Handreichung Energie und Entropie - Josef Leisen
Handreichung Energie und Entropie - Josef Leisen
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sechzehnten Tag auf ein Sechstel dieses<br />
Wertes abgesunken war.<br />
Der menschliche Organismus arbeitet allerdings<br />
anders als eine Wärmekraftmaschine.<br />
Die Wärmekraftmaschine lädt die ganze<br />
<strong>Energie</strong> erst auf die <strong>Entropie</strong> <strong>und</strong> dann auf<br />
den Impuls als Träger um. Der menschliche<br />
Organismus lädt die <strong>Energie</strong> durch die 'kalte<br />
Verbrennung' direkt auf den Träger Impuls<br />
um <strong>und</strong> einen Teil auf die dabei erzeugte<br />
<strong>Entropie</strong>.<br />
6.2 Die Pflanzen - entropisch betrachtet<br />
Lebewesen wie Tiere <strong>und</strong> Menschen brauchen<br />
<strong>Energie</strong>zuflüsse mit weniger <strong>Entropie</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Energie</strong>abflüsse mit mehr <strong>Entropie</strong>, um<br />
<strong>Entropie</strong>verstopfungen zu vermeiden. In<br />
der Nahrungskette stehen am Anfang "niederentropische<br />
Nahrungen" <strong>und</strong> am Ende<br />
"hochentropische Nahrungen". Für grüne<br />
Pflanzen, die am Anfang der Nahrungskette<br />
stehen, ist das Sonnenlicht die niederentropische<br />
Nahrung, die sie mit der Fotosynthese<br />
'verdauen'. Das zeigt die <strong>Entropie</strong>bilanz<br />
bei der Kohlehydratsynthese in einer Pflanze.<br />
Die Pflanze baut aus je sechs Mol Wasser<br />
<strong>und</strong> Kohlendioxid ein Glukosemolekül auf.<br />
Sechs Sauerstoffmoleküle bleiben übrig<br />
<strong>und</strong> werden an die Atmosphäre abgegeben.<br />
Die Reaktionsgleichung der Stoffbilanz<br />
lautet:<br />
6 CO 2 + 6 H 2 O → C 6 H 12 O 6 + 6 O 2<br />
Diese Reaktion kann nur ablaufen, wenn<br />
der <strong>Energie</strong>satz <strong>und</strong> der <strong>Entropie</strong>satz eingehalten<br />
werden. Die <strong>Energie</strong>bilanz wird<br />
durch die Absorption des Sonnenlichtes<br />
ausgeglichen: ∆E = E ein - E aus = 0 J.<br />
Die <strong>Entropie</strong> für 1 mol Umsatz der Edukte<br />
beträgt:<br />
20<br />
S ein = 6 S(CO 2, gasförmig ) + 6 S(H 2 O flüssig ) +<br />
S(Strahlung) = 6 214 + 6 70 + S(Strahlung)<br />
= 1704 J/K + S(Strahlung) ≈ 1704 J/K.<br />
Die Werte für die molaren <strong>Entropie</strong>n kann<br />
man Tabellen entnehmen. Die Strahlungsentropie<br />
ist im Vergleich zu den chemischen<br />
Beiträgen sehr gering <strong>und</strong> kann hier<br />
vernachlässigt werden.<br />
(Die <strong>Entropie</strong>dichte der Strahlung ist<br />
ρS (T)=4/3aT 3 mit a = 7,6 10 -16 J/m 3 K 4 . Mit<br />
der Sonnentemperatur T=5700 K <strong>und</strong> der<br />
Wirkungsfläche eines Chlorophyll-Moleküls<br />
<strong>und</strong> der Reaktionszeit, erhält man einen<br />
vernachlässigbaren Wert.)<br />
Die Aggregatzustände müssen angegeben<br />
werden, da die <strong>Entropie</strong>werte sehr vom Aggregatzustand<br />
abhängen. Die Reaktionsprodukte<br />
enthalten die <strong>Entropie</strong>:<br />
S aus = S(Glukose f ) + 6 S(O 2 ) = 212 J/K +<br />
6 205 J/K = 1442 J/K.<br />
Es ist also Saus < Sein . Diese Differenz<br />
lässt sich allerdings einfach erklären. Das<br />
Glukosemolekül hat eine komplexere<br />
Struktur als die Ausgangssubstanzen. Folglich<br />
muss sein <strong>Entropie</strong>wert geringer sein.<br />
Der Prozess der Fotosynthese ist ein <strong>Entropie</strong>verminderungsprozess,<br />
bei dem komplexere<br />
Strukturen hergestellt werden. Das allerdings<br />
geht nur, indem <strong>Entropie</strong> exportiert<br />
wird.<br />
Die Evolution hat dazu folgenden genialen<br />
Trick erf<strong>und</strong>en: