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Verräterische Atemluft

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Gläserner Bioprozess<br />

<strong>Verräterische</strong> <strong>Atemluft</strong><br />

acib-ForscherInnen haben eine revolutionäre Methode entwickelt, die Abluft<br />

jener Zellen in Echtzeit zu untersuchen, die Wirkstoffe für die Pharmaindustrie<br />

herstellen. So kann man den Produktionsprozess optimieren und das<br />

Auftreten von Problemen unmittelbar erkennen und schnell gegensteuern.<br />

Dass die <strong>Atemluft</strong> verräterisch ist, wissen wir seit Erfindung der Alkomaten. Die<br />

<strong>Atemluft</strong> gibt aber noch viel mehr Informationen preis als über das Befinden nach<br />

der letzten Feier sie lässt Rückschlüsse auf die Gesundheit zu. Bei Menschen<br />

sind dank empfindlichster Analysegeräte winzigste Signale von Krankheiten in der<br />

<strong>Atemluft</strong> zu finden.<br />

Die empfindliche Analyse der Luftbestandteile funktioniert nach mehrjähriger,<br />

gemeinsamer Forschung von acib und Firmenpartner Ionimed nun auch bei der<br />

<strong>Atemluft</strong> von Mikroorganismen, die in einem Fermentationskessel Wirkstoffe<br />

herstellen. Deren Gesundheitszustand lässt sich erstmals in Echtzeit beobachten.<br />

Die Analyse spürt einzelne Stoffe im direkten Zusammenhang mit dem Stoffwechsel<br />

der Zellen auf. Mit dieser Information können Prozesstechniker den<br />

Produktionsprozess gezielt optimieren und schnell in das Produktionsverfahren<br />

eingreifen, falls etwas nicht nach Plan läuft.<br />

Für die Wissenschaftler lag die Herausforderung im Entwickeln einer Technik,<br />

welche die strengen Sicherheitsauflagen der Pharmaindustrie einhält und die<br />

<strong>Atemluft</strong> möglichst unverändert zum Messgerät führt. Bei der neuen Methode<br />

erfolgt die Messung in der Abluft der Bioreaktoren. Sie lässt sich ohne Schwierigkeit<br />

bei industriellen Fermentationsprozessen anwenden. Durch den besseren<br />

Einblick in den Gesundheitszustand der Mikroorganismenkultur können<br />

schneller bessere Prozesse entwickelt und Produktionsausfälle vermieden werden.<br />

Produkte können schneller auf den Markt kommen, die Kosten werden reduziert.


Neue Zugänge zur Medizin<br />

Viren im Dienst der Gesundheit<br />

Das an sich harmlose Enzym N pro spielt beim Angriff des Schweinepest-Virus<br />

eine Hauptrolle. Gleichzeitig lässt sich das Enzym perfekt für neue Herstellverfahren<br />

von Wirkstoffen einsetzen. Die acib-Forschung hat seine Geheimnisse<br />

gelüftet.<br />

Wie man aus harmlosen Teilen eines gefährlichen Virus etwas sehr Nützliches<br />

machen kann, zeigt die Forschung der Mikrobiellen GenetikerInnen an der<br />

Universität Innsbruck. Sie haben zusammen mit StrukturbiologInnen der Universität<br />

Salzburg und Firmenpartner Sandoz im acib-Verbund nach achtjähriger<br />

Forschungsarbeit die Rätsel des Enzyms N pro gelüftet. Diese Autoprotease spielt<br />

eine Hauptrolle bei der Infektion durch das Schweinepestvirus.<br />

Den Forschenden gelang es, die Struktur des Enzyms zu entschlüsseln. Über das<br />

räumliche Bild des Enzyms lässt sich die Wirkungsweise beim Befall mit dem Virus<br />

verstehen. Das ist die Basis für neue Methoden, um die Infektion einzudämmen<br />

und die Viruskrankheit zu verhindern.<br />

Der Nebeneffekt der Forschung liegt im praktischen Aspekt, denn das Enzym hat<br />

nicht nur für das Virus einen Nutzen. Die außergewöhnliche Fähigkeit von N pro ,<br />

sich selbst abzuspalten, macht es zum idealen Vehikel für das Herstellen von<br />

therapeutischen Proteinen. Durch das neue Wissen lässt sich das Enzym verbessern<br />

und an neue pharmazeutische Anforderungen anpassen. Das führt zu<br />

hochwertigeren Medikamenten, die sich sogar günstiger herstellen lassen. Für<br />

Firmenpartner Sandoz ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil.

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