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Rundbrief Vorlage 4seiter - Weltladen Karlsruhe

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Lasst faire Blumen sprechen!<br />

Die beiden tanzanischen Gewerkschafter Godwin Mariki und<br />

Yahya Msangi warben für Blumen mit dem Flower Label<br />

Es ist ein schöner Brauch, zum Beispiel<br />

am Valentinstag (14.2.) Blumen<br />

zu schenken. Sie bringen Freude<br />

und drücken Gefühle oft besser<br />

aus als Worte.<br />

Schenken Sie Blumen aus<br />

menschen- und umweltschonender<br />

Produktion, die mit dem Gütesiegel<br />

des Flower Label Program (FLP) ausgezeichnet<br />

sind. Schmücken Sie Kirchen<br />

und Festsäle mit fairen Blumen!<br />

Mariki und Msangi berichteten auf<br />

einer Veranstaltung des DGB in<br />

<strong>Karlsruhe</strong>, wo ich die Ehre hatte zu<br />

übersetzen, über die menschenunwürdigen<br />

Bedingungen auf den normalen<br />

Blumenplantagen dieser Länder.<br />

Die weitaus meisten Beschäftigten<br />

sind Frauen, die in der Regel<br />

noch nicht einmal den kärglichen,<br />

gesetzlich festgelegten Minimumlohn<br />

erhalten (in Tanzania etwa 50<br />

EUR pro Monat). Sie haben keine<br />

festen Arbeitsverträge, keine soziale<br />

und medizinische Absicherung.<br />

Sie sind schutzlos den hoch giftigen<br />

Pestiziden ausgeliefert, die in Europa<br />

meist seit Jahrzehnten verboten<br />

sind. Auf schwangere Frauen wird<br />

dabei keine Rücksicht genommen.<br />

Entweder sie arbeiten weiter und<br />

gefährden sich und das Kind oder sie<br />

werden fristlos entlassen. Msangi,<br />

der Koordinator des Global Pesticides<br />

Project der Gewerkschaften in<br />

Tanzania ist, berichtete, dass es dadurch<br />

oft zu Fehlgeburten und missgebildeten<br />

Kindern komme. Wer vergiftet<br />

oder krank wird, wird fristlos<br />

gefeuert. Laut Terre des hommes<br />

sterben allein in Kenya jährlich etwa<br />

1.000 Frauen an den Folgen von<br />

Pestizidvergiftungen, die sie sich auf<br />

den Plantagen zuzogen. Sie müssen<br />

ohne Schutzkleidung bis zu 70<br />

Wochenstunden für einen Tageslohn<br />

von umgerechnet etwa 1,5 EUR arbeiten.<br />

Plantagen und Umgebung sind vergiftet<br />

Mariki und Msangi berichteten, dass<br />

in der Umgebung der Blumenplantagen<br />

in der Arusha-Region auch<br />

Bäche und das Grund- und somit das<br />

Trinkwasser mittlerweile sehr mit<br />

diesen Pestiziden verunreinigt ist. So<br />

mehrten sich auch dadurch bedingte<br />

Krankheiten bei völlig unbeteiligten<br />

Anwohnern.<br />

Auch sexuelle Belästigung der Frauen<br />

durch die - in der Regel männlichen<br />

- Vorarbeiter sei an der Tagesordnung.<br />

Das Management der in<br />

dieser Region meist deutschen oder<br />

niederländischen Besitzer kümmere<br />

dies nicht.<br />

Auch Gewerkschaftsfreiheit sei ein<br />

Fremdwort in diesen Betrieben.<br />

Mariki arbeitete früher für eine dieser<br />

Plantagen. Er wurde wegen seines<br />

gewerkschaftlichen Engagements<br />

gefeuert. Heute ist er als<br />

Gebietssekretär der Landarbeitergewerkschaft<br />

zuständig für zwei je<br />

