Verein für experimentelle Musik Darmstadt e.V. Artikel zum ... - GSI
Verein für experimentelle Musik Darmstadt e.V. Artikel zum ... - GSI
Verein für experimentelle Musik Darmstadt e.V. Artikel zum ... - GSI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Verein</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong><br />
<strong>Darmstadt</strong> e.V.<br />
http://vemd.gsi.de<br />
<strong>Artikel</strong> <strong>zum</strong> zehnjährigen Bestehen<br />
Im Mai 2002, von Hans Essel<br />
1
VERANSTALTUNGEN, PRESSE UND AUFSÄTZE..................................................................................... 7<br />
1991 VORGESCHICHTE..................................................................................................................................... 7<br />
POLYGON ............................................................................................................................................................ 7<br />
Konzertprogram ............................................................................................................................................................ 7<br />
Wie flüchtig ist <strong>Musik</strong>? (Premiere eines Projekts: „Polygon" in der Darmstädter Orangerie)............................................ 7<br />
KUNSTFABRIK...................................................................................................................................................... 7<br />
Viele Jazz-Experimente (Arheilger Kunstfabrik auf neuen Wegen) ................................................................................. 7<br />
Das Experiment der flüchtigen <strong>Musik</strong> ............................................................................................................................ 8<br />
Live-Performance in der Kunstfabrik ............................................................................................................................. 8<br />
1992 ......................................................................................................................................................................... 9<br />
KUNSTFABRIK...................................................................................................................................................... 9<br />
<strong>Musik</strong>alische Experimente.............................................................................................................................................. 9<br />
Harmonie oder Irritation? (Zwei Bassisten in der Kunstfabrik) ....................................................................................... 9<br />
POLYGON ............................................................................................................................................................ 9<br />
ARGO........................................................................................................................................................................... 9<br />
IMI ................................................................................................................................................................................ 9<br />
Duo Geinitz / Hofmann................................................................................................................................................ 9<br />
Trio Eiken / Grossmann / Nees .................................................................................................................................... 9<br />
Wie der Tratsch im Treppenhaus („Free-Music"-Reihe in der Arheilger Kunstfabrik startet mit "Argo")......................... 9<br />
1992 VISUALISATION....................................................................................................................................... 10<br />
Konzert <strong>für</strong> die Augen ................................................................................................................................................. 10<br />
Film Nr.7 mit Begleitung.............................................................................................................................................. 10<br />
Installation Turner/Behrens ......................................................................................................................................... 10<br />
1992 GRÜNDUNG DES VEREINS.................................................................................................................. 10<br />
SATZUNG DES VEREINS FÜR EXPERIMENTELLE MUSIK DARMSTADT E.V............................................................ 10<br />
GRÜNDUNG 15. MAI 1992 .................................................................................................................................. 10<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> (Neuer <strong>Verein</strong> in der Kulturszene) ............................................................................................. 11<br />
1992 KONZEPTIONEN .................................................................................................................................... 11<br />
Tonversuche ................................................................................................................................................................ 11<br />
Live-elektronische <strong>Musik</strong>.............................................................................................................................................. 11<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> mit der Säge............................................................................................................................... 11<br />
Zeitfalten ..................................................................................................................................................................... 11<br />
ES GIBT KEINE TÖNE MEHR - ODER DOCH?........................................................................................................ 11<br />
Beispiele <strong>experimentelle</strong>r <strong>Musik</strong> in der Arheilger Kunstfabrik ....................................................................................... 11<br />
TERZETT............................................................................................................................................................ 12<br />
<strong>Musik</strong>-Experiment mit Motorsägen?............................................................................................................................. 12<br />
ZEITFALTEN: KURZZEITIGES LALLEN................................................................................................................ 13<br />
Avantgardemusik in der Kunstfabrik ............................................................................................................................ 13<br />
1993 KORRELATIONEN.................................................................................................................................. 13<br />
Neue Klangabenteuer (Veranstaltungen mit <strong>experimentelle</strong>r <strong>Musik</strong>).............................................................................. 13<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in der Kunstfabrik ..................................................................................................................... 13<br />
STIMME STEUERT BILDER................................................................................................................................... 13<br />
AUDIOVISUELLE PERFORMANCE "LICHT-KLANG" ............................................................................................. 14<br />
Heinz-Peter Hofmann und Yvonne Erni aus <strong>Darmstadt</strong>............................................................................................... 14<br />
Wuntar-neman ............................................................................................................................................................. 15<br />
MIT POESIE DIE GRENZEN AUSTESTEN.............................................................................................................. 15<br />
1993 GEDANKENGÄNGE I ............................................................................................................................. 15<br />
Sequenzenprojekt......................................................................................................................................................... 15<br />
Sequenzenprojekt......................................................................................................................................................... 16<br />
PHREN: Analytische Trios .......................................................................................................................................... 16<br />
Schrift-Laut-<strong>Musik</strong> ....................................................................................................................................................... 16<br />
Das Tri-Est-Duo spielt Ulisse 2000 .............................................................................................................................. 16<br />
3
4<br />
ZEIT WIRD SPÜRBAR - PLATZ FÜR GEDANKEN ................................................................................................... 16<br />
Sequenzen-Projekt........................................................................................................................................................ 16<br />
Phren-Ensemble........................................................................................................................................................... 17<br />
Hans Rudolf Zeller....................................................................................................................................................... 17<br />
Ulisse 2000................................................................................................................................................................... 17<br />
Sonderkonzert Conspiracy............................................................................................................................................ 17<br />
1994 FRÜHJAHR ................................................................................................................................................ 17<br />
ECHO DES AUGENBLICKS................................................................................................................................... 17<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in der ,,Kunstfabrik“.................................................................................................................. 17<br />
Training II.................................................................................................................................................................... 18<br />
Sonderkonzert TRIAS.................................................................................................................................................. 18<br />
Attraktoren: Improvisierte <strong>Musik</strong> ................................................................................................................................. 18<br />
Experimentelles in der Knabenschule........................................................................................................................... 18<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> Performance.............................................................................................................................. 18<br />
PERFORMANCE "ZEITFALTEN VIDEO I"............................................................................................................. 19<br />
Achim Wollscheid in der Kunstfabrik........................................................................................................................... 20<br />
CO-KOMPONIST COMPUTER .............................................................................................................................. 20<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in <strong>Darmstadt</strong> ............................................................................................................................. 20<br />
1994 HERBST...................................................................................................................................................... 20<br />
Seilbahnmusik in der Kunstfabrik................................................................................................................................. 20<br />
Was Seltsames.............................................................................................................................................................. 20<br />
Mencari........................................................................................................................................................................ 20<br />
Peter Behrendsen in der Kunstfabrik............................................................................................................................ 21<br />
1995 GEDANKENGÄNGE II............................................................................................................................ 21<br />
KONZERTREIHE 95 IN DER KUNSTFABRIK ARHEILGEN ..................................................................................... 21<br />
Sequenzen II ................................................................................................................................................................ 21<br />
PHREN-Quartett......................................................................................................................................................... 21<br />
Electronic Graffitti....................................................................................................................................................... 21<br />
QMDK 33333.............................................................................................................................................................. 21<br />
REIZVOLLE ZUSAMMENHÄNGE.......................................................................................................................... 22<br />
Kunstfabrik mit neuem Programm ............................................................................................................................... 22<br />
Sequenzenprojekt II ..................................................................................................................................................... 22<br />
PHREN-Quartette ....................................................................................................................................................... 22<br />
1996 FRÜHJAHR ................................................................................................................................................ 22<br />
KONZERTREIHE 96 IN DER KUNSTFABRIK ARHEILGEN ..................................................................................... 22<br />
Licht-Montagen............................................................................................................................................................ 22<br />
Stück <strong>für</strong> Arheilgen ...................................................................................................................................................... 23<br />
SKOP-Trio .................................................................................................................................................................. 23<br />
Indigoblue.................................................................................................................................................................... 23<br />
Licht-Montagen............................................................................................................................................................ 23<br />
Licht-Montagen und ARGO ........................................................................................................................................ 23<br />
1996 KLANG-SPIEL ........................................................................................................................................... 23<br />
Objekte, Bewegung, Klang und Raum .......................................................................................................................... 23<br />
Der Tisch..................................................................................................................................................................... 24<br />
LiANg.......................................................................................................................................................................... 24<br />
PHREN: „Studie in Geräuschen III“............................................................................................................................ 24<br />
1997 ....................................................................................................................................................................... 24<br />
ARGO......................................................................................................................................................................... 24<br />
Video-Ton-Bild............................................................................................................................................................ 24<br />
Improvisation Krusche / Phillipp................................................................................................................................. 25<br />
METAMKINE ............................................................................................................................................................ 25<br />
1998 KLANG-BILD-RÄUME............................................................................................................................. 25<br />
1998 KONZERTREIHE „KLANG-BILD-RÄUME“ .................................................................................................. 25<br />
TimeStripes.................................................................................................................................................................. 25<br />
Tiefpaß ........................................................................................................................................................................ 25<br />
Schwankungen ............................................................................................................................................................. 26
Flexitar, Strip Music, Het Vogelbekkenstuk .................................................................................................................. 26<br />
PRÄZISE SCHWANKUNGEN................................................................................................................................. 26<br />
Töne und deren Folgen: <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> in der Kunstfabrik. ............................................................................... 26<br />
1998 WERKSTATT ÜBER DEN BEGRIFF DES EXPERIMENTELLEN................................................. 26<br />
EIN BEGRIFF DES EXPERIMENTELLEN............................................................................................................... 26<br />
Künstler beschäftigen sich mit dem Experimentellen.................................................................................................... 27<br />
