Hydrologie der Schweiz
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Während des Tages treten aber auch hier Zeitabschnitte<br />
mit positiver Nettostrahlung und damit Verdunstung<br />
auf (vgl. Fig. 4-9).<br />
Fig. 4-2: Aus <strong>der</strong> Nettostrahlung (Periode 1984–1993) abgeleitete<br />
maximal mögliche Jahresverdunstung; Mittelwert für die <strong>Schweiz</strong>:<br />
600 mm (nach Z’GRAGGEN & OHMURA 2002).<br />
4.1.3 Potentielle und reale Verdunstung<br />
Bei optimalen Feuchteverhältnissen an <strong>der</strong> Erdoberfläche<br />
wird die Verdunstung im Rahmen <strong>der</strong> zur Verfügung<br />
stehenden Energie vom Zustand <strong>der</strong> Atmosphäre<br />
bestimmt. Sie wird als potentielle Verdunstung bezeichnet;<br />
ihre Höhe wird verstärkt durch:<br />
− ein hohes Feuchtedefizit <strong>der</strong> Luft,<br />
− Wind und<br />
− Luftdruck.<br />
Die effektiv verdunstete Wassermenge (reale o<strong>der</strong> aktuelle<br />
Verdunstung) wird zusätzlich durch das verfügbare<br />
Wasserangebot limitiert und liegt in den meisten<br />
Fällen unter den potentiellen Verdunstungwerten (vgl.<br />
Fig. 4-3). Praktisch identisch sind aktuelle und potentielle<br />
Verdunstungshöhen über Gewässern.<br />
Die reale Verdunstung wird weitgehend von Bodenbedeckung<br />
und Bodenwassergehalt bestimmt. Unbelebte<br />
Oberflächen trocknen nach Nie<strong>der</strong>schlägen rasch ab,<br />
die Verdunstung geht stark zurück und die Erwärmung<br />
nimmt zu. Auf pflanzenbedeckten Flächen kann die<br />
aktive Verdunstung (Transpiration) den Rückgang bei<br />
<strong>der</strong> Evaporation ausgleichen, wenn <strong>der</strong> Boden genügend<br />
pflanzenverfügbares Wasser enthält. Waldflächen<br />
weisen höhere Transpirationsleistungen auf als<br />
Wiesenstandorte (vgl. Fig. 4-8). In <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> erreicht<br />
42<br />
die reale Verdunstung im Jahresmittel rund 80 % <strong>der</strong><br />
maximal möglichen Verdunstung und beträgt 484 mm<br />
pro Jahr (MENZEL et al. 1999).<br />
Höhenstufen [m ü.M.]<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
Reale Verdunstung<br />
0<br />
0 100 200 300 400 500 600 700<br />
Verdunstung [mm]<br />
Fig. 4-3: Reale und potentielle mittlere Jahresverdunstung für das<br />
Einzugsgebiet Thur – Andelfingen (Periode 1993–1994) (nach GURTZ<br />
et al. 1997).<br />
4.2 Verdunstung messen<br />
Potentielle<br />
Verdunstung<br />
Die direkte Messung des effektiv verdunsteten Wassers<br />
ist nur für kleine Versuchsflächen möglich. Die potentielle<br />
Verdunstung kann mit einfachen Geräten erfasst<br />
werden. Zur Messung <strong>der</strong> aktuellen Verdunstung müssen<br />
Testbodenkörper mit natürlicher Vegetation in die<br />
Messvorrichtung eingebaut werden.<br />
4.2.1 Messung <strong>der</strong> potentiellen Verdunstung<br />
Geräte zur Messung <strong>der</strong> potentiellen Verdunstung ermöglichen<br />
die Verdunstung unter kontrollierbaren Bedingungen.<br />
Probekörper (Atmometer und Evapometer)<br />
messen das von feuchten Oberflächen, Evaporimeter<br />
das von freien Wasserflächen verdunstende Wasser.<br />
Ein Evaporimeter (Class A Pan) wird weltweit als Standardgerät<br />
<strong>der</strong> World Meteorological Organization<br />
(WMO) zur Erfassung <strong>der</strong> Verdunstung eingesetzt (vgl.<br />
Fig. 4-4). Das Gerät besteht aus einem Kessel mit<br />
122 cm Durchmesser und einer Randhöhe von 25 cm.<br />
Die Verdunstung wird über die gleichzeitige Messung<br />
von Wasserstand (in Fig. 4-4 mittels Ultraschallgerät)<br />
und Nie<strong>der</strong>schlag bestimmt. Da diese Messgeräte<br />
Feuchteinseln in einer normalerweise trockeneren Umgebung<br />
darstellen (Oaseneffekt), ist die gemessene<br />
Verdunstung im Mittel zu hoch. Die Class A Pan ist zudem<br />
<strong>der</strong> vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was<br />
meist eine Erwärmung gegenüber <strong>der</strong> Umgebung bedeutet.<br />
Die gemessenen Verdunstungswerte müssen<br />
deshalb mit einem «Kesselkoeffizienten» (um 0,75)<br />
korrigiert werden (BAUMGARTNER & LIEBSCHER 1990).