21.07.2013 Aufrufe

Ethernet und IP im Kraftfahrzeug - Vector

Ethernet und IP im Kraftfahrzeug - Vector

Ethernet und IP im Kraftfahrzeug - Vector

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bussysteme llll <strong>IP</strong>-Kommunikation<br />

Nach dem Debüt des CAN-Busses<br />

in der Mercedes-S-Klasse<br />

<strong>im</strong> Jahr 1991 haben sich die<br />

Bussysteme LIN, MOST <strong>und</strong> FlexRay<br />

<strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong> etabliert. CAN kommt<br />

in aktuellen Pkw-Netzwerkarchitekturen<br />

nach wie vor in allen Domänen (von<br />

Powertrain bis Body) zum Einsatz. Der<br />

LIN-Bus ist prädestiniert für den einfachen<br />

<strong>und</strong> kostengünstigen Datenaustausch<br />

von unkritischen Signalen <strong>im</strong><br />

Komfortbereich. Dort wo Bandbreiten<br />

<strong>und</strong> Echtzeitanforderungen an ihre<br />

Grenzen stoßen, wird CAN – wenn<br />

wirtschaftlich vertretbar – durch Flex-<br />

Ray oder MOST ersetzt. In aktuellen<br />

Fahrzeugen kommen oft alle genannten<br />

Bussysteme zum Einsatz – segmentiert<br />

<strong>und</strong> über Gateways vernetzt.<br />

38 Elektronik automotive 4.2012<br />

<strong>Ethernet</strong> <strong>und</strong> <strong>IP</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong><br />

Neue Anforderungen an das Entwicklungswerkzeug durch<br />

den <strong>Ethernet</strong>- <strong>und</strong> <strong>IP</strong>-Einsatz<br />

Bis vor einigen Jahren herrschte die Meinung, <strong>Ethernet</strong> komme mit Ausnah-<br />

me des Diagnosezugangs nie ins Serienfahrzeug. In Kürze nutzen kamera-<br />

basierte Fahrerassistenzsysteme als erste Anwendungen <strong>Ethernet</strong> als Sy-<br />

stemnetzwerk. Fahrzeughersteller, Zulieferer <strong>und</strong> Hersteller von Entwick-<br />

lungswerkzeugen werden mit neuen Herausforderungen konfrontiert, weil<br />

das Internet-Protokoll <strong>und</strong> <strong>Ethernet</strong> für das Fahrzeug eine neue Netzwerk-<br />

technologie darstellen. Dennoch lassen sich viele Aufgaben bereits lösen.<br />

Von Hans-Werner Schaal<br />

Motivation für <strong>Ethernet</strong><br />

In der Bürokommunikation, der Automatisierungstechnik<br />

mit dem ODVA-<br />

Standard <strong>Ethernet</strong>/<strong>IP</strong> <strong>und</strong> ProfiNet<br />

sowie in der Luftfahrttechnik mit AF-<br />

DX ist <strong>Ethernet</strong> schon seit langem<br />

Standard. Im Automobilbereich hatte<br />

sich <strong>Ethernet</strong> <strong>im</strong> Fahrzeug als Diagnosezugang<br />

bewährt. Weitere Einsatzbereiche<br />

wurden in den letzten Jahren in<br />

den automobilen Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsabteilungen<br />

verstärkt diskutiert,<br />

denn die verfügbare, skalierbare<br />

Bandbreite <strong>und</strong> die Flexibilität sprachen<br />

stark dafür. Allerdings fehlte<br />

eine für das <strong>Kraftfahrzeug</strong> geeignete<br />

wirtschaftliche Verkabelungstechnologie.<br />

Haupttreiber für den <strong>Ethernet</strong>-Einsatz<br />

<strong>im</strong> Fahrzeug sind aktuell kamerabasierte<br />

Fahrerassistenzsysteme. Bei<br />

Kameraanwendungen <strong>im</strong> Fahrzeug<br />

kam bisher die Low-Voltage-Differential-Signaling-Technologie<br />

(LVDS)<br />

zum Einsatz. Die dort in der Regel<br />

verwendeten geschirmten Kabel sorgen<br />

zwar für die elektromagnetische<br />

Verträglichkeit, sind aber für Branchenverhältnisse<br />

teuer <strong>und</strong> in der Verlegung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong> wenig praktikabel.<br />

