Die Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des ... - Eulisp.com

Die Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums vom 29. April 2004 (2004/48/EG) unter besonderer 

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Masterarbeit im Ergänzungsstudiengang Rechtsinformatik 

der Juristischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover 

vorgelegt am 10. Juli 2007 von 

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Praxiskommentar zum Urheberrecht, 2. Aufl., München 2006 

Der allgemeine Auskunftsanspruch im Urheberrechtsprozess, 

ZUM 2000, S. 897-904 

Zöller, Richard Zivilprozessordnung mit Gerichtsverfassungsgesetz und den 

Einführungsgesetzen, mit Internationalem Zivilprozessrecht, 

EG-Verordnungen, Kostenanmerkungen – Kommentar, 26. 

Aufl., Köln 2007 

XII

Abkürzungsverzeichnis 

a. A. anderer Ansicht 

ABl. EG/EU Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften/Europäischen Union 

(zitiert mit Jahrgang, Amtsblattsreihe, Nummer und Seite) 

Abs. Absatz 

a. E. am Ende 

a. F. alte Fassung 

Anh. Anhang 

Art. Artikel 

Aufl. Auflage 

Bd. Band 

BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. 

BGB Bürgerliches Gesetzbuch 

BGBl Bundesgesetzblatt 

BGHZ Entscheidungen des Bundesgerichtshofes in Zivilsachen 

BMJ Bundesministerium der Justiz 

BR-Drucks. Bundesrats-Drucksache 

BT-Drucks. Bundestags-Drucksache 

CRi Computer law review international; journal of information law and 

technology 

EG Europäische Gemeinschaft 

EGV Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG-Vertrag) 

(vom 25. März 1957 in der konsolidierten Fassung des Vertrages von 

Amsterdam vom 2. Oktober 1997) 

Einf Einführung 

Einl. Einleitung 

E.I.P.R. European Intellectual Property Review 

endg. endgültig 

Ent. L.R. Entertainment Law Review 

EU Europäische Union 

EuGH Europäischer Gerichtshof 

EuGVVO Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die 

gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von 

Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen 

f., ff. folgende, fortfolgende Seite(n) 

XIII

Fn. Fußnote 

FS Festschrift 

GebrMG Gebrauchsmustergesetz 

GeschmMG Gesetz über den rechtlichen Schutz von Mustern und Modellen 

(Geschmacksmustergesetz) 

GG Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland 

GKG Gerichtskostengesetz 

GRUR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht 

GRURInt Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Internationaler Teil 

GRUR-RR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Rechtsprechungs-Report 

GVG Gerichtsverfassungsgesetz 

GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen 

HalblSchG Halbleiterschutzgesetz 

Hrsg., hrsg. Herausgeber, herausgegeben 

IIC International Review of Intellectual Property and Competition Law 

IP(R) Intellectual Property (Rights) 

i.S.d. im Sinne des/der 

i.V.m. in Verbindung mit 

JurPC Internet-Zeitschrift für Rechtsinformatik und Informationsrecht 

JZ Juristen Zeitung 

Kap. Kapitel 

KOM Dokumente der Kommission für die anderen Organe 

(Legislativvorschläge, sonstige Mitteilungen, Berichte usw. der 

K&R 

Kommission an den Rat und/oder an die anderen Organe sowie die 

entsprechenden vorbereitenden Dokumente) 

Kommunikation und Recht 

lit. litera (Buchstabe) 

MarkenG Gesetz über den Schutz von Marken und sonstigen Kennzeichen 

(Markengesetz) 

Mio. Millionen 

MMR Multimedia und Recht; Zeitschrift für Informations-, Telekommunikationsund 

Medienrecht 

m.w.N. mit weiteren Nachweisen 

n. F. neue Fassung 

NJW Neue Juristische Wochenschrift 

PatG Patentgesetz 

XIV

PrPG Produktpirateriegesetz 

PVÜ Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums 

vom 20.März 1883 

RBÜ Revidierte Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und 

Kunst vom 9. September 1886 

(revidiert in Paris am 24. Juli 1971) 

RGZ Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen 

RL Richtlinie 

Rn. Randnummer 

RPC Reports of Patent Cases 

S. Seite 

sec. section 

Slg. Sammlung (der Rechtsprechung) 

sog. so genannte 

SortSchG Sortenschutzgesetz 

StPO Strafprozessordnung 

TRIPS Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen 

Eigentums vom 15.4.1994 

u.a. unter anderem 

UFITA Archiv für Urheber- und Medienrecht 

(früher: Archiv für Urheber-, Film-, Funk- und Theaterrecht) 

