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Pippi Langstrumpf

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Interview mit Laura Maire & Frank Gustavus<br />

Judith Kaiser: <strong>Pippi</strong> ist eine Ikone der Kinderliteratur. War das eine besondere<br />

Herausforderung, ihr die Stimme zu geben?<br />

Laura Maire: Ja, schon. Ich mag Astrid Lindgren einfach gern. Ich habe die<br />

<strong>Pippi</strong>-Filme vorher noch nicht gesehen. Aber die Bücher von Astrid<br />

Lindgren, z.B. die Brüder Löwenherz und so mag ich wahnsinnig<br />

gern. Deswegen ist es für mich einfach auch schön. Ich habe<br />

einen kleinen Sohn, und ich stelle mir vor, dass der später diese<br />

<strong>Pippi</strong>-Hörspiele hört. Wenn ich auf Reisen bin, dann kann er kann<br />

mich hören – das freut mich.<br />

Frank Gustavus: Es war ein großes, großes Glück, dass Laura die <strong>Pippi</strong>-Filme nicht<br />

gekannt hat - die Filme, mit der die meisten die Figur <strong>Pippi</strong><br />

<strong>Langstrumpf</strong> sicherlich in Verbindung bringen. Jeder andere hätte<br />

wahrscheinlich versucht, gegen dieses Bild der Inger Nilsson und<br />

die damit verbundene damalige Synchronstimme anzuspielen. Das<br />

musste Laura nicht machen. Es ist ja eigentlich verrückt, denn<br />

jeder kennt diese Filme, nur bis nach Pfaffenhofen im Bayerischen<br />

sind die nicht vorgedrungen… Deswegen konnte sie ganz frei<br />

aufspielen, was toll war. Sonst hätte sie wahrscheinlich immer<br />

versucht, dieses Bild zu bedienen. Aber das war gar nicht nötig.<br />

Judith Kaiser: Laura Maire, was macht Ihre <strong>Pippi</strong>-Interpretation denn aus?<br />

Laura Maire: Ich habe einfach versucht, sie so unbedarft, frisch, frei und<br />

fröhlich zu machen wie möglich, und vor allem frech. <strong>Pippi</strong> ist<br />

schnell im Kopf und kann schnell reagieren. Sie ist sehr flink und<br />

auch körperlich eigentlich fast ein bisschen wie ein kleiner Affe.<br />

Ihren kleinen Affen hat sie ja auch immer dabei und sie selbst ist<br />

wie so ein Flummy…<br />

Frank Gustavus: Dem ist eigentlich fast nichts hinzuzufügen. Obwohl es ein alter,<br />

bekannter Stoff ist, ist er mit Laura Maire irgendwie frisch und<br />

neu. Also ich finde, wir hätten keine bessere <strong>Pippi</strong> <strong>Langstrumpf</strong><br />

kriegen können.<br />

Judith Kaiser: Laura Maire, was gefällt Ihnen denn an <strong>Pippi</strong> besonders?<br />

Laura Maire: Mir persönlich gefällt, dass sie trotz des vielen Geldes, das sie hat,<br />

so freigiebig ist und überhaupt nicht geizig. Dass sie sich von den<br />

Erwachsenen nichts sagen lässt, wenn es ihr nicht in den Kram<br />

passt. Und dass sie immer reisen kann und über die Weltmeere<br />

segeln … Sie hat so ein Leben, wie man es sich als kleines Kind<br />

wünscht. Und das gefällt mir.<br />

Judith Kaiser: Frank Gustavus, haben Sie auch spezielle Vorstellungen von <strong>Pippi</strong>?


Frank Gustavus: Also, was bei aller Vorlautheit und ihrem anarchischen Charakter<br />

auch ganz, ganz wichtig ist, das ist ihr riesengroßes, gutes Herz.<br />

<strong>Pippi</strong> ist immer für ihre Freunde da und sie ist bereit, bei ihren<br />

