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Lineare Differentialgleichungen höherer Ordnung mit konstanten ...

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<strong>Lineare</strong> <strong>Differentialgleichungen</strong> <strong>höherer</strong> <strong>Ordnung</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>konstanten</strong> Koeffizienten<br />

Teil 1: Homogene Gleichungen<br />

Eine homogene lineare Differentialgleichung n-ter <strong>Ordnung</strong> <strong>mit</strong> <strong>konstanten</strong> Koeffizienten<br />

hat die folgende Gestalt:<br />

y (n) +an−1y (n−1) +...+a2y ′′ +a1y ′ +a0 = 0. (1)<br />

Dabei sind die Koeffizienten a0,a1,...,an−1 fest vorgegebene reelle Zahlen und dürfen nicht<br />

von x abhängen (deshalb konstante Koeffizienten)! Würde auf der rechten Seite anstelle der<br />

Null ein von x abhängiger Term stehen, dann wäre es eine inhomogene und keine homogene<br />

Gleichung. Inhomogene Gleichungen werden wir uns nächstes Mal ansehen.<br />

Um die allgemeine Lösung der Differentialgleichung (1) zu bestimmen, geht man nach folgenden<br />

Schritten vor:<br />

S1: Bilde die charakteristische Gleichung für die Differentialgleichung (1):<br />

λ n +an−1λ n−1 +...+a2λ 2 +a1λ+a0 = 0. (2)<br />

(Die charakteristische Gleichung entsteht also aus der Differentialgleichung, indem Ableitungen<br />

von y durch entsprechende Potenzen von λ ersetzt werden.)<br />

S2: Bestimme alle Lösungen der Gleichung (2). Aus dem letzten Semester wissen wir, dass<br />

es (bis auf Vielfachheit) genau n Lösungen gibt, die wir <strong>mit</strong> λ1,...,λn bezeichnen.<br />

S3: Ordne jeder Lösung λk der charakteristischen Gleichung (2) eine Basislösung der Differentialgleichung<br />

(1) zu. Wie die zugehörige Basislösung aussieht, ist davon abhängig, ob<br />

die Nullstelle von (2) reell oder komplex ist und welche Vielfachheit sie hat.<br />

• Zu einer reellen Nullstelle λk <strong>mit</strong> der Vielfachheit 1 gehört folgende Basislösung:<br />

yk(x) = e λkx .<br />

Das heißt, sind alle Nullstellen λ1,...,λn reell und haben die Vielfachheit 1, dann<br />

sind die Basislösungen:<br />

y1(x) = e λ1x ,...,yn(x) = e λnx .<br />

• Was ist, wenn auch komplexe Nullstellen vorkommen?<br />

Sind beispielsweise λ1/2 = a ± ib konjugiert komplexe Nullstellen, dann gehören<br />

folgende Basislösungen dazu:<br />

y1(x) = e ax ·cos(bx) und y2(x) = e ax ·sin(bx).<br />

Konjugiert komplexe Nullstellen sind also stets als Paar zu behandeln! Salopp kann<br />

man sagen: Der Realteil wandert in den Exponenten dere-Funktion, der Imaginärteil<br />

in Cosinus bzw. Sinus.<br />

1


• Was ist, wenn mehrfache reelle Nullstellen vorkommen?<br />

Ist beispielsweise λ1 eine reelle Nullstelle <strong>mit</strong> der Vielfachheit ℓ (d.h. λ1 = ... = λℓ,<br />

dann gehören zu dieser auch ℓ Basislösungen und zwar:<br />

y1(x) = e λ1x , y2(x) = xe λ1x ,... ,yℓ(x) = x ℓ−1 e λ1x .<br />

Das heißt, e λ1x muss jeweils noch <strong>mit</strong> Potenzen von x multipliziert werden.<br />

S4: Wir haben nun genau n Basislösungen der Differentialgleichung (1) er<strong>mit</strong>telt. Wir bezeichnen<br />

sie <strong>mit</strong> y1(x),...,yn(x). Jede andere Lösung ergibt sich als Linearkombination<br />

dieser Basisfunktionen. Die allgemeine Lösung von (1) erhalten wir also, indem wir alle<br />

möglichen Vielfachen und Summen der Basislösungen bilden:<br />

y(x) = C1y1(x)+C2y2(x)+...+Cnyn(x), C1,C2,...,Cn ∈ R.<br />

Diejenigen, die daran interessiert sind, wo die charakteristische Gleichung herkommt oder wie<br />

man auf die beiden Basislösungen im Falle komplexer Nullstellen kommt, schauen bitte auf den<br />

