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SpeedPulse – eine produktivitäts- und effizienzsteigernde - IQ Welding

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<strong>SpeedPulse</strong> - MIG/MAG-Weiterentwicklung f<br />

<strong>SpeedPulse</strong> – <strong>eine</strong> produktivitäts- <strong>und</strong> <strong>effizienzsteigernde</strong><br />

Weiterentwicklung des MIG-MAG-Impulsschweissens<br />

Die Ergänzung des MIG-MAG-Schweissens durch den Impulslichtbogenprozess<br />

ist bewährt, akzeptiert <strong>und</strong> wird vielfältig eingesetzt,<br />

bedingt jedoch neben Anwendungs- <strong>und</strong> Qualitätsvorteilen<br />

auch gewisse Leistungsnachteile. Deshalb sind in bestimmten<br />

Anwendungsbereichen, wie der Verarbeitung von<br />

Stahl, nach wie vor klassische MIG-MAG-Verfahren vorherrschend.<br />

Der neuartige <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogen stellt nun <strong>eine</strong><br />

erweiterte <strong>und</strong> verbesserte Verfahrensvariante des Impulsschweissens<br />

dar. Wichtigster Unterschied zur konventionellen<br />

„ein Tropfen pro Impuls“-Philosophie ist das präzis gesteuerte<br />

Nachziehen <strong>eine</strong>s zusätzlichen sek<strong>und</strong>ären, sprühlichtbogenartigen<br />

Werkstoffübergangs im Anschluss an <strong>eine</strong>m gepulsten<br />

primären Führungstropfen. Die Folge sind zahlreiche Praxisvorteile<br />

wie erhöhte Schweissgeschwindigkeit, bessere Nahtqualität,<br />

tieferer Einbrand <strong>und</strong> höhere Ergonomie.<br />

Dr.-Ing. Birger Jaeschke, Fa. Lorch Schweisstechnik GmbH,<br />

Dipl.-Ing. Klaus Vollrath, freiberuflicher Fachjournalist<br />

Zur Anpassung an die Vielfalt betrieblicher Aufgabenstellungen<br />

kommen beim MIG-MAG-Schweissen unterschiedliche Arbeitsweisen<br />

zur Anwendung. Ihre Typisierung erfolgt in der Regel<br />

nach den Charakteristiken des sich dabei ausbildenden Lichtbogens.<br />

Im unteren Leistungsbereich, d.h. bei niedrigen Strömen<br />

<strong>und</strong> Spannungen, findet sich der so genannte Kurzlichtbogen.<br />

Kennzeichnend für den Kurzlichtbogen ist ein relativ niedriger<br />

Energieeintrag <strong>und</strong> regelmässige Kurzschlüsse mit<br />

moderater Spritzerbildung. Im oberen Leistungsbereich wird<br />

der Schweissdraht dagegen ohne Kontakt mit dem Werkstück<br />

heiss aufgeschmolzen <strong>und</strong> geht feintropfig auf das Werkstück<br />

über. Diese Arbeitsweise ist somit kurzschlussfrei <strong>und</strong> entsprechend<br />

spritzerarm. Dazwischen befindet sich der Bereich des<br />

Übergangslichtbogens, der bei Mischgasen besonders ausgeprägt<br />

ist. In diesem Bereich treten verstärkt energiereiche Kurzschlussreaktionen<br />

<strong>und</strong> entsprechend zahlreiche Spritzer auf,<br />

die das Schweissergebnis verschlechtern. Darüber hinaus gibt<br />

es insbesondere im oberen Leistungsbereich noch weitere Verfahrensvarianten<br />

wie das Arbeiten mit rotierendem Lichtbogen,<br />

auf die hier jedoch nicht weiter eingegangen werden soll.<br />

Das Impulslichtbogenverfahren<br />

In der Praxis erzwingen die Randbedingungen des Schweissprozesses<br />

nicht selten das Arbeiten im Bereich des Übergangslichtbogens.<br />

Um die damit einhergehenden Nachteile zu vermeiden,<br />

wurde bereits in den 1960er Jahren der gesteuerte<br />

Impulslichtbogen entwickelt <strong>und</strong> seither in zahlreichen Varianten<br />

immer weiter verf<strong>eine</strong>rt. Hierbei wird der Schweissstrom<br />

in Form aufeinander folgender Impulse zwischen hohen <strong>und</strong><br />

niedrigen Pegeln variiert. Während der Hochstromphase überschreitet<br />

er dabei die kritische Stromstärke zum Sprühlichtbogen<br />

deutlich. Durch den elektromagnetischen Pinch-Effekt löst<br />

sich dabei ein Tropfen von der schmelzenden Drahtelektrode<br />

ab. Der Gr<strong>und</strong>ansatz beim Impulslichtbogen ist, dass idealer-<br />

