Leseprobe - Aufbau Verlag
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Depeche Mode im Juni 1981, fotografiert auf einer Böschung am Vange Hill Drive in Basildon. 500 Autogrammkarten mit diesem Motiv wurden gedruckt.<br />
auch in Lederoutfits, wie sie zu dieser Zeit in Schwulenclubs angesagt<br />
sind. Unentschlossen wechselt die Band hin und her, ohne<br />
dass ihr Kleidungsstil eine wirkliche Einheit mit ihrer Musik bildet.<br />
Dieses Markenzeichen würden sie erst viel später entwickeln.<br />
Aber mit diesem Style-Mix sind sie nicht alleine. Auch zahlreiche<br />
andere Bands wie z. B. Soft Cell prä sentieren sich in solchen Klamotten.<br />
Die britische Musikpresse, damals dominiert von New Musical<br />
Express, Sounds und Melody Maker, macht aus Depeche Mode nach<br />
der Veröffentlichung der ersten Single ein Teeniepop-Phänomen.<br />
Möglicherweise liegt es daran, dass Dreaming Of Me keine Moll-<br />
Töne hat und die Band auf ihren Fotos zu optimistisch in die<br />
Zukunft blickt – im Gegensatz zu anderen New-Wave- und New-<br />
Romantics-Bands, denen man wahlweise Weltschmerz oder Arroganz<br />
im Gesicht ablesen kann. »Die Menschen nahmen uns nicht<br />
so ernst wie zum Beispiel Heaven 17 oder The Human League<br />
oder ähnliche Bands, was sehr deprimierend war«, erinnert sich<br />
Mutes Radiopromoter Neil Ferris.<br />
Mit der Single New Life bessert es sich zwar etwas, aber es ist nicht<br />
einfach für die Band, zu erklären, dass sich die Charttauglichkeit<br />
Fashion & Fame Basildon<br />
ihrer Musik, die Ernsthaftigkeit und die Independent-Attitüde<br />
nicht ausschließen. »Depeche Mode sind zu jung, als dass sie so<br />
melancholisch sein könnten wie Kraftwerk, und ihre Unterhosen<br />
sind viel zu sauber für die Verzweiflung von DAF. Allerhöchstens<br />
– wenn die drei Synthies bei »I Take Pictures« kurz stottern<br />
und dann aussetzen – wirken sie wie Kinder, die Matchboxautos<br />
überein anderstapeln«, schreibt der NME im August 1981.<br />
Der westdeutsche Musikexpress glaubt hingegen, dass Depeche<br />
Mode lediglich ein Produkt von Daniel Miller ist, und urteilt<br />
daher mit launigen Worten: »Unkomplizierter Ultra-Synthi-Glamour-Pop<br />
von vier hübschen Buben, die Produzenten-As Daniel<br />
Miller (Fad Gadget, Silicon Teens) in seiner Elektro-Werkstatt<br />
zu einem kommerziellen Kraftpaket zusammen geschweißt hat.<br />
Das Motto: Jede Single ein Hit!« Obgleich die Band – anders als<br />
in Großbritannien – in der Bundesrepublik zu dieser Zeit nur<br />
ein Geheimtipp ist, wählen die Leser der westdeutschen Sounds<br />
Depeche Mode Ende 1981 unter der Rubrik Newcomer/International<br />
bereits auf Platz 4. Vor ihnen liegen nur noch Au Pairs<br />
und Bow Wow Wow, die gleich darauf wieder von der Bildfläche<br />
verschwinden sollten – und Heaven 17.<br />
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