Seiten 6 und 7 nach.<br />

Drei Beispiele werden das Vorgehen nun verdeutlichen.<br />

Beispiele:<br />

(a) Gesucht ist die allgemeine Lösung der Differentialgleichung<br />

y ′′′ −y ′′ −17y ′ −15y = 0.<br />

Wir arbeiten die oben beschriebenen Schritte nacheinander ab.<br />

S1: Die zugehörige charakteristische Gleichung ist:<br />

λ 3 −λ 2 −17λ−15 = 0.<br />

S2: Die erste Nullstelle istλ1 = −1 (durch Probieren er<strong>mit</strong>telt). Mittels Polynomdivision<br />

können wir nun das Polynom dritten Grades durch λ+1 teilen, wodurch ein Polynom<br />

zweiten Grades übrig bleibt. Die Polynomdivision wird hier nicht im Einzelnen<br />

durchgeführt, sondern nur das Ergebnis genannt:<br />

(λ 3 −λ 2 −17λ−15) : (λ+1) = λ 2 −2λ−15.<br />

Für die beiden restlichen Nullstellen können wir die Lösungsformel für quadratische<br />

Gleichungen benutzen und erhalten:<br />

λ2/3 = 1± √ 1+15 = 1±4 ⇒ λ2 = −3, λ3 = 5.<br />

S3: Mithilfe der in S2 er<strong>mit</strong>telten Nullstellen müssen wir nun Basislösungen der Differentialgleichung<br />

er<strong>mit</strong>teln. Da alle Nullstellen reell sind und Vielfachheit 1 haben,<br />

ist das aber nicht schwer.<br />

• λ1 = −1: Reelle Nullstelle <strong>mit</strong> Vielfachheit 1, daher y1(x) = e −x .<br />

• λ2 = −3: Reelle Nullstelle <strong>mit</strong> Vielfachheit 1, daher y2(x) = e −3x .<br />

2


• λ3 = 5: Reelle Nullstelle <strong>mit</strong> Vielfachheit 1, daher y3(x) = e 5x .<br />

S4: Die allgemeine Lösung ergibt sich als beliebige Linearkombination der in S3 er<strong>mit</strong>telten<br />

Basislösungen:<br />

y(x) = C1e −x +C2e −3x +C3e 5x , C1,C2,C3 ∈ R.<br />

(b) Gesucht ist die allgemeine Lösung der Differentialgleichung<br />

y ′′′ −4y ′′ +29y ′ = 0.<br />

Wir arbeiten die oben beschriebenen Schritte nacheinander ab.<br />

S1: Die zugehörige charakteristische Gleichung ist:<br />

λ 3 −4λ 2 +29λ = 0.<br />

S2: Durch Ausklammern von λ kann die obige Gleichung wie folgt geschrieben werden:<br />

λ(λ 2 −4λ+29) = 0.<br />

Ein Produkt wird dann Null, wenn einer der beiden Faktoren Null wird. Die erste<br />

Nullstelle können wir sofort ablesen: λ1 = 0. Die anderen beiden Lösungen müssen<br />

als Nullstellen des Ausdrucks in der Klammer er<strong>mit</strong>telt werden, was <strong>mit</strong> der<br />

Lösungsformel für quadratische Gleichungen geht:<br />

λ2/3 = 2± √ 5−29 = 2± √ −25 = 2±5i.<br />

S3: Mithilfe der in S2 er<strong>mit</strong>telten Nullstellen müssen wir nun Basislösungen der Differentialgleichung<br />

er<strong>mit</strong>teln.<br />

• λ1 = 0: Reelle Nullstelle <strong>mit</strong> Vielfachheit 1, daher y1(x) = e 0x = 1.<br />

