BGHW-Kompakt 34 - Medienangebot der Sparte Einzelhandel
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<strong>BGHW</strong>-<strong>Kompakt</strong> <strong>34</strong><br />
Papierballenpressen
Papierballenpressen
Inhalt<br />
Unfallursachen ............................................................................................................................................... 5<br />
Maßnahmen zur Unfallverhütung .......................................................................................................... 6<br />
Gefährdungsbeurteilung ..................................................................................................................... 6<br />
Was ist beim Kauf einer neuen Presse zu beachten? ................................................................. 6<br />
Was ist beim Kauf einer Papierballenpresse zur Vermeidung von<br />
Betriebsstörungen und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren<br />
zu beachten? .............................................................................................................................................. 6<br />
Wo soll die Papierballenpresse in <strong>der</strong> Betriebsstätte aufgestellt werden? ......................... 7<br />
Überprüfung des sicheren Zustandes vorhandener, in Betrieb befindlicher<br />
Pressen ......................................................................................................................................................... 7<br />
Gefahren bei <strong>der</strong> Beseitigung von Betriebsstörungen .............................................................. 14<br />
Ballenpressanlagen .............................................................................................................................. 14<br />
Müllpresscontainer ............................................................................................................................... 15<br />
Pressfahrzeuge, die an La<strong>der</strong>ampen als Papierpressen eingesetzt werden ...................... 15<br />
Betriebsanweisung und Unterweisung .............................................................................................. 16<br />
Rechtsquellen/Schriften ........................................................................................................................... 18
In vielen <strong>Einzelhandel</strong>sbetrieben werden<br />
zum Pressen und Bündeln des Papier- und<br />
Pappeabfalls Papierballenpressen eingesetzt.<br />
Sie unterscheiden sich durch die Anordnung<br />
ihrer Pressstempel in horizontale-<br />
und vertikale Papierballenpressen.<br />
Unfälle, die sich bei <strong>der</strong> Arbeit mit diesen<br />
Pressen ereignen, haben oft schwere und<br />
bleibende Verletzungsfolgen. Charakteristische<br />
Unfallfolgen sind Quetschungen und<br />
Brüche von Händen und Armen. Zwei Unfallbeispiele<br />
verdeutlichen dies:<br />
• Eine Verkäuferin war damit beschäftigt,<br />
an einer vertikalen Papierballenpresse<br />
Kartonage zu pressen. Beim Herablassen<br />
des Pressstempels ruhte ihre<br />
rechte Hand auf dem Rand des Presskastens.<br />
Beim Eintauchen des Pressstempels<br />
in den Presskas ten wurden<br />
die Finger gequetscht.<br />
• Herr L. arbeitete an einer horizontalen<br />
Papierpresse bei geöffnetem Füllkastendeckel.<br />
Beim Versuch, Papierstücke,<br />
die hinter den Pressstempel gefallen<br />
waren, aus <strong>der</strong> Presse zu entfernen,<br />
wurde <strong>der</strong> rechte Arm vom zurücklaufenden<br />
Pressstempel erfasst und<br />
zwischen Pressstempel und Rückwand<br />
gequetscht.<br />
• Frau K. öffnete an einer leeren vertikalen<br />
Papierballenpresse die Einwurfklappe<br />
zum Pressschacht. Dabei schlug ihr<br />
die unten angeschlagene Einwurfklappe<br />
plötzlich mit extremer Wucht entgegen.<br />
Wegen <strong>der</strong> „erlahmten“ Gasdruckfe<strong>der</strong><br />
des Ge wichtsausgleich konnte<br />
Frau K. die schwere Einfüllklappe nicht<br />
halten, so dass diese auf ihr linkes Knie<br />
aufschlug und die Kniescheibe zertrümmerte.<br />
Unfallursachen<br />
Papierballenpressen<br />
Betriebsinterne Ermittlungen zur Unfallursache<br />
führen häufig zu den Feststellungen,<br />
dass Ungeschicklichkeit o<strong>der</strong> mangelnde<br />
Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
die Unfälle herbeiführen. Dies trifft zwar in<br />
einem gewissen Umfang zu, ist aber meist<br />
nicht die maßgebliche und entscheidende<br />
Unfall ursache.<br />
Zahlreiche Unfalluntersuchungen durch die<br />
Berufsgenossenschaft haben ergeben, dass<br />
überwiegend ungesicherte Quetsch- und<br />
Scherstellen, aber auch schadhafte Bauteile<br />
an Papierballenpressen ursächlich für die<br />
Unfälle waren, wie auch bei den oben geschil<strong>der</strong>ten<br />
Unfällen.<br />
Gefährdungen durch ungesicherte<br />
Quetsch- und Scherstellen treten an Papierballenpressen<br />
insbeson<strong>der</strong>e zwischen<br />
Pressplatte und Presskas ten/-schacht auf.<br />
