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1Intellectual Capital Reporting ? ein Vergleich von vier ... - LearnAct!

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Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 1 -<br />

1 Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen<br />

Daniela Grübel, Klaus North, Günther Szogs<br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Bilanzen und ihre Gültigkeit kommt der<br />

Bewertung des intellektuellen Kapitals <strong>ein</strong>es Unternehmens hohe Bedeutung zu. Einige<br />

Unternehmen beginnen, ihre Finanzbilanzen durch ‚Intellectual <strong>Capital</strong> Reports’ zu ergänzen,<br />

um der Bedeutung des intellektuellen Kapitals für den künftigen Erfolg Rechnung zu tragen<br />

und diese schwer greifbare Vermögensart sowohl intern als auch nach außen hin<br />

darzustellen.<br />

Allerdings bestehen bis heute k<strong>ein</strong>erlei Standards für diese Art der Bilanzierung. Seit der<br />

Veröffentlichung des weltweit ersten Intellectual <strong>Capital</strong> Statements 1994 durch das<br />

schwedische Versicherungsunternehmen Skandia haben sich daher unterschiedliche<br />

Ansätze zur Erstellung sogenannter ‚Wissensbilanzen’ entwickelt.<br />

Im folgenden werden <strong>vier</strong> aktuelle Modelle des Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> auf <strong>ein</strong><br />

konkretes Praxisbeispiel angewendet und im Anschluss anhand <strong>ein</strong>es hierfür entwickelten<br />

Kriterienkatalogs beurteilt.<br />

Intellectual <strong>Capital</strong> und Wissensbilanzierung<br />

Der Marktwert <strong>ein</strong>es Unternehmens hängt in zunehmendem Maße <strong>von</strong> <strong>ein</strong>er weder<br />

physischen noch finanziellen Kapitalform ab: Intellectual <strong>Capital</strong> oder Wissenskapital. Es<br />

generiert Schätzungen zufolge bereits heute über 80% der Wertschöpfung in Unternehmen 2<br />

und wird damit zum zentralen Erfolgsfaktor: 82,3% der europäischen Unternehmen<br />

beurteilen die Bedeutung des intellektuellen Kapitals für ihren zukünftigen Geschäftserfolg<br />

als wichtig und erfolgskritisch. 3<br />

Dennoch hat sich bislang k<strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>heitliche ‚Sprache’ in bezug auf das intellektuelle Kapital<br />

herausgebildet. Gemäß Stewart gilt: „Intellectual <strong>Capital</strong> is intellectual material – knowledge,<br />

information, intellectual property, experience – that can be put to use to create value.“ 4<br />

Intellektuelles Kapital ist demnach <strong>ein</strong>e immaterielle Vermögensart bestehend aus<br />

Mitarbeiterkompetenz, interner und externer Struktur 5 , die, richtig <strong>ein</strong>gesetzt, Wert für das<br />

Unternehmen generiert und, obwohl sie nicht in Form <strong>von</strong> Sach- oder Finanzkapital ‘greifbar’<br />

ist, in zunehmendem Maß zum Wert <strong>ein</strong>es Unternehmens beiträgt und daher entsprechend<br />

gemanagt werden muss.<br />

Auch in bezug auf immaterielle Vermögenswerte gilt: “You can’t manage what you can’t<br />

measure”. Nur wenn das Management weiß, welche Faktoren des intellektuellen Kapitals in<br />

welcher Form Einfluss auf den betrieblichen Wertschöpfungsprozess nehmen, wie sie sich<br />

gegenseitig be<strong>ein</strong>flussen und welche Indikatoren ihre Entwicklung widerspiegeln, kann es die<br />

Wissensressourcen des Unternehmens effizient nutzbar machen und gezielt fördern.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 2 -<br />

Benötigt werden daher neben den finanziellen Kennzahlen immer mehr auch Messungen,<br />

die das ‚unsichtbare Vermögen’ sichtbar und damit steuerbar machen.<br />

Dieser Bedarf besteht auch unternehmensextern: Einer Untersuchung des Brooking Institute<br />

zufolge werden derzeit je nach Unternehmensart zwischen 50% und 95% der<br />

Vermögensbestände <strong>ein</strong>es Unternehmens nicht in s<strong>ein</strong>er Bilanz erfasst 6 . Dieses oft als “The<br />

GAAP Gap“ 7 oder „The Tangibles-Intangibles Accounting Asymmetry“ 8 umschriebene<br />

Phänomen macht Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> für Investoren immer wichtiger.<br />

Nach Handelsgesetzbuch §248 (2) gilt für selbsterstellte immaterielle Vermögensgegenstände<br />

des Anlagevermögens <strong>ein</strong> Bilanzierungsverbot. Auch darf für den originären<br />

Geschäfts- oder Firmenwert k<strong>ein</strong> Aktivposten angesetzt werden. Derzeit findet das<br />

intellektuelle Kapital <strong>ein</strong>er Firma dementsprechend nur im Fall <strong>ein</strong>er Unternehmensübernahme<br />

Eingang in die Bilanz (HGB § 255 (4)).<br />

Die International Accounting Standards erlauben die Akti<strong>vier</strong>ung <strong>ein</strong>es immateriellen<br />

Vermögenswerts nur dann, wenn es „wahrsch<strong>ein</strong>lich ist, dass dem Unternehmen der künftige<br />

wirtschaftliche Nutzen aus dem Vermögenswert zufließen wird, und die Anschaffungs- oder<br />

Herstellungskosten des Vermögenswertes zuverlässig bemessen werden können“ 9 (IAS 38<br />

(19)). Auch die General Accepted Accounting Principles der USA verbieten im Rahmen<br />

des APB 17 den Ansatz nicht <strong>ein</strong>deutig zuzuordnender Kosten selbsterstellter immaterieller<br />

Vermögenswerte.<br />

Aus diesem Grund haben sich in den letzten Jahren <strong>ein</strong>ige Modelle entwickelt, die Wissen in<br />

eigenständiger Form bilanzieren. Diese sog. Wissensbilanzen tragen damit den<br />

Eigenschaften des Intellektuellen Kapitals Rechnung, die es <strong>von</strong> Sach- und Finanzkapital<br />

unterscheiden: Sie sind zukunfts- und zeitraumorientiert, b<strong>ein</strong>halten hauptsächlich qualitative<br />

Kennzahlen, werden auf freiwilliger Basis unternehmensindividuell erstellt und betrachten<br />

vornehmlich Stromgrößen zur Ermittlung der im Unternehmen generierten Wertschöpfung.<br />

Einen Überblick über die Problematik und Ansätze, Wissen messbar zu machen, findet sich<br />

bei North et al. 1998 10 . Die folgenden Ausführungen schließen an diesen viel zitierten ZFO-<br />

Aufsatz an, indem <strong>vier</strong> gängige Modelle der Wissensbilanzierung auf <strong>ein</strong>e<br />

Unternehmens<strong>ein</strong>heit, die für IT-Skillentwicklung und Wissensvernetzung zuständige<br />

Abteilung IT Skill Resources der Commerzbank, angewendet werden:<br />

Modell 1: The Danish Guideline for Intellectual <strong>Capital</strong> Statements 11<br />

Modell 2: Austrian Research Centers Seibersdorf 12<br />

Modell 3: Mehrstufiges Indikatorenmodell nach North et al. 13<br />

Modell 4: IC Rating TM nach Edvinsson 14


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 3 -<br />

Die betrachtete Einheit: Die Abteilung IT Skill Resources der Commerzbank<br />

IT Skil Resources ist im IT-Bereich der Commerzbank ist sie für die gezielte Entwicklung des<br />

