Lebensraum Magerrasen - Nabu
Lebensraum Magerrasen - Nabu
Lebensraum Magerrasen - Nabu
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<strong>Lebensraum</strong> <strong>Magerrasen</strong><br />
Natur erleben. Verstehen. Vernetzen.
2<br />
Grußwort<br />
Für mich ist der Schutz der<br />
biologischen Vielfalt eine<br />
Herzensangelegenheit!<br />
Denn es geht dabei um’s<br />
Ganze. Wenn wir weiterhin<br />
zulassen, dass jeden Tag<br />
150 Arten aussterben, wird<br />
unser Planet sehr schnell<br />
ziemlich grau. Deshalb<br />
ist es mir wichtig, junge Menschen für dieses<br />
Thema zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen,<br />
was jeder Mensch zum Artenschutz beitragen<br />
kann. Daher finde es ich toll, dass sich junge<br />
Menschen bei der NAJU für den Erhalt der biologischen<br />
Vielfalt einsetzen. Damit auch zukünftige<br />
Generationen unsere vielfältige Erde erleben<br />
können. Viel Spaß beim Entdecken und Erleben<br />
unsrer spannenden Lebensräume,<br />
Eure Cassandra Steen<br />
NAJU Jugendkampagne nature’s12 –<br />
Natur erleben. Verstehen. Vernetzen.<br />
Ziel der NAJU-Jugendkampagne nature’s12 ist es, die Naturschutzarbeit<br />
vor Ort mit Öffentlichkeitsarbeit im Web 2.0 zu verbinden. In zwölf bundesweiten<br />
Workshops werden jungen Naturschützern Kompetenzen in Social<br />
Media und Web 2.0 vermittelt. Zudem erscheinen zwölf Themenhefte<br />
zu verschiedenen Kultur- und Naturräumen Deutschlands. Die Kampagne<br />
wird unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.<br />
Die Naturschutzjugend (NAJU) ist die Jugendorganisation des NABU. Mit<br />
über 75.000 Mitgliedern ist sie nicht nur der größte deutsche Kinder- und<br />
Jugendverband im Natur- und Umweltschutz, sondern auch führend in der<br />
außerschulischen Umweltbildung und im praktischen Naturschutz. Weitere<br />
Informationen unter www.NAJU.de.<br />
Ich bin auf dem Land<br />
aufgewachsen und stehe<br />
seit meiner Kindheit im<br />
Kontakt mit der Natur. Die<br />
Arbeit der „nature’s12“<br />
und ihre Bemühungen, die<br />
Aufmerksamkeit wieder<br />
auf die lebendige Welt<br />
zu lenken bewundere ich<br />
sehr. Sich als junger Mensch für Flora und Fauna<br />
zu interessieren und dafür einzusetzen ist nicht<br />
selbstverständlich. Ich hoffe, dass die NAJU<br />
weiterhin so erfolgreich ist und noch viele junge<br />
Menschen dazu bringt, den Zauber der Natur für<br />
sich zu entdecken!<br />
Christian Durstewitz
Herzlich Willkommen!<br />
Sonnengelb, himmelblau, silbrig schillernd, apfelgrün, samtig violett, signalrot – so farbenfroh sind<br />
die unzähligen Kräuter und Insekten, die der <strong>Lebensraum</strong> <strong>Magerrasen</strong> zu bieten hat. Und das Schöne<br />
daran: Wir Menschen sind „schuld“ an dieser bunten Vielfalt. Warum das so ist und wer sich<br />
hinter der Farbpalette verbirgt, erfahrt ihr in diesem Heft. Wissen weiterzugeben macht Spaß … Wir<br />
wünschen euch viel Freude beim „<strong>Magerrasen</strong>-Erlebnis“!<br />
Eure NAJU<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Lebensraum</strong> <strong>Magerrasen</strong> ..................................................................................... 4<br />
Bunt, vielfältig, artenreich! 4<br />
Halb natürlich, doppelt vielfältig 5<br />
Die <strong>Magerrasen</strong> im Überblick .............................................................................. 6<br />
Nährstoffarm und niedrigwüchsig 6<br />
Arm, aber sexy 7<br />
Flower-Power 9<br />
Aktionstipps ...................................................................................................... 10<br />
Entdeckt den <strong>Magerrasen</strong>! 10<br />
Der <strong>Magerrasen</strong> und wir 14<br />
Öffentlichkeitsarbeit für den <strong>Magerrasen</strong> 17<br />
Literatur, Impressum ........................................................................................ 20<br />
3
4<br />
<strong>Lebensraum</strong> <strong>Magerrasen</strong><br />
Bunt, vielfältig, artenreich!<br />
Um gleich mit möglichen Vorurteilen aufzuräumen:<br />
<strong>Magerrasen</strong> sind alles andere als mager,<br />
wenn es um die Arten- und Ökosystemvielfalt<br />
geht. Kalkmagerrasen zählen sogar zu den<br />
artenreichsten Pflanzengesellschaften Mitteleuropas,<br />
gerade weil sie so<br />
mager, sprich nährstoffarm<br />
sind. Weil Gräser, Löwenzahn<br />
oder Brennesseln hier nicht<br />
wuchern, kann sich ein abwechsungsreiches<br />
Mosaik aus<br />
verschiedenen Kräutern und Gräsern<br />
entwickeln.<br />
Im ländlichen Umfeld fallen <strong>Magerrasen</strong> zur<br />
Blütezeit als attraktive Farbtupfer ins Auge.<br />
Besonders häufig kommen sie in den Alpenregionen,<br />
im Rhein-Main-Gebiet, in Thüringen und<br />
Sachsen-Anhalt vor. Doch auch an Bahndämmen,<br />
auf Garagendächern und sandigen Stadtbrachen<br />
gibt es bisweilen <strong>Magerrasen</strong>bestände.<br />
Oft wird irrtümlicherweise der Begriff Trockenrasen<br />
als Synonym für <strong>Magerrasen</strong> verwendet:<br />
Trockenrasen ist eigentlich „nur“ ein verbreiteter<br />
<strong>Magerrasen</strong>typ, dessen Nährstoffarmut auf<br />
starker Trockenheit beruht. Weitere <strong>Magerrasen</strong>typen<br />
sind: Halbtrockenrasen, Sandmagerrasen,<br />
Steppenrasen, Borstgrasrasen und die Heiden<br />
(siehe Themenheft „<strong>Lebensraum</strong> Heide“). Unter<br />
für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich warmen,<br />
nährstoffarmen Bedingungen siedeln sich seltene<br />
Spezialisten an; Viele Pflanzen aus den<br />
südosteuropäischen Steppen und dem Mittelmeergebiet<br />
haben in Deutschland ihre westliche<br />
bzw. nördliche Verbreitungsgrenze. Für viele<br />
Insekten sind ihre Gemeinschaften ein wichtiger<br />
<strong>Lebensraum</strong>.<br />
Die heutige Ausprägung der <strong>Magerrasen</strong> steht<br />
in engem Zusammenhang mit der menschlichen<br />
Besiedelung, da viele Standorte durch<br />
Holzfällerei und Weidewirtschaft waldfrei<br />
gemacht und gehalten wurden.<br />
Philantropisch<br />
Ein nervöser Mensch auf einer Wiese<br />
wäre besser ohne sie daran;<br />
darum seh er, wie er ohne diese<br />
(meistens mindestens) leben kann.<br />
Kaum, daß er gelegt sich auf die Gräser,<br />
naht der Ameis, Heuschreck, Mück und Wurm,<br />
naht der Tausendfuß und Ohrenbläser,<br />
und die Hummel ruft zum Sturm.<br />
Ein nervöser Mensch auf einer Wiese<br />
tut drum besser, wieder aufzustehn<br />
und dafür in andre Paradiese<br />
(beispielshalber: weg) zu gehn<br />
Aus: Christian Morgenstern, „Galgenlieder“<br />
Es gibt aber auch einige natürlich entstandene,<br />
mindestens 8000 Jahre alte <strong>Magerrasen</strong>. Hierbei<br />
handelt es sich um sogenannte Reliktvorkommen<br />
der (nach)eiszeitlichen Steppenperiode in<br />
Mitteleuropa, die heute Vorposten der weitläufigen<br />
osteuropäischen und asiatischen Steppengebiete<br />
sind.
