BerufSZiel 01.10
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BerufSZiel 01.10
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Bereit für Veränderungen?<br />
Welche Chancen Ihnen Wandel bietet<br />
0110<br />
Eine Verlagsbeilage in der Süddeutschen Zeitung<br />
q COACHING ZONE Der mediale Mentor für Young Professionals:<br />
Verfügen Sie über Veränderungskompetenz? Wie veränderungsbereit sind Sie? Wollen Sie etwas bewegen?<br />
Wandel schaffen? Wie gehen Sie mit Hierarchien um? Streben Sie Führungskompetenz an? Zeigen Sie Interesse,<br />
Respekt, Fairness? Können Sie gut kommunizieren? Kennen Sie sich mit den neuen Medien aus? Auch im<br />
Web 2.0? Sind Sie nur noch online präsent? Oder pflegen Sie auch persönlich Kontakte? Können Sie mit Hindernissen<br />
umgehen? Bestärken Sie Ihre Kollegen, Verantwortung zu übernehmen? Haben Sie das Zeug zum<br />
Manager oder zum Leader? Brauchen Sie einen Chef? Sind Sie ein Blockierer oder ein Vorausdenker? Machen<br />
Sie die Dinge richtig oder machen Sie die richtigen Dinge? Wann haben Sie sich das letzte Mal neu erfunden?
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Wir glauben, dass auch ein Energieversorger erneuerbar sein sollte. Deshalb suchen wir<br />
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Das Besondere an BERUFSZIEL:<br />
Ein Spielfeld. Eine Coaching Zone. Sie lesen zuerst das Spiel vom<br />
Anfang bis zum Schluss. Die Artikel sind auf dem „Spielfeld“ platziert:<br />
Themen wie Veränderung, Wandel, neue Führung.<br />
Inspiriert durch Feldsportarten haben wir für BERUFSZIEL Coachs<br />
engagiert, die für Sie das Spiel analysieren und kommentieren.<br />
Visualisiert durch die „Coaching Zone“, an der der Coach – gedanklich<br />
und textlich – entlangläuft.<br />
SO FUNKTIONIERT DIE COACHING ZONE Der Coach spricht Sie direkt<br />
an. Er kommentiert, verweist auf Spielzüge, Varianten und Optionen. Er deckt Lücken auf, verborgene Möglichkeiten und stellt thematische<br />
Bezüge in einem größeren Rahmen her. So wie ein Sport-Coach seinen Spielern Mut macht, sie taktisch unterstützt und betreut, so<br />
werfen unsere Coachs Fragen auf, regen Perspektivwechsel an und wirken als „Verstärker“. Sie helfen dabei, Entscheidungen so zu treffen,<br />
dass Kopf und Bauch in Einklang sind. Die Coachs beziehen Sie als Mitspieler ein und liefern Ihnen Transferhilfen. So können Sie in<br />
der eigenen Lebenswirklichkeit das „Spiel“ für sich selbst fortsetzen und die Erkenntnisse konkret für die eigenen Wege und Erfolge nutzen.<br />
Spielergebnis: Sie setzen sich mit einem Thema durch die Hilfestellung ganz neu auseinander: Sie schauen zu, lesen, lernen und arbeiten<br />
an sich selbst. Spielen Sie mit!<br />
COACHING ZONE q<br />
qq<br />
Schwarz-Weiß war gestern:<br />
Wie man ein Zebra färbt und andere davon überzeugt.<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Veränderungen sind heute keine Ausnahme, sondern ständige Wegbegleiter.<br />
Und die Veränderungsspirale dreht sich immer schneller.<br />
Angst davor zu haben oder sich gegen den Wandel zu stemmen,<br />
führt zu nichts. Young Professionals sind gut beraten, Veränderungen<br />
positiv anzunehmen und persönlich mit ihnen zu wachsen. Es<br />
gilt, Veränderungskompetenz aufzubauen, denn sie dient Unternehmen<br />
und dem individuellen Fortkommen gleichermaßen.<br />
Warum kann nicht einfach alles so bleiben, wie es ist? Weil infolge<br />
der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ein verschärfter Wettbewerb<br />
herrscht, weil Wachstum wie in der Vergangenheit nicht mehr<br />
möglich ist. Weil Organisationen mit einem nie gekannten Wandel –<br />
auch dem digitalen Wandel – konfrontiert sind und daraus die<br />
Frage resultiert: Wie gestalten sie ihn? Welche Auswirkungen hat er<br />
auf die Arbeitswelt?<br />
Wir haben für BERUFSZIEL Experten in Sachen „Veränderungen“<br />
gefragt. Zum Beispiel den Autor Holger Rathgeber, der das „Pinguin-Prinzip“<br />
entwickelte. Oder Yello-Sänger Dieter Meier, dessen<br />
Leben von Beginn an von Veränderungen gekennzeichnet war. Wir<br />
wollten wissen: Wie erkenne ich nicht nur, dass sich etwas verändern<br />
muss – sondern auch was? Und wie gelingt es, andere von<br />
Veränderungen zu überzeugen? Skeptiker und Traditionalisten,<br />
Blockierer und Nichtinteressierte?<br />
Das mag für manche Nachwuchskraft eine große Herausforderung<br />
sein. Aber denken Sie an die Dinosaurier: Wer nicht lernt, sich<br />
rechtzeitig anzupassen, der hat keine Zukunft.<br />
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihr BERUFSZIEL-Team.<br />
IMPRESSUM: BERUFSZIEL – der mediale Mentor für Young Professionals Herausgeber: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln, Telefon: 0221<br />
4722-300, E-Mail: info@berufsziel.de Idee und Konzeption: Viola Strüder Redaktion: Sabine Olschner, Viola Strüder (verantwortlich), Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal<br />
59, 50937 Köln Schlussredaktion: Renate Da Rin Autoren dieser Ausgabe: Fred Blumenthal, André Boße, Bernadette Büsgen, Dr. Birgit Holler, Dr. Regina Mahlmann,<br />
Dr. Barbara Niedner Mitarbeit an dieser Ausgabe: Henry Nagy, Anna-Lena Ohm, Tanja Reder, Jasmin Schemann, Christina Wohter Website: www.berufsziel.de: Thomas Böttcher<br />
Cover: Fotolia/Eric Isselée, Olaf Meyer. Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. Grafik-Design: Olaf Meyer Gestaltung, Im Stavenhof 5,<br />
50668 Köln, Telefon: 0221 9227913, E-Mail: mail@meyergestaltung.de Druckvorstufe: Köllen Druck+Verlag GmbH, Ernst-Robert-Curtius-Straße 14, 53117 Bonn, Telefon:<br />
0228 98982-0, E-Mail: druckverlag@koellen.de Druck: Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG, Brückenstraße 15, 09111 Chemnitz, Telefon: 0371 656-0 Verlag:<br />
Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Telefon: 089 2183-0 Anzeigen: Jürgen Maukner (verantwortlich), Harald Lenz (Anzeigenleitung) Anzeigen -<br />
verkauf: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Telefon: 0221 4722-300; Süddeutsche Zeitung GmbH, Melanie Pala, Telefon: 089 2183-8375 Anzeigen disposition: Transmedia<br />
Verlag GmbH & Co. KG, Jessica Andritzky, Telefon: 0221 4722-360<br />
EDITORIAL<br />
01
02<br />
COACHING ZONE q<br />
INHALT<br />
Editorial/Das Coaching-Konzept<br />
Inhaltsverzeichnis/Die Coachs<br />
„Was kann ich besser machen?“<br />
Interview mit Autor und Personalexperte Holger Rathgeber<br />
Veränderungen mutig angehen<br />
Veränderungskompetenz aufbauen<br />
Schnell, spontan, gefährlich<br />
Neues Wissen für neue Medien gefragt<br />
Immer wieder anders<br />
Interview mit Yello-Musiker und Aktionskünstler Dieter Meier<br />
01<br />
02<br />
04<br />
10<br />
16<br />
20<br />
BERUFSZEIT<br />
PULSZONE<br />
HANDWERKSZEUG<br />
AUSZUG<br />
BERUFSZIEL Inserentenverzeichnis <strong>01.10</strong> AKAD · Bayerische Landesbank · Deutsche Universität für Weiterbildung · ETH Zürich · FOM – Hochschule für Oekonomie & Management · Generali<br />
Deutschland · Graduate School Rhein-Neckar · HFH – Hamburger Fern-Hochschule · Hochschule Liechtenstein · Johannes Gutenberg-Universität Mainz · MCI – Management Center Innsbruck ·<br />
RWE · Siemens · The Boston Consulting Group · TU Kaiserslautern Distance & International Studies Center (DISC) · WHU – Otto Beisheim School of Management<br />
DIE COACHS: Bernadette Büsgen arbeitet als Führungskräfte-Coach, systemische Beraterin<br />
und Autorin. www.buesgen-consult.de. Dr. Birgit Holler ist Management-Coach mit Industrie- und Führungserfahrung. www.hollercoaching.de.<br />
Dr. Regina Mahlmann unterstützt als Coach Veränderungsprozesse und bietet Prozessberatung, Workshops und Vorträge<br />
an. www.dr-mahlmann.de. Dr. Barbara Niedner arbeitet als Führungs- und Web-2.0-Trainerin, Beraterin und Coach in München.<br />
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BERUFSZEIT<br />
04<br />
ALS YOUNG PROFESSIONAL möchten Sie eine Führungslaufbahn<br />
einschlagen – eine erste Veränderung innerhalb des Berufslebens, die viele als fundamental und nicht<br />
immer nur als erfreulich erfahren. Denn sie müssen ihre professionelle Identität der neuen Funktion und Verantwortung<br />
anpassen. Da die Aufgaben und Verantwortlichkeiten, die auf Sie als Führungsperson warten, außerordentlich<br />
anspruchsvoll sind, sollten Sie sich einige persönliche Fragen stellen, bevor Sie sich auf dieses Wagnis einlassen:<br />
Warum will ich führen? Was genau reizt mich daran? Was verbinde ich damit? Welche und wessen Erwartungen<br />
erfülle ich? Zu welchen Veränderungen in meinem Denken, Fühlen und Handeln bin ich bereit, um fachlichen,<br />
methodischen, sozialen und emotionalen Anforderungen zu begegnen? Elan, Mut und Optimismus, den Sie für die<br />
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Uschi Bleyer<br />
WASKANN ICH<br />
COACHING ZONE q<br />
BESTSELLERAUTOR HOLGER<br />
IM INTERVIEW
BESSER MACHEN?<br />
Fotolia/Jan Will/Sergey Tokarev<br />
2009 war das Jahr der Krise. 2010 muss nun, da sind sich die Experten einig, das Jahr<br />
der Veränderungen werden. Nur: Das ist einfacher gesagt als getan. Um zu erfahren, wie<br />
Wandel wirklich gelingen kann, sprach André Boße mit einem Veränderungsexperten:<br />
Holger Rathgeber, Erfinder des „Pinguin-Prinzips“ und Autor des gleichnamigen Buches.<br />
Herr Rathgeber, warum hat der Mensch ein Problem mit<br />
Veränderungen? Menschen, mehr noch als Pinguine, sind<br />
die anpassungsfähigsten Kreaturen auf diesem Planeten,<br />
und es ist immer wieder erstaunlich, was Menschen<br />
erreichen können, wenn sie mit Mut und Entschlossenheit<br />
handeln. Das heißt natürlich nicht, dass das alle<br />
Menschen gerne oder gar aus eigenem Antrieb machen.<br />
Wir können also etwas verändern. Ja. Wenn Sie Menschen<br />
zuhören, die sich an Veränderungen stören,<br />
ängstlich sind oder beteiligungslos zusehen, dann liegt<br />
das Problem eher in der konkreten Gestaltung des Wandels,<br />
dem Veränderungsprozess.<br />
