Grenzen christlicher Freiheit
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<strong>Grenzen</strong> <strong>christlicher</strong> <strong>Freiheit</strong><br />
Eine Bekannte von mir, eine ältere Missionarin, erzählte mir folgendes Erlebnis:<br />
Sie musste im Zusammenhang mit ihrem Dienst durch verschiedene Staaten der USA reisen.<br />
Zu Beginn war sie für ein paar Tage bei zwei älteren Damen in Nordamerika eingeladen. Im<br />
Verlauf eines Abends kam das Gespräch irgendwie auf Essen und Trinken und da kam irgendwie<br />
beiläufig zum Ausdruck, dass meine Bekannte zum Essen auch mal ein Glas Wein trinkt. Die<br />
Enthüllung war für die beiden älteren Gastgeberinnen ein solcher Schock, dass sie der<br />
Missionarin beinahe den Glauben absprachen und die Beziehung der Drei war während dem<br />
weiteren Aufenthalt so angespannt, dass sie sich überlegte, ein anderes Quartier zu suchen.<br />
Ihre Reise ging dann weiter in den Süden der USA, nach Texas. Dort besuchte sie am Sonntag<br />
einen Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst ging man nach draussen, wo meine Bekannte von<br />
einem Mann mit Cowboy-Hut und einer dicken Zigarre im Mund mit einem herzlichen "God<br />
bless you!" verabschiedet wurde. Sie verstand die (amerikanische) Welt nicht mehr…<br />
Es wäre jetzt interessant, zu erfahren, was gerade in euren Köpfen vorging, als ihr die Anekdote<br />
hörtet. Da wir hier alle aus einer ähnlichen (christlichen) Kultur kommen, kann ich ungefähr<br />
erahnen, was es war…<br />
In unseren Breitengraden denkt man wohl am ehesten: "Das eine ist OK, das andere nicht so…"<br />
Und noch etwas konkreter geraten: "Der Wein ist OK, die Zigarre ist schon problematischer."<br />
Wir würden wahrscheinlich unsere Urteile unter anderem mit gesundheitlichen Gründen<br />
untermauern. Und vielleicht auch mit der drohenden Suchtgefahr.<br />
Aber weil wir Christen sind, wird unsere Beurteilung zu einem guten Teil eine moralische sein.<br />
Jeder von uns hat wahrscheinlich eine – wenn auch verborgene – Vorstellung davon, was ein<br />
Christ darf und was nicht…<br />
Hast du dir schon überlegt, auf was für einer Grundlage diese Vorstellung bei dir steht?<br />
Kannst du diese deine Vorstellung – was ein Christ darf und was nicht – biblisch begründen?<br />
Gibt die Bibel eine Hilfe dazu?<br />
Lasst uns lesen:<br />
1Kor 8,1-13<br />
Die Situation<br />
Wie auch in den anderen Abschnitten und in den meisten Briefen von Paulus ist das, was er<br />
schreibt, nicht eine theoretische Abhandlung über ein Thema.<br />
Paulus schreibt hier eine Antwort auf bestimmte Fragen, die aus einer bestimmten Situation,<br />
einem Problem entstanden sind, das Leute haben, die aus einem bestimmten kulturellen Umfeld<br />
kommen.<br />
In Korinth gab es den religiösen Brauch, dass man den Göttern Fleisch opferte.<br />
Wenn jemand ein solches Opfer in den Tempel brachte, dann wurde das Stück Fleisch in drei<br />
Teile aufgeteilt.<br />
Ein Drittel war für die entsprechende Gottheit, ein zweiter Teil für den Priester und den dritten<br />
Teil behielt der Opfernde selbst.<br />
Da die Priester auf diese Weise zu sehr viel Fleisch kamen, das für sie allein zu viel war,<br />
verkauften sie das Übrige auf dem Markt.
