05.08.2013 Aufrufe

FBA - Stirlingmotor

FBA - Stirlingmotor

FBA - Stirlingmotor

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Bundesgymnasium Zaunergasse<br />

Der <strong>Stirlingmotor</strong><br />

- Der mühsame Weg der Verwirklichung -<br />

vorgelegt bei<br />

Mag. a Barbara Linnert<br />

von<br />

Daniel Huber<br />

Salzburg, am 20.02.2004<br />

- 1 -


1.1 Einleitung …………………………………………………………………… Seite 1<br />

1.2 Die Gasgesetze ……………………………………………………………… Seite 1<br />

1.2.1 Das Modell des idealen Gases ………………………………………… Seite 1<br />

1.2.2 Der Druck eines Gases ……………………………………………....... Seite 2<br />

1.2.3 Die absolute Temperatur und die Zustandsgleichung .……………….. Seite 5<br />

1.3 Die Hauptsätze der Wärmelehre ……………………………………………. Seite 6<br />

1.3.1 Die innere Energie …………………………………………………….. Seite 6<br />

1.3.2 Der erste Hauptsatz der Wärmelehre …………………………………. Seite 7<br />

1.3.3 Die spezifische Wärme ……………………………………………….. Seite 7<br />

1.3.4 Der Heizwert ………………………………………………………….. Seite 7<br />

1.3.5 Chemische Reaktionen ……………………………………………….. Seite 8<br />

1.3.6 Der zweite Hauptsatz der Wärmelehre ……………………………….. Seite 8<br />

1.4 Technische Nutzung ………………………………………………………… Seite 9<br />

1.4.1 Wärmekraftmaschinen ……………………………………………….. Seite 9<br />

1.4.2 Wärme und Arbeit ……………………………………………………. Seite 9<br />

1.4.3 Leistung des <strong>Stirlingmotor</strong>s und das pV-Diagramm .…………………. Seite 10<br />

1.4.4 Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine …………………………… Seite 11<br />

2.1 Einleitung …………………………………………………………………… Seite 12<br />

2.2 Die Dampfmaschine ………………………………………………………… Seite 13<br />

2.2.1 Funktionsweise moderner Dampfmaschinen ……………..…………… Seite 15<br />

2.3 Dampf- und Gasturbine ….………………………………………………….. Seite 18<br />

2.3.1 Dampfturbine …………………………………………………………. Seite 18<br />

2.3.2 Gasturbine …………………………………………………………….. Seite 19<br />

3.1 Die Funktionsweise …………………………………………………………. Seite 20<br />

3.1.1 Schrittweise und vereinfachte Darstellung ……………………………. Seite 21<br />

3.2 Der Regenerator und seine Funktionen ………………………..…………… Seite 24<br />

3.3 Der <strong>Stirlingmotor</strong> als Kältemaschine und Wärmepumpe ……………………. Seite 25<br />

! " # #<br />

4.1 Vorteile ……………………………………………………………………… Seite 26<br />

4.2 Nachteile ………….………………………………………………………… Seite 28<br />

4.3 Einsatzbereiche von <strong>Stirlingmotor</strong>en ………………..……………………… Seite 29<br />

- 2 -


$ " # % &<br />

5.1 Das Problem ………………………………………………………………….. Seite 30<br />

5.2 Biomasse – Die Lösung? …………………………………………………….. Seite 32<br />

5.3 Vorteile der Biomasse ……………………………………………………….. Seite 33<br />

5.4 Der Vergleich ………………………………………………………………... Seite 35<br />

5.5 Zusammenfassung ..………………………………………………………… Seite 36<br />

' ( ) ) *<br />

6.1 Einleitung .………………..…………………………………………………. Seite 37<br />

6.2 Die Aufgabe ………………………………………………………………… Seite 37<br />

6.3 Die genaue Funktionsweise ………………………………………………… Seite 39<br />

6.4 Die Arbeit kann beginnen ...………………………………………………… Seite 39<br />

6.5 Ein Problembericht …………………………………………………………. Seite 40<br />

6.5.1 Der Gerüst – Probleme und Lösungen ………………………………… Seite 40<br />

6.5.2 Das Reagenzglas – Probleme und Lösungen …………………………. Seite 41<br />

6.5.3 Der Arbeitskolben – Probleme und Lösungen ………………………… Seite 42<br />

6.6 Die Feineinstellung …………………………………………………………. Seite 44<br />

- 3 -


"......These imperfections have been in great<br />

measure removed by time and especially by<br />

the genius of the distinguished Bessemer. If<br />

Bessemer iron or steel had been known thirty<br />

five or forty years ago there is scarce a doubt<br />

that the air engine would have been a great<br />

success...It remains for some skilled and<br />

ambitious mechanist in a future age to repeat<br />

it under favourable circumstances and with<br />

complete success...."<br />

Rev'd Dr. Robert Stirling (1790-1878)<br />

Als der schottische Geistliche Reverend Robert Stirling 1816 seinen <strong>Stirlingmotor</strong> erfand, war<br />

er gerade einmal 26 Jahre alt. Er machte sich große Hoffnungen für sein Konzept. Schon viele<br />

Todesopfer waren damals in seiner Gemeinde zu beklagen. Grund dafür waren<br />

Hochdruckdampfmaschinen, welche<br />

reihenweise in die Luft flogen, um im<br />

verheerenden Ausmaß viele Arbeiter in<br />

den Tod zu reißen. Das Material, das den<br />

Konstrukteuren damals zur Verfügung<br />

stand, war den hohen Anforderungen<br />

schlicht und einfach noch nicht<br />

gewachsen. Die Arbeitsweise der<br />

Dampfmaschinen erforderte einen hohen<br />

Druck im Inneren. Stirlings<br />

Wärmekraftmaschine war dagegen ein<br />

gelungenes Konzept, welches sehr<br />

friedlich und laufruhig arbeitete und von<br />

welchem keine Gefahr ausging, da kein<br />

hoher Druck in solchen Dimensionen<br />

vorhanden war. Die einzige Gefahr,<br />

welche vom <strong>Stirlingmotor</strong> zweifellos ausging, war jene, die Dampfmaschine ablösen zu<br />

können. 1<br />

Heute, knapp 200 Jahre später, können wir sagen, dass diese Maschine Stirlings Erwartungen<br />

noch nicht gerecht werden konnte. Kaum jemand kennt die Funktion eines <strong>Stirlingmotor</strong>s<br />

oder kann auch nur seine Funktionsweise erklären. Selbst ich war unter denjenigen. Diese<br />

bedauerliche Tatsache änderte sich in meinem Fall jedoch im Jahr des Physik-<br />

Wahlpflichtfachs 2002/2003. Für die werten Leser meiner Fachbereichsarbeit sollte dieser<br />

„Unwissenheitszustand“ spätestens mit der letzten Seite vorüber sein.<br />

1 vgl. ANONYMUS (2001) Origins Of The Stirling Heat Machine -http://www.stirlinghotairengine.com/history.htm , 18.02.2004<br />

- 4 -


Um den <strong>Stirlingmotor</strong> zu verstehen, bedarf es erst einmal der ganzen theoretischen<br />

Grundlagen. Dieses Kapitel enthält essentielle Dinge, die man nicht außer Acht lassen sollte,<br />

wenn man sich mit der Materie <strong>Stirlingmotor</strong> und Thermodynamik genauer auseinander setzt.<br />

Die Kenntnis der Gasgesetze erweist sich bei der Konstruktion von Wärmekraftmaschinen als<br />

unentbehrlich. Sie bilden eine wichtige Basis für die technische Anwendung der Wärmelehre.<br />

Es besteht nämlich ein Zusammenhang zwischen dem Druck, der Temperatur und dem<br />

Volumen eines Gases, welcher sich durch die Gasgesetze ausdrücken lässt.<br />

In festen Körpern und in Flüssigkeiten reichen die Molekularkräfte, also die Kräfte zwischen<br />

den einzelnen Teilchen aus, um diese trotz ihrer thermischen Bewegung aneinander zu<br />

binden. In Gasen ist dem nicht so, denn hier ist die kinetische Energie (Bewegungsenergie)<br />

größer als die Bindungsenergie. Daher bewegen sich Gasmoleküle mit hoher Geschwindigkeit<br />

und füllen bei normalen Temperaturen jeden Behälter vollständig und gleichmäßig aus.<br />

Sie besitzen weiters zwei charakteristische Eigenschaften: Ihre Dichte ist gering und sie<br />

lassen sich leicht zusammenpressen. Dies weist darauf hin, dass der Abstand zwischen den<br />

Gasteilchen im Mittel sehr groß sein muss. Zur Veranschaulichung: 1m³ Wasser wiegt 1000<br />

Kilogramm, 1m³ Luft dagegen nur 1 Kilogramm. Daraus ergibt sich ein etwa 1000mal<br />

größerer Raum für jedes Luftmolekühl im Gegensatz zu einem Wassermolekül. Dies<br />

wiederum ergibt einen mittleren Abstand von etwa 10 Moleküldurchmesser voneinander. In<br />

diesen für molekulare Verhältnisse großen Entfernungen sind die Molekularkräfte bereits<br />

unmerklich klein. Wenn wir die Schwerkraft nun aus dem Spiel lassen, bewegen sich die<br />

einzelnen Teilchen also so lange geradlinig, bis sie auf ein Hindernis treffen, wie z.B. die<br />

Gefäßwand oder andere Teilchen. Zusammenstöße mit anderen Teilchen sind sehr häufig. In<br />

den unteren Luftschichten kommen sie ca. eine Milliarde Mal, pro Sekunde vor. Zwischen<br />

jedem einzelnen Stoß bewegt sich das Molekül ca. 1000 Moleküldurchmesser fort.<br />

Zusammengefasst bedeutet das: Unter einem idealen Gas versteht man ein Medium, dessen<br />

Teilchen im Vergleich zum mittleren Abstand eine verschwindend kleine Ausdehnung besitzen<br />

und nur durch elastische Stöße wechselwirken.<br />

2 vgl. Sexl – Raab – Streeruwitz (1990) Physik 2. Seite 48-58<br />

- 5 -


Die Erklärung des Gasdruckes bereitete den früheren Naturwissenschaftlern große<br />

Schwierigkeiten. Es entstanden viele kuriose Ideen und Erklärungsversuche. Doch 1738<br />

veröffentlichte der Schweizer Mathematiker Daniel Bernoulli (1700-1782) eine Rechnung,<br />

die den Gasdruck mit der Bewegung der Moleküle in Zusammenhang brachte. Diese<br />

Rechnung wurde durch mehrere Beobachtungen und Experimente verifiziert.<br />

Er stellte sich einen Behälter mit einem Gasteilchen vor, welches auf einer geraden Bahn mit<br />

hoher Geschwindigkeit durch den leeren Raum fliegt und auf eine Wand prallt, wiederum<br />

zurückfliegt und so nie zur Ruhe kommt. Infolge dieser Bewegung hat jede Wand andauernd<br />

Stöße abzufangen. Auch wenn der Stoß eines einzelnen Teilchens nicht viel ausmacht, so<br />

üben doch viele Trillionen Teilchen, die sich tatsächlich in einem solchen Behälter befinden,<br />

einen heftigen Druck auf die Wände des Behälters aus.<br />

Zur Berechnung des Druckes nimmt man einen würfelförmigen Behälter, in dem das Gas<br />

völlig regellos umherfliegt. Die innere Energie des idealen Gases ist durch die kinetische<br />

Energie dieser Molekularbewegung gegeben. Wenn man nun die Geschwindigkeit eines jeden<br />

Teilchens in Komponenten zerlegt, die die Richtung der Würfelkanten haben, so ergeben sich<br />

sechs verschiedene Bewegungsrichtungen (vor, zurück, rechts, links, rauf, runter), von denen<br />

keine den anderen gegenüber bevorzugt ist. Auf diese Weise kann man in der Berechnung die<br />

ungeordnete Bewegung der Moleküle durch eine Bewegung ersetzen, bei der sich je ein<br />

Sechstel der Moleküle senkrecht auf eine der sechs Wandflächen des Würfels zubewegt.<br />

Während einer Sekunde stoßen zahlreiche Moleküle auf die Wand. Jedes Molekül erleidet<br />

während des Stoßes eine Impulsänderung. Die gesamte sekundliche Impulsänderung ist aber<br />

gerade die Kraft, die die Wand auf die Gasmoleküle ausübt. Nach dem allgemeinen<br />

Wechselwirkungsgesetz ist dies aber auch die Kraft, die die Gasmoleküle durch ihren<br />

Aufprall auf die Wand ausüben. Die Rechnung läuft also letzten Endes auf die Ermittlung der<br />

sekundlichen Impulsänderung hinaus.<br />

Jedes Molekül der Masse m hat vor dem Stoß den Impuls +m v, nach dem Stoß den Impuls –<br />

m v. Seine Impulsänderung ist also 2m v. Im Zeitintervall t prallen nun all jene Moleküle auf<br />

die Wand, die auch zur Wand fliegen und nicht weiter als v t von der Wand entfernt sind.<br />

Befinden sich N Moleküle im Behälter und hat der Behälter das Volumen V, so befinden sich<br />

im Kubikmeter (N/V) Moleküle. Ein Quader mit der Grundfläche A und der Höhe v t enthält<br />

daher (N/V) A v t Moleküle. Von diesen laufen aber nur (1/6) auf die Wand zu.<br />

Nach ein paar Überlegungen, diversen Formeln und Umformungsschritten kommt man zum<br />

Ergebnis der von Bernoulli angestellten Überlegung:<br />

Der Druck eines idealen Gases beträgt:<br />

wobei unter m v² / 2 die mittlere kinetische Energie eines Moleküls zu verstehen ist.<br />

- 6 -


Dieser Zusammenhang lässt sich nun experimentell bestätigen. Weil die Temperatur ein Maß<br />

für die thermische Bewegung der Moleküle ist, bleibt bei konstanter Temperatur die<br />

kinetische Energie der Molekularbewegung konstant. Wird nun das Volumen um die Hälfte<br />

verkleinert, so steigt die Zahl der Molekühle auf gleich bleibendem Raum und somit auch die<br />

sekundliche Zahl der Wandstöße auf das Doppelte an. Dies zieht demnach eine Verdopplung<br />

des Druckes nach sich.<br />

In allgemeiner Form können wir den Gasdruck als Funktion des Volumens aus der von<br />

Bernoulli angestellten Rechnung gewinnen.<br />

Bei konstanter Temperatur gilt:<br />

Dies ist das Boyle-Mariotte’sche Gesetz. Es lautet:<br />

p . V = const.<br />

Um das zu überprüfen, kann man in einem Kolben Luft<br />

zusammenpressen. An einer Skala wird das Volumen<br />

abgelesen, an einem Manometer der dazugehörige Druck.<br />

Die Messresultate sind im Diagramm (rechts) festgehalten.<br />

Die Kurve drückt die Abhängigkeit des Druckes vom<br />

Volumen aus. Sie wird als Isotherme (Kurve gleicher<br />

Temperatur) bezeichnet. Bei niedrigen Drücken von einigen<br />

Bar stimmen die experimentellen Werte mit den<br />

theoretischen Vorhersagen ausgezeichnet überein.<br />

Bei hohem Druck ergeben sich aber Abweichungen. Das<br />

Gas nimmt dann ein größeres Volumen ein als<br />

vorhergesagt und lässt sich kaum mehr zusammendrücken.<br />

Verwunderlich ist dies jedoch nicht, weil wenn das Gas so<br />

stark zusammengepresst ist, dass die Moleküle einander<br />

fast berühren, gelten die Modellannahmen von einem<br />

idealen Gas nicht mehr, sondern man spricht dann von<br />

einem realen Gas. Bei diesem können die Ausdehnung der<br />

Moleküle und die zwischen ihnen wirkenden<br />

Molekularkräfte nicht mehr vernachlässigt werden.<br />

Laut obigen Schätzungen steht einem Luftmolekül ca. 1000mal mehr Volumen zur Verfügung<br />

als einem Wassermolekül. Erhöht man den Luftdruck um das 1000fache, also auf 1000 bar,<br />

werden die Moleküle sich in etwa gleich nahe kommen wie in Wasser, wo sie einander<br />

berühren. Zu erwarten sind daher starke Abweichungen vom Boyle-Mariotte’schen Gesetz.<br />

Tatsächlich machen sich diese Abweichungen schon ab einem Druck von ungefähr 400bar<br />

bemerkbar.<br />

- 7 -


Unterschreitet die Temperatur einen für Gas typischen Wert (kritische Temperatur des Gases),<br />

so tritt eine weitere Abweichungen auf, welche von großer Bedeutung ist. Erhöht man<br />

nämlich den Druck des Gases in einem solchen Temperaturbereich, geht das Gas ab einem<br />

bestimmten Wert in den flüssigen Zustand über.<br />

Bei den bisherigen Überlegungen und Versuchen wurde die Temperatur konstant gehalten um<br />

den Zusammenhang zwischen Druck und Volumen zu untersuchen. Im Diagramm auf der<br />

rechten Seite wurde festgehalten, wie sich der<br />

Druck verhält, wenn man die Temperatur bei gleich<br />

bleibendem Volumen verändert. Der Druck gibt die<br />

mittlere kinetische Energie der Moleküle wieder. Es<br />

ist eine Gerade zu erkennen, welche, zu negativen<br />

Temperaturen hin verlängert, einen Druck von Null<br />

bei -273° C erkennen lässt. Bei dieser Temperatur<br />

verschwindet also die Molekularbewegung. Dieses<br />

merkwürdige Ergebnis gilt, wie verschiedene<br />

Versuche zeigen, für alle Gase in gleicher Weise. -273° C (genauer: -273,15 °C) muss<br />

demnach die tiefstmögliche Temperatur und daher der absolute Nullpunkt sein.<br />

Der englische Physiker Lord Kelvin führte im Jahre 1850 eine andere Temperaturskala,<br />

aufbauend auf dem absoluten Nullpunkt, ein. Seine Einheiten K (Kelvin) unterscheiden sich,<br />

von der Größe her betrachtet, nicht mit der Einheit C (Celsius). Nur ist der Nullpunkt bei 273<br />