Halb natürlich, doppelt vielfältig<br />
Warm, trocken und viel Kultur. Das mag anderswo<br />
Menschen in Tennissocken und Trekkingsandalen<br />
anlocken, an flachgründigen Kuppen und<br />
Hängen hingegen führen solche Bedingungen<br />
zur Entwicklung von <strong>Magerrasen</strong>. Die Kulturgeschichte<br />
des Menschen und der <strong>Magerrasen</strong> sind<br />
eng miteinander verknüpft. So haben wir Menschen<br />
den <strong>Magerrasen</strong> nicht nur als Teil der Kulturlandschaft<br />
erhalten, sondern sogar überwiegend<br />
erschaffen: Nach der letzten Eiszeit hatten<br />
Bäume die ehemals vereisten Gebiete Mitteleuropas<br />
dicht besiedelt; doch die Menschen veränderten<br />
das Landschaftsbild nachhaltig, vor allem<br />
durch großflächige Entwaldung. Diese Entwicklung<br />
begann schon, als die Menschen vor etwa<br />
5000 Jahren in Mitteleuropa sesshaft wurden.<br />
So finden sich überall dort besonders viele Steppenrasen,<br />
wo sehr alte, teilweise jungsteinzeitliche<br />
Siedlungen bekannt sind. Zu Zeiten der<br />
Römer, sehr stark dann aber im Mittelalter, gab<br />
es Phasen des Bevölkerungswachstums, die eine<br />
intensive Entwaldung und Flächennutzung nach<br />
sich zogen. Das Holz wurde als Energielieferant<br />
oder Baustoff benötigt, die entstandenen Freiflächen<br />
als Acker- oder Grünland (Mähwiesen und<br />
Weiden) – bis Deutschland Ende des 18. Jahrhunderts<br />
nur noch über zehn Prozent der heutigen<br />
Waldfläche verfügte. Weniger fruchtbare<br />
Flächen wurden extensiv genutzt (Nutzung der<br />
natürlichen Gegebenheiten – ohne Düngung,<br />
Bewässerung etc.). Sie wurden beweidet oder<br />
maximal zweimal im Jahr gemäht. Hier entstanden<br />
an besonders warmen und nährstoffarmen<br />
Standorten <strong>Magerrasen</strong> und wurden von Weidevieh<br />
und Sense vor einer Verbuschung bewahrt.<br />
Aber nicht nur das Entfernen von Gehölzaufwuchs<br />
hat dem <strong>Magerrasen</strong> zu seiner Artenvielfalt<br />
verholfen.<br />
Da die mageren Flächen immer nur für kurze<br />
Zeit genug Futter hergaben, wurden sie häufig<br />
als Triebweiden genutzt. Vor allem die Wanderschäferei<br />
ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf<br />
die Vernetzung (Biotopverbund) von <strong>Magerrasen</strong>standorten.<br />
Im dichten Fell der Schafe und<br />
zwischen den Klauen bleiben Samen und andere<br />
Pflanzenteile hängen, die so über die Triebwege<br />
der Schäfer auf andere Magerweiden gelangen.<br />
Damit tragen die wollenen Taxis zur weiteren<br />
Ausbreitung einzelner Pflanzenarten bei und<br />
bewahren sie zudem vor genetischer Verarmung<br />
durch Inzucht. Aber auch Tiere profitieren, denn<br />
selbst Heuschrecken und andere Wirbellose<br />
wurden schon auf Schafen „reitend“ von A nach<br />
B transportiert.<br />
Kulinarische Vorlieben<br />
Die Vielfalt an <strong>Magerrasen</strong>typen macht eine gezielte<br />
Naturschutzarbeit kompliziert. Denn eine<br />
bestimmte Fläche ist meist das Resultat von historischen<br />
Nutzungsformen und vorherrschenden<br />
Standortbedingungen. Darüber hinaus bestimmen<br />
Mahd und Beweidung die Ausprägung eines <strong>Magerrasen</strong>s.<br />
Schafe haben zum Beispiel „Lieblingspflanzen“,<br />
die sie kurz über dem Boden abbeißen.<br />
Das fördert rosettenförmige, flach am Boden<br />
wachsende und bei Schafen unbeliebte Arten. Rinder<br />
wiederum reißen Pflanzen aus und verursachen<br />
aufgrund ihres Gewichts erhebliche Trittschäden,<br />
schaffen dadurch aber<br />
Pionierstandorte mit offenem<br />
Boden. Ziegen<br />
sind Allesfresser<br />
und<br />
töten mitunter<br />
sogar größere Sträucher<br />
ab, indem sie die Rinde<br />
kreisförmig abknabbern.<br />
5
Halbtrockenrasen<br />
Sandmagerrasen<br />
Steppenrasen<br />
Trockenrasen<br />
Wacholderheide<br />
6<br />
Die <strong>Magerrasen</strong> im Überblick<br />
Nährstoffarm und niedrigwüchsig<br />
<strong>Magerrasen</strong> sind geprägt von niedrigwüchsigen,<br />
krautigen Pflanzen, zwischen denen meist offener<br />
Boden sichtbar ist. Das Mikroklima (Temperatur,<br />
Luftfeuchtigkeit, Wind), der Untergrund<br />
(Korngröße, Bodenmächtigkeit und -chemie)<br />
und die Nutzung durch den Menschen und dessen<br />
Nutztiere (Nährstoffentzug, Tritt, Erosion)<br />
beeinflussen die Gestalt einer <strong>Magerrasen</strong>fläche.<br />
<strong>Magerrasen</strong>typen entwickeln sich an warmen,<br />
nährstoffarmen und meist trockenen Standorten.<br />
Besonders warm wird es an südlichen<br />
Hanglagen, auf Hügel- und Bergkuppen sowie<br />
auf sandigen und geröllhaltigen Untergründen,<br />
die die Sonneneinstrahlung reflektieren. Trokkene<br />
Standorte gibt es zwar meist in niederschlagsarmen<br />
Gebieten, doch spielt auch die<br />
Fähigkeit des Bodens, Wasser abzuleiten, eine<br />
Rolle. Werden Nährstoffe schnell aus dem Boden<br />
gewaschen, so dass sie den Pflanzen nicht<br />
zur Verfügung stehen, können sich <strong>Magerrasen</strong><br />
auch auf eigentlich nährstoffreichen Lößböden<br />
befinden, wenn es dort nur trocken und warm<br />
genug ist. <strong>Magerrasen</strong>böden sind sogar viele<br />
Monate lang so feucht wie normale Wiesenböden,<br />
trocknen aber schneller aus und sind von<br />
extremen Dürreperioden gekennzeichnet.<br />
Diese Bedingungen kämen in einer vom Menschen<br />
unberührten mitteleuropäischen Landschaft<br />
extrem selten vor, weshalb etliche <strong>Magerrasen</strong>arten<br />
im Laufe der Wiederbewaldung nach<br />
der nacheiszeitlichen Steppenperiode ausgestorben<br />
wären. Doch nicht nur die Menschen und<br />
ihre Nutztiere trugen zum Erhalt dieser Flächen<br />
bei. Es wird angenommen, dass auch Herden<br />
von Großvieh – zum Beispiel Elche und Wisente<br />
– vor ihrer Ausrottung baumfreie Areale schufen<br />
und erhielten, indem sie junge Baumtriebe fraßen.<br />
Natürlich erhaltene <strong>Magerrasen</strong>vorkommen<br />
sind an steilen, flachgründigen Hanglagen, teils<br />
mit felsigem Untergrund, zu finden.<br />
Die von Menschen geförderten <strong>Magerrasen</strong> werden<br />
daher auch als halbnatürlicher <strong>Lebensraum</strong><br />
bezeichnet. An ehemaligen Waldböden kam es<br />
mitunter zu einem lokalen Klimawandel, da Sonneneinstrahlung,<br />
Wind und Niederschlag ohne<br />
die schützende Baumkronenschicht erheblich<br />
stärkere Auswirkungen hatten. An kalkarmen,<br />
aber nicht sauren Standorten mit einer verhältnismäßig<br />
tiefen Bodenschicht konnten Äcker,<br />
Grünland und Forste entstehen. Kalkreiche<br />
Böden oder Sandböden sind meist flachgründig<br />
bzw. leiten Niederschlagswasser schnell ab. Die<br />
daraus resultierende Nährstoffarmut und Trokkenheit<br />
verhindern intensive Landwirtschaft.<br />
Extensive Weidewirtschaft und Mahd sorgten<br />
für einen weiteren Austrag von im Pflanzenaufwuchs<br />
gebundenen Nährstoffen. Die so geschaffenen<br />
lokalen steppen und mediterranen<br />
Gegebenheiten förderten die Etablierung von<br />
Pflanzengesellschaften, die ansonsten auf kleine<br />
Rand- und Pionierstandorte beschränkt wären<br />
und in der heutigen Formenvielfalt gar nicht<br />
vorkommen würden.<br />
Survival in der Eiszeit<br />
Der häufigste und artenreichste <strong>Magerrasen</strong>typ ist<br />
der Kalktrockenrasen. Seine Artenvielfalt verdankt<br />
er unter anderem der sogenannten nacheiszeitlichen<br />
Rückwanderung. Im Zuge der letzten Eiszeit<br />
waren die bis dahin in Nord- und Mitteleuropa vorkommenden<br />
Pflanzenarten in die eisfreien Gebiete<br />
des Mittelmeerraums gedrängt worden. Da die Böden<br />
dort vorrangig von Muschelkalk geprägt sind,<br />
überdauerten vor allem Kalk liebende Arten die<br />
Jahrtausende. Mit Beginn der Warmzeit konnten sie<br />
langsam wieder „zurückwandern“, ein Prozess, der<br />
zum Teil immer noch andauert. Ein Kalktrockenrasen<br />
bietet ähnliche Standortverhältnisse wie am<br />
Mittelmeer, weshalb sich die zurückgekehrten Arten<br />
hier ansiedeln und weiterentwickeln konnten.
Arm, aber sexy<br />
Charakteristische <strong>Lebensraum</strong>spezialisten der <strong>Magerrasen</strong> sind Wärme liebend und trockenheitstolerant.<br />
Diese Eigenschaften bringen die meisten aus ihren Hauptverbreitungsgebieten mit: dem Mittelmeerraum<br />
und der osteuropäischen Steppenlandschaft. Bei uns sind die typischen Tier- und Pflanzenarten<br />
der <strong>Magerrasen</strong> natürlicherweise selten, da sie sich hier am Rand ihrer Verbreitungsgebiete<br />
befinden. Einige Arten kommen nur in Deutschland, manche sogar nur in einem Bundesland vor. Der<br />
Biologe und die Biologin sagen dann: Diese Pflanzen sind dort endemisch.<br />
Hungerkünstler und Survival-Experten: Pflanzen der <strong>Magerrasen</strong><br />
Typische <strong>Magerrasen</strong>pflanzen sind wahre Hungerkünstler und oft trockenheitsresistent. Mit ausgeprägten<br />
Wurzelsystemen, Knollen- oder Pfahlwurzeln, die weit in die feuchteren Bodenschichten<br />
reichen, mit behaarten oder eingerollten Blättern, die ätherische Öle für den Verdunstungsschutz<br />
enthalten, mit Kleinwüchsigkeit oder anderen Strategien sind sie bestens an die Herausforderungen<br />
ihres <strong>Lebensraum</strong>s angepasst. Zudem sind viele Pflanzenarten der <strong>Magerrasen</strong> ausgesprochen regenerationsfähig<br />
und trittfest, so dass sie nicht nur starker Beweidung standhalten, sondern zum Teil<br />
auch Brände überstehen. Die speziellen Pflanzengemeinschaften der <strong>Magerrasen</strong> sind ein wichtiger<br />
<strong>Lebensraum</strong> für zahlreiche, nicht minder besondere Tierarten.<br />
Die Violette Schwarzwurzel<br />
ist ebenfalls eine<br />
Reliktart der Steppenmagerrasen.<br />
Sie ist eine<br />
Verwandte der essbaren<br />
Gartenschwarzwurzel und<br />
besitzt wie diese eine<br />
verdickte Pfahlwurzel, um<br />
Nährstoffe zu speichern.<br />
Das Kleine Mädesüß<br />
kommt als sogenannter<br />
Zeiger für den starken<br />
Wechsel von Feuchte- und<br />
Trockenheitsverhältnissen<br />
sowohl auf Trockenrasen<br />
als auch auf Feuchtwiesen<br />
vor.<br />
Die Samen der Federgräser<br />
haben lange, behaarte<br />
Grannen, die die Windverbreitung<br />
erleichtern oder<br />
an Weidetieren hängen<br />
bleiben. Die Samen selber<br />
sind sogenannte Bohrfrüchte:<br />
Einmal auf dem<br />
Boden gelandet und mit<br />
Feuchtigkeit in Kontakt gekommen, strecken<br />
sie sich korkenzieherartig gedreht in die Länge.<br />
Trocknen sie dann wieder, ziehen sie sich zusammen<br />
und drehen sich langsam in den Boden.<br />
Der Wiesen-Salbei hat<br />
sein Schwerpunktvorkommen<br />
auf Trocken- und<br />
Halbtrockenrasen, ist<br />
aber auch auf städtischen<br />
Brachflächen anzutreffen.<br />
Wie sein gezüchteter Verwandter<br />
kann er als Gewürz<br />
verwendet werden.<br />
Der Stengellose Tragant<br />
ist eine Reliktart der<br />
Steppenmagerrasen. Platt<br />
an den Boden gedrückt<br />
wachsend und mit seinen<br />
behaarten Blättern ist er<br />
gegen die Hufe von Weidetieren<br />
und gegen trockene<br />
Hitze gewappnet.<br />
Eine Attraktion unter den<br />
Pflanzenarten sind die<br />
Orchideen, die viele von<br />
uns nur in tropischen Ländern<br />
erwarten würden. In<br />
Deutschland wachsen sie<br />
auf extensiv bewirtschaftetem<br />
Grünland und in lichten<br />
Wäldern. Das Helm-<br />
Knabenkraut ist auf kalkreichen Trockenrasen<br />
zu finden.<br />
7
8<br />
Biologische Vielfalt<br />
Mit biologischer Vielfalt<br />
(Biodiversität) ist die Vielfalt<br />
der Individuen, Populationen<br />
und Arten gemeint. Genetische<br />
Vielfalt der Individuen<br />
bedeutet zum Beispiel, dass<br />
eine Blauflügelige Ödlandschrecke<br />
aus dem Oberen<br />
Steinbachtal etwas anders<br />
ist als ihr Nachbar auf demselben<br />
<strong>Magerrasen</strong>. Insgesamt<br />
haben die beiden aber<br />
mehr Gemeinsamkeiten als<br />
mit einer Blauflügeligen Ödlandschrecke<br />
auf den Grünlandflächen<br />
des Frankfurter<br />
Flughafens (Vielfalt der<br />
Populationen). Dennoch sind<br />
sich alle Blauflügeligen Ödlandschrecken<br />
im Vergleich<br />
zu anderen Arten, z.B. zur<br />
Rotflügeligen Ödlandschrekke,<br />
sehr ähnlich. Hier spricht<br />
man von Artenvielfalt. Damit<br />
sich möglichst viele Arten<br />
möglichst vielfältig entwikkeln<br />
können, muss es eine<br />
Vielfalt an Ökosystemen<br />
geben. In dieser Hinsicht<br />
sind <strong>Magerrasen</strong> besonders<br />
interessant, da ihre Ausprägung<br />
von einer Vielzahl an<br />
Faktoren abhängt. Insofern<br />
können <strong>Magerrasen</strong> als Paradebeispiel<br />
für Biodiversität in<br />
Deutschland gelten.<br />
Tarnungskünstler und Sprengstoffexperten: Tiere der <strong>Magerrasen</strong><br />
Auf den ersten Blick sehen <strong>Magerrasen</strong> nicht so aus, als würden sich dort viele Tiere aufhalten.<br />
Doch wer sich an einem warmen Tag einen Augenblick Zeit nimmt, wird über der Vegetation sicher<br />
eine bunte Schar an Schmetterlingen und anderen Fluginsekten beobachten können. Von März bis<br />
September blühen immer wieder andere Pflanzenarten und bieten ein vielfältiges Nahrungsangebot.<br />
Schmetterlinge und Heuschrecken sind die für die Naturschutzarbeit wichtigsten Insektengruppen<br />
auf <strong>Magerrasen</strong>, aber bei weitem nicht die einzigen. Auch Wildbienen, Laufkäfer, Zikaden und Wanzen<br />
sowie Spinnen, einige Reptilien, Vögel und Säugetiere fühlen sich hier wohl.<br />
Ölkäfer besitzen nur<br />
noch reduzierte Flügel.<br />
Sie müssen aber auch<br />
nicht mehr selber fliegen:<br />
Ihre aus Eiern in<br />
gegrabenen Erdlöchern<br />
geschlüpften Larven klettern an Blütenpflanzen<br />
empor und warten (teilweise tagelang) auf Nektar<br />
suchende solitäre Bienen, an deren Beine<br />
sie sich klammern. Die Biene trägt die Ölkäferlarve<br />
nun unfreiwillig in ihr Nest. Hier macht<br />
sich die Larve über die Bieneneier und die für<br />
die Bienenlarven gedachte Nahrung her. Später<br />
verpuppt sie sich und entwickelt sich zu einem<br />
erwachsenen (adulten) Käfer.<br />
In Österreich gibt es<br />
noch Populationen<br />
des Europäischen<br />
Ziesels, eine Erdhörnchenart,<br />
die in Deutschland<br />
ausgestorben war.<br />
Hauptverbreitungsgebiet des Europäischen Ziesels<br />
sind die Steppen auf dem Balkan und in der<br />
Türkei. In Sachsen gibt es inzwischen Wiederansiedlungsmaßnahmen.<br />
Der Kreuzdorn-Zipfelfalter<br />
ist eine der<br />
vielen Schmetterlingsarten,<br />
