Nigritella archiducis-joannis - Universalmuseum Joanneum
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den Dias stammen also von Siegfried Egger (telefonische Bestätigung Eggers am 22.11.<br />
2011). Drei weitere Bilder mit dem Titel „<strong>Nigritella</strong>-<strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong>“ und mit dem Datum<br />
16.7.1989 wirken etwas unnatürlich, und der unscharfe Hintergrund kam mir irgendwie<br />
wie bekannt vor. Erwin Hofmann kann am 16. Juli 1989 unmöglich auf dem<br />
Traweng gewesen sein, an dem Tag, als ich selbst beim Gipfel Siegfried Egger getroffen<br />
hatte. Des Rätsels Lösung fand sich in der Tagebucheintragung vom 18. Juli 1989: „Um<br />
18 Uhr kam Dr. Klein und etwas später Prof. Foelsche. Er brachte zwei N. arch.-<strong>joannis</strong><br />
mit. Angeregte Unterhaltung über Kohlröschen bis 22 Uhr.“ Erwin hatte die Angewohnheit,<br />
auf dem nach Westen gerichteten Balkon Orchideen vor einem unscharfen Hintergrund<br />
zu fotografieren, einem Kalenderbild mit einer mediterranen Landschaft. Auf<br />
den rotstichigen Dias waren also die Pflanzen abgebildet, die ich zwei Tage zuvor selbst<br />
auf dem Traweng fotografiert und dann Erwin nach Graz zum Herbarisieren mitgebracht<br />
hatte. [Eines meiner Bilder vom 16. Juli 1989 wurde dann in Klein & KerschbauMsteiner<br />
(1996: 97) publiziert.] Und tatsächlich ist auf einem der nächsten Bögen des<br />
Herbariums eine der beiden Pflanzen, die ich damals Erwin (mit schlechtem Gewissen!)<br />
überreicht hatte, mit Sprühkleber befestigt: dieses Mal eine wirklich eindeutige N. <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong>.<br />
Erst durch die Entdeckung der Herbarbelege und durch die Auswertung der Aufzeichnungen<br />
in den Tagebüchern ist es also möglich geworden, die Autoren der oben<br />
erwähnten, ursprünglich Erwin Hofmann zugeschriebenen Dias zweifelsfrei zu identifizieren<br />
und die Bilder dementsprechend zu beschriften.<br />
Noch eine Anmerkung zu den Blütenzeichnungen Herbert Kerschbaumsteiners,<br />
die deutlich den Unterschied zwischen geöffneten Blüten bei N. widderi und geschlossenen<br />
bei N. <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong> zeigen: Der Künstler hatte innerhalb eines Blütenstandes<br />
nur wenige typische Blüten gefunden, die dem Idealbild gerecht werden, das in der Erstbeschreibung<br />
von N. <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong> vermittelt wird. Dieses Problem ergibt sich besonders<br />
auch dann, wenn man eine Pflanze nur anhand einer Abbildung bestimmen<br />
soll, und die gequetschten und entfärbten Blüten von Herbarbelegen lassen ohne größeren<br />
Aufwand noch weniger eine sichere Unterscheidung zwischen N. <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong><br />
und N. widderi zu!<br />
3. Die Fundorte von <strong>Nigritella</strong> <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong><br />
3.1. Nordöstliche Kalkalpen<br />
Dachsteingebirge: Gosaukamm, Kampl, Leckkogel<br />
Selten hat eine Fundmeldung in Fachkreisen so großes Aufsehen erregt wie seinerzeit<br />
jene in dem kurzen Artikel von bauM & bauM (1996). Angelika und Heinz Baum berichten<br />
hier vom gleichzeitigen Fund von <strong>Nigritella</strong> <strong>archiducis</strong>-<strong>joannis</strong> und N. stiriaca und<br />
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