Wissenskapitals zuständig. Dazu verfügt die betrachtete Abteilung über ihr intellektuelles<br />

Kapital:<br />

Die Abteilung besteht aus 12 Mitarbeitern, die aufgrund ihrer Fähigkeiten, Erfahrungen<br />

und ihres Wissens den Humankapitalbestand der Schulungsabteilung darstellen.<br />

Unter<strong>ein</strong>ander bedienen sich die Mitarbeiter verschiedener Systeme zur Kommunikation<br />

und Durchführung ihrer Aufgaben, es bestehen festgelegte Vorgehensweisen und<br />

Prozesse und <strong>ein</strong> ständiger interner Wissensaustausch ( Strukturkapital).<br />

Die Kunden der Trainingsabteilung sind intern zu finden: Sie betreut die ca. 2.500<br />

Mitarbeiter des IT-Bereichs der Commerzbank in den Bereichen Qualifizierung,<br />

Ressourcenmanagement und - zusammen mit der Personalabteilung - Rekrutierung.<br />

Dieses Kundenkapital der Abteilung bildet gem<strong>ein</strong>sam mit ihrem externen Netzwerk, das<br />

aus Bildungsanbietern, Verbänden und Hochschulen besteht, das Beziehungskapital<br />

der betrachteten Einheit.<br />

Um ihre Kunden optimal betreuen zu können, hat sich IT Skill Resources wie folgt<br />

aufgestellt: Das Team ‚Kundenbetreuung’ nimmt <strong>ein</strong>e beratende Funktion <strong>ein</strong> und<br />

entwickelt zusammen mit dem Kunden neue Bildungsbaust<strong>ein</strong>e. Für die operative Planung,<br />

Organisation und Durchführung der angebotenen Seminare ist das Team<br />

Trainingsmanagement’ zuständig. Das Team ‚Wissensvernetzung’ schließlich entwickelt<br />

und betreut die <strong>von</strong> der Einheit erstellten Produkte zum Wissenstransfer innerhalb des<br />

gesamten IT-Bereichs der Commerzbank.<br />

Im folgenden sollen die oben genannten Modelle zunächst steckbriefartig beschrieben und<br />

dann zur Wissensbilanzierung für IT Skill Resources angewandt werden.<br />

Modell 1: The Danish Guideline for Intellectual <strong>Capital</strong> Statements 15<br />

Im Anschluss an <strong>ein</strong> zweijähriges Forschungsprojekt veröffentlichte die Danish Agency for<br />

Trade and Industry im November 2000 die weltweit erste „Guideline for Intellectual <strong>Capital</strong><br />

Statements“. Sie soll Unternehmen helfen, systematisch und strategisch mit ihren<br />

Wissensressourcen zu arbeiten 16 und wird derzeit <strong>von</strong> über 100 Unternehmen im Rahmen<br />

<strong>ein</strong>er ‚Testphase’ angewandt 17 .<br />

Ausgangspunkt für die Erstellung <strong>ein</strong>er Wissensbilanz ist die sog. ‘Knowledge Narrative’,<br />

die die Strategie des Unternehmens in bezug auf den Kunden beschreibt: Ausgehend <strong>von</strong><br />

den Kundenbedürfnissen wird der Wert (‘use value’) der Produkte des Unternehmens für den


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 4 -<br />

Kunden dargestellt. Dadurch wird ersichtlich, inwiefern die Eigenschaften der Produkte, die<br />

für den Kunden Wert schöpfen, vom intellektuellen Kapital des Unternehmens abhängen.<br />

Diese zukünftige, wissensorientierte Strategie wird im Anschluss in <strong>ein</strong> Set unterschiedlicher<br />

Ziele zerlegt, die sog. ‚Management Challenges’.<br />

Aus ihnen werden in <strong>ein</strong>em dritten Schritt ‚Actions’, d.h. die zur Erreichung der Wissensziele<br />

notwendigen operativen Maßnahmen abgeleitet. Um deren Wirkung in bezug auf die<br />

gesetzten Ziele messbar zu machen, werden sie mit ‚Indicators’ unterlegt. Aus dem<br />

festgestellten Zielerreichungsgrad lassen sich die Entwicklung des intellektuellen Kapitals im<br />

vorangegangenen Zeitraum ablesen und für den folgenden Zeitraum neue Ziele ableiten.<br />

Die Ergebnisse des Prozesses werden im Wissenskapitalbericht (‚<strong>Reporting</strong>’) interpretiert<br />

und der internen und externen Zielgruppe in unterschiedlicher Ausführlichkeit präsentiert.<br />

Die Umsetzung dieser Prozessbaust<strong>ein</strong>e innerhalb <strong>von</strong> IT Skill Resources kann aus<br />

Abbildung 1 entnommen werden. Hierfür wurden auf Basis der Guideline im Gespräch mit<br />

den jeweiligen Teamleitern Ziele, Maßnahmen und Indikatoren definiert. Anschließend<br />

wurden 84 unterschiedliche Kennzahlen zu zwei Stichtagen gemessen. Die Ergebnisse der<br />

durchgeführten Messungen wurden in <strong>ein</strong>er Wissensbilanz dargestellt, die entlang der<br />

formulierten Ziele nach Humankapital (Ziel A), Strukturkapital (Ziel B) und Beziehungskapital<br />

(Ziele C mit F) gegliedert ist. Um das Ziel „Qualifizierungsangebot für den IT-Bereich der<br />

Bank“ zu erreichen, bedarf es verschiedener Maßnahmen im Bereich des<br />

Schulungsmanagements und der Kundenbetreuung (vgl. Abbildung 1). Diese werden<br />

anhand unterschiedlicher Indikatoren gemessen und innerhalb der Wissensbilanz bewertet.<br />

Anhand dieser Wissensbilanz lässt sich die Entwicklung des intellektuellen Kapitals der<br />

Einheit im Zeitverlauf sowie in Hinblick auf die gesteckten Ziele ablesen.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 5 -<br />

Abbildung 1: Umsetzung der Danish Guideline für die Abteillung IT Skill Resources<br />

Die Guideline liefert <strong>ein</strong>e wertvolle Richtschnur für die Erstellung <strong>ein</strong>er Wissensbilanz. Im<br />

Fokus steht der Prozess, den Mitarbeiter und Manager dabei durchlaufen, und der die<br />

Bedeutung und Interaktion des intellektuellen Kapitals innerhalb des Unternehmens bewusst<br />

werden lässt. Vor diesem Hintergrund wird die Guideline ihrem Anspruch gerecht: Sie liefert<br />

Prozessbaust<strong>ein</strong>e, anhand derer <strong>ein</strong> Unternehmen den Zusammenhang zwischen s<strong>ein</strong>en<br />

Kunden, Mitarbeitern, Prozessen und Technologien aus der Wissensperspektive heraus<br />

untersuchen kann. Dementsprechend bietet auch die Anwendung des Modells auf die<br />

Abteilung IT Skill Resources innerhalb der Commerzbank <strong>ein</strong>en differenzierten Überblick<br />

über die Entwicklung deren intellektuellen Kapitals innerhalb des betrachteten Zeitraums.<br />

Wie Abb. 1 zeigt, ist das entstandene Indikatoren-Set aufgrund fehlender Zielwerte und<br />

Gewichtungen nur bedingt aussagefähig für die Gesamtentwicklung des intellektuellen<br />

Kapitals <strong>von</strong> IT Skill Resources. Genauso schwierig ist aufgrund der Vielzahl der<br />

gemessenen Werte, die in der Wissensbilanz unabhängig neben<strong>ein</strong>ander stehen, die<br />

Herstellung klarer Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen den Indikatoren,<br />