Beim Arbeiten mit <strong>SpeedPulse</strong> unterbleibt das Spritzerfeuerwerk durch energiereiche<br />

Kurzschlussreaktionen, das für das MIG-MAG-Schweissen im Bereich<br />

des Übergangslichtbogens charakteristisch ist <strong>und</strong> das Arbeitsergebnis verschlechtert<br />

(Foto: Klaus Vollrath)<br />

Typisierung der beim MIG-MAG-Schweissen zu beobachtenden Lichtbogenarten<br />

(Grafik: Lorch)<br />

Beim konventionellen Impulslichtbogenverfahren erfolgt während der Impulsphase<br />

die präzise gesteuerte Ablösung jeweils einzelner Tropfen (Grafik: Lorch)<br />

Die Leistungsbandbreite des konventionellen Impulslichtbogenverfahrens deckt<br />

sowohl den Bereich des Kurzlichtbogens als auch den des klassischen Übergangslichtbogens<br />

<strong>und</strong> auch Teile des Sprühlichtbogens ab (Grafik: Lorch)<br />

03 / 2010 Schweisstechnik / Soudure 9


f<br />

<strong>SpeedPulse</strong> - MIG/MAG-Weiterentwicklung<br />

<strong>SpeedPulse</strong>-Prinzip: Gegenüber dem „konventionellen“ Impulsverfahren wird<br />

die Leistungssteigerung dadurch erreicht, dass pro Puls mehrere Tropfen übertragen<br />

werden (Grafik: Lorch)<br />

<strong>SpeedPulse</strong>-Physik: Dem Führungstropfen folgt ein kontrollierter sek<strong>und</strong>ärer<br />

Werkstoffübergang, der abschliessend gesteuert beendet wird, um die Charakteristik<br />

des Impulslichtbogens im wesentlichen zu erhalten (Grafik: Lorch)<br />

Der <strong>SpeedPulse</strong> in der HighSpeed-Aufnahme: Deutlich zu sehen ist, dass dem<br />

Führungstropfen ein kontrollierter sek<strong>und</strong>ärer Werkstoffübergang folgt, der<br />

abschliessend gesteuert beendet wird (Foto: Lorch)<br />

weise „ein Tropfen pro Puls“ von der abschmelzenden Drahtelektrode<br />

in das Schmelzbad spritzerfrei übergehen soll. Es gibt<br />

10 Schweisstechnik / Soudure 03 / 2010<br />

jedoch auch spezielle andere Ausprägungen wie „mehrere Impulse<br />

pro Tropfen“. Regelmässig tritt dieser Zustand beispielsweise<br />

während der Startphase des (noch) nicht eingeschwungenen<br />

Impulslichtbogen-Schweissprozesses auf, wird in der<br />

Regel aber vom ausführenden Schweisser nicht bemerkt. Es<br />

gibt allerdings auch Varianten, bei denen Zwischen- bzw. Zusatzimpulse<br />

eingefügt werden, die k<strong>eine</strong>n Werkstoff von der<br />

Elektrode lösen, aber andere spezielle Effekte hervorrufen sollen.<br />

Zudem gibt es auch Ansätze, die „mehrere Tropfen pro<br />

Puls“ erzeugen. Dies ist z. B. der Fall beim intermittierenden<br />

Sprühlichtbogen, der bestimmte vorteilhafte Effekte wie<br />

Schwingungen des Schmelzbads zur Verbesserung des Ausgasens<br />

der Schmelze <strong>und</strong> zur Beeinflussung der Kristallisation<br />

hervorrufen soll.<br />

Generell hat sich der Ansatz „ein Tropfen pro Puls“ weitgehend<br />

durchgesetzt, nicht zuletzt deshalb, weil er durch geeignete<br />

Pulsparameter präzise steuerbar <strong>und</strong> dadurch sehr gut an die<br />