• λ2/3 = 2±5i: Konjugiert komplexe Nullstellen <strong>mit</strong> Vielfachheit 1. Basislösungen<br />

sind:<br />

y2(x) = e 2x ·cos(5x) und y3(x) = e 2x ·sin(5x).<br />

S4: Die allgemeine Lösung ergibt sich als Linearkombination der in S3 er<strong>mit</strong>telten Basislösungen:<br />

y(x) = C1 +C2e 2x cos(5x)+C3e 2x sin(5x), C1,C2,C3 ∈ R.<br />

(c) Gesucht ist die allgemeine Lösung der Differentialgleichung<br />

y (4) −2y ′′′ +5y ′′ −8y ′ +4y = 0.<br />

Wir arbeiten die oben beschriebenen Schritte nacheinander ab.<br />

S1: Die zugehörige charakteristische Gleichung ist:<br />

λ 4 −2λ 3 +5λ 2 −8λ+4 = 0.<br />

3


S2: Die erste Nullstelle ist λ = 1 (durch Probieren er<strong>mit</strong>telt). Mittels Polynomdivision<br />

können wir nun das Polynom vierten Grades durch λ − 1 teilen, wodurch dann<br />

nur noch ein Polynom dritten Grades übrig bleibt. Die Polynomdivision führen wir<br />

wieder nicht im Einzelnen aus, sondern geben nur das Ergebnis an:<br />

(λ 4 −2λ 3 +5λ 2 −8λ+4) : (λ−1) = λ 3 −λ 2 +4λ−4.<br />

Vom Polynom dritten Grades müssen wir auch wieder eine Nullstelle durch Probieren<br />

er<strong>mit</strong>teln. Man sieht aber schnell, dass wiederumλ2 = 1 eine Nullstelle ist. Das heißt,<br />

wir können das Polynom dritten Grades noch einmal durch λ − 1 teilen, wodurch<br />

ein quadratisches Restpolynom übrig bleibt:<br />

(λ 3 −λ 2 +4λ−4) : (λ−1) = λ 2 +4.<br />

Wir müssen noch die Nullstellen λ3/4 dieses Restpolynoms er<strong>mit</strong>teln:<br />

λ 2 +4 = 0 ⇒ λ 2 = −4 ⇒ λ3/4 = ±2i.<br />

S3: Mithilfe der in S2 er<strong>mit</strong>telten Nullstellen müssen wir nun Basislösungen der Differentialgleichung<br />

er<strong>mit</strong>teln.<br />

• λ1 = λ2 = 1: Reelle Nullstelle <strong>mit</strong> Vielfachheit 2, daher folgende Basislösungen:<br />

y1(x) = e x , y2(x) = xe x .<br />

• λ3/4 = ±2i: Konjugiert komplexe Nullstellen <strong>mit</strong> Vielfachheit 1. Basislösungen<br />

sind:<br />

y3(x) = e 0x ·cos(2x) = cos(2x) und y4(x) = e 0x ·sin(2x) = sin(2x).<br />

S4: Die allgemeine Lösung ergibt sich als Linearkombination der in S3 er<strong>mit</strong>telten Basislösungen:<br />

y(x) = C1e x +C2xe x +C3cos(2x)+C4sin(2x), C1,C2,C3,C4 ∈ R.<br />

Einarbeitung von Anfangsbedingungen<br />

Hin und wieder sind zusätzlich zu den <strong>Differentialgleichungen</strong> noch Anfangsbedingungen gegeben.<br />

Das heißt, es ist der Funktionswert y(x0) an einer gewissen Stelle x0 vorgegeben sowie auch<br />

sämtliche Ableitungswerte an der Stelle x0 bis hin zur (n −1)-ten, also y ′ (x0),...,y (n−1) (x0).<br />

Die Parameter C1,...,Cn in der allgemeinen Lösung sind dann so zu bestimmen, dass die Anfangsbedingungen<br />

erfüllt sind. Im Allgemeinen ist dafür ein lineares Gleichungssystem zu lösen.<br />

Wir führen das an einem Beispiel vor.<br />

Beispiel: Wir betrachten das Beispiel (c) von oben. Dort hatten wir als allgemeine Lösung der<br />

