Drehmaschinen
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Hartbearbeitung von Hauptspindeln<br />
auf einer TC 35YS<br />
Alles vom<br />
Feinsten<br />
40 NCF Februar|2010<br />
DrehmAschinen
Fünf Länder, die gleiche Frage, zwei völlig unterschiedliche<br />
Antworten. Konkret: Würde<br />
man in Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien<br />
und Deutschland innerhalb der<br />
metallbearbeitenden Branchen nachfragen,<br />
wer oder was ist CMZ, dann wüssten mit Ausnahme der<br />
deutschen Befragten alle die richtige Antwort: „CMZ<br />
baut <strong>Drehmaschinen</strong>.“ Dass dem so in Spanien ist (hier<br />
hält CMZ bei den CNC-<strong>Drehmaschinen</strong> einen Marktanteil<br />
von um die 60 (!!) Prozent) muss noch niemanden<br />
verwundern, aber dass der spanische Hersteller aus der<br />
Nähe von Bilbao auch in Frankreich in seinem Segment<br />
– sprich 2-, 3- und 4-Achsen-<strong>Drehmaschinen</strong> – die Marktführerschaft<br />
(noch vor Mori Seiki und Mazak) erreicht<br />
hat, ist schon aller Achtung wert. Und warum kennt man<br />
dann in Deutschland dieses Unternehmen nicht?<br />
Dass hierzulande kaum jemand (mit Ausnahme des Kolbenherstellers<br />
Mahle, der schon vor Jahren um die 60<br />
CMZ-Maschinen geordert hat) mit dem Namen CMZ<br />
etwas anfangen kann, hat einen einfachen Grund. Bis<br />
zum vergangenen Jahr wurden die Maschinen von einem<br />
bekannten deutschen Werkzeugmaschinenunternehmen<br />
unter deren eigenem Label verkauft. Und dies<br />
durchaus erfolgreich. Wie Aitor Zumarraga, der seit 1988<br />
zusammen mit seinem Bruder Inaki dem Familienunternehmen<br />
als Managing Director vorsteht, erläutert,<br />
dürften es inzwischen um die 1.000 Maschineninstallationen<br />
in Deutschland sein.<br />
von helmut Angeli Der deutsche Werkzeugmaschinenbau gilt – und ich meine absolut<br />
zu Recht – in Sachen Qualität und Präzision als vorbildhaft. Was aber natürlich nicht heißen soll,<br />
dass nur Werkzeugmaschinen ,made in Germany’ höchsten Ansprüchen genügen. Mit der spanischen<br />
CMZ Machinery Group kommt jetzt ein Anbieter von CNC <strong>Drehmaschinen</strong> auf den deutschen Markt,<br />
der sich hierbei absolut nicht zu verstecken braucht.<br />
Inaki (links) und Aitor Zumarraga, Geschäftsführende Gesellschafter<br />
C.M.Z. Machinery Group, setzen auf eine hohe Fertigungstiefe<br />
und bestmögliche Produktqualität.<br />
NCF Februar|2010 41
„… eS WeRDeN keINe BAuTeIle<br />
veRWeNDeT, DIe NICHT ZuvoR<br />
eINeR 100% koNTRolle AuF ZeISS<br />
MeSSMASCHINeN uNTeRZoGeN<br />
WuRDeN.“<br />
olaf Süßmann, Geschäftsführer CMZ GmbH<br />
Seit Mitte letzten Jahres ist CMZ nun mit einer eigenen<br />
Niederlassung in Deutschland (Stuttgart) präsent. Mit<br />
Olaf Süßmann wurde ein ausgewiesener Kenner als Geschäftsführer<br />
engagiert und seine vordringlichste Aufgabe<br />
war es, einen funktionierenden Vertrieb aufzubauen.<br />
Olaf Süßmann: „Inzwischen gehören über zehn renommierte<br />
Handelsunternehmen zu unseren Vertriebspartnern,<br />
so dass wir auf der Vertriebsseite nahezu ganz<br />
Deutschland abgedeckt haben. Die Niederlassung Stuttgart<br />
fungiert dabei als zentraler Ansprechpartner für<br />
Kunden und Vertriebsunternehmen und als der deutsche<br />
Servicestützpunkt.“<br />
„...mittelfristig um die 150 Maschinen im Jahr.“<br />
Und mit dieser Organisation im Rücken nennt Olaf Süßmann<br />
durchaus anspruchsvolle Ziele: „Wir gehen davon<br />
aus, dass wir mittelfristig im deutschsprachigen Raum<br />
um die 150 Maschinen im Jahr verkaufen können.“ Mit<br />
welchen Argumenten? „Wir liefern erstklassige Qualität<br />
zu einem sehr niedrigen Preisniveau.“ Das wiederum<br />