Erfüllung diverser Anforderungen bezüglich Werkstoff, Schutzgas<br />

etc. anpassbar ist.<br />

Von der Leistungsbandbreite her deckt der Impulslichtbogen<br />

den Bereich des klassischen Übergangslichtbogens vollständig<br />

ab, im unteren „kalten“ Leistungsbereich konkurriert er durch<br />

sein nahezu spritzerfreies Verhalten mit dem Kurzlichtbogen,<br />

<strong>und</strong> im oberen Leistungsbereich sind weitgehend hinreichende<br />

Abschmelzleistungen erzielbar. Zu den charakteristischen Vorteilen<br />

des Verfahrens zählen u. a. hohe Nahtqualität, geringer<br />

Nacharbeitsaufwand <strong>und</strong> bessere Kontrollierbarkeit des Lichtbogens.<br />

Deshalb hat sich das konventionelle Impulsschweissen,<br />

trotz der höheren Gr<strong>und</strong>investition für die Impuls-Schweissanlage,<br />

vor allem im Aluminium- <strong>und</strong> Edelstahlbereich als vorteilhafte<br />

Alternative zum klassischen MIG-MAG-Schweissen<br />

etabliert.<br />

Leistungsbegrenzung durch Einzeltropfen<br />

Dem qualitativen Vorteil des spritzerarmen Schweissprozesses<br />

steht jedoch auf der anderen Seite als Nachteil <strong>eine</strong> Begrenzung<br />

der Abschmelzleistung <strong>und</strong> damit der Arbeitsgeschwindigkeit<br />

gegenüber. Da der Draht nicht kontinuierlich, sondern<br />

immer nur „Tropfen für Tropfen“ aufgeschmolzen wird, ist die<br />

erzielbare Abschmelzleistung beim konventionellen Impulslichtbogen<br />

nach oben „gedeckelt“: Für <strong>eine</strong>n gegebenen Drahtdurchmesser<br />

gibt es <strong>eine</strong> obere Pulsfrequenz, ab der die Zeit<br />

zwischen den Impulsen nicht mehr ausreicht, um zwischen gesteuerter<br />

oder sprühlichtbogenartig ungesteuerter Tropfenablösung<br />

durch ein hinreichend tiefes Stromniveau zu unterscheiden.<br />

Der Prozess entartet, geht aber nicht in <strong>eine</strong>n sauberen,<br />

r<strong>eine</strong>n Sprühlichtbogen über. Der Schweisser sagt dazu auch,<br />

dass „der Draht an s<strong>eine</strong>r Grenze ist“.<br />

Je nach Aufgabenstellung muss der Anwender daher beim konventionellen<br />

Impulslichtbogen entscheiden, ob der qualitative<br />

Vorteil des spritzerarmen Schweissens den Nachteil <strong>eine</strong>r geringeren<br />

Arbeitsgeschwindigkeit aufwiegt. Aufgr<strong>und</strong> dieser Historie<br />

bevorzugen nach wie vor zahlreiche Betriebe insbeson-


dere beim Fügen von Kohlenstoffstahl noch die klassischen<br />

MIG-MAG-Verfahren.<br />

<strong>SpeedPulse</strong> ermöglicht mehr Abschmelzleistung<br />

Durch die jüngste Weiterentwicklung des Impulslichtbogenverfahrens<br />

konnte diese Grenze inzwischen nach oben verschoben<br />

werden. Das von Lorch unter der Bezeichnung „Speed-<br />

Pulse“ entwickelte <strong>und</strong> eingeführte Verfahren wurde der<br />

Fachöffentlichkeit erstmals auf der „Euroblech 2008“ vorgestellt.<br />

Gegenüber dem „konventionellen“ Impulsverfahren wird<br />

die Leistungssteigerung dadurch erreicht, dass pro Puls mehrere<br />

Tropfen übertragen werden. Dies erfolgt dadurch, dass zunächst<br />

ein hoher Stromimpuls <strong>eine</strong>n primären Tropfen, den sogenannten<br />

Führungstropfen, von der Drahtelektrode ablöst.<br />

Durch diesen Ablöseprozess wird von der Drahtelektrode<br />

schmelzflüssiger Werkstoff entfernt. Damit liegt vom Ansatz<br />

her erst einmal ein normaler Impulslichtbogen vor. Dem Führungstropfen<br />

folgt im Gegensatz zum konventionellem Impulslichtbogen<br />

jedoch ein kontrollierter sek<strong>und</strong>ärer, sprühlichtbogenartiger<br />