Wären die Veränderungsgegner denn zufrieden, wenn<br />
sich nichts ändern würde? Glaube ich nicht. Selbstverständlich<br />
gibt es Menschen, die eher bewahrende Eigenschaften<br />
haben, und andere, die, selbst wenn etwas<br />
heute gut läuft, es morgen noch besser machen wollen.<br />
Aber wenn Sie heute jemandem garantieren würden,<br />
dass sich sein privates und berufliches Umfeld in den<br />
nächsten fünf Jahren nicht ändern wird, und Sie ihn<br />
dann in zwei Wochen fragen, was er in dieser Zeit<br />
gemacht hat, wird ihm nichts einfallen, weil alles in<br />
grauer Routine versunken ist.<br />
Um uns Veränderung konkreter zu widmen: Wo und<br />
wie findet Wandel überhaupt statt? Genau in dem<br />
Augenblick, in dem ich als Person damit konfrontiert<br />
werde, etwas anders als gewöhnlich zu tun, mit anderen<br />
Menschen, an einem anderen Ort, mit anderen Mitteln,<br />
oder zu einer anderen Zeit.<br />
Konfrontation – das klingt, als sei der Mensch passiv<br />
und die Veränderungen prasselten auf ihn ein. Es<br />
stimmt, dass es heute häufiger und heftiger auf Menschen<br />
einprasselt, und es gibt ausreichend Anlass zu<br />
glauben, dass dies in Zukunft noch mehr der Fall sein<br />
wird. Doch zunehmend bekommt in unserer Zeit jeder<br />
auch einen kleinen oder großen Hebel mit der Chance<br />
der aktiven Gestaltung e mitgeliefert. Ob ich diese<br />
Hebel nun überhaupt sehe, ob und welchen ich benutze<br />
oder ob ich lieber wegtauche – das liegt an mir persönlich.<br />
Wobei wichtig ist, dass meine Entscheidung nicht<br />
rational getroffen wird, sondern emotional.<br />
Veränderung benötigen, werden Sie leichter aufbringen, wenn sich Ihr Selbstvertrauen mit dem Vertrauen anderer Menschen in Ihrem Umfeld verbindet.<br />
Zu den Aufgaben einer Führungskraft gehört es auch, Veränderungen innerhalb einer Abteilung oder eines Teams anzustoßen und einen<br />
Ball ins Rollen zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie am Anfang als „Grünschnabel“ belächelt und wohlwollend auf später vertröstet werden,<br />
wenn Sie mehr Erfahrung gesammelt haben, können Sie reduzieren: 1. Sie können effektiver agieren, wenn Sie Ihre persönliche Beziehung<br />
zu Veränderungen und Ihre Strategien, mit Veränderlichkeit umzugehen, kennen. 2. Verändern bedeutet: etwas anders machen als bisher. Machen<br />
Sie also eine Bestandsaufnahme, diagnostizieren Sie den Veränderungsbedarf, indem Sie die Zukunft – also Ziel, Vision und Soll-Zustand – skizzieren.<br />
9 Lokalisieren Sie die Schrauben, die Sie betätigen können, um den Sollzustand zu erreichen. Kommunizieren Sie Ihre Überlegungen nachvollziehbar<br />
und beziehen Sie Ihr Publikum somit intellektuell und emotional ein. 3. Bedenken Sie die Auswirkungen, die Ihre Veränderungsprozesse<br />
haben werden: Was bedeutet die Veränderung für einzelne Positionen, Funktionen, Aufgaben und Personen? Welche Folgen sind für<br />
05
BERUFSZEIT<br />
Es geht also nicht um Logik, sondern um das<br />
Gefühl. Genau, und deshalb ist es unabdingbar,<br />
bei allen Veränderungen neben der Ergebnisorientierung<br />
immer auch die Menschlichkeit mit ins<br />
Spiel zu bringen. Wer verändern will, muss Leute<br />
auf der Gefühlsebene mobilisieren.<br />
Sie koppeln damit Ergebnisorientierung und<br />
Menschlichkeit. Wie bringt das eine junge<br />
Führungskraft zusammen, die zum ersten Mal ein<br />
Team leitet und von der vor allem nur eines<br />
erwartet wird, nämlich schnell gute Zahlen?<br />
Es stimmt, dass es in Unternehmen Situationen<br />
gibt, in denen sich die beiden Begriffe scheinbar<br />
widersprechen. Es ist sicherlich der einfachere<br />
Weg, als junge Führungskraft in so einem Moment<br />
nach oben zu schauen und zu denken: Wenn die<br />
das so machen, dann muss ich das wohl auch so<br />
machen. Echte Führungspersönlichkeiten suchen in<br />
sich nach einer besseren Antwort.<br />
Wie können junge Führungskräfte es also besser<br />
machen? Indem sie zuhören, Leute mit einbeziehen,<br />
e bitte und danke sagen. Echtes Interesse,<br />
Respekt, Fairness und auch ein Lächeln zählen<br />
viel. Es gibt eine Vielzahl einfacher und kreativer<br />
Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass sich Ergebnis -<br />
orientierung und Menschlichkeit nicht gegenüberstehen.<br />
Im Gegenteil: Nichts erzeugt auf Dauer<br />
bessere Ergebnisse als Teams mit anspruchsvollen<br />
Zielen und starken Vertrauensbeziehungen.<br />
Wo lerne ich, welche kreativen Möglichkeiten es<br />
gibt und wie ich sie einsetzen kann? Anhand von<br />
06<br />
( Fotolia/Jan Will<br />
Privat<br />
ZUR PERSON<br />
guten Beispielen. (lacht) Das ist vielleicht die einfachste<br />
aller Antworten. Sehen Sie, das Leben ist<br />
einfach zu kurz, um jeden Fehler selber zu machen.<br />
Man sollte sich daher intensiv mit den Erfahrungen<br />
beschäftigen, die andere schon gesammelt haben.<br />
In diesen Geschichten stecken viele Erkenntnisse,<br />
die mir enorm weiterhelfen können.<br />
Werden solche Geschichten auch innerhalb der<br />
Unternehmen erzählt? Ich spreche in meinem Beruf<br />
häufig mit Menschen in hohen Positionen, und mir<br />
fällt immer wieder auf: Je größer die Verantwortung,<br />
umso mehr wird über menschliche Themen gesprochen.<br />
Über Personen und deren Eignung, für eine<br />
bestimmte Situation oder Aufgabe Zielvorstellungen<br />
zu entwickeln und umzusetzen. Wie wichtig die<br />
Menschen sind, die mit und für einen arbeiten,<br />
erkennen durchschnittliche Führungskräfte erst<br />
relativ spät in ihrer Karriere. Als Einsicht. Richtig<br />
gute Führungskräfte erkennen das schon viel früher.<br />
„Wenn Sie Mitarbeiter haben, die angemessene Kritik an Ihrer<br />
Person äußern, dann müssen Sie ihnen dafür sehr dankbar sein.“<br />
Welche Ursachen kann es haben, dass Änderungsprozesse<br />
– trotz einer guten Absicht – nicht<br />
gelingen? Dass sie auch langfristig keinen großen<br />
Nutzen haben und die Kosten überwiegen?<br />
Die Liste ist lang. Veränderungskiller Nummer eins<br />
ist jedoch die Abwesenheit einer gesunden Dringlichkeit.<br />
Vergangene Erfolge, niedrige Leistungsstandards,<br />
nach innen gerichteter Blick oder starre<br />
Strukturen können dazu führen, dass die Menschen<br />
bequem, selbstzufrieden, selbstgefällig, verängstigt,<br />
verärgert sind. Hektische Betriebsamkeit,<br />
also eine falsch verstandene Dringlichkeit, bei der<br />
viel zu viele scheinbar zusammenhanglose Initiati-<br />
Nach Abschluss seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften verbrachte Holger<br />
Rathgeber seine ersten Berufsjahre in der Entwicklungszusammenarbeit als Berater in<br />
Asien und begann anschließend seine Laufbahn im Personalmanagement bei einem<br />
führenden US-Technologiekonzern. Weitere Stationen führten ihn nach New York, wo er<br />
drei Jahre lebte und arbeitete. Zusammen mit Professor John Kotter von der Harvard<br />
University veröffentlichte er 2006 den Bestseller „Our Iceberg is Melting“ (auf<br />
deutsch: „Das Pinguin-Prinzip“). Auf der Basis langjähriger Forschung und Erfahrung<br />
vermittelt das Buch wichtige Erkenntnisse zum Thema Führung und Wandel in der<br />
Erzählform einer verständlichen und illustrierten Fabel. Holger Rathgeber, geboren<br />
1962 in Stuttgart, ist gegen wärtig bei Becton Dickinson beschäftigt, einem Unternehmen<br />
der Medizintechnik, Labordiagnostik und Biotechnologie. Als Vice President<br />
Human Resources verant wortet er den Personalbereich für Westeuropa.<br />
ven durch das Dorf gejagt werden, ist ebenso<br />
schädlich. Wenn sich bei den Leuten alle Aktivitäten,<br />
die verlangt werden, in deren Köpfen nicht<br />
mehr zusammenaddieren, dann entstehen<br />
Erschöpfung und Konfusion. Ein gesundes Gefühl<br />
der Dringlichkeit unter einer ausreichenden Anzahl<br />
von Menschen zu schaffen, ist also ein ganz wichtiger<br />
erster Schritt in gelungener Veränderung. Was<br />
auch oft fehlt, ist ein von vielen verstandenes Leitbild.<br />
Es gibt Budgets und detaillierte Pläne, aber<br />
es fehlt eine klare Idee davon, was vordringlich ist,<br />
wo man wirklich hinmöchte und welche nachvollzieh<br />
baren Schritte dahin führen. Deswegen ist es<br />
so wichtig, dass mit dem Streben nach Veränderungen<br />
auch eindeutige Zielvorstellungen kommuniziert<br />
werden. Wobei die Kommunikation so angemessen<br />
sein muss, dass die Ziele auch wirklich<br />
begreifbar und erlebbar werden.<br />
Ist genau das zeitgemäße Führungsarbeit?<br />
Ich denke schon. Viele verstehen darunter das<br />
Anleiten. Das hat sicher in manchen Bereichen<br />
heute auch noch seinen Platz und Sinn, aber<br />
immer wichtiger wird die Situation, dass es unter<br />
meinen Leuten welche gibt, die in ihrem Fach- oder<br />
Verantwortungsbereich etwas weit besser können<br />
als ich. Ich kommuniziere zwar die Ziele – aber ich<br />
gebe nicht die Antworten vor. Stattdessen organisiere<br />
ich als moderne Führungskraft das Zusammenspiel<br />
zwischen Zielen, Menschen und Aufgaben.<br />
Klingt, als wäre das eine entspanntere Art der<br />
Führung. Oh, da täuschen Sie sich. Wenn junge<br />
Führungskräfte zum ersten Mal damit konfrontiert<br />
werden, ein Team zu leiten, in dem sie fachlich nicht<br />
die Besten sind, kommt richtig Stress auf. Die<br />
müssen vollständig umdenken, weil sie eben nicht<br />
Teams/Abteilungen/Bereiche zu erwarten? Und welche Konsequenzen bringt die Veränderung für Prozesse und Strukturen innerhalb des Unternehmens<br />
und der Abteilung? 4. Sie meinen, Sie können Veränderungen im Alleingang anstoßen und durchziehen? Das ist eine Illusion. Gehen Sie<br />
davon aus, dass Sie als Initiator oder Katalysator fungieren können, 9 nicht aber als einsamer Held. Sie können notwendige Schritte unter Ihrer<br />
Federführung in Gang setzen, aber nicht allein realisieren. Dafür benötigen Sie die Hilfe von „Change Agents“, die den Wandel befürworten und<br />
mit ihrer Begeisterung andere „entzünden“. Gepaart mit einer glaubwürdigen, nachvollziehbaren Kommunikation, mit Feedbackschleifen und einer<br />