Maßnahmen und Zielen. Der große Freiraum zur Individualisierung wirkt somit gleichzeitig<br />

<strong>ein</strong>er Standardisierung zur Herstellung <strong>von</strong> <strong>Vergleich</strong>barkeit entgegen.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 6 -<br />

Modell 2: Austrian Research Centers Seibersdorf 18<br />

Parallel zur Danish Guideline haben die Austrian Research Centers Seibersdorf (ARCS) <strong>ein</strong><br />

Modell zur Wissensbilanzierung entwickelt. Das ARCS-Projekt startete 1999 und führte zur<br />

Veröffentlichung der weltweit ersten Wissensbilanz <strong>ein</strong>er Forschungs<strong>ein</strong>richtung im April<br />

2000. Seither veröffentlichen die ARCS jährlich <strong>ein</strong>e Wissensbilanz.<br />

Während das ursprüngliche Strukturmodell 19 intellektuelles Kapital in Human- und<br />

Strukturkapital unterteilt, fügen die aktuellen ARCS-Wissensbilanzen außerdem das<br />

Beziehungskapital hinzu. Diese Komponenten stellen das Wertschöpfungspotential des<br />

Unternehmens dar. Ihnen werden hauptsächlich Bestandskennzahlen zugeordnet.<br />

Die gemessenen Prozessgrößen dagegen werden anhand der Kernprozesse der<br />

Organisation strukturiert.<br />

Innerhalb der Ergebnisse unterscheidet das ARCS-Modell finanzielle und nicht-finanzielle<br />

Kennzahlen. Die nicht-finanziellen Kennzahlen gliedern sich in wirtschafts-, forschungs- und<br />

gesellschaftsbezogene Ergebnisse.<br />

Nach Aussage der Autoren ist ihr Modell „für unterschiedliche Organisationsgrößen<br />

anwendbar, <strong>von</strong> kl<strong>ein</strong>en Forschungsabteilungen bis hin zu eigenständigen Unternehmen“ 20 .<br />

Dies wird im folgenden durch die Anwendung des Ansatzes auf IT Skill Resources<br />

untersucht.<br />

Anders als im dänischen Modell gelingt es dem ARCS-Ansatzes ), den Zielen <strong>von</strong> IT Skill<br />

Resources Erfolgsfaktoren zuzuordnen, zu deren Messung Kennzahlen aus<br />

unterschiedlichen Bestandteilen der Wissensbilanz (Wertschöpfungspotential, Kernprozesse<br />

und Ergebnisse) notwendig sind.<br />

Die folgende Darstellung (Abbildung 2) zeigt IT Skill Resources nach dem ARCS-Modell.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 7 -<br />

Abbildung 2: Anwendung des ARCS-Modell auf die Abteilung IT Skill Resources<br />

Die Zielformulierung bezieht sich auf die am Kunden ausgerichteten Geschäftsprozesse des<br />

Unternehmens. Innerhalb der anschließend definierten Erfolgsfaktoren wird ersichtlich,<br />

welche Ziele diese für das abteilungsinterne Human-, Struktur- und Beziehungskapital<br />

implizieren. Für IT Skill Resources wurden folgende Ziele definiert:<br />

Wissensaufbau beim Kunden durch <strong>ein</strong> gezieltes Qualifizierungsangebot<br />

Wissenstransfer des Kunden initiieren und unterstützen<br />

Ausbau externer Netzwerke zum internen ‚Wissensgewinn’<br />

Diesem Zielkatalog wurden in <strong>ein</strong>em nächsten Schritt Erfolgsfaktoren zugeordnet, die mit<br />

<strong>ein</strong>em Set <strong>von</strong> Indikatoren hinterlegt wurden, <strong>von</strong> denen <strong>ein</strong>ige (kursiv) als sog.<br />

‚Zielerreichungsindikatoren’ fungieren. Abbildung 2 verdeutlicht Wertschöpfungspotentiale,<br />

Kernprozesse und Ergebnisse der IT-Schulungsabteilung. Die Entwicklung der <strong>ein</strong>zelnen<br />

Komponenten kann anhand verschiedener Indikatoren nachgewiesen werden (hier<br />

beispielhaft dargestellt). Um das Wissensziel „Wissensaufbau beim Kunden durch <strong>ein</strong><br />

gezieltes Qualifizierungsangebot“ zu erreichen, spielen u.a. Faktoren des<br />

Beziehungskapitals wie Kooperationen mit externen Bildungsanbietern <strong>ein</strong>e wichtige Rolle.<br />

Diese können zu <strong>ein</strong>er Erhöhung der Anzahl angebotener Seminare und damit zu <strong>ein</strong>er<br />

höheren Kundenzufriedenheit führen – Ausdruck dafür, dass das Ziel, die Sicherstellung<br />

<strong>ein</strong>es gezielten Qualifizierungsangebots, erreicht wurde.<br />

Analog zum dänischen Ansatz starten ARCS mit der Definition <strong>von</strong> Wissenszielen, die sich<br />

jedoch stärker auf den Geschäftsprozess und damit die Zielsetzung beim Kunden<br />

konzentrieren. Die Erfolgsfaktoren stellen dabei die logische Verknüpfung zwischen den<br />

Unternehmenszielen und den internen Wertschöpfungspotentialen dar, die innerhalb der


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 8 -<br />

Kernprozesse Ergebnisse unterschiedlicher Art generieren. Wesentlicher Bestandteil des<br />

Ansatzes ist der Feedback-Pfeil, der <strong>ein</strong>en Rückbezug der Ergebnisse auf die Ziele und<br />

Wertschöpfungspotentiale des Unternehmens herstellt. Darüber hinaus verdeutlicht das<br />

ARCS-Modell, dass <strong>ein</strong> Indikator durchaus auf mehrere Ziele Einfluss nehmen kann und<br />

stellt solche ‚Spill-Overs’ dar.<br />

Insgesamt ist ARCS <strong>ein</strong>e sinnvolle Weiterentwicklung des dänischen Ansatzes gelungen.<br />

Problematisch ist jedoch die Tatsache, dass auch innerhalb der <strong>ein</strong>zelnen Kategorien des<br />

ARCS-Modells Indikatoren verschiedener Wichtigkeit, Aussagekraft und Beschaffenheit<br />

(Bestand- und Flussgrößen) neben<strong>ein</strong>ander stehen.<br />

Modell 3: Mehrstufiges Indikatorensystem nach North et al. 21<br />

Um der Ressource Wissen als wettbewerbswirksamem Erfolgsfaktor innerhalb <strong>ein</strong>es<br />

Unternehmens Rechnung zu tragen, bedarf es nach North et al. <strong>ein</strong>es ganzheitlichen<br />

Ansatzes wissensorientierter Unternehmensführung. Das Grundmodell hierzu stellt dar, „wie<br />

durch gezielte Interventionen [...] die Erreichung der Unternehmensziele unterstützt und die<br />

Ziele messbar gemacht werden können“ 22 . Damit liefert es die Grundlage für den <strong>von</strong> North,<br />

Probst und Romhardt 1998 entwickelten Ansatz zur Messung des intellektuellen Kapitals<br />

anhand <strong>ein</strong>es mehrstufigen Indikatorensystems.<br />

Ausgangspunkt für das ‚Grundmodell wissensorientierter Unternehmensführung’ sind die<br />

Unternehmensziele, aus denen konkrete Wissensziele abgeleitet werden. Dazu wird die<br />

‚organisationale Wissensbasis’ (Indikatorenklasse I), die in <strong>ein</strong>em Unternehmen zum<br />

Zeitpunkt to der Betrachtung vorhanden ist, „gestaltet bzw. gezielt verändert“ 23 . Dies<br />

geschieht durch ‚Interventionen’(II), die den Input bzw. Aufwand des Unternehmens<br />

innerhalb des Wertschöpfungsprozesses ausdrücken. Diese führen in <strong>ein</strong>em ersten Schritt<br />

zu direkten Outputs, den sogenannten ‚Zwischenerfolgen und Übertragungseffekten’(III).<br />

Zusammen führen sie zu den ‚Ergebnissen der Geschäftstätigkeit’(IV), die sich in<br />

finanzielle und nicht-finanzielle Größen unterteilen lassen.<br />

Die organisationale Wissensbasis bildet Anfangs- und Endpunkt dieses Prozesses, ihre<br />

Veränderungen können in Form <strong>ein</strong>er Bewegungsbilanz verdeutlicht werden. Damit wird <strong>ein</strong><br />

kontinuierlicher Feedbackprozess in bezug auf die Unternehmensziele sichergestellt.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> den bereits definierten Zielen der Abteilung IT Skill Resources wurden die<br />

identifizierten Kennzahlen den <strong>vier</strong> oben beschriebenen Indikatorenklassen zugeordnet.<br />

Innerhalb jeder Indikatorenklasse fand <strong>ein</strong>e Zuordnung entsprechend der Komponenten des<br />

intellektuellen Kapitals (Mitarbeiterkompetenz, interne und externe Struktur) statt.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 9 -<br />

Abbildung 3 zeigt das Grundmodell wissensorientierter Unternehmensführung übertragen auf<br />

IT Skill Resources: Das dort zu Beginn der Betrachtungsperiode vorhandene intellektuelle<br />

Kapital (Wissensbilanz t0) wird über gezielte Interventionen erweitert und führt über<br />

Zwischenerfolge zum Ergebnis der Geschäftstätigkeit, ausgedrückt beispielsweise in<br />

Mitarbeiter- oder Kundenzufriedenheit.<br />

Abbildung 3: Betrachtung der Abteilung IT Skill Resources mit dem mehrstufigen Indikatorenmodell<br />

nach North et al.<br />

So wird, wie in Abbildung 3 dargestellt, die Anzahl angebotener Trainings (Wissensbilanz to)<br />

durch die Entwicklung neuer Seminare (Intervention) erhöht. Zwischenerfolge können in<br />

diesem Fall die Verbesserung der Umsetzungszeit neuer Seminare, <strong>ein</strong> gestiegener Anteil<br />

<strong>ein</strong>maliger, d.h. am Markt nicht erhältlicher Trainings sowie die Erhöhung der <strong>von</strong> der IT-<br />

Schulungsabteilung initiierten Themen s<strong>ein</strong>. Durch diese Effekte wird zum <strong>ein</strong>en die Anzahl<br />

der Seminare, zum anderen aber möglicherweise auch die Anzahl der Kunden (beides<br />

Wissensbilanz t1) erhöht.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 10 -<br />

Der <strong>Vergleich</strong> der Wissensbilanzen in den Zeitpunkten t1 und t0 ermöglicht <strong>ein</strong>e Aussage<br />

über die Entwicklung des intellektuellen Kapitals <strong>von</strong> IT Skill Resources innerhalb des<br />

betrachteten Zeitraums.<br />

Im Unterschied zu den bisher betrachteten Ansätzen gelingt es diesem Modell zur<br />

Wissensbilanzierung, die Kennzahlen mittels des mehrstufigen Indikatorensystems zu<br />

strukturieren und somit in <strong>ein</strong>en Gesamtzusammenhang <strong>ein</strong>zuordnen. Es stellt damit<br />

Transparenz über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge innerhalb und zwischen den<br />

Strukturkomponenten und Indikatorenklassen her. Damit werden dem Management gezielte<br />

steuernde Eingriffe innerhalb der verschiedenen Ebenen (Indikatorenklassen) ermöglicht.<br />

Externen Stake- und Shareholdern kann mittels der Wissensbilanz <strong>ein</strong>e Übersicht über<br />

Bestand und Entwicklung des intellektuellen Kapitals gegeben werden. Allerdings verlangen<br />

der hohe Individualisierungsgrad und die Komplexität der untersuchten Zusammenhänge<br />

<strong>ein</strong>en beträchtlichen Zeit- und damit auch Kostenaufwand. Bei der Anwendung des Modells<br />

auf größere Einheiten wird der am Beispiel <strong>von</strong> IT Skill Resources erzielte<br />

Differenzierungsgrad nicht realisierbar s<strong>ein</strong>. Es ist dann <strong>ein</strong>e weitere Reduktion der<br />

Indikatorenzahl sowie die Zerlegung der Betrachtung auf Unter<strong>ein</strong>heiten sinnvoll.<br />

Modell 4: IC Rating TM nach Edvinsson 24<br />

Auf Initiative <strong>von</strong> Leif Edvinsson wurde 1997 das Unternehmen Intellectual <strong>Capital</strong> Sweden<br />

AB gegründet. „With thoughts and theories of intellectual capital as a starting point, a model<br />

for valuation of knowledgebased companies has been constructed. From this model, a tool<br />

has been developed – IC Rating TM – which measures intellectual capital and makes it<br />

comparable between companies.” 25 Ziel des IC Rating TM ist es, “dem Management <strong>ein</strong><br />

Instrument zu geben, mit dem die heutige strategische Position der Firma definiert werden<br />

kann.” 26<br />

Zur Bewertung des intellektuellen Kapitals werden innerhalb des Unternehmens qualitative<br />

Interviews durchgeführt. Deren Anzahl ist abhängig <strong>von</strong> der Größe der betrachteten Einheit<br />

und liegt im Durchschnitt bei 30 Gesprächen, <strong>von</strong> denen ca. <strong>ein</strong> Drittel intern und zwei Drittel<br />

extern durchgeführt werden. Der verwendete Fragebogen ist in weiten Teilen standardisiert.<br />

Die aus den Gesprächen resultierende Datenbasis besteht aus quantitativen Bewertungen<br />

und qualitativen Aussagen der Befragten.<br />

Die quantitativen Ergebnisse werden innerhalb <strong>ein</strong>er Access-Datenbank erfasst und auf<br />

mindestens fünf Ebenen mit<strong>ein</strong>ander gewichtet. Dabei geht jede Frage <strong>ein</strong>mal in die<br />

Bewertung <strong>ein</strong> und ist innerhalb <strong>ein</strong>er Strukturkomponente des intellektuellen Kapitals an<br />

<strong>ein</strong>es der drei Beurteilungskriterien (Effizienz, Erneuerung und Risiko) gekoppelt.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 11 -<br />

Das Ergebnis des Prozesses besteht aus drei Teilen:<br />

Dem sog. IC Rating TM , <strong>ein</strong>er Bewertung des intellektuellen Kapitals mit Hilfe <strong>ein</strong>er in<br />

Analogie zu Finanzratings entwickelten Skala.<br />

Einem Benchmark mit Daten aus anderen Unternehmen, das mit Hilfe sog. „Spider-<br />

Diagrams“ dargestellt wird.<br />

Ein Katalog der qualitativen Kommentare der Befragten in anonymisierter Form.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> IT Skill Resources wurde <strong>ein</strong> IC Rating TM in experimentieller Form<br />

durchgeführt. Aufgrund der relativ kl<strong>ein</strong>en betrachteten Einheit wurden nur 21 Interviews<br />

geführt - da<strong>von</strong> 10 innerhalb <strong>von</strong> IT Skill Resources und 11 mit internen Kunden aus dem IT-<br />

Bereich der Commerzbank. Es wurden unterschiedliche Fragebögen für interne Befragte (ca.<br />

