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Machen Sie sich ein Bild von Ihrer Arbeit? Kritzeln Sie Wo

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<strong>Arbeit</strong>stechnik Autorin<br />

Visualisierung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sabläufen<br />

Sagen <strong>Sie</strong>: <strong>Machen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> <strong>ein</strong> <strong>Bild</strong> <strong>von</strong> <strong>Ihrer</strong> <strong>Arbeit</strong>? <strong>Kritzeln</strong> <strong>Sie</strong> <strong>Wo</strong>rte bei <strong>ein</strong>er<br />

Projektbesprechung hin, ohne sie je wieder zur Hand zu nehmen? Haben <strong>Sie</strong> das Projekt<br />

sozusagen vor Augen? Dann gehören <strong>Sie</strong> wahrsch<strong>ein</strong>lich zu den Menschen, bei denen die<br />

Anregung dieses Beitrags offene Türen <strong>ein</strong>rennt.<br />

Warum visualisieren?<br />

Menschen sind sehr unterschiedlich. Hin<strong>sich</strong>tlich der Wahrnehmung der Welt lassen sie <strong>sich</strong><br />

aber grob in drei Typen mit spezifischen Wahrnehmungsstilen <strong>ein</strong>teilen: Monika Radecki<br />

Visuelle Menschen nehmen ihre Umwelt als Erstes über die Augen wahr. Und<br />

ebenso machen <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> auch <strong>ein</strong> <strong>Bild</strong> <strong>von</strong> der Welt (sie sehen <strong>Bild</strong>er und Farben)<br />

oder äussern <strong>sich</strong> bildlich («der blickt durch»).<br />

Auditive Menschen nehmen ihre Umwelt als Erstes über die Ohren wahr. Und<br />

ebenso ist ihr Abbild <strong>von</strong> der Welt (sie hören Geräusche und Stimmen) oder<br />

äussern <strong>sich</strong> auditiv («das ist Musik in m<strong>ein</strong>en Ohren»).<br />

Kinästhetische Menschen nehmen ihre Umwelt als Erstes über die Sinne wahr. Und<br />

ebenso ist ihr Zugang zur Welt (sie fühlen und tasten zum Beispiel Wärme oder<br />

Kälte) oder äussern <strong>sich</strong> kinästhetisch («die Sache lässt mich kalt»).<br />

Diese Unterscheidung kann nicht die Erfahrungswelt <strong>von</strong> Menschen abbilden, sie<br />

verdeutlicht aber, dass «<strong>Bild</strong>er» und Visualisierungen unterschiedliche Funktionen haben:<br />

Für visuelle Menschen kann <strong>ein</strong>e Visualisierungsmethode <strong>ein</strong> gutes Strukturmittel<br />

s<strong>ein</strong>. <strong>Sie</strong> arbeiten damit bereits in ihrer Vorstellung. Sobald sie ihre inneren <strong>Bild</strong>er<br />

auf Papier bringen, werden diese noch <strong>sich</strong>tbarer und nutzbarer. Plötzlich zeigen<br />

<strong>sich</strong> offene Stellen (blinde Flecken). Potenzial <strong>von</strong> Anschlussstellen präsentiert <strong>sich</strong><br />

sozusagen <strong>von</strong> selbst.<br />

Für auditive Menschen sind Visualisierungsmethoden hilfreich, weil mit ihnen etwas<br />

zutage tritt, was sonst oft ungenau bleibt: Wer genau hinhört, berück<strong>sich</strong>tigt<br />

vielleicht durch <strong>ein</strong> Verlaufsdiagramm Stellen, die bisher unerwähnt blieben.<br />

Auditive Menschen können ihre Effizienz durch <strong>Bild</strong>er<strong>ein</strong>satz steigern.<br />

Kinästhetische Menschen wollen «fühlen». Eine Pinnwand, <strong>ein</strong> Flipchart oder <strong>ein</strong><br />

Wandplaner, zu dem sie hinlaufen können, <strong>sich</strong> bewegen und durch das Abhaken<br />

<strong>ein</strong>er erledigten Aufgabe <strong>ein</strong>en Bezug zum Projekt und Prozess gewinnen, kann<br />

auch für sie <strong>ein</strong> nützliches Instrument werden.<br />

Lesen <strong>Sie</strong> weiter: Checkliste «Wahrnehmungsstile»<br />

So unterschiedlich wir Menschen sind, so ist uns doch <strong>ein</strong>es gleich: Wir nutzen nicht die<br />

Möglichkeiten, die wir haben. Wir können <strong>ein</strong>deutig alle sehen, hören, fühlen, auch riechen<br />

und schmecken. (Und möglicherweise haben wir <strong>ein</strong>en mehr oder weniger gut ausgeprägten<br />

weiteren Sinn: den «7. Sinn».) Dieser Beitrag beschäftigt <strong>sich</strong> vor allem mit den<br />

Möglichkeiten, die in Visualisierungen liegen. Lädt <strong>Sie</strong> der Gedanke <strong>ein</strong>, wie es wäre, wenn<br />

<strong>Sie</strong> den <strong>von</strong> Ihnen gewohnten Sinneskanal systematisch stärken könnten?<br />

Visualisieren?<br />

Wir alle nutzen bereits <strong>Arbeit</strong>stechniken. Wir habens «drauf», unsere <strong>Arbeit</strong> zu machen.<br />

Oftmals schränken wir aber unser Repertoire <strong>ein</strong>. Zum Beispiel nehmen wir für <strong>ein</strong>e<br />

Präsentation <strong>ein</strong>e alte Präsentationsvorlage und arbeiten dort das neue Projekt <strong>ein</strong>. Oder wir<br />

nutzen immer die gleiche Visualisierungsmethode. Der Vorteil: Zeitersparnis. Der Nachteil:<br />

Wir nutzen nicht den Kreativitätsschub, den <strong>ein</strong> weisses Blatt oder <strong>ein</strong> leerer <strong>Bild</strong>schirm<br />

bringt.<br />

Apropos weisses Blatt Papier<br />

Das weisse Blatt Papier ist sozusagen die Urmutter der Visualisierungsmethoden. Aus ihm<br />

lassen <strong>sich</strong> alle Methoden ableiten und nutzen. Dieser Beitrag möchte <strong>Sie</strong> anregen, die<br />

Bandbreite <strong>Ihrer</strong> Visualisierungsmöglichkeiten zu erweitern oder zumindest zu aktualisieren.<br />

Denn man braucht nicht immer in der gleichen Suppe zu rühren: Es kann sehr anregend<br />

s<strong>ein</strong>, den eigenen Methodentopf mit neuen Zutaten zu füllen und dann in der konkreten<br />

Situation sinnvoll aus ihm zu schöpfen.<br />

Im Folgenden finden <strong>Sie</strong> <strong>ein</strong>e kl<strong>ein</strong>e Sammlung <strong>von</strong> Methoden zur Visualisierung <strong>von</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sabläufen – sie lässt <strong>sich</strong> beliebig erweitern. Ausgangspunkt für jede Visualisierung ist<br />

<strong>ein</strong> weisses Blatt Papier, <strong>ein</strong> leeres «Blatt» auf dem <strong>Bild</strong>schirm, <strong>ein</strong> leeres Flipchart, <strong>ein</strong>e<br />

Kommunikationsberatung,<br />

D-Heidelberg<br />

Gelernte Kauffrau; Studium<br />

(Germanistik/Sprachwissenschaft,<br />

Soziologie, Psychologie),<br />

DAAD-Auslandsstipendium,<br />

Abschluss M. A.; Bertelsmann-<br />

Auslandsstipendium; Aus- und<br />

Weiterbildungen im Trainingsbereich.<br />

Als Lektorin/Produktmanagerin<br />

in der Verlagsgruppe<br />

Beltz und als freie<br />

Kommunikationsberaterin tätig.<br />

Weitere Informationen erhalten<br />

<strong>Sie</strong> hier.<br />

E-Mail an die Autorin.


freie Pinnwand. Auch manche Spezialsoftware hilft bei der bildlichen Darstellung <strong>von</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>sabläufen (googeln <strong>Sie</strong> zum Beispiel unter «Mind Map Software»).<br />

Mind Map: <strong>ein</strong> Gedankenbaum, mit dem komplexe Zusammenhänge darstellbar<br />

sind.<br />

Fischgräte: <strong>ein</strong>e Strukturhilfe, mit der die Lösungsfindung optimiert wird.<br />

Balkendiagramm: <strong>ein</strong>e Möglichkeit, Fakten rasch <strong>sich</strong>tbar zu machen.<br />

Liniendiagramm: mit ihm werden im Projektplan Meilenst<strong>ein</strong>e und Ergebnistermine<br />

strukturiert.<br />

Pinnwand: gibt Überblick über die gesammelten Fakten.<br />

To-Do-Flipchart: erleichtert die Präsentation <strong>von</strong> «unerledigten Geschäften».<br />

Lesen <strong>Sie</strong> weiter: Checkliste «Methodentopf»<br />

Was passiert beim Visualisieren?<br />

Wichtig ist beim Thema «<strong>Arbeit</strong>sabläufe visualisieren», dass <strong>Sie</strong> <strong>ein</strong>e Methode sinnvoll und<br />

zielführend <strong>ein</strong>setzen. <strong>Machen</strong> <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> dazu klar, was beim Visualisieren passiert:<br />

Wenn wir visualisieren, lassen wir Daten weg.<br />

Ein Kontext ist nicht mehr <strong>sich</strong>tbar (zum Beispiel der Urlaub <strong>ein</strong>es Zulieferers oder<br />

Mitarbeiters), oder aber der Kontext ist bewusst <strong>sich</strong>tbar.<br />

Wenn wir wollen, können wir mit Visualisierungen «Politik machen». (Achtung:<br />

