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Neues wagen! - Veranstaltungskalender für Körper Geist und Seele

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Spirituelles Wissen<br />

28<br />

„Wer hat unserer<br />

Welt diesen<br />

Haufen Mist vor<br />

die Tür gekippt?“<br />

Trockener britischer Humor <strong>und</strong> kein Blatt vor<br />

den M<strong>und</strong>: Richard Sylvester ist ein Advaita-Lehrer<br />

der besonderen Art. „Erleuchtung“, „Befreiung“,<br />

„Erlösung“ – das sind <strong>für</strong> ihn keine Heiligkeiten.<br />

Hat er doch am eigenen Leibe erfahren, dass es sich<br />

damit total anders verhält als üblicherweise angenommen.<br />

Erstmals kommt Richard Sylvester nach<br />

Deutschland. Ein Gespräch zur Einstimmung.<br />

Richard, du sagst, du seist „befreit“ …<br />

Halt, ich bin es nicht, der befreit ist …<br />

Wer sonst?<br />

Niemand. Befreiung geschieht, ohne ein Ich. Das ist<br />

ja gerade der Witz.<br />

Wie bitte? Was geschieht dann, im Moment der Befreiung?<br />

An einem warmen Sommerabend in einem Bahnhof<br />

mitten in London verschwindet urplötzlich <strong>und</strong> vollständig<br />

dieses Ich-Gefühl. Alles bleibt wie vorher<br />

– Leute, Züge, Bahnsteige, tausenderlei Dinge. Aber<br />

alles wird zum ersten Mal ohne eine Person gesehen,<br />

die all das vermittelt oder interpretiert.<br />

Das muss fantastisch gewesen sein!<br />

Quatsch. Alles ohne Lichtblitze, ohne Feuerwerk,<br />

nichts von dem bunten Gestrudel eines LSD-Trips.<br />

Und doch das ultimative „Wow“. Hast du schon mal<br />

einen ganz gewöhnlichen Bahnhof ohne jegliches Ich-<br />

Gefühl gesehen?<br />

Nein, wohl nicht.<br />

In dem Moment wird das Gewöhnliche als das Außergewöhnliche<br />

gesehen. Klingt gut. Aber was ist dann<br />

das Besondere? Nichts ist besonders, auch das hier<br />

nicht. Aber in einem einzigen Augenblick stellt sich<br />

heraus, dass niemand da ist.<br />

Wie bitte?<br />

Dieses Gefühl, da sei eine Person, war bisher immer<br />

da. Eine Konstante, die diesem Leben Sinn gegeben<br />

hat. All die vielen Lebensjahre ist das Ich nie in Frage<br />

gestellt worden.<br />

© paul prescott - Fotolia.com<br />

Doch, natürlich: Ich stelle mein Ego ständig in Frage.<br />

Dann wurde Befreiung erfahren?<br />

… nun, eher nicht. Aber die eigenen Grenzen werden<br />

einem bewusst.<br />

Wem? Das Eine kennt keine Grenzen.<br />

Was empfindet man, wenn das Ich entgrenzt wird?<br />

Plötzliches Erschrecken: Es ist klar, dass ich nie ein<br />

Leben gehabt habe, weil es mich als ein Ich nie gegeben<br />

hat. Einen ewigen Sek<strong>und</strong>enbruchteil lang wird<br />

erkannt, dass kein Ich da ist. Ich lebe nicht, ich werde<br />

gelebt. Ich handle nicht, Handeln geschieht. Durch<br />

mich, die Marionette des Göttlichen.<br />

Richard, es gibt Bücher, in denen all das schon ellenlang<br />

erklärt worden ist. Aber da steht dann auch, dass Befreiung<br />

das Ende aller Leiden bedeutet.<br />

Dann lautet die Aussage letzten Endes: Kommt zur<br />

Nondualität, Brüder <strong>und</strong> Schwestern, <strong>und</strong> ihr findet<br />

Erlösung.<br />

Das siehst du anders?<br />

Zur Verringerung des Leidens kann es auch kommen,<br />

wenn wir im Bus sitzen <strong>und</strong> die Zeitung lesen. Oder<br />

in der Kneipe ein Bierchen heben.<br />

Was ist dann der Vorteil, wenn ich befreit bin?<br />

Es gibt keinen. Es ist alles gleich. Im Augenblick des<br />

Todes bist du eh befreit. Es hat nur einen gewissen<br />

Charme, diese Stufe früher zu erreichen.<br />

Was ist mit Karma <strong>und</strong> Wiedergeburt?<br />

Nur eine Idee, wie alles andere auch. Eine Story, die<br />

uns unterhält, wenn wir gut drauf sind. Wenn wir<br />

schlecht drauf sind, ist es eine Idee, die unserem nackten<br />

Dasein ein Kleid von Sinn <strong>und</strong> Bedeutung anzieht.<br />

Und uns tröstet.<br />

Aber Selbsterforschung, Meditation <strong>und</strong> so etwas können<br />

doch zu Befreiung <strong>und</strong> Transformation führen?<br />

KGSBerlin 03/2009

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