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schlüsselwerke - musikFabrik

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SCHLÜSSELWERKE DER NEUEN MUSIK<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

05.–06.12.2008<br />

06.12.2008<br />

MORGEN, KINDER, WIRD WAS TÖNEN<br />

Familientag der <strong>musikFabrik</strong><br />

X · 1<br />

Werke


ÜbERbLICK<br />

Veranstaltungen<br />

SCHLÜSSELWERKE-FESTIvAL DER MuSIKFAbRIK<br />

Freitag 05.12.<br />

K 1 19.00 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 08<br />

EDGAR vARèSE, FERRuCCIO buSONI<br />

K 2 20.00 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 11<br />

OLIvIER MESSIAEN<br />

K 3 21.30 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 14<br />

JOHN CAGE<br />

K 4 22.30 uhr / studiO - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 19<br />

PIERRE SCHAEFFER/PIERRE HENRy, LuC FERRARI<br />

samstag 06.12.<br />

K 5 19.00 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 22<br />

KARLHEINz STOCKHAuSEN, HELMuT LACHENMANN, PIERRE bOuLEz<br />

SCHLÜSSELWERKE? – GESPRäCH<br />

K 6 20.30 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 26<br />

GyÖRGy LIGETI<br />

K 7 21.30 uhr / kOmed-saal - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 28<br />

IANNIS XENAKIS<br />

samstag 06.12.<br />

MORGEN, KINDER, WIRD WAS TÖNEN<br />

Familientag der <strong>musikFabrik</strong><br />

14.00 uhr / kOmed-FOyer (1. Og) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 42<br />

bEGRÜSSuNG IM FOyER<br />

14.30–15.50 uhr / studiO (2. ug) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 43<br />

„DIE REISE NACH ...“ – WORKSHOP<br />

14.30 – 14.55 uhr / kammermusikraum (2. ug) - - - - - - - - - - - - - - - - s. 43<br />

MITMACHAKTION zu LIGETI<br />

15.00–15.25 uhr / kOmed-saal (1. Og) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 43<br />

ÖFFENTLICHE GENERALPRObE LIGETI<br />

15.30–15.55 uhr / kammermusikraum (2. ug) - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 43<br />

MITMACHAKTION zu STOCKHAuSEN<br />

16.00–16.25 uhr / kOmed-saal (1. Og) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -s. 43<br />

ÖFFENTLICHE GENERALPRObE STOCKHAuSEN<br />

16.30–17.30 uhr / kOmed-FOyer (1. Og) - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - s. 43<br />

MITMACHAKTIONEN uND AuFTRITT DER WORKSHOPTEILNEHMER<br />

AuFTRITT ENSEMbLE MAuL & TROMMEL<br />

MuSIKFAbRIK SPIELT DIE uNENDLICHE PARTITuR<br />

Durchgängige Angebote zum Hereinschnuppern und Weiterziehen: - - - - - - - - - - - - - - - S. 44<br />

uNENDLICHE PARTITuR / 1. ug<br />

kinder malen graphische Partituren, musiker der <strong>musikFabrik</strong> interpretieren<br />

AuDIObAR / Foyer, eg<br />

beiträge von kindern über kinder aus den plug-in-Projekten<br />

PLuG-IN-FILM / Foyer, eg<br />

dokumentationsfilm über die gemeinsamen pädagogischen<br />

Projekte von <strong>musikFabrik</strong> und büro für konzertpädagogik<br />

MuSIKPIRATEN / Foyer, eg<br />

Premiere der ersten vier spielszenen der <strong>musikFabrik</strong>-kinderwebsite<br />

TRAuMKLäNGE – JIMIS REISE / 1. ug<br />

Von kindern gemalter und vertonter Film<br />

aus dem Projekt der kölnerkinderuni und der <strong>musikFabrik</strong><br />

KLEINKINDERbETREuuNG / gläserner raum, eg<br />

ESSEN uND TRINKEN / lichthof, 2 ug<br />

2 · 3


SESAM ÖFFNE DICH!<br />

die neue On-kOnzertreihe mit schlüsselWerken<br />

der neuen musik<br />

seit langem pflegen wir ein festes repertoire an symphonien, Opern,<br />

konzerten, Quartetten, liedern und klavierwerken des 18. und 19. Jahr-<br />

hunderts. gemessen an der menge der in diesem zeitraum komponierten<br />

musik ist die zahl der kanonisierten Werke verschwindend. in einem<br />

ähnlichen Verhältnis stehen klasse und masse der musik des 20. Jahrhunderts,<br />

mit dem großen unterschied, dass hier die meisterwerke<br />

vom großen rest noch kaum geschieden sind. die geschichtsschreibung<br />

dieser jüngsten epoche ist noch in bewegung. sie hat zwar ebenfalls<br />

so etwas wie einen kanon herausgebildet, doch wird dieser zumeist in<br />

scheinbar wertneutralen chroniken, synopsen oder Werkindexen versteckt.<br />

Warum vermeiden enzyklopädien, lexika und handbücher, offen<br />

von einem kanon maßgeblicher Werke zu sprechen? Weil man sich<br />

angreifbar zu machen scheut? Weil diskussionen über Werte und kriterien<br />

zu befürchten sind? Weil die auswahl eben dieser und keiner anderen<br />

titel angefochten werden könnte? Weil man begründungen liefern müsste,<br />

historische, ästhetische, technische, aufführungspraktische, soziale,<br />

politische, nationale, ideologische oder auch ganz subjektive, persönliche?<br />

MuSIKALISCHE LEITFOSSILIEN<br />

Jede geschichtsschreibung – und sei sie noch so quellenkundlich korrekt<br />

und methodenkritisch reflektiert – erfolgt aus ihrer eigenen zeit und<br />

Perspektive. alle epochen schreiben die historie der ihr vorangegangenen<br />

epochen neu. so ist auch jede kanonbildung eine zeit- und ortstypische<br />

konstruktion mit teils deutlichen unterschieden zu früheren kanoni-<br />

sierungen in anderen städten und ländern. in köln haben seit einem Jahr<br />

professionell mit neuer musik befasste musiker, Veranstalter, Journalisten,<br />

Wissenschaftler und Pädagogen eine ausufernde liste an <strong>schlüsselwerke</strong>n<br />

erstellt, die dann von einer dreiköpfigen arbeitsgruppe (louwrens<br />

langevoort, intendant der kölner Philharmonie; hermann-christoph<br />

müller, musikreferent der stadt köln, und thomas Oesterdiekhoff,<br />

geschäftsführer des ensembles <strong>musikFabrik</strong>) zu einem kanon verdichtet<br />

wurde. übrig bleiben sollten nur Werke der neuen musik, die zum ersten<br />

mal bestimmte Fragen aufgeworfen, neue aspekte erkundet, anstöße<br />

für wesentliche techniken, stilistiken oder ganze richtungen der neuen<br />

musik gegeben und damit folgenreich gewirkt haben. dem experiment<br />

liegt folgende überlegung zugrunde: Wenn die bahnbrechenden epochenwerke<br />

so etwas wie die „leitfossilien“ des musikalischen 20. Jahrhunderts<br />

sind, dann können sie auch als türöffner zu einer musik dienen, die<br />

den meisten menschen verschlossen ist bzw. gegen die sich umgekehrt<br />

die meisten menschen verschließen.<br />

ein kanon entsteht nicht auf dem reißbrett als trockene Quersumme<br />

von expertenmeinungen. im gegenteil. er ist das resultat lebendiger<br />

musikgeschichte, an der sich musiker, Veranstalter und die interessierte<br />

Öffentlichkeit gleichermaßen beteiligen. ein kanon ist das ergebnis eines<br />

komplexen selektions- und Filtervorgangs, bei dem viel musik – zu recht<br />

oder unrecht – vergessen wird, während einige Werke – zum teil nach<br />

gravierenden umwertungen – eine besonders lebhafte, vielseitige und<br />

lang anhaltende rezeption erfahren. zur zeit ihrer entstehung gefeierte<br />

Werke sind schon wenig später vergessen, während zunächst durch-<br />

gefallene stücke plötzlich neu entdeckt und noch nach Jahrhunderten mit<br />

großer anteilnahme aufgeführt und gehört werden, etwa beethovens<br />

Fidelio oder die 9. symphonie. Vor dem hintergrund der kompetenzen,<br />

erfahrungen, Vorlieben und aufführungspraktischen möglichkeiten der<br />

kölner Veranstalter, musiker und ensembles hat On jetzt einen kölner<br />

kanon des Jahres 2008 erstellt, der kein angestaubter Papiertiger bleiben<br />

möchte. im Wissen um die Wandelbarkeit von Werken und Werten will<br />

die darauf gegründete neue kölner konzertreihe mit <strong>schlüsselwerke</strong>n im<br />

Verbund mit moderationen, Vorträgen, gesprächen, ausstellungen und<br />

anderen Vermittlungsformen in lebendige interaktion mit dem Publikum<br />

treten, um aktiv an der diskussion und bildung eines kanons der neuen<br />

musik mitzuwirken.<br />

On will nicht einfach mit gütesiegel verbriefte meisterwerke präsentieren.<br />

die <strong>schlüsselwerke</strong>-reihe ist kein guide de michelin, baedeker<br />

oder „the best of 20th century music“. stattdessen sollen zentrale Werke<br />

von solo, kammermusik, ensemble, Orchester, Oper, chor und elektronik<br />

in erhellende musik-, kunst-, geistes- sowie allgemein sozial- und kultur-<br />

geschichtliche zusammenhänge gestellt werden, welche die schlüsselfunktion<br />

der Werke einem möglichst breiten Publikum ohne hohe<br />

bildungsschwellen erlebbar machen und zugleich die historische tiefendimension<br />

von ansätzen und Werken unserer unmittelbaren gegenwart<br />

verdeutlichen. insofern betreibt die neue reihe keine selbstbespiegelnde<br />

nabelschau der neuen musik. Vielmehr versteht sie sich als angebot zum<br />

hören und diskutieren. sie möchte die bildung eines repertoires aus<br />

zentralen Werken der neuen musik befördern und insgesamt die neue mu-<br />

sik stärker im öffentlichen diskurs verankern, indem sie die oft getrennten<br />

bereiche bildung und erlebnis zu prägenden bildungserlebnissen zu-<br />

sammenzufassen sucht. unterstützend werden im On-magazin sowohl<br />

externe experten das thema der repertoire- und kanonbildung mit<br />

darstellungen und gegendarstellungen kritisch begleiten als auch laien<br />

und Persönlichkeiten des musik- oder kulturlebens ganz individuelle<br />

schlüsselerlebnisse mit <strong>schlüsselwerke</strong>n oder auch mit schlüsselfiguren<br />

der neuen musik schildern.<br />

4 · 5


KLINGENDER KOMPASS<br />

doch bleiben bedenken. ist ein kanon der neuen musik nicht ein Widerspruch<br />

in sich? soll damit festgeschrieben werden, was wesentlich<br />

bewegung und aufbruch ins unbewährte ist? immerhin traten führende<br />

Vertreter der nachkriegsavantgarde mit dem anspruch auf, durch „revolution<br />

in Permanenz“ zu einem immer neuesten, avanciertesten stand<br />

des materials vorzudringen und mit jedem Werk ein neues kapitel<br />

musikgeschichte zu schreiben. anstelle solch linearen geschichts- und<br />

Fortschrittsdenkens herrscht indes heute längst totale gleichzeitig-<br />

keit und gleichwertigkeit unterschiedlichster stile, sparten, ansätze und<br />

techniken. statt kunstwerke lediglich als etappen eines zwanghaften<br />

selbstüberbietungsprozesses zu betrachten, sollten besser die eigenständigen<br />

Qualitäten der Werke entdeckt werden. dass Pierre boulez<br />

1952 aus der Perspektive seines eigenen seriellen komponierens schönberg<br />

für tot erklärte und dessen frei atonale Werke als bloße „Vorbe-<br />

reitungsstufen“ mit allenfalls dokumentarischem Wert abtun zu können<br />

glaubte, erscheint heute als absurde Vermessenheit eines künstlers in<br />

selbst angemaßtem gleichklang mit hegels wehendem Weltgeist.<br />

die bemühungen um einen kanon an <strong>schlüsselwerke</strong>n zeigen ein<br />

wachsendes bedürfnis nach Vergewisserung und Vergegenwärtigung,<br />

auch und gerade im bereich der neuen musik. denn Fakt ist: die neue<br />

musik ist hundert Jahre alt, und je älter sie wurde, desto mehr verzweigte<br />

sie sich in einzelne sparten und untersparten bis hin zu individuellen<br />

Privatästhetiken zahlloser künstler. immer mehr hörer und selbst<br />

professionelle musiker und komponisten der vierten, fünften und jüngsten<br />

generation nach dem epochalen schritt in die atonalität um 1908<br />

kennen heute kaum mehr die tradition des fortgesetzten traditionsbruchs<br />

der neuen musik. manchen meilensteinen der musik des 20. Jahrhunderts<br />

wuchsen geradezu mythische Qualitäten zu. sie werden immer wieder<br />

beschworen, doch kaum jemals gespielt. Wo aber unkenntnis und unüber-<br />

sichtlichkeit wachsen, nimmt auch das bedürfnis nach erinnerung und<br />

klärung zu.<br />

On reagiert auf die gewandelte situation mit aufführungen gerade<br />

derjenigen Werke der neuen musik, die überkommene traditionen<br />

beseitigt, neue tore des komponierens und hörens aufgestoßen sowie<br />

bisher ungeahnte möglichkeitsräume jenseits des urbar gemachten<br />

Fruchtlandes der alten abendländischen musik erschlossen haben. als<br />

zentrale Wegmarken und anhaltspunkte der musik der letzten hundert<br />

Jahre liefern die <strong>schlüsselwerke</strong> eine art kompass. sie versprechen ein-<br />

prägsame musikerlebnisse und Orientierungshilfen inmitten des Pluralismus<br />

an musik aller stile, epochen, kulturen und Weltgegenden. die<br />

schlüssel zum labyrinth der neuen klänge und hörweisen gibt On jetzt<br />

an die hand. Passen sie auch? Versuchen sie es! sesam öffne dich!<br />

rainer nOnnenmann<br />

NEUE MUSIK KÖLN<br />

BASIS<br />

BOTSCHAFT<br />

WERKE<br />

PLUS<br />

ON – NEuE MuSIK KÖLN STELLT SICH vOR<br />

On – neue musik köln ist ein netzwerk zur Vermittlung von<br />

neuer musik, welches auf initiative der kulturstiftung<br />

des bundes entstanden ist. in On haben sich 35 ensembles,<br />

Veranstalter, städtische und landesinstitutionen sowie<br />

sonstige akteure mit dem ziel zusammengeschlossen, die<br />

Vermittlung der neuen musik in köln voranzutreiben.<br />

es werden neue Partnerschaften geschlossen, frische Ver-<br />

anstaltungsformate geschaffen und neue begegnungsorte<br />

mit neuer musik entstehen – sie werden staunen, wo und wie<br />

sie der neuen musik begegnen werden. On – neue musik<br />

köln wird in den nächsten vier Jahren in vier themenfeldern<br />

agieren: die basis wird geschaffen, in dem als multiplikatoren<br />

wirkende Personen in der Vermittlung von neuer musik<br />

geschult werden. hier gibt es ein kostenloses Workshop-<br />

und seminarangebot für lehrer, Orchestermusiker, musikjournalisten<br />

und weitere interessierte mit dem ziel,<br />

das rüstzeug zur aktiven Vermittlung neuer musik in ihren<br />

jeweiligen kreisen zu erlangen. ein weiteres anliegen von On<br />

ist es, menschen für die neue musik zu begeistern, die nicht<br />

vom Fach her ohnehin schon mit ihr zu tun haben.<br />

hier lautet in unseren schulprojekten die bOtschaFt klar<br />

und deutlich: die neue musik ist spannend, aufregend und sie<br />

macht kindern, Jugendlichen und anderen „laien“ spaß.<br />

eine ganz wesentliche Vermittlungsform ist und bleibt aller-<br />

dings die aufführung der Werke selbst: hier will ihnen On<br />

mit der konzertreihe schlüsselWerke der neuen musik<br />

spannende hörerlebnisse bieten. in dieser reihe wird durch<br />

darbietung einiger bahnbrechender <strong>schlüsselwerke</strong> der<br />

neuen musik (u.a. von komponisten wie reich, stockhausen<br />

und Varèse) ein einstieg in die faszinierende klangwelt der<br />

neuen musik geboten. und nicht zuletzt gehört der aktive dialog<br />

zur Vermittlung hinzu: es werden zahlreiche neue Veranstaltungsformate<br />

entstehen, die eine begegnung zwischen<br />

neuer musik und anderen kunstsparten zum thema haben.<br />

hier wird es unter der überschrift Plus kombinationen mit<br />

Film, rockmusik, clubsounds, noise, alter musik und vielem<br />

mehr geben. informationen zum On-Veranstaltungsprogramm<br />

finden sie unter www.on-cologne.de.<br />

ON – Neue Musik Köln wird gefördert durch das Netzwerk Neue Musik<br />

sowie durch die Stadt Köln und die RheinEnergie Stiftung Kultur.<br />

6 · 7


K 1 FREITAG<br />

HELEN bLEDSOE Flöte<br />

PETER vEALE Oboe<br />

CARL ROSMAN klarinette<br />

RuI LOPES Fagott<br />

GESA JOHANNS horn<br />

MARCO bLAAuW trompete<br />

bRuCE COLLINGS Posaune<br />

MICHAEL TIEPOLD kontrabass<br />

RALF PETERS sprecher<br />

05.12.<br />

19.00 uHR<br />

kOmed-saal<br />

EDGARD vARèSE<br />

Octandre (1923, rev. 1956)<br />

für Flöte, Oboe, klarinette, Fagott, horn, trompete, Posaune und kontrabass<br />