1999 ....................................................................................................................................................................... 27<br />
Elektroakustische Kleinigkeiten.................................................................................................................................... 27<br />
Sologeige * 2 ................................................................................................................................................................ 27<br />
2000 FRÜHJAHR................................................................................................................................................ 28<br />
ANIMATES ................................................................................................................................................................ 28<br />
Maxwell's Dämon......................................................................................................................................................... 28<br />
Arrived......................................................................................................................................................................... 28<br />
ZEITSpannen .............................................................................................................................................................. 28<br />
2000 HERBST ..................................................................................................................................................... 28<br />
ENSEMBLES........................................................................................................................................................ 28<br />
Sriptophonie ................................................................................................................................................................ 28<br />
Zeitfalten ..................................................................................................................................................................... 29<br />
GASTKONZERTE „FUßNOTEN“ .......................................................................................................................... 29<br />
2001 FRÜHJAHR ................................................................................................................................................ 29<br />
blick vom gutenberg ins digital ..................................................................................................................................... 29<br />
TIME-ADJUST 4/28................................................................................................................................................... 29<br />
Im Freien ..................................................................................................................................................................... 29<br />
ORHANYOJ............................................................................................................................................................... 29<br />
ENSEMBLES........................................................................................................................................................ 30<br />
René Bastian: Tractus Tractus ...................................................................................................................................... 30<br />
2001 HERBST...................................................................................................................................................... 30<br />
Annette Krebs & Taku Sugimoto ................................................................................................................................. 30<br />
Video d'Ameublement:................................................................................................................................................. 30<br />
Right After................................................................................................................................................................... 30<br />
2002 FESTIVAL XMX......................................................................................................................................... 31<br />
FREITAG 10. MAI 2002, 20H................................................................................................................................31<br />
Improvisation (Marwedel, Phillipp)............................................................................................................................... 31<br />
„graffito sonore“ (Burkhard) ........................................................................................................................................ 31<br />
DAGEGEN – ZURÜCK (Rom, Wunderlich).............................................................................................................. 31<br />
„weiterhin“ (Zeller) ...................................................................................................................................................... 31<br />
Q.M.D.K. 040492/94/02 COLL.F.DM (Essel, Mahlow, Rohleder) .............................................................................. 31<br />
SAMSTAG 11. MAI 2002, 20H............................................................................................................................... 31<br />
Software <strong>für</strong> Komponisten (Bastian)............................................................................................................................. 31<br />
ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)................................................................................................................................... 31<br />
Saitensack (Essel) ......................................................................................................................................................... 31<br />
Vortrag über PHREN-<strong>Musik</strong> (Kopfermann) ................................................................................................................ 31<br />
ORTon Film (Rautenbach)........................................................................................................................................... 31<br />
Tischkonzert (Langebartels) ......................................................................................................................................... 31<br />
IM HINTERHOF .................................................................................................................................................. 31<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> – Von Menschen, denen Musizieren nach Noten zu langweilig ist .............................................. 31<br />
10 JAHRE EXPERIMENTELLE MUSIK - EIN GRUND ZUM FEIERN:......................................................................... 32<br />
Konzert der ganz anderen Art ...................................................................................................................................... 32<br />
LISTE DER KÜNSTLER .................................................................................................................................. 33<br />
LISTE DER KONZERTE ................................................................................................................................. 33<br />
5
Veranstaltungen, Presse und Aufsätze<br />
Die folgenden Texte wurden fast alle in Zeitungen publiziert. Mehrfache Ankündigungen sind weggelassen. Manchmal<br />
gibt es trotzdem Überschneidungen. Folgende Abkürzungen werden verwendet:<br />
DE: DE (Lokalteil) (täglich)<br />
DK: DK (monatlich)<br />
DW: Darmstädter Wochenblatt (wöchentlich)<br />
AP: AP (wöchentlich)<br />
1991 Vorgeschichte<br />
Polygon<br />
Konzertprogram<br />
AG Zeitgenössischer Jazz, freie <strong>Musik</strong> & <strong>experimentelle</strong> Kunst in <strong>Darmstadt</strong><br />
Konzert 23. April 1991 in der Orangerie<br />
Veranstaltet von Multikulturbüro <strong>Darmstadt</strong> (Edwin Herrmann)<br />
Christoph Nees, Marc Behrens, Horst Turner<br />
Hans-Leo Rohleder<br />
Norbert Grossmann, Christian Geinitz<br />
Hans Essel: Zeitfalten<br />
Wolfgang Nöcker: Zuordnung über den Standpunkt im Kreis<br />
Jürgen Wuchner, Tom Nicholas,<br />
Michael Harenberg: CHPROUMPPHE LE MENTIR-VRAI<br />
ARGO: Flüchtige <strong>Musik</strong>, Hans Essel, Marit Hoffmann, Thomas Stett<br />
Christian Geinitz: Handzeichenstück<br />
Wie flüchtig ist <strong>Musik</strong>? (Premiere eines Projekts: „Polygon" in der Darmstädter Orangerie)<br />
Ulfert Goeman im DE, 25. April 1991<br />
Eine neue künstlerische Arbeitsgemeinschaft in <strong>Darmstadt</strong> nennt sich „Polygon“. Sie versucht, freie <strong>Musik</strong> und<br />
<strong>experimentelle</strong> Kunst mit zeitgenössischem Jazz (was das auch immer sein mag) zu verknüpfen. Organisator war das<br />
Multikulturbüro. Das Gründungskonzert am Dienstag abend in der Darmstädter Orangerie wurde vom Kulturamt<br />
der Stadt unterstützt.<br />
Ziel der Künstler ist es, eigene Erfahrungen und Anliegen weiterzugeben, die Bühne - in der Orangerie wurde abwechselnd<br />
auf drei Bühnen gespielt - als Ort der Kommunikation einzusetzen. Dies ist wohl der rote Faden, der die<br />
Aktionen der neun Programmteile verknüpft.<br />
Mit Ventilation, Beschallung und Beleuchtung umschreiben Christoph Nees, Marc Behrens und Horst Turner ein<br />
infernalisches Bühnengetöse mit Saxophonüberblasung und Bildprojektionen, um Ängste zu musikalisieren. Unter<br />
der Aufschrift „Alte Schuhe wirken ärmlich“ sitzen an der Seitenwand der Orangerie zur „sprachlosen Klangerzeugung“<br />
zwei echte Darmstädter Penner. Eine Gegenwartsspiegelung von Hans- Leo Rohleder. Norbert Grossmanns<br />
und Christian Geinitz' lmprovisationen mit Synthesizer, Klavier und Querflöte wirken durchgeistigt. Gute Ansätze<br />
von Klangstrukturen werden jedoch nicht entscheidend genutzt. Die Kombination von Live-Tonband und Radio,<br />
die Hans Essel „Zeitfalten“ nennt. ist eine Spielerei <strong>für</strong> Heimlabor, zeigt andererseits aber exemplarisch die Stagnation<br />
der gegenwärtigen <strong>Musik</strong>szene. „Zuordnung über den Standpunkt im Kreis“ nennen Wolfgang Nöcker und Gerhard<br />
Schreiner ihre musikalische Interaktion <strong>für</strong> fünf Instrumentalisten und einen „Trainer“, der mit der Stoppuhr<br />
die Zuordnung der <strong>Musik</strong>er im Kreis bestimmt. In einem um zwei Mitspieler (Michael Eicken, Ulrich Partheil) <strong>zum</strong><br />
Quartett erweiterten Kreis zeigt dann der einzige Profi unter den Mitwirkenden, der Jazzbassist Jürgen Wuchner<br />
zusammen mit Tom Nicholas an den Tablas, wo der Jazz beginnt und wo die freie Improvisation Ihre Fesseln findet.<br />
Michael Harenbergs unaussprechliches Stück, das man mit „Das Wahr-Gelogene“ übersetzen kann und in Birte<br />
Schulz' Cello-Performance seinen sichtbaren Ausdruck findet, ist mehr als nur Secondhandmusik (Tonband) aus<br />
erster Hand (Cello). „Flüchtige <strong>Musik</strong>“ nennt Hans Essel in seiner Gruppe Argo die Linien, die er im Trio mit Marit<br />
Hoffmann (Geige) und Themas Stett (Klarinette) in spontaner Ausreizung der Spieltechniken dieser Instrumente<br />
übereinanderlegt. Damit wirken sie zufällig und irgendwie austauschbar. Den Abschluß bildete ein Improvisationsorchester<br />
unter der Leitung von Christian Geinitz mit einem „Handzeichenstück". Die an- und abschwellenden Klangorgien<br />
über einen ostinaten Grundton waren zugleich Resumée des Abends.<br />
Kunstfabrik<br />
Viele Jazz-Experimente (Arheilger Kunstfabrik auf neuen Wegen)<br />
Karl Eberhard im DE September 1991<br />
7
Allen Schmährufen, der Jazz in <strong>Darmstadt</strong> sei nur künstlich hochgezüchtet <strong>zum</strong> Trotz, scheint sich gegenwärtig eine<br />
vielseitige und eigenständige Szene innerstädtisch zu entwickeln. Spiegelbild da<strong>für</strong> sind die zahlreichen Veranstaltungslokale<br />
und Aktivitäten rund um den Jazz.<br />
Jetzt hat sich auch die Arheilger „Kunstfabrik", seit einigen Monaten unter<br />
neuer Regie, in der Initiativgruppe „Experimentelle <strong>Musik</strong>" der aktuellen<br />
Trends des Improvisierten Jazz angenommen. Eine fünfteilige Konzertreihe<br />
soll bis <strong>zum</strong> Januar als Schaufenster <strong>für</strong> junge Künstler aus Wiesbaden<br />
und <strong>Darmstadt</strong> dienen.<br />
Zum Debüt stellten sich am Wochenende (20. 9.) Hans Essel, Marit Hoffmann<br />
(beide Geige und Bratsche) sowie Thomas Stett (Klarinette) vom<br />
Improvisationstrio „Argo" in der Frankfurter Landstraße 173 vor. Sie<br />
spielten „Flüchtige <strong>Musik</strong>", ganz spontan und in ihrem Charakter nicht<br />
wiederholbar.<br />
Ausgehend von der Vermutung, daß die traditionelle Jazz-lmprovisation<br />
und die zeitgenössische Komposition in einer tiefen Krise stecken, möchte<br />
die Initiativgruppe der Kunstfabrik nach neuen Mitteln suchen, um von<br />
den gewohnten Formen abzuweichen.<br />
Dirk Marwendel (diverse Saxophone), Uli Phillipp (Baß, Elektronik) und<br />
Wolfgang Schliemann (Perkussion) vom „Wiesbadener Improvisations<br />
Ensemble“ WIE schließen sich am 18. Oktober an.<br />
Am 15. November hat sich das Duo “GELD" (<strong>für</strong> „General Electric Language<br />
Districts") angesagt.<br />
Gespannt sein dürfen die Gäste am 13. Dezember auf <strong>Darmstadt</strong>s Lokalmatadoren<br />
Christoph Nees (Saxophon und Klarinette) und Jürgen Wuchner<br />
(Baß). Sie spannen einen multikulturellen Bogen vom modernen Jazz zur Experimentalmusik - und natürlich<br />
wieder zurück! Mit dem Januarkonzert (17.) klingt die Reihe aus. Dann werden nochmals Uli Phillipp (Baß, Elektronik)<br />
und Heinz-Peter Hofmann (gleiche Instrumente) dichte Klangteppiche weben.<br />
Alle Veranstaltungen beginnen gegen 2OUhr.<br />
Das Experiment der flüchtigen <strong>Musik</strong><br />
Hans Essel in AP, 26. September 1991<br />
Das Improvisationsensemble ARGO in der Arheilger Kunstfabrik<br />
Die Kulturfabrik Arheilgen, seit einigen Monaten unter neuer Leitung, eröffnete am Freitag eine Reihe von Konzerten<br />
unter dem Titel ,,Improvisation" mit dem Darmstädter Trio ,,Argo". Trotz des reichen Programmangebots fand<br />
sich eine kleine Gemeinde unerschrockener Zuhörer ein. Die Räumlichkeiten, eine alte hölzerne Fabrikhalle, ließen<br />
schon vor Beginn ahnen, daß hier keine hochglanzpolierte Kunst zu erwarten sein würde Die ersten Klinge waren<br />
dann auch durchaus dazu geeignet, unvorbereitete Ohren zu verschrecken. Argo kultiviert ein äußerst sprödes<br />
Klangmaterial. Die klassischen Instrumente werden in einer Weise gespielt, die jeden professionellen <strong>Musik</strong>er <strong>zum</strong><br />
Weinen bringen muß. Wenn man sich aber an die Klangwelt gewöhnt hat und alle Hoffnung auf bekannte <strong>Musik</strong><br />
fahrengelassen hat, bemerkt man, worum es hier geht. Dichtes Zusammenspiel bei bizarren Klanggebilden, angesammelte<br />
Spannung, die sich entlädt, Klangteppiche verschiedenster Art, Auseinanderstreben und wieder Zusammenfinden.<br />
Improvisation als Inhalt, nicht als Methode. ,,Argo" spielt weder Spontankompositionen, noch Gefühlsausbrüche.<br />
Die Klänge, die die <strong>Musik</strong>er auf ihren Instrumenten erzeugen, entziehen sich jeder Komposition. Es<br />
fehlt die Reproduzierbarkeit selbst der einzelnen Elemente. Andererseits wird ein Formwille spürbar, der das Abgleiten<br />
in Gefühlsmusik verhindert. Die Form darf natürlich nicht im Sinne von Komposition verstanden werden. Sie<br />
prägt sich in spontanen, kurzen Gebilden aus, oft aber auch in langen fließenden Phasen. Wie schwierig es ist, auf<br />
solche Weise <strong>Musik</strong> zu spielen, wurde erkennbar, wenn die Gruppe an manchen Stellen an Energie und Konzentration<br />
verlor. Die Beschäftigung mit allerlei Gerätschaft zur Klangerzeugung mag Spaß machen und bietet auch unerwartete<br />
KIangerlebnisse, aber die Artikulation, auf die die Gruppe offensichtlich großen Wert legt, leidet dabei. Die<br />
anschließende Diskussion zeigte, daß der Hörer einen wichtigen Beitrag zur <strong>Musik</strong> selber leisten muß, und wie verschiedenartig<br />
das ist, was jeder einzelne hört. Auf das nächste Konzert mit der Gruppe ,,WIE" aus Wiesbaden am<br />
18.10., 20 Uhr, nach den Unterlagen zu urteilen eine Gruppe mit ähnlichen Ideen wie ,,Argo", aber mit Jazzbesetzung,<br />
darf man gespannt sein.<br />
Live-Performance in der Kunstfabrik<br />
Karl Eberhard DE<br />
Innerhalb der Konzertreihe „Improvisation“ wird Jörg Burkhard, von der Lyrik kommend, am 15. November (Freitag)<br />
um 20 Uhr in der Arheilger Kunstfabrik erwartet. Basierend auf circa 80 <strong>Musik</strong>-Kassetten mit Texten, Geräuschen<br />
oder TV-Mitschnitten, bastelt er ein dichtes Klangspektakel zusammen. Motto des Abends: Geld-General<br />
Elektronic Language Districts“.<br />
8
1992<br />
Kunstfabrik<br />
<strong>Musik</strong>alische Experimente<br />
Karl Eberhard im DE, 13.1.1992<br />
In der Reihe „Experimentelle <strong>Musik</strong>“ treten am Freitag (17.) um 20 Uhr die Kontrabassisten Heinz-Peter Hofmann<br />
und Ulrich Phillipp mit ihrem neuen Projekt „Koppelungen“ in der Arheilger Kunstfabrik auf. „Kopplung“ bezieht<br />
sich auf die elektronische Verbindung zwischen den beiden Bässen. Darüberhinaus auf die Rückkopplungen innerhalb<br />
des Netzwerks, das auch zur Erweiterung des Instrumentalklangs manipuliert wird. Die <strong>Musik</strong>er improvisieren<br />
somit in kaum kalkulierbarem Kontext.<br />
Harmonie oder Irritation? (Zwei Bassisten in der Kunstfabrik)<br />
Karl Eberhard im DE, 20. Januar 1992<br />
Für das vorläufig letzte Konzert ihres Improvisationszyklus hatte die Arheilger Initiativgruppe „Experimentelle <strong>Musik</strong>“<br />
am Freitag abend die beiden Wiesbadener Kontrabassisten Ulrich Phillipp und Heinz-Peter Hofmann in die<br />
Kunstfabrik eingeladen. Das Duo, aus der Avantgarde-Szene „ARTist“ hervorgegangen, beschäftigte sich mit der<br />
Wechselwirkung zwischen akustisch produzierter und elektronisch zurückgekoppelter <strong>Musik</strong>.<br />
Die Initiativgruppe aus Arheilgen wird im Februar zwar eine kreative Pause machen, meldet sich aber im März mit<br />
fünf Freitagskonzerten zurück. In Zusammenarbeit mit Polygon, dem im Vorjahr gegründeten Experimental-Zirkel,<br />
will man dann verstärkt die Tendenzen des New-Jazz berücksichtigen.<br />
Digital gekoppelt, entwarfen Ulrich Phillipp und Heinz-Peter Hofmann am Freitag zunächst mit Hilfe zweier Synthesizer<br />
eine Plattform <strong>für</strong> ihre Zerrbilder. Dennoch war es auffällig, daß beide Künstler bewußt harmonisch miteinander<br />
kommunizierten, zwar kurzzeitige Reibungspunkte markierten, aber stets zu einem behutsamen Miteinander<br />
fanden. Ihr ganzes Projekt - Kopplungen betitelt - bezog sich auf die elektronischen Verbindungen zwischen den<br />
Instrumenten und auf verfremdete Rückwirkungen innerhalb des Netzwerkes. Am deutlichsten wurde dieser Vorgang<br />
in der Auseinandersetzung zwischen Kontrabaß und Synthesizer. Hier das stark perkussive akustische Spiel mit<br />
pfeifenden Flageolett-Tönen, dort das verformende Eingreifen des Synthesizers in den kaum kalkulierbaren Schöpfungsprozeß.<br />
In einer anschließenden Diskussion stellten beide Künstler ihr Projekt der Kritik. Nach fruchtbaren (wenn auch<br />
provokativen) Ansätzen. die sich mit den Extremen Harmonie und Irritation auseinandersetzen, erstickten die Meinungen<br />
jedoch leider in Worthülsen und Dogmen. Getreu dem Mono: Es ist nicht, was nicht sein darf<br />
Polygon<br />
Im März fand eine vierteilige Reihe statt.<br />
ARGO<br />
Flüchtige <strong>Musik</strong> von Hans Essel, Marit Hoffmann und Thomas Stett (6. März).<br />
IMI<br />
