Verurteilt zum Tode durch Erschießen
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<strong>Verurteilt</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong><br />
Opfer des Stalinismus aus Sachsen-Anhalt,<br />
1950 - 1953<br />
Jörg Rudolph, Frank Drauschke und<br />
Alexander Sachse
Die Grundlage dieses Bandes zu Sachsen-Anhalt bilden die Ergebnisse der<br />
Recherchen des gemeinsamen Forschungsprojektes von Memorial International<br />
Moskau, der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin<br />
und Facts & Files – Historisches Forschungsinstitut Berlin, die im Jahr<br />
2005 unter folgendem Titel veröffentlicht wurden:<br />
Arsenij Roginskij, Jörg Rudolph, Frank Drauschke und Anne Kaminsky<br />
(Hrsg.): „Erschossen in Moskau ...“ Die deutschen Opfer des Stalinismus<br />
auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953, Berlin 2005.<br />
Diese Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des Landesbeauftragten<br />
für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen<br />
DDR, Sachsen-Anhalt dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autoren<br />
die Verantwortung.<br />
Landesbeauftragter für die Unterlagen des<br />
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR<br />
in Sachsen-Anhalt<br />
Klewitzstraße 4<br />
39112 Magdeburg<br />
2006<br />
Layout und Druck: Garloff Media GmbH<br />
ISBN-10: ................................<br />
ISBN-13: ..............................
Inhalt<br />
Seite<br />
Vorwort 5<br />
<strong>Tode</strong>surteile <strong>durch</strong> Sowjetische Militärtribunale in der DDR 7<br />
Biografien der Opfer aus Sachsen-Anhalt 86<br />
Auszug aus dem Artikel 58 des Strafgesetzbuches der Russischen<br />
Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) vom<br />
22. November 1926 114<br />
Literatur und Abkürzungsverzeichnis 116<br />
Kontaktadressen 118
Vorwort<br />
Als die Gruppe Ulbricht am 30. April 1945 in Bruchmühle bei Berlin im<br />
Stab des sowjetischen Generals Schukow eintraf, um die „Sowjetisierung“<br />
der Sowjetischen Besatzungszone vorzubereiten, hatte die Rote Armee<br />
den Osten des Deutschen Reiches bis zur topografischen Grenzlinie „Elbe“<br />
fast vollständig besetzt.<br />
Auf ihrem Weg an die Elbe folgten der Roten Armee die Sicherheitstruppen<br />
des NKWD (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten). Als<br />
politische Polizei hatten diese streng militärisch organisierten Einheiten<br />
die Aufgabe, die Zivilverwaltung in den sowjetisch besetzten Gebieten<br />
nach sowjetischem Vorbild aufzubauen. Die Hauptaufgabe bestand in der<br />
„Säuberung“ der Bevölkerung von angeblichen und wirklichen „nazistischen<br />
Elementen“ sowie von Gegnern des neuen Systems.<br />
In einer ersten „Säuberungswelle“ von 1945 bis 1950 wurden wirkliche<br />
und vermeintliche ehemalige kleine Nazis in Internierungslagern<br />
dem Verhungern preisgegeben. Dazu kamen schnell diejenigen, die sich<br />
den Aufbau der neuen Gesellschaft anders vorgestellt hatten, bis hin zu<br />
denjenigen, die als vermeintliche Spione und Werwölfe dem Verfolgungswahn<br />
Stalins <strong>zum</strong> Opfer fielen.<br />
Mit Gründung der DDR im Herbst 1949 war der Aufbau eines deutschen<br />
„Staatssicherheitsdienstes“ soweit gediehen, dass sich die sowjetische<br />
Besatzungsmacht nicht mehr mit der Kleinarbeit beim Aufspüren<br />
von widerständigen oder anders auffälligen Bürgern der DDR abgeben<br />
musste. Dank des im Februar 1950 gegründeten Ministeriums für Staatssicherheit<br />
(MfS) hatte der von NKWD in MGB (russische Abkürzung von<br />
MfS) umbenannte sowjetische Geheimdienst nun einen Verbündeten, der<br />
viel weiter in die Wurzeln der Gesellschaft hineinwirken konnte.<br />
Diese Helferfunktion übte das MfS mit großer Gründlichkeit aus. Nach<br />
den Maßstäben der stalinistischen „Säuberung“ des Volkes von „feindlichen<br />
Elementen“ kam es zu willkürlichen Verhaftungen und je nach<br />
„Schwere“ der „Vergehen gegen das Besatzungsregime und konterrevolutionären<br />
Verbrechen“ zu Überstellungen an den MGB zur weiteren Aburteilung<br />
<strong>durch</strong> Sowjetische Militärtribunale (SMT). Diese verurteilten jene<br />
Bürger unter Missachtung der inzwischen erlangten staatlichen Souveränität<br />
der DDR nach Paragraphen des sowjetrussischen Strafgesetzbuches,<br />
verschleppten sie in die Sowjetunion und ließen sie dort je nach<br />
„Schwere“ des Vergehens gegen Gesetze der Sowjetunion hinrichten oder<br />
in Zwangsarbeitslagern arbeiten.<br />
5
Das hier vorliegende kleine Kompendium zeigt anhand vieler Biografien<br />
von Bürgern aus dem damaligen Sachsen-Anhalt, wie nach Verhaftung<br />
<strong>durch</strong> das MfS die Aburteilung <strong>durch</strong> die sowjetischen Militärtribunale<br />
und der Vollzug der <strong>Tode</strong>sstrafe in der Sowjetunion erfolgte. Gleichzeitig<br />
werden die Gründe für die Verhaftung und die Verurteilung <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong>,<br />
die Verschleppung in die Sowjetunion und der Hergang von Hinrichtung<br />
und heimlichem Verscharren der Asche nachgewiesen. Schließlich wird<br />
auch die perfide Vertuschung <strong>durch</strong> den Staatssicherheitsdienst und die<br />
Behörden der DDR beschrieben.<br />
Die Broschüre dokumentiert in einer erschütternden Art und Weise die<br />
Kontinuität des staatlichen Terrors in der DDR, der sich mit dem Verschweigen<br />
der beschriebenen Menschenrechtsverletzungen bis <strong>zum</strong> Ende<br />
der DDR fortsetzte.<br />
Sie dokumentiert damit auch, dass das stalinistische System angefangen<br />
vom Politbüro bis hin <strong>zum</strong> Parteisekretär bis <strong>zum</strong> Ende der SED-Diktatur<br />
aufrechterhalten wurde, ohne dass in vierzig Jahren jemals die hier geschilderte<br />
Praxis von Verhaftungen und Verurteilungen in Frage gestellt<br />
worden wäre.<br />
Ich wünsche der gut recherchierten und übersichtlich zusammengestellten<br />
Broschüre, dass sie ein wichtiger Bestandteil beim Bewahren unserer<br />
Demokratie wird und das Entstehen jedweder Diktatur-Elemente<br />
in der Zukunft verhindern hilft. Insbesondere wünsche ich mir, dass das<br />
hier beschriebene Wissen jeder heranwachsenden Generation wieder neu<br />
vermittelt und in die Schulbildung eingebunden wird.<br />
Gerhard Ruden Magdeburg, November 2006<br />
Landesbeauftragter<br />
6
<strong>Tode</strong>surteile<br />
<strong>durch</strong> Sowjetische Militärtribunale<br />
in Sachsen-Anhalt<br />
„Als wir aber dann <strong>durch</strong> Klopfzeichen von Zelle zu Zelle in Erfahrung<br />
bringen, dass der und der zu 25 Jahren, oder aber <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong>,<br />
oder zu 2 und 3 mal 25 Jahren vor dem Militärtribunal im Gefängnis<br />
verurteilt worden sei, da wird es verflucht ernst. ...“<br />
Abschied ohne Wiederkehr<br />
Erinnerung eines unbekannten Heimkehrers<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München, Lagerarchiv)<br />
Am 16. November 1950 erscheint im Haus des Mathematikers Dr. Helmut<br />
Sonnenschein in Naumburg/Saale ein Mann, der sich als Mitarbeiter des<br />
Wohnungsamts der Stadt vorstellt. Es sollen neuerliche Einquartierungen<br />
vorgenommen werden, jedoch ist die Aufnahme weiterer Bewohner im<br />
Haus aus Platzgründen gar nicht mehr möglich. Dr. Sonnenschein protestiert<br />
gegen diese Entscheidung, worauf ihn der Mann vom Wohnungsamt<br />
auffordert, ihm „zur Klärung des Sachverhalts“ aufs Amt zu folgen. Doch<br />
dort kommt Dr. Sonnenschein nie an. Seine hochschwangere Frau Hildegard<br />
und seine zwei Kinder bleiben ohne jede Nachricht zurück und werden<br />
ihn nie wieder sehen. Ein „Greifkommando“ des DDR-Geheimdienstes<br />
nimmt ihn, vermutlich noch vor dem Haus der Familie, fest und überstellt<br />
ihn an den sowjetischen Geheimdienst MGB.<br />
7
Dr. Helmut und Hildegard Sonnenschein in Berlin, um 1949 (Quelle: Privat)<br />
Helmut Sonnenschein, Sohn eines Landmaschinenfabrikanten, 1906 in<br />
Leipzig geboren, studierte von 1925 bis 1934 an der Leipziger Universität<br />
Mathematik, Physik und Astronomie und promovierte 1935 an der<br />
mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen<br />
Fakultät. Seine spätere Frau lernte er ebenfalls hier kennen. Als Nationalkonservativem<br />
blieb ihm im Dritten Reich eine erfolgreiche akademische<br />
Laufbahn verwehrt, unter anderem auch, weil er sich in der Dissertationsschrift<br />
bei seinen seit 1933 als Juden verfemten akademischen Lehrern<br />
Léon Lichtenstein und Friedrich Levi aufrichtig bedankte. Lichtenstein,<br />
dem Sonnenschein freundschaftlich verbunden war, starb im August 1933<br />
unter nicht geklärten Umständen, Levi gelang die Flucht nach Indien.<br />
Sonnenschein wurde 1936 als Regierungsbaurat beim Heereswaffenamt<br />
der Wehrmacht angestellt und trat 1938 als nominelles Mitglied der<br />
NSDAP bei. Als Mathematiker war Dr. Sonnenschein an der Lösung ballistischer<br />
Probleme im Rahmen von geheimen Entwicklungen des Heeres<br />
beteiligt. Er wurde als Versuchsdienstleiter auf dem Schießplatz Hillersleben<br />
eingesetzt. Anschließend diente Dr. Sonnenschein drei Jahre lang<br />
8
als Batteriekommandeur an der Front, übernahm einen Lehrauftrag an<br />
einer Unteroffiziersschule und hatte ab 1944 als kommandierender Oberleutnant<br />
einer V-Waffen-Batterie mit der legendären „Wunderwaffe“ zu<br />
tun, die den Ausgang des Krieges zugunsten des Dritten Reiches hätte<br />
entscheiden sollen. Bei Kriegsende geriet Sonnenschein in amerikanische<br />
Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde.<br />
Nach verschiedenen Bewerbungen fand Dr. Sonnenschein Ende September<br />
1947 eine Anstellung im geheimen Wissenschaftlich-Technischen<br />
Büro „Geräte“ des sowjetischen Luftfahrtministeriums bei der SMAD in<br />
Berlin-Karlshorst, Gregoroviusweg 12. Weder seine Vergangenheit als<br />
Heeresoffizier noch die amerikanische Kriegsgefangenschaft oder seine<br />
NSDAP-Mitgliedschaft stellten für die Besatzungsmacht ein Einstellungshindernis<br />
dar.<br />
Bis zur Liquidation des Geheimbetriebes im März 1948 führten hier<br />
deutsche Spezialisten unter Anleitung sowjetischer Offiziere für die Rote<br />
Armee Entwicklungen aus requirierten Rüstungsfirmen des Reiches in<br />
den Bereichen Luft- und Raumfahrttechnik fort. Sonnenschein, stellvertretender<br />
Leiter des Büros „Geräte“, wickelte ab Anfang 1948 die Einrichtung<br />
personell ab. Durch seinen Einsatz gelangten viele ehemalige Kollegen<br />
und Mitarbeiterinnen zu neuen Anstellungen in der Industrie oder in<br />
einer der vielen Verwaltungen der vier Besatzungszonen. Anders als sein<br />
ehemaliger Chef oder andere Mitarbeiter wechselte Sonnenschein aber<br />
nicht zu den westlichen Alliierten. Nach einer kurzen Arbeitsphase im<br />
„Sowjetischen Ingenieur-Büro Nr. 2“ in Berlin-Niederschönhausen und in<br />
den Leunawerken fand er eine Anstellung als Physiker und Versuchsingenieur<br />
bei der Agfa Filmfabrik Wolfen – als SAG Photoplenka seit 1945 unter<br />
sowjetischer Verwaltung – wo er bis zu seiner Verhaftung tätig war.<br />
Reisebescheinigung vom Wissenschaftlich-Technischen Büro „Geräte“ für Dr. Helmut<br />
Sonnenschein vom 25. September 1947<br />
(Quelle: Privat)<br />
9
Jahrzehntelang erhielt Hildegard Sonnenschein auf vielfache Vermisstenanzeigen,<br />
Anfragen und Gesuche bei den verschiedensten Behörden<br />
– so beispielsweise beim Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, und dem<br />
Minister für Staatssicherheit Wilhelm Zaisser – <strong>zum</strong> Verbleib ihres Ehemanns<br />
abgesehen von vertröstenden Zwischennachrichten keinerlei Antwort.<br />
Auskünfte ehemaliger Häftlinge beim Suchdienst vom DRK nährten<br />
über lange Jahre in der Familie die Hoffnung, Sonnenschein könnte als<br />
Spezialist in einem der sogenannten „Schweigelager“ im Fernen Osten<br />
der UdSSR die Haftjahre überleben. Nach ihrer Rückkehr aus sowjetischen<br />
Straflagern 1955 berichteten Heimkehrer, dass der Häftling Sonnenschein<br />
im sogenannten „U-Boot“, dem berüchtigten MGB-Gefängnis<br />
Berlin-Hohenschönhausen, gefoltert worden war. Sie berichteten auch<br />
vom Militärstrafverfahren des MGB gegen ihn im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis<br />
Berlin-Lichtenberg, oder bezeugten, dass man Dr. Sonnenschein<br />
in verschiedenen Lagern der UdSSR gesehen habe. Nach langem<br />
Schweigen erteilte das Exekutivkomitee der Allianz der sowjetischen<br />
Gesellschaften vom Roten Kreuz und Roten Halbmond Moskau (RKM)<br />
dem DRK-Suchdienst München auf seine Anfrage vom August 1978 hin<br />
ebenfalls eine negative Nachricht über den Verbleib des Mathematikers.<br />
Eine amtliche <strong>Tode</strong>snachricht aus der UdSSR ging bis zur politischen<br />
Wende in Osteuropa bei der Familie Sonnenschein nicht ein. Erst im April<br />
1990, nach dem Einschalten des Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl und<br />
nach Petitionen an den Generalsekretär des ZK der KPdSU Michael S. Gorbatschow,<br />
erfuhr Frau Sonnenschein, dass ihr Mann als „Spion des US-<br />
Geheimdienstes“ vom Sowjetischen Militärtribunal Nr. 48240, damals<br />
das höchste Militärgericht der Besatzungsmacht in der DDR, am 26.<br />
April 1951 wegen angeblicher „Spionage für den britischen und amerikanischen<br />
Geheimdienst“ nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der russischen<br />
Sowjetrepublik <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong> verurteilt worden war.<br />
In den umfangreichen MfS-Unterlagen entdeckte die Familie nach der<br />
politischen Wende den Denunziationsbrief eines vermeintlichen Freundes<br />
an Minister Zaisser vom Juli 1950, der mutmaßlich zur Verhaftung von<br />
Dr. Helmut Sonnenschein geführt hatte.<br />
10
Auch wenn im Jahr 2006 längst noch nicht alle Fragen <strong>zum</strong> Schicksal<br />
von Dr. Sonnenschein beantwortet werden können, gelang es den Autoren<br />
des Bandes „Erschossen in Moskau ...“ 1 <strong>durch</strong> umfangreiche Recherchen<br />
in den letzten beiden Jahren neue Informationen <strong>zum</strong> Fall des Mathematikers<br />
zu ermitteln: So lehnte das Präsidium des Obersten Sowjets<br />
das Gnadengesuch des Mathematikers im Protokoll vom 30. Juni 1951 ab.<br />
Die Hauskommandantur des Sowjetischen Geheimdienstes (MGB) vollstreckte<br />
das <strong>Tode</strong>surteil wenige Tage später, am 4. Juli 1951, im Moskauer<br />
Gefängnis Butyrka. Das MGB-Kommando erschoss in derselben Nacht mit<br />
ihm zusammen weitere neun Männer und eine Frau aus Deutschland. Am<br />
22. März 1994 rehabilitierte die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen<br />
Förderation Dr. Helmut Sonnenschein.<br />
Wie schwierig die Recherchen für das Erinnerungsbuch waren, lässt<br />
sich angesichts der Tatsachen ermessen, dass eine Reihe von Nachrichten<br />
<strong>durch</strong> den Geheimdienst systematisch gefälscht wurden und viele Akten<br />
noch immer als geheim eingestuft werden und damit den Familien und<br />
Forschern verschlossen bleiben.<br />
Im vereinten Deutschland hatte man bis Ende der 1990er Jahre nur<br />
geringe Kenntnisse über die <strong>Tode</strong>surteile der sowjetischen Militärjustiz<br />
in der SBZ/DDR. Nach einer Aktennotiz der Rechtsschutzstelle der Bundesrepublik<br />
vom September 1959 sei im Jahre 1951 „kein <strong>Tode</strong>surteil,<br />
das ausgesprochen wurde, vollstreckt“ worden. Wie neueste Forschungen<br />
belegen, war dies eine klare Fehleinschätzung. Allein im Jahr 1951 vollstreckte<br />
das MGB in den Kellern des Butyrka-Gefängnisses 441 <strong>Tode</strong>surteile<br />
gegen deutsche Staatsbürger aus Ost- und Westdeutschland. Insgesamt<br />
wurden zwischen April 1950 und Dezember 1953 923 Deutsche<br />
in Moskau hingerichtet, vier der <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>Verurteilt</strong>en starben kurz vor<br />
ihrer Hinrichtung. Ihre Leichname wurden verbrannt und ihre Asche fand<br />
auf dem Moskauer Friedhof Donskoje die letzte Ruhestätte. Nach Angaben<br />
der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial International<br />
Moskau wurden in dieser Zeit insgesamt 1.438 Menschen in Moskau erschossen<br />
- zwei Drittel von ihnen waren Deutsche.<br />
Im Folgenden sollen die Hintergründe des Schicksals dieser fast 1.000<br />
Menschen dargestellt werden.<br />
1 Die Grundlage dieser Publikation für Sachsen-Anhalt bilden die Ergebnisse der Recherchen<br />
des gemeinsamen Forschungsprojektes von Memorial International Moskau, der Stiftung<br />
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin und Facts & Files – Historisches Forschungsinstitut<br />
Berlin, die im Jahr 2005 unter dem Titel: „Erschossen in Moskau ...“. Die deutschen<br />
Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953, herausgegeben<br />
von Arsenij Roginskij, Jörg Rudolph, Frank Drauschke und Anne Kaminsky, Berlin 2005 veröffentlicht<br />
wurden.<br />
11
Widerstand in der DDR –<br />
Ursachen, Organisation und Wirkung<br />
Am Ende des Zweiten Weltkriegs teilten die vier alliierten Siegermächte<br />
– Frankreich, Großbritannien, UdSSR und USA – Deutschland und Berlin<br />
in Besatzungszonen auf, wie in den Konferenzen von Jalta, Potsdam und<br />
London vereinbart. Amerikanische Truppen zogen sich Anfang Juli 1945<br />
aus den während der Kampfhandlungen besetzten Gebieten in Thüringen,<br />
Sachsen und Mecklenburg sowie der Provinz Sachsen und Anhalt hinter<br />
die zuvor vereinbarte Demarkationslinie zurück. Zwischen dem 2. und<br />
4. Juli 1945 marschierte die Rote Armee in die von den US-Streitkräften<br />
geräumten Gebiete des späteren Landes Sachsen-Anhalt ein. Die deutsche<br />
Bevölkerung war von nun an mit dem Besatzungsregime sowjetischer<br />
Prägung konfrontiert.<br />
Bereits 1946 zerfiel die Allianz der Sieger, der Kalte Krieg begann. Die<br />
Sowjetunion und die USA stritten von nun an um die Vorherrschaft in<br />
der Welt. Das besetzte Deutschland wurde, geteilt <strong>durch</strong> den „Eisernen<br />
Vorhang“, <strong>zum</strong> Schauplatz der Auseinandersetzungen zwischen beiden<br />
Gesellschaftssystemen und damit auch <strong>zum</strong> Schlachtfeld verfeindeter<br />
Geheimdienste. Während die drei Westmächte die Gründung der Bundesrepublik<br />
Deutschland <strong>zum</strong> 23. Mai 1949 betrieben, entstand unter<br />
sowjetischer Regie in Ostdeutschland am 7. Oktober 1949 die Deutsche<br />
Demokratische Republik (DDR), in der die Sozialistische Einheitspartei<br />
Deutschlands (SED) unter Walter Ulbricht den Führungsanspruch der<br />
kommunistischen Bewegung mit allen Mitteln <strong>durch</strong>setzte.<br />
Der von der Besatzungsmacht eingeleitete und von der SED <strong>durch</strong>gesetzte<br />
Kurs gesellschaftlicher Veränderungen griff tief in die traditionellen<br />
Eigentumsstrukturen der Bevölkerung ein. Verloren Hersteller von<br />
Rüstungsgütern ihre Firmen bereits in den Jahren 1945/1946, kam es<br />
in den Folgejahren zu einer breiten Enteignung von Unternehmern aller<br />
Branchen. Im Rahmen einer Bodenreform enteignete die SBZ seit dem<br />
Sommer 1945 Landwirte, die über Nutzflächen von mehr als 100 ha verfügten.<br />
Mit Hilfe unternehmerfeindlicher Rohstoffbewirtschaftung und Steuerpolitik<br />
richtete das DDR-Regime in den ersten Jahren seiner Macht absichtsvoll<br />
zahllose Kleinunternehmen in Handel und Gewerbe zu Grunde.<br />
Die so enteigneten Geschäfte, Gaststätten und kleineren Produktionsbetriebe<br />
wurden in die staatliche Handelsorganisation (HO), die Kommunalen<br />
Wirtschaftsbetriebe (KWU) oder in Konsumgenossenschaften eingereiht.<br />
Traditionelle Handelsbeziehungen zwischen ost- und westdeutschen<br />
12
Der Personenkult um Josef Stalin erreichte zu dessen 70. Geburtstag in der DDR einen neuen<br />
Höhepunkt, 1949.<br />
(Quelle: MfS-Museum Berlin-Lichtenberg)<br />
13
Gebieten wurden mittels administrativer Vorgaben unterbrochen.<br />
Der Verlust der Lebensgrundlage, die Vielzahl antidemokratischer Eingriffe<br />
auf politischer Ebene, der eingeleitete Strukturwandel an den Universitäten<br />
und die staatlich sanktionierte Anfeindung kirchlicher Arbeit<br />
ließen unter der Bevölkerung den Unwillen gegen das Regime wachsen,<br />
das sich mit der allgegenwärtigen Präsenz der sowjetischen Besatzungsarmee<br />
und <strong>durch</strong> eine eigene Geheimpolizei die Macht sicherte.<br />
Die von der SED und ihren Massenorganisationen propagierte deutschsowjetische<br />
Freundschaft fand angesichts von Übergriffen <strong>durch</strong> Sowjetsoldaten<br />
auf die Zivilbevölkerung oder des bis dahin ungeklärten Schicksals<br />
deutscher Kriegsgefangener sowie einer Vielzahl politischer Häftlinge in<br />
den „Speziallagern“ wenig Zuspruch in der Bevölkerung. Mitglieder zugelassener<br />
demokratischer Parteien wehrten sich seit Ende der 1940er Jahre<br />
gegen ihre Vereinnahmung <strong>durch</strong> die SED-Politik über die Wahlplattform<br />
„Nationale Front“. Kurzzeitig gewährte politische Freiheiten hatten zu<br />
offenen Niederlagen für die SED geführt: Bei den Gemeindewahlen im<br />
Herbst 1946 war der Herrschaftsanspruch der kommunistischen Partei in<br />
Frage gestellt worden, ihre Kandidaten hatten massive Wahlniederlagen<br />
hinnehmen müssen.<br />
Zudem erwuchs in den westlichen Besatzungszonen ein offenkundig<br />
erfolgreicherer Gegenentwurf <strong>zum</strong> sowjetisch geprägten Wirtschaftssystem<br />
in Ostdeutschland. In Westdeutschland nahmen die Bürger, unter ihnen<br />
eine Vielzahl von Kriegs- und SBZ/DDR-Flüchtlingen, zunehmend am<br />
wirtschaftlichen Erfolg des aufstrebenden Landes teil. Ausgelöst <strong>durch</strong> die<br />
Währungsreform vom 20. Juni 1948, die Integration in den westeuropäischen<br />
Wirtschaftsraum und dank großzügiger Wiederaufbaukredite, vor<br />
allem aus dem Marshall-Plan, gelang in Westdeutschland eine schnelle<br />
Beseitigung der Kriegsschäden sowie eine umfassende Modernisierung<br />
der Wirtschaft.<br />
Wollten Ostdeutsche an diesem Wirtschaftserfolg teilhaben, mussten<br />
sie illegale Wege beschreiten, wofür ihnen drakonische Strafen drohten.<br />
So zwangen unterschiedliche Währungen <strong>zum</strong> illegalen Transfer von<br />
Geldbeträgen. Der Besitz von westlichen Waren über willkürlich festgesetzte<br />
Höchstmengen hinaus galt in der SBZ/DDR als verfolgungswürdiges<br />
„Wirtschaftverbrechen“. Reisen ohne den „Interzonenpass“ 2 in benach-<br />
2 Nur mit einem solchen Pass war die Aus- und Einreise für Ost- und Westdeutsche in<br />
die DDR möglich, erst im September 1953 zog sich die Sowjetische Kontrollkommission<br />
aus dem Genehmigungsverfahren in der DDR zurück. Eine Ausnahme bildete Berlin: In der<br />
Stadt verfügten die Bewohner und Gäste bis <strong>zum</strong> Mauerbau 1961 über die Freizügigkeit<br />
eines kleinen Grenzverkehrs, obgleich schikanöse Kontrollen an Übergangsstellen und im<br />
Bahnverkehr üblich waren.<br />
14
arte Gebiete waren nur als illegale Grenzgänge über eine zunehmend<br />
strenger bewachte Demarkationslinie möglich. An ein auf Dauer geteiltes<br />
Deutschland wollte der Großteil der Bevölkerung damals jedoch nicht<br />
glauben.<br />
All diese äußeren Umstände führten viele Menschen, sofern sie nicht in<br />
den Westen flohen und von hier aus aktiv gegen das SED-Regime wirkten,<br />
in den Kreis von Widerstandsgruppen.<br />
Jugend in Opposition<br />
Eine Vielzahl von Oberschülern, Lehrlingen oder Studenten versuchte<br />
sich der Vereinnahmung <strong>durch</strong> kommunistische Massenorganisationen,<br />
allen voran die Freie Deutsche Jugend (FDJ) unter Erich Honecker, zu entziehen<br />
und vertrat nonkonforme Auffassungen von Freizeitvergnügungen<br />
und politischer Machtbeteiligung. Bemühungen der zugelassenen Parteien<br />
LDP(D) und CDU, aber auch der Kirchen, eigenständige Jugendorganisationen<br />
zu bilden, wurden in der SBZ/DDR massiv verfolgt. In Schulen<br />
und Universitäten wurden die Jugendlichen mit dem politischen Versagen<br />
ihrer Eltern und Großeltern während des Dritten Reiches konfrontiert.<br />
Nicht wenige von ihnen zogen deutliche Parallelen zwischen den Diktaturen<br />
von NSDAP und SED und lehnten sich gegen das neu errichtete<br />
Regime einer Einparteienherrschaft auf. Politisch interessierte Jugendliche<br />
schlossen sich zu informellen Zirkeln zusammen und suchten den<br />
Kontakt zu DDR-kritischen Organisationen und westdeutschen Medien,<br />
um auf diesem Weg an Informationsmaterial oder an logistische Hilfe für<br />
ihre Widerstandsaktionen zu gelangen. Diese Jugendlichen kritisierten<br />
zunehmend offen, unter anderem in Flugblattaktionen, die Lebensbedingungen<br />
in der DDR oder wiesen auf Defizite in Politik und Wirtschaft hin,<br />
so <strong>zum</strong> Beispiel auf die sich anbahnende Verfälschung der Wahlen zur<br />
DDR-Volkskammer im Herbst 1950.<br />
Auf Grund von Westkontakten, in Folge offener Aktionen oder häufig<br />
auch <strong>durch</strong> Denunziationen gerieten diese Jugendlichen ins Visier der<br />
DDR-Behörden oder der Besatzungsmacht. Unter den <strong>Verurteilt</strong>en der<br />
Sowjetischen Militärtribunale war der Anteil der Jugendlichen besonders<br />
hoch: allein zwischen 1950 und 1953 erschoss der sowjetische Geheimdienst<br />
in Moskau 293 Deutsche der Jahrgänge 1925 bis 1933.<br />
15
Protokoll zur Übergabe von Heinz Torgau <strong>durch</strong> das „Untersuchungsorgan“ im MfS<br />
(Abt. IX) an die SKK (= MGB) vom 24. Oktober 1950.<br />
(Quelle: BStU Außenstelle Halle/Saale)<br />
Am 1. Oktober 1950 wird der Schriftsetzerlehrling Heinz Torgau,<br />
geboren 1932, nach einer Gepäck- und Personenkontrolle beim<br />
Verlassen des Bahnhofs Merseburg <strong>durch</strong> die Transportpolizei verhaftet,<br />
weil man bei ihm Pakete mit Flugschriften der „Kampfgruppe<br />
gegen Unmenschlichkeit“ (KgU) sowie Westzeitungen findet.<br />
Er sollte diese illegalen Schriften am folgenden Sonntag in Leuna<br />
einer ihm unbekannten Frau übergeben. Torgau wird noch am<br />
gleichen Tag in die Untersuchungshaftanstalt Halle/Saale, „Roter<br />
Ochse“, überführt. Der Buchdruckerlehrling der Gutenberg-Druckerei<br />
in Merseburg, Am Entenplan, soll, so dessen Aussagen bei<br />
den Ermittlungsorganen der MfS-Länderverwaltung, seit Mai 1950<br />
Kontakte zur KgU und zur Redaktion der in der amerikanischen Besatzungszone<br />
herausgegebenen „Die Neue Zeitung“ sowie nach<br />
Auskunft eines Mithäftlings <strong>zum</strong> Rundfunksender RIAS in West-<br />
16
Berlin gehabt haben. Torgau – seit 1949 Mitglied der NDPD und<br />
dort in seiner Heimatstadt Bad Dürrenberg als Kassierer tätig – war<br />
an Flugblattaktionen im Stadtgebiet von Halle/Saale beteiligt und<br />
hatte „Die neue Zeitung“ in seiner Heimat verteilt.<br />
Ende Oktober 1950 überstellt das MfS den Häftling aus Block A Zelle<br />
41 an das MGB, nachdem bereits eine <strong>durch</strong> das MfS formulierte<br />
Anklageschrift beim Landgericht Halle/Saale eingereicht worden<br />
war. Zu einem Verfahren kommt es nicht mehr.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Heinz Torgau am 1. Februar 1951<br />
in Halle/Saale wegen angeblicher Spionage und antisowjetischer<br />
Agitation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten<br />
Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am 13. April 1951 ab. Das <strong>Tode</strong>surteil<br />
wird am 18. April 1951 in Moskau vollstreckt. Russische Militärstaatsanwälte<br />
rehabilitieren ihn am 15. Januar 1999.<br />
Auch Schüler und Studenten, die versuchten, sich ihre Ausbildungsstätte<br />
frei zu wählen und sich damit dem staatlichen Lenkungssystem in der<br />
DDR entzogen, wurden <strong>durch</strong> die SED verfolgt. Besonderer Verfolgung<br />
<strong>durch</strong> VP- oder MfS-Angehörige sahen sich Studenten aus der SBZ/DDR<br />
ausgesetzt, wenn sie an der Freien Universität (FU) oder der Hochschule<br />
für Politik in West-Berlin immatrikuliert waren und sich bei Kontrollen<br />
mit dort ausgestellten Papieren legitimierten. Beide West-Berliner Einrichtungen<br />
profitierten in ihren Anfangsjahren von der besonderen Zuwendung<br />
der amerikanischen Kommandantur und nordamerikanischer<br />
Stiftungen. Eine Förderung, die den Ost-Berliner Machthabern als Beleg<br />
für die Unterwanderung der beiden Hochschulen <strong>durch</strong> US-Geheimdienste<br />
galt und deren Studenten als potentielle Agenten erscheinen ließ. Den<br />
Studenten wurde von Seiten der Hochschule empfohlen, die „Zone“ zu<br />
meiden, jedoch nahmen einige von ihnen diese Warnung nicht ernst genug<br />
und zahlten dafür einen hohen Preis: Bis heute ist die Zahl der verschleppten<br />
Studenten unbekannt.<br />
Zu den zehn bisher bekannten FU-Studenten, die in Moskau hingerichtet<br />
wurden, gehört auch Karl-Heinz Wille aus Weferlingen,<br />
Kreis Gardelegen, nahe der Demarkationslinie.<br />
Wille stammt aus einer Gastwirtsfamilie. Sein Vater führt seit<br />
1925 das Parteilokal der SPD in Weferlingen, das 1943 auf Betreiben<br />
der NSDAP zwangsweise geschlossen werden muss. Karl-Heinz<br />
Wille, Jahrgang 1923, setzt nach dem Krieg sein bereits 1944 in<br />
Halle/Saale begonnenes Studium zunächst an der Technischen<br />
Fachschule für Handwerk in Berlin-Wilmersdorf fort, mit dem Ziel<br />
17
Bauingenieur zu werden. Seinen Wunsch Tiermedizin in der SBZ/<br />
DDR zu studieren gibt Wille auf, nachdem ihm der Studienplatz<br />
verweigert wird. Im November 1948 wechselt er an die Freie Universität.<br />
Hier besucht der FU-Student der Volkswirtschaft Seminare<br />
an der juristischen und der volkswirtschaftlichen Fakultät.<br />
In der Nacht vom 10. auf den 11. März 1951 wird Wille während<br />
eines Wochenendbesuches im elterlichen Hotelbetrieb in<br />
Weferlingen <strong>durch</strong> die Kriminalpolizei zu einem Verhör abgeholt.<br />
Das MfS ermittelt gegen ihn im Zusammenhang mit einer Widerstandsgruppe<br />
um Gerhard Britz.<br />
Seine Eltern verwenden sich für ihn und verweisen auf ihren<br />
Widerstand gegen das Naziregime, doch ohne Erfolg. Das SMT Nr.<br />
48240 verurteilt Wille zusammen mit Gerhard Britz und Willibald<br />
Riemann am 21. Februar 1952 in Berlin-Lichtenberg wegen<br />
angeblicher Spionage, antisowjetischer Propaganda und Mitgliedschaft<br />
in einer konterrevolutionären Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong><br />
<strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch<br />
am 16. Juni 1952 ab, zehn Tage später wird das Urteil<br />
in Moskau vollstreckt.<br />
Karl Kitzmann, Weferlingen, Weferlingen, den 21.9.1946<br />
Bahnhofstrasse 1<br />
Bescheinigung<br />
Herrn Karl Heinz Wille, Weferlingen, Magdeburgerstrasse Nr.1 bescheinige<br />
ich, daß er im Monat März 1946 und auch einige Wochen später wiederholt<br />
von der G.P.U. aufgefordert worden ist, für Sowjetrussland Agentendienst<br />
zu tun. Ich selbst sollte ihn damals, als Leiter der Weferlinger Stadtpolizei,<br />
dazu überreden. Herr Wille weigerte sich jedoch immer und ich hatte es also<br />
nicht nötig ihn von diesem gefährlichen Vorhaben abzuraten. Da Weferlingen<br />
unmittelbar an der Grenze liegt, sollte Herr [Wille] ungehindert die<br />
Grenze passieren können und dann den russischen Dienststellen Berichte<br />
über die Westzone zusenden. Diese Bescheinigung habe ich Herrn Wille nur<br />
unter der Bedingung ausgehändigt, dass niemals eine russische Dienststelle<br />
davon Kenntnis erhalten wird, sondern sie nur für die Freie Universität Berlin<br />
benötigt wird.<br />
Unterschrift<br />
(Karl Kitzmann)<br />
Vertrauliche Mitteilung über die politische Verfolgung von Karl-Heinz Wille <strong>durch</strong><br />
die Ortspolizei Weferlingen für ein Studium in West-Berlin vom 21. September 1946.<br />
(Quelle: Universitätsarchiv FU Berlin)<br />
18
Widerstand in der Staatspartei<br />
Auch Menschen, die anfänglich den Aufbau der DDR zu einem sozialistischen<br />
Staat unterstützten, konnten in Opposition <strong>zum</strong> DDR-Regime geraten<br />
oder den internen Säuberungen der Partei <strong>zum</strong> Opfer fallen. Hierzu<br />
zählten Mitglieder des SED-Parteiapparates, Parlamentarier oder Angehörige<br />
der Volkspolizei, die angesichts der sich herausbildenden Parteidiktatur<br />
zunehmend in Distanz <strong>zum</strong> kommunistischen System gerieten.<br />
Andere tarnten ihre Protesthaltung mit Konformität und versuchten, das<br />
System mit Hilfe illegaler Zirkel oder <strong>durch</strong> die Weitergabe interner Papiere<br />
an westliche Parteifreunde, Rundfunksender oder Geheimdienste<br />
zu demaskieren. Dies galt u.a. für eine Reihe von Personen, die sich <strong>zum</strong><br />
Dienst in der Volkspolizei verpflichtet hatten, um so aus sowjetischer<br />
Kriegsgefangenschaft entlassen zu werden, ohne dass sie sich dafür <strong>zum</strong><br />
Arbeitsdienst im Uranbergbau verpflichten mussten. Bald mussten sie<br />
enttäuscht feststellen, dass sie in militärischen Einheiten – denen der Kasernierten<br />
Volkspolizei (KVP) – Waffendienst leisten sollten. Schließlich<br />
konnten auch Menschen, die bis zu ihrer Verhaftung vom DDR-System<br />
überzeugt waren, in den Fokus der Geheimdienste geraten: sei es <strong>durch</strong><br />
Willkür, Zufall oder auf Grund von Denunziationen aus dem unmittelbaren<br />
Lebens- und Arbeitsumfeld. Insgesamt waren unter den zwischen<br />
1950 und 1953 in Moskau hingerichteten Deutschen 197 SED-Mitglieder,<br />
31 von ihnen kamen aus Sachsen-Anhalt.<br />
Paul Götze, Jahrgang 1904, ist von Beruf Funkingenieur. Der<br />
verheiratete Vater einer erwachsenen Tochter wohnt in Magdeburg-Buckau.<br />
Götze tritt bereits 1923 der KPD bei und bleibt bis zu<br />
seinem Ausschluss 1948 in der Partei. 1944 inhaftieren ihn die Nationalsozialisten,<br />
nach seiner Befreiung betätigt er sich als Funktionär<br />
in der Organisation OdF/VVN.<br />
Zum Zeitpunkt seiner erneuten Verhaftung betreibt Götze eine<br />
Reparaturwerkstatt für Rundfunkgeräte. Nach Aussage seiner<br />
Familie holt ihn am Abend des 23. Dezember 1950 ein deutscher<br />
Zivilist zur „Reparatur eines Gerätes“ ab. Danach hören sie nichts<br />
mehr von ihm. Am 1. Weihnachtsfeiertag <strong>durch</strong>suchen zwei Kriminalpolizisten,<br />
vermutlich Angehörige des MfS, die Wohnung. Das<br />
MfS wirft Götze vor, Verbindungen <strong>zum</strong> RIAS zu unterhalten, und<br />
überstellt ihn in das Untersuchungsgefängnis Halle/Saale. Paul<br />
Reppin, vom MfS am 23. November 1950 wegen des Verdachts auf<br />
Zusammenarbeit mit einem westlichen Geheimdienst inhaftiert,<br />
hatte im Verhör Paul Götze als Kontaktperson benannt.<br />
19
Nach der Verhaftung von Paul Götze und Paul Reppin stellte das MfS in der Wohnung der<br />
Familie Reppin Wertgegenstände sicher. Die Weisung zur Freigabe eines Zimmers <strong>durch</strong> die<br />
Wohnraumlenkung in Magdeburg nimmt Frau Reppin am 16. Mai 1955 <strong>zum</strong> Anlass, Erkundigungen<br />
über das Schicksal ihres Mannes einzuholen. Doch erst im August 1959 erhalten Frau<br />
Götze und Reppin Sterbeurkunden für ihre Männer mit verfälschten Daten ausgehändigt.<br />
(Quelle der Anfrage StA Magdeburg: BStU Zentralarchiv Berlin)<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Götze zusammen mit Paul Reppin<br />
am 17. Mai 1951 in Halle/Saale wegen angeblicher Spionage <strong>zum</strong><br />
<strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt<br />
beider Gnadengesuche in der Sitzung vom 19. Juli 1951 ab. Am 24.<br />
Juli 1951 werden die <strong>Tode</strong>surteile in Moskau vollstreckt. Am 15.<br />
März 1999 werden Götze und Reppin von der russischen Militärstaatsanwaltschaft<br />
rehabilitiert.<br />
20
Wunsch nach Freiheit und Demokratie<br />
Ab Sommer 1945 hatte die sowjetische Besatzungsmacht in ihrer Zone<br />
die Gründung von demokratischen Parteien genehmigt. Bereits im April<br />
1946 kam es aber zu massiven Einschränkungen in der Parteipolitik <strong>durch</strong><br />
die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED. Sich dieser Zwangsvereinigung<br />
widersetzende SPD-Mitglieder wurden aus der Partei entfernt<br />
und teilweise verhaftet. Gegen die wachsende Vereinnahmung und Kontrolle<br />
<strong>durch</strong> die Staatspartei SED sowie die schweren Verletzungen demokratischer<br />
Grundregeln versuchten sich die Mitglieder von CDU, LDP(D)<br />
und NDPD aktiv oder passiv zur Wehr zu setzen und gerieten hier<strong>durch</strong><br />
häufig in Widerspruch zu den gleichgeschalteten Vorständen ihrer eigenen<br />
Parteien.<br />
Ende der 1940er Jahre übernahm eine Gruppe kritischer LDP(D)-Mitglieder<br />
um den Jurastudenten Arno Esch im Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Ämter von Jugend- und Pressereferenten. In diesen Positionen<br />
sprachen sie offen Missstände in der Politik der Besatzungsmacht und<br />
der SED an und forderten persönliche und wirtschaftliche Freiheiten auch<br />
bei ihrem Parteivorstand in Ost-Berlin ein. Die Gruppe um den Rostocker<br />
Jurastudenten wurde <strong>durch</strong> das MGB verfolgt und schließlich von sowjetischen<br />
Militärtribunalen in Schwerin, Berlin-Lichtenberg und Moskau<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilt. Arno Esch wurde gemeinsam mit zwei politischen<br />
Freunden am 24. Juli 1951 in Moskau hingerichtet.<br />
Auf Grund kritischer Äußerungen über die von der SED eingesetzte<br />
Wahlplattform „Nationale Front“ wurden 1950 und 1951 allein 35 CDU-<br />
Mitglieder aus Potsdam inhaftiert. Dreizehn von ihnen wurden <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong><br />
verurteilt und in Moskau hingerichtet, unter ihnen der Potsdamer Bürgermeister<br />
Erwin Köhler und seine Frau Charlotte.<br />
Am Nachmittag des 12. März 1952 verlässt der Unternehmer<br />
Curt Handrik sein Haus in Naumburg für einen kurzen Geschäftsgang.<br />
Der Besitzer der Ersten Naumburger Zementwarenfabrik,<br />
Jahrgang 1897, kehrt bis <strong>zum</strong> Abend nicht in die Bahnhofsstraße<br />
zurück. Um 20.00 Uhr des gleichen Tages <strong>durch</strong>suchen zwei VP-<br />
Angehörige und ein sowjetischer Offizier in Uniform das Arbeitszimmer<br />
in Handriks Wohnung. Auf ihre drängenden Fragen erhält<br />
die Ehefrau des Unternehmers von den Polizeibeamten nur die lapidare<br />
Auskunft, dass sich ihr Mann auf der Polizeiwache befinde.<br />
Gegen 22.30 Uhr verlassen die Polizisten das Haus. Spätere Nachfragen<br />
der Familie bei Polizeidienststellen der Stadt bleiben ohne<br />
21
Ende der Fünziger Jahre werden die Fälle der „auf dem Territorium der UdSSR Verstorbe-<br />
nen“ in einem geheimen Verfahren bei den Standesämtern in der DDR beurkundet. Die dafür<br />
benutzten Karteikarten werden im Original ausgeteilt und wieder an das Ministerium des<br />
Innern nach Ost-Berlin zurück gesandt.<br />
(Quelle: Bundesarchiv Berlin)<br />
Antwort. Zur Mittagszeit des 28. Mai wird auch die Ehefrau von<br />
Curt Handrik in der Wohnung <strong>durch</strong> zwei Zivilisten festgenommen<br />
und das Haus einer neuerlichen Durchsuchung unterzogen. Eines<br />
der erwachsenen Kinder erreicht die Nachricht der Mutter, sie sei<br />
bei der Kriminalpolizei.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt den Unternehmer am 15. Juli 1952<br />
wegen angeblicher Spionage für einen ausländischen Geheimdienst<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten Sowjets<br />
lehnt sein Gnadengesuch am 16. Oktober 1952 ab. Das Urteil<br />
wird am 22. Oktober 1952 in Moskau vollstreckt.<br />
Handriks Frau flieht Anfang Juli 1958 aus Naumburg nach<br />
Westdeutschland und erhält daher vom DDR-Innenministerium<br />
keinerlei Auskunft über die Ende 1958 in Ost-Berlin eintreffende<br />
<strong>Tode</strong>smeldung aus Moskau. Auf dieser hatte der KGB das Sterbedatum<br />
von Curt Handrik um zwei Jahre auf den 21. März 1954 verfälscht.<br />
Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert den<br />
Unternehmer am 31. Januar 2002.<br />
Der Widerstand gegen das SED-Regime formierte sich jedoch nicht<br />
nur im Untergrund, in geschlossenen Zirkeln oder kleinen Gruppen. In<br />
der SBZ/DDR kam es auf Grund der zahlreicher werdenden Repressalien<br />
22
immer wieder zu Arbeitsniederlegungen in Unternehmen, tumultartigen<br />
Versammlungen oder handgreiflichen Auseinandersetzungen mit Vertretern<br />
der Staatsmacht. Die wohl eindrucksvollste Protestwelle fand am<br />
17. Juni 1953 statt. An diesem Tag folgten in über 700 Orten der DDR, so<br />
auch in Bitterfeld, Leuna und Magdeburg, Tausende dem Vorbild streikender<br />
Arbeiter von den Baustellen an der Berliner Stalinallee. Sie legten ihre<br />
Arbeit nieder und forderten neben der Rücknahme unsinniger Arbeitsnormen<br />
vor allem politische Freiheiten. Die Protestierenden stürmten Büros<br />
der verhassten Staatspartei SED, des MfS - so etwa die Kreisdienststelle<br />
des MfS in Merseburg -, der Volkspolizei oder deren Gefängnisse, wie u.a.<br />
in Eisleben, Merseburg und Roßlau. Nur <strong>durch</strong> Hilfe der Sowjetarmee gelang<br />
es der SED, ihre Macht zu stabilisieren. Im Rahmen des verhängten<br />
Kriegsrechts verurteilten Militärtribunale der Sowjetarmee in der DDR<br />
fünf deutsche Zivilisten <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong>.<br />
Zu den Toten des 17. Juni 1953 in Magdeburg gehört der selbstständige<br />
Handwerker Herbert Stauch. An diesem Tag wird er, eigentlich<br />
auf dem Weg zur Bank, <strong>durch</strong> Demonstranten in eine Delegation<br />
gewählt, die ihre Forderungen dem Polizeichef des Bezirks,<br />
Paulsen, vortragen will. Ihren Wunsch nach Freilassung politischer<br />
Häftlinge wehrt der Polizeichef strikt ab, die vier Parlamentäre<br />
können das Gebäude der VP-Bezirksverwaltung noch unbehelligt<br />
verlassen. Bereits am Abend des gleichen Tages wird Herbert<br />
Stauch jedoch verhaftet. Stauch, Jahrgang 1917, wird am Folgetag<br />
<strong>durch</strong> das Sowjetische Militärgericht Nr. 92401 in Magdeburg gemeinsam<br />
mit Alfred Dartsch wegen bewaffneten Aufstandes <strong>zum</strong><br />
<strong>Tode</strong> verurteilt. Beiden Männern werden der Tod zweier VP-Angehöriger<br />
und eines MfS-Bediensteten beim Sturm auf das Gefängnis<br />
Magdeburg-Sudenburg und alle anderen Ereignisse des Vortages<br />
zur Last gelegt. Die Möglichkeit, ein Gnadengesuch einzureichen,<br />
verwehrt man ihnen. Das Terrorurteil wird, nach geltendem Kriegsrecht,<br />
gleich auf dem Gefängnishof <strong>durch</strong> deutsche VP-Angehörige<br />
vollstreckt.<br />
Stauch und Dartsch werden im März 1996 <strong>durch</strong> russische Militärstaatanwälte<br />
rehabilitiert. Seit 2003 führt in der Landeshauptstadt<br />
ein Teil der Halleschen Straße den Namen von Herbert Stauch. 3<br />
3 Eine ausführliche Darstellung der Ereignisse am 17. Juni 1953 in Magdeburg sowie <strong>zum</strong><br />
SMT-Verfahren am Folgetag gegen Dartsch und Stauch findet sich bei Karl Wilhelm Fricke<br />
und Roger Engelmann: Der Tag „X“ und die Staatssicherheit. 17. Juni 1953 – Reaktionen und<br />
Konsequenzen im DDR-Machtapparat. Bremen 2003.<br />
23
17. Juni 1953 belagert die Bevölkerung die Bezirksbehörde der VP in Magdeburg<br />
(Quelle: BStU Außenstelle Magdeburg)<br />
Das MGB verschleppte von Juli bis September 1953 letztmalig größere<br />
Häftlingsgruppen - unter ihnen etwa 100 bis 150 politische Häftlinge des<br />
Volksaufstandes - aus dem zentralen Gefängnis in Berlin-Lichtenberg in<br />
die Lager des GULag. In nachfolgenden Massenverfahren verurteilte die<br />
DDR-Justiz 1.526 Personen, teilweise zu langjährigen Haftstrafen.<br />
Die Sonderrolle West-Berlins im Kalten Krieg<br />
Berlin, die ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reichs, wurde im Sommer<br />
1945 unter den alliierten Großmächten in vier Besatzungssektoren<br />
aufgeteilt. Die „Frontstadt“ war im Kalten Krieg eines der wenigen Tore<br />
<strong>durch</strong> den „Eisernen Vorhang“ und geriet so <strong>zum</strong> Tummelplatz europäischer<br />
Nachrichtendienste und ihrer Substrukturen. In West-Berlin werteten<br />
alliierte Geheimdienstler Informationen über die ca. 500.000 in Ostdeutschland<br />
stationierten Sowjetsoldaten und die geheime Aufrüstung<br />
der SBZ/DDR aus, gewannen Agenten unter den politischen Flüchtlingen<br />
oder überwachten den Funk- und Luftverkehr bis weit nach Osteuropa<br />
hinein. Besonders interessiert waren die Geheimdienste an allen militärisch<br />
und wirtschaftspolitisch relevanten Nachrichten, wie dem Neubau<br />
24
von Brücken und Kasernen in der DDR, der Weiternutzung ehemaliger<br />
Wehrmachtsbauten und Übungsplätze <strong>durch</strong> die Sowjetarmee, den Produktionsprofilen<br />
volkseigener Unternehmen sowie dem Eisenbahnverkehr<br />
mit Reparationsgütern aus Ostdeutschland. Erst mit dem Mauerbau am<br />
13. August 1961 beendeten die Ostberliner Machthaber den offenen Zugang<br />
und damit auch die Ausreisemöglichkeit über die Sektorengrenze<br />
nach West-Berlin.<br />
West-Berlin nahm bei der Organisation des Widerstands gegen das<br />
DDR-Regime einen besonderen Platz ein; hier waren die meisten der<br />
DDR-kritischen Organisationen angesiedelt. Viele der aus ostdeutschen<br />
Haftanstalten oder sowjetischen Lagern entlassenen Häftlinge beteiligten<br />
sich nach ihrer Flucht aktiv am Widerstand und der politischen<br />
Aufklärung. Zu diesem Zweck gründeten sie Organisationen wie die „Vereinigung<br />
der Opfer des Stalinismus e.V.“ (VOS) oder halfen den Ostbüros<br />
der CDU, FDP und SPD bei Protestaktionen. Aus dem <strong>durch</strong> alliierte<br />
Militärkommandanturen geschützten Freiraum heraus lenkten Parteien<br />
und Gruppen ihren Kampf gegen das SED-Regime. Von West-Berlin aus<br />
wurden Widerstandsgruppen in der SBZ/DDR mit Flugblättern, Druckmaschinen,<br />
Medikamenten, gefälschten Lebensmittelmarken oder sogenannten<br />
„Sabotagemitteln“ sowie Geld versorgt. Waffentransporte sind nicht<br />
belegt. Zugleich war der Westteil der Stadt der wichtigste Fluchtraum<br />
für alle gefährdeten Personen. Von den Flughäfen Tempelhof und Tegel<br />
flogen alliierte Maschinen fast täglich Flüchtlinge in die Bundesrepublik<br />
aus. Enttarnte Agenten des MGB oder MfS wurden <strong>durch</strong> die West-Berliner<br />
Polizei verhaftet.<br />
Paul Scharping, Jahrgang 1895 und Sohn des Werkleiters der<br />
Hautwoll AG Rotleben bei Roßlau/Elbe war als Absolvent der Landwirtschaftsschule<br />
Zerbst nach dem Ersten Weltkrieg bis 1923 als<br />
Gutsinspektor in Liebenow/Krs. Arnswalde, anschließend bei der<br />
Preußischen Hauptlandwirtschaftskammer und bei der AEG in Berlin<br />
tätig. 1944 wurde er zur Brabag in das Synthesewerk Schwarzheide<br />
als Arbeitseinsatzkontrolleur dienstverpflichtet, wo der verheiratete<br />
Vater dreier Kinder bis 1949 arbeitete.<br />
Anfang 1949 wird Scharping, seit 1946 SED-Mitglied, in der VVB<br />
der Bau- und Baustoffindustrie Sachsen-Anhalt angestellt, um die<br />
Bearbeitung landwirtschaftlicher Flächen der Ziegelei Hecklingen<br />
bei Staßfurt zu überwachen. Nach einer Erntekontrolle entlässt<br />
man ihn wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten. Im November<br />
1950 flieht Scharping nach West-Berlin. Im Flüchtlingslager General-Pape-Straße<br />
untergebracht, wird er von der französischen<br />
25
Rehabilitierungsurkunde für Paul Scharping, ausgestellt von der Generalstaatsanwaltschaft<br />
der Russischen Föderation am 24. Juli 1998.<br />
(Quelle: Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dresden)<br />
26
Besatzungsmacht mit der Ordnung von erbeuteten Wehrmachtsunterlagen<br />
beschäftigt. Von seinen Reisen in die DDR, die er angeblich<br />
wegen der Arbeitssuche unternimmt, meldet sich Scharping<br />
u.a. aus Bautzen mit einer Postkarte bei seiner Ehefrau in<br />
Hecklingen. Am 14. April 1951 wird er in Berlin-Friedrichshain<br />
verhaftet und zwei Monate später an das MGB überstellt. Seinen<br />
eigenen Aussagen zufolge war der Landwirt im Auftrag des CIC seit<br />
Dezember 1950 an verschiedene Orte in der DDR gereist, um dort<br />
Unternehmen und Militäreinrichtungen auszuspionieren.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Paul Scharping am 19. Oktober<br />
1951 wegen angeblicher Spionage für den amerikanischen Geheimdienst<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten<br />
Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am 28. Dezember 1951 ab.<br />
Das <strong>Tode</strong>surteil wird kurz vor dem Jahreswechsel 1951 auf 1952 in<br />
Moskau vollstreckt. Russische Militärstaatsanwälte rehabilitieren<br />
ihn am 24. Juli 1998.<br />
„Nichtstun ist Mord“ –<br />
Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU)<br />
Die aktivste Widerstandsorganisation gegen den sowjetischen Besatzungsterror<br />
und das SED-Regime gründete Rainer Hildebrandt nach einer<br />
Veranstaltung am 17. Oktober 1948 in Berlin-Steglitz. Hildebrandt war<br />
als Student von Albrecht Haushofer ins Umfeld der Attentäter vom 20. Juli<br />
1944 geraten und war in der Nazizeit inhaftiert gewesen. Zusammen mit<br />
Vertretern antikommunistischer Jugendbewegungen und Studenten der<br />
West-Berliner Hochschulen rief er die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“<br />
(KgU) ins Leben und leitete diese Organisation. Sein Stellvertreter<br />
und Nachfolger, der Theologe Ernst Tillich, hatte sich als Vikar der Bekennenden<br />
Kirche aktiv am Widerstand gegen das Dritte Reich beteiligt<br />
und war dafür drei Jahre im KZ Sachsenhausen interniert gewesen. Im<br />
April 1949 ließ die Alliierte Kommandantur die KgU als politische Organisation<br />
zu.<br />
Ursprünglich als Suchdienst für Speziallagerinsassen und Sowjethäftlinge<br />
konzipiert, unterstützte die Kampfgruppe zunehmend den Widerstand<br />
in der SBZ/DDR mit Flugblättern, Informationsmaterial, illegalen<br />
Transportmitteln und Rundfunksendungen. Am 20. Juli 1949 startete die<br />
KgU mit der „F-Kampagne“ ihre bekannteste Widerstandsaktion. „F“ stand<br />
27
Verdeckte Aufnahme des KgU-Gebäudes in Berlin-Zehlendorf, Ernst-Ring-Straße, für das<br />
MfS aus den 1950er Jahren.<br />
(Quelle: BStU Zentralarchiv Berlin)<br />
für „Freiheit für die terrorisierten Menschen und Feindschaft gegen das<br />
terroristische System“. Die KgU sammelte aber auch <strong>durch</strong> gezielte Befragungen<br />
Informationen zu militärischen Objekten und Strukturen der Roten<br />
Armee, des NKWD/MGB und der Volkspolizei sowie über SED-Funktionäre<br />
und MfS-Spitzel und war somit als Nachrichtendienst tätig.<br />
In speziellen RIAS-Sendungen wurden dann Namen von Mitarbeitern<br />
des ostdeutschen Geheimdienstes veröffentlicht. Insgesamt verzeichnete<br />
die Zentralkartei der KgU ca. 45.000 Spitzel des MfS und MGB. In den<br />
Karteien des organisationseigenen Suchdienstes fanden sich Nachrichten<br />
über 74.000 Häftlinge, die in Gefängnissen der DDR und in sowjetischen<br />
Lagern verschwunden waren. Noch 1956 galten 23.000 Personen als inhaftiert<br />
oder verschollen.<br />
Die Aktivitäten der KgU wurden anfänglich <strong>durch</strong> Spenden und Zuwendungen<br />
aus dem öffentlichen Haushalt West-Berlins und der Bundes-<br />
28
epublik 4 finanziert. Zunehmend übernahmen dann die amerikanischen<br />
Geheimdienste CIC, MID sowie der CIA die Kosten der personalaufwändigen<br />
Arbeit. Im Gegenzug erhielten die US-Geheimdienste militärische<br />
Erkenntnisse aus dem Informantennetz der KgU. Westdeutsche Dienststellen<br />
profitierten ebenfalls von den Gutachten der KgU, verloren aber<br />
nach einer Reihe von Verhaftungen, Fehlmeldungen und organisationsinternen<br />
Querelen das Vertrauen in das Führungspersonal der Organisation.<br />
Zusätzlich gelang es dem MGB und dem MfS, an entscheidenden Stellen<br />
der KgU Spitzel zu installieren, was dazu führte, dass ganze Widerstandsgruppen<br />
in der DDR aufflogen. Aus diesem Grund warnte <strong>zum</strong> Beispiel<br />
der britische Nachrichtendienst seine Agenten vor jedem Kontakt mit der<br />
KgU und sorgte für Verstimmungen, weil man freimütig von „Verbrechern<br />
in der KgU“ sprach.<br />
Die bei Verhaftungen von KgU-Vertrauensmännern teilweise aufgefundenen<br />
Waffen, Spreng- und Giftstoffe sowie Sabotagemittel dienten<br />
der ostdeutschen Justiz als willkommener Anlass, der Widerstandsorganisation<br />
den Anschein einer gegen die DDR-Bevölkerung gerichteten<br />
und mit US-Waffen hochgerüsteten Terrorgruppe zu geben. Die vom<br />
MfS gesteuerte Propagandadebatte zeigte trotz umfangreicher Gegendarstellungen<br />
zunehmend auch in der westdeutschen Öffentlichkeit ihre<br />
Wirkung. Bereits 1952 ausgebrochene scharfe Konflikte innerhalb des<br />
KgU-Vorstandes über die Grenzen und Methoden des weiteren Kampfes<br />
gegen das SED-Regime gaben dem Bund letztlich den Anlass, die finanzielle<br />
Förderung gänzlich einzustellen. 1959 wurde die KgU aufgelöst,<br />
wichtige Unterlagen an den Bundesnachrichtendienst übergeben und die<br />
Suchdienstkarteien an den Suchdienst des DRK überführt. Der Gründer<br />
Hildebrandt war bereits 1952 aus der KgU ausgeschieden, u.a. weil er den<br />
bewaffneten Untergrundkampf ablehnte. Ernst Tillich erklärte im April<br />
1958 seinen Rücktritt als Leiter der KgU.<br />
Zu den zahlreichen Personen aus Sachsen-Anhalt, die auf Grund<br />
ihrer Zusammenarbeit mit der KgU Opfer des MGB oder MfS werden,<br />
gehört auch Theodor Wesche.<br />
Wesche, Jahrgang 1931, arbeitet als Former bei der Nationalen<br />
Radiator-Gesellschaft in Schönebeck/Elbe. Er wohnt in Großmühlingen<br />
bei Schönebeck und ist seit 1948 Mitglied der LDP(D). Nach<br />
Hinweis einer Denunziantin auf Waffenlager und eine Widerstandsgruppe<br />
im Ort, fahndet die Staatssicherheit im Raum Schönebeck<br />
4 Die KgU wurde als anerkannte Stelle im Rahmen des Bundesnotaufnahmeverfahrens mit<br />
der Begutachtung von DDR-Flüchtlingen betraut.<br />
29
verstärkt nach Kontaktleuten und Verteilern illegaler Flugblätter<br />
der KgU. Bei Haus<strong>durch</strong>suchungen in Großmühlingen finden sich<br />
neben Flugblättern und Mitgliederverzeichnissen der Kampfgruppe<br />
auch Namenlisten von SED-Funktionären und NKWD-Spitzeln.<br />
Die MfS-Ermittler suchen zudem nach versteckten Waffen und<br />
Munition, werden jedoch laut den Ermittlungsakten nicht fündig.<br />
Waffenlieferungen aus West-Berlin seien von Dr. Hildebrandt, dem<br />
Leiter der KgU, verweigert worden. Dieser habe ihn, so sagt Wesche<br />
aus, lediglich darauf hingewiesen, dass man Waffen bei der KgU<br />
nicht erhalte und sich diese selbst zu besorgen habe.<br />
Als Kopf der „Kampfgruppe“, die sich im Kriegsfalle vor Ort gegen<br />
die möglichen Verteidiger des SED-Regimes stellen wollte, ermittelt<br />
die MfS-Dienststelle Schönebeck Theodor Wesche. Er wird am<br />
27. Juli 1950 gemeinsam mit sechs weiteren Personen festgenommen.<br />
Bereits am Folgetag werden alle Häftlinge dem MGB in Magdeburg<br />
übergeben. Das SMT Nr. 48240 verurteilt Theodor Wesche<br />
zusammen mit Rudi Rose und zwei weiteren Gruppenmitgliedern<br />
am 2. Dezember 1950 in Halle/Saale wegen angeblicher Spionage,<br />
Aufstands, antisowjetischer Tätigkeit und Propaganda sowie Mitgliedschaft<br />
in einer konterrevolutionären Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong><br />
<strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt ihr<br />
Gnadengesuch am 15. März 1951 ab. Die <strong>Tode</strong>surteile werden am<br />
10. April 1951 in Moskau vollstreckt.<br />
30
Ablehnung der Gnadengesuche von Theodor Wesche und Rudi Rose <strong>durch</strong> das Präsidum des<br />
Obersten Sowjets vom 15. März 1951. Über Gesuche von Werner Richter und Peter Zahn wird<br />
positiv entschieden, beide kehren 1955/1956 nach Deutschland zurück.<br />
(Quelle: GARF Moskau)<br />
31
Mit Hilfe solcher Flugblattballons versuchten die KgU und die Ostbüros der Parteien die gefährlichen<br />
Kurierwege über die Grenze zu vermeiden. Ballonstart in West-Berlin, aus den<br />
1950er Jahren.<br />
(Quelle: BStU Zentralarchiv Berlin)<br />
Die Ostbüros demokratischer Parteien<br />
Als Reaktion auf die sich <strong>durch</strong> den Kalten Krieg verschärfenden politischen<br />
Auseinandersetzungen gründeten die westdeutschen Parteien CDU,<br />
FDP und SPD zwischen 1946 und 1948 eigene Ostbüros. Diese pflegten<br />
von West-Berlin aus den Kontakt zu den sich immer weiter entfernenden<br />
politischen Freunden in der DDR, beziehungsweise boten den Sozialdemokraten<br />
der SBZ nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED<br />
eine neue politische Heimat. Die Ostbüros leisteten Schulungsarbeit oder<br />
halfen verfolgten Parteimitgliedern und deren Angehörigen bei der Flucht<br />
aus der DDR. Ihre Tätigkeit bewegte sich zwischen humanitärer Dienstleistung<br />
und Parteiarbeit in konspirativen Zirkeln. Die Ostbüros waren<br />
dem MGB und dem MfS dementsprechend ein Dorn im Auge. Kontakte zu<br />
den Westparteien und deren „Agenturen des Kalten Krieges“ führten zur<br />
32
Verfolgung der Betroffenen als „Spione“. Nach Urteilen von sowjetischen<br />
Militärtribunalen wurden zwischen 1950 und 1953 mindestens<br />
71 Mitglieder der LDP(D), 37 Mitglieder der NDPD<br />
sowie 35 Mitglieder der CDU in Moskau hingerichtet. Einige von<br />
ihnen hatten zuvor den Kontakt zu den Ostbüros in West-Berlin<br />
gesucht und deren Informationsschriften illegal in der DDR verteilt.<br />
Der Technische Zeichner in der SAG Waggonbau Dessau,<br />
Horst Benecke, Jahrgang 1926, sucht Mitte August 1950<br />
während einer Dienstreise <strong>zum</strong> Stahlwerk in Hennigsdorf<br />
nordwestlich von Berlin mit einem Kollegen das Ostbüro<br />
der SPD in West-Berlin auf. Er will sich dort, so die Aussage<br />
seines später mitverhafteten Reisebegleiters beim MfS, als<br />
Pilot nach Westdeutschland bewerben. Im Ostbüro erhalten<br />
die Männer Flugblätter, die sie in ihrem Unternehmen<br />
weitergeben oder auf anderem Wege in der Öffentlichkeit<br />
verbreiten. Am Jahresende 1950 soll Benecke, so das MfS-<br />
Protokoll weiter, seinen Kollegen dem britischen Geheimdienst<br />
in West-Berlin als Agenten zugeführt haben, damit<br />
der ehemalige Nachrichtensoldat der Wehrmacht und<br />
VP-Angehörige als Funker für die Widerstandsgruppe tätig<br />
werden könne. Diese Gruppe wird vom MfS entdeckt; am<br />
31. August 1951 wird Benecke in Dessau verhaftet und am<br />
6. September 1951 dem MGB überstellt.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Horst Benecke zusammen mit<br />
Harry Jahn, Heinz Schneider und Helmut Wachs am 27. Februar<br />
1952 wegen angeblicher Spionagetätigkeit gegen die<br />
sowjetischen Streitkräfte in Deutschland <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong><br />
<strong>Erschießen</strong>. Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt ihre<br />
Gnadengesuche am 17. Mai 1952 ab. Die <strong>Tode</strong>surteile wurden<br />
am 21. Mai 1952 in Moskau vollstreckt. Am 23. Juni<br />
1995 werden Benecke, Jahn, Schneider und Wachs von der<br />
russischen Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert.<br />
33
Auskunft des RKM <strong>zum</strong> Schicksal von Horst Benecke vom 4. Februar 1998; eines der wenigen<br />
Beispiele von Sterbebescheinigungen mit dem Hinweis auf den Bestattungsplatz in Moskau,<br />
die in den 1990er Jahren nach Deutschland gelangten.<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München)<br />
34
Stimmen der Freiheit<br />
Widerstandsgruppen versuchten vor allem immer wieder Informationen<br />
sowie Flugschriften, die das Regime bloßstellen sollten, in den SED-<br />
Staat zu schleusen. Zu solchen Materialien zählten Tarnschriften und<br />
ausgewählte Dünndrucke politischer Literatur, wie beispielsweise der fiktive<br />
Roman von George Orwell „1984“. Dünndruckausgaben vom „Kleinen<br />
Telegraf“, einer SPD-nahen Tageszeitung aus West-Berlin, Flugschriften<br />
der KgU sowie die satirische Monatszeitschrift „Tarantel“ zählten in der<br />
SBZ/DDR zu den populärsten eingeschmuggelten Druckstücken während<br />
des Kalten Krieges. Die ostdeutschen Behörden diffamierten diese illegalen<br />
Schriften in ihren Akten und Pressemitteilungen als „Hetzblätter“.<br />
Die farbige Satirezeitschrift „Tarantel“ erschien von 1950 bis 1962<br />
in West-Berlin und wurde dort kostenlos an Kiosken verteilt oder über<br />
Deckadressen in die DDR versandt. Ende 1953 erreichte das Blatt eine<br />
Auflagenhöhe von ca. 100.000 Exemplaren. Leiter der Zeitschrift war<br />
Heinz Wenzel (alias „Heinrich Bär“, 1919–1971), der selbst im Juli 1946<br />
<strong>durch</strong> den NKWD/MGB verhaftet und <strong>durch</strong> ein sowjetisches Militärtribunal<br />
als angeblicher französischer Spion verurteilt worden war. Wenzel<br />
war mehrere Jahre im Speziallager Sachsenhausen interniert und wurde<br />
bei der Auflösung des Lagers im Januar 1950 entlassen.<br />
Ostdeutsche, die während ihrer Berlin-Besuche Dienststellen oder<br />
Kontaktbüros im Westteil der Stadt anliefen, bekamen derartige Informationsschriften<br />
immer mit Verhaltensmaßregeln ausgehändigt. So<br />
sollten sie die Schriften bei der Reise sorgsam vor den Kontrollen der<br />
Transportpolizei verbergen, sie anonym auslegen oder nur an vertrauenswürdige<br />
Personen weitergeben. Allein der Besitz illegaler Schriften oder<br />
eine <strong>durch</strong> Denunzianten angezeigte Weitergabe galt für die „Untersuchungsorgane“<br />
von MfS und MGB immer auch als Indiz für den Kontakt<br />
des Beschuldigten mit einer „westlichen Spionageorganisation“.<br />
Wie der Haftbeschluss der MfS-Verwaltung „W[ismut]“ gegen<br />
den Reviergeologen (Kollektor 5 ) der SAG Wismut, Gerhard Walter,<br />
vom 8. August 1951 belegt, wird bereits der Besitz und die Weitergabe<br />
der „Tarantel“ als „antisowjetische Tätigkeit“ bewertet. Walter,<br />
1929 in Jessen im Kreis Schweinitz geboren und ledig, ist bis zu<br />
seiner Verhaftung bei seiner Mutter in Annaburg/Sachsen-Anhalt<br />
5 Kollektor: Assistent der Geologen bei der SAG Wismut, verantwortlich für die Erzbestimmung<br />
vor Ort sowie die bergtechnische Dokumentation im jeweiligen Bergbaurevier.<br />
35
Satirische Zeitschrift „Tarantel“ Nr. 29 aus West-Berlin vom Februar 1952.<br />
(Quelle: MfS Museum Berlin-Lichtenberg)<br />
36
eheimatet. Der Bergmann arbeitet seit Mai 1950 bei der Wismut,<br />
zuletzt im Schacht Nr. 54/61b des Objektes Nr. 1 im Uranerzbergbau<br />
von Johanngeorgenstadt. Im November 1950 besucht Walter<br />
einen nach West-Berlin geflohenen Bekannten und kommt über<br />
ihn in Kontakt mit dem Ostbüro der SPD (Berlin-Charlottenburg,<br />
Langobardenallee 12). Zeitschriften und das satirische Magazin<br />
„Tarantel“, die er hier erhält, gibt er an vertrauenswürdige Kollegen<br />
im Schacht weiter. Walter, dessen Vater seit 1945 nach der Inhaftierung<br />
<strong>durch</strong> die sowjetische Besatzungsmacht in einem Speziallager<br />
verschollen ist, steht dem SED-Regime kritisch gegenüber.<br />
Ab Februar 1951 besucht er mehrfach das SPD-Ostbüro in West-<br />
Berlin und macht dort Angaben <strong>zum</strong> Personal, zur Struktur sowie<br />
über tödliche Bergunfälle in den Schächten der SAG Wismut. Aus<br />
West-Berlin bringt Walter immer wieder Informationsmaterial in<br />
das Wismut-Gebiet und stellt Kontakte zu weiteren Bergarbeitern<br />
her, unter ihnen auch Horst Kraffczyk.<br />
Walter wird am 6. August 1951, zwei Tage nach seiner Rückkehr<br />
aus dem Urlaub in Berlin, <strong>durch</strong> die MfS-Verwaltung „W“ in Johanngeorgenstadt<br />
verhaftet. Wenig später wird der Bergmann in<br />
die MfS-Untersuchungshaftanstalt Chemnitz überführt und mit<br />
Abschluss des MfS-Ermittlungsverfahrens am 4. September 1951<br />
an das MGB in Chemnitz übergeben. Den Walter betreffenden Personalakt<br />
schließt die SAG Wismut mit dem Vermerk „flüchtig ab<br />
25.8.1951“.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Gerhard Walter und Horst Kraffczyk<br />
am 1. März 1952, vermutlich in Chemnitz-Kaßberg, wegen<br />
angeblicher Spionage für den amerikanischen Geheimdienst und<br />
Verbreitung antisowjetischer Literatur <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt die Gnadengesuche am<br />
7. Juni 1952 ab. Die <strong>Tode</strong>surteile werden am 12. Juni 1952 in Moskau<br />
vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert<br />
beide am 30. Mai 2002.<br />
Zu den publikumswirksamsten Mitteln des Widerstandes gegen das<br />
SED-Regime zählten in den 1950er Jahren Rundfunksender. Der in West-<br />
Berlin ansässige Rundfunksender „RIAS“ nahm während des Kalten Krieges<br />
eine Sonderstellung ein. Der US-Sender bot West-Parteien, DDR-<br />
Flüchtlingen oder Studenten der Hochschule für Politik bzw. der Freien<br />
Universität <strong>durch</strong> eigene Sendereihen die wirksamste Plattform für politische<br />
Aufklärungsarbeit. Derartigen Sendungen räumte der Direktor Fred<br />
G. Tayler großzügig Programmplätze ein. So wurde der Rundfunksender<br />
37
Das Gebäude des RIAS in Berlin-Schönberg, um 1953.<br />
(Quelle: Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin)<br />
unter dem Slogan „eine freie Stimme der freien Welt“ <strong>zum</strong> mächtigen<br />
Sprachrohr der unterdrückten Opposition in der SBZ/ DDR.<br />
Für ihre Wortbeiträge recherchierten RIAS-Mitarbeiter viele Daten und<br />
Informationen über die Stimmung der Bevölkerung in der „Zone“, über<br />
deren Versorgungslage, über Produktionskennziffern volkseigener Betriebe<br />
sowie über Widerstandsaktionen gegen das SED-Regime. Die hier gesammelten<br />
Nachrichten dürften Eingang in die nachrichtendienstlichen<br />
Analysen der Westalliierten gefunden haben.<br />
In den Suchsendungen des RIAS wurde nach Tausenden von politischen<br />
Häftlingen des Kalten Kriegs gefahndet, u.a. auch nach den in Moskau<br />
erschossenen MGB-Opfern. Der Sender war praktisch in der ganzen SBZ/<br />
DDR zu empfangen, da seine Programme auch über eine im bayerischen<br />
Hof errichtete Anlage in den Südteil der DDR ausgestrahlt wurden. Täglich<br />
suchten Hörer aus der SBZ/DDR das markante, unweit vom Rathaus<br />
Schöneberg gelegene Rundfunkgebäude in West-Berlin auf. RIAS-Mitarbeiter<br />
und deren Informanten aus der SBZ/DDR wurden von den Ostberliner<br />
Machthabern mit besonderer Energie verfolgt, da sich der Sender, wie<br />
der damalige Staatsekretär Erich Mielke in einer Dienstanweisung vom<br />
13. November 1950 feststellte, zur „Agentenzentrale“ entwickelt habe.<br />
38
Zu den einfachen „Zuträgern“ des RIAS zählt auch Gerhard Krüger,<br />
Jahrgang 1924, aus Zerbst. Aus dem Krieg und anschließender<br />
französischer Gefangenschaft kehrt er in seine Heimat zurück. Der<br />
kaufmännische Angestellte bei der Franz Braun Maschinenfabrik<br />
in Zerbst verliert auf Grund der Demontage des Betriebs <strong>durch</strong> die<br />
sowjetische Besatzungsmacht im Zuge der Reparationen seine Arbeit.<br />
Eine Krankheit macht ihn berufsunfähig. Die Wohlfahrtsrente,<br />
die der verheiratete Krüger nun bekommt, bessert er als Gelegenheitsautor<br />
auf. Sein Stück „So wurden wir wissend“ lässt die FDJ in<br />
Roßlau/Elbe aufführen. Durch Denunzianten erfährt das MfS, dass<br />
Krüger seine Geschichten auch an den RIAS verkauft. Am 21. Januar<br />
1951 wird er bei einer Verhaftungswelle in Zerbst als angebliches<br />
Mitglied einer örtlichen Widerstandsgruppe von sowjetischen<br />
und deutschen Geheimpolizisten in der Wohnung festgenommen.<br />
Im April 1951 wird er von Mithäftlingen in der MfS-Untersuchungshaftanstalt<br />
Halle/Saale gesehen. Das SMT Nr. 48240 verurteilt<br />
Krüger am 20. April 1951, am Standort Halle/Saale „Roter<br />
Ochse“, wegen angeblicher Spionage und Mitgliedschaft in einer<br />
konterrevolutionären Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am<br />
19. Juli 1951 ab, fünf Tage später wird das Urteil in Moskau vollstreckt.<br />
Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert ihn<br />
am 24. Juli 1998.<br />
Vermerk über die Verhaftung von Gerhard Krüger <strong>durch</strong> den SSD (= MfS) in Zerbst aus der<br />
KgU-Suchkartei, April 1951. Die Angaben zu seinem Tod sind falsch, Krüger wurde in der<br />
Nacht des 24. Juli 1951 gemeinsam mit 14 weiteren Deutschen erschossen.<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München)<br />
39
Spionage – Eine Form des Widerstandes<br />
Die westlichen Geheimdienste maßen während des Kalten Krieges allen<br />
militärischen und wirtschaftlichen Informationen aus Ostdeutschland<br />
außerordentliche Bedeutung bei. So versuchten sie das Wissen der sich<br />
in Flüchtlingslagern in West-Berlin und Westdeutschland zu Tausenden<br />
einfindenden Zonenflüchtlinge abzuschöpfen. Häufig stellten die alliierten<br />
Dienste den ersten Kontakt während des sogenannten „Aufnahmeverfahrens<br />
für politische Flüchtlinge“ her. Die Alliierten versprachen, bei<br />
der Erlangung des für den Aufenthalt in Westdeutschland notwendigen<br />
Status als „politischer Flüchtling“ behilflich zu sein, wenn dafür Gegenleistungen<br />
erbracht wurden. Einige der so Angesprochenen ließen sich –<br />
auf Grund ihrer Protesthaltung gegen das SED-Regime, aus Abenteurertum,<br />
aus finanziellen Interessen oder schlicht aus Naivität – überzeugen,<br />
als Agenten noch einmal in die DDR zurückzukehren. Sie sammelten in<br />
der Nähe sowjetischer Kasernen die geforderten Informationen, arbeiteten<br />
als Kuriere oder gewannen neue Agenten. Vor allem waren Aufzeichnungen<br />
zu den Standorten von Sowjettruppen, Fotos und Skizzen<br />
moderner Waffentechnik, <strong>zum</strong> Beispiel des Düsenjägers MiG 15, Listen<br />
mit Kennzeichen von Kfz der sowjetischen Besatzungsmacht, Angaben<br />
zu Transporten militärischer Güter sowie alle Nachrichten aus der Rüstungsindustrie<br />
– d. h. über Werften, Hütten und Maschinenbaubetriebe<br />
der DDR – relevant für die Analysen der Geheimdienste.<br />
Im Februar 1952 zerschlägt die Länderverwaltung des MfS unter<br />
Anleitung der „Freunde“ einen Spionagering in Halle/Saale, dem es<br />
offenbar erfolgreich gelungen war, Informantinnen in Einrichtungen<br />
der Besatzungsmacht, in Parteien, bei der VP und im MfS zu<br />
gewinnen. So gelang es beispielsweise, die Sekretärin des Operativchefs<br />
der VP-Landesbereitschaft in Halle/Saale und Mitarbeiterinnen<br />
der Landesvorstände der LDP(D) und NDPD ins Vertrauen zu<br />
ziehen. Die Gruppe soll außerdem versucht haben, Spitzel des MGB<br />
zu enttarnen und Geschäftsfreunde vor diesen zu schützen. Bereits<br />
im Mai 1951 erhält das MfS einen Hinweis auf die Gruppe in<br />
Halle/Saale. Die Staatssicherheit überwacht die Post der Beschuldigten<br />
und schleust GM „Vorwärts“ unter dem Deckmantel eines<br />
Bediensteten der Kirche an Oskar Schmiedeknecht heran. Dieser<br />
Geheime Mitarbeiter begleitet Schmiedeknecht auf seinen Reisen<br />
nach West-Berlin und verrät dem MfS das Informantennetzwerk<br />
einer „Offiziers-Bruderschaft“ um Schmiedeknecht sowie dessen<br />
40
Bericht des Geheimen Mitarbeiters „Vorwärts“ an seinen MfS-Führungsoffizier über Treffen<br />
mit Oskar Schmiedeknecht vom 31. Januar 1952.<br />
(Quelle: BStU Außenstelle Halle/Saale)<br />
41
Verbindung <strong>zum</strong> dortigen UfJ. Dem sowjetischen Geheimdienst<br />
gelingt es, zwei seiner Agenten um Schmiedeknecht zu platzieren.<br />
Oskar Schmiedeknecht, der als Handelsvertreter für die Firma Fritz<br />
Heide in Halle/Saale und später bei der Firma Kurt Uhlig in Magdeburg<br />
arbeitet, gelingt es mit Hilfe seines Spionagerings ehemaliger<br />
Offiziere, militärische Nachrichten aus der Region zusammenzuführen<br />
und diese unauffällig weiterzuleiten. Als Auftraggeber für<br />
die sogenannte „Offiziers-Bruderschaft“ ermittelt das MfS einen<br />
westdeutschen Geheimdienst; vermutlich arbeitet Schmiedeknecht<br />
als Verbindungsmann unter dem Decknamen „Ossy“ für den<br />
militärischen Nachrichtendienst im Amt Blank, dem späteren Militärischen<br />
Abschirmdienst. Schmiedeknecht, Vater zweier Kinder,<br />
war als Berufsoffizier bereits 1937 in die Wehrmacht eingetreten<br />
und 1944 als Oberleutnant bei Metz in US-Kriegsgefangenschaft<br />
geraten. Im September 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.<br />
Nach seiner Verhaftung am 20. Februar 1952 übergibt das MfS<br />
Oskar Schmiedeknecht zusammen mit fünf weiteren Personen und<br />
allen Unterlagen <strong>zum</strong> Ermittlungsvorgang „Rose“ an das MGB.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Oskar Schmiedeknecht am 8. Juli<br />
1952 wegen angeblicher Tätigkeit für den Bonner Geheimdienst<br />
und antisowjetischer Agitation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>. Das<br />
Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am 11.<br />
September 1952 ab. Das <strong>Tode</strong>surteil wird bereits am folgenden Tag<br />
in Moskau vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert<br />
ihn am 29. März 1995.<br />
42
Geheimfabriken und Uranerz<br />
Die aufstrebende Atommacht UdSSR hatte bereits 1945 im Erzgebirge<br />
einen der grundlegenden Rohstoffe für die eigene Kernwaffenherstellung<br />
gefunden: Uranerz. Für dessen breite Gewinnung und erste Aufbereitung<br />
beschäftigte die SAG-Wismut, ein militärisch streng abgeschirmtes<br />
Unternehmen der Beatzungsmacht, in den Folgejahren über 150.000<br />
Menschen. Die massive Geheimproduktion zog die Aufmerksamkeit aller<br />
westlichen Geheimdienste auf sich. Mittels systematischer Befragungen<br />
von Flüchtlingen, aufwändiger Agentenschulungen und über den illegalen<br />
Erzhandel zu horrenden Preisen versuchten sie, umfassende Informationen<br />
über die Erzlager, die angewandten Abbaumethoden, die geheimen<br />
Schachtanlagen sowie die militärischen Verteidigungsanlagen im Wismut-Gebiet<br />
zu erlangen. Unter anderem sollte so das atomare Potenzial<br />
der UdSSR abgeschätzt werden.<br />
Bergmann in den Schächten der SAG Wismut, 1950er Jahre.<br />
(Quelle: Museum Uranbergbau Schlema)<br />
43
Die in allen Teilen der SBZ/DDR angeworbenen Bergleute, Mechaniker<br />
oder Verwaltungsangestellten arbeiteten und lebten in den Abbaugebieten<br />
von Sachsen und Thüringen unter bis dahin ungekannten Bedingungen.<br />
Den Arbeitern wurde ein Mehrfaches des üblichen Durchschnittslohns<br />
gezahlt, es gab eine eigene, gut ausgestattete Ladenkette sowie die<br />
sonst raren Ferienplätze an der Ostsee. Angelockt <strong>durch</strong> diese Versprechungen<br />
zogen in kurzer Zeit Tausende in die Bergbauregion, wo die Realität<br />
jedoch zunächst anders aussah, als von den Werbern versprochen.<br />
In der Region mangelte es an Wohnraum und Infrastruktur, daher lebten<br />
viele Wismut-Kumpel in Provisorien und Notbauten. Waschgelegenheiten<br />
waren knapp und die Anfahrten zur Arbeitsstelle oftmals abenteuerlich.<br />
Auf Grund der schlechten Arbeitsbedingungen, die teilweise als<br />
mittelalterlich bezeichnet werden müssen, und wegen des übermäßigen<br />
Alkoholkonsums im Uranerzbergbau kam eine Reihe von Arbeitern ums<br />
Leben, andere zogen sich schwere gesundheitliche Schäden zu.<br />
Proteste gegen den fehlenden Arbeitsschutz und den Wohnraummangel<br />
wurden <strong>durch</strong> die sowjetische Unternehmensleitung ebenso<br />
unterdrückt wie die Bildung einer wirksamen Interessenvertretung der<br />
Arbeiter. Versuche, öffentlich auf die äußerst schwierigen Lebensbedingungen<br />
im „Wismut-Gebiet“ aufmerksam zu machen, wurden <strong>durch</strong> eigens<br />
eingerichtete Strukturen des NKWD/MGB, <strong>durch</strong> die MfS-Abteilung<br />
„W[ismut]“ und <strong>durch</strong> die Bergpolizei verfolgt. Das Innenministerium der<br />
DDR ging nach einer amtsinternen Richtlinie Ende Dezember 1951 zu<br />
einer systematischen „Säuberung des Wismut-Gebiets von deklassierten<br />
Elementen“ über. Rädelsführer von Protesten, sogenannte „unsichere<br />
Elemente“ und Erzschmuggler hatten mit drakonischen Strafen zu rechnen<br />
und verschwanden, nachdem sie auf dem Weg zur Arbeit oder bei<br />
Scheinvorladungen konspirativ verhaftet worden waren, für lange Zeit<br />
in Gefängnissen oder sowjetischen Lagern. Einige Familien der ehemals<br />
bei der SAG Wismut Beschäftigten blieben bis in die 1990er Jahre ohne<br />
jede Nachricht über den Verbleib ihrer Angehörigen. Mindestens 80 der<br />
zwischen 1950 und 1953 in Moskau erschossenen Deutschen waren bei<br />
der SAG Wismut beschäftigt gewesen.<br />
Am 12. Juni 1952 kehrt der Werkmeister Charles Pietschker von<br />
seiner Arbeitsstätte, der Mechanischen Werkstatt des Objektes 86<br />
– einer zur SAG Wismut gehörenden Anlage zur Aufbereitung von<br />
Uranerz in der Nähe von Saalfeld – nicht in sein Quartier zurück.<br />
Der gelernte Dreher, Jahrgang 1897 aus Magdeburg, hatte von<br />
1915 bis 1918 am I. Weltkrieg teilgenommen und war 1944 erneut<br />
<strong>zum</strong> Heeresdienst eingezogen worden. Nach dem Krieg war er in<br />
44
die SPD eingetreten und war bis 1948 Mitglied der SED.<br />
Noch am selben Tag seines Verschwindens wird sein Zimmer in<br />
der Saalestadt <strong>durch</strong>sucht. Am 4. und 17. Juli 1952 finden Haus<strong>durch</strong>suchungen<br />
bei seiner ahnungslosen Ehefrau im brandenburgischen<br />
Lindow/Mark statt. Sie erfährt nicht einmal, von welcher<br />
Dienststelle die Männer kommen, die in ihr Haus eindringen. Nach<br />
vielen vergeblichen Anfragen bei der SAG Wismut und verschiedenen<br />
Polizeidienststellen in Chemnitz, Gera und Saalfeld teilt ihr das<br />
VP-Amt Gera 1954 endlich mit, dass „... die Ermittlungen nach dem<br />
Pietschker erfolglos verlaufen sind. Es konnte lediglich in Erfahrung<br />
gebracht werden, dass P. illegal verzogen ist und sich vermutlich<br />
nach Westdeutschland absetzte. Der Grund seiner Flucht konnte<br />
nicht geklärt werden. ...“. 6 Auch ihre Anfrage bei der Staatssicherheit<br />
in Berlin vom September 1956 bleibt ohne Antwort, da dort<br />
keinerlei Hinweise zu Pietschker „einliegen“.<br />
Das SMT Nr. 48240 verurteilt Charles Pietschker zusammen mit<br />
dem Bergingenieur Georg Haarmann aus dem gleichen Betrieb,<br />
vermutlich im MGB-Gefängnis Chemnitz-Kaßberg, am 2. Oktober<br />
1952 wegen angeblicher Spionage, antisowjetischer Tätigkeit und<br />
Propaganda sowie Beihilfe zu Verbrechen und Mitgliedschaft in<br />
einer konterrevolutionären Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt die Gnadengesuche<br />
beider am 12. Dezember 1952 ab. Die Urteile werden am 3. Januar<br />
1953 in Moskau vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft<br />
rehabilitiert Charles Pietschker und Georg Haarmann am<br />
18. Juli 2001.<br />
6 Derartige Einträge finden sich bei einer Reihe der Opfer in Einwohnermelderegistern bis<br />
<strong>zum</strong> heutigen Tag. Diese Vermerke sind offenbar planmäßig auf Weisung des MfS oder des<br />
MGB vorgenommen worden, um weiteren hartnäckigen Fragen der Familien vorzubeugen.<br />
45
Auskunft vom Roten Kreuz Moskau auf die Anfrage des DRK-Suchdienstes München<br />
vom 30. November 1982 <strong>zum</strong> Schicksal von Georg Haarmann am 20. April 1984.<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München)<br />
46
Die Arbeit sowjetischer Geheimdienste in der SBZ/DDR<br />
Den Fronttruppen der Roten Armee folgten 1945 die sowjetischen Sicherheitsdienste<br />
des NKWD/MWD, NKGB/MGB sowie Spezialtruppen der Militärabwehr,<br />
der Smersch, nach Deutschland. 7 Für die Bewachung der auf<br />
dem Boden der SBZ errichteten Speziallager, den Gefangenentransport<br />
bis in die UdSSR sowie für die Inhaftierung politischer Gegner waren die<br />
Truppen der Innenverwaltung zuständig.<br />
Die Sowjetische Militäradministration für Sachsen-Anhalt (SMASaA),<br />
mit Sitz in Halle/Saale, überzog kurz nach der Besetzung das Land mit<br />
einem der Verwaltung und Überwachung dienenden Netz von Stadtkommandanturen.<br />
Daneben baute der berüchtigte sowjetische Geheimdienst<br />
NKWD ein Terrorsystem auf, an dessen Spitze der „Operative Sektor“ für<br />
das spätere Land Sachsen-Anhalt stand. Bereits im Herbst 1946 wurden<br />
der sowjetischen Staatssicherheit (MGB) die gesamten Befugnisse zur<br />
Verfolgung politischer Verbrechen in der SBZ übertragen. Der MGB-Apparat<br />
verfügte bis Mai 1953 über rund 2.200 Angehörige in der gesamten<br />
SBZ/DDR. Nach Stalins Tod im März 1953 sollte der Personalbestand auf<br />
328 Mitarbeiter abgesenkt werden, doch dieser Plan verzögerte sich auf<br />
Grund der Ereignisse um den 17. Juni 1953.<br />
Wie in der ganzen SBZ beschlagnahmte der sowjetische Geheimdienst<br />
kurz nach seinem Eintreffen in größeren Orten Sachsen-Anhalts villenartige<br />
Privathäuser, ehemalige Amts- oder Fabrikgebäude sowie Gefängnisbauten<br />
und richtete diese zu Amtssitzen für den NKWD/MGB im<br />
„Operativen Sektor“ des späteren Landes Sachsen-Anhalt her. Keller oder<br />
Nebengelasse dieser Häuser wurden zu Haft- und Folterzellen ausgebaut,<br />
wie <strong>zum</strong> Beispiel an den MGB-Dienststellen in Magdeburg, Halle oder<br />
Dessau. In diesen sogenannten „GPU-Kellern“ verschwanden Tausende<br />
von Frauen, Männer und Kinder: Deutsche Zivilisten, befreite Fremdarbeiter<br />
sowie Kriegsgefangene aus der UdSSR, aber auch straffällig gewordene<br />
Angehörige der Roten Armee.<br />
7 Smersch: Abkürzung von „Tod den Spionen“. Die Sondertruppe der Militärabwehr zur Bekämpfung<br />
von deutschen Agenten und sowjetischen Kollaborateuren während des Zweiten<br />
Weltkriegs wurde 1946 in das MGB eingegliedert.<br />
47
Die „operative Arbeit“ im Besatzungsgebiet wurde nach der allgemeinen<br />
Verwaltungsstruktur der sowjetischen Militäradministration in der<br />
SBZ/DDR organisiert. Neben der Zentrale des NKGB/MGB mit eigenem<br />
Zentralgefängnis in Berlin-Lichtenberg verfügte der sowjetische Geheimdienst,<br />
seit 1946 unter dem Namen Ministerium für Staatssicherheit<br />
(MGB) firmierend, in jedem Land über regionale Strukturen mit einem<br />
zentralen Untersuchungsgefängnis.<br />
Untersuchungshaftanstalt des MfS und MGB sowie Sitz des zentralen SMT für das Land<br />
Sachsen-Anhalt in Halle/Saale, Am Kirchtor 20, 2006.<br />
(Quelle: Facts & Files Berlin / Jörg Rudolph)<br />
In Sachsen-Anhalt richtete der sowjetische Geheimdienst sein Zentralgefängnis<br />
im preußischen Zuchthaus „Roter Ochse“ in Halle/Saale ein.<br />
Vermutlich im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform der DDR im<br />
Sommer 1952 übergab das MGB seine Haftanstalten in den Ländern formal<br />
in die Hände des ostdeutschen MfS, das die Gefängnisse häufig bis<br />
1989 als Untersuchungshaftanstalten weiterführte. Allein das Zentralgefängnis<br />
für die SBZ/DDR in Berlin-Lichtenberg verblieb länger unter der<br />
Kontrolle des MGB.<br />
48
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS)<br />
Zusätzlich <strong>zum</strong> eigenen Verfolgungs- und Spitzelapparat organisierte der<br />
sowjetische Geheimdienst früh die Schaffung von Nachrichtendiensten<br />
und Geheimpolizeien in der Staatspartei sowie in der ostdeutschen Verwaltung.<br />
Personen aus den illegalen Strukturen der KPD-Geheimdienste<br />
aus den Jahren der Weimarer Republik – mit Fronterfahrungen aus dem<br />
Spanischen Bürgerkrieg oder aus illegalen Widerstandsbewegungen gegen<br />
den Nationalsozialismus – bildeten den Kern der SED-internen Parteiabwehr<br />
oder des „Amtes <strong>zum</strong> Schutze des Volkseigentums“. Auf Grund<br />
des SMAD-Befehls Nr. 201 vom 16. August 1947, der die Verfolgung von<br />
NS-Verbrechen auf die Deutsche Volkspolizei übertrug, entstand unter<br />
dem Deckmantel der Kriminalpolizei zusätzlich das Kommissariat 5 (K5).<br />
Unter der stetigen Aufsicht des MGB bestand die Aufgabe dieser politischen<br />
Polizei in der Bekämpfung „faschistischer Banden“ sowie der<br />
Verfolgung von „Agenten des Westens“. Kurz nach Gründung der DDR<br />
beschloss das ZK der SED, den vielschichtigen Sicherheitsapparat in den<br />
Ländern neu zu organisieren und ein eigenständiges Ministerium für<br />
Staatssicherheit (MfS) in die Verwaltungsstruktur der DDR einzubauen.<br />
Damit setzte das oberste politische Organ der DDR im Februar 1950 die<br />
bereits am 28. Dezember 1948 erteilte Genehmigung zur Gründung eines<br />
deutschen Geheimdienstes vom ZK der KPdSU in Moskau um.<br />
Die mit dem Gesetz über die Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit<br />
(MfS) vom 8. Februar 1950 installierte Geheimpolizei agierte<br />
unter direkter Anleitung und Aufsicht sowjetischer „Berater“ 9 gegen alle<br />
„Feinde des Sozialismus“. Wer unter dieser Bezeichnung einzuordnen<br />
war, unterlag der Definitionshoheit der SED-Führung. „Feinde“ im Sinne<br />
des MGB bzw. MfS waren neben den Kritikern des sozialistischen Aufbaus<br />
unter anderem Angehörige von Kirchen, Mitglieder und Sympathisanten<br />
demokratischer Parteien, aber auch Wirtschaftsflüchtlinge.<br />
9 Seit 1951 führten die MGB-Verbindungsoffiziere die MfS-interne Bezeichnung „Inspektoren“.<br />
Das MfS führte in seinen Akten die Mitarbeiter des sowjetischen Geheimdienstes<br />
NKGB/MGB/KGB unter wechselnden Bezeichnungen und Kürzeln: SKK, D5, Fr., oder „Freunde“.<br />
In späteren Jahren wurde der KGB innerhalb des MfS auch als KfS bezeichnet.<br />
49
Bei wiederholten Personalprüfungen in den Sicherheitsorganen, der<br />
Nomenklaturkader oder beim bloßen Ausstellen von Personaldokumenten<br />
stießen Kontrollkommissionen, Polizei und MfS immer wieder auf „verdächtige“<br />
Personen. Diese hatten Kontakte zu Verwandten im Westen,<br />
waren aus westlicher Kriegsgefangenschaft entlassen worden oder wurden<br />
wegen ihrer öffentlichen Kritik am System als „politisch unzuverlässig“<br />
eingestuft. Häufig hatte die Zuordnung zu einer der Kategorien fatale<br />
Folgen für die Betreffenden.<br />
Festnahme <strong>durch</strong> die Volkspolizei in Berlin, 1952. Bei Verhaftungen trat das MfS häufig in<br />
Uniformen der VP auf.<br />
(Quelle: Polizeihistorische Sammlung Berlin / Brombach)<br />
Das MfS verfügte im Jahre 1950 über ca. 2.500 hauptamtliche Mitarbeiter.<br />
Bis <strong>zum</strong> Jahresende 1953 konnte der Geheimdienst sein Personal<br />
nahezu vervierfachen.<br />
Das Ministerium selbst hatte seinen Sitz im ehemaligen Finanzamt von<br />
Berlin-Lichtenberg, in der Normannenstraße, in unmittelbarer Nähe zu<br />
der zentralen MGB-Ermittlungsabteilung. Dem Minister Wilhelm Zaisser<br />
und seinem Staatssekretär Erich Mielke waren fünf Länderverwaltungen<br />
der Staatssicherheit von Groß- Berlin, Brandenburg (Potsdam), Mecklenburg<br />
(Schwerin), Sachsen (Dresden) und Sachsen-Anhalt (Halle/Saale)<br />
sowie die Sonderverwaltungen „W“ (für das Wismut-Gebiet) und „E“ (die<br />
50
Transportpolizei) unterstellt. Zeitweise wurde auch die Grenzpolizei der<br />
DDR von Zaisser kontrolliert. Jede Länderverwaltung des MfS verfügte<br />
wiederum über zahlreiche örtliche Dienststellen.<br />
Wie in der Sowjetunion stützten sich auch in der DDR die Geheimdienste<br />
bei ihrer Suche nach „Systemfeinden“ auf ein Netz von Spitzeln<br />
und Denunzianten. Nicht wenige Geheime Mitarbeiter (GM) hatten sich<br />
„auf Druck“ <strong>durch</strong> einen der Ostblock-Geheimdienste anwerben lassen<br />
oder versprachen sich einen persönlichen Vorteil.<br />
Der selbstständige Gemüsehändler Friedrich Lübke aus Haldensleben,<br />
Jahrgang 1926, wird Opfer eines MfS-Spitzels mit dem<br />
Decknamen „Walfisch“. Es ist der Leiter des Arbeitsamtes von Haldensleben,<br />
der sich im Auftrag der Staatssicherheit das Vertrauen<br />
Lübkes erschleicht.<br />
Am 18. August 1950 verhaftet ihn das MfS auf einer Reise nach<br />
Berlin wegen seiner Verbindung <strong>zum</strong> RIAS. Bei ihm werden Aufzeichnungen<br />
über militärische Anlagen im Raum Haldensleben<br />
sowie Listen mit Kennzeichen sowjetischer KfZ gefunden. Nach<br />
eigener Erklärung will Lübke wenige Wochen zuvor während eines<br />
Besuches in Berlin zur Regelung offener Erbschaftsangelegenheiten<br />
einen ehemaligen Kollegen seines Vaters in Berlin-Wilmersdorf<br />
aufgesucht haben. Lübke wird von diesem mit dem Leiter des CIC<br />
bekannt gemacht. Im Gespräch erkundigt sich der CIC-Chef nach<br />
der Stationierung der sowjetischen Besatzungsmacht.<br />
Nach den Berichten des GM „Walfisch“, der Lübke auf Reisen nach<br />
Berlin begleitet, soll dieser ihm anvertraut haben, dass er bereits<br />
in Kriegsgefangenschaft für eine nachrichtendienstliche Arbeit in<br />
der SBZ angeworben worden sei. Nach dessen Berichten will Lübke<br />
als Mitglied einer internationalen Spezialeinheit der US-Armee<br />
deren Spionageschule in Frankreich besucht haben, woraufhin er<br />
nach Haldensleben geschleust worden sei. Später habe er für den<br />
englischen Geheimdienst sowie den Nordwestdeutschen Rundfunk<br />
gearbeitet.<br />
Die MfS-Landesverwaltung Sachsen-Anhalt übergibt Lübke, verheiratet<br />
und Vater eines Kindes, noch am Tage seiner Verhaftung<br />
an das MGB. Lübke wird im MGB-Gefängnis Halle/Saale, „Roter<br />
Ochse“ gesehen. Das SMT Nr. 48240 verurteilt ihn dort am 30. November<br />
1950 wegen angeblicher Spionage <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Nach Aussagen von Mithäftlingen wird er um den<br />
22. Januar 1951 aus Halle/Saale in die UdSSR deportiert. Das Präsidium<br />
des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am 20. Februar<br />
1951 ab. Das <strong>Tode</strong>surteil wird am 10. April 1951 in Moskau<br />
vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert ihn<br />
am 21. Dezember 1998.<br />
51
Auf ihr Gnadengesuch vom 21. Juni 1952 erhielt die Mutter von Friedrich Lübke keine Antwort.<br />
Intern vermerkte das MfS die Abgabe von Lübke an den MGB mit „Karte liegt ein SKK,<br />
Liste 32“.<br />
(Quelle: BStU Außenstelle Halle/Saale)<br />
52
Das erklärte Ziel nachrichtendienstlicher Verfolgungspraxis der Besatzungsmacht<br />
und ihrer deutschen Hilfskräfte war es, möglichst viele<br />
„politische Gegner“ zu erkennen und sie der juristischen Strafverfolgung<br />
zuzuführen. Von der Sowjetunion übernommene Feindbilder, vage ideologische<br />
Vorgaben sowie „Gummi-Paragraphen“ im Strafrecht erlaubten<br />
es dem MfS, vermeintliche oder wirkliche Kritiker des SED-Regimes beliebig<br />
und außerhalb der Normen, die das Rechtssystem in der DDR bot, zu<br />
verfolgen. Oftmals hatte die Verfolgung politischer Gegner dramatische<br />
Folgen für ganze Familien.<br />
Die Familie von Karl-Otto Hennig, Jahrgang 1895, aus Burg bei<br />
Magdeburg, trifft es besonders hart. Hennig, Sohn eines Kaufmanns,<br />
verheiratet und Vater zweier Söhne, ist nach dem Krieg als<br />
Tiefbauunternehmer tätig. Zuletzt arbeitet Karl-Otto Hennig als<br />
Steuereinnehmer für die Kirchenprovinz Sachsen im Kirchensteueramt<br />
Burg. Hennig wird am 28. Juli 1950 in Burg verhaftet und<br />
1951 im MGB-Gefängnis Potsdam inhaftiert. Das SMT Nr. 48240<br />
verurteilt Hennig zusammen mit Joachim Esfeld aus Zerbst am 20. Juni<br />
1951 in Potsdam wegen angeblicher Spionage und Mitgliedschaft<br />
in einer konterrevolutionären Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt ihre Gnadengesuche<br />
am 5. September 1951 ab, das Urteil wird am 11. September<br />
1951 in Moskau vollstreckt.<br />
Ehefrau Ida Hennig, sein Sohn Adolf Hennig und ein Bruder werden<br />
ebenfalls vom SMT zu langjährigen Lagerhaftstrafen verurteilt.<br />
Frau Hennig kehrt erst 1955 aus einem sowjetischen Lager nach<br />
Deutschland zurück.<br />
Um jede öffentliche Aufmerksamkeit zu vermeiden, wurden die meisten<br />
Opfer auf dem Weg zur oder von der Arbeit, nachts in oder vor ihren<br />
Wohnungen oder während eines <strong>zum</strong> Schein inszenierten Behördenganges,<br />
beispielweise mittels einer Vorladung <strong>zum</strong> Arbeitsamt, verhaftet. Dabei<br />
traten die MfS-Angehörigen in Uniformen der Volkspolizei auf bzw.<br />
wiesen sich als Kriminalbeamte oder Bedienstete städtischer Ämter aus.<br />
Im dichten Netz der Zugüberwachung und Bahnhofskontrollen <strong>durch</strong> die<br />
Transportpolizei verfingen sich eine Reihe von Menschen schon allein<br />
deshalb, weil ihre Reisepapiere unvollständig waren oder sie westdeutsche<br />
Ausweise, Dokumente oder Waren bei sich hatten. Auch fahndete<br />
das MfS auf Weisung sowjetischer Organe gezielt nach Personen und<br />
verhaftete diese im Auftrag des MGB.<br />
53
Martin Meißner aus Rehmsdorf bei Zeitz, Jahrgang 1932, arbeitet<br />
als Dekorateur und Sattler in der Werkstatt seines Vaters. Am 31. März<br />
1951 findet das Zugbegleitkommando der Transportpolizei bei einer<br />
Kontrolle des Zuges zwischen Berlin und Erfurt in seinem Brotbeutel<br />
300 Klebezettel sowie Broschüren der KgU, darunter auch<br />
George Orwells Roman „1984“. In Weimar wird Meißner <strong>durch</strong> das<br />
MfS übernommen. Dieses ermittelt, dass er seit Dezember 1950<br />
unter dem Decknamen „Keller“ mit der KgU zusammengearbeitet<br />
und einen Bericht über den VEB Leder- und Kofferwarenfabrik in<br />
Zeitz geliefert haben soll.<br />
Der Häftling wird am 23. April 1951 an das MGB überstellt. Zum<br />
24. Mai 1951 wird die Familie aufgefordert, Bekleidung für ihn in<br />
die VP-Haftanstalt Weimar, Marienstraße zu bringen. Das SMT Nr.<br />
48240 verurteilt Martin Meißner zusammen mit Reinhard Weise<br />
am 26. Juni 1951 in Weimar wegen angeblicher Spionage und Bildung<br />
einer antisowjetischen Organisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong>.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch<br />
am 28. August 1951 ab. Das <strong>Tode</strong>surteil wird am 11. September<br />
1951 in Moskau vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft<br />
rehabilitiert ihn am 9. April 1996. Die ebenfalls verurteilte<br />
Freundin und ein Freund kehren aus sowjetischen Lagern zurück.<br />
So gut wie keiner der Verhafteten sah jemals einen amtlichen Haftbefehl.<br />
Rechtsbeistände wurden regelmäßig verweigert und die mit Kontrollbefugnissen<br />
ausgestattete Staatsanwaltschaft scheiterte regelmäßig<br />
bei der Einforderung gesetzlicher Vorgaben, wie etwa dem Einhalten von<br />
Fristen für die Haftprüfung und die Dauer der Untersuchungshaft, an der<br />
Allmacht der Geheimdienste. Bei vorbereiteten Verhaftungen erwirkte der<br />
zuständige MfS-Mitarbeiter im ersten Schritt den Haftbeschluss. Dieser<br />
war vom Minister für Staatssicherheit Zaisser oder seinem Nachfolger<br />
Wollweber, dem Staatssekretär Mielke sowie den Hauptabteilungsleitern,<br />
den Leitern der Länderverwaltungen oder deren Stellvertretern, zu<br />
bestätigen. Eine vom MfS gesiegelte Einlieferungsanweisung begleitete<br />
den Häftling in das jeweilige Untersuchungsgefängnis und wurde zu den<br />
Akten genommen. Erst nach der Inhaftierung erwirkte das „Ermittlungsorgan“<br />
des MfS, die Abteilung IX, bei der zuständigen Staatsanwaltschaft<br />
einen offiziellen Haftbefehl gemäß der DDR-Strafprozessordnung.<br />
Bei Haus<strong>durch</strong>suchungen führten die MfS-Mitarbeiter in einem amtlichen<br />
Durchsuchungsprotokoll alle entnommenen Gegenstände auf, ließen<br />
anwesende Zeugen die Aufstellung unterschreiben und hinterließen<br />
einen Durchschlag bei der Familie. Dieser Protokoll<strong>durch</strong>schlag war häu-<br />
54
fig der einzige Beleg, den die Angehörigen für die Inhaftierung erhalten<br />
konnten. Rückfragen über den Verbleib der Verhafteten oder Vermisstenanzeigen<br />
beantworteten Polizeidienststellen, Staatsanwaltschaften oder<br />
Arbeitsstellen, wenn überhaupt, nur zögerlich. Das MfS teilte nach Rücksprache<br />
mit dem MGB nach Richtlinie Nummer 4 vom 6. Januar 1951 üblicherweise<br />
in mündlicher Form nur mit: „Die betreffende Person ist von<br />
den Organen des MfS festgenommen worden. Weitere Auskünfte können<br />
bis <strong>zum</strong> Abschluss der Untersuchung nicht erteilt werden.“ Konfiszierte<br />
Wertgegenstände und Barmittel übernahm die Verwaltung des MfS. Beweise<br />
und persönliche Effekten des Häftlings wurden teilweise <strong>durch</strong> das<br />
MGB übernommen, immobile Gegenstände und Inventare wurden <strong>durch</strong><br />
„örtliche Organe“ verwertet.<br />
Bei der Ermittlungs- und Verhörpraxis übernahm das MfS von seinen<br />
sowjetischen Ausbildern die Maßstäbe, auch was den Einsatz physischer<br />
Gewalt gegenüber den Häftlingen anging. Übergriffe auf Häftlinge, der<br />
Entzug von Essensrationen und nächtliche Verhöre waren beim MfS an<br />
der Tagesordnung, um das Ermittlungsziel – das Geständnis des Beschuldigten<br />
– zu erreichen. Welches Ausmaß diese Praxis angenommen hatte,<br />
belegt die Dienstanweisung 7/51 der Länderverwaltung Thüringen<br />
vom 8. Oktober 1951, die ähnlich sicher auch in den anderen Verwaltungen<br />
erlassen worden ist. Unter Strafandrohung wurde allen Leitern der<br />
Kreisdienststellen und Hauptabteilungen der Staatssicherheit des Landes<br />
<strong>durch</strong> den Minister befohlen, von solchen Übergriffen künftig Abstand<br />
zu nehmen. In der Öffentlichkeit werde von „Gestapomethoden“ gesprochen,<br />
außerdem sei die Misshandlung von Häftlingen nur der Unfähigkeit<br />
geschuldet, „die ihnen übertragenen Aufgaben zu lösen“.<br />
55
Im Bericht vom 6. September 1951 versuchte die MfS-Dienststelle Dessau, die Gewaltanwendung<br />
gegen einen Häftling aus der Gruppe um Horst Benecke zu verschleiern.<br />
(Quelle: BStU Außenstelle Halle/Saale)<br />
Auf den Einsatz physischer Gewalt wurde im weiteren MfS-Alltag dennoch<br />
nie ganz verzichtet. Die Haftzellen waren notdürftig eingerichtet<br />
und häufig unbeheizt. Kontakte mit der Familie beschränkten sich auf<br />
Weitergabe von Paketen mit Wäsche, Winterbekleidung oder Hygieneartikeln,<br />
die die Angehörigen nach Aufforderung bei angegebenen Polizeirevieren<br />
hinterlegen konnten. Einen offiziell zugelassenen Briefwechsel<br />
zwischen Angehörigen und Untersuchungshäftlingen gab es nicht. Von<br />
den Familien bestellte Rechtsanwälte wurden regelmäßig abgewiesen. In<br />
ihrer Haftzeit verfügten viele der Beschuldigten oft nur über die Bekleidung,<br />
die sie am Tage ihrer Festnahme getragen hatten.<br />
Standen die Festgenommenen unter dem Verdacht der „Militärspionage“,<br />
der „antisowjetischen Propaganda“ oder des „illegalen Waffenbesitzes“,<br />
wurden sie vom MfS mehrheitlich rasch den sogenannten „Freunden“,<br />
das heißt dem MGB, übergeben. Dies geschah unter Missachtung<br />
des Artikels 10 der DDR-Verfassung vom Oktober 1949, der die Auslieferung<br />
von DDR-Bürgern an eine fremde Macht ausschloss. Bürger der BRD<br />
erhielten in jener Zeit keinerlei konsularischen Rechtsbeistand.<br />
56
Die Staatssicherheit in Sachsen-Anhalt<br />
Mit Gründung des MfS <strong>zum</strong> Jahresanfang 1950 wurde eine Landesverwaltung<br />
der Staatssicherheit für Sachsen-Anhalt in der damaligen<br />
Landeshauptstadt Halle/Saale eingerichtet. Als erster Dienstsitz dienten<br />
zwei <strong>durch</strong> die Besatzungsmacht geräumte Häuser, Jentzschstraße 2 und<br />
3 (heute: Ernst-König-Straße), bevor die Länderverwaltung im späten<br />
Frühjahr 1950 in das repräsentative Gebäude Robert-Franz-Ring 14-16<br />
umzog. Der Länderverwaltung, geleitet von dem böhmischen Kommunisten<br />
Martin Weikert, waren Dienststellen u.a. in Aschersleben, Bernburg,<br />
Dessau, Eisleben, Haldensleben, Halberstadt, Halle/Saale, Magdeburg,<br />
Merseburg, Naumburg, Schönebeck, Stendal, Osterburg, Weißenfels,<br />
Wernigerode und Zerbst unterstellt.<br />
Sitz der MfS-Landesverwaltung Sachsen-Anhalt in Halle, Robert-Franz-Ring 14-16<br />
(Quelle: Stadtarchiv Halle/Saale)<br />
57
Martin Weikert, der nach einer Ausbildung in Moskau und Ufa im<br />
slowakischen Volksaufstand 1944/1945 gekämpft hat, scheint als<br />
ehemaliger Partisan und – seit 1947 – als Leiter der Geheimpolizei<br />
K5 sowie als Chef der Landesverwaltung <strong>zum</strong> Schutze des Volkseigentums<br />
für den Posten des Landeschefs der Staatssicherheit<br />
geradezu prädestiniert zu sein. Sein ehemaliger Vorgesetzter in<br />
der Landespolizei - Wilhelm Zaisser - führt seit Februar 1950 das<br />
Ministerium für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg.<br />
Bereits im Frühsommer 1949 rekrutiert Weikert, der spätere Chef<br />
der ostdeutschen Geheimpolizei im Land, unter dem Deckmantel<br />
eines Personalleiters der VP die ersten hauptamtlichen Mitarbeiter<br />
der künftigen Staatssicherheit. Zu Beginn des Jahres 1953 steigt<br />
er <strong>zum</strong> stellvertretenden Minister im MfS auf. Zwischen 1956 und<br />
1957 leitet Weikert die Bezirksverwaltung von Groß-Berlin. Im<br />
November 1957 übernimmt er die Leitung der Bezirksverwaltung<br />
in Erfurt und tritt 1982 als Generalleutnant des MfS in den Ruhestand.<br />
Nach einer DDR-weiten Verwaltungsreform im Sommer 1952, bei der<br />
die fünf Länder in 15 Bezirke aufgegliedert worden waren, führten die im<br />
August 1952 eingerichteten Bezirksverwaltungen des MfS in Halle/Saale und<br />
Magdeburg die Verfolgung politischer Gegner des SED-Regimes <strong>durch</strong> die<br />
vormalige Länderverwaltung Sachsen-Anhalt in den neugegliederten Territorien<br />
fort. Die Verwaltung der Staatssicherheit im Bezirk Halle stand<br />
unter Leitung des VP-Inspektors Rudolf Vödisch und verblieb bis 1972 im<br />
bisherigen Gebäude, um anschließend in einen Neubau umzuziehen.<br />
Die neu gebildete Verwaltung der Staatssicherheit für den Bezirk Magdeburg,<br />
unter Führung des Inspekteurs Franz Schkopik, nahm ihren Sitz in<br />
der Elbestadt im Gebäude Walter-Rathenau-Straße 88-89. 1953 zählte<br />
sie bereits 464 Beschäftigte. Zum Zeitpunkt der Auflösung des MfS im<br />
Jahre 1989 befand sich hier die Kreisdienststelle des MfS für die Stadt<br />
Magdeburg. Die Bezirksverwaltung Magdeburg war zuvor in einen Neubau<br />
im Kroatenweg umgezogen.<br />
Für die abgetretenen Gebiete des Landes Sachsen-Anhalt zeichneten<br />
nach der Gebietsreform die Bezirksverwaltungen der Staatssicherheit in<br />
Cottbus, Leipzig bzw. Potsdam verantwortlich.<br />
Das MfS brachte Personen nach ihrer Inhaftierung zunächst in Revierzellen<br />
örtlicher Polizeidienststellen oder Einheiten der Transportpolizei<br />
sowie Grenzpolizei unter. Auch überführte sie ihre Opfer in Kellerzellen<br />
von MfS-Dienstgebäuden sowie in die Untersuchungshaftanstalten<br />
Halle/Saale, Kleine Steinstraße oder den eigenen Untersuchungshaft-<br />
58
ereich im „Roten Ochsen“ in Halle/Saale, Am Kirchtor. In Magdeburg<br />
wurden Untersuchungshäftlinge in das MfS-Untersuchungsgefängnis auf<br />
dem Gelände der Justizvollzugsanstalt Magdeburg-Sudenburg in der Halberstädter<br />
Straße verbracht. Das 1876 in der Neustadt errichtete Haftgebäude,<br />
heute Gedenkstätte am Moritzplatz, war erst 1957 vom MfS als<br />
eigenes Untersuchungsgefängnis übernommen worden.<br />
Bald nach Gründung des MfS zählt auch der ehemalige Grundschullehrer<br />
Heinz Eggebrecht zu den Mitarbeitern der Länderverwaltung.<br />
Eggebrecht, geboren 1916 in Oberkaufungen/Kreis<br />
Kassel, tritt im April 1950 in die Dienste des MfS. Bereits im September<br />
des gleichen Jahres wird er in das Untersuchungsorgan<br />
der Landesverwaltung in Halle/Saale – Abt. IX – übernommen. Im<br />
Sommer 1952 tritt Eggebrecht in der neugegründeten Bezirksverwaltung<br />
Magdeburg an die Spitze der Abteilung IX. Zehn Jahre<br />
später leitet er die Bezirksverwaltung in der Elbestadt. Nach einem<br />
Zwischenspiel bei der Spionageabteilung unter Markus Wolf<br />
übernimmt der MfS-Offizier 1972 als Leiter das Büro der Sportvereinigung<br />
Dynamo. 1982 wird Eggebrecht in den Ruhestand versetzt.<br />
Mit Abschluss des MfS-Ermittlungsverfahrens <strong>durch</strong> die Untersuchungsabteilung<br />
überstellte das MfS die Häftlinge in das zentrale Untersuchungsgefängnis<br />
„Roter Ochse“ des MGB in Halle/Saale oder übergab sie<br />
örtlichen MGB-Dienststellen bzw. der ostdeutschen Justiz. Ebenso wurde<br />
mit Personen verfahren, die das MfS nach Anforderung <strong>durch</strong> die sowjetischen<br />
„Berater“ festzunehmen hatte. Mehrere Häftlinge der MfS-Länderverwaltung<br />
saßen jedoch <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Übergabe der Ermittlungsverfahren<br />
an das MGB bereits im „Roten Ochsen“ ein, so dass es hierbei<br />
vermutlich nur zu ihrer Verlegung innerhalb der Hafthäuser kam.<br />
Die 1842 errichtete königlich preußische Justizvollzugsanstalt in<br />
Halle/Saale, Am Kirchtor, diente seit Sommer 1945 dem sowjetischen<br />
Geheimdienst NKWD/MGB als zentrales Untersuchungs- sowie Durchgangsgefängnis<br />
für das Land Sachsen-Anhalt. Es befand sich unweit des<br />
Dienstsitzes der Länderverwaltung des MfS, Robert-Franz-Ring, sowie des<br />
NKWD/MGB-Quartiers in der Peißnitzstraße. Im Zuchthaus verfügte das<br />
MfS seit September 1950 über zwei Hafthäuser mit Zellen und Vernehmungsräumen,<br />
nachdem sich die sowjetischen „Freunde“ formal schrittweise<br />
aus dem Gelände zurückgezogen hatten. Vermutlich im Rahmen einer<br />
am 30. August 1950 einsetzenden Verhaftungswelle gegen Mitglieder<br />
der Zeugen Jehovas in Magdeburg, dem Sitz ihrer Deutschlandzentrale,<br />
sowie in Halle/Saale und in Halberstadt hatten einige Wochen darauf die<br />
59
Bericht der Verwaltung Thüringen an das MfS über den Abschluss eines Ermittlungsvorgangs<br />
gegen vierzehn Personen aus dem Kreis Zeitz vom 2. Juli 1951.<br />
Das Oberlandesgericht Halle/Saale verurteilte am 10. Dezember 1951 sechs an deutsche<br />
Dienststellen abgegebene MfS-Untersuchungshäftlinge zu Zeitstrafen. Das SMT Nr. 48240<br />
verurteilte zwei von vier in Weimar verbliebenen Beschuldigten, Martin Meißner und Erich Moser,<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong>.<br />
(Quelle des Berichts: BStU Außenstelle Erfurt)<br />
60
erst im Sommer 1950 an die ostdeutsche Innenverwaltung übertragenen<br />
Hafthäuser dem MfS überlassen werden müssen. 1952 zieht sich das MfS<br />
in das Hafthaus A zurück und nutzt das Gebäude bis zu seiner Auflösung<br />
1989 als Untersuchungshaftanstalt. Häftlinge aus dem Strafvollzug<br />
Naumburg mussten 1952 die Hinterlassenschaft des sowjetischen und<br />
ostdeutschen Geheimdienstes in den Häusern B, D und C – Wasserzellen<br />
und Zugluftbunker – beseitigen. Die Strafvollzugsanstalt Halle diente in<br />
jenen Jahren auch als Haftort für SMT-<strong>Verurteilt</strong>e, die später von der SKK<br />
der DDR <strong>zum</strong> weiteren Strafvollzug übergeben worden waren. Im August<br />
1953 saßen 11.603 SMT-Häftlinge in DDR-Gefängnissen ein, bevor man<br />
sie schrittweise entließ. Die Abteilung Strafvollzug des DDR-Innenministeriums<br />
nutzte die Haftstätte seit 1954 als Strafvollzugsanstalt für verurteilte<br />
Frauen, als die sie bis heute in Funktion ist.<br />
Untersuchungshäftlinge des MfS dürften Siegfried Rataizick, geboren<br />
1931 in Halle/Saale, in schlechter Erinnerung behalten haben.<br />
Rataizick, von Beruf Kraftfahrer, tritt 1950 seinen Dienst als<br />
Wachmann in der Länderverwaltung Sachsen-Anhalt an und wird<br />
im gleichen Jahr <strong>zum</strong> MfS nach Berlin, Abteilung Untersuchungshaft<br />
(ab 1952 Abt. XIV) versetzt, deren Leitung er 1963 übernimmt.<br />
Oberst Rataizick wird 1990 bei Auflösung des MfS/AfNS entlassen.<br />
In seine Zuständigkeit fielen bis zu diesem Zeitpunkt alle Untersuchungshaft-<br />
und Vollzuganstalten des MfS, unter ihnen auch die<br />
UHA Halle/Saale im „Roten Ochsen“, Berlin-Hohenschönhausen<br />
sowie die besondere Strafvollzugseinrichtung Bautzen II. Heute<br />
befinden sich an diesen Orten Gedenkstätten.<br />
61
DRK-Erfassungsbogen für den Heimkehrer Dietrich Otto Minckert vom 12. Januar 1956.<br />
Minckert, Oberschulhelfer, LDP(D)-Mitglied und Korrespondent am „Telegraf“, floh im September<br />
1950 von Saalfeld nach West-Berlin. Nach eigenen Angaben wurde er am 16. Oktober<br />
1950 in Weißenfels verhaftet und <strong>durch</strong> das SMT Nr. 48240 am 2. Februar 1951 in Halle/Saale<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilt. Sein Gnadengesuch nahm das Präsidium des Obersten Sowjets<br />
am 13. April 1951 an, dies wurde dem Häftling in der Butyrka am 24. April 1951 mitgeteilt.<br />
Minckert konnte im Januar 1956 aus dem GULag-System nach Deutschland zurückkehren.<br />
Dietrich Otto Minckert verstarb 1985, er wurde am 30. Mai 1997 rehabilitiert.<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München)<br />
62
In der Länderverwaltung der Staatssicherheit bildete man, nach dem<br />
sogenannten Linienprinzip, die Abteilungen des Berliner Ministeriums ab.<br />
Die Abteilung zur Überwachung und Bekämpfung des politischen Untergrunds<br />
(Abt. V), die Abteilung zur Überwachung der Innenverwaltung und<br />
Polizeikräfte (VII) sowie die Abteilung zur Beobachtung und Verhaftung<br />
von Personen (VIII) haben neben der Abteilung für Spionageabwehr und<br />
Westarbeit (Abt. II) die meisten der in Moskau erschossenen Personen<br />
„operativ bearbeitet“, d.h. überwacht, inhaftiert, verhört und über die Abteilungen<br />
Untersuchung (Abt. IX) dem MGB übergeben. Ihre Abteilungsleiter<br />
konnten nach Abstimmung mit dem Chef der Länderverwaltung<br />
oder seinem Stellvertreter mit einer Unterschrift Maßnahmen bis hin zur<br />
Inhaftierung des Beschuldigten verfügen. Die „Zielpersonen“ verloren mit<br />
einer Unterschrift von MfS-Obristen alle bürgerlichen Rechte, bis hin zur<br />
Hilfestellung <strong>durch</strong> einen Rechtsanwalt, und alle Kontakte zur Außenwelt.<br />
In den Jahren 1950 bis 1953 stimmten mindestens 1,4 Millionen Ostdeutsche<br />
“mit den Füßen“ gegen das SED-Regime ab und flohen aus der<br />
DDR. Manche der Flüchtlinge überquerten die Grenze illegal aber auch<br />
ein zweites Mal, in Richtung DDR, in die sie aus persönlichen oder wirtschaftlichen<br />
Gründen zurückkehrten. Im seit Kriegsende bestehenden<br />
Wachregime an der Demarkationslinie nahm in der SBZ am 1. Dezember<br />
1946 eine eigens hierfür gegründete Grenzpolizei die Kontrolle auf.<br />
Bei Flucht, Schmuggel oder Heimkehr verhaftete Personen mussten mit<br />
drastischen Strafen in Form hoher Geldbußen oder der Inhaftierung als<br />
„Spion“ oder „Wirtschaftsverbrecher“ rechnen. Das Risiko derartig brutaler<br />
Konsequenzen gingen Tausende ein, um ein aussichtslos scheinendes<br />
Genehmigungsverfahren für den Passierschein zu umgehen oder die Geheimpolizeien<br />
nicht auf eventuelle Ausreisepläne aufmerksam zu machen.<br />
Zwischen Januar und Juni 1950 floh etwa ein Drittel der ca. 700.000 abgewanderten<br />
Personen ohne die erforderlichen Papiere.<br />
Nach der Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen<br />
Ordnung an der Demarkationslinie vom 16. Mai 1952 verlegte die DDR<br />
die Überwachung der Grenzanlagen und Siedlungsräume zunehmend in<br />
deren Vorland, verstärkte Sicherungsanlagen oder suchte mit Hilfe von<br />
Bahnstreifen oder Kontrollpunkten auf Straßen die Flucht und das Einschmuggeln<br />
politisch unliebsamer Schriften und Waren zu verhindern.<br />
Solche Schmugglerwaren, fehlende Papiere und Fahrkarten oder aber das<br />
„auffällige Verhalten“ eines Reisenden konnten zu dessen Inhaftierung<br />
führen. Nach Prüfen der Verhaftungsumstände entschieden die Vorgesetzten<br />
der Grenzpolizei darüber, ob die Verhafteten entlassen oder an<br />
die MfS-Kreisdienststellen überstellt werden sollten.<br />
63
Fluchten von VP-Angehörigen in den Westen, ob aus familiären<br />
oder dienstlichen Gründen, gehören <strong>zum</strong> Ermittlungsfeld von Heinz<br />
Kühne. Viele Volkspolizeiangehörige haben Kühne mit Sicherheit<br />
nie persönlich kennen gelernt, dennoch kannte der Leiter der Abteilung<br />
VIIa - VP-Bereitschaften - in der MfS-Länderverwaltung<br />
alle ihre Akten sowie Meldungen über besondere Vorkommnisse<br />
bei den Polizeibereitschaften und der Grenzpolizei. Personen, die<br />
im Rahmen politischer Säuberungen aus dem VP-Dienst ausscheiden<br />
mussten, wurden weiterhin <strong>durch</strong> seine Abteilung verfolgt.<br />
Der Antifa-Schüler Heinz Kühne, Jahrgang 1921, 1945 in sowjetische<br />
Kriegsgefangenschaft geraten, tritt nach seiner Entlassung<br />
1948 der VP in Bernburg bei. Das SED-Mitglied wird 1950 für das<br />
MfS tätig und leitet bald die Abteilung VIIa in Sachsen-Anhalt.<br />
Im Sommer 1952 wird er <strong>zum</strong> Leiter der Abteilung VII (MdI/DVP)<br />
in der Bezirksverwaltung Magdeburg befördert, im Frühjahr 1953<br />
übernimmt er die Führung der Abteilung III (Volkswirtschaft). Kühne<br />
steigt dort 1957 <strong>zum</strong> „Stellvertreter Operativ des Leiters“ auf.<br />
Als Leiter der Bezirksverwaltung und Mitglied der SED-Bezirksleitung<br />
Magdeburg scheidet Kühne 1977 aus dem aktiven Dienst der<br />
Staatssicherheit aus.<br />
Auf Weisung des Chefs der Deutschen Volkspolizei, Maron – Befehl 39/51<br />
vom 11. Juni 1951 - verfielen alle VP-Angehörigen, welche nach einer<br />
Flucht festgenommen werden konnten, dem MfS. Etwa 30 ehemalige VP-<br />
Anhörige wurden in Moskau hingerichtet.<br />
Ende September 1950 flieht der VP-Oberkommissar Gerhard Beil,<br />
SED-Mitglied und Leiter der VP-Bereitschaft in Burg bei Magdeburg,<br />
in die Bundesrepublik. Der gelernte KfZ-Schlosser, geboren<br />
1924 in Königsberg/Ostpreußen, dient von 1942 bis 1945 als Unteroffizier<br />
in der Wehrmacht und gerät 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft,<br />
aus der er 1949 entlassen wird.<br />
Bis zu seiner Rückkehr in die DDR, am 21. September 1951, wohnt<br />
Beil in Reutlingen. Bei dem Versuch, die Demarkationslinie in Richtung<br />
DDR mit gültigem Interzonenpass für eine Reise nach Weimar<br />
zu überschreiten, wird er <strong>durch</strong> die Patrouille des Grenzkontrollpostens<br />
Gutenfürst an der bayerisch-sächsischen Grenze (südwestlich<br />
von Plauen) verhaftet. Beil, noch immer im Besitz seiner<br />
VP-Dienstwaffe, wird drei Tage später von der MfS-Kreisdienststelle<br />
Schleiz nach Berlin überführt. Am 9. Oktober 1951 übergibt<br />
ihn das MfS an das MGB in Magdeburg.<br />
64
Bericht der Länderverwaltung Thüringen an das MfS über den Abschluss der Fahndung nach<br />
dem VP-Angehörigen Gerhard Beil vom 24. September 1951.<br />
(Quelle: BStU Zentralarchiv Berlin)<br />
Gerhard Beil wird am 29. Dezember 1951 wegen angeblicher Spionage<br />
und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation<br />
<strong>durch</strong> das SMT Nr. 48240 <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong> verurteilt.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am<br />
18. März 1952 ab, das Urteil wird zwei Tage später in Moskau vollstreckt.<br />
An Feiertagen oder Großveranstaltungen der Staatspartei versuchte<br />
das MfS <strong>durch</strong> besonders scharfe Kontrollen den illegalen Grenzübertritt<br />
zu verhindern. So waren während der Jugendfestspiele im August 1951<br />
im Rahmen der Absicherungsaktion „Morgenröte“ allein in Ost-Berlin 722<br />
MfS-Angehörige zur Überwachung eingesetzt. DDR-weit hatte das MfS<br />
11.161 GMs, Informatoren und Hilfsinformatoren mobilisiert, unter ihnen<br />
1.274 Agenten, die von der Länderverwaltung Sachsen-Anhalt beauftragt<br />
wurden. Unter den 716 bei der Operation „Morgenröte“ Festgenommenen<br />
befanden sich Gerhardt Mann aus Sachsen und Paul Pagels aus Brandenburg.<br />
Beide wurden in Moskau erschossen.<br />
65
Das MGB als Ermittlungsorgan in SMT-Verfahren<br />
Die Verhafteten wurden nach einer ersten Durchsuchung, Verhören zur<br />
Person und Gegenüberstellungen in Untersuchungsgefängnisse des MfS<br />
gebracht oder sofort an das MGB überstellt. 10 Nach einer offiziellen Statistik<br />
des russischen Inlandsnachrichtendienstes soll der Geheimdienst in<br />
den Jahren 1950 bis 1953 ca. 8.200 Deutsche inhaftiert haben. Hierbei<br />
dürfte etwa die Hälfte der Verhaftungen auf das Konto des MfS gegangen<br />
sein.<br />
Alle bei Haus<strong>durch</strong>suchungen in Wohnungen des Beschuldigten, bei<br />
den Eltern oder im sozialen Umfeld aufgefundenen Beweismittel wurden<br />
dem MfS-Abschlussbericht beigefügt und häufig zusammen mit dem<br />
Häftling an das örtliche MGB-Quartier übergeben.<br />
Lubjanka – das Zentralgebäude des sowjetischen Geheimdienstes in Moskau, heute Sitz des<br />
russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, 2005.<br />
(Quelle: Facts & Files Berlin / Jörg Rudolph)<br />
10 Rolf Lehrmann (Name geändert) wurde am 22. Februar 1952 im „Roten Ochsen“ Halle/Saale<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilt und am 30. Mai in Moskau begnadigt. Er erinnert in seinem<br />
Bericht an die Umstände seiner Verhaftung <strong>durch</strong> das MfS Ende Oktober 1951, das Tribunalverfahren<br />
und die anschließende Lagerzeit. Vgl. dazu: Vereinigung der Opfer des Stalinismus<br />
e.V. Landesgruppe Sachsen (Hsg.) Betroffene erinnern sich. „Vom Roten Ochsen geprägt“<br />
Lebensumstände politischer Häftlinge von 1944 bis 1956. Schriftenreihe LStU Sachsen-Anhalt,<br />
Bd. 1, Magdeburg 1995, S. 61 – 74.<br />
66
Nach der Übernahme <strong>durch</strong> den sowjetischen Geheimdienst wurden die<br />
Beschuldigten in den MGB-Gefängnissen inhaftiert und dort einem oft<br />
wochenlangen Ermittlungsverfahren unterzogen. Die Verhöre <strong>durch</strong> die<br />
verantwortlichen MGB-Untersuchungsführer fanden unter unmenschlichen<br />
Bedingungen häufig nachts statt. Das MGB folterte seine Opfer<br />
<strong>durch</strong> Schläge, Isolation oder Schlafentzug. Die beteiligten Protokollanten<br />
und Dolmetscher zeichneten in russischer Sprache auf, was ihnen<br />
für das Verfahren zweckmäßig und sinnvoll erschien, so dass sich die<br />
Geheimdienstprotokolle heute wie Handreichungen zur Manifestierung<br />
typischer Feindbilder des Ostblocks lesen. In der Hoffnung, sich da<strong>durch</strong><br />
den unwürdigen Haftbedingungen entziehen zu können, oder angesichts<br />
der Drohungen, Familienmitglieder ebenfalls festzunehmen und brutal zu<br />
verhören, unterschrieben die Beschuldigten selbst Protokolle mit völlig<br />
falschen Behauptungen.<br />
Der verantwortliche Ermittler legte dem Ankläger des Militärtribunals<br />
in seinem Abschlussbericht eine Empfehlung für das zu verhängende<br />
Strafmaß vor. Nicht die objektiv festgestellte Schuld des Einzelnen, sondern<br />
bereits willkürliche Behauptungen einer Spionagetätigkeit konnten<br />
so das <strong>Tode</strong>surteil für die Betroffenen bedeuten. Persönlich vom Gefangenen<br />
unterschriebene Verhörprotokolle führten der Ankläger und später<br />
der Vorsitzende Richter als wichtigstes Beweismittel in das Verfahren ein.<br />
Die Aussage von Entlastungszeugen konnten die Beschuldigten im Prozess<br />
ebenso wenig beanspruchen wie einen eigenen Rechtsbeistand. Die<br />
Akteneinsicht zur Vorbereitung auf den Prozess wurde ihnen ebenfalls<br />
nicht gewährt. Auch konnte ein Teil der in Gruppenprozessen eingebundenen<br />
Beschuldigten unvermittelt in den Rang von Zeugen der Anklage<br />
geraten, ohne sich dem entziehen zu können oder zur Sache selbst gehört<br />
worden zu sein. Das bloße Bekenntnis einer persönlichen Bekanntschaft,<br />
der Eintrag im Adressteil eines Kalenders oder aufgefundene Briefe genügten<br />
bereits als Indiz für die Gruppenbildung.<br />
Die von den Geheimdiensten manipulierten Unterlagen, eventuelle Beweise<br />
oder gesicherte Aussagen sind schwer zu prüfen, da noch nicht<br />
alle Akten zugänglich sind oder die Unterlagen teilweise auf Weisung<br />
des Militärtribunals vernichtet wurden. Recherchen in den Akten westlicher<br />
Geheimdienste werden noch immer <strong>durch</strong> erhebliche Hindernisse<br />
erschwert.<br />
67
Sowjetische Klassenjustiz in Deutschland<br />
Von 1945 bis 1955 verhängten sowjetische Militärtribunale verschiedener<br />
Truppenteile Urteile gegen ca. 40.000 deutsche Zivilpersonen und<br />
Kriegsgefangene. In dieser Zeit wurden ca. 3.000 Deutsche <strong>durch</strong> Militärrichter<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilt. Unter Anwendung des Staatsschutzartikels<br />
58 aus dem Strafgesetzbuch der russischen Sowjetrepublik verhängte die<br />
Militärjustiz zwischen Februar 1950 und Anfang 1954 gegen 1.112 Deutsche<br />
die Höchststrafe – den Tod. Zwischen Oktober 1947 und Februar<br />
1950 setzte die sowjetische Führung <strong>Tode</strong>sstrafen mittels eines Moratoriums<br />
aus. Die Wiedereinführung der <strong>Tode</strong>sstrafe wurde in der Öffentlichkeit<br />
kaum wahrgenommen. 11<br />
In den ersten beiden Jahren nach Kriegsende verurteilten Militärrichter<br />
auf Grundlage der „Kontrollratsdirektive Nr. 10“, des „Ukas 43“ oder des<br />
Artikels 58-2, Personen in erster Linie wegen ihrer Teilnahme an nationalsozialistischen<br />
Verbrechen bzw. Kriegsverbrechen gegen die Sowjetbevölkerung,<br />
der Besetzung der UdSSR oder des illegalen Waffenbesitzes.<br />
Jugendlichen wurden in der unmittelbaren Nachkriegszeit <strong>zum</strong>eist wegen<br />
des Vorwurfs der Teilnahme an Aktionen des „Werwolfs“ drastische Strafen<br />
auferlegt. Die Mehrzahl der <strong>Tode</strong>surteile aus den Jahren 1945 bis<br />
1947 wurden in der SBZ an bisher unbekannten Orten oder unmittelbar in<br />
den Speziallagern, wie Bautzen oder Sachsenhausen, vollstreckt.<br />
Trotz einer feierlichen Machtübergabe an die ostdeutsche Partei- und<br />
Staatsführung bei Gründung der DDR im Oktober 1949 behielt sich die<br />
sowjetische Besatzungsmacht unter dem Deckmantel der Sowjetischen<br />
Kontrollkommission (SKK) mit Sitz in Berlin-Karlshorst das weitere Verfügungsrecht<br />
über die ostdeutsche Besatzungszone und ihre Bewohner vor.<br />
Zwar übertrug die SKK <strong>zum</strong> Jahreswechsel 1949/1950 offiziell neben der<br />
Rechtssprechung auch den Strafvollzug von politischen Häftlingen an die<br />
neu geschaffene Innenverwaltung der DDR, dennoch unterhielt die Be-<br />
11 Ende November 1950 konnten Angehörige von Wilhelm Schluckebier im „Thüringer Tageblatt“<br />
lesen, dass <strong>durch</strong> ein Militärtribunal der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland<br />
(SMT) gegen ihn und vier weitere Angeklagte ein <strong>Tode</strong>surteil ausgesprochen worden<br />
war. Die DDR-Presse berichtete unter dem Titel „Gerechtes Urteil gegen Spione“ einen Tag<br />
nach der Tribunalssitzung über die <strong>Tode</strong>surteile. Mit derartigen Meldungen kam die DDR-<br />
Regierung Weisungen höchster sowjetischer Stellen nach, um eine Drohkulisse aufzubauen.<br />
Doch schon nach der Publikation einiger weniger Fälle kurz vor Ende des Jahres 1950<br />
verzichtete man in Moskau auf die weitere Veröffentlichung von <strong>Tode</strong>surteilen, da sich<br />
hierfür vorbereitete Verfahren verzögerten und vermehrt antisowjetische Stimmen in der<br />
Bevölkerung laut wurden.<br />
68
satzungsmacht auch weiterhin ein paralleles Rechtssystem, das, entgegen<br />
dem genannten verfassungsrechtlichen Auslieferungsverbot, ostdeutsche<br />
Zivilisten verurteilte. Die bereits seit 1945 in der SBZ agierenden Sowjetischen<br />
Militärtribunale (SMT) verhängten bis 1955 unangemessen hohe<br />
Strafen gegen Zivilisten aus beiden deutschen Staaten.<br />
Die MGB-Untersuchungsführer schlossen in der Regel nach ca. einem<br />
halben Jahr Ermittlungstätigkeit ihr Verfahren ab. In der vom Militärankläger<br />
dem Gericht vorgelegten Anklageschrift griff man in weiten Teilen<br />
auf die Ermittlungsergebnisse und Formulierungen aus dem abschließenden<br />
MGB-Bericht zurück. Ähnliches galt für das Gericht, das in seiner<br />
ausführlichen Urteilsbegründung auf die Textvorlagen des MGB und des<br />
Anklägers zurückgriff. Den vorgeschlagenen Strafrahmen legitimierte das<br />
MGB mit ausgewählten Dokumenten, die der Nachrichtendienst speziell<br />
in einer für das Tribunal aufbereiteten Akte zusammenführte.<br />
Zu den geheimen Gerichtsverhandlungen reisten Militärrichter des<br />
SMT Nr. 48240 aus Berlin-Lichtenberg in die zentralen MGB-Haftanstalten<br />
der Länder Brandenburg (Potsdam, Lindenstraße sowie Leistikowstraße),<br />
Mecklenburg (Schwerin, Demmlerplatz), Sachsen (Dresden, Bautzener<br />
Straße), Sachsen-Anhalt (Halle/Saale, Am Kirchtor) und Thüringen<br />
(Weimar, Carl-von-Ossietzky-Straße). In der MGB-Haftanstalt Chemnitz-<br />
Kaßberg ahndete das Militärtribunal „Verbrechen“ im sogenannten „Wismut-Gebiet“.<br />
An den Haftstandorten bildeten die Militärjuristen zeitweise<br />
auch zusammen mit örtlichen Offizieren ein Tribunal. Alle Verfahren<br />
wurden auf russisch geführt, auf Grund mangelnder Sprachkenntnisse<br />
übersetzten die Dolmetscher die Verfahren oft nur bruchstückhaft. Im<br />
Verfahren selbst ließ der Vorsitzende Richter weder Entlastungszeugen<br />
noch Verteidiger oder Publikum zu. Die Einsprüche der Beklagten oder<br />
Forderungen nach Rechtsmitteln wurden grundsätzlich abgelehnt. Der<br />
Vorsitzende Tribunalrichter verkündete die Urteile und ließ sich von den<br />
Gefangenen <strong>zum</strong> Schluss die Kenntnisnahme der Urteile in einem Formular<br />
quittieren. Wie viele Häftlinge nach der Urteilsverkündung feststellen<br />
konnten, entsprach ihre Sitzordnung während des Prozesses dem verkündeten<br />
Strafmaß, das also bereits vorher festgelegt worden war.<br />
Nicht selten fand sich bei derartigen Gerichtsverhandlungen erstmals<br />
eine Gruppe von Beschuldigten zusammen, die willkürlich von den Geheimdiensten<br />
als „Tatgemeinschaft“ zusammengestellt wurde. Im Gerichtssaal<br />
– im MGB-Untersuchungsgefängnis Halle/Saale „Roter Ochse“<br />
fanden die Verhandlungen im zentralen Haftgebäude statt – sahen eventuell<br />
mitangeklagte Ehefrauen oder Freunde die <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>Verurteilt</strong>en<br />
oft das letzte Mal. Bereits kurz nach der Verkündung der <strong>Tode</strong>sstrafe separierte<br />
das MGB seine Opfer von den übrigen Häftlingen und brachte<br />
69
diese in speziellen <strong>Tode</strong>szellen unter. Auf allen folgenden Transporten<br />
wurden sie von den Häftlingen mit Zeitstrafen streng abgesondert und<br />
ihr Einschluss in Gemeinschaftszellen vermieden.<br />
Die Strafanstalt „Roter Ochse“ Halle/Saale war seit 1945 einer der<br />
zentralen Gerichtsstandorte sowjetischer Militärtribunale für das spätere<br />
Land Sachsen-Anhalt. Dem hier tagenden Militärtribunal konnten im<br />
Zeitraum ab 1950 bisher 51 <strong>Tode</strong>surteile nachgewiesen werden. Ganze<br />
fünf der für diesen Gerichtsort bekannten <strong>Tode</strong>surteile wurden nicht<br />
vollstreckt und in 25 Jahre Arbeitslager umgewandelt. Von April 1950<br />
bis Dezember 1953 wurden am Gerichtsstandort Berlin-Lichtenberg<br />
19 Personen, in Weimar 9, in Potsdam 8, in Schwerin 2, in Dresden eine<br />
Person sowie in Chemnitz-Kaßberg vermutlich zwei Einwohner des Landes<br />
Sachsen-Anhalt <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilt. 12 Es ist daher anzunehmen, dass<br />
die Mehrzahl derjenigen, die im Land Sachsen-Anhalt verhaftet worden<br />
waren, in Halle/Saale verurteilt wurde.<br />
Insgesamt wurden zwischen 1950 und 1953 in Moskau vom MGB<br />
140 Personen hingerichtet, die entweder auf dem Gebiet der preußischen<br />
Provinz Sachsen oder im Land Anhalt geboren waren oder bis zu ihrer<br />
Verhaftung im Land Sachsen-Anhalt gewohnt hatten. Unter diesen Opfern<br />
stalinistischer Justiz finden sich fünf Frauen.<br />
Zum Jahresende 1978 prüft das MfS im Rahmen der Überwachung<br />
von Messebesuchern aus Westdeutschland das Schicksal von Elfriede<br />
und Erhard Liebscher. Durch einen „inoffiziellen Hinweis“ hat<br />
es erfahren, dass ein ehemaliger Mithäftling bzw. Familienangehöriger,<br />
der sich offenbar als Messegast in der DDR aufhält, nach den<br />
beiden sucht. Der Bitterfelder Lokführer, Jahrgang 1908, und seine<br />
Frau, eine selbstständige Scheiderin, Jahrgang 1915, waren am 12.<br />
Juni 1952 verhaftet und Elfriede Liebscher in das Frauengefängnis<br />
Halle/Saale überführt worden. Seitdem gelten beide als verschollen.<br />
Das MfS erkundigt sich nach erfolglosen Recherchen in den<br />
eigenen Akten beim KGB. Anfang 1979 teilt dessen Verbindungsoffizier<br />
mit, das Paar sei wegen seines selbstgesuchten Kontaktes zur<br />
KgU und der Verteilung von Flugblättern <strong>durch</strong> ein Tribunal <strong>zum</strong><br />
<strong>Tode</strong> verurteilt und beide Urteile seien vollstreckt worden. Der KGB<br />
fordert vom MfS strengste Geheimhaltung über den Fall.<br />
12 Zwei Personen verurteilte das SMT Nr. 92410 am Standort Magdeburg am 18. Juni 1953<br />
<strong>zum</strong> <strong>Tode</strong>, die Urteile sind auf dem Boden der DDR vorstreckt worden.<br />
70
Personenanfrage des „Untersuchungsorgans“ IX/11 im MfS <strong>zum</strong> Verbleib der Familie Liebscher<br />
an die MfS Abteilung XIV, zuständig für die internationalen Verbindungen, vom 8. Januar<br />
1979. Ende März 1979 läuft die Antwort aus dem KGB-Archiv Moskau in Berlin ein.<br />
(Quelle: BStU Zentralarchiv Berlin)<br />
71
Im Bericht des KGB finden sich keine Hinweise zu Elenore Hintz und<br />
Günter Schreiber, die zusammen mit den Liebschers am 15. Oktober<br />
1952 <strong>durch</strong> das SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg wegen<br />
angeblicher Spionage, Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären<br />
Organisation, Verteilung konterrevolutionärer Flugblätter sowie<br />
Vorbereitung und Durchführung von Sabotageanschlägen <strong>zum</strong><br />
<strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong> verurteilt werden.<br />
Eleonore Hintz, Jahrgang 1920, arbeitet als Sachbearbeiterin bei<br />
der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle/Saale. Seit 1946 ist<br />
sie Mitglied der LDP(D). Sie wird am 30. Juni 1952 auf offener Straße<br />
verhaftet, als sie Kontakt zu einem Kurier der Kampfgruppe aufnimmt.<br />
Am folgenden Tag wird Günter Schreiber, Jahrgang 1910,<br />
Referent für die Abteilung Alkohol und Benzin bei der IHK in<br />
Halle/Saale, in seiner Wohnung verhaftet. Schreiber, Vater zweier<br />
Söhne, hat seit Mitte Mai 1951 für die KgU gearbeitet und deren<br />
Flugblätter sowie Broschüren verteilt.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt die Gnadengesuche der<br />
Gruppe am 2. Januar 1953 ab. Die <strong>Tode</strong>surteile werden am 7. Januar<br />
1953 in Moskau vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft<br />
rehabilitiert die vier Opfer am 23. November 1994.<br />
72
Prüfung der Verfahren und Gnadengesuche an das Präsidium<br />
des Obersten Sowjets<br />
Kurz nach der Urteilsverkündung, häufig noch in der darauffolgenden<br />
Nacht, durften die Häftlinge ein Gnadengesuch an das Präsidium des<br />
Obersten Sowjets formulieren und bei Gericht einreichen. Einige resignierte<br />
Häftlinge mussten <strong>durch</strong> ihre Mitgefangenen dazu gedrängt werden,<br />
von diesem letzten zur Verfügung gestellten „Rechtsmittel“ Gebrauch<br />
zu machen. Zusammen mit einer Übersetzung ihres Gnadengesuchs in<br />
russischer Sprache sowie den ausführlichen Stellungnahmen des Militärtribunals<br />
und der Militärstaatsanwaltschaft übersandte das Gericht die<br />
Strafakten an die Oberste Militärstaatsanwaltschaft, das Oberste Militärgericht,<br />
das ZK der KPdSU sowie an das Präsidium des Obersten Sowjets<br />
in Moskau. Stalin selbst nahm alle politischen <strong>Tode</strong>surteile im Rahmen<br />
der Überprüfung der Vorschläge des ZK der KPdSU für den Obersten<br />
Sowjet zur Kenntnis. In ca. 10 Prozent aller bekannten Fälle folgten die<br />
obersten Gremien den Gnadengesuchen und begnadigten die <strong>Verurteilt</strong>en<br />
zu 25 Jahren Strafarbeitslager des sowjetischen GULags. Aus diesen<br />
konnten einige, dank der Moskau-Reise des Bundeskanzlers Dr. Adenauer<br />
in September 1955, wenig später nach Deutschland heimkehren.<br />
Erich Zahn und Werner Richter werden im Verfahren gegen eine<br />
vorgeblich bewaffnete Widerstandsgruppe in Großmühlingen<br />
südlich von Schönebeck ebenso wie der Kopf ihrer Gruppe, Theodor<br />
Wesche, vom SMT Nr. 48240 am 2. Dezember 1950 im MGB-<br />
Gefängnis Halle/Saale wegen ihrer Verbindung zur KgU <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong><br />
verurteilt.<br />
Der Stahlwerker Zahn, Jahrgang 1921, wird 1949 nach fünf Jahren<br />
aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft entlassen. Richter, Jahrgang<br />
1927, arbeitet als Kranführer.<br />
Im Sommer 1950 verhaftet das MfS beide als Mitglieder einer<br />
„Kampfgruppe“ um Wesche. Zusammen mit den Brüdern Theodor<br />
und Fritz Wesche sowie Rudi Rose werden sie an das MGB in Halle/Saale<br />
übergeben. Zahn und Richter werden vom Präsidium des<br />
Obersten Sowjets am 15. März 1951 begnadigt und aus dem Moskauer<br />
Gefängnis Butyrka in Lager des GULag verschleppt. Von dort<br />
können sie 1955 bzw. 1956 in die DDR zurückkehren.<br />
73
Weil das Urteil der ersten Instanz von den Moskauer Richtern oder<br />
Funktionären als zu milde eingestuft wurde, mussten einige der zu Zeitstrafen<br />
verurteilten Personen <strong>durch</strong> eine Revision ihrer Verfahren härtere<br />
Strafen hinnehmen. Unter den Betroffenen waren auch Häftlinge, die, zu<br />
Zeitstrafen wie 25 Jahre Arbeitslager verurteilt, bereits in DDR-Haftanstalten<br />
einsaßen und nach der Revision ein erneutes Tribunalverfahren<br />
über sich ergehen lassen mussten.<br />
Der Spitzelbericht eines Geheimen Mitarbeiters des MfS bringt im<br />
Sommer 1951 den Angehörigen der VP-Bereitschaft Torgau, Walter<br />
Monien, in Bedrängnis. Nach Aussagen eines Informanten spiele<br />
der VP-Hauptwachtmeister mit dem Gedanken, sich während<br />
der III. Weltfestspiele nach West-Berlin abzusetzen; außerdem<br />
habe er Stalin vor Kameraden der Lächerlichkeit preisgegeben und<br />
dem NS-Staat sowie dessen Idealen nachgetrauert. Monien, 1927<br />
in Dorben/Ostpreußen geboren, war 1944 freiwillig dem Reichsarbeitsdienst<br />
der Waffen-SS beigetreten und bei Kriegsende in sowjetische<br />
Kriegsgefangenschaft geraten. Nach seiner Rückkehr in<br />
die DDR Ende 1949 tritt der gelernte Gärtner in die FDJ ein und<br />
verpflichtet sich <strong>zum</strong> Dienst bei der Volkspolizei. Am 19. Juli 1951<br />
verhaftet ihn das MfS und übergibt ihn an das MGB in Halle/Saale.<br />
Ein in Halle/Saale tagendes Sowjetisches Militärtribunal verurteilt<br />
ihn bereits am 4. August desselben Jahres wegen „antisowjetischer<br />
und antidemokratischer Hetze“ zu 25 Jahren Arbeitsbesserungslager.<br />
Die Besatzungsmacht überstellt ihn <strong>zum</strong> 20. Oktober 1951 in<br />
die Justizvollzugsanstalt Bautzen, von wo aus er auf Weisung des<br />
MGB am 15. Juni 1952 zurück an die „SKK Halle“ überstellt wird.<br />
Der Untersuchungshäftling des MGB Monien wird fast ein Jahr<br />
nach seinem ersten Urteil vom SMT Nr. 48240 am 10. Juli 1952<br />
erneut in Halle/Saale wegen angeblicher Verleumdung und Agitation<br />
gegen die UdSSR, Anstiftung zu Terroranschlägen sowie<br />
antisowjetischer und antidemokratischer Propaganda vor Gericht<br />
gestellt und diesmal <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong> <strong>Erschießen</strong> verurteilt. Das<br />
Präsidium des Obersten Sowjets lehnt sein Gnadengesuch am 8.<br />
September 1952 ab. Das <strong>Tode</strong>surteil wird zwei Tage später in Moskau<br />
vollstreckt. Auf einer MfS-Karteikarte aus dem August 1972<br />
wird fälschlicherweise vermerkt, dass Monien „1955 ungesetzlich<br />
die DDR verlassen“ hätte.<br />
Die russische Militärsstaatsanwaltschaft rehabilitiert ihn am 15.<br />
Februar 1999.<br />
74
Haftkartei von Walter Monien, angelegt im Ministerium des Innern, Abteilung Strafvollzug<br />
mit Vermerken über die Auslieferung des Häftlings an die SKK (= MGB), 1951 (Vorder- und<br />
Rückseite).<br />
(Quelle: Bundesarchiv Berlin)<br />
75
Häftlingstransport und Hinrichtungen in Moskau<br />
Das MGB überführte meist wenige Tage nach der Urteilsverkündung<br />
die Mehrzahl aller auf dem Gebiet der DDR <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>Verurteilt</strong>en in das<br />
Gefängnis Berlin-Lichtenberg, Magdalenenstraße. Bereits 1945 hatte der<br />
NKWD/MGB das frühere Amtsgericht Berlin-Lichtenberg am benachbarten<br />
Roedeliusplatz übernommen. Zwischen 1950 und 1953 nutzte das<br />
höchste Militärgericht der Sowjetarmee auf dem Boden der DDR, das SMT<br />
Nr. 48240, den imposanten Behördenbau. Im angegliederten Gefängnis<br />
brachte der Geheimdienst seine zentrale Untersuchungshaftanstalt für<br />
die SBZ/DDR unter. Zwischen 1952 und 1953 übernahm das MfS das<br />
Hafthaus. Hier wurden noch bis 1989 Untersuchungshäftlinge der Staatssicherheit<br />
eingesperrt. Nach kurzem Leerstand ist seit 1994 im Gebäude<br />
ein Frauengefängnis der Berliner Justizverwaltung untergebracht. Eine<br />
Plakette auf der Seite Alfredstraße des renovierten Gebäudes erinnert<br />
an die Nutzung als Terrorstätte der kommunistischen Diktatur zwischen<br />
1945 und 1989.<br />
Amtsgerichtsgefängnis Berlin-Lichtenberg, Magdalenenstraße. Von 1945 bis 1952 wurde es<br />
vom NKWD/MGB und von 1952/53 bis 1989 vom MfS als zentrale Untersuchungshaftanstalt<br />
für die SBZ/DDR genutzt. Seit 1994 ist dort ein Frauengefängnis untergebracht, 2005.<br />
(Quelle: Facts & Files Berlin / Jörg Rudolph)<br />
76
Die Häftlinge des MGB wurden in als Reise- oder Postwagen getarnten<br />
Waggons vom Bahnhof Berlin-Lichtenberg aus nach Brest-Litowsk<br />
verlegt. Die Waggons wurden <strong>zum</strong>eist an den Pendelzug zwischen Berlin<br />
und Moskau, den „Blauen Express“, angehängt. Aus dem Transitgefängnis<br />
Brest-Litowsk, das in einer historischen Festung an der sowjetischen<br />
Grenze untergebracht war, wurden die Häftlinge in ähnlichen Waggons<br />
nach Moskau weitertransportiert. Das MGB überstellte sie in die Gefängnisse<br />
der sowjetischen Hauptstadt: Butyrka, Lefortowo sowie in das<br />
„Innere Gefängnis“ in der Zentrale der sowjetischen Geheimdienste: der<br />
Lubjanka.<br />
Während des Eisenbahntransports oder bei Verladungen in Brest und<br />
Moskau wurden einige der später Ermordeten <strong>zum</strong> letzten Mal lebend<br />
von Mithäftlingen gesehen. Wie Heimkehrer später berichteten, konnten<br />
sich die <strong>Verurteilt</strong>en während ihrer Haftzeit untereinander mittels eines<br />
einfachen Systems von Klopfzeichen verständigen. Die Häftlinge ritzten<br />
ihre Namen und Urteile ins Essgeschirr oder in die Zellenwände, um so<br />
letzte Nachrichten über ihr Schicksal zu hinterlassen. Nachrichten dieser<br />
Art erreichten die Familien meist erst Jahre nach dem Verschwinden ihrer<br />
Angehörigen.<br />
Herbert Dubois, geboren 1909, Kaufmann aus Aschersleben, wird<br />
von Mithäftlingen während eines Transports im März 1952 im<br />
Durchgangsgefängnis Brest-Litowsk <strong>zum</strong> letzten Mal lebend gesehen.<br />
Die MfS-Dienststelle Aschersleben verhaftet Dubois und seine Ehefrau<br />
am 10. Oktober 1951. Dubois, seit 1950 Mitglied der LDP(D),<br />
wird <strong>durch</strong> das MfS in die Untersuchungshaftanstalt „Roter Ochse“<br />
nach Halle/Saale überstellt. Dort verurteilt ihn das SMT Nr. 48240<br />
zusammen mit Konrad Gräble am 12. Januar 1952 wegen angeblicher<br />
Spionagetätigkeit für ausländische Geheimdienste und<br />
wegen Aufbaus einer Widerstandsorganisation <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> <strong>durch</strong><br />
<strong>Erschießen</strong>. Gleich nach dem Urteil wird Dubois aus Halle über das<br />
MGB-Gefängnis in Berlin-Lichtenberg nach Moskau transportiert.<br />
Das Präsidium des Obersten Sowjets lehnt das Gnadengesuch<br />
am 29. März 1952 ab und das <strong>Tode</strong>surteil wird am 2. April 1952 in<br />
Moskau vollstreckt. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert<br />
ihn am 28. April 2001. Dubois’ Ehefrau wird vom SMT zu 25<br />
Jahren Arbeitslager verurteilt und Anfang 1957 aus dem Frauengefängnis<br />
Hoheneck bei Stollberg/Erzgebirge entlassen.<br />
77
Die meisten der <strong>zum</strong> <strong>Tode</strong> verurteilten Deutschen wurden in die <strong>Tode</strong>szellen<br />
des berüchtigten Moskauer Butyrka-Gefängnisses, unweit des<br />
Weißrussischen Bahnhofs, eingeliefert. Die im Nordwesten Moskaus gelegene,<br />
festungsartige Kaserne aus dem 17. Jahrhundert dient seit 1879<br />
bis <strong>zum</strong> heutigen Tag als Haftstätte u.a. für politische Gefangene.<br />
Hofansicht des Butyrka-Gefängnisses. Die im Nordwesten Moskaus gelegene Festung aus<br />
dem 17. Jahrhundert dient seit 1879 als Gefängnis für politische Gefangene.<br />
(Quelle: Memorial International Moskau)<br />
Häftlinge, die in anderen Gefängnissen Moskaus inhaftiert waren, wurden<br />
<strong>durch</strong> das MGB kurz vor der Hinrichtung in das Butyrka-Gefängnis<br />
gebracht. Nach einer letzten Personenidentifizierung wurden die Gefangenen<br />
nachts von Mitarbeitern der Verwaltung/Hauskommandantur der<br />
MGB-Zentrale in den Kasematten des Butyrka-Gefängnisses 13 hinterrücks<br />
erschossen. Das Erschießungskommando unterstand dem MGB-Generalmajor<br />
Wassili Michajlowitsch Blochin (1895–1955). Blochin, seit 1926<br />
für die Vollstreckungen von <strong>Tode</strong>surteilen in Moskau verantwortlich, war<br />
zuletzt als stellvertretender Leiter der Verwaltung und als Kommandant<br />
des MGB tätig. Er unterzeichnete regelmäßig den Vollstreckungsbescheid<br />
der <strong>Tode</strong>sstrafe. Kurz nach Stalins Tod wurde der General aus dem Geheimdienst<br />
entlassen.<br />
13 Die vier <strong>Tode</strong>surteile <strong>durch</strong> das SMT nach Kriegsrecht im Umfeld des Volksaufstandes am<br />
17. Juni 1953 bilden die einzige bisher bekannte Ausnahme. Diese Urteile wurden auf dem<br />
Boden der DDR vollstreckt.<br />
78
MGB-Bescheid über die Vollstreckung des <strong>Tode</strong>surteils von Otto Stichling, der zusammen mit<br />
zehn weiteren Mitgliedern der Gruppe um Anna und Gerhard Schubert aus Guben am<br />
27. Juni 1951 in Moskau hingerichtet wurde.<br />
(Quelle: Privat)<br />
Nach einer schriftlichen Mitteilung über den Vollzug der <strong>Tode</strong>sstrafe<br />
an das beteiligte Militärgericht, allein in 917 Fällen also an das SMT Nr.<br />
48240, schloss die MGB-Verwaltung die betreffenden Häftlingsakten und<br />
überwies diese an ein Geheimdepot, wo sie bis heute lagern.<br />
79
Bestattungen auf dem Moskauer Friedhof Donskoje<br />
Die Leichen der Ermordeten ließ das MGB noch in der Nacht der Hinrichtung<br />
im Krematorium des Friedhofs Donskoje im Südwesten Moskaus<br />
verbrennen. Das damals einzige Krematorium der Stadt wurde Mitte der<br />
1920er Jahre in ein Kirchengebäude auf dem Gelände des „Neuen Friedhofs“<br />
des 1591 gegründeten Klosters Donskoje eingebaut. Das Krematorium<br />
der bekannten Erfurter Firma Topf & Söhne war zwischen 1927 bis<br />
1972 regelmäßig und in Ausnahmefällen auch bis 1982 in Betrieb. Seit<br />
1935 ließ hier der NKWD/MGB die Leichen seiner Opfer aus den Moskauer<br />
Gefängnissen einäschern. Bis 1955 wurde die Asche von schätzungsweise<br />
10.000 Menschen in mindestens drei Massengräbern auf dem Gelände<br />
verscharrt. Friedhof und Krematorium wurden als städtische Institutionen<br />
auch für die Einäscherung und Beisetzung von Moskauer Bürgern genutzt.<br />
Auf dem Friedhof befinden sich auch Gräber von Geheimdienstmitarbeitern,<br />
unter ihnen das Urnengrab von Generalmajor Blochin. Die Asche<br />
der zwischen April 1950 und Dezember 1953 ermordeten Deutschen ließ<br />
das MGB in das Massengrab Nummer 3 unweit der Krematoriumsmauer<br />
schütten.<br />
Kirche auf dem Friedhof Donskoje in Moskau, 2005.<br />
(Quelle: Facts & Files Berlin / Christian Reinhardt)<br />
80
Seit Mitte der 1990er Jahre richteten Menschenrechtsgruppen in Zusammenarbeit<br />
mit der Friedhofsverwaltung die Massengräber zu würdigen<br />
Erinnerungsstätten an die Opfer des Stalinterrors her. Am 1. Juli<br />
2005 wurde auf dem Friedhof Donskoje in Anwesenheit von Vertretern<br />
der Angehörigen, Mitgliedern von Opferverbänden sowie des amtierenden<br />
Bundesratspräsidenten Matthias Platzeck feierlich ein Gedenkstein<br />
für die deutschen Toten eingeweiht. Der Text auf dem Grabstein lautet:<br />
„Zur Erinnerung an die Bürger Deutschlands<br />
Opfer der politischen Repressionen 1950–1953.“<br />
Daneben ist auf dem Friedhof ein Erinnerungsbuch mit allen bekannten<br />
Namen der deutschen Opfer in russischer und deutscher Sprache einzusehen.<br />
Die ehemalige Klosterkirche wird inzwischen wieder als Gotteshaus<br />
bzw. als Urnen- und Trauerhalle genutzt. Aus dem Gebäude wurden alle<br />
technischen Anlagen entfernt und der Schornstein und die Nebengebäude<br />
des Krematoriums abgetragen.<br />
Gedenkstein für die deutschen Opfer sowjetischer Militärjustiz auf dem Friedhof Donskoje<br />
in Moskau, 2005.<br />
(Quelle: Facts & Files Berlin / Christian Reinhardt)<br />
81
Die verzweifelte Suche der Angehörigen nach den Verschollenen<br />
Die Angehörigen der Opfer suchten oft jahrzehntelang vergebens nach<br />
ihren verschwundenen Familienmitgliedern. Sowjetische oder ostdeutsche<br />
Behörden reagierten auf die vielfältigen Gesuche oder Anzeigen<br />
entweder gar nicht oder informierten die Fragenden bewusst falsch. In<br />
den meisten Fällen verfügten die angefragten Einrichtungen tatsächlich<br />
nicht über die erforderlichen Informationen, wenn sie nicht vom MfS in<br />
Kenntnis gesetzt worden waren. Wenn dem MfS bekannt wurde, dass<br />
DDR-Bürger bei den Suchdiensten des DRK-West, den politischen Parteien<br />
der Bundesrepublik und der KgU in Westdeutschland nach ihren verschollenen<br />
Familienangehörigen oder Bekannten fahndeten, drohten ihnen<br />
Repressalien.<br />
Durch Aussagen der aus sowjetischen Lagern zurückgekehrten deutschen<br />
Häftlinge bekamen Verwandte und Freunde erste, oft nur vage<br />
Informationen über das Schicksal der Vermissten. Erst nach dem politischen<br />
Wandel und der Öffnung von Geheimarchiven in Osteuropa seit<br />
1990 konnte das RKM verlässlichere Daten über die Verschollenen und<br />
deren Bestattungsort ermitteln. Die seit 1958 <strong>durch</strong> den KGB nach und<br />
nach herausgegebenen <strong>Tode</strong>sdaten waren systematisch verfälscht worden.<br />
Mindestens die Hälfte aller in Deutschland vor 1990 ausgestellten<br />
Sterbeurkunden erwies sich <strong>durch</strong> die jüngsten Recherchen als Fälschungen.<br />
Nur für 30 von 92 Opfern aus dem Land Sachsen-Anhalt stimmen<br />
die Angaben aus den Urkunden mit den tatsächlichen Hinrichtungsdaten<br />
überein. Bei den übrigen 62 Fällen waren die Daten bereits in Moskau<br />
verfälscht worden. Hierbei hatte der Geheimdienst den tatsächlichen <strong>Tode</strong>stag<br />
seiner Opfer in der Regel um zwei Jahre nach hinten verlegt, um<br />
die Familien in Ungewissheit über die wirkliche <strong>Tode</strong>sursache zu lassen.<br />
In einigen Fällen waren die <strong>Tode</strong>sdaten vollständig vom KGB gefälscht<br />
worden.<br />
So verstarben der Eisenbahner Erhard Liebscher aus Bitterfeld und seine<br />
Ehefrau nicht, wie in den Sterbeurkunden des Standesamts Leipzig<br />
vermerkt, am 7. Januar 1955 „in der UdSSR“. Beide waren bereits in der<br />
Nacht des 7. Januar 1953 vom MGB in Moskau erschossen worden. Doch<br />
die seit 1958 bekannten Daten wurden <strong>durch</strong> die DDR-Verwaltung nicht<br />
an alle suchenden Familien weitergegeben. So erhielten Personen, die inzwischen<br />
die DDR verlassen hatten, keinerlei Auskunft <strong>zum</strong> Schicksal der<br />
Erschossenen; erinnert sei hier an den Fall der Familie von Curt Handrik<br />
aus Naumburg/Saale. In anderen Fällen waren offenbar politische Vor-<br />
82
ehalte der Grund, weshalb <strong>Tode</strong>sdaten nicht weitergegeben wurden. So<br />
überstellte das Rote Kreuz Moskau bereits im März 1958 die Nachricht<br />
über den Tod des Bergmanns Ernst Fritz Schubert an die Innenverwaltung<br />
der DDR. Allerdings erfuhr der Sohn vom Schicksal seines Vaters erst aus<br />
einem „Spiegel“-Artikel über das Wirken sowjetischer Militärtribunale<br />
gegen deutsche Kriegsgefangene vom 2. November 1992. In der Zeitschrift<br />
beschriebene und abgebildete persönliche Dokumente von Ernst<br />
Fritz Schubert, darunter auch die Wismutausweise und ein Gesellenbrief,<br />
wurden ihm inzwischen vom russischen Geheimdienst FSB ausgehändigt.<br />
Erinnern und Gedenken an die SMT-Opfer<br />
Öffentliche Formen des Gedenkens an die Opfer des Stalinismus setzten<br />
in der UdSSR in der Gorbatschow-Ära bereits Ende der 1980er Jahre ein.<br />
Sowjetische Behörden erhielten in einer Zeit der historischen Neubewertung<br />
stalinistischer Verbrechen von betroffenen Familien und Mithäftlingen<br />
zahlreiche Bitten um Rehabilitierung, denen auf unterschiedlichen<br />
Wegen entsprochen wurde. All diese Wünsche und politischen Aktionen<br />
russischer Menschenrechtler mündeten im Gesetz zur Rehabilitierung der<br />
Opfer politischer Gewalt vom 18. Oktober 1991. Nach diesem Recht ist<br />
es möglich, auch die in Moskau hingerichteten Deutschen bei der Obersten<br />
Militärstaatsanwaltschaft Russlands rehabilitieren zu lassen. Dies<br />
geschieht auf Antrag von betroffenen Familien, von Organisationen ehemaliger<br />
Häftlinge oder parallel zu den Rehabilitationsverfahren der in<br />
denselben Prozessen verurteilten Personen.<br />
Im Verfahren einer solchen amtlichen Rehabilitierung wird das in der<br />
Stalin-Zeit verhängte und vollstreckte Urteil geprüft und, sobald es für<br />
Unrecht befunden wird, aufgehoben. Eine finanzielle Wiedergutmachung<br />
ist für die Opfer aus dem Ausland nicht vorgesehen, ihnen stehen ebenfalls<br />
keinerlei soziale Vergünstigungen oder Renten, ähnlich denen für<br />
russische Veteranen, zu. Dennoch ist den Angehörigen eine Rehabilitierung<br />
wichtig, um damit die Reputation der Opfer wiederherzustellen.<br />
Bis jetzt wurden mindestens 667 der Erschossenen rehabilitiert, bei 74<br />
Personen wurde der entsprechende Antrag von den Militärrichtern aus<br />
verschiedenen Gründen abgelehnt.<br />
Erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gelangten Informationen<br />
aus den Archiven von beteiligten Geheimdiensten und Parteigliederungen<br />
über die Opfer des Stalinismus an die Öffentlichkeit. Betroffene<br />
83
Familien berichteten nach der politischen Wende in der DDR erstmals<br />
in den Medien über ihre verschwundenen Angehörigen oder suchten in<br />
den bis dahin verschlossenen Akten ostdeutscher Ämter nach Details und<br />
Gründen zur Verhaftung und dem späteren Urteil. Forschung und Medien<br />
konzentrierten sich nach 1989 zunächst auf die Verbrechen der Besatzungsmacht<br />
von 1945 bis zur Gründung der DDR.<br />
Ab 2004 wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts von Memorial<br />
International Moskau, Facts & Files Berlin und der Stiftung zur Aufarbeitung<br />
der SED-Diktatur Berlin erstmals systematisch in russischen und<br />
deutschen Archiven nach den in Moskau ermordeten Deutschen recherchiert.<br />
Bis zur Publikation der Ergebnisse im Buch „Erschossen in Moskau...“<br />
im Oktober 2005 waren in Deutschland weder die Zahl der in Moskau<br />
erschossenen und verstorbenen Deutschen (927, darunter 60 Frauen)<br />
noch viele der nunmehr ermittelten Details einer breiten Öffentlichkeit<br />
bekannt.<br />
DRK-Meldung <strong>zum</strong> Schicksal des Eisenbahners Fritz Humprecht, Jahrgang 1930. Vor seiner<br />
Flucht nach West-Berlin lebte er in Tröglitz bei Zeitz; in Berlin wohnte er zwischenzeitlich<br />
im Heim der antikommunistischen Widerstandsorganisation „Bund deutscher Jugend“ (BDJ),<br />
später in Berlin-Friedenau. Humprecht beteiligte sich an Flugblattaktionen des BdJ gegen<br />
das SED-Regime, am 14. Februar 1952 wurde er in Ost-Berlin festgenommen. Das SMT Nr.<br />
48240 verhängte am 17. Mai 1952 ein <strong>Tode</strong>surteil gegen ihn, welches am 21. Juli 1952 in<br />
Moskau vollstreckt wurde. Mit dem Beschluss vom 29. Januar 2001 rehabilitierte ihn die Militärstaatsanwaltschaft.<br />
(Quelle: DRK-Suchdienst München)<br />
84
Memorial International gab parallel <strong>zum</strong> deutschen Erinnerungsband<br />
in Moskau ein russisches Totenbuch zu den Stalinopfern der Jahre 1934<br />
bis 1955 heraus, die auf dem Friedhof Donskoje bestattet worden sind. In<br />
diesem Buch sind die Kurzbiografien von 5.065 Opfern veröffentlicht. Die<br />
Moskauer Organisation schätzt die Gesamtzahl der heimlich bestatteten<br />
Opfer auf dem Friedhof auf ca. 10.000 Menschen.<br />
Eine zentrale Gedenkstätte für die Opfer stalinistischer Gewalt in<br />
Deutschland fehlt bis heute. Im Land Sachsen-Anhalt selbst erinnern Plaketten,<br />
Mahnzeichen, aber auch ehemalige Terrorstätten des MGB und<br />
des MfS dezentral an das dunkle Kapitel kommunistischer Gewaltherrschaft<br />
auf deutschem Boden. Neben der wissenschaftlichen Forschung<br />
haben sich bis <strong>zum</strong> heutigen Tag im Bundesland Opferinitiativen, Gedenkstätten<br />
oder Privatpersonen verdienstvoll um die Schicksalsklärung<br />
und Dokumentation der Opfer bemüht, organisatorische Zusammenhänge<br />
der Verfolger entschlüsselt und wichtige historische Zeugnisse <strong>zum</strong><br />
zeithistorischen Verständnis zusammengetragen.<br />
Diese Ergebnisse eines kritischen Umgangs mit der äußerst schwierigen<br />
Vergangenheit gilt es auch weiterhin in der Öffentlichkeit zu präsentieren,<br />
auch um die Erinnerung an die Opfer der zweiten Diktatur auf<br />
deutschem Boden für künftige Generationen zu bewahren. Gleichwohl<br />
besteht die Aufgabe weiter fort, nach wie vor ungeklärte Schicksale oder<br />
Details aus der Verfolgungsgeschichte aufzuhellen, Zeugen zu befragen<br />
und private oder amtliche Dokumente zu sichern, die vom Terror des sowjetischen<br />
Geheimdienstes und seiner deutschen Erfüllungsgehilfen gegen<br />
die deutsche Bevölkerung in der Hochphase des Kalten Krieges künden.<br />
Daher bitten die Autoren und Herausgeber alle Interessierten, Angehörigen<br />
und Freunde, sich mit Erinnerungsberichten, Kopien von Dokumenten<br />
oder Hinweisen, die eine Verfolgung <strong>durch</strong> russische und deutsche<br />
Dienststellen – NKWD / MGB / MfS - in den Jahren 1945 bis 1955 dokumentieren,<br />
oder auch mit Fragen zur Schicksalsklärung an nachfolgende<br />
Einrichtungen zu wenden:<br />
Landesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />
der ehemaligen DDR in Sachsen-Anhalt<br />
Klewitzstraße 4 · 39112 Magdeburg<br />
Telefon: 0391 /567 50 51 · Fax: 0391 /567 50 60<br />
E-Mail: poststelle.lstu@mj.lsa-net.de<br />
85
Biografien der Opfer aus Sachsen-Anhalt<br />
Verzeichnis der 140 Männer und Frauen aus Sachsen-Anhalt, die zwischen<br />
April 1950 und Dezember 1953 in Moskau erschossen und auf dem<br />
Friedhof Donskoje in Moskau begraben wurden.<br />
Die hier genannten Opfer des Stalinismus wohnten bei ihrer Verhaftung<br />
<strong>durch</strong> MfS oder MGB im Land Sachsen-Anhalt oder waren in den Gebieten<br />
der Provinz Sachsen bzw. im Land Anhalt geboren.<br />
Das Verzeichnis erfasst auch Personen aus den historischen Gebieten im<br />
Südosten des im Sommer 1952 aufgelösten Landes Sachsen-Anhalt, die<br />
bis 1990 den Bezirken Cottbus, Leipzig und Potsdam angegliedert gewesen<br />
waren und heute den neuen Bundesländern Sachsen und Brandenburg<br />
zugehören.<br />
Josef Anders · Schlosser · geb. am 7.12.1909 in Königshütte/Schlesien<br />
· zuletzt wohnhaft in Stendal/Sachsen-<br />
Anhalt · verhaftet am 14.6.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT<br />
Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am 9.1.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 30.3.1951 · hingerichtet<br />
am 4.4.1951 in Moskau · rehabilitiert am 29.11.2001<br />
Franz Arndt · Eisenbahner · geb. am 5.10.1894 in Dirschelwitz/Schlesien<br />
· zuletzt wohnhaft in Magdeburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
18.6.1948 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
14.3.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 17.5.1951 · hingerichtet<br />
am 22.5.1951 in Moskau · rehabilitiert am 4.7.2002<br />
Horst Avemann · Polizist · geb. am 9.2.1924 in Parey/<br />
Elbe/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Parey/Sachsen-<br />
Anhalt · verhaftet am 12.3.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT<br />
Nr. 48240 am 3.7.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 8.9.1950 · hingerichtet am 12.9.1950 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 10.10.2001<br />
86
Alfred Baier · Melker und Milchkontrolleur · geb. am 28.9.1924 in Klietz/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Coppanz bei Bucha/Thüringen · verhaftet<br />
am 16.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am<br />
19.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 19.7.1951 · hingerichtet<br />
am 6.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am 3.5.1995<br />
Dietrich Barowski · Angestellter · geb. am 31.1.1920 in<br />
Halberstadt/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 27.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.5.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 27.7.1951 · hingerichtet<br />
am 2.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
30.10.1995<br />
Gotthard Baumann · Planungsökonom, Technischer<br />
Zeichner · geb. am 19.11.1911 in Aue/Sachsen · zuletzt<br />
wohnhaft in Aschersleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 14.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240<br />
am 16.2.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
13.4.1951 · hingerichtet am 24.4.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 29.3.1999<br />
Gerhard Beer · Kaufmann · geb. am 15.4.1913 in Krumpa<br />
bei Neumark/Krs. Querfurt · zuletzt wohnhaft in Altenburg/Thüringen<br />
· verhaftet am 28.8.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am 1.4.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 20.6.1952 · hingerichtet<br />
am 26.6.1952 in Moskau · rehabilitiert am 11.1.1995<br />
Gerhard Beil · Schlosser · geb. am 8.11.1924 in Königsberg/Ostpreußen<br />
· zuletzt wohnhaft in Merseburg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 21.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 29.12.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 18.3.1952 · hingerichtet am 20.3.1952 in<br />
Moskau<br />
87
Horst Benecke · Technischer Zeichner · geb. am 8.7.1926<br />
in Wolfen/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Dessau/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 29.8.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 27.2.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.5.1952 · hingerichtet am<br />
21.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 23.6.1995<br />
Erich Berger · Buchhalter · geb. am 18.8.1912 in Lissa/Prov.<br />
Posen · zuletzt wohnhaft in Calbe/Saale/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 13.7.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 7.2.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 24.5.1952 · hingerichtet am<br />
28.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 1.12.1994<br />
Karl-Heinz Beyer · Eisenbahner · geb. am 16.6.1924 in<br />
Halberstadt/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 20.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.5.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 27.7.1951 · hingerichtet<br />
am 2.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
30.10.1995<br />
Ernst Bischoff · Maschinenschlosser · geb. am 3.1.1906<br />
in Magdeburg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Aue/<br />
Sachsen · verhaftet am 21.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 31.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.7.1951 · hingerichtet am 24.7.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 23.6.1995<br />
Kurt Blosfeld · Angestellter · geb. am 20.11.1913 in Ziegelrode/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Lietzow/Rügen/Mecklenburg-Vorpommern<br />
· verhaftet am 17.9.1952<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 26.11.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 8.1.1953 · hingerichtet<br />
am 19.1.1953 in Moskau · rehabilitiert am 24.7.1998<br />
88
Kurt Böhme · Lehrer · geb. am 28.2.1907 in Zschöllau/Sachsen · zuletzt<br />
wohnhaft in Merseburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 6.8.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Dresden am 26.12.1950 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 30.3.1951 · gestorben am 27.3.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 30.6.1995<br />
Heinrich Brückner · Buchhändler · geb. am 11.3.1904 in<br />
Berlin · zuletzt wohnhaft in Helbra/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 29.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240<br />
in Halle/Saale am 10.4.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 14.6.1951 · hingerichtet am 20.6.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 4.11.1995<br />
Werner Brust · Polizeikommissar · geb. am 9.2.1925 in<br />
Stendal/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Stendal/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 12.8.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am 9.1.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 30.3.1951 · hingerichtet<br />
am 4.4.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
29.11.2001<br />
Horst Buchwald · Angestellter · geb. am 17.7.1931 in<br />
Naumburg/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft bei<br />
Magdeburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 27.5.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 22.12.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 18.3.1952 · hingerichtet<br />
am 20.3.1952 in Moskau · rehabilitiert am 17.3.1998<br />
Ernst Demele · Landwirt · geb. am 1.6.1927 in Hopfendorf/Böhmen<br />
· zuletzt wohnhaft in Großrössen bei Falkenberg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 3.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 14.6.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 14.8.1951 · hingerichtet<br />
am 22.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
7.4.1998<br />
89
Albert Diehl · Weber · geb. am 28.1.1927 in Groß Liebenthal/Gebiet Odessa/UdSSR<br />
· zuletzt wohnhaft in Burg bei Magdeburg/Sachsen-Anhalt ·<br />
verhaftet am 8.2.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 2.6.1950 ·<br />
Ablehnung des Gnadengesuches am 4.9.1950 · hingerichtet am 12.9.1950<br />
in Moskau<br />
Fritz Döbel · Kaufmann · geb. am 29.3.1929 in Minkwitz bei Zeitz/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Berlin-Wannsee · verhaftet am 4.4.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 28.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 14.8.1951 · hingerichtet am 22.8.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 26.2.1998<br />
Rudolf Drexler · Amtsrichter · geb. am 3.2.1920 in Weißkirchlitz/Böhmen<br />
· zuletzt wohnhaft in Weißenfels/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 18.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 18.6.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 24.9.1951 · hingerichtet am<br />
1.10.1951 in Moskau · rehabilitiert am 21.9.1998<br />
Herbert Dubois · Goldschmied · geb. am 10.7.1909<br />
in Aschersleben/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Aschersleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 10.10.1951<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale<br />
am 12.1.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
29.3.1952 · hingerichtet am 2.4.1952 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 28.4.2001<br />
Gerhard Dunkel · Holzkaufmann · geb. am 7.4.1914 in<br />
Köln-Kalk/Rheinprovinz · zuletzt wohnhaft in Elsterwerda/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 7.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 25.7.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 3.10.1951 · hingerichtet am<br />
9.10.1951 in Moskau · rehabilitiert am 14.7.1994<br />
90
Horst Eberhardt · Kaufmann · geb. am 26.8.1924 in Wiesbaden/Hessen-<br />
Nassau · zuletzt wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
9.4.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 1.9.1950 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 25.10.1950 · hingerichtet am 12.12.1950 in Moskau<br />
Erwin Ebert · Buchhalter · geb. am 15.8.1913 in Hamburg<br />
· zuletzt wohnhaft in Stendal/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 9.5.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr.<br />
48240 am 9.12.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 15.3.1951 · hingerichtet am 20.3.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 9.11.1994<br />
Rudolf Ehrhardt · Sprengmeister · geb. am 8.9.1912 in Rüdersdorf/Brandenburg<br />
· zuletzt wohnhaft in Leimbach/Mansfelder Gebirgskreis/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 3.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in<br />
Halle/Saale am 15.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 8.8.1951<br />
· hingerichtet am 14.8.1951 in Moskau ·<br />
Arthur Engel · Heizer · geb. am 12.9.1904 in Brandenburg/Havel · zuletzt<br />
wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 26.1.1951<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 11.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 14.6.1951 · hingerichtet am 20.6.1951 in<br />
Moskau<br />
Joachim Esfeld · Polizist · geb. am 9.4.1905 in Berlin-<br />
Charlottenburg · zuletzt wohnhaft in Zerbst/Sachsen-<br />
Anhalt · verhaftet am 26.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Potsdam am 20.6.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 5.9.1951 · hingerichtet am<br />
11.9.1951 in Moskau · rehabilitiert am 16.2.2000<br />
91
Karl Fabig · Neulehrer · geb. am 14.9.1919 in Laurahütte/Schlesien<br />
· zuletzt wohnhaft in Seegrehna/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 5.4.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 12.7.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.9.1952 · hingerichtet am 22.9.1952 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 28.9.2001<br />
Hermannn Otto Felke · Rentner · geb. 1910 in Breitenrode bei Oebisfelde/Prov.<br />
Sachsen · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 1.7.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 28.8.1952 · hingerichtet am 1.9.1952<br />
in Moskau<br />
Gerhard Fieker · Geologe · geb. am 9.3.1927 in Magdeburg/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Johanngeorgenstadt/Sachsen · verhaftet am<br />
10.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 16.8.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 25.10.1951 · hingerichtet am 1.11.1951 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 25.5.1994<br />
Siegfried Flegel · Kaufmann · geb. am 22.7.1924 in Delitzsch/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Dortmund · verhaftet am 10.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 11.7.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
17.9.1951 · hingerichtet am 24.9.1951 in Moskau<br />
Günther Fleischer · Polizist · geb. am 29.12.1927 in<br />
Steinau/Oder/Schlesien · zuletzt wohnhaft in Ackendorf/Krs.<br />
Haldensleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 27.5.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am<br />
9.2.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 13.4.1951<br />
· hingerichtet am 24.4.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
17.5.1999<br />
Karl-Heinz Franke · Normer · geb. am 13.2.1927 in Beuthen/Oder/<br />
Schlesien · zuletzt wohnhaft in Zerbst/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
26.11.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 29.5.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 28.8.1952 · hingerichtet am 1.9.1952 in<br />
Moskau<br />
92
Kurt Franke · Fotograf · geb. am 28.4.1928 in Aschersleben/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Berlin-West · verhaftet am 7.11.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 15.4.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
4.7.1952 · hingerichtet am 8.7.1952 in Moskau<br />
Kurt Frister · kaufmännischer Angestellter · geb. am 30.10.1909 in Brandenburg/Havel<br />
· zuletzt wohnhaft in Schkeuditz/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 26.3.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 19.5.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 25.7.1952 · hingerichtet am 29.7.1952<br />
in Moskau<br />
Peter Gaßmann · Kraftfahrer · geb. am 26.2.1912<br />
in Kefferhausen/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Burg bei Magdeburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
5.10.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/<br />
Saale am 14.1.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 29.3.1952 · hingerichtet am 2.4.1952 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 13.12.1995<br />
Adalbert Gehritz · Postangestellter · geb. am 30.12.1907<br />
in Dramburg/Pommern · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 13.10.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 31.12.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 20.2.1953 · hingerichtet am<br />
2.3.1953 in Moskau · rehabilitiert am 19.6.1998<br />
Paul Götze · Hochfrequenzingenieur · geb. am 3.4.1904<br />
in Schönebeck/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Magdeburg-Buckau/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
23.12.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale<br />
am 17.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.7.1951 · hingerichtet am 24.7.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 15.3.1999<br />
93
Konrad Gräble · Kürschner · geb. am 6.5.1910 in Mannheim/Baden<br />
· zuletzt wohnhaft in Aschersleben/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 12.10.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.1.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 29.3.1952 · hingerichtet am<br />
2.4.1952 in Moskau · rehabilitiert am 30.4.2001<br />
Ingeborg Großstück · Dolmetscherin · geb. am 1.1.1926<br />
in Quedlinburg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern · verhaftet am<br />
29.4.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Schwerin<br />
am 2.12.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
20.2.1951 · hingerichtet am 27.2.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 18.10.1995<br />
Walter Grothe · Handelsvertreter · geb. am 12.8.1895 in<br />
Magdeburg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Weimar/<br />
Thüringen · verhaftet am 18.8.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Weimar am 29.1.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 24.5.1952 · hingerichtet am<br />
28.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 21.11.1995<br />
Heinz Haberland · Bauarbeiter · geb. am 21.6.1923 in<br />
Kuhberge/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Zernitz/Sachsen-<br />
Anhalt · verhaftet am 12.11.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 11.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 26.4.1952 · hingerichtet am 30.4.1952 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 24.7.1998<br />
Hans Hampe · Kaufmann · geb. am 5.4.1912 in Bielefeld/Westfalen · zuletzt<br />
wohnhaft in Wernigerode/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 18.11.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 15.5.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 8.8.1951 · hingerichtet am 14.8.1951 in<br />
Moskau<br />
94
Curt Handrik · Unternehmer · geb. am 2.9.1897 in<br />
Dresden/Sachsen · zuletzt wohnhaft in Naumburg/Saale/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 12.3.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 15.7.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 16.10.1952 · hingerichtet am<br />
22.10.1952 in Moskau · rehabilitiert am 31.1.2002<br />
Ilse Harke · geb. am 21.9.1929 in Brehna/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Brehna/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 15.7.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 28.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
24.5.1952 · hingerichtet am 28.5.1952 in Moskau<br />
Friedrich Haushahn · Friseur · geb. am 25.5.1921 in Gardelegen/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Gardelegen/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 28.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam am 9.8.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 3.10.1951 · hingerichtet<br />
am 9.10.1951 in Moskau · rehabilitiert am 15.4.1998<br />
Werner Otto Heinzel · Kaufmann · geb. am 2.7.1905 in Weißenfels/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Weißenfels/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
16.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 23.9.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 20.11.1952 · hingerichtet am 26.11.1952 in<br />
Moskau<br />
Karl-Otto Hennig · Unternehmer · geb. am 17.11.1895 in Wartenburg/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Burg bei Magdeburg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 28.7.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam<br />
am 20.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 5.9.1951 · hingerichtet<br />
am 11.9.1951 in Moskau<br />
95
Hans Herrmann · Entwicklungsingenieur im Flugzeugbau<br />
· geb. am 7.6.1897 in Koblenz/Rheinprovinz · zuletzt<br />
wohnhaft in Dessau/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
6.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-<br />
Lichtenberg am 1.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 12.4.1952 · hingerichtet am 30.4.1952 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 5.5.1997<br />
Eleonore Hintz, geb. Wege · Sachbearbeiterin · geb.<br />
am 11.11.1920 in Halle/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt<br />
wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
30.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-<br />
Lichtenberg am 15.10.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 2.1.1953 · hingerichtet am 7.1.1953 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 23.11.1994<br />
Heinrich Hofmeister · Stadtangestellter · geb. am 23.9.1912 in Teistungen/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Dessau/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 3.7.1948 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg<br />
am 17.11.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am 10.2.1951 · hingerichtet<br />
am 20.2.1951 in Moskau<br />
Georg Höhnel · Verkäufer · geb. am 11.1.1902 in Großenhain/Sachsen · zuletzt<br />
wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 29.12.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 11.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 14.6.1951 · hingerichtet am 20.6.1951 in<br />
Moskau<br />
Wolfgang Hollstein · Handelsvertreter · geb. am 24.1.1917 in Magdeburg/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Rathenow/Brandenburg · verhaftet<br />
am 5.7.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam am<br />
4.11.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am 9.1.1951 · hingerichtet<br />
am 7.2.1951 in Moskau<br />
96
Helmut Huwe · Sportlehrer · geb. am 11.5.1927 in Allenstein/Ostpreußen<br />
· zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 14.3.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 9.7.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 8.9.1952 · hingerichtet am 10.9.1952<br />
in Moskau · rehabilitiert am 21.12.1994<br />
Gerhard Jäger · leitender Angestellter · geb. am<br />
24.1.1925 in Hamburg-Altona · zuletzt wohnhaft in<br />
Genthin/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 15.11.1950 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 16.6.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.9.1951 · hingerichtet<br />
am 24.9.1951 in Moskau · rehabilitiert am 8.8.1991<br />
Harry Jahn · Teilkonstrukteur · geb. am 13.5.1928 in<br />
Wolfen/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Dessau-Törten/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 31.8.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 27.2.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.5.1952 · hingerichtet am<br />
21.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 23.6.1995<br />
Eduard Juncke · Gastwirt · geb. am 21.1.1888 in<br />
Boschwitz/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Gransee/Brandenburg<br />
· verhaftet am 19.8.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 26.2.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 27.4.1951 · hingerichtet am 28.4.1951 in<br />
Moskau<br />
Wilhelm Jurk · Maler · geb. am 10.3.1905 in Lieske/Brandenburg · zuletzt<br />
wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 18.12.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 11.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 14.6.1951 · hingerichtet am 20.6.1951 in<br />
Moskau<br />
97
Günther Kammer · Arzt · geb. am 8.4.1908 in Benneckenstein/Harz/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Lommatzsch/Sachsen · verhaftet am<br />
26.6.1948 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
17.11.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am 10.2.1951 · hingerichtet<br />
am 27.2.1951 in Moskau<br />
Karl-Heinz Kilian · geb. am 24.4.1928 in Halle/Saale/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Loccum bei Hannover/Niedersachsen<br />
· verhaftet am 1.2.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 16.5.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 19.7.1951 · hingerichtet am<br />
24.7.1951 in Moskau · rehabilitiert am 29.3.1999<br />
Werner Kliem · Tischler · geb. am 22.8.1921 in Olvenstedt/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 25.2.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am 28.6.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 10.9.1951 · hingerichtet<br />
am 18.9.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
5.5.1995<br />
Manfred Knauer · Bäckerlehrling · geb. am 4.8.1931 in<br />
Zeitz/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Zeitz/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 13.4.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 14.7.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 10.9.1951 · hingerichtet am<br />
18.9.1951 in Moskau<br />
Clemens Köhler · Arbeiter · geb. am 21.6.1925 in<br />
Dönstedt/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Haldensleben/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 9.4.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 16.8.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.11.1951 · hingerichtet am<br />
26.11.1951 in Moskau · rehabilitiert am 24.7.1998<br />
98
Dietrich von Kopp · Verwaltungsangestellter · geb. am<br />
29.9.1923 in Berlin · zuletzt wohnhaft in Quedlinburg/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 20.2.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 14.5.1952<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 12.7.1952 · hingerichtet<br />
am 16.7.1952 in Moskau · rehabilitiert am<br />
19.7.2001<br />
Gerhard Krüger · Kaufmann · geb. am 23.1.1924 in Zerbst/Anhalt · zuletzt<br />
wohnhaft in Zerbst/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 21.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 20.4.1951 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 19.7.1951 · hingerichtet am 24.7.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 24.7.1998<br />
Karl Kügler · Wirtschaftsprüfer · geb. am 3.4.1894 in Bodenbach/Böhmen<br />
· zuletzt wohnhaft in Aschersleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
24.8.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 21.11.1950 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 29.1.1951 · hingerichtet am 7.2.1951 in Moskau<br />
Heinz Kugler · Schlosser · geb. am 19.4.1921 in Berlin · zuletzt wohnhaft<br />
in Köthen/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 11.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am 30.8.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 6.11.1952 · hingerichtet am 12.11.1952 in Moskau<br />
Horst Kusche · Fernmeldemechaniker · geb. am 31.5.1926 in Halle/Saale/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 29.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 10.4.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 9.8.1952 · hingerichtet am 13.8.1952<br />
in Moskau<br />
Hugo Langkau · Uhrmacher · geb. am 23.10.1903 in Allenstein/Ostpreußen<br />
· zuletzt wohnhaft in Stendal/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 24.1.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 28.5.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 8.9.1952 · hingerichtet am 10.9.1952 in Moskau<br />
99
Kurt Latz · kaufmännischer Angestellter · geb. am 2.7.1914 in Liegnitz/<br />
Schlesien · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 26.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 9.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 14.6.1951 · hingerichtet am 20.6.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 8.11.2001<br />
Werner Leiberich · Elektriker · geb. am 6.6.1920 in Halle/Saale/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
26.4.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam am 7.10.1950<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 21.12.1950 · hingerichtet am<br />
27.12.1950 in Moskau<br />
Elfriede Liebscher, geb. Gotthardt · Schneiderin · geb. am 22.12.1915 in<br />
Leipzig/Sachsen · zuletzt wohnhaft in Bitterfeld/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 12.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg<br />
am 15.10.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 2.1.1953 · hingerichtet<br />
am 7.1.1953 in Moskau · rehabilitiert am 23.11.1994<br />
Erhard Liebscher · Lokführer · geb. am 17.10.1908 in Großharthau/<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Bitterfeld/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
12.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
15.10.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 2.1.1953 · hingerichtet<br />
am 7.1.1953 in Moskau · rehabilitiert am 23.11.1994<br />
Engelbert Lohse · Postangestellter · geb. am 25.5.1927<br />
in Badersleben/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 26.11.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale<br />
am 12.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
27.7.1951 · hingerichtet am 2.8.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 30.10.1995<br />
100
Waldemar Lorenz · Maschinenbauingenieur, Werftarbeiter<br />
· geb. am 22.12.1911 in Zerbst/Anhalt · zuletzt<br />
wohnhaft in Zerbst/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
24.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-<br />
Lichtenberg am 1.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 12.4.1952 · hingerichtet am 18.4.1952 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 5.5.1997<br />
Friedrich Lübke · Kaufmann · geb. am 29.10.1926 in<br />
Neuhaldensleben/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Haldensleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 18.8.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am<br />
30.11.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
20.2.1951 · hingerichtet am 10.4.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 21.12.1998<br />
Karl-Heinz Magdeburg · Schmied · geb. am 31.8.1928<br />
in Merseburg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Knapendorf/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 17.6.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 7.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 8.6.1951 · hingerichtet am<br />
14.6.1951 in Moskau<br />
Hermann Majert · Chemiker · geb. am 21.5.1906 in Dillingen/Saarland ·<br />
zuletzt wohnhaft in Wolfen/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 27.6.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 24.10.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.1.1952 · hingerichtet am 21.1.1952 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 7.6.1996<br />
Hilmar Meinhardt · Polizist, Angestellter · geb. am<br />
28.12.1927 in Wolfen/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Berlin-Frohnau · verhaftet am 18.3.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 7.7.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.9.1952 · hingerichtet am 22.9.1952<br />
in Moskau<br />
101
Martin Meißner · Dekorateur, Sattler · geb. am<br />
13.7.1932 in Rehmsdorf/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Rehmsdorf/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
31.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar<br />
am 26.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
28.8.1951 · hingerichtet am 11.9.1951 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 9.4.1996<br />
Heinrich Mischer · Bankangestellter · geb. am 22.10.1887<br />
in Seehausen/Altmark/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Parchim/Mecklenburg-Vorpommern · verhaftet am<br />
13.5.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Schwerin<br />
am 30.10.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
26.1.1952 · hingerichtet am 31.1.1952 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 29.1.1996<br />
Erich Moser · Maschinist · geb. am 24.1.1919 in Kayna/Prov. Sachsen ·<br />
zuletzt wohnhaft in Rehmsdorf/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 23.6.1948<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am 17.11.1950<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 10.2.1951 · hingerichtet am<br />
20.2.1951 in Moskau<br />
Werner Müller · Kinobetreiber · geb. am 11.4.1925 in<br />
Taucha bei Weißenfels/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Berlin-Moabit · verhaftet am 28.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 29.1.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 5.4.1952 · hingerichtet am<br />
10.4.1952 in Moskau · rehabilitiert am 15.3.1999<br />
Horst Muttray · Entwicklungsingenieur · geb. am<br />
30.8.1898 in Gröditz/Sachsen · zuletzt wohnhaft in Dessau-Ziebigk/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 19.9.1951<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg<br />
am 1.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
12.4.1952 · hingerichtet am 18.4.1952 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 5.5.1997<br />
102
Albert Naumann · Hilfsarbeiter · geb. am 16.3.1920 in<br />
Halle/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halle/<br />
Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 13.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 19.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 30.6.1951 · hingerichtet am<br />
4.7.1951 in Moskau · rehabilitiert am 19.2.1998<br />
Ludwig Nebelung · Lehrer · geb. am 6.12.1905 in Hettstedt/Sachsen-<br />
Anhalt · zuletzt wohnhaft in Leipzig/Sachsen · verhaftet am 19.8.1950 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 21.11.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 29.1.1951 · hingerichtet am 7.2.1951 in Moskau<br />
Karl Neumann · Arbeiter · geb. am 15.8.1903 in Aken/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Piesteritz/Sachsen-<br />
Anhalt · verhaftet am 27.3.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT<br />
Nr. 48240 am 1.7.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 11.9.1952 · hingerichtet am 12.9.1952 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 12.12.1995<br />
Helmut Niemann · Kraftfahrer · geb. am 9.8.1922 in Preußisch Börnecke/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Eisleben/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 22.6.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am<br />
24.10.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 17.1.1952 · hingerichtet<br />
am 21.1.1952 in Moskau · rehabilitiert am 7.6.1996<br />
Werner Niemann · Rechtspfleger · geb. am 4.8.1928 in<br />
Zerbst/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Zerbst/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 18.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT<br />
Nr. 48240 in Halle/Saale am 18.6.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 24.9.1951 · hingerichtet am<br />
1.10.1951 in Moskau · rehabilitiert am 21.9.1998<br />
103
Wolfgang Ostermann · Lehrer · geb. am 18.11.1928 in<br />
Magdeburg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Altenburg/Thüringen<br />
· verhaftet am 21.3.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am 13.9.1950 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 30.11.1950 · hingerichtet<br />
am 12.12.1950 in Moskau · rehabilitiert am 8.11.1995<br />
Erhard Palme · Eisenbahner · geb. am 25.3.1930 in Schönborn/Böhmen ·<br />
zuletzt wohnhaft in Staßfurt/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 11.10.1950 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 31.1.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 13.4.1951 · hingerichtet am 24.4.1951 in Moskau<br />
Walter Peters · Maschinenbauingenieur · geb. am 13.4.1902 in Halberstadt/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Leipzig/Sachsen · verhaftet am<br />
30.7.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am 18.3.1951 ·<br />
Ablehnung des Gnadengesuches am 8.6.1951 · hingerichtet am 14.6.1951<br />
in Moskau · rehabilitiert am 24.10.1994<br />
Lothar Pfuhl · Former und Gießer · geb. am 4.4.1930 in<br />
Wittenberg/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 21.7.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 20.10.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 9.1.1952 · hingerichtet am<br />
12.1.1952 in Moskau · rehabilitiert am 24.7.1998<br />
Charles Pietschker · Mechanikermeister · geb. am 7.4.1897 in Magdeburg/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Saalfeld/Thüringen · verhaftet<br />
am 12.6.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 2.10.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 12.12.1952 · hingerichtet am 3.1.1953 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 18.7.2001<br />
Paul Pioch · Maurer · geb. am 10.11.1928 in Halberstadt/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 27.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.5.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 27.7.1951 · hingerichtet am<br />
2.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am 30.10.1995<br />
104
Walter Pulvers · Eisenbahner · geb. am 20.10.1909 in<br />
Diemitz/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Potsdam/<br />
Brandenburg · verhaftet am 4.10.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 20.2.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 27.4.1951 · hingerichtet am 14.5.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 26.2.1999<br />
Karl Randel · Polizist · geb. am 11.8.1922 in Hettstedt/Prov. Sachsen ·<br />
zuletzt wohnhaft in Zossen/Brandenburg · verhaftet am 10.1.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam am 24.4.1951 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 22.6.1951 · hingerichtet am 28.6.1951 in Moskau<br />
Karl-Heinz Rehbein · Buchhalter · geb. am 24.8.1923<br />
in Halle/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Wilhelmshorst bei Potsdam/Brandenburg · verhaftet<br />
am 19.12.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am<br />
1.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 14.8.1951<br />
· hingerichtet am 22.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
15.3.1999<br />
Paul Reppin · Kaufmann · geb. am 15.1.1888 in Magdeburg-Buckau/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in<br />
Magdeburg-Buckau/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
23.12.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale<br />
am 17.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.7.1951 · hingerichtet am 24.7.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 15.3.1999<br />
Werner Richter · Koch, Gastwirt · geb. am 10.4.1912 in Halberstadt/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Alt-Gersdorf bei Bad Freienwalde/Brandenburg<br />
· verhaftet am 9.9.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am<br />
24.4.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 22.6.1951 · hingerichtet<br />
am 28.6.1951 in Moskau · rehabilitiert am 10.6.1996<br />
105
Edgar Riepe · Kaufmann · geb. am 7.10.1919 in Sargstedt/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 27.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.5.1951<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 27.7.1951 · hingerichtet<br />
am 2.8.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
30.10.1995<br />
Rudi Rose · Dreher · geb. am 11.2.1927 in Groß Mühlingen/Anhalt · zuletzt<br />
wohnhaft in Groß Mühlingen/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 27.7.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 2.12.1950 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 15.3.1951 · hingerichtet am 10.4.1951 in<br />
Moskau<br />
Gerhard Rosenberg · Kellner · geb. am 25.8.1924 in Garlitz/Brandenburg<br />
· zuletzt wohnhaft in Magdeburg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 21.4.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 17.8.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 25.10.1951 · hingerichtet am 1.11.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 19.6.1995<br />
Johannes Rupp · Klempner · geb. am 21.2.1921 in Kähme/Prov.<br />
Posen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 27.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 12.5.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 27.7.1951 · hingerichtet am<br />
2.8.1951 in Moskau<br />
Wilfried Sanderhoff · Technischer Zeichner · geb. am 12.4.1927 in Bad<br />
Suderode/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Wernigerode/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 13.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale<br />
am 15.5.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 8.8.1951 ·<br />
hingerichtet am 14.8.1951 in Moskau ·<br />
106
Paul Scharping · Angestellter · geb. am 2.12.1895 in<br />
Roßlau/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Berlin-Schöneberg<br />
· verhaftet am 14.4.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr.<br />
48240 am 19.10.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 28.12.1951 · hingerichtet am 31.12.1951 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 24.7.1998<br />
Egon Scheibe · Schlosser · geb. am 27.2.1932 in Wolfen/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Brehna/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 15.5.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 27.7.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 3.10.1951 · hingerichtet am 9.10.1951 in Moskau<br />
Oskar Schmiedeknecht · Handelsvertreter · geb. am<br />
20.3.1915 in Halle/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 20.2.1952<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 8.7.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 11.9.1952 · hingerichtet<br />
am 12.9.1952 in Moskau · rehabilitiert am 29.3.1995<br />
Heinz Schneider · Elektroingenieur · geb. am 22.1.1914 in Breslau/<br />
Schlesien · zuletzt wohnhaft in Wolfen/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
31.8.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 27.2.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 17.5.1952 · hingerichtet am 21.5.1952 in Moskau<br />
· rehabilitiert am 23.6.1995<br />
Helmuth Schneider · Buchhalter · geb. am 3.8.1907 in<br />
Dessau/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Meinsdorf/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 24.10.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 10.2.1952 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 24.5.1952 · hingerichtet am<br />
28.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 15.9.1998<br />
107
Herbert Schönmuth · Student · geb. am 3.6.1926 in<br />
Langengrassau/Brandenburg · zuletzt wohnhaft in Halle/<br />
Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 27.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 29.12.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 18.3.1952 · hingerichtet am<br />
20.3.1952 in Moskau · rehabilitiert am 28.3.1995<br />
Johannes Schorlemmer · Ingenieur für Flugtechnik · geb. am 7.3.1899<br />
in Hannover · zuletzt wohnhaft in Dessau/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
18.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
8.3.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 7.6.1952 · hingerichtet<br />
am 12.6.1952 in Moskau<br />
Günter Schreiber · Referent · geb. am 25.6.1910 in<br />
Freystadt/Niederschlesien · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 1.7.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg<br />
am 15.10.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
2.1.1953 · hingerichtet am 7.1.1953 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 23.11.1994<br />
Arnold Schultz · Angestellter · geb. am 27.2.1924 in Arneburg/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Groß Beuster/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 16.9.1950 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Potsdam am 16.10.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 3.1.1952 · hingerichtet<br />
am 10.1.1952 in Moskau · rehabilitiert am 12.2.1996<br />
Erich Schulz · Fotolaborant · geb. am 11.8.1922 in Danzig · zuletzt wohnhaft<br />
in Havelberg/Brandenburg · verhaftet am 29.10.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 18.1.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
5.4.1952 · hingerichtet am 10.4.1952 in Moskau<br />
Karl-Heinz Schulze · Kfz-Schlosser · geb. am 15.6.1924 in Halberstadt/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Halberstadt/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 25.2.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Weimar am<br />
28.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 10.9.1951 · hingerichtet<br />
am 18.9.1951 in Moskau · rehabilitiert am 5.5.1995<br />
108
Ernst Louis Schwarz · Ingenieur · geb. am 13.6.1892 in<br />
Bernburg/Anhalt · zuletzt wohnhaft in Bernburg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 8.2.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 31.8.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 30.10.1951 · hingerichtet am 2.11.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 15.3.1999<br />
Georg Schwensitzki · Eisenbahner · geb. am 9.12.1924 in Herrndorf/Ostpreußen<br />
· zuletzt wohnhaft in Herzberg/Elster/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 20.8.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 21.11.1950 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 29.1.1951 · hingerichtet am 7.2.1951 in<br />
Moskau<br />
Heinrich Singer · Maschinenbauingenieur · geb. am<br />
18.2.1894 in Rothenkirchen/Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Dessau/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 18.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
6.3.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 7.6.1952<br />
· hingerichtet am 26.6.1952 in Moskau · rehabilitiert am<br />
9.1.1998<br />
Helmut Sonnenschein · Mathematiker · geb. am<br />
28.5.1906 in Leipzig/Sachsen · zuletzt wohnhaft<br />
in Naumburg/Saale/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
16.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg<br />
am 26.4.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 30.6.1951 · hingerichtet am 4.7.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 22.3.1994<br />
Harry Stuck · Kfz-Schlosser · geb. am 12.9.1917 in Wittenberg/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Luckenwalde/Brandenburg · verhaftet am<br />
16.10.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 13.2.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 5.5.1951 · gestorben am 27.4.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 30.11.1998<br />
109
Eberhard Syska · Student · geb. am 24.3.1917 in Eisleben/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Eisleben/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 20.2.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 in Potsdam am 9.6.1950 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 4.9.1950 · hingerichtet am 7.9.1950<br />
in Moskau · rehabilitiert am 18.12.1996<br />
Johannes Thieß · Kaufmann · geb. am 16.12.1900 in Wollin/Pommern ·<br />
zuletzt wohnhaft in Havelberg/Brandenburg · verhaftet am 22.10.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 18.1.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 5.4.1952 · hingerichtet am 10.4.1952 in Moskau<br />
Hans Werner Thießen · Apotheker · geb. am 19.1.1926<br />
in Ellerwald/Westpreußen · zuletzt wohnhaft in Zerbst/<br />
Sachsen-Anhalt · verhaftet am 16.11.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 22.2.1952<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 30.5.1952 · hingerichtet<br />
am 4.6.1952 in Moskau · rehabilitiert am<br />
19.10.1998<br />
Wolfgang Thomas · Lehrer · geb. am 3.5.1926 in Berlin-<br />
Neukölln · zuletzt wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 5.4.1952 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr.<br />
48240 am 12.7.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 19.9.1952 · hingerichtet am 22.9.1952 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 28.9.2001<br />
Elisabeth Tietze, geb. Stephan · Parteireferentin ·<br />
geb. am 6.9.1914 in Wittenberg/Prov. Sachsen · zuletzt<br />
wohnhaft in Wittenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 31.12.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240<br />
am 12.10.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am<br />
14.12.1951 · hingerichtet am 19.12.1951 in Moskau ·<br />
rehabilitiert am 26.6.1998<br />
110
Heinz Torgau · Schriftsetzerlehrling · geb. am 30.4.1932<br />
in Halle/Saale/Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Bad<br />
Dürrenberg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 1.10.1950<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am<br />
1.2.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 13.4.1951<br />
· hingerichtet am 18.4.1951 in Moskau · rehabilitiert am<br />
15.1.1999<br />
Karl Triebel · Baggerführer, Mechaniker · geb. am 27.9.1922 in Bernburg/Anhalt<br />
· zuletzt wohnhaft in Bernburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 4.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am<br />
27.12.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches am 29.3.1952 · hingerichtet<br />
am 2.4.1952 in Moskau<br />
Rudolf Vatterott · Landwirt · geb. am 14.12.1924 in Hakeborn/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Hakeborn/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
28.10.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 19.4.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 30.6.1951 · hingerichtet am 4.7.1951 in Moskau<br />
Winfried Voerckel · Student · geb. am 16.4.1926 in Halle/Saale/<br />
Prov. Sachsen · zuletzt wohnhaft in Weimar/Thüringen · verhaftet am<br />
20.11.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 14.9.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 28.12.1951 · hingerichtet am 31.12.1951<br />
in Moskau<br />
Helmut Wachs · Elektroingenieur · geb. am 24.5.1904 in Petzelsdorf/<br />
Schlesien · zuletzt wohnhaft in Wolfen/Sachsen-Anhalt · verhaftet am<br />
1.9.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
27.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 17.5.1952 · hingerichtet<br />
am 21.5.1952 in Moskau · rehabilitiert am 23.6.1995<br />
Gerhard Walter · Geologe · geb. am 23.10.1929 in Jessen/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Annaburg/Sachsen-Anhalt · verhaftet am 6.8.1951<br />
· <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 1.3.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 7.6.1952 · hingerichtet am 12.6.1952 in Moskau · rehabilitiert<br />
am 30.5.2002<br />
111
Karl-Heinz Weise · Landwirt · geb. am 20.8.1931 in Annaburg/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Dützen bei<br />
Minden/Nordrhein-Westfalen · verhaftet am 29.7.1951 ·<br />
<strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 27.9.1951 · Ablehnung<br />
des Gnadengesuches am 4.12.1951 · hingerichtet<br />
am 13.12.1951 in Moskau · rehabilitiert am 15.4.1998<br />
Reinhard Weise · Schneider · geb. am 26.8.1922 in Loitsch/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Loitsch/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 31.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong><br />
SMT Nr. 48240 am 26.6.1951 · Ablehnung des Gnadengesuches<br />
am 28.8.1951 · hingerichtet am 11.9.1951 in<br />
Moskau · rehabilitiert am 9.4.1996<br />
Hanns Weltzel · Schriftsteller, Dokumentar · geb. am<br />
8.1.1902 in Breslau/Schlesien · zuletzt wohnhaft in Roßlau/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 15.4.1952 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am 5.7.1952<br />
· Ablehnung des Gnadengesuches am 8.9.1952 · hingerichtet<br />
am 10.9.1952 in Moskau · rehabilitiert am<br />
29.3.1999<br />
Theodor Wesche · Former · geb. am 6.7.1931 in Groß Mühlingen/Anhalt<br />
· zuletzt wohnhaft in Groß Mühlingen/Sachsen-Anhalt · verhaftet<br />
am 27.7.1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Halle/Saale am<br />
2.12.1950 · Ablehnung des Gnadengesuches am 15.3.1951 · hingerichtet<br />
am 10.4.1951 in Moskau<br />
Karl-Heinz Wille · Student · geb. am 23.10.1923 in Weferlingen/Prov.<br />
Sachsen · zuletzt wohnhaft in Berlin-Charlottenburg · verhaftet am<br />
10.3.1951 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 in Berlin-Lichtenberg am<br />
21.2.1952 · Ablehnung des Gnadengesuches am 16.6.1952 · hingerichtet<br />
am 26.6.1952 in Moskau<br />
112
Herbert Wüstenberg · Kraftfahrer · geb. am 8.4.1917 in Zeitz/Prov. Sachsen<br />
· zuletzt wohnhaft in Zeitz/Sachsen-Anhalt · verhaftet im Februar<br />
1950 · <strong>Tode</strong>surteil <strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 14.6.1950 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 4.9.1950 · hingerichtet am 13.10.1950 in Moskau<br />
Rudolf Zechel · Heizer, Konditor · geb. am 11.7.1889<br />
in Jüdendorf/Böhmen · zuletzt wohnhaft in Halle/Saale/Sachsen-Anhalt<br />
· verhaftet am 21.10.1951 · <strong>Tode</strong>surteil<br />
<strong>durch</strong> SMT Nr. 48240 am 30.1.1952 · Ablehnung des<br />
Gnadengesuches am 5.5.1952 · hingerichtet am 9.5.1952<br />
in Moskau · rehabilitiert am 24.7.1998<br />
113
Auszug aus dem Artikel 58 des Strafgesetzbuches der Russischen<br />
Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR)<br />
vom 22. November 1926 in der gültigen Fassung vom<br />
1. Januar 1952<br />
(Quelle: Strafgesetzbuch ..., übersetzt von Wilhelm Gallas, Berlin 1953,<br />
S. 16 ff.)<br />
Art. 58, 1. Als gegenrevolutionär gilt jede Handlung, die auf den Sturz,<br />
die Unterhöhlung oder die Schwächung der Herrschaft der Räte der Arbeiter<br />
und Bauern und der von ihnen auf Grund der Verfassung der Union<br />
der SSR und der Verfassungen der Unionsrepubliken gewählten Regierungen<br />
der Arbeiter und Bauern der Union der SSR, der Unionsrepubliken und<br />
autonomen Republiken oder auf die Unterhöhlung oder die Schwächung<br />
der äußeren Sicherheit der Union der SSR und der grundlegenden wirtschaftlichen,<br />
politischen und nationalen Errungenschaften der proletarischen<br />
Revolution gerichtet ist. Kraft der internationalen Solidarität der<br />
Interessen aller Werktätigen gelten Handlungen gleicher Art als gegenrevolutionär<br />
auch dann, wenn sie gegen einen anderen – der Union der SSR<br />
nicht angehörenden – Staat der Werktätigen gerichtet sind.<br />
Art. 58, 1a. Vaterlandsverrat, d. h. Handlungen, begangen von Bürgern<br />
der UdSSR <strong>zum</strong> Nachteil der militärischen Macht der UdSSR, ihrer<br />
staatlichen Unabhängigkeit oder der Unantastbarkeit ihres Gebiets, wie<br />
Spionage, Preisgabe eines militärischen oder Staatsgeheimnisses, Überlaufen<br />
<strong>zum</strong> Feind, Flucht ins Ausland, wird bestraft – mit der schwersten<br />
Kriminalstrafe - Erschießung, verbunden mit Konfiskation des gesamten<br />
Vermögens – bei Vorliegen mildernder Umstände mit zehn Jahren Freiheitsentziehung,<br />
verbunden mit Konfiskation des gesamten Vermögens.<br />
[...]<br />
Art. 58, 6. Spionage, d.h. Weitergabe, Entwendung oder zwecks Weitergabe<br />
vorgenommene Sammlung von Nachrichten, die sich ihrem Inhalt<br />
nach als ein besonders schutzwürdiges Staatsgeheimnis darstellen, zugunsten<br />
ausländischer Staaten, gegenrevolutionärer Organisationen oder<br />
Privatpersonen, zieht nach sich – Freiheitsentziehung nicht unter drei<br />
Jahren, verbunden mit völliger oder teilweiser Vermögenskonfiskation; in<br />
den Fällen jedoch, in denen die Spionage besonders schwere Nachteile für<br />
die Interessen der Union der SSR herbeigeführt hat oder hätte herbeiführen<br />
können: Erhöhung bis zur schwersten Maßnahme des sozialen Schutzes<br />
– Erschießung oder Erklärung <strong>zum</strong> Feind der Werktätigen, verbunden<br />
mit der Aberkennung der Staatsangehörigkeit der Unionsrepublik und<br />
damit der Staatsangehörigkeit der Union der SSR, dauernder Verweisung<br />
114
aus dem Gebiet der Union der SSR und Vermögenskonfiskation. Weitergabe,<br />
Entwendung oder zwecks Weitergabe vorgenommene Sammlung von<br />
wirtschaftlichen Nachrichten, die sich ihrem Inhalt nach als ein besonders<br />
schutzwürdiges Staatsgeheimnis nicht darstellen, aber gemäß einem<br />
ausdrücklichen gesetzlichen Verbot oder der Verfügung des Leiters einer<br />
Behörde, Anstalt oder Unternehmung der Bekanntgabe entzogen sind,<br />
zugunsten der oben bezeichneten Organisationen und Personen, sei es<br />
entgeltlich, sei es unentgeltlich, ziehen nach sich – Freiheitsentziehung<br />
bis zu drei Jahren. [...] Art. 58, 10. weiter in Text vgl. Seite 114<br />
Propaganda oder Agitation, die zu Sturz, Unterhöhlung oder Schwächung<br />
der Sowjetherrschaft oder zur Begehung einzelner gegenrevolutionärer<br />
Verbrechen (Art. 58,2 bis 58,9 dieses Gesetzbuchs) auffordern,<br />
sowie Verbreitung, Herstellung oder Aufbewahrung von Schriften gleichen<br />
Inhalts ziehen nach sich – Freiheitsentziehung nicht unter sechs<br />
Monaten. Werden die gleichen Handlungen bei Massenaufruhr, unter<br />
Ausnutzung religiöser oder nationaler Vorurteile der Massen, während<br />
des Krieges oder an Orten, über die der Kriegszustand verhängt ist, begangen,<br />
so ziehen sie nach sich – die in Art. 58,2 dieses Gesetzbuchs<br />
bezeichneten Maßnahmen des sozialen Schutzes.<br />
Art. 58, 11. Auf die Vorbereitung oder Begehung der in diesem Kapitel<br />
vorgesehenen Verbrechen gerichtete organisatorische Tätigkeit jeglicher<br />
Art sowie Teilnahme an einer Organisation, die zur Vorbereitung oder<br />
Begehung eines in diesem Kapitel vorgesehnen Verbrechens gebildet<br />
worden ist, ziehen nach sich – die in den entsprechenden Artikeln dieses<br />
Kapitels genannten Maßnahmen des sozialen Schutzes. [...]<br />
115
Literatur- und Abkürzungsverzeichnis<br />
Arsenij Roginskij, Jörg Rudolph, Frank Drauschke und Anne Kaminsky<br />
(Hrsg.): „Erschossen in Moskau ...“. Die deutschen Opfer des Stalinismus<br />
auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953, Berlin 2006, Metropol-<br />
Verlag, 2. Auflage, ISBN 3-938690-14-3.<br />
Andreas Hilger (Hrsg.): „Tod den Spionen !“. <strong>Tode</strong>surteile sowjetischer Gerichte<br />
in der SBZ/DDR und in der Sowjetunion bis 1953, Göttingen 2006.<br />
Rasstrelnyje spiski. Moskwa 1935–1953. Donskoje kladbistsche. Moskwa,<br />
obstschestwo „Memorial“, Moskau 2005 (Erschießungslisten. Moskau<br />
1935–1953. Donskoje-Friedhof. Gedenkbuch für die Opfer der politischen<br />
Repressionen. Hrsg. von der Gesellschaft Memorial. Moskau 2005. 5.065<br />
Biografien in russischer Sprache).<br />
Zu dem Thema einschlägige Hefte aus der Schriftenreihe des LstU Sachsen-Anhalt<br />
„Betroffene erinnern sich“ sowie „Sachbeiträge“ finden sich<br />
unter www.sachsen-anhalt.de oder können beim Landesbeauftragten direkt<br />
bezogen werden.<br />
Abkürzungen<br />
BStU Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheits-<br />
dienstes der ehemaligen DDR<br />
CDU Christlich Demokratische Union<br />
CIA Central Intelligence Agency<br />
CIC Counter Intelligence Corps (US-Spionageabwehr)<br />
DBD Demokratische Bauernpartei Deutschlands<br />
DDR Deutsche Demokratische Republik<br />
DRK Deutsches Rotes Kreuz<br />
FDP Freie Demokratische Partei Deutschlands<br />
FSB Federalnaja slushba besopasnosti (Föderaler Sicherheitsdienst<br />
der<br />
Russischen Föderation)<br />
GM Geheime/r Mitarbeiter/in des Ministeriums für Staatssicherheit<br />
116
GWP Glawnaja woennaja prokuratura (Hauptmilitärstaatsanwaltschaft<br />
der Russischen Föderation)<br />
HO Handelsorganisation der DDR<br />
IM Inoffizielle/r Mitarbeiter/in des Ministeriums für Staatssicherheit<br />
KGB Komitet gosudarstwennoj besopasnosti SSSR (Komitee für<br />
Staatssicherheit der UdSSR)<br />
KgU Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (e.V.) in Berlin-West<br />
LDP(D) Liberal-Demokratische Partei (Deutschlands)<br />
LStU Landesbeauftrager für die Unterlagen des Staatssicherheitsdiens-<br />
tes der ehemaligen DDR<br />
MdI Ministerium des Inneren der DDR<br />
MfS Ministerium für Staatssicherheit<br />
MGB Ministerstwo gossudarstwennoj besopasnosti SSSR (Ministeri-<br />
um für Staatssicherheit der UdSSR)<br />
MWD Ministerstwo wnutrennich del SSSR (Ministerium für Innere<br />
Angelegenheiten der UdSSR)<br />
NDPD Nationaldemokratische Partei Deutschlands<br />
NKWD Narodny komissariat wnutrennich del SSSR (Volkskommissariat<br />
für Innere Angelegenheiten der UdSSR; ab 1946: MWD)<br />
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei<br />
RIAS Rundfunk im amerikanischen Sektor<br />
RKM Rotes Kreuz Moskau (Allianz der sowjetischen Gesellschaften<br />
vom Roten Kreuz und Roten Halbmond)<br />
SAG Sowjetische Aktiengesellschaft<br />
SBZ Sowjetische Besatzungs-Zone<br />
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands<br />
SKK Sowjetische Kontroll-Kommission<br />
SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland<br />
SMASaA Sowjetische Militäradministration für Sachsen-Anhalt<br />
SMT Sowjetisches Militärtribunal<br />
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands<br />
SSD Staatssicherheitsdienst (Bezeichnung in Westdeutschland)<br />
UdSSR Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken<br />
UfJ Untersuchungsausschuss freiheitlicher Juristen<br />
VEB Volkseigener Betrieb<br />
VP Volkspolizei<br />
VVB Verwaltung Volkseigener Betriebe<br />
ZK Zentralkomitee<br />
117
Kontaktadressen<br />
Weitere Informationen zu den historischen Ereignissen und Umständen<br />
können Sie dem Band „Erschossen in Moskau ...“ oder der Homepage<br />
von Facts & Files entnehmen.<br />
Für Anmerkungen, Korrekturen und zusätzliche Hinweise wenden Sie<br />
sich bitte an unser Institut. Die Autoren sind dankbar für alle Informationen,<br />
die helfen, das Schicksal der Opfer des Stalinismus genauer zu<br />
beschreiben. Daher bitten wir Angehörige, Freunde oder Mithäftlinge, uns<br />
ihre Erinnerungen mitzuteilen und uns Fotos und Kopien von Dokumenten<br />
zu überlassen.<br />
Facts & Files – Historisches Forschungsinstitut Berlin<br />
Pestalozzistraße 38 · 13187 Berlin<br />
Telefon: 030 /48 09 86 20 · Fax: 030 /48 09 86 29<br />
E-Mail: rudolph@factsandfiles.com<br />
Internet: www.factsandfiles.com<br />
Bei weiterreichenden Fragen bieten auch die beteiligten Partner des internationalen<br />
Forschungsprojektes ihre Unterstützung an:<br />
Memorial Internationale Gesellschaft für Historische Aufklärung,<br />
Menschenrechte und soziale Fürsorge<br />
Malyi Karetnyi Pereulok 12 · 127051 Moskau<br />
Telefon: +7095 /2 09 78 83 · Fax: +7095 /9 73 20 94<br />
E-Mail: zhemkova@memo.ru · Internet: www.memo.ru<br />
Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur<br />
Otto-Braun-Straße 70–72 · 10178 Berlin<br />
Telefon: 030 /23 24 72 00 · Fax: 030 /23 24 72 10<br />
E-Mail: buero@stiftung-aufarbeitung.de<br />
Internet: www.stiftung-aufarbeitung.de<br />
118
Betroffene Familienangehörige und Mithäftlinge können beim Suchdienst<br />
des Deutschen Roten Kreuzes in München weitere Informationen<br />
zur Schicksalsklärung erhalten oder dort hinterlassen. Mit Hilfe eines<br />
Bescheides vom DRK ist es möglich, eine Sterbeurkunde ausstellen zu<br />
lassen.<br />
Deutsches Rotes Kreuz – Suchdienst München<br />
Chiemgaustraße 109 · 81549 München<br />
Telefon: 089 /6 80 77 30 · Fax: 089 /68 07 45 92<br />
E-Mail: info@drk-suchdienst.org<br />
Internet: www.drk-suchdienst.org<br />
Über das Auswärtige Amt können <strong>durch</strong> die Angehörigen Rehabilitationsurkunden<br />
bei der russischen Militärstaatsanwaltschaft beantragt<br />
werden; diese sind u.a. für die Einsicht der MGB-Akten beim Russischen<br />
Geheimdienst FSB notwendig. Hierfür sind dem Antrag an das Amt möglichst<br />
Kopien von Geburtsurkunden oder Ausweisen beizufügen, aus denen<br />
der Verwandtschaftsbezug zwischen Antragsteller und Opfer erkennbar<br />
ist.<br />
Auswärtiges Amt<br />
Ref. 506-12 · 11013 Berlin<br />
E-Mail: 506-12@auswaertiges-amt.de<br />
Internet: www.auswaertiges-amt.de<br />
Für Fragen zur Rehabilitation, Entschädigung und Rentenleistungen in<br />
Deutschland wenden Sie sich an den Landesbeauftragten für die Stasi-<br />
Unterlagen mit der Bitte um Beratung.<br />
Landesbeauftragter für die Unterlagen des<br />
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Sachsen-Anhalt<br />
Klewitzstraße 4<br />
39112 Magdeburg<br />
Telefon: 0391 /567 50 51 · Fax: 0391 /567 50 60<br />
E-Mail: poststelle.lstu@mj.lsa-net.de<br />
119
Da das MfS seit Anfang 1950 in die Verfolgung der SMT-Opfer eingebunden<br />
war, können bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen<br />
<strong>durch</strong> nahe Angehörige oder Forscher Anträge auf Klärung des Schicksals<br />
gestellt werden. Hierzu sind alle vorliegenden biografischen Daten und<br />
die Umstände der Verhaftung und späteren Verfolgung wie <strong>zum</strong> Beispiel<br />
der Ort der Inhaftierung, die Namen von Mithäftlingen oder Verhöre von<br />
Ehefrauen mitzuteilen. Auch diesem Antrag sind möglichst Kopien von<br />
Geburtsurkunden oder Ausweisen beizufügen, aus denen der Verwandtschaftsbezug<br />
zwischen Antragsteller und Opfer erkennbar ist.<br />
BStU Zentralstelle Berlin<br />
Otto-Braun-Straße 70/72 · 10178 Berlin<br />
Telefon: 030 /23 24 50 · Fax: 030 /23 24 77 99<br />
E-Mail: post@bstu.bund.de<br />
Internet: www.bstu.bund.de<br />
BStU Außenstelle Magdeburg<br />
Georg-Kaiser-Straße 4 · 39116 Magdeburg<br />
Telefon: 0391 /62 710 · Fax: 0391 /62 71 22 19<br />
E-Mail: astmagdeburg@bstu.bund.de<br />
BStU Außenstelle Halle/Saale<br />
Blücherstraße 2 · 06122 Halle/Saale<br />
Telefon: 0345 /61 410 · Fax: 0345 /61 41 27 19<br />
E-Mail: asthalle@bstu.bund.de<br />
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