Außerdem ergeben sich Gefährdungen<br />
durch Quetsch- und Scherstellen auch an<br />
den Klappen/Türen <strong>der</strong> Einfüll- und Ballenausstoßöffnungen<br />
sowie an außen liegenden<br />
Antriebs- und Bedienungselementen.<br />
5
Papierballenpressen<br />
Maßnahmen zur Unfallverhütung<br />
Gefährdungsbeurteilung<br />
Der Arbeitgeber hat systematisch alle Gefährdungen<br />
zu ermitteln, denen Beschäftigte<br />
während ihrer Tätigkeit ausgesetzt sind.<br />
Durch eine Beurteilung <strong>der</strong> vorhandenen<br />
Gefährdungen hat <strong>der</strong> Arbeitgeber anschließend<br />
zu ermitteln, welche Maßnahmen<br />
ergriffen werden müssen, damit für<br />
die Beschäftigten keine erhöhten Unfall-<br />
und Gesundheitsgefahren mehr bestehen.<br />
Bei <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung ist die Bedienungsanleitung<br />
des Herstellers für die<br />
Papierballenpresse zu berücksichtigen. Die<br />
Schutzmaßnahmen sind auf ihre Wirksamkeit<br />
zu überprüfen. Dabei sind die Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit und <strong>der</strong> Betriebsarzt<br />
einzubinden.<br />
Die in diesem Merkblatt gegebenen Hinweise<br />
zu Unfall- und Gesundheitsgefahren<br />
sowie zu den Schutzmaßnahmen im Umgang<br />
mit Papierballenpressen sowie <strong>der</strong><br />
Sicherheits-Check A 110 „Verkaufsstellen“<br />
unterstützen Sie bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong><br />
Gefährdungsbeurteilung.<br />
Was ist beim Kauf einer neuen Presse zu<br />
beachten?<br />
Bei <strong>der</strong> Neubeschaffung sollte <strong>der</strong> Unternehmer<br />
darauf achten, dass die Pressen<br />
den Bestimmungen des Ge räte- und Produktsicherheitsgesetzes<br />
mit <strong>der</strong> Ma schinenverordnung<br />
und <strong>der</strong> Betriebssicherheitsverordnung<br />
entsprechen. Die Pressen<br />
müssen mit einem CE- Zeichen versehen<br />
sein und <strong>der</strong> Hersteller /Lieferant muss eine<br />
“Konformitätserklärung” mitliefern. Damit<br />
be scheinigt er, dass seine Maschinen den<br />
europäischen Richtlinien entsprechen.<br />
Ist die Presse zusätzlich mit einem GS- Zeichen<br />
(„Geprüfte Sicherheit“) ausgestattet,<br />
kann davon ausgegangen werden, dass die<br />
Presse den einschlägigen Bestimmungen<br />
entspricht (Bild 1).<br />
6<br />
Bild 1<br />
Vertikale Papierballenpresse mit GS-Zeichen für<br />
„Geprüfte Sicherheit“<br />
Was ist beim Kauf einer Papierballenpresse<br />
zur Vermeidung von Betriebsstörungen und<br />
arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu<br />
beachten?<br />
Die individuellen betrieblichen Gegebenheiten<br />
sind sehr verschieden (z.B. Bedienung<br />
durch eine o<strong>der</strong> mehrere Personen;<br />
Dauer <strong>der</strong> täglichen Nutzung; Aufstellungsort,<br />
drinnen/draußen). Geben Sie deshalb<br />
bei <strong>der</strong> Beschaffung von Papierballenpressen<br />
den Modellen Vorrang, die neben den<br />
sicherheitstechnischen und wirtschaftlichen<br />
auch die folgenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllen:<br />
• Wählen Sie eine ergonomisch günstige<br />
Papierballenpresse aus. Achten Sie hierbei<br />
darauf, dass Einfüllen <strong>der</strong> Kartonagen<br />
und Entnahme <strong>der</strong> Ballen von den Beschäftigten<br />
ohne gesundheitsschädliche<br />
Körperhaltungen zu bewältigen sind.
• Das Gewicht eines manuell zu betätigten<br />
Verschlusses einer Ein- o<strong>der</strong> Auswurföffnung<br />
sollte so gering wie möglich sein.<br />
Denn nur so ist gewährleistet, dass die<br />
Verschluss klappe/-tür etc. von <strong>der</strong> Bedienungsperson<br />
über die gesamte Schicht<br />
hinweg ohne größere Kraftanstrengungen<br />
und ohne Ermüdung <strong>der</strong> Muskulatur<br />
handhabbar ist.<br />
• Achten Sie darauf, dass alle Bedienungselemente,<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Griffe, Handrä<strong>der</strong><br />
und Gestänge zur Durchführung<br />
manueller Handhabungen so angeordnet<br />
und handhabbar sind, dass die Beschäftigten<br />
nicht gefährdet werden. D.h.<br />
dass sie die Elemente sicher und bequem<br />
erreichen, greifen und halten sowie<br />
möglichst anstrengungsfrei handhaben<br />
können.<br />
• Die Pressen sollten so dimensioniert sein,<br />
dass sie in <strong>der</strong> Lage sind, die diskontinuierlich<br />
anfallenden Kartonagen, z.B. die<br />
Ladung eines Transportwagen, auf einmal<br />
aufzunehmen, also möglichst zügig<br />
in einem Arbeitsschritt zu verarbeiten.<br />
Nachstopfen/-drücken bzw. kräftezehrendes<br />
manuelles Zerkleinern <strong>der</strong> Kartons<br />
ist somit nicht mehr notwendig.<br />
• Um die Lärmexposition <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
zu minimieren, sollte die Lärmemission<br />
<strong>der</strong> Papierballenpressen möglichst<br />
gering sein.<br />
Wo soll die Papierballenpresse in <strong>der</strong><br />
Betriebsstätte aufgestellt werden?<br />
Beachten Sie die Betriebsanleitung des<br />