Grad tiefer angesiedelt. Der Gefrierpunkt des Wassers beträgt somit 273 K (0 °C) und der<br />

Siedepunkt 373 K (100° C). Es gibt daher auch keine negativen Kelvin Grade.<br />

Die Einführung dieser absoluten Temperaturskala erlaubt es also, die Abhängigkeit des<br />

Gasdruckes von der Gastemperatur bei konstantem Gasvolumen sehr einfach zu formulieren.<br />

(Gay-Lussacsches Gesetz nach dem französischen Physiker Louis Joseph G.-L. benannt)<br />

- 8 -


Die beiden rechts stehenden Resultate<br />

kann man miteinander vereinigen um die<br />

mittlere kinetische Energie der Moleküle<br />

mit der absoluten Temperatur in<br />

Zusammenhang zu bringen.<br />

! "<br />

Jetzt muss nur noch ein numerischer Wert für die Klammer (die durch k vereinfacht wurde)<br />

bestimmt werden. Dazu bezieht man sich zweckmäßig für jedes Gas auf die gleiche Anzahl<br />

von Molekülen, die gleiche Temperatur und den gleichen Druck. T0 = 273K und p0 = 1 bar.<br />

Daher besagt das Gesetz von Avogadro: Ein Mol eines beliebigen Gases nimmt bei einem<br />

Druck p0 = 1 bar und einer Temperatur T0 = 273 K das Volumen V0 = 22,7dm³ ein.<br />

Daraus folgt: Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur verhalten sich die Volumina<br />

zweier Gase so wie deren Molekülzahlen. Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur<br />

enthalten gleich große Volumina verschiedener Gase gleich viele Moleküle.<br />

Die Zahl der Teilchen in einem Mol ist durch L= 6.10 23 gegeben. Mit dem Gesetz von<br />

Avogadro ist es nun möglich, den Klammerausdruck k zu berechnen. Der einheitliche Wert<br />

von V0 hat zur Folge, dass k für alle Gase den gleichen Wert hat:<br />

Diese Konstante heißt Boltzmann-Konstante: k = 1,38 . 10 -23 J/K<br />

Dies ergibt folgendes wichtiges Resultat: Die mittlere kinetische Energie der Moleküle eines<br />

Gases ist proportional zur absoluten Temperatur. Der Proportionalitätsfaktor hat für alle<br />

Gase den gleichen Wert.<br />

Man kann weiters nachweisen, dass diese Beziehung zwischen der mittleren kinetischen<br />

Energie der Moleküle und der absoluten Temperatur nicht nur für Gase, sondern auch für<br />

Flüssigkeiten und Festkörper gilt. So erweist sich die absolute Temperatur als universelles<br />

Maß der Molekularbewegung. Vereint man nun beide Hauptresultate<br />

so erhält man eine grundlegende Beziehung, nämlich die Zustandsgleichung idealer Gase:<br />

Das Produkt aus Druck p und Volumen V eines idealen Gases ist proportional zur absoluten<br />

Temperatur T und zur Zahl der Gasmoleküle N. Es gilt: p V = N k T<br />

- 9 -


# $ %$ !<br />

Im Folgenden werden die zwei Hauptsätze der Wärmelehre angesprochen. Die Wärmelehre<br />

bildet die Grundlage für moderne Kraftwerkstechnik.<br />

Man kann die Energieumwandlung, die bei der Abbremsung eines auf waagrechter, rauer<br />

Unterlage gleitenden Körpers auftritt, beobachten. Die Geschwindigkeit nimmt ab,<br />

wohingegen die ungeordnete, thermische Bewegung seiner Moleküle zunimmt. Die unebene,<br />

raue Unterlage bewirkt also, dass sich die geordnete Bewegung der Moleküle im gleitenden<br />

Körper, in ungeordnete, thermische Bewegung des zur Ruhe gekommenen, erwärmten Körper<br />

verwandelt. Die kinetische Energie des gleitenden Körpers geht also beim Abbremsen nicht<br />

verloren, sondern ist als „innere Energie“ im Körper wiederzufinden.<br />

Dies lässt vermuten, dass die Gesamtenergie bei Berücksichtigung der inneren Energie (U)<br />

auch in reibungsbehafteten, abgeschlossenen Systemen erhalten bleibt.<br />

Der Energiesatz besagt: In einem abgeschlossenen System bleibt die Gesamtenergie konstant.<br />

Die einzelnen Energieformen können sich ineinander umwandeln.<br />

½ mv² + mgh + U = E<br />

Die Aufstellung dieser allgemeinen Form des Energiesatzes, in welchem die kinetische, die<br />

potentielle und die innere Energie auftreten, war eine der Hauptleistungen der Physik im 19.<br />

Jahrhundert.<br />

Im nächsten Schritt gilt es festzustellen, welche Form der Energiesatz in nicht<br />

abgeschlossenen Systemen annimmt. In nicht abgeschlossenen Systemen kann man sowohl<br />

die kinetische als auch die potentielle und die innere Energie durch Arbeit erhöhen.<br />

Ein Beispiel dafür, ist eine Fahrradpumpe, welche beim Aufpumpen eines Fahrradschlauches<br />

heiß wird. Da man an der Pumpe Arbeit verrichtet und dadurch die innere Energie der Luft<br />

steigt, ist klar zu erkennen, dass durch Zufuhr von Arbeit W die innere Energie U erhöht wird.<br />

Daneben gibt es noch eine zweite Möglichkeit, nämlich die Wärmeübertragung von einem<br />

heißeren Körper. An den Grenzflächen eines Heizkörpers z.B. kommt es zu Stößen zwischen<br />

den schnelleren Molekülen des heißeren Körpers und zwischen den kälteren des anderen<br />

Körpers. Die Temperatur gleicht sich aus, da die schnelleren Moleküle so langsamer werden<br />

und umgekehrt. Schließlich nimmt die Temperatur überall den gleichen Wert an. Dies sorgt<br />

jedoch nicht nur für einen Temperaturausgleich, sondern es findet auch eine<br />

Energieübertragung vom heißen auf den kalten Körper statt. Die überfließende Energiemenge<br />

nennt man Wärme Q.<br />

Wärme bezeichnet also keine neue Energieform, sondern eine Energiemenge, die von der<br />

thermischen Molekularbewegung des einen Körpers auf die des Anderen übergeht. Die<br />

Energieübertragung kann auf verschiedene Weisen erfolgen, durch Wärmeleitung bei<br />

Berührung, durch Konvektion, wenn Gas/Flüssigkeiten zwischen einem kälteren und<br />

wärmeren Körper zirkulieren, oder durch Wärmestrahlung, wie am Beispiel der Sonne zu<br />

sehen ist.<br />

3 vgl. Sexl – Raab – Streeruwitz (1990) Physik 2. Seite 71-77<br />

- 10 -


# %$ !<br />

Somit bilden die Erkenntnisse, dass die innere Energie eines Körpers sowohl durch Arbeit als<br />

auch durch Wärme erhöht werden kann, den ersten Hauptsatz der Wärmelehre.<br />

Die innere Energie eines Körpers kann durch Zufuhr von Arbeit und durch Zufuhr von<br />

Wärme erhöht werden.<br />

U = W + Q<br />

& %$ !<br />

Kurz gesagt ist die spezifische Wärme eines Stoffes jene Energie, die man zur Erwärmung<br />

von 1kg dieses Stoffes um 1° C benötigt.<br />

Genaue Messungen zeigen, dass 4187 Joule erforderlich sind um 1kg Wasser um 1° C zu<br />

erwärmen. Mit dieser Energie könnte man 1kg Wasser auch um 472m heben oder auf<br />

300km/h beschleunigen. Man sieht also, dass zum Erwärmen von Wasser und für andere<br />

Heizzwecke Energiemengen erforderlich sind, die erheblich über den anderen Formen des<br />

täglichen Energiebedarfes liegen. Daher ist Energiesparen vor allem beim Heizen möglich.<br />

' # (<br />

Der Heizwert eines Stoffes ist besonders bei Brennstoffen von Bedeutung. Er gibt an, welche<br />

Energiemengen bei der Verbrennung von 1kg einer Substanz an die Umgebung abgegeben<br />

werden.<br />

Soll nun Energie an die Umwelt abgegeben werden, so muss die innere Energie des Systems<br />

„Brennstoff + Sauerstoff“ abnehmen. Am Beispiel der Verbrennung von C (Kohlenstoff) ist<br />

dies z.B. zu beobachten:<br />

C + O2 CO2<br />

Hierbei entsteht also aus einem Kohlenstoffatom und einem Sauerstoffmolekül ein<br />

Kohlendioxidmolekül. Diese Reaktion lässt sich in zwei Teile zerlegen. Zuerst wird das<br />

Sauerstoffmolekül getrennt, wozu Energie aufgewandt werden muss, um dessen<br />

Bindungsenergie zu überwinden. Danach kommt es zum umgekehrten Vorgang. Es wird<br />

keine Bindung getrennt, sondern eine Bindung eingegangen. Es muss also keine Energie mehr<br />

aufgebracht werden, sondern es wird Energie frei. Die Bindungsenergie ist für das<br />

Kohlendioxidmolekül höher als jene für das Sauerstoffmolekül. In der neuen Anordnung<br />

besitzen die Atome eine geringere innere Energie. Daraus folgt, dass in Summe Energie frei<br />

wird. Diese Energie wird in Form von Wärme an die Umwelt frei.<br />

Oft werden Heizwerte auch als „spezifische Verbrennungswärme“ bezeichnet. Im Alltag wird<br />

Energie in Kilowattstunden (kWh) gemessen. 1kWh entspricht 3,6 . 10 6 J. Der Heizwert des<br />

Kohlenstoffes ist also dementsprechend 9kWh/kg.<br />

- 11 -


) * ! +<br />

Es gibt zwei Arten von chemischen Reaktionen. Auf der einen Seite exotherme Reaktionen,<br />

bei denen die Atome nach der Reaktion stärker aneinander gebunden sind als vorher und bei<br />

denen ein Teil der inneren Energie als Arbeit oder Wärme an die Umwelt abgegeben wird.<br />

Auf der anderen Seite endotherme Reaktionen, bei denen der Umwelt Energie entzogen wird,<br />

um Moleküle mit hoher innerer Energie aufzubauen.<br />

Verbrennung von Kohle zählt man zu den exothermen Reaktionen, die Aufspaltung von<br />

Wasser in seine Einzelteile, also Wasserstoff und Sauerstoff, dagegen zu den endothermen.<br />

, ( # %$ !<br />

Ein weiterer Sachverhalt ist auch noch festzuhalten. Dieser wird im zweiten Hauptsatz der<br />

Wärmelehre beschrieben:<br />

Wärme fließt von selbst nur von einem Körper höherer Temperatur auf einen Körper tieferer<br />

Temperatur über.<br />

Dies klingt Anfangs sehr plausibel, doch bedarf es einer genaueren Betrachtung, denn der 2.<br />

Hauptsatz der Wärmelehre ist von wichtiger Bedeutung. Der erste Hauptsatz der Wärmelehre<br />

würde nämlich auch das Gegenteil zulassen. Trotzdem beobachtet man aber nie, dass sich z.B.<br />

eine Suppe im Topf am Herd abkühlt, während sich die heiße Herdplatte darunter noch stärker<br />

aufheizt, oder das Wasser in einer Blumenvase zu sieden beginnt, während die Lufttemperatur<br />

sinkt. Ganz im Gegenteil. Die selbstständige Wärmeübertragung führt stets zu einem<br />

Temperaturausgleich und nicht zu einer Vergrößerung der Temperaturunterschiede. Der<br />

zweite Hauptsatz ist also ein wichtiges Gesetz, das die Richtung der Naturvorgänge festlegt.<br />

Unter Arbeitsaufwand ist es wiederum sehr wohl möglich, dass Wärme von einem kalten auf<br />

einen warmen Körper übergeht. Dies ist z.B. beim Kühlschrank zu beobachten, dort wird den<br />

bereits kalten Körpern Wärme entzogen und an die Umwelt abgegeben, wodurch sich diese<br />

erwärmt. Der dazu nötige Arbeitsaufwand ist auf der Stromrechnung ersichtlich.<br />

- 12 -


' -<br />

' %$ ! & !<br />

Wärmekraftmaschinen beruhen auf der Möglichkeit, Wärme in Arbeit umzuwandeln. Im<br />

Folgenden wird auf die physikalischen Grundlagen der Umwandlung von Wärme in Arbeit<br />

eingegangen.<br />

' %$ ! .<br />

Es ist sehr einfach Arbeit in Wärme umzuwandeln. Dies geschieht oft als unangenehmer<br />

Nebeneffekt z.B. bei Reibung. Der umgekehrte Weg, von der Wärme zur Arbeit, ist um<br />

einiges schwieriger.<br />

Das angewendete Grundprinzip ist jedoch bei allen<br />

Wärmekraftmaschinen gleich. Ein beweglicher Kolben in<br />

einem Zylinder wird vom Druck p der Moleküle eines<br />

Gases eine Strecke x nach außen bewegt. Wenn nun A<br />

die Kolbenfläche bezeichnet, so ist die Kraft auf den<br />

Kolben durch F = p A gegeben. Die bei der<br />

Volumenausdehnung des Gases verrichtete Arbeit W ist<br />

gleich dem Produkt Kraft mal Weg, also<br />

W = F x = p A x = p V<br />

wobei V = A x die Volumszunahme des Gases ist. Bei dieser Expansion kühlt sich das<br />

Gas ab, wenn keine Wärme zugeführt wird.<br />

Um nun möglichst leistungsfähige Maschinen zu konstruieren,<br />

ist es erforderlich, diese Expansionsarbeit möglichst genau zu<br />

kennen. Um W zu messen, hat sich schon damals James Watt<br />

einen Mechanismus ausgedacht. Er stellte fest, dass die Arbeit<br />

W der Fläche eines Rechteckes mit der Höhe p und der breite<br />

V entspricht. Misst man nun den Druck, während sich das<br />

Gas ausdehnt, und trägt ihn in Abhängigkeit vom Volumen<br />

auf, so kann man die verrichtete Arbeit direkt ablesen. Die<br />

Arbeit W wird durch die Fläche unter dem Graphen p(V) im<br />

pV-Diagramm gegeben.<br />

Grundlage einer jeder Wärmekraftmaschine ist also die<br />

Arbeit, die bei der Expansion von Gasen gewonnen wird.<br />

Diese kann im pV-Diagramm als Fläche unter der<br />

Druckkurve (rechts zu sehen) abgelesen werden.<br />

Es gibt hier zwei Arten zu unterscheiden, nämlich ob der<br />

Vorgang bei gleicher Temperatur (isotherm) oder ohne<br />

Austausch von Wärmeenergie (abiabatisch) erfolgt.<br />

- 13 -


Bei der isothermen Kompression eines idealen Gases, die nach dem Boyle-Mariotteschen<br />

Gesetz p V = const. abläuft, wird Wärmeenergie an die Umgebung abgeführt. Andernfalls<br />

würde die bei der Kompression zugeführte innere Energie (Bewegungsenergie der Moleküle)<br />

zu einer Aufheizung (vgl. Fahrradpumpe) führen.<br />

Bei der abiabatischen Kompression wird der Austausch von Wärmeenergie verhindert.<br />

Dadurch steigt die Temperatur des Gases und die Wärmebewegung des Gases nimmt zu. Bei<br />

dieser Form der Kompression kommt zum Druckanstieg durch die Erhöhung der<br />

Teilchendichte noch der Druckanstieg durch die Temperaturerhöhung hinzu. So steigt der<br />

Druck bei der abiabatischen Kompression idealer Gase stärker als umgekehrt proportional<br />

zum Volumen – wie dies bei der isothermen Kompression der Fall ist.<br />

Mit einer einmaligen Kompression ist aber noch nicht viel gewonnen. Wärmekraftmaschinen<br />

sollen ja ständig Wärme in Arbeit umwandeln. Dies ist bei periodisch arbeitenden Maschinen<br />

der Fall. Die erste Vertreterin dieser Gattung war die Dampfmaschine um 1700. Heute sind<br />

Benzin- und Dieselmotor die meistverwendeten Wärmekraftmaschinen. In<br />

Wärmekraftwerken sind noch immer „Verwandte“ der Dampfmaschine, nämlich die<br />

Dampfturbinen zu finden.<br />

' / 0 ! 1 !! '<br />

Um einen <strong>Stirlingmotor</strong> beurteilen zu können, müssen wir zuerst die 4 Takte eines<br />

<strong>Stirlingmotor</strong>s in ein p-V-Diagramm eintragen. Ein p-V-Diagramm ist ein 2-dimensionales<br />

Koordinatenfeld, welches aus 2 Achsen besteht. Auf der X-Achse (horizontal) wird das<br />

Volumen (V) aufgetragen, auf der Y-Achse (vertikal) wird der Druck (P; steht für pressure)<br />

aufgetragen. Die Fläche gibt die Arbeit an, welche bei<br />

einem idealen Zyklus des Kreisprozesses verrichtet<br />

wird. Dies ist jedoch der ideale Stirlingzyklus, welcher<br />

von der Realität abweicht, da die Maximalwerte für<br />

Druck- und Volumenänderung nicht erreicht werden.<br />

Dadurch ist beim realen Stirlingprozess die durch den<br />

Kreisprozess umschriebene Fläche innerhalb des<br />

Diagramms kleiner. Sie beträgt tatsächlich nur etwa<br />

1/3 bis 1/5 der Fläche des idealen Prozesses. Folgende<br />

Ursachen können dafür verantwortlich gemacht<br />

werden:<br />

Da mit den im Motorbau verwendeten Kurbeltrieben<br />

nur eine (annähernd) sinusförmige Kolbenbewegung<br />

möglich ist, sind die eigentlichen Ecken im Diagramm<br />

abgerundet.<br />

4 vgl. Dieter Viebach (1998) Der <strong>Stirlingmotor</strong> – einfach erklärt und leicht gebaut S.12<br />

- 14 -


Auch Toträume, die zwangsläufig in Stirlingmaschinen vorkommen, sind nicht sehr<br />

Leistungsfördernd. Es handelt sich dabei um Zwischenräume zwischen dem<br />

Regeneratormaterial, die jeweiligen Endspalten in den Todpunkten des Erhitzers im unteren<br />

Teil, sowie in den Todpunkten des Kühlers im oberen Teil des Motors und, in großen<br />

Stirlingmaschinen, auch den Raum in den Erhitzerröhren, im Kühler und in den<br />

Verbindungskanälen. Durch die Todräume verringern sich das Verdichtungsverhältnis und<br />

damit auch die maximale erreichbare Druckänderung beim Durchlaufen eines Kreisprozesses.<br />

Im Diagramm oben entspricht der reale Kreisprozess einer Verschiebung der ovalen Fläche<br />

nach rechts.<br />

' ' % %$ ! & !<br />

Der übliche Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine liegt bei 20 bis 40%. Das bedeutet<br />

also, dass bis zum Vierfachen der gewonnenen Arbeit, in Form von Abwärme, an die Umwelt<br />

abgegeben wird.<br />

- 15 -


%$ ! & !<br />

Nachdem die theoretischen Grundlagen abgeschlossen sind, folgen nun die Konzepte der<br />

einzelnen Wärmekraftmaschinen, nämlich das der Gasturbine und das der Dampfmaschine.<br />

Der geschichtliche Rückblick führt geradewegs in das 2. Jhdt. vor Christus, in die Antike, zu<br />

Heron. Er hatte eine, für den unwissenden Beobachter, sehr geheimnisvolle Methode, seine<br />

Tempeltüren zu öffnen, oder besser gesagt,<br />

öffnen zu lassen. Neben dem Tempel war ein<br />

Steinaltar (a), auf welchem ein Feuer<br />

entzündet wurde. Die Luft darin breitete sich<br />

aus, verursachte damit eine Drucksteigerung<br />

in der Kugel (b), welche zum Teil mit Wasser<br />

gefüllt war. Dadurch wurde Wasser in den<br />

kleinen Behälter (d) über einen Siphon (c)<br />

geleitet. Dieser folgte den Gesetzen der<br />

Schwerkraft nach unten, bewegte somit die 2<br />

Säulen (f), welche über ein Seil (e) verbunden<br />

waren. Die Tempeltüren öffneten sich wie von<br />

Geisterhand. Wurde das Feuer gelöscht, ging<br />

alles wieder den umgekehrten Weg. Der<br />

Luftdruck sank auf Grund der sinkenden Temperatur, das Wasser wurde zurück in die Kugel<br />

gepumpt, der Behälter wurde leichter, hob sich und somit wurden die Tempeltüren wieder<br />

verschlossen. 5<br />

Seine zweite Erfindung war die so genannte<br />

Äolipile, eine Dampfreaktionskugel, welche<br />

nach dem Rückstoßprinzip funktionierte.<br />

Dieses half der Kugel, sich, durch heißen<br />

Dampf angetrieben, zu bewegen.<br />

Durch diese beiden, aus frühester Zeit<br />

überlieferten, Erfindungen wurde es dem<br />

Menschen möglich, thermische Energie in<br />

mechanische Energie umzuwandeln. 6<br />

5 vgl. Hermann Schmidt (2002) Die Geschichte der Heißluftmotoren www.stirlingmotor.com Geschichte_HL.pdf Seite 4<br />

6 vgl. Klaus Krug (?) Die Dampfmaschine – Der Motor der Industriellen Revolution http://opus.fh-merseburg.de/opus/volltexte/2003/52/pdf/Schutz-RV1-Krug-Beitrag-06.pdf , 07.01.2004<br />

- 16 -


Die Dampfmaschine muss in diesem Kapitel auf jeden Fall erwähnt werden, da sie als ein<br />

sehr wesentlicher Bestandteil der industriellen Revolution, Ende des 18 Jahrhunderts in<br />

Großbritannien, gilt. Durch den Einsatz der Dampfmaschine konnte die Industrie schneller<br />

und preiswerter produzieren. Die Produktion wurde in große Fabrikhallen verlegt. Auch die<br />

Arbeiter konnten sich auf bestimmte Teilbereiche spezialisieren und so effizienter ihre Arbeit<br />

verrichten. Die Dampfmaschine wurde zum Antrieb aller Arten von Maschinen benutzt und<br />

löste damit die Menschenkraft in großem Maßstab ab. Die Nachfrage an Dampfmaschinen<br />

und an Industriemaschinen ließen die Eisenproduktion florieren. Da durch den Einsatz von<br />

Dampfmaschinen die Wind- und Wasserkraft-Abhängigkeit nicht mehr gegeben war,<br />

verlagerten sich die Industriezentren in die Städte. 7<br />

1690 baute der französische Physiker und Erfinder Denis Papin die erste<br />

Kolbenkraftmaschine. Sie wurde zum Pumpen von Wasser eingesetzt, war eher ein primitives<br />

Gerät und kaum mehr als eine Spielerei. Die Hauptleistung wurde mit Hilfe von Luftdruck<br />

und nicht mit Wasserdampfdruck erzeugt. Sie bestand aus einem<br />

einzigen Zylinder, welcher gleichzeitig als Kessel diente. Wasser wurde<br />

am Boden des Zylinders so lange erwärmt, bis es zu kochen begann und<br />

sich Wasserdampf bildete. Durch die Druckerhöhung wurde der in den<br />

Zylinder eingepasste Kolben angehoben. Durch das Entfernen der<br />

Heizquelle unter dem Zylinder wurde der Kolben durch den Luftdruck<br />

wieder nach unten gedrückt. 8 Durch seinen so genannten „Papinischen<br />

Topf“, welcher auch als Digestor (Verdauer) bezeichnet wurde und<br />

unserem heutigen Kelomat (Druckkochtopf) sehr nahe kommt, kam<br />

Papin auf die Überlegung, Maschinen herstellen zu können, in welchen<br />

Wasser mittels mäßiger Wärme und geringen Kosten die vollständige<br />

Leere hervorbringen würde. Das Ganze baute auf dem Hintergedanken<br />

auf, dass Wasser so elastisch wie Luft sei, nachdem es in Wasserdampf<br />

umgewandelt wurde. Weiters ließ es sich wieder gut verdichten,<br />

nachdem es abgekühlt worden war. Die so genannte Elastizität des<br />

Wasserdampfes war ein grundlegender Gedanke für den Entwurf von Dampfmaschinen. 9<br />

1698 baute der englische Ingenieur Thomas Savery eine Dampfmaschine mit zwei<br />

Kupferbehältern, in die abwechselnd aus einem Kessel Dampf eingeleitet wurde.<br />

Saverys Maschine wurde ebenfalls zum Wasserpumpen eingesetzt, wie auch die so<br />

genannte atmosphärische Dampfpumpe mit Balancier (zweiarmiger Hebel), die der<br />

englische Erfinder Thomas Newcomen im Jahr 1705 konstruierte. Dieses Gerät hatte<br />

einen senkrechten Zylinder und einen mit Gegengewichten versehenen Kolben.<br />

Zusammen mit den Gegengewichten bewirkte Dampf, der mit geringem Druck unten in<br />

den Zylinder geleitet wurde, dass sich der Kolben zum oberen Ende des Zylinders<br />

bewegte. War der Kolben dort angekommen, öffnete sich automatisch ein Ventil, durch<br />

das ein Strom kalten Wassers in den Zylinder gespritzt wurde. [Diese<br />

Einspritzkondensation wurde durch Zufall entdeckt, als eines Tages Wasser durch ein<br />

Leck in den Dampfraum eindrang und der Maschine zu einem Vielfachen an Leistung<br />

7 Vgl. "Industrielle Revolution," Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2004 http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761577952/ Industrielle_Revolution.html , 07.01.2004<br />

8 Vgl. "Dampfmaschine, 2 Geschichte" Microsoft® Encarta® 2003<br />

9 vgl. Klaus Krug (?) Die Dampfmaschine – Der Motor der Industriellen Revolution http://opus.fh-merseburg.de/opus/volltexte/2003/52/pdf/Schutz-RV1-Krug-Beitrag-06.pdf , 07.01.2004<br />

- 17 -


verhalf] 10 Dadurch kondensierte der Dampf, und der Luftdruck schob den Kolben<br />

wieder zum unteren Ende des Zylinders. Eine Stange, die an dem Verbindungsbalken<br />

zwischen Kolben und Gegengewicht befestigt war, bewegte sich mit dem Kolben auf<br />

und ab und betätigte eine Pumpe. Newcomens Maschine brachte nur geringe Leistung,<br />

konnte aber zum Abpumpen von Wasser aus Kohlegruben eingesetzt werden.<br />

Während der schottische Ingenieur und Erfinder James Watt Verbesserungen an<br />

Newcomens Maschine vornahm, machte er eine Reihe von Erfindungen, die das<br />

Entstehen der modernen Dampfmaschine ermöglichten. Watts erste wichtige<br />

Entwicklung war die Konstruktion einer Maschine mit einem eigenen Raum für das<br />

Kondensieren des Dampfes. Diese 1769 patentierte Maschine verbesserte den<br />

Wirkungsgrad der Maschine von Newcomen erheblich. Der Dampfverlust durch das<br />

abwechselnde Erwärmen und Abkühlen des Zylinders blieb bei dieser Konstruktion<br />

nahezu aus. Watts Maschine hatte einen isolierten Zylinder, der ständig die<br />

Dampftemperatur beibehielt. In dem davon getrennten, wassergekühlten<br />

Kondensationsraum wurde mit einer Pumpe ein Unterdruck erzeugt, so dass der Dampf<br />

vom Zylinder in den Kondensationsraum gesaugt wurde. Mit der Pumpe wurde auch das<br />

Wasser aus dem Kondensationsraum entfernt.<br />

Eine weitere tief greifende Änderung in der Konstruktion der ersten Maschinen von<br />

Watt war die Verwendung von Wasserdampf statt Luftdruck. Watt erfand außerdem ein<br />

Verfahren, mit dem ein sich hin- und herbewegender Kolben einer Maschine ein sich<br />

drehendes Schwungrad antreiben konnte. Das erreichte er zunächst durch ein System<br />

von Zahnrädern, später, wie bei modernen Kraftmaschinen üblich, mit einer<br />

Kurbelwelle. Weitere von Watt eingeführte Verbesserungen und Erfindungen waren<br />

unter anderem die Anwendung des Prinzips der Doppelwirkung, bei dem Dampf<br />

abwechselnd auf beide Seiten des Kolbens geleitet wurde, so dass in beide Richtungen<br />

Druck auf den Kolben ausgeübt wurde. Watt rüstete seine Kraftmaschinen auch mit<br />

Drosselklappen aus. Damit ließ sich die Geschwindigkeit regeln. Mit Hilfe von<br />

Fliehkraftreglern erreichten seine Konstruktionen automatisch eine gleich bleibende<br />

Arbeitsgeschwindigkeit.<br />

Die nächste entscheidende Entwicklung auf dem Gebiet der Dampfmaschine war die<br />

Einführung brauchbarer Hochdruckdampfmaschinen. Watt hatte zwar das Prinzip der<br />

Hochdruckdampfmaschine erkannt, konnte aber diese Art der Maschine nicht<br />

vervollkommnen. Anfang des 19. Jahrhunderts gelang es dem britischen Ingenieur und<br />

Erfinder Richard Trevithick und dem amerikanischen Erfinder Oliver Evans, eine<br />

Hochdruckdampfmaschine zu konstruieren. Trevithick setzte dieses Modell der<br />

Dampfmaschine zum Antrieb der ersten je gebauten Lokomotive für eine Eisenbahn ein.<br />

Sowohl Trevithick als auch Evans bauten dampfbetriebene Kutschen zur Fortbewegung<br />

auf Straßen.<br />

Etwa zur gleichen Zeit baute der britische Ingenieur und Erfinder Arthur Woolf die erste<br />

Verbundmaschine (auch Mehrfach-Expansionsmaschine genannt). Sie stellte eine<br />

Verbesserung der Zweifach-Expansionsmaschine von J. Hornblower dar. Bei der<br />

Mehrfach-Expansionsmaschine wird unter hohem Druck stehender Dampf zunächst auf<br />

einen und, nachdem er sich ausgedehnt und dabei Druck verloren hat, auf einen weiteren<br />

Kolben geleitet. Woolfs erste Maschinen hatten zwei Zylinder. Später gab es aber auch<br />

Arten mit dreifacher und sogar vierfacher Expansion. Der Vorteil der Verbindung von<br />

zwei oder mehr Zylindern besteht darin, dass weniger Energie durch Abgabe von<br />

Wärme an die Zylinderwände verloren geht und die Maschine deshalb einen höheren<br />

Wirkungsgrad erzielt. 11<br />

10 vgl. Klaus Krug (?) Die Dampfmaschine – Der Motor der Industriellen Revolution http://opus.fh-merseburg.de/opus/volltexte/2003/52/pdf/Schutz-RV1-Krug-Beitrag-06.pdf ,<br />

07.01.2004<br />

11 "Dampfmaschine, 2 Geschichte" Microsoft® Encarta® 2003<br />

- 18 -


Heutzutage verwendet man freilich moderne<br />

Dampfmaschinen, wie rechts im Bild 12 zu sehen.<br />

Sie bestehen grundsätzlich aus einem<br />

Dampfeinlass (oben), einem Auslass (in der<br />

Mitte), einem Zylinder (unten), in welchem ein<br />

Kolben auf einer Kolbenstange sitzt und auf die<br />

Änderung des Druckes, von beiden Seiten,<br />

jeweils durch den Dampf, reagiert, sowie einem<br />

Ventil, das festlegt von welcher Seite der Dampf<br />

in den Zylinderraum einströmen und auf welcher<br />

Seite er ausströmen kann.<br />

Mit Hilfe der folgenden 4 Bilder wird die genaue Funktionsweise Schritt für Schritt anhand<br />

eines Arbeitszyklus erklärt.<br />

Auf Bild 1A wird gezeigt, wie der Dampf in die<br />

Ventilkammer eingelassen wird. Da das Ventil in der rechten<br />

Position steht, kann der Dampf in die Zylinderkammer unten<br />

eindringen und schiebt durch den hohen Druck den sich links<br />

befindlichen Kolben nach rechts. Der verbrauchte Dampf<br />

kann auf Grund der Position des Ventils durch den<br />

Auslasskanal abgeführt werden. Die Bewegung treibt ein<br />

Schwungrad (hier nicht eingezeichnet) an, welches mit der<br />

Stange des Schiebeventils verbunden ist. Die Stellung<br />

zwischen Kolben und Ventil hängt davon ab, an welcher<br />

Stelle des Schwungrades Kurbelwelle und Schieberstange<br />

angebracht sind.<br />

Auf Bild 1B wird die zweite Stellung der Maschine gezeigt,<br />

in welcher sich der von links eingetretene Dampf ausgedehnt<br />

und den Kolben nach rechts vorerst in die Mitte geschoben<br />

hat. Beide Ventile haben den Zylinder vollkommen<br />

abgeschlossen. Es kann weder Dampf eintreten noch<br />

entweichen.<br />

12 ebd.<br />

- 19 -


Auf Bild 1C kann man erkennen, wie das Ventil nun in der linken Position steht und somit<br />

wieder Dampf in die Zylinderkammer eindringen kann. Der Dampf schiebt nun den sich<br />

rechts befindlichen Kolben nach links. Der Auslasskanal ist auf Grund der Stellung des<br />

Ventils offen und nun kann der links vom Kolben befindliche<br />

Dampf aus dem Zylinder entweichen.<br />

Das auf unseren Abbildungen dargestellte Ventil ist ein<br />

einfacher Schieber, welcher die Grundform der meisten<br />

Ventile darstellt und so in heutigen Dampfmaschinen zum<br />

Einsatz kommt. Dessen Vorteil besteht darin, dass man die<br />

Arbeitsweise umkehren kann und die Stellung gegenüber dem<br />

Kolben variierbar ist. Hierfür ist der Exzenter zuständig, zu<br />

sehen auf Bild 2. Durch Drehen um 180° lässt sich die<br />

Drehrichtung der Maschine umkehren.<br />

Ein wesentlicher Nachteil des Schiebers ist die<br />

durch den Dampfdruck auf der Rückseite<br />

entstehende Reibung. Deswegen wird er oft<br />

zylindrisch geformt, um Verschleißerscheinungen<br />

zu vermeiden. Damit wird der Kolben vollständig<br />

umschlossen, der Druck auf das Ventil ist überall<br />

gleich und die Reibung auf ein Minimum<br />

reduziert (zurückzuführen auf den amerikanischen<br />

Erfinder und Fabrikanten George Henry Corliss).<br />

Es ist auch möglich, dass der bewegliche Teil der<br />

Schieberformen so konstruiert ist, dass der Dampfdruck nicht direkt auf dessen Rückseite<br />

wirkt.<br />

Große Bedeutung kann auch der Verbindung zwischen Kolben, Maschine und Ventil<br />

zugeschrieben werden, denn sie hat einen beachtlichen Einfluss auf Leistung und<br />

Wirkungsgrad der Dampfmaschine. So lässt sich z.B. der Zeitpunkt innerhalb des<br />

Arbeitszyklus festlegen, an dem Dampf in den Zylinder geleitet wird. Es lässt sich weiters die<br />

Verdichtung und Ausdehnung des Dampfes im Zylinder und damit auch die Leistung<br />

verändern. Durch unterschiedliche Ventilsteuerungen lässt sich eine Umkehrung der<br />

Drehrichtung erzielen und die Steuerung der Dampfzufuhr regeln. Anhand der Lokomotive<br />

wird die besondere Bedeutung klar. So benötigt eine Lokomotive etwa die größte Leistung<br />

beim Anfahren, wohingegen die Leistung bei freier Fahrt geringer sein kann.<br />

Auch ein wichtiger Teil einer Kolbendampfmaschine ist das Schwungrad, welches über eine<br />

Kurbelwelle vom Kolben angetrieben wird. Da dieses meist ein schweres gusseisernes Teil<br />

ist, wandelt es durch seine Trägheit die einzelnen Stöße, die durch das Ausdehnen des<br />

Dampfes im Zylinder entstehen, in eine kontinuierliche Bewegung um und ermöglicht so<br />

einen gleichmäßigen Energiefluss, welchen die Maschine liefert.<br />

Um zu vermeiden, dass der Kolben einer Dampfmaschine nach dem Abschalten an einem<br />

Todpunkt angelangt, also an einem Ende des Zylinders stehen bleibt, und es somit unmöglich<br />

für die Maschine ist, wieder anzulaufen, haben diese oft zwei oder mehr miteinander<br />

verbundene Zylinder. Deren Arbeitsspiele sind so abgestimmt, dass die Maschine immer<br />

anlaufen kann, egal an welcher Stelle sich die einzelnen Kolben befinden.<br />

- 20 -


Rechts in Abbildung 3 wird die einfachste<br />

Anordnung gezeigt, bei der zwei Kolben<br />

miteinander durch dieselbe Schwungscheibe<br />

verbunden sind. Für einen gleichmäßigen Lauf<br />

lassen sich auch drei Zylinder, jeweils mit um 120°<br />

versetzter Kurbelwelle, verwenden. 13<br />

Da der allgemeine Wirkungsgrad einer Dampfmaschine eher niedrig ist, werden sie bei der<br />

Erzeugung von Strom durch Dampfturbinen ersetzt.<br />

13 Vgl. "Dampfmaschine, 3 Moderne Dampfmaschinen" Microsoft® Encarta® 2003<br />

- 21 -


Grundsätzlich versteht man unter einer Turbine eine Maschine, welche Strömungsenergie von<br />

Wasser, Dampf oder Gasen bzw. Wind in eine Rotations- und schließlich in eine mechanische<br />

Energie umwandelt. Das Grundelement sind mit Schaufeln ausgestattete Laufräder. Die meist<br />

gekrümmten Schaufeln sind so am äußeren Rand des Rades angebracht, dass sie bei Betrieb<br />

eine tangentiale Kraft auf das Rad ausüben und ihm damit Energie übertragen. Die so<br />

gewonnene mechanische Energie wird auf eine Welle übertragen, die dann am Ende der<br />

Übertragungskette z.B. eine Maschine, einen Kompressor, einen Generator oder eine<br />

Schraube antreibt. Es gibt verschiedene Turbinen, nämlich die Wasserturbine, die<br />

Dampfturbine und die Gasturbine. Heutzutage wird weltweit der größte Teil des elektrischen<br />

Stroms mit Hilfe von Generatoren erzeugt, die durch Turbinen angetrieben werden.<br />

Da Wasserturbinen sehr erfolgreich waren, führte das zu der Überlegung, Turbinen auch<br />

durch heißen Dampf anzutreiben. Auch hierbei wird die Strömungsenergie in mechanische<br />

Energie umgewandelt. Sie werden u. a. in Blockheizkraftwerken, Kernkraftwerken und in<br />

Schiffen mit Nuklearantrieb eingesetzt, um Strom zu erzeugen. Dampfturbinen sind<br />

keineswegs von einer einzelnen Person erfunden worden, sondern sind vielmehr das Produkt<br />

der Arbeit zahlreicher Erfinder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Die Arbeitsweise der Dampfturbine beruht auf dem thermodynamischen Prinzip. Beim<br />

Entspannungsvorgang sinkt die Temperatur des Dampfes, wobei seine innere Energie<br />

abnimmt. Während dieses Prozesses wird die innere Energie in mechanische Energie<br />

umgewandelt, so dass man direkt eine große Menge an Arbeitsenergie erhält.<br />

Im Wesentlichen haben alle Dampfturbinen dieselben Bauteile, auch wenn sie nach zwei<br />

verschiedenen Prinzipien aufgebaut sind. Es gibt u. a. eine Düse, durch die der Dampf zur<br />

Entspannung ausströmt und dabei kinetische Energie aufnimmt und anschließend auf die mit<br />

Schaufeln ausgestatteten Leit- und Laufräder trifft. Dort übt er einen sehr hohen Druck aus.<br />

Die Anordnung der Düsen und Schaufelräder hängt von der Bauart der Turbine ab.<br />

Der Wirkungsgrad von Dampfturbinen liegt bei ca. 40%. 14<br />

14 vgl. “Turbine, 4 Dampfturbine" ff. Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2004<br />

- 22 -


Gasturbinen funktionieren an und für sich nach demselben Prinzip wie alle anderen Turbinen.<br />

Der Unterschied besteht lediglich darin, dass sie weder durch Wasser noch durch<br />

Wasserdampf angetrieben werden, sondern mit heißen Gasen, welche durch das Verbrennen<br />

bestimmter Brennstoffe, wie z.B. Erdgas, Kerosin oder Dieselöl, erzeugt werden. Gasturbinen<br />

werden nach einem offenen Prozess betrieben, d.h. der Stoff- und Energiekreislauf ist offen.<br />

In einen Brennraum werden dabei durch einen Verdichter verdichtete Luft und der Brennstoff<br />

in Form eines Gases oder einer Flüssigkeit eingespritzt. Dort findet dann die Verbrennung<br />

statt und das dabei austretende heiße Gas treibt ein Turbinenrad an.<br />

Bei den Gasturbinen ist der Wirkungsgrad dadurch begrenzt, dass die Brennkammer und die<br />

ersten Stufen ständig bei hohen Temperaturen betrieben werden müssen. Wenn man eine<br />

kleine Gasturbine mit offenem Kreislauf mit einer herkömmlichen benzinbetriebenen<br />

Kraftmaschine vergleicht, kommt man unter Umständen auf denselben thermodynamischen<br />

Wirkungsgrad. Fortschritte im Bereich von Schutzbeschichtungen, wärmebeständigen<br />

Materialien und Kühleinrichtungen haben den Bau von großen Anlagen ermöglicht. Bei<br />

diesen Anlagen liegt der Wirkungsgrad bei etwa 34 % oder höher, wenn z.B. Zusatzgeräte,<br />

wie Zwischenkühler, Rückkühler oder Zwischenüberhitzer zum Einsatz kommen. Diese sind<br />

allerdings teuer und oft wirtschaftlich unrentabel.<br />

Zusätzlich gibt es auch noch kombinierte Kraftwerke, bei denen die noch erhebliche Wärme,<br />

die im Abgas der Turbine vorhanden ist, zu einem als Abhitzedampferzeuger dienenden<br />

Wärmetauscher geleitet wird. Dabei wird der Dampf für die nachfolgende Dampfturbine<br />

erzeugt. Mit 50% mehr Leistung erreichen sie einen thermischen Wirkungsgrad von 52% und<br />

eine Leistung bis zu 230 Megawatt. 15<br />

15 vgl. “Gasturbine" Microsoft® Encarta® Online-Enzyklopädie 2004<br />

- 23 -


2 ( 0 !<br />

In diesem Kapitel möchte ich Ihnen das durchdachte und einzigartige Konzept und die genaue<br />

Funktionsweise des <strong>Stirlingmotor</strong>s (im Folgenden auch mit SM abgekürzt) näher bringen.<br />

Dazu werde ich als Modell, um sich das Ganze auch plastisch vorstellen zu können, den<br />

Konservendosen-<strong>Stirlingmotor</strong> 16 von Dieter Viebach heranziehen. Er beschreibt in seinem<br />

Buch ein funktionsfähiges Modell eines selbst gebastelten <strong>Stirlingmotor</strong>s, zusammengesetzt<br />

aus einer Konservendose, einem selbst gefalteten Faltenbalg als Arbeitszylinder, einem<br />

Blumensteckschwamm als Verdrängerkolben und einer Sperrholzscheibe als Schwungrad.<br />

Dies sind die essentiellen Bauteile eines solchen Motors.<br />

Alle <strong>Stirlingmotor</strong>en basieren auf dem gleichen Prinzip. Eine konstante Arbeitsgasmenge, in<br />

einem Verdrängerzylinder eingeschlossen, wird durch einen Verdrängerkolben zwischen<br />

einem beheizten Bereich und einem gekühlten Bereich hin und her geschoben. Da sich heißes<br />

Gas ausdehnt und kaltes Gas sich zusammenzieht, erhöht sich einmal der Druck und sinkt<br />

danach wieder ab. Als Arbeitsgas kommt entweder Luft oder Helium zum Einsatz. Dieser<br />

Vorgang wiederholt sich periodisch und durch die periodische Erwärmung und Abkühlung<br />

des Gases im geschlossenen Raum entsteht eine periodische Druckschwankung. 17 Zusätzlich<br />

zu dem oben erwähnten Verdrängerkolben (auch VK genannt) gibt es noch einen<br />

Arbeitskolben (im folgenden AK), welche beide auf einem Schwungrad befestigt und so<br />

angeordnet sind, dass der VK dem AK um 90°, also eine viertel Umdrehung voreilt. Der AK<br />

muss den Motor nach außen luftdicht abschließen, wohingegen sich der VK im Inneren des<br />

Motors bewegt. Durch die 90°-Anordnung ergeben sich immer unterschiedliche Stellungen<br />

der beiden Kolben. Der AK treibt das Schwungrad an, um die Position des VK zu ändern.<br />

Dieser lässt das Arbeitsgas in den jeweils anderen Teil des Zylinders strömen. Dadurch wird<br />

eine Kraft auf den AK ausgeübt, welcher wiederum das Schwungrad antreibt. Als Zusatz kann<br />

man in die Strömungskanäle des Gases noch einen so genannten Regenerator einbauen,<br />

welcher dem heißen Gas Wärme entzieht und beim erneuten Durchströmen an das kalte Gas<br />

wieder abgibt. 18<br />

Alles verständlich? – Auch wenn Sie bis jetzt noch keine genaue Vorstellung haben und ein<br />

wenig daneben stehen sollten, brauchen Sie nicht entmutigt sein. Ich werde nun, wie oben<br />

schon angedeutet, die Funktionsweise mit Hilfe des Keksdosen-Modells von Dieter Viebach<br />

und dazugehöriger Illustrationen veranschaulichen.<br />

Bei diesem Modell kommt Luft als Arbeitsgas zur Verwendung. Ein Blumenschwamm, der<br />

die Keksdose, also den Zylinder, bis über die halbe Höhe ausfüllt, ist der VK. Damit er sich<br />

leicht im Zylinder bewegen lässt, ist der Durchmesser ca. 1mm kleiner bemessen. Die<br />

Verdrängerstange wird durch eine luftdichte Öffnung aus der Dose geführt und an einem<br />

Schwungrad befestigt. Der VK besitzt außerdem Bohrungen, also die oben beschriebenen<br />

Strömungskanäle, durch die sich das Gas bewegt, welche mit Regeneratoren ausgestattet sind.<br />

Die Dose wird von unten mit einem Teelicht beheizt und von oben, durch den<br />

16 Der Stirling-Motor. Einfach erklärt und leicht gebaut - Dieter Viebach; ökobuch (Staufen bei Freiburg) 1. Auflage 1998<br />

17 vgl. ANONYMUS (1998/2000) AEE – <strong>Stirlingmotor</strong>: 2. Der Prozess http://www.aee.at/verz/artikel/stirl01.html , 17:20 6.Jänner 2004<br />

18 vgl. ANONYMUS (?) Wikipedia – <strong>Stirlingmotor</strong> http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Stirlingmotor</strong> 17:40 6. Jänner 2004<br />

- 24 -


Temperaturunterschied zur Raumtemperatur, am kälteren Deckel abgekühlt. Die Luft unten<br />

heizt sich dann auf, wenn der VK an seiner oberen Position steht, und kühlt sich<br />

dementsprechend wieder ab, wenn der VK die untere Position erreicht hat. Durch die<br />

Druckschwankungen im Inneren wird der Faltenbalg bewegt, welcher durch ein Pleuel und<br />

eine Kurbel eine Drehbewegung am selben Schwungrad, mit dem auch der VK verbunden ist,<br />

erzeugt. Mit diesem Schwungrad wird die Bewegung des VK aufrecht erhalten. Somit kann<br />

man sagen, dass der <strong>Stirlingmotor</strong> eine Wärmekraftmaschine ist, die sich selbst steuert. 19<br />

! "<br />

Angenommen wir haben eine Dose, welche dicht<br />

verschlossen ist und über eine Öffnung mit einem<br />

Druckmesser versehen ist. (Abb. 1)<br />

Was passiert nun, wenn wir diese Dose von unten<br />

heizen? Genau, der Druck erhöht sich. Daraus ergibt<br />

sich Folgendes: Hohe Temperatur bei Gasen bewirkt<br />

hohen Druck.<br />

Wenn wir diese Dose und das darin befindliche Gas<br />

abkühlen, stellen wir genau das Gegenteilige fest,<br />

nämlich, dass sich der Druck absenkt. Also: Niedrige<br />

Temperatur bei Gasen bedeutet niedrigen Druck.<br />

Natürlich nimmt das andauernde Erhitzen und Abkühlen Zeit in Anspruch und deswegen ist<br />

es auch sinnvoll unser Modell um einen<br />

Verdrängerkolben zu erweitern. An diesem sollte die<br />

Luft ungehindert seitlich vorbeiströmen können. Dieser<br />

VK wird mit einer Kolbenstange ausgestattet, welche<br />

durch eine abgedichtete Öffnung am Dosendeckel<br />

herausgeführt wird. Mit dieser lässt sich der VK von<br />

außen, ganz einfach mit geringem Kraftaufwand, auf<br />

und ab bewegen. Die Dose wird somit in zwei<br />

Bereiche eingeteilt. Den oberen, an dem sie gekühlt<br />

wird und den unteren, an dem sie geheizt wird. Nun<br />

können wir zwei Phasen unterscheiden.<br />

Während der ersten Phase befindet sich die Luft im<br />

heißen Raum, da der Kolben oben ist. Der Druck in der<br />

gesamten Dose ist hoch.<br />

Während der zweiten Phase befindet sich die Luft im<br />

kalten Raum, da der Kolben unten ist. Der Druck in der<br />

gesamten Dose ist niedrig.<br />

19 vgl. Dieter Viebach (1998) Der <strong>Stirlingmotor</strong> – einfach erklärt und leicht gebaut S.12<br />

- 25 -


Die Druckänderung kann dadurch schnell erfolgen, weil das Abkühlen der Luft am kalten<br />

Dosendeckel und das Aufheizen der Luft an der heißen Unterseite allein durch die Position<br />

des VK gesteuert werden.<br />

Da wir bis jetzt einen Druckmesser mit dazugehöriger<br />

Druckanzeige als Indikator für den Druck benutzt<br />

haben, werden wir dieses Modell nun dahingehend<br />

ändern, dass nun an deren Stelle ein Zylinder<br />

angebracht wird. Dieser ist mit seinem Kolben dicht<br />

abgeschlossen, damit kein Arbeitsgas nach außen<br />

entweichen kann. Dieser Zylinder und der<br />

dazugehörige Kolben werden als Arbeitszylinder und<br />

Arbeitskolben bezeichnet.<br />

Hier unterscheiden wir wieder zwei Phasen:<br />

Phase 1:<br />

Wird die Luft nun von unten her erhitzt, weil der<br />

VK sich oben befindet, steigt der Druck in der<br />

Dose. Dadurch wird der AK durch den größeren<br />

Innendruck nach oben gedrückt.<br />

Phase 2:<br />

Wird die Luft nun von oben her gekühlt, weil der<br />

VK sich unten befindet, sinkt der Druck in der<br />

Dose. Dadurch wird der AK durch den größeren<br />

Außendruck nach unten gedrückt.<br />

Als nächste Stufe, auf dem Weg zu einem<br />

<strong>Stirlingmotor</strong>, kommt nun eine Kurbelwelle hinzu, an<br />

der beide Kolben, sowohl der VK als auch der AK<br />

durch Pleuel befestigt sind. Die Kurbelwelle ist so<br />

ausgeführt, dass der VK dem AK um 90°, also eine<br />

viertel Umdrehung, vorauseilt.<br />

Durch diese Verschiebung können wir 4 Arbeitstakte<br />

beobachten.<br />

Arbeitstakt 1 nach 2:<br />

„Verdichten“<br />

Die Bewegung der Kurbelwelle findet gegen den<br />

Uhrzeigersinn statt. Es wird von 1 nach 2 gedreht.<br />

Dabei verdichtet der AK die Luft, welche sich im<br />

kalten Raum befindet. Der VK bleibt währenddessen<br />

in seinem unteren Todpunkt und bewegt sich kaum.<br />

Anschließend beginnt der VK die Luft in den heißen<br />

Raum zu verschieben. Die Luft erwärmt sich und der<br />

Druck im gesamten Motor fängt an sich zu erhöhen.<br />

- 26 -


Arbeitstakt 2 nach 3:<br />

„Heizen und Arbeit verrichten“<br />

In diesem Takt schiebt der VK die gesamte Luft in<br />

den heißen Raum, dies bewirkt eine maximale<br />

Ausdehnung der Luft und damit den maximalen<br />

Druck im gesamten Motor. Der AK wird durch den<br />

gesteigerten Innendruck nach oben gehievt und treibt<br />

so das Schwungrad über das Pleuel und die<br />

Kurbelwelle an.<br />

Arbeitstakt 3 nach 4:<br />

„Entspannen und Arbeit verrichten“<br />

Der AK wird noch weiter nach oben gedrückt. Der<br />

VK bleibt währenddessen in seinem oberen Todpunkt<br />

und bewegt sich kaum. Danach beginnt der VK die<br />

heiße Luft in den kalten Raum zu verschieben, indem<br />

er seine Position nach unten verschiebt. Dadurch<br />

beginnt sich die Luft langsam abzukühlen, was einen<br />

sinkenden Druck zur Folge hat.<br />

Arbeitstakt 4 nach 1:<br />

„Kühlen und Arbeit verrichten“<br />

Der sich dem untersten Punkt nähernden VK schiebt<br />

die ganze Luft in den kalten Raum, wo sich der Druck<br />

verringert und die Luft zusammenzieht. Da jetzt auch<br />

der Innendruck fällt, wird der AK durch den höheren<br />

Außendruck nach unten in den Zylinder gedrückt und<br />

treibt nun durch das Pleuel und die Kurbelwelle das<br />

Schwungrad weiter an.<br />

Nachdem diese 4 Arbeitstakte abgelaufen sind,<br />

beginnt die ganze Prozedur bei Arbeitstakt 1-2 von<br />

neuem und läuft auch weiterhin so ab.<br />

- 27 -


#<br />

Auf keinen Fall unerwähnt sollte der Regenerator<br />

bleiben, welcher eine sehr wichtige Rolle im Konzept<br />

des <strong>Stirlingmotor</strong>s einnimmt. Wenn wir uns das<br />

Modell und dessen einzelnen Takte bis jetzt<br />

anschauen, fällt auf, dass die Wärme, welche unten<br />

durch die Wärmequelle zugeführt wurde, einfach<br />

nach oben geleitet wird und oben wieder an das<br />

Kühlwasser abgegeben und dadurch abgeführt wird.<br />

Dies hat einen niedrigeren Wirkungsgrad zur Folge.<br />

Um diesen Schwachpunkt auszumerzen wird nun<br />

eine zusätzliche Vorrichtung verwendet, nämlich ein<br />

Kurzzeitwärmespeicher in Form eines Regenerators,<br />

welcher eine Steigerung des Wirkungsgrades erlaubt.<br />

Dieser kommt zwischen dem heißen und dem kalten<br />

Raum zum Einsatz. Der Regenerator sollte aus einem<br />

porösen, gasdurchlässigen Material bestehen,<br />

welches wir im Hinblick auf einen geringen<br />

Strömungswiderstand z.B. in feinen Metalldrähten<br />

finden.<br />

Diese Metalldrähte haben den Sinn, dem<br />

vorbeiströmenden Gas ihre Wärme zu entziehen und<br />

sich selbst dabei aufzuheizen und damit die Wärme<br />

zu speichern. Das Arbeitsgas „verliert“ dabei den<br />

größten Teil seiner Wärme an den Regenerator.<br />

Rechts dargestellt im Schritt „Arbeitstakt 4 nach 1:<br />

Kühlen“. Infolgedessen muss das Kühlwasser im<br />

kalten Raum viel weniger Wärme der bereits<br />

vorgekühlten Luft abführen und dadurch geht auch<br />

weniger Wärme verloren. Im „Arbeitstakt 2 nach 3:<br />

Heizen“ wird der umgekehrte Weg beschrieben,<br />

nämlich die Abgabe der Wärme an die vom kalten in<br />

den warmen Raum strömende Luft. Die bereits<br />

vorgeheizte Luft nimmt dadurch im heißen Raum<br />

weniger Wärme von der Energiequelle auf.<br />

Damit kann man den Regenerator als effizienten<br />

Zwischenspeicher für Wärme innerhalb der beiden<br />

Räume bezeichnen, welcher hilft Heizmaterial für die<br />

Energiequelle zu sparen und dadurch maßgeblich<br />

dazu beiträgt den Wirkungsgrad zu verbessern. 20<br />

20 vgl. Dieter Viebach (1998) Der <strong>Stirlingmotor</strong> – einfach erklärt und leicht gebaut S.12-16<br />

- 28 -


! $% &%<br />

Nicht zu verachten sei noch die Funktion des Stirlingprinzips als Kältemaschine und als<br />

Wärmepumpe.<br />

Ausgehend vom oben beschriebenen Prinzip, sind nur noch wenige Ergänzungen nötig um<br />

aus dem <strong>Stirlingmotor</strong>, der Wärme in Bewegung umwandelt, eine Stirling-Kältemaschine zu<br />

machen, welche Bewegung in Kälte umwandelt. Diese funktioniert dann nach dem<br />

Umkehrprinzip des Motors, nämlich dem des Generators. Um die Kältemaschine in Betrieb<br />

zu nehmen, muss der Dosenboden isoliert werden. Das geschieht am besten mit einer<br />

Styroporhülle, in welche das Modell gesetzt wird. Nun wird ein DC-Motor in der gleichen<br />

Drehrichtung und mit etwa der gleichen Drehzahl angetrieben. Eine höhere Drehzahl würde<br />

sich nicht bezahlt machen, sondern eher das Gegenteil bewirken, da sich durch die höhere<br />

Reibung die Luft erwärmen würde. Lässt man den Generator nun so laufen, lässt sich ein<br />

Sinken der Temperatur um ca. 2 bis 4°C am Dosenboden beobachten. Voila! – Der<br />

<strong>Stirlingmotor</strong> als Kältemaschine. 21<br />

Ein noch viel einfacherer Schritt verhilft und dazu, aus der Kältemaschine eine Wärmepumpe<br />

zu konstruieren. Die Umpolung des DC Motors und die dadurch bedingte Änderung der<br />

Laufrichtung bewirken eine um ca. 2 bis 4°C höhere Temperatur am Dosenboden als die der<br />

Umgebungsluft. 22<br />

21 vgl. Dieter Viebach (1998) Der <strong>Stirlingmotor</strong> – einfach erklärt und leicht gebaut S.18<br />

22 vgl. Dieter Viebach (1998) Der <strong>Stirlingmotor</strong> – einfach erklärt und leicht gebaut S.19<br />

- 29 -


3 0<br />

Da alle Punke bezüglich der Theorie und der Funktionsweise geklärt wurden, ist jetzt eine<br />

Fragestellung an der Reihe, welche die praktische Seite des <strong>Stirlingmotor</strong>s beleuchten soll.<br />

Das Konzept ist bekannt. – Gut. Die Funktionsweise ist klar. – Gut. Die Theorie dahinter ist<br />

auch nicht schwer zu begreifen. – Gut. Nur was macht den <strong>Stirlingmotor</strong> dazu, was er zur Zeit<br />

schlicht und einfach ist? Nämlich unbekannt, wenig weit verbreitet und daher nicht wirklich<br />

bedeutend in der heutigen Zeit.<br />

' (<br />

Dabei sprechen doch so viele positive Dinge gerade für den Einsatz des Stirlingprinzips in<br />

Motoren, Wärmepumpen oder Kältemaschinen. Dagegen sprechen nur die ganz wenigen<br />

Nachteile, zu denen gesagt werden muss, dass die Forschung auf diesem Gebiet noch lange<br />

nicht beendet ist und die Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt sind, welche das Prinzip<br />

mit sich bringt.<br />

• Geringer Verbrauch: Vorausgesetzt der <strong>Stirlingmotor</strong> ist korrekt konstruiert, gebaut<br />

und eingestellt, ist dessen Wirkungsgrad gleich oder höher als bei den besten derzeit<br />

erhältlichen Dieselmotoren. 23<br />

• Äußere Verbrennung: Daraus resultiert eine kontinuierliche Verbrennung von<br />

Brennstoffen bei hohem Luftüberschuss. Dabei entstehen besonders schadstoffarme<br />

Abgase, welche niedrigere Abgaswerte aufweisen, als jene von vergleichbaren<br />

Motoren mit innerer Verbrennung. 24 Äußere, stationäre Verbrennungsvorgänge lassen<br />

sich leichter untersuchen, um Schwachstellen aufzudecken, und daher leichter<br />

optimieren.<br />

• Variable Brennstoffverwertung: Es ist beinahe jede Art der Erhitzung möglich, seien<br />

es flüssige, gasförmige (vergaste) oder feste Brennstoffe. Weiters kann auch die Sonne<br />

als Energielieferant dienen oder mit Hilfe von chemischen Reaktionen oder durch<br />

Kernspaltung in einem Reaktor Wärme erzeugt werden. Doch dies sollte nicht im<br />

Vordergrund stehen. Viel wichtiger ist die äußerst einfache Einbindung in regenerative<br />

Energiekonzepte.<br />

• Durch die bereits moderne Brennwerttechnik lässt sich ein hoher Wirkungsgrad<br />

erzeugen.<br />

23 vgl. Jan Kirchhoff, Stephan Nadolny, Philipp Warnken und Thomas Schmidt. (?) Referat zum Stirling.Motor http://jan.kirchhoff-consulting.com/schule/physik/stirling/ 13.01.2004<br />

24 ebd.<br />

- 30 -<br />

'


• Geringe Geräuschentwicklung: Anders als bei Motoren, die mit innerer Verbrennung<br />

und Explosionen arbeiten, entsteht beim <strong>Stirlingmotor</strong> nur ein ganz leises<br />

Laufgeräusch. Durch die nicht vorhandenen Explosionen ist er auch sehr<br />

erschütterungsarm. 25<br />

• Wesentlich höhere Lebenserwartungen sind zu erwarten. Es dringen keine<br />

verunreinigten Kraftstoffe oder sonstige Fremdkörper in das Innere des Systems. 26<br />

• Es reicht genau 1 mal Öl einzufüllen, wenn überhaupt. Öl wird in größeren<br />

<strong>Stirlingmotor</strong>en, z.B. in Kraftwerken, für die Schmierung und Kühlung der Bauteile<br />

verwendet. Es entstehen keine Verunreinigungen, welche einen Ölwechsel nötig<br />

machen würden. Öl ist außerdem nicht immer nötig, da ein geringer Verschleiß der<br />

Teile gegeben ist. Die wenigen Teile, welche bewegt werden, stehen nur unter sehr<br />

geringer Belastung.<br />

• Weiters wird eine sehr hohe Qualitätsanforderung an die verwendeten Teile gestellt.<br />

Solche <strong>Stirlingmotor</strong>en halten also schon alleine ihrer Qualität wegen sehr lange.<br />

• Durch zuvor genannte Dinge ergeben sich längere Serviceintervalle und damit<br />

niedrigere Wartungskosten und eine höhere Lebenserwartung. 27<br />

• Es kann ein sehr guter Wirkungsgrad erreicht werden. Das Ganze gilt auch für relativ<br />

kleine Motoren. Da die Forschung noch in den Kinderschuhen steckt, sind die<br />

Möglichkeiten, die sich ergeben werden, enorm. Man bedenke dabei die Verbesserung<br />

der Maschinen durch den Einsatz neuer Werkstoffe, wie z.B. Keramik. 28<br />

• Bereits bei geringem Wärmeunterschied wird Nutzenergie erzeugt.<br />

• Weiters ist es möglich die Abwärme, welche droht, sonst verloren zu gehen, auf Seite<br />

des Kühlers anderweitig zu verwenden. Beispielsweise für Warmwasser- oder<br />

Heizungsanlagen.<br />

• Die stufenlose Modulierbarkeit verbindet keinen nennenswerten<br />

Wirkungsgradverlust. 29<br />

• Es sind keine aufwendigen und teuren Bauteile, wie z.B. ein Katalysator, eine<br />

Lambda-Sonde, ein Anlasser, Getriebe oder Ventil nötig. 30<br />

• Ein ganz wichtiger Vorteil darf auch darin gesehen werden, dass die Forschung noch<br />

lange nicht abgeschlossen ist und daher viele Technologiesprünge sowie große<br />

Fortschritte erwartet werden dürfen.<br />

25<br />

ebd.<br />

26<br />

ebd.<br />

27<br />

vgl. Dipl.-Ing. (FH) Friedhelm Steinborn (?) Stirling-Motor – Stand und Perspektiven. http://www.bhkw-info.de/Stirling/Stirling.pdf 13.01.2004<br />

28 vgl. Jan Kirchhoff, Stephan Nadolny, Philipp Warnken und Thomas Schmidt. (?) Referat zum Stirling.Motor http://jan.kirchhoff-consulting.com/schule/physik/stirling/ 13.01.2004<br />

29 vgl. Dipl.-Ing. (FH) Friedhelm Steinborn (?) Stirling-Motor - Stand und Perspektiven. http://www.bhkw-info.de/Stirling/Stirling.pdf 13.01.2004<br />

30 ebd.<br />

- 31 -


' )<br />

Es wäre schlicht und einfach nicht objektiv, nur die Vorteile aufzuzählen. Natürlich hat auch<br />

der <strong>Stirlingmotor</strong> momentan noch mit ein paar Nachteilen und Problemen zu kämpfen.<br />

• Die Unbekanntheit. Meiner Meinung nach Hauptproblem des Konzeptes - Nach dem<br />

Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“<br />

• Diese Tatsache macht den <strong>Stirlingmotor</strong> noch relativ teuer, da keine allzu hohe<br />

Nachfrage besteht und kein richtiger Wettbewerb am laufen ist. Das hochwertige<br />

Material, welches durch die hohen Anforderungen (ca. 800°C und hoher Druck im<br />

Motortraum) benötigt wird, hat natürlich seinen Preis.<br />

• Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit heutzutage stellt sich leider auch noch. Als<br />

Antrieb eines PKW z.B. würde ein mit Otto- oder Dieselmotor vergleichbarer<br />

<strong>Stirlingmotor</strong> derzeit noch das 2 bis 3-fache kosten. 31<br />

• Relativ niedrige Preise für Atomenergie und fossile Rohstoffe machen es derzeit den<br />

alternativen, neuen Technologien schwer, am Markt Fuß zu fassen. Diese müssen mit<br />

umweltschädlichen, aber vordergründig billigeren Technologien konkurrieren. 32<br />

• Auch scheint, nach heutigem Stand der Technik, die Leistungsregelung und –<br />

optimierung noch etwas schwierig zu sein. Vor allem in Drehzahlbereichen um die<br />

3000-4000 U/min. Es sind vor allem trocken laufende Lager und Dichtungen, welche<br />

Probleme bereiten.<br />

• Für die Zukunft wäre eine bessere, durchgehende Kolbensteuerung durchaus von<br />

Vorteil, um einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen. Derzeit ist diese aber mit<br />

höherer mechanischer Belastung und Geräuschbelästigung verbunden.<br />

• Da die Gasgeschwindigkeit im System sehr hoch ist, steht wenig Zeit für die<br />

Wärmeübertragung zur Verfügung. Man könnte die Drehzahl verringern. Derzeit gibt<br />

der Kühler eine große Wärmemenge ab und es muss eine große Wärmemenge durch<br />

den Erhitzer zugeführt werden, da der Regeneratorwirkungsgrad von 100% nicht<br />

erreicht werden kann.<br />

• Derzeit entstehen im System noch Toträume in den Wärmeaustauschaggregaten, wie<br />

Erhitzer, Regenerator oder Kühler, da sich nicht das ganze Arbeitsmedium im<br />

Expansions- und Kompressionsraum befindet.<br />

• Weiters lassen sich Teile, welche sich in Bewegung finden, nicht ganz abdichten, was<br />

einen Druckverlust und ein Entweichen des Arbeitsgases zur Folge hat. Da das<br />

Arbeitsgas ständig unter hohem Druck gehalten werden sollte (ca. 150 Bar), wirkt sich<br />

dies negativ auf die Leistung aus.<br />

31 vgl. Jan Kirchhoff, Stephan Nadolny, Philipp Warnken und Thomas Schmidt. (?) Referat zum Stirling Motor http://jan.kirchhoff-consulting.com/schule/physik/stirling/ 13.01.2004<br />

32 vgl. Dipl.-Ing. Walter Wesinger (1998) Basisinfo zu <strong>Stirlingmotor</strong>en – <strong>Stirlingmotor</strong>en. http://theorie.physik.uni-wuerzburg.de/~kinzel/statphys/stirling.pdf 13.01.2004<br />

- 32 -


• Durch die gegebenen Strömungsverluste und die innere Reibung der Gase, wird<br />

Energie praktisch entwertet, weil die entstehende Wärme nicht genützt wird. 33<br />

Egal in welche Lektüre man blickt, welche Person man über die Stirlingmaschinen<br />

sprechen hört oder wo man sonst etwas über den <strong>Stirlingmotor</strong> erfährt:<br />

Es heißt überall, dass der <strong>Stirlingmotor</strong> wie kein anderer Energiewandler in der Lage sei,<br />

Solarenergie und nachwachsende Brennstoffe emissionsarm und klimaneutral für unsere<br />

Zwecke umzuwandeln.<br />

' " !<br />

Grundsätzlich gibt es drei Einsatzgebiete: Als Motor, als Kältemaschine oder als<br />

Wärmepumpe. (Alle drei Funktionen beschrieben in Kapitel 3)<br />

Sehr viel versprechend sehen z.B. schon Konzepte der Firma SOLO aus, welche die<br />

Stirlingtechnologie bei KWK-Modulen (Kraft-Wärme-Kopplungen) zum Einsatz bringt. Viele<br />

technische Innovationen sind seit der Gründung 1948 schon hervorgegangen. Die Firma<br />

betreibt heute ihr Hauptgeschäft mit Gartengeräten und Modellbau-Motoren.<br />

Die Firma SOLO hat das weltweit bislang erste Konzept zur stationären, komerziellen<br />

Anwendung von dezentralen Kraft-Wärme-Kopplungen auf Basis von Stirlingtechnologie,<br />

welches auch in Serie geht. Das SOLO STIRLING 161 microKWK-Modul ist seit 2002<br />

DVGW und TÜV-zertifiziert. Eine der Hauptprioritäten des Jahres 2003 war, einen Pellet-<br />

Brenner an die microKWK anzubinden, welcher diese Anlage auch für den Einsatz fester<br />

Brennstoffe, auf Basis von Biomasse, erweiterte.<br />

Zur effizienten Nutzung von Sonnenenergie gibt<br />

es die Dish/Stirling-Anlage mit Parabolspiegel,<br />

welcher die Sonnenenergie bündelt.<br />

Ein weiterer interessanter Ansatz ist es, näher<br />

auf die Kühlleistung des <strong>Stirlingmotor</strong>s<br />

einzugehen, welcher dann zur<br />

Stirlingkältemaschine mutiert. Dank neuester<br />

Errungenschaften ist es dem IATK (Institut für<br />

angewandte Thermodynamik und Klimatechnik)<br />

gelungen, aus dem SOLO STIRLING 161, eine<br />

Kältemaschine zu konstruieren, welche<br />

Temperaturen von bis zu -200C° erreicht.<br />

Gebraucht werden solche Temperaturen z.B. bei der Rekondensation von Lösemittel, bei der<br />

Methanverflüssigung im Bereich der Medizin, in der Forschung mit Supraleitern und in der<br />

Lebensmittelindustrie zum Haltbarmachen durch Schockgefrieren. Derzeit wird flüssiger<br />

Stickstoff dazu verwendet, doch dieser könnte in Zukunft durch eine leistungsstarke<br />

Kältemaschine ersetzt werden. 34<br />

33 vgl. Jacqui Hochstein (2000) Der Stirling-Motor - Funktion http://www.jhk1.de/motor/stirling_e.htm 13.01.2004<br />

34 vgl. Solo Stirling BHKW Seite 9 http://www.minibhkw.de/Tagung_MiniBHKW/Vortrag_Solo.pdf , 24.01.2004<br />

- 33 -


)<br />

3 4 " &<br />

Zweifellos sind wir heute an einem Punkt angekommen, an dem wir uns mehr als je zuvor<br />

Gedanken über die Energieformen der Zukunft machen sollten und müssen, um den enormen<br />

Energiebedarf in unserer Freizeit und Luxusgesellschaft decken zu können. Es ist an der Zeit,<br />

nicht mehr einfach nur neue, noch tiefer gelegene und noch weiter entfernte Lagerstätten für<br />

fossile Brennstoffe auszubeuten, sondern alternative Energieressourcen zu finden. Da die<br />

Vorkommen von fossilen Brennstoffen in Zukunft schrumpfen werden, muss man nach<br />

anderen, regenerativen Energiequellen suchen.<br />

* +<br />

Zu den fossilen Brennstoffen zählt man Erdöl, Erdgas, Braun- und Steinkohle. Es handelt sich<br />

dabei um durch Zersetzung abgestorbene Pflanzen und Tiere, die vor Jahrmillionen, unter<br />

dem Druck darüberliegender Gesteinsschichten, entstanden. Die darin gebündelte Energie<br />

stammt ursprünglich aus der Sonne (Solarenergie). Heute wird der weltweite Energiebedarf<br />

zu 90% durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe gedeckt. 35<br />

Dadurch ergibt sich ein gravierndes Problem für unsere Umwelt durch Kohlendioxid, auch<br />

Treibhauseffekt genannt. Unter dem Treibhauseffekt versteht man Folgendes:<br />

Die während des Tages einfallende Sonnenstrahlung (Globalstrahlung) wird von der<br />

Atmosphäre und vom Erdboden in Form von Wärme gespeichert und nachts als<br />

Infrarotstrahlung in den Weltraum abgegeben. 36<br />

Die so genannten klimarelevanten Spurengase in der Troposphäre absorbieren und<br />

reflektieren einen Teil dieser Abstrahlung, wodurch die nächtliche Abkühlung reduziert<br />

wird. Die Schicht der klimarelevanten Spurengase fängt also, wie die Glasscheiben<br />

eines Treibhauses, Sonnenenergie ein, indem sie Sonnenlicht durchlässt und<br />

Infrarotstrahlung zurückhält. Aufgrund dieser Analogie wird der Effekt Treibhauseffekt<br />

genannt. 37<br />

Wichtigstes T.-Gas ist Kohlendioxid (Kohlendioxid-Problem). Schaut man sich die<br />

Emittentengruppen an, so steht der Energieverbrauch mit 50% an der Spitze<br />

(Kohlendioxid, Methan, Ozon), gefolgt von der Chemie mit 20% (FCKW, Treibgase),<br />

der Landwirtschaft mit 15% (Methan, Distickoxid) und der Regenwald-Zerstörung mit<br />

15% (Kohlendioxid, Distickoxid). 38<br />

Seit Beginn der Industrialisierung steigt der CO2-Pegel in der Troposphäre<br />

(Atmosphäre) stetig an. Der Mensch hat innerhalb von nur ca. 200 Jahren den CO2-<br />

Gehalt der Atmosphäre stärker verändert, als die Natur innerhalb von 1 Mio. Jahren. Bei<br />

Fortsetzung des derzeitigen Trends werden extreme Klimaveränderungen erwartet.<br />

Ursache ist vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe […] sowie die Vernichtung<br />

der tropischen Regenwälder. CO2 ist das maßgebliche Endprodukt jeder Verbrennung,<br />

das nicht aus Abgasen herausgefiltert werden kann. 39<br />

35 vgl. ANONYMUS (1993). Umweltlexikon: Fossile Brennstoffe. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBenergie/FossileBrennstoffe.php , 05.12.2003<br />

36 vgl. ANONYMUS (1993). Umweltlexikon: Treibhauseffekt. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/Treibhauseffekt.php , 05.12.2003<br />

37 Umweltlexikon : Treibhauseffekt. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/Treibhauseffekt.php , 05.12.2003<br />

38 ebd.<br />

39 Umweltlexikon: Kohlendioxid-Problem. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/KohlendioxidProblem.php , 05.12.2003<br />

- 34 -


Um sich ein Bild von der derzeitigen Situation verschaffen zu können:<br />

Die weltweiten CO2-Emissionen aus dem Energiebereich betragen ca. 22 Mrd. t/Jahr,<br />

wovon 56% aus den westlichen Industrienationen stammen. Pro Kopf liegen die CO2-<br />

Emissionen in den USA bei 20 t/Jahr […] und in den meisten Entwicklungsländern bei<br />

0,5-3 t/Jahr. 40 [Stand 28. Januar 2003]<br />

Ein Ende der Steigerung der CO2-Emission ist nicht abzusehen. Grund hierfür sind vor allem<br />

die Nichteinhaltung der Beschlüsse von internationalen Konferenzen, wie jene von „Toronto<br />

1988, wonach der weltweite CO2-Ausstoss bis 2005 um 25% und bis 2050 um 50% und bis<br />

2050 um 50% reduziert werden soll“ 41 und vor allem „nationale Egoismen“. 42 Nach Ansicht<br />

der Wissenschaftler reichen bisherige Maßnahmen keinesfalls aus. 43<br />

Da auf unserem Planeten ein immerwährender Kohlendioxidkreislauf (im folgenden K.-<br />

Kreislauf genannt) besteht und dieser zu den wichtigsten überhaupt zählt, möchte ich auch<br />

darauf eingehen.<br />

Er [der K.-Kreislauf] transportiert den für alle Lebewesen notwendigen Kohlenstoff<br />

zwischen Luft, Boden und Wasser. Der K.-Gehalt der Atmosphäre weist einen<br />

ausgeprägten Jahreszyklus auf: Ende April ist er im globalen Mittel um ca. 6 ppm höher<br />

als im Oktober. Die Pflanzen der Nordhemisphäre entziehen der Luft während der<br />

Vegetationsphase (Frühjahr bis Herbst) durch Photosynthese soviel K., dass die<br />

Konzentration zum Herbst hin abnimmt, während zum Ende des Winters die K.-<br />

Konzentration aufgrund des geringeren K.-Verbrauchs und dem Zersetzen von<br />

Biomasse [zunimmt]. 44 Von den Pflanzen wird K. mit Hilfe des Sonnenlichts in<br />

Kohlenstoff und Sauerstoff zerlegt (Photosynthese). Der Kohlenstoff bleibt in der<br />

Pflanze und der Sauerstoff wird an die Umwelt abgegeben. Tierische Organismen<br />

gewinnen Energie, indem sie Kohlenstoff mit Sauerstoff zu K. verbrennen. 45 Gegenüber<br />

dem biologischen K.-Kreislauf sind die geochemischen Umsätze, Vulkanausbrüche und<br />

v.a. die Verbrennung fossiler Brennstoffe, zwar verschwindend klein, aber um so<br />

folgenreicher: K. ist als wichtiges klimarelevantes Spurengas maßgeblich an der<br />

Regulation des irdischen Wärmehaushalts beteiligt. K. verändert den Strahlungshaushalt<br />

der Erde, indem es die kurzstrahlige Sonnenstrahlung fast ungehindert auf die<br />

Erdoberfläche passieren lässt und die langwellige, von der Erde emittierte<br />

Wärmestrahlung teilweise absorbiert 46 [oben unter Treibhauseffekt beschrieben]. Nur<br />

etwa 4 Prozent des jährlich emittierten K. stammt aus anthropogenen Quellen; die<br />

natürlichen K.-Emissionen betragen ca. 600 Mrd. Tonnen/Jahr. Greift der Mensch durch<br />

zusätzliche K.-Emissionen in den K.-Kreislauf ein gefährdet er das Weltklima. Eine<br />

weitere Erhöhung der K. in der Atmosphäre lässt eine Zunahme der globalen<br />

Temperaturen erwarten. Im Vergleich zu den letzten 250.000 Jahren der Erdgeschichte<br />

ist der K.-Gehalt der Erdatmosphäre heute am höchsten; die jährliche<br />

Konzentrationszunahme liegt bei etwa 0,4 Prozent. Der anthropogen bedingte Anstieg<br />

der K.-Konzentration wird weniger auf industrielle Aktivitäten, sondern vielmehr auf<br />

die Umwandlung von Wald- in Ackerflächen (Europa, USA, Ostasien) zurückgeführt. 47<br />

40 Umweltlexikon: Kohlendioxid-Problem. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/KohlendioxidProblem.php , 05.12.2003<br />

41 ebd.<br />

42 vgl. ANONYMUS (1993). Umweltlexikon: Kohlendioxid-Problem. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/KohlendioxidProblem.php , 05.12.2003<br />

43 ebd.<br />

44 Umweltlexikon: Kohlendioxid. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/Kohlendioxid.php , 02.01.2004<br />

45 ebd.<br />

46 ebd.<br />

47 ebd.<br />

- 35 -


* , -. /<br />

Um nun auf den Punkt zu kommen: Der <strong>Stirlingmotor</strong> akzeptiert fast jegliche Art von<br />

Rohstoffen - im Gegensatz zu andern heutzutage verwendeten Motoren zur Stromerzeugung -<br />

um ihn zu betreiben, erzielt darüber hinaus noch einen hohen Wirkungsgrad und ermöglicht<br />

eine relativ emissionsarme Umwandlung in elektrische Energie. 48 Eine Möglichkeit besteht<br />

also darin unsere <strong>Stirlingmotor</strong>en in Zukunft mit Biomasse (im Folgenden B. genannt) zu<br />

betreiben.<br />

Als B. wird die auf der Erde vorhandene organische Substanz in lebenden, toten oder<br />

zersetzten Organismen bzw. deren Exkrementen bezeichnet. Biochemische Grundlage<br />

jeglicher B. ist der Kohlenstoff. Alle B. ist durch die von grünen Pflanzen gespeicherte<br />

Sonnenenergie entstanden. Im Prozeß der Photosynthese wird Sonnenenergie in<br />

biochemische Bindungsenergie überführt; man kann das Pflanzenreich auch als riesigen<br />

Sonnenkollektor betrachten. Tiere nehmen mit der Nahrung diese Energie auf und<br />

bilden die tierische B. Weltweit wachsen jährlich rund 80 Mrd t B. nach, etwa zur Hälfte<br />

in Form von Holz. 49<br />

Man kann aus Biomasse durch verschiedene Verfahren Energie gewinnen. Zu nennen wären<br />

hierbei folgende:<br />

1. Verbrennung.<br />

2. Vergasung: B., insb. Holz, wird unter Luft- und Dampfzutritt aufgeheizt. Es entsteht<br />

v.a. das brennbare Gas Methan sowie Kohlendioxid. […]<br />

3. Pyrolyse: Zersetzung bei 500-1.000 GradC unter Luftabschluß. Dabei wird B. zu<br />

festen, flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen mit höherem Heizwert, z.B. Holzkohle.<br />

[…]<br />

4. Alkoholische Gärung: Insb. zuckerhaltige B. wird durch Hefe in Ethanol und<br />

Methanol umgewandelt. […]<br />

5. Methangärung: Durch […] Zersetzung unter Luftabschluß wird B. zu Biogas bzw. bei<br />

Zersetzung von Klärschlamm zu Klärgas bzw. Deponiegas. Bio-, Klär- und Deponiegas<br />

haben eine ähnliche Zusammensetzung wie Erdgas. 50<br />

Biomasse zählt zu den regenerativen Energiequellen, welche aus „nachwachsenden<br />

Rohstoffen“ gewonnen werden kann. 51 Als nachwachsende Rohstoffe werden solche<br />

bezeichnet, welche meist aus Land- und Forstwirtschaft stammen, biologisch erneuerbar sind<br />

und nicht für Ernährungs- oder Fütterungszwecke genutzt werden. 52 Der Begriff wurde<br />

während der Ölkrise in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt, als die Industrie nach<br />

erneuerbaren Kohlenstoffquellen, als Ersatz für fossile Brennstoffe, suchte. 1992 wurde, auf<br />

Grund der EU-Agrarreform und den Überschüssen in der landwirtschaftlichen Produktion, die<br />

Diskussion um nachwachsende Rohstoffe erneut belebt und daher ist bis heute ein Anstieg der<br />

Anbauflächen zu verzeichnen. Nachwachsende Rohstoffe lassen sich in vielen Bereichen<br />

verwenden, wie z.B. Holz als Bau- und Konstruktionsmaterial, Pflanzenfasern für die<br />

Textilherstellung, tierische und pflanzliche Fette oder zur Herstellung von Seifen. Eine<br />

Orientierung an der Erzeugung von Kraftstoffen, wie z.B. Biodiesel aus Raps scheint nicht<br />

sinnvoll zu sein, da in der Regel kein Netto-Energiegewinn zu erzielen ist, wohingegen die<br />

48 Vgl. Firma Saarberg, Saarbrücken (2000). Stirling-Motoren für die Kraft-Wärme-Kopplung. http://www.bhkw-info.de/spezielle_themen/stirling-motor.HTML , 02 01 2004<br />

49 Umweltlexikom: Biomasse. http://www.umweltlexikon- online.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/Biomasse.php , 02.01.2004<br />

50 ebd.<br />

51 Vgl. ANONYMUS (1993) Umweltlexikon: Biomasse. http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/Biomasse.php , 02.01.2004<br />

52 Vgl. ANONYMUS (1993) Umweltlexikon: Nachwachsende Rohstoffe http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/NachwachsendeRohstoffe.php<br />

- 36 -


energetische Nutzung von Abfällen, wie z.B. bei der Bio-Gas-Erzeugung, sinnvoll erscheint.<br />

Auch hier gibt es wiederum Schattenseiten: Der großflächige Anbau wirft altbekannte und<br />

neue Probleme auf, wie etwa den Anbau in großen Monokulturen, den möglichen Einsatz von<br />

Gentechnik und eine bis dato fehlende Höchstmengenverordnung für den Einsatz von<br />

Pestiziden, also Pflanzenschutzmitteln, u. dgl.<br />

Darum ist eine vielseitige Landwirtschaft, die nachhaltig eine breite Palette von<br />

nachwachsenden Rohstoffen anbieten kann, dann sinnvoll, wenn hochwertige Produkte mit<br />

effizienten Verarbeitungsschritten hergestellt und bei der Verwertung wieder in ökologische<br />

Kreisläufe, wie z.B. durch Vergärung oder Kompostierung, eingegliedert werden können. 53<br />

* ( ,<br />

Um die Vorteile von Biomasse noch einmal auf den Punkt zu bringen:<br />

• Biomasse ist CO2-neutral. Das bedeutet, dass bei der Verbrennung genau so viel CO2<br />

in die Umwelt entweicht, wie bei der Photosynthese von der Pflanze aus der Luft<br />

gebunden wurde.<br />

In einer Formel ausgedrückt würde das Folgendes ergeben:<br />

Sonne + CO2 = Biomasse<br />

Biomasse = Energie + CO2<br />

Im Gegensatz dazu werde bei der Verbrennung von 1m³ Erdgas 2kg CO2 und bei 1<br />

Liter Heizöl 2,8 kg CO2 in die Atmosphäre geblasen.<br />

• Biomasse ist als gespeicherte Sonnenenergie das ganze Jahr über und gerade im<br />

Winter verfügbar<br />

• Biomasse wächst in unserem Land, sozusagen vor unserer Haustür, benötigt daher<br />

keine langen Transportwege und ist krisensicher verfügbar, im Gegensatz zu Erdöl<br />

und Erdgas, welche zu 70% in politisch sensiblen Regionen der Erde liegen. Das<br />

erfordert auch keine weiten Transporte und den damit verbundenen Öl- und Gas-<br />

Leckagen bei den Pipelines und den Tankerunfällen, die sich in letzter Zeit häufen und<br />

jedes Mal aufs Neue verheerende Umweltkatastrophen mit Langzeitfolgen bedeuten.<br />

• Österreich importiert bereits 80% des Öl- und Gasbedarfes aus dem Ausland und wird<br />

in absehbarer Zeit über keine fossilen Lagerstätten mehr verfügen, genauso wie die<br />

EU spätestens in 15 Jahren zu 75% von Importen aus politisch sensiblen Regionen<br />

abhängig sein wird. Weitere Konflikte sind dadurch absehbar.<br />

• Derzeit werden nur rund 19,6 Mio. Festmeter von 31 Mio. Festmetern Energieholz,<br />

also das Holz, das bei Waldpflege, Holznutzung und Holzbe- und Holzverarbeitung<br />

anfällt, jährlich in Österreich genutzt. Es besteht also noch ein riesengroßes Potential.<br />

• Biomasse entspricht auch dem Prinzip der Nachhaltigkeit, also eine schonende<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen, im Gegensatz zum fossilen Raubbau. Demnach<br />

sollen auch spätere Generationen die Chance haben, auf dieselben Ressourcen<br />

zurückgreifen zu können, auf die unser derzeitiges Wirtschaftssystem aufbaut.<br />

• Biomasse bringt und birgt neue Arbeitsplätze in der heimischen Wirtschaft, da ein<br />

Grossteil der Biomasse-Anlagen in Österreich selbst gefertigt wird, die einen hohen<br />

technischen Stand besitzen und daher ein Anstieg der Nachfrage aus dem Ausland zu<br />

verzeichnen ist. Das gesamte Auftragsvolumen entlang der Österreichischen<br />

Bioenergie-Wertschöpfungskette beträgt schon heute 10 Mrd. ATS also rund 727 Mio.<br />

53 Vgl. ANONYMUS (1993) Umweltlexikon: Nachwachsende Rohstoffe http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/NachwachsendeRohstoffe.php<br />

- 37 -


Euro und es werden 19000 Arbeitsplätze bereitgestellt. In 10 Jahren rechnet man mit<br />

ca. 40000 Arbeitsplätzen und einer Verdoppelung der Wertschöpfungskette. 54<br />

An dieser Stelle möchte ich einen aktuellen Beitrag von unserem Österreichischen<br />

Umweltminister Josef Pröll einbringen, welcher sich der Problematik angenommen hat und<br />

von dem ein Interview diesbezüglich in der Zeitschrift „Ökoenergie“ veröffentlicht wurde:<br />

Baden-Baden, 23.07.2003:<br />

Weder die Atomenergie noch fossile Energien sind mit einer zukunftsfähigen Politik<br />

und Wirtschaft vereinbar. Das machte Österreichs Umweltminister Josef Pröll in einem<br />

Interview mit der renommierten Zeitschrift "Ökoenergie" deutlich. Klimaschutz und<br />

erneuerbare Energien, so der Minister, haben in der österreichischen Politik Vorrang.<br />

Der konservative Minister wörtlich: "Wir wollen im Jahr 2008 in Österreich einen<br />

Ökostromanteil von 78 Prozent erreichen. Der Einsatz von Biomasse soll bis 2010 um<br />

75 Prozent gesteigert werden."<br />

Minister Pröll verwies darauf, dass diese Ziele im neuen Regierungsprogramm der<br />

österreichischen ÖVP/FPÖ-Regierung festgeschrieben sind. In der Biomasse-<br />

Energiegewinnung ist Österreich schon heute Europa- und wahrscheinlich sogar<br />

Weltmeister. Pröll bekräftigt auch für die Zukunft: "Wir werden bei der Biomasse einen<br />

absoluten Schwerpunkt setzen."<br />

Damit hat Österreich weit ehrgeizigere Ziele als die EU oder Deutschland. In<br />

Österreichs neuer Regierung sitzen neben Pröll als derzeitigem Umweltminister drei<br />

weitere ehemalige Umweltminister. Zur Atomenergie sagt Pröll: "Das klare Ziel ist<br />

weiterhin der Ausstieg Europas aus der Atomenergie." 55<br />

Nach letzten Erhebungen zufolge, gibt es in Österreich bereits 380 Biomasse-Anlagen mit<br />

einer Heizleistung von 540KW.<br />

Im Juli 1998 wurde eine gesetzliche Regelung verabschiedet, die Betreibern von<br />

Verteilungsnetzen vorschreibt, bis zum Jahr 2005 3% des Stroms aus neuen<br />

erneuerbaren Energieträgern (exkl. Wasserkraft oder Stromerzeugung durch die<br />

Verbrennung von Ablauge) zu beziehen. Diese gesetzliche Regelung wird ein<br />

vermehrtes Augenmerk auf die Produktion von Strom aus Biomasse zur Folge haben.<br />

Die vielversprechendsten österreichischen Forschungsprojekte im Bereich<br />

Stromerzeugung mit Biomasse beschäftigen sich mit der Zufeuerung in konventionellen<br />

Kraftwerken, mit Vergasungstechnologien und <strong>Stirlingmotor</strong>en. 56<br />

Der Stirling Motor stellt eine vielversprechende Option für den Betrieb kleiner Kraft-<br />

Wärme-Kopplungssysteme dar. Seine Vorteile liegen in den niedrigen Betriebskosten<br />

und im einfachen Design. Im Rahmen nationaler Forschungsprojekte wurde in Graz ein<br />

3 kW Alpha Type Stirling Motor konstruiert und erfolgreich getestet.<br />

Zur Zeit entwickelt Joanneum Research einen <strong>Stirlingmotor</strong> mit einer elektrischen<br />

Leistung von 30 bis 100 kW, der alle Voraussetzungen für eine Serienproduktion<br />

erfüllen soll. 57<br />

54 Vgl. ANONYMUS Österreichischer Biomasse-Verband: http://www.biomasseverband.at/default.htm<br />

55 Franz Alt (31. Juli 2003): http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_politik/5101.php<br />

56 Feste Biomasse – Technologie Portrait (Kapitel 9) http://www.energytech.at/(de)/biomasse/portrait_kapitel-9.html , 04.01.2004<br />

57 Feste Biomasse – Technologie Portrait (Kapitel 9) http://www.energytech.at/(de)/biomasse/portrait_kapitel-9.html , 04.01.2004<br />

- 38 -


* ' (<br />

Nun werde ich 3 Kraftwerke vorstellen, anhand derer sich oben genannte Dinge leicht<br />

überprüfen lassen:<br />

Klassisches Kraftwerk, mit Heizöl betrieben und ungünstiger Gesamtnutzung:<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit Stirlingtechnologie, mit Heizöl betrieben und günstiger<br />

Gesamtausnutzung:<br />

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mit Stirlingtechnologie, mit nachwachsenden Brennstoffen<br />

betrieben und sehr günstiger Gesamtausnutzung: 58<br />

58 vgl. Hermann Schmidt (?) Hat der <strong>Stirlingmotor</strong> eine Zukunft? http://www.abclist.net/raristir/down/Stirling_zukunft_11_03.pdf , 04.01.2004<br />

- 39 -


Wenn man nun alle drei Arten von Kraftwerken miteinander vergleicht, kann man erkennen,<br />

dass die dritte Möglichkeit Energie zu gewinnen, die umweltschonendste ist. Hierbei wird<br />

Biomasse als Brennstoff verwendet und das Prinzip des <strong>Stirlingmotor</strong>s kommt zum Einsatz.<br />

Dies bedeutet, dass nur 10% an Abwärme verloren gehen und die restlichen 90% als Strom<br />

und Nutzwärme verfügbar sind. Da es sich bei dem Brennstoff um Biomasse handelt, wird<br />

genau so viel CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, wie diese Pflanze auch tatsächlich<br />

aufgenommen hat, es besteht also ein zu 100% geschlossener Kreislauf.<br />

* * 0<br />

Wir sehen also, dass sich das Prinzip des <strong>Stirlingmotor</strong>s, mit seinem außergewöhnlichen<br />

Konzept und mit all seinen Vorteilen die es bringt, als sehr zukunftsorientiert erweist. Alleine<br />

schon erschreckende Meldungen, wie folgende, führen uns klar vor Augen, wie wichtig ein<br />

Umdenken in der heutigen Zeit ist. Der <strong>Stirlingmotor</strong> ist dafür prädestiniert unsere Kraftwerke<br />

oder zumindest einen Teil davon „sauberer“ und effizienter zu machen, unsere Umwelt zu<br />

schonen und damit unser Gewissen zu erleichtern.<br />

23 Tonnen Pflanzen für einen Liter Sprit<br />

Wie viele natürliche Ressourcen stecken im Benzin? Ein US-Forscher wollte es<br />

genau wissen - und errechnete Schwindel erregende Zahlen: Für einen Liter Sprit<br />

werden 23 Tonnen prähistorisches Pflanzenmaterial verbraucht.<br />

Es braucht Jahrmillionen, ehe Druck und Hitze die Reste von Pflanzen in Erdöl<br />

verwandeln. Die Berechnungen von Jeff Dukes von University of Utah zeigen jetzt in<br />

drastischer Weise, in welchem Maße der fossile Brennstoff von der Menschheit<br />

ausgebeutet wird. Wie Dukes in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Climatic<br />

Change" schreibt, steckt in einem Liter Benzin eine Pflanzenmasse von rund 23 Tonnen.<br />

Seit Beginn der industriellen Revolution im Jahr 1751 hat die Menschheit demnach so<br />

viele fossile Brennstoffe verbraucht, wie in 13.300 Jahren auf der gesamten Erde an<br />

Pflanzenmasse nachwachsen.<br />

Um herauszufinden, wie viel Pflanzenmaterial für die Bildung fossiler Brennstoffe nötig<br />

war, errechnete Dukes, wie viel Kohlenstoff der ursprünglichen Vegetation während der<br />

zahlreichen Entwicklungsstufen bis hin zu Öl, Gas und Kohle verloren ging. Das<br />

Resultat: Nur etwas weniger als ein Zehntausendstel des Kohlenstoffs aus den<br />

pflanzlichen Ablagerungen endete als Erdöl und Erdgas.<br />

Fossile Brennstoffe könnten als Lagerstätten von Sonnenergie betrachtet werden, die<br />

durch Photosynthese in nutzbare Biomasse umgewandelt wurde, so Dukes. Seine<br />

Berechnungen zeigten, wie ineffizient bei der Bildung fossiler Brennstoffe die<br />

Umwandlung der ursprünglichen Sonnenenergie in den Brennstoff ist. Moderne<br />

Verfahren der Energiegewinnung aus Sonne und Wind seien in dieser Hinsicht<br />

wesentlich effizienter. 59<br />

59 ANONYMUS Spiegel-Online (Oktober 2003) http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,271540,00.html<br />

- 40 -


1<br />

,<br />

0 ! 5 &<br />

Was sehen Sie auf dem unteren Bild?<br />

Genau. Einen Schlagenhauf-Motor, benannt nach Dr. Wilfried Schlagenhauf, welcher ihn<br />

damals, anno 1990, auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Lehrern und Schülern auf<br />

einfache Weise das Prinzip des <strong>Stirlingmotor</strong>s zu erklären, erfand. Vorgestellt wurde er<br />

erstmals bei der Stirlingausstellung im Jahr 1990/1991 in Oberursel. Er besteht aus ein paar<br />

ganz einfachen und preiswerten Dingen und ist schnell mal eben zusammengebaut. „Schnell<br />

mal eben zusammengebaut“… Das ist ein Irrglaube, dem man leicht verfällt, wenn man nicht<br />

ins Detail geht.<br />

1 2<br />

Im Herbst des Schuljahres 2002/2003 ging ich - und vermutlich auch die anderen, die sich für<br />

das Wahlpflichtfach Physik unter der Leitung von Prof. Unterreiner angemeldet hatten ohne<br />

irgendeine Vorahnung von dem, was uns das ganze Jahr positiv beschäftigen sollte, in den<br />

Physiksaal zu unserer ersten WPF-Stunde. Von Anfang an waren wir, und ich denke ich<br />

spreche für uns alle, wenn ich „wir“ sage, positiv überrascht. Das lässt sich nicht nur daran<br />

erkennen, dass sich gleich mehrere Schüler, mich eingeschlossen, auch im darauf folgenden<br />

Jahr für das Physik WPF angemeldet haben. Leider kam es dieses Jahr aus organisatorischen<br />

Gründen nicht zustande. Wir befanden uns also im Physiksaal als wir zum ersten Mal etwas<br />

von einem „Stirligmotor“ hörten. Ich für meinen Teil konnte mir darunter einfach nichts<br />

vorstellen. Ich hoffe, dass es den Lesern dieses Textes inzwischen anders geht. Ich assoziierte<br />

damals das Wort „Stirling“ [eigentlich Sterling] noch mit Silber. Aber keinesfalls mit einem<br />

Motor. Wir wurden ganz ohne Vorkenntnisse in das Rennen geschickt. Unser erster<br />

Anhaltspunkt war ein altes, selbstgebautes und schon ziemlich verstaubtes Modell. Dieses sah<br />

- 41 -


wirklich „ganz einfach“ aus. Aus der Nähe betrachtet konnte man folgende Bauteile<br />

ausmachen:<br />

Ein Holzbrett, auf dem zwei Steher befestig sind, eine drehbare Verbindung zwischen den<br />

Stehern, die aus einer Wäscheklammer auf einem Holzbalken besteht. Diese hält ein<br />

handelsübliches Reagenzglas, in dem sich Murmeln befinden und ist mit dem Arbeitskolben<br />

verbunden. Unter dem Arbeitskolben befindet sich ein Stück eines Luftballons, der über einen<br />

Schlauch mit dem Reagenzglas verbunden ist. Daneben ist noch einen Bunsenbrenner zu<br />

finden. Doch nun zu en einzelnen Bedeutungen der Teile und ihren Aufgaben.<br />

Das Grundgerüst bilden die Bodenplatte, die Steher und die Wäscheklammer. Das<br />

Reagenzglas und, genau genommen, auch noch der Luftballon stellen den Zylinder dar mit<br />

den Murmeln als Verdrängerkolben darin. Der Schlauch stellt sicher, dass die heiße Luft,<br />

unser Arbeitsgas, zwischen Luftballon und Reagenzglas strömen kann und sich somit in<br />

einem geschlossenen Raum befindet. Das heiße Arbeitsgas wirkt dann über den Luftballon<br />

auf den Arbeitskolben, welcher in Folge auch den Verdrängerkolben steuert. Als externe<br />

Heizquelle fungiert ein Bunsenbrenner. Das alles, zusammen mit ein bisschen<br />

handwerklichem Geschick und technischen Kenntnissen, ergibt eine funktionierende<br />

Wärmekraftmaschine, den <strong>Stirlingmotor</strong>.<br />

- 42 -


1<br />

Im Ausgangszustand ist das Reagenzglas in Richtung des Arbeitskolbens geneigt. Die<br />

Murmeln darin liegen, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, auf der Seite des Pfropfens. Der<br />

Luftballon ist leer und der Arbeitskolben befindet sich daher in der unteren Position. Wird das<br />

Reagenzglas nun von der externen Heizquelle, in unserem Fall einem Bunsenbrenner, erhitzt,<br />

erwärmt sich sogleich die Luft darin. Das hat einen Druckanstieg im gesamten System zur<br />

Folge. Die sich ausdehnende Luft strömt über den Schlauch in den Luftballon unter dem<br />

Arbeitskolben. Dieser bläht sich auf, hebt somit den Arbeitskolben in seine obere Position.<br />

Das Reagenzglas kippt über und lässt die Murmeln auf die andere Seite, in Richtung<br />

Heizquelle, rollen. Diese Murmeln übernehmen somit die Aufgabe des Verdrängerkolbens<br />

und nun strömt an ihnen die Luft vorbei. Da sich ein Großteil der Luft nun auf der kühleren<br />

Seite des Zylinders befindet, sinkt der Druck im System und der Luftballon fällt in sich<br />

zusammen. Der Arbeitskolben senkt sich durch die Schwerkraft und lässt so das Reagenzglas<br />

wieder auf die andere Seite überkippen. Die Murmeln bewegen sich nun ebenfalls wieder in<br />

die Gegenrichtung. Die Luft strömt an den Murmeln vorbei, befindet sich nun wieder im<br />

wärmeren Teil des Zylinders und wird weiter aufgeheizt. Nun kann das Spiel wieder von<br />

neuem beginnen.<br />

1 ' 2<br />

Es wurden Rollen innerhalb der Gruppe verteilt, die aber mit der Zeit ineinander übergingen.<br />

Niemand hielt sich so recht an seine Aufgaben, sondern jeder setzte seine Ideen dort ein und<br />

packte dort an, wo gerade Platz dafür war.<br />

Von einem großen Brett schnitt sich jede Gruppe eine Bodenplatte und klebte darauf zwei<br />

etwa 10cm lange Steher, welche von einer Holzlatte gesägt wurden, in einem Abstand auf, der<br />

der Länge einer Wäscheklammer entsprach. Dort hinein kam je ein Loch. Die<br />

Wäscheklammer wurde auf ein gleich langes Holzstück mit Heißkleber geklebt, welches<br />

wiederum links und rechts mit Nägeln versehen wurde, welche in die Löcher auf den Stehern<br />

passten. Auf die Bodenplatte kam weiters eine kleine Erhöhung, auf der später der Luftballon<br />

ruhen sollte. Das Reagenzglas wurde mit Murmeln gefüllt, mit Stahlwolle ausgepolstert und<br />

mit einem Pfropfen, in welchem sich eine Glaskanülle befand, luftdicht verschlossen. Die<br />

Glaskanülle besteht aus einem Teil eines Glasrohres, welches mit Hilfe von einem<br />

Bunsenbrenner erhitzt und so in Form gebracht wurde. Am kompliziertesten gestaltete sich<br />

der Bau eines Luftballons. Hierbei werden Teile eines „großen“ Luftballons mit Heißkleber<br />

zusammengeklebt und über einen Schlauch mit der Glaskanülle verbunden. Der Hub, der am<br />

Luftballon später entsteht, muss nur noch an den Verdrängerkolben weitergegeben werden.<br />

Dies geschieht über den Arbeitskolben, welcher aus einem Stück Holz mit einem senkrechten<br />

Loch, mit einem Nagel und einer Mutter darin, besteht. Die Mutter dient zur Feineinstellung,<br />

um den Neigungswinkel des Reagenzglases zu bestimmen. Diese Öse ist horizontal mit der<br />

Halterung für das Reagenzglas zu verbinden. Am Ende wird noch der Schlauch gut auf der<br />

Bodenplatte befestigt, damit er nicht verrutscht.<br />

Wurden alle Schritte erfolgreich ausgeführt, steht der Schlagenhaufmotor zur Besichtigung<br />

bereit. Wurden dann noch alle nötigen Feineinstellungen getroffen, ist er auch betriebsbereit.<br />

- 43 -


1 * +<br />

Hier werde ich nun alle Probleme, fein säuberlich untergliedert, auflisten, um den langen,<br />

mühsamen Weg noch genauer aufzuzeigen.<br />

1 * 3 4 + -.<br />

Probleme:<br />

1) Schon die Montage der Steher bereitet dem ungeübten Handwerker ein Problem. Sind<br />

die Steher einmal fix auf der Bodenplatte montiert, lässt sich die Wäscheklammer mit<br />

den herausragenden Nägeln nur noch schwer, unter Anwendung roher Gewalt in die<br />

vorgesehene Position bringen. Hier mussten wir einen der beiden Steher also noch<br />

einmal entfernen.<br />

2) Weiters kommt es bei sehr hoher Hitzeeinwirkung des nahe stehenden<br />

Bunsenbrenners zu zwei unerfreulichen Ereignissen.<br />

Das erste findet am Heißkleber, der sich zwischen Wäscheklammer und Querlatte<br />

befindet, statt. Dieser schmilzt nämlich bei höheren Temperaturen.<br />

Das zweite betrifft die schwarzen, rauchenden oder sogar brennenden Stellen die sich<br />

nach noch größerer Hitzeeinwirkung am Gerüst bilden. An diesen Stellen wurde es<br />

dem Holz schlicht und einfach zu heiß.<br />

3) Auch die Wäscheklammer erwies sich nicht als sehr stabil. Wenn man nämlich eine<br />