ist aber ein Argument, das sich nicht wenige ans Revers<br />
heften und das man als Fachzeitschrift durchaus kritisch<br />
hinterfragen sollte. Also: „Was unterscheidet denn nun<br />
CMZ-Produkte von Maschinen anderer Hersteller?“<br />
Olaf Süßmann: „Alle CMZ <strong>Drehmaschinen</strong> sind auf einem<br />
massiven Monoblock Gussbett aufgebaut. An der<br />
gesamten Maschinenstruktur jeder Baureihe wird auf<br />
Schweißkonstruktionen generell verzichtet. Mit extrem<br />
breiten Schlitten zusammen mit den gehärteten und geschliffenen<br />
Gleitführungen für die Serie TL und TC garantiert<br />
diese gewichtige Konstruktion einen hohen Grad an<br />
Dämpfung und wirkt sich dadurch positiv auf die Oberfläche<br />
der Werkstücke und die Standzeit der Werkzeuge aus.<br />
Der Antrieb der Achsen erfolgt an allen CMZ Maschinen<br />
durch Vorschubspindeln mit außen liegenden Kugelrückführungen.<br />
Trotz der kräftigen Struktur liegen die<br />
Beschleunigungswerte in allen Verfahrbewegungen bei<br />
1g und es werden Eilgänge bis zu 30m/min erreicht.“<br />
Doch damit noch längst nicht genug: „Zur thermischen<br />
Kontrolle und Stabilität sind an allen wichtigen Punkten<br />
Sensoren in der Maschine verbaut. Diese Überwachungen<br />
garantieren eine sensible Steuerung des Ölkühlers,<br />
der wiederum direkt die Motorspindel und Aufnahmen<br />
der Kugelrollspindeln versorgt.“ Und weiter: „Die Hauptspindeln<br />
gehören zur Kernkompetenz von CMZ. Ein<br />
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DrehmAschinen<br />
robuster Gusskörper nimmt die aus eigener Entwicklung<br />
und Fertigung stammenden Motorspindeln auf. Diese<br />
Konstruktion führt zu einer besonderen Spindelstabilität<br />
und Dämpfungseigenschaft, welche die Präzision<br />
des Werkstücks in Bezug auf Rundlaufgenauigkeit und<br />
Oberflächengüte signifikant verbessert. Die Lagerung<br />
der Spindel ist mit zwei Zylinderrollenlagern vorn, einem<br />
oder zwei Zylinderrollenlager hinten (je nach Modell),<br />
plus zwei Schrägkugellagern zur Aufnahme axialer Kräfte<br />
ausgestattet. Durch diese Anordnung sind die Motorspindeln<br />
auch bei Crashsituationen geschützt. Sowohl<br />
der Spindelkörper als auch die Spindellagerungen sind<br />
ölgekühlt. Die Antriebsleistungen erreichen je nach<br />
Modell bis zu 48 KW und das Drehmoment kann bis zu<br />
1.500 Nm betragen.“<br />
Das alles liest sich doch schon recht ordentlich, aber<br />
das wirklich bemerkenswerte daran ist, dass nahezu alle<br />
Komponenten (einmal abgesehen von CNC-Steuerung,<br />
Kühlsystem und Maschinenumhausung) aus der eigenen<br />
Fertigung kommen. Für Inaki Zumarraga, verantwortlich<br />
für die Technik, ist dies eine unabdingbare Voraussetzung,<br />
um den hohen Qualitätsstandard erreichen und<br />
halten zu können. „Es ist für uns entscheidend, dass wir<br />
einen direkten Zugriff auf die Herstellung aller qualitätsbestimmenden<br />
Teile und Komponenten behalten. Nur so<br />
können wir sicherstellen, dass alle einzelnen Baugruppen<br />
perfekt aufeinander abgestimmt sind und wir so zu<br />
einem wirklich fehlerfreien Gesamtsystem kommen.“<br />
Olaf Süßmann erläutert: „Alle wesentlichen Arbeitsschritte<br />
werden einzig und allein durch das Familienunternehmen<br />
am Standort geleistet. Die Fertigung der<br />
einzelnen Bauteile erfolgt auf modernsten Produktionsmitteln<br />
und es werden keine Bauteile verwendet,<br />
die nicht zuvor einer 100% Kontrolle auf Zeiss Messmaschinen<br />
unterzogen wurden.“<br />
100% kontrolle aller Bauteile ist obligatorisch<br />
Was genau darunter zu verstehen ist, lässt sich gut an<br />
dem konkreten Beispiel Werkzeugrevolver festmachen.<br />
Es gibt, und steht eigentlich außer Frage, auf dem freien<br />