Mittlerweile steht ein Physical<br />

Layer zur Verfügung, der 100 Mbit/s<br />

auf einem CAN-ähnlichen, verdrillten<br />

Zweidraht-Kabel (Unshielded Twisted<br />

Pair) <strong>im</strong> Vollduplex überträgt <strong>und</strong> sich<br />

nach Meinung verschiedener Veröffentlichungen<br />

für den Einsatz <strong>im</strong><br />

<strong>Kraftfahrzeug</strong> geeignet ist [1, 2, 3].<br />

Anforderungen an ein <strong>IP</strong>-Entwicklungswerkzeug<br />

Für das Entwicklungswerkzeug ergeben<br />

sich zunächst die aus bisherigen<br />

Bussystemen bekannten Anforderungen.<br />

Erforderlich ist zunächst eine<br />

detaillierte Protokollanalyse mit St<strong>im</strong>ulationsmöglichkeit<br />

bis hin zu<br />

skriptbasiertem Testen mit automatischer<br />

Erstellung von Testprotokollen.<br />

Auch erwartet der Anwender, dass die<br />

auf dem Markt bewährte Multi-Bus-<br />

Fähigkeit auf <strong>Ethernet</strong> <strong>und</strong> <strong>IP</strong> ausgeweitet<br />

wird, um Abhängigkeiten zwi-


schen Ereignissen auf verschiedenen<br />

Bussystemen opt<strong>im</strong>al untersuchen zu<br />

können. Gegenwärtig interessieren<br />

solche Zusammenhänge beispielsweise<br />

zwischen LIN <strong>und</strong> CAN, zukünftig<br />

zwischen CAN <strong>und</strong> <strong>IP</strong>.<br />

Der Anwender benötigt bei der Protokollanalyse<br />

wie bisher einen einfachen,<br />

symbolischen Zugriff auf alle<br />

relevanten Applikationssignale sowie<br />

die Möglichkeit, diese beliebig logisch<br />

<strong>und</strong> grafisch weiterzuverarbeiten.<br />

Hinzu kommen neue Anforderungen,<br />

die sich einerseits aus der Busphysik<br />

<strong>und</strong> andererseits aus der Protokollvielfalt<br />

von <strong>IP</strong> ergeben. Anhand des aktuellen<br />

Kamerabeispiels <strong>und</strong> vier weiteren<br />

Einsatzbereichen von <strong>IP</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Ethernet</strong> <strong>im</strong> Kfz wird nachfolgend dargestellt,<br />

wie sich diese Messaufgaben<br />

aus Sicht der Systemverantwortlichen<br />

in der Serienentwicklung stellen <strong>und</strong><br />

welche besonderen Anforderungen<br />

sich daraus für das Entwicklungswerkzeug<br />

ergeben.<br />

<strong>Ethernet</strong> als Systemnetzwerk<br />

für die Kamera nutzen<br />

Ein kamerabasiertes Fahrerassistenzsystem<br />

wird bei BMW die erste Serienanwendung<br />

<strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong> sein,<br />

die <strong>IP</strong> <strong>und</strong> <strong>Ethernet</strong> als Systemnetzwerk<br />