gelebten Lernfreude aller Beteiligten wächst die Chance, anvisierte Veränderungen auf Dauer in Bewegung zu halten. 5. Inhalte und Strategien,<br />
die Ihre Visionen, Ziele und Veränderungswege betreffen, sollten Sie breit streuen. Denn das benötigte Wissen steckt in mehreren Menschen.<br />
Daher ist es hilfreich, Vertreter von Subsystemen, Fraktionen, Allianzen, Teams, Teilteams etc. zu befragen. Verkaufen Sie Ihre Ideen aber nicht<br />
mit smarter Marketingrhetorik, sondern konzentrieren Sie sich auf Auf- und Erklärung. 6. Sie benötigen kommunikative Strategien, um Ihre Initia
Alles außer trocken.<br />
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BERUFSZEIT anleiten, sondern die richtigen Denkprozesse aufrufen,<br />
die richtigen Fragen stellen müssen. Für junge<br />
Führungskräfte sind Situationen wie diese eine der<br />
wichtigsten Weichenstellungen in ihrer Karriere.<br />
8 SCHRITTE<br />
ZUR VERÄNDERUNG<br />
Ergänzend zur Fabel haben Holger Rathgeber und<br />
John Kotter auf der Internetseite www.das-pinguinprinzip.de<br />
acht Schritte entwickelt, die jedem<br />
dabei helfen sollen, Veränderungen so anzustoßen,<br />
dass alle mitziehen und nachher ein echter Nutzen<br />
entsteht:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
08<br />
Wecken Sie ein Gefühl der Dringlichkeit.<br />
Stellen Sie ein Leitungsteam zusammen.<br />
Entwickeln Sie eine Zielvorstellung<br />
und eine Strategie für die Veränderung.<br />
Werben Sie um Verständnis und Akzeptanz.<br />
Sichern Sie anderen Handlungsfreiräume zu.<br />
Sorgen Sie für kurzfristige Erfolge.<br />
Lassen Sie nicht nach.<br />
Entwickeln Sie eine neue Kultur.<br />
Kann man Führungskompetenz in diesem Sinne<br />
lernen? Man sollte jedenfalls möglichst früh mit<br />
dem Lernen anfangen, denn je weiter Sie in Ihrer<br />
Karriere kommen, desto weniger Feedback erhalten<br />
Sie. Je mehr Funktionsmacht Sie akkumulieren,<br />
desto vorsichtiger sind viele Menschen Ihnen<br />
gegenüber. Was wiederum bedeutet, dass<br />
Führungspersonen nur halb so attraktiv und halb<br />
so klug, geistreich und humorvoll sind, wie die<br />
anderen es ihnen glaubhaft machen wollen. Deshalb<br />
sollten Führungskräfte früh lernen, sich selbst<br />
und andere zu fragen: Was kann ich besser<br />
machen? Und wenn Sie Mitarbeiter haben, die<br />
angemessene Kritik an Ihrer Person e äußern,<br />
dann müssen Sie ihnen dafür sehr dankbar sein.<br />
Denn ohne Rückmeldung fällt erstens das Lernen<br />
schwer und erfahren Sie zweitens nicht, dass es<br />
durchaus wichtig ist, auch als Führungspersönlichkeit<br />
verwundbar zu sein.<br />
Die verwundbare Führungspersönlichkeit – da<br />
schwingt noch immer ein Widerspruch mit, oder?<br />
Sicherlich gibt es immer noch Leute, die sich einen<br />
Chef wünschen, der immer cool, immer stark,<br />
immer allwissend scheint. Aber fragen Sie mal die<br />
guten Mitarbeiter, die kreativen Köpfe. Die wollen<br />
so einen Chef nicht, weil er sie einengt. Die wollen<br />
Raum, um sich entfalten zu können. Und diesen<br />
Raum erschafft eine Führungskraft, indem sie sich<br />
auch mal verwundbar zeigt, vertraut statt zu kontrollieren<br />
und damit Platz für andere schafft.<br />
Sie sind ein Personalprofi. Haben Sie eine Technik,<br />
um herauszubekommen, ob ein Bewerber für eine<br />
Position jemand ist, der Veränderungen vorantreiben<br />
kann? Ich lasse mir einfach Geschichten erzählen<br />
und schaue dann, ob ich Geschichten erzählt bekomme,<br />
die von Mut und Selbstinitiative handeln. Oder<br />
von kleinen Schritten. Oder von Stillstand. Das, was<br />
Menschen bislang gemacht haben und was sie und<br />
andere davon zu berichten wissen, ist für mich der<br />
einzige Indikator, den ich als Personaler habe.<br />
Und wie reagieren die Bewerber – die vielleicht<br />
eher darauf vorbereitet waren, ihre Abschlussnoten<br />
und Zeugnisse vorzuzeigen? Das variiert. Einige<br />
sind überrascht, andere aber gut vorbereitet. Aber<br />
nicht jeder, der dann spontan seine Geschichte<br />
herunterleiert, ist der Überzeugendste. Ich lasse<br />
den Menschen gerne Zeit und gebe ausreichend<br />
Raum für Fragen der Bewerber. Sie können sich<br />
gar nicht vorstellen, wie informativ die Fragen, die<br />
gestellt werden, für mich sind. Oft informativer als<br />
die Antworten auf meine Fragen. Eine Führungskraft,<br />
die mir keine intelligenten Fragen über Stimmungen,<br />
Teamzusammensetzungen und Ähnliches<br />
stellt, kann in meinen Augen kein echtes Interesse<br />
am Menschen haben. Das ist kein guter Start.<br />
Ihr Buch „Das Pinguin-Prinzip“, das Sie mit John<br />
Kotter geschrieben haben, hat durch die<br />
Erzählart im Stil einer Fabel die Art verändert,<br />
mit der wirtschaftliche Fachthemen aufbereitet<br />
werden. War Ihnen schon bei der Arbeit am Buch<br />
klar, dass es ein Erfolg wird?<br />
Das Thema Veränderung beschäftigt einfach sehr<br />
viele Menschen. Und zwar längst nicht nur in Unternehmen,<br />
sondern in allen Bereichen des Lebens.<br />
Veröffentlichungen zu diesem Thema, in Management-Sprache<br />
geschrieben, mit abstrakten Grafiken<br />
und Tabellen, erreichen und vor allem helfen aber<br />
nur wenigen. John Kotter und ich ahnten, dass es<br />
ein Bedürfnis nach einer Geschichte gibt, die<br />
unterhält und ermutigt. Die dabei hilft, für sich und<br />
mit anderen eigene Erfahrungen zu reflektieren<br />
und in unterschiedlichen Situationen sinnvolle<br />
Handlungsideen zu entwickeln, um letztlich bessere<br />
Ergebnisse zu erzielen.<br />
Wie entstand dieses Bedürfnis? Es gibt viele versuchte<br />
Veränderungen, die man mit hohem Aufwand<br />
eingeleitet hat – die am Ende aber einfach nicht<br />
den erhofften Nutzen gebracht haben. Manche For-<br />
„Wenn junge Führungskräfte zum ersten Mal damit konfrontiert werden, ein Team zu leiten, in dem sie<br />
fachlich nicht die Besten sind, müssen sie vollständig umdenken, weil sie eben nicht anleiten, sondern<br />
die richtigen Denkprozesse aufrufen, die richtigen Fragen stellen müssen.“<br />
DAS PINGUIN-PRINZIP<br />
Die Situation auf dem antarktischen Eisberg ist prekär:<br />
Fred, ein aufgeweckter Pinguin, entdeckt, dass seine Kolonie<br />
in Gefahr schwebt. Denn der Eisberg, auf dem die Pinguine<br />
seit langer Zeit leben, schmilzt. Es muss etwas<br />
geschehen. Doch Fred, der die Pinguine ganz gut kennt,<br />
ahnt: Niemand will seine schlimme Botschaft hören. Wie<br />
also der Kolonie vermitteln, dass sich dringend etwas<br />
ändern muss? John Kotter und Holger Rathgeber beschreiben<br />
mit ihrem Pinguin-Prinzip, wie man mit Veränderungen<br />
und Widerstand umgeht, wie man entschlossen handelt,<br />
auch wenn die Hindernisse scheinbar unüberwindbar sind.<br />
John Kotter, Holger Rathgeber: Das Pinguin-Prinzip.<br />
Droemer/Knaur 2009. ISBN 978-3426275252. 9,95 Euro<br />
Fotolia/legrodu95<br />
men der Fehlsteuerung von Veränderung halten<br />
sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit. Das Leben<br />
allein ist also kein guter Lehrmeister. Eine nicht so<br />
weitsichtige Schlussfolgerung dieser Erfahrungen<br />
kann sein, sich passiv oder gar zynisch zu verhalten.<br />
Wesentlich klüger ist es aber, und das spüren<br />
viele, es fortan besser zu machen. Und wem das<br />
gelingt, der darf sich sicher darauf einstellen, eine<br />
große Ernte einzufahren. Und das gilt sowohl für<br />
die Organisation, vor allem aber auch für einen<br />
persönlich.<br />
Fotolia/Jan Will<br />
tive zu stützen und am Leben zu erhalten: Wie und von wem wird was wem wann mitgeteilt? 7. Bevor Handlungsspielräume definiert werden,<br />
klären Sie: Wohin wollen wir – wo stehen wir? Welche Kompetenzen benötigen wir? Welche sind vorhanden? Welche können wir effektiv entwickeln?<br />
Welche müssen wir zukaufen? Die Antworten auf diese Fragen verknüpfen Sie mit konkreten Personen. Dies verdeutlicht: Es geht nicht um Personen,<br />
sondern um Kompetenzen, die Sie für Ihr Ziel benötigen. 8. Werden Veränderungen in Gang gesetzt, schnüren Sie Projektpakete, die Sie<br />
mit einem effektiven Projektmanagement bearbeiten. Ihre Aufgabe als Führungskraft besteht darin, Aktivitäten zu ermöglichen, zu koordinieren und<br />
Querverbindungen lebendig zu halten, um Synchronisierungen zu gewährleisten. 9. Die Art und Weise, wie Sie Veränderungsarbeit durchführen,<br />
wird die Kultur der Zusammenarbeit prägen. Achten Sie daher darauf, wie Sie selbst agieren. Holen Sie sich dazu von Ihren Mitarbeitern 9 systematisch<br />
Feedback ein. – Wenn es Ihnen gelingt, diese Regeln zu verwirklichen, werden Sie Auslöser einer Kooperationskultur sein, in der man<br />
voneinander lernen kann, die nachvollziehbar und anregend ist, die Vertrauen ermöglicht und Erfolg fördert.t
....einen<br />
Schritt<br />
weiter!<br />
Weiterbilden an der ETH Zürich<br />
Master (MAS, MBA): Arbeit + Gesundheit | Architektur | Gesamtprojektleitung<br />
Bau | Entwicklung und Zusammenarbeit NADEL |<br />
Landscape Architecture | Management, Technology, and Economics /<br />
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Resources | Urban Design<br />
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Weiterbildungszertifikate (CAS): Angewandte Erdwissenschaften |<br />
Angewandte Statistik | Betriebliches Gesundheitsmanagement |<br />
Entwicklung und Zusammenarbeit NADEL | Informatik | Pharmaceuticals<br />
– From Research to Market | Radiopharmazie, Radiopharmazeutische<br />
Chemie | Raumentwicklung | Räumliche Informationssysteme<br />
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Management, Bau-, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie in<br />
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PULSZONE<br />
10<br />
VERÄNDERUNG<br />
MUTIG ANGEHEN<br />
Wer seine Karriere in einem vermeintlich gesunden Unternehmen startet, ist oft überrascht, wenn etablierte Firmen<br />
