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“Stubete” Ausgabe Februar / März 2013 - Ueli Bettler

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Kreativer OK-Präsident des Unspunnenfestes 2017<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong>s Kunst aus Keramik<br />

Der ehemalige Sekundarlehrer und Schulleiter<br />

aus Matten bei Interlaken wird im Jahr 2017 zum<br />

zweiten Mal als OK-Präsident des Unspunnenfestes<br />

amten. Ein Blick in sein grosses Atelier zeigt, dass<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> auch in Sachen Keramikkunst ein glückliches<br />

Händchen hat.<br />

1/<strong>2013</strong><br />

Handwerk<br />

13


Handwerk<br />

sts. Der 68-jährige <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> wohnt seit<br />

seiner Geburt in einem herrschaftlichen<br />

Haus in Matten, fast nur einen Unspunnensteinwurf<br />

entfernt von der Interlakner<br />

Höhenmatte. Entsprechend tief verwurzelt<br />

ist der Berner Oberländer mit seiner<br />

Heimat, welche er in all ihren vielfältigen<br />

Schattierungen liebt und immer wieder<br />

neu entdeckt. Neben der gelebten helvetischen<br />

Volkskultur, wie sie am Unspunnenfest<br />

in Interlaken seit über 200 Jahren<br />

in regelmässiger Folge präsentiert wird,<br />

sind es auch die Menschen und die Natur,<br />

die <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> in sein Herz geschlossen<br />

hat. Und genau dieses lebendige und<br />

farbige Spektrum seiner Heimat ist es<br />

denn auch, das die künstlerische Ader<br />

des zweifachen Vaters und vierfachen<br />

Grossvaters befruchtet.<br />

Mit Ton anstatt mit Tönen<br />

Für Volksmusikfreund <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> war<br />

vor dem Seminarantritt am Muristalden<br />

in Bern ganz klar, dass er während seiner<br />

Ausbildung zum Lehrer das Spiel auf<br />

der Handorgel erlernen möchte. Dieser<br />

Instrumentenwunsch war 1963 jedoch<br />

noch nicht möglich, weshalb er schweren<br />

Herzens auf das Klavier ausweichen<br />

musste. Eine musikalische Liebe entstand<br />

daraus aber definitiv nicht und die pianistischen<br />

Töne versiegten sofort nach dem<br />

Erlangen des Lehrerpatents. Stattdessen<br />

aber entdeckte <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> während sei-<br />

Der Künstler zeigt im Vorraum seines Ateliers eine Auswahl seiner Werke.<br />

ner dreijährigen Lehrertätigkeit an der<br />

Gesamtschule in Saxeten das Interesse<br />

am Werkstoff Ton. Während den langen<br />

Winterabenden werkelte er eifrig herum,<br />

um die künstlerische Arbeit am nächsten<br />

Tag oftmals wieder von vorne beginnen<br />

zu müssen. Mit der Zeit aber erlangte<br />

er autodidaktisch und dank Tipps von<br />

Töpfern das nötige Gespür und formte<br />

alsbald erste Figuren und Reliefs. In einer<br />

unbenutzten Töpferei in Beatenberg<br />

verfeinerte er sein Können und befasste<br />

sich intensiv mit Glasurtechnik. Nach und<br />

nach schaffte sich <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> die nötigen<br />

Utensilien für seine intensive Freizeitbeschäftigung<br />

selber an und errichtete im<br />

Untergeschoss seines Wohnhauses ein<br />

eigenes Atelier. Stetig entwickelte sich<br />

der Künstler weiter und perfektionierte<br />

auch ohne Keramiklehre seinen Umgang<br />

mit Ton. Längst entwickelt er all seine<br />

Glasuren selber, um den verschiedenen<br />

Eigenkreationen auch in diesem Bereich<br />

im wahrsten Sinne des Wortes eine persönliche<br />

Färbung zu verleihen.<br />

Mit handwerklichem Können alleine<br />

ist aber noch kein künstlerischer<br />

Erfolg garantiert.<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> jedoch konnte<br />

sich stets auf seine kreative<br />

Ader und seine scharfe<br />

Beobachtungsgabe verlassen,<br />

die ihm die Sujets fast<br />

Das «Öpfelgröipschi» aus Keramik<br />

gehört zu <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong>s Markenzeichen.<br />

wie von selbst vors geistige Auge zaubern.<br />

In einer vollen Bahnhofhalle zum<br />

Beispiel studiert er mit wachem Blick die<br />

unterschiedlichen Profile von Passanten,<br />

memorisiert deren wichtigste Charakterzüge<br />

oder hält diese auch mal in einer<br />

rudimentären Skizze für sich fest. Was<br />

dabei herauskommt hat mit dem Original<br />

aber nicht direkt zu tun, sondern ist eine<br />

abstrakte Weiterverarbeitung mit eigenem<br />

Charisma. So sind viele getöpferte<br />

Figuren von <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> zwar wohlgeformt,<br />