<strong>im</strong> Fahrzeug einsetzt [1]. OEMs<br />

<strong>und</strong> Zulieferer nutzen hierfür den Physical<br />

Layer BroadR-Reach, um gegenüber<br />

der bisher gängigen LVDS-Technologie<br />

Gewicht <strong>und</strong> Kosten einzusparen<br />

[1, 4, 5]. BroadR-Reach wird von<br />

weiteren Anbietern lizensiert [6].<br />

Ein Kamerasystemnetzwerk ist exemplarisch<br />

mit möglichen Messpunkten<br />

in Bild 1 dargestellt. Alternativ<br />

Netzwerktester<br />

Image<br />

Processor<br />

Embedded <strong>Ethernet</strong> System<br />

T<br />

Switch1<br />

Node1<br />

Node2<br />

Switch2<br />

<strong>Ethernet</strong><br />

lassen sich alle Kameras<br />

direkt mit einem<br />

Switch verbinden.<br />

Wie bei den bisher<br />

<strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong><br />

verwendeten Bussystemen<br />

muss der Datenverkehr<br />

an verschiedenen<br />

Punkten<br />

<strong>im</strong> Netzwerk beobachtet,<br />

analysiert <strong>und</strong><br />

zeitsynchron verglichen<br />

werden. Die<br />

Mess-Hardware muss<br />

daher zunächst die<br />

aktuelle Busphysik<br />

unterstützen, bei-<br />

spielsweise BroadR-Reach, aber auch<br />

für zukünftige Physical Layer offen<br />

sein. Wünschenswert ist ein mehrkanaliger<br />

Abgriff über T-Stücke, der das<br />

Systemnetzwerk be<strong>im</strong> Monitoring<br />

möglichst wenig beeinflusst. Zur Validierung<br />

der Systemfunktion sollte<br />

das T-Stück auch Fehler einfügen können.<br />

Über die Analyse hinausgehend<br />

ist auch die St<strong>im</strong>ulation oder gar die<br />

S<strong>im</strong>ulation ganzer Teile des Netzwerks<br />

erforderlich (Restbuss<strong>im</strong>ulation). Das<br />

bringt einige Herausforderungen an<br />

die Mess-Hardware mit sich.<br />

Eine Kameraapplikation stellt hohe<br />

Anforderungen an Zeitsynchronisation<br />

<strong>und</strong> Quality of Service (QoS) [4].<br />

Diese sollen durch Protokollerweiterungen<br />

des Audio-Video-Bridging-<br />

Standards (AVB) gelöst werden [7].<br />

Nachdem sich die Hersteller hinsichtlich<br />

der Bit-Übertragungsschicht (OSI-<br />

Layer 1) praktisch einig sind, wird aus<br />

Kosten- <strong>und</strong> Testgründen auch eine<br />

Vereinheitlichung der höheren Schichten<br />

angestrebt.<br />

Allein aufgr<strong>und</strong><br />

der bei der Kameraapplikationverwendeten<br />

Protokolle gibt<br />

es neue Anforderungen<br />

an die Mess-Software,<br />

damit beliebige<br />

Signale aus der Pay-<br />

T<br />

Node3<br />

Node4<br />

Node5<br />

l Bild 1. Zuverlässige Analyse von kamerabasierten Fahrerassis-<br />

tenzsystemen erfordert das Abgreifen des Datenverkehrs an mehreren<br />

Stellen des <strong>Ethernet</strong>-Netzwerks, idealerweise über „T-Stücke“<br />