Werkstoffübergang nach. Dieser ist nur temporär<br />

ausgeprägt, da er gesteuert beendet wird, um die Charakteristik<br />

des Impulslichtbogens im Wesentlichen zu erhalten. Der<br />

gesamte Vorgang lässt sich anschaulich am besten damit beschreiben,<br />

dass weiterer Werkstoff scheinbar „hinterhergezogen“<br />

wird.<br />

Physikalische Effekte beim <strong>SpeedPulse</strong><br />

Unmittelbar nach erfolgter Unterbrechung der Brücke zwischen<br />

Drahtelektrode <strong>und</strong> primärem Führungstropfen hat die Oberflächenspannung<br />

den an der Elektrode verbleibenden Anteil des<br />

schmelzflüssigen Werkstoffs noch nicht zu Kugelsegmenten<br />

zusammengezogen. Aufgr<strong>und</strong> des aktuell noch verringerten<br />

Durchmessers befindet sich dieser Abschnitt kurzzeitig im<br />

Sprühlichtbogenbereich, wodurch sich zusätzliches Material ablöst.<br />

Zu den hierbei wirkenden Kräften <strong>und</strong> Einflussfaktoren<br />

gehört auch der Pinch-Effekt. Unterstützt wird diese sek<strong>und</strong>äre<br />

Ablösung auch durch Trägheitseffekte, da das schmelzflüssige<br />

Restmaterial vor der Ablösung des primären Führungstropfens<br />

von diesem in Richtung Schmelzbad beschleunigt wurde.<br />

Der <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogen erzielt auf diese Weise <strong>eine</strong> höhere<br />

Abschmelzleistung, erlaubt dadurch gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>eine</strong><br />

höhere Drahtvorschubgeschwindigkeit <strong>und</strong> lässt sich in der<br />

Folge direkt in höhere Schweissgeschwindigkeit umsetzen.<br />

Gr<strong>und</strong>lage hierfür ist der beim <strong>SpeedPulse</strong> besonders konzentrierte<br />

Lichtbogen, der <strong>eine</strong>n tieferen Einbrand erzeugt. Dies<br />

bewirkt <strong>eine</strong> sichere Wurzelerfassung auch bei höheren<br />

Schweiss geschwindigkeiten. Weiterhin kann beim <strong>SpeedPulse</strong><br />

der Lichtbogen sehr tief gehalten werden, so dass die Gefahr<br />

von Einbrandkerben vermindert wird. Die Kombination dieser<br />

positiven Merkmale des <strong>SpeedPulse</strong> ermöglicht in der Praxis<br />

ein schnelleres Schweissen bei vollem Erhalt der Anwendungs-<br />

<strong>und</strong> Qualitätsvorteile des Impulsprozesses.<br />

<strong>SpeedPulse</strong> - MIG/MAG-Weiterentwicklung f<br />

Der <strong>SpeedPulse</strong> in der HighSpeed-Aufnahme: Die einzelnen Phasen des<br />

<strong>SpeedPulse</strong>-Impulslichtbogen. (Foto: Lorch)<br />

Das <strong>SpeedPulse</strong>-Verfahren deckt nahezu den gesamten Leistungsbereich der<br />

drei Lichtbogenarten ab (Grafik: Lorch)<br />

Der direkte Vergleich (hier bei Stahl) zeigt, dass <strong>SpeedPulse</strong> im Vergleich zum<br />

konventionellen Impulsschweissen <strong>eine</strong>n tieferen, qualitativ guten Einbrand<br />

erzeugt. Die Wurzel wird besser erfasst (Foto: Lorch)<br />

Alternativ kann bei unveränderter Schweissgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> gegebenem a-Mass aber auch <strong>eine</strong> niedrigere Stromstärke<br />

verwendet <strong>und</strong> somit der Energieeintrag ins Werkstück reduziert<br />

werden. Aus dem dann kälteren Schweissprozess resultieren<br />

diverse positive Effekte, wie z. B. ein geringerer Verzug<br />

der Werkstücke.<br />

03 / 2010 Schweisstechnik / Soudure 11


f<br />

<strong>SpeedPulse</strong> - MIG/MAG-Weiterentwicklung<br />

Die Steigerung der Abschmelzleistung mit <strong>SpeedPulse</strong> setzt ungefähr ab der<br />