FERRuCCIO buSONI<br />

Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907)<br />

lesung (auszüge)<br />

EDGARD vARèSE<br />

Octandre (1923, rev. 1956)<br />

für Flöte, Oboe, klarinette, Fagott, horn, trompete, Posaune und kontrabass<br />

EDGARD vARèSE<br />

Octandre<br />

„selbst das vollkommenste kunstwerk“, so der französische, 1915 in die<br />

usa übergesiedelte komponist edgard Varèse, „ist lediglich eine annäherung<br />

an die ursprüngliche idee des künstlers. es ist das bewusstsein<br />

dieses abstands zwischen der konzeption und ihrer realisierung, das<br />

den Fortschritt gewährleistet.“<br />

Fortschritt strebte Varèse zumal auf dem Feld des klanglich-sensualistischen<br />

an, das stets im zentrum seiner schöpferischen arbeit stand.<br />

er beschäftigte sich eben nicht nur mit der fixierten tonhöhe, sondern mit<br />

allem was klingt, auch mit dem geräusch. die Vision vom „neuen klang“,<br />

die suche nach neuen klangfarben, trieb ihn auf entdeckungsreise<br />

und motivierte ihn, sich mehr und mehr von den konventionen der tradierten<br />

tonkunst zu verabschieden. zugleich ist sein ästhetisches Verständnis<br />

entscheidend davon geprägt, musik als einen unabhängigen, auf<br />

sich selbst bezogenen Organismus zu begreifen: „Wir sollten, soweit wir<br />

es vermögen, materialien aufgeben, die nicht rein musikalisch sind.<br />

möglicherweise benötigen wir in der modernen musik ein gewisses bild<br />

oder eine idee als ausgangspunkt; dennoch meine ich, dass unsere<br />

tendenz darin bestehen muss, dass das bild oder die idee im Werk selbst<br />

absorbiert und durch den erfindungsprozess eliminiert wird.“<br />

ein schlüsselwerk im hinblick darauf ist auch Octandre für sieben<br />

solistische bläser und kontrabass. Vier holzblasinstrumente – Flöte,<br />

Oboe, klarinette und Fagott – und die blechbläser horn, trompete und<br />

Posaune formieren sich mit dem tiefen streicher zu einer besetzung,<br />

die sich immer wieder in schroffe klangliche gegensätze aufspaltet und<br />

zugleich extreme ausruckswucht ermöglicht. Jedes instrument tritt im<br />

Verlauf des stücks einmal solistisch hervor und kontrastiert dabei scharf<br />

mit den anderen.<br />

so expansiv und heterogen die klangliche seite sich darstellt, so stringent<br />

und durchgängig konzipierte Varèse im gegenzug das motivische<br />

material. es wird von Oboe und klarinette in den ersten takten exponiert<br />

und zieht sich durch das ganze stück. im ungestümen zweiten satz,<br />

beginnend mit einem Piccolo-solo, basieren die einzelnen stimmen zumal<br />

auf tonwiederholungen, die sich zu schneidenden klangkonturen über-<br />

einander schichten. und im finalen dritten satz werden die motive zu<br />

einem beinahe klassizistisch anmutenden Fugato organisiert, das nach<br />

jähen Wechseln in tempo und ausdruck in einen orgiastisch jubelnden<br />

schluss in vierfachem Forte einmündet.<br />

8 · 9


FERRuCCIO buSONI<br />

Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst<br />

stand zu lebzeiten von Ferruccio busoni (1866–1924) seine identität als<br />

komponist eher im schatten des gefeierten klaviervirtuosen und<br />

musiktheoretikers, so hat das interesse an seinen Werken in den letzten<br />

Jahrzehnten stetig zugenommen – was sich auch in neuinszenierungen<br />

seiner Opern Die Brautwahl und Doktor Faustus niederschlug. dass<br />

seine mannigfaltigen betätigungsfelder indes nicht zu trennen sind, zeigt<br />

sich zumal in seinem umfangreichen schaffen für „sein“ instrument,<br />

das klavier. auf ihm experimentierte er mit neuen techniken und klängen,<br />

die in andere gattungen, wenn überhaupt, erst viel später eingingen.<br />

1898 notierte er für pädagogische zwecke dezidierte übungsregeln, die<br />

auch die folgende visionäre anmerkung enthalten: „nimm von vornherein<br />

an, dass auf dem klavier alles möglich ist, selbst wo es dir unmöglich<br />

scheint, oder wirklich ist.“<br />

reflexionen über das bis dato unerhörte stechen auch in busonis<br />

musiktheoretischen beiträgen hervor, deren berühmtester und umstrittenster<br />

der Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst ist. „Frei ist die<br />

tonkunst geboren und frei zu werden ihre bestimmung“, so lautet das<br />

credo dieser 1906 verfassten schrift. das aufsehen, das sie erregte, lässt<br />

sich allein daran ermessen, dass der komponist hans Pfitzner mit dem<br />

polemischen und nationalistisch eingefärbten Pamphlet Futuristen-<br />

gefahr reagierte. busoni selbst bezeichnete den Entwurf als „ergebnis<br />

von langen und langsam gereiften überzeugungen“, und er beklagte,<br />

dass „man sich in der musik recht lange schon ernstlichem suchen nicht<br />

hingegeben“ habe.<br />

Ob er die strömungen, die sich um ihn herum bahn brachen, nicht<br />

wahrnehmen wollte oder nicht ernst nahm, sei dahingestellt. in zeit-<br />

kontextueller abhängigkeit korrespondierte seine schrift jedoch schon<br />

mit besagten strömungen, die von den ersten anzeichen des durchbruchs<br />

zur „atonalen“ musik seitens der „zweiten Wiener schule“ (schönberg,<br />

berg und Webern) über mikrotonale ansätze bis zu edgard Varèse<br />

und den italienischen Futuristen reichten, die den verstärkten einsatz<br />

von schlaginstrumenten und geräuschen in der musik vorantrieben.<br />

signalisierten diese konzepte, ebenso wie der Entwurf einer neuen<br />

Ästhetik der Tonkunst, als spiegelbilder der „moderne“ ein erwachen<br />

aus der narkose der „romantik“, so stand busonis schaffen janusköpfig<br />

zwischen Vergangenheit und zukunft, zwischen „romantischem“<br />

Virtuosentum und einem auch theoretisch verfochtenen aufbruch in un-<br />

bekannte sphären der tonkunst.<br />

egbert hiller<br />

K 2 FREITAG<br />

OLIvIER MESSIAEN<br />

Quatuor pour la fin du Temps (1940/41)<br />

für Violine, klarinette, Violoncello und klavier<br />

i. liturgie de cristal<br />

ii. Vocalise pour l’ange qui annonce la fin du temps<br />

iii. abîme des oiseaux<br />

iV. intermède<br />

V. louange à l’eternité de Jésus<br />

Vi. danse de la fureur pour les sept trompettes<br />

Vii. Fouillis d’arcs-en-ciel, pour l’ange qui annonce la fin du temps<br />

Viii. louange à l’immortalité de Jésus<br />

HANNAH WEIRICH Violine<br />

CARL ROSMAN klarinette<br />

DIRK WIETHEGER Violoncello<br />

uLRICH LÖFFLER klavier<br />

05.12.<br />

20.00 uHR<br />

kOmed-saal<br />

10 · 11


OLIvIER MESSIAEN<br />

Quatuor pour la fin du temps<br />

„zwischen drei und vier uhr morgens erwachen die Vögel; ein solist,<br />

eine drossel oder nachtigall, improvisiert inmitten einer schimmernden<br />

klangfülle und in der aura von trillern, die sich hoch in den bäumen<br />

verlieren. auf die religiöse ebene übertragen haben wir hier das harmonische<br />

schweigen des himmels.“<br />

eindringlich charakterisierte Olivier messiaen den ersten satz seines<br />

„Quartetts auf das ende der zeit“. entstanden ist das Werk, das messiaen<br />

dem engel der „apokalypse des Johannes“ widmete, 1940/41 im kriegsgefangenenlager<br />

stalag Viii a im schlesischen görlitz. der gesang der<br />

Vögel mochte dem französischen komponisten in dieser situation trost<br />

gespendet haben. zugleich lässt sich aus seinen Worten – und vor allem<br />

aus der musik selbst – herauslesen, dass er die Vögel als mittler einer<br />

„geistigen (und geistlichen) Welt“ empfand, deren „botschaften“<br />

er in klang abstrahierte. bis zum Catalogue d’oiseaux, dem 1959 voll-<br />

endeten gipfelpunkt kunstvoller Vogelstimmenimitation, und zur berühmten<br />

„Vogelpredigt“ aus seiner 1983 uraufgeführten Oper saint François<br />

d’assise war es da kein allzu großer schritt mehr. deutlich wird dies auch<br />

im dritten satzes des Quartetts, ein klarinettensolo, das die überschrift<br />

„abgrund der Vögel“ trägt: „der abgrund ist die zeit mit ihrer trauer und<br />

ihrer Öde. die Vögel sind der gegensatz zur zeit, sie sind unser Verlangen<br />

nach dem licht, nach den sternen, nach den regenbögen und dem<br />

jubelnden sich-ergießen im gesang.“<br />

maßgeblich angeregt wurde messiaen auch von Worten aus dem<br />

zehnten kapitel der „Offenbarung des Johannes“. besonders die aussage<br />

„hinfort soll keine zeit mehr sein“ nahm er vor dem hintergrund der<br />

bedingungen im lager durchaus wörtlich. am 15. Januar 1941 wurde das<br />

Quartett im Waschraum des lagers bei eisigen temperaturen urauf-<br />

geführt. die besetzung mit Violine, klarinette, Violoncello und klavier war<br />

den äußerst beschränkten möglichkeiten dort geschuldet – wobei seine<br />

mitgefangenen Jean le boulaire, henri akoka und etienne Pasquier sowie<br />

messiaen selbst auf „ruinen von instrumenten“ spielen mussten:<br />

„Pasquiers cello hatte nur drei saiten, die tasten meines klaviers ließen<br />

sich auf der rechten seite zwar herunterdrücken, hoben sich aber nicht<br />

mehr.“<br />

begeistert war messiaen indes von der resonanz des Publikums, das<br />

sich aus lagerinsassen verschiedener nationalität und gesellschaftsklassen<br />

zusammensetzte. noch nie habe er eine so aufnahmebereite<br />

zuhörerschaft erlebt, konstatierte er noch Jahre später. dass dies nicht<br />

nur an den extremen umständen lag, sondern zumal mit dem Quartett<br />

selbst zutun hat, leuchtet auch noch fast 70 Jahre nach der uraufführung<br />

ein. mit seinem Quatuor pour la fin du temps schuf messiaen ein Werk von<br />

zeitloser gültigkeit – angetrieben von der künstlerischen herausforderung,<br />

das „ende der zeit“ durch musik, der zeitkunst schlechthin, darstellen<br />

zu wollen. im Vorwort der Partitur präzisierte er dieses anliegen:<br />

„die tonsprache ist in erster linie transzendental, spirituell und katholisch<br />