Fotolia/Tomasz Trojanowski/javarman/ Roman Dekan/michanolimit/Jaimie Duplas, Olaf Meyer<br />
Michael Lindner<br />
BERNADETTE BÜSGEN IST FÜHRUNGSKRÄFTE-COACH, SYSTEMISCHE BERATERIN UND AUTORIN. WWW.BUESGEN-CONSULT.DE<br />
plötzlich Probleme bekommen, egal wie groß und stark sie wirken, wie traditionsreich ihre<br />
q COACHING ZONE SPÄTESTENS DIE AUSLÖSER der globalen Wirtschaftskrise<br />
haben gezeigt, dass die dynamische und komplexe Welt eine „Neue Leadership“ notwendig macht.<br />
Aber wie bringen Sie als junge, engagierte Nachwuchsführungskraft den neuen Leadership-Kodex in ein traditionelles<br />
Unternehmen? Stellen Sie sich vor, Sie werden gebeten, eine Abteilung als neue Führungskraft zu übernehmen,<br />
und Sie wollen Einzelkämpfer in ein leistungsstarkes Team überführen. Wie gehen Sie am besten vor?<br />
Beginnen Sie mit Ihrer inneren Einstellung zu Ihren Mitarbeitern. Sieht Ihr Menschenbild vor, dass sich jeder Mitarbeiter<br />
unter den richtigen Rahmenbedingungen engagiert und Spaß an seiner Arbeit hat? Sieht Ihr Ideal so aus,<br />
dass Menschen danach streben, sich weiterzuentwickeln und Verantwortung für ihre eigenen Ideen zu überneh-
EN<br />
Geschichte ist. Um zu überleben, müssen sich Unternehmen<br />
permanent verändern. Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein? Was<br />
Nachwuchsführungskräfte?<br />
bedeutet andauernder Wandel für<br />
Wie können sie Veränderungskompetenz erwerben<br />
Unternehmen sind heute Strömungen ausgesetzt, die rasanter und stärker<br />
sind denn je. Sie werden ausgelöst von einem Markt, der sich ständig<br />
ändert. Aber auch von einem Kunden, der ganz neue Bedürfnisse<br />
hat. Um zu beschreiben, wie zwingend sich Unternehmen heute den Veränderungen<br />
stellen müssen, hat der Trendforscher Matthias Horx den<br />
Begriff „Evolutionsdruck“ gefunden: Ganze Branchen wie die Auto- oder<br />
Luftfahrtindustrie oder der Versandhandel haben gar keine andere Wahl,<br />
als sich den neuen Ansprüchen des Marktes anzupassen. Aber viele<br />
Unternehmen haben diesen Evolutionsdruck zu lange verkannt. Sie<br />
haben die Veränderungsdynamik offenbar unterschätzt.<br />
und sich ergebnisorientiert<br />
Albrecht Enders, Professor für Unternehmensstrategie der renommierten<br />
Business-School IMD im schweizerischen Lausanne, hat Antworten auf<br />
die Frage nach der Veränderungsdynamik gefunden. Über fünf Jahre hat<br />
der Ökonom 30 Fallstudien in unterschiedlichen Branchen durchgeführt,<br />
die von radikalem Wandel betroffen waren. Das Ergebnis: Jede Organisation<br />
durchläuft bei dem Bestreben, sich zu verändern, Phasen. Und in<br />
jeder Phase können Fehler gemacht werden, die zur Folge haben, dass<br />
die Veränderung misslingt.<br />
einbringen? Von Fred Blumenthal<br />
Für Karrierestarter sind besonders die frühen Phasen interessant, denn<br />
hier können sie konkret eingreifen: In der Wahrnehmungsphase werden<br />
sich abzeichnende Veränderungen nicht oder zu spät erkannt, in der<br />
Beurteilungsphase Entwicklungen vom Management falsch eingestuft.<br />
Hier schlägt die Stunde der Young Professionals, denn sie erkennen und<br />
bewerten die Dinge, die sich ändern, oft schneller als langjährige Mitarbeiter,<br />
weil sie frisch und ohne Betriebsblindheit e an Aufgaben herangehen<br />
– und so dazu beitragen können, dass das Unternehmen in den<br />
nächsten Phasen, der Entscheidung und der Maßnahme, Fahrt auf den<br />
richtigen Kurs nimmt. Was ein Unternehmen in diesen Phasen braucht,<br />
ist ein Blick für Abweichungen und den Mut, notwendige Veränderungen<br />
anzustoßen, zu planen und durchzuführen. Wenn Young Professionals in<br />
diesem Augenblick die Chance ergreifen und das Richtige tun, helfen sie<br />
ihrem Unternehmen dabei, den Anforderungen des Wandels gerecht zu<br />
werden.<br />
men? Mit diesem Mitarbeiterbild im Kopf legen Sie das wesentliche Fundament des neuen Leadership-Verständnisses. Doch wie gelingt es Ihnen<br />
tatsächlich, ein leistungsstarkes Team aufzubauen? Ihnen ist es wichtig, dass die Gedanken Ihrer Mitarbeiter maßgeblich in das Abteilungsergebnis<br />
einfließen. Sie treffen aber auf eine Mannschaft, die seit Jahren gewohnt ist, nach Anweisungen zu arbeiten. Damit stehen Sie vor einem<br />
Kulturwandel, der jedoch absolut notwendig ist, um Ihre Abteilung zu einer erfolgreichen Teamleistung anzuspornen. Fragen Sie nicht nur in den<br />
ersten 100 Tagen Ihres Führungsdaseins nach der Meinung Ihrer Mitarbeiter, sondern integrieren Sie einen offenen Austausch in den gelebten<br />
Alltag. 9Hinterfragen Sie bestehende Abläufe und Tätigkeitsabgrenzungen. Erbitten Sie Vorschläge und ermutigen Sie die Kollegen immer wieder,<br />
Ihre Vorstellungen einzubringen. Etablieren Sie Teambesprechungen, die zwar stringent, aber gleichzeitig in einer offenen Art und Weise<br />
durchgeführt werden. Achten Sie darauf, dass Sie über offene Fragestellungen führen und die Gruppenergebnisse mit klaren Vereinbarungen<br />
sichern. Nur auf Grundlage verschiedener Perspektiven und Blickwinkel lassen sich nachhaltig gute Entscheidungen treffen. Sie als Führungs-<br />
11
PULSZONE<br />
Alleine die Einsicht, dass Veränderungen notwendig<br />
sind, reicht aber nicht. Wandel will gelernt<br />
sein. Dabei treffen viele Nachwuchskräfte in Unternehmen<br />
auf das Problem der Trägheit: Veränderungen<br />
kosten Kraft und bringen Ungewohntes, vielleicht<br />
auf den ersten Blick Unbequemes. Ein<br />
Unternehmen, in dem Young Professionals etwas<br />
bewirken können, muss daher so organisiert sein,<br />
dass es Veränderungen ermöglicht. Der Top-Management-Berater<br />
Niels Pfläging findet in den althergebrachten<br />
Hierarchien eine entscheidende Veränderungsbremse.<br />
Traditionelle Strukturen tragen<br />
seiner Meinung nach ihren Teil dazu bei, dass der<br />
Wirtschaft ein Welt- und Menschenbild zugrunde<br />
liegt, das „nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“.<br />
Seine provokante Forderung: „Bye-bye Management!<br />
Schluss mit dem Dogma, in einem Unternehmen<br />
müsse es eine Management-Ebene<br />
geben, auf der sich alle Macht, Verantwortung und<br />
Haben Sie das Zeug zum Manager oder zum Leader?<br />
Als einer der wichtigsten Vordenker einer Leadership-Theorie gilt der<br />
amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Warren Bennis. Sein<br />
Credo: Führung ist eine erlernbare Fähigkeit für Manager, die bereit<br />
sind, Energie und Arbeit zu investieren. Dabei unterscheidet Bennis<br />
folgendermaßen zwischen Manager und Leader: Ein Leader<br />
Entscheidungsgewalt sammelt! Management, wie<br />
wir es kennen, funktionierte, solange die Märkte<br />
träge waren. Aber sie verändern sich mittlerweile<br />
rasant.“ Und um als Unternehmen darauf reagieren<br />
zu können, benötigt man die Hilfe der Leute,<br />
die zwei Dinge besonders gut kennen, weil sie nah<br />
dran sind: den Markt und die Kunden.<br />
Pfläging hat sich angeschaut, wie Unternehmen<br />
funktionieren, für die Wandel kein Problem darstellt.<br />
Zum Beispiel die US-Airline Southwest, die,<br />
so Pfläging, „einzige Fluglinie, die in den Luftfahrtkrisen<br />
der letzten Jahre stets profitabel geblieben<br />
ist“. Dort traf er auf einen „denkbar modernen<br />
und innovativen Führungsstil. Hier haben die Mitar-<br />
12<br />
beiter direkt vor Ort beim Kunden die volle Entscheidungsbefugnis,<br />
nicht der Manager in der Zentrale.“<br />
Ein ähnliches Erfolgsgeheimnis entdeckte<br />
er bei der Svenska Handelsbanken: kleine Teams,<br />
die direkt mit den Kunden arbeiten, wenig Bürokratie,<br />
keine Kontrolle von oben, kein Management,<br />
das den Mitarbeitern sagt, was zu tun ist. e Ein<br />
Traum für jemanden, der seine Karriere mit<br />
Schwung beginnen möchte.<br />
Für Pfläging sind Unternehmen wie diese, aber auch<br />
Google oder die Drogeriekette dm, keine Exoten,<br />
sondern die Vorreiter einer Unternehmenskultur und<br />
-organisation, die auf straffe Hierarchien mit allmächtigen<br />
Alphatierchen an der Spitze verzichten.<br />
„Ich nenne sie Beta-Unternehmen, weil man dort in<br />
der Unternehmensführung keine allwissenden Manager<br />
findet, sondern weil dort im Zentrum und in der<br />
Peripherie unzählige Führungs-Arbeiter darin bestärkt<br />
werden, zu jeder Zeit unternehmerisch zu denken<br />
und zu handeln.“ Und zwar nicht, weil sich die<br />
Manager in den obersten Etagen drücken würden.<br />
„Sondern weil sie verstanden haben, dass die Leute<br />
in der Peripherie viel näher dran sind. Am Problem,<br />
am Markt, am Kunden.“ So entstehe eine Kultur,<br />
die fördert, dass jeder Mitarbeiter unternehmerisch<br />
denkt – und nicht nur die Führung. Ein ehemaliger<br />
Bereichsleiter einer britischen Großbank, der nach<br />
zermürbenden Jahren in der City of London zur<br />
Svenska Handelsbanken wechselte, brachte diesen<br />
Mentalitätswandel im Gespräch mit Niels Pfläging<br />
wie folgt auf den Punkt: „Verantwortungsbewusstsein<br />
kommt mit der eigenen Handlungsfreiheit.“<br />
Ob so etwas in einem Unternehmen möglich ist,<br />
ist vielfach eine Frage der Organisation. Für die<br />
erneuert und entwickelt.<br />
ist ein Original.<br />
konzentriert sich<br />
auf Menschen.<br />
fordert den Status quo heraus<br />
und ist ganz er selbst.<br />
macht die richtigen Dinge.<br />
kraft müssen nicht der Fachexperte in allen Sachthemen sein, aber worüber Sie als Führungskraft der „neuen Art“ zwingend verfügen müssen,<br />
ist Kommunikationskompetenz. Ich höre Sie schon widersprechen: „Das ist alles gut und schön, aber die knappe Zeit. Wie soll ich mich bei den<br />
engen Terminen und dem Druck von oben ständig mit meinen Mitarbeitern besprechen?“ 9 Sorgen Sie für Ihren eigenen Spielraum! Wenn Sie<br />
sich ausschließlich nach Anweisungen und Aufträgen von oben richten, werden Sie nur reagieren statt agieren. Es geht hier um Ihre Aktivitäten<br />
und wie Sie es schaffen, ein Erfolgsteam zu führen, dessen Leistung schlussendlich auch vom Markt und von den Kunden honoriert wird. Wie<br />
