong>teressiert. Als Mann me<strong>in</strong>e ich...<br />

Anna: Dafür war dir Karl umso lieber – ich er<strong>in</strong>nere mich genau, wie du ihn damals angehimmelt<br />

hast...<br />

Cordula: (seufzt) Ach ja, lang ist her...<br />

Anna: ... und wie du alle me<strong>in</strong>e Warnungen <strong>in</strong> den W<strong>in</strong>d geschlagen hast.<br />

Cordula: Hoffentlich ist wenigstens Otto glücklich geworden!<br />

Anna: Hast du nie mehr etwas <strong>von</strong> ihm gehört?<br />

Cordula: Ne<strong>in</strong>. Du weißt ja, er ist nach Australien ausgewandert.<br />

Anna: Otto bei den „Aussis“! Unvorstellbar!<br />

Cordula: Das Letzte, was ich <strong>von</strong> ihm gehört habe ist, dass er im Taronga-Zoo <strong>in</strong> Sidney e<strong>in</strong>e<br />

Anstellung gefunden hat.<br />

Anna: Er war immer schon e<strong>in</strong> Tier-Freak. - Du, ich muss jetzt aber gehen. Ich bekomme noch<br />

Besuch. Also dann, bis bald – und e<strong>in</strong>en schönen Tag!<br />

Cordula: Ja, dir auch, Anna!<br />

Anna: (während sie h<strong>in</strong>aus geht) Und putz’ nicht den ganzen Tag – heute ist Sonntag! (w<strong>in</strong>kt ihr<br />

fröhlich zu)<br />

Cordula: Das hab ich heute schon mal gehört. - Leben verändern... - Undankbare K<strong>in</strong>der... -<br />

verkauft an me<strong>in</strong>en Mann?!? (nimmt die Likörflasche und die restliche Tafel Schokolade<br />

mit und geht seufzend h<strong>in</strong>aus)<br />

5. Szene<br />

Bett<strong>in</strong>a, Karl<br />

(die Bühne bleibt e<strong>in</strong>en Augenblick leer, dann kommt Bett<strong>in</strong>a here<strong>in</strong>, die gerade am Handy<br />

telefoniert)<br />

Bett<strong>in</strong>a: Klar komm ich heute Abend <strong>in</strong>s „Mega“... Ja, und die anderen <strong>von</strong> der Clique auch. - Ja,<br />

Schatz! Natürlich kommst du dann mit mir nach Hause! Ke<strong>in</strong> Problem! Ne<strong>in</strong>, me<strong>in</strong>e Eltern<br />

haben nichts dagegen. Außerdem frag’ ich die gar nicht! Ciao, bis später!<br />

Karl: (kommt während des letzten Satzes here<strong>in</strong>) Bett<strong>in</strong>a! Wie oft habe ich dir schon gesagt,<br />

dass du nicht ständig mit dem Handy telefonieren sollst!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Ja, womit denn sonst?!?<br />

Karl: Frechdachs! Dieses Handy-Telefonieren ist nicht gut für die Gesundheit und kann sogar<br />

Krebs erregen!<br />

Bett<strong>in</strong>a: (zynisch) Ach, soll ich lieber das Festnetz benutzen?<br />

Karl: Bloß nicht! Denk an die letzte Telefonrechnung! Hast du schon überlegt, wie du die<br />

bezahlen willst?<br />

Bett<strong>in</strong>a: (unschuldig) Ne<strong>in</strong>. Wozu auch? Wofür hat man schließlich Eltern...?<br />

Karl: So geht das nicht weiter, junge Dame...!<br />

Bett<strong>in</strong>a: (gleichzeitig) So lange du de<strong>in</strong>e Füße unter me<strong>in</strong>en Tisch stellst...<br />

Karl: (gleichzeitig) So lange du de<strong>in</strong>e Füße unter me<strong>in</strong>en Tisch stellst...<br />

Bett<strong>in</strong>a: Vati, bitte! Diesen Spruch kann ich jetzt wirklich schon nicht mehr hören!<br />

Karl: Und ICH kann de<strong>in</strong>e ständigen Kl<strong>in</strong>geltöne nicht mehr hören! De<strong>in</strong>e „Telefonitis“ ist ja<br />

schon die re<strong>in</strong>ste Sucht!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Du übertreibst mal wieder maßlos!<br />

7


Karl: Und im Übrigen warnt sogar e<strong>in</strong>e neue EU-Studie vor dem Telefonieren mit dem Handy:<br />

Die Strahlen können sogar unfruchtbar machen!<br />

Bett<strong>in</strong>a: Ich will sowieso ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der!<br />

Karl: De<strong>in</strong>e Ignoranz ist e<strong>in</strong>fach unfassbar! Und DAFÜR habe ich mich achtzehn Jahre lang<br />

abgerackert.<br />

Bett<strong>in</strong>a: Ich hab dich nicht darum gebeten! (zieht demonstrativ ihr Handy hervor und wählt) Hallo?<br />