geprägt. bestimmte modi etablieren melodisch und harmonisch<br />

eine art tonaler allgegenwart und ziehen den hörer in eine dimension der<br />

ewigkeit von zeit und raum; gegen das grundmetrum wirkende rhythmen<br />

tragen zu diesem gefühl einer aufhebung alles zeitlichen bei – aber<br />

was ich sage ist nur mühsames und kindliches stammeln, verglichen mit<br />

der überwältigenden größe des stoffes.“<br />

die aufhebung des rhythmischen und mithin „alles zeitlichen“<br />

suchte messiaen durch den einsatz von Pausen und klein(st)en notenwerten<br />

zu erzielen, die das zeitliche kontinuum ins asymmetrische<br />

verzerren; flankiert von klangwirkungen, deren hohe Farbintensität er<br />

im sinne seiner synästhetischen Wahrnehmung zu konkreten Farb-<br />

vorstellungen in beziehung setzte. so beschrieb messiaen die klänge des<br />

zweiten satzes als „blau und malvenfarbig, goldfarben und grün, lila-rot<br />

und blau-orange, doch alles beherrscht von einem eisigen grau“.<br />

Verbunden ist die synästhetische durchdringung wiederum mit dem<br />

geistigen gehalt des Quartetts: blau-orange etwa symbolisiert die<br />

„rätselhaften harmonien des himmels“: „das klavier spielt leise kaskaden<br />

blau-orangefarbener akkorde, die mit ihrem fernen geläute das<br />

choralartige rezitativ von Violine und cello umgarnen.“<br />

harsch sind die kontraste zwischen den sätzen: der „unendlich-langsamen,<br />

liebevoll-demütigen“ Phrase des cellos folgt im fünften satz eine<br />

„steinerne musik“ und ein „satz hart wie stahl“, der dann zur „schwindel<br />

erregenden Vermengung übermenschlicher klänge und Farben“ mutiert,<br />

um schließlich im finalen achten satz in einem breiten Violinsolo ins<br />

„lob der unsterblichkeit Jesu“ einzugehen. mit ihm brachte messiaen in<br />

entbehrungsreicher gefangenschaft den inständigen Wunsch nach<br />

Frieden zum ausdruck. die religiös-spirituelle Verankerung hängt jedoch<br />

nicht nur vom entstehungsanlass des Quatuor pour la fin du temps ab,<br />

sondern zieht sich als roter Faden durch messiaens gesamtes schaffen;<br />

ebenso wie die eigenwillige rhythmik und harmonik, die statische zeit-<br />

konzeption und die hinwendung zu den stimmen der Vögel.<br />

egbert hiller<br />

12 · 13


K 3 FREITAG<br />

HELEN bLEDSOE Flöte<br />

PETER vEALE Oboe<br />

CARL ROSMAN klarinette<br />

MARCO bLAAuW trompete<br />

bRuCE COLLINGS Posaune<br />

MELvyN POORE tuba<br />

uLRICH LÖFFLER klavier solo<br />

HANNAH WEIRICH Violine<br />

AXEL PORATH Viola<br />

MICHAEL TIEPOLD kontrabass<br />

DIRK ROTHbRuST zeitgeber<br />

JENS RuLAND schlagzeug<br />

CHRISTOPH JAMA schlagzeug<br />

MORITz KNAPP schlagzeug<br />

05.12.<br />

21.30 uHR<br />

kOmed-saal<br />

JOHN CAGE<br />

Amores (1943)<br />

für präpariertes klavier und 3 schlagzeuger<br />

4’33’’ (1952)<br />

für beliebige und beliebig viele instrumente<br />

Concert for Piano and Orchestra (1957/58)<br />

für 1 bis 15 ausführende<br />

simultanaufführung mit auszügen aus:<br />

Song Books (Solos for Voice 3–92) (1970)<br />

als gäste aus dem landesjugendpercussionensemble sPlash:<br />

EINTRITT FREI<br />

geFÖrdert VOn<br />

der stadt kÖln<br />

JOHN CAGE<br />

um die mitte des vorigen Jahrhunderts begann der als sohn eines<br />

erfinders in los angeles geborene komponist und experimentator John<br />

cage (1912–1992), mit radikal-revolutionären ideen an den grundfesten<br />

der kunstmusik zu rütteln. er betrieb die emanzipation des geräuschs,<br />

benutzte als einer der ersten tonbänder und elektroakustische apparaturen<br />

und sprengte mit der einführung von zufallsoperationen den<br />

traditionellen Werkbegriff. so vielfältig cages betätigungsfelder – tanz,<br />

theater, happening, Performance, Film und hörspiel eingeschlossen –<br />

auch waren, ein grundlegender impuls prägte seine künstlerische arbeit:<br />

einen Prozess der auflösung herrschender konventionen in gang zu<br />

setzen, der die musik selbst und die Wahrnehmung des hörers vom über-<br />

kommenen ballast subjektiver bedeutungsschwere und aufoktroyierter<br />

erwartungshaltungen befreien sollte. lange schieden sich an ihm<br />

die geister, prallten irritation oder offene ablehnung und bis ans kultische<br />

grenzende Faszination hart aufeinander, schwang bei der rezeption<br />

die Frage nach genie oder scharlatan gleichsam mit. seit den 1970er-<br />

Jahren gilt cage, dessen denken stark vom zen-buddhismus beeinflusst<br />

wurde, als einer der wichtigsten Vertreter der „avantgarde“ – mit immenser<br />

Wirkung auf die musik- und kunstgeschichte des 20. (und 21.) Jahrhunderts.<br />

Amores<br />

„Wenn man zum ersten mal vom präparierten klavier John cages hört,<br />

mag zunächst eine gewisse neugier, gepaart mit amüsierter skepsis,<br />

aufkommen. Vielleicht stellt man sich irgendeinen verschrobenen erfinder<br />

vor, der seinen ehrgeiz daransetzt, klaviere zu ver-stimmen, und der dazu<br />

die saiten mit einer art metallischem Wildwuchs bepflanzt. nimmt man<br />

ihn aber ernst, mag man an einen subtilen und ingeniösen geräuschemacher<br />

denken, der mit dem schlagzeug-klavier neue möglichkeiten er-<br />

öffnet. tatsächlich geht es beim präparierten klavier aber um ein infragestellen<br />

der akustischen begriffe, die sich im lauf der abendländischen<br />

musikalischen entwicklung stabilisiert haben. diesen begriffen entsprechen<br />

auffassungen, die sogar noch den radikalsten und entschiedensten<br />

Werken neuer musik zugrunde liegen. John cages präpariertes klavier<br />

hingegen bietet anstelle dessen, was wir reine töne nennen könnten,<br />

Frequenzkomplexe. Wir können übrigens für die Verwendung komplexer<br />

töne bei instrumenten, die in zentralafrika gespielt werden, entsprechungen<br />

finden, etwa bei den sanzas. damit stellt sich die Frage: ist es<br />

möglich, dass die traditionelle bildung, die wir erhalten – oder erlitten –<br />

haben, uns einer verfeinerten akustischen Wahrnehmung beraubt hat?“<br />

diese Worte stammen von Pierre boulez, und er formulierte sie um 1950,<br />

als die Welt zwischen ihm und cage noch in Ordnung war. schon bald<br />

14 · 15


darauf strebten die musikalischen ideen und ansätze der beiden komponisten<br />

aber mehr und mehr auseinander. cages hinwendung zum<br />

präparierten klavier setzte indes bereits Jahre zuvor ein – wobei er an<br />

seinen lehrer henry cowell anknüpfen konnte. Wegweisend war seine<br />

komposition Amores, die 1943 im new yorker museum of modern art<br />

von ihm und seiner schlagzeuggruppe uraufgeführt wurde. der erste und<br />

vierte satz, die im gleichen Jahr entstanden, stellen seine ersten, zur<br />

konzertanten darbietung bestimmten stücke für präpariertes klavier dar.<br />

die sätze 2 und 3 sind hingegen für schlagzeug konzipiert, den dritten<br />

schrieb cage schon 1936. zudem reflektierte er in Amores auch östliches<br />

denken, resultierte der titel doch aus seiner absicht, „die durchdringung<br />

des erotischen und des kontemplativen, wie sie für die gefühlswelt<br />

indiens prägend ist, zum ausdruck zu bringen.“<br />

gemahnt der erste satz an eine stark ausdifferenzierte klangmaterialmontage,<br />

so unterliegt der zweite für neun abgestimmte tom-toms<br />

einem strengen strukturplan. der dritte satz unterstreicht cages Vorliebe<br />

für leise musik und wird von holzblock- klängen und rhythmischen<br />

Verschränkungen bestimmt. im vierten satz schließt sich der kreis mit<br />

dem präparierten klavier, das nun noch die tiefen (leicht verstimmten)<br />

klaviertöne ins spiel bringt. über klangfarbliche Verbindungen hinaus ist<br />

Amores, zumal zwischen den sätzen 1 und 3 sowie den sätzen 2 und 4,<br />

von einem netz unterschwelliger zyklischer Verknüpfungen durchdrungen.<br />

4’33’’<br />

Während sich die „avantgarde“ im nachkriegseuropa anschickte, so karl-<br />

heinz stockhausen in Kreuzspiel von 1951, serielle strukturen zu entwickeln<br />

und zu etablieren, passierte bei dem amerikaner John cage das<br />

gegenteil, und zwar ebenfalls mit äußerster konsequenz. so lautet die<br />

generalanweisung in dem 1952 entstandenen 4’33’’, dass im gesamten<br />

Verlauf des stücks absichtlich kein ton hervorgebracht werden dürfe.<br />

„am 29. august 1952 spielte david tudor in Woodstock in drei sätzen, die<br />

durch Öffnen und schließen eines klavierdeckels voneinander getrennt<br />

waren, insgesamt vier minuten und dreiunddreißig sekunden schweigen“,<br />

lautete der bericht eines zeitzeugen. musik in traditionellem sinne ist<br />

in 4’33’’ nicht zu erleben, was aber nicht heißt, dass dieses „schweigen“<br />

nicht strukturiert wäre – schließlich wird durch die im titel fixierte<br />

dauer des stücks sowie durch dessen untergliederung in drei sätze zeit,<br />

musikalische zeit, geordnet. „struktur ohne leben ist tot. aber leben<br />

ohne struktur ist nicht wahrzunehmen. Pures leben drückt sich in<br />

und durch struktur aus“, bemerkte cage denn auch in seiner Lecture on<br />

Nothing („Vortrag über nichts“) von 1949/50. und wenn er solcherart<br />

die struktur als inbegriff der Wahrnehmung des lebens selbst hervorhebt,<br />

so sind das keine leeren Worte. dennoch löste 4’33“ massive<br />

irritationen aus, auch wenn cage meinte, man solle derweil die Fenster<br />

öffnen und zuhören, was alles an klängen hereinweht.<br />

nun spielen Wahrnehmungsphänomene in der tonkunst per se eine<br />

zentrale rolle, ihre auswirkungen sind jedoch extrem unterschiedlich und<br />

vielschichtig. cage richtete in 4’33’’ die Wahrnehmung auf den Prozess<br />

der Wahrnehmung selbst, gewissermaßen auf die Wahrnehmung der<br />

Wahrnehmung, denn der hörer wird zwangsläufig auf sich selbst und<br />

mithin auf seine selbstwahrnehmung zurückgeworfen. er steht, bildlich<br />

gesprochen, vor einer weißen leinwand, die er selbst füllen muss.<br />

Concert for Piano and Orchestra<br />

um ein instrumentalwerk im konventionellen sinne handelt es sich beim<br />

Concert for Piano and Orchestra von 1957/58 nicht. eine Partitur gibt<br />

es nicht, es existieren nur insgesamt 13 separate stimmen, die keiner-<br />

lei zusammenhang aufweisen und frei kombinierbar sind. so sind aufführungen<br />

als solo, duo, Quintett oder nonett etc. ebenso möglich wie die<br />

aller 13 stimmen. die stimmverläufe gewann cage im Wesentlichen<br />

aus zufallsoperationen, wobei er auch unebenheiten unter und auf dem<br />

notenpapier berücksichtigte. zum kompositorischen zufall tritt als<br />

weiteres maßgebliches kriterium das moment der interpretatorischen<br />

unbestimmtheit hinzu, das sich aus der komplexen, die herkömm-<br />

liche schreibweise hinter sich lassenden notation ableiten lässt. diese<br />

stellt mehr eine Versuchsanordnung für (musikalische) aktionen dar,<br />

als dass sie melodien, harmonien und rhythmen, geschweige denn<br />

traditionelle motive und themen vorschreibt. cage verschlüsselte seine<br />

anweisungen an die ausführenden in grafischen symbolen, geometrischen<br />

Figuren, kreisen und schlangenlinien – mal bleiben die linien des<br />

notensystems unangetastet, mal mutieren sie zu spinnennetzartigen<br />

gebilden, mal weichen sie schraffierten Flächen oder zahlenreihen.<br />

Von besonderer akribie ist das auf 63 blättern verzeichnete und 84 nota-<br />

tionsarten enthaltende „solo for Piano“, dessen dichte, mit simultaner<br />

überlagerung mehrerer schichten, den Pianisten allein durch die unspielbarkeit<br />

des ganzen zur auswahl zwingt.<br />

alle mitwirkenden werden, einschließlich des dirigenten, der mit<br />

charakteristischen armbewegungen die zeiger der uhr imitiert, als solis-<br />

ten behandelt und haben die aufgabe, sich aus dem materialangebot<br />

ihrer stimme elemente herauszugreifen und in beliebiger reihenfolge<br />

zusammenzustellen. zwar erscheint auch ein konzert aus dem klassischromantischen<br />

repertoire bei jeder Wiedergabe in etwas anderem licht<br />

– was ja ein wesentlicher reiz des live-erlebnisses ist –, doch bei cages<br />

Concert for Piano and Orchestra bedingt der extreme interpretatorische<br />

spielraum, dass jede aufführung zur uraufführung einer neuen Version<br />

gerät. diese geschaffene Freiheit hat jedoch nichts mit beliebigkeit zutun.<br />

Vielmehr ist sie untrennbar mit einem höchstmaß an Verantwortung und<br />

16 · 17


persönlicher disziplin der spieler verknüpft. zugleich wollte cage<br />

seine musik intentionslos wahrgenommen wissen, als tönenden zustand,<br />

der weder Vergangenheit noch zukunft kennt und wie das leben<br />

selbst entsteht und wieder vergeht.<br />

Song Books<br />

dass seine Song Books mit indeterminierter musik wie dem Concert for<br />

Piano and Orchestra simultan aufgeführt werden können, hat John cage<br />

im Vorwort der Partitur selbst angeregt. dabei kann aus den 89 „solos for<br />

Voices“ eine beliebige anzahl in beliebiger reihenfolge und zusammenstellung<br />

dargeboten werden. Jeder „song“ gehört einer von vier kategorien<br />

an: 1. song, 2. song, der elektronische klangverfremdungen durch draht-<br />

lose kehlkopfmikrofone einschließt, 3. theater, und 4. theater, in dem<br />

durch kontaktmikrofone nicht-vokale klänge und aktionen verstärkt wer-<br />

den. über diese kategorisierung hinaus verhält sich jedes solo relevant<br />

oder irrelevant zum thema „Wir verbinden satie mit thoreau“. in der<br />

konzeption der Song Books spiegeln sich denn auch nicht nur klang-<br />

anarchische tendenzen erik saties, an den cage maßgeblich anknüpfte,<br />

sondern auch die ideen henry david thoreaus wider. der amerikanische<br />

Philosoph und schriftsteller war ein scharfer kritiker seiner zeit und<br />

propagierte den zivilen ungehorsam, den er in seiner schrift über die<br />

Pflicht zum ungehorsam gegen den staat ausformulierte. aus diesem<br />

essay verwendete cage texte für seine song books, neben weiteren<br />

textfragmenten von dichtern, sozialkritikern und künstlern wie léon-Paul<br />

Fargue, marcel duchamp, buckminster Fuller, marshall mcluhan, Friedrich<br />

schiller und merce cunningham sowie aus zeitungsausschnitten,<br />

Pflanzenlehrbüchern und atlanten. hand in hand mit dieser Vielfalt geht<br />

ein breites spektrum unterschiedlichster notationsformen von konventioneller<br />

notenschrift bis zu rein assoziativen Vorgaben, die nur aus einem<br />

satz oder einzelnen Wörtern (in unterschiedlichen schriftgrößen und<br />

gestaltungsmerkmalen) bestehen können. Wieder andere „songs“, zumal<br />

die theatralischen, sind mit ebenfalls typographisch differenzierten<br />

ziffern überschrieben, die cage mit dem „i ging“ ermittelte.<br />

Prägend für die Song Books ist das spannungsverhältnis zwischen<br />

interpretatorischer Freiheit und selbstverantwortung einerseits und den<br />

durchaus didaktisch gemeinten anweisungen cages andererseits:<br />

„Wir wollen beweglichkeit. Wir wollen außerdem eine anarchische situa-<br />

tion, in welcher die leute tun was sie wollen – nicht, weil sie verpflichtet<br />

sind, es zu tun“, bemerkte er gegenüber dem französischen Fluxus-<br />

künstler robert Filliou. bei aller überraschung und auch skurrilität, die<br />

aufführungen der Song Books bergen, war das erzieherische moment,<br />

die erziehung zur Freiheit, für cage eine zentrale intention (nicht nur) für<br />