UrhG Urheberrechtsgesetz 

UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb 

v vor / bei britischen Gerichtsentscheidungen: “versus“ 

v. vom 

Verf. Verfasser 

vgl. vergleiche 

VO Verordnung 

Vorb Vorbemerkung 

WahrnG Gesetz über die Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten 

Schutzrechten (Urheberrechtswahrnehmungsgesetz) 

Web-Dok. Web-Dokument 

WZG Warenzeichengesetz 

ZPO Zivilprozessordnung 

ZUM Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht 

ZZP Zeitschrift für Zivilprozess 

XV

Inhaltsverzeichnis 

A. Einleitung.........................................................................................................................1 

B. Schutz des geistigen Eigentums.......................................................................................6 

I. Begriffe......................................................................................................................6 

1. Geistiges Eigentum ..........................................................................................6 

2. Produktpiraterie..............................................................................................10 

II. Rechtsdurchsetzung vor der Richtlinie 2004/48/EG ................................................12 

1. Auf nationaler Ebene......................................................................................13 

a) Grundlagen ...........................................................................................13 

aa) Zivilrechtliche Ansprüche zur Rechtsdurchsetzung.....................13 

bb) Zivilprozessverfahren ................................................................14 

(1) Rechtsweg und Zuständigkeit der Gerichte........................15 

(2) Einstweiliger Rechtsschutz................................................16 

(3) Hauptsacheverfahren.........................................................19 

b) Das Produktpirateriegesetz vom 7. März 1990 ......................................22 

aa) Ziele und gesetzliche Neuerungen ..............................................22 

bb) Praktische Auswirkungen...........................................................25 

2. Auf europäischer Ebene .................................................................................26 

3. Auf internationaler Ebene...............................................................................30 

a) Frühere internationale Abkommen ........................................................30 

b) Das TRIPS-Übereinkommen von 1994 .................................................32 

C. Die Richtlinie 2004/48/EG .............................................................................................35 

I. Entstehungsgeschichte ............................................................................................. 36 

1. Das Grünbuch der Kommission......................................................................36 

2. Reaktionen auf das Grünbuch.........................................................................38 

3. Der Richtlinienvorschlag................................................................................39 

a) Rechtsgrundlage....................................................................................39 

b) Arbeitsweise der Kommission...............................................................41 

c) Inhalt ....................................................................................................43 

4. Letzte Schritte bis zur Veröffentlichung im Amtsblatt ....................................45 

a) Die Phase vor der Verabschiedung........................................................45 

b) Kritik....................................................................................................47 

II. Ziele ....................................................................................................................... 50 

III. Anwendungsbereich ..............................................................................................54 

1. Sachlich .........................................................................................................54 

2. Persönlich ......................................................................................................56 

3. Bewertung der Entwicklung ...........................................................................59 

IV. Struktur ................................................................................................................60 

D. Umsetzung in das deutsche Recht.................................................................................61 

I. Gesetzgebungsverfahren ..........................................................................................62 

II. Der Gesetzesentwurf der Bundesregierung vom 24. Januar 2007 ............................64 

XVI

1. Ziele...............................................................................................................64 

2. Struktur..........................................................................................................65 

E. Die Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe der Richtlinie 2004/48/EG...............68 

I. Allgemeine Bestimmungen ......................................................................................68 

1. Allgemeine Verpflichtung ..............................................................................69 

a) Vorgaben des Art. 3 .............................................................................69 

b) Wirkungen............................................................................................69 

c) Bedeutung für das deutsche Recht.........................................................70 

2. Befugte Personen ...........................................................................................71 

a) Vorgaben des Art. 4 ..............................................................................71 

b) Deutsches Prozessrecht und Umsetzungsbedarf ....................................71 

c) Bewertung.............................................................................................73 

3. Urheber- oder Inhabervermutung....................................................................74 


b) Rechtslage nach dem deutschen UrhG und Umsetzungsbedarf..............75 

c) Geplante Umsetzung .............................................................................76 

d) Bewertung ............................................................................................76 

II. Beweise ..................................................................................................................80 

1. Beweisvorlage................................................................................................81 


aa) Art. 6 Abs. 1...............................................................................82 

(1) Grundsatz..........................................................................82 

(2) Voraussetzungen ...............................................................82 

bb) Art. 6 Abs. 2 ..............................................................................83 

(1) Ratio .................................................................................84 

(2) Voraussetzungen ...............................................................85 

b) Vorlageanordnungen nach der ZPO und Umsetzungsbedarf..................87 

aa) Grundsätze .................................................................................87 

bb) Vorlageanordnung infolge Beweisantritts und Antrags...............88 

(1) §§ 371, 421 ff. ZPO...........................................................88 

