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Untersuchungen zur Bekämpfung der Kastanienminiermotte in Berlin

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Zusammenfassung des UEP-Vorhabens (10700UEP/WÜ5):<br />

„<strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>"<br />

Dieses Umweltentlastungsprogramm-Projekt wurde von <strong>der</strong> Senatsverwaltung für<br />

Stadtentwicklung und vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geför<strong>der</strong>t.<br />

Die <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> tritt seit 1998 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf und hat sich zum bekanntesten Schädl<strong>in</strong>g im<br />

Stadtgrün entwickelt. Durch diesen Schädl<strong>in</strong>g leidet nicht nur das Stadtbild, es wird auch die<br />

Funktion dieser bekannten Laubbaumart für die Luftre<strong>in</strong>igung, die Kohlendioxid-B<strong>in</strong>dung, die<br />

Sauerstoff-Produktion und die Verbesserung des Stadtklimas ab dem Frühsommer <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt. Der Schädl<strong>in</strong>g bildet jedes Jahr drei Generationen aus. Aufgrund dieses schnellen<br />

Generationswechsels und <strong>der</strong> Fruchtbarkeit <strong>der</strong> Weibchen hat <strong>der</strong> Schadorganismus e<strong>in</strong> enormes<br />

Vermehrungspotential. Bis jetzt konnten nur abiotische E<strong>in</strong>flüsse, wie etwa lang anhaltende<br />

ungünstige Witterungsverhältnisse, die Populationsentwicklung <strong>der</strong> M<strong>in</strong>iermotten verlangsamen.<br />

Von kurzzeitigen widrigen Bed<strong>in</strong>gungen konnte sich die Mottenpopulation stets schnell wie<strong>der</strong><br />

erholen.<br />

Die Bearbeitung <strong>der</strong> Aufgabenstellung des Projektes „<strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>" erfolgte im Zeitraum vom 01.03.2003 bis zum 15.12.2006 ohne<br />

wesentliche Probleme und Aufgabenverän<strong>der</strong>ungen. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Kooperationspartner<br />

TFH Berl<strong>in</strong> und weiteren 19 Partnern wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektlaufzeit sechs Arbeitspakete mit 111<br />

E<strong>in</strong>zelversuchen bzw. -maßnahmen bearbeitet. Dabei wurden gleichermaßen physikalische,<br />

biologische und chemische <strong>Bekämpfung</strong>smöglichkeiten aus an<strong>der</strong>en Bereichen des<br />

Pflanzenschutzes auf ihre Übertragbarkeit und ihre Nutzung <strong>zur</strong> praktischen <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> an den 48 000 Berl<strong>in</strong>er Rosskastanien überprüft.<br />

Das gezielte Entfernen von befallenem Falllaub hatte <strong>in</strong> allen Jahren an unterschiedlichen<br />

Standorten e<strong>in</strong>e nachhaltige Wirkung auf die Reduzierung <strong>der</strong> Populationsentwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong>. Der Wirkungsgrad dieser Maßnahme betrug an e<strong>in</strong>em ausgewählten<br />

Beispiel im Durchschnitt <strong>der</strong> Jahre 2003 bis 2006 <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1. Generation 82 %, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 2.<br />

Generation 37 %, <strong>in</strong> <strong>der</strong> 3. Generation lässt die Wirkung nach. Unterschiedliche<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen bee<strong>in</strong>flussen den Effekt des Laubentfernens wesentlich. Diese Maßnahme<br />

ist nicht nur aus ästhetischen und funktionellen Gründen, son<strong>der</strong>n auch aus<br />

baumphysiologischer Sicht zu befürworten, auch wenn sich die Mottenpopulation bis zum<br />

Herbst wie<strong>der</strong> erholt.<br />

Nach <strong>der</strong> Laubsammlung ist e<strong>in</strong>e fachgerechte Entsorgung des Kastanienlaubes notwendig, um<br />

die dar<strong>in</strong> enthaltenen Puppen abzutöten. E<strong>in</strong>e Möglichkeit bieten Großkompostierungsanlagen, wo<br />

die für die Abtötung erfor<strong>der</strong>lichen Temperaturen von über 40° C herrschen. Versuche zeigten,<br />

dass bei Kompostierungen im Haus- und Kle<strong>in</strong>gartenbereich aufgrund mangeln<strong>der</strong><br />