dieses Werk.<br />

egbert hiller<br />

K 4 FREITAG<br />

HENDRIK MANOOK klangregie<br />

05.12.<br />

22.30 uHR<br />

studiO<br />

PIERRE SCHAEFFER<br />

PIERRE HENRy<br />

Symphonie pour un homme seul (1950)<br />

tonband<br />

LuC FERRARI<br />

Hétérozygote (1963/64)<br />

tonband<br />

Ouverture<br />

1 er tableau: la flûte et le manitou<br />

intermède 1<br />

2 ième tableau: les météores<br />

3 ième tableau: la plage<br />

intermède 2<br />

4 ième tableau: la grotte (ou mise en ordre)<br />

5 ième tableau: arithmétique<br />

6 ième tableau: de l’aube à midi sur le marché<br />

intermède 3<br />

7 ième tableau: la prison<br />

intermède 4<br />

8 ième tableau: géométrie du ciel<br />

18 · 19


PIERRE SCHAEFFER/PIERRE HENRy<br />

Symphonie pour un homme seul<br />

„eine Probe des noch ungehörten: nicht nur bislang nie gehörte klänge,<br />

sondern auch klangverbindungen, von denen sich nicht sagen ließ,<br />

ob sie vorherbestimmten gesetzen von komponisten folgten, oder ob sie<br />

einfach dem zufall entsprungen waren. und wenn von dieser neuen<br />

sprache ein bann ausging, so war sie doch auch befremdlich, um nicht<br />

zu sagen ungehörig. handelte es sich überhaupt noch um eine sprache?“,<br />

fragte Pierre schaeffer rhetorisch im rückblick auf die uraufführung<br />

seiner gemeinsam mit Pierre henry realisierten Symphonie pour un<br />

homme seul („symphonie für einen einsamen menschen“).<br />

stattgefunden hat die aufführung im rahmen des ersten konzerts mit<br />

„musique concrète“ überhaupt: am 18. märz 1950 in der Pariser École<br />

normale de musique. kein musiker trat in aktion, alle klänge waren zuvor,<br />

mit bescheidenen technischen möglichkeiten, im studio aufgenommen<br />

und montiert worden.<br />

1949 begann zwischen schaeffer und henry eine mehrjährige zusammenarbeit,<br />

und diese zeitigte als herausragendes ergebnis die Symphonie<br />

pour un homme seul – eine vielsätzige lautsprechersymphonie mit tech-<br />

nisch manipulierten instrumental-, geräusch- und stimmaufnahmen,<br />

angesiedelt im grenzbereich zwischen musikstück und hörspiel. einbezogen<br />

wurden auch kriegserlebnisse, zielte schaeffer doch bereits während<br />

der besatzung durch die nationalsozialisten auf das ästhetische experimentierfeld<br />

einer radiokunst, mit der er auch der resistance ein Forum<br />

bot. so gemahnen dumpfe geräusche, schläge und rätselhafte stimmen<br />

nicht nur an surrealistische hörbilder, sondern auch an die bedrängende<br />

Wirklichkeit selbst, etwa an den nächtlichen terror der gestapo.<br />

Vor allem aber stellt die Symphonie pour un homme seul das Problem<br />

individueller einsamkeit in den mittelpunkt – was auch selbstreflexiven<br />

charakter trägt: „die bezeichnung ‚homme seul‘ hat ihre berechtigung<br />

sowohl vom rückgriff auf das vom menschen imitierte geräusch als<br />

einziger Quelle wie von der einsamkeit der autoren her, die ein Widerhall<br />

der einsamkeit des heutigen menschen ist, der sich in der masse verloren<br />

sieht“ (Pierre schaeffer).<br />

LuC FERRARI<br />

Hétérozygote<br />

knapp ein Jahrzehnt später als schaeffer und henry wandte sich der<br />

italienische komponist luc Ferrari der elektroakustischen musik zu.<br />

nach studien an der École normale de musique bei alfred cortot (klavier)<br />

und arthur honegger (komposition), besuchen bei edgard Varèse und<br />

musikanalysekursen bei Olivier messiaen gründete er 1958 mit<br />

Pierre schaeffer und François-bernard mâche die groupe de recherches<br />

musicales (grm). auch ästhetisch standen seine Produktionen der<br />

„musique concrète“ zunächst nicht so fern. die künstlerischen auffassungen<br />

entwickelten sich jedoch alsbald auseinander: Während schaeffer<br />

eine abstrakte klangarbeit forderte, konzentrierte sich Ferrari auf die<br />

einbeziehung wiedererkennbarer umweltgeräusche.<br />

Von 1964 stammt das hoch artifizielle Hétérozygote, das konsequent<br />

zweikanalig disponiert ist. die zeitliche struktur jedes kanals ist eigenständig,<br />

obwohl über weite strecken miteinander verwandtes klang-<br />

material im sinne von imitation, Variation und dialog verwendet wurde.<br />

großformal besteht Hétérozygote aus einzelnen, quasi realistischen<br />

szenen, die von autonom musikalischen abschnitten getrennt werden.<br />

ein akustisches motto, der Vollklang von meeresbrandung, markiert klare<br />

anfangs- und Wendepunkte der gesamtform. alltagsklänge, sprache und<br />

abstrakte sounds durchdringen sich. stimmen, Verkehrsgeräusche und<br />

atmosphärisch-assoziative klangräume verdichten sich zu einer imaginären<br />

erzählung. „meine ‚anekdotische‘ musik“, erläuterte Ferrari 1971,<br />

„entstand als Versuch, eine musik zu finden, die zugleich einfach und un-<br />

gewohnt ist. ich habe stücke wie Hétérozygote und Music Promenade<br />

aus musikalischen bildern, aus tonbildern aufgebaut: aufnahmen aus der<br />

realität, die ihren realitätswert behalten und also ganz konkret etwas<br />

sagen. Jedes dieser tonbilder enthält Fragmente von geschichten,<br />

ansätze zu geschichten. aber die montage liefert keine durchgehende<br />

story. zur story werden die vielen Fragmente, die sich da kreuzen und<br />

überlagern, erst, wenn die Fantasie des hörers sich ihrer annimmt<br />

und zusammenhänge konstruiert. allgemeiner formuliert: meine ‚anekdotische‘<br />

musik ruft dem Publikum die bilder seiner eigenen realität und<br />

seiner eigenen imagination vor das geistige auge.“<br />

egbert hiller<br />

20 · 21


K 5 SAMSTAG<br />

KARLHEINz<br />

STOCKHAuSEN<br />

Refrain (1959)<br />

für drei spieler<br />

SCHLÜSSELWERKE?<br />

gespräch mit carola bauckholt, bojan budisavljevic, reinhard Oehlschlägel<br />

und rainer nonnenmann; moderation: rainer Pöllmann<br />

HELMuT LACHENMANN<br />

Pression (1969/70)<br />

für einen cellisten<br />

PIERRE bOuLEz<br />

Domaines (1968/69)<br />

für klarinette solo<br />

CARL ROSMAN klarinette solo<br />

THOMAS MEIXNER schlagzeug<br />

uLRICH LÖFFLER sampler-celesta<br />

FAbRIzIO ROSSO klavier<br />

DIRK WIETHEGER Violoncello solo<br />

HENDRIK MANOOK klangregie<br />

06.12.<br />

19.00 uHR<br />

kOmed-saal<br />

KARLHEINz STOCKHAuSEN<br />

Refrain<br />

„ein stilles und weiträumig komponiertes klanggefüge wird sechsmal<br />

durch einen kurzen refrain gestört“, heißt es in karlheinz stockhausens<br />

eigenem kommentar zu Refrain für drei spieler von 1959. diese Worte<br />

hören sich unspektakulär an, doch dahinter steht ein ausgereiftes<br />

konzept, in dem ein fixes Formgerüst von variablen abschnitten durchkreuzt<br />

wird. assoziiert man mit dem tradierten refrain gewöhnlich<br />

den effekt des Wiederkehrenden und Vertrauten, so findet eine umwertung<br />

der Werte statt, da der refrain sich hier durch seine identität als<br />

überraschender einschub auszeichnet: „dieser refrain“, so stockhausen,<br />

„enthält glissandi und cluster, triller, basstöne (im klavier) und kurze<br />

melodiestückchen, und diese elemente kommen in der übrigen Form<br />

nicht vor. die zeitpunkte, zu denen ein refrain gespielt wird, werden<br />

von den spielern selbst gewählt und können sich von aufführung zu auf-<br />

führung ändern; sind sie jedoch einmal fixiert, so wird die endgültige<br />

gestalt eines refrains von seiner unmittelbaren umgebung beeinflusst:<br />

triller, glissandi und melodie sollen dann mit tönen des vorhergegangenen<br />

oder folgenden im text fixierten akkordes gebildet werden.“<br />

eine zentrale Funktion kommt den klangfarben zu. stockhausen<br />

unterschied in hauptinstrumente – klavier, celesta und Vibraphon – und<br />

nebeninstrumente: Wood blocks, drei cymbales antiques und drei<br />

almglocken in kopplung mit drei glockenspielplatten. daraus resultieren<br />

sechs verschiedene Farbwerte, die von einsilbigen rufen der spieler<br />

gegliedert werden. die anzahl der klangfarben entspricht der struktur der<br />

zugrunde gelegten symmetrischen tonreihe, die sich auf eine keimzelle<br />

von sechs tönen zurückführen lässt. die lautstärken, dauern und Pausen<br />

sind ebenfalls von diesem konstruktionsprinzip abgeleitet. durch die<br />

Prägnanz dieser grundstruktur bleibt Refrain ein klar identifizierbares<br />

Werk, obwohl ein wichtiges gestaltungsmoment vom komponisten auf<br />

die interpreten übertragen wurde. auch ist die beeinflussung des refrains<br />

durch die umgebung, in der er sich definieren muss, keine einbahn-<br />

straße – denn er selbst „bewirkt nach seinem erklingen eine Veränderung<br />

des ihm folgenden Formverlaufs: die klänge von klavier, celesta und<br />

Vibraphon ändern ihren charakter durch hinzutretende ‚verfärbende‘<br />

schlaginstrumente, und zwar in zunehmendem oder in abnehmendem<br />

maße je nach den gewählten zeitpunkten des refrains. so wird in einem<br />

statischen zustand durch unvorhergesehene ‚störungen‘ ein dynamischer<br />

Formprozess geweckt, und einer prägt den anderen, ohne dass<br />

ein konflikt entstünde.“<br />

22 · 23


HELMuT LACHENMANN<br />

Pression<br />

musik ist für helmut lachenmann „existenzielle erfahrung“; und um<br />

dieser mit unverbrauchten klängen eindringlich ausdruck zu verleihen,<br />

rückte er ab ende der 1960er-Jahre den Prozess „instrumentalkonkreten<br />

klangkomponierens“ in den mittelpunkt seiner schöpferischen arbeit.<br />

seine „musique concrète instrumentale“ mutet mit stark ins geräuschhaft-experimentelle<br />

vordringender klanglichkeit zwar extrem abstrakt an,<br />

hält aber die balance mit intensivstem nachspüren seelischer tiefendimensionen.<br />

besonders markant und punktuell gar ins tonmalerische<br />

tendierend reizte lachenmann dieses spannungsfeld in seinem musiktheater<br />

Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (1989–96) nach dem<br />

gleichnamigen märchen von hans christian andersen aus.<br />

dagegen steht Pression für einen cellisten von 1969 fast noch am<br />

anfang der entwicklung seines „instrumentalkonkreten klangkomponierens“.<br />

gleichwohl reflektierte lachenmann bereits radikal die bedin-<br />

gungen der klangerzeugung, indem er das gewohnte verweigerte und das<br />

bis dato klanglich tabuisierte hervorhob. solcherart enthüllte er die ex-<br />

pressionskraft vermeintlich hässlicher nebengeräusche, die dem hörer in<br />

der traditionellen auffassung von klangerzeugung vorenthalten werden.<br />

gerade die Widerstände von saiten und bogenhaaren werden fokussiert<br />

und geraten zu kulminationspunkten im klanglichen geschehen:<br />

von der tastend suchenden kontaktaufnahme mit dem instrument über<br />

die schrittweise erhöhung des materialwiderstands bis zur episodischen<br />

steigerung zu barbarischer intensität – wenn der solist etwa 60 sekunden<br />

lang in größtmöglicher lautstärke und mit stärkstem bogendruck<br />

einen Pressklang hinter dem steg produzieren muss. dialektisch verknüpft<br />

ist diese einschneidende Penetranz mit einem zweiten kianglichen<br />

höhepunkt, der zumal im kontext des ersten bizarre schönheit entfaltet.<br />

dass es sich dabei lediglich um einen jenseits metrischer gebundenheit<br />

anschwellenden ton – ein des – handelt, lenkt den blick auf die relativität<br />

der Wahrnehmung im spannungsverhältnis zwischen hässlich und<br />

schön, zwischen geräusch und Wohlklang. die „existenziellen erfahrungen“,<br />

die lachenmann in Pression zum ausdruck brachte, äußern sich<br />

denn auch nicht nur in sinnlich aufreizender negierung des konventionellen<br />

streicherklangs, sondern im angebot an den rezipienten, seine<br />

eigenen Wahrnehmungsmuster kritisch zu hinterfragen.<br />

PIERRE bOuLEz<br />

Domaines<br />

„ich bin jemand, der sich stets in die zukunft projiziert“, bemerkte Pierre<br />

boulez vor einigen Jahren in einem interview. als komponist, dirigent,<br />

Pädagoge und musiktheoretiker gehört er zu den herausragenden Persön-<br />

lichkeiten der zeitgenössischen musik, und als Organisator und spiritus<br />

rector gehen etwa das Pariser ircam und das ensemble intercontemporain<br />

auf seine initiative zurück.<br />

in seinem kompositorischen schaffen offenbart sich ein komplexes Ver-<br />

hältnis zum Faktor zeit, das eher der Vorstellung vom labyrinthischen<br />

strudel statt vom linearen Verlauf unterliegt. boulez sieht sich sehr wohl<br />

im kontext seiner zeit und erkennt auch Vorbilder wie debussy,<br />

strawinsky und Webern an. und doch betont er sein bestreben, sich auch<br />

außerhalb der tradition zu bewegen und nicht nur von anderen, sondern<br />

vor allem von sich selbst zu lernen: „man muss autodidakt aus freien<br />

stücken sein, man muss es sein wollen.“<br />

ein besonderes merkmal von boulez’ eigenem Weg ist sein Verständnis<br />

des „work in progress“. ständig hinterfragt er seinen entwicklungsstand<br />

und revidiert und erweitert seine kompositionen, aktualisiert sie gewissermaßen<br />

und unterläuft damit die unantastbarkeit des autonomen<br />

kunstwerks: „Vollendung ist kein ziel. das ist wie eine spirale für mich.<br />

meine Werke sind, wie viele bilder von cézanne, immer vollendet und<br />

unvollendet zugleich.“<br />

diesbezügliche spannungsfelder eröffnet auch Domaines von 1968/69.<br />

schließlich repräsentiert das stück, vor allem in der Fassung für klarinette<br />

und sechs instrumentalgruppen, die idee der „offenen Form“ –<br />

die reihenfolge der verschiedenen abschnitte und partiell auch deren<br />

ausgestaltung wird von den musikern bestimmt. soloklarinette und<br />

instrumentalgruppen treten nach dem Prinzip von „Original“ und spiegel“<br />

in dialoge, die im „Original“-teil vom klarinettisten und im „spiegel“-<br />

teil von den anderen instrumenten initiiert werden. dafür sind für „Original“<br />

und „spiegel“ jeweils sechs notenblätter vorgesehen.<br />

Vor diesem hintergrund stellt sich auch die Frage, ob die Version für<br />

klarinette solo überhaupt als vollständig, als „vollendet“, zu betrachten<br />

ist. Oder muss sie im gegenzug, der „unberechenbarkeit“ des dialogs<br />

enthoben, nicht erst recht als „vollendet“ angesehen werden? Jedenfalls<br />

ergeht sich der solist nicht stur in monologen, sondern er „dialogisiert“<br />

mit sich selbst, führt spitzfindig selbstgespräche und verdichtet solcherart<br />

die theatralischen und existenziellen dimensionen von Domaines auf<br />

ihren eigentlichen kern.<br />

egbert hiller<br />

24 · 25


K 6 SAMSTAG<br />

GyÖRGy LIGETI<br />

Streichquartett Nr. 2 (1968)<br />

allegro nervoso<br />

sostenuto, molto calmo<br />

come un meccanismo di precisione<br />

Presto furioso, brutale, tumultuoso<br />

allegro con delicatezza<br />

HANNAH WEIRICH Violine<br />

GREGOR DIERCK Violine<br />

AXEL PORATH Viola<br />

DIRK WIETHEGER Violoncello<br />

06.12.<br />

20.30 uHR<br />

kOmed-saal<br />

GyÖRGy LIGETI<br />

Streichquartett Nr. 2<br />

etwa zur selben zeit wie boulez’ Domaines entstand das zweite streichquartett<br />

von györgy ligeti. auch der ungarische komponist hatte 1968<br />

bereits eine gewaltige Wegstrecke in seiner künstlerischen entwicklung<br />

zurückgelegt. nach dem studium an der budapester musikhochschule<br />

trat er zunächst als Volksmusikforscher in die Fußstapfen seines landsmanns<br />

béla bartók. 1956 verließ er seine heimat. in kritischer auseinandersetzung<br />

mit dem serialismus entwickelte er seine bahnbrechenden<br />

klangflächenkompositionen, deren berühmteste den titel Atmosphères<br />

(1961) trägt. allerdings lag es ligeti fern, sich im status quo einzurichten.<br />