2<br />
So kam das Opferfleisch unter die Leute. Es wurde gern gekauft, weil nach ihrem Verständnis<br />
das Fleisch dann schon rituell gereinigt war.<br />
Für die Christen – besonders für diejenigen mit einem jüdischen Hintergrund – war das aber<br />
ziemlich problematisch.<br />
Erstens handelte es sich dabei oft um Fleisch, das nach jüdischem Speisegesetz unrein war.<br />
Zweitens war das Fleisch ja durch einen rituellen Prozess gegangen, der die falschen Götter der<br />
Griechen ehrte.<br />
Und nach der Vorstellung der Griechen hatte es erst noch eine Verbindung der Gottheit mit dem<br />
Fleisch gegeben. Es gab die Vorstellung, dass Götter oder Dämonen durch das Essen in die<br />
Menschen hineinkamen.<br />
Für viele der neubekehrten Christen war das deshalb kein Thema, mit solchem Fleisch auch nur<br />
in Berührung zu kommen, geschweige denn, es zu geniessen.<br />
Für sie war es gewissermassen 'okkult belastet'.<br />
Daneben gab es andere, die verstanden überhaupt nicht, dass die einen so zimperlich waren.<br />
Wussten sie denn nicht, dass es diese Götter gar nicht gibt und dass wir dazu als Christen<br />
überhaupt nicht mehr auf Speisegebote achten müssen?!<br />
Wahrscheinlich wandte sich die zweite Gruppe an Paulus, damit er ihnen das bestätigt.<br />
Wer hat nun recht? Was sagt Paulus?<br />
Paulus gibt eine Antwort, die nicht einfach der einen Seite recht gibt und der anderen unrecht.<br />
Er gibt – wie so oft – eine differenzierte Antwort, die nicht so sehr mit der äusseren Handlung zu<br />
tun hat, sondern die auf das Herz, auf die Motivation für das Handeln, abzielt.<br />
Erkenntnis<br />
Die Gruppe, die Paulus wahrscheinlich fragte, nennen wir sie die <strong>Freiheit</strong>lichen, brüstete sich<br />
scheinbar damit, dass sie grössere Erkenntnis hatten.<br />
Ihre Erkenntnis gab ihnen mehr <strong>Freiheit</strong>. Soviel können wir erst einmal festhalten, ohne<br />
gegenüber diesen <strong>Freiheit</strong>lichen zu kritisch zu sein.<br />
Ihre Erkenntnis war richtig, und die <strong>Freiheit</strong>, die sie daraus gewannen, grundsätzlich auch.<br />
Paulus gibt ihnen darin grundsätzlich recht.<br />
Es ist wichtig, dass wir die richtige Erkenntnis haben. Es ist ja unser Ziel als Christen, als<br />
Gemeinde, unseren Gott und seine Wege zu erkennen.<br />
Dazu hat Gott uns die Apostel und Propheten und Hirten und Lehrer gegeben;<br />
Ephesians 4:12-13 zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die<br />
Erbauung des Leibes Christi, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der<br />
Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmass des Wuchses der Fülle<br />
Christi.<br />
Je mehr, je besser wir Gott und seine Wege erkennen, desto reifer werden wir im Glauben und<br />
desto mehr wird unsere <strong>Freiheit</strong> wachsen.<br />
John 8:32 ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen<br />
Erkenntnis bringt Reife und <strong>Freiheit</strong>.<br />
Und hier in der Situation der Korinther geht es um eine ganz konkrete Erkenntnis.<br />
Es geht darum, zwei Dinge zu verstehen:
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Erstens, dass die Speisegebote im neuen Bund nicht mehr verpflichtend sind. Sie waren Schatten,<br />
die nun, nachdem Christus gekommen ist, erfüllt sind.<br />
Wer in der Tiefe erkannt hat, dass Christus in seinem Kommen alle diese zeremoniellen Gesetze,<br />
alle die Reinheitsgebote, erfüllt hat, gewinnt dadurch eine grosse <strong>Freiheit</strong>.<br />
Er wird vieles geniessen können, ohne dabei durch ein schlechtes Gewissen geplagt zu werden.<br />
Und was noch wichtiger ist: er wird erkennen, dass es bei der Gemeinschaft mit Gott nicht<br />
darum geht, ihn durch das Halten aller möglichen Gesetze günstig zu stimmen.<br />