Leo? Ja, ich b<strong>in</strong>’s! Sehen wir uns später im „Mega“? Du, da wird heute Nacht die Hölle los<br />

se<strong>in</strong>. - Ja, diese coole Band spielt wieder... (während des letzten Satzes geht sie h<strong>in</strong>aus<br />

und wirft ihrem Vater noch e<strong>in</strong>e Kusshand zu)<br />

6. Szene<br />

Karl, Leo<br />

Karl: Womit hab ich bloß so e<strong>in</strong>e freche Göre verdient?! - Womit hab ich überhaupt diese<br />

schreckliche Familie verdient? - E<strong>in</strong>es ist sicher: Lange halte ich das nicht mehr aus!<br />

Irgendetwas muss sich ändern... (es klopft an der Tür) Here<strong>in</strong>!<br />

Leo: (tritt e<strong>in</strong>, ist schon e<strong>in</strong> bisschen beschwipst, hat e<strong>in</strong>e Bierflasche <strong>in</strong> der Hand) Na, alter<br />

Freund! Da bist du ja! Ich dachte, wir treffen uns beim Frühschoppen? Prost!<br />

Karl: Ich wollte ja kommen, Leo aber...<br />

Leo: (lacht) Hat dich de<strong>in</strong>e Alte wieder mal nicht gehen lassen?<br />

Karl: Ach was! Die frag’ ich doch gar nicht! Überhaupt kannst du da nicht mitreden, warst<br />

schließlich nie verheiratet...<br />

Leo: Zum Glück! Ich wusste schon, warum ich immer rechtzeitig die Flucht ergriffen habe!<br />

Karl: Manchmal hab ich dich schon beneidet <strong>in</strong> all den Jahren...<br />

Leo: Es ist nie zu spät! Geh doch und komm wieder zurück <strong>in</strong> die Freiheit! Dann hauen wir<br />

geme<strong>in</strong>sam auf den Putz und ziehen wieder die ganze Nacht um die Häuser, wie <strong>in</strong> alten<br />

Zeiten! (klopft ihm jovial auf die Schulter) Na, was hältst du da<strong>von</strong>?<br />

Karl: Ich weiß nicht so recht... Das kann ich Cordula doch nicht antun!<br />

Leo: Hast du nicht gesagt, dass ihr <strong>in</strong> letzter Zeit nur noch streitet?<br />

Karl: Na ja, schon... aber ich hab mich schon richtig daran gewöhnt.<br />

Leo: Blöds<strong>in</strong>n! Mach’s doch wie ich.<br />

Karl: Ach, du me<strong>in</strong>st, ich soll mir jeden Monat e<strong>in</strong>e andere Freund<strong>in</strong> zulegen?<br />

Leo: Ich sag dir: Das ist nicht das Schlechteste! Bevor e<strong>in</strong>e Frau zu fordernd oder langweilig<br />

wird – mach’ ich Schluss mit ihr! (lacht) Prost!<br />

Karl: Fühlst du dich denn nie e<strong>in</strong>sam?<br />

Leo: E<strong>in</strong>sam? (lacht) Ich weiß gar nicht, was dieses Wort bedeutet!<br />

Karl: (schaut sich um, um sich zu vergewissern, dass sie alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d zerknirscht) Leo, ich muss<br />

dir was sagen.<br />

Leo: Hast du was angestellt? (klopft ihm lachend auf die Schulter) Ich hab’ s ja gewusst: <strong>in</strong> dir<br />

steckt mehr als nur der langweilige Ehemuffel!<br />

Karl: Ne<strong>in</strong>, ich habe nichts angestellt. Da, schau mal: (zeigt ihm e<strong>in</strong>en Brief, den er aus se<strong>in</strong>er<br />

Tasche zieht)<br />

Leo: (liest den Brief) Das ist doch nicht möglich!<br />

Karl: Doch! Da steht’ s ja schwarz auf weiß!<br />

Leo: Schei...benkleister! Was wirst du jetzt machen?<br />

Karl: Ke<strong>in</strong>e Ahnung! Du weißt ja: ich b<strong>in</strong> schon 50.<br />

Leo: Genau, und damit gehörst du auf dem Arbeitsmarkt schon zum alten Eisen. Was sagt<br />

Cordula dazu?<br />

Karl: Das ist ja das noch größere Problem: sie weiß es nicht.<br />

Leo: Was?!?<br />

8


Karl: Ich hab mich nicht getraut ihr zu sagen, dass ich me<strong>in</strong>en Job los b<strong>in</strong>. Und Bett<strong>in</strong>a hat auch<br />

ke<strong>in</strong>e Ahnung.<br />

Leo: Und wie lange willst du ihnen das Märchen vom Familienerhalter noch vorspielen?<br />