Mit Wolfgang Nöcker, Michael Harenberg und Charles Neuweger (13. März).<br />
Duo Geinitz / Hofmann<br />
Christian Geinitz und Heinz-Peter Hofmann (20. März)<br />
Trio Eiken / Grossmann / Nees<br />
Christoph Nees, Norbert Grossmann und Michael Eiken (27. März)<br />
Wie der Tratsch im Treppenhaus („Free-Music"-Reihe in der Arheilger Kunstfabrik startet mit "Argo")<br />
Karl Eberhard im DE, 11. März. 92<br />
Die Darmstädter Künstlerinitiative „Polygon“ hat dieser Tage eine interessante Zusammenarbeit mit der Arheilger<br />
Kunstfabrik begonnen. „Free Music“ heißt die erste gemeinsame Reihe, zu deren Premiere die Gruppe „Argo“ ihre<br />
„Flüchtige <strong>Musik</strong>“ vorstellte: Spontane lmprovisationen als kollektive Entwicklungen einer identischen Spielauffassung.<br />
Leider mußte „Argo“ die erkrankte Marit Hoffmann (Geige. Bratsche) kurzfristig durch den Kontrabassisten<br />
Uli Phillipp ersetzen. Auf die Sensibilisierung der Klangkonstruktionen hatte diese Umgestaltung jedoch keinerlei<br />
Einfluß, da der musikalische Gast häufiger mit den Trio arbeitet.<br />
Das erste Thema, bewußt spröde auf den Saiten angestrichen, verquickte die Stille mit einfachen Geräuschcollagen.<br />
Interessant wirkte dabei, daß Hans Essel (Geige), Uli Philipp (Baß) und Thomas Stett (Klarinette) nicht gegen die<br />
Leere des Raumes anspielten, sondern die Stille und das daraus abgeleitete Erwachen der Töne feinsinnig ergänzten.<br />
Fast schon wieder eine ungewollte Pointe: Der gelegentliche Flugzeuglärm, der am Freitag abend über Arheilgen zu<br />
hören war.<br />
Zwar blieben <strong>für</strong> die nächste Improvisation die akustischen Vorgaben bestehen, doch aus der neuen Instrumentierung<br />
(drei Tenorhörner) entwickelte sich eine andere charakteristische Qualität. Durch Dämpfer manipuliert und in<br />
der Lautstärke variabel, weckte „Argo“ zunächst eine verhaltene Kommunikation, die sich aber allmählich wie der<br />
nachbarschaftliche Tratsch im Treppenhaus entwickelte. Einfach köstlich.<br />
9
Die aufreibendsten Passagen hatten sich die drei Künstler bis <strong>zum</strong> Schluß vorbehalten. Thomas Stett (erstmals auf<br />
der Baßklarinette) kommentierte fast teilnahmslos das Geschehen wild aneinandergereihter Schleif- und Preßtöne.<br />
Hans Essel (auf einer kleinen Handtrommel knirschend) erweiterte den perkussiven Horizont, während Uli Philipp<br />
mit dem Baßbogen über eine Styroporplatte krächzte.<br />
In der Tat: Diese <strong>Musik</strong> wollte nicht gefallen, sondern anregen. Denn so abrupt, wie „Argo“ das Chaos entzündet<br />
hatte, ebnete das Trio den Weg in die Stille. Einzig Thomas Stett, auf dem Klarinettenmundstück spielend, blieb<br />
seiner Rolle als lethargischer Kommentator treu.<br />
Fazit: ein Abend mit Ecken und Kanten. Dennoch ist es gut zu wissen. daß es noch Disharmonien gibt.<br />
1992 Visualisation<br />
Konzert <strong>für</strong> die Augen<br />
Farbsymphonie von Ulrike Springer. April in der Kunstfabrik.<br />
Film Nr.7 mit Begleitung<br />
1992 Gründung des <strong>Verein</strong>s<br />
10<br />
Otfried Rautenbach, Matthias Maaß und Ekkehard Meißner im Mai.<br />
Installation Turner/Behrens<br />
Lichtinstallation von Ho Turner und Objekte von M.Behrens im Juni.<br />
Ho Turner zu seiner Installation:<br />
Die hier aufgebaute (nicht wiederholbare) Versuchsanordnung stellt ein Experiment<br />
>POST EINSTEIN'scher BILD-HAUEREI< dar. Photonen werden<br />
von 5 Bildwerfern (Projektoren) auf ein Target (Kubus) gelenkt. Zu beobachten<br />
ist, wie der Platonische Körper des Würfels (Symbol des Elements ERDE)<br />
durch Veränderung des Lichteinfalls (Photonendichte) verwandelt wird. Dabei<br />
wird deutlich, welche Rolle der umgebende Raum und die anwesenden Beobachter<br />
spielen. Die „Dunkle Seite“ der Materie („Das Fehlen von Licht“) wird<br />
symbolisch im Bannkreis des runden Spiegels dargestellt. Die Installation soll<br />
auch die Idee andeuten, daß die „3.Dimension“ bzw. die von uns darin wahrgenommenen<br />
Objekte Projektionen höherer Dimensionen sind. Um den<br />
Energieaspekt zu betonen, wird ein kaum hörbares an- und abschwellendes<br />
akustisches Signal von 55 Hertz den Hintergrund modulieren.<br />
Satzung des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V.<br />
§ 1 Name und Sitz<br />
1.Der <strong>Verein</strong> führt den Namen "<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V.". Er soll in das <strong>Verein</strong>sregister<br />
eingetragen werden.<br />
2.Sitz des <strong>Verein</strong>s ist <strong>Darmstadt</strong><br />
.§ 2 Zweck des <strong>Verein</strong>s<br />
Zweck des <strong>Verein</strong>s ist die Förderung und Pflege der <strong>experimentelle</strong>n <strong>Musik</strong>. Er veranstaltet hierzu Konzerte, Vorträge<br />
und Diskussionen, erstellt Dokumentationen, und führt alle ihm zur Erreichung des <strong>Verein</strong>szwecks geeignet erscheinenden<br />
Maßnahmen durch.<br />
§ 3 Gemeinnützigkeit<br />
Der <strong>Verein</strong> verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts "Steuerbegünstigte<br />
Zwecke" der Abgabenordnung. Der <strong>Verein</strong> ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche<br />
Zwecke. Mittel des <strong>Verein</strong>s dürfen nur <strong>für</strong> die satzungsmäßigen Zwecke des <strong>Verein</strong>s verwendet werden. Die<br />
Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln des <strong>Verein</strong>s. Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem<br />
<strong>Verein</strong>szweck fremd sind, oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden.etc...<br />
Gründung 15. Mai 1992<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. wurde im Mai 1992 als gemeinnütziger <strong>Verein</strong> gegründet. Hans<br />
Essel wurde von der konstituierenden Versammlung als Vorsitzender gewählt. Das Ziel des <strong>Verein</strong>s ist die Bereitstellung<br />
bzw. Entwicklung von Räumen, die es Künstlern erlauben, jenseits gesicherter Positionen grundsätzlich neuartige<br />
Ideen vorzustellen, und diese mit interessiertem Publikum zu diskutieren.<br />
Der <strong>Verein</strong> hat bisher über neunzig Konzerte mit ungefähr achtzig Künstlern veranstaltet, deren Spektrum und<br />
Entwicklungslinien einen Begriff des Experimentellen umreißen können. Allerdings muß dieser Begriff ständig überprüft<br />
werden. Dies kann nur durch Arbeit an Grundsätzlichem in Verbindung mit analytischer Reflexion erreicht
werden. Diese Ziele erfordern die Suche und Auswahl von Künstlern, die an Projekten dieser Art arbeiten. Der<br />
<strong>Verein</strong> versteht sich nicht als üblicher Veranstalter, sondern versucht Projekte zu ermöglichen, die sonst nicht<br />
durchgeführt werden können, die aber der Entfaltung eines Begriffs des Experimentellen dienen.<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> (Neuer <strong>Verein</strong> in der Kulturszene)<br />
Karl Eberhard im DE, 8. September 1992<br />
Unter der Regie des Darmstädter Avantgarde-Künstlers Hans Essel hat sich dieser Tage der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong> gegründet. Die neue Kultur-Initiative sieht sich als Plattform <strong>für</strong> eigenwillige Formen und Ideen. Veranstaltungsort<br />
des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> soll die Arheilger „Kunstfabrik", Frankfurter Landstraße 173, werden.<br />
Dort findet im Herbst auch die erste Konzertreihe statt. Den Anfang machen am 18. September die beiden Münchner<br />
Experimental-<strong>Musik</strong>er Stephan Wunderlich und Edith Rom. Ihr neues Projekt heißt „Tonversuche“ und dürfte<br />
kontroverse Debatten auslösen. Diskussionen und Provokationen zu den erlebten Veranstaltungen sind nach dem<br />
Willen der Organisatoren ohnehin erwünscht. Am 16. Oktober gastieren Künstler aus Frankfurt und Koblenz im<br />
Arheilger Avantgarde-Haus. Das Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> live-elektronische <strong>Musik</strong> wird mit Bernhard Günther<br />
die Computertechnik in den Schöpfungsprozeß mit einbeziehen. Am 13. November gibt das Heidelberger Nachwuchs-Ensemble<br />
„Terzett“ seinen Einstand. Die drei Künstler Harri Ansorge, Ole Jarchov und Nicky Young sind<br />
aus der Gruppe „Krematorium" hervorgegangen. Initiator Hans Essel selbst wird am 11. Dezember seine neuesten<br />
„Zeitfalten" vorstellen. Begleitet wird er dabei von dem Wiesbadener Künstler Ullrich Philipp, mit dem er bereits im<br />
Vorjahr beim Festival <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> in München <strong>für</strong> Aufsehen sorgte.<br />
1992 Konzeptionen<br />
Tonversuche<br />
Karl Eberhard im DE 16.9.1992<br />
Zur ersten Veranstaltung in seiner neuen <strong>Musik</strong>konzert-Herbstreihe lädt der „<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong>“ am<br />
Freitag (18. September) um 20.30 Uhr in die Arheilger „Kunstfabrik“ ein. Erwartet werden die beiden Münchner<br />
Avantgarde-Künstler Stephan Wunderlich nd Edith Rom. Motto des Abends: „Tonversuche“.<br />
Live-elektronische <strong>Musik</strong><br />
Karl Eberhard im DE 16.10.1992<br />
Am heutigen Freitag um 20.30 Uhr lädt der „<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong>“ zu einem weiteren Projekt in die<br />
„Kunstfabrik“ in <strong>Darmstadt</strong>-Arheilgen ein. Erwartet wird Peter Wießenthaner mit seinem „Ensemble <strong>für</strong> liveelektronische<br />
<strong>Musik</strong>“ aus Frankfurt. Berhanrd Günther ist mit Computer-Kunst an dieser Kooperation beteiligt.<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> mit der Säge<br />
DE 13.11.1992<br />
Am heutigen Freitag (13. November) veranstaltet der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. in der Kunstfabrik<br />
im Rahmen der Reihe „Konzepte“ das dritte Konzert. Zu Gast sind bei diesem Konzert Harri Ansorge und<br />
Nicky Young (Projekt Krematorium, Heidelberg) und Ole Jarchov (Berlin). Das „Terzett“ spielt Cello, elektrische<br />
Geige, Akkordeon und Motorsägen. Es improvisiert in konzeptionellem Rahmen.<br />
Zeitfalten<br />
Karl Eberhard im DE 10.12.1992<br />
Der „<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong>“ setzt am Freitag (11. Dezember) um 20.30 Uhr seine vierteilige<br />
Herbstreihe fort. Diesmal werden die beiden Avantgarde-Künstler Hans Essel (<strong>Darmstadt</strong>) und Ulrich Phillipp<br />
(Wiesbaden) ihr „Zeitfalten“-Projekt vorstellen. Elektronische Bausteine sind dabei die wichtigsten Hilfsmittel. Veranstaltungsort<br />
ist die „Kunstfabrik“ in der Frankfurter Landstraße 173.<br />
Es gibt keine Töne mehr - oder doch?<br />
Beispiele <strong>experimentelle</strong>r <strong>Musik</strong> in der Arheilger Kunstfabrik<br />
Hans Essel im DE, 22.10.1992<br />
Der Ton macht die <strong>Musik</strong>. Diese Binsenweisheit entpuppt sich als brisant, wenn nicht mehr sicher ist, ob man heute<br />
noch Töne hat. Dann wäre nämlich die <strong>Musik</strong> am Ende. Die Rede ist nicht vom alltäglichen Quälmuzak der Hintergrundberieselung,<br />
sondern von gegenwärtiger <strong>Musik</strong> als künstlerischer Ausdrucksform. Gibt es also noch Töne?<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> stellte in zwei Konzerten in der Kunstfabrik Arheilgen Künstler<br />
vor, die diese Frage verneinen. Es gibt keine Töne mehr.<br />
Stephan Wunderlich und Edith Rom aus München stellten daher konsequenterweise "Tonversuche" vor, fünf Annäherungen<br />
an Erzeugung von Ton in einem System, in dem Töne nicht mehr durch die klassischen Parameter Höhe,<br />
Dauer, Intensität und Klangfarbe, sondern durch Dimensionen charakterisiert werden.<br />
Wunderlich/Rom gehen hierbei streng sequentiell vor. Einzelne Töne werden, geglückt oder mißglückt, im Wechsel<br />
von beiden Künstlern hervorgebracht, im ersten Durchgang mit den Stimmen, im zweiten mit zwei Geigen, im dritten<br />
mit Sinusgeneratoren und kleinen Lautsprechern, im vierten mit Licht (Lichtbewegungen von Taschenlampen<br />
11
auf eine Wand), im fünften mit Schrittfolgen. Die letzten beiden Durchgänge reflektieren die Methode der Annäherung<br />
auf tonloser Ebene.<br />
Das Publikum nutzte die Gelegenheit zu ausführlicher Diskussion, und die Künstler gaben bereitwillig Auskunft.<br />
Trotz des radikalen Ansatzes empfanden viele Hörer das Ergebnis als expressiv. Andererseits erschien die Übertragung<br />
von Tonsuchen auf Lichtbewegung und Schrittfolgen noch nicht ganz einleuchtend. Aber beim Einblick in die<br />
Werkstatt soll ja auch eher die Fragestellung interessieren als das Ergebnis. Man ging durch neue Erfahrung angeregt<br />
nach Hause.<br />
Im zweiten Konzert führte Peter Wießenthaner mit seinem "Ensemble <strong>für</strong><br />
<strong>experimentelle</strong> live-elektronische <strong>Musik</strong> Frankfurt/M" eine im Grundsatz<br />
sehr ähnliche Versuchsanordnung vor: Eine dreiteilige Komposition <strong>für</strong><br />
Stimme, Tonband und Dias, ebenfalls streng sequentiell aufgebaut.<br />
Im ersten Teil waren acht Sequenzen mit den acht Vokalen gleichzeitig<br />
akustisch und, auf Tonband aufgenommen und mit kleiner Verzögerung<br />
wiedergegeben, über Lautsprecher zu hören. Das Tonbandmaterial ist<br />
dabei so präpariert, daß rhythmisierende Pausen entstehen. Durch den<br />
Abstand zu den Mikrophonen können Mischungen zwischen akustischen<br />
und bearbeiteten Tönen erzeugt werden.<br />
Im zweiten Teil wurden Diaaufnahmen des Mundes beim Formen der<br />
Vokale von Robert Harnischmacher anhand der gleichen - übertragenen -<br />
Partitur projiziert.<br />
Im dritten Durchgang wurde das vorher bespielte Band abgespielt, wobei<br />
jetzt die starke Rhythmisierung durch die Präparation die Stimme abstrahierte.<br />
Dadurch entsteht eine neue Version des ersten Teiles. Bernhard<br />
Günther verwendete einen kleinen Teil des Tonmaterials von Peter Wießenthaner<br />
<strong>für</strong> eine Computerkomposition. Das Stück, in digitaler Aufnahme<br />
von feinsten Geräten wiedergegeben besteht aus sehr leisen, in sensiblen<br />
Nuancen abgestuften Tönen vornehmlich aus dem Rauschspektrum.<br />
Das ferne Geräusch von Flugzeugen und Zügen ließ sich vom Hörer ohne<br />
weiteres in die Komposition mit hineinhören.<br />
In der Diskussion interessierte die Hörer auch hier der Gegensatz zwischen strengem rationalen Ansatz und expressiver<br />
Realisation. Muß die Realisation nicht Assoziationen ausschalten, die das Konzept verdecken? Manche fanden,<br />
daß die Klarheit des ersten Teiles durch die Übertragungen auf Bilder und rhythmisierende Bandaufnahme zurückgenommen<br />
wurde, und daß die Computerkomposition nicht den gleichen konzeptionellen Ansatz erkennen ließ.<br />
Die beiden Konzerte haben gezeigt, daß der <strong>Verein</strong> <strong>Darmstadt</strong> ein Forum eröffnet hat, in dem Hörer mit ungewöhnlichen<br />
Künstlern ins Gespräch kommen können.<br />
Terzett<br />
<strong>Musik</strong>-Experiment mit Motorsägen?<br />
Hans Essel (16.11.1992)<br />
Im dritten Konzert seiner Herbstreihe stellte der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. in der Kunstfabrik<br />
Arheilgen drei junge <strong>Musik</strong>er aus Heidelberg und Berlin vor.<br />
Vor dem Konzert wurde ein 45-Minuten-Video von der B3 in Arheilgen aufgenommen. Ole Jarchov hatte eine Kassette<br />
mit Verkehrslärm aus Berlin mitgebracht. Zusammen mit zwei Motorsägen bildeten diese Elemente die Bezugspunkte<br />
<strong>für</strong> improvisierte <strong>Musik</strong> mit Cello (Nicky Young), Akkordeon (Ole Jarchov) und einer Art elektrisch<br />
verfremdeter Geige (Harri Ansorge).<br />
Nun legt die Verwendung von Motorsägen als <strong>Musik</strong>instrurnente die Be<strong>für</strong>chtung nahe, es handele sich nur um<br />
einen abgegriffenen Effekt, wie dies im Zusammenhang mit ,,<strong>experimentelle</strong>n" Spieltechniken häufig der Fall ist. Der<br />
wirkliche <strong>experimentelle</strong> Ansatz hingegen kann nur auf die <strong>Musik</strong> selbst zielen, in diesem Fall auf die Möglichkeit,<br />
zusammen zu ,,musizieren", ohne auf bekannte Schemata zurückzugreifen. Für improvisierte <strong>Musik</strong> existieren immerhin<br />
umfangreiche Vorlagen, und die Gefahr, in Klischees zu verfallen, ist schwer zu vermeiden.<br />
Diese Aufgabe wurde respektabel gelöst. Die <strong>Musik</strong> der Gruppe fließt ruhig und konzentriert in der Zeit, ohne Zitate.<br />
Sie bleibt bei sich. Die heikle Mischung zwischen akustischen und verstärkten Klängen gelingt recht gut. Trotz<br />
des rauhen Klangmaterials gerät das Ganze manchmal vielleicht zu idyllisch. Das Zitieren der Außenwelt durch den<br />
Fernseher (ohne Ton) unterstreicht das eher.<br />
Erst die Arbeit mit der Motorsäge draußen stellt ein zusätzliches Spannungsfeld her. Das sonore Brummen harmoniert<br />
zwar recht gut mit den anderen Instrumenten, aber es ist nicht zu ignorieren, daß draußen gesägt wird. Mit den<br />
Sägen wird Holz bearbeitet, mit den Instrumenten <strong>Musik</strong>. Gegen Ende wurde der leider etwas schwammig aufgenommene<br />
Verkehrslärm eingeblendet, in dem die <strong>Musik</strong> endete. Die Frage der Beziehungen zwischen gespielter<br />
<strong>Musik</strong>, Video, Verkehrslärm vom Band und Arbeits-"Lärm" müßte noch genauer geklärt werden.<br />
12
Zeitfalten: Kurzzeitiges Lallen<br />
Avantgardemusik in der Kunstfabrik<br />
Karl Eberhard im DE, 15. Dezember 1992<br />
Tonbänder, Rückkopplungsmaschinen und eine Menge Phantasie spielen die wichtigsten Rollen im „Zeitfalten"-<br />
Projekt der beiden Avantgardekünstler Hans Essel (<strong>Darmstadt</strong>) und Ulrich Phillipp (Wiesbaden). Am Freitag abend<br />
machten sie das Publikum in der Arheilger Kunstfabrik mit ihren ebenso ungewöhnlichen wie nachvollziehbaren<br />
Ideen bekannt: „Zeitfalten“. Hinter dieser Kurzformel verbirgt sich die Tatsache, daß jeder Ton eine völlig neue<br />
Erfahrung ist. Dabei soll die klangliche Veränderung eine wesentliche Komponente bilden. Essel demonstrierte dies<br />
mit zwei Tonbändern, auf denen das Brummen der menschlichen Stimme, das kurzzeitige LalIen einzelner Silben<br />
und schließlich eine wahllose Tonleiter auf der Geige zu hören sind. Im zweiten Set arbeiteten beide Künstler<br />
schließlich an je einem Steuergerät und bedienten sich gegenseitig mit Tonansammlungen und Fragmenten. Eigens<br />
da<strong>für</strong> hatte Ulrich Phillipp zwei Piezo-Kristalle (der erste starr auf einer Metallplatte, der andere frei beweglich) als<br />
Ausgangsbasis <strong>für</strong> seine Rückkopplungsmethodik präpariert. Die Reaktion des Publikums wirkte gespalten. Denn<br />
obwohl alle Spielphasen relativ gut nachvollziehbar dargestellt wurden, blieben die meisten Zuschauer stumm.<br />
1993 Korrelationen<br />
Neue Klangabenteuer (Veranstaltungen mit <strong>experimentelle</strong>r <strong>Musik</strong>)<br />
Karl Eberhard DE 13.2.1993<br />
Der „<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> Experimentelle <strong>Musik</strong>“ setzt von Februar bis Mai seine Klangabenteuer in der Arheilger Kunstfabrik<br />
fort. Die aktuelle Konzert-Quadrologie trägt den Titel „Korrelationen“ (Wechselbeziehungen). Unter dem Motto<br />
„Waiting muzak 190293“ wird der Heidelberger Ton-„Erneuerer“ Jörg Burkhard am Freitag (19.), um 2030 Uhr, die<br />
Veranstaltungsschiene beginnen. Im März (19.) hat sich Mark Behrens aus Frankfurt angesagt. Sein Anliegen: „Lecture<br />
Feedback“. Licht und Klang bilden am 23. April eine interessante Synthese, wenn Heinz-Peter Hofmann aus<br />
<strong>Darmstadt</strong> in der Kunstfabrik vorbeischaut. Die Wechselbeziehungen enden schließlich am 14. Mai. Dann werden<br />
Erika Enders und das Wiesbadener „Improvisations-Ensemble“ ihre „Spuren“ offenlegen.<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in der Kunstfabrik<br />
Hans Essel AP 18.2.1993<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. veranstaltet unter dem<br />
Titel „Korrelationen" eine Frühjahrsreihe in der Kunstfabrik Arheilgen. In vier<br />