Selbsterhitzung des Laubes <strong>der</strong>art hohe Temperaturen nicht erreicht werden können. Die<br />

Anwendung von entomopathogenen Nematoden-Arten und entomopathogenen Pilz-Arten sowie<br />

von Kompostbeschleunigern <strong>zur</strong> Erhöhung <strong>der</strong> Puppenmortalität im überw<strong>in</strong>ternden Laub war<br />

nicht erfolgreich. Im Privatgarten kann dennoch effektiv kompostiert werden, <strong>in</strong>dem das<br />

gesammelte Laub bis Anfang Juni durch Abdecken mittels e<strong>in</strong>er 10 cm dicken Erdschicht o<strong>der</strong><br />

mittels e<strong>in</strong>er lückenlos abdeckenden Folie isoliert wird. E<strong>in</strong>e mechanische Zerkle<strong>in</strong>erung des<br />

Laubes, z. B. mit dem Schred<strong>der</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Rasenmäher, ist genauso empfehlenswert (Abtötung<br />

<strong>der</strong> Puppen von über 80 %). Die Behandlung des mit Motten <strong>in</strong>fizierten Laubes mittels Heißschaum<br />

(Waipuna-Verfahren) ist zwar sehr wirkungsvoll, hat aber auf Flächen mit Begleitflora auf diese<br />

erhebliche phytotoxische Wirkungen und ist damit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis hier nicht s<strong>in</strong>nvoll anwendbar.


Die Ergebnisse <strong>der</strong> vierjährigen <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zur</strong> Vitalitätsverän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Rosskastanien belegen, dass e<strong>in</strong> starker Mottenbefall auch <strong>in</strong> Abhängigkeit mit an<strong>der</strong>en<br />

Stressfaktoren e<strong>in</strong>en verfrühten Laubfall begünstigt. Es lässt sich jedoch ke<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>iger<br />

Zusammenhang zwischen dem Befall mit <strong>der</strong> Motte und e<strong>in</strong>er späteren Notblüte herstellen.<br />

Kle<strong>in</strong>e Schäden durch Frühfröste, wie sie nach e<strong>in</strong>er Notblüte 2003 auftraten, regenerieren<br />

sich zudem nach e<strong>in</strong>igen Jahren. E<strong>in</strong>malige Frostereignisse nach Notblüten haben daher<br />

beim <strong>der</strong>zeitigen Wissensstand ke<strong>in</strong>en nachhaltig negativen E<strong>in</strong>fluss auf das Wachstum <strong>der</strong><br />

Rosskastanien. .<br />

Der Beitrag natürlicher Gegenspieler (Schlupfwespen, Eichenschrecken, Meisen-Arten) <strong>zur</strong><br />

Kontrolle <strong>der</strong> M<strong>in</strong>ierer ist <strong>zur</strong> Zeit vernachlässigbar, kurz- bzw. mittelfristig ist ke<strong>in</strong>e natürliche<br />

Verbesserung dieser Situation zu erwarten. Im Verlauf des Projekts konnten <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> 21<br />

heimische Parasitoidenarten isoliert und determ<strong>in</strong>iert werden. Die Erwartung, dass diese<br />

Parasitoide <strong>in</strong> absehbarer Zeit e<strong>in</strong>en Effekt auf den M<strong>in</strong>iermottenbefall <strong>der</strong> Rosskastanien haben<br />

würden, hat sich jedoch nicht erfüllt. Offensichtlich verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n mehrere Gründe e<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Adaption <strong>der</strong> Parasitoide an die e<strong>in</strong>geschleppte Wirtsart C. ohridella. In umfangreichen<br />

<strong>Untersuchungen</strong> konnten ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>flussfaktoren bestimmt werden, die die Parasitierung direkt<br />

begünstigen könnten.<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> biologischen Kontrolle von C. ohridella s<strong>in</strong>d daher Maßnahmen <strong>zur</strong><br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> natürlichen Parasitierung, <strong>der</strong> gezielte E<strong>in</strong>satz von Parasitoiden o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gezielte<br />

E<strong>in</strong>satz weiterer biologischer <strong>Bekämpfung</strong>smaßnahmen notwendig. E<strong>in</strong> Ergebnis ist, das Angebot<br />

geeigneter Ersatzwirte für die Parasitoide, die kurz nach <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terruhe mehrere Wochen vor dem<br />