oberen Hälfte des nutzbaren Leistungsbereiches für den 1,2mm G3Si1-Draht<br />

<strong>und</strong> 82%Ar+18%CO 2 an <strong>und</strong> wird mit zunehmender Lichtbogenleistung immer<br />

deutlicher (Grafik: Lorch)<br />

Die High-Speed-Kamera verdeutlicht den „Nadel-Effekt“ <strong>und</strong> die Fokussiertheit<br />

des <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogens (Foto: Lorch)<br />

Leistungsbandbreite des Verfahrens<br />

Das <strong>SpeedPulse</strong>-Verfahren wurde in verschiedenen Leistungsbereichen<br />

zuerst für unlegierten Stahl untersucht. Vom unteren<br />

über den mittleren bis zum oberen Leistungsbereich können<br />

die Effekte des zusätzlichen sek<strong>und</strong>ären Werkstoffübergangs<br />

immer mehr gesteigert werden. Die zunächst als Basis die-<br />

12 Schweisstechnik / Soudure 03 / 2010<br />

nende Drahtvorschubgeschwindigkeit des konventionellen Impuls-Lichtbogenprozesses<br />

(<strong>und</strong> damit einhergehend die<br />

Schweiss geschwindigkeit) kann immer weiter erhöht werden,<br />

ohne die Pulsfrequenz steigern zu müssen. Im Rahmen der<br />

Versuche - durchgeführt an <strong>eine</strong>m Längsfahrwerk mit <strong>eine</strong>r<br />

Lorch S8 <strong>SpeedPulse</strong> - war es möglich, für 1.2 mm G3Si1 <strong>und</strong><br />

Schutzgas 82%Ar+18%CO 2 die Drahtvorschubgeschwindigkeit<br />

in der waagerechten Kehlnaht (Schweissposition PB) von<br />

13.5 m/min auf 20 m/min zu erhöhen. Dies entspricht <strong>eine</strong>r<br />

Steigerung von 48%. Die charakteristischen positiven Eigenschaften<br />

des Impulslichtbogens blieben dabei vollständig erhalten.<br />

Erfahrungswerte aus der betrieblichen Anwendung zeigen,<br />

dass bei Brennerführung von Hand je nach individueller Fähigkeit<br />

des Schweissers Steigerungen bis zu 35% realisierbar<br />

sind.<br />

Verringerung der Streckenenergie im oberen Leistungsbereich<br />

Zur Untersuchung des Zusammenhanges von Abschmelzleistung<br />

<strong>und</strong> eingebrachter elektrischer Leistung wurden Messungen<br />

vorgenommen, bei denen die in den Lichtbogen eingebrachte<br />

elektrische Leistung durch <strong>eine</strong> echte Leistungsmessung<br />

(als unmittelbare Multiplikation des gemessenen<br />

Lichtbogenstromes mit der gemessenen Lichtbogenspannung<br />

in hinreichend kl<strong>eine</strong>n Zeitabständen) sehr genau bestimmt<br />

wurde. Auf Gr<strong>und</strong> der hohen Pulsströme würde nämlich <strong>eine</strong><br />

Berechnung der Leistung aus den Ergebnissen <strong>eine</strong>r normalen<br />

Mittelwert- oder Effektivwertmessung von Strom <strong>und</strong> Spannung<br />

zu fehlerhaften Werten führen. Die Mittelwertmessung<br />

liefert zu kl<strong>eine</strong>, die Effektivwertmessung zu grosse Leistungswerte,<br />

speziell im unteren Bereich.<br />

Für 1,2 mm G3Si1 <strong>und</strong> Schutzgas 82%Ar+18% CO 2 beginnt<br />

die Steigerung der Abschmelzleistung durch <strong>SpeedPulse</strong> gegenüber<br />

dem konventionellen Impulsschweissen ungefähr ab<br />

der oberen Hälfte des nutzbaren Leistungsbereiches <strong>und</strong> wird<br />

mit zunehmender elektrischer Leistung immer ausgeprägter.<br />

Zum Teil erfolgt die Steigerung durch <strong>eine</strong> bessere Ausnutzung<br />