100 Fragen) und ‚externe’ Befragte (ca. 15 Fragen) verwendet.<br />

Die Analyse der Daten wurde <strong>von</strong> Mitarbeitern <strong>von</strong> IC Sweden AB durchgeführt, die<br />

verwendeten Gewichtungen sind deren Betriebsgeheimnis und beruhen auf <strong>ein</strong>em nicht<br />

veröffentlichten Modell <strong>ein</strong>er idealtypischen Wissensorganisation. Sie führte zu dem in Abb.<br />

4 dargestellten Ergebnis für die IT Skill Resources, wobei ausschließlich <strong>vier</strong><br />

Teilkomponenten des intellektuellen Kapitals, nämlich Prozesse, Management, Mitarbeiter<br />

und Kunden bewertet wurden. Das Ratingergebnis besteht aus jeweils drei<br />

Einzelbewertungen in den Kategorien Effizienz (blau), Erneuerung (grün) und Risiko (violett).<br />

Die Skala reicht hierbei in Analogie zu Finanzratings <strong>von</strong> AAA (sehr gut) bis D (schlecht).<br />

Abbildung 4: IC Rating TM Ergebnis für die Abteilung IT Skill Resources


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 12 -<br />

Während Effizienz und Erneuerungspotential des Humankapitals <strong>von</strong> IT Skill Ressources als<br />

gut und wenig risikoreich bewertet werden, zeigt sich im Bereich der internen Prozesse<br />

Verbesserungsbedarf. Die Effizienz der Abteilung innerhalb der Kundenbetreuung wird als<br />

sehr gut <strong>ein</strong>gestuft und das BB-Rating bestätigt IT Skill Ressources außerdem <strong>ein</strong>e hohe<br />

Innovationskraft. Genau wie bei der Bewertung des Managements deutet jedoch auch<br />

innerhalb des Kundenkapitals die Risiko<strong>ein</strong>stufung „RR“ auf die Gefahr des Abwanderns <strong>von</strong><br />

Managementkapazität bzw. Kunden hin.<br />

IC Rating TM gelingt, was den anderen Modellen nicht <strong>ein</strong>mal ansatzweise glückt: Mittels<br />

<strong>ein</strong>es relativ standardisierten Verfahrens das intellektuelle Kapital <strong>ein</strong>es Unternehmens mit<br />

<strong>ein</strong>em Wert zu belegen, dessen Entstehung jedoch nicht vollständig nachzuvollziehen ist.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass die Gewichtung der Ergebnisse dem Betrachter nicht bekannt<br />

ist, bleibt die Interpretation schwierig. Denn nur vor dem Hintergrund <strong>ein</strong>es transparenten<br />

Verfahrens kann das Management zu entsprechenden Verbesserungsmaßnahmen greifen.<br />

Unbeantwortet bleibt jedoch auch bei Kenntnis der <strong>ein</strong>zelnen Gewichtungen die Frage, ob<br />

der hinterlegte <strong>Vergleich</strong>smaßstab für alle Unternehmen Gültigkeit besitzt.<br />

Des weiteren wäre die Herstellung <strong>von</strong> Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zwischen den<br />

<strong>ein</strong>zelnen Komponenten des intellektuellen Kapitals, die innerhalb der Methode unabhängig<br />

<strong>von</strong><strong>ein</strong>ander beurteilt’ werden, wünschenswert.<br />

Methodenvergleich<br />

Die <strong>vier</strong> auf <strong>ein</strong> konkretes Praxisbeispiel angewandten Verfahren des Intellectual <strong>Capital</strong><br />

<strong>Reporting</strong> sollen nun anhand <strong>ein</strong>es aus der Umsetzung der Modelle entwickelten<br />

Kriterienkatalogs mit<strong>ein</strong>ander verglichen werden.<br />

Die Grundlage für den <strong>Vergleich</strong> bilden 13 Kriterien, die aus dem Verständnis des<br />

Wissensbegriffs, teststatistischen Überlegungen sowie Fragestellungen der Datenerhebung<br />

und Interpretation aufgrund <strong>von</strong> Literaturanalysen sowie praktischen Anwendungsproblemen<br />

entwickelt wurden.<br />

Eine Übersicht über die Ergebnisse des Methodenvergleichs bietet Abbildung 5.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 13 -<br />

Abbildung 5: (Übersicht über die Ergebnisse des Methodenvergleich) <strong>ein</strong>fügen<br />

Voraussetzungen der Modelle<br />

1. Struktur- versus Prozessorientierung: Alle <strong>vier</strong> Modelle verfügen sowohl über <strong>ein</strong>e<br />

Struktur- als auch über <strong>ein</strong>e Prozesskomponente. Dennoch unterscheiden sie sich in der<br />

Gewichtung, die den beiden Komponenten zukommt. So wird die dänische Guideline ihrem<br />

Namen mittels <strong>ein</strong>er starken Prozessorientierung gerecht, wohingegen das IC Rating TM<br />

vornehmlich strukturorientiert arbeitet. Innerhalb des ARCS-Modells und des <strong>von</strong> North et al.<br />

vorgeschlagenen Ansatzes sind Prozess- und Strukturkomponente relativ ausgewogen: Die<br />

<strong>ein</strong>zelnen Prozessschritte bestimmen hier das Vorgehen, die gewonnenen Ergebnisse<br />

werden innerhalb der Wissensbilanz anhand der Komponenten des intellektuellen Kapitals<br />

geordnet.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 14 -<br />

2. Standardisierungsgrad / <strong>Vergleich</strong>barkeit: Der Standardisierungsgrad des dänischen<br />

Ansatzes ist, da er dem Unternehmen viel Freiraum für die individuelle Gestaltung der<br />

Wissensbilanz gibt, gering. Ebenso ist das ARCS-Modell ursprünglich auf<br />

Forschungs<strong>ein</strong>richtungen ausgerichtet und nur innerhalb dieser Unternehmensgruppe<br />

standardisierbar. Das IC Rating TM dagegen erhebt den Anspruch, <strong>ein</strong> standardisiertes<br />

Verfahren zu s<strong>ein</strong> und wird diesem zu ca. 80% gerecht. Eine Kombination, die sowohl dem<br />

internen Anspruch nach Individualisierung als auch dem externen Wunsch <strong>von</strong><br />

<strong>Vergleich</strong>barkeit gerecht wird, enthält das Modell <strong>von</strong> North et al.<br />

3. Transparenz des Vorgehens: Genau wie die <strong>Vergleich</strong>barkeit spielt vor dem Hintergrund<br />

der Entwicklung neuer Standards innerhalb der Rechnungslegung die Transparenz der<br />

Modelle <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle. Zu allen Modellen stehen Informationen, Richtlinien und<br />

Erklärungen öffentlich zur Verfügung. Dies gilt nur mit Einschränkungen für das IC Rating TM .<br />

Messungen<br />

4. Beurteiler: Eindeutig Auskunft über die Zusammensetzung des Projektteams gibt das IC<br />

Rating TM : Da das Verfahren <strong>von</strong> der Firma Intellecutal <strong>Capital</strong> Sweden AB patentiert wurde,<br />

kann die Analyse nur <strong>von</strong> ihren Mitarbeitern durchgeführt werden. Derart explizit äußert sich<br />

k<strong>ein</strong>er der Autoren der anderen drei Modelle zur Zusammensetzung der für die<br />

Wissensbilanz zuständigen Projektgruppe. ARCS erklären, dass die Wissensbilanz in <strong>ein</strong>em<br />