Karl: Ke<strong>in</strong>e Ahnung, wie lange ich die Show noch durchziehen kann.<br />

Leo: Hm, da ist guter Rat teuer. (schüttelt die leere Bierflasche) Hast du noch e<strong>in</strong> Bier für mich?<br />

Karl: Klar. Warte, ich hol dir e<strong>in</strong>es aus der Küche. (geht h<strong>in</strong>aus)<br />

Leo: (zu sich frustriert) B<strong>in</strong> ich froh, dass ich nicht verheiratet b<strong>in</strong>. ICH b<strong>in</strong> nie und niemandem<br />

Rechenschaft schuldig! (betrachtet die leere Flasche <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Hand und spricht zu dieser)<br />

Na ja, ... allerd<strong>in</strong>gs fühle ich mich manchmal genau so leer wie du!<br />

7. Szene<br />

Leo, Cordula<br />

Cordula: (kommt here<strong>in</strong> unfreundlich) Ach, du bist da, Leo! Wolltet ihr euch nicht beim<br />

Frühschoppen treffen?<br />

Leo: Das dachte ich auch. Aber weil Karl nicht gekommen ist, b<strong>in</strong> ich jetzt eben da, um ihn<br />

abzuholen. Er holt mir gerade e<strong>in</strong> Bier.<br />

Cordula: (spöttisch) Me<strong>in</strong>st du nicht, dass du heute schon genug hast?<br />

Leo: (gereizt) Ich wüsste nicht, was dich das angeht!<br />

Cordula: So lange du <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Wohnung bist, geht mich das sehr wohl was an!<br />

Leo: (zynisch) Ach, ich dachte, das wäre auch Karls Haus?<br />

Cordula: (schaut prüfend zur Küche, ob Karl here<strong>in</strong> kommt) Bilde dir bloß nicht e<strong>in</strong>, dass du SO mit<br />

mir reden kannst, weil wir mal was mite<strong>in</strong>ander hatten! Das war nur e<strong>in</strong> Ausrutscher!<br />

Leo: (wird plötzlich sentimental) Warum bloß hast du damals nicht mich genommen, sondern<br />

Karl? (versucht sie zu umarmen)<br />

Cordula: (wehrt ihm ab, schaut nervös zur Küchentür) Aber Leo! Fang’ doch nicht wieder mit der<br />

alten Geschichte an! Das ist doch schon Ewigkeiten her! Und außerdem: Wenn Karl uns<br />

sieht...<br />

Leo: Was s<strong>in</strong>d schon zwanzig Jahre, wenn man die Liebe se<strong>in</strong>es Lebens verloren hat...<br />

Cordula: Jetzt übertreibst du aber, Leo!<br />

Leo: Die Wahrheit ist, dass ich immer nur dich geliebt habe <strong>in</strong> all den Jahren...<br />

Cordula: (zynisch) Ach, wirklich? Deshalb wechselst du wohl auch de<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong>nen wie andere<br />

die Unterhosen, was?<br />

Leo: De<strong>in</strong>etwegen hab ich es nie länger als e<strong>in</strong> paar Wochen mit e<strong>in</strong>er Frau ausgehalten ...<br />

(fummelt e<strong>in</strong> bisschen an ihr herum)<br />

Cordula: (klopft ihm auf die F<strong>in</strong>ger) Es war wohl eher umgekehrt!<br />

Leo: Ach, Cordula, ... sei doch nicht so streng mit mir! (versucht sie zu küssen)<br />

8. Szene<br />

Leo, Cordula, Karl<br />

(Karl kommt wieder here<strong>in</strong> Cordula erschrickt und macht sich schnell <strong>von</strong> Leo los)<br />

Karl: (zu Leo) Leider haben wir ke<strong>in</strong> Bier mehr im Haus, Leo! Ich hab sogar noch im Keller<br />

nachgeschaut...<br />

Leo: Ke<strong>in</strong> Problem! Gehen wir eben doch noch zum Frühschoppen! (schaut nervös zu Cordula)<br />

Karl: Alles klar! (zu Cordula kühl) Also dann...<br />

Cordula: Um zwölf Uhr essen wir.<br />

Karl: Warte nicht auf mich!<br />

Cordula: (spitz) Tr<strong>in</strong>k nicht wieder so viel wie das letzte Mal. Morgen ist Montag und...<br />

Karl: ... ich muss zur Arbeit! Als ob ich das nicht wüsste!<br />

9


Cordula: Genau! Wenn du so weitermachst, überholt dich de<strong>in</strong> junger Kollege sicher bald. Dann bist<br />

du de<strong>in</strong>en Job los! Was soll dann aus uns werden?!?<br />

(Leo und Karl schauen sich fragend an)<br />

Vorhang<br />

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