Freunden zu bleiben und nicht mit ihrem Vater, den sie ewig nicht<br />

gesehen hat, in die Südsee zu reisen. Als sie dann schließlich doch<br />

mit ihnen zusammen in die Südsee reist und Tommy und Annika<br />

Heimweh haben, weil sie gerne zu Hause Weihnachten feiern<br />

würden, da ist sie bereit, nach Hause zu reisenfahren und ihren<br />

einzigen Familienteil, ihren Vater, zurück zulassen. Für ihre<br />

Freunde tut <strong>Pippi</strong> alles. Das ist ein sehr, sehr schöner<br />

Charakterzug an ihr. Und ihr anarchischer Kinderhumor ist<br />

natürlich sehr toll, ihre wahnsinnigen Lügengeschichten, die von<br />

einer unglaublicher Phantasie zeugen. Der Tonmeister und ich –<br />

wir haben bei den Aufnahmen sehr, sehr viel Spaß daran gehabt.<br />

<strong>Pippi</strong> ist eine Kinderheldin, sie ist so, wie viele Kinder vielleicht<br />

gerne wären.<br />

Judith Kaiser: Es gibt ja auch viele sehr anrührende Szenen, wenn <strong>Pippi</strong> den<br />

hungrigen Einbrechern was zu Essen gibt und ihnen noch zum<br />

Abschied ein Goldstück in die Hand drückt… <strong>Pippi</strong> hat ja ganz viele<br />

Facetten und ich finde auch, dass Laura Maire das ganz toll liest.<br />

Sie liest nicht nur die verrückte, sondern auch die philosophische<br />

<strong>Pippi</strong>, die über vieles anders denkt als die anderen.<br />

Frank Gustavus: Mit großem Herz – und sie liest es nicht – Laura Maire spielt es! Es<br />

gibt viele Szenen, in denen der Erzähler beschreibt, was <strong>Pippi</strong> zum<br />

Beispiel in der Küche macht, wie sie gerade Pfannkuchen oder<br />

Plätzchen backt. Und Laura Maire spielt das dann im Hintergrund<br />

alles mit. Das ist nicht nur gelesen, das ist Hör-Spiel!<br />

Judith Kaiser: Frank Gustavus, war es nicht eine besondere Herausforderung,<br />

<strong>Pippi</strong> noch einmal neu zu vertonen? Es gibt schon die Hörspiele<br />

aus den 60er Jahren, die Filme kennen ganz viele. Jeder kennt<br />

<strong>Pippi</strong>, es ist einfach so eine bekannte Figur.<br />

Frank Gustavus: Es ist Segen und Fluch zugleich. Alle, denen ich erzählte, dass wir<br />

<strong>Pippi</strong> neu vertonen, waren skeptisch, ob wir den Geist der Filme<br />

von damals einfangen könnten. Vor allem die Filme sind für alle<br />

wichtig gewesen. Ich persönlich bin nicht mit den alten Hörspielen<br />

groß geworden, sondern hab die Platten erst so mit Anfang, Mitte<br />

30 auf dem Flohmarkt erstanden. Darüber bin ich heute froh,<br />

denn dagegen musste ich schon mal nicht an- arbeiten. Ich hatte<br />

schon ein bisschen Angst, dass wir nicht die geeignete <strong>Pippi</strong><br />

finden. Die Messlatte lag durch die Filme sehr, sehr hoch. Wir<br />

haben 60, 70 Kinder im Alter von 7 bis 15 Jahren durchgetestet –<br />

und alle haben das nicht hingekriegt. Sie haben alle diesen<br />

großen, schwierigen Text mit 5 bis 6 Betonungen pro Satz nicht<br />

geschafft. <strong>Pippi</strong>s Lügengeschichten sind sehr schwierig zu<br />

stemmen. Das ist teilweise eine DIN A 4 Seite Text am Stück. Und


dann fiel mir zum Glück Laura Maire ein, mit der ich schon ein<br />

Hörbuch aufgenommen hatte und ich wusste, dass sie sehr jung<br />

klingen kann. Und sie war dann tatsächlich unsere <strong>Pippi</strong>. Die<br />

Herausforderung so einen Klassiker noch mal zu beleben, war<br />

natürlich sehr groß. Aber es hat auch großen, großen Spaß<br />

gemacht! Wir haben die Originalmusik neu eingespielt bekommen,<br />

konnten mit einem tollen Geräuschemacher und überhaupt mit<br />

einer sehr guten, großen Besetzung arbeiten. Ich denke, wir<br />

konnten das Flair von Astrid Lindgrens Vorlage ganz gut<br />

einfangen. Ich glaube für viele Kinder, die jetzt mit unserem<br />

Hörspiel aufwachsen, ist Laura Maire <strong>Pippi</strong>. Und für alle, die ihre<br />

alte Film-<strong>Pippi</strong> haben wollen, gibt es dann ja auch den Filmton<br />

irgendwo auf CD. Man wird den heute erwachsenen <strong>Pippi</strong>-Fans<br />

die eigenen Kindheitserlebnisse im Jahr 2009 nicht wieder neu<br />

bescheren können.<br />

Judith Kaiser: Was war Ihnen besonders wichtig bei der Umsetzung?<br />

Frank Gustavus: Mir war es wichtig, den Ton der Hauptfigur richtig zu treffen und<br />