Vielmehr drängte es ihn weiter, öffnete er sich rasch wieder anderen<br />

musikalischen Fragestellungen.<br />

so markiert die uraufführung seines zweiten streichquartetts im<br />

dezember 1969 einen erneuten Wendepunkt: ligeti rehabilitierte den<br />

rhythmus, den er in seinen klangflächenkompositionen als konsti-<br />

tuierenden Faktor außer kraft gesetzt hatte. struktureller kerngedanke<br />

war das bestreben, „eine musikalische Vorstellung zu realisieren, die<br />

in allen sätzen wiederkehrt, aber jedes mal ganz anders“ – mit dem<br />

resultat einer in schillernden Farben vielfältig gebrochenen ausdruckssphäre.<br />

extrem zerrissen erscheint der duktus des Allegro nervoso;<br />

abrupt wechseln fliehende Figurationen mit überdehnten Phrasen ab.<br />

im gegensatz dazu mutet das fahle Sostenuto, molto calmo zwar fast<br />

statisch an. gleichwohl stellt es eine langsame Variante des kopfsatzes<br />

dar, da es, wie ligeti erläuterte, „zahlreiche unterirdische Verbindungen“<br />

gibt. „und die endungen beider sätze, das gleiche zusammensacken der<br />

musikalischen Form, verhalten sich wie ein reim zwischen zwei zeilen<br />

eines gedichts.“ im dritten satz konzentrierte er sich hingegen auf „poly-<br />

metrische, maschinelle Vorgänge“, wobei er die idee von einer „maschine,<br />

die kaputtgeht“ – ein thema, das ligeti immer wieder faszinierte – mit<br />

einer hommage an bartók verknüpfte.<br />

seiner satzbezeichnung in jeder hinsicht gerecht wird das folgende<br />

Presto furioso, brutale, tumultuoso. beklemmung und bedrohung be-<br />

herrschen die „szene“ – als sei mit dem zerfallen der maschine in ihre<br />

einzelteile jede, wenn auch zwiespältige Ordnung hinweggewischt<br />

worden. und nach diesem sturm, nach dem nichts mehr sein kann wie<br />

vorher, bleibt nur noch die erinnerung: im fünften satz passiert der<br />

gesamte Verlauf des Werks revue. dies geschieht jedoch nicht schlicht<br />

wiederholend, sondern in abgewandelter Form: abgedämpft, subtil<br />

verschwimmend, durch nebelschwaden betrachtet, ins Jenseitige<br />

gewendet.<br />

egbert hiller<br />

26 · 27


K 7 SAMSTAG<br />

IANNIS XENAKIS<br />

Persepolis (1971)<br />

tonband<br />

HENDRIK MANOOK klangregie<br />

06.12.<br />

21.15 uHR<br />

studiO<br />

IANNIS XENAKIS<br />

Persepolis<br />

imaginäre archaik, gepaart mit einer Wucht und ausdrucksintensität, die<br />

mythische dimensionen heraufbeschwört, kennzeichnet die musik<br />

von iannis Xenakis. um diese „innere gewalt“, diesen inneren druck zu<br />

bändigen, legte er sich äußere Fesseln in Form mathematisch-<br />

theoretischer berechnungen an – wobei er in den solcherart auferlegten<br />

zwängen den eigentlichen schlüssel zur Freiheit sah.<br />

zu mathematischen Proportionen fühlte sich Xenakis allein schon durch<br />

seine doppelidentität als komponist und architekt hingezogen; dem<br />

seriellen denken der nachkriegsavantgarde stand er aber ablehnend<br />

gegenüber. er zeigte auch gleich eine alternative auf, nach der hochkomplexe<br />

polyphone klangfelder nicht seriell, sondern nur „global“, mittels<br />

statistischer gesetze, zu verwalten und in eine logische Ordnung zu<br />

bringen seien.<br />

aus hochkomplexen klangfeldern konstituiert sich auch die acht-<br />

kanalige elektroakustische komposition Persepolis, die Xenakis 1971 für<br />

das shiraz arts Festival schrieb. der auftrag dazu kam vom damaligen<br />

schah von Persien für die 2500-Jahrfeier der gründung des landes durch<br />

cyrus den großen. nun ist der schah längst geschichte, und der iran<br />

veränderte sich in den letzten Jahrzehnten tief greifend. Xenakis’ Persepolis,<br />

benannt nach der antiken hauptstadt des persischen reiches,<br />

hat sich zwar längst vom entstehungsanlass gelöst. es strahlt aber<br />

dennoch aus historischer distanz, gleichsam metaphorisch als tanz auf<br />

dem Vulkan, auf die – mit licht und Feuerwerk – multimediale und<br />

spektakuläre Jubelfeier bei der uraufführung zurück.<br />

um seine klangvorstellungen zu realisieren, war Xenakis jedes<br />

adäquate mittel recht. so scherte er sich auch nicht um den – von den<br />

jeweiligen Protagonisten – geschürten gegensatz zwischen rein<br />

elektronischer klangerzeugung und musique concrète. Für ihn stand<br />

die lebendigkeit des klangs im zentrum, wie das folgende zitat unterstreicht:<br />

„nur wenn die ‚reinen‘ elektronischen klänge mit ‚konkreten‘<br />

klängen, die soviel reicher und vielschichtiger sind, kombiniert werden,<br />

kann elektronische musik wirklich stark werden.“<br />

„stark“ ist Persepolis denn auch im wahrsten sinne des Wortes – eine<br />

in ihrer apokalyptischen intensität überwältigende musik, die den<br />

hörer wie eine Woge mit sich reißt und ihm zugleich die physikalischen<br />

Voraussetzungen dafür phänomenologisch vor Ohren führt.<br />

egbert hiller<br />

28 · 29


IOGRAFIEN<br />

kOmPOnisten<br />

PIERRE bOuLEz<br />

geboren 1925 in montbrison an der<br />

loire. 1941–43 mathematik-studien<br />

an der École Polytechnique in lyon,<br />

anschließend übersiedlung nach<br />

Paris und endgültige entscheidung<br />

für den musikerberuf. ab 1944<br />

privater kontrapunkt-unterricht bei<br />

andrée Vaurabourg-honegger sowie eintritt in die harmonielehre-klasse<br />

von Olivier messiaen. 1945 kompositionsstudien bei Olivier messiaen,<br />

auseinandersetzung mit der zweiten Wiener schule, der zwölftontechnik<br />

und insbesondere dem spätwerk anton Weberns durch unterricht bei<br />

rené leibowitz. 1946–56 leiter der bühnenmusik bei der compagnie<br />

barrault-renaud. 1954 gründung der concerts du Petit-marigny (ab 1955<br />

„domaine musical“). ab 1950 aufführungen seiner Werke in donaueschingen<br />

und Paris. 1952 erster besuch der darmstädter Ferienkurse,<br />

dort von 1955 bis 1960 als dozent in analysekursen. 1955 internationaler<br />

durchbruch als komponist durch die uraufführung von Le Marteau sans<br />

maître beim ignm-Weltmusikfest in baden-baden. 1959 umzug nach<br />

baden-baden. ab 1960 analyse- und kompositionskurse an der musikakademie<br />

in basel. 1963 gastprofessur an der harvard university.<br />

ab 1970 Planung und aufbau des 1977 eröffneten institut de recherche et<br />

de coordination acoustique/musique (ircam), das er bis 1991 leitete.<br />

1976 gründung des ensemble intercontemporain. neben dem komponieren<br />

als dirigent tätig, so bei der uraufführung der 2. Fassung von Le Visage<br />

nuptial 1957 in köln. leitung des Parsifal (1966–70) und des Ring des<br />

Nibelungen (1976–80) bei den bayreuther Festspielen. 1967–72 regelmäßige<br />

dirigate von konzerten des cleveland Orchestra. 1969–75 chefdirigent<br />

des bbc symphony Orchestra, ab 1970 (bis 1977) zudem chefdirigent<br />

des new york Philharmonic. 2004/2005 erneut leitung des Parsifal<br />

bei den bayreuther Festspielen. zahlreiche Preise und ehrungen, darunter<br />

der ernst von siemens musikpreis 1979, der große französische staatspreis<br />

1980, die goldene ehrennadel der stadt Wien (1989), der theodor-<br />

W.-adorno-Preis der stadt Frankfurt (1992), mehrere grammy awards, der<br />

Polar music Prize und der kunstpreis der stadt berlin. träger von ehrendoktortiteln<br />

der universitäten leeds, basel, Oxford, cambridge, los angeles,<br />

brüssel und Frankfurt a.m.<br />

FERRuCCIO buSONI<br />

1866 in empoli bei Florenz geboren,<br />

aufgewachsen im damals öster-<br />

reichischen triest. erster klavierunterricht<br />

bei der mutter, der Pianistin anna Weißbusoni.<br />

später studium der deutschen<br />

sprache und kompositionsstudien bei<br />

Wilhelm mayer in graz. 1886 umzug nach<br />

leipzig. in den folgenden Jahren als klavierlehrer an verschiedenen<br />

konservatorien tätig: 1888–90 auf Vermittlung hugo riemanns in helsinki,<br />

1890/91 in moskau und 1891–94 in boston. 1890 auszeichnung mit dem<br />

rubinstein-Preis für komposition in st. Petersburg. 1894 übersiedlung<br />

nach berlin, von wo aus er in den folgenden Jahren seine konzertreisen in<br />

beinahe alle größeren europäischen städte und 1910, 1911 und 1915 auch<br />

in die usa unternahm. daneben tätig als komponist, lehrer und herausgeber<br />

von Werken Johann sebastian bachs und Franz liszts. 1907<br />

Veröffentlichung seines Entwurfs einer neuen Ästhetik der Tonkunst.<br />

1913/14 direktor des liceo musicale in bologna. 1915 Verlegung des<br />

Wohnsitzes nach zürich, von wo aus er 1920 nach berlin zurückkehrte, um<br />

dort eine meisterklasse für komposition an der Preußischen akademie<br />

der künste zu übernehmen, die er bis zu seinem tod leitete und in der u.a.<br />

Wladimir Vogel und kurt Weill zu seinen schülern zählten. 1921/22<br />

gehörte er dem beratenden ausschuss für die ersten beiden donaueschinger<br />

musikfeste an. 1923 teilnahme an der eröffnung des Weimarer<br />

bauhauses. Ferruccio busoni starb 1924 in berlin.<br />

JOHN CAGE<br />

geboren 1912 in los angeles. ab 1928<br />

literaturstudium. 1930–32 aufenthalt in<br />

europa, anschließend erster kompositionsunterricht<br />

bei richard buhlig, harmonielehre-<br />

und kontrapunktstudien bei adolph<br />

Weiss in new york sowie unterricht in<br />

moderner und außereuropäischer musik bei<br />

henry cowell an der new school for social<br />

research. ab 1934 Privatschüler schönbergs<br />

und teilnehmer an dessen kontrapunkt-<br />

und analysekursen an der university<br />

of california in los angeles. ab 1938 als dozent an der cornish school in<br />

seattle, dort gründung eines schlagzeugensembles. 1941 Professor für<br />

experimentelle musik an der chicago school of design. ab 1942 Wohnsitz<br />

in new york. zusammenarbeit und Partnerschaft mit merce cunningham,<br />

30 · 31


ei dessen dance company er als musikalischer berater mitwirkte. in den<br />

späten 1940er-Jahren beschäftigung mit fernöstlichen kulturen, studien<br />

in indischer Philosophie und im zen-buddhismus. begegnungen mit<br />

robert rauschenberg, Jasper Johns und marcel duchamp, deren ästhetische<br />

konzepte starken einfluss auf sein komponieren nahmen. ab 1949<br />

internationale beachtung seines schaffens, begünstigt durch konzert-<br />

und Vortragsreisen. 1954 gast der donaueschinger musiktage und<br />

1958 der darmstädter Ferienkurse. 1954–69 wohnhaft in einer künstler-<br />

kommune in stony Point, n.y., anschließend wieder in new york city.<br />

zahlreiche internationale auszeichnungen in europa und den usa. cage<br />

starb im august 1992 in new york.<br />

LuC FERRARI<br />

geboren 1929 in Paris. studierte am<br />

conservatoire de Versailles sowie<br />

1948–50 an der École normale<br />

de musique in Paris bei alfred cortot<br />

(klavier) und arthur honegger<br />

(komposition). ende der vierziger<br />

Jahre öffentliche auftritte als<br />

Pianist. 1953–54 besuch der analyseklasse von messiaen in Paris.<br />

1954–58 teilnehmer der darmstädter Ferienkurse für neue musik. 1958<br />

wurde er mitglied der groupe de recherche de musique concrète und<br />

assistierte Pierre schaeffer bei der gründung der groupe de recherches<br />

musicales, deren leiter er von 1959–60 war. nach tonbandkompositionen<br />

im stil der musique concrète ab 1963 entwicklung seiner „musique<br />

anecdotique“. später entstehen soundscapes und radioproduktionen<br />

sowie ensemble- und Orchesterwerke. in den 1960er-Jahren Verlagerung<br />

seiner tätigkeiten in verschiedene länder europas. 1964/65 und 1970<br />

leitete er kurse für neue musik an der rheinischen musikschule köln.<br />

1966/67 dozent in stockholm. nach stipendien der Ford-stiftung und des<br />

daad in berlin rückkehr nach Frankreich. 1968–69 musikalischer leiter<br />

des maison de la culture in amiens. 1972 aufbau des studio billig in Paris.<br />