Team aus internen Mitarbeitern und externen Beratern erstellt wurde. Die dänische Studie<br />

sowie North et al. verstehen die Wissensbilanzierung als internen Prozess.<br />

5. Zielgruppe: Prinzipiell können zwei Zielgruppen für Intellectual <strong>Capital</strong> Reports<br />

unterschieden werden: Intern kann das Management die Wissensbilanz als<br />

Steuerungsinstrument nutzen, extern kann sie das Unternehmen als innovativ und<br />

zukunftsgerichtet am Markt positionieren. Generell bieten alle <strong>vier</strong> untersuchten Modelle die<br />

Grundlage für <strong>ein</strong>e Differenzierung in bezug auf die beiden möglichen Zielgruppen. Der<br />

Ansatz <strong>von</strong> North et al. bietet durch die Trennung der Wissensbilanz <strong>von</strong> den anderen<br />

Indikatorenstufen die Basis für <strong>ein</strong>e mögliche externe Berichterstattung. Letztere ist, auch<br />

wenn die Auswirkungen des internen Prozesses betont werden, die primäre Zielsetzung der<br />

dänischen Guideline, des ARCS-Modells und des IC Rating TM .<br />

6. Bezugsgrößen: Im Rahmen des Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> lassen sich zwei Arten der<br />

Messung unterscheiden: Entweder wird <strong>ein</strong> Zielerreichungsgrad gemessen oder <strong>ein</strong><br />

abstrakter, eigenständiger Wert für das intellektuelle Kapital. Letzteres ist beim IC Rating TM<br />

der Fall. Die drei anderen Modelle verfolgen nicht den Anspruch, <strong>ein</strong> absolutes Maß für<br />

intellektuelles Kapital zu finden. Hier steht k<strong>ein</strong> aggregierter Wert im Vordergrund, sondern


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 15 -<br />

die Frage, inwieweit die vom Unternehmen für den Berichtszeitraum gesetzten Ziele erreicht<br />

wurden.<br />

7. Ausgangsdaten und deren Validität: Innerhalb der angewandten Modelle werden zwei<br />

Arten <strong>von</strong> Daten verwendet. Im Rahmen des IC Rating TM werden durch persönliche<br />

Gespräche quantitative Bewertungen in Form <strong>von</strong> Noten sowie qualitative Aussagen der<br />

Befragten in verbaler Form erhoben. Die für die Anwendung der anderen Modelle erhobenen<br />

Daten stammen zu <strong>ein</strong>em Großteil aus unternehmensinternen Quellen.<br />

8. Reproduzierbarkeit: Innerhalb der Modelle verhindern <strong>ein</strong>ige Faktoren <strong>ein</strong> durchgängig<br />

objektives Verfahren: So erfolgt die Zielableitung aus individuellen Unternehmenszielen, auf<br />

deren Grundlage entsprechende Indikatoren definiert werden. Trotz des innerhalb der<br />

Modelle formulierten Anspruchs, <strong>ein</strong> objektiv gültiges Bewertungssystem zur Unternehmenssteuerung<br />

zu entwickeln, spielen bei der Definition der entscheidenden Größen und<br />

Zielwerte subjektive Faktoren sicherlich in Teilen <strong>ein</strong>e Rolle. Alle Modelle außer dem IC<br />

Rating TM sind jedoch so transparent gestaltet, dass die erreichten Ergebnisse reproduzierbar<br />

ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Bewertung<br />

9. Bewertungs<strong>ein</strong>heiten: Das IC Rating TM wird dem Wunsch nach <strong>ein</strong>er Kennzahl gerecht,<br />

deren Betrag jedoch schwer nachvollziehbar ist. Dagegen bedienen sich die drei anderen<br />

Modelle <strong>ein</strong>es individuellen Indikatorensets, das sehr unterschiedliche Größen b<strong>ein</strong>haltet: So<br />

führten die Messungen innerhalb <strong>von</strong> IT Skill Resources zu monetären Ergebnissen,<br />

Prozentsätzen und Zahlenwerten. Die Aggregation und Bewertung dieser unterschiedlichen<br />

Arten <strong>von</strong> Ergebnissen ist schwierig und kann nur auf der Basis zuvor definierter Zielwerte<br />

gelingen.<br />

10. Gewichtung der Ergebnisse: Das IC Rating TM gewichtet die Ergebnisse der<br />

Befragungen auf Basis <strong>ein</strong>es nicht publizierten Idealprofils <strong>ein</strong>es Wissensunternehmens. Die<br />

im Rahmen des ARCS-Modells vorgeschlagene Definition <strong>von</strong> ‚Zielerreichungsindikatoren’<br />

kann als Gewichtung verstanden werden. Die dänische Studie enthält dagegen k<strong>ein</strong>e<br />

Ansätze zur Gewichtung <strong>ein</strong>zelner Indikatoren. Auch die <strong>von</strong> North et al. definierten<br />

Indikatorenklassen gewichten die Kennzahlen nicht im Sinne ihrer Wichtigkeit für die<br />

Zielerreichung.<br />

Ergebnis<br />

11. Darstellung <strong>von</strong> Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen: Der dänischen Guideline und<br />

dem IC Rating TM gelingt es kaum, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge darzustellen. Das<br />

ARCS-Modell trägt diesen Zusammenhängen Rechnung, indem es <strong>ein</strong>em Ziel (bzw.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 16 -<br />

Erfolgsfaktor) Kennzahlen aus verschiedenen Bereichen zuordnet. Innerhalb der<br />

Wissensbilanz stehen diese Kennzahlen jedoch relativ undifferenziert neben<strong>ein</strong>ander. An<br />

diesem Punkt setzen die Indikatorenklassen <strong>von</strong> North et al. an und zeigen durch die<br />

Kategorisierung der <strong>ein</strong>zelnen Größen in Bestände, Inputs, direkte Outputs und Ergebnisse<br />

die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen den <strong>ein</strong>zelnen Indikatoren auf.<br />

12. Bezug zu finanziellen Indikatoren: Die dänische Guideline sowie das IC Rating TM<br />

stellen diesen Zusammenhang nicht her: Ihr Ergebnis ist die Bewertung des intellektuellen<br />

Kapitals <strong>ein</strong>es Unternehmens. Das ARCS-Modell dagegen bilanziert finanzielle und nichtfinanzielle<br />

Ergebnisse und vertritt damit die Auffassung, dass die Komponenten des<br />

intellektuellen Kapitals im Rahmen des Wertschöpfungsprozesses beide Arten <strong>von</strong><br />

Ergebnissen generieren. ARCS integrieren Finanzkennzahlen und Wissensbilanz. Das<br />

Modell <strong>von</strong> North et al. geht <strong>von</strong> der gleichen Auffassung aus.<br />

13. Aussagekraft des Ergebnisses:<br />

Die dänische Guideline schafft Transparenz über Zielsetzung und Ausrichtung des<br />

Unternehmens und macht die Bedeutung des intellektuellen Kapitals auf allen Ebenen<br />

bewusst. Auf dieser Basis kann sie durchaus dazu führen, dass Entscheidungsprozesse<br />

umgestaltet und Erfolgsfaktoren neu definiert werden. Hierbei spielt vor allem die Definition<br />

des ‚use value’ <strong>ein</strong>e zentrale Rolle. Die Interpretation der aus ihr hervorgehenden<br />

Wissensbilanz dagegen ist aufgrund ihrer großen Komplexität und Undifferenziertheit in<br />

bezug auf die Messgrößen schwierig.<br />

Die Aussagekraft des IC Rating TM ist, obwohl oder gerade weil es diesem Modell als<br />

<strong>ein</strong>zigem gelingt, <strong>ein</strong>en Wert für intellektuelles Kapital zu bestimmen, beschränkt. Dem<br />

Anspruch <strong>ein</strong>es objektiven, externen Ratings wird das Verfahren im derzeitigen<br />