die sich gerne<br />
auf <strong>Magerrasen</strong> aufhalten.<br />
Futterpflanzen für<br />
seine Raupen sind Kreuzdorn und Schlehe. Diese<br />
in Deutschland leider gefährdete Art profitiert<br />
daher von Gebüschsäumen und inselartigem<br />
Gehölzvorkommen auf <strong>Magerrasen</strong>flächen.<br />
Die Blauflügelige Ödlandschrecke<br />
ist dank<br />
ihrer äußeren Färbung<br />
auf offenem Boden sehr<br />
gut getarnt. Auffällig<br />
wird sie erst während<br />
ihrer kurzen Flüge, wenn die leuchtend blauen<br />
Flügelunterseiten zu sehen sind. Dadurch ist sie<br />
von sehr ähnlichen Arten, z.B. der Rotflügeligen<br />
Ödlandschrecke, leicht zu unterscheiden.<br />
Die Bombardierkäfer<br />
gehört zur Familie der<br />
Laufkäfer. Er besitzt<br />
eine sogenannte Explosionskammer<br />
am<br />
Hinterleibsende, mit<br />
deren Hilfe Fraßfeinde in die Flucht geschlagen<br />
werden: Über Drüsen spritzt der Bombardierkäfer<br />
ein giftiges Wehrsekret dort hinein, um es<br />
dann mit einem hörbaren Knall dem Feind entgegenzusprühen.<br />
Die Graue Sandbiene<br />
ist eine Wildbiene. Sie<br />
braucht offenen Boden,<br />
um ihre Erdnester<br />
bauen zu können. Der<br />
<strong>Magerrasen</strong> bietet viele<br />
für Bienen wichtige Blütenpflanzen. Umgekehrt<br />
leisten die einzeln lebenden (solitären) Wildbienen<br />
wichtige Bestäubungsarbeit: Sie haben<br />
meist einen längeren Rüssel als Honigbienen,<br />
fliegen nicht nur Massenbestände von Blüten an<br />
und können den Nektar von mehr Blütentypen<br />
erreichen.
Flower-Power<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind immer mehr<br />
<strong>Magerrasen</strong> verschwunden. Wanderschäferei<br />
und Mahd lohnen sich nicht mehr. Somit kommen<br />
sie oft nur noch auf sehr kleinen, isolierten<br />
Flächen vor, liegen wie Puzzleteilchen zwischen<br />
großräumigen Äckern oder Wäldern. Den Prozess<br />
der Zerstückelung von Flächen nennt man<br />
Fragmentierung. Sie führt dazu, dass sich viele<br />
Pflanzen und Tiere der <strong>Magerrasen</strong> zu wenig<br />
austauschen, ausbreiten oder - bei verschlechterten<br />
Umweltbedingungen - nicht ausweichen<br />
können. Mangels Nutzung verbrachen viele<br />
Flächen, so dass sie zunächst mit niedrigen Büschen<br />
und mit im Buschschatten wachsenden<br />
konkurrenzstärkeren Pflanzenarten zuwachsen,<br />
bevor schließlich Bäume folgen (Sukzession).<br />
Flächen, die nicht an steilen Hängen liegen,<br />
werden gedüngt und als sogenannte Fettwiesen<br />
oder für den Ackerbau genutzt. Andere geeignete<br />
Flächen werden mit Nadelbäumen aufgeforstet.<br />
Weitere Bedrohungen von ursprünglich<br />
nährstoffarmen Lebensräumen sind der Eintrag<br />
von Nährstoffen aus der Luft, verursacht durch<br />
Industrie- und Fahrzeugabgase, sowie der<br />
Düngereintrag aus der Landwirtschaft über<br />
Luft und Wasser. Ein generelles Problem ist die<br />
Konkurrenz um Flächen zwischen Naturschutz,<br />
Landwirtschaft, Industrie, Siedlungsentwicklung<br />
und Straßenbau – und im Zuge der Energiewende<br />
werden weitere Flächen für Windkraft- und<br />
Solaranlagen benötigt.<br />
Natürlich verschwinden nicht alle <strong>Magerrasen</strong>,<br />
denn sie stehen heute unter Naturschutz, und<br />
viele engagierte Menschen setzen sich für sie<br />
ein. Das ist allerdings nicht immer einfach.<br />
In der Ökologie wie im Naturschutz sind <strong>Magerrasen</strong><br />
mit ihren typischen Tier- und Pflanzenarten<br />
beliebte Objekte für Forschungs- und Erhaltungsmaßnahmen.<br />
Einen Teil des Jahres muten<br />
<strong>Magerrasen</strong> jedoch gräulich und trocken an<br />
und liegen zudem oft an schwer zugänglichen<br />
Hängen, weshalb sie in der gesellschaftlichen<br />
Wahrnehmung kaum präsent sind. Zudem bedingt<br />
ihre Existenz an vielen Orten letztendlich<br />
eine Verhinderung von Waldaufkommen. Anders<br />
als der <strong>Magerrasen</strong> genießt der Wald sowohl<br />
wirtschaftlich wie auch als Naherholungsgebiet<br />
und Sinnbild von Natur ein sehr hohes Ansehen;<br />
zudem passt die Vorstellung, Bäume zurückzudrängen<br />
oder gar abzuholzen, nicht gut in das<br />
ökologische Allgemeinverständnis. Der <strong>Magerrasen</strong><br />
muss daher mit seinen Sympathieträgern<br />
wie Orchideen und prächtigen Schmetterlingsarten<br />
aufwarten, um auf seine Schutzwürdigkeit<br />
aufmerksam zu machen. Maßnahmen wie Mahd,<br />
Beweidung und Förderung von Wanderschäferei<br />
helfen, die <strong>Magerrasen</strong>flächen gehölzfrei zu<br />
halten und sie untereinander zu verbinden.<br />
9
10<br />
Legende:<br />
Dauer<br />
Gruppengröße<br />
Material<br />
Rezept<br />
Aktionstipps<br />
Entdeckt den <strong>Magerrasen</strong>!<br />
Naturschutz im Schafspelz<br />
30 Minuten<br />
keine Empfehlung<br />
alte Wollsocken oder -schals, Lupe, Bestimmungsliteratur,<br />
Sammelbehälter, z.B. Marmeladengläser,<br />
ggf. Blumentöpfe, Sand und<br />
torffreie Anzuchterde<br />
Los geht’s!<br />
Diese Aktion wird am besten im Sommer oder<br />
an einem trockenen Herbsttag durchgeführt.<br />
Packt ein Paar abgetragene Wollsocken oder<br />
einen alten Wollschal ein und sucht euch eine<br />
Wildwiese, die ihr betreten dürft – es muss kein<br />
<strong>Magerrasen</strong> sein. Mit den Wollsocken an den Füßen<br />
(oder den Schal hinter euch her schleifend)<br />
begebt ihr euch nun auf ausführliche Erkundungstour.<br />
Wenn ihr alles abgelaufen seid, zupft<br />
ihr das Pflanzenmaterial, das sich in<br />
der Wolle verfangen hat, heraus.<br />
Mit der Lupe sind die Anheftungsmechanismen<br />
übrigens gut<br />
zu erkennen. Gemeinsam könnt<br />
ihr versuchen, die gesammelten<br />
Teile den Pflanzen auf der Wiese<br />
zuzuordnen.<br />
Reife Samen oder andere lebensfähige Pflanzenteile<br />
sammelt ihr anschließend in einem<br />
Marmeladenglas und pflanzt sie dann in Töpfe,<br />
die ihr an einen trockenen, warmen Ort stellt. Es<br />
ist spannend herauszufinden, was so alles mit<br />
Socke und Schal „erbeutet“ wurde!<br />
Aha!<br />
Die Wanderschäferei war ein bedeutender<br />
Verbreitungsmechanismus für die Pflanzengesellschaften<br />
der <strong>Magerrasen</strong>. Wichtige Biotopverbunde<br />
wurden auf diese Weise lokal<br />
aufrechterhalten, wozu heute oftmals gezieltes<br />
Management nötig ist. Wie viel Pflanzenmaterial<br />
in einem Schafspelz hängen bleiben kann, das<br />
verdeutlicht diese Aktion.<br />
In Anlehnung an die Aktion „Strumpfwiese“ in [17].