Die Gemeinschaft mit Gott gewinnen wir durch Christus, durch das, was er für uns erworben<br />
hat; unsere vollkommene Reinheit, Vergebung der Sünde.<br />
Christus ist viel grösser als Speise- und Reinheitsgebote.<br />
Er hat das auch gezeigt, als er erklärte, dass nicht das den Menschen verunreinigt, was in ihn<br />
hineingeht – also Nahrung – sondern das, was aus seinem Herzen, aus ihm herauskommt.<br />
Das ist die zweite Erkenntnis, die für die Gläubigen in Korinth von Bedeutung ist:<br />
Durch das Essen von irgendwelchem Fleisch – auch wenn es irgendein heidnischer Priester<br />
seinen Göttern geopfert hat – wird der Christ nicht verunreinigt.<br />
Paulus sagt es ganz deutlich: es gibt diese Götter gar nicht; darum muss man sie nicht fürchten,<br />
weder sie noch ihre vermeintliche Macht oder ihren Einfluss.<br />
Man wird also nicht okkult belastet, wenn man diese Produkte der falschen Religion zu sich<br />
nimmt.<br />
Es gibt nur einen Gott, dessen Macht und Einfluss wir fürchten müssen: Das ist der eine Gott<br />
und Vater, von dem alles kommt und für den wir geschaffen sind und einen Herrn, Jesus<br />
Christus, durch den alles – auch wir - geschaffen ist (V.6)<br />
Das erkannten die <strong>Freiheit</strong>lichen in Korinth, das gab ihnen <strong>Freiheit</strong> von zeremoniellen Geboten.<br />
Und dieser Erkenntnis stimmte Paulus grundsätzlich zu, er bestätigte sie sogar.<br />
Wo liegt denn das Problem?<br />
Warum ist Paulus mit diesen <strong>Freiheit</strong>lichen nicht zufrieden?<br />
Warum korrigiert er sie und schreibt nicht an die andere Partei, wie er den Kolossern schrieb?<br />
Diesen sagte er:<br />
Colossians 2:20-23 Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was<br />
unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt : 21 Berühre nicht, koste nicht,<br />
betaste nicht! 22 - was doch alles zur Vernichtung durch den Gebrauch bestimmt ist - nach den<br />
Geboten und Lehren der Menschen? 23 Das alles hat zwar einen Anschein von Weisheit, in<br />
eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes - also nicht in<br />
einer gewissen Wertschätzung - dient aber nur zur Befriedigung des Fleisches.<br />
Warum unterstützt Paulus nicht diejenigen, die ja ihre <strong>Freiheit</strong> richtig erkannt haben?<br />
Bewirkt er damit nicht, dass sich ein gesetzliches Verständnis ausbreitet?<br />
Scheinbar nicht. Scheinbar ist das hier nicht das Problem.<br />
Hier scheinen die Geschwister mit einem eher engen, gesetzlichen Verständnis nicht so stark zu<br />
sein, dass sie Schaden anrichten können. Sondern das Problem ist bei den <strong>Freiheit</strong>lichen.<br />
<strong>Freiheit</strong> ohne Liebe<br />
Paulus muss ihnen deutlich sagen, dass sie ein grundfalsches Verständnis von Erkenntnis und<br />
<strong>Freiheit</strong> haben.
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Die Zürcher Bibel bringt hier sehr gut zum Ausdruck, wie Paulus mit dem Begriff 'erkennen'<br />
spielt: "wer meint, etwas erkannt zu haben, hat noch nicht erkannt, was Erkenntnis heisst."<br />
Mit anderen Worten sagt er: "Ihr rühmt euch eurer Erkenntnis, wisst aber gar nicht, was<br />
geistliche Erkenntnis eigentlich ist.<br />
Geistliche Erkenntnis heisst zuallererst nicht, dass wir etwas erkennen, sondern dass wir selbst<br />
erkannt sind; nämlich von Gott erkannt.<br />
Dieses "von Gott erkannt" meint nicht, dass Gott etwas über uns zu wissen bekommt, sondern<br />
dass er uns mit sich eins macht.<br />
Und dieses Einssein mit Gott – so sagt Paulus – bewirkt, dass wir von seiner Liebe ergriffen sind.<br />
Wer eins ist mit Gott, der liebt wie er.<br />
Das ist die geistliche Erkenntnis, die den <strong>Freiheit</strong>lichen in der Korinther Gemeinde fehlt.<br />