mit geringstmöglichem Zeitversatz <strong>und</strong> mit Darstellung auf<br />

gemeinsamer Zeitbasis.<br />

7 Anwendung<br />

6 Darstellung<br />

5 Sitzung<br />

4 Transport<br />

3 Vermittlung<br />

2 Sicherung<br />

1 Übertragung<br />

Diagnosezugang<br />

Do<strong>IP</strong><br />

TCP/<strong>IP</strong><br />

UDP<br />

<strong>IP</strong>v4/<br />

<strong>IP</strong>v6<br />

100-<br />

Base-Tx<br />

load der verschiedenen<br />

<strong>und</strong> durchaus<br />

komplexen Protokolle<br />

applikationsgerecht<br />

präsentiert <strong>und</strong> manipuliert<br />

werden können.<br />

Bild 2 (nach [7]<br />

<strong>und</strong> <strong>Vector</strong>) zeigt die<br />

für AVB zum Einsatz<br />

kommenden Proto-<br />

Audio/Video<br />

Zeitsync.<br />

AVB<br />

IEEE<br />

1722<br />

802.1AS<br />

IEEE <strong>Ethernet</strong> MAC +<br />

VLAN (802.1Q)<br />

BroadR-<br />

Reach<br />

<strong>IP</strong>-Kommunikation llll Bussysteme<br />

Smart<br />

Grid<br />

ISO<br />

15118<br />

Part 1 (2) SOME/<strong>IP</strong> Bonjour DHCPv6<br />

DHCP<br />

ISO<br />

15118<br />

Part 2<br />

ISO<br />

15118<br />

Part 3<br />

Control<br />

Kommunikation<br />

TCP/<strong>IP</strong><br />

UDP<br />

Dienst-<br />

Konguration<br />

erkennung<br />

der<br />

Adressen<br />

kolle in den Spalten Audio/Video <strong>und</strong><br />

Control-Kommunikation. Hinzu kommen<br />

Protokolle zur Bandbreitenreservierung<br />

<strong>und</strong> weitere Netzwerk-Management-Protokolle,<br />

siehe auch die<br />

vier rechten Spalten in Bild 2. Diese<br />

<strong>und</strong> weitere in der Grafik aufgeführte<br />

Protokolle kommen aufgr<strong>und</strong> der <strong>im</strong><br />

Folgenden betrachteten Anwendungsfälle<br />

hinzu.<br />

Diagnosezugang <strong>im</strong> Blickpunkt<br />

UDP<br />

Über die Technologie Diagnostics over<br />

<strong>IP</strong> (Do<strong>IP</strong>) ist es möglich, alle angeschlossenen<br />

Steuergeräte verschiedener<br />

Bussysteme zentral über einen<br />

leistungsfähigen <strong>Ethernet</strong>-Zugang zu<br />

flashen (Bild 3). Die Systementwicklung<br />

des OEM muss diesen Dienst<br />

valide absichern. Weil ein Steuergerät<br />

als Gateway eingesetzt wird, besteht<br />

großes Interesse, die Übertragung der<br />

Diagnosedaten nicht nur auf Seite der<br />

angeschlossenen Bussysteme zu analysieren,<br />

sondern auch auf <strong>IP</strong>-Seite.<br />

Relevant sind die Protokolle ISO<br />

13400 <strong>und</strong> <strong>IP</strong>v4, gegebenenfalls auch<br />

<strong>IP</strong>v6.<br />

Intelligentes Laden<br />

<strong>IP</strong>v4/<strong>IP</strong>v6<br />

ICMPv6<br />

ICMP<br />

IEEE <strong>Ethernet</strong> MAC + VLAN (802.1Q)<br />

Automotive <strong>Ethernet</strong> Physical Layer<br />

(z.B. BroadR-Reach)<br />

Auösung der Adresse,<br />

Signallisierung etc.<br />

l Bild 2. <strong>IP</strong>-Protokolle automobiler Anwendungen <strong>im</strong> OSI-Referenz-<br />

modell aufgetragen (Spalten links) inklusive Verwaltungsfunktionen<br />

(Spalten rechts): Sowohl neue Protokolle (rot) als auch aus<br />

der Bürokommunikation bekannte (blau) werden verwendet.<br />

NDP<br />

ARP<br />

Das intelligente Laden, auch Smart-<br />

Charging genannt, geht weit über das<br />

einfache Anstecken an die Haushaltssteckdose<br />

hinaus. Das zu ladende<br />

Elektrofahrzeug ist über eine Ladestation<br />

an das Stromnetz (Grid) angeschlossen.<br />

Ladevorgänge starten nicht<br />

einfach, sondern melden den Bedarf<br />

erst einmal an. Durch die Verzögerung<br />

einzelner Ladevorgänge um Bruchteile<br />

von Minuten lassen sich Überlastungen<br />

des Grids vermeiden. Weiter<br />

Elektronik automotive 4.2012 39


Bussysteme llll <strong>IP</strong>-Kommunikation<br />

Diagnosetester<br />

Do<strong>IP</strong>/<strong>Ethernet</strong><br />

Netzwerktester<br />

<strong>Ethernet</strong><br />

Switch/„T”<br />

Diagnose<br />

Gateway<br />

CAN<br />

LIN<br />

MOST<br />

FlexRay<br />

lassen sich angeschlossene Fahrzeuge<br />

als Speicher nutzen; die Abrechnung<br />

mit dem Stromversorger kann automatisiert<br />

erfolgen.<br />

Das ermöglicht die Kommunikation<br />

zwischen Fahrzeug <strong>und</strong> Ladestation<br />

über <strong>Ethernet</strong> auf <strong>IP</strong>-basierten Protokollen,<br />

deren Standardisierung in der<br />

Norm ISO 15118 festgelegt ist. Die Ladestation<br />

kommuniziert dabei mit dem<br />

Grid <strong>und</strong> dem Fahrzeug. Für den Systemverantwortlichen<br />

be<strong>im</strong> Fahrzeughersteller<br />

ist die Kommunikation des<br />

Pkw mit der Ladestation wichtig. Um<br />

den Ladeprozess sicherzustellen, ist<br />

eine detaillierte Analyse <strong>und</strong> Validierung<br />

der Protokolle unumgänglich. Das<br />

Entwicklungswerkzeug muss auch die-<br />

40 Elektronik automotive 4.2012<br />

CAN ECU<br />

LIN ECU<br />

MOST ECU<br />

FlexRay ECU<br />

l Bild 3. Bei der Validierung von Do<strong>IP</strong> an einem Gateway ist die Darstellung des Daten-<br />

verkehrs sowohl auf der Do<strong>IP</strong>-Seite (links des Gateways) als auch auf allen angeschlossenen<br />

Bussystemen (rechts des Gateways) wichtig. Idealerweise werden alle<br />

Botschaften aller Netzwerke auf einer gemeinsamen Zeitbasis abgetragen.<br />

se Protokolle unterstützen<br />

(Spalte Smart<br />

Grid in Bild 2).<br />

Kalibrieren, Debuggen<br />

<strong>und</strong> Flashen<br />

<strong>Ethernet</strong> mit dem<br />

Mess- <strong>und</strong> Kalibrierprotokoll<br />

XCP wird<br />

in der Entwicklung<br />

für das Kalibrieren,<br />

Debuggen <strong>und</strong> Flashen<br />

der Steuergeräte<br />

schon mehrere Jahre<br />

genutzt. In der Serie<br />

steht aus Kostengründen<br />

der <strong>Ethernet</strong>-Zugang<br />

gar nicht mehr<br />

zur Verfügung. Deshalb<br />

wird derzeit über das vorliegende<br />

Arbeitsprotokoll, beispielsweise CCP<br />

oder XCP on CAN, kalibriert <strong>und</strong> reprogrammiert.<br />

Wenn aber in naher<br />

Zukunft <strong>Ethernet</strong> ins Fahrzeug einzieht,<br />

wäre das Messen <strong>und</strong> Kalibrieren<br />

über XCP on <strong>Ethernet</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

der deutlich höheren Messdatenrate<br />

auch in der Serie attraktiv.<br />

WLAN <strong>und</strong> Car-2-X<br />

l Bild 4. CANoe.<strong>IP</strong> unterstützt die Entwicklung, S<strong>im</strong>ulation <strong>und</strong> Test von Embedded-Syste-<br />

men, die über <strong>IP</strong> oder <strong>Ethernet</strong> kommunizieren.<br />

