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Schulcoaches - Seelische Fitness stärken und Selbsthilfe ... - Agethur

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„<strong>Schulcoaches</strong> - seelische <strong>Fitness</strong> <strong>stärken</strong> <strong>und</strong> <strong>Selbsthilfe</strong><br />

aktivieren“<br />

Konzept, Entwicklungsstand <strong>und</strong> Perspektiven<br />

1. Der Projektträger<br />

Irrsinnig Menschlich e.V. fördert die seelische Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen. Wir unterstützen<br />

die Ges<strong>und</strong>ung seelisch erkrankter Menschen, kämpfen gegen Stigmatisierung, Ausgrenzung <strong>und</strong><br />

Diskriminierung von Menschen mit psychischen Ges<strong>und</strong>heitsproblemen für einen aufgeklärten <strong>und</strong> offenen<br />

Umgang mit der Ressource <strong>und</strong> dem Schatz seelische Ges<strong>und</strong>heit. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 leistet<br />

der Verein Pionierarbeit mit dem Projekt „Verrückt? Na <strong>und</strong>! Seelisch fit in der Schule“ (www.verrückt-na<strong>und</strong>.de).<br />

Für die Entwicklung <strong>und</strong> Verbreitung des Projekts wurde unsere Geschäftsführerin Dr. Manuela<br />

Richter-Werling von der internationalen Organisation Ashoka als Social Enterpreneur 2009 ausgezeichnet.<br />

2. Zielgruppe<br />

a) Alle Mitglieder der Schule (Schüler, Eltern, Lehrkräfte, technische MitarbeiterInnen <strong>und</strong> Schulleitungen)<br />

sind Experten in eigener Sache.<br />

b) Weitere Zielgruppen: auszubildende <strong>Schulcoaches</strong>, engagierte BürgerInnen zur Unterstützung der Arbeit<br />

der <strong>Schulcoaches</strong> (Schul-Steuerungsgruppe) <strong>und</strong> Netzwerkpartner<br />

3. Ziel<br />

Ziel ist es mit psychischer Ges<strong>und</strong>heit die Schul- <strong>und</strong> Bildungsqualität zu verbessern. Dazu gehören folgende<br />

Themenfelder:<br />

Ges<strong>und</strong>heit/Prävention: u.a. durch Stärkung personeller Ressourcen, Stressbewältigung <strong>und</strong> Stressregulation,<br />

Resilienz, Ges<strong>und</strong>heitspräventive Angebote (Alkohol, Drogen, psychische Erkrankungen..),<br />

Verbesserung des Schul-<strong>und</strong> Klassenklimas<br />

Sozialkompetenz: u.a. Lernen an Vorbildern, Kohärenzgefühl <strong>stärken</strong>, Empathie, Eigeninitiative,<br />

Respekt, Toleranz<br />

Bildungsprozesse: u.a. Chancengerechtigkeit erhöhen, schulische Anforderungen meistern können,<br />

Lernmotivation verbessern, Schulerfolg sichern, Übergangsmanagement Schule <strong>und</strong> Beruf<br />

4. Hintergr<strong>und</strong><br />

Zukunft durch Bildung! Bildung ist der Schlüssel zu einer chancengerechten Gesellschaft. Bildung ist wichtig<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Wohlstand, soziale Gerechtigkeit <strong>und</strong> Teilhabe, für das menschliche Miteinander. Bildung<br />

braucht mehr Anstrengung. Vor Schulen stehen anspruchsvolle Veränderungsprozesse. Schule muss, will sie<br />

flexibel <strong>und</strong> innovativ sein, immer stärker auf Personen <strong>und</strong> Gruppen eingehen, dem Einzelnen mehr Raum<br />

für persönliche Entwicklung geben, sich für neue Formen der Zusammenarbeit öffnen bzw. neue<br />

Kooperationen beginnen, bestehende Kooperationen ausbauen <strong>und</strong> neue Möglichkeiten effektiver<br />

Partizipation <strong>und</strong> Potenzialentfaltung suchen <strong>und</strong> erproben. Ebenso muss Schule neben Bildungsarbeit verstärkt<br />

Erziehungsarbeit leisten, um familiäre Defizite abzumildern <strong>und</strong> Sozialkompetenzen vermitteln <strong>und</strong><br />

vertiefen.<br />

Obendrein hat Schule den Generationswechsel in der Berufsgruppe Lehrer zu meistern. Fast jeder zweite<br />

deutsche Lehrer ist heute älter als 50. Diese vielen Herausforderungen, Anforderungen <strong>und</strong> Wünsche an die<br />

