Elektronisches Managementsystem für die ... - fme AG
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<strong>Elektronisches</strong> <strong>Managementsystem</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Der Großanlagenbau steht unter Druck. Wettbewerber aus China und Südkorea gewinnen Marktanteile<br />
und drücken <strong>die</strong> Preise. Eine bessere Integration der Zulieferer könnte <strong>die</strong> Projekte beschleunigen und Kosten<br />
senken. Doch bisher entstehen bei Planung, Aufbau und Inbetriebnahme industrieller Großanlagen<br />
durch fehlende Interoperabilität von Verfahren, Programmen und Dokumenten Mehrkosten in Milliardenhöhe.<br />
Ein Lösungsansatz verspricht hier Abhilfe: das elektronische Lieferanten-Dokumentations-<strong>Managementsystem</strong>.<br />
Wettbewerber aus China und<br />
Südkorea haben ihren Weltmarktanteil<br />
seit 2006 von<br />
10 auf 20% verdoppelt, so eine Stu<strong>die</strong><br />
von Management Engineers und<br />
VDMA. Deutsche Anlagenbauer wollen<br />
deshalb stärker an der Kosteneffizienz<br />
arbeiten und u.a. Zulieferer frühzeitiger<br />
und umfassender integrieren. Eine der<br />
großen Hürden dabei ist allerdings,<br />
dass es bei der Planung und Realisierung<br />
von Großanlagen an Standards<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation und den Datenaustausch<br />
zwischen den beteiligten<br />
Akteuren fehlt. Dadurch entstehen<br />
hohe Mehrkosten. Sie werden verursacht<br />
in den Bereichen Entwicklung,<br />
Konstruktion, Einkauf, Errichtung und<br />
Inbetriebsetzung, durch inkompatible<br />
Software-Systeme und ineffiziente Pa-<br />
pier-basierende Dokumentations- und<br />
Freigabeprozesse (laut einer Stu<strong>die</strong> des<br />
U.S. Department of Commerce Technology<br />
Administration, DoC).<br />
Herausforderung<br />
Zuliefererdokumentation<br />
Bei der Zusammenarbeit mit Zulieferern<br />
entstehen allein schon durch <strong>die</strong> riesigen<br />
Mengen an gelieferten Gewerken,<br />
Aggregaten, Komponenten und den<br />
dazu gehörenden vertraglichen Details<br />
und Dokumenten große Herausforderungen<br />
<strong>für</strong> das Projekt-Management.<br />
Für das Dokumentenmanagement werden<br />
ganze Stäbe von Mitarbeitern beschäftigt.<br />
Es geht um 100.000de von<br />
Zeichnungen, 1.000de von ein- und<br />
ausgehenden Dokumentationspaketen<br />
Lieferantenmanagement<br />
Lieferantendokumentation<br />
Lieferanten bei industriellen<br />
Großanlagen besser integrieren<br />
(Transmittals), <strong>die</strong> zuverlässige Vali<strong>die</strong>rung<br />
der großen Zahl empfangener<br />
Dokumente, <strong>die</strong> korrekte interne Verteilung<br />
an <strong>die</strong> zuständigen Fachbereiche<br />
und <strong>die</strong> Verwaltung unzähliger Dokumentversionen<br />
und Referenzdateien.<br />
In den Projektbüros und Document<br />
Centern der Anlagenbauer und deren<br />
Kunden wird ein beträchtlicher Aufwand<br />
allein da<strong>für</strong> verwendet, ausgehende<br />
Planungsunterlagen zu kopieren<br />
und an den richtigen Adressaten zu<br />
versenden. Eingehende Dokumente<br />
müssen importiert, klassifiziert, gespeichert,<br />
verteilt, geprüft, freigegeben und<br />
evtl. zurückgesendet werden. Dabei<br />
wird dokumentiert, was wann an wen<br />
geschickt wurde und wie oft z.B. Zeichnungen,<br />
Teilelisten oder Pläne geändert<br />
wurden. Da<strong>für</strong> werden oftmals noch<br />
SPS-Magazin Ausgabe 6/2012<br />
Bild 1: Die Lieferantendokumentation<br />
mit tausenden<br />
von Einzel-Dokumenten<br />
mit häufigen Änderungen<br />
über den langen Anlagenlebenszyklus<br />
konsistent<br />
und Up-to-Date zu halten,<br />
ist ohne Dokumentenmanagement<br />
teuer und mit<br />
hohen Haftungsrisiken verbunden.<br />
179
Lieferantenmanagement<br />
Bild 2: Mit einem <strong>Managementsystem</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lieferantendokumentation steht erstmals ein vollständiger Verwaltungsprozess <strong>für</strong> Zulieferer-Dokumente<br />
zur Verfügung. Prozesse können so beschleunigt, transparenter gestaltet und standardisiert werden.<br />
Papier-basierte oder manuell geführte<br />
EDV-Listen (wie Excel-Sheets) verwendet,<br />
<strong>die</strong> fehleranfällig und aufwändig<br />
sind und deshalb keine ausreichende<br />
Rechtssicherheit und keine schnellen<br />
Prozesse gewährleisten.<br />
Verwaltung von Zulieferer-<br />
Dokumenten<br />
Bei der Verwaltung der Lieferantendokumentation<br />
geht es darum, alle Prozessschritte<br />
vollständig elektronisch zu<br />
unterstützen. Dies gilt <strong>für</strong> alle Sta<strong>die</strong>n<br />
des Anlagenlebenszyklus – von der Planung<br />
bis zur Übergabe, der Wartung,<br />
den Betrieb, den Umbau und schließlich<br />
den Rückbau. Zu den wichtigsten<br />
unterstützten Prozessen gehören:<br />
• Verträge, Unterverträge & Bestellungen analysieren<br />
• Dokumentationsverpflichtungen identifizieren<br />
• Einstellen der elektronischen Prozesse <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Lieferantendokumentation<br />
• Zusenden der Zulieferer-Dokumentation durch<br />
den Zulieferer<br />
• Massenimport der Zulieferdokumentation<br />
• Dokumente intern verteilen<br />
• Dokumente innerhalb vertraglicher Umlaufzeiten<br />
prüfen und kommentieren<br />
• Kommentare zu nicht freigegebenen Dokumenten<br />
zusammenführen<br />
• Rücksenden der Änderungswünsche innerhalb<br />
vereinbarter Vertragszeiträume<br />
• Fortschrittskontrolle gegenüber geplanten Lieferterminen<br />
(Projektstatus)<br />
180 SPS-Magazin Ausgabe 6/2012<br />
Ein elektronisches<br />
Lieferantendokumentations-<br />
<strong>Managementsystem</strong><br />
Mit dem Lösungsansatz eines Dokumenten-<strong>Managementsystem</strong>s<br />
(DMS)<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Lieferantendokumentation steht<br />
erstmals ein vollständiger Verwaltungsprozess<br />
<strong>für</strong> Zulieferer-Dokumente zur<br />
Verfügung. Das Ziel ist, <strong>die</strong> Prozesse zu<br />
beschleunigen, transparenter zu gestalten<br />
und zu standardisieren. Verfügbare<br />
Best-Practice-Erfahrungen sind<br />
dabei sehr hilfreich. Die einzelnen Prozessschritte<br />
bei der Verwaltung von Zulieferer-Dokumenten<br />
können mit einem<br />
DMS elektronisch unterstützt und weitgehend<br />
automatisiert werden. So ist es<br />
erstmals möglich, automatisierte Reports<br />
<strong>für</strong> das Nachverfolgen und Überwachen<br />
der vertraglich zugesicherten<br />
Zulieferer-Dokumentation zu nutzen.<br />
Manuelle Reports waren bisher mit<br />
einem sehr großen Aufwand verbunden.<br />
Die automatischen Reports zeigen<br />
z.B., welche Dokumente überfällig sind<br />
und zusätzliche Warnmeldungen informieren<br />
über nicht eingehaltene Fristen.<br />
Dadurch können korrigierende Maßnahmen<br />
frühzeitiger eingeleitet werden.<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt <strong>für</strong> Kostensenkungen<br />
ist das automatische Vali<strong>die</strong>ren<br />
von Metadaten empfangener<br />
Dokumente. Bisher mussten <strong>die</strong>se Do-<br />
kumente manuell auf <strong>die</strong> Übereinstimmung<br />
mit den Geschäftsregeln überprüft<br />
werden. Das DMS übernimmt im<br />
nächsten Schritt das Management der<br />
internen Prüf- und Freigabeprozesse.<br />
Das umfasst <strong>die</strong> interne Verteilung, den<br />
internen elektronischen Workflow, das<br />
Überwachen von Abgabeterminen<br />
sowie <strong>die</strong> Kontrolle von Vertragsverpflichtungen<br />
<strong>für</strong> Einreichung, Prüfung,<br />
Zusammenführung, Freigabe und<br />
Überarbeitung. Durch <strong>die</strong> elektronische<br />
Steuerung werden <strong>die</strong> Prozesse schneller<br />