der eingebrachten elektrischen Energie zum Abschmelzen der<br />

Drahtelektrode. Es ist erkennbar, dass zum Beispiel bei <strong>eine</strong>r<br />

elektrischen Leistung von ca. 10 kW der konventionelle Impulslichtbogen<br />

etwa 10m/min Draht abschmilzt, der <strong>SpeedPulse</strong><br />

hingegen bereits 11 m/min, also bereits 10 % mehr. Umgekehrt<br />

kann man schlussfolgern, dass für <strong>eine</strong> geforderte Abschmelzgeschwindigkeit<br />

von 12 m/min der konventionelle Impulslichtbogen<br />

13 kW benötigt, der <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogen hingegen<br />

mit nicht mehr als 10,5 kW auskommt, also mit ca. 20% weniger<br />

elektrischer Leistung. Tendenziell nehmen die positiven<br />

Effekte mit steigender Leistung weiter zu. Zum <strong>eine</strong>n führt dies<br />

zu <strong>eine</strong>r vorteilhafte Verringerung der eingebrachten Streckenenergie<br />

beim Schweissen, zum anderen fällt auch der Stromverbrauch<br />

geringer aus. Diese zunächst repräsentative Aussage<br />

wird auch durch praktische Erkenntnisse in Anwenderbetrieben<br />

gestützt, wo nach Umstellung des Schweissprozesses


vom konventionellen Impulsschweissen auf <strong>SpeedPulse</strong> z.T.<br />

merklich geringere Anlauffarben beim Schweissen von Edelstahl<br />

zu beobachten waren. Deutliche Verbesserungen gab es<br />

zudem bezüglich des Verzugs von Werkstücken <strong>und</strong> dem damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Richtaufwand.<br />

Ergonomie-Optimierung durch den <strong>SpeedPulse</strong><br />

Im Vergleich mit dem klassischen MIG-MAG-Schweissen gestaltet<br />

sich die Arbeit mit dem <strong>SpeedPulse</strong>-Verfahren für den<br />

Schweisser sogar eher einfacher. Schon rein optisch erscheint<br />

der Lichtbogen spitzer <strong>und</strong> konzentrierter, so dass die höheren<br />

Drahtvorschub- <strong>und</strong> Schweissgeschwindigkeiten gut beherrschbar<br />

bleiben. Dieses in der Praxis auch teilweise als „Nadel-Effekt“<br />

bezeichnete Phänomen führt dazu, dass der Schweisser<br />

in der Regel automatisch schneller schweisst, „weil es einfach<br />

gut läuft“.<br />

Nach zunächst rein subjektiven Aussagen von Anwendern, der<br />

<strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogen würde insbesondere bei der Verarbeitung<br />

von Stahl angenehmer klingen als der konventionelle Impulslichtbogen,<br />

wurden vergleichende Schallmessungen durchgeführt.<br />

Unter Laborbedingungen (1,2 mm G3Si1, Schutzgas<br />

82%Ar+18%CO 2 , PB, 1 m Mikrofonabstand) konnte festgestellt<br />

werden, dass die Schallemission beim Schweissen mit<br />

dem <strong>SpeedPulse</strong> um ca. 10 dB(A) geringer ausfällt als beim<br />

konventionellen Impulsschweissen. Dies entspricht in der<br />

menschlichen Wahrnehmung <strong>eine</strong>r Halbierung der Geräuschbelastung<br />

(physikalisch führt bereits die Verringerung um 6 dB(A)<br />

zu <strong>eine</strong>r Halbierung der Lautstärke). Auch wenn in der Praxis<br />

stark unterschiedliche Bedingungen für die Schallerzeugung<br />

des Lichtbogens, die Schallausbreitung am Arbeitsplatz <strong>und</strong> die<br />

Exposition des Menschen gegeben sind, so kann dieses Merkmal<br />

des <strong>SpeedPulse</strong> auch aus Sicht des betrieblichen Arbeitsschutzes<br />

als gr<strong>und</strong>sätzlich positiv angesehen werden.<br />

Vorteile in der Praxis<br />

Besonders vorteilhaft kommen die Merkmale des <strong>SpeedPulse</strong><br />

beim Schweissen von Stahl <strong>und</strong> Edelstahl zur Geltung. Für den<br />