Tommy und Annika authentisch mit Kindern zu besetzen. Laura<br />

Maire, die die <strong>Pippi</strong> spricht ist Ende 20 und Tommy und Annika<br />

sind 12 und 10 – und passen trotzdem zusammen. Es<br />

funktionierte sogar ganz wunderbar. Eigentlich war die große<br />

Herausforderung: Alle Rollen optimal zu besetzen und<br />

rüberzubringen.<br />

Ein Kappuzineräffchen haben wir sogar auch noch in einem<br />

Tonarchiv gefunden. Das war ebenfalls eine Herausforderung. Wir<br />

hatten schon überlegt, ob wir dafür einen echten Affen ins Studio<br />

kommen lassen, aber es ging dann auch so…<br />

Judith Kaiser: Laura Maire, Sie waren jetzt 3 Tage im Studio und haben Ihren<br />

Part, die <strong>Pippi</strong> <strong>Langstrumpf</strong>, für die Hörspiele „<strong>Pippi</strong> 3, 4, 5 und 6“<br />

aufgenommen. Wie waren denn die Aufnahmen?<br />

Laura Maire: Die waren sehr schön, besonders weil es immer was zu essen gab!<br />

<strong>Pippi</strong> isst dauernd irgendwas. Und wenn sie zum Beispiel<br />

Brotfrucht isst, haben wir, weil wir keine Brotfrucht hier hatten,<br />

einen Apfel genommen, für Pfannkuchen haben wir weiße Mäuse<br />

genommen und für Zwieback Kekse usw.<br />

Tommy und Annika waren leider nicht da, die konnten keine Kekse<br />

essen… Die beiden wurden vor mir aufgenommen, also musste ich<br />

mir sie sozusagen vorstellen.<br />

Judith Kaiser: Ist das eine besondere Herausforderung beim Hörbuch-Sprechen:<br />

Alleine dazusitzen und sich die Mitsprecher vorzustellen?


Laura Maire: Frank Gustavus, der Regisseur, hat ja die anderen Stimmen im<br />

Kopf und kann mir auch sagen: „Ja, so passt es“ oder „so passt es<br />

nicht“.<br />

Frank Gustavus: Es ist das große Glück, dass Laura quasi das ganze Hörspielskript<br />

durchspielt. Wenn sie nicht dran ist, stellt sie sich Tommy und<br />

Annika vor und atmet dann weiter, lacht mit den beiden mit oder<br />

macht kleine Reaktionen auf ihre Mitspielertexte und auch auf die<br />

Erzählerpassagen. Das funktioniert so ganz wunderbar. Eigentlich<br />

ist es schöner, alle Beteiligten einer Szene zusammen<br />

aufzunehmen, was wir in vielen Szenen auch so machen, aber da<br />

unsere Kindersprecher noch zur Schule gehen und Laura aus<br />

München nach Hamburg eingeflogen wurde, war das in den <strong>Pippi</strong>-<br />

Tommy-und-Annika-Szenen nicht möglich. Aber es hat auch so<br />

wunderbar geklappt<br />

Laura Maire: Man hat ja eine bestimmte Vorstellung von einer Szene - und<br />

wenn man mit kleineren Kindern zusammen spielt - dann sind die<br />

nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Dann hat man einen<br />

anderen Gegenpart als man ihn vielleicht gerne hätte… Und dann<br />

ist es eigentlich schöner, wenn man sich das Gegenüber vorstellen<br />

kann.<br />

Frank Gustavus: Das Problem dabei ist auch technischer Natur: Jüngere Kinder sind<br />

manchmal ein bisschen hibbelig, und <strong>Pippi</strong> hat teilweise über eine<br />

DIN-A4 Seite Lügengeschichten zu erzählen. Wenn dann plötzlich<br />

jemand mit dem Fuß aufstampft, sich kratzt oder sonst irgendein<br />

Geräusch macht, dann müsste man alles wieder neu sprechen und<br />

aufnehmen.

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