sorgen Sie für eigenen Freiraum? Setzen Sie Prioritäten und schaffen Sie dabei auch Kreativzeiten. Analysieren Sie zunächst, wie Sie am besten<br />
auf gute Ideen kommen. Brauchen Sie dafür ein Gespräch mit netten Kollegen, sprudelt die Kreativität beim Schmökern von Fachzeitschriften?<br />
Lassen Sie sich nicht von der Hektik des Alltags verleiten, auf Ihre Kreativzeiten zu verzichten. Ähnliches gilt im Umgang mit Stressoren. Erarbeiten<br />
Sie, vielleicht sogar mit einem externen Coach, wie Sie dem Stress die Stirn bieten können, und entwickeln Sie eine entsprechende Stra-<br />
SUS<br />
Strategie- und Unternehmensberater der Boston<br />
Consulting Group (BCG) wird dieser Aspekt zur<br />
wichtigs ten Basis für Wettbewerbsvorteile. Ob ein<br />
Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, entscheiden<br />
unter der Entwicklungsdynamik vieler Märkte<br />
nicht mehr ausschließlich die klassischen harten<br />
Dimensionen von Organisation, also Strukturen,<br />
Prozesse oder Steuerungsmechanismen, sondern<br />
verstärkt die vermeintlich weichen Aspekte der<br />
Organisation. Die Berater verstehen darunter Themen<br />
wie hohe Führungskompetenz, Veränderungsmanagement,<br />
Motivation der Mitarbeiter oder<br />
interne Kommunikation.<br />
Dass sich in diesem Bereich in den Unternehmen<br />
einiges ändern muss, zeigt die BCG mit einer Studie.<br />
Man fragte Tausend Führungskräfte, wie sie<br />
die Organisationskompetenz ihres Unternehmens<br />
einschätzen. Das Ergebnis: als erschreckend<br />
gering. „Die Mehrzahl der Unternehmen gibt an,<br />
dass ihre Organisation die strategischen Gesamt-<br />
LEADER<br />
Quelle:<br />
Warren Bennis: On Becoming a Leader. Cambridge,<br />
MA: Basic Books, 2009.<br />
Copyright © 1989, 2009 by Warren Bennis Inc.<br />
ziele nur unzureichend unterstützt“, heißt es. Eklatant<br />
sei besonders die große Kluft zwischen festgestelltem<br />
Handlungsbedarf einerseits und Innovationskompetenz<br />
andererseits. „Etliche Unternehmen<br />
reagieren auf die Anforderungen einer<br />
veränderlichen Wettbewerbslandschaft mit immer<br />
häufigeren Reorganisationen und zunehmend komplexen<br />
Regelwerken“, haben die BCG-Experten<br />
durch die Studie erfahren. Der Effekt: Zu einer<br />
externen Unsicherheit fügen die Unternehmen eine<br />
interne hinzu. „In der Folge sind Mitarbeiter und<br />
Führungskräfte verwirrt und haben kaum noch<br />
Zeit, in neue Aufgaben hineinzuwachsen und in<br />
ihrem Verantwortungsgebiet nachhaltige Wirkung<br />
zu entfalten.“<br />
Fotolia/Tomasz Trojanowski/Jaimie Duplas
PULSZONE<br />
Alleine die Einsicht, dass Veränderungen notwendig<br />
sind, reicht aber nicht. Wandel will gelernt<br />
sein. Dabei treffen viele Nachwuchskräfte in Unternehmen<br />
auf das Problem der Trägheit: Veränderungen<br />
kosten Kraft und bringen Ungewohntes, vielleicht<br />
auf den ersten Blick Unbequemes. Ein<br />
Unternehmen, in dem Young Professionals etwas<br />
bewirken können, muss daher so organisiert sein,<br />
dass es Veränderungen ermöglicht. Der Top-Management-Berater<br />
Niels Pfläging findet in den althergebrachten<br />
Hierarchien eine entscheidende Veränderungsbremse.<br />
Traditionelle Strukturen tragen<br />
seiner Meinung nach ihren Teil dazu bei, dass der<br />
Wirtschaft ein Welt- und Menschenbild zugrunde<br />
liegt, das „nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“.<br />
Seine provokante Forderung: „Bye-bye Management!<br />
Schluss mit dem Dogma, in einem Unternehmen<br />
müsse es eine Management-Ebene<br />
geben, auf der sich alle Macht, Verantwortung und<br />
Haben Sie das Zeug zum Manager oder zum Leader?<br />
Als einer der wichtigsten Vordenker einer Leadership-Theorie gilt der<br />
amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Warren Bennis. Sein<br />
Credo: Führung ist eine erlernbare Fähigkeit für Manager, die bereit<br />
sind, Energie und Arbeit zu investieren. Dabei unterscheidet Bennis<br />
folgendermaßen zwischen Manager und Leader: Ein Leader<br />
Entscheidungsgewalt sammelt! Management, wie<br />
wir es kennen, funktionierte, solange die Märkte<br />
träge waren. Aber sie verändern sich mittlerweile<br />
rasant.“ Und um als Unternehmen darauf reagieren<br />
zu können, benötigt man die Hilfe der Leute,<br />
die zwei Dinge besonders gut kennen, weil sie nah<br />
dran sind: den Markt und die Kunden.<br />
Pfläging hat sich angeschaut, wie Unternehmen<br />
funktionieren, für die Wandel kein Problem darstellt.<br />
Zum Beispiel die US-Airline Southwest, die,<br />
so Pfläging, „einzige Fluglinie, die in den Luftfahrtkrisen<br />
der letzten Jahre stets profitabel geblieben<br />
ist“. Dort traf er auf einen „denkbar modernen<br />
und innovativen Führungsstil. Hier haben die Mitar-<br />
12<br />
beiter direkt vor Ort beim Kunden die volle Entscheidungsbefugnis,<br />
nicht der Manager in der Zentrale.“<br />
Ein ähnliches Erfolgsgeheimnis entdeckte<br />
er bei der Svenska Handelsbanken: kleine Teams,<br />
die direkt mit den Kunden arbeiten, wenig Bürokratie,<br />
keine Kontrolle von oben, kein Management,<br />
das den Mitarbeitern sagt, was zu tun ist. e Ein<br />
Traum für jemanden, der seine Karriere mit<br />
Schwung beginnen möchte.<br />
Für Pfläging sind Unternehmen wie diese, aber auch<br />
Google oder die Drogeriekette dm, keine Exoten,<br />
sondern die Vorreiter einer Unternehmenskultur und<br />
-organisation, die auf straffe Hierarchien mit allmächtigen<br />
Alphatierchen an der Spitze verzichten.<br />
„Ich nenne sie Beta-Unternehmen, weil man dort in<br />
der Unternehmensführung keine allwissenden Manager<br />
findet, sondern weil dort im Zentrum und in der<br />
Peripherie unzählige Führungs-Arbeiter darin bestärkt<br />
werden, zu jeder Zeit unternehmerisch zu denken<br />
und zu handeln.“ Und zwar nicht, weil sich die<br />
Manager in den obersten Etagen drücken würden.<br />
„Sondern weil sie verstanden haben, dass die Leute<br />
in der Peripherie viel näher dran sind. Am Problem,<br />
am Markt, am Kunden.“ So entstehe eine Kultur,<br />
die fördert, dass jeder Mitarbeiter unternehmerisch<br />
denkt – und nicht nur die Führung. Ein ehemaliger<br />
Bereichsleiter einer britischen Großbank, der nach<br />
zermürbenden Jahren in der City of London zur<br />
Svenska Handelsbanken wechselte, brachte diesen<br />
Mentalitätswandel im Gespräch mit Niels Pfläging<br />
wie folgt auf den Punkt: „Verantwortungsbewusstsein<br />
kommt mit der eigenen Handlungsfreiheit.“<br />
Ob so etwas in einem Unternehmen möglich ist,<br />
ist vielfach eine Frage der Organisation. Für die<br />
erneuert und entwickelt.<br />
ist ein Original.<br />
konzentriert sich<br />
auf Menschen.<br />
fordert den Status quo heraus<br />
und ist ganz er selbst.<br />
macht die richtigen Dinge.<br />
kraft müssen nicht der Fachexperte in allen Sachthemen sein, aber worüber Sie als Führungskraft der „neuen Art“ zwingend verfügen müssen,<br />
ist Kommunikationskompetenz. Ich höre Sie schon widersprechen: „Das ist alles gut und schön, aber die knappe Zeit. Wie soll ich mich bei den<br />
engen Terminen und dem Druck von oben ständig mit meinen Mitarbeitern besprechen?“ 9 Sorgen Sie für Ihren eigenen Spielraum! Wenn Sie<br />
sich ausschließlich nach Anweisungen und Aufträgen von oben richten, werden Sie nur reagieren statt agieren. Es geht hier um Ihre Aktivitäten<br />
und wie Sie es schaffen, ein Erfolgsteam zu führen, dessen Leistung schlussendlich auch vom Markt und von den Kunden honoriert wird. Wie<br />
sorgen Sie für eigenen Freiraum? Setzen Sie Prioritäten und schaffen Sie dabei auch Kreativzeiten. Analysieren Sie zunächst, wie Sie am besten<br />
auf gute Ideen kommen. Brauchen Sie dafür ein Gespräch mit netten Kollegen, sprudelt die Kreativität beim Schmökern von Fachzeitschriften?<br />
Lassen Sie sich nicht von der Hektik des Alltags verleiten, auf Ihre Kreativzeiten zu verzichten. Ähnliches gilt im Umgang mit Stressoren. Erarbeiten<br />
Sie, vielleicht sogar mit einem externen Coach, wie Sie dem Stress die Stirn bieten können, und entwickeln Sie eine entsprechende Stra-<br />
SUS<br />
Strategie- und Unternehmensberater der Boston<br />
Consulting Group (BCG) wird dieser Aspekt zur<br />
wichtigs ten Basis für Wettbewerbsvorteile. Ob ein<br />
Unternehmen erfolgreich ist oder nicht, entscheiden<br />
unter der Entwicklungsdynamik vieler Märkte<br />
nicht mehr ausschließlich die klassischen harten<br />
Dimensionen von Organisation, also Strukturen,<br />
Prozesse oder Steuerungsmechanismen, sondern<br />
verstärkt die vermeintlich weichen Aspekte der<br />
Organisation. Die Berater verstehen darunter Themen<br />
wie hohe Führungskompetenz, Veränderungsmanagement,<br />
Motivation der Mitarbeiter oder<br />
interne Kommunikation.<br />
Dass sich in diesem Bereich in den Unternehmen<br />
einiges ändern muss, zeigt die BCG mit einer Studie.<br />
Man fragte Tausend Führungskräfte, wie sie<br />
die Organisationskompetenz ihres Unternehmens<br />
einschätzen. Das Ergebnis: als erschreckend<br />
gering. „Die Mehrzahl der Unternehmen gibt an,<br />
dass ihre Organisation die strategischen Gesamt-<br />
LEADER<br />
Quelle:<br />
Warren Bennis: On Becoming a Leader. Cambridge,<br />
MA: Basic Books, 2009.<br />
Copyright © 1989, 2009 by Warren Bennis Inc.<br />
ziele nur unzureichend unterstützt“, heißt es. Eklatant<br />
sei besonders die große Kluft zwischen festgestelltem<br />
Handlungsbedarf einerseits und Innovationskompetenz<br />
andererseits. „Etliche Unternehmen<br />
reagieren auf die Anforderungen einer<br />
veränderlichen Wettbewerbslandschaft mit immer<br />
häufigeren Reorganisationen und zunehmend komplexen<br />
Regelwerken“, haben die BCG-Experten<br />
durch die Studie erfahren. Der Effekt: Zu einer<br />
externen Unsicherheit fügen die Unternehmen eine<br />
interne hinzu. „In der Folge sind Mitarbeiter und<br />
Führungskräfte verwirrt und haben kaum noch<br />
Zeit, in neue Aufgaben hineinzuwachsen und in<br />