Wäscheklammer, bei der die hinteren Stücke [am Bild ersichtlich] fehlen, weiter als<br />

gedacht aufbiegt, springt die Klammer gerne heraus und man hat unfreiwillig drei<br />

Teile in der Hand, die es heißt, wieder zusammenzusetzen.<br />

Lösungsvorschläge:<br />

1) -<br />

2) Den Bunsenbrenner nicht zu nahe an das Gerüst stellen und nicht auf höchster Stufe<br />

laufen lassen. Andere Materialien zu verwenden wäre auch eine Lösung, welche aber<br />

den Bau erschweren würde, da sich Holz für diese Zwecke eignet und sich leicht<br />

verarbeiten lässt.<br />

3) Wir haben probiert, ein zweites Holzstück auf die Querlatte zu kleben und vorher eine<br />

Öffnung auszufräsen, die in etwa dem Durchmesser eines Reagenzglases entspricht.<br />

Dies war leider nicht von Erfolg gekrönt, da diese Öffnung sich nicht selbst an die<br />

Konturen des Reagenzglases anpasste und daher eine hohe Präzision erforderlich<br />

machte. Diese war folglich zu klein oder zu groß und ließ dem Reagenzglas zu viel<br />

Spielraum.<br />

- 44 -


1 * # 4 + -.<br />

Nach langer Arbeit durften wir erkennen, wie instabil eigentlich solche Reagenzgläser sind.<br />

Die von uns verwendeten waren zwar hitzebeständig, aber gegen relativ leichte Schläge und<br />

schon auf kleine Kraftaufwendung seitens der Erbauer sehr empfindlich. So gingen viele zu<br />

Bruch. Dies ist nicht nur sehr lästig, sondern auch auf die Dauer kostspielig. Achtung: Nach<br />

gründlichem Studium ist festzustellen, dass Reagenzgläser sehr heiß werden können, wenn sie<br />

zuvor mit einem Bunsenbrenner über längere Zeit hinweg erhitzt wurden. Auch die sich darin<br />

befindlichen Murmeln sind von dieser Regel nicht ausgeschlossen. Also Vorsicht beim<br />

Aufheben von diesen, wenn sie beim Öffnen des Reagenzglases einmal das Weite suchen.<br />

Probleme:<br />

1) Wie schon unter 6.4.1 beschrieben, versuchten wir anstatt der Wäscheklammer, die<br />

einen sehr hohen Druck auf die Gläser ausübte und diese auch zu Bruch gehen ließ,<br />

diese in einer Öffnung zwischen der Holzlatte und einem darauf angebrachten<br />

Holzstück zu befestigen. War die Öffnung zu klein, ging beim Einführen mit erhöhter<br />

Kraft auch das Reagenzglas kaputt.<br />

2) Wurde so ein Reagenzglas mit der Zeit, nach mehrmaligen Probeläufen, zu heiß,<br />

musste es abkühlen, da sonst nicht genügend Temperaturunterschied zwischen dem<br />

beheizten und dem anderen Ende bestand. Natürlich kann man hier nicht ewig warten,<br />

also beschlossen wir, das Ganze zu beschleunigen und tauchten das heiße Reagenzglas<br />

in kälteres Wasser. Die Gläser haben diese Prozedur gar nicht so gut vertragen und<br />

zersprangen in viele Teile.<br />

3) Die Murmeln in dem Reagenzglas waren ständig in Bewegung. Das bedeutet, sie<br />

rollen vom einen Ende ans andere, stoßen dort kräftig an und rollen danach zurück.<br />

Erstens bedeutet das, dass sie zu abrupt abgebremst werden und der Motor sie aus<br />

eigener Kraft wieder zurückbefördern muss. Zum Zweiten bedeutet dies auch eine<br />

sehr hohe Kraftausübung auf den Boden des Reagenzglases welches, nach einiger Zeit<br />

brüchig wird. Dadurch kann es passieren, dass der Boden abfällt.<br />

4) Einfach ist es auch nicht den Pfropfen in der richtigen Größe zu finden um das<br />

Reagenzglas luftdicht zu verschließen. Viel Kraftaufwand darf nicht nötig sein um<br />

damit das Glas zu verschließen.<br />

5) Die Murmeln müssen den richtigen Durchmesser haben und sich eine genaue Anzahl<br />

an Murmeln im Reagenzglas befinden. Sie sollten von Natur aus schon eine möglichst<br />

runde Form haben und sich unter Hitzeeinwirkung weder verformen noch zerbrechen.<br />

- 45 -


Lösungsvorschläge:<br />

1) Anfangs versuchten wir den Spielraum, falls die Öffnung zu groß geraten war, mit<br />

etwas Gummi von Luftballon zu verkleinern, das klappte nicht so ganz, weil das<br />

Einführen des Reagenzglases zu viel Kraft erforderte, die wir auf Selbiges nicht<br />

ausüben konnten. Wir verwendeten danach doch die Wäscheklammern weiter.<br />

2) Langsam abkühlen lassen oder erst gar nicht zu stark aufheizen lassen. Den<br />

Abkühlvorgang vielleicht mit ein bisschen frischem Wind beschleunigen, jedoch nicht<br />

in kaltes Wasser tauchen.<br />

3) Anfangs behalfen wir uns mit Glaswolle, um die Stöße der Kugeln zu absorbieren.<br />

Diese war aber nicht sehr hitzebeständig, brannte sich daher in das Glas am Boden ein,<br />

wurde sehr hart, verlor dadurch die stoßabsorbierende Wirkung und wurde mit der<br />

Zeit immer weniger. Abhilfe brachte ein kleiner Knäuel Stahlwolle. Diese ist sehr<br />

hitzebeständig und vermag auch die Kugeln beim Auftreffen in die Gegenrichtung<br />

abzufedern. Auch sollte nie versucht werden, Stahlwolle oder Glaswolle in ein<br />

Reagenzglas zu stopfen und mit Hilfe durch Schütteln von Murmeln im Glas, diese am<br />

Boden in Form zu bringen. Das kostet ein neues Reagenzglas, da die beiden<br />

Materialien auch keine Wunder bewirken beim Absorbieren von Stößen.<br />

4) Entweder kann man einen weicheren Pfropfen verwenden oder mit geeigneten<br />

Dichtmittel die Ränder abschließen. Wir haben genau den Richtigen gefunden.<br />

5) Hier hilft das Sprichwort: „Probieren geht über Studieren“. Von der Menge her, haben<br />

sich zwei oder drei Kugeln bewährt. Am einfachsten ist jedoch in das nächste<br />

Spielwarengeschäft zu gehen, ein paar Murmeln zu erstehen und selbst zu probieren.<br />

1 * 2 4 + -.<br />

Ist der Luftballon und der Schlauch als Verbindung zum Arbeitskolben undicht, ist guter Rat<br />

oft teuer. Eine der Hauptbeschäftigungen auf der Fehlersuche war, andauernd die Dichtheit<br />

des Systems zu überprüfen. Am einfachsten lässt sich die Dichtheit des Luftballons<br />

feststellen, indem man ihn in ein Wasserbad taucht und am Ende des Schlauches etwas Luft<br />

hineinpustet. Sieht man Bläschen aufsteigen, hat man den Übeltäter gefunden. Dann heißt es<br />

aber, das Loch zu flicken, was oft nicht sehr einfach ist.<br />

Probleme:<br />

1) Da die Teile eines richtigen Luftballons, wenn man sie ausschneidet, schon eine<br />

spezifische, gebogene Form besitzen, ist es oft schwierig das endgültige Volumen des<br />

fertigen Luftballons abzuschätzen. Weiters ist es nicht einmal so einfach solche relativ<br />

kleinen, filigranen Teile mit einer sauberen Kante mit der Heißkleberpistole zu kleben.<br />

2) Wie mir vor kurzem bekannt wurde, ist unser <strong>Stirlingmotor</strong> leider wieder undicht. Ich<br />

tippe stark auf den Luftballon. Das bedeutet, dass der Luftballon auf kurz oder lang<br />

spröde wird und dadurch die Dichtheit verliert.<br />

- 46 -


3) Hat der Luftballon nun doch seine Dichtheit verloren, klebt man am besten die<br />

undichte Stelle zu. Dies bewirkt aber oft, dass der Luftballon danach zu „überladen“<br />

wirkt und seine Elastizität, sowie seine Hubkraft verliert, da diese nicht mehr richtig<br />

nach oben wirken kann.<br />

4) Da der Schlauch anfangs zu unbeweglich und zu schwer war, war es dem Reagenzglas<br />

nicht so einfach möglich seine Position zu ändern. Auch die Verbindung vom<br />

Schlauch zum Luftballon ist sehr empfindlich.<br />

Lösungsvorschläge:<br />

1) Unser Hub-Luftballon bestand aus den relativ geraden Teilen der Mundöffnung eines<br />

Luftballons. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ich empfehle, den Luftballon<br />

ein wenig kleiner zu halten, vor allem die Auflagefläche, da der Hub schon bei diesen<br />

erstaunlich groß ist. Beim Kleben ist auf jeden Fall eine ruhige Hand und Geduld<br />

gefragt.<br />

2) Hier könnte Silikonspray helfen, wie man es bei Türgummis bei Autos verwendet.<br />

Getestet habe ich das aber bis jetzt noch nicht.<br />

3) Öfter ist es besser einen Teil des Heißklebers auf der undichten Kante zu entfernen<br />

und gleich neu zu kleben. Vorsicht sei beim Kleben auch hier geboten: Heißkleber ist<br />

unangenehm, wenn er im heißen Zustand auf die Finger kommt. Auch die Spitze der<br />

Klebepistole wird sehr heiß. Dies kann nicht nur zu Verbrennungen an den Fingern,<br />

sondern auch zu Verletzungen am Gummi des Luftballons führen. Also den Luftballon<br />

niemals mit der Spitze berühren.<br />

4) Es empfiehlt sich, einen möglichst beweglichen Schlauch zu verwenden. Die Stelle wo<br />

der Schlauch mit dem Luftballon verbunden wird, sollte ganz sorgfältig geklebt<br />

werden. Bei zu viel Heißkleber am Luftballon könnte jedoch die Schlauchöffnung<br />

verklebt werden.<br />

- 47 -


1 1<br />

Meine und unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass es kein optimales, narrensicheres Rezept<br />

für eine gelungene Feineinstellung gibt. Schon der Begriff „Feineinstellung“ indiziert dies.<br />

Trotzdem sind einige Details sehr beachtenswert, die es durchaus erleichtern den Motor in<br />

Betrieb zu nehmen.<br />

• Die Ausgangsposition muss, wie schon oben beschrieben, so aussehen, dass das<br />

Reagenzglas auf die Seite des Arbeitskolbens geneigt ist.<br />

• Nach einigen Versuchen sollte dem Motor wieder Zeit gegeben werden um abkühlen<br />

zu können. Es hilft nicht, einfach nur auf einer noch höheren Stufe zu heizen.<br />

• Es ist auch möglich, dass entweder zu viel oder zu wenig Luft im System ist. Das<br />

kommt vor, wenn man den Pfropfen vom Reagenzglas löst, während das System sehr<br />

heiß ist, es danach wieder verschließt und es abkühlen lässt. Der umgekehrte Weg ist<br />

auch denkbar.<br />

• Hilfreich kann es auch sein, den richtigen Punkt, an dem die Mutter auf der Schraube<br />

sitzt, zu markieren, um dagegen gewappnet zu sein, dass sich der Motor verstellt oder<br />

verstellt wird.<br />

• Die Stelle, an der das Reagenzglas mit Hilfe der Wäscheklammer befestigt wird, sollte<br />

selbst herausgefunden werden. Es sollten auf jeden Fall beide Feineinstellungen<br />

benutzt werden, die zuletzt angesprochene und jene über die Schraube und Mutter. Zu<br />

beachten gilt es auch, dass beide Einstellmöglichkeiten aufeinander einen relativ<br />

hohen Einfluss haben.<br />

• Die Länge des Schlauches spielt auch eine Rolle bei der Feineinstellung. Ca. 50-60cm<br />

sollten die richtige Länge sein.<br />

Eine kleine Warnung an dieser Stelle, die sich schon vielfach bewährt hat. Vor allem für<br />

mich, wenn ich wieder einmal vorhabe oder vorgehabt habe, in meiner Freizeit an meinem<br />

Computer zu basteln:<br />

Never change a running system. – Verändern Sie nie ein funktionierendes System.<br />

- 48 -


6 /<br />

Alt, Franz (31. Juli 2003). Umweltjournal: Österreichs Umweltminister Pröll:<br />

Biomasse statt Atom. http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_politik/5101.php ,<br />

02.01.2004<br />

Anonymus (?). Industrielle Revolution. In: Microsoft® Encarta® Online-<br />

Enzyklopädie 2004.<br />

http://de.encarta.msn.com/encyclopedia_761577952/ Industrielle_Revolution.html ,<br />

07.01.2004<br />

Anonymus (?). Dampfmaschine, 2 Geschichte. In: Microsoft® Encarta® 2003<br />

Anonymus (?). Turbine, 4 Dampfturbine. In: Microsoft® Encarta® 2003<br />

Anonymus (?). Gasturbine. In: Microsoft® Encarta® 2003<br />

Anonymus (1998/2000). AEE – <strong>Stirlingmotor</strong> - 2. Der Prozess.<br />

http://www.aee.at/verz/artikel/stirl01.html , 17:20 06.01.2004<br />

Anonymus (?). Wikipedia – <strong>Stirlingmotor</strong>. http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Stirlingmotor</strong> ,<br />

17:40 06.01.2004<br />

Anonymus (?). Solo Stirling BHKW mit niedrigen Emmissionen. Seite 9<br />

http://www.minibhkw.de/Tagung_MiniBHKW/Vortrag_Solo.pdf , 24.01.2004<br />

Anonymus (1993). Umweltlexikon: Fossile Brennstoffe. http://www.umweltlexikononline.de/fp/archiv/RUBenergie/FossileBrennstoffe.php<br />

, 05.12.2003<br />

Anonymus (1993). Umweltlexikon: Treibhauseffekt. http://www.umweltlexikononline.de/fp/archiv/RUBluft/Treibhauseffekt.php<br />

, 05.12.2003<br />

Anonymus (1993). Umweltlexikon: Kohlendioxid-Problem.<br />

http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBluft/KohlendioxidProblem.php ,<br />

05.12.2003<br />

Anonymus (?). Umweltlexikon: Kohlendioxid. http://www.umweltlexikononline.de/fp/archiv/RUBluft/Kohlendioxid.php<br />

, 02.01.2004<br />

Anonymus (1993). Umweltlexikon: Biomasse. http://www.umweltlexikononline.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/Biomasse.php<br />

, 02.01.2004<br />

Anonymus (2000). Stirling-Motoren für die Kraft-Wärme-Kopplung.<br />

http://www.bhkw-info.de/spezielle_themen/stirling-motor.HTML , 02.01.2004<br />

- 49 -


Anonymus (1993). Umweltlexikon: Nachwachsende Rohstoffe.<br />

http://www.umweltlexikononline.de/fp/archiv/RUBlandwirtsrohstoffe/NachwachsendeRohstoffe.php<br />

,<br />

02.01.2004<br />

Anonymus (?). Österreichischer Biomasse-Verband.<br />

http://www.biomasseverband.at/default.htm , 02.01.2004<br />

Anonymus (?). Feste Biomasse – Technologie Portrait (Kapitel 9).<br />

http://www.energytech.at/(de)/biomasse/portrait_kapitel-9.html , 04.01.2004<br />

Anonymus (?) Spiegel Online (Oktober 2003). Fossile Brennstoffe: 23 Tonnen<br />

Pflanzen für einen Liter Sprit.<br />

http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,271540,00.html , 04.01.2004<br />

ANONYMUS (2001) Origins Of The Stirling Heat Machine -<br />

http://www.stirlinghotairengine.com/history.htm , 18.02.2004<br />

Hochstein, Jacqui (2000). Der Stirling_Motor – Funktion.<br />

http://www.jhk1.de/motor/stirling_e.htm 13.01.2004<br />

Kirchhoff, Jan u.a. (?). Referat zum <strong>Stirlingmotor</strong>.<br />

http://jan.kirchhoff-consulting.com/schule/physik/stirling/ , 13.01.2004<br />

Krug, Klaus (?). Die Dampfmaschine. Der Motor der industriellen Revolution.<br />

http://opus.fh-merseburg.de/opus/volltexte/2003/52/pdf/Schutz-RV1-Krug-Beitrag-<br />

06.pdf , 07.01.2004<br />

Schmidt, Hermann (2002). Die Geschichte der Heißluftmotoren - Seite 4.<br />

www.stirlingmotor.com Geschichte_HL.pdf, 07.01.2004<br />

Schmidt, Hermann (?). Hat der <strong>Stirlingmotor</strong> eine Zukunft?.<br />

http://www.abclist.net/raristir/down/Stirling_zukunft_11_03.pdf , 04.01.2004<br />

Sexl, Raab, Streeruwitz (1990) Physik 2.<br />

ÖBV & HPT<br />

Steinborn, Friedhelm (?) Stirling Motor – Stand und Perspektiven.<br />

http://www.bhkw-info.de/Stirling/Stirling.pdf , 13.01.2004<br />

Viebach, Dieter (1998): Der <strong>Stirlingmotor</strong>. Einfach erklärt und leicht gebaut Auflage:<br />

1. Auflage 1998 Staufen bei Freiburg: ökobuch<br />

Wesinger, Walter (1998) Basisinfo zu <strong>Stirlingmotor</strong>en – <strong>Stirlingmotor</strong>en.<br />

http://theorie.physik.uni-wuerzburg.de/~kinzel/statphys/stirling.pdf , 13.01.2004<br />

- 50 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!