Die Verwandlung<br />
1 Stunde<br />
keine Empfehlung<br />
Insektenbrille oder -lupe, Daumenkino,<br />
Wasserball<br />
Los geht’s!<br />
Habt ihr schon mal versucht, Insekten auf einem<br />
<strong>Magerrasen</strong> zu betrachten? Und haben<br />
diese dabei mitgemacht? Denn ganz egal, wie<br />
still wir uns verhalten, erfahrungsgemäß ergreifen<br />
die geflügelten Objekte unserer Annäherungsversuche<br />
die Flucht. Zum einen nehmen<br />
sie Geräusche wie durch Gras streichende Beine<br />
viel lauter wahr als wir; zum anderen haben<br />
sie einen Rundumblick in Zeitlupe, der es ihnen<br />
ermöglicht, im letzten Moment das Weite zu<br />
suchen.<br />
Setzt euch nun eine Insektenbrille auf und<br />
schaut durch „ihre“ Augen in die Welt: Das<br />
Sichtfeld erscheint zersplittert und folgt nur<br />
langsam den Kopfbewegungen. Nachdem ihr<br />
euch an die Vielfach-Sicht gewöhnt habt, könnt<br />
ihr bei einem Volleyballspiel – Wollschweber<br />
gegen Grashüpfer – testen, wie die verzögerten<br />
Bilder eure Reaktionsfähigkeit verändern. Spielt<br />
übrigens lieber mit einem Wasserball, damit ihr<br />
euch keine blauen Flecken holt …<br />
Wenn ihr beispielsweise ein Daumenkino ganz<br />
langsam durchblättert, seht ihr auch ohne Insektenbrille,<br />
wie ein Insekt eure Bewegungen<br />
wahrnimmt. Den gleichen Effekt hat ein in Zeitlupe<br />
abgespieltes Video.<br />
Aha!<br />
Insekten haben Facettenaugen. Diese können<br />
aus tausenden Einzelaugen (Ommatidien) bestehen.<br />
Die Facettenaugen der Insekten sitzen<br />
starr am Kopf und lassen sich nicht wie unsere<br />
Linsenaugen unabhängig von der Kopfbewegung<br />
in eine bestimmte Richtung bewegen. Die<br />
meist halbkreisförmige Anordnung am Insektenkopf<br />
bewirkt aber, dass jedes Einzelauge in eine<br />
etwas andere Richtung blickt; dadurch entsteht<br />
ein ebenso weites wie scharfes Blickfeld. Die<br />
Insektenbrille ermöglicht es uns, die Welt in<br />
solchen Einzelbildern zu sehen. Die zeitliche<br />
Auflösung ist bis zu fünfmal höher als bei uns:<br />
Was für uns eine Filmvorführung ist, wäre für<br />
das Insekt eine Diashow.<br />
11
12<br />
Anmutig wie ein Schmetterling?<br />
10 Minuten<br />
mindestens 5 Personen<br />
Iausreichend Platz im Freien<br />
oder großer Raum<br />
Los geht’s!<br />
Vier Personen aus eurer Gruppe dürfen sich<br />
jeweils eine Bewegung ausdenken: den Kopf<br />
schütteln, mit den Armen rudern, die Hüfte<br />
kreisen … Euch fällt bestimmt noch mehr ein!<br />
Jede Bewegung wird einem bestimmten Windverhältnis<br />
zugeordnet: von vorne, von der Seite,<br />
aufsteigende Luft, Luftwirbel.<br />
Jetzt bewegen sich alle Personen im Raum. Eine<br />
Person ist der Wind und gibt laut rufend die<br />
Windverhältnisse vor, auf die die Mitspieler/innen<br />
blitzschnell mit den entsprechenden Bewegungen<br />
reagieren müssen. Wer falsch reagiert<br />
wird vom Winde verweht – und fliegt raus.<br />
Aha!<br />
Schmetterlinge sind wahre Flugspezialisten. Je<br />
nach Windstärke und -richtung führen sie speziell<br />
angepasste Flugbewegungen durch, die sie<br />
bei Bedarf auch blitzschnell anpassen können<br />
– eine Fähigkeit, die über den ungeschützten<br />
<strong>Magerrasen</strong>flächen nützlich ist. Die Kontrolle<br />
über die Bewegungsabläufe des Schmetterlings<br />
hat wahrscheinlich eine Hirnregion mit nur 3000<br />
Nervenzellen. Zum Vergleich: Das für unsere<br />
Motorik zuständige Kleinhirn verfügt über fast<br />
100 Milliarden Nervenzellen. Die Erfahrung bei<br />
diesem Spiel macht deutlich, wie eindrucksvoll<br />
die Reaktionsgeschwindigkeit der Schmetterlinge<br />
ist.<br />
Inspiriert von [13].