Von der Erkenntnis, die sie haben, sagt Paulus, dass sie aufbläht.<br />
Warum? Weil sie ohne Liebe ist. Diese Leute reden von einem blossen Wissen, das sie haben.<br />
Mit diesem Wissen überheben sie sich selbst über die anderen, die es noch nicht haben.<br />
Es stimmt, sagt Paulus, dass die Schwachen das auch noch erkennen müssen; es ist eigentlich<br />
nicht nötig, dass sie auf den Genuss dieses Fleisches verzichten.<br />
Essen oder nicht essen macht sie vor Gott nicht angenehmer.<br />
Das Problem ist vielmehr, dass das Gewissen der im Glauben noch Schwachen noch etwas zu<br />
schnell anschlägt.<br />
Ihr Gewissen ist – wie das Immunsystem bei einem Allergiker – zu fein eingestellt.<br />
Sie müssen noch – und das geschieht durch vertiefte Erkenntnis – von ihrer zu grossen<br />
Ängstlichkeit befreit werden, durch die sie meinen, so vieles meiden zu müssen.<br />
Aber im Moment dürfen diese Schwachen nicht ihrem Gewissen Gewalt antun.<br />
Weil ihr Gewissen 'nein' sagt, müssen sie auch verzichten.<br />
Romans 14:23 Wer aber Bedenken hat, während er isst, der ist verurteilt, weil er es nicht<br />
aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.<br />
Die Lieblosigkeit der <strong>Freiheit</strong>lichen in Korinth besteht nun darin, dass sie überhaupt keine<br />
Rücksicht auf die Schwachen nehmen.<br />
Was Paulus an die Römer schreibt, gilt auch für sie: "Die Starken sind verpflichtet, die<br />
Schwachheiten der Schwachen zu tragen."<br />
Er sagt: Wenn ihr eure <strong>Freiheit</strong> – die ihr zwar theoretisch habt – einfach vor den anderen auslebt,<br />
nötigt ihr vielleicht jemanden, es entgegen seinem Gewissen euch gleichzutun.<br />
So bringt ihr die Schwachen dazu, gegen ihr sensibles Gewissen zu handeln.<br />
So kann es sein, dass jemand, der früher gewohnt war, dieses Fleisch tatsächlich als Götzenopfer<br />
zu geniessen, am Ende wieder in die Praxis dieser falschen Religion zurückfällt.<br />
Die rücksichtslose Haltung eines <strong>Freiheit</strong>lichen hat dann seinen Fall begünstigt.<br />
Was wir daraus lernen<br />
Nun müssen wir die Sache wieder etwas "in unsere Nähe holen".<br />
Wir wollen ja wissen, ob dieses Kapitel uns auch etwas zu sagen hat. Wir haben kaum etwas zu<br />
tun mit Götzenopferfleisch.<br />
Es könnte sein, dass wir einmal jüdische Freunde haben, die zum Glauben an Jesus kommen und<br />
dass dann die Frage der Reinheitsgebote auftaucht.
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Aber es gibt ja Dinge, die uns viel näher stehen und wir haben ja vielleicht auch noch die<br />
Geschichte von der Missionarin und dem Wein und den Zigarren im Hinterkopf.<br />
Es ist nicht so schwierig, zu verstehen, wie das Prinzip, das Paulus uns hier gibt, in unsere<br />
Situationen übersetzt werden kann.<br />
Tatsache ist, dass wir als Christen in den Bereichen des äusserlichen Lebens grosse <strong>Freiheit</strong><br />
haben. Grundsätzlich gilt hier, was Paulus zweimal in diesen Kapiteln (6,12; 10,23) sagt:<br />
"Es ist alles erlaubt."<br />
Aber das ist nur der halbe Satz. Weiter heisst es: "Alles ist erlaubt, aber es erbaut nicht alles.<br />
Niemand suche das Seine, sondern jeder das des anderen!"<br />
Wir sollen – nicht wie die <strong>Freiheit</strong>lichen in Korinth – zuerst das geistliche Wohl des anderen im<br />
Auge haben, anstatt eigensüchtig unsere <strong>Freiheit</strong> auszuleben.<br />
Unser Herr gab uns darin ein Vorbild, als er, der Gott ist, nicht an seiner Göttlichkeit festhielt<br />
und darauf beharrte, sie auszuleben, sondern:<br />
"er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich<br />
geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde<br />
gehorsam bis zum Tod am Kreuz" (Phil 2,7-8).<br />
Mit einer solchen Haltung können wir selbst auf <strong>Freiheit</strong>en verzichten, die wir zwar hätten, aber<br />