Aufführungen werden verschiedenartige Ansätze der Korrelationen von musikalischen<br />
und nichtmusikalischen Ereignissen vorgestellt. Am Freitag (19. Februar)<br />
beginnt der <strong>experimentelle</strong> Lyriker und <strong>Musik</strong>er Jörg Burkhard mit „waiting<br />
muzak 190293“ Uber ein Mikrophon steuert Burkhard mittels einiger Lowcost-Elektronik<br />
Geräte wie Fernseher, Radio, Recorder und eine Gitarre. Der<br />
Künstler verwendet eigene Texte und Aufnahmen aus seiner reichhaltigen<br />
Klangsammlung. Am 19. März gibt Mark Behrens eine „LectureFeedback":<br />
Korrelationen zwischen Texten und Tonspuren <strong>zum</strong> Thema Rückkoppelungen,<br />
Rezeption, Reaktion. Heinz-Peter Hofmann aus <strong>Darmstadt</strong> arbeitet mit Dias<br />
und Photozellen in einer Leinwand, deren Signale einen Synthesizer steuern<br />
und Klänge erzeugen. In einer Variante wird die Bewegung des menschlichen<br />
Körpers im Lichtkegel integriert. Diese Korrelation („Licht⎭Klang“) ist zu<br />
hören und sehen am 23. April. Am letzten Abend, am 14. Mai, zeigen vier<br />
Künstler aus Wiesbaden Korrelationen zwischen <strong>Musik</strong> und darstellender<br />
Kunst. Erika Enden zeigt visuelle gestaltende/zerstörende Prozesse mit verschiedenen<br />
Materialien. Die Gruppe WIE?! (Ulrich Phillipp: Kontrabaß, Dirk<br />
Marwedel: Saxophon und Wolfgang Schliemann: Schlagwerk), korreliert mit improvisierter <strong>Musik</strong>, die räumliche<br />
Klangverhältnisse auslotet. Ein komplexes akustisch-visuelles Gebilde entsteht. Die Konzerte beginnen jeweils um<br />
20 Uhr. Die Besucher sind zu Wahrnehmung, Reflexion und Diskussion eingeladen.<br />
Stimme steuert Bilder<br />
Hans Essel im DE, 2.3.93<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. eröffnete seine Reihe ,"Korrelationen" mit dem Heidelberger<br />
Künstler Jörg Burkhard.<br />
Die Installation: ein Stahlregal mit Verstärkern, Mischpulten, Kassettenrekordem, selbstgebauter Miniaturelektronik<br />
und E-Gitarre, durch ein winziges Lämpchen schwach erleuchtet, daneben auf zwei Holzböcken zwei SW-Fernseher<br />
übereinander. Burkhard greift <strong>zum</strong> kabellosen Mikrophon: Die Gitarre schlägt an, Fernsehbilder blitzen auf, Mainz<br />
und Köln, der Jahreszeit gemäß.<br />
13
Man braucht Minuten, die Wahrnehmung zu schärfen und auf Wichtiges zu konzentrieren. Dann hört man verschiedenste<br />
Klangfarben der offenen Gitarrensaiten und bemerkt die Helligkeitsunterschiede der Bilderfetzen. Alles gesteuert<br />
durch die unhörbaren Laute, die Burkhard ins Mikrophon - spricht? singt?<br />
Manchmal verändert Burkhard manuell an den Mischpulten die Grundklangfarbe der Gitarre oder schaltet die<br />
Sprachspuren der Kassettenrekorder zu. Die Sprache, eigene Texte von ihm selbst auf die Bänder gesprochen, wird<br />
dann ebenso zerhackt wie die Bilder und wie <strong>Musik</strong>material behandelt. Manchmal schaltet er ein Digitalecho ein und<br />
die Maschinerie läuft in der Schleife, kontrapunktiert von den Bilderblitzen. Die Gitarrensaiten werden durch Elektromagnete<br />
angeregt, die vom Ausgang der Kassettenrekorder gespeist werden. Die Stärke dieser Kopplung wird vom<br />
Mikrophon gesteuert ebenso wie die Helligkeit der Fernsehbilder.<br />
Klangfelder veschiedenster Charakteristik werden durchmessen. Mal hart und bedrohend mit hämmernder Rhythmik,<br />
dann wieder sanft ausschweifend. Die Fernseher werden als Instrument ,,gespielt". Die Suggestiviät der Fernsehbilder<br />
ist noch da, aber von deren Inhalt abstrahiert. Diese Inhalte, verzerrte Figuren, bekommen keine Zeit, den<br />
Betrachter zu fesseln. Die zeitweilig zugeschalteten Textfelder werden durch die Mikrophonsteuerung in analoger<br />
Weise in Fetzen und Bruchstücke von Phonemen zerrissen: Sprache reduziert auf Artikulationsrnaterial, letztlich<br />
<strong>Musik</strong>.<br />
Burkhard hat sich ein sehr komplexes, nicht vollständig determiniertes Instrument geschaffen, das er improvisierend<br />
auslotet. Es bietet ihm eine grosse Spanne von Ausdrucksmöglichkeiten, behält aber immer einen unverwechselbaren<br />
Charakter, der auch in seinen anderen Arbeiten zu finden ist. ,,waiting muzak 190293" war ein Erlebnis, das noch zu<br />
angeregter Diskussion Anlaß gab.<br />
Audiovisuelle Performance "Licht-Klang"<br />
Hans Essel am 23.4.1993<br />
Heinz-Peter Hofmann und Yvonne Erni aus <strong>Darmstadt</strong>.<br />
Ziel des Projektes ist es, eine Verbindung zwischen optischen und akustischen Phänomenen herzustellen. Es geht<br />
allerdings nicht um eine Bebilderung von <strong>Musik</strong> oder um Vertonung von Bildern; vielmehr findet die Verbindung<br />
beider Bereiche im Material selbst statt: Aus Lichtbildern entstehen durch elektronische Umformungen Klänge. Das<br />
Licht selbst wird in "Licht-Klang" moduliert durch Dias. In "Bewegung-Licht-Klang" moduliert Yvonne Erni das<br />
Licht durch Bewegungsschatten im Lichtkegel. Die Korrelation von musikalischen, tänzerischen und optischen Ereignissen.<br />
Das Licht: Betörende Licht-Bilder, von Hofmann mittels verschiedenster Techniken hergestellt, vom herkömmlich<br />
belichteten Dia über schwarz-weiß Kopien bis zu allem, was transparent ist und projiziert werden kann. Alle Bilder<br />
sind abstrakt, aber mit großer Spannweite bezüglich Kontrast, Farbigkeit und Materialcharakter. Hofmann wählt die<br />
Bilder über zwei Projektoren aus, überblendet sie manchmal. Er hält keine feste Reihenfolge ein, sondern wählt<br />
"blind". Die einzige Gestaltungsmöglichkeit liegt in der Zeitgebung und der Überblendung.<br />
Der Klang: Ein Analogsyntheziser, dessen Regel- und Schwingkreise, einmal eingestellt, von außen moduliert werden<br />
können, arbeitet als fest installierte Klangmaschine. In der Leinwand sind einige Photozellen eingebaut. Ihre Spannung<br />
steuert die Klangmaschine. Der Grundklang: rechts ein zwitschernder lockerer Klangteppich, links ein vielleicht<br />
etwas zu kompakter Summton. Hin und wieder, aber eher selten, ein feines Zirpen. Manchmal, durch besonders<br />
starke Lichtkontraste angestoßen, eine Klangrakete, sonst An- und Abschwellen und feine Modulationen.<br />
Die Improvisation ist eingebaut. Erstens durch die Auswahl der Bilder, und zweitens durch Veränderungen in der<br />
Empfindlichkeit der Klangmaschine, die dazu führen, daß nicht beim gleichen Bild immer ein gleiches Klangereignis<br />
korreliert. Hofmann "spielt" die Bilder. Die Bilder "spielen" die Klangmaschine.<br />
Interessanterweise, und ohne davon zu wissen, hat Hofmann genau die umgekehrte Methode wie Jörg Burkhard<br />
(Stimme steuert Bilder) entwickelt. Burkhards Mikrofon ist dabei "heiß", Hofmanns Projektoren sind "kühl", distanzierter.<br />
Die Entwicklung und Einstellung der Maschine ist natürlich eine wesentliche Arbeit. Leider schien sich die<br />
Maschine im ersten Teil etwas desensibilisiert zu haben, sei es durch Temperaturschwankungen oder die abendliche<br />
Dunkelheit, wie Hofmann erläuterte, jedenfalls hätte man sich die Reaktionen auf die Bilder etwas variantenreicher<br />
vorstellen können.<br />
Im zweiten Teil tanzte Yvonne Erni im nackten Lichtkegel vor der Leinwand. Durch ihren Schatten werden die<br />
Photozellen abgedunkelt und die Klangmaschine reagiert. Und zwar deutlich heftiger als bei den Dias, was aber<br />
weniger an der attraktiven Yvonne als vielmehr an der behutsamen Nachjustierung durch Heinz-Peter lag. Die<br />
Darmstädter Tänzerin tanzte im harten Licht des Projektors eine halbstündige Improvisation, eine schwierige Herausforderung,<br />
die sie beachtlich meisterte. Dazu muß man bedenken, daß Tänzer normalerweise nicht improvisieren,<br />
und schon gar nicht allein, und am allerwenigsten ohne <strong>Musik</strong>, nach der sie sich richten könnten. Hier aber war die<br />
<strong>Musik</strong> nicht vorgegeben, sondern reagierte auf die Bewegung!<br />
Die Grundfrage des Balletts, nämlich wie steht es zwischen <strong>Musik</strong> und Tanz, wird hier neu gestellt, oder besser: hätte<br />
neu gestellt werden können. Cage und Cunningham hatten sie beginnend in den Fünfzigern radikal neu beantwortet:<br />
Eine direkte Beziehung wie im klassischen Ballett (der Tanz folgt der <strong>Musik</strong>) findet nicht statt. Leider war wohl bei<br />
"Bewegung->Licht->Klang" keinem der beiden Künstler diese Situation klar, denn die Chance, einen dritten Weg<br />
wenigstens ansatzweise aufzuzeigen, wurde nicht ergriffen.<br />
Diese Chance setzt eine radikale Neuentwicklung von Tanz, und zwar in dieser Anordnung (die ja durchaus auch<br />
noch verbessert werden kann), voraus. Eine Improvisation mit gängigen Gestaltungsvorstellungen, so respektabel sie<br />
14
im Sinne des Herkömmlichen sein mag, kratzt die Problematik nicht einmal an. Hier hätte Hofmann selbst mehr<br />
gedankliche Vorarbeit leisten müssen, um mit der Tänzerin die Bedeutung der Anordnung zu erfassen.<br />
Das Publikum - in erfreulicher Anzahl - schien interessiert und blieb zu längerer Diskussion. Dabei entwickelte sich<br />
die Meinung, daß eine zu starre Kopplung zwischen Photozellen und Synthesizer, d.h. eine immer gleiche klangliche<br />
Reaktion auf einen bestimmten optischen Reiz, auf die Dauer banal wirkt. Erst die immanente Improvisation, also<br />
eigentlich die Störung der Kopplung, bewirkt die Eigenständigkeit der Installation.<br />
Wuntar-neman<br />
Hans Essel in DK Juni 1993<br />
Zu einer Sonderveranstaltung in seiner Reihe „Korrelationen“ lädt der Darmstädter <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> Experimentelle <strong>Musik</strong><br />
in die Arheilger Kunstfabrik ein. Zu erleben ist die Performance „Wuntar-neman/Ein Zyklus“ von Christopher<br />
Tarnow - am 18. Juni (Freitag) um 21 Uhr. Der 1958 geborene Tarnow arbeitet über „Wahr-Nehmung und über<br />
deren Relativität - und das bewußt in den unterschiedlichsten Medien: Installationen, Wandobjekten, Bildern, als<br />
Opernregisseur, Schriftsteller und neuerdings Performer. » Am liebsten alles gleichzeitig «, sagt er, » weil unser<br />
Wahrnehmen selbst so vielschichtig ist. Die Augen sind nur ein kleiner Teil unserer Aufnahmeorgane, das wesentliche<br />
Wahrheit-Nehmen findet im Innern statt «. Mit der Performance „Wuntar-neman“ zeigt Christopher Tarnow<br />
mit Worten, gesammelten Geräuschen, Farben und Materialaktionen wie alltägliches Wahrnehmen immer auch spirituelles<br />
Erleben miteinschließen kann. Spielerisch, assoziativ und wie beiläufig entsteht im Verlauf der Performance<br />
aus einem leeren Raum ein gestalteter - eine Ausstellung der „Koordinaten des Inneren Raumes“, wie der Künstler<br />
mitteilt.<br />
Mit Poesie die Grenzen austesten.<br />
Roland Held, <strong>Darmstadt</strong> 1993<br />
Zur Performance „wuntar-neman“ von Christopher Tarnow.<br />
Aus alltäglichen Elementen setzt sich das Wunder zusammen: Primärfarben, zentrale Sinnesorgane, einfache Werkzeuge<br />
und Handlungen brachten am Freitag das Publikum in der Arheilger Kunstfabrik dazu, sich zu verwundern.<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> Experimentelle <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> hatte den Frankfurter Maler Christopher Tarnow zu einer Verführung<br />
seiner Performance „wuntar-neman“ eingeladen. Das mittelhochdeutsche Wort hier als Inbegriff konzentriertester<br />
Wahrnehmung; zusammen mit fünfzehn anderen Verben, in farbiger Fraktur zur Bilderausstellung verfestigt,<br />
begleitete es das Geschehen auf der Bühne. Auch wenn dieses explizit um die Beschreibung der „Koordinaten des<br />
Inneren Raums“ rang und damit Objektivität anmahnen könnte, war der Augenschein doch nicht minder subjektiv<br />
als die Auswahl der sechzehn Begriffe. Jeder Zuschauer dürfte andere Benennungen <strong>für</strong> die Koordinaten seines<br />
inneren Raums haben. Jeder Zuschauer hat gewiß eine andere Deutung <strong>für</strong> die einzelnen Etappen der Performance<br />
von Christopher Tarnow. Unabweisbar nur ist die Poesie, mit der das ganze Ereignis durchtränkt war. Poesie symbolischer<br />
Akte, mit denen der Künstler die Grenzen des Raums (wobei der äußere <strong>für</strong> den inneren stand) absteckte und<br />
gleichzeitig austestete. Ganz körperlich, indem er mit tropfnaß rot angemalten Füßen an den Wänden lief wie eine<br />
Spinne; indem er blaue Farbe von seinen Ohren in immer zarteren Muschelformen an die Wände drückte; indem er<br />
ein Bildrechteck in eine Wand meißelte, die so entstandene Höhlung mit gelber Farbe bestrich und seine Stirn dagegen<br />
lehnte. Poesie des Worts trat hinzu: während einer schrittweisen Wanderung über die Sühne verlas Tarnow - ein<br />
kleiner weißer Zettel bei jedem Halt - Kostproben über Jahre gesammelter aphoristischer Tages-Gedanken und<br />
deren Monats-Kondensate.<br />
Trotz paralleler Einspielung verschiedener Tonbänder mit Stadt- und Naturgeräuschen, trotz der gewollten Dissonanzen<br />
und Koinzidenzen zwischen „<strong>Musik</strong>“ und Text war des sowohl der stillste wie der dichteste Teil der Vorführung.<br />
Die Performance neigte hernach dazu, in einzelne, in sich abgesch1ossene Mini-Performances zu zerfallen,<br />
denen die verklammernde Geste fehlte. Was nie fehlte, war der Anlaß <strong>zum</strong> Sichverwundern - auch ohne schlüsselfertige<br />
Interpretation bereits ein Wert an sich. Auch <strong>für</strong> Christopher Tarnow, dessen erste, obschon lange vorbereitete<br />
Performance es war, scheint das „wuntar-neman“ noch in jedem Akt gegenwärtig. Es beeindruckte die sachgerichtete,<br />
gänzliche uneitle, ohne jede Seht-her-Attitüde auskommende Hingabe, mit der er agierte. Ebenso offen die im<br />
Anschluß mit dem Publikum geführte Diskussion.<br />
1993 Gedankengänge I<br />
Sequenzenprojekt<br />
Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> München mit Stephan Wunderlich, Edith Rom, Louise Ingebos, Jörg Burkhard<br />
und Hans Essel.<br />
Karl Eberhard DE 23.9.1993<br />
Der Darmstädter <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> beginnt am Freitag (24.) um 20.30 Uhr in der Arheilger<br />
Kunstfabrik mit einer neuen reihe „Gedankengänge“. Zum Auftakt stellt das Münchner „Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong>“ sein „Sequenzenprojekt“ vor. Die Komposition begann 1988 und hat in ihrer zeitlichen Struktur kein<br />
Ende. Sie kann also nicht wiederholt werden. Die <strong>Musik</strong>er realisieren daher auch nur ganz kleine Ausschnitte.<br />
15
Sequenzenprojekt<br />
Hans Essel in AP 23.9.93<br />
16<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. zeigt am Freitag, 24.<br />
September, in der Kunstfabrik Arheilgen Stephan Wunderlichs Komposition<br />
„Sequenzen-Projekt“. Die Sequenzen dieses Projekts sind in ihrer rhythmischen<br />
Struktur an die Realzeit gebunden. Daher sind Reproduktionen nicht<br />
möglich. Die Konkretisierungen folgen einem prinzipiellen Tonsystem, das<br />
die akustische Dimension überschreitet. Ton wird nicht mehr als „Note“,<br />
sondern als „Schwankung“ verstanden.<br />
PHREN: Analytische Trios<br />
PHREN-Ensemble aus München mit Michael Kopfermann, Inge Salcher<br />
und George Augusta.<br />
DE am 15.10.1993<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> veranstaltet im Herbst in der<br />
Kunstfabrik Arheilgen eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Gedankengänge“.<br />
Der Titel, <strong>für</strong> eine <strong>Musik</strong>reihe vielleicht ungewöhnlich, hebt die gedankliche<br />
Ebene der <strong>experimentelle</strong>n Ansätze hervor.<br />
Am 22. Oktober stellen Mitglieder des PHREN-Ensembles aus München mit<br />
„Analytischen Trios“ die <strong>Musik</strong> dieser Gruppe vor. Das Ensemble unter der<br />
Leitung von Michael Kopfermann entwickelt seit vielen Jahren eine neuartige<br />
Tonauffassung, die eine Präparierung der Instrumente erforderlich machte. „Das improvisierende Zusammenspiel ist<br />
permanenter analytischer Reflexion unterworfen“, wie der Veranstalter mitteilt.<br />
Schrift-Laut-<strong>Musik</strong><br />
Kompositionen und Konzepte <strong>für</strong> Diaskriptor von Hans Rudolf Zeller.<br />
Hans Essel AP 18.11.1993<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. stellt am Freitag, den 19. November, in der Kunstfabrik Arheilgen<br />
Hans Rudolf Zeller vor. Der <strong>Musik</strong>theoretiker und Autor <strong>experimentelle</strong>r Texte und mehrdimensionaler Kompositionen<br />
aus München zeigt Stücke <strong>zum</strong> Komplex „Schrift-Laut-<strong>Musik</strong>“.<br />
Zeller schreibt hierzu: “Anders als die herkömmliche Notation repräsentiert Schrift in Ausführungen <strong>experimentelle</strong>r<br />
<strong>Musik</strong> schon seit langem eine autonome und gleichberechtigte Dimension musikalischen Ausdrucks. Mit dem Diaskriptor<br />
können Partituren, Texte und Graphiken, vor allem aber auch Bewegungen der Handschrift selbst und ihre<br />
Gestik, auf die Leinwand projiziert werden. So entstehen z.B. Dialoge zwischen Schreib- und Sprech-, sowie zwischen<br />
Lese- und Hörfigur. Zu konstruieren wäre die mittlerweile längst schon restlos nivellierte Vieldimensionalität<br />
von Schrift-Sprache – als <strong>Musik</strong>“.<br />
Das Tri-Est-Duo spielt Ulisse 2000<br />
Hans Essel AP 16.12.1993<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. beendet seine Herbstreihe „Gedankengänge“ am Freitag, den<br />
17. Dezember. In der Kunstfabrik in Arheilgen wird eine konzeptionelle Arbeit des Darmstädter Künstlers Hans-<br />
Leo Rohleder aufgeführt. Das „Tri-Est-Duo“ (Norbert Koczorski und Christoph Nuppenau) spielt Ulisse 2000“.<br />
Man darf gespannt sein, was sich diesmal unter der „Quantenmusikalischen Diffusionskomposition“ verbirgt. Die<br />
Performance befaßt sich auf jeden Fall mit Video-, Schein- und sonstigen Realitäten.<br />
Zeit wird spürbar - Platz <strong>für</strong> Gedanken<br />
Hans Essel im DE, 27.12.1993<br />
Die Frage nach der <strong>experimentelle</strong>n <strong>Musik</strong> läßt sich zwar theoretisch beantworten, weil es hier nicht um irgendwelche<br />
Effekte geht, sondern um grundsätzliche Fragen von <strong>Musik</strong>, Kunst und Kultur, aber letztlich kann sie nur durch<br />
Realisation geklärt werden. Das Experiment dient der Wahrheitsfindung, und diese hat in der Kunst als erstes mit<br />
Wahrnehmung zu tun.<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in der Kunstfabrik: Mit neuen Ausdrucksmitteln auf neuen Wegen. Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> versucht, durch Konzerte und Gespräche Raum <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> zu schaffen. Auch<br />
bei der letzten Reihe ,,Gedankengänge II" konnte man in der Arheilger Kunstfabrtk exemplarisch <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong> erfahren.<br />
Sequenzen-Projekt<br />
Stephan Wunderlichs ,,Sequenzen-Projekt" ist eine sehr eigenartige Komposition. Sie läßt sich <strong>zum</strong> Beispiel nicht<br />
wiederholen, da sie kein Ende hat. Beginnend im Februar 1988 definiert eine Zeitstruktur die Sequenzen. Natürlich<br />
können nur wenige Sequenzen realisiert werden, wie mit sechs Sequenzen am 24. September in der Kunstfabrik<br />
geschehen.
Jede Sequenz wird von nur einem Spieler gespielt. Sie enthält ebenfalls eine Zeitstruktur, realisiert durch den Wechsel<br />
von Spiel und Pause. Der Spieler erhält <strong>für</strong> seine individuelle Sequenz eine Spielanweisung, der er nur annäherungsweise<br />
gerecht werden kann. Er bewegt sich also ständig zwischen Gelingen und Scheitern.<br />
Gespielt werden können alle Instrumente, Lautsprecher. Schrittfolgen, Licht. Wie nimmt man das als Hörer wahr?<br />
Die Spieler stehen im Raum verteilt. Ein Spieler beginnt. Und eins kommt nach dem anderen - ohne Vermischung.<br />
Die Aktionen sind spröde, da äußerst konzentriert, Zeit wird spürbar. Es fällt schwer, einen solch langsamen<br />
Rhythmus zu akzeptieren. Gelassene Wahrnehmung muß erst entwickelt werden. Ton erschließt sich, es bleibt Platz<br />
<strong>für</strong> Gedanken.<br />
Phren-Ensemble<br />
Geradezu konträr dazu die Arbeit des Phren-Ensembles. Sein Leiter Michael Kopfermann entwickelt seit bald dreißig<br />
Jahren eine eigene Tontheorie, die zur Verwendung präparierter Instrumente führte. In der Kunstfabrik spielten<br />
Michael Kopfermann eine Viola, Inge Salcher ein Cello alto und George Augusta ein Basetto.<br />
Obwohl jeder »PHREN-Ton« eine außerordentliche, innere Dynamik besitzt, die über konventionelle Parameter weit<br />
hinausgeht, benötigt er mindestens einen zweiten Ton "in der Nähe", um gemessen werden zu können. Dies ganz im<br />
Gegensatz zu Wunderlichs Sequenzen und zu Cage, der dem einzelnen Ton Selbstgenügsamkeit zuschrieb. Kopfermann<br />
strebt in Fortführung von Ideen Schönbergs und Weberns danach, den von ihm erweiterten Klangraum an<br />
allen ,,Orten" kompositorisch besetzen zu können.<br />
Komposition läßt sich hierbei nur in improvisierender Annäherung bei permanenter Analyse und durch jahrelanges<br />
Zusammenspiel anstreben. Die <strong>Musik</strong> klingt einerseits archaisch eruptiv, durchaus expressiv, mal verhalten klagend<br />
zart, dann wieder dynamisch rasant, ist aber andererseits äußerst reflektiert. Inwieweit auf diesem Wege Komposition<br />
erreichbar sein wird und was diese dann bedeuten könnte, blieb allerdings auch in der Diskussion noch etwas unklar.<br />
Hans Rudolf Zeller<br />
Ein ganz anderes Feld bearbeitet der <strong>Musik</strong>theoretiker und Autor mehrdirnensionaler Kompositionen Hans Rudolf<br />
Zeller. Er verwendet Overheadprojektoren, um Interaktionen zwischen Denken, Sprechen und Schreiben zu visualisieren.<br />
Zeller benutzt die Schreibfläche zur Auseinandersetzung mit Schrift und Gedanke. Duktus der Handschrift und<br />
Gestik korrespondieren mit Sprech- und Hörfiguren. Diese eher intimen expressiven Vorgänge werden durch die<br />
Projektion ,,veröffentlicht". Da die Folie frei bewegt werden kann, läßt sich das Tempo der Aktion furios steigern. In<br />
,,Janein" mutiert der Schreibgestus nach und nach ein ,,Janein" in ein resignierendes ,,Naja". ,,Lesefigur" verbindet<br />
gesprochene Bruchstücke gelesener Texte über gedankliche Reflexion mit Notationen. In einer Zugabe entwickelte<br />
Zeller aus "Marx" den ,,Markt", verschlüsselt durch fast unleserliche Schriftzüge, was den Witz vor der Banalität<br />
rettete.<br />
Ulisse 2000<br />
Im letzten Konzert zeigte der Darmstädter Künstler Hans Leo Rohleder seine neueste Videoarbeit ,,Ulisse 2000".<br />
Rohleder mischt live Videoeingänge (Fernsehprogramm. Videofilm und Tongenerator) und projiziert das Ergebnis<br />
drei mal vier Meter groß an die Wand.<br />
Vor der Wand agierten Norbert Koczorskl und Christoph Nuppenau zwanglos und friedlich mit Videospielen an<br />
zwei kleinen Fernsehern: Wohnzimmeratmosphäre gefangen in der Videobilderwelt. Bald wird man durch die betörenden<br />
Bilder gefangen. Der Text wandert durch das Bild und fließt zur Seite, das schwarz-weiße Live-Bild wird<br />
durch das farbige Video überlagert. Die Scheinrealität der Fernsehbilderwelt wird auf sich zurückgeführt.<br />
Rohleder gelang eine der seltenen Arbeiten, bei denen das Medium Fernsehen durch künstlerische Bearbeitung einer<br />
neuen Qualität weichen muß.<br />
Die Utopie und die Hoffnung, außerhalb des Kulturgeschäfts frei von Kommerz- und Infotainmentzwängen unverbrauchte<br />
geistige Ausdrucksmittel entwickeln zu können, erhielt hoffentlich durch diese Reihe weiteren Auftrieb.<br />
Sonderkonzert Conspiracy<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> präsentiert am Freitag (1.10.) in der Kunstfabrik Arheilgen in einem<br />
Sonderkonzert die englische Improvisationsgruppe „Conspiracy“. Die Gruppe wurde 1989 in London gegründet und<br />
entwickelte sich bald zu einer der führenden Gruppen der englischen <strong>experimentelle</strong>n Scene. Die <strong>Musik</strong>er Nick<br />
Couldry (Keyboards), Andy Hammond (Eletric Guitar), Adam Bohman (Prepared Strings) und John Telfer (Saxes)<br />
verwenden selbst entwickeltes Klangmaterial zu intensivem Spiel groß angelegter Strukturen.<br />
1994 Frühjahr<br />
Echo des Augenblicks<br />
DE 10.3.1994<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in der ,,Kunstfabrik“<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> experimenteIle <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> veranstaltet im Frühjahr in der Arheilger „Kunstfabrik“ eine neue<br />
Freitagsreihe. An vier Abenden stellen Künstler jeweils um 20.30 Uhr Ergebnisse <strong>experimentelle</strong>r Arbeiten vor.<br />
Die Reihe beginnt am 18. März mit Videoarbeiten von Katharina und Volker Wilczek aus Kassel. Beide arbeiten, um<br />
Wahrnehmung zu vertiefen, mit Bildern, Filmen und lnstallationen. Gezeigt werden die <strong>experimentelle</strong>n Filme „Un-<br />
17
eady Pictures“ mit Hans Leo Rohleder, „Training II“ mit Dodo Junker und Georg Hoden sowie „Flexible Response“<br />
mit Jürgen Schneider.<br />
Am 22. April zeigt der Darmstädter Hans Essel seine neueste Performance<br />
„Video I" <strong>zum</strong> Thema „Zeitfalten“. Diesmal arbeitet Essel nicht<br />
wie zuvor mit Tonbandschleifen. In „Video I“ findet die Überlagerung<br />
von Vergangenheit und Gegenwart nicht nur akustisch, sondern durch<br />
wiederholte Videoaufzeichnung und gleichzeitige Projektion auch optisch<br />
statt.<br />
Arbeiten von Achim Wollscheid aus Frankfurt werden am 20. Mai gezeigt.<br />
Bei „Partitur“ reagiert ein Interpret (Dietmar Wiesner, Flöte) mit<br />
akustischen Aktionen auf Vorgaben einer computergrafischen Partitur.<br />
Die Klangereignisse werden mittels eines Programms transformiert und<br />
in eine veränderte grafische Darstellung überführt. Die so entstehende<br />
neue Partitur wird mit der Ausgangspartitur konfrontiert.<br />
Am letzten Abend, am 17. Juni, führen Ulrike und Dieter Trüstedt,<br />
Roger Kausch und Jürgen Schneider aus München ihr Klangritual „Kali:<br />
Echo des Augenblicks“ vor.<br />
In einem Sonderkonzert stellt sich am 8. Juli mit Trias eine neue Formation<br />
vor. Die Gruppe - Susanne Resch (Flöten), Gabriele Stenger-Stein<br />
(Klavier) und Gunilda Wörner (Cello) - spielt improvisierte <strong>Musik</strong>.<br />
Training II<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> startet seine Frühjahrsreihe<br />
1994 in der Kunstfabrik mit der Vorstellung der neuesten Videoarbeiten<br />
von Volker und Katharina Wilczek. Die beiden Künstler sind in <strong>Darmstadt</strong> nicht unbekannt. In der damaligen<br />
Kunstinitiative e.V. waren sie zwischen 1986 und 1988 schon einige male zu sehen und zu hören. Beide arbeiten mit<br />
Bildern, Filmen und Installationen, um Wahrnehmung zu vertiefen. Wilczek hierzu: „Die Kunst, Sichtbares und<br />
Unsichtbares in einem Moment darzustellen, in dem es aus sich selbst heraus spricht, das Gedächtnis, in dem alles<br />
gleichzeitig da ist, und das Ungleichzeitige, das bewußte und unbewußte Zusammenhänge möglich macht.“ In der<br />
Kunstfabrik Arheilgen zeigen sie am Freitag, 18. März 20.30h, die <strong>experimentelle</strong>n Filme „UNREADY PICTURES“,<br />
„TRAINING II“ und „FLEXIBLE RESPONSE“.<br />
Sonderkonzert TRIAS<br />
Text von TRIAS<br />
Am 8. Juli spielt das Ensemble TRIAS (Susanne Resch: Flöten, Gabriele Stenger-Stein: Klavier und Gunilda Wörner:<br />
Cello) in der Kunstfabrik. Für die drei <strong>Musik</strong>erinnen ist die Entwicklung einer eigenen Ausdrucksform die Grundlage<br />
ihrer Improvisationsarbeit. Ausgehend von einer klassischen Instrumentalausbildung erweiterten sie ihren musikalischen<br />
Hintergrund durch Beschäftigung mit Improvisation in verschiedenen Formen und Besetzungen. Wesentlich<br />
war dabei die Arbeit in den Bereichen Text und <strong>Musik</strong>. Außereuropäische Klänge, nicht als Selbstzweck, sondern als<br />
künstlerisches Ausdrucksmittel, bieten die Möglichkeit, <strong>Musik</strong> auf verschiedene Weise erfahrbar und erlebbar zu<br />
machen; so kann Neues entstehen: Experimente im Klangraum, Formspiele, Faktor Zeit.<br />
Attraktoren: Improvisierte <strong>Musik</strong><br />
Darmstäder Wochenblatt 24.3.1994<br />
Uwe Oberg gründete 1991 das Trio ,,Attraktoren" das sich mit Jazz, improvisierter und intermedialer <strong>Musik</strong> und<br />
Erweiterungen der Klangmöglichkeiten des Klaviers beschäftigt. Das Trio spielt ohne elektronische Hilfsmittel und<br />
strebt mit den individuell entwickelten Spieltechniken ein sensibles Zusammenspiel an. Zu hören sind Hans Essel<br />
(Geige), Uwe Oberg (Klavier), Uli Philipp (Bass) und all Gast Thomas Stett (Klarinette) am Donnerstag, den 31.<br />
März, um 20 Uhr in der Bessunger Knabenschule, Ludwigshöhstr. 42.<br />
Experimentelles in der Knabenschule<br />
Karl Eberhard, DE 28.3.1994<br />
In Zusammenarbeit mit dem Trägerverein der Bessunger Knabenschule wird der Darmstädter <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong> <strong>zum</strong> März-Ausklang am Donnerstag (31.) ab 20 Uhr die „Attraktoren“ in der Ludwigshöhstraße vorstellen.<br />
Das Quartett setzt sich aus namhaften Künstlern der Wiesbadener und der hiesigen Improvisations-Szene zusammen.<br />
Hans Essel (Violine, Tenorhorn), Uli Phillipp (Kontrabaß), Thomas Stett (Klarinette, Tenorhorn) und Uwe<br />
Oberg am präparierten Flügel ziehen die Fäden.<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> Performance<br />
AP 21.4.1994<br />
Am Freitag, den 22. April 1994, um 20.30 Uhr zeigt Hans Essel in der Kunstfabrik Arheilgen die Performance „Zeitfalten<br />
Video 1". Der Initiator des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong>, versteht unter Zeitfalten das Spiel<br />
mit der Überlagerung von Zeitebenen. Bisher realisierte er Zeitfalten mit Tonbandschleifen. Im Sinne des experi-<br />
18
mentellen Arbeitens geht es dabei nicht um Effekte oder Ausprobieren von Techniken, sondern um die Untersuchung<br />
von Beziehungen zwischen dem soeben Aufgenommenen und dem in der Gegenwart Stattfindenden. In der<br />
Performance „Video 1" findet nun die Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart erstmals nicht nur akustisch<br />
sondern durch wiederholte Videoaufzeichnung und gleichzeitige Projektion auch optisch statt. Der Spieler (Hans<br />
Essel, Bratsche) agiert im Bild-Ton-Raum eines Videoprojektors, der die vorangegangenen Aufzeichnungen abspielt:<br />
neue Aufzeichnungen, welche die vorhergehenden als Abbilder enthalten, entstehen. Dieser sich mehrmals wiederholende<br />
Prozess führt zu einer Füllung des Bild-Ton-Raumes. Der Spieler wird mit seinen ,,Vergangenheiten" konfrontiert<br />
und muß Stellung beziehen. Wie üblich, besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Künstler.<br />
Performance "Zeitfalten Video I".<br />
Der Initiator des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong>, Hans Essel, versteht unter "Zeitfalten" das Spiel mit<br />
der Überlagerung von Zeitebenen. Bisher realisierte er Zeitfalten mit Tonbandschleifen. Bei "Zeitfalten Messages<br />
III" kürzlich in Frankfurt spielte Essel <strong>zum</strong> Beispiel mit Morsesignalen aus einem Kurzwellenradio und einer Tonbandschleife<br />
von ca. 5 sec Dauer. Im Sinne des <strong>experimentelle</strong>n Arbeitens geht es dabei nicht um Effekte oder Ausprobieren<br />
von Techniken, sondern um die Untersuchung von Beziehungen zwischen dem soeben Aufgenommenen<br />
und dem in der Gegenwart Stattfindenden. Gleichzeitig wird die Veränderung von Klängen durch das fortwährende<br />
Aufnehmen und Abspielen verschärft und als wesentliche Charakeristik des Tonbands benutzt.<br />
In der Performance "Video I" findet nun die Überlagerung von Vergangenheit und Gegenwart erstmals nicht nur<br />
akustisch, sondern durch wiederholte Videoaufzeichnung und gleichzeitige Projektion auch optisch statt. Der Spieler<br />
(Hans Essel, Bratsche) agiert im Bild-Ton-Raum eines Videoprojektors, der die vorangegangenen Aufzeichnungen<br />
abspielt: neue Aufzeichnungen, welche die vorhergehenden als Abbilder enthalten, entstehen. Dieser sich mehrmals<br />
wiederholende Prozess führt zu einer Füllung des Bild-Ton-Raumes. Der Spieler wird mit seinen "Vergangenheiten"<br />
konfrontiert und muß Stellung beziehen.<br />
Essel, der bisher ausschließlich akustisch arbeitete, z.b. mit dem Improvisationsensemble ARGO oder bei "Zeitfalten"<br />
<strong>für</strong> Lifetonband und verschiedene Klangerzeuger, unternahm damit erste Schritte in ein anderes Medium. In der<br />
Kunstfabrik zeigte Essel die Überlagerung von Zeitebenen durch wiederholte Videoaufzeichnung und gleichzeitige<br />
Projektion. Der Spieler (Hans Essel, Bratsche) agiert im Bild-Ton-Raum eines Videoprojektors, der die vorangegangenen<br />
Aufzeichnungen abspielt: neue Aufzeichnungen, welche die vorhergehenden als Abbilder enthalten, entstehen.<br />
Die erste Phase bestand in der Aufnahme der weißen Projektionswand, auf der die Bratsche "in Ruheposition" befestigt<br />
war. In denfolgenden vier Durchgängen entfaltete Essel in jeweils neun episodenhaften Abschnitten verschiedene<br />
Handlungsmuster.<br />
1. Er durchquert, jeweils um 10 Sekunden versetzt, das Bild: Die Vergangenheit folgt der Zukunft.<br />
2. Im nächsten Bild geht die Gegenwart aus der Vergangenheit hervor. Zunächst stehen alle vier Personen am gleichen<br />
Ort, die "älteste" spielt einen Dauerton. Dann treten nacheinander die folgenden etwas zur Seite und spielen<br />
einen etwas abweichenden Ton.<br />
3. In jedem Durchgang wechselt der Spieler seinen Ort und spielt einen kurzen Ton. In der Überlagerung ergibt sich<br />
optisch und akustisch ein zufällig entstandenes Gewebe.<br />
4.+5. Eine optische Figur wird von Durchgang zu Durchgang aufgebaut. Ein Satz bildet sich. Vergangenheit und<br />
Gegenwart wirken zusammen.<br />
6. Vier Durchgänge ohne Bezug aufeinander (1. Melodietravestie, 2. tonloses Spiel, 3. Geräuschspiel, 4. Klangspiel,<br />
alle in freier Bewegung). Zufällige Überlagerung.<br />
7. Synchrone optische und akustische Bewegungsfigur, in vier Durchgängen aufgebaut.<br />
8. Achtstimmiger stehender Akkord an festen Positionen.<br />
9.Diskussionsgestik.<br />
Die vier Durchgänge führen zu einer Füllung des Bild-Ton-Raumes. Der Spieler wird mit seinen "Vergangenheiten"<br />
konfrontiert und muß Stellung beziehen.Er kann die Vergangenheit ignorieren oder auf sie reagieren. Er kann <strong>für</strong> die<br />
Zukunft agieren oder nur in der Gegenwart. Durch die mehrfache Aufnahme und Wiedergabe wird der Bildraum<br />
verengt. Die Ränder werden zunehmend schwarz. Die reale Person kann am Rand zwar noch vom Betrachter wahrgenommen<br />
werden, aber die Kamera "sieht" ihn nicht mehr. Die Abbilder der Person werden von Mal zu Mal unschärfer<br />
und blasser.<br />
Das Klangmaterial, von der Videokamera mitaufgenommen und vom Projektor über Lautsprecher abgespielt, wird<br />
zunehmend morbider. Im fünften und letzten Durchgang wird der Projektion nichts mehr hinzugefügt, der Spieler<br />
sitzt als Anker der Realität im Bild. Die reale Person (die Gegenwart) bleibt zwar immer qualitativ von den Bildern<br />
(der Vergangenheit) getrennt, aber auch unlösbar verbunden.Obwohl automatisch von der ganzen Performance eine<br />
Videoaufzeichnung existiert, kann diese nicht gezeigt werden, da die reale Person fehlen würde. Das wesentliche<br />
Spannungsfeld zwischen Realität und Videoaufzeichnung ginge verloren.<br />
Bildüberlagerung, Überschneidungen, Transparenz.<br />
In der folgenden kontroversen Diskussion wurde einerseits kritisiert, daß das Medium Fernsehen nicht kritisch genug<br />
behandelt würde, andererseits zeigten sich viele von der besonderen Ästhetik der Bildüberlagerungen sehr beeindruckt.<br />
Essel erklärte, daß es wesentlich <strong>zum</strong> Konzept sei, Mängel in der Technik nicht zu minimieren, sondern<br />
sie durch Akkumulation zu verschärfen.<br />
19
Achim Wollscheid in der Kunstfabrik<br />
DE 16.5.1994<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> führt am 20. Mai in der Kunstfabrik Arheilgen, Frankfurter Landstraße<br />
173, Arbeiten von Achim Wollscheid aus Frankfurt vor. Bei seiner „Partitur“ so die Ankündigung. reagiert ein<br />
Interpret Dietmar Wiesner, Flöte, akustisch auf die Vorgaben einer computergrafischen Partitur (Software Volker<br />
Abel). Die entstandenen Klangereignisse werden mittels eines Programms transformiert und in eine veränderte grafische<br />
Darstellung geführt. Die so entstandene Partitur wird mit der Ausgangspartitur konfrontiert und beeinflußt sie<br />
nach Maßgabe des Interpreten, der auf die Transformation reagiert.<br />
Co-Komponist Computer<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> in <strong>Darmstadt</strong><br />
Christian Knatz, DE 24.5.1994 (Feulleton !!)<br />
Ein vielleicht gar nicht so abwegiges Szenario: Die Maschine tritt neben den Menschen, digitale Steuerungsprozesse<br />
gestalten die Lebenswirklichkeit in allen Bereichen. Der Frankfurter Künstler Achim Wollscheid hat sich Gedanken<br />
zur Rolle der neuen Medien gemacht. In seiner „Partitur“, die auf Einladung des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong><br />
am Freitag in der Kunstfabrik Arheilgen vorgestellt wurde, befaßt sich ein Instrumentalist mit einer veränderlichen<br />
Computergraphik. die als Partitur Spielvorgabe und zugleich Widerspiegelung des Gespielten ist. So kommt es <strong>zum</strong><br />
interaktiven Diskurs. in der die Komposition zur gemeinsamen Augenblickssache wird.<br />
Mit Hilfe des Computer-Spezialisten Volker Abel unterteilte Wollscheid ein Achteck als Grundfigur in vier Achsen,<br />
die die musikalischen Vorgaben Dynamik, Rhythmik, Tonhöhe und Geräuschstruktur mit einer gewissen Toleranz<br />
wiedergeben. Zusätzlich brechen sich in diesem in fünf zeitliche Phasen gegliederten System vergangene, gegenwärtige<br />
und erwartete Aktionen in vier schwarz-grau-weiß Schattierungen.<br />
Der Flötist Dietmar Wiesner unterzog sich ebenfalls der anstrengenden interaktiven Ochsentour. Wiesner, bekannt<br />
als Mitglied des Frankfurter „Ensemble Modern“, hatte sich an der rund zweijährigen Vorhereitungszeit des Projektes<br />
beteiligt, war also bestens vertraut mit der Doppelrolle als <strong>Musik</strong>schöpfer und Befehlsgeber. Vor der zweiten<br />
Fassung hatte sich unter den rund dreißig Zuhörern eine recht hitzige Diskussion über die Tragfähigkeit von Idee<br />
und Umsetzung entsponnen. So wurde der Vorwurf eines Widerspruchs zwischen simpler Graphik und hochkomplexem<br />
Spiel von den drei Autoren mit dem Hinweis entkräftet, jegliche Notation sei Ergebnis einer <strong>Verein</strong>fachung.<br />
Schwerer wog der Einwurf, gerade ein einschlägig bewanderter <strong>Musik</strong>er wie Wiesner könnte sich das System als<br />
bloßes Muster mit Befehl und Ausführung dienstbar machen, indem er die bis zu einem gewissen Grad vorgegebene<br />
Computer-Reaktion vorhersehe, wodurch im Ergebnis nur eine Form der Improvisation erreicht wäre. Wollscheid<br />
und AbeI planen nun in Berlin eine Ausweitung des Projekts auf vier Mitspieler.<br />
1994 Herbst<br />
Seilbahnmusik in der Kunstfabrik<br />
DE 21.10.1994<br />
20<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> beginnt am heutigen Freitag<br />
um 20 Uhr in der Kunstfabrik Arheilgen mit seiner neuen Herbstreihe.<br />
Zu sehen und zu hören ist eine Klanginstallation mit Konzert von Rolf<br />
Langebartels aus Berin. Langebartels spannt <strong>für</strong> seine „Seilbahnmusik“ in<br />
der Kunstfabrik Drahtseile, auf denen sich selbst konstruierte Objektlautsprecher<br />
auf Rollen bewegen. Kontaktmikrophone nehmen die Schwingungen<br />
der Seile auf. Diese Signale werden elektronisch verarbeitet und auf<br />
die Lautsprecher gegeben, wodurch wiederum die Seile zu Schwingungen<br />
angeregt werden.<br />
Was Seltsames<br />
DE 21.10.1994<br />
Wie klingt eine Seilbahn, wenn sie sich abseilt, oder aufseilt? surrend? Sirrend?<br />
Krachend (beim Absturz)? Oder gar musikalisch? Das beantwortet<br />
Experimentator Rolf Langebartels, der heute um 20 Uhr in der „Kunstfabrik“<br />
Drahtstrecken spannt und an Rollen aufgehängte Lautsprecher auf die<br />
Reise schickt. Kontaktmikrophone nehmen dann die Schwingungen der<br />
Seile auf, die Signale werden elektronisch verarbeitet. Gute Fahrt!<br />
Mencari<br />
Hans Essel in DK November 1994<br />
<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> bringt in seiner Herbstreihe am 25. November (Freitag) um 20 Uhr in der Kunstfabrik<br />
Arheilgen den Münchner Ardhi Engl mit dessen Werk „Mencari“. Engl studierte klassische Gitarre, beschäftigte<br />
sich aber frühzeitig mit <strong>experimentelle</strong>r sowie mit außereuropäischer <strong>Musik</strong>. Auf der Suche nach <strong>Musik</strong> entstanden<br />
Stücke und Improvisationskonzepte, die die Klang- und Spielmöglichkeiten der Gitarre durch Präparationen und
Verbindungen mit anderen Klangerzeugern erweitern. Einige dieser Versuche, die teilweise auch in Verbindung mit<br />
Tanz, Theater und Performance entwickelt wurden, werden in einem Zusammenhang vorgestellt. Wie immer gibt es<br />
Gelegenheit zur Diskussion mit dem Künstler.<br />
Peter Behrendsen in der Kunstfabrik<br />
Hans Essel in AP<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> e.V. hat Peter Behrendsen aus Köln in die Kunstfabrik Arheilgen<br />
eingeladen. Er zeigt am Freitag, den 9.12 um 20 Uhr, seine Zeitstücke „Kleiner Berg“ und „Zeitweise“. „Kleiner<br />
Berg“ <strong>für</strong> E-Gitarre, Effektgerät und Vibrator arbeitet mit Obertönen der Gitarre. „Zeitweise“ (Version 5) <strong>für</strong> telephonisches<br />
Zeitzeichen, Echogerät und Räume ist eine konkrete, live-elektronische Reflexion über das Thema Zeit.<br />
Zeit tritt hierbei nicht in symbolischer Repräsentation in Erscheinung, sondern ist konkret und materiell, als sie<br />
selbst präsent. Der Prozeß des Stückes ist eine strukturierte Improvisation auf der Grundlage der Zahl „60“, mit der<br />
vor sehr langer Zeit im alten China das Ende eines menschlichen Lebens gleichgesetzt wurde. Wie immer bietet das<br />
Konzert Gelegenheit zu Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Künstler<br />
1995 Gedankengänge II<br />
Konzertreihe 95 in der Kunstfabrik Arheilgen<br />
Freitags 20.30 Uhr: am 17.2., 17.3., 7.4, und 19.5. 1995<br />
Hans Essel AP<br />
Nach über 30 Konzerten. die das breite Spektrum dessen, was <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> ausmacht, ausgebreitet haben,<br />
befaßt sich die nächste Konzertreihe des <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> im Frühjahr 1995 mit neuen<br />
Entwicklungen von Arbeiten, die schon einmal vorgestellt wurden.<br />
Sequenzen II<br />
Das Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> München mit Jörg Burkhard,<br />
Louise Ingebos, Edith Rom und Stephan Wunderlich arbeitet seit Jahren<br />
am Sequenzenprojekt von Stephan Wunderlich. Hierbei wurde die Idee<br />
des sequenziellen Spiels einzelner Spieler in einem erweiterten Tonraum<br />
entwickelt. Die Komposition mit ebensoviel Pausen wie Spielsequenzen<br />
macht Zeitstrukturen fühlbar. Im Projekt , „Sequenzen II“ entfallen nun<br />
die Pausen, und die Spieler wechseln von Sequenz zu Sequenz. Dadurch<br />
findet eine starke Verdichtung statt. Der Zusammenhang der Tonversuche<br />
und das Gesamtsystem in seiner großen Vielheit treten mit wesentlich<br />
größerer Dynamik hervor. Die „Sequenzen II“ werden am 17. Februar<br />
vorgeführt.<br />
PHREN-Quartett<br />
Michael Kopfermann entwickelt seit vielen Jahren mit dem Münchener<br />
PHREN-Ensemble neue Vorstellungen von Ton und Zusammenspiel.<br />
Im Gegensatz zu Wunderlich ist <strong>für</strong> ihn die Möglichkeit der Bezugnahme<br />
zweier gleichzeitig gespielter Töne Bedingung. Die Improvisation als<br />
Spielmethode dient der Entwicklung eines Zusammenspiels, welches die<br />
Ortung von Tönen erlaubt und so, im weitergeführten Sinne Schönbergs,<br />
den Tonraum dem bewußten Spiel zugänglich macht. Nach analytischen<br />
Trios in reiner Streichbesetzung sind am 17. März Inge Salcher<br />
(Cello alto), George Augusta (Bassetto), Michael Steimer (Tenorhorn)<br />
und Michael Kopfermann (Helikon) mit analytischen Quartettstücken<br />
der <strong>Musik</strong> des PHREN-Ensembles zu hören. In der Besetzung mit tiefen präparierten Instrumenten wird das fast<br />
archaisch expressive, gleichwohl höchst reflektierte Spiel neue Klangräume erschließen.<br />
Electronic Graffitti<br />
Jörg Burkhard, in <strong>Darmstadt</strong> schon öfter zu Gast. führt am 7. April sein neuestes Stück „Electronic Graffitti“ vor.<br />
Der Lyriker Burkhard beschäftigt sich seit Jahren mit Sprachcharakteristiken von Aufnahmen, hauptsächlich aus dem<br />
Fernsehen. Er hat eine immense Sammlung von Kassetten. Die Kassettentexte dienen ihm als Rohmaterial <strong>für</strong> ein<br />
raffiniertes Spiel mit Schnitten und Mischungen auf immer neuen Varianten von Geräten, mit denen er seine Batterie<br />
von Kassettenrekordern wie ein Instrument spielen kann. Die neueste Entwicklung ist eine Art Analogmischpult, bei<br />
dem auf einer feuchten Fläche mittels eines Griffels Schaltkontakte hergestellt werden. Damit laßt sich der Duktus<br />
des Schreibens auf das Kassettenabspielen übertragen.<br />
QMDK 33333<br />
Die Darmstädter Künstler Hans Leo Rohleder und Hans Essel schließlich sind am 19. Mai <strong>zum</strong> ersten Mal mit einer<br />
gemeinsamen Arbeit zu erleben. Rohleder zeigte letztes Jahr Videoperformances, bei denen im Bildraum eines Videoprojektors<br />
Personen agieren, z.B. Ulrike Springer, die auf die Projektionsleinwand malte. Die Filme, entweder live<br />
oder von Kassetten, werden durch Rückkopplungstechniken verfremdet. Rückkopplungen sind auch das Thema von<br />
21
Essels „Zeitfalten“, die er seit Jahren in verschiedensten Varianten vorgeführt hat. Unter dem rätselhaften Titel<br />
„QMDK 33333“ spielen die beiden Künstler optische und akustische Rückkopplungen. Als Material wird das aktuelle<br />
Fernsehprogramm benutzt. Das Ziel der Konzerte ist es, interessierten Hörern die Möglichkeit zu geben, ungewöhnliche<br />
<strong>Musik</strong>konzepte kennenzulernen, und mit den Künstlern zu diskutieren.<br />
Reizvolle Zusammenhänge<br />
Kunstfabrik mit neuem Programm<br />
Karl Eberhard im DE am 9.2.1995<br />
Der Darmstädter „<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> Experimentelle <strong>Musik</strong>“ beginnt am 17. Februar (Freitag) in seinem neuen Frühjahrsprogramm<br />
in der Arheilger „Kunstfabrik". Auch 1995 sollen die Konzertbesucher die Möglichkeit erhalten, sich<br />
nach der Veranstaltung mit den jeweiligen Akteuren auseinanderzusetzen. Los geht's immer um 20 Uhr. Im ersten<br />
Konzert am 17. Februar spinnt das „Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> München“ das im Vorjahr von Stephan<br />
Wunderlich begonnene Projekt „Sequenzen“ fort. Michael Kopfermann, der am 17. März (Freitag) nach Arheilgen<br />
kommt, entwickelt seit langer Zeit mit dem Münchner PHREN-Ensemble neue Vorstellungen von Ton und Zusammenwirken.<br />
Seine „Analytische Quartettmusik“, erklingt auf präparierten Streich- und Blechblasinstrumenten.<br />
Jörg Burkhard, in <strong>Darmstadt</strong> schon häufiger zu Gast, führt am 7. April (Freitag) sein neues Stück „Electronic Graffiti"<br />
auf. Der Lyriker, der sich vorzugsweise mit Sprachcharakteristiken im Fernsehen befaßt, hat per Kassettentexten<br />
(sie dienen ihm als Rohmaterialien) ein raffiniertes Spiel aus Schnitten und Mischungen kreiert. Mit einem Auftritt<br />
der beiden Darmstädter Künstler Hans-Leo Rohleder (Video-Installation) und Hans Essel („Zeitfalten“) geht am 19.<br />
Mai (Freitag) das Frühjahrsprogramm 95 zu Ende. Das Duo setzt sich derzeit in seinem neuen Projekt „QMDK<br />
33333“ mit Rückkopplungstechniken auseinander. Als Material soll diesmal das aktuelle Fernsehprogramm <strong>für</strong> die<br />
akustisch-visuellen Experimente herhalten.<br />
Sequenzenprojekt II<br />
Hans Essel in DK, Februar 1995<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> zeigt am 17. Februar (Freitag) ab 20.30 Uhr in der Arheilger Kunstfabrik Stephan<br />
Wunderlichs „Sequenzenprojekt II“. Wunderlich hat mit „Sequenzen I“ deren rhythmische Struktur an die<br />
Realzeit gebunden ist, ein System zur erweiterten Tonerzeugung entwickelt. Einzelne Punkte dieses prinzipiellen<br />
Tonsystems wurden in vielfachen Spielversuchen angenähert. In „Sequenzen II“ gibt es nun eine starke Verdichtung.<br />
In jeder Sequenz wird, durch abwechselnde Spieler, ein Tonversuch gewagt: Es gibt keine Pausensequenz mehr.<br />
Dadurch rückt der Zusammenhang der Tonversuche in den Vordergrund. Mit wesentlich größerer Dynamik tritt das<br />
System In seiner großen Vielfalt hervor.<br />
PHREN-Quartette<br />
Hans Essel AP<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> hat <strong>zum</strong> 17. März. 20.30 Uhr, Michael Kopfermann und Mitglieder<br />
des Münchener PHREN-Ensembles in die Kunstfabrik Arheilgen eingeladen. Kopfermann entwickelt seit vielen<br />
Jahren mit dem Ensemble neue Vorstellungen von Ton und Zusammenspiel. Die Möglichkeit der Bezugnahme<br />
zweier gleichzeitig gespielter Töne ist <strong>für</strong> ihn Bedingung. Die Improvisation als Spielmethode dient der Entwicklung<br />
eines Zusammenspiels, welches die Ortung von Tönen erlaubt, und so, im weitergeführten Sinne Schönbergs, den<br />
Tonraum dem bewußten Spiel zugänglich macht. Nachdem das Ensemble vor zwei Jahren bereits analytische Trios<br />
in reiner Streichbesetzung vorführte, sind jetzt Inge Salcher (Cello alto), George Augusta (Bassetto), Michael Steimer<br />
(Tenorhorn) und Michael Kopfermann (Helikon) mit analytischen Quartettstücken der <strong>Musik</strong> des PHREN-<br />
Ensembles zu hören. In der Besetzung mit tiefen präparierten Instrumenten wird das fast archaisch expressive,<br />
gleichwohl höchst reflektierte Spiel neue Klangräume erschließen. Das Ziel der Konzerte ist es, Interessierten Hörern<br />
die Möglichkeit zu geben, ungewöhnliche <strong>Musik</strong>konzepte kennenzulernen, und mit den Künstlern zu diskutieren.<br />
1996 Frühjahr<br />
Konzertreihe 96 in der Kunstfabrik Arheilgen<br />
Hans Essel AP<br />
Im Frühjahr 1996 bietet <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> wieder eine Veranstaltungsreihe in der Kunstfabrik<br />
Arheilgen an. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf projizierten Bildern.<br />
Licht-Montagen<br />
Am Freitag, 16. Februar, kommt Max Bresele und zeigt seine „Licht-Montagen“. Bresele ist Filmer, <strong>Musik</strong>er, Maler<br />
und Bildhauer. Auf allen Gebieten arbeitet er experimentell, d. h. dem Wesen auf den Grund gehend. Seine <strong>experimentelle</strong>n<br />
16mm-Filme waren strukturorientiert strukturorientiert, manchmal mit politischem Hintergrund". Seine<br />
Lichtmontagen sind immaterielle Bilder, direkt auf Dias gearbeitet. Als Gegenpol gibt es auch Dias von Objektkästen<br />
22
und Mischungen. Die betörende Welt des Lichts und der <strong>Musik</strong> versteht er als Gegensatz zu der materialbehafteten<br />
Bildhauerarbeit.<br />
Stück <strong>für</strong> Arheilgen<br />
Am 22. März führt Otfried Rautenbach sein „Stück <strong>für</strong> Arheilgen" <strong>für</strong> Film<br />
Nr.11, Heckenschere, Tuba und Schriftstücke auf. Rautenbach beschäftigt<br />
sich seit langem mit Photographie (Permanentshow), l6mm-Film, Diainstallationen<br />
und Liveperformance. Im Stück <strong>für</strong> Arheilgen wird es eine Aufführung<br />
der besonderen Art werden: Film in Verbindung mit Performance.<br />
SKOP-Trio<br />
Das SKOP-Trio ist ein neues Ensemble von <strong>Musik</strong>ern, die mit akustischen<br />
Instrumenten versuchen, der Frage nach der Gestaltung von Ton im Zusammenspiel<br />
nachzugehen. SKOP erarbeitet dabei einen neuen Begriff von<br />
Ton. Die bekannten Parameter werden erweitert. Neue, wie Volumen und<br />
Geschwindigkeit, kommen hinzu. Die erweiterte Vorstellung von Tongestaltung<br />
wird improvisatorisch entwickelt. Sie soll das temperierte System verlassen.<br />
Zu hören ist SKOP am 19. April (Peter Wießenthaner: präparierte Querflöten,<br />
Uli Phillipp: Kontrabaß und Dirk Marwedel: Saxophon).<br />
Indigoblue<br />
Am 10. Mai endet die Reihe mit Rainer Riehns Stück „Indigoblue“ <strong>für</strong> Video<br />
und Tonband. Riehn ist seit den 60er Jahren eine bekannte und wichtige<br />
Größe in der <strong>experimentelle</strong>n <strong>Musik</strong>. Das Stück, <strong>für</strong> diese Aufführung hergestellt,<br />
versucht die Reichhaltigkeit und Vielgestaltigkeit des Nichts sowohl im<br />
Visuellen wie auch im Akustischen aufzuweisen, indem es die Phantasie des<br />
Sehers (Hörers) herausfordert, ja ihr geradezu wieder zu ihrem Recht verhilft: eine sozusagen potenziere creatio ex<br />
nihilo. Alle Veranstaltungen finden Freitags statt und beginnen um 20.30 Uhr. Wie immer ist es ein Ziel zu ermöglichen,<br />
daß Zuhörer und Künstler ins Gespräch kommen.<br />
Licht-Montagen<br />
Hans Essel in DK, Februar 1996<br />
Max Bresele kommt am 16. Februar (Freitag) um 20.30 Uhr nach <strong>Darmstadt</strong>. Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong><br />
<strong>Darmstadt</strong> hat ihn eingeladen, in der Kunstfabrik Arheilgen, seine „Licht-Montagen“ zu zeigen. Bresele ist Filmer,<br />
<strong>Musik</strong>er, Maler und Bildhauer. Auf allen Gebieten arbeitet er experimentell, das heißt dem Wesen auf den Grund<br />
gehend. Seine <strong>experimentelle</strong>n 16mm-Filme waren strukturorientiert, manchmal mit politischem Hintergrund. Er hat<br />
eine originelle Möbelserie und eine Fahrzeugserie hergestellt. Beim Festival <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> in München im<br />
Dezember 1995 spielte er eine aus alten Radios, Plattenspielern, Tonbandgeräten und Fernsehern gebaute „Orgel".<br />
Seine Lichtmontagen sind immaterielle Bilder, direkt auf Dias gearbeitet. Als Gegenpol gibt es auch Dias von Objektkästen<br />
und Mischungen. Die betörende Welt des Lichts und der <strong>Musik</strong> versteht er als Gegensatz zu der materialbehafteten<br />
Bildhauerarbeit.<br />
Licht-Montagen und ARGO<br />
Sonderkonzert in der Kunstfabrik Arheilgen<br />
Darmstädter Wochenblatt 6. Juni 1996<br />
Max Bresele sollte schon im Februar nach <strong>Darmstadt</strong> kommen, war aber wegen Krankheit verhindert. <strong>Verein</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> hat ihn nun am Freitag, den 28. Juni, um 20.30 Uhr zu einem Sonderkonzert eingeladen,<br />
in der Kunstfabrik Arheilgen seine „Licht-Montagen“ zu zeigen. Bresele ist Filmer, <strong>Musik</strong>er, Maler und Bildhauer.<br />
Auf allen Gebieten arbeitet er experimentell, d. h. dem Wesen auf den Grund gehend. Seine Lichtmontagen<br />
sind immaterielle Bilder, direkt auf Dias gearbeitet. Als Gegenpol gibt es auch Dias von Objektkästen und Mischungen.<br />
Die betörende Welt des Lichts und der <strong>Musik</strong> versteht er als Gegensatz zu der materialbehafteten Bildhauerarbeit.<br />
Anschließend spielt das Improvisationsensemble ARGO „Flüchtige <strong>Musik</strong>". Hans Essel (Geige), Marit Hoffmann<br />
(Bratsche) und Thomas Stett (Klarinette) entwickeln seit über zehn Jahren ihre sehr spezifische <strong>Musik</strong>. Unübliche<br />
Klänge durch ungewöhnliche Spieltechniken werden nicht zur Steigerung der Expressivität, sondern als Material zu<br />
musikalischer Form verwendet. Improvisation wird dabei als kollektive Entwicklung eines gemeinsamen Gedankens<br />
verstanden.<br />
1996 Klang-Spiel<br />
Objekte, Bewegung, Klang und Raum<br />
Darmstädter Wochenblatt<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt im Herbst 1996 in der Kunstfabrik Arheilgen die Reihe<br />
„Klang-Spiel“. Am 18. Oktober (20.30 Uhr) kommt das „Theaterprojekt Milbertshofen“ aus München. Die Gruppe<br />
23
untersucht in dem Projekt „Der Tisch“ Geschichten, die mit einem Tisch, dem Raum und vier Personen zu tun<br />
haben.<br />
Am 15. November (20.30 Uhr) gibt es eine Performance von Erika Enders und Ulrich Philipp (Kontrabaß und Liveelektronik).<br />
In „LiANg“ geht es um die Verknüpfung von Licht, Bewegung, Klang und Raum. Bewegung von<br />
Licht wird auf verschiedenen Ebenen (formal, gestisch, energetisch, klanglich) in Beziehung gesetzt zu Bewegung<br />
von Klängen. Prozesse des Entstehens, der Veränderung und des Verschwindens werden sinnlich erfahrbar gemacht.<br />
Der Tisch<br />
werden sinnlich erfahrbar gemacht.<br />
24<br />
Darmstädter Wochenblatt<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt am 18. Oktober<br />
(Samstag) ab 20.30 Uhr in der Kunstfabrik Arheilgen in seiner Herbstreihe<br />
„Klang-Spiel“ das „Theaterprojekt Milbertshofen“ aus München. Die<br />
Gruppe untersucht in der Szene „Der Tisch“ Geschichten, die mit einem<br />
Tisch, dem Raum und vier Personen zu tun haben. Geschichten, die sich<br />
aus Proportionen ergeben, wenn ein Tisch in einem Raum steht oder bewegt<br />
wird, wenn Personen sich im Raum bewegen oder an einem Tisch<br />
Sitzen und gelegentlich sprechen oder plötzlich oder allmählich den Kopf<br />
wenden.<br />
LiANg<br />
15. November 1996, 20.30h<br />
Performance von Erika Enders und Ulrich Phillipp (Kontrabaß und Liveelektronik).<br />
In „LiANg“ geht es um die Verknüpfung von Licht, Bewegung, Klang und<br />
Raum. Bewegung von Licht wird auf verschiedenen Ebenen (formal, gestisch,<br />
energetisch, klanglich) in Beziehung gesetzt zu Bewegung von Klängen.<br />
Prozesse des Entstehens, der Veränderung und des Verschwindens<br />
PHREN: „Studie in Geräuschen III“<br />
Darmstädter Wochenblatt<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt am 6. Dezember (20 30 Uhr) in der Kunstfabrik Arheilgen in<br />
seiner Herbstreihe „Klang-Spiel“ das PHREN-<strong>Musik</strong>theater aus München. Zu sehen und hören ist Carmen Nagel-<br />
Berningers Stück „Studie in Geräuschen II“. Hierbei geht es um theatralische Ereignisse und Charaktere. Beides<br />
manifestiert sich durch Klangwerte, erzeugt durch Bleche, Steine, Hölzer, Porzellan, Worte etc., in denen sich Charaktere<br />
materialhaft übereinanderblenden, wobei die Klänge - jenseits jeder Imitation von instrumentalen Tönen -<br />
und ihre Erzeugung selbst theatralisches Ereignis werden.<br />
1997<br />
ARGO<br />
Freitag, 14. März, 20.30h<br />
Unter dem Arbeitstitel „Flüchtige <strong>Musik</strong>“ entwickeln Hans Essel (Geige),<br />
Marit Hoffmann (Bratsche), und Thomas Stett (Klarinette), seit über zehn<br />
Jahren eine <strong>Musik</strong> jenseits von Jazz oder „Neuer <strong>Musik</strong>“. Für diese Entwicklung<br />
benutzt ARGO die Methode der reflektierten Improvisation. Es<br />
geht dabei nicht so sehr um Expressivität, als um das Ausloten von Spielmöglichkeiten,<br />
Spielbeziehungen und Fokussierungen. Das Ergebnis sind<br />
Ereignisse in eigenwilligem und eher sprödem Klangmaterial.<br />
.<br />
Video-Ton-Bild<br />
Freitag, 13. Juni. 1997, 21h<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt <strong>zum</strong> fünfjährigen<br />
Bestehen die Gemeinschaftsarbeit „Video-Ton-Bild“ der Darmstädter<br />
Künstler Hans-Leo Rohleder, Hans Essel und Ulrike Springer. Hierbei<br />
werden die Videoschleifen Rohleders mit den Zeitfalten Essels zu einer<br />
Video-Audio-Schleife verknüpft. Unabhängig entwickelte Konzepte führten<br />
zu immer dichteren Wechselwirkungen und gleichzeitig stärkerer Abstraktion.<br />
Bild und Ton werden ausschließlich, also ohne Material von außen,<br />
durch das Spiel mit Mischpult und Bandmaschinen erzeugt. Projiziert<br />
wird auf eine Leinwand, auf der die Malerin Ulrike Springer die Eindrücke<br />
von Ton und Bild einfängt.