Car-2-X bezeichnet die externe Kommunikation<br />

zwischen Fahrzeugen <strong>und</strong><br />

Infrastruktur. Die Anwendungen reichen<br />

von Komfortfunktionen über<br />

Verkehrsfluss-Opt<strong>im</strong>ierung bis hin<br />

zur Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />

durch Fahrerassistenzsysteme.<br />

Die<br />

Technologie befindet<br />

sich bereits in<br />

der Vorserienentwicklung<br />

<strong>und</strong> die<br />

Standardisierung ist<br />

weit fortgeschritten.<br />

Sie ist <strong>IP</strong>-basiert;<br />

als Physical Layer<br />

wird der Standard<br />

IEEE 802.11p genutzt.<br />

Das messtechnische<br />

Interesse bei<br />

Car-2-X-Anwendungen<br />

dehnt sich<br />

aus Sicht der Systemverantwortlichen<br />

über die Grenze<br />

des eigenen<br />

Fahrzeugs hinweg<br />

auf eine Anzahl von<br />

Fahrzeugen <strong>und</strong> Roadside-Units<br />

(RSUs) <strong>im</strong> Nahbereich aus. Das zu<br />

evaluierende Steuergerät kommuniziert<br />

nicht nur mit den an Bord befindlichen<br />

Bussystemen, sondern auch<br />

über die Luftschnittstelle mit anderen<br />

Verkehrsteilnehmern. Das Entwicklungswerkzeug<br />

muss daher auch diese<br />

<strong>IP</strong>-basierten Standards unterstützen.<br />

Daneben ergeben sich weitere Anforderungen<br />

<strong>im</strong> Hochfrequenzbereich,<br />

zum Beispiel WLAN <strong>im</strong> 5-GHz-<br />

Band.<br />

Protokollvielfalt für Anwendungen<br />

<strong>und</strong> Messwerkzeug<br />

In Bild 2 sind exemplarisch die verschiedenen,<br />

von der Anwendung abhängigen<br />

Übertragungsschichten <strong>und</strong><br />

Protokolle zusammengefasst, die das<br />

Entwicklungswerkzeug allein aufgr<strong>und</strong><br />

der bisher behandelten Fälle<br />

unterstützen muss. Einige der <strong>im</strong> Bereich<br />

der Bürokommunikation verwendeten<br />

Protokolle finden sich hier<br />

wieder. Viele davon sind verzichtbar,<br />

andere kommen hinzu. Die blau gekennzeichneten<br />

Protokolle können aus<br />

der Bürokommunikation übernommen<br />

werden. Jene, die aufgr<strong>und</strong> der neuen,<br />

automobilen Anwendung hinzukommen,<br />

sind rot dargestellt.<br />

Das Messsystem hat die Aufgabe,<br />

alle relevanten Protokolle aufzulösen<br />

<strong>und</strong> alle Netzwerkereignisse in einen<br />

kausalen Bezug zu stellen (korrekte<br />

Reihenfolge). Dabei ist es wünschenswert,<br />

alle Busdomänen auf einer gemeinsamen<br />

Zeitbasis mit ausreichender<br />

Genauigkeit darstellen zu können.<br />

Absicherung<br />

von <strong>IP</strong>-Serienprojekten<br />

Wie die Betrachtung der obigen Anwendungsfälle<br />

zeigt, machen es Kausalitäts-<br />

oder gar Zeitbetrachtungen<br />

über mehrere Bussysteme hinweg<br />

schwierig bis unmöglich, Standard-<br />

<strong>Ethernet</strong>-Tools aus der Bürokommunikation<br />

für Multi-Bus-Anwendungen<br />

<strong>im</strong> Fahrzeug nutzen. <strong>Ethernet</strong> <strong>im</strong> Bürobereich<br />

ist eben nicht gleich <strong>Ethernet</strong><br />

<strong>im</strong> Automotive-Bereich. Dasselbe gilt<br />

für die jeweils eingesetzten Internetprotokolle.<br />

Diese unterscheiden sich je<br />

nach Anwendung in Art <strong>und</strong> Komplexität<br />

genauso deutlich wie die Anforderungen<br />

an den Physical Layer.


Um die Signalstruktur der Protokolle<br />

<strong>im</strong> Entwicklungswerkzeug darzustellen<br />

<strong>und</strong> den Embedded Code zu<br />

generieren, ist ein geeignetes Engineering-Format<br />

wichtig. Hierfür haben<br />

sich bei CAN das DBC-Format <strong>und</strong><br />

bei FlexRay FIBEX durchgesetzt. Für<br />

das neue <strong>Ethernet</strong>- <strong>und</strong> <strong>IP</strong>-basierte<br />