Auftreten <strong>der</strong> ersten Larven von C. ohridella bereits auf Wirtssuche s<strong>in</strong>d, im Ökosystem - Stadtgrün<br />

anzupflanzen, um den Parasitierungsdruck <strong>in</strong> Rosskastanienstandorten im Frühjahr zu erhöhen.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis ist <strong>der</strong> gezielte E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> heimischen und häufig vorkommenden<br />

Erzwespenart Pnigalio agraules. P. agraules lässt sich im Labor relativ unkompliziert züchten.<br />

Anhand <strong>der</strong> Leistungsparameter ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Parasitoid dem Wirt überlegen ist, die<br />

Grundvoraussetzungen für den Erfolg e<strong>in</strong>er biologischen Kontrollmaßnahme s<strong>in</strong>d daher gegeben.<br />

Überdies zeigten erste Freilandversuche, dass P. agraules bei e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satz zum optimalen<br />

Zeitpunkt über mehrere Wochen h<strong>in</strong>weg am Zielort verbleibt und den anvisierten<br />

Schadorganismus als Wirt akzeptiert. Unsere Berechnungen haben gezeigt, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

unter bestimmten Voraussetzungen mengenmäßig realisierbar wäre. Aufgrund dieser Ergebnisse<br />

sche<strong>in</strong>t P. agraules e<strong>in</strong> aussichtsreicher Kandidat für e<strong>in</strong>en gezielten E<strong>in</strong>satz gegen die<br />

<strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> zu se<strong>in</strong>. Von e<strong>in</strong>er "Produktreife" ist die Art jedoch noch weit entfernt. Das<br />

Massenzuchtverfahren muss deutlich effizienter und kostengünstiger gestaltet werden, außerdem<br />

s<strong>in</strong>d noch viele Fragen zum Verhalten <strong>der</strong> Art nach <strong>der</strong> Freisetzung offen. Es wäre daher<br />

wünschenswert, die ermutigenden Resultate aus diesem Projekt als Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />

weiterführende Forschung an diesem Nutzung zu verwenden.<br />

Sowohl Pilz-Arten wie Lecanicillium muscarium, Paecilomyces fumosoroseus, Beauveria<br />

bassiana Metarhizium anisopliae als auch verschiedene Nematoden-Arten (Ste<strong>in</strong>ernema<br />

kraussei* Ste<strong>in</strong>ernema feltiae, Ste<strong>in</strong>ernema carpocapsae, Heterorhabditis bacteriophora)<br />

scheiterten <strong>in</strong> umfangreichen Tests nicht primär an e<strong>in</strong>er mangelnden Pathogenität , gegenüber<br />

dem Wirtstier, son<strong>der</strong>n an dem durch Kokon und Blattm<strong>in</strong>e gut geschützten<br />

Überw<strong>in</strong>terungsversteck <strong>der</strong> Mottenpuppen. Erfolgreiche <strong>Bekämpfung</strong>smethoden mit Hilfe dieser<br />

beiden Gruppen von Nutzungen s<strong>in</strong>d daher zum gegebenen Wissensstand für unsere Region<br />

unwahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

In den <strong>Untersuchungen</strong> konnte die Eichenschrecke (Meconema thalass<strong>in</strong>um) erstmalig als<br />

natürlicher Räuber <strong>der</strong> Motte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> nachgewiesen werden. Auch Meisen-Arten konnten als<br />

aktive Räuber beobachtet werden. Ihr natürlicher E<strong>in</strong>fluss ist zum momentanen Zeitpunkt dem <strong>der</strong><br />

Parasitoiden ebenbürtig. Als Konsequenz daraus ergibt sich, dass För<strong>der</strong>maßnahmen, wie das<br />

Anbr<strong>in</strong>gen von Nistkästen, positiv zu bewerten s<strong>in</strong>d, auch wenn<br />

2


<strong>der</strong> direkte Nutzen solcher Aktionen erst noch nachgewiesen werden müsste.<br />

In den <strong>Untersuchungen</strong> wurde e<strong>in</strong>e Reihe von Pflanzenstärkungsmitteln und Naturstoffen <strong>zur</strong><br />