und effizienter abgearbeitet. Liegezeiten<br />
lassen sich so minimieren und<br />
Terminverzögerungen frühzeitiger erkennen.<br />
Auch der anschließende Dokumenten-Transfer<br />
von und zu Zulieferern<br />
wird schneller, elektronisch eindeutig<br />
dokumentiert und damit jederzeit<br />
nachvollziehbar. Forderungen von<br />
Lieferanten oder Forderungen an Lieferanten<br />
lassen sich besser durchsetzen<br />
bzw. abwehren.<br />
Effizientere und schnellere<br />
Prozesse<br />
Nach den Erfahrungen der <strong>fme</strong> <strong>AG</strong><br />
können mit einem Lieferanten-DMS<br />
fünf grundlegende Vorteile erreicht<br />
werden:<br />
• Vollständig elektronische Prozesse – erstmals<br />
wird der Verwaltungsprozess <strong>für</strong> Zulieferer-
Dokumente vollständig elektronisch unterstützt.<br />
• Schnellere Prozesse – <strong>die</strong> Abläufe werden effizienter,<br />
Prozesse verkürzt und Durchlaufzeiten<br />
verringert.<br />
• Bessere Kontrolle – es wird sichergestellt, dass<br />
<strong>die</strong> vertraglich zugesicherte Zulieferer-Dokumentation<br />
lückenlos nachverfolgt und überwacht<br />
wird.<br />
• Größere Transparenz – Vertragsverpflichtungen<br />
sowie Liefer- und Abgabetermine werden<br />
automatisiert überwacht und ihr Status ist jederzeit<br />
nachvollziehbar.<br />
• Geringere Haftungs- und Schadenersatzrisiken<br />
– durch den lückenlosen elektronischen<br />
Nachweis aller Freigabe- und Dokument-<br />
Transfer-Prozesse von und zu Zulieferern wer<br />
den auch <strong>die</strong> rechtlichen Risiken minimiert.<br />
Einführung eines Lieferanten-DMS<br />
Bei der Einführung eines Lieferanten-<br />
DMS empfiehlt <strong>die</strong> <strong>fme</strong> <strong>AG</strong> zu Beginn<br />
<strong>die</strong> Durchführung eines Best-Practice-<br />
Workshops. Hier kann der aktuelle Status<br />
anhand eines Reifegrad-Modells<br />
bestimmt, der daraus resultierende<br />
Handlungsbedarf ermittelt und ein<br />
Maßnahmenkatalog definiert werden.<br />
Im 5-stufigen Reifegrad-Modell stellen<br />
der rein elektronische Austausch und<br />
dessen Dokumentation <strong>die</strong> höchste<br />
Stufe dar. Der zunehmende Reifegrad<br />
von der Stufe 1 (Austausch von Papier)<br />
bis zur höchsten Stufe wird durch vier<br />
Faktoren bestimmt:<br />
1.Dem Wandel vom Papier zum elektronischen<br />
Austausch<br />
2.Dem Wandel vom Papier-gestützten zum<br />
elektronischen Nachweis<br />
3.Dem Wandel von der Bringschuld zur Holpflicht<br />
4.Die zunehmende Automatisierung des Prozesses<br />
(vgl. Abbildung ‘Reifegrad-Modell’).<br />
Mit dem Reifegradabgleich wird ermittelt,<br />
wo das Unternehmen aktuell<br />
steht und in welchem Zeitrahmen das<br />
Ziel-Level erreicht werden soll („wir<br />
sind heute auf Level 2 und wollen in<br />
drei Jahren Level 4 erreichen“). Aus<br />
<strong>die</strong>sem Schritt ergeben sich der Handlungsbedarf<br />
und ein Maßnahmenplan,<br />
Lieferantenmanagement<br />
Bild 3: In einem Best-Practice-Workshop kann der aktuelle Status im Unternehmen anhand eines Reifegrad-Modells bestimmt, der daraus<br />
resultierende Handlungsbedarf ermittelt und ein Maßnahmenkatalog definiert werden.<br />
um das Ziel-Level zu erreichen. Orientiert<br />
am Reifegrad-Modell ergibt sich<br />
der größte Nutzen im Level 5, wenn<br />
der Empfänger direkt auf relevante<br />
Dokumente im PDMS (Plant-Documentation-Management-System)zugreifen<br />
kann; wo Dokumente aus-<br />
/eingecheckt werden und <strong>die</strong> Zugriffs-<br />
/Empfangsbestätigung automatisch<br />
beim Check-out/in erfolgt. Stehen <strong>die</strong>sem<br />
Ansatz sicherheitstechnische Bedenken<br />
im Weg, empfiehlt sich eine<br />
portalbasierende Lösung (Level 4). ■<br />
www.<strong>fme</strong>.de<br />
Autor: Martin Ortgies, Fachjournalist<br />
SPS-Magazin Ausgabe 6/2012<br />
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