Herstellers. Außerdem sollten Sie bei <strong>der</strong><br />
Wahl des Aufstellungsortes folgende Hinweise<br />
beachten:<br />
• Stellen Sie die Presse möglichst nicht im<br />
Verlauf von Verkehrswegen auf. Es besteht<br />
sonst eine erhebliche Gefahr bei<br />
Tätigkeiten an <strong>der</strong> Presse von Flurför<strong>der</strong>zeugen<br />
o<strong>der</strong> Mitgängerflurför<strong>der</strong>zeugen<br />
angefahren zu werden. Pressen, die im<br />
Papierballenpressen<br />
Verlauf von Verkehrswegen aufgestellt<br />
werden, weisen häufig massive Beschädigungen<br />
auf. Diese verursachen oft<br />
Betriebsstörungen und führen zum Ausfall<br />
von Schutzeinrichtungen. Folge sind:<br />
hohe Instandsetzungskos ten und erhöhtes<br />
Unfallrisiko.<br />
• Achten Sie auf eine ordnungsgemäße<br />
Verlegung <strong>der</strong> beweglichen Netzanschlussleitung.<br />
D.h. sie muss gegen mechanische<br />
Beschädigung geschützt sein.<br />
Die Anschlussleitung darf keine Stolperstelle<br />
bilden.<br />
Tipp: Die Leitung kann z.B. in Kabelkanälen<br />
o<strong>der</strong> auf Kabelpritschen verlegt werden.<br />
Sonst besteht die Gefahr, dass die<br />
Netzanschlussleitung von beweglichen<br />
Bauteilen <strong>der</strong> Presse erfasst o<strong>der</strong> beim<br />
manuellen Einfädeln <strong>der</strong> Umschnürung<br />
eingebunden wird.<br />
• Achten Sie auf eine ausreichende Beleuchtung.<br />
Je nach Modell sind insbeson<strong>der</strong>e im<br />
Zusammenhang mit dem Ballenauswurf<br />
komplexe manuelle Handhabungen notwendig.<br />
Bei einer unzureichenden Beleuchtung<br />
besteht eine erhöhte Unfallgefahr.<br />
Überprüfung des sicheren Zustandes<br />
vorhandener, in Be trieb befindlicher<br />
Pressen<br />
Bei Papierballenpressen bestehen, unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Bauform und den vom Hersteller<br />
getroffen Schutzmaßnahmen, nicht<br />
nur zwischen Pressplatte und <strong>der</strong> Ein- und<br />
Auswurföffnung für die Kartonagen und<br />
Ballen gefährliche Quetsch- und Scherstellen,<br />
son<strong>der</strong>n bei geöffneten Ein- und Auswurföffnungen<br />
auch im Innern <strong>der</strong> Presse<br />
durch die Bewegungen <strong>der</strong> Pressplatte o<strong>der</strong><br />
des Ballenauswerfers und insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch durch unkontrollierte Bewegungen<br />
<strong>der</strong> schweren Verschlüsse <strong>der</strong> Ein- und Auswurföffnungen.<br />
7
Papierballenpressen<br />
Der Unternehmer muss dafür sorgen, dass<br />
Papierballenpressen einschließlich ihrer<br />
Schutz- und Sicherheitseinrichtungen, Verriegelungen<br />
und Kopplungen<br />
• vor <strong>der</strong> ersten Inbetriebnahme,<br />
• in angemessenen Zeitabständen und<br />
• nach Än<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Instandsetzungen,<br />
die die Sicherheit beeinträchtigen können,<br />
auf ihren betriebssicheren Zustand, mindestens<br />
jedoch auf äußerlich erkennbare<br />
Mängel und Schäden, durch dazu befähigte<br />
Personen überprüft werden.<br />
Befähigte Person ist nach § 2 (7) BetrSichV<br />
eine Person, die durch ihre Berufsausbildung,<br />
ihre Berufserfahrung und ihre zeitnahe<br />
berufliche Tätigkeit über die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Fachkenntnisse zur Prüfung <strong>der</strong><br />
Arbeitsmitteln verfügt.<br />
Was als angemessener Zeitabstand anzusehen<br />
ist, ist im Rahmen <strong>der</strong> Gefährdungsbeurteilung<br />
zu ermitteln. Ausschlaggebend<br />
8<br />
sind hier die einschlägigen Herstellerangaben,<br />
die Einsatzhäufigkeit, und die Einsatzbedingungen<br />
vor Ort sowie die betrieblichen<br />
Erfahrungen im Umgang mit <strong>der</strong><br />
Presse (z.B. die Häufigkeit relevanter Schadensereignisse).<br />
Bewährt hat sich eine Prüffrist<br />
von längstens einem Jahr.<br />
Zu den Schutz- und Sicherheitseinrichtungen<br />
gehören insbeson<strong>der</strong>e:<br />
• Mit einem Positionsschalter ausgerüs -<br />
tete Verschlüsse <strong>der</strong> Öffnungen am<br />
Pressschacht/-kasten zur elektrisch en<br />
Kopplung mit dem Antrieb,<br />
• Sicherheitsabstände,<br />
• Verkleidungen von Antrieben o<strong>der</strong> Antriebselementen<br />
(Wellen, Keilriemen etc.).<br />
• Einrichtungen zur sicheren Handhabung<br />
<strong>der</strong> Verschlüsse <strong>der</strong> Ein- und Auswurföffnungen<br />
(Gasdruckfe<strong>der</strong>n, Fe<strong>der</strong>pakete,<br />
selbsttätig wirkende Fangvorrichtungen<br />
etc.).
Sicherung von Quetsch- und Scherstellen<br />
Sicherheitsabstände<br />
Quetsch- und Scherstellen müssen durch<br />
konstruktive Maßnahmen vermieden werden.<br />
Dies kann z.B. erreicht werden, indem<br />
die Sicherheitsabstände nach DIN EN<br />
ISO 13857 und DIN EN <strong>34</strong>9 (bei älteren<br />
Pressen nach DIN 31001) eingehalten<br />
werden (siehe Seite 7).<br />
Beson<strong>der</strong>heiten bei offenen vertikalen<br />
Papierballenpressen<br />
Einige vertikale Papierballenpressen haben<br />