ihrem Verantwortungsgebiet nachhaltige Wirkung<br />
zu entfalten.“<br />
Fotolia/Tomasz Trojanowski/Jaimie Duplas
PULSZONE<br />
Aber wie kann sich ein Unternehmen organisieren,<br />
damit Veränderung gelingt und der Erfolg bleibt?<br />
Die BCG-Studie findet Anhaltspunkte, dass eine<br />
Organisation, die in Divisionen aufgeteilt ist,<br />
Vorzüge bietet. „Kleine, weitgehend unabhängige<br />
Geschäftsbereiche sind mehrheitlich wachstumsstärker,<br />
profitabler und krisenresistenter als funktionale,<br />
regionale oder Matrixorganisationen“, sagt<br />
BCG-Geschäftsführer Fabrice Roghé. Typischerweise<br />
sind solche Divisionen in Geschäftseinheiten<br />
wie Produkt- oder Kundensegmente aufgeteilt. Sie<br />
zerlegen damit komplexe Geschäfte in beherrschbare<br />
Teile – und sind daher besser in der Lage,<br />
weiche Kompetenzen wie Führung, Motivation,<br />
Kooperationsverhalten oder Veränderungsbereitschaft<br />
zu fördern. „Beispielsweise kooperieren<br />
Divisionen, anders als Matrixorganisationen, stärker<br />
aufgrund von Eigeninitiative und nicht nur auf<br />
übergeordnete Anweisung hin und können so<br />
besonders gut interne Synergien nutzen“, so die<br />
Unternehmensberater.<br />
Auch in so organisierten Unternehmen bleibt<br />
Führungsarbeit wichtig. Nur darf sie nach Ansicht<br />
von Niels Pfläging nicht mit Management verwechselt<br />
werden. Sein Rat für junge Nachwuchsführungskräfte,<br />
die jetzt ihr erstes kleines Team<br />
leiten: „Hören Sie auf, auf alle Fragen Antworten<br />
zu geben, und fangen sie an, andere selbst denken<br />
zu lassen. e Ermuntern und bestärken Sie<br />
Ihre Leute darin, immer Verantwortung zu übernehmen<br />
und selbst zu entscheiden. Führung<br />
bedeutet aber auch, dass sich das Denken der<br />
Mitarbeiter nicht vom Markt abkoppeln kann.<br />
Dass Barrieren für Leistung abgebaut werden.<br />
Dass Raum entsteht für Entwicklungen.“<br />
14<br />
Literaturtipps<br />
ZUR<br />
TIPPS VERÄNDERUNG !<br />
Heißen Sie Veränderungen prinzipiell<br />
willkommen.<br />
Begreifen Sie Veränderungen erst einmal als<br />
Chance und nicht als Risiko.<br />
Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Veränderungen<br />
zu Verbesserungen geführt haben.<br />
Wenn Sie keine Lösung finden: Beziehen Sie<br />
Experten oder erfahrene Kollegen mit ein.<br />
Wenn Ihnen eine neue Situation nicht gefällt,<br />
überlegen Sie, ob es dazu Alternativen gibt.<br />
Machen Sie sich bewusst, wie Sie in der<br />
Vergangenheit mit Veränderungen<br />
umgegangen sind.<br />
Sehen Sie sich bei Veränderungen als<br />
Mitgestalter und nicht als Opfer.<br />
Reflektieren Sie, wie Veränderungen Sie<br />
weiterbringen können.<br />
Marion Lepold, Jutta Heller: Veränderungskompetenz:<br />
Definition, Maßnahmen und Methoden. VDM Verlag<br />
2009. ISBN 978-3639169270. 68 Euro<br />
Niels Pfläging: Die 12 neuen Gesetze der Führung.<br />
Der Kodex: Warum Management verzichtbar ist.<br />
Campus Verlag 2009. ISBN 978-3593389981. 39,90 Euro<br />
Ken Blanchard, John Britt, Pat Zigarmi, und Judd Hoekstra:<br />
Wer hat Mr. Change gekillt? Warum Veränderungen<br />
so oft scheitern – und wie wir sie erfolgreich durchsetzen.<br />
Ariston 2010. ISBN 978-3424200317. 14,95 Euro<br />
Seminartipps<br />
WIE GEHE ICH MIT<br />
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Veränderungsprozesse für sich nutzen<br />
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Führungskräfte, unabhängig von beruflichem Status oder<br />
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VERÄNDERUNG<br />
WIE KANN ICH<br />
Fotolia/Tomasz Trojanowski<br />
VERÄNDERUNG<br />
IM UNTERNEHMEN ANSTOSSEN?<br />
Zeigen Sie Wertschätzung für die<br />
bisherige Lösung.<br />
Bereiten Sie Ihre Ideen für Veränderungen<br />
schriftlich in einem Konzept auf.<br />
Zeigen Sie die Chancen und die Risiken<br />
für das Unternehmen auf.<br />
Überspringen Sie keine Hierarchien. Tragen Sie<br />
Ihren Vorschlag Ihrem Vorgesetzten zuerst vor.<br />
Vermeiden Sie, dass Ihre Veränderungsansätze<br />
bereits vor dem Cheftermin per Flurfunk<br />
kursieren.<br />
Bleiben Sie offen für einen Richtungswechsel.<br />
Wenn Ihr Veränderungsansatz aufgegriffen wird:<br />
Gehen Sie mutig voran und lassen Sie sich von<br />
Rückschlägen nicht demotivieren.<br />
Wenn Ihr Veränderungsansatz nicht aufgegriffen<br />
wird: Bleiben Sie positiv gestimmt. Danken Sie<br />
für die Möglichkeit des Vortragens, arbeiten<br />
Sie professionell weiter und ziehen Sie sich<br />
keinesfalls zurück.<br />
WENN SIE BEREITS<br />
IHR ERSTES KLEINES TEAM LEITEN<br />
Sprechen Sie den Veränderungsbedarf an.<br />
Zeigen Sie positive wie negative Auswirkungen<br />
für Teammitglieder auf und akzeptieren Sie<br />
deren Ängste und Verunsicherungen.<br />
Teilen Sie auch mit, welche Dinge konstant<br />
bleiben werden.<br />
Holen Sie sich vertrauensvoll Mitstreiter<br />
ins Boot.<br />
Binden Sie Ihre Mitarbeiter früh in den<br />
Veränderungsprozess ein.<br />
Überprüfen Sie im Laufe des Veränderungsprozesses<br />
regelmäßig, ob Sie noch auf dem<br />
richtigen Weg sind.<br />
Weisen Sie Ihren Chef auf mögliche Probleme<br />
im Team hin und bitten Sie ihn um<br />
Unterstützung.<br />
tegie, wie Sie zum Beispiel mit Ängsten umgehen oder Neinsagen lernen. Nun kommen wir zum Herzstück, der Motivation von Mitarbeitern. Finden<br />
Sie heraus, was Ihre Mitarbeiter antreibt. Häufig sind es nicht die Bonuszahlungen, sondern Anerkennung und Respekt, die als Motivator<br />
wirken. Achten Sie neben der Fachkompetenz insbesondere auf die individuellen Bedürfnisse. Stellen Sie fest, welcher Mitarbeiter kontaktfreudig<br />
ist und welcher es genießt, sich tief in eine Materie einzugraben. Wem ist es ausgesprochen wichtig, neben dem Beruf seine sportlichen<br />
Aktivitäten auszuleben? Lassen Sie Ihren Mitarbeitern den 9 Raum, die Themen auf ihre Art zu lösen, und unterstützen Sie sie darin, sich fachlich<br />
und persönlich weiterzuentwickeln. Der erste Schritt dazu sind positive und auch kritische Rückmeldungen. Lernen Sie, genau wahrzunehmen,<br />
was in Ihrem Team passiert. Abschließend stellen Sie sich die Frage, welchen Mehrwert Sie dem Team bringen. Sorgen Sie dafür, dass<br />
sowohl die notwendige Kunden- und Marktperspektive als auch der Blick für das Große und Ganze seinen Platz im Team finden. Diese Eckpfeiler<br />
der neuen Leadership ermöglichen nicht nur Motivation und Teamgeist, sondern nachhaltigen Erfolg. t<br />
q<br />
q<br />
q<br />
q<br />
q<br />
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(MSc) in Management<br />
WHU – Otto Beisheim School of Management<br />
Burgplatz 2, 56179 Vallendar, Germany<br />
Viktoria Thuir, Tel. +49 261 6509-521<br />
msc@whu.edu, www.whu.edu<br />
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HANDWERKSZEUG<br />
16<br />
COACHING ZONE q<br />
q<br />
KENNT GOOGLE SIE? Dies ist eine wichtige Frage, denn:<br />
Gut zu sein, reicht heute im Job nicht mehr aus. Erfolg braucht Aufmerksamkeit – und zwar im positiven Sinne. Google<br />
hat bei Suchanfragen fast ein Monopol. Daher ist es bedeutsam, online Ihre beruflichen Stärken, Themen und<br />
Projekte ins rechte Licht zu setzen. Denn was im Netz über Sie steht, können Sie aktiv steuern. Ganz wichtig dabei:<br />
private und berufliche Einträge klar voneinander zu trennen. Wer sich mit beruflichen Themen als Experte profilieren<br />
will, sollte immer seinen vollen Namen nennen und so oft wie möglich seine Xing-Profil-Internetadresse angeben<br />
– oder, wenn vorhanden, eine eigene Website. Bei privaten Einträgen im Internet erkennt die betreffende Community<br />
Sie auch, wenn Sie nur mit Vornamen oder einem Spitznamen auftreten. Beachten Sie bei Foren, Xing-Grup-<br />
DR. BARBARA NIEDNER, FÜHRUNGS- UND WEB-2.0-TRAINERIN, BERATERIN UND COACH IN MÜNCHEN. WWW.WEB2BERATUNG.DE<br />
Privat<br />
SCHNELL,<br />
SPONTAN<br />
Herr Weber hatte es gut gemeint. Es kam ihm die Idee,<br />
auch Herrn Schulze mit in die Kommunikation über ein innerbetriebliches<br />
Problem einzubeziehen. Deshalb hat er ihn in<br />
seiner Antwort auf die E-Mail eines Kollegen in cc gesetzt.<br />
Was Herr Weber dabei jedoch übersehen hat, waren die<br />
wenig schönen Worte, die Frau Meier in einer vorherigen<br />
GEFÄHRLICH!<br />
Sie sind schnell, kreativ und innovativ: die direkten Kommunikationsformen. Die<br />
Möglichkeiten der Kommunikation haben sich rasant geändert, und sie haben zu<br />
Veränderungen in Unternehmen geführt. Wer heute etwas mitteilen möchte, hat<br />
die Wahl: Brief, Telefonat, E-Mail, Posting im sozialen Netzwerk. Alle Formen<br />
haben ihre Vor- und Nachteile – und alle gehorchen sie eigenen Regeln.<br />
Von Fred Blumenthal<br />
Fotolia/madagascar<br />
Mail über Herrn Schulze geschrieben hatte. Nun war diese<br />
vorherige Mail immer noch Teil einer ganzen Kette von<br />
E-Mails, die nun eben auch Herr Schulze liest. Und der weiß<br />
jetzt, was Frau Meier wirklich über ihn denkt. Herrn Weber,<br />
der es wirklich gut gemeint hatte, ist das alles sehr unangenehm.<br />
Aber der Schaden ist entstanden – und zumindest<br />
durch eine weitere E-Mail auch nicht zu reparieren. Genauso<br />
fatal sind Handytelefonate im Zug, in deren Verlauf alle Mitreisenden<br />
mitbekommen, dass jemandem die Kündigung<br />
droht. Oder eine private E-Mail, die man aus Versehen an<br />
die komplette Kundendatenbank versendet: K.O. mit einem<br />
Klick! Wenn in einem Unternehmen Kommunikation misslingt,<br />
kann das unangenehme Folgen haben. Ein vertrauliches<br />
Klima wird zerstört, Kunden werden verprellt, Insider-
Bereit für größere Aufgaben?<br />
Nutzen Sie den Stellenmarkt der Süddeutschen Zeitung.<br />
Der Stellenmarkt der Süddeutschen Zeitung ist der ideale Karrierebegleiter für<br />
alle, die sich einer neuen Herausforderung gewachsen fühlen. Hochwertige<br />
Stellenangebote finden Sie samstags in Ihrer Süddeutschen Zeitung und täglich<br />
unter www.sueddeutsche.de/stellenmarkt.