etwa 40 ha große Blumenfarmen,<br />

die das Flower Label-Gütesiegel erhalten<br />

haben. Die Kriterien des Siegels<br />

basieren auf den Sozialstandards<br />

der Internationalen Arbeitsorganisation<br />

(ILO).<br />

Gespritzt wird nur noch wenig – und<br />

dann mit Schutzkleidung<br />

„Wir setzen auf natürlichen Anbau,<br />

ohne schädliche Chemie, und die<br />

1300 MitarbeiterInnen der beiden<br />

Plantagen arbeiten jetzt unter menschenwürdigen<br />

Bedingungen“ sagte<br />

Mariki. Gespritzt werde nur noch,<br />

wenn es unbedingt notwendig sei -<br />

und dann international zugelassene<br />

Pestizide mit Schutzkleidung. 90<br />

Prozent der ArbeiterInnen hätten<br />

nun unbefristete Festverträge, die<br />

Diskriminierung der Frauen bei der<br />

Ausgabe von Arbeitskleidung sei<br />

beendet worden. In diesen beiden<br />

Label-Farmen komme auch sexuelle<br />

Belästigung praktisch nicht mehr<br />

vor, nachdem das Management einen<br />

Belästiger anzeigte und er gerichtlich<br />

bestraft wurde. Außerdem<br />

konnte ein Gewerkschaftskommittee<br />

frei gewählt werden.<br />

Im Herbst 2000 konnte die<br />

tanzanische Landarbeitergewerkschaft<br />

einen guten Tarifvertrag<br />

mit den beiden Firmen abschlie-<br />

ßen. „Nicht nur konnte ein um 50%<br />

höherer Lohn als das gesetzliche<br />

Minimum und eine Wohngeldzulage<br />

vereinbart werden, es wurden auch<br />

besondere Schutzvorschriften für<br />

Frauen, das Verbot von Schwangerschaftstests<br />

vor der Einstellung und<br />

eine Begrenzung der Zeitarbeitsverträge<br />

festgelegt.“ Der Tarifvertrag<br />

beruft sich ausdrücklich auf die Kriterien<br />

des FLP.<br />

„Für uns ist das FLP eine wichtige<br />

Hilfe“, erklärten Mariki und Msangi.<br />

„Durch das FLP konnten wir in mehreren<br />

Blumenplantagen grundlegende<br />

Menschenrechte am Arbeitsplatz<br />

durchsetzen.“<br />

FIAN – weltweit welche<br />

Ziele?<br />

FIAN (Food First Information & Aktions-Netzwerk)<br />

ist eine internationale<br />

Menschenrechts-Organisation für<br />

das Recht, sich zu ernähren. 1986<br />

gegründet, sind bei FIAN heute in<br />

Deutschland mehr als 1.300 Menschen<br />

Mitglieder. In elf weiteren<br />

Staaten Asiens, Amerikas und Europas<br />

gibt es FIAN-Sektionen.<br />

Menschenrechte werden weltweit<br />

verletzt. FIAN tritt dafür ein, dass die<br />

Landbevölkerung die eigene Nahrung<br />

produzieren kann. Das Menschenrecht,<br />

sich selbst zu ernähren,<br />

haben die Vereinten Nationen im<br />

Sozialpakt festgeschrieben.<br />

Landarbeiterinnen verdienen zu wenig,<br />

um eine Familie ernähren zu<br />

können. Der Export europäischer<br />

Überproduktion bringt afrikanische<br />

Bauern um ihre Existenz. Die Folgen<br />

dieser Ungerechtigkeiten sind Hunger<br />

und Unterernährung.<br />

FIAN bringt dies an die Öffentlichkeit<br />

und vor die UNO. Am wichtigsten<br />

dabei ihre konkreten Aktionen:<br />

Protestschreiben, Eilaktionen sowie<br />

die Fallarbeit lokaler Gruppen. Weltweit<br />

setzen Menschen ihre Hoffnung<br />

in die Unterstützung durch FIAN.

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