Differentialgleichung er<strong>mit</strong>telt:<br />

y(x) = C1e x +C2xe x +C3cos(2x)+C4sin(2x).<br />

Wir nehmen nun an, dass zusätzlich zur Differentialgleichung noch folgende Anfangsbedingungen<br />

erfüllt sein sollen:<br />

y(0) = y ′ (0) = y ′′ (0) = 0, y ′′′ (0) = −50.<br />

Wir wollen nun C1,C2,C3,C4 so bestimmen, dass diese Bedingungen erfüllt sind.<br />

4


• Setzen wir x = 0 in die allgemeine Lösung von oben ein, so erhalten wir unsere erste<br />

Bedingung an C1,C2,C3,C4:<br />

!<br />

y(0) = C1 +C3 = 0.<br />

• Die Ableitung der allgemeinen Lösung ist:<br />

y ′ (x) = (C1 +C2)e x +C2xe x −2C3sin(2x)+2C4cos(2x).<br />

Setzen wir x = 0 ein, erhalten wir unsere zweite Bedingung:<br />

y ′ (0) = C1 +C2 +2C4<br />

• Die zweite Ableitung der allgemeinen Lösung ist:<br />

!<br />

= 0.<br />

y ′′ (x) = (C1 +2C2)e x +C2xe x −4C3cos(2x)−4C4sin(2x).<br />

Setzen wir x = 0 ein, erhalten wir unsere dritte Bedingung:<br />

y ′′ (0) = C1 +2C2 −4C3<br />

• Die dritte Ableitung der allgemeinen Lösung ist:<br />

!<br />

= 0.<br />

y ′′′ (x) = (C1 +3C2)e x +C2xe x +8C3sin(2x)−8C4cos(2x).<br />

Setzen wir x = 0 ein, erhalten wir unsere dritte Bedingung:<br />

y ′′′ (0) = C1 +3C2 −8C4<br />

!<br />

= −50.<br />

Schreiben wir alle vier Bedingungen noch einmal auf, erkennen wir, dass ein lineares Gleichungssystem<br />

zu lösen ist:<br />

C1 + C3 = 0<br />

C1 + C2 + 2C4 = 0<br />

C1 + 2C2 − 4C3 = 0<br />

C1 + 3C2 − 8C4 = −50<br />

Das System kann zum Beispiel <strong>mit</strong> dem Gauß-Verfahren gelöst werden. Als Lösung dieses<br />

Gleichungssystems ergibt sich:<br />

C1 = 4, C2 = −10, C3 = −4, C4 = 3.<br />

So<strong>mit</strong> erhalten wir als Lösung der Anfangswertaufgabe<br />

y(x) = 4e x −10xe x −4cos(2x)+3sin(2x).<br />

5


Ein paar zusätzliche Informationen<br />

Woher kommt eigentlich die charakteristische Gleichung?<br />

Das eigentliche Ziel ist es, genaunBasislösungen zu er<strong>mit</strong>teln. Zur Er<strong>mit</strong>tlung einer Basislösung<br />

macht man bei <strong>Differentialgleichungen</strong> <strong>mit</strong> <strong>konstanten</strong> Koeffizienten den Ansatz<br />

y(x) = e λx .<br />

Man legt also von vornherein fest, dass die Lösung, die man sucht, eine Exponentialfunktion<br />

sein soll, nur den Faktor vor dem x, also das λ, legt man noch nicht fest, das ist noch zu<br />

bestimmen.<br />

Nun kann man den Ansatz nach x ableiten und auch zweite, dritte, bis hin zur n-ten Ableitung<br />

bestimmen. Dabei ist die Kettenregel zu beachten:<br />

y ′ (x) = λe λx , y ′′ (x) = λ 2 e λx ,...,y (n) (x) = λ n e λx .<br />

Alles eingesetzt in die Differentialgleichung (1) ergibt:<br />

λ n e λx +an−1λ n−1 e λx +...+a2λ 2 e λx +a1λe λx +a0e λx = 0.<br />

Nun wissen wir, dass e λx nie Null wird, denn die Exponentialfunktion hat keine Nullstellen.<br />

Das heißt, wir können diese Gleichung durch e λx teilen und es bleibt genau die charakteristische<br />

Gleichung übrig:<br />

λ n +an−1λ n−1 +...+a2λ 2 +a1λ+a0 = 0.<br />

Also ist y(x) = e λx genau dann Lösung der Differentialgleichung, wenn λ Lösung der charakteristischen<br />