HANDWERKSZEUG<br />
18<br />
Xing<br />
Das hauptsächlich professionell genutzte Netzwerk<br />
gilt als das „Who's who“ der Geschäftswelt.<br />
Oft wird befürchtet, dass Xing-Profile der<br />
Mitarbeiter verkappte Bewerbungen für konkurrierende<br />
Unternehmen sind. Wiederum die positive<br />
Seite: Auf Xing präsentieren sich die Mitarbeiter<br />
durch Fotos und ihre Kurzvita – und je<br />
stimmiger der Auftritt, desto größer das Gemeinschaftsgefühl<br />
und der Eindruck bei Kunden.<br />
Informationen kommen ungewollt an die Öffentlichkeit.<br />
Misslungene Kommunikation gab es zwar<br />
schon immer, aber das Problem hat sich durch die<br />
neuen Techniken dramatisch verstärkt. Zu den<br />
klassischen Kommunikationsformen wie Brief, Telefonat,<br />
Fax und dem persönlichen Gespräch kamen<br />
neue hinzu: zuerst E-Mail, dann SMS und schließlich<br />
Twitter, Facebook & Co. Und es ist keineswegs<br />
egal, auf welche Weise man eine Information versendet.<br />
Jede Kommunikationsart hat ihren eigenen<br />
Charakter – und auch die Form bestimmt den<br />
Inhalt.<br />
Herausragend ist die E-Mail, denn sie hat die Kommunikation<br />
in Unternehmen entscheidend verändert<br />
– und zwar für Young Professionals vielfach<br />
positiv: Sie werden anders in die Kommunikation<br />
eingebunden. „Schicken Sie das an unseren Vertriebsvorstand,<br />
setzen Sie mich cc“, hört mancher<br />
Youngster von seinem Vorgesetzten, und so kommt<br />
eine gute Idee heute per E-Mail informell bis in die<br />
oberste Chefetage. Kaum denkbar, dass es heißen<br />
würde: Und jetzt schreiben Sie einen Brief an unseren<br />
Vertriebsvorstand und schicken mir davon eine<br />
Kopie. Die E-Mail ist schnell, dadurch beinahe<br />
zwingend spontan – und damit fehleranfällig. „Die<br />
FACEBOOK, TWITTER & CO.<br />
Facebook<br />
Während bei Xing eher selten persönliche Statements<br />
oder Befindlichkeiten gepostet werden,<br />
ist die virtuelle Facebook-Welt voll mit unreflektierten<br />
Meinungsäußerungen. Vorsicht ist geboten:<br />
Mitarbeiter müssen geschult werden, dass<br />
Facebook kein virtuelles Tagebuch, sondern ein<br />
öffentliches Medium ist. Wenn Unternehmen<br />
Facebook als Image-Tool verwenden, müssen<br />
alle Inhalte mit der PR-Strategie des Unternehmens<br />
abgestimmt sein.<br />
Twitter<br />
Mehr und mehr wird klar, dass die paar schnell<br />
getippten Worte schon rein formal keine großen<br />
Inhalte transportieren können. Wer Twitter für<br />
Unternehmensnachrichten nutzen will, sollte<br />
vorab klären, welche internen Botschaften überhaupt<br />
veröffentlicht werden dürfen.<br />
E-Mail<br />
Schon ein alter Hut? Nein, denn gemailt wird<br />
erst seit 20 Jahren. Dennoch haben sich bei<br />
Mails heute Standards entwickelt, die sich<br />
klassischen Geschäftsbriefen angepasst haben:<br />
angemessene Anrede, präzise Formulierungen,<br />
Grüße zum Abschluss sowie eine Signatur mit<br />
allen Informationen des Absenders sind im<br />
Geschäftsleben Pflicht. Mitarbeiter, die nach lässig<br />
oder fehlerhaft mailen, schaden dem Unternehmen<br />
– und müssen geschult werden.<br />
Geschwindigkeit der Kommunikation ist gestiegen,<br />
die Qualität tendenziell gesunken“, urteilt Volker<br />
Rothenpieler, Sprecher des Vorstandes der Hamburger<br />
Unternehmensberatung Putz & Partner. Für<br />
ihn sind die veränderten Anforderungen an Kommunikation<br />
ein Schlüsselthema für wirtschaftlichen<br />
Erfolg: „Unternehmen und Personen, die alle Kommunikationsformen<br />
auf Basis der Stärken und<br />
Gefahren des Mediums geeignet einsetzen, erzielen<br />
Erfolge im Geschäftsleben.“ Will heißen: Wer<br />
die komplexe Klaviatur der Kommunikation e<br />
nicht beherrscht, erlebt Rückschläge. Zum Beispiel,<br />
wenn ein Konkurrent schneller auf<br />
E-Mail-Anfragen von Kunden reagiert oder über die<br />
virtuellen Netzwerke elegante Lobby-Arbeit bei<br />
potenziellen Kunden leistet. Aber auch, wenn vertrauliche<br />
geschäftliche Schreiben auf falsche Art<br />
versendet werden: Verträge gehören genauso<br />
wenig in eine E-Mail mit diversen Empfängern wie<br />
Honorarvereinbarungen.<br />
Auch der informelle Charakter der E-Mail hat seine<br />
Tücken. Viele schreiben ihre elektronischen Nachrichten<br />
so unverbindlich, dass Sinn, Zweck und<br />
Inhalt der Mail nicht mehr deutlich werden. Gerade<br />
als Nachwuchskraft sollten Sie hier nicht nachläs-<br />
Fotolia/Rainer Umbach/Tasosk<br />
sig handeln – Beispiel Betreffzeile: Wer sie nicht<br />
mit Sinn füllt, verpasst die Gelegenheit, der E-Mail<br />
Relevanz zu verleihen. Dem Empfänger sollte<br />
sofort klar sein, welchen Inhalt die Nachricht hat:<br />
Handelt es sich um einen formlosen Gedankenanstoß<br />
oder eine Entscheidung? Wird eine Antwort<br />
erwartet – und wenn ja, bis wann? Ist diese E-Mail<br />
vertraulich, oder darf sie an die Abteilung weitergeleitet<br />
werden? Der Absender darf von niemandem<br />
verlangen, dass er zwischen den Zeilen die wahre<br />
Absicht erkennt.<br />
Kommunikation hat immer auch etwas mit Intelligenz<br />
und Weitsicht zu tun. Nicht alles, was heute möglich<br />
ist, muss zu jeder Zeit möglich sein. Das gilt auch für<br />
die ständige Erreichbarkeit, denn diese wird spätes -<br />
tens dann zum Bumerang, wenn ein Kundengespräch<br />
per Handy in einem ICE zwischen Hamburg und Berlin<br />
zum zweiten Mal wegen eines Funklochs abgebrochen<br />
werden muss.<br />
Nachwuchskräfte, die mit den neuen Formen der<br />
Kommunikation aufgewachsen sind, sollten ihren<br />
Wissensvorsprung nutzen. Insbesondere, wenn sie<br />
schon ihre erste Hierarchiestufe erreicht haben<br />
und ein Team führen, sollten sie ihren Mitarbeitern<br />
einen angemessenen Umgang mit den neuen<br />
Medien vermitteln – intern, indem sie als Vorbild<br />
entsprechend handeln, oder indem sie extern Kommunikations-Workshops<br />
anbieten. Volker Rothenpieler<br />
zeigt seinen Kunden, welche Kommunikation<br />
für das jeweilige Unternehmen und für bestimmte<br />
Situationen die angemessene ist: Dort, wo es viele<br />
Firmengeheimnisse zu hüten gibt, ist größtmögliche<br />
Vorsicht entscheidend. Ein Unternehmen, das<br />
in jedem Moment mit der globalen Nachrichtenlage<br />
vertraut sein muss, sollte nicht den Zugang zu<br />
Newsportalen regulieren. Eine Führungskraft, die<br />
sich Teamwork wünscht, darf nicht argwöhnisch<br />
darauf reagieren, wenn ihre Leute über ein Netzwerk<br />
wie Facebook in Kontakt stehen.<br />
Bleibt noch die Frage, was im Fall Weber/Meier/<br />
Schulze aus der Geschichte vom Anfang zu tun ist.<br />
Da hilft nur eins: Alle drei in einen Raum zusammentrommeln<br />
und über das Problem reden. Denn<br />
eines bleibt auch im Zeitalter von Facebook, Twitter,<br />
Xing & Co. gewiss: Die meisten Informationen<br />
nehmen wir Menschen auf, wenn wir unser<br />
Gegenüber genau betrachten. Und zwar nicht nur<br />
klein und pixelig auf dem Bildschirm, sondern Auge<br />
in Auge: zunächst schimpfend und schwitzend –<br />
und am Ende versöhnlich.<br />
pen oder -Events immer, ob Sie dort als Privatperson oder als beruflicher Experte auftreten. Ich empfehle Ihnen, regelmäßig Ihre Online-Reputation<br />
zu überprüfen, indem Sie Ihren vollen Namen in Suchmaschinen eingeben oder sich per Google Alert darüber informieren lassen, wenn etwas<br />
Neues über Sie im Netz auftaucht. Ist es ein negativer Eintrag oder stehen Ihre privaten Themen bei der Suchergebnisliste weiter oben als Ihre<br />
beruflichen, dann sorgen Sie dafür, dass Ihre beruflichen Einträge wieder weiter nach oben rutschen. Ein paar Tipps, wie Google auf Sie aufmerksam<br />
wird: 1. Über ein gut geführtes Xing-Profil gelangen Sie bei Google mit Ihren Themen schnell unter die ersten zehn Treffer. In Xing-Gruppen<br />
können Sie Ihre Themen gut positionieren. 2. Fallen Sie durch fachliche Kommentare auf. Kommentieren Sie in Blogs und Foren, die für Ihre<br />
Themen relevant sind. 3. Stellen Sie Ihre Vorträge als PowerPoint-Präsentation oder als PDF bei Slideshare online. Bei allem, was Sie im Netz<br />
tun, 9 schalten Sie Ihren gesunden Menschenverstand ein: Was bringen Beiträge mir persönlich und meinem Unternehmen? Und machen Sie<br />
sich bei allen Einträgen bewusst: Das Internet vergisst nie. t<br />
Fotolia/Vladislav Kochelaevskiy
HANDWERKSZEUG<br />
18<br />
Xing<br />
Das hauptsächlich professionell genutzte Netzwerk<br />
gilt als das „Who's who“ der Geschäftswelt.<br />
Oft wird befürchtet, dass Xing-Profile der<br />
Mitarbeiter verkappte Bewerbungen für konkurrierende<br />
Unternehmen sind. Wiederum die positive<br />
Seite: Auf Xing präsentieren sich die Mitarbeiter<br />
durch Fotos und ihre Kurzvita – und je<br />
stimmiger der Auftritt, desto größer das Gemeinschaftsgefühl<br />
und der Eindruck bei Kunden.<br />
Informationen kommen ungewollt an die Öffentlichkeit.<br />
Misslungene Kommunikation gab es zwar<br />
schon immer, aber das Problem hat sich durch die<br />
neuen Techniken dramatisch verstärkt. Zu den<br />
klassischen Kommunikationsformen wie Brief, Telefonat,<br />
Fax und dem persönlichen Gespräch kamen<br />
neue hinzu: zuerst E-Mail, dann SMS und schließlich<br />
Twitter, Facebook & Co. Und es ist keineswegs<br />
egal, auf welche Weise man eine Information versendet.<br />
Jede Kommunikationsart hat ihren eigenen<br />
Charakter – und auch die Form bestimmt den<br />
Inhalt.<br />
Herausragend ist die E-Mail, denn sie hat die Kommunikation<br />
in Unternehmen entscheidend verändert<br />
– und zwar für Young Professionals vielfach<br />
positiv: Sie werden anders in die Kommunikation<br />
eingebunden. „Schicken Sie das an unseren Vertriebsvorstand,<br />
setzen Sie mich cc“, hört mancher<br />
Youngster von seinem Vorgesetzten, und so kommt<br />
eine gute Idee heute per E-Mail informell bis in die<br />
oberste Chefetage. Kaum denkbar, dass es heißen<br />
würde: Und jetzt schreiben Sie einen Brief an unseren<br />
Vertriebsvorstand und schicken mir davon eine<br />
Kopie. Die E-Mail ist schnell, dadurch beinahe<br />
zwingend spontan – und damit fehleranfällig. „Die<br />
FACEBOOK, TWITTER & CO.<br />
Facebook<br />
Während bei Xing eher selten persönliche Statements<br />
oder Befindlichkeiten gepostet werden,<br />
ist die virtuelle Facebook-Welt voll mit unreflektierten<br />
Meinungsäußerungen. Vorsicht ist geboten:<br />
Mitarbeiter müssen geschult werden, dass<br />
Facebook kein virtuelles Tagebuch, sondern ein<br />
öffentliches Medium ist. Wenn Unternehmen<br />
Facebook als Image-Tool verwenden, müssen<br />
alle Inhalte mit der PR-Strategie des Unternehmens<br />
abgestimmt sein.<br />
Twitter<br />
Mehr und mehr wird klar, dass die paar schnell<br />
getippten Worte schon rein formal keine großen<br />
Inhalte transportieren können. Wer Twitter für<br />
Unternehmensnachrichten nutzen will, sollte<br />
vorab klären, welche internen Botschaften überhaupt<br />
veröffentlicht werden dürfen.<br />
E-Mail<br />
Schon ein alter Hut? Nein, denn gemailt wird<br />