keinen geschlossenen Press kasten. Hier<br />
werden Quetsch- und Scherstellen zwischen<br />
Pressplatte und Presskasten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
an <strong>der</strong> Einwurföffnung, dadurch<br />
vermieden, dass die folgenden Sicherheitsabstände<br />
eingehalten werden (Bil<strong>der</strong> 2–4).<br />
Bild 2<br />
Bild 3<br />
Bild 4<br />
Papierballenpressen<br />
9
Papierballenpressen<br />
10<br />
Sicherheitsabstände<br />
Gefahrstellen an Maschinen sind konstruktiv vermieden, wenn folgende Mindestabstände<br />
eingehalten werden.<br />
Mindestabstand<br />
Zur Vermeidung von Quetschstellen für die angegebenen Körperteile dürfen folgende<br />
Abstände nicht unterschritten werden:<br />
Körper Kopf Bein Fuß<br />
≥ 500 mm ≥ 300 mm ≥ 180 mm ≥ 120 mm<br />
Zehen Arm<br />
Faust/Hand<br />
Handgelenk<br />
Finger<br />
≥ 50 mm ≥ 120 mm ≥ 100 mm ≥ 25 mm<br />
nach DIN EN <strong>34</strong>9 und DIN 31001 Teil 1
Elektrische Kopplung durch Positionsschalter<br />
Eine wirksame Sicherungsmaßnahme wird<br />
durch die elektrische Kopplung von Antrieb<br />
und dem Verschluss <strong>der</strong> Öffnung am<br />
Presskasten/-schacht erreicht. Hierbei wird<br />
<strong>der</strong> Positionsschalter direkt vom Verschluss<br />
betätigt. Das bewirkt, dass <strong>der</strong> Antrieb <strong>der</strong><br />
Presse nur bei geschlossener Öffnung einschaltbar<br />
ist und automatisch abschaltet,<br />
wenn <strong>der</strong> Verschluss <strong>der</strong> Öffnung geöffnet<br />
wird.<br />
In den Bil<strong>der</strong>n 5 bis 6 ist diese Maßnahme<br />
schematisch dargestellt.<br />
Hinweis:<br />
Neuere Bauarten <strong>der</strong> Positionsschalter arbeiten<br />
nicht mehr mit mechanisch zu betätigenden<br />
Grenztastern son<strong>der</strong>n berührungslos,<br />
d.h. sie erkennen mit Hilfe ihrer<br />
Sensorik, ob eine Öffnung verschlossen ist<br />
bzw. geöffnet wird.<br />
Bild 5<br />
Am Verschlussdeckel ist scharnierseitig eine Nockenscheibe<br />
angebracht, die beim Öffnen des Verschlussdeckels<br />
den Positionsschalter direkt betätigt, wodurch <strong>der</strong><br />
Stromkreis unterbrochen wird und <strong>der</strong> Antrieb <strong>der</strong><br />
Presse automatisch abschaltet.<br />
Papierballenpressen<br />
Bild 6<br />
Bei verschiebbarem Verschlussdeckel wird <strong>der</strong> Positionsschalter<br />
durch eine Steuerleis te betätigt.<br />
Zweihandschaltung<br />
Sofern Gefährdungen we<strong>der</strong> durch konstruktive<br />
noch durch sicherheitstechnische<br />
Maßnahmen o<strong>der</strong> durch Sicherheitsabstände<br />
vermieden werden können, müssen an<br />
kraftbetriebenen Papierballenpressen die<br />
Befehls einrichtungen so angeordnet sein,<br />
dass die Bedienungsperson die Gefahrquellen<br />
vom Bedienungsstandort einsehen<br />
kann und selbst nicht gefährdet werden<br />
kann.<br />
Dies ist z.B. durch eine Zweihandschaltung<br />
möglich.<br />
Die Zweihandschaltung muss so beschaffen<br />
sein, dass nach Loslassen auch nur eines<br />
<strong>der</strong> beiden Stellteile die Gefahr bringende<br />
Bewegung je<strong>der</strong>zeit und zwangsläufig<br />
unterbrochen wird. Wird die Gefahr bringende<br />
Bewegung unterbrochen, darf diese<br />
Bewegung nur wie<strong>der</strong> inganggesetzt werden,<br />
wenn beide Stellteile erneut betätigt<br />
werden.<br />
Zweihandschaltungen können auch so ausgeführt<br />
sein, dass sich ab einem bestimmten<br />
Moment die eingeleitete Bewegung<br />
durch Loslassen eines <strong>der</strong> Stellteile nicht<br />
mehr wirksam unterbrechen lässt.<br />
Beispiel: Sobald die Pressplatte eines Modells<br />
einer vertikalen Papierballenpresse<br />
mit oben offenem Presskasten in den Kas-<br />
11
Papierballenpressen<br />
ten eingetaucht ist, wird die weitere Abwärtsbewegung<br />
auch beim Loslassen <strong>der</strong><br />
Zweihandschaltung fortgesetzt.<br />
Gefahren durch unkontrollierte Bewegungen<br />
<strong>der</strong> Verschlüsse <strong>der</strong> Einwurföffnungen<br />
Die Verschlüsse <strong>der</strong> Einwurföffnungen <strong>der</strong><br />
Pressen sind wegen <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Stabilität<br />
sehr schwer. Bei unkontrollierten<br />
Bewegungen dieser Verschlüsse (je nach<br />
Bauart als Klappen, Türen, Deckel etc. ausgeführt)<br />
haben sich in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
bereits schwere Unfälle ereignet.<br />
Bei vertikalen Papierballenpressen mit einer<br />
Verschlussklappe an <strong>der</strong> Einwurf öffnung<br />
(Bild 1) besteht die Gefahr, dass die schwere<br />
Klappe beim Öffnen nach vorne herunter<br />
schlägt und Verletzungen <strong>der</strong> Handgelenke<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beine, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Knie, verursacht.<br />
Deswegen sind diese Klappen mit Gasdruckfe<strong>der</strong>n<br />
ausgestattet, die sie trotz ihres<br />
Gewichtes langsam herunter gleiten lassen.<br />