Gelingt es, Inhalte und Prozesse r<strong>ein</strong> illustrativ abzubilden, hat man im Team die<br />

Chance, dass jeder mitmacht. Gelingt es nicht, verprellt man <strong>sich</strong> evtl. die<br />

Mitspieler.)<br />

Wir können nur <strong>sich</strong>tbar machen, was wir verstehen. Unsere Verständnislücken<br />

sind für Mitdenker oft weder <strong>sich</strong>tbar noch auffindbar. Andererseits werden<br />

Ungenauigkeiten oft erst für den kundigen Aussenstehenden bemerkbar. (Ob wir<br />

das wollen?)<br />

Achtung: Verkürzungen verzerren. Dadurch entstehen Missverständnisse und ggf.<br />

falsche Entscheidungen. (Wenn <strong>Sie</strong> zum Beispiel <strong>ein</strong>en Produktionsplan skizzieren,<br />

ohne die Daten mit dem Team abzusprechen, kann der unbeteiligte<br />

Entscheidungsstab da<strong>von</strong> ausgehen, dass hier <strong>ein</strong>e Faktensammlung vorliegt -<br />

Fehlentscheidungen sind dann vorprogrammiert.)<br />

Visualisierungen <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sabläufen dienen häufig dem folgenden Ziel: dem<br />

Betrachter möglichst schnell Überblick über die Datenlage verschaffen. (Ob das<br />

gelingt?)<br />

<strong>Bild</strong>er werden schneller aufgenommen als Schrift und <strong>Wo</strong>rt. Voraussetzung: Eine<br />

visualisierte Information muss griffig s<strong>ein</strong>.<br />

Was tun, damit Visualisierung gelingt?<br />

Mit Visualisierungsmethoden können Ideen und <strong>Wo</strong>rkflows festgehalten und priorisiert<br />

werden. Dieser Prozess geschieht im Team wie auch in Eigenregie. Einige Antworten sind<br />

hilfreich auf dem Weg, erfolgreich <strong>Arbeit</strong>sprozesse zu visualisieren. Stellen <strong>Sie</strong> <strong>sich</strong> folgende<br />

Fragen:<br />

Verstehen <strong>Sie</strong> die Zusammenhänge?<br />

Wissen <strong>Sie</strong>, für wen die Zeichnung gemacht ist?<br />

Was soll der Nutzer dieser Zeichnung verstehen können?<br />

Kennen <strong>Sie</strong> Möglichkeiten und Grenzen Ihres Visualisierungswerkzeugs?<br />

Wissen <strong>Sie</strong>, wie «Sehen» funktioniert? Das heisst hier: Haben <strong>Sie</strong> Kenntnis da<strong>von</strong>,<br />

wie <strong>ein</strong> Betrachter Ihre Darstellung aufnimmt?<br />

Vermögen <strong>Sie</strong>, den Inhalt faktisch darzustellen, ohne «Politik» zu machen? Oder,<br />

sofern <strong>Sie</strong> Letzteres beab<strong>sich</strong>tigen: Können <strong>Sie</strong> noch intern (sozusagen geheim)<br />

zwischen Fakten und Politik unterscheiden?<br />

Haben <strong>Sie</strong> <strong>ein</strong>en Ausgangspunkt und <strong>ein</strong> Ziel im Auge? Wird der Verlauf<br />

erkennbar?<br />

Kennen <strong>Sie</strong> den Wahrnehmungsstil der Teilnehmer der Gruppe? (Lesen <strong>Sie</strong> weiter<br />

oben und Checkliste 1: Visualisierung <strong>von</strong> <strong>Arbeit</strong>sabläufen: Wahrnehmungsstile<br />

kennen und nutzen.)<br />

Chancen nutzen, Ergebnisse steigern<br />

In Visualisierungen stecken also viele Möglichkeiten. Nutzen <strong>Sie</strong> diese – und das nicht nur<br />

Ihrem Typ entsprechend, sondern auch Ihrem Gegenüber entsprechend. Verabschieden <strong>Sie</strong><br />

<strong>sich</strong> <strong>von</strong> <strong>ein</strong>geschliffenen <strong>Arbeit</strong>s- und Kommunikationsformen, und entdecken <strong>Sie</strong> neu, was<br />

in Ihnen und in Ihrem Projekt steckt. Ihre Ideen haben verdient, dass sie ohne<br />

Reibungsverlust ihren Empfänger erreichen – <strong>ein</strong> gut gepackter und angemessen genutzter<br />

Methodenkoffer wird <strong>Sie</strong> <strong>ein</strong> Stück weiter bringen. Der Volksmund sagt nicht ohne Grund: Ein<br />

<strong>Bild</strong> sagt mehr als tausend <strong>Wo</strong>rte. Viel Freude beim Ausprobieren!<br />

© Monika Radecki, Kommunikationsberatung, D-Heidelberg, 2008, www.monika-radecki.de

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