wirken dabei aber trotzdem nicht<br />

fett. Im Gegenzug montiert er aus Ton<br />

gestaltete Menschenköpfe auf eingefärbte<br />

Holzscheiter und verleiht diesen Gestalten<br />

so eine überlange Dimension (im Bild<br />

auf Seite 16 unten). Die Formgebung des<br />

Holzes verlangt automatisch eine besondere<br />

Form des Kopfes und gibt damit<br />

gewissermassen auch den Charakter der<br />

Figur vor.<br />

Grosse Eindrücke und die ganz<br />

kleinen Details am Wegrand<br />

Auch unterwegs in der freien Natur sammelt<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> allerlei Eindrücke, die er<br />

später in seine Keramikkunstwerke einfliessen<br />

lässt. So hält er seine Faszination<br />

für die heimatliche Bergwelt in Reliefs<br />

mit dem Titel «Berner Oberland» fest. Es<br />

handelt sich hierbei nicht um existierende<br />

Berggipfel, sondern um eine künstlerische<br />

Umsetzung von Elementen wie Schnee,<br />

Eis, Wasser, Steine, Felsen oder Wolken.<br />

Durch den unterschiedlichen Einsatz von<br />

farbigen Glasuren scheinen die Reliefs<br />

mal düster drohend ein Gewitter anzu-<br />

14 1/<strong>2013</strong>


kündigen oder verkörpern dann wieder<br />

lieblich hell das prächtige Berner Oberländer<br />

Wetter. Auch ganz kleine Details<br />

rechts und links des Wegrandes springen<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> immer wieder ins Auge. Diesen<br />

unscheinbaren Schönheiten, die mancher<br />

auf einem Spaziergang durch Feld<br />

und Wald schlichtweg übersieht, verleiht<br />

der Künstler durch veränderte Dimensionen<br />

und Kontexte neue Aufmerksamkeit.<br />

Mit besonderer Freude lässt <strong>Ueli</strong><br />

<strong>Bettler</strong> in diesem Zusammenhang auch<br />

Das nächste Unspunnenfest findet 2017 statt!<br />

Ein Keramikrelief der Serie «Berner<br />

Oberland» sowie je ein Beispiel zum<br />

Thema «Altes und junges Leben»,<br />

«Das Leben ist ein Konzert»<br />

und «Eidgenossen» (rechts<br />

von oben nach unten).<br />

Das Schweizerische Trachten- und Alphirtenfest Unspunnen hat seinen Ursprung<br />

in der Helvetik und verfolgte anfänglich politische Interessen. Man wollte mit dem<br />

Anlass die Sitten, Gebräuche und Lieder, welche durch die Französische Revolution<br />

in Frage gestellt wurden, für die Zukunft bewahren und erneuern. So stand 1806 im<br />

Programm zum Fest denn auch: «Einziger Zweck ist es, die alten einfachen Sitten und<br />

Freuden unserer Väter wieder unter uns aufleben und fortdauern zu machen; neue Freundschaftsbande<br />

zwischen den verschiedenen Hirtenvölkern Helvetiens zu knüpfen, vorzüglich<br />

aber den, zwischen dem Bewohner der Landschaft und dem Einwohner der Städte jenes alte<br />

gegenseitige Wohlwollen und jene holde Einigkeit wieder keimen und blühen zu machen, welchen<br />

unser Vaterland Jahrhunderte lang seine Kraft, seinen Ruhm und sein Glück zu danken hatte.»<br />

Auch in der Gegenwart ist das Unspunnenfest ein Anlass der Begegnungen, wo die Menschen<br />

aus Stadt und Land mit vielfältigen Brauchtum und verschiedenen kulturellen Aktivitäten ein buntes<br />

Stelldichein geben. Früher wurden Umzug und Festablauf des Unspunnenfestes erst am Vorabend<br />

im Schloss Interlaken organisiert. Heute befasst sich ein kompetentes Organisationskomitee über<br />

mehrere Jahre intensiv mit dem Anlass, dessen Inhalt von den volkskulturellen Organisationen wie<br />

Schwingerverband, Trachtenvereingung, Jodlerverband oder Verband Schweizer Volksmusik<br />

massgebend mitgeprägt wird. Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Unspunnenfest<br />

2017 amtet <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> bereits zum zweiten Mal als OK-Präsident und steckt derzeit zusammen<br />

mit seinem Mitarbeiterstab in der strukturellen Planung des Anlasses. Die entsprechenden Details<br />

werden zu gegebner Zeit selbstverständlich auch in der «Stubete» veröffentlicht. Klar ist aber<br />

schon heute, dass 2017 auf der Interlakner Höhenmatte wieder der Unspunnenstein gestossen<br />

sowie zur eigenen Freude und zur Unterhaltung des Publikums geschwungen, getanzt, gejodlet<br />

und musiziert wird. Und <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> hätte natürlich Freude, wenn im Vorfeld des nächsten Unspunnenfestes<br />

auch der verschwundene Original-Unspunnenstein plötzlich wieder auftauchen würde!<br />