Sobald die Wirkung <strong>der</strong> Gasdruckfe<strong>der</strong><br />
merklich nachlässt o<strong>der</strong> Beschädigungen<br />
vorliegen, muss sie unverzüglich ausgetauscht<br />
werden.<br />
Modelle, <strong>der</strong>en Einwurföffnung mit einer<br />
sich selbsttätig öffnenden vertikalen Schiebetür<br />
ausgerüstet sind, sind einfacher zu<br />
handhaben. Auch hier sind Einrichtungen<br />
vorhanden, die die schwere Tür selbsttätig<br />
in <strong>der</strong> oberen Endlage halten bzw. sie beim<br />
Schließen langsam herunter gleiten lassen.<br />
Beim Auftritt einer Funktionsstörung o<strong>der</strong><br />
nachlassen<strong>der</strong> Wirkung ist umgehend für<br />
eine fachgerechte Reparatur zu sorgen.<br />
Bei Ausfall <strong>der</strong> Einrichtungen zur Kompensation<br />
des Gewichts <strong>der</strong> Verschlüsse <strong>der</strong><br />
Einwurföffnungen ist die Presse bis zur<br />
fachgerechten Instandsetzung außer Betrieb<br />
zu nehmen.<br />
12<br />
Bild 7<br />
Fe<strong>der</strong>n als Sicherung gegen Herabschlagen des Pressendeckels.<br />
Bei horizontalen Papierballenpressen ist die<br />
Einwurfklappe zur Vermeidung von Unfällen<br />
durch unkontrolliertes Zuschlagen gesichert.<br />
Dies erfolgt in <strong>der</strong> Regel durch Rückstellfe<strong>der</strong>n,<br />
die, richtig justiert, die schwere<br />
Klappe in geöffneter Position quasi in <strong>der</strong><br />
Schwebe halten (Bild 7). Bei nachlassen<strong>der</strong><br />
Wirkung o<strong>der</strong> nach Beschädigung ist ein<br />
Austausch vorzunehmen.<br />
Gefahren durch aufschlagende Verschlüsse<br />
<strong>der</strong> Ballenauswurföffnungen<br />
Die Verschlüsse (je nach Bauform als Türen,<br />
Klappen o<strong>der</strong> Deckel ausgebildet) <strong>der</strong><br />
Ballenauswurföffnungen stehen nicht nur<br />
während eines Press vorgangs son<strong>der</strong>n<br />
auch durch das bereits gepresste Material<br />
unter starkem Druck. Dieser Druck würde<br />
beim Öffnen zum plötzlichen und unkontrollierbaren<br />
Aufschlagen <strong>der</strong> Tür führen.<br />
Zur Vermeidung von Unfällen sind die Pres
sen deshalb mit Einrichtungen versehen,<br />
die unbeabsichtigte und unkontrollierte<br />
Bewegungen <strong>der</strong> Ballenauswurftüren verhin<strong>der</strong>n.<br />
Dazu zählt z.B., dass man die Ballenauswurftür<br />
mit dem Pressenantrieb<br />
elektrisch so koppelt, dass sich die Pressplatte<br />
nur dann bewegt, wenn die Ballenauswurftür<br />
ganz geschlossen und verriegelt<br />
o<strong>der</strong> bis zum Anschlag geöffnet ist.<br />
Dies ist z. B. durch Kopplung <strong>der</strong> Auswurftür<br />
mit dem Pressenantrieb zu erreichen.<br />
Dabei darf sich die Pressplatte nur bei völlig<br />
geschlossener o<strong>der</strong> völlig geöffneter Auswurftür<br />
bewegen.<br />
Damit unter Druck stehendes Press gut<br />
nicht dazu führt, dass die Ballenauswurftür<br />
beim Öffnen aufschlägt, ist sie mit einer<br />
speziellen Mechanik, z.B. einer von Hand zu<br />
betätigenden Gewindespindel o<strong>der</strong> einer<br />
Gelenkhebelkonstruktion usw., zum kontrollierten<br />
Öffnen ausgerüstet.<br />
Bei kleineren Modellen wird das Aufschlagen<br />
<strong>der</strong> Ballenauswurftür, bzw. das gefährliche<br />
Herumschlagen des Verschlusshebels<br />
durch eine selbsttätig wirkende Fangvorrichtung<br />
verhin<strong>der</strong>t (Bild 8).<br />
Bild 8<br />
Ballenausstoßtür mit einer selbsttätig wirkenden Fangvorrichtung<br />
in Form einer Sperrklinke.<br />
Papierballenpressen<br />
Hauptschalter/Not-Abschalteinrichtung<br />
Papierballenpressen müssen Einrichtungen<br />
haben, mit denen sie allpolig vom elektrischen<br />
Netz getrennt werden können. Diese<br />
Einrichtungen müssen gegen unbefugtes<br />
o<strong>der</strong> irrtümliches Einschalten gesichert<br />
werden können (z.B. durch das Einhängen<br />
eines Vorhängeschlosses).<br />
Der Schaltzustand des Antriebes muss an<br />
Steuerorganen deutlich erkennbar sein.<br />
Zur Abwendung einer drohenden o<strong>der</strong> eingetretenen<br />
Gefährdung muss gut erreichbar<br />
mindestens eine Not-Abschalteinrichtung<br />
vorhanden sein.<br />
Riegel und Scharniere an den Öffnungen <strong>der</strong><br />
Pressschächte/-kästen<br />
Die hohen Presskräfte, bei handbetriebenen<br />
Ballenpressen bis zu 40 kN und bei kraftbetriebenen<br />
Ballenpressen bis zu 300 kN<br />
[10 kN (Kilo Newton) entsprechen etwa <strong>der</strong><br />
Krafteinwirkung von 1 t]. In Verbindung mit<br />
den hohen Eigengewichten <strong>der</strong> Türen, Klappen<br />
und Deckel sind, neben den sicherheits -<br />
technisch wichtigen Bauteilen, wie den<br />
Positionsschaltern, den Gasdruckfe<strong>der</strong>n<br />
etc., insbeson<strong>der</strong>e die Riegel und Scharniere<br />
<strong>der</strong> Verschlüsse hoch beanspruchte Bauteile.<br />
Bei einem Defekt müssen diese Bauteile<br />
deshalb unverzüglich und fachkundig durch<br />
neuwertige Teile ersetzt werden. Gefährlich<br />