Reduzierung <strong>der</strong> Mottenpopulation <strong>in</strong> die Tests e<strong>in</strong>bezogen E<strong>in</strong>e Vielzahl von Präparaten, die <strong>in</strong><br />

diese Kategorie fallen, hat sich als unwirksam erwiesen. E<strong>in</strong>e außerhalb des Projektes<br />

durchgeführte Anwendung des Pflanzenstärkungsmittels „Salva castanum" <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>der</strong><br />

Verbesserung <strong>der</strong> Pflege- und Standortsituation sowie <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven Laubberäumung im Herbst<br />

zeigte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> - Spandau e<strong>in</strong>e sichtbare Verbesserung <strong>der</strong> Vitalität <strong>der</strong> Bäume. Diese<br />

Möglichkeiten sollten weiter und längerfristig fachlich analysiert werden.<br />

Aus e<strong>in</strong>er Vielzahl biotechnischer Verfahren, die auf <strong>der</strong> Lockwirkung verschiedener Farben,<br />

Lichtquellen und Dtiftstoffe beruhen, zeigten nur Methoden mit artspezifischen Duftstoffen<br />

(Pheromone, Kairomone) Wirkung von ca. 30 bis 40 %, die allerd<strong>in</strong>gs die Symptome durch die<br />

Motte am Baum visuell nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong>ten. Im Moment können daher noch ke<strong>in</strong>e biotechnischen<br />

Methoden <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> <strong>der</strong> Praxis empfohlen werden. Mit <strong>der</strong><br />

konsequenten Weiterentwicklung und Zulassung könnten diese mittelfristig durchaus als<br />

potentielle Methode im Stadtgrün Anwendung f<strong>in</strong>den.<br />

Die <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> kann pr<strong>in</strong>zipiell mit e<strong>in</strong>er Reihe von Insektiziden mit verschiedenen<br />

Applikationstechniken wirksam bekämpft werden. Die Verfügbarkeit von neuen systemischen<br />

Wirkstoffen bietet <strong>zur</strong> Abtötung <strong>der</strong> M<strong>in</strong>iermottenlarven für Bäume neue Applikationsformen über<br />

den Stamm o<strong>der</strong> die Wurzeln. Da diese Methoden im urbanen Bereich wesentliche Vorteile im<br />

Vergleich zum Spritzen <strong>der</strong> Kronen haben, wurde geme<strong>in</strong>sam mit Partnern erstmalig die<br />

Pflastertechnologie für Großbäume adaptiert und an Bäumen mit e<strong>in</strong>em Umfang bis zu 60 cm<br />

erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt. Weiterh<strong>in</strong> wurden die Möglichkeiten und Grenzen für Injektionsverfahren mit<br />

verschiedenen systemischen Pflanzenschutzmitteln an Großbäumen getestet. Versuche<br />

bestätigten, dass Insektizide aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen über die Baum<strong>in</strong>jektionen<br />

den Befall mit C. ohridella pr<strong>in</strong>zipiell gut reduzieren. Verfahren, bei denen aber e<strong>in</strong>e Bohrung<br />

notwendig ist o<strong>der</strong> mittels Druck die Mittel <strong>in</strong> den Baum gelangen, s<strong>in</strong>d nach vorliegenden<br />

<strong>Untersuchungen</strong> sehr kritisch zu bewerten, da die Nebeneffekte die Vitalität <strong>der</strong> Großbäume<br />

langfristig <strong>in</strong> Frage stellen. Ebenso konnte e<strong>in</strong>e gute Wirkung durch das Streichen <strong>der</strong> Baumr<strong>in</strong>de<br />

mit neuen Wirkstoffen aus <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Nicot<strong>in</strong><strong>der</strong>ivate nachgewiesen werden. Für e<strong>in</strong>en Teil<br />

<strong>der</strong> chemischen Produkte wurden <strong>Untersuchungen</strong> zum Rückstandsverhalten dieser Stoffe im<br />

Laub und Pollen <strong>der</strong> Großbäume <strong>in</strong> die Wege geleitet. Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Untersuchungen</strong><br />

werden nach Beendigung des Projektes mit den jeweiligen Partnern weiter diskutiert, um die<br />

Zulassung <strong>der</strong> Verfahren <strong>in</strong> Deutschland voranzubr<strong>in</strong>gen und damit die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en<br />

praktischen E<strong>in</strong>satz auch <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu sichern.<br />

Die direkte Befragung <strong>der</strong> Baumverantwortlichen <strong>der</strong> Naturschutz- und Grünflächenämter <strong>der</strong><br />