1978–80 lehrtätigkeit am conservatoire de Pantin. 1982 gründung und<br />

bis 1994 leitung des studios für elektroakustische komposition und<br />

radiokunst „la muse en circuit“. auszeichnungen u.a.: karl-sczuka-Preis<br />

(1972), Prix italia (1987 und 1991), grand Prix national (1989) und Prix<br />

international serge et Olga koussevitzky (1990). luc Ferrari verstarb im<br />

august 2005 in arezzo.<br />

PIERRE HENRy<br />

1927 in Paris geboren. 1937–47 studium am Pariser<br />

konservatorium bei Olivier messiaen (harmonielehre),<br />

nadia boulanger (klavierbegleitung, komposition)<br />

und Félix Passeronne (schlagzeug). neben dem<br />

studium entstanden bereits erste kompositionen<br />

für klavier. Von 1945 bis 1950 zunächst als Orchestermusiker<br />

tätig (klavier und schlagzeug). 1949 entstehung<br />

von Le Petit Ballet mécanique für präpariertes<br />

klavier ad libitum und kompositionsauftrag für<br />

den dokumentarfilm Voir l’invisible. 1949 eintritt in<br />

Pierre schaeffers Pariser studio d’essai, wo er neben<br />

zahlreichen komponisten auch maler, Filmemacher und schriftsteller<br />

kennenlernt, darunter luis bunuel, Jean grémillon, alain resnais und<br />

Jean dubuffet. 1950 aufführung der Symphonie pour un homme seul in<br />

der ecole normale de musique. bis 1958 leitung der arbeiten der groupe<br />

de echerche de musique concrète der radiodiffusion-télevision française<br />

(rtF). zusammenarbeit mit dem choreografen maurice béjart, u.a. in<br />

der 1955 erstellten ballettfassung der Symphonie pour un homme seul, in<br />

Haut-Voltage (1956), Le voyage (1962), La reine verte (1963) sowie in<br />

Mouvement-Rythme-Étude (1970, mit elektronischen, konkreten und<br />

instrumentalen klängen).1960 gründung (zusammen mit Jean baronnet)<br />

des studios für elektroakustische musik aPsOme (applications de<br />

procédés sonores de musique électroacoustique). 1971 heirat mit<br />

isabelle Warnier, mit der er zusammenarbeitete. im selben Jahr einrichtung<br />

eines neuen studios, das Pierre henry ab 1982 unter dem namen<br />

association son/ré (son et recherche électroacoustique) leitete.<br />

zahlreiche auszeichnungen, u.a. mit der ernennung zum Officier des<br />

Ordre national du mérite, dem grand Prix national de la musique (1985),<br />

dem Prix de la sacem (1987), dem Victoire de la musique (1988), dem<br />

grand Prix der stadt Paris (1995) und dem karl-sczuka-Preis des südwestfunks<br />

baden-baden (1997).<br />

HELMuT LACHENMANN<br />

geboren 1935 in stuttgart. 1955–58 studium an<br />

der musikhochschule stuttgart bei Johann n. david<br />

(theorie, kontrapunkt) und Jürgen uhde (klavier).<br />

1957 besuch der darmstädter Ferienkurse, dort<br />

begegnung u.a. mit luigi nono, als dessen schüler<br />

er 1958–60 in Venedig studierte. 1960–73 als freischaffender<br />

Pianist und komponist in münchen<br />

lebend. 1962 erste öffentliche auftritte als kompo-<br />

32 · 33


nist bei der biennale in Venedig und den darmstädter Ferienkursen.<br />

1963/64 teilnahme an karlheinz stockhausens kursen für neue musik.<br />

1965 arbeit im elektronischen studio der universität gent. 1966–70<br />

lehrauftrag für musiktheorie an der hochschule in stuttgart, anschließend<br />

bis 1976 dozent an der Pädagogischen hochschule ludwigsburg.<br />

1972 koordinator bei den darmstädter Ferienkursen. 1976–81 Professor<br />

für theorie und gehörbildung an der musikhochschule hannover. 1981–99<br />

Professor für komposition an der musikhochschule stuttgart. daneben<br />

mehrere lehrverpflichtungen im in- und ausland. zahlreiche Preise und<br />

auszeichnungen, darunter der bach-Preis hamburg (1972), der ernst von<br />

siemens musikpreis (1997), die ehrendoktorwürde der musikhochschule<br />

hannover (2001) und der royal Philharmonic society award london<br />

(2004). 2008 auszeichnung mit dem goldenen löwen bei der biennale di<br />

Venezia. er ist mitglied der akademien der künste in berlin, hamburg,<br />

leipzig, mannheim und münchen sowie der belgischen akademie der<br />

Wissenschaften, literatur und künste.<br />

GyÖRGy LIGETI<br />

geboren 1923 in dicsaszentmárton<br />

(heute târnöveni) im rumänischen<br />

siebenbürgen. nach dem abitur<br />

1941–43 kompositionsunterricht bei<br />

Ferenc Farkas am konservatorium<br />

in cluj sowie zwischenzeitlich<br />

bei Pál kadosa in budapest. 1944 einberufung zum arbeitsdienst in die<br />

ungarische armee, aus dem er im Oktober des Jahres entkam. 1945–49<br />

studium bei sándor Veress, Pál Járdányi, Ferenc Farkas und lajos bárdos<br />

an der musikhochschule in budapest, wo er anschließend von 1950 bis<br />

1956 lehrte. nach dem ungarischen aufstand 1956 Flucht nach Österreich.<br />

1957–58 arbeit im studio für elektronische musik des Wdr köln<br />

und auseinandersetzung mit der musik u.a. von karlheinz stockhausen,<br />

mauricio kagel und Pierre boulez. 1964 und 1966 erste Preise beim<br />

kompositionswettbewerb der internationalen gesellschaft für neue<br />

musik für Apparitions und das Requiem. umfassende lehrtätigkeit, u.a.<br />

1959–1972 bei den internationalen Ferienkursen für neue musik darmstadt.<br />

1961–71 gastprofessur an der musikhochschule in stockholm,<br />

1973–89 Professor an der staatlichen hochschule für musik und darstellende<br />

kunst hamburg. 1972 composer in residence an der stanford<br />

university in kalifornien. zahlreiche ehrentitel und internationale auszeichnungen,<br />

darunter der grawemeyer award (1986), der ernst von<br />

siemens musikpreis (1993), der kyoto-Preis (2001), der adorno-Preis der<br />

stadt Frankfurt (2003), der Polar-musikpreis, der echO klassik (2004) und<br />

der Frankfurter musikpreis (2005). györgy ligeti verstarb 2006 in Wien.<br />

OLIvIER MESSIAEN<br />

1908 in avignon geboren als sohn eines englischlehrers<br />

und übersetzers und der dichterin cécile<br />

sauvage. Verbrachte einige Jahre seiner kindheit<br />

(1914–18) in grenoble. 1917 entstehung der ersten<br />

(unveröffentlichten) komposition. 1918 erster<br />

klavier- und harmonielehreunterricht in nantes.<br />

1919 niederlassung der Familie in Paris, wo<br />

messiaen bis 1930 am konservatorium harmonielehre,<br />

kontrapunkt, klavier, schlagzeug, griechische<br />

metrik, Orgel und improvisation (bei marcel dupré) sowie komposition<br />

und instrumentation (bei Paul dukas) studierte. ab 1931 tätig als Organist<br />

an der Pariser Église de la sainte-trinité, wo er 55 Jahre lang wirkte. 1936<br />

gründung der vor allem gegen die in Paris vorherrschende neoklassik<br />

gewandte gruppe „la Jeune France“ (zusammen mit yves baudrier, andré<br />

Jolivet und Jean yves daniel-lesur). 1936–39 lehrtätigkeiten an der ecole<br />

normale de Paris und an der schola cantorum. 1939 einberufung zum<br />

kriegsdienst und 1940/41 fast einjährige gefangenschaft im schlesischen<br />

görlitz. im mai 1941 übernahme einer harmonielehreklasse am konservatorium<br />

in Paris. 1943 gründung einer privaten kompositionsklasse, in<br />

der u.a. die Pianistin yvonne loriod (seine spätere Frau) und Pierre boulez<br />

bei ihm studierten. 1944 Veröffentlichung seines lehrbuchs Technique<br />

de mon langage musical. 1949 komposition der etüde Mode de valeurs et<br />

d’intensités, die wenig später zum auslöser des strengen serialismus<br />

geriet. ab 1949 auch kurse im ausland, u.a. in tanglewood und darmstadt.<br />

1966 erhielt messiaen eine offizielle kompositionsklasse am conservatoire<br />

in Paris. zahlreiche auszeichnungen, darunter der erasmus-<br />

Preis, der sibelius-Preis, der ernst-von-siemens-musikpreis und der<br />

sonning-Preis. Olivier messiaen starb 1992 in Paris.<br />

PIERRE SCHAEFFER<br />

geboren 1910 in nancy und aufgewachsen<br />

in einem musikalischen<br />

elternhaus. studium an der technisch-naturwissenschaftlich<br />

ausgerichteten École polytechnique<br />

sowie an der École de télécommunication.<br />

anschließend ab 1934 tätig als telekommunikationsingenieur in<br />

straßburg und ab 1935 als tontechniker bei der radiodiffusion française.<br />

experimente mit den musikalischen möglichkeiten der damaligen rund-<br />

funktechnik im Pariser club d’essai. 1948 realisierung einer „musique<br />

concrète“ in den Cinq Études de bruits. 1950 komposition der Symphonie<br />

pour un homme seul gemeinsam mit Pierre henry. 1951–53 gründer und<br />

34 · 35


leiter der groupe de recherches de musique concrète (grmc). 1954–57<br />

in afrika am aufbau der radiodiffusion de la France d’Outre-mer beteiligt.<br />

1957 rückkehr nach Paris, wo er sich mit François-bernard mâche und<br />

luc Ferrari um eine neuorientierung der ab 1958 unter dem namen<br />

groupe de recherches musicales (grm) bemühte. ab 1960 beschränkung<br />

vor allem auf die theoretische auseinandersetzung mit der musique<br />

concrète. 1966 Veröffentlichung seines Traité des objets musicaux, da-<br />

neben entstanden zahlreiche weitere theoretische schriften, essays und<br />

romane. 1968–80 Professor für experimentelle musik (ab 1973 für<br />

„musique electroacoustique et de recherche musicale“) am konservatorium<br />

in Paris. Pierre schaeffer starb 1995 in les milles bei aix-en-Provence.<br />

KARLHEINz STOCKHAuSEN<br />

geboren 1928 in mödrath bei köln. ab 1947 klavier-<br />

und schulmusikstudium an der kölner musikhochschule<br />

sowie studien in den Fächern deutsche<br />

Philologie, Philosophie und musikwissenschaft an<br />

der universität köln. 1952/53 studium bei Olivier<br />

messiaen in Paris. 1954–56 studien in Phonetik und<br />

kommunikationswissenschaft bei Werner meyereppler<br />

in bonn. ab 1953 mitarbeiter im studio für<br />

elektronische musik des Wdr (damals nWdr), als<br />

dessen künstlerischer leiter (1963–77) und künstlerischer berater (bis<br />

1990) er wirkte. 1953–74 dozent bei den Ferienkursen für neue musik in<br />

darmstadt. 1963 gründung der kölner kurse für neue musik. 1971–77<br />

Professor für komposition an der kölner musikhochschule. 1975 gründung<br />

des stockhausen-Verlags. 1977–2004 komposition des musiktheater-zyklus<br />

LICHT. zahlreiche auszeichnungen, u.a. mitgliedschaften in<br />

zahlreichen akademien der künste und Wissenschaften, die ernennung<br />

zum commandeur dans l’Ordre des arts et des lettres, das bundesverdienstkreuz<br />

erster klasse, der siemens-musikpreis, die Picasso-medaille<br />

der unescO, der Verdienst-Orden des landes nordrhein-Westfalen,<br />

acht musikeditionspreise des deutschen musikverlegerverbandes, der<br />

hamburger bach-Preis, der kulturpreis köln und der Polar music Prize<br />

(2001). er verstarb im dezember 2007. die <strong>musikFabrik</strong> brachte 1997<br />

ROTARY zur uraufführung und spielte die MOMENTE auf cd ein.<br />

EDGARD vARèSE<br />

geboren 1883 in Paris, verstorben 1965 in new york. 1892<br />

umzug nach turin, dort zunächst Vorbereitung auf ein<br />

ingenieurstudium. 1904 rückkehr nach Paris und studium<br />

an der schola cantorum u.a. bei albert roussel sowie<br />

Privatunterricht bei Vincent d’indy (dirigieren). ab 1906 studium am<br />

konservatorium u.a. bei charles-marie Widor. 1907 übersiedelung nach<br />

berlin, dort gründung und leitung des symphonischen chors. kontakte<br />

zu Ferruccio busoni, claude debussy, maurice ravel und romain rolland.<br />

1913 rückkehr nach Paris. 1914 dirigierdebüt mit der uraufführung von<br />

debussys Martyre de Saint-Sébastien. 1915 emigration nach new york,<br />

dort zunächst als dirigent und Organisator tätig. gründung und leitung<br />

des new symphony Orchestra. 1918 komposition des Orchesterwerks<br />

Amériques. 1921 gründung der international composers guild. 1922–25<br />

entstehung und uraufführungen von Offrandes, Hyperprism, Octandre und<br />

Intégrales. 1927 us-staatsbürgerschaft. 1928 gründung der Pan american<br />

association of composers (mit henry cowell und carlos chavez) und<br />

erneute rückkehr nach Paris, wo er als kompositionslehrer wirkte. 1933<br />

rückkehr nach new york. 1935 beginn einer langjährigen schaffens-<br />

und lebenskrise. 1938–40 aufenthalt in los angeles. 1948 Vorlesungen an<br />

der columbia university. 1950 dozent bei den Ferienkursen in darmstadt.<br />

1957/58 komposition von Poème électronique für le corbusiers Philips-<br />

Pavillon auf der brüsseler Weltausstellung.<br />

IANNIS XENAKIS<br />

geboren 1922 in braïla, rumänien. 1932 rück-<br />

kehr mit seiner Familie griechischer herkunft nach<br />

griechenland. in athen neben dem musikstudium<br />

auch studium am Polytechnikum mit ingenieur-<br />

diplom (1947). seit den 40er-Jahren mitglied der<br />

griechischen Widerstandsbewegung, später (in<br />

abwesenheit) zum tode verurteilt. seit 1947 politisches<br />

asyl in Frankreich. 1948–60 mitarbeiter bei<br />

le corbusier; mitwirkung bei Projekten wie<br />

u.a. dem kloster la tourette. 1958 entwurf des Philips-Pavillons für<br />

die brüsseler Weltausstellung nach den berechnungen seines Orchesterwerks<br />

Metastasis (1954). 1950–53 kompositionsstudium am konser-<br />

vatorium in Paris bei Olivier messiaen und studien in gravesano bei<br />

hermann scherchen. herausbildung eines wissenschaftlichtechnischen<br />

ansatzes im kompositorischen denken, einbezug von stochastischen<br />

elementen, mathematischen spiel- und ganzheitstheorien. 1966 gründung<br />

der Équipe de mathématique et d’automatique musicales (emamu,<br />

später cemamu) in Paris. dort entwicklung des computerprogramms<br />

uPic. 1967–72 dozent an der indiana university, bloomington. mitbe-<br />

gründer des ircam in Paris, dort mitarbeit bis 1981. 1972–89 Professor an<br />

der sorbonne in Paris. zahlreiche Preise und ehrendoktortitel, zuletzt<br />

auszeichnung u. a. mit dem Polar music Prize (1999). Xenakis starb im<br />

Februar 2001 in Paris.<br />

36 · 37


IOGRAFIEN<br />

interPreten<br />

uLRICH LÖFFLER<br />

erster klavierunterricht mit sechs<br />

Jahren, später als Jugendlicher<br />

mehrere Jahre als kirchenorganist<br />

tätig. daneben spielte er einige Jahre<br />

Posaune und klarinette. am e-Piano<br />

in verschiedenen Formationen im<br />

bereich rockmusik und Jazz tätig.<br />

mehrere lP-Produktionen, u.a. beim<br />

Wdr-rockpalast 1982 mit Piet klocke.<br />

klavier-studium an der Folkwanghochschule<br />

in essen u. a. bei bernhard<br />

Wambach und spezialisierung auf die<br />

neue musik. Preisträger der internationalen Ferienkurse für neue musik<br />

darmstadt. auftritte als solist u.a. mit den symphonieorchester des<br />

bayerischen rundfunks und dem sWr sinfonieorchester baden-baden<br />

und Freiburg sowie bei internationalen Festivals wie den salzburger<br />

Festspielen, dem huddersfield contemporary music Festival und bei ars<br />

musica brüssel. zahlreiche audioproduktionen in den bereichen Jazz,<br />

Pop und neue musik. seit der gründung der <strong>musikFabrik</strong> 1990 deren<br />