ist es, diese hochbeanspruchten Teile des<br />
Presskastens durch ungeeignete Ersatzteile<br />
o<strong>der</strong> Hilfsmittel, z. B. Draht, zu ersetzen.<br />
Papierballenpressen mit sicherheitsrelevanten<br />
Mängeln sind bis zur fachkundigen<br />
Instandsetzung wirksam außer Betrieb zu<br />
nehmen. Mit <strong>der</strong> Durchführung solcher<br />
Instandsetzungsarbeiten und <strong>der</strong> anschließenden<br />
Freigabe <strong>der</strong> Presse für den weiteren<br />
Betrieb, dürfen nur fachkundige Personen<br />
beauftragt werden.<br />
13
Papierballenpressen<br />
Gefahren bei <strong>der</strong> Beseitigung<br />
von Betriebsstörungen<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> Unfälle mit Papierballenpressen<br />
ereignet sich bei <strong>der</strong> Beseitigung<br />
von Betriebsstörungen. Die Störungen haben<br />
u.A. folgende Ursachen:<br />
• Je nach Modell ist allein das Auswerfen<br />
eines Ballens mit einer nur schwer überschaubaren<br />
Abfolge aus sich abwechselnden<br />
manuellen Handhabungen und<br />
manuell anzusteuernden Vorgängen verbunden.<br />
• Häufig ist die Führung o<strong>der</strong> Handhabung<br />
<strong>der</strong> zur Verschnürung <strong>der</strong> Ballen eingesetzten<br />
Materialien und Werkzeuge zu<br />
verwirrend bzw. zu umständlich.<br />
• Die Eigenschaften des zur Verschnürung<br />
verwendeten Materials, z.B. seine extreme<br />
Steifigkeit o<strong>der</strong> geringe Stärke, führen<br />
bereits unmittelbar bei <strong>der</strong> Handhabung<br />
zu Unfällen.<br />
• Zu viel Kartonage in einer oft viel zu klein<br />
dimensionierten Presse führt zu Schwierigkeiten<br />
beim Verschließen <strong>der</strong> Einwurföffnung.<br />
• Wenig aufschlussreiche Erläuterungen<br />
zur Reinigung, z.B. zu den zu reinigenden<br />
Komponenten, <strong>der</strong> Art und Weise und<br />
<strong>der</strong> Mangel an geeigneten Hilfsmitteln,<br />
führen zu einer mangelhaften Reinigung,<br />
wodurch wie<strong>der</strong>um Betriebsstörungen<br />
verursacht werden.<br />
• Bebil<strong>der</strong>te, d.h. mit schematisierten Darstellungen<br />
arbeitende und auf den Pressen<br />
angebrachte Darstellungen komplexer<br />
Handlungen /Ab läufe , geben diese<br />
zum Teil lückenhaft und auf eine Art<br />
Weise wie<strong>der</strong>, so dass sie allein schon<br />
deshalb keine Beachtung finden.<br />
Die Vermeidung dieser Gegebenheiten<br />
trägt deutlich zur Reduzierung <strong>der</strong> Anzahl<br />
<strong>der</strong> Betriebsstörungen und damit auch <strong>der</strong><br />
Unfälle im Umgang mit Papierballenpressen<br />
bei. Deshalb sollte dieser Abschnitt<br />
14<br />
bereits bei <strong>der</strong> Be schaffung einer Papierballenpresse<br />
im Focus stehen.<br />
An bereits in Betrieb gegangenen Papierballenpressen<br />
sollte eine gezielte Gefährdungsbeurteilung<br />
durchgeführt und wirksame<br />
Schutzmaßnahmen ergriffen werden.<br />
Ballenpressanlagen<br />
In Betriebsstätten, in denen größere Mengen<br />
Papierabfälle zu Ballen gepresst werden,<br />
sind oft kontinuierlich arbeitende Ballenpressenanlagen<br />
im Einsatz (Bild 9).<br />
Kennzeichnend für solche Anlagen ist, dass<br />
loses Pressgut, z.B. Kartonagen, über eine<br />
Zuführeinrichtung in eine Press einrichtung<br />
geför<strong>der</strong>t wird (Bild 9).<br />
Bild 9<br />
Papierballenpresse mit För<strong>der</strong>band; Not-Abschalteinrichtungen<br />
unten rechts (gelb-roter Schalter) und oben<br />
links (Reißleine) erkennbar.
Eine beson<strong>der</strong>e Gefährdung ergibt sich bei<br />
diesen Ballenpressenanlagen durch die kontinuierlich<br />
arbeitende Zu führ einrichtung.<br />
Personen können ausrutschen, stolpern<br />
o<strong>der</strong> auch das Bewusstsein verlieren und<br />
auf das För<strong>der</strong>band <strong>der</strong> Zuführeinrichtung<br />
stürzen. Durch geeignete Schutzmaßnahmen,<br />
die dem allgemein anerkannten Stand<br />
<strong>der</strong> Technik entsprechen müssen, ist das<br />
Einfahren von Personen in den Pressschacht<br />
zu verhin<strong>der</strong>n. Diese Maß nahmen werden<br />
in <strong>der</strong> BG-Information „Schutzmaßnahmen<br />
beim Be trieb von Ballenpressenanlagen“<br />
(Be stell-Nr. BGI 5008) erläutert.<br />
Müllpresscontainer<br />
Werden zur Beseitigung größerer Papiermengen<br />
Müllpresscontainer (Bild 10)<br />
verwendet, so sind weitere Maßnahmen,<br />
z.B. gegen Hineinstürzen in die Einfüllöffnung,<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Diese Maßnahmen werden<br />
in unserem Merkblatt „Müllpressen“<br />
(Bestell-Nr. M 56) erläutert.<br />
Papierballenpressen<br />
Pressfahrzeuge, die an La<strong>der</strong>ampen als<br />
Papierpressen eingesetzt werden<br />
Die Müll press fahrzeuge werden dazu rückwärts<br />
an die Rampe gesetzt, die Presse<br />
wird eingeschaltet und von <strong>der</strong> Rampe beschickt.<br />
Hierbei besteht die Gefahr, dass die<br />
Ladeperson in die Presse stürzt und schwer<br />
verletzt o<strong>der</strong> getötet wird!<br />
Pressfahrzeuge sind so gebaut, dass sie gefahrlos<br />
von <strong>der</strong> Standebene des Fahrzeuges<br />
beladen werden können. Ein Beladen von<br />
Rampen o.Ä. aus ist bauartbedingt nicht<br />
vorgesehen.<br />
Es ist nur zulässig, wenn beson<strong>der</strong>e Schutzmaßnahmen<br />
getroffen sind, z.B. ein fest<br />
angebrachtes, mind. 1 m hohes dreiteiliges<br />
Gelän<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Rampe, das den Gefahrenbereich<br />
<strong>der</strong> Fahrzeugpresse ausreichend<br />
um wehrt.<br />
Ansonsten ist das Pressfahrzeug einige<br />
Meter von <strong>der</strong> Rampe entfernt aufzustellen<br />
und das Pressgut über die Stand ebene des<br />
Fahrzeuges in die Presse zu beför<strong>der</strong>n.<br />
Bild 10:<br />
Zwei Pressbehälter für Papierabfälle und Müll mit Sicherung gegen Hineinstürzen von Personen durch ein 1 m<br />
hohes Gelän<strong>der</strong> mit Gitterstäben. Durch den genügenden Abstand des Gelän<strong>der</strong>s zu <strong>der</strong> Kante <strong>der</strong> Rampe wird ein<br />
Abgleiten <strong>der</strong> Füße verhin<strong>der</strong>t und durch die gegebene Fußfreiheit die Standsicherheit <strong>der</strong> Bedienungsperson<br />
erhöht.<br />
15
Papierballenpressen<br />
Betriebsanweisung und<br />
Unterweisung<br />
Der Betrieb <strong>der</strong> Papierballenpresse ist<br />
durch eine Betriebsanweisung verbindlich<br />
zu regeln. Darin sind den damit befassten<br />
Mitarbeitern angemessene Informationen<br />
über die dabei auftretenden Gefahren und<br />
die Maßnahmen zu <strong>der</strong>en Abwendung in<br />
verständlicher Form und Sprache bekannt<br />
zu machen. Die Grundlage <strong>der</strong> Betriebsanweisung<br />
bilden neben den geltenden Sicherheitsbestimmungen<br />
die Ergebnisse <strong>der</strong><br />
Gefährdungsbeurteilung, die betrieblichen<br />
Einsatzbedingungen und die Vorgaben aus<br />
<strong>der</strong> Betriebsanleitung des Herstellers.<br />
Nachfolgende Themenfel<strong>der</strong> sollten in <strong>der</strong><br />
Betriebsanweisung behandelt werden:<br />
• Anfor<strong>der</strong>ungen an die mit <strong>der</strong> Bedienung<br />
beauftragten Personen<br />
• Vorgaben für den bestimmungsgemäßen<br />
Betrieb<br />
• Regelmäßige Kontrolle <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong><br />
Sicherheitseinrichtungen<br />
• Vorgehensweise bei Betriebsstörungen<br />
beim Auftreten von Mängeln, die die bestimmungsgemäße<br />
Funktion <strong>der</strong> Presse<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Sicherheitseinrichtungen beeinträchtigen<br />
• Verhalten bei Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
sowie bei Funktionsstörungen<br />
<strong>der</strong> Sicherheitseinrichtungen und bei<br />
Unfällen<br />
Weitere Hilfe zur Erstellung einer Betriebsanweisung<br />
bietet die Musterbetriebsanweisung<br />
aus den Anlagen zu diesem Merkblatt.<br />
Der Unternehmer muss dafür sorgen, dass<br />
an Papierballenpressen nur Mitarbeiter be-<br />
16<br />
schäftigt werden, die im si cheren Umgang<br />
mit <strong>der</strong> Presse sorg fältig unterwiesen worden<br />
sind.<br />
Dabei genügt es nicht, dieses Merkblatt<br />
den Beschäftigten zu überrei chen. Es ist<br />
vielmehr unter Beachtung <strong>der</strong> Betriebsanleitung<br />
des Herstellers <strong>der</strong> Presse eine gezielte<br />
Vorgehensweise erfor<strong>der</strong>lich:<br />
1. Die/<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Unterweisung Beauftragte<br />
muss in <strong>der</strong> Lage sein, Arbeiten an<br />
einer Papierballenpresse selbstständig sicher<br />
durchführen zu können.<br />
2. Die betroffenen Beschäftigten werden<br />
vor ihrem ersten Tätigwerden an <strong>der</strong><br />
Presse von den zuständigen Vorgesetzten<br />
in die Funktion <strong>der</strong> Presse und <strong>der</strong>en<br />
Schutzeinrichtungen sowie in die richtige<br />
Bedienung eingewiesen. Die Betriebsanweisung<br />
wird erläutert und ausgehändigt.<br />
3. Die Beschäftigten werden an schließend<br />
bei ihrer Tätigkeit beobachtet und erfor<strong>der</strong>lichenfalls<br />
erneut unterwiesen, bis<br />
eine sichere Arbeitsweise zur Gewohnheit<br />
wird.<br />
4. Die Unterweisung <strong>der</strong> Beschäftigten,<br />
auch <strong>der</strong> langjährig erfahrenen Mitarbeiter,<br />
ist in regelmäßigen Abständen, mindestens<br />
jedoch einmal jährlich, zu wie<strong>der</strong>holen.<br />
Der Inhalt und die Durchführung <strong>der</strong> Unterweisung<br />
muss schriftlich festgehalten werden.<br />
Zur Organisation und Dokumentation<br />
hält die <strong>BGHW</strong> - <strong>Sparte</strong> <strong>Einzelhandel</strong> für ihre<br />
Mitgliedsunternehmen kostenlose Vordrucke<br />
unter <strong>der</strong> Bestell-Nr. A 238 bereit. Weitere<br />
Informationen zum Thema Unterweisung<br />
bietet die Broschüre „Unterweisungen/Betriebsanweisungen“<br />
(Be stell -Nr. B 36).