Berl<strong>in</strong>er Bezirke zeigte e<strong>in</strong> sehr großes Interesse an <strong>der</strong> Bereitstellung von Informationen zum<br />

Umgang und <strong>zur</strong> <strong>Bekämpfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong>, da diese Baumart auch künftig weiter von<br />

Bedeutung im Berl<strong>in</strong>er Stadtgrün se<strong>in</strong> soll. Bisher wurden noch ke<strong>in</strong>e Rosskastanien aufgrund des<br />

M<strong>in</strong>iermottenbefalls <strong>in</strong> den Bezirken beseitigt. Biologische <strong>Bekämpfung</strong>smaßnahmen hätten <strong>der</strong>zeit<br />

die Priorität beim praktischen E<strong>in</strong>satz, aber auch für die Stadt geeignete chemische Verfahren<br />

könnten Anwendung f<strong>in</strong>den. Für die praktische Umsetzung <strong>der</strong> Pflanzenschutzmaßnahmen werden<br />

<strong>in</strong> den Bezirken unterschiedliche Wege gesehen. E<strong>in</strong>e Mobilisierung von zusätzlichen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Mitteln für <strong>Bekämpfung</strong>smaßnahmen wird <strong>zur</strong> Zeit bei e<strong>in</strong>em Drittel <strong>der</strong> Ämter für möglich<br />

gehalten, alle Ämter könnten sich e<strong>in</strong>e zweckgebundene F<strong>in</strong>anzierung direkter Maßnahmen, auch<br />

bezirksübergreifend, vorstellen. Sämtliche Dienststellen haben die Ernsthaftigkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong>n-Problematik erkannt und beteiligen sich am Laubsammeln.<br />

Das öffentliche Interesse an dieser <strong>in</strong>vasiven Schadl<strong>in</strong>gsart im Stadtgrün ist außerordentlich<br />

bemerkenswert. Es konnte bisher für ke<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Schadorganismus festgestellt werden.<br />

3


Die auch für Nicht-Wissenschafter auffälligen Schadsymptome an den beliebten Rosskastanien<br />

haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung Sorge um die Bäume und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong> neues Bewusstse<strong>in</strong> für die<br />

Bedeutung des öffentlichen Grüns hervorgerufen. Neben <strong>der</strong> wissenschaftlichen Veröffentlichung<br />

und Präsentation von Versuchsergebnissen war daher die Aufklärungsarbeit für die Bewohner <strong>der</strong><br />

Stadt Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong> wesentlicher Schwerpunkt des Projekts. Dieser Aufgabe wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fülle von<br />

Veranstaltungen, Pressemitteilungen, Interviews, Rundfunk- und Fernsehbeiträgen Rechnung<br />

getragen. Insgesamt wurden 169 Beiträge für die Öffentlichkeit und das Fachpublikum realisiert<br />

und es entstanden 46 wissenschaftliche Veröffentlichungen. Zur Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

wurden jährlich Expertengespräche und im September 2006 e<strong>in</strong>e Abschlusspräsentation auf <strong>der</strong><br />

55. Deutschen Pflanzenschutztagung <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen durchgeführt. Speziell für die Aufklärung <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit, <strong>der</strong> Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements, <strong>der</strong> Unterstützung des<br />

naturwissenschaftlichen Unterrichts <strong>in</strong> den Schulen und <strong>zur</strong> allgeme<strong>in</strong>en Information <strong>der</strong> Fachleute<br />

entstand als Ergebnisdokument des Projektes die DVD: „Die <strong>Kastanienm<strong>in</strong>iermotte</strong> - E<strong>in</strong>e Gefahr<br />

für Berl<strong>in</strong>s Kastanienbäume?".<br />

Im Pflanzenschutzamt Berl<strong>in</strong> wird versucht <strong>in</strong> den nächsten Monaten e<strong>in</strong>ige Fragen, u.a. die<br />

Anwendung <strong>der</strong> Erzwespe unter Freilandbed<strong>in</strong>gungen, die praktische Anwendung von<br />

biotechnische Verfahren, Diskussionen mit Partnern <strong>zur</strong> Zulassung chemischer Produkte, weiter<br />

zu bearbeiten, um e<strong>in</strong>e Umsetzung und praktische Nutzung <strong>der</strong> Projektergebnisse für Berl<strong>in</strong> zu<br />

sichern.<br />

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