Systemnetzwerk reicht das DBC-Format<br />

als Datenbankformat nicht mehr<br />

aus. Es wäre aus Sicht der Werkzeugzulieferer<br />

hilfreich, wenn sich die<br />

OEMs auf ein gemeinsames Engineering-Format<br />

einigen könnten. Geeignete<br />

Kandidaten wären FIBEX 4.0 <strong>und</strong><br />

die AUTOSAR System Description.<br />

Erfahrungen aus anderen Industriebereichen<br />

zeigen, dass danach von Werkzeugherstellern<br />

zeitnah geeignete Entwicklungswerkzeuge<br />

für Analyse <strong>und</strong><br />

Code-Generierung zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

Zukünftige<br />

Fahrzeugnetzwerke<br />

CAN wird noch deutlich länger als<br />

zehn Jahre <strong>im</strong> Pkw zu finden sein, alle<br />

anderen hier besprochenen Bussysteme<br />

mindestens zehn Jahre. Dennoch<br />

legen die Anwendungen durch steigende<br />

Anforderungen in Hinsicht auf<br />

Bandbreite, Flexibilität <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

den Einsatz von <strong>IP</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Ethernet</strong> <strong>im</strong>mer stärker nahe. In den<br />

nächsten Jahren werden wie bisher<br />

mehrere über Gateways vernetzte Bussysteme<br />

vorzufinden sein – <strong>Ethernet</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>IP</strong> kommen einfach noch dazu.<br />

Wie bei der Kameraapplikation wird<br />

es auch bei zukünftigen <strong>IP</strong>-Anwendungen<br />

neue Herausforderungen auf<br />

allen Protokollebenen geben, die aber<br />

mit geeigneten Entwicklungswerkzeugen<br />

zu lösen sind.<br />

Ausblick auf <strong>IP</strong>-Entwicklungswerkzeuge<br />

Für den Automotive-Bereich empfehlen<br />

sich nach wie vor dafür konzipierte<br />

Entwicklungswerkzeuge. Diese<br />

müssen einerseits alle Protokollebenen<br />

unterstützen, sich aber andererseits<br />

auch in die branchentypische Werkzeuglandschaft<br />

einpassen. Für die Absicherung<br />

von Serienprojekten be<strong>im</strong><br />

OEM sind insbesondere die Zulieferer<br />

darauf angewiesen, dass geeignete<br />

Entwicklungswerkzeuge zur Verfügung<br />

stehen. Das schließt den Support<br />

<strong>und</strong> idealerweise auch<br />

die Unterstützung bei<br />

CANoe.<strong>IP</strong><br />

der Einführung durch<br />

den Werkzeughersteller<br />

mit ein.<br />

Basierend auf dem<br />

Windows PC<br />

bewährten S<strong>im</strong>ulations-<br />

<strong>und</strong> Testwerkzeug<br />

CANoe von<br />

<strong>Vector</strong> Informatik l<br />

deckt die Option <strong>IP</strong><br />

die genannten Anforderungen<br />

an ein <strong>Ethernet</strong>-Entwicklungswerkzeug<br />

bereits ab. Durch die<br />

vielfältigen <strong>Ethernet</strong>-spezifischen<br />

Funktionen <strong>und</strong> die Multi-Bus-Fähigkeit<br />

kann CANoe.<strong>IP</strong> helfen, die Entwicklungszeit<br />

zu reduzieren, wodurch<br />

sich wertvolle Ressourcen zielführend<br />

applikationsseitig einsetzen lassen<br />

(Bild 4). CANoe.<strong>IP</strong> für die automobile<br />

Netzwerkentwicklung weist denselben<br />

Entwicklungskomfort auf, wie es<br />

für die etablierten Bussysteme CAN,<br />

LIN, MOST <strong>und</strong> FlexRay Standard ist.<br />

Dabei ist das Entwicklungswerkzeug<br />

in hohem Maße skalierbar <strong>und</strong> verfügt<br />

prinzipiell über drei Interface-Möglichkeiten<br />

(Bild 5). Im einfachsten Fall<br />

1 arbeitet es mit beliebigen auf einem<br />

Windows-Rechner vorhandenen Netzwerkkarten<br />

zusammen. Kommt<br />

BroadR-Reach zum Einsatz oder sollen<br />

auch Fehler eingefügt werden,<br />

kann als Hardware-Interface zukünftig<br />

die VN56xx-Familie genutzt werden<br />

(Fall 2). Dadurch erhöht sich die<br />

Zeitsynchronität zwischen den <strong>IP</strong>-<br />

Kanälen <strong>und</strong> zu anderen Bussystemen<br />

erheblich. Ist Echtzeitverhalten gefordert,<br />

dann kann in Zukunft CANoe.<strong>IP</strong><br />

in Verbindung mit der Echtzeit-Hardware<br />

VN8900 betrieben werden, die<br />

mit der Interface-Hardware VN56xx<br />

nahtlos zusammenarbeitet (Fall 3).<br />

eck<br />

Literatur + Links<br />

[1] Bogenberger, R., BMW AG: <strong>IP</strong> & <strong>Ethernet</strong><br />