Betriebsanweisung<br />
Umgang mit stationären Papierballenpressen<br />
Firma: Datum:<br />
Arbeitsplatz/Tätigkeit: Musterbereich Unterschrift:<br />
1. Anwendungsbereich<br />
Diese Betriebsanweisung gilt für das sichere Bedienen von stationären Papierballenpressen durch unterwiesene<br />
Personen.<br />
2. Gefahren für Mensch und Umwelt<br />
• Quetschen, Scheren und Stoßen, zwischen Pressplatte und div. Strukturen im Pressschacht, den schweren<br />
Verschlüssen <strong>der</strong> Ein- und Auswurföffnungen sowie den Einrichtungen zum Ballenauswurf:<br />
– bei nicht bestimmungsgemäßer Durchführung <strong>der</strong> vorgegebenen Arbeitsabläufe, z.B. beim Öffnen und<br />
Schließen <strong>der</strong> Ein- und Auswurföffnung, dem Verschnüren und Auswerfen des Ballens, <strong>der</strong> Reinigung<br />
des Innenraumes, <strong>der</strong> Beseitigung von Betriebsstörungen<br />
– in Folge schadhafter Schutzeinrichtungen an den Verschlüssen <strong>der</strong> Ein- und Auswurföffnungen, z.B. defekte<br />
Gasdruckfe<strong>der</strong>n, Bedienungshebel und <strong>der</strong>en Sicherungen<br />
– nach nicht fachgerecht ausgeführten Wartungs- und Reparaturarbeiten<br />
• Verletzungen durch herabfallende Gegenstände, z.B. Gebinde des Verschnürmaterials, Lanzen zum Anlegen<br />
<strong>der</strong> Verschnürung<br />
• Stromschlag, z.B. nach Quetschungen <strong>der</strong> Geräteanschlussleitung durch die Pressplatte o<strong>der</strong> durch die<br />
Verschnürung<br />
• Lärmexposition, insbeson<strong>der</strong>e bei Defekten an <strong>der</strong> Hydraulik o<strong>der</strong> den Führungen <strong>der</strong> Pressplatte<br />
3. Schutzmaßnahmen<br />
• Für notwendige Wartungs- und Bedienungsarbeiten muss ausreichend Platz um den Behälter freigehalten<br />
werden.<br />
• Die Papierballenpresse darf nur bestimmungsgemäß, d.h. wie vom Hersteller in <strong>der</strong> Betriebsanleitung<br />
festgelegt, betrieben und wie vom Unternehmer angewiesen mit Pressgut befüllt und benutzt werden.<br />
• Die Papierballenpresse darf nur von unterwiesenen Personen bedient werden.<br />
• Die Papierballenpresse muss vor Arbeitsbeginn auf äußerlich sichtbare Schäden geprüft werden.<br />
• Schutz- o<strong>der</strong> Sicherheitseinrichtungen dürfen nicht unwirksam gemacht, umgangen o<strong>der</strong> Missbräuchlich<br />
benutzt werden.<br />
• Stolper-, Rutsch- und Sturzgefahren müssen, insbeson<strong>der</strong>e um die Presse herum, umgehend beseitigt werden.<br />
• Vor Inbetriebnahme <strong>der</strong> Presse müssen evtl. entfernte Absturzsicherungen (z.B. Steckgelän<strong>der</strong>) wie<strong>der</strong> angebracht<br />
werden. Ein Einschalten <strong>der</strong> Presse vor dieser Arbeit ist streng verboten.<br />
• Das Betreten <strong>der</strong> Papierballenpresse o<strong>der</strong> das Einsteigen in die Presse ist strengstens untersagt!<br />
• Nach Beendigung <strong>der</strong> Arbeit ist die Papierballenpresse gegen unbefugte Benutzung zu sichern.<br />
4. Verhalten bei Störungen/Unfällen<br />
• Bei <strong>der</strong> Behebung von Betriebsstörungen sind die Vorgaben aus <strong>der</strong> Betriebsanleitung des Herstellers zu beachten,<br />
bei unklaren o<strong>der</strong> fehlenden Vorgaben ist die Presse still zu setzen und die/<strong>der</strong> Vorgesetzte zu informieren.<br />
• Bei Erkennen von Funktionsstörungen <strong>der</strong> Schutz- und Sicherheitseinrichtungen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en sicherheitsrelevanten<br />
Mängeln ist die Presse still zu setzen und <strong>der</strong> Schaden umgehend <strong>der</strong>/dem Vorgesetzten<br />
zu melden.<br />
• Keine Reparaturversuche; Reparaturen dürfen nur von Fachleuten vorgenommen werden.<br />
5. Erste Hilfe<br />
Nach einem Unfall:<br />
• Papierballenpresse stillsetzen; evtl. die verletzte Person durch Sofortmaßnahmen etc.<br />
versorgen<br />
• Unfall entsprechend den getroffenen Regelungen melden und weitere Erste-Hilfe-<br />
Maßnahmen veranlassen.<br />
• Notruf 112<br />
Muster-Betriebsanleitung Geschäftsleitung Mustermann<br />
Dieses Muster muss vor einer Verwendung im Betrieb an die betrieblichen Belange und Gegebenheiten angepasst werden.
Papierballenpressen<br />
Rechtsquellen/Schriften<br />
• Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG)<br />
• Betriebssicherheitsverordnung<br />
• Maschinenverordnung (9. GPSGV)<br />
(alle drei Vorschriften enthalten in Broschüre „Staatliche Arbeitsschutzbestimmungen“,<br />
Be stell-Nr. B 1)*<br />
• Unfallverhütungsvorschrift „Grund sätze <strong>der</strong> Prävention“ (BGV A 1)*<br />
• BG-Regel „Grundsätze <strong>der</strong> Prävention“ (BGR A 1)*, Abschnitt 2.7<br />
• BG-Regel „Betreiben von Arbeitsmitteln“ (BGR 500)*, Kapitel 2.2 „Betreiben von Druckund<br />
Papierverarbeitungsmaschinen“.<br />
• BG-Information „Schutzmaßnahmen beim Betreiben von Ballenpressenanlagen“<br />
(BGI 5008)*<br />
• DIN EN ISO 13857 „Sicherheit von Maschinen – Sicherheitsabstände gegen das Erreichen<br />
von Gefährdungsbereichen mit den oberen und unteren Gliedmaßen“<br />
• DIN EN <strong>34</strong>9 „Sicherheit von Maschinen – Min dest abstände zur Vermeidung des Quetschens<br />
von Körperteilen“<br />
• Merkblatt „Müllpressen“ (Bestell-Nr. M 56)*<br />
• Sicherheits-Check „Verkaufsstellen” (Bestell-Nr. A 110)*<br />
• Arbeitsmittel „Nachweisblock zur betrieblichen Unterweisung“ (Be stell-Nr. A 238)*<br />
• Broschüre „Unterweisungen /Be triebs anweisungen“ (Bestell-Nr. B 36 )*<br />
* für Mitgliedsbetriebe kostenlos zu beziehen bei <strong>der</strong> <strong>BGHW</strong> o<strong>der</strong> im Internet herunterzuladen<br />
unter www.bghw.de/medienangebot unter dem Link „Zum Medienshop“.<br />
Die in diesem Merkblatt enthaltenen technischen Lösungen schließen an<strong>der</strong>e mindestens<br />
ebenso sichere Lösungen nicht aus, die auch in technischen Regeln an<strong>der</strong>er Mitgliedstaaten<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Türkei o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Vertragsstaaten des Abkommens über<br />
den Europäischen Wirtschaftsraum ihren Nie<strong>der</strong>schlag gefunden haben können.<br />
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<strong>BGHW</strong> - Prävention<br />
Postfach 12 08<br />
53002 Bonn<br />
Telefax 02 28 / 54 06 - 58 99<br />
Bestellung per E-Mail: medien@bghw.de<br />
Internet: www.bghw.de<br />
Bestell-Nr. M <strong>34</strong> Ausgabe August 2011 Druck: Brandt GmbH, Bonn (08.11)