Improvisation Krusche / Phillipp<br />
Samstag, 14. Juni. 1997, 21h<br />
Im fünfzigsten Konzert des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> improvisieren<br />
Ulrich Phillipp (Mainz) und Jürgen Krusche (Zürich). Der Kontrabassist<br />
Phillipp ist einer der interessantesten improvisierenden <strong>Musik</strong>er. Sein<br />
Wunschpartner Krusche ist klassischer Gitarrist und bildender Künstler. Improvisation<br />
ohne Jazz: immer eine spannende Sache. Zur Feier des Tages ergeben<br />
sich vielleicht noch Begegnungen mit hiesigen Improvisationsgruppen<br />
METAMKINE<br />
14. November 1997, 20.30 h<br />
Entflieht den Herbsttagen in die Kunstfabrik zu einer Aufführung der besonderen<br />
Art: der Aufführung einer Performance der französischen Gruppe<br />
METAMKINE. Jérôme Noetinger (<strong>Musik</strong>), Christophe Auger und Xavier<br />
Quérel (Filmprojektoren) erforschen seit zehn Jahren Beziehungen zwischen<br />
Bild und Klang. Die <strong>Musik</strong> aus elektroakustischen Gerätschaften wurde hierbei<br />
korrespondierend mit Möglichkeiten der Livebehandlung von Film entwickelt.<br />
Improvisation und Interaktion zwischen <strong>Musik</strong> und Film erforderten völlig<br />
neue Spieltechniken auf beiden Seiten. Mit diesen Voraussetzungen werden<br />
gemeinsame Strukturen aufgebaut; die Entstehung von <strong>Musik</strong> und Bild wird in Beziehung gesetzt.<br />
1998 Klang-Bild-Räume<br />
1998 Konzertreihe „Klang-Bild-Räume“<br />
Hans Essel in AP<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt im Frühjahr in der<br />
Kunstfabrik Arheilgen vier Konzepte, in denen sich Künstler mit Räumen,<br />
sowohl bildlich als auch klanglich beschäftigen. Schon die Wohnorte<br />
sind raumübergreifend: München, Berlin, Eindhoven und in der<br />
Mitte <strong>Darmstadt</strong>.<br />
Hier arbeiten Hans-Leo Rohleder und Hans Essel seit geraumer Zeit an<br />
ihren kombinierten Video-Raum-Ton-Projekten. Ein <strong>Musik</strong>er im Bildraum<br />
liefert Bilder, während der Videoprojektor den Ton liefert. Rückkopplungen<br />
zwischen Bild und Ton, von den Spielern „gespielt“, liefern<br />
betörende Bilder und Klänge.<br />
Stephan Wunderlich und Edith Rom aus München durchmessen den<br />
Raum als musikalischen Parameter. Bewegung, Gedanke, Ton und Sprache<br />
werden als Ausdrucksgesamtheit, jedoch sehr sparsam, verwendet.<br />
Die Holländer Petra Dubach und Mario van Horrik wiederum verlängern<br />
Instrumente in Form von Saiten in den Raum. Das Spielen von<br />
Instrumenten geht zeitweise in Klanginstallationen über.<br />
Das Trio Harry Ansorge, Nicky Young und York T. aus Berlin spannt<br />
eher abstrakte Räume zwischen Samplern, Tonbandeinspielungen, Cello<br />
und Synthesizer auf.<br />
Durchgehend erscheint die Improvisation eher als praktische Spielmethode<br />
denn als philosophisches Prinzip. Eingebunden in die jeweiligen Konzepte unterstreicht sie die Abwesenheit<br />
von Interpreten. Dies ermöglicht es, ins Gespräch mit den Künstlern zu kommen und nachzufragen: ein Anliegen<br />
der Konzerte in der Kunstfabrik.<br />
TimeStripes<br />
Freitag, 20.2.98, 21h<br />
Hans-Leo Rohleder und Hans Essel arbeiten seit geraumer Zeit an kombinierten Video-Raum-Ton-Projekten. Ein<br />
<strong>Musik</strong>er im Bildraum liefert Bilder, während der Videoprojektor den Ton liefert. Rückkopplungen zwischen Bild und<br />
Ton, von den Spielern „gespielt“, liefern Bilder und Klänge. Videomischpult, Bandmaschinen, Videoprojektor.<br />
Durch die Video - Audio - Rückkopplungen entstehen ohne Material von außen spezifische Klänge und Bilder. Sie<br />
werden aus den Maschinen wechselseitig live erzeugt und bearbeitet.<br />
Tiefpaß<br />
Freitag, 17.4.98, 21h<br />
Das Trio Harry Ansorge, York T. und Nicky Young aus Berlin kommt mit Synthesizer, Cello, Baß, Sirene, Sampler,<br />
Bandeinspielungen. Das Stück „Tiefpaß“ wird innerhalb eines Konzeptrahmens improvisiert. Das Trio spannt eher<br />
25
abstrakte Räume zwischen Samplern, Tonbandeinspielungen, Cello und Synthesizer auf. Durchgehen erscheint die<br />
Improvisation eher als praktische Spielmethode denn als philosophisches Prinzip. Eingebunden in die jeweiligen<br />
Konzepte unterstreicht sie die Abwesenheit von Interpreten. Dies ermöglicht es, ins Gespräch mit den Künstlern zu<br />
kommen und nachzufragen: ein Anliegen der Konzerte in der Kunstfabrik.<br />
Schwankungen<br />
Freitag 15.5.98, 21h<br />
Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> München (Stephan Wunderlich, Edith Rom, Louise Ingebos, Jörg Burkhard).<br />
Das Ensemble widmet sich seit Jahren der Erweiterung musikalischer Dimensionen. <strong>Musik</strong> entfaltet sich in der Zeit.<br />
Ebenso Bewegung und Sprache. Gedanken? Wunderlich arbeitet seit langem an dem Begriff der Abfolge. Klangereignisse,<br />
Sprache, Bewegung und Licht werden in Zeitstrukturen eingebunden: „Auf und zurück, ab und hin, her und<br />
vor; oder: auf und her und vor. Wenn mehrere Spieler untersuchen komplexe Tonleitern und Stimmungen: Die<br />
<strong>Musik</strong> ist Tonkunst? Ja, nur, andere Dimensionen lassen sich sehen“.<br />
Flexitar, Strip Music, Het Vogelbekkenstuk<br />
Freitag 19.6.98, 21h<br />
Petra Dubach, Mario van Horrik, Eindhofen<br />
Die Stücke basieren auf langen Saiten, die teils installiert sind und über Rückkopplungen erklingen, teils gespielt<br />
werden. Eine intensive und sensible Klangwelt entsteht.<br />
Präzise Schwankungen<br />
Töne und deren Folgen: <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> in der Kunstfabrik.<br />
Hans Essel<br />
Trotz herrlichstem Biergartenwetter fand sich eine kleine Schar, die neugierig genug auf Stephan Wunderlichs<br />
"Schwankungen" war, um den Abend in der Kunstfabrik zu verbringen, anstatt vor einem kühlen Bier. Das gab es<br />
immerhin etwas später. Davor aber ein geradezu heiter konzentriertes Spiel mit "Tönen". Wunderlichs Töne sind<br />
nicht herkömmliche Töne, daher die Anführungszeichen. Sie können auch Schrittfolgen, Lichtbewegungen einer<br />
Taschenlampe, Kreidezüge auf Tafel oder Brummen elektrischer Schaltkreise sein.<br />
Posaune, Xylophon, Maultrommel und Stimme sind da eher gebräuchlich, nicht jedoch die Art, wie das Ensemble<br />
mit Stephan Wunderlich, Edith Rom und Jörg Burkhard sie verwendet. Louise Ingebos, fest <strong>zum</strong> Ensemble gehörend,<br />
war leider kurzfristig verhindert. Die Kreide quietscht, kratzt und knirscht, Stephan Wunderlich schlurft,<br />
springt, schreitet vor und zurück, dem Lautsprecher werden unterschiedlichste Brummtöne entlockt, und das Xylophon<br />
hat man so noch nie von einem Fachmann spielen gehört.<br />
Die "Töne" werden allein gespielt, einer nach dem anderen, nach genauem Plan. Später erfährt man, es waren 5<br />
"Sätze" aus je 27 "Tönen", ja sogar den gleichen 27 "Tönen", nur verschieden instrumentiert. Und doch klang keins<br />
wie das andere. Wie das? Wunderlich hat bereits im "Sequenzenprojekt" eine Charakterisierung von "Tönen" entwickelt,<br />
die über die üblichen Parameter weit hinaus geht. So ein "Ton" wird beispielsweise durch drei Parameter mit je<br />
drei Werten bestimmt, das ergibt besagte 27 verschiedene "Töne". Die drei Parameter werden nun dem eingesetzten<br />
Instrument entsprechend gewählt. Also läßt sich das auch auf Schrittfolgen übertragen: da könnte ein Parameter die<br />
Schrittlänge sein, die klein, mittel oder groß wäre. Somit lassen sich vollständige Tonfolgen anordnen, wobei aber<br />
jede Tonfolge je nach Instrumentierung völlig anders erscheint, obwohl die Abfolge der Parameter immer die gleiche<br />
ist.<br />
Soweit die Präzision. Die Idee der vollständigen Durchschreitung eines Parameterraumes und der Tonfolgen ist<br />
präzise. Wo kommen also die Schwankungen her? Nun, die vorgeschriebenen Parameter sind Anweisungen an die<br />
Spieler. Diese Anweisungen sind so, daß ein Ergebnis nur angestrebt werden kann. Der Versuch dieser Annäherung<br />
ergibt eine ständige Bewegung im "Ton", also Schwankungen.<br />
Waren die "Sequenzen" durch eine kleine Auswahl an "Tönen" und durch eine Zeitstruktur von Spiel und Pause<br />
gekennzeichnet ("Zeit wird spürbar - Platz <strong>für</strong> Gedanken" hieß es 1993 im Echo), zeigte das Ensemble jetzt ununterbrochene<br />
vollständige Tonfolgen. Die Mischung aus präzisem Plan und stringenter mannigfaltiger Ausführung<br />
ergab ein kurzweiliges Spiel. Die anschließende ausgiebige Diskussion zeigte das Interesse, nach der außergewöhnlichen<br />
Wahrnehmung auch die Hintergründe zu erfahren.<br />
1998 Werkstatt über den Begriff des Experimentellen<br />
Ein Begriff des Experimentellen<br />
Hans Essel in AP<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> lädt zusammen mit dem Kulturverein Milbertshofen (München)<br />
unter dem Titel „Ein Begriff des Experimentellen“ zu einem dreitägigen „Gespräch“ mit Aufführungen, Vorträgen<br />
und Diskussionen ein. Das Programm umfaßt eine Einführung (Stephan Wunderlich), Theater (Theaterprojekt Milbertshofen),<br />
Vortrag (Hans Rudolf Zeller: „Modelle der Medienkomposition“), Audiovisuelles (Hans Essel: Violine<br />
und Hans-Leo Rohleder: Video), Vortrag (Michael Kopfermann: „Akustik“), Konzert (PHREN-Ensemble), Vortrag<br />
26
(René Bastian: „<strong>Musik</strong>theorie“), Film (Otfried Rautenbach), Vortrag (Helmut Berninger: „Konzeptionelles in der<br />
Malerei“), Computermusik (Jost Muxfeldt: „40 iterations for<br />
piano module“), Workshop (Albert Mayr: „Stadt-Rhythmen“),<br />
Hörspiel (Heinz Weber: „Die Brücken von Hamburg“), Sprechimprovisationen<br />
(ARGO: „Flüchtige Wörter“), und Lesung (Jörg<br />
Burkhard: „KEVIN LIMBOS GRÖSSTER FALL“). In den<br />
letzten sechs Jahren hat der Darmstädter <strong>Verein</strong> in über fünfzig<br />
Konzerten versucht, ein Spektrum des Experimentellen in der<br />
Kunst zu entfalten, nicht zuletzt durch eine besondere Aufführungspraxis,<br />
welche das Gespräch zwischen Künstler und Besucher<br />
fördert. Der Kulturverein Milbertshofen verfolgt ganz ähnliche<br />
Ziele, und nicht zufällig haben viele Künstler ihre Arbeiten in<br />
beiden <strong>Verein</strong>en vorgestellt. Das „Dreitagesgespräch“, konzeptionell<br />
entwickelt vom Kulturverein Milbertshofen, ist im Gegensatz<br />
zu den bisherigen Konzertreihen, die auf Beständigkeit bauen,<br />
die einmalige Gelegenheit zu einem konzentrierten Befassen<br />
mit dem, was „experimentell“ in der Kunst heißen kann. Die<br />
Veranstaltungen mit den Künstlern aus Berlin, <strong>Darmstadt</strong>, Florenz,<br />
Hamburg, Heidelberg, München und Wissembourg finden<br />
statt am Freitag, den 13. November, ab 19.30h, Samstag, den 14.<br />
November, ab 15.30h und Sonntag, den 15. November, ab<br />
15.30h in der Kunstfabrik Arheilgen, Frankfurter Landstr. 173.<br />
Die genauen Anfangszeiten werden in der Tagespresse und im<br />
Internet (http://vemd.gsi.de) bekanntgegeben.<br />
Künstler beschäftigen sich mit dem Experimentellen<br />
DE 12.11.98<br />
Dreitägige Veranstaltungsreihe ab Freitag in der Arheilger „Kunstfabrik“<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> veranstaltet mit dem Kulturverein Milbertshofen von morgen, Freitag,<br />
bis Sonntag in der Arheilger Kunstfabrik Vorträge, Aufführungen und Diskussionen <strong>zum</strong> Thema „Ein Begriff<br />
des Experimentellen“. Daran nehmen Künstler ans Berlin, <strong>Darmstadt</strong>, Florenz, Hamburg, Heidelberg, München und<br />
Wissembourg teil. Das Programm beginnt am Freitag um 19.30 Uhr mit einer Einführung von Stephan Wunderlich.<br />
Es folgen das Theaterprojekt aus Milbertshofen (20 Uhr) und „Audiovisuelles: Geige und Video“ von Hans Essel<br />
und Hans-Leo Rohleder (22.30 Uhr). Am Samstag geht es weiter mit Vorträgen von Helmut Berninger über „Konzeptionelles<br />
in der Malerei“ (15.30 Uhr) und Michael Kopfermann mit dem Titel „Akustik“ (17 Uhr); danach folgen<br />
ein Konzert des PHREN-Ensembles (19.30h), ein Vortrag zur <strong>Musik</strong>theorie von René Bastian und ein Film von<br />
Otfried Rautenbach. Das Programm am Sonntag beginnt mit Computermusik unter dem Titel „40 iterations for<br />
piano modul“ von Jost Muxfeldt (15.30 Uhr); dann beschäftigt sich ein Workshop von Albert Mayr mit „Stadt-<br />
Rhythmen“ (17 Uhr); es folgen ein Hörspiel über Hamburg von Heinz Weber (19.30) und unter dem Titel „Flüchtige<br />
Wörter" Sprechimprovisationen (21 Uhr); <strong>zum</strong> Abschluß eine Lesung: „Kevin Limbos größter Fall“ von Jörg<br />
Burkhard.<br />
1999<br />
Elektroakustische Kleinigkeiten<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> veranstaltet am Samstag, den 4. September 99, um 21h, in der<br />
Kunstfabrik Arheilgen ein Konzert mit Jérôme Noetinger und Lionel Marchetti. Lionel Marchetti entwickelte die<br />
Idee akustischer Bilder. Seine Kompositionen lassen sich der musique concrète<br />
zuordnen. Daneben improvisiert er mit Liveelektronik. Jérôme Noetinger arbeitet<br />
seit vielen Jahren mit Marchetti zusammen, unter anderem in dem Multimedia-Projekt<br />
Cellule d’Intervention Metamkine, welches bereits 1997 in <strong>Darmstadt</strong><br />
vorgeführt wurde. Diesmal spielen die beiden <strong>Musik</strong>er elektroakustische<br />
„Kleinigkeiten“: Improvisationen über Substanz, Rhythmus und Spannung.<br />
Sologeige * 2<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> veranstaltet am Freitag, den<br />
26. November 1999, ein Konzert mit den beiden Geigern Mathieu Werchowski<br />
(Grenoble) und Hans Essel (<strong>Darmstadt</strong>), die jeweils den neuesten Stand ihre<br />
Arbeiten auf der Sologeige vortragen. Es gibt sehr wenige Geiger, die neuartige<br />
eigene <strong>Musik</strong> ohne elektrische Hilfsmittel auf der Geige entwickeln. Daß man<br />
jetzt gleich zwei in einem Konzert hören kann, ist ein sehr seltenes Ereignis.<br />
Während beide die Klangmöglichkeiten der Geige extrem ausschöpfen, sind die<br />
musikalischen Ideen grundverschieden.<br />
27
Der Geiger Werchowski strebt expressiv improvisierend Komposition im Augenblick an. Neben multimedialen und<br />
elektronischen Arbeiten schätzt er das direkte und hoch differenzierte Spiel auf der Geige.<br />
Essel, Mitgründer der Gruppe ARGO, entfaltet in einem geplanten, vorgegebenen Rahmen, dem "Saitensack", eine<br />
neue Idee von Violin-Spiel, das in sich improvisatorisch ist. Sicher werden sich beide auch zu gemeinsamer Improvisation<br />
hinreißen lassen.<br />
2000 Frühjahr<br />
ANIMATES<br />
28<br />
Der Bassist David Chiesa und der Tänzer und Klangpoet Ly Thanh Tiên<br />
haben unter dem Titel ANIMATES einen komplexen Raum <strong>für</strong> Improvisation<br />
entwickelt. ANIMATES ist ein vielschichtiger Raum aus <strong>Musik</strong>,<br />
Tanz und vielsprachiger Poesie, und ein kleiner Klangautomat ist auch<br />
dabei. Beide Künstler betrachten die Inspiration des Augenblicks und die<br />
spontane Reaktion auf die Umgebung als wichtigste Kräfte <strong>für</strong> Improvisation.<br />
Dabei beherrschen sie ihr Material virtuos. (31. März)<br />
Maxwell's Dämon<br />
April, 14 : (Ulrich Böttcher, Uwe Buhrdorf, Ulrich Phillipp)<br />
"Maxwells Dämon spielt <strong>Musik</strong>. Improvisierte <strong>Musik</strong>. Elektroakustische<br />
<strong>Musik</strong>. MD spielt seit 1994 <strong>Musik</strong>. MD spielt mit den Möglichkeiten elektronischer<br />
Klangbearbeitung. Live. MD spielt ein musikalisches Feld. MD<br />
sind Drei. MD ist eine Band". Maxwells Dämon hat sich im Laufe der<br />
Jahre ein eigenständiges Klangszenario entwickelt, in dem perfektes Zusammenspiel<br />
spontan gelingt. Sie spielen eine abstrakte, aber spannend<br />
schöne <strong>Musik</strong>, bei der das komplexe Klangmaterial souverän eingesetzt<br />
wird.<br />
Arrived<br />
Komposition <strong>für</strong> optische Instrumente und Stimmbänder<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt am Freitag, den 19. Mai, in der Kunstfabrik Arheilgen die<br />
Komposition „Arrived“ von Hans-Leo Rohleder. Gewidmet ist das Werk Jürgen Gottschalk. Optische Instrumente<br />
werden vom Komponisten bedient, während das dada-art-orchestra (Hans Essel, Siglind Raiß, Edith Rom, Ulrike<br />
Springer, Jorgos Tachtatzis und Stephan Wunderlich) von den Mitwirkenden eigens hergestellte Stimmbänder spielt.<br />
Nach den bisherigen Arbeiten Rohleders darf man neben den akustischen Stimmbändern auch aus Stimmen erzeugte<br />
abstrakte Videoprojektionen, eben auch Stimmbänder erwarten.<br />
ZEITSpannen<br />
Am 16. Juni zeigt der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> in der Kunstfabrik Arheilgen Installation und<br />
Werkprozess „ZEITSpannen“ von Erika Enders: Licht, Hans Essel: Zeitfalten, und Heike Krebs Bechtel: Installation.<br />
Licht und Dunkel<br />
Bewegung und Linie<br />
Klang und Stille<br />
Anfang und Ende<br />
Raum und Zeit<br />
2000 Herbst<br />
Ensembles<br />
Sriptophonie<br />
Der <strong>Musik</strong>wissenschaftler, Medienkomponist und Publizist Hans Rudolf Zeller stellt am 20. Oktober seine Arbeiten<br />
<strong>zum</strong> Projekt „Schrift-Laut-<strong>Musik</strong>“ vor. Die Stücke unter dem Titel „Scriptophonie“ werden von wechselnden Spielerbesetzungen<br />
realisiert (Ensemble <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> München: Edith Rom, Stephan Wunderlich, Hans<br />
Rudolf Zeller und Ferdinand Dörfler). Zeller entwickelt seit fast vierzig Jahren, ausgehend von der Schwierigkeit von<br />
Notation und deren „Zeichen“, das künstlerische Konzept einer Schrift-Laut-<strong>Musik</strong>. Kompositorische Prozesse<br />
werden spielerisch Gegenstand von Komposition, allerdings mit stark improvisatorischen Aufführungen. Zeller<br />
führte in <strong>Darmstadt</strong> bereits 1993 Stücke <strong>für</strong> Diascriptor und Stimme vor.