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Institution Schule anzugehen, erfordert von allen Beteiligten Offenheit, den Mut, die Perspektive zu wechseln,<br />

neue Fähigkeiten zu erwerben <strong>und</strong> eine intensive Kommunikation über Strukturen <strong>und</strong> Hierarchieebenen<br />

hinweg: Vom Problemfokus zum Konzept der Lösungsorientierung <strong>und</strong> Potenzialentfaltung. Die systemische,<br />

lösungsfokusierte Perspektive scheint geeignet, die schulischen Beziehungen zu klären <strong>und</strong> das fachliche<br />

Arbeiten zu erleichtern. Sie hat positive Auswirkungen für alle Beteiligten.<br />

Einen wichtigen strukturellen Beitrag dafür leisten <strong>Schulcoaches</strong>, die seelische <strong>Fitness</strong> in den Schulen <strong>stärken</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Selbsthilfe</strong> aktivieren. Forschung <strong>und</strong> Praxis zeigen, dass psychische Ges<strong>und</strong>heit immer bedeutsamer<br />

wird für den schulischen Bildungserfolg <strong>und</strong> die Schulqualität. Umgekehrt beeinflusst die Schulqualität die<br />

psychische Ges<strong>und</strong>heit aller Schulmitglieder.<br />

5. Das Konzept<br />

Der Schulcoach ist ein neuer Akteur im Bereich Bildung <strong>und</strong> Erziehung, den es im Schulsystem so noch nicht<br />

gibt. Das Projekt „<strong>Schulcoaches</strong>“ knüpft an zwei gr<strong>und</strong>legenden Erfahrungen an. Es versteht sich als Weiterentwicklung<br />

des Projektes "Verrückt? Na <strong>und</strong>!“ (www.verrückt-na-<strong>und</strong>.de) <strong>und</strong> setzt auf Coaching als sehr<br />

effiziente Methode für nachhaltige Entwicklungsprozesse.<br />

Seine originäre Aufgabe besteht in der kontinuierlichen Beratung <strong>und</strong> Unterstützung des Gesamtkontextes<br />

einer Schule/der Schulentwicklung. Mit der Entscheidung Coaching in der Schulentwicklung einzusetzen, ist<br />

fast immer der Wunsch verb<strong>und</strong>en, eine externe Person einzubinden. Gründe dafür sind die zu erwartende<br />

Objektivität <strong>und</strong> Neutralität dieser Person <strong>und</strong> deren Erfahrung <strong>und</strong> Professionalität in Bezug auf Schulentwicklung<br />

<strong>und</strong> Prozessgestaltung. Der Schulcoach verfolgt zwei Ansätze:<br />

Das personenzentrierte Coaching: Es befähigt einzelne Personen (Schüler, Eltern, Lehrer, Schulleiter<br />

u.a.) innerhalb der Schulstruktur, Entwicklungsprozesse zu initiieren <strong>und</strong> zu koordinieren.<br />

Das strukturelle Coaching: Es unterstützt <strong>und</strong> führt den organisatorischen <strong>und</strong> mentalen Entwicklungsprozess<br />

aller an Schule beteiligten Menschen zusammen (Veränderung des Systems<br />

Schule).<br />

Der Schulcoach stößt Prozesse an, motiviert, informiert, sucht nach Lösungen, unterstützt <strong>und</strong> begleitet,<br />

greift jedoch explizit kaum in die Umsetzung ein. Das eigentliche „Tun“ erfolgt durch die Mitglieder der<br />

Schule, unterstützt durch die Netzwerke innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Schule. Denn Ziel der Arbeit des <strong>Schulcoaches</strong><br />

ist immer die nachhaltige Befähigung der Schule zur <strong>Selbsthilfe</strong>. Darin besteht der Hauptunterschied<br />

zum Schulsozialarbeiter.<br />

Der Schulcoach arbeitet hauptsächlich auf der Makro-Ebene des Systems Schule, der Schulsozialarbeiter eher<br />

auf der Mikro-Ebene. Der Schulcoach geht primärpräventiv <strong>und</strong> universal, der Schulsozialarbeiter sek<strong>und</strong>ärpräventiv,<br />

selektiv <strong>und</strong> indikativ vor.<br />

Der Schulcoach ist ein Experte auf dem Gebiet seelische Ges<strong>und</strong>heit, hilft allen Schulmitgliedern ihre Stärken<br />

zu entdecken <strong>und</strong> ihr Leben gut zu meistern.<br />

Der Schulcoach kann ergänzend auf dem Feld der Schulsozialarbeit aktiv werden. Er ersetzt weder Schulsozialarbeiter,<br />