die jemanden zu Fall bringen könnten, wenn wir sie rücksichtslos ausüben.<br />
Der Mann mit der Zigarre in Texas, der meine Bekannte verabschiedete, hat meiner Meinung<br />
nach nicht schlecht gehandelt, wenn er ohne ein schlechtes Gewissen nach dem Gottesdienst<br />
seine Zigarre genossen hat.<br />
Solange in seiner Gemeinde nicht ehemalige Nikotinsüchtige sind, die durch seinen<br />
unbekümmerten Umgang mit den Zigarren wieder in die Sucht zurückgetrieben werden, gibt es<br />
für ihn kein Problem.<br />
Wenn da aber solche Leute sind, die in diese Gefahr kommen, müsste er seine <strong>Freiheit</strong><br />
einschränken. Ebenso ist es mit anderen Genussmitteln, wie z.B. alkoholische Getränke.<br />
Wir können das Prinzip auch ausweiten auf andere Dinge wie Kino, Tanzen, Literatur, Musik,<br />
Besuch bestimmter Orte oder Lokale…<br />
Es betrifft eigentlich alle Bereiche, wo die Einen grosse <strong>Freiheit</strong> und keine Gewissensbisse haben<br />
und andere so etwas niemals berühren könnten…<br />
Es geht nie darum, herauszufinden, ob ein Christ dies oder das darf oder nicht darf.<br />
Es geht um die Liebe. Wenn ich meinen Bruder oder meine Schwester liebe, dann kann ich aus<br />
dieser Liebe heraus auf vieles verzichten, das ich eigentlich geniessen dürfte.<br />
Manchmal ist es auch möglich, in einem Jahr oder an einem Ort etwas zu tun, in einem anderen<br />
Jahr oder an einem anderen Ort aber nicht mehr.<br />
Als ich zum Glauben kam, hatte ich eine grosse Sammlung von Musik, von der ich nun dachte,<br />
dass ich sie nicht mehr hören darf. Mein Gewissen liess mir keine Ruhe, bis ich die ganze<br />
Sammlung abgestossen hatte.<br />
Später erkannte ich, dass das gar nicht nötig ist, dass ich nur noch Musik von Bach höre.<br />
Ich kaufte mir verschiedenes wieder.<br />
Dennoch: damals war es für mich gut, auf mein Gewissen zu hören und vor allem auch einen<br />
Schnitt mit der Vergangenheit zu machen.<br />
Heute höre ich mit Genuss bestimmte Musik, die ich gleich nach meiner Bekehrung verteufelte.
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Ich würde aber diese Musik nicht hören, wenn jemand anwesend ist, den sie in die falsche<br />
Richtung ziehen könnte. Als ich in einer Drogenentzugsstation arbeitete, hatten wir aus diesem<br />
Grund bestimmte Musikstile verboten.<br />
Nicht weil diese Musik an sich sündig wäre, sondern weil es Musik war, die die ehemals Süchtigen<br />
in Verbindung mit dem Drogenkonsum hörten.<br />
Ebenso gab es in diesem Haus auch keinen Alkohol. Zu Hause trank ich aber gern ein Glas Wein<br />
zum Essen. Manchmal waren auch ehemals Süchtige bei uns zu Besuch.<br />
Dann tranken wir selbstverständlich nichts Alkoholisches.<br />
Wir können in diesen Dingen kein Gesetz aufstellen ausser dem Gesetz der Liebe.<br />
Wir haben die <strong>Freiheit</strong> alles zu geniessen, das Gott nicht als Sünde bezeichnet.<br />
Die Liebe kann aber jede <strong>Freiheit</strong> einschränken.<br />
Wann die Liebe das gebietet, werden wir erkennen, wenn wir darauf aus sind, so zu leben, dass<br />
wir unseren Geschwistern eine Hilfe für ihr geistliches Leben sind.<br />
Paulus hatte diese Liebe und er fordert die Korinther und uns auf, ihn nachzuahmen.<br />
Am Ende des 10. Kapitels fasst er seine Haltung zusammen – ich will diese Verse an den Schluss<br />
stellen, lasst sie uns im Gedächtnis behalten:<br />
1 Corinthians 10:31-33 Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut alles zur Ehre<br />
Gottes! 32 Seid unanstößig, sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde<br />
Gottes! 33 wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch dass ich nicht meinen<br />
Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden.