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Abschlussbericht GITBlow - Kunststofftechnik Paderborn ...

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3 Pi Consulting & Management GmbH<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> zum BMBF-<br />

Forschungsprojekt<br />

März 2010<br />

Einführung und Weiterentwicklung eines neuentwickelten<br />

Kunststoffformgebungsverfahrens (<strong>GITBlow</strong>) zur<br />

ressourcenschonenden Herstellung von komplexen<br />

dünnwandigen Kunststoffformteilen<br />

Autoren: Elmar Moritzer, Martin Schäfers, Thorsten Plugge<br />

Universität <strong>Paderborn</strong>, <strong>Kunststofftechnik</strong> <strong>Paderborn</strong>, Deutschland<br />

3 Pi Consulting & Management GmbH, Deutschland<br />

Laufzeit des Vorhabens: 01.10.2006 bis 31.12.2009<br />

Berichtszeitraum: 01.10.2006 bis 31.12.2009<br />

Förderkennzeichen: 01RI05175; Institut für <strong>Kunststofftechnik</strong>/ Universität <strong>Paderborn</strong><br />

Förderkennzeichen: 01RI05174; 3 Pi Consulting und Management GmbH


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Aufgabenstellung ....................................................................................................... 1<br />

2 Voraussetzungen, unter denen das FE-Vorhaben durchgeführt wurde ..................... 1<br />

3 Planung und Ablauf des Vorhabens .......................................................................... 2<br />

4 Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknüpft wurde ...................... 3<br />

5 Zusammenarbeit mit anderen Stellen ........................................................................ 4<br />

6 Erzielte Projektergebnisse ......................................................................................... 4<br />

6.1 Technologiebewertung und Konzipierung von Lösungsansätzen ................................. 5<br />

6.2 Konzipierung und Bau jeweils eines Versuchswerkzeuges für die unterschiedlichen<br />

Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen Untersuchungen und deren<br />

Auswertung sowie Bewertung ................................................................................................ 10<br />

6.2.1 Bauteil und Werkzeugauslegung für das 1-Stufen Verfahren ............................. 12<br />

6.2.2 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 1 Stufenverfahren .................... 14<br />

6.2.3 Betrachtung des thermischen Haushalts in der <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen<br />

Preformgeometrie 1 ............................................................................................................ 17<br />

6.2.4 Bauteil und Werkzeugauslegung für das 2-Stufen Verfahren ............................. 23<br />

6.2.5 Experimentelle Untersuchung und Betrachtung des thermischen Haushalts für<br />

das 2 Stufen Verfahren ....................................................................................................... 26<br />

6.3 Konzipierung und Bau eines seriennahen Versuchswerkzeuges für die jeweiligen<br />

Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen Untersuchungen und deren<br />

Auswertung sowie Bewertung ................................................................................................ 39<br />

6.3.1 Seriennahe Bauteil- und Werkzeugauslegung für das 1-Stufen Verfahren ........ 40<br />

6.3.2 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 1 Stufenverfahren .................... 42<br />

6.3.3 Seriennahe Bauteil- und Werkzeugauslegung für das 2-Stufen Verfahren ........ 45<br />

6.3.4 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 2 Stufenverfahren .................... 48<br />

7 Voraussichtlicher Nutzen, insbesondere die Verwertbarkeit der Projektergebnisse56<br />

8 Fortschritt auf dem Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen .............................. 57<br />

9 Erfolgte und geplante Veröffentlichung der Forschungsergebnisse ....................... 57


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 1<br />

1 Aufgabenstellung<br />

Die Aufgabenstellung im Rahmen des Vorhabens bestand darin, das neu entwickelte<br />

Kunststoffformgebungsverfahren “Gasinjektionsaufblasverfahren (<strong>GITBlow</strong>)“ weiter zu<br />

entwickeln und Grundlagen für den Praxiseinsatzes zu erarbeiten.<br />

Für die erfolgreiche Anwendung des Verfahrens sollten deshalb<br />

• die Möglichkeiten,<br />

• die Voraussetzungen,<br />

• die Prozessstabilität,<br />

• die möglichen Zykluszeiten und<br />

• die Grenzen<br />

der Prozesstechnik erarbeitet werden.<br />

2 Voraussetzungen, unter denen das FE-Vorhaben durchgeführt<br />

wurde<br />

Da es sich bei dem Gasinjektionsaufblasverfahren um eine in dieser Form neue<br />

Herstellungstechnologie handelte, lagen zu Beginn des Projektes ausschließlich erste<br />

Machbarkeitsstudien anhand einer sehr einfachen Grundgeometrie mit einer<br />

Materialtype vor.<br />

Aus diesem Grunde mussten zunächst die Anwendungsfelder für die neue<br />

Verfahrenstechnik erarbeitet und entsprechende Demonstratoren entwickelt werden, um<br />

die Möglichkeiten des neuen Verfahrens sichtbar machen zu können. Für die<br />

experimentellen Untersuchungen mussten die Abläufe zweier Verfahrensvarianten (ein-<br />

und zweistufiger Prozess, siehe Abschnitt 6.1) und die Prozesstechnik genau definiert<br />

und eine entsprechende Fertigungszelle inklusive der Peripherie aufgebaut werden. Die<br />

Umsetzung der Fertigungszelle erfolgte am Institut für <strong>Kunststofftechnik</strong> der<br />

Universität <strong>Paderborn</strong>, an der somit die Infrastruktur für die Kunststoffverarbeitung


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 2<br />

sowie die vorhandene Analysemethodik im Bereich der Kunststofftechnologie genutzt<br />

werden konnte.<br />

Die Bauteilentwicklung sowie die Entwicklung der Werkzeugtechnik inklusive der<br />

erforderlichen Lastenhefte wurden unter der Berücksichtigung der Anforderungen der<br />

einzelnen Branchen durch 3 Pi durchgeführt, die Ihr Know-how im Bereich der<br />

Produktanalyse und -entwicklung sowie im Bereich Prozessentwicklung und –<br />

optimierung in das Projekt einbrachte.<br />

3 Planung und Ablauf des Vorhabens<br />

Der Arbeitsplan zur Realisierung der Aufgabenstellung im Rahmen des<br />

Forschungsvorhabens gliederte sich in 3 übergeordnete Arbeitsabschnitte:<br />

1. Technologiebewertung und Konzipierung von Lösungsansätzen<br />

2. Konzipierung und Bau jeweils eines Versuchswerkzeuges für die<br />

unterschiedlichen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie Bewertung<br />

3. Konzipierung und Bau eines seriennahen Versuchswerkzeuges für die<br />

jeweiligen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie Bewertung<br />

Arbeitsabschnittsübergreifend wurden die im Folgenden aufgeführten Tätigkeiten<br />

anteilig vom Institut für <strong>Kunststofftechnik</strong> (KTP) und der 3 Pi Consulting und<br />

Management GmbH durchgeführt.<br />

1. Konzipierung von Lösungsansätzen<br />

2. Konzipierung und Herstellung von Versuchswerkzeugen<br />

3. Versuchsplanung und experimentelle Untersuchungen<br />

4. Auswertung der Ergebnisse<br />

5. Bewertung der Ergebnisse<br />

6. Konzipierung und Umsetzung seriennaher Versuchswerkzeuge<br />

7. Experimentelle Untersuchungen<br />

8. Auswerten der Ergebnisse


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 3<br />

9. Bewerten der Ergebnisse<br />

10. Projektkoordination, Projektmanagement, Berichterstellung, Koordination der<br />

Arbeitsgruppen<br />

Im Rahmen der einzelnen Arbeitsschritte bildeten die Definition der<br />

Bauteilanforderungen, die Festlegung der Probengeometrien und die dazu erforderliche<br />

Werkzeugauslegung inkl. Lastenhefte sowie die Bestimmung und Beurteilung der<br />

branchenüblichen Qualitätsmerkmale das Hauptaufgabenfeld der 3 Pi Consulting und<br />

Management GmbH. Die Umsetzung der Prozessabläufe mit der erforderlichen<br />

Maschinentechnik und Peripherie, die Materialcharakterisierung sowie die<br />

Durchführung und Auswertung der experimentellen Untersuchungen bildete das<br />

Hauptaufgabenfeld des Instituts für <strong>Kunststofftechnik</strong>.<br />

4 Wissenschaftlicher und technischer Stand, an den angeknüpft<br />

wurde<br />

Das im Rahmen des Projektes zu entwickelnde Verfahren zielt darauf ab, großvolumige<br />

Funktionshohlkörper mit geringen Wanddicken und angebundenen filigranen<br />

Bauteilbereichen in Spritzgießbauteilen zu integrieren. Grundsätzlich konnte man zu<br />

Beginn des Projektes mit vier unterschiedlichen Techniken Funktionshohlkörper in<br />

Bauteilen erzeugen.<br />

1. Gas-/ Wasserinjektionstechnik beim Spritzgießen<br />

2. Spritzgießen von Halbzeugen mit anschließendem Fügeprozess<br />

3. Extrusionsblasformen<br />

4. Spritzgießen und anschließendes Streckblasen<br />

All diese Verfahren gehörten zum Projektstart bereits zum Stand der Technik, auf denen<br />

teilweise aufgebaut werden konnte, die jedoch alle ihre verfahrenstechnischen<br />

Limitationen aufweisen.<br />

Bei dem Verfahren <strong>GITBlow</strong> handelt es sich um eine neue Verfahrensentwicklung bzw.<br />

Verfahrenskombination, die sich aus einem Gasinjektionstechnikprozess mit einem


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 4<br />

anschließenden Blasprozess zusammensetzt. Mit der neuen Verfahrenstechnik ist es nun<br />

erstmalig möglich, extrem große Hohlraumquerschnitte mit dünnwandigen<br />

Restwanddicken bei gleichzeitiger Anbindung von filigranen Formteilbereichen in<br />

einem Spritzgießzyklus zu realisieren.<br />

Zu Beginn des Projektes lagen einfache Muster vor, die anhand eines einfachen<br />

Werkzeugs unter der Verwendung eines Kunststoffmaterials hergestellt wurden, mit<br />

denen die grundsätzliche Machbarkeit des Verfahrens demonstriert wurde.<br />

Weiterführende Informationen und Untersuchungen zu Anwendungsfeldern, zur<br />

Prozess- und Anlagentechnik, zu den zu verarbeitenden Materialien sowie seriennahe<br />

Demonstratoren mit dem man die Möglichkeiten des Verfahrens aufzeigen kann, lagen<br />

nicht vor.<br />

5 Zusammenarbeit mit anderen Stellen<br />

Im Rahmen des Projektes wurde nicht mit anderen Stellen als Kooperationspartner<br />

zusammen gearbeitet.<br />

6 Erzielte Projektergebnisse<br />

Die erzielten Projektergebnisse werden im Folgenden entsprechend der schon in Kap. 3<br />

aufgeführten 3 übergeordnete Arbeitsabschnitte<br />

1. Technologiebewertung und Konzipierung von Lösungsansätzen<br />

2. Konzipierung und Bau jeweils eines Versuchswerkzeuges für die<br />

unterschiedlichen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie Bewertung<br />

3. Konzipierung und Bau eines seriennahen Versuchswerkzeuges für die<br />

vorgestellt.<br />

jeweiligen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie Bewertung


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 5<br />

6.1 Technologiebewertung und Konzipierung von Lösungsansätzen<br />

Im Rahmen der Technologiebewertung und Konzipierung von Lösungsansätzen wurden<br />

die detaillierten Prozessabläufe zweier Verfahrensvarianten erarbeitet. Die Abbildung 1<br />

zeigt den schematischen Ablauf des einstufigen Prozesses. Nach dem Füllen der Kavität<br />

mit Schmelze (1) wird zunächst Stickstoff für den Vorformling injiziert (2). Im nächsten<br />

Schritt wird die Kavität vergrößert (3), bevor nochmals Gas injiziert wird, um das<br />

Formteil aufzublasen (4). Das Formteil wird dann wie beim Standardspritzguss entformt<br />

(5,6).<br />

Schmelzeinjektion<br />

Gasinjektion<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

1. Schmelzefüllung<br />

2. Erste Gasphase<br />

3. Kavitätsvergrößerung<br />

4. Zweite Gasphase<br />

5. Werkzeug öffnen<br />

6. Auswerfen des Bauteil<br />

Abbildung 1: Schematische Darstellung mit Erklärungen zum einstufigen Prozessablauf<br />

des <strong>GITBlow</strong> Verfahrens<br />

Beim zweistufigen Prozess verfügt das Werkzeug auf der Düsen- und Auswerferseite<br />

über zwei Kavitäten (vgl. Abbildung 2). In Kavität 1 wird zunächst ein Standard-GIT-<br />

Formteil hergestellt (1), das dann mittels Drehteller in die zweite Kavität befördert wird<br />

(2). Bei noch geöffnetem Werkzeug kann das Formteil zur besseren Steuerung der<br />

Aufblasverhältnisse mit einem Heizstrahler gezielt temperiert werden (3), bevor das<br />

Werkzeug geschlossen wird (4). Durch eine zweite Gasinjektion wird das Formteil<br />

aufgeblasen (5) und nach dem nächsten Werkzeugöffnungshub entformt (6).<br />

Das Umsetzen von der ersten Kavität in die zweite Kavität erfolgt in dem dargestellten<br />

Fall über einen Drehteller (Skizze); Alternativen sind auch ein Schiebersystem, die


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 6<br />

Würfeltechnik oder eine Indexplatte, wie sie aus der Mehrkomponenten-<br />

spritzgießtechnik bekannt sind.<br />

Gasinjektion 1<br />

Schmelzeinjektion<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

Gasinjektion 2<br />

1. GIT-Prozess<br />

2. Werkzeug Drehung<br />

3. Erwärmen des Preform (opt.)<br />

4. Werkzeug schließen<br />

5. Aufblasprozess<br />

6. Auswerfen des Bauteil<br />

Abbildung 2: Schematische Darstellung mit Erklärungen zum zweistufigen Prozessablauf<br />

des <strong>GITBlow</strong> Verfahrens<br />

Bei beiden Varianten traten Probleme bei der Realisierung der Verfahrensabläufe auf,<br />

die mit einer Standard-Maschinensteuerung nicht gelöst werden konnten. Beispielhaft<br />

lassen sich für das 1-Stufen Verfahren die Aktionen „Gasinjektion“ und „Kern ziehen“<br />

nennen, die in einer anderen Reihenfolge und zusätzlich verschachtelt ablaufen.<br />

Auch beim Zweistufenverfahren stellten sich einige steuerungstechnische<br />

Schwierigkeiten dar. Für diese Variante sind zwei Gasregelmodule notwendig, je eines<br />

für den Vorformling und eines für das Fertigteil. Dabei benötigen die Module zwei<br />

unterschiedliche Startzeitpunkte, beim Vorformling wird das Gas erst nach der<br />

Schmelze injiziert, beim Fertigteil sofort nach dem Schließen des Werkzeugs.<br />

Die Werkzeugalternativen, die bereits erwähnt wurden (Drehtellerwerkzeug,<br />

Indexplattenwerkzeug, Würfeltechnik und Werkzeug mit einer Schieberplatte), wurden<br />

ausführlich diskutiert. Es muss auf jeden Fall gewährleistet werden, dass die<br />

Gasinjektionsnadel für beide Gasinjektionsschritte im Formteil verbleibt, um<br />

sicherzustellen, dass das Gas ungehindert injiziert werden kann. Weiterhin muss je


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 7<br />

einem Gasregelmodul die Aufgabe „Vorblasen“ bzw. „Aufblasen des Fertigteils“ fest<br />

zugeordnet werden, um den Steuerungsaufwand nicht noch weiter zu erhöhen. Die<br />

Zuordnung der Gasregelmodule zu den Verfahrensschritten erfolgt in einem ersten<br />

Schritt folgendermaßen: Die Gasregelmodule werden an der festen Werkzeugseite<br />

angeschlossen. Über die Trennebene wird das Gas dann an die bewegliche Seite des<br />

Werkzeugs übergeben. Das Gas wird dann von der Rückseite des Formteils injiziert. Je<br />

nach eingesetzter Verfahrenstechnik ist aber auch die Gaszuführung relativ einfach auf<br />

der Werkzeugauswerferseite möglich.<br />

Um eine einwandfreie Automation des Verarbeitungsprozesses zu gewährleisten, ist die<br />

Kenntnis über die Ein- und Ausgangssignale für die jeweiligen Prozessschritte von<br />

größter Bedeutung. Die durchgeführte Konzeptionierung der Prozessschritte lieferte die<br />

Grundlage für die Kenntnis der benötigten Ein- bzw. Ausgangssignale für das jeweilige<br />

Verfahrenskonzept. Die speziellen Steuersignale konnte mit einer frei<br />

programmierbaren Steuerung, die im Rahmen eines sogenannten „Retrofit“ für<br />

Spritzgießmaschinen von der Firma Phoenix Contact verbaut wurde, umgesetzt werden.<br />

Für die jeweilige Gasinjektion im Ein- bzw. Zweistufen-Verfahren wurden ein bzw.<br />

zwei Gasregelmodule (Regelblöcke) vorgesehen, die fest auf der Spritzgießmaschine<br />

installiert wurden. Die Steuerung der Regelblöcke wurde dabei in die<br />

Spritzgießmaschinensteuerung über eine definierte Schnittstelle integriert.<br />

Die Entnahme des fertigen <strong>GITBlow</strong>-Bauteils und die im Zweistufen-Verfahren<br />

benötigte Aufheizung des Vorformlings durch die Einbringung der IR-Strahler<br />

zwischen den geöffneten Werkzeughälften, werden durch einen Kuka Sechsachs-<br />

Roboter realisiert. Da ein solcher Sechs-Achs-Roboter im dreidimensionalen Raum<br />

agieren kann und die Arbeitssicherheit zu jedem Zeitpunkt gegeben sein muss, wurde<br />

ein Sicherheitssystem entworfen und umgesetzt.<br />

Im Rahmen einer Recherche bei verschiedenen Unternehmen wurde neben den<br />

Anforderungen und Qualitätsstandards möglicher <strong>GITBlow</strong> Produkte auch eine<br />

Eingrenzung des Materialspektrums vorgenommen. Es wurden ca. 30 Formteile aus<br />

unterschiedlichen Branchen beurteilt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 8<br />

Eine Auflistung der Anforderungsprofile von Bauteilen, die auf dem Kunststoffmarkt<br />

erhältlich sind, führte zu einer Vielzahl von Anforderungen, die bei der Wahl eines<br />

geeigneten Demonstrators berücksichtigt wurden. Für die Erstellung der<br />

Anforderungsliste wurden die ca. 30 Kunststoffbauteile untersucht und deren<br />

Bauteilanforderungen in Gesprächen mit den Herstellerfirmen ermittelt. Bei der<br />

Einteilung der ermittelten Anforderungen wird der potenzielle Einsatz der später in der<br />

Serie zu fertigenden Bauteile berücksichtigt. Grundsätzlich kristallisierten sich zwei<br />

Klassen heraus, in denen die meisten Anwendungen für <strong>GITBlow</strong> wieder zu finden<br />

sind. Alle Ansprechpartner nannten bei der Befragung diese Klassen als mögliche<br />

Einsatzgebiete für das <strong>GITBlow</strong>-Verfahren. Hierbei handelt es sich um Anwendungen<br />

zur Herstellung von Bauteilen, in denen Medienleitungen oder alternativ Kabelkanäle<br />

integriert sein sollen. Bei allen sonstigen Formteilen und Baugruppen sollte der durch<br />

<strong>GITBlow</strong> hergestellte Hohlkörper der Verrippung oder rein als Designelement dienen.<br />

Als Resultat der Recherche und einer anschließenden Beurteilung wurden des Weiteren<br />

die folgenden Materialien für die weiteren Untersuchungen festgehalten: PS, PC, PP,<br />

PC/ABS und PE.<br />

Abbildung 3: Produktklassen möglicher <strong>GITBlow</strong> Anwendungen<br />

Bezogen auf die favorisierten Einsatzgebiete ergibt eine weitere Strukturierung der<br />

gesammelten Anforderungen eine Unterteilung der Bauteilanforderungen in vier<br />

Untergruppen:


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 9<br />

• mechanische Anforderungen<br />

• optische Anforderungen<br />

• thermische Anforderungen<br />

• sonstige Anforderungen<br />

Mit Hilfe der oben aufgeführten Unterteilung und den bis dato erhaltenen<br />

Anforderungsprofilen von existierenden Serienbauteilen konnten folgende<br />

Anforderungen für potentielle <strong>GITBlow</strong>-Bauteile erarbeitet werden (Abbildung 4).<br />

Abbildung 4: Anforderungen je Produktklasse<br />

Betrachtungen der Gesamtzykluszeit zur Herstellung eines <strong>GITBlow</strong>-Formteils haben<br />

ergeben, dass das Verfahren <strong>GITBlow</strong> grundsätzlich für komplex geformte<br />

Kunststoffbauteile mit einem Hohlraum großen Querschnitts und geringer Wanddicke<br />

geeignet ist. Grundlage für diese Aussage bietet der Vergleich der Gesamtzykluszeit<br />

(Prozessablauf <strong>GITBlow</strong>-Verfahren) mit den Zykluszeiten vergleichbarer<br />

Herstellungsverfahren, die zurzeit standardmäßig verwendet werden.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 10<br />

Die Vorstellung der Technologie bei einzelnen Unternehmen stieß auf breites Interesse.<br />

Potenzielle Bauteile wie z.B. ein Sprüharm in einer Spülmaschine, ein Krümmer für den<br />

Ablauf von Schmutzwasser bei Waschmaschinen, eine Luftführungsgeometrie in einem<br />

Automobil oder ein transparenter Kanal für einen Lichtschlauch sind<br />

Anwendungsmöglichkeiten, die mit der neuen Technologie umsetzbar sind. Des<br />

Weiteren versprechen sich die Unternehmen durch Substitution von Bauteilgruppen<br />

eine Verkürzung von Montagezeiten.<br />

6.2 Konzipierung und Bau jeweils eines Versuchswerkzeuges für die<br />

unterschiedlichen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie<br />

Bewertung<br />

Aufbauend auf den im Abschnitt 6.1 dargestellten Arbeiten wurde eine Detaillierung<br />

der Verfahrensvarianten vorgenommen, die als Grundlage für die Maschinenauslegung<br />

herangezogen wurde. Die Maschinensteuerung sollte möglichst flexibel gehalten<br />

werden, um Prozessdetails, die vielleicht im späteren Verlauf der Projektlaufzeit<br />

geändert werden, einfach ändern zu können (z.B. Startzeitpunkte von hydraulischen<br />

Kernzügen, Änderung der Bewegungsregelung von Endlage- auf<br />

Geschwindigkeitsregelung, u.v.m.).<br />

Die Ansteuerung der Seitenaggregate (Gasregelmodule, Heizstrahlersystem, Roboter,<br />

Drehteller…) wurde ebenfalls geplant. Hier mussten Teile der Software komplett neu<br />

geschrieben werden, da die Umsetzung des <strong>GITBlow</strong>-Verfahrens mit einer Standard-<br />

Spritzgießmaschine nicht möglich ist. Vor allem das Zweistufenverfahren erfordert<br />

umfangreiche Erweiterungen der Maschinensteuerung. So musste die Ansteuerung der<br />

beiden Gasregelmodule, des Drehtellers, der Heizstrahler samt Regelung und der<br />

Transportbänder neu programmiert werden. Hier waren die intensivsten Planungen<br />

notwendig. In Abbildung 5 ist die Spritzgießmaschine, die mit der neuen Steuerung<br />

ausgestattet ist, dargestellt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 11<br />

Gasschaltung<br />

Roboterkommunikation<br />

usw.<br />

Bedienpult<br />

Frei programmierbare<br />

Maschinensteuerung<br />

Abbildung 5: Für das <strong>GITBlow</strong>-Verfahren modifizierte Spritzgießmaschine<br />

In Abbildung 6 ist der Roboter und die zur Erwärmung des Preforms und Entnahme der<br />

Aufblasbauteile entwickelte und umgesetzte Vorrichtung sowie die zwei für das<br />

Verfahren notwendigen Gasregelmodule zu sehen.<br />

6-Achs-Roboter von Kuka<br />

• Heizstrahlerhandling<br />

Erwärmen der Preforms<br />

(2 Stufen Verfahren)<br />

• Bauteilentnahme<br />

Zwei Gassteuerungsmodule<br />

Herstellung des<br />

Preforms<br />

Herstellung der<br />

Aufblasgeometrie<br />

Abbildung 6: Für das <strong>GITBlow</strong>-Verfahren benötigte Peripheriegeräte<br />

links: 6-Achs-Roboter von der Firma Kuka mit Vorrichtung zum Erwärmen der Preforms<br />

und Entnahme der Aufblasformteile; rechts: Zwei separat arbeitende Gasregelmodule zur<br />

getrennten Gassteuerung


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 12<br />

6.2.1 Bauteil und Werkzeugauslegung für das 1-Stufen Verfahren<br />

Aufbauend auf den im Abschnitt 6.1 dargestellten Arbeiten wurde ebenfalls eine<br />

Detaillierung der Anforderungen an potentielle <strong>GITBlow</strong>-Bauteile für die<br />

unterschiedlichen Branchen vorgenommen. Unter der Verwendung der so<br />

zusammengestellten Daten erfolgte die Geometriefestlegung für die Demonstratoren. Es<br />

hat sich gezeigt, dass die gestellten Anforderungen an ein Bauteil, das mit dem 1-<br />

Stufen-Verfahren hergestellt werden kann, mit einem Werkzeug, an dem bisher nur<br />

erste Machbarkeitsuntersuchungen durchgeführt wurden, überprüft werden konnte.<br />

Dafür mussten an dem vorliegenden Werkzeug jedoch einige Modifikationen<br />

vorgenommen werden, was eine Überarbeitung des Werkzeuges notwendig machte.<br />

Die Abbildung 7 zeigt die Preformgeometrie (links) sowie die Aufblasgeometrie<br />

(rechts). Die Abbildung 8 zeigt das Spritzgießwerkzeug für die Realisierung des<br />

Demonstrators.<br />

Preform Aufblasgeometrie<br />

Abbildung 7: CAD Zeichnungen der 1- Stufen Versuchsgeometrie 1,<br />

Preformgeometrie (links) und Aufblasgeometrie (rechts)


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 13<br />

Keilsystem für die<br />

expandierbare Kavität<br />

Abbildung 8: Auswerferseite des <strong>GITBlow</strong> 1- Stufen-Werkzeuges<br />

Die Kavitätsvergrößerung, die nach der Preformherstellung erfolgen muss, wird über<br />

einen auf dem Werkzeug angebrachten Hydraulikzylinder realisiert. Im Werkzeug ist<br />

ein Keilsystem (siehe obere Abbildung) integriert, mit dem die Bewegung des<br />

Werkzeugeinsatzes realisiert wird, was wiederrum die Kavitätsvergrößerung<br />

ermöglicht.<br />

Die Abbildung 9 zeigt <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen- Demonstrationsbauteile, die mit dem<br />

Werkzeug, welches in Abbildung 8 dargestellt ist, hergestellt wurden.<br />

Hohlraum, der nur mit<br />

dem <strong>GITBlow</strong>-Verfahren<br />

herstellbar ist<br />

Hydraulikzylinder zur<br />

Kavitätsvergrößerung<br />

Gasinjektionspunkt<br />

GIT - Nebenkavität<br />

20 mm<br />

<strong>GITBlow</strong> 1 Stufen<br />

Prototypenbauteil<br />

Abbildung 9: <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen-Verfahren: Demonstrationsbauteil 1


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 14<br />

6.2.2 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 1 Stufenverfahren<br />

Um die Versuchsplanung durchführen zu können, wurden zunächst alle<br />

Einflussparameter auf die Formteilqualität aufgenommen und deren Einfluss auf die<br />

Qualitätsmerkmale abgeschätzt. Grundsätzlich wurde bei der Versuchsplanung<br />

zwischen der Preformherstellung und der Herstellung des Aufblasformteiles<br />

unterschieden. Unter der Verwendung statistischer Versuchspläne wurde zunächst der<br />

Einfluss der Gestalt der Gasblase (Querschnittsfläche, Form und Lage) des Preforms<br />

(nach der ersten Gasinjektion) auf die Hohlraumverteilung des Fertigteils untersucht.<br />

Die Versuchsplanung zielt in diesem Schritt also zunächst auf die Variation des<br />

Preform-Gasblasenquerschnitts ab, die durch Variation des Gasdrucks und der<br />

Gasverzögerungszeit erreicht werden kann.<br />

Den Abbildung 10 und 11 sind beispielhaft der Zusammenhang zwischen<br />

Gasdruckerhöhung und Gasblasenquerschnitt nach der ersten Prozessstufe zu<br />

entnehmen.<br />

P Gas,GIT 1<br />

= 10 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,267<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 2<br />

= 20 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,517<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 3<br />

= 30 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,613<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 4<br />

= 40 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,628<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 5<br />

= 50 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,621<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 6<br />

= 60 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,622<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 7<br />

= 70 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,503<br />

cm²<br />

P Gas,GIT 8<br />

= 80 bar<br />

A Gas,mittel<br />

= 1,55<br />

cm²<br />

Abbildung 10: Resultierende Gasblasenquerschnitte AGasblase in Abhängigkeit vom<br />

eingestellten Gasdruck pGas,


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 15<br />

max<br />

min<br />

Abbildung 11: Gasblasenquerschnitt AGasblase aufgetragen über den Gasdruck pGas,1<br />

(Einstufen-<strong>GITBlow</strong>-Formteil)<br />

Anschließend wurde der Einfluss der Prozessparameter der zweiten Gasinjektionsstufe,<br />

also die Parameter des Aufblasprozesses, untersucht. Zusammenfassend kann für das 1-<br />

Stufen-Verfahren festgehalten werden, dass die Parameter<br />

• pGas,1 (Gasdruck der ersten Prozessstufe),<br />

• tV2 (Zeit zwischen Kernzug und zweiter Gasinjektion),<br />

• pGas,2 (Gasdruck der zweiten Prozessstufe) und<br />

• sKern (Verfahrweg des Kerns)<br />

im Rahmen der Analysen ausgewählt und ihr Einfluss auf die Qualität der<br />

herzustellenden Bauteile analysiert wurden.<br />

Die Abbildung 12 zeigt beispielhaft den Verfahrwegeinfluss des Kernes auf die<br />

Hohlraumgeometrie; die Abbildung 13 zeigt den Einfluss der 2. Druckstufe auf die<br />

Hohlraumausprägung.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 16<br />

P Gas,1 = 50 bar<br />

t Verz.1 = 2 s<br />

A Gas,mittel = 1,645 cm²<br />

P Gas,2 = 40 bar<br />

t Verz.2 = 4 s<br />

Δs Kern= 3 mm<br />

A Gas,mittel = 2,275 cm²<br />

P Gas,2 = 40 bar<br />

t Verz.2 = 4 s<br />

Δs Kern= 6 mm<br />

A Gas,mittel = 3,220 cm²<br />

P Gas,2 = 40 bar<br />

t Verz.2 = 4 s<br />

Δs Kern= 9 mm<br />

A Gas,mittel = 4,111 cm²<br />

Achar. = 3,2779 cm²<br />

Achar,Aufbl. = 3,9857 cm²<br />

Achar,Aufbl. = 4,9562 cm² Achar,Aufbl. = 5,9339 cm²<br />

AGas<br />

= 50,18<br />

A<br />

AGas<br />

= 57,07<br />

A<br />

AGas<br />

= 64,97<br />

A<br />

AGas<br />

= 69,28<br />

A<br />

char<br />

char<br />

Abbildung 12: Hohlraumausprägung unter Variation des Kernverfahrweges unter sonst<br />

konstanten <strong>GITBlow</strong>-Prozessparametern<br />

P Gas,1<br />

= 50 bar<br />

P Gas,2 = 20 bar<br />

t Verz.,2 = 4 s<br />

Δs Kern= 6 mm<br />

AGas,mittel = 1,621 cm² AGas,mittel = 3,194 cm² AGas,mittel = 1,621 cm²<br />

AGas,mittel = 3,341 cm²<br />

char<br />

P Gas,1<br />

= 50 bar<br />

P Gas,2 = 80 bar<br />

char<br />

t Verz.,2 = 4 s<br />

Δs Kern= 6 mm<br />

Abbildung 13: Einfluss des Aufblasgasdruckes (2. Gasdruckstufe) auf die Ausbildung<br />

des Hohlraums<br />

Es ist offensichtlich, dass der Kernverfahrweg (Weg, um den die Kavität durch Ziehen<br />

des Kernes vergrößert wurde) den größten Einfluss auf die Hohlraumausbreitung hat.<br />

Einen wesentlich geringeren Einfluss auf die Hohlraumausbildung haben die<br />

Verzögerungszeit 2 sowie der Gasdruck 2. Mit dem Standard GIT-Verfahren konnten<br />

nur 50 % der dickwandigen Geometrie als Hohlraum realisiert werden. Mit dem<br />

<strong>GITBlow</strong>-Verfahren konnte ein Hohlraumanteil von bis zu 70 % erzielt werden.<br />

Die Versuche wurden unter der Verwendung von unterschiedlichen Materialien,<br />

entsprechend der Recherche der ersten Projektphase (Kap. 6.1) durchgeführt. Die<br />

Abbildung 14 zeigt <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen Bauteile, die aus unterschiedlichen Materialien


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 17<br />

hergestellt wurden. Bei allen getesteten Materialien hatten die Prozessparameter einen<br />

vergleichbaren Einfluss auf die jeweilige Hohlraumausbildung.<br />

PC PP PS<br />

PC-ABS PP-Talkum<br />

Abbildung 14: <strong>GITBlow</strong> Bauteile die mit dem 1-Stufen-Verfahren aus unterschiedlichen<br />

Materialien hergestellt wurden<br />

6.2.3 Betrachtung des thermischen Haushalts in der <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen<br />

Preformgeometrie 1<br />

Um einen tieferen Einblick über die Verstreckvorgänge in den Bauteilen zu erhalten,<br />

wurde ebenfalls die zeitliche Temperaturentwicklung in der Preformgeometrie<br />

analytisch betrachtet. Mit den Ergebnissen dieser Betrachtungen wird es möglich, die<br />

Verformbarkeit der Preformgeometrien (hin zum fertigen <strong>GITBlow</strong>-Bauteil) zu<br />

beurteilen. Fragestellungen, die beantwortet werden sollen, sind:<br />

• Wie dick ist die „eingefrorene Randschicht“?<br />

• Ist die Dicke dieser Randschicht abhängig von Größe und Gestalt der<br />

Preformgasblase oder vom verwendeten Material?<br />

Nach der Injektion der Schmelze und des Gases kühlt das Bauteil an der temperierten<br />

Werkzeugwand ab. Nach Ablauf der Kühlzeit stellt sich über die Wanddicke des<br />

Bauteils ein Temperaturprofil ein. Zur Berechnung dieses Profils ist zunächst die<br />

Ermittlung der Kontakttemperatur zwischen dem Werkzeugstahl und dem Kunststoff<br />

notwendig. Dazu werden beide Teile als halbunendliche Körper angesehen. Zum


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 18<br />

Zeitpunkt t = 0 s hat das Werkzeug die konstante Temperatur T1, die Formmasse die<br />

konstante Temperatur T2. Die Kontakttemperatur TK errechnet sich zu:<br />

b<br />

=<br />

λ ⋅ ρ ⋅c<br />

T K<br />

T1<br />

⋅b1<br />

+ T2<br />

⋅b2<br />

=<br />

b + b<br />

mit<br />

1<br />

2<br />

⎡W<br />

⋅ s<br />

= Wärmeeindringzahl<br />

⎢<br />

⎣ m ⋅ K<br />

i i i i<br />

2<br />

Die Kontakttemperatur liegt natürlich zwischen den beiden Ausgangstemperaturen. Sie<br />

befindet sich näher an der Ausgangstemperatur des Stoffes mit der größeren<br />

Wärmeeindringzahl. Einige Werte für Kunststoffe und Werkzeugstahl befinden sich in<br />

folgender Tabelle:<br />

Tabelle 1: Wärmeeindringkoeffizienten für Stahl und ausgewählte Kunststoffe<br />

Material<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

b<br />

[Ws 0,5 m -2 K -1 ]<br />

Cr-Ni-Stahl (X 12 CrN; 18,8) 7573<br />

Polystyrol PS 427<br />

Polyethylen PE 858<br />

Polyamide PA 850 - 883<br />

Für die Injektion von HDPE in ein Stahlwerkzeug mit THDPE = 200°C und TStahl = 35°C<br />

ergibt sich beispielsweise eine Kontakttemperatur von TK = 51,79°C. Die so ermittelte<br />

Kontakttemperatur wäre beim Wärmeaustausch zweier in Kontakt befindlicher<br />

halbunendlicher Körper nicht zeitabhängig. Bei realen Bauteilen, die die Bedingung<br />

„halbunendlich“ natürlich nicht erfüllen, sinkt diese Temperatur bei Abkühlvorgängen<br />

mit der Zeit ab. Da die Schmelze- und Gasinjektion und die Gashaltezeit zur<br />

Preformherstellung aber insgesamt nur etwa 5 Sekunden in Anspruch nehmen, kann<br />

auch hier die Temperatur als zeitlich konstant angenommen werden.<br />

Die ermittelte Kontakttemperatur ist die Randbedingung für die analytische oder<br />

numerische Betrachtung der Temperaturverteilung über der Wandstärke. Zunächst wird


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 19<br />

eine grobe Abschätzung der Temperaturverteilung vorgenommen und auf eine<br />

Simulation mittels Finite-Elemente-Methode verzichtet. Das Problem wird, wie in<br />

Abbildung 15 gezeigt, auf eindimensionale instationäre Wärmeleitung zurückgeführt,<br />

indem der Bauteilschnitt abgewickelt wird.<br />

Abbildung 15: Abwicklung des Preforms (Aufblasbereiche)<br />

Als Anfangsbedingung wird konstante Temperatur über dem gesamten Bereich<br />

angenommen, Wärmeströme gibt es nur in x-Richtung, es gelten folgende<br />

Randbedingungen:<br />

außen<br />

innen<br />

x = 0<br />

x = x<br />

max<br />

⇒<br />

⇒<br />

T = T<br />

q&<br />

x<br />

W<br />

= 0<br />

= const.<br />

Mit unterschiedlichen Randbedingungen auf beiden Seiten (außen: TK=const.; innen:<br />

q& = 0 , adiabat) ist eine analytische Lösung des Problems nicht möglich. Zur<br />

Beschreibung der Temperaturverteilung wird die Finite Differenzen Methode<br />

verwendet. Im ersten Schritt wird die Temperaturverteilung für das Material PP nach 5<br />

Sekunden ermittelt.<br />

Diese Zeit ergibt sich aus folgenden Annahmen: Der Zeitpunkt t = 0 ist das Erreichen<br />

des Umschaltpunktes der Schnecke, also bei volumetrischer Füllung des Werkzeuges.<br />

Zunächst läuft die Verzögerungszeit tV = 1s, bevor das Gas injiziert und für die<br />

Gashaltezeit tH = 3s gehalten wird. Während der nächsten Sekunde wird der Gasdruck<br />

abgebaut. Direkt daran anschließend wird der Kern zur Kavitätserweiterung gezogen.<br />

Mit Hilfe der Temperaturverteilung zu diesem Zeitpunkt lässt sich beurteilen, ob das<br />

Bauteil noch weiter verformt werden kann.<br />

Für die Berechnung werden folgende Werte benutzt:


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 20<br />

Tabelle 2: Für die Berechnung verwendete Werte<br />

Größe Symbol Einheit Wert<br />

Schmelzetemperatur TS [°C] 200<br />

Werkzeugtemperatur TW [°C] 50<br />

Wärmeeindringzahl [Men02] PP bPP [Ws 0,5 m -2 K -1 ] 536<br />

Wärmeindringzahl Stahl bSt [Ws 0,5 m -2 K -1 ] 7573<br />

Wärmeleitfähigkeit PP [Men02] aeff [m²s -1 ] 6·10 -8<br />

Schichtdicke ∆x [mm] 0,2<br />

Zeitintervall ∆t [s] 0,05<br />

Untere Umformtemperatur PP TPP,Min [°C] 132<br />

Die materialspezifische „untere Umformtemperatur“ ist die aus der Blasformtechnik<br />

bekannte niedrigste Temperatur, bei der das Material gerade noch verformbar ist.<br />

Mit diesen Daten wurde die Finite-Differenzen-Methode im Tabellen-<br />

kalkulationsprogramm EXCEL umgesetzt. Die Berechnung wurde (jeweils<br />

eindimensional) an den Stützstellen (siehe Abbildung 15) durchgeführt. Aufgrund der<br />

kurzen Zeit ergibt sich allerdings an allen Stützstellen der gleiche Temperaturverlauf, da<br />

die Temperatur an der Grenzschicht zur Gasblase noch nicht zu sinken beginnt. Die<br />

Abkühlung erfolgt also bei kleinen Zeiten analog zum halbunendlichen Körper, die<br />

adiabate Randbedingung an der Grenzfläche zur Gasblase hat keinen Einfluss auf den<br />

Temperaturverlauf. Erst wenn die Temperatur an der Innenseite (Grenzschicht<br />

Kunststoff – Gasblase) zu sinken beginnt, wird eine „aufgeprägte“ Randbedingung<br />

Einfluss auf die Temperaturverteilung über der Wanddicke nehmen. Abbildung 16 zeigt<br />

den Temperaturverlauf im Preform. Der Schnittpunkt des Graphen mit der konstanten<br />

Temperatur TPP,Min = 132°C ergibt die x-Koordinate, die den Bereich oberhalb der<br />

unteren Umformtemperatur vom Bereich oberhalb dieser Temperatur trennt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 21<br />

Temperatur T [°C]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

132°C<br />

0,519 mm<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Tiefenkoordinate x [mm]<br />

Abbildung 16: Temperaturverlauf über der Wanddicke nach 5 Sekunden<br />

Da der Temperaturverlauf, wie gerade erläutert, nach einer derart kurzen Zeit nicht<br />

abhängig von y ist, kann diese x-Koordinate als Isotherme in das abgewickelte<br />

Preformsegment eingezeichnet werden. Abbildung 17 zeigt diese Isotherme. Lediglich<br />

eine sehr dünne Schicht, dargestellt in blau, liegt bereits unterhalb der<br />

Umformtemperatur.<br />

Abbildung 17: Bereiche oberhalb und unterhalb der unteren Umformtemperatur<br />

Anhand dieser Temperaturverhältnisse im Bauteil kann angenommen werden, dass das<br />

Bauteil sich noch gut verformen lässt. Die dünne kalte Randschicht wird beim<br />

Verformen lediglich durchbrochen und kann so evtl. zu Markierungen auf der<br />

Oberfläche führen.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 22<br />

Abbildung 18 zeigt die entsprechenden Berechnungsgrößen und das daraus ermittelte<br />

Diagramm für Polystyrol. Hier wurde beinahe die gleiche Randschichtdicke wie beim<br />

PP ermittelt (Unterschied 0,02 mm), obwohl nicht nur mit anderen Stoffwerten, sondern<br />

auch mit anderen Prozesseinstellungen (Masse- und Werkzeugtemperatur) gerechnet<br />

wurde.<br />

Symbol<br />

T M<br />

T W<br />

b HIPS<br />

b St<br />

a eff<br />

∆x<br />

∆t<br />

T HIPS,Min<br />

Einheit<br />

[°C]<br />

[°C]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[m²s-1 [m²s ] -1 ]<br />

[mm]<br />

[s]<br />

[°C]<br />

Wert<br />

240<br />

40<br />

427<br />

7573<br />

1,06·10-7 1,06·10-7 0,2<br />

0,05<br />

127<br />

Temperatur T [°C]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

127°C<br />

0,539 mm<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Tiefenkoordinate x [mm]<br />

Abbildung 18: Berechnungsparameter und Temperaturverlauf für Polystyrol<br />

Abbildung 19 zeigt die entsprechenden Parameter und Ergebnisse für Polycarbonat.<br />

Hier verläuft der Temperaturverlauf aufgrund der höheren Wärmeleitfähigkeit und der<br />

größeren Temperaturdifferenz flacher. Da das Material aber bei deutlich höheren<br />

Temperaturen verarbeitet wird und auch umgeformt werden kann, ergibt sich auch hier<br />

eine kalte Randschicht von nur 0,685 mm.<br />

Symbol<br />

T M<br />

T W<br />

b PC<br />

b St<br />

a eff<br />

∆x<br />

∆t<br />

T TPC,Min PC,Min<br />

Einheit<br />

[°C]<br />

[°C]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[m²s-1 [m²s ] -1 ]<br />

[mm]<br />

[s]<br />

[°C]<br />

Wert<br />

290<br />

80<br />

543<br />

7573<br />

2,15·10-7 2,15·10-7 0,2<br />

0,05<br />

168<br />

Temperatur T [°C]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

168°C<br />

0,685 mm<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Tiefenkoordinate x [mm]<br />

Abbildung 19: Berechnungsparameter und Temperaturverlauf für Polycarbonat<br />

Abbildung 20 zeigt eine Thermokamera-Aufnahme des Preforms nach der Gasinjektion.<br />

Gut sind hier die deutlich wärmeren Bereiche an den Bauteilflanken zu erkennen, da in


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 23<br />

den Masseanhäufungen mehr Wärme gespeichert ist als in den übrigen Bereichen.<br />

Rechts im Bild befindet sich die Nebenkavität, die aufgrund ihrer großen Wanddicken<br />

noch sehr warm ist.<br />

Temperatur<br />

[°C]<br />

Abbildung 20: Thermografie des Preforms nach der Gasinjektion, Material PP<br />

6.2.4 Bauteil und Werkzeugauslegung für das 2-Stufen Verfahren<br />

Entsprechend der aufgenommen Anforderungen an potentielle <strong>GITBlow</strong> Bauteile (vgl.<br />

Kap. 6.1) wurde für das 2-Stufen-Verfahren eine Geometrie entwickelt, die den<br />

Abmaßen eines Luftführungskanals (z.B. für ein Automobil) nachempfunden wurde.<br />

Die Abbildung 21 zeigt die Aufblasgeometrie (rechte Darstellung) und die dafür<br />

entwickelte Preformgeometrie (linke Darstellung).


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 24<br />

Preform<br />

A<br />

Aufblasgeometrie<br />

Schnitt A - A R= 10<br />

Schnitt A - A<br />

4,15<br />

2,5<br />

20<br />

A<br />

2,5<br />

r = 20<br />

20<br />

A<br />

17,32<br />

Hinterschnitt, der nur im<br />

2-Stufen-Verfahren herstellbar ist<br />

Abbildung 21: CAD Zeichnungen des Demonstrationsbauteils „Luftführung“, welches mit<br />

dem 2-Stufen-Verfahren realisiert werden soll<br />

Die Auslegung erfolgte dabei segmentweise unter einer Rückrechnung der<br />

Flächenanteile der Restwanddicken der Aufblasgeometrie zur Preformgeometrie. Dazu<br />

wird die Aufblasgeometrie ausgehend von ihrem Mittelpunkt in Segmente eingeteilt<br />

und auf die Preformgeometrie zurückgerechnet. Die Abbildung 22 zeigt eine<br />

Prinzipskizze zur Dimensionierung und Auslegung der Querschnitte der Preform- sowie<br />

Aufblasgeometrie. An dieser Stelle soll aber nicht näher auf die Auslegung eingegangen<br />

werden.<br />

Abbildung 22: Prinzipskizze zur Dimensionierung und Auslegung des Querschnittes der<br />

Preform- sowie Aufblasgeometrie<br />

Die Abbildung 23 zeigt das für diese Geometrie entwickelte <strong>GITBlow</strong><br />

Spritzgießwerkzeug.<br />

A


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 25<br />

Gasinjektion 1<br />

Gasübergabe<br />

Aufblasgeometrie<br />

Gasübergabe<br />

Preform<br />

GIT - Nebenkavität Schieber<br />

Gasinjektion 2 Wz.-Backen zur Realisierung<br />

des Hinterschnittes<br />

Anguß<br />

Abbildung 23: Darstellung des <strong>GITBlow</strong> 2-Stufen-Spritzgießwerkzeugs;<br />

links: Auswerferseite; rechts: Düsenseite<br />

Die Bauteilherstellung erfolgt dann nach der im Folgenden beschriebenen<br />

Vorgehensweise: Nach Injektion der Schmelze wurde nach einer Verzögerungszeit das<br />

Gas injiziert, während zeitverzögert das Material für den nächsten Zyklus aufdosiert<br />

wurde. Kurz vor Ende der Dosierphase wurde der Gasdruck abgebaut. Das Werkzeug<br />

wurde geöffnet, um den Preform mittels Drehteller zur zweiten Kavität zu bewegen.<br />

Entweder mit oder ohne Zwischenerwärmung wurde das Bauteil dann unmittelbar nach<br />

Schließen des Werkzeugs aufgeblasen. Die Abbildung 24 zeigt <strong>GITBlow</strong> 2-Stufen-<br />

Bauteile, die mit dem Werkzeug (Abbildung 23) hergestellt wurden.<br />

A<br />

A<br />

20 mm<br />

Schnitt: A - A<br />

Abbildung 24: Darstellung von Bauteilen, die mit dem <strong>GITBlow</strong>-2 Stufen-Verfahren<br />

hergestellt wurden; links: Bauteil aus PS 495F. Es können Querschnittsverhältnisse wie<br />

beim Blasformen erzielt werden (AGas/Achar > 0,9); rechts: Bauteil aus Styrolux 656C


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 26<br />

6.2.5 Experimentelle Untersuchung und Betrachtung des thermischen<br />

Haushalts für das 2 Stufen Verfahren<br />

Für die Untersuchungen für das 2-Stufen-Verfahren wurde ebenfalls Versuchspläne<br />

aufgestellt, um den Querschnitt sowie die Lage der Gasblase des Preformbauteils<br />

untersuchen zu können. Aus den Versuchsergebnissen zum 1-Stufen Verfahren konnte<br />

abgeleitet werden, dass dabei der Gasdruck pGas,1 und die Verzögerungszeit 1 tVerz.1<br />

besonders betrachtet werden müssen. Bei dem Zweistufenverfahren ist aufgrund der<br />

wesentlich komplexeren Aufblasverhältnisse neben der Lage der Gasblase auch die<br />

Ausprägung der Restwanddicke über die Bauteilhöhe von großer Bedeutung. Die<br />

Abbildung 25 zeigt exemplarisch die Entwicklung der Restwanddicke über der<br />

Preformbauteilhöhe.<br />

R W D in m m<br />

4,3<br />

4,1<br />

3,9<br />

3,7<br />

3,5<br />

3,3<br />

3,1<br />

Lage der Gasblase Mittelwerte<br />

2,9<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180<br />

Länge des Preforms x<br />

RWD links 4mm RWD rechts 4mm RWD links 2mm RWD rechts 2mm RWD oben mittig<br />

Abbildung 25: Entwicklung der Restwanddicke über die 2 Stufen-Preformbauteilhöhe;<br />

das Preformbauteil wurde zur besseren Veranschaulichung verzerrt dargestellt<br />

Um eine gleichmäßige Restwanddickenverteilung bei den Aufblasgeometrien<br />

sicherstellen zu können, müssen dickwandige Bereiche der Preformgeometrie stärker<br />

verstreckt werden als dünnwandige Bereiche. Daraus folgt, dass die<br />

Restwanddickenverteilung und die Verstreckung der Geometrie exakt aufeinander<br />

abgestimmt werden müssen. Die ersten Versuche und Vorüberlegungen zum Herstellen<br />

der Aufblasgeometrie haben ergeben, dass die Temperaturverteilung in den<br />

Preformbauteilen dabei einen entscheidenden Einfluss auf die endgültige Bauteilqualität<br />

hat. Eine absolut exakte Temperierung des Preforms ist dringend erforderlich, um ein<br />

ungleichmäßiges Aufblasen (und daraus resultierende ungleichmäßige Wanddicken und


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 27<br />

Oberflächenmarkierungen) zu vermeiden. Im Rahmen der Untersuchungen wurden<br />

deshalb 2 Strategien zur Sicherstellung einer exakten Temperaturverteilung untersucht.<br />

1. <strong>GITBlow</strong> Prozess mit Zwischenerwärmung,<br />

d.h. die Preformgeometrie wird vor dem Aufblasen mit einer externen<br />

Strahlereinheit temperiert<br />

2. <strong>GITBlow</strong> Prozess ohne Zwischenerwärmung,<br />

d.h. durch die Prozessparameterführung des GIT Prozesses wird ein<br />

Temperaturprofil im Bauteil realisiert, das ein Aufblasen ohne<br />

Zwischenerwärmung ermöglicht.<br />

Erste Versuchsergebnisse haben gezeigt, dass mit dem <strong>GITBlow</strong> Prozess ohne<br />

Zwischenerwärmung sehr gute Bauteile realisierbar waren (vgl. Abbildung 24), jedoch<br />

mit einer IR Strahlung nur unzureichende Aufblasergebnisse erzielt werden konnten.<br />

Auch durch die Variation der Strahleranordnung konnte keine signifikante<br />

Verbesserung der Aufblasergebnisse erzielt werden.<br />

Um weiterführende Informationen über den thermischen Haushalt im Preformbauteil<br />

unter den Prozessbedingungen mit und ohne Zwischenerwärmung zu erarbeiten, wurde<br />

deshalb die Temperaturverteilung mittels Finite Differenzen Methode genauer<br />

analysiert.<br />

In einem ersten Schritt soll deshalb die Temperaturverteilung ohne Zwischenerwärmung<br />

näher betrachtet werden.<br />

Bei der Berechnung dieser Temperaturverteilung zeigt sich ein großer Vorteil der<br />

Finiten Differenzen Methode gegenüber der analytischen Lösung der Fourier-DGL: Bei<br />

der Berechnung mehrstufiger Prozesse können die berechneten Verläufe der einen Stufe<br />

als Ausgangspunkt der nächsten verwendet werden. In diesem Fall liegt ein zweistufiger<br />

Prozess vor, da das Bauteil während der Gashaltephase vom Spritzgießwerkzeug<br />

abgekühlt wird (Randbedingung konstante Wandtemperatur), während der<br />

Werkzeugbewegung wird die Wärme an die Umgebungsluft abgegeben<br />

(Randbedingung freie Konvektion).


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 28<br />

In einem ersten Schritt wird, analog zum 1-Stufen-Verfahren (Kap. 6.2.3), eine<br />

Abwicklung des Preforms vorgenommen, um das Problem auf eindimensionale<br />

Wärmeleitung zu vereinfachen.<br />

Abbildung 26: Abwicklung des Preforms<br />

Da die Abwicklung eine relativ gleichmäßige Wanddickenverteilung zeigt, wird für die<br />

Berechnung eine mittlere Wanddicke von 3,75 mm (Mittelwert aus allen Stützstellen)<br />

verwendet.<br />

Während der ersten 7 Sekunden (mit diesem Wert konnte ein sehr gutes Bauteil<br />

umgesetzt werden) wird das Bauteil mit konstanter Wandtemperatur abgekühlt. Die<br />

Berechnung mit den erforderlichen Material- und Prozessgrößen erfolgt analog zum 1<br />

Stufen Verfahren (vgl. Kap. 6.2.3).<br />

Symbol<br />

T M<br />

T W<br />

b HIPS<br />

b St<br />

a eff<br />

? x<br />

? t<br />

t Kontakt<br />

Einheit<br />

[°C]<br />

[°C]<br />

[Ws0,5m -2K -1 [Ws ]<br />

0,5m-2K -1 ]<br />

[Ws0,5m -2K -1 [Ws ]<br />

0,5m-2K -1 ]<br />

[m²s -1 [m²s ] -1 ]<br />

[mm]<br />

[s]<br />

[s]<br />

Wert<br />

240<br />

40<br />

427<br />

7573<br />

1,06·10 -7 1,06·10 -7<br />

0,25<br />

0,05<br />

7<br />

Temperatur T [°C]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Tiefenkoordinate x [mm]<br />

Abbildung 27: Temperaturverlauf im 2-Stufen-Preform nach 7 Sekunden Kontaktkühlung<br />

Dieser Temperaturverlauf wurde als Ausgangstemperaturverteilung (Anfangs-<br />

bedingung) für die nachfolgende Konvektionsberechnung über einen Zeitraum von 5,4<br />

Sekunden benutzt. Die Zeitspanne on 4,5 Sekunden ist die Summe der


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 29<br />

Bewegungszeiten der Maschine, um das Bauteil von der Preform- zur Aufblaskavität zu<br />

transportieren.<br />

Zur Berechnung der Konvektionsphase wurde die FDM-Berechnung mit der<br />

dazugehörigen Randbedingung „Konvektion“ modifiziert. Diese Randbedingung<br />

beschreibt den Wärmeübergang von einer festen Oberfläche an ein Fluid der<br />

Temperatur TFl und dem Wärmeübergangskoeffizienten α.<br />

Dazu ist die Ermittlung des Wärmeübergangskoeffizienten α notwendig. Für freie<br />

Konvektion hängt die Nusselt-Zahl, mit der man α berechnen kann, von der Prandtl-<br />

(Verhältnis der erzeugten zur abgeführten Wärme) und der Grashof-Zahl (Verhältnis<br />

von Auftriebs- zu Viskositätskraft) ab. Der Wärmeübergangskoeffizient für dieses<br />

Problem beträgt:<br />

α<br />

W<br />

4,<br />

95<br />

m ⋅ K<br />

= 2<br />

Die konvektive Randbedingung sagt aus, dass die Steigung des Temperaturverlaufs bei<br />

x = 0 im Feststoff gleich der Steigung zwischen einem im Abstand λFeststoff / α liegenden<br />

Punkt bei Umgebungstemperatur und der Wandtemperatur ist (siehe Abbildung 28).<br />

Diese „aufgezwungene“ Steigung an der Grenzfläche wird durch eine Hilfsschicht<br />

realisiert, die im Abstand –∆x vor der Grenzfläche erzeugt wird. Die Temperatur in<br />

dieser Grenzschicht wird per Geradengleichung aus den Umgebungs- und<br />

Wandtemperaturen berechnet.<br />

Abbildung 28: Hilfsschicht zur Aufprägung der konvektiven Randbedingung


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 30<br />

Die FDM zur Temperaturberechnung setzt also bereits bei –∆x an. Die Temperatur<br />

T(x = 0, tK) in der Randschicht eines jeden Zeitpunktes tK ist aus dem Zeitschritt tk-1 zu<br />

berechnen. Zum Zeitpunkt tK kann somit die Hilfsschicht-Temperatur THS aus den<br />

Größen T (x = 0, tK), der Lufttemperatur TFl, dem Abstand λFeststoff / α sowie der<br />

Koordinate –∆x interpoliert werden.<br />

Für das vorliegende Problem beträgt der Abstand λFeststoff / α = 0,028 m, während<br />

∆x = 0,25·10 -3 m ist. Abbildung 29 zeigt verschiedene Temperaturverläufe im Bauteil.<br />

Temperatur T [°C]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Luft Kunststoff<br />

7 s Kontaktkühlung + 5,4 s konvektive Kühlung<br />

7 s Kontaktkühlung + 1 s konvektive Kühlung<br />

7 s Kontaktkühlung + 0 s konvektive Kühlung<br />

0<br />

-1 0 1 2 3 4<br />

Tiefe x [mm]<br />

Abbildung 29: Temperaturverlauf im Bauteil nach Kontakt- und Konvektionskühlung<br />

(unmittelbar vor dem Aufblasen; ohne Zwischenerwärmung)<br />

Die rote Kurve ist identisch mit dem Verlauf aus Abbildung 27. Bereits nach kurzer<br />

Konvektionskühlung (grüne Kurve, 1 s Konvektion) beginnt, bedingt durch die<br />

schlechte Wärmeabfuhr bei freier Konvektion, ein Temperaturausgleich im Bauteil. Die<br />

Wandtemperatur steigt an. Nach weiteren 4,4 s (Beginn des Aufblasens, blaue Kurve)<br />

beträgt die Wandtemperatur 126°C und liegt damit genau bei der unteren<br />

Umformtemperatur von Polystyrol. Da die Wandtemperatur die niedrigste Temperatur<br />

über der gesamten Wanddicke ist, kann somit der Preform nach „Schnellproduktion“<br />

(d.h. ohne Erwärmung) und Umsetzen in die Aufblaskavität aufgeblasen werden, wie<br />

die Aufblasergebnisse auch anschaulich zeigen (Abbildung 24, links). Ein


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 31<br />

Temperaturverlauf wie die blaue Kurve ist somit das Minimalziel für die Aufheizung<br />

des Bauteils. Diese Kurve weist im Übrigen auch eine starke Ähnlichkeit zur Sollkurve<br />

des Erwärmvorgangs beim Spritzblasformen auf, was eine Recherche zum<br />

Spritzblasprozess zeigte.<br />

Im Folgenden soll nun der Temperaturhaushalt im Preformbauteil mit<br />

Zwischenerwärmung betrachtet werden. Dieses Szenario unterscheidet sich zunächst<br />

vom Szenario ohne Zwischenerwärmung durch die Zeit, die das Bauteil im Werkzeug<br />

durch Kontakt mit dem Stahl gekühlt wird. Unter Aufrechterhaltung des Gasdrucks<br />

wird das Bauteil deutlich länger abgekühlt.<br />

In Abbildung 30 ist der Temperaturverlauf nach 45 Sekunden Kontaktkühlung<br />

dargestellt. Es ist gut erkennbar, dass mehr als die Hälfte der Wanddicke zu diesem<br />

Zeitpunkt unterhalb der unteren Umformtemperatur von 127°C befindet. Ein Umformen<br />

ist somit nicht möglich.<br />

Symbol<br />

T M<br />

T W<br />

b bHIPS HIPS<br />

b bSt St<br />

a eff<br />

∆x<br />

∆t<br />

t Kontakt<br />

Einheit<br />

[°C]<br />

[°C]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[Ws0,5m-2K-1 [Ws ]<br />

0,5m-2K-1 ]<br />

[m²s-1 [m²s ] -1 ]<br />

[mm]<br />

[s]<br />

[s]<br />

Wert<br />

240<br />

40<br />

427<br />

7573<br />

1,06·10-7 1,06·10-7 0,25<br />

0,05<br />

45<br />

Temperatur T [°C]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Tiefenkoordinate x [mm]<br />

Abbildung 30: Temperaturverlauf im 2-Stufen-Preform nach 45 Sekunden<br />

Kontaktkühlung<br />

Weitere 4 Sekunden wird das Bauteil konvektiv gekühlt, bevor die Wiederbeheizung<br />

beginnt. Obwohl in dieser kurzen Zeit bei einem derart flachen Temperaturprofil keine<br />

starken Temperaturausgleichsvorgänge zu erwarten sind, ist der Temperaturverlauf nach<br />

4 Sekunden Konvektionskühlung der Vollständigkeit halber in Abbildung 31<br />

dargestellt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 32<br />

Temperatur T [°C]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Luft Kunststoff<br />

45 s Kontaktkühlung + 4 s konvektive Kühlung<br />

45 s Kontaktkühlung + 0 s konvektive Kühlung<br />

0<br />

-1 0 1 2 3 4<br />

Tiefe x [mm]<br />

Abbildung 31: Temperaturverlauf im Bauteil nach Kontakt- und Konvektionskühlung<br />

(2 Stufen Prozess)<br />

Die Erwärmung des Bauteils wird per IR Wärmestrahlung erreicht. Bei Anwendung der<br />

Finite-Differenzen-Methode müsste hier also eigentlich die Randbedingung „Strahlung“<br />

verwendet werden. Aufgrund der sehr großen Temperaturdifferenz zwischen Strahler<br />

und Preform kann aber die Randbedingung „konst. Wärmestromdichte“ (Neumann-RB)<br />

verwendet werden. Damit entfällt die Lösung der Gleichung 4. Grades, die bei der<br />

Wärmstrombilanz an der Preformoberfläche zur Ermittlung der Grenzflächentemperatur<br />

notwendig wäre und nur numerisch bestimmt werden kann. Im Folgenden soll nun die<br />

Erwärmung des PS vorgestellt werden. Messungen zum Absorptionsverhalten des<br />

Materials, die im Rahmen dieses Projektes durchgeführt wurden, haben ergeben, dass<br />

bei diesem Material quasi die gesamte Strahlung an der Oberfläche absorbiert wird. Die<br />

Volumenabsorption der IR-Strahlung wird hier deshalb nicht näher betrachtet. Als<br />

Startverteilung wird die Temperaturverteilung entsprechend der Abbildung 31<br />

verwendet. Erwärmt wird zunächst bei voller Leistung der Strahler, mit der<br />

Randbedingung „konstanter Wärmestrom“. Zur Abschätzung der Höhe dieses<br />

Wärmestroms werden folgende Annahmen getroffen:<br />

Die betrachtete Strahlerkonfiguration entspricht einer optimalen Konfiguration, die im<br />

Vorfeld durch umfangreiche Experimente ermittelt wurde Diese Strahleranordnung


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 33<br />

besteht aus zwei Linienstrahlern (Leistung jeweils 1,2 kW) und zwei Flächenstrahlern<br />

(je 600 W). Die Gesamtleistung beträgt also 3,6 kW. Diese Gesamtleistung wird zu<br />

etwa 10 % vom Bauteil absorbiert (Schätzwert). Der Rest wird über langwellige<br />

Strahlung (heiße Glasröhren), Konvektion und ungerichtete Streustrahlung an die<br />

Umgebung abgegeben und reflektiert. Die verbleibenden 0,36 kW beheizen den<br />

dickwandigen Bauteilbereich (Oberfläche 0,0079 m²) gleichmäßig. Es ergibt sich also<br />

eine Wärmestromdichte von 45,57 kWm -2 .<br />

Temperatur T [°C]<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Luft Kunststoff<br />

-1 0 1 2 3 4<br />

Tiefe x [mm]<br />

8 s<br />

6 s<br />

4 s<br />

2 s<br />

Preform<br />

Abbildung 32: Temperaturverläufe bei konst. Wärmestromdichte<br />

Bereits bei einer derart niedrig angenommenen Ausbeute steigt die<br />

Oberflächentemperatur schon nach 8 Sekunden auf beinahe 400°C. Bei dieser<br />

Temperatur ist der Kunststoff bereits zersetzt, während an der Gasblasengrenzfläche<br />

noch kein Temperaturanstieg vorliegt. Fazit daraus: Mit einem ungeregelten<br />

Strahlersystem ist es nicht möglich ein Temperaturprofil zu erzeugen, mit dem der<br />

Aufblasvorgang realisiert werden kann.<br />

Im nächsten Schritt wird die Beheizung mit einem geregelten Strahlersystem simuliert.<br />

Bei der Beheizung mit dem geregelten System wird das Bauteil für wenige Sekunden<br />

mit voller Leistung bestrahlt, bevor der Regler eine konstante Temperatur realisiert, die<br />

dann über einen definierten Zeitraum gehalten werden kann.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 34<br />

Abbildung 33 zeigt einen gemessenen Oberflächentemperaturverlauf mit einer<br />

Solltemperatur von 200°C.<br />

Abbildung 33: gemessener Oberflächentemperaturverlauf mit geschlossenem Regelkreis<br />

Da die Solltemperatur in wenigen Sekunden erreicht wird, kann für die Berechnung des<br />

Temperaturverlaufs über den gesamten Zeitraum die Randbedingung erster Art<br />

(konstante Oberflächentemperatur) benutzt werden. Als Ausgangstemperaturprofil dient<br />

wiederum das Profil aus Abbildung 31. Die Oberflächentemperatur beträgt 180°C und<br />

liegt damit im Bereich der oberen Umformtemperatur von Polystyrol.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 35<br />

Temperatur T [°C]<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Luft Kunststoff<br />

-1 0 1 2 3 4<br />

Tiefe x [mm]<br />

40 s 8 s<br />

2 s Preform<br />

Zielwert<br />

Abbildung 34: Berechnete Temperaturverläufe zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

Das Diagramm zeigt, wie lange ein Ausgleich der Temperatur dauert. Die blau<br />

gestrichelte Linie stellt den Zielverlauf dar, mit dem ohne zwischenzeitliches Beheizen<br />

gute Teile produziert werden konnten.<br />

Bei diesem Verlauf ist die Temperatur auf der Gasblasenseite (rechts) höher als auf der<br />

Außenseite (links), da dieses Profil durch (konvektive) Abkühlung auf der Außenseite<br />

entstanden ist. Ein solches Profil wird beispielsweise auch bei der Herstellung von PET-<br />

Flaschen im Spritzblasverfahren erzeugt, indem zusätzlich zur Aufheizung mittels<br />

Strahlern ein Teil der Wärme konvektiv über Lüfter von der Oberfläche abgeführt wird.<br />

Im Gegensatz dazu liegt die Temperatur nach dem Aufheizen, das ebenfalls von der<br />

Außenseite geschieht, außen immer höher als innen. Bei sehr großen Aufheizzeiten<br />

ergibt sich ein konstanter Temperaturverlauf. Die Realsierung des Zielverlaufs ist somit<br />

durch einfaches Beheizen „von Außen“ nicht möglich. Um dieses Profil zu erreichen,<br />

müsste analog zum Blasformen ein Teil der eingebrachten Wärme beispielweise über<br />

Zwangskonvektion von der Oberfläche abgeführt werden.<br />

Der so simulierte Erwärmvorgang (konstante Oberflächentemperatur auf der<br />

Außenseite) wurde auch in die Realität umgesetzt, indem die Strahler in einen<br />

geschlossenen Regelkreis integriert wurden, mit dem die Regelung einer konstanten<br />

Oberflächentemperatur über einen definierten Zeitraum möglich ist.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 36<br />

Die Parameter des Regelkreises bildeten dann die Einflussgrößen für die<br />

Versuchsplanung, die für die Erzielung einer optimalen Preformtemperatur und somit<br />

einer optimalen Bauteilgeometrie, herangezogen wurden. Da auch durch diese Versuche<br />

keine zufrieden stellenden Ergebnisse erreicht wurden (was auch die theoretischen<br />

Betrachtungen widerspiegelten), wurde eine Reflektormaske konstruiert und gebaut, um<br />

die Temperierung der Preformgeometrie reproduzierbarer und besser steuerbar bzw.<br />

regelbar zu gestalten. Die Abbildung 35 zeigt den Regelkreis zur Steuerung der<br />

Strahlungseinheiten (linke Darstellung) sowie den umgesetzten Reflektor (rechte<br />

Darstellung) zur Wiedererwärmung der Preformgeometrien.<br />

IR-Strahler<br />

polierte<br />

Innenflächen<br />

Kontur des<br />

Preforms<br />

Kühlwasseranschlüsse<br />

Abbildung 35: Regelkreis zur Regelung der Strahlungseinheiten (links); umgesetzter<br />

Reflektor als Grafik sowie Bilder von der Vor- und Rückseite (rechts)<br />

Mit dem Reflektor war es möglich, eine verbesserte bzw. konstantere<br />

Temperaturverteilung im Bauteil zu realisieren. Im anschließenden Zeitraum (freie<br />

Konvektion bei geöffnetem Werkzeug) stellte sich durch<br />

Temperaturausgleichsvorgänge eine T-Verteilung ein, mit der das Aufblasen erfolgreich<br />

realisiert werden konnte.<br />

Die experimentellen Untersuchungen wurden einerseits ohne Zwischenerwärmung unter<br />

Variation der Spritzgießmaschinenparameter und anderseits mit Zwischenerwärmung<br />

unter Variation der Spritzgießparameter und der Variation der Parameter für die<br />

Wiedererwärmung durchgeführt.<br />

Die Abbildung 36 zeigt den Vergleich von 2 Bauteilen aus Polystyrol. Das linke Bauteil<br />

wurde ohne Zwischenerwärmung und das rechte Bauteil mit Zwischenerwärmung<br />

hergestellt. Dabei zeigt das Bauteil, das ohne Zwischenerwärmung hergestellt wurde,


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 37<br />

eine bessere Oberflächenqualität als das Bauteil mit Zwischenerwärmung, was die<br />

Abbildung 36 zeigt.<br />

Abbildung 36: Bild und Lichtreflexion von einem Aufblasteil ohne Zwischenerwärmung<br />

(links) und Bild und Lichtreflexionsergebnis von einem Aufblasteil mit<br />

Zwischenerwärmung unter der Verwendung des Heizreflektors (rechts)<br />

Entsprechend der in Abbildung 37 dargestellten Auswertemethodik wurden die<br />

Versuchsergebnisse in einem weiteren Schritt miteinander verglichen.<br />

1,8<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

Wanddicke [mm]<br />

Freie Konvektion (Blowdruck 20 bar)<br />

Schnitt 1<br />

Schnitt 2<br />

Schnitt 3<br />

0 45 90 135 180 225 270 315 360<br />

Winkel [°]<br />

Abbildung 37: Schnittpositionen und Auswertewinkeleinteilung an einem <strong>GITBlow</strong><br />

Bauteil (links) und Darstellung der Wanddickenverteilung aufgetragen über den<br />

Auswertewinkel (rechts)


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 38<br />

Im Anschluss wurde im Hinblick auf die Versuchsziele ein Parameterscreening<br />

durchgeführt. Die Parameter mit dem größten Einfluss auf die Wanddicke(-nverteilung)<br />

lauten:<br />

• Kühlzeit im Werkzeug<br />

• Dauer der Bestrahlung bei der Zwischenerwärmung<br />

• Intensität der Bestrahlung bei der Zwischenerwärmung<br />

• Position der Heizstrahler im Reflektor<br />

• GIT-Verzögerungszeit<br />

• Gasdruck Preformherstellung<br />

• Gasdruck beim Aufblas-Schritt<br />

• Zeit der freien konvektiven Wärmeabfuhr bei der Verfahrensvariante ohne<br />

Zwischenerwärmung<br />

Für den Gasdruck bei der Preformherstellung ist darauf zu achten, dass der sog. GIT-<br />

Grenzdruck überschritten ist. Ab diesem Druck findet auch durch weitere<br />

Druckerhöhung keine Vergrößerung der Gasblase mehr statt. So wird gewährleistet,<br />

dass die Gasblase möglichst groß ist. Zusätzlich ist der Gasblasenquerschnitt oberhalb<br />

dieser Grenze reproduzierbar, während bei kleinen Gasdrücken mit starken<br />

Schwankungen des Querschnitts gerechnet werden muss.<br />

Die Ergebnisse aus den experimentellen Untersuchungen lassen sich dabei wie folgt<br />

stichpunktartig zusammenfassen:<br />

Der direkte Vergleich der Wandhomogenitäten und Oberflächengüten hat gezeigt, dass<br />

Bauteile ohne Zwischenerwärmung qualitativ den Bauteilen mit Zwischenerwärmung<br />

überlegen sind. Sie weisen eine glattere Oberfläche sowie eine verbesserte<br />

Aufblasreproduzierbarkeit auf. Die Verteilung der Wanddicke schwankt dabei in einem<br />

annehmbaren Toleranzrahmen. Bauteile, die mit einer einfachen IR Zwischen-<br />

erwärmung produziert wurden, weisen eine stark gewellte und von Fehlstellen<br />

gekennzeichnete Oberfläche auf. Auch die Wandhomogenität ist aufgrund mangelhafter<br />

Materialverstreckung schlechter als bei dem Prozessablauf ohne Zwischenerwärmung.<br />

Die Integration des Reflektors zeigte aber bereits einen großen Fortschritt gegenüber


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 39<br />

den Untersuchungen mit frei im Raum stehenden Infrarotstrahlern, bei denen keine<br />

vergleichbaren Aufblasergebnisse zu Stande kamen.<br />

Speziell die komplexere Prozessführung bei der Zwischenerwärmung erzeugt einen<br />

größeren Spielraum für eventuelle Probleme, aber auch für Verbesserungen. Ohne<br />

Zwischenerwärmung erreichen die Oberflächengüte und Wandhomogenität bereits fast<br />

die optimale Qualität. Im Gegensatz dazu weist die Variante mit Zwischenerwärmung<br />

eine größere Reproduzierbarkeit des Aufblasbildes auf.<br />

Als abschließendes Fazit ist festzustellen, dass beide Verfahrensvarianten ein<br />

gleichgroßes Entwicklungspotential haben. Es ist also sinnvoll, beide<br />

Verfahrensvarianten mit dem Ziel der Serienreife weiter zu optimieren. Insbesondere<br />

bei der Prozessvariante mit Zwischenerwärmung besteht Verbesserungspotential, um<br />

Bauteile mit ähnlicher Qualität wie ohne Zwischenerwärmung herstellen zu können.<br />

Doch auch ohne Zwischenerwärmung lassen sich einige Verbesserungen am Prozess im<br />

Allgemeinen oder direkt am Werkzeug integrieren, was in der nächsten Projektphase<br />

auch erfolgte.<br />

6.3 Konzipierung und Bau eines seriennahen Versuchswerkzeuges für<br />

die jeweiligen Verfahrensvarianten mit anschließenden experimentellen<br />

Untersuchungen und deren Auswertung sowie Bewertung<br />

Die Ergebnisse aus der Projektphase 1 und 2 (vgl. Kap 6.1 und Kap. 6.2) wurden<br />

unterschiedlichen Firmen, die im wesentlichen Zulieferer der Automobil, Elektro- und<br />

Möbelindustrie sind, vorgestellt. Die jeweiligen Firmenvertreter waren von den<br />

Projektergebnissen und der Qualität der bisher hergestellten Demonstratoren sehr<br />

positiv beeindruckt. Anhand der vorzeigbaren Bauteile wurden die<br />

Realisierungsmöglichkeiten von Serienbauteilen mit diesem Verfahren wesentlich<br />

optimistischer eingeschätzt als es noch zu Beginn des Projektes der Fall war. Zum<br />

Beispiel wurde für einen Luftführungsschacht der 70% Hohlraum-Querschnittanteil,<br />

wie er beim 1-stufigen Prozess realisierbar ist, als ausreichend eingestuft. Auch die<br />

Möglichkeiten des 2-stufigen Prozesses wurden aufgrund der sehr großen<br />

Geometriefreiheit sehr positiv eingeschätzt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 40<br />

Als wesentlicher Punkt für die Weiterentwicklung der Verfahrensvarianten konnte aus<br />

den Gesprächen mit den Firmenvertretern abgeleitet werden, dass eine weitere<br />

Funktionsintegration überprüft werden soll. In diesem Zusammenhang wurden Punkte<br />

wie direktes Anbringen von Verschraubungen oder Anschlussgeometrien für Schläuche<br />

genannt. Eine weitere konkrete Anforderung, die an Automobilzulieferer für die<br />

Umsetzung einer Luftführungsgeometrie gestellt werden, ist die Realisierung von<br />

Verzweigungen die zusätzlich eine stromgünstige und daraus folgend symmetrische<br />

Geometrie aufweisen.<br />

6.3.1 Seriennahe Bauteil- und Werkzeugauslegung für das 1-Stufen<br />

Verfahren<br />

Unter Beachtung dieser aufgeführten Punkte ist der weiterführende <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen<br />

Demonstrator (Abbildung 38), entwickelt worden. Die linke Darstellung zeigt die<br />

Preformgeometrie und die rechte Darstellung die Aufblasgeometrie. Der komplette<br />

ypsilonförmige Bereich des Bauteils stellt den <strong>GITBlow</strong> Hohlraumbereich dar, der<br />

stufenlos in seiner Höhe eingestellt werden kann. Der blau eingezeichnete Pfeil<br />

kennzeichnet die Schmelzeinjektionsposition, die beiden rot eingezeichneten Pfeile die<br />

jeweilige Gasinjektion.<br />

Preform<br />

Aufblasgeometrie<br />

Abbildung 38: CAD Zeichnungen vom <strong>GITBlow</strong> Demonstrator 2, der mit dem 1 Stufen<br />

Verfahren realsiert werden soll; links: Preformgeometrie; rechts: Aufblasgeometrie<br />

Blauer Pfeil: Schmelzeinjektion; Rote Pfeile: jeweilige Gasinjektion


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 41<br />

Das für dieses Bauteil umgesetzte Spritzgießwerkzeug arbeitet nach dem gleichen<br />

Funktionsprinzip (Keilprinzip) wie das 1 Stufen Werkzeug, das in Kap. 6.2 vorgestellt<br />

wurde.<br />

Jedoch wurden bei der Werkzeugentwicklung mehrere Optimierungen, wie verbesserte<br />

Angussposition, Lagestabilität der Kerns bei der Schmelzeinjektion oder eine<br />

verbesserte Kinematik für die Kern- und Auswerferbewegungen realisiert. Die<br />

Abbildung 39 zeigt schematisch die werkzeugtechnische Umsetzung für die<br />

unterschiedlichen und in sich verschalteten Bewegungen im Werkzeug.<br />

Abbildung 39: Darstellung der unterschiedlichen kinematischen Bewegungen im<br />

GITblow-Werkzeug; Der violette Keil sorgt für die Kernbewegung, der grüne Keil für die<br />

synchronisierte Auswerferbewegung, die gelben Platten (obere und mittlere) für die<br />

gesamte Auswerferbewegung<br />

Die Abbildung 40 zeigt einen <strong>GITBlow</strong> Demonstrator aus Polystyrol, welcher mit dem<br />

neu entwickelten Spritzgießwerkzeug hergestellt wurde.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 42<br />

Direkt angebundener<br />

Schlauchanschluss<br />

Hohlraumverzweigungen<br />

können problemlos<br />

realisiert werden<br />

30 x 24 mm große<br />

rechteckige Kanalgeometrie<br />

mit Hohlraum<br />

Abbildung 40: <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen-Verfahren: Demonstrationsbauteil 2<br />

6.3.2 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 1 Stufenverfahren<br />

Verfahrensbedingt unterliegt das <strong>GITBlow</strong>-1-Stufen-Verfahren im Vergleich zum 2-<br />

Stufen-Verfahren gewissen geometrischen Limitationen. Aus diesem Grund wurde das<br />

<strong>GITBlow</strong> Werkzeug so konstruiert, dass eine stufenlose Höheneinstellung für die<br />

Preformgeometrie als auch für die Aufblasgeometrie vorgenommen werden kann.<br />

Dadurch ist es möglich, in Abhängigkeit einer beliebig eingestellten Preformhöhe, die<br />

max. erreichbare Ausbildung der Aufblasgeometrie untersuchen zu können. Durch diese<br />

Untersuchungen sollte der Zusammenhang zwischen der Preformgeometrie und der<br />

damit verbundenen Ausprägung des GIT Hohlraums auf ein maximal erzielbares<br />

Aufblasergebnis hergestellt werden.<br />

Die Abbildung 41 zeigt den Zusammenhang zwischen Preformausgangshöhe h1 =9 mm;<br />

h2 = 12mm und h3= 15mm (von links nach rechts) bei einer konstanten Breite von<br />

30 mm auf das jeweils zu erzielende Aufblasergebnis.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 43<br />

Preform<br />

Streckhöhe<br />

3mm<br />

5mm<br />

7mm<br />

9mm<br />

11mm<br />

Nulllage -3mm<br />

nicht<br />

herstellbar<br />

nicht<br />

herstellbar<br />

Agas/Achar = 31,24<br />

Agas=81,92; Ages=262,24<br />

Verstreckrichtung nach unten<br />

Agas/Achar = 47,25<br />

Agas=162,02; Ages=342,94<br />

Agas/Achar = 54,23<br />

Agas=213,17; Ages=393,1<br />

Agas/Achar = 59,39<br />

Agas=266,3; Ages=448,39<br />

Nulllage<br />

nicht<br />

herstellbar<br />

nicht<br />

herstellbar<br />

Agas/Achar = 34,94<br />

Agas=121,8; Ages=348,53<br />

Agas/Achar = 46,5<br />

Agas=206,78; Ages=444,72<br />

Agas/Achar = 53,45<br />

Agas=272,02; Ages=508,89<br />

Agas/Achar = 59,42<br />

Agas=337,22; Ages=567,5<br />

Nulllage +3mm<br />

Agas/Achar = 35,96<br />

Agas=158,63; Ages=441,17<br />

Agas/Achar = 46,52<br />

Agas=239,11; Ages=513,93<br />

Agas/Achar = 52,32<br />

Agas=299,48; Ages=572,36<br />

Agas/Achar = 55,69<br />

Agas=363,05; Ages=651,94<br />

Agas/Achar = 59,22<br />

Agas=407,27; Ages=687,68<br />

Agas/Achar = 62,03<br />

Agas=472,39; Ages=761,56<br />

Twerkzeug = 40°C TSchmelze = 240°C Kühlzeit = 70 sec GITDruck = 70bar BLOWDruck= 60 bar<br />

Agas und Ages in [mm²] Agas/Achar in [%] Material: PS 495F<br />

Abbildung 41: Einfluss der Kernstreckhöhe bei verschiedenen Preformausgangsgrößen<br />

Wesentliche Erkenntnisse hieraus sind zum einen die maximal möglichen Streckhöhen<br />

und zum anderen die damit verbundenen Verhältnisse von der Gasblasenfläche (AGas)<br />

zum entsprechenden Rechteckquerschnitt (Achar). So konnte aus der Nulllage von +3<br />

mm eine weitere Verstreckung um 11mm erzielt werden. Das damit verbundene<br />

Ergebnis einer Verhältnismaximierung (AGas/Achar) konnte ausgehend vom Preform<br />

(reines GIT-Bauteil) zum <strong>GITBlow</strong>-Bauteil um beachtliche 72,5% vergrößert werden.<br />

Zur Vergleichbarkeit der Messungen bzw. der daraus resultierenden Messergebnisse<br />

wurde für obige Kernstreckhöhen an einer einheitlichen Stelle des Bauteils geschnitten<br />

und gemessen (siehe Abbildung 42).


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 44<br />

Abbildung 42: Untersuchte Querschnittsstelle des Ypsilon-Bauteils<br />

Im direkten Vergleich konnte das seriennahe Ypsilon-Versuchswerkzeug durch<br />

verbesserte Bauteilauslegung und gleichzeitig optimierter Werkzeugtechnik gegenüber<br />

dem ersten Versuchswerkzeug deutlich höhere Verstreckungen erzielen. (siehe<br />

Vergleich beider Werkzeuge in Tabelle 3).<br />

Tabelle 3: charakteristisches Querschnittsverhältnis (AGas /Achar) im Vergleich<br />

Erstes<br />

Versuchswerkzeug<br />

Ausgangslage 3mm 6mm 9mm 11mm<br />

50,18% 57,07% 64,97% 69,28%<br />

Erhöhung 100% 13,7% 29,5% 38,1%<br />

Seriennahes<br />

Versuchswerkzeug<br />

35,96% 46,52% 59,22% 62,03%<br />

Erhöhung 100% 29,4% 64,7% 72,5%<br />

Das resultierende charakteristische Querschnittsverhältnis konnte somit während der<br />

Projektlaufzeit um absolut 90,3% gesteigert werden, was als Qualitätsindikator den<br />

Erfahrungsfortschritt und die erfolgreiche Weiterentwicklung des Projektes beispielhaft<br />

widerspiegelt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 45<br />

Die Abbildung 43 zeigt abschließend weitere beispielhafte y-Bauteile, die aus<br />

unterschiedlichen Materialtypen umgesetzt wurden.<br />

PS SBS<br />

PA 66 PC-ABS<br />

Abbildung 43: <strong>GITBlow</strong> 1-Stufen-Verfahren: Y-Bauteile<br />

aus unterschiedlichen Materialien<br />

6.3.3 Seriennahe Bauteil- und Werkzeugauslegung für das 2-Stufen<br />

Verfahren<br />

Im Rahmen der Bauteilentwicklung für das 2-Stufen-Verfahren wurde das Bauteil<br />

“Einfüllstutzen“ konstruiert. Das Bauteil dient, wie es der Name bereits verrät, zur<br />

Befüllung eines Behälters. An dem Bauteil wurde ein Gewinde konstruiert, sodass nach<br />

dem Einfüllvorgang der Stutzen mit einem Verschluss geschlossen werden kann. Das<br />

Gewinde wurde u.a. auch aus Gründen der wesentlich höher geforderten<br />

Bauteilintegration berücksichtigt. Das Bauteil kann zu Demonstrationszwecken in<br />

einem Rahmen integriert werden, was Abbildung 44 zeigt.<br />

PC


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 46<br />

Der untere Teil<br />

wird noch spanend<br />

getrennt<br />

Verrundungen für einen<br />

homogenen Übergang<br />

zwischen Kunststoff und<br />

Metall<br />

Abbildung 44: 3D Zeichnung vom 2-Stufen <strong>GITBlow</strong> Bauteil Einfüllstutzen, integriert in<br />

einer Aufnahme (links) mit angebundenem Gewinde und verrundetem Übergang zum<br />

Rahmenelement (rechts)<br />

Die Vorder und Rückansichten des Bauteils sind der Abbildung 45 zu entnehmen. Die<br />

Abbildung 46 zeigt die Überlagerung der Preform- und Aufblasgeometrie, die<br />

aufbauend auf den Ergebnissen und Erkenntnissen von den Untersuchungen zum 2-<br />

Stufen-<strong>GITBlow</strong>-Demonstrator „Luftführung“ (vgl. Kap. 6.2) konstruiert wurden.<br />

Dieses Bauteil wurde bewusst so ausgelegt, dass das Aufblasen der Preformgeometrie<br />

ohne Zwischenerwärmung erfolgen kann.<br />

Einfüllstutzen<br />

Vorderansicht<br />

Preformgeometrie<br />

Ansicht von<br />

hinten<br />

Aufblasgeometrie<br />

Ansicht von<br />

hinten<br />

Abbildung 45: Unterschiedliche Ansichten vom Demonstrator „Einfüllstutzen“<br />

links: Vorderansicht; mitte: Ansicht von Hinten, Preformgeometrie;<br />

rechts: Ansicht von Hinten, Aufblasgeometrie


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 47<br />

Preform<br />

(grau)<br />

Aufblasgeometrie<br />

(blau)<br />

S 1<br />

30°<br />

30°<br />

30°<br />

30,93°<br />

Abbildung 46: Überlagerte Bauteilansicht von Preform- und Aufblasgeometrie vom<br />

hinterem Aufblasbereich (links) und Skizze zu den berechneten Wanddickenverteilungen<br />

(rechts)<br />

Das für die Produktion der Bauteile entwickelte <strong>GITBlow</strong> Spritzgießwerkzeug zeigt die<br />

Abbildung 47. Das Werkzeug ist so konzipiert, dass das Umsetzen der<br />

Preformgeometrie in die Aufblasgeometrie über das Drehen der Auswerferseite mittels<br />

Drehteller erfolgt. Im vorderen Bereich des rechten Bildes (Werkzeugdüsenseite) ist die<br />

Kavität für die Preformherstellung zu sehen, im hinteren Bereich die beiden Backen, die<br />

zur Realisierung des Hinterschnittes der Aufblasgeometrie dienen. Um einen<br />

fortlaufenden Prozess gewährleisten zu können, d.h. das in jedem Zyklus sowohl ein<br />

Preformbauteil als auch eine Aufblasgeometrie hergestellt werden kann, wurde über<br />

einen einfachen Heißkanal die Schmelzeinjektion umgelenkt. Die Schieber zur<br />

Realisierung des Gewindes befinden sich auf der Werkzeugauswerferseite. Wie in Kap.<br />

6.1 beschrieben, wurde das Werkzeug des Weiteren so konstruiert, dass die<br />

Druckversorgung für die Preformherstellung sowie für den Aufblasprozess an der<br />

Düsenseite erfolgen kann. Aus diesem Grund wurde ein System zur Gasübergabe in die<br />

Werkzeugtrennebene integriert.<br />

S 2<br />

S 3<br />

S 4


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 48<br />

GIT - NK<br />

Gasinjektion 2<br />

Gasübergabe 2<br />

Aufblasgeometrie<br />

Gasübergabe<br />

1 Schieber für Wz.-Backen für<br />

Gasinjektion 1<br />

Gewinde Hinterschnitt<br />

Preform<br />

Anguß<br />

Schieber<br />

Gasübergabe 1<br />

Abbildung 47: Darstellung des <strong>GITBlow</strong> 2-Stufen-Spritzgießwerkzeugs für das Bauteil<br />

Einfüllstutzen; links: Auswerferseite; rechts: Düsenseite<br />

Die Abbildung 48 zeigt eine Preformgeometrie inkl. Schnittdarstellung des<br />

Gasführungskanals sowie eine Aufblasgeometrie inkl. Schnittdarstellung des<br />

Aufblaskanals, die mit dem vorgestellten Werkzeug (Abbildung 47) hergestellt wurden.<br />

Preform Aufblasgeometrie<br />

Abbildung 48: Vergleichende Darstellung der zu realisieren Hohlraumquerschnittsverhältnisse,<br />

links: Preform; rechts: Aufblasgeometrie<br />

6.3.4 Experimentelle Untersuchungen zum <strong>GITBlow</strong> 2 Stufenverfahren<br />

Aufbauend auf diese beispielhaften Hohlraumquerschnittsverhältnisse wurden diverse<br />

Parametereinflüsse auf absolute Wanddicken und daraus resultierende<br />

Wanddickenhomogenitäten untersucht. Dieses geschah unter der Zielsetzung einer<br />

möglichst homogenen Wanddickenverteilung.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 49<br />

Die nachfolgende Abbildung 49 zeigt zunächst die unterschiedlichen Schnittstellen, an<br />

denen bei sämtlichen Parametereinstellungen geschnitten und gemessen wurde.<br />

Abbildung 49: Schnittstellen zur Ermittlung der jeweiligen Wanddickenverteilung<br />

Um ein aussagekräftiges und vor allem vergleichbares Ergebnis für jede<br />

Parametereinstellung zu generieren, wurden sowohl die Preformwanddicken als auch<br />

die Aufblasgeometriewanddicken mit einem zentral fixierten Fadenkreuz gemessen<br />

(siehe Abbildung 50).<br />

Abbildung 50: Beispielhafter Vergleich der drei Schnittstellen mit gleich bleibendem<br />

Fadenkreuz; links: Preform; rechts: Aufblasgeometrie<br />

Die nachfolgende Abbildung 51 zeigt beispielhaft das Resultat der<br />

Wanddickenhomogenität bei Variation der GIT-Verzögerungszeiten (GIT tv).


