Bad Segeberg - David Garrett und Peter Maffay begeisterten
Bad Segeberg - David Garrett und Peter Maffay begeisterten
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Hamburger Abendblatt 23.05.2011<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Segeberg</strong><br />
Gipfeltreffen am Kalkberg - Zuschauer sind<br />
begeistert<br />
Frank Knittermeier <strong>und</strong> Lothar Hermann Kullack<br />
<strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> <strong>und</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Maffay</strong> <strong>begeisterten</strong> am Wochenende ihre Fans in der<br />
ausverkauften Arena in <strong>Bad</strong> <strong>Segeberg</strong>. <strong>Maffay</strong> kam mit Harley auf die Bühne.<br />
<strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> riss die Besucher in <strong>Bad</strong> <strong>Segeberg</strong> mit. Zweieinhalb St<strong>und</strong>en Rock <strong>und</strong> Klassik, Anekdoten <strong>und</strong><br />
Emotionen. Die Zuschauer waren begeistert von der Show des jungen Stargeigers<br />
Foto: LNBILD/SGB<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Segeberg</strong>. Kira ist erst zehn Jahre alt, aber sie weiß ganz genau, was sie<br />
werden will, wenn sie einmal erwachsen ist: Stargeigerin. So wie der junge Mann mit<br />
dem Hütchen <strong>und</strong> den Schlapphosen, den sie auf der Bühne bew<strong>und</strong>ert. Kira aus<br />
Bremen möchte einmal so gut auf der Geige spielen wie <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong>. "Wenn sie<br />
übt, zieht sie extra ihre zerrissenen Jeans an", sagt ihre Mutter Birgit, 43. Aber das ist<br />
ihr herzlich egal. Sie ist froh, dass ihre Tochter ein Vorbild hat, dem sie nacheifert.<br />
"Wenn <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> nicht wäre, würde Kira wahrscheinlich längst nicht so viel üben",<br />
sagt ihre Mutter. Kira lächelt verschmitzt <strong>und</strong> nickt. Familie Skipper ist aus Bremen<br />
angereist, um in <strong>Bad</strong> <strong>Segeberg</strong> den jungen Meistergeiger zu hören - <strong>und</strong> in der<br />
Pause wird der Fanshop gestürmt: Die Familie deckt sich mit <strong>David</strong>-<strong>Garrett</strong>-T-Shirts<br />
ein. Das Konzert finden die Skippers natürlich großartig<br />
So wie die anderen 10 000 Besucher im Freilichttheater am Kalkberg, das an diesem<br />
Abend wie erwartet ausverkauft ist. Denn <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> ist ein Star, der auf vielen<br />
großen Bühnen dieser Welt zu Hause ist. Ein Weltstar also, das kann man mit Fug
<strong>und</strong> Recht behaupten. Wie ein solcher allerdings gibt er sich nicht. Während seine<br />
fünfköpfige Band zusammen mit den Streichern der Neuen Philharmonie Frankfurt<br />
das Eröffnungsstück "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana anstimmt, müssen die<br />
Zuschauer den Geiger erst suchen. Und da ist er: Rechts von der Bühne kommt er<br />
den Abhang herunter, lächelt <strong>und</strong> fiedelt. Jubel! Der steigert sich noch nach dem<br />
zweiten Stück: Beethovens fünfte Symphonie in der eigenwilligen Crossover-Version<br />
des <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong>. Es ist schon faszinierend, mit welcher Leichtigkeit der Geiger die<br />
Bühne beherrscht. Wer hätte je gedacht, dass ein junger Geiger, der Klassik <strong>und</strong><br />
Rock gleichermaßen beherrscht, einen derart atemberaubenden Erfolg auf der<br />
ganzen Welt hat?<br />
Zwischen den Titeln greift <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> zum Mikrofon <strong>und</strong> erzählt Anekdoten aus<br />
seinem jungen Leben. Zum Beispiel diese: Als er kürzlich im alten Kinderzimmer im<br />
Hause seine Eltern war, biss er genüsslich in eine Hanuta-Schnitte <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erte<br />
sich über den bröseligen Geschmack. Ein Lothar-Mathäus-Foto von der WM 1990<br />
brachte ihm schließlich die Erleuchtung, dass diese Schnitte wohl nicht mehr ganz<br />
frisch war. Oder diese: In Chicago "verjoggte" er sich vor einem Konzert, fand nicht<br />
wieder zum Theater zurück. Erst eine aufmerksame Passantin, die <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong><br />
vom Plakat her erkannte, lotste ihn noch rechtzeitig zum Auftrittsort zurück.<br />
Möglicherweise erzählt der Star bei jedem Konzert dieselben Anekdoten - nett sind<br />
sie trotzdem. Er kommt ohne Frage sympathisch rüber. Auf Videowand rechts von<br />
der Bühne <strong>und</strong> gelegentlich auf der Projektionsfläche im Bühnenhintergr<strong>und</strong> ist er in<br />
Großaufnahme zu sehen.<br />
Im Laufe von zweieinhalb St<strong>und</strong>en musiziert sich <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> durch klassische<br />
Werke wie den zweiten Ungarischen Tanz von Johannes Brahms, durch Ravels<br />
Bolero, durch Claire de Lune von Claude Debussy oder Paganinis Variation Nr. 18<br />
von Rachmaninoff. Er lässt die Körper der Zuschauer bei Zorbas Dance von Mikis<br />
Theodorakis zucken <strong>und</strong> geigt sich schließlich durch die Rockliteratur: Aerosmith,<br />
Michael Jackson, AC/DC, Led Zeppelin, Metallica, McCartney - <strong>und</strong> schließlich: John<br />
Fogertys "Rockin' All Over The World", der alte Status-Quo-Hit als vorläufiger<br />
Abschluss des Konzerts. Danach die Zugaben mit dem eigentlichen Höhepunkt: "Hey<br />
Jude" von den Beatles, zu dem auf <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong>s besondere Bitte die beleuchteten<br />
Displays vieler Handys in die Luft gereckt werden. Ein fantastisches Bild am<br />
<strong>Segeberg</strong>er Kalkberg mit dem tausendstimmigen Chor: "Nanananananana..."<br />
Bühnenfeuerwerk, Konfettikanone, dann ist Schluss. Unwiderruflich. Die Besucher<br />
sind glücklich, zumal <strong>David</strong> <strong>Garrett</strong> ihnen attestiert hatte: "Tolle Stimmung hier in <strong>Bad</strong><br />
<strong>Segeberg</strong>. Ich hatte ja etwas Bammel, weil ich nicht wusste, was mich hier erwartet."<br />
Auffällig übrigens die Zusammensetzung des Publikums: Wenig junge Leute, schon<br />
gar keine Teenies. Eher gediegenes Mittelalter mit Hang zu grauen Haaren. Das<br />
amüsierte sich großartig: Es war ein wohl ausgewogenes Konzert mit musikalischen<br />
Höhepunkten <strong>und</strong> - sehr wichtig - dezent ausgesteuertem So<strong>und</strong>.