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Kleiner Mann mit großem Ziel - Plant-for-the-Planet

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chinesischer Kinder, auf dem Klavier sind T-Shirts <strong>mit</strong> dem Logo der Initiative<br />

drapiert. Wenn man Felix fragt, ob er in seiner Freizeit nicht lieber spielen<br />

möchte, sagt er ernst: "Manchmal würde ich lieber <strong>mit</strong> meinen Freunden was<br />

unternehmen. Aber wir Kinder müssen das machen, es geht um unsere<br />

Zukunft." Für Felix heißt das schon mal, zugunsten der Weltrettung in seiner<br />

Freizeit den Schulstoff nachholen zu müssen. Wird ihm das nicht alles zu viel?<br />

Felix hält inne und sagt: "Es macht schon auch Spaß."<br />

Auf der alten Eckbank neben der Küche sitzt seine Mutter Karolin. Sie sagt: "Die<br />

Sache nimmt schon viel Raum ein." Manchmal diskutiere der Vater schon in<br />

aller Früh die Zeitungsartikel <strong>mit</strong> seinem Sohn. "Jetzt lass ihn doch wenigestens<br />

in Ruhe frühstücken", sage sie dann. Ja, sie sei "die Bremserin". Aber im<br />

Klimagipfel in Kopenhagen<br />

Das Kopenhagener Abkommen<br />

zum Klimaschutz soll von 2013<br />

an das Kyoto-Protokoll<br />

ablösen. Studien,<br />

Umweltszenarien, interaktive<br />

Grafiken zur Entstehung von<br />

Ozon, Hintergründe und mehr.<br />

Auf<strong>for</strong>stungsflächen in<br />

Entwicklungsländern das<br />

Landrecht indigener Völker<br />

bedroht ist. Darüber hinaus<br />

gibt es keine Garantie, dass die<br />

Bäume überhaupt so lange<br />

stehen, denn die Gefahr von<br />

Waldbränden steigt <strong>mit</strong> der<br />

Erwärmung des Klimas. Und<br />

wenn die Bäume brennen,<br />

blasen sie genau die Menge<br />

CO2 auf einmal wieder in die<br />

Luft, die sie über Jahre<br />

gebunden haben.<br />

Grunde sei es nicht anders, als hätte man ein Kind, das Hochleistungssport treibe. Die Finkbeiners haben eben<br />

einen Kinderstar der Weltrettung. Felix sei sehr ehrgeizig, "er ist auch in der Schule über dem Durchschnitt".<br />

Wenn er nicht in die Schule kann, treibt sie den Stoff bei den Lehrern per Email ein. Die Mutter sagt, sie merke<br />

ihm an, wenn es ihm zu viel werde. Dann gehe sehr früh ins Bett. "Er ist bei diesem Thema sehr ernst. Ansonsten<br />

aber wie ein normaler Zwölfjähriger."<br />

Wie benimmt sich so einer? Das habe er sich auch gefragt, sagt der Vater, und organisierte deshalb eine<br />

Kinderakademie zum Thema Klimagerechtigkeit im Harz. Und festgestellt, "die anderen Kinder sind genauso".<br />

Mittlerweile hielten 20 Kinder, die in solchen Akademien ausgebildet wurden, Vorträge in Deutschland. Das<br />

nehme die Last von Felix’ Schultern. Der Vater schwankt zwischen Sorge und Begeisterung. Zwischen der<br />

Bewunderung, wie selbstständig sein Sohn ist, und der Angst, er könnte zu sehr vereinnahmt werden. Er sagt, er<br />

wolle nicht, dass sein Sohn "wie ein Tanzbär" herumgereicht werde. Dann erzählt er stolz, dass Felix <strong>mit</strong> zehn<br />

Jahren allein zur UNEP-Kinderkonferenz nach Norwegen gereist ist. Felix, sagt er, wisse ganz genau, was er<br />

wolle. Aber: "50, 60 Vorträge im Jahr sind dann auch genug."<br />

Es müsse eben dem großen Ganzen, dem Projekt dienen, sagen beide. Von der<br />

Kritik, dass es nichts bringe, Bäume zu pflanzen, weil die frühestens in 60<br />

Jahren effektiv Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden, lassen sie sich nicht<br />

ausbremsen. Für ihr großes <strong>Ziel</strong> nehmen sie auch Widersprüche in Kauf. Zum<br />

Beispiel, dass Toyota der Hauptsponsor des Projekts ist. Die Kinder hatten den<br />

Autokonzern, der, so Felix und sein Vater, immerhin "glaubwürdig" sei, was das<br />

Umweltengegement angehe, um Unterstützung gebeten. Toyota sagte so<strong>for</strong>t<br />

zu, der Konzern zahlt das Büro der Initiative. Als Felix neun Jahre alt war, hielt<br />

er seinen Vortrag vor 1200 Toyota-Händlern. Man kann den Auftritt bei Youtube<br />

sehen: Felix <strong>mit</strong> Headset auf dem Kopf und schmunzelnde Männer in Anzügen<br />

im Publikum. Ist er für sie nicht nur der süße kleine Junge? "Das Süße ist<br />

vielleicht das Trojanische Pferd, <strong>mit</strong> dem wir in die Unternehmen kommen",<br />

sinniert Vater Finkbeiner. Schließlich hätten bislang 120 Autohändler von<br />

Kindern Bäume pflanzen lassen. Zum Beispiel für den Kauf eines neuen Autos.<br />

Ist Felix dann nicht vielmehr das grüne Maskottchen der Auto-Industrie? Finkbeiner sagt, Toyota ermögliche eben<br />

ihre Arbeit und Felix lasse sich nicht vereinnahmen. Der streite auch <strong>mit</strong> ihm ständig über den Inhalt seiner<br />

Vorträge. Es gehe vor allem um die Selbstermächtigung der Kinder, darum, dass sie Weltbürger würden, sagt<br />

Frithjof Finkbeiner.<br />

Wenn Felix an diesem Abend dann noch seine Hausaufgaben gemacht hat, wird er wohl früh zu Bett gehen. Und<br />

darüber nachdenken, ob sie nun nach Kopenhagen fahren oder nicht. Er findet, das hätte nur Sinn, wenn er vor<br />

den Politikern reden könne. Sein Vater sieht das genauso.

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