Gleichung ist. Es macht also wirklich Sinn, die Nullstellen der charakteristischen<br />

Gleichung zu er<strong>mit</strong>teln.<br />

Wie kommt man eigentlich auf die Basislösungen im Fall konjugiert komplexer<br />

Nullstellen?<br />

Seiλ1/2 = a±ib ein Paar konjugiert komplexer Nullstellen. Wir betrachten zunächstλ1 = a+ib.<br />

Nach unseren Überlegungen von eben wissen wir, dass dann e (a+ib)x eine Lösung der Differentialgleichung<br />

ist, allerdings eine komplexwertige! Wir suchen aber reellwertige Funktionen, die<br />

die Differentialgleichung lösen. Dazu spalten wir die komplexwertige Lösung in Real- und Imaginärteil<br />

auf:<br />

e (a+ib)x = e ax ·e ibx = e ax ·(cos(bx)+isin(bx)) = e ax cos(bx) +i·e<br />

<br />

Realteil<br />

ax sin(bx) .<br />

<br />

(3)<br />

Imaginärteil<br />

Nun kann man sich leicht überlegen, dass Realteil und Imaginärteil jeweils auch die Differentialgleichung<br />

lösen müssen. Denn wir wissen: Wenn wir die gesamte (komplexwertige) Lösung<br />

ableiten und in die Differentialgleichung einsetzen, kommt Null heraus. Die komplexwertige Lösung<br />

bezeichnen wir mal <strong>mit</strong> y(x) = α(x)+iβ(x) <strong>mit</strong> einem gewissen Realteil α(x) und einem<br />

gewissen Imaginärteil β(x). Beim Ableiten werden Real- und Imaginärteil getrennt abgeleitet:<br />

y ′ (x) = α ′ (x)+iβ ′ (x),...,y (n) (x) = α (n) (x)+iβ (n) (x).<br />

6


Setzen wir die Funktion y(x) und ihre Ableitungen in die Differentialgleichung ein und sortieren<br />

nach Real- und Imaginärteil, dann erhalten wir:<br />

(n)<br />

α +an−1α (n−1) +...+a2α ′′ +a1α ′ (n)<br />

+a0 +i β +an−1β (n−1) +...+a2β ′′ +a1β ′ <br />

+a0 = 0.<br />

Wenn der gesamte Ausdruck Null ist, heißt das aber, dass sowohl Real- als auch Imaginärteil<br />

Null sind. Daraus kann man leicht ablesen, dass sowohl der Realteil α(x) als auch der Imaginärteil<br />

β(x) die Differentialgleichung lösen. Zusammen <strong>mit</strong> der Umformung (3) ergeben sich<br />

unsere Basislösungen:<br />

y1(x) = e ax cos(bx) und y2(x) = e ax sin(bx).<br />

Nun gibt es ja eigentlich noch die andere komplexe Nullstelle λ2 = a − ib. Wenn wir diese<br />

betrachten würden, würden sich als Real- und Imaginärteil folgende Lösungen ergeben:<br />

˜y1(x) = e ax cos(−bx) und ˜y2(x) = e ax sin(−bx).<br />

Nun haben die trigonometrischen Funktionen aber gewisse Symmetrieeigenschaften. Der Cosinus<br />

ist eine gerade Funktion, d.h. es gilt cos(−bx) = cos(bx) und so<strong>mit</strong> ˜y1(x) = y1(x). Die erste<br />

Basisfunktion wäre also genau dieselbe. Der Sinus wiederum ist eine ungerade Funktion, d.h. es<br />

gilt sin(−bx) = −sin(bx) und so<strong>mit</strong> ˜y2(x) = −y2(x). Die zweite Basisfunktion wäre zwar nicht<br />

dieselbe wie die für λ1, aber von dieser nur ein konstantes Vielfaches. Das heißt, die Nullstelle<br />

λ2 würde keine neuen Basisfunktionen liefern (Basisfunktionen müssen stets linear unabhängig<br />

sein). Bei konjugiert komplexen Nullstellen genügt es daher, eine der beiden Nullstellen zu<br />

betrachten, um die zugehörigen Basisfunktionen zu bestimmen.<br />

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