� Kundenzeitschrift des „FIGARO BILK“
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So geht das! (mit den Billigpreisen)<br />
„Ich gehe jetzt zum „Friseur neben Real“ und spare dadurch jeden Monat 8,- Euro!“ so ein früherer und,<br />
wie er ausdrücklich bestätigte, zufriedener Kunde. Dieses erklärte er mir während einer Diskussion der SPD<br />
Ortsgruppe Unterbilk, die zum Thema Wirtschaft und Lokales eingeladen hatte. Er betonte ausdrücklich,<br />
die Leistung dort war nicht ganz so gut, wesentlich schneller in der Ausführung, ohne Service, aber immerhin<br />
8,- Euro gespart. „Warum soll ich denn mit dem Mehrpreis ihr Luxusauto finanzieren?“ so seine Frage.<br />
Fakt ist: Ein normales Friseurunternehmen dient dem Friseurmeister und Familie als Lebensgrundlage. Um<br />
dem Unternehmer ca. 1.500.- € Nettolohn zu ermöglichen, wären ca. 3.000,- € Gewinn notwendig. Der<br />
vorher genannte Salon gehört zu einer Friseurkette mit 1700 Filialen. Wenn hier pro Monat und Filiale nur<br />
Minimum 500,- € Gewinn erwirtschaftet werden, so sind das 850.000 € Gewinn im Monat… davon könnte<br />
man sich gleich mehrere Luxuskarossen leisten.<br />
Nun ist mir aber bekannt, dass Discountfriseure, trotz niedrigerer Preise, nicht weniger Gewinn als herkömmliche<br />
Friseure erwirtschaften. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, einmal genauer zu erfahren, wie so eine<br />
Preisersparnis von 8,- Euro pro Haarschnitt zu Stande kommt.<br />
Nachdem ich (als Gründer der Initiative „der faire Salon“) eine Mitteilung erhielt, das vor dem Arbeitsgericht<br />
Düsseldorf eine Verhandlung gegen die Friseurkette KLIER anberaumt war, wozu vorgenanntes Unternehmen<br />
gehört, nahm ich an der Verhandlung als Zuhörer teil und hatte hinterher die Möglichkeit, mit dem<br />
Kläger zu sprechen.<br />
Friseurmeister Sebastian R. klagte gegen seinen Arbeitgeber. Er hatte, statt <strong>des</strong> ihm zustehenden Meistergehalts,<br />
über Monate hinweg den deutlich geringeren Lohntarif für Gesellen erhalten. Nicht entlohnte Überstunden<br />
und andere Vorwürfe kamen ebenfalls zur Sprache. Sebastian R. als früherer Salonleiter bei<br />
„Friseur neben Real“ erzählte anschließend:<br />
Es werden grundsätzlich nur jüngere und unerfahrene Mitarbeiter eingestellt,<br />
diese sind im Lohnniveau deutlich billiger und kennen sich in rechtlichen und tariflichen Strukturen<br />
noch nicht gut aus.<br />
Serviceleistungen für Kunden sind bei diesem Discountfriseur nicht vorgesehen<br />
Kaffee oder Zeitungen für die Kunden mussten die Mitarbeiter aus eigener Tasche finanzieren.<br />
Zeitdruck und Umsatzdruck<br />
jeder Mitarbeiter musste das 4,4fache seines Bruttolohnes erwirtschaften.<br />
(ein Faktor, der in dieser Höhe eher Luxus Salons vorbehalten ist, hier aber bei 12 Euro Preisen)<br />
Wer dieses nicht schaffte, wurde in der Arbeitszeit (und Lohn) von 39 auf 27 Stunden zurückgestuft und<br />
—-musste sich den fehlenden Lohn per Aufstockung vom Sozialamt ausgleichen lassen.<br />
Wurde das Umsatzziel dann immer noch nicht erreicht, erfolgte die Herabstufung auf 401,- € Lohn.<br />
Reklamationen<br />
müssen durch den Salonleiter ausgeglichen werden, dieses außerhalb der Arbeitszeit, auf eigene Kosten.<br />
Überstunden werden ganz einfach „verrechnet“, wenn der betreffende Mitarbeiter länger krank ist oder der<br />
—-Salon viele Leerlaufzeiten vorweist. Ersatzlos.<br />
Mich macht es auch traurig, das Menschen inzwischen dort arbeiten müssen – zu miserablen Bedingungen..<br />
damit Andere sparen können. Arbeiten müssen, die Agentur für Arbeit will es so. Schließlich wurden in den<br />
letzten 10 Jahren im Friseurhandwerk rund 40.000 Arbeitsplätze abgebaut! Für die Agentur zählt nur ein<br />
versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, auch wenn auf Kosten <strong>des</strong> Allgemeinwohls „aufgestockt“<br />
werden muss.<br />
Sozial ist das alles nicht mehr….<br />
das sollten auch die begreifen, welche sich diesen Begriff auf die Fahne geschrieben haben….