Schweisser geht es jetzt schneller, sicherer <strong>und</strong> einfacher,<br />

wobei alle bisherigen Vorteile des Impulslichtbogens erhalten<br />

bleiben. Das Resultat ist ein höchst effizienter, einfach zu handhabender<br />

Schweissprozess. Auch die Verarbeitung von Aluminium<br />

profitiert, wenn auch nicht im selben Umfang, von der<br />

speziellen Lichtbogencharakteristik des <strong>SpeedPulse</strong>-Verfahrens.<br />

Im Vergleich zum klassischen MIG-MAG-Schweissen mit Kurz-,<br />

Übergangs- <strong>und</strong> Sprühlichtbogenbereich deckt der <strong>SpeedPulse</strong>-<br />

Lichtbogen <strong>eine</strong>n umfassenderen Leistungsbereich als der konventionelle<br />

Impulslichtbogen ab <strong>und</strong> schafft insbesondere im<br />

oberen Leistungsbereich mehr Anwendungsmöglichkeiten für<br />

die Impuls-Schweisstechnologie. Hervorzuheben ist in diesem<br />

Zusammenhang auch die bessere Handhabbarkeit beim Endkrater.<br />

Wollte man diesen früher vor allem beim Arbeiten im<br />

Bereich des Sprühlichtbogens mit höherer Leistung füllen, so<br />

<strong>SpeedPulse</strong> - MIG/MAG-Weiterentwicklung f<br />

Links: Intensive Spritzerbildung beim MIG-MAG-Schweissen im Bereich des<br />

Übergangs-Lichtbogens. Rechts: Der <strong>SpeedPulse</strong> sorgt für nahezu spritzerfreies<br />

Schweissen in kompletten Leistungsbereich (Fotos: Klaus Vollrath)<br />

musste man die Leistung graduell verringern, wobei man<br />

zwangsläufig die Bereiche des Übergangslichtbogens mit s<strong>eine</strong>n<br />

Spritzern bis herab zum Kurzlichtbogen durchfahren musste.<br />

Mit der Verfahrensinnovation von Lorch geht dies jetzt<br />

ohne Spritzer, weil es die <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogeneigenschaften<br />

erlauben, den vollen hierfür nötigen Leistungsbereich praktisch<br />

spritzerfrei zu durchfahren.<br />

Positiv bemerkbar macht sich die erhöhte Leistungsbrandbreite<br />

des neuen Verfahrens auch in solchen Fällen, wo die Leistung<br />

des konventionellen Impulslichtbogens einfach nicht ausreich te,<br />

so dass weiterhin mit konventionellen MIG-MAG-Stromquellen<br />

gearbeitet werden musste. Da bedingt durch die industriellen<br />

Arbeitsabläufe ein einmal gewählter Drahtdurchmesser nicht<br />

dauernd geändert werden kann, werden Schweissungen in diesem<br />

Umfeld sowohl im Sprühlichtbogen teils aber auch im<br />

spritzerbehafteten Übergangslichtbogen durchgeführt. Gerade<br />

hier ermöglicht der in allen Leistungsbereichen übergangs- <strong>und</strong><br />

zudem nahezu spritzerfreien <strong>SpeedPulse</strong>-Lichtbogen, neben<br />

der r<strong>eine</strong>n Steigerung der Schweissgeschwindigkeit, auch weitere,<br />

teils erhebliche Produktivitätssteigerungen durch die Verminderung<br />

bzw. auch gänzlichen Vermeidung von aufwändigen<br />

Nacharbeiten.<br />

Verfügbarkeit<br />

Der <strong>SpeedPulse</strong>-Prozess wurde erstmalig auf der EuroBlech<br />

2008 vorgestellt <strong>und</strong> anschliessend mit der neuen S Speed-<br />

Pulse-Serie von Lorch in den Markt eingeführt. Die Leistungsvarianten<br />

reichen von 320 A bis 500 A. Die S <strong>SpeedPulse</strong> ist<br />

als Mobil-, Kompakt- <strong>und</strong> Kofferanlage erhältlich. Die synergetische<br />

<strong>SpeedPulse</strong>-Prozessführungen für Stahl, Edelstahl <strong>und</strong><br />

Aluminium sind in allen Modellen der Baureihe serienmässig<br />

integriert <strong>und</strong> über das Bedienmenü einfach <strong>und</strong> schnell anwählbar.<br />

03 / 2010 Schweisstechnik / Soudure 13

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