Vertrauens- bzw. Beratungslehrer noch Schulpsychologen. <strong>Schulcoaches</strong> sind je nach vereinbarter<br />

Aufgabe <strong>und</strong> Zielstellung temporär an einer Schule tätig. <strong>Schulcoaches</strong> können entsprechend ihrer beruf-<br />

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lichen <strong>und</strong> persönlichen Erfahrungen <strong>und</strong> Fachkenntnis SchulsozialarbeiterInnen beraten, befähigen <strong>und</strong> in<br />

ihrer Tätigkeit an Schulen begleiten.<br />

6. Das sächsische Modellprojekt<br />

Das Projekt konnte im Zeitraum von Mai 2010 bis April 2012 an fünf sächsischen Schulen entwickelt <strong>und</strong><br />

erprobt werden: 56. Mittelschule Leipzig, Humboldt-Gymnasium Leipzig, Pestalozzi Mittelschule Löbau,<br />

Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium <strong>und</strong> Mittelschule Niesky. Dafür wurden vier Sozialpädagogen eingestellt,<br />

die im Projektzeitraum zu <strong>Schulcoaches</strong> ausgebildet wurden <strong>und</strong> werden.<br />

Ab Mai 2012 bis Dezember 2013 geht das Projekt in Sachsen in eine Verstetigungsphase über <strong>und</strong> soll in<br />

Kooperation mit den Jugendämtern <strong>und</strong> dem Sozialministerium in weitere Landkreise Sachsens übertragen<br />

werden. Evaluiert wird das Projekt von der Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin <strong>und</strong><br />

Public Health. Es liegen bereits erfolgsversprechende Ergebnisse der Evaluation vor. Gefördert wird es durch<br />

den ESF/Freistaat Sachsen <strong>und</strong> der Aktion Mensch.<br />

7. Verbreitung des sächsischen Modellprojektes<br />

Voraussetzung für die Verbreitung des sächsischen Modellprojektes ist die Gründung eines Schulcoach-<br />

Zentrums unter dem Dach von Irrsinnig Menschlich e.V. mit zwei Aufgabenbereichen:<br />

1) Inhaltliche Weiterentwicklung <strong>und</strong> Koordinierung des Schulcoach-Programmes einschließlich der<br />

Herstellung <strong>und</strong> Verbreitung von Materialien <strong>und</strong> Medien <strong>und</strong><br />

2) Schulcoach-Ausbildung.<br />

Für die Schulcoach-Ausbildung entwickelt Irrsinnig Menschlich in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />

aus Hochschule <strong>und</strong> Ausbildung einen innovativen Fortbildungsstudiengang.<br />

Kontakt:<br />

Irrsinnig Menschlich: Stärkt Ihre Psyche – Deine auch e.V.<br />

Norbert Göller, Projektentwicklung <strong>und</strong> stellv. Geschäftsführung<br />

Tel: 0341-9715477<br />

Email: n.goeller@irrsinnig-menschlich.de<br />

Quellen:<br />

- Bericht über die Lebenssituation junger Menschen <strong>und</strong> die Leistungen der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe in Deutschland, 13. Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendbericht. Deutscher B<strong>und</strong>estag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/12860, 30.04.2009.<br />

- Brähler, E., Kiess J., Schubert Ch., Kiess W. (Hg.): Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> gebildet. Voraussetzungen für eine moderne Gesellschaft.<br />

Vandenhoeck & Ruprecht, 2012.<br />

- Brooks, R. & Goldstein, S. (2007): Das Resilienz-Buch. Stuttgart: Klett-Cotta.<br />

- Conrad, I., Dietrich, S., Heider, D., Blume, A., Angermeyer, M.C. & Riedel-Heller, St. (2009). "Crazy? So what!" A school programme<br />

to promote mental health and reduce stigma - results of a pilot study. Health Education, 109(4), 314-328.<br />

- Ravens-Sieberer, U., Wille, N. & Settertobulte, W. (2007): Psychische Ges<strong>und</strong>heit von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen in Deutschland.<br />

Ergebnisse aus der Bella-Studie im Kinder- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heitssurvey (KiGGS). In: B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt –<br />

Ges<strong>und</strong>heitsforschung – Ges<strong>und</strong>heitsschutz 50, 871-878.<br />

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