Entwicklungsstand nur bedingt gerecht.<br />

Auch innerhalb des ARCS-Modells werden durch die verstärkte interne Kommunikation<br />

Zusammenhänge innerhalb des Unternehmens bewusst. Die Zielformulierung über<br />

Erfolgsfaktoren bezieht diese auf die <strong>ein</strong>zelnen Bestandteile des intellektuellen Kapitals.<br />

Außerdem ‚zwingt’ der sehr anwendungsorientierte Ansatz Management und Mitarbeiter<br />

innerhalb des Prozesses zur Identifikation und Priorisierung der wichtigsten Zielgrößen.<br />

Ähnlich wie innerhalb der dänischen Guideline bleiben Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge<br />

jedoch trotz der differenzierten Struktur der Wissensbilanz in weiten Teilen undurchsichtig.<br />

Das <strong>von</strong> North et al. vorgeschlagene mehrstufige Indikatorensystem bietet die Möglichkeit<br />

zur Differenzierung des Ergebnisses unter zwei Gesichtspunkten: Durch die Einordnung der<br />

Messgrößen in unterschiedliche Indikatorenklassen werden innerbetriebliche<br />

Wertschöpfungsprozesse transparent und zu<strong>ein</strong>ander in Beziehung gesetzt. Gleichzeitig<br />

b<strong>ein</strong>haltet die Darstellung der Ergebnisse innerhalb der Wissensbilanz <strong>ein</strong>e Reduktion auf


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 17 -<br />

wenige, zu großen Teilen standardisierbare Kennzahlen, die der externe Betrachter auf die<br />

Finanzbilanz beziehen kann.<br />

Fazit<br />

Welche Schlussfolgerungen können aus der Anwendung und dem <strong>Vergleich</strong> der <strong>vier</strong> Modelle<br />

anhand der verschiedenen Kriterien gezogen werden?<br />

Erstens, dass es das Modell zur Bilanzierung intellektuellen Kapitals noch nicht gibt, denn<br />

jeder der Ansätze weist sowohl Stärken als auch Schwächen auf. Schwächen beziehen sich<br />

insbesondere auf Standardisierung und objekti<strong>vier</strong>tes Vorgehen sowie die Aussagekraft für<br />

interne und externe Zielgruppen.<br />

Zweitens erweisen sich die drei Modelle, die das intellektuelle Kapital mit Hilfe <strong>ein</strong>es Sets<br />

<strong>von</strong> Indikatoren im Gegensatz zu <strong>ein</strong>er aggregierten Kennzahl bewerten und zum Teil<br />

Ursache–Wirkungs-Zusammenhänge darstellen, für die interne Prozessunterstützung als<br />

vorteilhafter. Sie bedeuten für das Unternehmen zwar <strong>ein</strong>en ungleich höheren Kosten- und<br />

Zeitaufwand, der zu den erzielten Prozessoptimierungen im Verhältnis stehen muss, ihre<br />

Ergebnisse sind dafür aber auch objektiver, differenzierter und zielführender. Für den mit den<br />

internen Prozessen nicht vertrauten externen Betrachter bleibt der Verzicht auf <strong>ein</strong><br />

aggregiertes Ergebnis aber unbefriedigend. Nach M<strong>ein</strong>ung der Autoren braucht <strong>ein</strong>e<br />

aggregierte Kennzahl im Sinne <strong>ein</strong>es IC Rating TM aber <strong>ein</strong>e transparente Darstellung ihres<br />

Zustandekommens. Diese wird momentan nicht hinreichend erbracht. Auf dem Weg zu<br />

<strong>ein</strong>em Umdenken <strong>von</strong> finanzieller hin zu nichtfinanzieller Rechnungslegung ist weiterhin <strong>ein</strong><br />

Modell anzustreben, das die Aspekte interner und externer Sicht verbindet.<br />

Drittens ist die Kommunikation der Ergebnisse derzeit, da die Unternehmen freiwillig und<br />

ohne gesetzliche Vorschriften Intellectual <strong>Capital</strong> Reports veröffentlichen, <strong>ein</strong> zentraler<br />

Aspekt der Wissensbilanzierung. So bilanzieren viele der Unternehmen ihr intellektuelles<br />

Kapital heute weniger für interne Zwecke als dafür, sich extern als innovatives Unternehmen<br />

zu positionieren. Dementsprechend besteht <strong>ein</strong> großes Interesse, positive Ergebnisse zu<br />

präsentieren. Dass Wissensbilanzen auch als Marketinginstrument genutzt werden, ist zu<br />

begrüßen. Um so wichtiger ist es aber, dass dies nicht auf Basis geschönter Daten<br />

geschieht, womit die eigentlichen Zielsetzung, das immaterielle Vermögen <strong>ein</strong>es<br />

Unternehmens zu bewerten, unterlaufen und diskreditiert würde.<br />

Viertens stellt die Unternehmensgröße <strong>ein</strong>en begrenzenden Faktor dar. Derzeit bilanzieren<br />

hauptsächlich kl<strong>ein</strong>ere Unternehmen bzw. Einheiten ihr intellektuelles Kapital. Der Wunsch<br />

nach Objektivität bezieht schon bei der Betrachtung <strong>ein</strong>er kl<strong>ein</strong>en Einheit <strong>ein</strong>e Vielzahl <strong>von</strong><br />

Zielen, Erfolgsfaktoren, Kenngrößen und Zusammenhängen zwischen diesen Elementen in<br />

die Untersuchung <strong>ein</strong>. Übertragen auf Großunternehmen würden solche Modelle daher zu


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 18 -<br />

unübersichtlichen, nicht steuerbaren Zahlenkonstrukten führen. Eine Reduktion der<br />

Indikatoren würde jedoch die Zusammenhänge allzusehr ver<strong>ein</strong>fachen und wesentliche<br />

Entwicklungen nicht mehr nachvollziehbar machen. Die Modelle sollten daher auf kl<strong>ein</strong>ere<br />

Einheiten innerhalb dieser Unternehmen bezogen werden - eventuell ist es möglich, <strong>ein</strong><br />

zielführendes System zur Aggregation der so entstehenden ‚Einzelbilanzen’ zu entwickeln.<br />

Fünftens soll der Wettbewerbsaspekt angeführt werden: Weitgehend unbeachtet bleibt<br />

innerhalb der dargestellten Modelle die Überlegung, inwieweit die Veröffentlichung sensibler,<br />

interner Daten negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsvorteile <strong>ein</strong>es Unternehmens mit<br />

sich bringen kann. Gerade im Bereich <strong>von</strong> Innovationen ist dies <strong>ein</strong> Aspekt, der <strong>ein</strong>deutig für<br />

<strong>ein</strong>e Unterscheidung zwischen interner und externer Berichterstattung plädiert. Auch wenn<br />

die Notwendigkeit <strong>ein</strong>er solchen Differenzierung innerhalb der Modelle erwähnt wird, liefern<br />

sie dennoch k<strong>ein</strong>e Ansätze für <strong>ein</strong> konkretes Vorgehen. Dabei b<strong>ein</strong>haltet die Motivation, <strong>ein</strong>e<br />

Wissensbilanz zu erstellen gerade, dass sich das Unternehmen über den Wert s<strong>ein</strong>es<br />

intellektuellen Kapitals bewusst ist. Dies bedeutet gleichzeitig, dass s<strong>ein</strong>e Mitarbeiter wissen,<br />

was <strong>ein</strong> Wissensverlust an die Konkurrenz bedeuten kann. Aus diesem Grund besteht die<br />

Gefahr, dass innerhalb der veröffentlichten Bilanzen nur Werte beschrieben werden, deren<br />