1/<strong>2013</strong><br />

altes und junges Leben künstlerisch zusammenwachsen.<br />

So scheinen beispielsweise<br />

zwei lebensfrohe Keramikfiguren<br />

erfolgreich aus einer alten Blechdose<br />

auszubrechen, welche trotz<br />

ihrem rostigen Dasein<br />

in Kombination mit<br />

den farbigen Gestalten<br />

eine ganz besondere<br />

Ausstrahlung an den<br />

Tag legt. Oder dann sind<br />

es wieder frische grüne<br />

Handwerk<br />

15


Handwerk<br />

Pflänzli, die aus einem alten geschöpften<br />

Notenpapier mit Holzrahmen herauswachsen<br />

und für eine dreidimensionale<br />

Optik sorgen.<br />

Postive Grundstimmung<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> will mit seiner Kunst nicht<br />

moralisieren oder erziehen. Vielmehr ist<br />

es ihm ein Anliegen, dem Betrachter mit<br />

seinen Werken Freude, ein Schmunzeln<br />

oder etwas Ruhe und Harmonie zu vermitteln.<br />

Gefragte Vernissagen und Ausstellungen<br />

sowie interessante Aufträge<br />

von Spitälern, Hotels oder Privatpersonen<br />

sind Beweis dafür, dass der Berner Oberländer<br />

den Nerv des Publikums trifft und<br />

dieses nicht vor ungelöste Rätsel stellt.<br />

Aber auch aus professioneller Sicht wissen<br />

die Werke von <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> zu gefallen,<br />

was mit der Aussage des deutschen<br />

Honorarprofessors Hanspeter Münch aus<br />

Karlsruhe untermauert wird: «Es sind<br />

nicht die grossen, weltverändernden<br />

Philosophien und künstlerischen Konzeptionen,<br />

die seine Arbeit bestimmen.<br />

Es sind der Reiz, der von diesen Dingen<br />

ausgeht und die Menschlichkeit, die diese<br />

Gestaltungen bestimmt!».<br />

Mit gleicher positiver Grundstimmung<br />

hat <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> während 38 Jahren seine<br />

Lehrertätigkeit an der Sekundarschule<br />

Lauterbrunnen ausgeübt. Jeden Tag ist er<br />

seinen Schülerinnen und Schülern motiviert<br />

begegnet und auch fünf Jahre nach<br />

der Pensionierung steht er mit Freude in<br />

der Schulstube, wenn mal wieder Not<br />

am Mann ist. Neben Familie, Beruf und<br />

Kunst engagierte sich <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> mit<br />

Überzeugung ebenfalls im militärischen<br />

Bereich, zuletzt als Oberst in der Gruppe<br />

Ausbildung im 3. Gebirgsarmeekorps.<br />

Auch als militärischer Vorgesetzter blieb<br />

der Berner Oberländer stets geerdet und<br />

bot seiner Truppe zwischdendurch gerne<br />

auch eine kulturelle Abwechslung. So<br />

liess er seinerzeit als Kompaniekomandant<br />

im Speisesaal regionale Künstler<br />

ihre Werke ausstellen oder motivierte die<br />

Soldaten zur Bildung eines truppeneigenes<br />

Jodelchörlis.<br />

Vor dem Glasieren werden die<br />

halbfertigen Objekte im eigenen<br />

Brennofen gehärtet. Links unten zeigt<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> weitere fertige Keramikkunstwerke<br />

wie zum Beispiel das<br />

überdimensionale «Zündhölzli».<br />

Volkstümliche Töne<br />

Wenn auch die aktive Musikkarriere von<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> als Akkordeonist vor einem<br />

halben Jahrhundert bereits im Keime<br />

erstickt worden ist, so hatte die Volkskultur<br />

für <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> dennoch immer<br />

einen hohen Stellenwert. Deshalb freut<br />

es ihn besonders, dass er im Hinblick<br />

auf das Unspunnenfest 2017 bereits zum<br />

zweiten Mal das Organisationskomitee<br />

präsidieren und in diesem Zusammenhang<br />

den hautnahen Kontakt mit vielen<br />

volkstümlich geprägten Menschen aus<br />

dem ganzen Land pflegen darf. Und seit<br />

seiner Pensionierung setzt <strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong> in<br />

Sachen Freizeitgestaltung nicht mehr nur<br />

auf Ton, sondern auch wieder auf musikalische<br />

Töne. Das Alphornspiel pflegt er<br />

bislang zwar erst im stillen Kämmerlein,<br />

doch bis zur Eröffnung des Unspunnenfestes<br />

bleiben dem Keramikkünstler ja<br />

noch vier Jahre…<br />

Kontakt<br />

<strong>Ueli</strong> <strong>Bettler</strong><br />

Klostergässli 15<br />

3800 Matten<br />

Telefon 033 823 05 84<br />

www.uelibettler.ch<br />

16 1/<strong>2013</strong>

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