as potential mainstream automotive<br />

technologies. Product Day Hanser<br />

Automotive. Fellbach, 2011.<br />

[2] Neff, A., Matheeus, K, et al.: <strong>Ethernet</strong> & <strong>IP</strong><br />

als applikativer Fahrzeugbus am<br />

Einsatzszenario kamerabasierter<br />

Fahrerassistenzsysteme. VDI-Berichte<br />

2132, Elektronik <strong>im</strong> <strong>Kraftfahrzeug</strong>.<br />

Baden-Baden, 2011. S. 491 – 495.<br />

[3] Streichert, T., Da<strong>im</strong>ler AG: Short and<br />

Longterm Perspective of <strong>Ethernet</strong> for<br />

Vehicle-internal Communications. 1st<br />

<strong>Ethernet</strong> & <strong>IP</strong> @ Automotive Technology<br />

Fall 1<br />

GBE<br />

Fall 2<br />

USB<br />

Fall 3<br />

USB<br />

<strong>IP</strong>-Kommunikation llll Bussysteme<br />

VN89xx<br />

VN56xx<br />

VN56xx<br />

100/1.000 BT<br />

100/1.000 BT<br />

BroadR-Reach<br />

100/1.000 BT<br />

BroadR-Reach<br />

Bild 5. CANoe.<strong>IP</strong> mit skalierbaren Hardware-Interfaces <strong>und</strong> optio-<br />

naler Echtzeitunterstützung (Bilder: <strong>Vector</strong> Informatik)<br />

Day, BMW, München, 2011.<br />

[4] Nöbauer, J., Continental AG: Migration<br />

from MOST and FlexRay Based Networks<br />

to <strong>Ethernet</strong> by Maintaining QoS. 1st<br />

<strong>Ethernet</strong> & <strong>IP</strong> @ Automotive Technology<br />

Day, BMW, München, 2011.<br />

[5] Powell, S. R., Broadcom Corporation:<br />

<strong>Ethernet</strong> Physical Layer Alternatives for<br />

Automotive Applications. 1st <strong>Ethernet</strong> &<br />

<strong>IP</strong> @ Automotive Technology Day, BMW,<br />

München, 2011.<br />

[6] NXP Develops Automotive <strong>Ethernet</strong><br />

Transceivers for In-Vehicle Networks.<br />

November 09, 2011, www.nxp.com/<br />

news/press-releases/2011/11/nxp-develops-automotive-ethernet-transceiversfor-in-vehicle-networks.html.<br />

[7] Völker, L., BMW AG: One for all,<br />

Interoperability from AUTOSAR to<br />

Genivi. 1st <strong>Ethernet</strong> & <strong>IP</strong> @ Automotive<br />

Technology Day, BMW, München, 2011.<br />

Dipl.-Ing.<br />

Hans-Werner Schaal<br />

studierte Nachrichtentechnik an der Universität<br />

Stuttgart <strong>und</strong> Electrical & Computer Engineering<br />

an der Oregon State University in Oregon,<br />

USA. Er ist Business Development Manager<br />

bei der <strong>Vector</strong> Informatik GmbH <strong>im</strong> Bereich<br />

der Produktlinie Open Networking. Zuvor<br />

war er Entwicklungsingenieur, Projektleiter<br />

<strong>und</strong> Produktmanager in verschiedenen Branchen<br />

<strong>im</strong> Bereich Testwerkzeuge für mehrere<br />

Netzwerk-Technologien.<br />

hans-werner.schaal@vector.com<br />

Elektronik automotive 4.2012 41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!