Heiß und schön<br />
(sonniger) Tag<br />
keine Empfehlung<br />
Thermometer zum Messen, der Lufttemperatur,<br />
Stifte, Papier, Fotoapparat, Bestimmungsliteratur<br />
Los geht’s!<br />
Mit dem Thermometer zieht ihr los und messt<br />
an verschiedenen Standorten auf dem <strong>Magerrasen</strong><br />
die Temperatur. Wie hoch ist die Temperatur<br />
direkt über dem offenen Boden im Vergleich zur<br />
Lufttemperatur in Kopfhöhe? Ist der Unterschied<br />
im Schatten von Gehölzen genauso groß? Wie<br />
ist die Bodentemperatur an Stellen mit dichtem<br />
Krautbewuchs? Notiert die Werte und dokumentiert<br />
die jeweiligen Standorte, indem ihr sie fotografiert.<br />
Auch eine Bestimmung der am Messort<br />
vorkommenden Pflanzenarten ist sinnvoll, um<br />
fundierte Artenkenntnis zu erwerben.<br />
Aha!<br />
Diese Aktion regt dazu an, sich Detailbereiche<br />
genauer anzuschauen und die Strukturenvielfalt<br />
des <strong>Lebensraum</strong>s zu erkennen. Die Temperaturunterschiede<br />
zeigen deutlich die vielfältigen<br />
mikroklimatischen Bedingungen einer <strong>Magerrasen</strong>fläche.<br />
So ist die Temperatur an einer<br />
geschützten Stelle am offenen Boden meist um<br />
einiges höher als die Lufttemperatur. Wenn ihr<br />
vorhabt, die <strong>Magerrasen</strong>fläche zu pflegen, kann<br />
euch diese Untersuchung wertvolle Hinweise<br />
darüber geben, welche kleinräumigen Bedingungen<br />
vorkommen. Das bewahrt euch davor, eure<br />
Fläche ggf. zu einseitig zu entwickeln. Ein paar<br />
Sträucher oder Gebüschsäume können zum<br />
Beispiel stehen bleiben. Schon in ihrem geringen<br />
Schatten können andere Pflanzenarten wachsen,<br />
als auf den freien Bereichen. Einige Schmetterlingsarten<br />
sind u.a. für die Eiablage auf Gehölze<br />
angewiesen.<br />
Wissenschaftliche Sammlung<br />
immer mal wieder<br />
keine Empfehlung<br />
Thermometer zum Messen, Fotoapparat,<br />
Computer mit Internetanschluss, Bestimmungsliteratur<br />
Los geht’s!<br />
Eine wissenschaftliche Sammlung, zum Beispiel<br />
ein Herbarium oder eine Insektensammlung,<br />
benötigt viel Platz und Pflege. Mit ein wenig<br />
Speicherplatz auf dem Computer könnt ihr euch<br />
ein eigenes digitales Artenverzeichnis anlegen,<br />
indem ihr in ein Präsentations-, Text- oder Organisationsprogramm<br />
für Bilder das Foto einer<br />
Art hinzufügt und alle Infos, die ihr dazu habt,<br />
hineinschreibt. In einer guten wissenschaftlichen<br />
Sammlung sind jedem Beleg (hier: jedem Foto)<br />
folgende Informationen zugeordnet: Wie heißt<br />
die Art? Wann und wo wurde das Foto gemacht?<br />
Von wem wurde das Foto gemacht? Wer hat<br />
die darauf abgebildete Art bestimmt? Wenn ihr<br />
die Fotos verschlagwortet, zum Beispiel mit den<br />
Lebensräumen der Arten, könnt ihr sie leicht<br />
über die Suchfunktion finden und ggf. vor dem<br />
nächsten Ausflug ausdrucken. Damit andere von<br />
eurem Wissen profitieren, könnt ihr die Fotos<br />
und Infos auch auf einen Weblog oder in einer<br />
Online-Fotocommunity hochladen. Nützliche<br />
Tipps für die Einrichtung eines Blogs und zur<br />
Fotocommunity Flickr findet ihr unter anderem<br />
in den „Infos zum Web 2.0“-Heftchen der NAJU.<br />
Aha!<br />
Ein Herbarium ist eine Sammlung von trocken<br />
gepressten Pflanzen, um nachzuweisen, welche<br />
Arten an welchem Standort zu finden sind oder<br />
um spätere Funde bestimmen zu können. Da<br />
<strong>Magerrasen</strong> unter Naturschutz stehen, können<br />
wir dort nicht einfach Pflanzen oder Pflanzenteile<br />
sammeln. Und für eine Insektensammlung müsste<br />
man die Tiere nicht nur sammeln, sondern<br />
auch töten. Das ist heutzutage glücklicherweise<br />
weder üblich noch erlaubt. Abhilfe schaffen Fotos:<br />
Mit gängigen Kameras können gute Detailbilder<br />
gemacht werden.<br />
Achtung!<br />
Habt ihr die<br />
Erlaubnis,<br />
den <strong>Magerrasen</strong><br />
eurer Wahl zu be -<br />
treten? Manchmal gibt es<br />
einen Besucherpfad, an<br />
dem entlang gearbeitet<br />
werden kann.<br />
13
14<br />
Der <strong>Magerrasen</strong> und wir<br />
Schafwolle mit Pflanzen färben<br />
3 Stunden<br />
keine Empfehlung<br />
große alte Töpfe, Kelle, Herd, Handschuhe<br />
500g unbehandelte Schafwolle<br />
(zu Garn verarbeitet)<br />
für die Beize: 100 g Alaun, 25 g Weinstein<br />
aus der Apotheke, ca. 500 g Pflanzenmaterial<br />
Los geht’s!<br />
Möhrengrün, Sonnenblumenblütenblätter, Farnwedel,<br />
Holunderbeeren, Zwiebelschalen … Beinahe<br />
jedes Pflanzenmaterial färbt. Ihr könnt ja<br />
erst einmal kleine Mengen des einen oder anderen<br />
Pflanzenmaterials sammeln und in einer weißen<br />
Teetasse mit heißem Wasser aufgießen. So<br />
bekommt ihr einen ungefähren ersten Eindruck<br />
von der jeweiligen Farbgebung. Wenn ihr euch<br />
für einen Farbton entschieden habt, sammelt<br />
oder kauft ihr von dem speziellen Pflanzenmaterial<br />
so viel, wie ihr für die Färbeaktion braucht.<br />
▪ Die Zutaten für die Beize werden in einem<br />
Topf mit kaltem Wasser aufgelöst und erhitzt,<br />
dann die Wolle hineinlegen, aufkochen<br />
und eine Stunde lang ziehen lassen. Nun<br />
entnehmt ihr die Wolle mit einer Kelle und<br />
drückt sie vorsichtig aus.<br />
▪ Das Pflanzenmaterial in einem Topf mit kaltem<br />
Wasser bedecken und zum Kochen bringen.<br />
Die vorgebeizte Wolle hineinlegen und<br />
ohne zu rühren so lange im Farbbad kochen<br />
lassen, bis ihr mit der Farbe zufrieden seid.<br />
Wolle dann vorsichtig aus dem heißen Wasser<br />
herausnehmen und unter kaltem klaren<br />
Wasser spülen. Für eine bessere Farbfixierung<br />
kurz in Essigwasser einweichen. Trocknen<br />
lassen – und Oma schenken oder sich<br />
selbst Socken stricken!<br />
Aha!<br />
Eine charakteristische Art der <strong>Magerrasen</strong> auf<br />
kalkarmem Boden ist der Färber-Ginster. Früher<br />
wurden seine Blätter und Blüten zum Färben<br />
von Wolle und Stoffen verwendet, da sie gelbe<br />
Farbstoffe enthalten.<br />
Aus der Aktion „Wolle spinnen und Färben“ in [8].
Hexenküche<br />
2 Stunden<br />
mindestens 2 Personen<br />
verschiedene Kräuter, ggf. Samen, Töpfe,<br />
Sand, Rindenhumus, Bücher über Kräuter,<br />
Computer mit Internetanschluss<br />
Los geht’s!<br />
In Büchern und online könnt ihr viel Wissenswertes<br />
über verschiedene Kräuter und die jeweils<br />
enthaltenen Wirkstoffe herausfinden. Sie<br />
eignen sich nicht nur zum Würzen von Speisen,<br />
richtig verarbeitet helfen sie auch bei Erkältungen,<br />
Magenschmerzen und vielen anderen körperlichen<br />
Beschwerden.<br />
Als Wildkräutersalat kommt der Geschmacksmix<br />
besonders gut zur Geltung. Sammelt, was bei<br />
euch in der Umgebung wächst, oder zieht selbst<br />
Kräuter, die euch besonders gut schmecken.<br />
Aha!<br />
Viele unserer „Küchenkräuter“ stammen wie<br />