erst seit 20 Jahren. Dennoch haben sich bei<br />
Mails heute Standards entwickelt, die sich<br />
klassischen Geschäftsbriefen angepasst haben:<br />
angemessene Anrede, präzise Formulierungen,<br />
Grüße zum Abschluss sowie eine Signatur mit<br />
allen Informationen des Absenders sind im<br />
Geschäftsleben Pflicht. Mitarbeiter, die nach lässig<br />
oder fehlerhaft mailen, schaden dem Unternehmen<br />
– und müssen geschult werden.<br />
Geschwindigkeit der Kommunikation ist gestiegen,<br />
die Qualität tendenziell gesunken“, urteilt Volker<br />
Rothenpieler, Sprecher des Vorstandes der Hamburger<br />
Unternehmensberatung Putz & Partner. Für<br />
ihn sind die veränderten Anforderungen an Kommunikation<br />
ein Schlüsselthema für wirtschaftlichen<br />
Erfolg: „Unternehmen und Personen, die alle Kommunikationsformen<br />
auf Basis der Stärken und<br />
Gefahren des Mediums geeignet einsetzen, erzielen<br />
Erfolge im Geschäftsleben.“ Will heißen: Wer<br />
die komplexe Klaviatur der Kommunikation e<br />
nicht beherrscht, erlebt Rückschläge. Zum Beispiel,<br />
wenn ein Konkurrent schneller auf<br />
E-Mail-Anfragen von Kunden reagiert oder über die<br />
virtuellen Netzwerke elegante Lobby-Arbeit bei<br />
potenziellen Kunden leistet. Aber auch, wenn vertrauliche<br />
geschäftliche Schreiben auf falsche Art<br />
versendet werden: Verträge gehören genauso<br />
wenig in eine E-Mail mit diversen Empfängern wie<br />
Honorarvereinbarungen.<br />
Auch der informelle Charakter der E-Mail hat seine<br />
Tücken. Viele schreiben ihre elektronischen Nachrichten<br />
so unverbindlich, dass Sinn, Zweck und<br />
Inhalt der Mail nicht mehr deutlich werden. Gerade<br />
als Nachwuchskraft sollten Sie hier nicht nachläs-<br />
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mit Sinn füllt, verpasst die Gelegenheit, der E-Mail<br />
Relevanz zu verleihen. Dem Empfänger sollte<br />
sofort klar sein, welchen Inhalt die Nachricht hat:<br />
Handelt es sich um einen formlosen Gedankenanstoß<br />
oder eine Entscheidung? Wird eine Antwort<br />
erwartet – und wenn ja, bis wann? Ist diese E-Mail<br />
vertraulich, oder darf sie an die Abteilung weitergeleitet<br />
werden? Der Absender darf von niemandem<br />
verlangen, dass er zwischen den Zeilen die wahre<br />
Absicht erkennt.<br />
Kommunikation hat immer auch etwas mit Intelligenz<br />
und Weitsicht zu tun. Nicht alles, was heute möglich<br />
ist, muss zu jeder Zeit möglich sein. Das gilt auch für<br />
die ständige Erreichbarkeit, denn diese wird spätes -<br />
tens dann zum Bumerang, wenn ein Kundengespräch<br />
per Handy in einem ICE zwischen Hamburg und Berlin<br />
zum zweiten Mal wegen eines Funklochs abgebrochen<br />
werden muss.<br />
Nachwuchskräfte, die mit den neuen Formen der<br />
Kommunikation aufgewachsen sind, sollten ihren<br />
Wissensvorsprung nutzen. Insbesondere, wenn sie<br />
schon ihre erste Hierarchiestufe erreicht haben<br />
und ein Team führen, sollten sie ihren Mitarbeitern<br />
einen angemessenen Umgang mit den neuen<br />
Medien vermitteln – intern, indem sie als Vorbild<br />
entsprechend handeln, oder indem sie extern Kommunikations-Workshops<br />
anbieten. Volker Rothenpieler<br />
zeigt seinen Kunden, welche Kommunikation<br />
für das jeweilige Unternehmen und für bestimmte<br />
Situationen die angemessene ist: Dort, wo es viele<br />
Firmengeheimnisse zu hüten gibt, ist größtmögliche<br />
Vorsicht entscheidend. Ein Unternehmen, das<br />
in jedem Moment mit der globalen Nachrichtenlage<br />
vertraut sein muss, sollte nicht den Zugang zu<br />
Newsportalen regulieren. Eine Führungskraft, die<br />
sich Teamwork wünscht, darf nicht argwöhnisch<br />
darauf reagieren, wenn ihre Leute über ein Netzwerk<br />
wie Facebook in Kontakt stehen.<br />
Bleibt noch die Frage, was im Fall Weber/Meier/<br />
Schulze aus der Geschichte vom Anfang zu tun ist.<br />
Da hilft nur eins: Alle drei in einen Raum zusammentrommeln<br />
und über das Problem reden. Denn<br />
eines bleibt auch im Zeitalter von Facebook, Twitter,<br />
Xing & Co. gewiss: Die meisten Informationen<br />
nehmen wir Menschen auf, wenn wir unser<br />
Gegenüber genau betrachten. Und zwar nicht nur<br />
klein und pixelig auf dem Bildschirm, sondern Auge<br />
in Auge: zunächst schimpfend und schwitzend –<br />
und am Ende versöhnlich.<br />
pen oder -Events immer, ob Sie dort als Privatperson oder als beruflicher Experte auftreten. Ich empfehle Ihnen, regelmäßig Ihre Online-Reputation<br />
zu überprüfen, indem Sie Ihren vollen Namen in Suchmaschinen eingeben oder sich per Google Alert darüber informieren lassen, wenn etwas<br />
Neues über Sie im Netz auftaucht. Ist es ein negativer Eintrag oder stehen Ihre privaten Themen bei der Suchergebnisliste weiter oben als Ihre<br />
beruflichen, dann sorgen Sie dafür, dass Ihre beruflichen Einträge wieder weiter nach oben rutschen. Ein paar Tipps, wie Google auf Sie aufmerksam<br />
wird: 1. Über ein gut geführtes Xing-Profil gelangen Sie bei Google mit Ihren Themen schnell unter die ersten zehn Treffer. In Xing-Gruppen<br />
können Sie Ihre Themen gut positionieren. 2. Fallen Sie durch fachliche Kommentare auf. Kommentieren Sie in Blogs und Foren, die für Ihre<br />
Themen relevant sind. 3. Stellen Sie Ihre Vorträge als PowerPoint-Präsentation oder als PDF bei Slideshare online. Bei allem, was Sie im Netz<br />
tun, 9 schalten Sie Ihren gesunden Menschenverstand ein: Was bringen Beiträge mir persönlich und meinem Unternehmen? Und machen Sie<br />
sich bei allen Einträgen bewusst: Das Internet vergisst nie. t<br />
Fotolia/Vladislav Kochelaevskiy
AUSZUG<br />
Herr Meier, wie wichtig ist es Ihnen, die Welt mit<br />
Ihren Handlungen und Werken zu verändern?<br />
Ein Künstler, der mit Literatur oder Musik danach<br />
strebt, die Welt zu verändern, unterwirft sein Werk<br />
der Propaganda. Ich halte es da eher mit Michel<br />
de Montaigne, der sinngemäß schrieb, der Teil der<br />
Welt, welcher dem Einzelnen am nächsten steht,<br />
ist das Selbst. Und dieses Selbst muss der Künstler<br />
im Sinne einer permanenten Revolution erfinden.<br />
Die Wirkung nach außen, dass der Artist die<br />
Seh- und Hörweise und damit das Sein Dritter verändert,<br />
ist im Idealfall ein Nebeneffekt, eine Synthese<br />
aus Werk und Rezeption.<br />
Und jede Synthese verändert die Welt? In der Auseinandersetzung<br />
mit dem Werk wird der Konsument<br />
zum Produzenten und macht dieses erst lebendig<br />
und zu einem Teil der sich verändernden Welt.<br />
Wie sehr hilft Freiheit dabei, wenn man etwas<br />
verändern möchte? Die wahre Freiheit ist Bedingung,<br />
sich zu finden. Und ohne auf Wirkung nach<br />
außen abzuzielen, verändert man so die Welt.<br />
Sokrates und viele andere haben die Welt, ohne<br />
ein Werk zu hinterlassen, in der Dialektik ihres<br />
Daseins verändert im kategorischen Imperativ der<br />
wahren Auseinandersetzung und Hingabe. Diese<br />
Herausforderung gilt für jeden Menschen, immer<br />
und überall. Das Gespräch, das ich jetzt mit Ihnen<br />
führe, ist genauso wichtig wie das Verfassen eines<br />
Textes oder die Diskussion mit einem Taxifahrer.<br />
20<br />
WIEDER<br />
COACHING ZONE q<br />
Beat Pfändler<br />
IMMER<br />
Für Dieter Meier, bekannt als eine Hälfte des Schweizer Musiker-<br />
Duos Yello, sind ständige Veränderungen und Erfolge in neuen Branchen<br />
der Normalfall. André Boße führte mit ihm ein Gespräch über<br />
Freiheit, Geld und Spitzenleistung.<br />
ANDERS<br />
LINKS ZU DIETER MEIERS<br />
UNTERNEHMUNGEN:<br />
q die Band Yello, aktuelles Album „Touch“:<br />
www.yello.com<br />
q die Farm in Argentinien:<br />
www.ojodeagua.ch<br />
q der Mischpulte-Hersteller:<br />
www.euphonix.com<br />
q das Gesamtkunstwerk:<br />
www.dietermeier.com<br />
WER NICHT WAGT, der nicht gewinnt! Sind Sie immer wieder<br />
offen für neue Wagnisse? Offen, Impulse aufzugreifen und sich neuen Situationen zu stellen? Wenn Sie Neues<br />
wagen, zeigen Sie 9 Mut zu Ihrer eigenen Entwicklung. Mit jedem Schritt können Sie ausprobieren, ob der Boden<br />
tragfähig ist und ob Sie auf dem richtigen Weg sind. An jeder Abzweigung auf Ihrem Weg können Sie wieder neu entscheiden.<br />
Eine gewählte Richtung kann Sie auch dann an Ihr Ziel bringen, wenn sie Ihnen zunächst wie ein Umweg<br />
erscheint. Aber wenn Sie sich entscheiden, ein neues Thema oder eine neue Aufgabe anzugehen, dann packen Sie<br />
sie mit ganzem Herzen und voller Energie an. Ihr Kunststück ist es, immer ganz dort zu sein, wo Sie gerade sind. Dann<br />
gelingt es Ihnen auch, Hürden zu überwinden, den Blick nach vorne zu richten und erfolgreich zu sein. Just do it!t<br />
DR. BIRGIT HOLLER IST MANAGEMENT-COACH MIT INDUSTRIE- UND FÜHRUNGSERFAHRUNG. WWW.HOLLER-COACHING.DE<br />
Privat<br />
Sie kommen aus einer wohlhabenden Bankiers-<br />
Familie und hatten nie finanzielle Sorgen. Das<br />
stimmt, aber Geld kann genauso zu Unfreiheit<br />
führen wie sogenannte Armut. Das sehe ich bei<br />
Leuten aus meiner nächsten Umgebung, die eine<br />
ähnliche Herkunft haben wie ich. Viele verblöden<br />
bei der Verteidigung des Geldes hinter der Fassade<br />
oberflächlichen Wohlergehens. Wenn man nichts<br />
zu machen braucht für das physische Überleben,<br />
kreiert das Problem der Sinnstiftung den Leerlauf<br />
des banalen Luxus, der gierigen Geldvermehrung<br />
oder anderer Drogen, die vom Elend dieser Art des<br />
Daseins ablenken sollen.<br />
Sie haben sich in Ihrem Leben immer wieder komplett<br />
neuen Dingen gewidmet, die auf den ersten<br />
Blick sehr unterschiedlich sind. Ist es Ihr<br />
Anspruch, dass alles, was Sie produzieren, erstklassig<br />
ist? Erstklassig ist das falsche Wort. Bei<br />
allem, was ich angehe, versuche ich, die mir bestmögliche<br />
innere Wahrheit zu finden, aber dieser Prozess<br />
ist nie abgeschlossen. Wenn ich in Argentinien<br />
Bio-Weine anbaue, werde ich hoffentlich permanent<br />
immer weiter lernen. e Um ein Beispiel aus dem<br />
Sport zu nennen: Wenn ich Hochsprung betreibe,<br />
lege ich mir die Latte ja bei meinen ersten Versuchen<br />
nicht auf eine Höhe, die andere vielleicht als<br />
erstklassig bezeichnen würden. Ich beginne bei 80<br />
Zentimetern und lerne mit jedem Sprung, habe Freude<br />
daran – und dass ich vielleicht einmal Regionalmeister<br />
der Ostschweiz werde, ist ein Nebeneffekt.<br />
(ZUR PERSON<br />
Dieter Meiers Lebenslauf ist ein erfolgreicher Staffellauf:<br />
Der 1945 geborene Sohn eines Züricher<br />
Bankiers war ein gefeierter Aktionskünstler und<br />
Essayist und verdiente als Profi-Pokerspieler viel<br />
Geld. Als Sänger der Band Yello wurde Meier zum<br />
Pionier der elektronischen Musik. 1996 kaufte er<br />
sich eine Farm in Argentinien, wo er seitdem Wein<br />
anbaut und Fleisch produziert. 2002 übernahm er<br />
den kalifornischen Mischpult-Hersteller Euphonix,<br />
dessen Produkte in den Tonstudios von Hollywood<br />
begehrt sind. Pünktlich zum 30-jährigen Band -<br />
jubiläum meldet er sich mit Yello zurück.<br />
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