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 50<br />

Abbildung 51: Einfluss der GIT-Verzögerungszeit auf die Wanddickenhomogenität<br />

(repräsentiert durch die Standardabweichung STABWN) an allen 3 Schnittstellen<br />

Kernaussage dieser Abbildung ist der optimierende Einfluss einer höheren GIT-<br />

Verzögerungszeit auf die Wanddickenhomogenität für Schnittstelle 1 und 2. Die<br />

Wanddickenhomogenität errechnet sich dabei aus der Standardabweichung (kurz:<br />

STABWN) der insgesamt 17 Messpunkte (siehe rotes Fadenkreuz aus Abbildung 50).<br />

Je niedriger dieser Wert desto homogener die Wanddickenverteilung der<br />

Aufblasgeometrie.<br />

Neben der aus Abbildung 51 interpretierbaren Haupteinflüsse auf die <strong>GITBlow</strong><br />

Wanddickenverteilungen:<br />

• steigende GIT-Verzögerungszeiten (Veränderung der thermischen<br />

Verhältnisse im Preform = Veränderung der Gasblasengröße im Preform =<br />

Vergrößerung der Preformwanddicken)<br />

• Preformgrundgeometrie (siehe Veränderung und Resultat der<br />

Preformgrundgeometrie von Stelle 1 und 2 zu Stelle 3 in Abbildung 51)<br />

• Lage der Gasblase im Preform


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 51<br />

sind zusätzlich alle Parameter ausschlaggebend, die weitere Einflüsse auf die<br />

Temperaturverteilung im Preform ausüben (z.B. Werkzeugtemperatur,<br />

Schmelzetemperatur, Prozesszeiten usw.), sowie die Geschwindigkeit, mit der<br />

Aufgeblasen wird. Diese Geschwindigkeit hängt im zweistufigen <strong>GITBlow</strong>-Verfahren<br />

von der Höhe des Aufblasdruckes ab.<br />

Um den Einfluss unterschiedlicher Parameter (im Folgenden den Einfluss der<br />

Aufblasdrücke (Blowdrücke) in Abhängigkeit zu den in Abbildung 51 dargestellten<br />

GIT-Verzögerungszeiten) beurteilen zu können, mussten zunächst die absoluten<br />

Wanddicken von jeweils 5 Aufblasteilen für jeden Versuchspunkt bestimmt werden. Als<br />

Beispiel eines solchen Versuchspunktes dient folgende Abbildung 52.<br />

Wanddicke [mm]..<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300 330 360<br />

Winkel [°]<br />

GITtv = 2 Sek.<br />

GITtv = 3 Sek.<br />

Abbildung 52: Absolute Wanddickenverteilung eines Fertigteils (an Stelle 2, bei einem<br />

Aufblasdruck von 20bar)<br />

Entscheidend ist hierbei, dass zum einen die charakteristischen Wanddickenverläufe (60<br />

bis 300°) bei den unterschiedlich eingestellten GIT-Verzögerungszeiten (GIT tv)<br />

tatsächlich unterschiedlich verlaufen und zum anderen, dass die ermittelten Minima und<br />

Maxima jeder Winkelmessstelle nicht stark streuen. Beide Punkte sind gleichzeitig<br />

Voraussetzung, um eine gültige Aussage zur Reproduzierbarkeit der<br />

Wanddickenergebnisse treffen zu können. Die Reproduzierbarkeit ist letztendlich die<br />

Grundvoraussetzung für einen Vergleich zweier Parametereinflüsse (hier: GIT tv in<br />

Variation zum Aufblasdruck).<br />

Eine zweite wichtige Größe zur Bewertung der Wanddickenreproduzierbarkeit ist die<br />

absolute Standardabweichung der Wanddicken im Querschnitt jedes einzelnen Bauteils.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 52<br />

Diese sollte im Fall der unteren Abbildung 53, innerhalb einer GIT-Verzögerungszeit,<br />

für jedes Bauteil auf einem gleichen Niveau liegen. Auch wenn sich über die Minima<br />

und Maxima aus Abbildung 52 bereits eine ungefähre Standardabweichung abschätzen<br />

lässt, so wurde zur Bekräftigung der Wanddickenreproduzierbarkeit systematisch (für<br />

alle 3 Bauteilstellen und jede Parametervariation) ein Diagramm zur Beurteilung der<br />

Bauteildickenstandardabweichung erstellt. Zur Vervollständigung und Darstellung<br />

dieser zweiten, wichtigen Vergleichsbedingung soll beispielhaft Abbildung 53 dienen.<br />

STABWN [mm]<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

1 2 3 4 5<br />

Teil<br />

GITtv = 4 Sek.<br />

GITtv = 3 Sek.<br />

GITtv = 2 Sek.<br />

GITtv = 2 Sek.<br />

GITtv = 4 Sek.<br />

Abbildung 53: Standardabweichung der Querschnittbauteildicke<br />

Es ist deutlich zu erkennen, dass die Standardabweichung innerhalb der jeweiligen GIT-<br />

Verzögerungszeiten tatsächlich für jedes Bauteil konstant und damit reproduzierbar ist.<br />

Über die Erfüllung der Bedingungen aus Abbildung 52 und Abbildung 53 war es nun<br />

möglich, über alle 3 vorgestellten Querstellen des Bauteils eine vergleichende 3D-<br />

Matrix zu erstellen. Das Ergebnis einer solchen 3D-Matrix zeigt beispielhaft Abbildung<br />

54 für die Schnittstelle 2.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 53<br />

Ø-STABWN [mm]<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

20<br />

30<br />

Blowdruck [bar]<br />

40<br />

4<br />

50<br />

3<br />

2<br />

GIT-Verzögerungszeit<br />

[s]<br />

Abbildung 54: Gemittelte Standardabweichungen im Vergleich:<br />

Aufblasdruck und GIT tv-Variation, Schnittstelle 2 vgl. Abbildung 49<br />

Als Ergebnis dieser Abbildung kann gefolgert werden, dass ein ansteigender<br />

Aufblasdruck von 20 auf 50bar einen gleichbleibenden Effekt auf die<br />

Wanddickenhomogenität hat. Lediglich die ansteigende GIT-Verzögerungszeit hat in<br />

diesem Fall einen Einfluss auf die Wanddickenverteilung. Es ist zu vermuten, dass sich<br />

dieser Effekt für einen weiter ansteigenden Aufblasdruck fortsetzt.<br />

Zur grundsätzlichen Komplettierung der insgesamt extrem umfangreichen<br />

Untersuchungen dieses Werkzeugs ist in Abbildung 55 auch ein Längsschnitt des<br />

seriennahen <strong>GITBlow</strong>-Bauteils dargestellt.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 54<br />

Abbildung 55: Längsschnitt durch die Preform Geometrie (oben) und der<br />

Aufblasgeometrie (unten)<br />

Wesentliche Erkenntnisse aus dieser Abbildung und den Längsauswertungen insgesamt<br />

sind, dass die Preformgeometrien in den jeweiligen Querschnittsbereichen (1 bis 3)<br />

gleichbleibend homogen über ihre Länge aufgeblasen werden. Diese Behauptung stützt<br />

sich neben Abbildung 55 auf der erklärten Tatsache, dass alle Preform- und<br />

Aufblasquerschnittswanddicken reproduzierbar, d.h. mit minimaler<br />

Standardabweichung (bezogen auf jede einzelne Querschnittsmessstelle der<br />

Bauteilwiederholungen) gemessen wurden.<br />

Abschließend zu den Auswertungen und Bewertungen sind in Abbildung 56<br />

beispielhaft vier unterschiedliche Materialien abgebildet, die während der Projektphase<br />

erfolgreich aufgeblasen werden konnten, wodurch das Potential dieser Prozesstechnik<br />

unterstrichen wird.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 55<br />

PS 495 F PC/ABS SAN PP<br />

Abbildung 56: <strong>GITBlow</strong> 2-Stufen-Verfahren: Demonstrator Einfüllstutzen<br />

aus unterschiedlichen Materialien<br />

Die Vorteile der Anwendung des <strong>GITBlow</strong>-Verfahrens lassen sich somit unter der<br />

Einbeziehung der im Rahmen dieses Projektes erzielten Ergebnisse abschließend wie<br />

folgt zusammen fassen:<br />

• Mit beiden Verfahrensvarianten können prozesssicher Bauteile hergestellt<br />

werden<br />

• Es können sehr große Hohlraumquerschnitte, vgl. dem Blasformen realisiert<br />

werden<br />

• Eine dünnwandige Restwanddickenverteilung kann umgesetzt werden<br />

• Bauteile können im Vergleich zu alternativen Herstellverfahren mit wesentlich<br />

weniger Materialeinsatz und somit kostengünstig hergestellt werden<br />

• Die Realisierung extrem dünnwandiger Funktionskanäle ist gegeben<br />

• Verzweigungen der Hohlraumgeometrie können umgesetzt werden<br />

• Anschlussgeometrien können direkt an den Funktionskanal integriert werden<br />

• Die Anbindung von filigranen Formteilbereichen an den Funktionskanal ist<br />

möglich<br />

• Komplexe Geometrien sind realisierbar, die mit der Kernzugtechnik nicht<br />

möglich sind<br />

• Eine große Materialvielfalt ist verarbeitbar<br />

• Ein breites Anwendungsspektrum ist gegeben<br />

• Zusätzliche Bearbeitungsschritte entfallen<br />

• Bauteile können auf einer Verarbeitungsmaschine - in einer Wärme – realisiert<br />

werden (vgl. Abbildung 57), wodurch eine energieeffiziente und daraus folgend<br />

kostengünstige Bauteilherstellung möglich wird.


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 56<br />

Spritzgießen<br />

Bauteil 1<br />

evt. Zwischen-<br />

Hdl. Hdl.<br />

lagerung<br />

Spritzgießen<br />

Bauteil 2<br />

Fügen der<br />

Bauteile<br />

Hdl.<br />

fertiges<br />

Bauteil<br />

Spritzgießen<br />

Pre-Form<br />

Handling in der Spgm.<br />

Aufblasen<br />

(auf Endgeometrie)<br />

fertiges<br />

Bauteil<br />

Mehrere Prozessschritte, die<br />

zusammen geführt werden müssen Ein Prozessschritt<br />

Abbildung 57: Darstellung der herkömmlichen Prozesskette (links) und dem <strong>GITBlow</strong>-<br />

Prozess (rechts) für die Herstellung des Demonstrators Einfüllstutzen.<br />

Durch den Wegfall von zusätzlichen Verarbeitungsschritten und dem Wegfall der<br />

Zwischenlagerung ist eine effiziente Bauteilrealisierung mit <strong>GITBlow</strong> möglich<br />

7 Voraussichtlicher Nutzen, insbesondere die Verwertbarkeit der<br />

Projektergebnisse<br />

Das Institut für <strong>Kunststofftechnik</strong> bildet Studenten an der Universität <strong>Paderborn</strong> aus und<br />

wird die Forschungsergebnisse mit in die Lehrtätigkeit (Vorlesungen, Praktika ...)<br />

einfließen lassen. Hierbei handelt es sich um die Vorlesungsfächer “Werkzeuge der<br />

Kunststoffverarbeitung“ und “Auslegung von Spritzgießwerkzeugen“.<br />

Des Weiteren wird das Institut für <strong>Kunststofftechnik</strong> weitere Forschungsvorhaben in<br />

dem Bereich <strong>GITBlow</strong> projektieren und umsetzen um so den Forschungsschwerpunkt<br />

“Spritzgießsonderverfahren“ im Feld des Institutes weiter ausbauen zu können.<br />

Die 3Pi Consulting und Management GmbH versteht sich als grundlagenorientierter<br />

Dienstleister rund um die <strong>Kunststofftechnik</strong>. Neben der Prozessoptimierung und<br />

Prozessentwicklung steht auch die Produktanalyse und Produktoptimierung im<br />

Vordergrund. Im Rahmen der Kundenbetreuung wird die Firma 3 Pi auf das neue<br />

Verfahren hinweisen und neuen Anwendern bei der Einführung der Technologie<br />

behilflich sein. Hier stehen vor allen Dingen die folgenden Tätigkeiten im Vordergrund:<br />

• Vorstellung der neuen Verfahrenstechnik<br />

• Produktanalyse bei kunststoffverarbeitenden Unternehmen


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 57<br />

• Beratung und Management zur Prozesseinführung<br />

Des Weiteren bieten die Mitarbeiter der 3 Pi GmbH regelmäßig Schulungen an, in die<br />

die neuen Ergebnisse aus dem Projekt integriert werden. Dadurch werden die<br />

Ergebnisse einem Teilnehmerkreis zugänglich gemacht, der sich im Wesentlichen aus<br />

Entwicklern, Konstrukteuren, Technikern und Ingenieuren der kunststoffverarbeitenden<br />

Industrie zusammensetzt. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden darüber hinaus auf<br />

Tagungen präsentiert. Damit können auf einem ähnlichen Gebiet arbeitende Fachleute<br />

von den Ergebnissen profitieren und der Bekanntheitsgrad der 3 Pi GmbH kann<br />

gesteigert werden. Es können neue Kunden akquiriert und ein wesentliches<br />

Alleinstellungsmerkmal mit Hilfe der Technologie erarbeitet werden.<br />

8 Fortschritt auf dem Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen<br />

Einen Fortschritt auf dem Gebiet des Vorhabens bei anderen Stellen ist nicht bekannt.<br />

Die Umsetzung und Anwendung des <strong>GITBlow</strong> - Verfahren wurde bisher ausschließlich<br />

im Rahmen dieses abgeschlossenen Projektes vorgenommen.<br />

9 Erfolgte und geplante Veröffentlichung der<br />

Forschungsergebnisse<br />

Bereits erfolgte Veröffentlichungen:<br />

Potente, H.; Schöppner, V.; Schäfers, M.:<br />

Injection molding creates large hollow channels – the new, innovative <strong>GITBlow</strong><br />

technique, SPE ANTEC 2008, May 4-6 th , 2008, Milwaukee, WI, USA<br />

Ridder, H.; Schnieders, J.; Potente, H.; Schäfers, M.; Heim, H.-P.:<br />

Blasformen im Spritzgießwerkzeug, Kunststoffe, Jahrg.98, 09/2008, S. 73 – 77


<strong>Abschlussbericht</strong> zum Vorhaben 01RI05174 (3 Pi) und 01RI05175 (KTP) 58<br />

Ridder, H.; Schnieders, J.; Potente, H.; Schäfers, M.; Heim, H.-P.:<br />

Schäfers, M:<br />

Blow Molding in Injection Mold, Kunststoffe Plast europe, Volume 98, 09/2008,<br />

pp 49 - 52, Übersetzung von Artikel /32/<br />

Beitrag zur Entwicklung des Spritzgießsonderverfahrens „<strong>GITBlow</strong>“;<br />

Dissertation an der Universität <strong>Paderborn</strong>, Shaker Verlag, Aachen 2009<br />

Weitere geplante Veröffentlichung:<br />

Potente, H.; Moritzer, E.; Ridder, H.; Schäfers, M.; Heim, H.-P.; Plugge, T.:<br />

Advanced investigations for the newly developed special injection molding<br />

process: “<strong>GITBlow</strong>” ANTEC 2010<br />

<strong>Paderborn</strong>, März 2010 _________________________<br />

Prof. Dr.-Ing. E. Moritzer<br />

<strong>Paderborn</strong>, März 2010 _________________________<br />

Dr.-Ing. H. Ridder

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