mitglied. neben seiner tätigkeit als Pianist der <strong>musikFabrik</strong> auftritte im<br />

rahmen von improvisationsprojekten und konzerten mit rock- und<br />

Jazzbands. Von 2000 bis 2004 lehrauftrag für neue musik an der Folkwang<br />

hochschule essen.<br />

RALF PETERS<br />

ralf Peters, geboren 1964, ist sprecher (Wdr, dlF),<br />

rezitator, stimmkünstler und stimmlehrer. als promovierter<br />

Philosoph beschäftigt er sich auch theoretisch<br />

mit dem Phänomen der menschlichen stimme.<br />

in seinen Performanceprojekten arbeitet er mit den<br />

möglichkeiten der „extended Voice“, die er in der<br />

ausbildung mit lehrern des roy hart theatres entwickelt<br />

hat. er ist anerkannter roy-hart-stimmlehrer<br />

und autor des buches Wege zur Stimme (unverzagt<br />

Verlag köln). www.stimmfeld.de<br />

CARL ROSMAN<br />

1971 in england geboren und in australien<br />

aufgewachsen. klarinetten- und dirigierstudium<br />

in melbourne und sydney. spezialisierung auf<br />

zeitgenössisches solorepertoire u.a. von Franco<br />

donatoni, brian Ferneyhough und richard<br />

barrett. in australien arbeitete er als klarinettist<br />

und dirigent u.a. mit dem elisiOn ensemble<br />

und dem libra ensemble, bei dem er gründungsmitglied<br />

und einer der künstlerischen leiter ist. solistische auftritte in<br />

europa, australien, in den usa, Japan und südkorea. 1994 auszeichnung<br />

mit dem kranichsteiner musikpreis bei den darmstädter Ferienkursen.<br />

1999 aufführung des gesamtwerks für solo-klarinette von michael<br />

Finnissy in london. auftritte u.a. mit dem ensemble modern, dem ensemble<br />

surPlus, reservoir, dem melbourne symphony Orchestra und dem<br />

gavin bryars ensemble. enge zusammenarbeit u.a. mit den komponisten<br />

brian Ferneyhough, michael Finnissy, rebecca saunders, liza lim, enno<br />

Poppe und richard barrett. 2002 stipendium der akademie schloss<br />

solitude in stuttgart und übersiedelung nach europa. seit 2003 mitglied<br />

der <strong>musikFabrik</strong>. als solist und dirigent cd-aufnahmen mit Werken<br />

von richard barrett, brian Ferneyhough, liza lim und chris dench.<br />

2006 erschienen aufnahmen von barretts solowerken interference und<br />

knospendgespaltener und zuletzt eine cd mit Werken von aldo clementi,<br />

eingespielt vom elisiOn ensemble unter der leitung von carl rosman.<br />

carl rosman ist dozent an der brunel university in london.<br />

DIRK WIETHEGER<br />

geboren 1972 in münster (Westf.), studien<br />

an der hochschule für musik in detmold<br />

bei gotthard Popp und karine georgian sowie<br />

an der hochschule für musik und theater in<br />

hannover bei klaus heitz. anschließend<br />

student in der meisterklasse von Xenia Jankovic<br />

in Würzburg, dort 2002 abschluss mit dem<br />

meisterklassendiplom. meisterkurse u.a. bei<br />

maria kliegel, arto noras, david geringas und<br />

heinrich schiff. 1991 wurde er eingeladen,<br />

die deutsche erstaufführung eines Werks für<br />

Violoncello solo des japanischen komponisten<br />

seiichi inagaki beim Festival aktive musik zu<br />

spielen. seitdem konzertiert er als solist und<br />

38 · 39


kammermusiker mit einem schwerpunkt auf neuer und zeitgenössischer<br />

musik. erfolgreiche solistische konzerte u.a. bei der biennale neue musik<br />

hannover und den bielefelder konzerttagen. seit 2001 festes mitglied<br />

der <strong>musikFabrik</strong>, mit der er weltweit auf Festivals für neue musik vertreten<br />

ist. regelmäßige cd-, rundfunk- und Fernsehaufnahmen sowie<br />

zusammenarbeit mit komponisten wie mauricio kagel, nicolaus a. huber,<br />

helmut lachenmann, hans zender, Wolfgang rihm und Peter eötvös.<br />

lehrtätigkeiten als assistent von klaus heitz und Xenia Jankovic, im rah-<br />

men von meisterklassen und Workshops sowie an der robert schumann<br />

hochschule düsseldorf. 2004 erschien eine von der kritik begeistert<br />

aufgenommene solo-cd mit Werken von sofia gubajdulina, leoš Janácek<br />

und edvard grieg.<br />

MuSIKFAbRIK<br />

internationales solistenensemble für zeitgenössische musik und mitinitiator<br />

von On – neue musik köln. konzerte bei Festivals und Veranstaltern<br />

wie berliner Festspiele, musica strasbourg, ultraschall berlin,<br />

brooklyn academy of music new york, muziekgebouw amsterdam,<br />

schleswig-holstein musik Festival, rheingau musik Festival, huddersfield<br />

contemporary music Festival, beethovenfest bonn, kölner Phil-<br />

harmonie, Westdeutscher rundfunk köln, berliner Philharmonie, konzerthaus<br />

berlin, Philharmonie essen, la cité de la musique Paris, Oper bonn,<br />

konzerthaus dortmund, concertgebouw amsterdam und tonhalle<br />

düsseldorf. zusammenarbeit mit international renommierten künstlern<br />

wie mauricio kagel, hans zender, karlheinz stockhausen, helmut lachenmann,<br />

Peter eötvös, nicolaus a. huber, louis andriessen, rebecca<br />

saunders, emmanuel nunes, stefan asbury, Peter rundel, kasper de roo,<br />

James Wood und diego masson. neben der klassischen moderne und<br />

zeitgenössischen Werken, darunter regelmäßig kompositionsaufträge der<br />

<strong>musikFabrik</strong>, bilden die auseinandersetzung mit modernen kommunikationsformen<br />

sowie experimentelle und interdisziplinäre Projekte mit<br />

live-elektronik, installationen, tanz- und musiktheater einen schwerpunkt.<br />

zahlreiche audioproduktionen für den rundfunk und für cd-Veröffentlichungen.<br />

seit der saison 2003/04 uraufführungen von auftragswerken<br />

in zusammenarbeit mit der kunststiftung nrW in der reihe<br />

„<strong>musikFabrik</strong> im Wdr“. die <strong>musikFabrik</strong> hat ihren sitz in köln und wird<br />

seit der gründung 1990 vom land nordrhein-Westfalen unterstützt.<br />

SPLASH<br />

der landesmusikrat nrW und die <strong>musikFabrik</strong><br />

tragen gemeinsam ein landesjugendensemble<br />

für Perkussion: sPlash führt hochbegabte<br />

junge schlagzeuger aus nrW zusammen und<br />

erarbeitet mit ihnen Werke zwischen avantgarde,<br />

Jazz und neuer improvisierter musik. das ensemble ist ein Förderprojekt<br />

des ministerpräsidenten des landes. die künstlerische leitung<br />

liegt bei ralf holtschneider und Prof. stephan Froleyks. das ensemble<br />

nutzt Proberäume und instrumentarium der <strong>musikFabrik</strong>, der kreis-<br />

musikschule Viersen und weiterer einrichtungen, die organisatorische<br />

betreuung liegt beim landesmusikrat. sPlash gab sein debüt im<br />

Wdr 3-kulturpartnerfest 2006 in köln. einen monat später trat sPlash<br />

bei der Veranstaltung „Jump cut“ der sk-stiftung kultur in köln auf.<br />

im september 2007 stellte sPlash u.a. drei Programme im düsseldorfer<br />

altstadt-herbst, im alten Wartesaal des kölner hauptbahnhofs (im<br />

rahmen der konzertreihe trip der kölnmusik) und in der kölner Phil-<br />

harmonie (im rahmen der kölner musiknacht) vor. mit dem JugendJazz-<br />

Orchester nrW und dem schlagzeuger christoph haberer arbeitete<br />

sPlash im september 2007 zusammen. im dortmunder domizil stellten<br />

die big band, sPlash und haberer kompositionen des solisten vor,<br />

die die künstlerischen leiter der Jazzorchesters neu auf die besetzung<br />

hin arrangiert hatten. das konzert wurde von Wdr 3 mitgeschnitten.<br />

im Januar und Februar 2008 unterstützte sPlash das landesjugendorchester<br />

nrW und den chor der düsseldorfer musikhochschule bei vier<br />

aufführungen von Olivier messiaens La Transfiguration de Notre Seigneur<br />

Jésus Christ in münster, essen, köln und Odenthal. dank der unterstützung<br />

durch die kunststiftung nrW kann sPlash kompositionen<br />

initiieren, in die die aktuellen entwicklungen in der Perkussion der<br />

avantgarde, der Weltmusik und des Jazz einfließen können.<br />

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samstag 06.12. / 14.00 – 17.30 uhr<br />

MORGEN, KINDER, WIRD WAS TÖNEN<br />

Familientag der <strong>musikFabrik</strong><br />

bEGRÜSSuNG IM FOyER<br />

14.00 uhr / kOmed-FOyer (1. Og)<br />

ankommen, sich miteinander bekannt machen und sich orientieren:<br />

bei unserem Familientag in der <strong>musikFabrik</strong> geschieht das selbstverständlich<br />

nicht in Form von langen Vorträgen oder hinweisschildern,<br />

sondern spielerisch und musikalisch.<br />

im anschluss an die gemeinsame begrüßung hat das Publikum die<br />

Qual der Wahl: selbst musik machen oder lieber zuhören? Film gucken<br />

oder eine Partitur malen? musikPiraten-klangspiele oder eine kleine<br />

Verpflegungspause im café? Oder von allem ein bisschen …?<br />

MIT bERNHARD KÖNIG uND ALEXANDRA NAuMANN<br />

„DIE REISE NACH …“ – WORKSHOP<br />

14.30–15.50 uhr / studiO (2. ug)<br />

Wir spielen in kleinen gruppen spiele, die wir mit klang beleben. daraus<br />

entstehen kleine klang-module, die wir in verschiedener art und Weise<br />

zusammenfügen, um ein ganzes musikstück zu komponieren und später<br />

in der gemeinsamen abschlusspräsentation um 16.30 uhr aufzuführen.<br />

MIT MELvyN POORE<br />

ÖFFENTLICHE PRObEN uND MITMACHAKTIONEN<br />

ab 14.30 uhr / treFFPunkt kammermusikraum (2. ug)<br />

<strong>musikFabrik</strong> live: auch während des Familientages wird in den<br />

räumlichkeiten der <strong>musikFabrik</strong> weiter ‚musik fabriziert‘. musiker des<br />

ensembles proben für die abendlichen konzerte, die besucherinnen<br />

und besucher dürfen in diese Proben kurz hineinschnuppern.<br />

in zwei verschiedene stücke kann wahlweise hineingehorcht werden,<br />

beide Probenbesuche werden durch eine musikalische mitmachaktion<br />

für kinder und erwachsene vorbereitet:<br />

STREICHquARTETT NR. 2 vON GyÖRGy LIGETI<br />

14.30–14.55 uhr mitmachaktion / kammermusikraum (2. ug)<br />

15.00–15.25 uhr Probenbesuch 1 / kOmed-saal (1. Og)<br />

REFRAIN vON KARLHEINz STOCKHAuSEN<br />

15.30–15.55 uhr mitmachaktion / kammermusikraum (2. ug)<br />

16.00–16.25 uhr Probenbesuch 1 / kOmed-saal (1. Og)<br />

MIT bERNHARD KÖNIG uND ALEXANDRA NAuMANN<br />

AbSCHLuSSPRäSENTATION<br />

16.30 uhr / kOmed-FOyer<br />

zu guter letzt: nikolaus- und adventslieder, wie man sie bestimmt noch<br />

nie gehört hat. und natürlich die Welturaufführung der vom Publikum<br />

verfassten „unendlichen Partitur“ durch die musikerinnen und musiker<br />

der <strong>musikFabrik</strong>.<br />

abgerundet wird dieser gemeinsame letzte teil durch einen auftritt des<br />

ensembles maul & trommel der diakonie michaelshoven, das mit seinem<br />

stück Over the Ocean kürzlich schon im Wdr-sendesaal für Furore<br />

gesorgt hat.<br />

MIT MAuL & TROMMEL, bRuCE COLLINGS, bERNHARD KÖNIG, ALEXANDRA NAuMANN,<br />

TINA NEuMANN, MELvyN POORE, AXEL PORATH, MICHAEL TIEPOLD, PETER vEALE uND<br />

HANNAH WEIRICH<br />

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DuRCHGäNGIGE ANGEbOTE vORSCHAu<br />

uNENDLICHE PARTITuR / 1. ug<br />

eine gemeinschaftskomposition entsteht – und alle besucherinnen und<br />

besucher des Familientages können sich daran beteiligen. im Verlauf des<br />

nachmittags kann jeder seinen beitrag zur ‚unendlichen Partitur‘ leisten.<br />

der Oboist Peter Veale gibt bereits parallel zur entstehung erste hörproben;<br />

in der gemeinsamen abschlusspräsentation um 16.30 uhr wird dann<br />

das fertige Werk von musikern der <strong>musikFabrik</strong> feierlich uraufgeführt.<br />