einige <strong>Magerrasen</strong>pflanzen aus dem Mittelmeerraum.<br />
Dost (Oregano), Wiesen-Salbei und Sand-<br />
Thymian sind Kräuter trocken-warmer Standorte,<br />
die auf <strong>Magerrasen</strong> vorkommen können.<br />
Im Frühjahr schmecken die frischen Kräuter am<br />
besten, für den späteren Verzehr als Gewürz<br />
oder Tee können sie getrocknet und in lichtgeschützten<br />
Gefäßen aufbewahrt werden.<br />
15
16<br />
Mager, aber lecker<br />
1 Stunde<br />
mindestens 2 Personen<br />
Pfanne mit Deckel, Schüssel, Backofen<br />
Für 2 Portionen: 4-6 Schwarzwurzeln,<br />
2 Handvoll Schafgarbenblätter, Saft einer<br />
½ Zitrone, 1 Prise Salz, 2 EL Schafskäsewürfel,<br />
100 g Mehl, 1 Ei, 150 ml Milch,<br />
3 EL Öl, Dressing nach Geschmack<br />
Los geht’s!<br />
Schafgarbe sammeln und gründlich abspülen.<br />
Ein Salatdressing nach Geschmack vorbereiten.<br />
Die Schwarzwurzeln – zieht euch Gummihandschuhe<br />
an, an ihnen klebt meist pechschwarze,<br />
abfärbende Erde – in kaltem Wasser gut<br />
abbürsten und halbieren. Zusammen mit dem<br />
Zitronensaft und einer Prise Salz in einen Topf<br />
mit Wasser geben, aufkochen und danach 10<br />
Minuten garen lassen. Währenddessen Mehl,<br />
Milch, Ei und Salz zu einem Teig verrühren. Wer<br />
mag, gibt ein paar Kräuter aus der Aktion „Hexenküche“<br />
(S. 15) dazu. Backofen auf 180 °C<br />
vorheizen. In einer Pfanne Öl erhitzen und die<br />
Schwarzwurzel-Streifen goldbraun anbraten.<br />
Schafskäsewürfel hinzugeben, den Teig darübergießen<br />
und ca. drei Minuten lang fest werden<br />
lassen. Den Pfannkuchen in der geschlossenen<br />
Pfanne ca. fünf Minuten lang im Backofen garen<br />
lassen. Den Pfannkuchen auf einen Teller befördern.<br />
Die Schafgarbe mit dem Dressing<br />
mischen und auf dem Pfannkuchen<br />
verteilen.<br />
Guten Appetit!<br />
Aha!<br />
Die in der Küche verwendete Garten-Schwarzwurzel<br />
ist eine nahe Verwandte der <strong>Magerrasen</strong>arten<br />
Violette und Österreichische Schwarzwurzel.<br />
Auch diese beiden besitzen eine dicke<br />
Pfahlwurzel zur Nährstoffspeicherung, die<br />
essbar wäre. Allerdings stehen die <strong>Magerrasen</strong>arten<br />
unter Naturschutz und sind sehr selten.<br />
Grund genug, in diesem Rezept auf die gängige<br />
Garten-Schwarzwurzel zurückzugreifen.<br />
Als die Menschen in Europa weder Kartoffeln<br />
noch Reis kannten, waren Pflanzen wie Rüben<br />
und Schwarzwurzeln ein wichtiger Stärkelieferant.<br />
Eine Variation der Schafgarbe kommt auf<br />
Trocken- und Halbtrockenrasen vor. Ihre Schwesternarten<br />
sind aber auch auf Wiesen und städtischen<br />
Brachflächen vertreten und haben einen<br />
nussigen Geschmack. Beim Kochen mit (beinahe)<br />
wild wachsenden Pflanzen wird bewusst,<br />
dass viel weniger Speisen industriell produziert<br />
werden müssten – denn die Natur kann uns<br />
sehr gut versorgen!<br />
In Anlehnung an das Rezept „Schwarzwurzel-Pfannkuchen“<br />
[18]
Öffentlichkeitsarbeit für den <strong>Magerrasen</strong><br />
Treibt’s bunt!<br />
Anlegen: 3 Stunden,<br />
Pflege: mehrere Jahre<br />
keine Empfehlung<br />
Samenmischung, Blumenzwiebeln, Stauden,<br />
Kies oder Kalkschotter, ggf. Rindenhumus,<br />
Schaufel, ggf. Dachfolie<br />
Los geht’s!<br />
Sucht euch in eurer Umgebung eine offene<br />
Fläche, die trocken ist und möglichst wenig<br />
Erde enthält. Kies und Schotter sind erlaubt.<br />
Das kann der Rand eurer Hauseinfahrt sein, ein<br />
Stück Brachfläche etc. Als Begrünung von Flachdächern<br />
(z.B. Garage, Sporthalle) sind <strong>Magerrasen</strong><br />
besonders gut geeignet! Eventuell müsst ihr<br />
jemanden um Erlaubnis fragen, um die auserkorene<br />
Fläche zu nutzen …<br />
Besorgt euch <strong>Magerrasen</strong>-Pflanzen aus dem<br />
Gartenfachhandel. Entfernt mit der Schaufel die<br />
oberen 20 cm Boden und füllt diesen mit Kies<br />
oder Kalkschotter aus. Bei einem Dach müsst<br />
ihr darauf achten, dass es wirklich wasserdicht<br />
ist und einen funktionierenden Regenablauf hat;<br />
hier können Kies und Schotter direkt aufgebracht<br />
werden. Nun setzt ihr die Pflanzen eurer<br />
Wahl hinein bzw. sät sie im Frühjahr (Ende<br />
März/Anfang April) aus.<br />
Aha!<br />
Einen richtigen <strong>Magerrasen</strong> irgendwo in einer<br />
Gartenecke anzulegen ist meist schwierig. Tiefer,<br />
lehmiger Boden sorgt für zu viel Feuchtigkeit<br />
und enthält Samen von Pflanzen, die eure<br />
<strong>Magerrasen</strong>arten immer wieder verdrängen<br />
würden. Schmetterlinge und andere Insekten<br />
sind euch jedoch dankbar für ein Stück Rasen<br />
mit Wildblumen, die sonst schwer zu finden<br />
sind. Wem ein <strong>Magerrasen</strong> zu aufwendig ist<br />
oder wer keine geeignete Fläche findet, kann als<br />
Alternative eine Samenmischung für Schmetterlingswiesen<br />
kaufen und diese im Garten oder in<br />
einem großen Topf aus dem Balkon ausbringen.<br />
Schließlich geht es darum, ein kleines Stück<br />
Natur zu schaffen, das nicht nur Dekorationszwecken<br />
dient.<br />
17
18<br />
Hier wächst was!<br />
3 Stunden<br />
keine Empfehlung<br />
Heu oder Stroh, biegsame dünne Zweige, z.B.<br />
von Weiden, ggf. ungefärbter Baumwollfaden,<br />
Bestimmungsliteratur, ggf. Kreide<br />
Los geht’s!<br />
Mit mehreren Halmen Heu oder Stroh je Strang<br />
oder mit Weidenzweigen flechtet ihr unterschiedlich<br />
große Rahmen. Flechtet dazu ein<br />
langes Stück und bindet beide Enden zu einem<br />
Kreis zusammen. Alternativ könnt ihr auch vier<br />
kleinere Stücke flechten und sie zu einem rechteckigen<br />
Rahmen verbinden. Nehmt eventuell<br />
Faden zur Hilfe. Wer mag, verziert die Rahmen<br />
zusätzlich mit Naturmaterialien wie Blättern und<br />
Schneckenhäusern. Mit diesen Rahmen zieht<br />
ihr los und identifiziert besondere Pflanzenarten<br />
und Kleinlebensräume entlang der Wege in eurer<br />
Umgebung.<br />
Eure Funde bekommen einen (abbaubaren)<br />
Rahmen verpasst, der die Aufmerksamkeit auf<br />
die besonderen Pflanzen oder Orte lenkt. Wenn<br />
ihr wollt und es möglich ist, könnt ihr die Namen<br />
der Pflanzen mit Kreide daneben auf den Weg<br />
schreiben.<br />
Aha!<br />
Wiesen-Salbei, Zypressen-Wolfsmilch oder Gewöhnlicher<br />
Natternkopf sind <strong>Magerrasen</strong>pflanzen,<br />
die auch in der städtischen Brachvegetation<br />
vorkommen können. Außergewöhnliche, wichtige<br />
Kleinlebensräume sind beispielsweise unversiegelte<br />
Mauern mit Kalkmörtel oder ein Stück<br />
Kiesufer an einem Graben oder Fluss. Stroh und<br />
Heu, aber auch die Zweige sind so leicht, dass<br />
sie auf den kleinen Kräutern und Gräsern aufliegen<br />
können, ohne sie zu zerdrücken. Mit dieser<br />
Aktion schult ihr euer Bewusstsein für seltene<br />
Arten und/oder besondere Standorte und macht<br />
auch andere Menschen auf natürliche Besonderheiten<br />
in ihrer alltäglichen Umgebung aufmerksam.