Markt durchaus gute und anerkannte Lieferanten für<br />
Werkzeugrevolver. Aber das sind Standardprodukte, und<br />
mit solchen lässt sich das gesamte Leistungsspektrum<br />
der CMZ-Maschinen nun einmal nicht ausschöpfen.<br />
Deshalb, so Olaf Süßmann, entwickelt und baut man die
Ist und bleibt Spezialistensache und ein kennzeichen stabilen<br />
Maschinenbaus: Das einschaben von Führungsbahnen.<br />
Revolver selbst. Und auch die „können sich sehen lassen’.<br />
Olaf Süßmann zu den technischen Daten: „Die Anzahl<br />
der Stationen liegt bei den meisten Maschinenmodellen<br />
bei 16 Werkzeugplätzen. Die Revolverscheibe ist mit<br />
Verschraubungen für die Direktaufnahmen versehen.<br />
Mit dem soliden Grundträger wird hierdurch eine größtmögliche<br />
Stabilität am Revolver erreicht. Die Schaltzeit<br />
des durch einen Servomotor angetriebenen Revolvers<br />
liegt bei 0,2 Sekunden zwischen den einzelnen Stationen.<br />
Auch bei einer Schwenkung um 180° werden 0,5 Sekunden<br />
nicht überschritten. Bei dem Modell TB liegen die<br />
Werte sogar nur bei 0,15 und 0,4 Sekunden Schaltzeit.“<br />
Und zu den Details: „Die Klemmung des Revolvers erfolgt<br />
durch eine 3-fache Bogenverzahnung, welche gegenüber<br />
der üblichen Hirth Verzahnung eine vielfach genauere<br />
Positionierung des Revolvers garantiert. In der Version<br />
M oder Y treibt ein separater Fanuc Motor die Werkzeuge<br />
an. Da alle Plätze angesteuert werden, ermöglicht dieses<br />
System eine sehr freie Wahl der Werkzeugplätze während<br />
der Programmierung. Durch den großen Durchmesser<br />
der Revolverscheibe werden ebenso mögliche Interferenzen<br />
zwischen den Werkzeugen minimiert.“ Und:<br />
„Die Genauigkeit der Spindel wird, im Gegensatz zu<br />
den meisten Wettbewerbern, immer nur an einem fertig<br />
gedrehten Werkstück gemessen. Bei dieser besonderen<br />
Testmethode weisen alle CMZ Spindeln eine Rundlaufgenauigkeit<br />
von 1 um auf. Je nach Futter- und Spindeltyp<br />
beschleunigen die dynamischen Motorspindeln in 1,2<br />
bis 2,8 sek. von 0 auf Nenndrehzahl.“<br />
Tl20MS mit Gantrylader und Werkstückspeicher – alles von CMZ<br />
entwickelt und gefertigt.<br />
Wenn man all dies zusammen nimmt, dann bleibt schon<br />
festzuhalten, dass CMZ in Sachen Maschinenbau sich<br />
vor niemandem zu verstecken braucht. Eher schon im<br />
Gegenteil: Die Produktionsgesellschaften in und um<br />
den Stammsitz in Zaldibar sind schlichtweg beeindruckend.<br />
Dass in der Dreherei dabei ,nur’ CMZ-Maschinen<br />
stehen ist selbstverständlich, und wer dort einmal die<br />
Möglichkeit hatte, beispielsweise die Hartbearbeitung<br />
der Spindeln zu sehen, weiß um die Möglichkeiten der<br />
Drehzentren. Dass für die Finishbearbeitung Studer<br />
Schleifzentren zur Verfügung stehen, ist hierbei schon<br />
beinahe logisch. Adäquat die Produktion der kubischen<br />
Teile. Dort sind ausschließlich Mitsui Seiki HU63A Bearbeitungszentren<br />
mit Palettenbahnhöfen im Einsatz<br />
– präzisere Zentren dürfte es wohl nicht allzu viele geben.<br />
Oder in der Großteile- sprich Bettenbearbeitung:<br />
Hier werden auf einer Soraluce Fahrständermaschine<br />
die Gußbetten vorbearbeitet und dann auf einer Favretto<br />
fertig geschliffen. Für Aitor Zumarraga ist dies<br />
eine unabdingbare Voraussetzung für die eigenen Qualitätsansprüche.<br />
„Wenn wir auf dem deutschen Markt<br />
erfolgreich sein wollen, dann geht das nur über eine<br />
sehr hohe Produktqualität“, und fügt lächelnd hinzu,<br />
„und das zu einem konkurrenzlos günstigen Preis.“ Und<br />
das darf durchaus wörtlich genommen werden. Wer daran<br />
zweifelt, dem kann nur ein Besuch der diesjährigen<br />
Metav empfohlen werden. W<br />
www.cmz.com