Intraventrikuläre Blöcke
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<strong>Intraventrikuläre</strong> <strong>Blöcke</strong><br />
Durch Blockade eines oder mehrer ventrikulärer Faszikel des Reizleitungssystems (rechter<br />
Faszikel, linksanteriorer Faszikel und linksposteriorer Faszikel – siehe auch „anatomische<br />
Grundlagen“) entsteht ein Schenkelblock. Bei Schenkelblöcken ist die Erregungsausbreitung<br />
verzögert und die Depolarisation dauert länger als normal. Die QRS-Breite ist bei<br />
inkompletten Schenkelblöcken auf 0,10-0,11s verbreitert, als komplett werden sie bezeichnet,<br />
wenn sie mindestens 0,12s dauern.<br />
Anmerkung: Bereits 1979 wurden in einer Consenskonferenz in Kanada die Termini<br />
„Hemiblock“ und „Schenkelblock“ gestrichen. Diese <strong>Blöcke</strong> sollen als „Faszikelblöcke“<br />
bezeichnet werden! Der Linksschenkelblock wäre demzufolge ein bifaszikulärer Block (des<br />
linksanterioren und linksposterioren Faszikels). Der Rechtsschenkelblock ist demnach ein<br />
unifaszikulärer Block (rechter Faszikel).<br />
Die Erregungswelle breitet sich in der betroffenen Kammer nicht entlang dem spezifischen<br />
Leitungssystem, sondern auf muskulärem Weg vom unversehrten kontralateralen Schenkel<br />
über die Septum- und parietale Kammermuskulatur aus und wird dadurch verlangsamt. Durch<br />
die abnorme Erregungsausbreitung wird auch die die Erregungsrückbildung pathologisch. Es<br />
kommt zu sekundären Veränderungen der ST-Strecke und der T-Welle.<br />
Ursächlich für die Blockbilder kommen u.a. Kardiomyopathien, KHK, Myokardinfarkte,<br />
Myokarditiden, Kammerhypertrophien und toxische Schädigungen in Betracht.<br />
Ventrikuläre Blockierungen können permanent oder temporär (z.B. im akuten Stadium einer<br />
Myokarditis, bei Hyperkaliäme, etc.) sein. Sonderformen sind die frequenzabhängigen<br />
Blockbilder (z.B. auch bei tachykard übergeleitetem Vorhofflimmern!), wobei<br />
tachykardieinduzierte <strong>Blöcke</strong> häufiger auftreten, als bradykardieabhängige <strong>Blöcke</strong>.<br />
Der obere Umschlagspunkt (der Punkt, von dem die endgültige Negativitätsbewegung<br />
ausgeht, gemessen vom Beginn der R-Zacke) ist in den entsprechenden Ableitungen auf über<br />
60ms verspätet.<br />
EKG-Kriterien: (siehe auch Beispiele auf Seite 2)<br />
Rechtsfaszikulärer Block: R in V1 M-förmig gesplittert, QRS min. 120ms,<br />
(Rechtsschenkelblock) OUP >60ms, S in aVL, V5, V6 breit und tief<br />
Bifaszikulärer Block beider linksventr. QRS in V5, V6 breit und aufgesplittert, S in III,<br />
Faszikel (Linksschenkelblock): aVF, V1 und V2 breit und tief<br />
Linksanteriorer Faszikelblock (LAHB): ÜLT, RI SII SIII, S-Zacken bis li-präkordial<br />
Linksposteriorer Faszikelblock (LPHB): ÜRT, SI QIII, selten; bewiesen, wenn<br />
Rechtsherzbelastung ausgeschlossen und die<br />
EKG-Veränderungen neu aufgetreten sind<br />
Die linksventrikulären Faszikelblöcke (Hemiblöcke) zeigen in der Regel keinen verbreiterten<br />
QRS-Komplex.
Der linksanteriore Faszikelblock ist die häufigste intraventrikuläre<br />
Errungsausbreitungsstörung. Die Prävalenz liegt bei 40-60 jährigen um 10%, bei über<br />
70jährigen bis zu 20%. Der linksposteriore Faszikelblock ist dagegen ausgesprochen selten.<br />
Bei den frequenzabhängigen <strong>Blöcke</strong>n sind die rechtsfaszikulären Blockierungen führend, da<br />
der rechte Tawara-Schenkel die längste Repolarisationsdauer hat. Im Gegensatz zu<br />
kompletten Linksschenkelblöcken weist ein Rechtsschenkelblock nicht unbedingt auf eine<br />
zugrundeliegende Herzerkrankung hin. Komplette Linksschenkelblöcke weisen auf eine<br />
kardiovaskuläre Erkrankung hin: die häufigsten Ursachen sind KHK, Aortenvitien,<br />
Hypertonie, Kardiomyopathie und Myokarditis.<br />
Beispiele:<br />
Rechtsschenkelblock Linksschenkelblock