Aussagekraft gering bzw. aus anderen Quellen sowieso ableitbar wäre. Dies würde dem<br />

ursprünglichen Ansatz, durch die Wissensbilanzierung die zu großen Teilen für die<br />

Erklärungslücke zwischen Markt- und Buchwert <strong>ein</strong>es Unternehmens verantwortlichen<br />

‚versteckten’ Vermögenswerte aufzudecken, entgegenwirken.<br />

Sechstens müssen sich auch Investoren mit dieser neuen Kapitalart und ihrer Bilanzierung<br />

vertraut machen. Denn Intellectual <strong>Capital</strong> Statements generieren erst dann Wert, wenn sie<br />

<strong>von</strong> Managern und Kapitalgebern richtig gelesen und interpretiert werden. Die gegenwärtige<br />

Aus<strong>ein</strong>andersetzung über die Umsetzung <strong>von</strong> Basel II bietet <strong>ein</strong>e große Chance, das Thema<br />

Wissensbilanz in die öffentliche Diskussion <strong>ein</strong>zubringen. Die Frage, inwiefern es gelingen<br />

wird, transparente, vergleichbare und aussagekräftige Standards zu entwickeln, wird darüber<br />

entscheiden, ob der Intellectual <strong>Capital</strong> Report <strong>ein</strong>es Tages die derzeitige Finanzbilanz<br />

ablöst, sie als eigenständiger Bericht ergänzt, oder r<strong>ein</strong>es Marketinginstrument bleibt.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 19 -<br />

Zusammenfassung<br />

Der Erfolg <strong>ein</strong>es Unternehmens wird in zunehmendem Maße durch s<strong>ein</strong> intellektuelles<br />

Kapital, d.h. s<strong>ein</strong>e Mitarbeiter, Prozessorganisation und Kunden bestimmt. Um dieses<br />

immaterielle, unsichtbare Vermögen <strong>ein</strong>es Unternehmens darzustellen, wurden in den<br />

vergangenen Jahren die ersten sogenannten ‚Wissensbilanzen’ veröffentlicht.<br />

Der folgende Aufsatz wendet <strong>vier</strong> aktuelle Modelle zum Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> auf<br />

<strong>ein</strong>e konkrete Unternehmens<strong>ein</strong>heit an und vergleicht die Ergebnisse anschließend anhand<br />

<strong>ein</strong>es hierfür entwickelten Kriterienkatalogs. Das Fazit gibt abschließend <strong>ein</strong>en Ausblick auf<br />

den derzeitigen Stand, die Möglichkeiten und Grenzen der Wissensbilanzierung.<br />

Summary<br />

A company’s intellectual capital (its employees, processes and clients) increasingly<br />

determines its success. Over the last years, several companies started to publish so-called<br />

‘Intellectual <strong>Capital</strong> Reports’ to make these intangible assets visible for managers and<br />

investors.<br />

The following article presents the application of four recent concepts of Intellectual <strong>Capital</strong><br />

<strong>Reporting</strong> to an existing business unit and compares them according to a set of indicators<br />

that has been developed for this purpose. It concludes with an overview of the status quo,<br />

the possibilities and limits of Intellectual <strong>Capital</strong> Reportin<br />

Literaturverzeichnis<br />

2 Vgl. Edvinsson; L., Brüning, G. 2000: Aktivposten Wissenskapital: Unsichtbare Werte bilanzierbar machen, S. 14. Gabler<br />

Verlag, Wiesbaden.<br />

3 Vgl. Edvinsson; L., Brüning, G., a.a.O., S.136.<br />

4 Stewart, T. 1997: Intellectual <strong>Capital</strong>: The New Wealth of Organizations, S. xi. Nicholas Brealey Publishing Limited, London.<br />

5 Vgl. Sveiby, K. 1997: Wissenskapital – das unentdeckte Vermögen: Immaterielle Vermögenswerte aufspüren, messen und<br />

steigern, S.219 ff. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech. Vgl auch North,K..,2002: Wissensorientierte<br />

Unternehmensführung. Gabler,Wiesbaden (3.Auflage)<br />

6 Vgl. Blair, M. 2000: “New ways needed to assess new economy”, S.1.<br />

http://www.brook.edu/dybdocroot/webcache/www.brookings.org-80/p10/a0002560.1056.htm [07-08-02]<br />

7 Farrell, C. 2002: “Needed: 21 st Century Accounting Rules”, S. 2.<br />

http://www.businessweek.com/bwdaily/dnflash/mar2002/nf20020322_7451.htm [05-08-02]<br />

8 Lev, B. 2001: Intangibles: Management, Measurement, and <strong>Reporting</strong>, , S. 81. Brookings Institution Press, Washington, D.C..<br />

9 International Accounting Standards Board (Hrsg.) 2001: International Accounting Standards 2001 (Deutsche Ausgabe),<br />

S.894f. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart.<br />

10<br />

Probst, G.; Raub, S.; Romhardt, K. 1998: Wissen managen: wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen, 2.<br />

Auflage. Gabler Verlag, Wiesbaden.<br />

11<br />

Vgl. Danish Agency for Trade and Industry (Hrsg.) 2000: A Guideline for Intellectual <strong>Capital</strong> Statements, S. 1. Danish Ministy<br />

for Trade and Industry, Copenhagen.<br />

12 Vgl. Leitner K.-H. et al. 2000: Entwicklung <strong>ein</strong>es Bilanzierungssystems. Forschung Austria Report_A.03_08/00, Forschung<br />

Austria, Wien.<br />

13 Vgl. North, K. 1999: Wissensorientierte Unternehmensführung: Wertschöpfung durch Wissen, S. 147. Gabler Verlag,<br />

Wiesbaden.


Intellectual <strong>Capital</strong> <strong>Reporting</strong> – <strong>ein</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>von</strong> <strong>vier</strong> Ansätzen Daniela Grübel/ Klaus North/ Günther Szogs - 20 -<br />

14<br />

Vgl. http://www.intellectualcapital.se<br />

15<br />

Vgl. auch http://www.efs.dk<br />

16<br />

Danish Agency for Trade and Industry (Hrsg.) a.a.O., S. 1.<br />

17<br />

Danish Ministry of Science, Technology and Innovation (Hrsg.) 2002, „Intellectual <strong>Capital</strong> Statements in Practice – Inspiration<br />

and Good Advice“, S. 3. http://www.videnskabsministeriet.dk/fsk/publ/2002/intellectualcapstatements/intcapst.pdf [15-08-2002]<br />

18<br />

Vgl. http://www.arcs.ac.at/publik/fulltext/wissensbilanz/ARC_Wissensbilanz_2001.pdf<br />

19<br />

Vgl. Leitner, K.-H. et al. a.a.O., S.10.<br />

20<br />

Leitner, K.-H. et al. a.a.O., S.12.<br />

21<br />

Vgl. North, K. a.a.O, S. 198 ff.<br />

22<br />

North, K. a.a.O., S. 147.<br />

23<br />

North, K. a.a.O., S. 147.<br />

24<br />

Intellectual <strong>Capital</strong> Sweden AB (o.V., o.J.): “The company”. www.intellectualcapital.se/thecompany.html [05.09.2002]<br />

25<br />

Intellectual <strong>Capital</strong> Sweden AB (o.V., o.J.): “The company”. www.intellectualcapital.se/thecompany.html [05.09.2002]<br />

26<br />

Wissenskapital GmbH (o.V., o.J.): “Neue Wirtschaftsgesetze und Finanzdimensionen”.<br />

http://www.wissenskapital.info/download.asp?id=166&undmehr.pdf [05.09.2002]

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