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deutscher Studenten

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oder drei kleben immer zusammen. Gottseidank fehlte<br />

uns noch die Hauptsache: ein Quartier zur Nacht. Denn<br />

ohne Stroh auf dem durchweichten Boden die Nacht<br />

zubringen, wird man in der Nähe einer solchen Stadt immer<br />

vermeiden. Und vor 5 Uhr des nächsten Morgens brauchten<br />

wir wohl nicht abzurücken, denn nach allem, was ich durch<br />

vorübergehende Soldaten gehört hatte, hing unsere Artillerie<br />

hinter Tarzyn und der gesprengten Brücke noch in<br />

Aufnahmestellung. Beim Quartiersuchen mußte mir aber<br />

Channah helfen. Es dauerte lange, bis ich alle davon<br />

überzeugt hatte. Endlich konnten wir fort.<br />

Nun stelle Dir so eine rechte polnische Stadt vor: von<br />

allen wohlhabenden Einwohnern, allen Beamten verlassen.<br />

Und überall hin kann man vordringen, bis in die intimsten<br />

Gemächer. Da siehst Du Nähtischchen, von denen gerade<br />

die junge Mutter fortging, und Fabrikräume, die die Weltgeschichte<br />

auf einmal mit allen ihren Maschinen zum Stillstand<br />

brachte. Betten, die eben verlassen scheinen, Kanzleien,<br />

aus denen mitten im Wort alles flüchtete. Du siehst<br />

aufgeschlagene Bücher und erbrochene Schreibtische. Stelle<br />

Dir vor: in einem Augenblick werden alle Menschen einer<br />

Stadt von ihrer Tätigkeit und Gewohnheit vertrieben, und<br />

nun kommst Du und erblickst überall die toten Reste des<br />

lebendigsten, gewohntesten Daseins. Und dazu war es<br />

dunkel geworden. Und über dieser Schicht verlassenen<br />

Daseins hatten sich andere Schichten des Lebens gebildet:<br />

die hungrige, müde Soldateska war über diese verlassenen<br />

Inseln hergefallen, Pöbel hatte hier gebeutet. Man sah<br />

aufgebrochene Türen und Schränke, sah geschnitzte Möbel<br />

in die Kamine geworfen, sah den Lehm des Feldes und<br />

den Schmutz der Straße über kostbaren Teppichen, sah<br />

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