MIT PETER vEALE uND TINA NEuMANN<br />

MuLTIMEDIASCHAu / FOyer eg und 1.ug<br />

AuDIObAR in bild und ton werden die highlights aus den schulprojekten<br />

der letzten zwei Jahre präsentiert: hier kann man kölner schulklassen<br />

im recherche-einsatz als radioreporter erleben oder hinter die kulissen<br />

eines schulischen musikworkshops schauen.<br />

PLuG-IN-FILM mit dabei: ein soeben entstandener 30minütiger Film<br />

von Wasiliki noulesa. zwei Jahre lang hat noulesa die plug-in-Projekte<br />

der <strong>musikFabrik</strong> und des büros für konzertpädagogik mit der kamera<br />

begleitet. entstanden ist dabei ein kurzweiliger doku-clip, der mit tempo<br />

und Witz die künstlerischen und menschlichen Facetten konzertpädagogischer<br />

arbeit durchleuchtet.<br />

MuSIKPIRATEN an mehreren terminals werden ausschnitte aus dem<br />

aktuellen internetprojekt ‚musikPiraten‘ der <strong>musikFabrik</strong> gezeigt. kinder<br />

können eine virtuelle reise in die Welt der klänge machen und auf einer<br />

insel spannende musikalische abenteuer erleben.<br />

TRAuMKLäNGE außerdem zu erleben: die von kindern der kölnerkinderuni<br />

verfilmte traumreise in die kultur der australischen ureinwohner.<br />

gemeinsam mit musikern der <strong>musikFabrik</strong> haben die kinder eine traumreise<br />

gemacht und gemalt, was sie gesehen haben. dann sind sie in der<br />

<strong>musikFabrik</strong> auf klangsuche gegangen – tolle klänge wie zuckerwürfel<br />

kauen oder Wasser in einen topf gießen – und haben mit diesen klängen<br />

auf keyboards eine Filmmusik aufgenommen.<br />

MIT ANKE EbERWEIN<br />

KLEINKINDbETREuuNG / gläserner raum eg<br />

Für die Jüngsten (bis ca. 6 Jahre) bieten wir betreuung – malen, puzzeln,<br />

bauen, spielen, lesen … und kleine klangerkundungen.<br />

MIT LEONIE HOETTGES<br />

ESSEN uND TRINKEN / lichthOF 2. ug<br />

TAFELFREuDEN<br />

EXPEDITION AMADINDA – EINMAL KÖNIG SEIN (ab 13.3.2009)<br />

kölnerkinderuni 2009 / <strong>musikFabrik</strong> im netzwerk On – neue musik köln<br />

nach dem erfolgreichen<br />

Finale der Projektgruppe<br />

„traumklänge“ geht die<br />

zusammenarbeit von musik-<br />

Fabrik und kölnerkinderuni<br />

weiter: die expedition ama-<br />

dinda beginnt am 13.3.2009<br />

mit einem konzert der<br />

<strong>musikFabrik</strong> in der Philharmonie<br />

essen. dort werden<br />

die kinder (neben musik<br />

von Frank zappa und steve<br />

reich) die amadinda erleben:<br />

ein afrikanisches Xylophon,<br />

an dem mehrere musiker<br />

gleichzeitig spielen. dieses<br />

zusammenspiel nehmen<br />

wir uns als Vorbild. die expedition amadinda wird in teams unter anleitung<br />

solche großen afrikanischen Xylophone bauen und ihnen gemeinsam vertraute<br />

und fremde töne und rhythmen entlocken.<br />

Warum ein afrikanisches Xylophon so anders klingt, darüber wird es in der<br />

kinderuni-Vorlesung aus der musikwissenschaft (musikethnologie) gehen, und<br />

was es mit der musik für einen könig aus uganda auf sich hat, wird die kinderuni-Vorlesung<br />

aus der afrikanistik verraten.<br />

in der <strong>musikFabrik</strong> wird die expedition amadinda in detektivischer spurensuche<br />

herausfinden, ob musiker ‚nur‘ das spielen, was die komponisten ihnen<br />

vorschreiben, oder ob sie auch gemeinsam etwas entwickeln. über die ergebnisse<br />

dieser recherche werden sie im hochschulradio kölncampus berichten.<br />

Ob diese art des gemeinsamen unternehmens in der musik etwas ganz<br />

neues ist oder ob es dafür vielleicht schon andere gemeinschaftliche unternehmungen<br />

gab, damit wird sich die expedition amadinda mit dr. ralph Paland<br />

beschäftigen.<br />

kostenfreies angebot für 24 kinder im alter zwischen 8 und<br />

12 Jahren. die detaillierte ausschreibung mit allen terminen<br />

senden wir gerne zu! Kontakt über die <strong>musikFabrik</strong> oder:<br />

KölnerKinderuni, ursula Pietsch-Lindt M.A.,<br />

Tel. 0221 / 470-6831, kinderuni@uni-koeln.de<br />

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MÖCHTEN SIE GEMEINSAM MIT DER MuSIKFAbRIK<br />

EIN vERMITTLuNGSPROJEKT DuRCHFÜHREN?<br />

plug-in macht neugierig auf fremde musik: nicht belehrend, besserwisserisch,<br />

bildungsbeflissen, sondern als spielerische entdeckungsreise<br />

auf unbekanntes terrain. kinder und Jugendliche begegnen unbekannten<br />

klängen und einer unbekannten musik: ‚unerhörten‘ stücken von zeitgenössischen<br />

komponistinnen und komponisten. sie begegnen ihnen mit<br />

ihren eigenen Fragen, ihrer eigenen neugierde, aufgeschlossenheit<br />

oder skepsis. sobald die eigenen beobachtungen und eindrücke – im<br />

konzerterlebnis, beim besuch eines musikers oder bei ihrem besuch<br />

in der <strong>musikFabrik</strong> – einen individuellen und kreativen ausdruck<br />

gefunden haben, wird gemeinsam mit unseren musikern weiter recherchiert,<br />

vertieft und geforscht: Warum muss diese musik so klingen,<br />

wie sie klingt? Wie wurde sie gemacht? Wo gerät man hin, wenn man sich<br />

darauf einlässt, diesen gedanken zu folgen?<br />

so erkunden die kinder unsere schlagzeuginstrumente und spielen<br />

darauf, suchen und sammeln klänge in ihrer umwelt, entwickeln daraus<br />

ihre eigene ‚neue‘ musik, bauen instrumente – und treten im rahmen<br />

eines konzertes der <strong>musikFabrik</strong> im Wdr auf.<br />

nicht nur der musik selbst begegnen die kinder und Jugendlichen in<br />

diesem Projekt, sondern auch den machern dieser musik. im zusammentreffen<br />

mit musikern der <strong>musikFabrik</strong> und zeitgenössischen komponisten<br />

wird musik lebendig – auf diese Weise wird ein zugang geschaffen, der<br />

über das einzelne Projekt hinaus die beziehung zu einer kunst prägt, die<br />

manchem sonst nur als abstraktes schulbuchwissen begegnen würde.<br />

WAS WIR bIETEN:<br />

· besuch in der <strong>musikFabrik</strong> (miniworkshop und / oder Probenbesuch),<br />

90–180 min., bis schulklassenstärke<br />

· schulprojekt: Workshop als Projektwoche oder in regelmäßigen<br />

terminen über mehrere monate, ggf. mit auftritt der teilnehmer im Wdr<br />

· schulklassenpatenschaften: ein musiker der <strong>musikFabrik</strong> baut über<br />

einen längeren zeitraum eine beziehung zur klasse auf, stellt sich<br />

und sein instrument vor, führt kleine Workshops durch und berichtet<br />

regelmäßig aus der arbeit der <strong>musikFabrik</strong><br />

· individuell auf ihre bedürfnisse zugeschnittene Projekte<br />

sprechen sie uns an!<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

telefon 0221 7194 7194-0<br />

lukas.hellermann@<strong>musikFabrik</strong>.eu<br />

PARTNER DER MuSIKFAbRIK bEI vERMITTLuNGS-<br />

PROJEKTEN: DAS bÜRO FÜR KONzERTPäDAGOGIK<br />

gegründet von den beiden komponisten hans w. koch<br />

und bernhard könig sowie von der kulturpädagogin<br />

anke eberwein, ist das kölner büro für konzertpädagogik<br />

seit 1997 einer der bundesweit aktivsten und vielseitigsten anbieter in<br />

sachen musikvermittlung und konzertpädagogik. sein arbeitsbereich ist<br />

die schnittstelle von schule, Weiterbildung und konzert – es bringt<br />

schüler dorthin, wo die musik spielt (ins konzert) und hilft Veranstaltern,<br />

damit ihre musik schule macht (im klassenzimmer). neben der künstlerischen<br />

und pädagogischen arbeit vor Ort, in schulen und musikschulen,<br />

zählen zunehmend auch konzeptentwicklung, dramaturgische beratung<br />

und Festivalorganisation zu seinen tätigkeitsfeldern. so war das büro für<br />

konzertpädagogik 2004 federführend verantwortlich für die Organisation,<br />

dramaturgie und durchführung des städteübergreifenden Festivals<br />

stadt-klang-fluss der rhein land ag (kulturbündnis der städte bonn, köln,<br />

düsseldorf und duisburg). zu den auftraggebern des büros zählen<br />

konzerthäuser wie die kölner Philharmonie, die Philharmonie essen oder<br />

das konzerthaus dortmund; Veranstalter und Programmmacher wie der<br />

Wdr, die donaueschinger musiktage oder die staatsoper stuttgart;<br />

namhafte ensembles wie das beethovenorchester bonn, die <strong>musikFabrik</strong>,<br />

das symphonieorchester des bayerischen rundfunks oder auch öffentliche<br />

institutionen wie das bundespräsidialamt, der landtag rheinland-<br />

Pfalz oder der deutsche musikrat.<br />

www.konzertpaedagogik.de<br />

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vORSCHAu<br />

<strong>musikFabrik</strong> im Wdr<br />

FREITAG 09.01.2009, 20.00 uHR<br />

köln | Funkhaus am Wallrafplatz | klaus-von-bismarck-saal<br />

kOnzert 27<br />

SCHERbEN<br />

ARNOLD SCHÖNbERG Sechs kleine Klavierstücke op. 19 (1911)<br />

ENNO POPPE | WOLFGANG HEINIGER Tonband (2008)<br />

uraufführung | kompositionsauftrag von kunststiftung nrW, <strong>musikFabrik</strong> und<br />

deutschlandradio kultur<br />

ENNO POPPE Scherben (2000–08)<br />

für ensemble<br />

deutsche erstaufführung der neuen Version<br />

ARNOLD SCHÖNbERG Sechs Orchesterlieder op. 8 (1903–05)<br />

bearbeitungen für gesang und kammerensemble von hanns eisler (1921),<br />

erwin stein (1921) und klaus simon (2007)<br />

ROSEMARy HARDy mezzosopran<br />

bENJAMIN KObLER klavier<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

STEFAN ASbuRy dirigent<br />

FREITAG 27.02.2009, 20.00 uHR<br />

köln | Funkhaus am Wallrafplatz | klaus-von-bismarck-saal<br />

kOnzert 28<br />

SCHWANKENDE zEIT<br />

ISAbEL MuNDRy Neues Werk (2008)<br />

uraufführung | kompositionsauftrag von kunststiftung nrW<br />

und <strong>musikFabrik</strong><br />

ISAbEL MuNDRy Schwankende Zeit (2007)<br />

kompositionsauftrag von kunststiftung nrW und <strong>musikFabrik</strong><br />

ISAbEL MuNDRy Gefächerter Ort (2007/2008)<br />

für Violine solo und ensemble<br />

uraufführung der neufassung<br />

ISAbEL MuNDRy Je est un autre (2008)<br />

für Violine solo und ensemble<br />

uraufführung der neufassung<br />

JuDITHA HAEbERLIN Violine<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

EMILIO POMARICO dirigent<br />

SONNTAG 03.05.2009, 20.00 uHR<br />

köln | Funkhaus am Wallrafplatz | klaus-von-bismarck-saal<br />

kOnzert 29<br />

HAAS / JARRELL<br />

MICHAEL JARRELL Assonance VII (1992)<br />

für schlagzeug solo<br />

MICHAEL JARRELL Neues Werk<br />

für ensemble und live-elektronik<br />

kompositionsauftrag von kunststiftung nrW und <strong>musikFabrik</strong><br />

HELENA WINKELMAN Vestibula<br />

für Flöte, bassklarinette und harfe<br />

GEORG FRIEDRICH HAAS Neues Werk<br />

für sopran und ensemble<br />

kompositionsauftrag von kunststiftung nrW und <strong>musikFabrik</strong><br />

SARAH WEGENER sopran<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

ENNO POPPE dirigent<br />

48 · 49


vORSCHAu<br />

schlüsselWerke<br />

DONNERSTAG 11.12.2008, 20.00 uHR<br />

c. bechstein centrum<br />

ELLIOTT CARTER<br />

zuM 100. GEbuRTSTAG<br />

elliott carter – ein echtes urgestein der neuen musik und einer der<br />

bedeutendsten komponisten des 20. Jahrhundert – wird am 11. dezember<br />

2008 einhundert Jahre alt. grund genug, das einflussreiche schaffen<br />

des amerikanischen komponisten mit einer hommage zu ehren, die<br />

einen tiefen einblick in seine ideenwelt gibt: das Programm verbindet<br />

carters Werke mit denen seiner lehrer und Weggefährten charles<br />

ives, henry cowell und anton Webern, von dem das „schlüsselwerk“<br />

Vier Stücke op. 7 für geige und klavier von 1910 auf dem Programm steht.<br />

es spielen Pi-chao chen, Violine, und yin chiang, klavier. egbert hiller<br />

führt in das Programm ein. das konzert der kölner gesellschaft für neue<br />

musik wird ermöglicht durch On – neue musik köln und die unterstützung<br />

des kulturamts der stadt köln.<br />

eintritt: 10 / 7 euro<br />

Ort: c. bechstein centrum, Opern Passagen, glockengasse 6, 50667 köln<br />

FREITAG 19.12.2008, 20.00 uHR<br />

sancta clara keller<br />

XS-KONzERT<br />

ASASELLO quARTETT – SCHLÜSSELWERKE – KONzERT<br />

„Präzise ausgelotete klangwelten von großer dichte“ – so beschreibt<br />

die basellandschaftliche zeitung das klangbild des asasello Quartetts.<br />

das ensemble, das einen großteil seines musikalischen schaffens<br />

der interpretation zeitgenössischer Werke widmet, spielt am 19. dezember<br />

im romanischen gewölbekeller sancta clara mit Gran Torso von<br />

helmut lachenmann ein schlüsselwerk der neuen musik. das konzert<br />

findet im rahmen von On – neue musik köln statt.<br />

eintritt: 10 / 7 euro<br />

Ort: sancta clara keller, am römerturm 3, 50667 köln<br />

www.asasello-quartett.ch<br />

bILDNACHWEISE<br />

akg-images | Ferruccio busoni<br />

akg-images / Marion Kalter | Pierre henry, Pierre schaeffer<br />

Archivio Ricordi, Milano | edgard Varèse<br />

boosey & Hawkes, bote & bock | iannis Xenakis<br />

C. F. Peters | John cage<br />

Evelyne Cavos | luc Ferrari<br />

Photo X. | Olivier messiaen<br />

Klaus Rudolph | Pierre boulez, helmut lachenmann, ulrich löffler, <strong>musikFabrik</strong>, carl<br />

rosman, karlheinz stockhausen, dirk Wietheger, Fotos kölnerkinderuni und plug-in<br />

Schott Promotion / Peter Andersen | györgy ligeti<br />

IMPRESSuM<br />

veranstalter | Herausgeber<br />

<strong>musikFabrik</strong><br />

geschäftsführer | thomas Oesterdiekhoff<br />

im mediapark 7<br />

50670 köln<br />

Fon +49 221 71947194-0<br />

Fax +49 221 71947194-7<br />

<strong>musikFabrik</strong>@<strong>musikFabrik</strong>.eu<br />

www.<strong>musikFabrik</strong>.org<br />

Projekt-Management<br />

lukas hellermann<br />

Redaktion<br />

andreas günther<br />

Gestaltung<br />

dOkument 1 design


NEUE MUSIK KÖLN<br />

WERKE<br />

das <strong>schlüsselwerke</strong>-Festival findet<br />

im rahmen von On – neue musik<br />

statt. On – neue musik wird<br />

gefördert durch das netzwerk neue<br />

musik sowie die stadt köln<br />

und die rheinenergie stiftung<br />

kultur.<br />

Medienpartner<br />

Der Deutschlandfunk sendet einen<br />

Konzertmitschnitt am 08.02.2009<br />

von 21.05 – 23.00 uhr in der Reihe<br />

„Konzertdokument der Woche“.<br />

beide Programme empfangen<br />

Sie bundesweit über Kabel, Satellit<br />

und DAb.

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