Erhalt und Entwicklung<br />
von <strong>Magerrasen</strong><br />
1 Tag je Aktion<br />
mindestens 5 Personen<br />
Arbeitshandschuhe, Handmäher, Sensen,<br />
Handsägen, Astscheren, Auto mit Hänger<br />
zum Abtransport des Pflanzenschnitts<br />
Los geht’s!<br />
Erkundigt euch bei eurer Gemeinde oder dem<br />
örtlichen Naturschutzverein nach einer brachliegenden<br />
<strong>Magerrasen</strong>fläche, die einer Betreuung<br />
bedarf. In Absprache mit den Verantwortlichen<br />
könnt ihr ein Pflegekonzept ausarbeiten. Üblich<br />
ist in der Regel eine zweischürige Mahd, das<br />
heißt, es wird zweimal im Jahr gemäht. Wenn<br />
eure Fläche verbuscht ist, rückt den Gehölzen<br />
mit Säge und Astschere zu Leibe. Ein paar größere<br />
Sträucher und Gebüschsäume sollten aber<br />
stehen bleiben, denn viele Insektenarten verbringen<br />
auf ihnen ein Stadium ihres Lebens. Gebüschsäume,<br />
an deren Rand sich eine spezielle<br />
Pflanzenvielfalt ausbildet, sind wichtige Pufferzonen<br />
zwischen <strong>Magerrasen</strong> und den (eventuell<br />
gedüngten) Wiesen oder Äckern.<br />
Aha!<br />
Wie bereits erwähnt, sind <strong>Magerrasen</strong> ein Ergebnis<br />
langjähriger Bewirtschaftungsformen,<br />
die sich heutzutage nicht mehr rentieren. Die<br />
erforderlichen Pflegemaßnahmen sind jedoch<br />
teuer. Deshalb wird der örtliche Naturschutz sich<br />
bestimmt freuen, wenn eine engagierte Gruppe<br />
Freiwilliger mit anpackt.<br />
19
Literatur<br />
[1] Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2012): FloraWeb.<br />
Unter http://floraweb.de (Stand: 30.8.2012).<br />
[2] Ellenberg, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen: in ökologischer,<br />
dynamischer und historischer Sicht. 5. Aufl. UTB für Wissenschaft,<br />
Ulmer Verlag, Stuttgart.<br />
[3] Genser, J.; Döler, H.-P. & Haag, C. (1994): <strong>Magerrasen</strong>. Biotope in<br />
Baden-Württemberg 4: 1-32. Landesanstalt für Umweltschutz Baden-<br />
Württemberg, Karlsruhe. Unter http://www.fachdokumente.lubw.badenwuerttemberg.de/servlet/is/200/?COMMAND=DisplayDir&FIS=200&OBJ<br />
ECT=50022&MODE=BER&ORDER=TITEL (Stand: 19.8.2012).<br />
[4] Lehnhoff, B. (2012): Energiewende bedroht Existenz von Schäfern.<br />
Interview im Deutschlandradio. Unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/1795206/<br />
(Stand: 30.8.2012).<br />
[5] Nachtigall, W. (1986): Lebensräume: mitteleuropäische Landschaften<br />
und Ökosysteme. BLV Verlagsgesellschaft (Spektrum der Natur), München,<br />
Wien, Zürich.<br />
[6] Nagel, P. (2000): Welche Insektenvielfalt wollen wir? Arten- und Naturschutzstrategien<br />
auf dem Prüfstand. Mitt. Dtsch. Ges. Allg. Angew. Ent.<br />
12: 629-636. Gießen.<br />
[7] Naturhistorisches Museum Basel (Hrsg.) (2008): Menschen- und<br />
Fliegenauge. Unter http://www.nmb.bs.ch/veranstaltungen/schulen-kindergaerten/materialien/arbeitsblaetter/arbeitsblaetter-archiv.htm<br />
(Stand:<br />
30.8.2012).<br />
[8] Naturschutzjugend (NAJU) im NABU e. V. (Hrsg.) (2011):<br />
Aktionsordner „Kinder entdecken die Natur“.<br />
[9] Novák, I. & Severa, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer.<br />
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart.<br />
Fotonachweis<br />
[10] Paeger, J. (2011): Ökosystem Erde. Unter http://www.oekosystemerde.de<br />
(Stand: 30.8.2012).<br />
[11] Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (Hrsg.) (2005):<br />
Mager- und Trockenrasen. Unter http://www.stadtentwicklung.berlin.<br />
de/natur_gruen/naturschutz/biotopschutz/de/gesetzlich_geschuetzt/portraet.shtml<br />
(Stand: 30.8.2012).<br />
[12] Sukopp, H., Wittig, R. (Hrsg.) (1998): Stadtökologie. 2. Aufl. Gustav<br />
Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm.<br />
[13] vista verde (Hrsg.) (2002): Meisterliche „Toaster“: Wie Schmetterlinge<br />
fliegen. Unter http://www.vistaverde.de/news/Wissenschaft/0212/12_<br />
schmetterlingsflug.htm (Stand: 30.8.2012).<br />
[14] Wagner, W. (2004): Zur Kenntnis der Schmetterlings- und Heuschrekkenfauna<br />
von <strong>Magerrasen</strong> der Ostalb (Lepidoptera, Ensifera et Caelifera).<br />
Carolinea 61: 73-118. Unter http://www.pyrgus.de/download/wagner04.<br />
pdf (Stand: 19.8.2012).<br />
[15] Wiesbauer, H. (2008): Vielfalt im Ödland. Schutz und Pflege pannonischer<br />
Steppen- und Trockenrasen im Rahmen eines LIFE-Natur-Projektes.<br />
Amt der NÖ Landesregierung, St. Pölten. Unter http://www.steppe.at/<br />
(Stand: 30.8.2012).<br />
[16] Zahradník, J. (1985): Käfer Mittel- und Westeuropas. Parey Verlag,<br />
Hamburg.<br />
[17] Ziegler, B. (Hrsg.) (2006): Umweltpädagogisches Handbuch für Lehrkräfte<br />
und Eltern. Prisma Media Verlag, Reutlingen.<br />
[18] http://www.essen-und-trinken.de/rezept/194485/schwarzwurzel-pfannkuchen.html#<br />
(Stand: 20.8.2012)<br />
S.1: o: NAJU, u.: P. Ochsenkühn/pixelio; S.2/3: O. Kienberg/NAJU; S.4: o.r.: U. Dreiucker/pixelio, 3x R.Thielen/pixelio; S.5: v.o.n.u.: L. Schneider/pixelio, NAJU,<br />
Huber/pixelio, NAJU; S.6: v.o.n.u.: NAJU, T. Huntke/wikimedia, 2x NAJU, D. Krieger/wikimedia; S.7: l.v.o.n.u.:3x NAJU, r.v.o.n.u.: O. Mohr/pixelio,2x NAJU; S.8:<br />
l.v.o.n.u.: ArtMechanic/wikimedia, ThurnerHof/wikimedia, E. Balocchi/wikimedia, r.v.o.n.u.: D. Descouens/wikimedia, P. Coin/wikimedia, P. Weigell/wikimedia; S.9:<br />
NAJU; S.10: hinten: helgro/pixelio, vorne v.o.n.u.: NAJU, A. Kern/pixelio, P. Röhl/pixelio, J. Acker/pixelio; S.11: o.v.l.n.r: 2x L. Howard/okinko; T. Höfert/jugendfotos<br />
bearb. M. Depenbusch/pulcinello, u.: T. Mathis bearb. M. Depenbusch/pulcinello; S.12: o.: H. Hautumm/pixelio, u.: R. Thielen/pixelio, S.13: 3x NAJU; S.14:<br />
o.: S. Hofschlaeger/pixelio, u.: C. Schwarz/pixelio; S.15: o.: Annamartha/pixelio, u.: Kellermeister/pixelio, S.16: o. J. Bornstedt, u.: Mensi/pixelio; S.17: klarekoepfe.de/photocase.de;<br />
S.18: Collage (Halbtrockenrasen: NAJU, Geflecht: RAHOUSE/pixelio) S.19: Hermann/pixelio; S.20: P. Ochsenkühn/pixelio<br />
Danksagung<br />
Wir danken Oliver Kienberg von der Universität Göttingen für sein fachliches Lektorat.<br />
Impressum<br />
Hanna Piotter – NAJU im NABU e. V. (V.i.S.d.P.) 2012<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Charitéstraße 3, 10117 Berlin<br />
Telefon (030) 284984 – 1900<br />
Fax (030) 284984 – 2900<br />
Bezug: www.NAJU-Shop.de<br />
Redaktion/Konzept: Veronika Burgmayer, Alena Küntzel –<br />
NAJU Bundesverband<br />
Lektorat/Korrektorat: Swantje Steinbrink, Berlin<br />
Grafik/Satz: pulcinello (Dipl.-Biol. Marcus Depenbusch), Aachen<br />
Druck: Druckerei Lokay e. K.,<br />
Druck auf Recyclingpapier<br />
Die Kampagne wird unterstützt<br />
von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.<br />
Folgende Themenhefte sind außerdem in dieser<br />
Reihe erschienen und können unter www.NAJU-<br />
Shop.de bezogen werden:<br />
Wald<br />
Moor<br />
Fluss Düne<br />
Watt<br />
Gebirge<br />
Wiese<br />
<strong>Magerrasen</strong><br />
Heide<br />
Streuobstwiese<br />
Stadt Weinberg