Zeitfalten<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> zeigt am 17. November im zweiten Ensemblekonzert 2000 „Zeitfalten“<br />
von Hans Essel. Der Vorgang der Tonaufnahme und zeitversetzten Wiedergabe wird von Hans Essel seit Jahren<br />
in sogenannten „Zeitfalten“ untersucht. Das Feld der möglichen Beziehungen zwischen Jetztzeit und Vergangenheit,<br />
zwischen musikalischer Eigenzeit und Realzeit wurde entfaltet. Auch hier findet jetzt eine Erweiterung<br />
durch das Spiel im Ensemble (mit Edith Rom und Stephan Wunderlich) statt, also Entwicklung von Zusammenspiel:<br />
Komposition durch Klangerzeugung, Aufnahme, Schnitt, Überlagerung und Wiedergabe in einem einzigen improvisatorischen<br />
kooperativen Prozess.<br />
Gastkonzerte „Fußnoten“<br />
Dezember, 2./3.: Improvisierte <strong>Musik</strong> im Kontext<br />
Mit als offene Bühne angelegten Werkstatt- und Gesprächskonzerten sowie einem Konzert des ENSEMBLE H<br />
Pool wird „Fußnoten - improvisierte <strong>Musik</strong> im Kontext“ von der LAG<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Jazz und Improvisierte <strong>Musik</strong> in Hessen e.V.<br />
- bereits <strong>zum</strong> vierten Mal aufgelegt. Nach den Veranstaltungsorten<br />
Frankfurt und Wiesbaden nun <strong>zum</strong> zweiten Mal in <strong>Darmstadt</strong>, jetzt in<br />
Kooperation mit dem <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong>. Der<br />
vielgestaltigen Praxis improvisierter <strong>Musik</strong> jenseits von Jazz und Neuer<br />
<strong>Musik</strong> wird mit dieser Veranstaltungsreihe besonders dadurch Rechnung<br />
getragen, dass sie neben der freien musikalischen Assoziation ausdrücklich<br />
auch dem gedanklichen Austausch Raum bietet. <strong>Musik</strong> ad hoc: offene<br />
Bühne <strong>für</strong> spontan gebildete Ensembles und offene Gesprächsrunden.<br />
<strong>Musik</strong>erInnen, die mitspielen wollen, treffen sich eine Stunde früher<br />
zu den notwendigen Verabredungen.<br />
ENSEMBLE H PooI: Joachim Zoepf, Georg Wolf, Wolfgang Schliemann,<br />
Ulrich Phillipp, Dirk Marwedel, Christoph Korn, Ulrich Böttcher<br />
u.A..<br />
2001 Frühjahr<br />
blick vom gutenberg ins digital<br />
Jörg Burkhard aus Heidelberg führt am 23. März ein neues Stück <strong>für</strong> Drucksachen und Sampler vor: Der Schöpfer<br />
des GELD, des General Electric Language District, sonst <strong>für</strong> inhaltlich und formal rücksichtslose Texte bekannt<br />
(Zitat taz: „Wir können ihm, selbst wenn die Magengrube mitunter schmerzt, da<strong>für</strong> dankbar sein, dass er unsere<br />
festgefahrenen Denkbahnen immer wieder von ganz unten zu sprengen weiß.“), zeigt uns diesmal eine eher zarte<br />
Textinstallation, den Blick vom Gutenberg ins Digital.<br />
TIME-ADJUST 4/28<br />
Norbert Koczorski (Zeitgestaltung) spielt am 23. März seine Amplituden-<br />
Komposition “TIME-ADJUST 4/28”, ein Raum- und Zeitspiel <strong>für</strong> vier<br />
Uhren und einen Menschen. Koczorski, früher in der Kunstfabrik aktiv,<br />
beschäftigt sich seit längerem mit Zeitprozessen.<br />
Im Freien<br />
Am Freitag, den 20. April 2001 um 21h, zeigt der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong><br />
<strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> „Im Freien“ von Stephan Wunderlich mit dem Ensemble<br />
<strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> (Jörg Burkhard, Hans Leo Rohleder,<br />
Edith Rom, Stephan Wunderlich). Ein wesentliches Element der Arbeit<br />
von Stephan Wunderlich und Edith Rom ist die Infragestellung allgemein<br />
anerkannter Voraussetzungen von Kunst. Gesicherte Erkenntnis lassen sie<br />
nicht gelten. “Im Freien” ist ein neues Stück, entwickelt <strong>für</strong> diese Aufführung,<br />
das die definierten Grenzen von Aufführung auflöst, und so Auseinandersetzung<br />
mit neuen Situationen ermöglicht. Dies aber nicht verbissen,<br />
sondern eher mit Leichtigkeit, Spiel und Heiterkeit.<br />
ORHANYOJ<br />
Freitag 18. Mai 2001, 21h<br />
29
OR-Ton-Film-Corporation:, 4. Quartett zu Film Nr. 14<br />
Harry Ansorge, Ole Jarchov, Otfried Rautenbach, Nicky Young<br />
Berlin-Terzett Harry Ansorge, Ole Jarchov, Nicky Young<br />
Das Quartett wurde 1998 von Ole Jarchov im Raum <strong>für</strong> Kunst und Neue <strong>Musik</strong> >>NY
2002 Festival XMX<br />
Freitag 10. Mai 2002, 20h<br />
Improvisation (Marwedel, Phillipp)<br />
Ullrich Phillipp (Kontrabass), und Dirk Marwedel (Sopranino)<br />
„graffito sonore“ (Burkhard)<br />
Jörg Burkhard<br />
DAGEGEN – ZURÜCK (Rom, Wunderlich)<br />
Duo <strong>für</strong> 2 Stimmen und 2 Streichinstrumente von und mit Edith Rom und Stephan Wunderlich<br />
„weiterhin“ (Zeller)<br />
Stück <strong>für</strong> Stimme und Diaskriptor von Hans-Rudolf Zeller<br />
Q.M.D.K. 040492/94/02 COLL.F.DM (Essel, Mahlow, Rohleder)<br />
Von und mit Hans-Leo Rohleder (Videoprojektion), Hans Essel (interaktive <strong>Musik</strong>), und Dieter Mahlow (Texte)<br />
Samstag 11. Mai 2002, 20h<br />
Software <strong>für</strong> Komponisten (Bastian)<br />
Vortrag von René Bastian<br />
ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
ARGO ist Hans Essel (Geige und Stimme), Marit Hoffmann (Bratsche und Stimme) und Thomas Stett (Klarinette<br />
und Stimme) und spielt „Füchtige <strong>Musik</strong>“ und „Flüchtige Wörter“<br />
Saitensack (Essel)<br />
Hans Essel: Solobratsche<br />
Vortrag über PHREN-<strong>Musik</strong> (Kopfermann)<br />
Vortrag von Michael Kopfermann: „Über die <strong>Musik</strong> des PHREN-Ensembles“<br />
ORTon Film (Rautenbach)<br />
Film von Otfried Rautenbach mit Begleitung<br />
Tischkonzert (Langebartels)<br />
Konzept von Rolf Langebartels <strong>für</strong> mehrere Spieler und Computer<br />
Im Hinterhof ∗<br />
Experimentelle <strong>Musik</strong> – Von Menschen, denen Musizieren nach Noten zu langweilig ist<br />
Darmstädter Echo 13.5.2002<br />
Von SANDRA BINDER <strong>Darmstadt</strong><br />
Wohin verziehen sich die <strong>Musik</strong>liebhaber, denen selbst die berühmten Darmstädter Ferienkurse zu konventionell<br />
sind? Sie gründen einen eigenen <strong>Verein</strong> und machen ihre <strong>Musik</strong> selbst. "<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong>"<br />
heißt die Gruppe; sie trifft sich in der Arheilger Kunstfabrik, einem Schuppen an der Frankfurter Landstraße, zu<br />
Konzerten, Vorträgen und Diskussionen - und das seit zehn Jahren. Anlass genug <strong>für</strong> das "Festival XMX", das sie<br />
am Freitag und am Samstag feierten.<br />
Der Computer entscheidet, wer wie lange spielen darf<br />
Es ist ein Freundeskreis, der sich regelmäßig sieht. Man kennt sich, es riecht<br />
nach Bier und Zigarillos, ein Büffett mit Brot und Käse steht bereit. So wie sich<br />
andere <strong>zum</strong> Skat treffen, treffen sie sich hier, um ihre eigenen musikalischen<br />
Brötchen zu backen. Einer baut einen Computer auf und sucht Mitspieler. Es<br />
setzen sich zehn Leute um einen Tisch, einer mit Regenschirm, einer mit Geige<br />
oder einem Kassettenrekorder. Der Computer gibt per Zufall vor, wer wie<br />
lange spielen darf, und dann legen sie los. Der Regenschirm klappert, der Kassettenrekorder<br />
spielt Kindermusik, einer rezitiert ein Gedicht, der andere baut<br />
einen Stapel aus Blechtassen und ruft: "Du bist schuld!", wenn dieser einstürzt.<br />
Zufallsmusik hausgemacht.<br />
"Es sind kleine Brötchen", sagt der Vorsitzende Hans Essel, "aber sie sind<br />
unsre." Essel, Physiker und Hobby-Geiger, ist der aktive Mittelpunkt der<br />
Gruppe. "Über 70 Künstler haben in den vergangenen zehn Jahren bei uns ihre<br />
Werke aufgeführt. Wir versuchen, jedes Jahr zwei Konzertserien im Frühling<br />
und im Herbst auf die Beine zu stellen." Manche Werke, die hier aufgeführt<br />
werden, sind eine Tortur <strong>für</strong> die Zuhörer, manche wirklich kreativ. Mit den<br />
Ideen der Neuen <strong>Musik</strong> aus den sechziger Jahren spielen sie hier: neue Töne<br />
erfinden, "die niemand sonst spielt", Tonband-, Zufalls- und Geräuschmusik.<br />
∗ A.d.R. Sollte besser Hinterhalt heißen. Ein prägnantes Beispiel <strong>für</strong> niederträchtigen Journalismus.<br />
31
Hans Essel bildet zusammen mit Marit Hoffmann (Bratsche) und Thomas Stett (Klarinette) das Ensemble ARGO.<br />
Eine ihrer Techniken, die sie immer wieder verwenden, nennen sie "flüchtige Wörter". Dabei wird ein Wort von<br />
allen drei Mitspielern beliebig ausgesprochen, in seine Einzelteile zerlegt, die Buchstaben zu Geräuschen verfremdet.<br />
Und wenn sich Marit Hoffmann in die Silbe "rtiko" verbeißt, kichert der eine oder andere im Saal. "Warum nicht?"<br />
fragt Hans Essel, "manchmal klingt es ja wirklich lustig."<br />
Oft verschwimmen die Grenzen zwischen <strong>experimentelle</strong>r und improvisierter <strong>Musik</strong>. Es gibt keine Vorgaben,<br />
manchmal auch keine Proben. Einige Parameter werden festgelegt, dann "biegt man ab und weiß nicht, wo es hingeht",<br />
sagt Essel. <strong>Musik</strong> mit Hinterhofcharme entsteht in Arheilgen, ohne Berührungsängste dem Neuen gegenüber,<br />
weit ab vom Kulturbetrieb - und ein bisschen verrückt.<br />
10 Jahre <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> - ein Grund <strong>zum</strong> Feiern:<br />
Konzert der ganz anderen Art<br />
<strong>Musik</strong>er, die keine Vorbilder und Stilrichtungen kennen<br />
SONNTAG-MORGENMAGAZIN 13.5.2002<br />
<strong>Darmstadt</strong> (he). Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>experimentelle</strong> <strong>Musik</strong> <strong>Darmstadt</strong> feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen.<br />
Seit der Gründung haben ungefähr siebzig Künstler aus dem In- und Ausland ihre Arbeiten in über achtzig Konzerten<br />
vorgeführt und zur Diskussion gestellt. Aus diesem Anlass veranstalteten die <strong>Verein</strong>smitglieder am Freitag und<br />
gestern Abend in der Kunstfabrik Arheilgen ein Maifestival.<br />
Am Freitagabend besuchten einige Kunstinteressierte<br />
und Neugierige die außergewöhnliche<br />
Konzertveranstaltung, um sich einen Einblick in<br />
die Arbeit der Künstler zu verschaffen und einen<br />
Überblick über einige Aspekte des Begriffs »Experimentelle<br />
<strong>Musik</strong>« zu bekommen.<br />
Vor zehn Jahren hat der Physiker und <strong>Musik</strong>er<br />
Hans Essel den <strong>Verein</strong> ins Leben gerufen und<br />
leitet ihn seitdem. »Ich habe an sich vor vierzig<br />
Jahren klassisches Geigenspiel gelernt. Aber ich<br />
wollte etwas finden, was mir ganz allein gehört«,<br />
so Essel und weiter: »wie kann ich eine neue<br />
<strong>Musik</strong> entwickeln, die noch nie da war?« Genau<br />
dieses ist Ziel und Aufgabe der <strong>Verein</strong>smitglieder.<br />
Die Künstler versuchen, eine <strong>Musik</strong> zu erfinden,<br />
die keine Vorbilder und Vorgaben hat, ohne<br />
Stilrichtung und Kopie. Bei den »<strong>Musik</strong>stücken«<br />
werden akustisch-szenarische Geschichten auf<br />
einer abstrakten Ebene miteinander verbunden.<br />
Auf ihren Konzerten der besonderen Art stellen<br />
die Künstler dem Publikum ihre musikalischen<br />
Experimente vor, wie <strong>zum</strong> Beispiel ein <strong>Musik</strong>stück,<br />
das wohl einen Anfang aber kein Ende hat,<br />
weil aus Zeitabfolgen, die sich nach den Primzahlen<br />
richten, besteht. Man kann auch Morsezeichen<br />
aus dem Radio durch Justieren regulieren<br />
und über eine Tonbandschleife ineinander laufen lassen und so eigene, einzigartige und noch nie da gewesene Tonfolgen<br />
herstellen. Auch Töne, die niemand hören kann, weil sie innerlich sind, werden zu einem musikalischem Bühnenstück.<br />
Das Besondere an den Konzerten der Experimentellen <strong>Musik</strong> ist, dass immer diejenigen, die sich das <strong>Musik</strong>stück<br />
ausgedacht haben, dieses auch vorführen und anschließend mit dem Publikum diskutieren.<br />
»Wir backen ganz kleine Brötchen. Aber wir versuchen auf jeden Fall, dass es eigene sind«, war abschließend vom<br />
Vorsitzenden Hans Essel zu vernehmen.<br />
32
Liste der Künstler<br />
Ansorge Harry, Auger Christophe, Bastian René, Behrensen Peter, Behrens M., Berninger Carmen, Berninger Helmut,<br />
Bresele Max, Böttcher Ulrich, Buhrdorf Uwe, Burkhard Jörg, Chiesa David, Dörfler Ferdinand, Dubach Petra,<br />
Eiken Michael, Enders Erika, Engl Ardhi, Essel Hans, Geinitz Christian, Grossmann Norbert, Günther Bernhard,<br />
Harenberg Michael, Hoffmann Marit, Hofmann Heinz-Peter, Ielasi Giuseppe, Jarchov Ole, Kausch Roger, Koczorski<br />
Norbert, Kopfermann Michael, Krebs Annette, Krebs-Bechtel Heike, Krusche Jürgen, Langebartels Rolf, Ly<br />
Thanh Thien, Marchetti Lionel, Marwedel Dirk, Mayr Albert, Muxfeld Jost, Nees Christoph, Neuweger Charles,<br />
Nöcker Wolfgang, Noetinger Jerome, Phillipp Ulrich, Quérel Xavier, Rautenbach Otfried, Resch Susanne, Riehn<br />
Rainer, Rohleder Hans-Leo, Rom Edith, Schliemann Wolfgang, Sciajno Domenico, Springer Ulrike, Stenger-Stein<br />
Gabriele, Stett Thomas, Sugimoto Taku, Tarnow Christoper, Trüstedt Dieter, Trüstedt Ulrike, Turner Ho, Van Horrik<br />
Mario, Weber Heinz, Werchowski Mathieu, Wiesner Dietmar, Wießenthaner Peter, Wilczek Katharina, Wörner<br />
Gunilda, Wollscheid Achim, Wuchner Jürgen, Wunderlich Stephan, York T., Young Nicky, Zeller Hans-Rudolf.<br />
Liste der Konzerte<br />
1991<br />
Herbst 1991 1 20.9. ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
Improvisation 2 18.10. WIE (Marwedel, Phillipp, Schlieman)<br />
3 15.11. GELD (Jörg Burkhard)<br />
4 13.12. Wuchner/Nees<br />
5 17.1. Phillipp/Hofman<br />
1992<br />
Frühjahr 1992 6 6.3. ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
Polygon 7 13.3. IMI (Nöcker, Harenberg, Neuweger)<br />
8 20.3. Geinitz/Hofman<br />
9 27.3. Nees/Grossmann/Eiken<br />
Sommer 1992 10 24.4. Farbsymphonie (Springer)<br />
Visualisation 11 15.5. Film Nr. 7 (Rautenbach)<br />
12 29.5. Turner/Behrens<br />
Herbst 1992 13 18.9. Tonversuche (Wunderlich, Rom)<br />
Konzeptionen 14 16.10. Ensemble (Wießenthaner)<br />
15 13.11. Ansorge, Jarchov, Young<br />
16 11.12. Zeitfalten (Essel)<br />
1993<br />
Frühjahr 1993 17 19.2. waiting muzak (Burkhard)<br />
Korrelationen 18 19.3. Lecture feedback (M.Behrens)<br />
19 23.4. Licht-Klang (Hofman)<br />
20 14.5. Spuren (Enders, WIE)<br />
21 18.6. wuntar-neman (Tarnow)<br />
Sonderkonzert 1993 22 9.7. ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
Sonderkonzert 1993 23 1.10. CONSPIRACY<br />
Herbst 1993 24 24.9. Sequenzen (Wunderlich, Rom, Essel, Ingebos, Burkhard)<br />
Gedankengänge I 25 22.10. Trio PHREN<br />
26 19.11. Schrift-Laut-<strong>Musik</strong> (Zeller)<br />
27 17.12. Ulisse 2000 (Rohleder)<br />
1994<br />
Frühjahr 1994 28 18.3. Training II (Wilczek)<br />
29 22.4. Zeitfalten Video I (Essel)<br />
30 20.5. Partitur (Wollscheid)<br />
31 17.6. Kali (Trüstedt)<br />
Sonderkonzert 1994 32 8.7. TRIAS (Resch, Stenger-Stein, Wörner)<br />
Herbst 1994 33 21.10. Seilbahnmusik (Langebartels)<br />
34 25.11. Mencari (Ardhi Engl)<br />
35 9.12. Zeitkompositionen (Behrendsen)<br />
33
1995<br />
Frühjahr 1995 36 17.2. Sequenzen II (Wunderlich, Rom)<br />
Gedankengänge II 37 17.3. Quartett PHREN<br />
38 7.4. Electronic Graffiti (Burkhard)<br />
39 19.5. QMDK 33333 (Rohleder, Essel)<br />
1996<br />
Frühjahr 1996 40 16.2. Rohleder/Essel<br />
41 22.3. Rautenbach<br />
42 19.4. SKOP (Wießenthaner, Phillipp, Marwedel)<br />
43 10.5. Indigo Blue (Riehn)<br />
Sonderkonzert 1996 44 28.6. Bresele, ARGO<br />
Herbst 1996 45 18.10. Theater (Wunderlich)<br />
Klang-Spiel 46 15.11. LiANg (Enders, Phillipp)<br />
47 6.12. PHREN Theater<br />
1997<br />
Frühjahr 1997 48 14.3. ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
49 13.6. Rohleder/Essel/Springer<br />
50 14.6. Phillipp/Krusche/Essel<br />
Herbst 1997 51 14.11. METAMKINE<br />
1998<br />
Frühjahr 1998 52 20.2. TimeStripes (Rohleder, Essel)<br />
Klang-Bild-Räume 53 17.4. Tiefpaß (Ansorge, York T., Young)<br />
54 15.5. Schwankungen (Wunderlich, Rom, Burkhard)<br />
55 19.6. Dubach/van Horrik<br />
Herbst 1998 56 13.11. Stephan Wunderlich (München)<br />
Begriff des Experimentellen 57 Theaterprojekt Milbertshofen<br />
Kultur-Räume 58 Hans Rudolf Zeller (München)<br />
59 Essel/Rohleder<br />
60 14.11. Helmut Berninger (München)<br />
61 Michael Kopfermann (München)<br />
62 PHREN (München)<br />
63 Rene Bastian (Wissembourg)<br />
64 Otfried Rautenbach (Heidelberg)<br />
65 15.11. Jost Muxfeldt (Berlin)<br />
66 Albert Mayr (Florenz)<br />
67 Heinz Weber (Hamburg)<br />
68 ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
69 Jörg Burkhard (Heidelberg)<br />
1999<br />
Herbst 1999 70 4.9. Elektroakustische Kleinigkeiten<br />
71 26.11. Essel/Werchowski (Geige solo)<br />
2000<br />
Frühjahr 2000 72 31.3. ANIMATES (Chiesa, Ly Thanh)<br />
73 14.4. Maxwel's Dämon (Böttcher, Buhrdorf, Phillipp)<br />
74 19.5. Arrived (Rohleder mit Gruppe)<br />
75 16.6. ZEITSpannen (Bechtel, Enders, Essel)<br />
Herbst 2000 76 20.10. Scriptophonie (Zeller, Dörfler, Rom, Wunderlich)<br />
77 17.11. ZeitfaltenFalten (Essel, Rom, Wunderlich)<br />
2001<br />
Frühjahr 2001 78 23.3. Jörg Burkhard (Heidelberg) und Norbert Koczorski<br />
79 20.4. Stephan Wunderlich, Edith Rom (München)<br />
Hans-Leo Rohleder, Jörg Burkhard (Heidelberg)<br />
80 18.5. Otfried Rautenbach (Heidelberg), Harri Ansorge<br />
Ole Jarchov, Nicky Young<br />
34
81 15.6. Rene Bastian (Wissembourg), Edith Rom,<br />
Stephan Wunderlich, Hans Essel<br />
Herbst 2001 82 2.11. Annette Krebs, Taku Sugimoto<br />
83 16.11. Hans-Leo Rohleder dada-art-orchestra<br />
84 14.12. Domenico Sciajno & Giuseppe Ielasi<br />
2002<br />
Festival XMX 85 10.5. Phillipp, Marwedel<br />
86 graffito sonore (Burkhard)<br />
87 DAGEGEN - ZURÜCK (Rom, Wunderlich)<br />
88 weiterhin (Zeller)<br />
89 QMDK (Rohleder, Essel, Mahlow)<br />
90 11.5. Vortrag (Bastian)<br />
91 ARGO (Essel, Hoffmann, Stett)<br />
92 Saitensack (Essel)<br />
93 Vortrag (Kopfermann)<br />
94 ORTon Film (Rautenbach)<br />
95 Tischkonzert (Langebartels)<br />
35