(2) Vereinbarkeit mit Art. 6.....................................................90 

cc) Vorlageanordnung von Amts wegen ..........................................93 

(1) §§ 142, 144 ZPO ...............................................................93 

(2) Vereinbarkeit mit Art. 6 ....................................................94 

c) Geplante Umsetzung ............................................................................96 

d) Bewertung ............................................................................................96 

2. Beweissicherung ............................................................................................99 


aa) Regelungsinhalt........................................................................ 100 

bb) Hintergrund der Vorschrift....................................................... 101 

(1) Britisches Vorbild ........................................................... 102 

(2) Französisches Vorbild ..................................................... 102 

(3) Entwicklung des Art. 7 der Richtlinie.............................. 103 

cc) Umfang.................................................................................... 104 

(1) Beweissicherung und Beweisbeschaffung........................ 104 

(2) Beweismittel ................................................................... 106 

(3) Wahrscheinlichkeitsgrad ................................................. 107 

b) Beweissicherung nach der ZPO und Umsetzungsbedarf ...................... 108 

aa) Grundsätze ............................................................................... 108 

XVII

) Selbständiges Beweisverfahren, §§ 485 ff. ZPO....................... 109 

cc) Die einstweilige Verfügung als solche...................................... 110 

dd) § 935 ZPO i.V.m. § 809 BGB .................................................. 111 

c) Geplante Umsetzung ........................................................................... 113 

d) Bewertung .......................................................................................... 114 

III. Recht auf Auskunft.............................................................................................. 116 

1. Vorgaben des Art. 8 ..................................................................................... 116 

a) Voraussetzungen................................................................................. 116 

b) Auskunftsverpflichtete Personen......................................................... 117 

c) Umfang............................................................................................... 118 

2. Deutsches Recht und Umsetzungsbedarf ...................................................... 118 

3. Geplante Umsetzung .................................................................................... 119 

4. Bewertung.................................................................................................... 119 

IV. Einstweilige Maßnahmen und Sicherungsmaßnahmen......................................... 121 

1. Vorgaben des Art. 9 ..................................................................................... 121 

a) Einstweilige Maßnahmen ................................................................... 121 

b) Sicherungsmaßnahmen ....................................................................... 122 

c) Verfahren............................................................................................ 123 

2. Deutsches Prozessrecht und Umsetzungsbedarf............................................ 123 


V. Maßnahmen aufgrund einer Sachentscheidung ..................................................... 124 

1. Abhilfemaßnahmen...................................................................................... 125 

a) Vorgaben des Art. 10 .......................................................................... 125 

b) Deutsches Recht und Umsetzungsbedarf............................................. 127 

aa) Rückruf und endgültiges Entfernen........................................... 127 

bb) Vernichtung............................................................................. 127 


d) Anmerkung......................................................................................... 129 

2. Gerichtliche Anordnungen............................................................................ 130 


b) Deutsche Unterlassungsansprüche und Umsetzungsbedarf .................. 130 

3. Ersatzmaßnahmen ........................................................................................ 131 



c) Bewertung........................................................................................... 132 

VI. Schadensersatz und Rechtskosten........................................................................ 133 

1. Schadensersatz ............................................................................................. 133 


aa) Inhalt der verabschiedeten Regelung ........................................ 133 

bb) Unterschiede im Vergleich zur vorgeschlagenen Regelung ...... 135 


aa) Schadensersatz nach deutschem Recht...................................... 137 

bb) Umsetzungsbedarf ................................................................... 139 


2. Prozesskosten............................................................................................... 142 


aa) Systematische Einordnung........................................................ 143 

XVIII

) Regelungsinhalt ....................................................................... 144 

b) Deutsches Prozessrecht und Umsetzungsbedarf .................................. 145 

VII. Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen ................................................... 148 

1. Vorgaben des Art. 15.................................................................................... 148 

a) Inhalt der Vorschrift............................................................................ 148 

b) Ziele der Vorschrift............................................................................. 149 

2. Deutsches Recht und Umsetzungsbedarf ...................................................... 150 

a) Existenz entsprechender Regelungen in Spezialgesetzen ..................... 150 

b) Vereinbarkeit der bestehenden Regelungen mit Art. 15....................... 150 

aa) Ausgestaltung der Veröffentlichungsbefugnis........................... 150 

bb) Zulässigkeit der Unterschiede .................................................. 152 


F. Gesamtbewertungen ................................................................................................... 155 

I. Die Richtlinie 2004/48/EG..................................................................................... 155 

1. Aufnahme in der Fachwelt............................................................................ 155 

2. Stellungnahme.............................................................................................. 156 

a) Wesen der Richtlinie........................................................................... 156 

b) Auswirkungen..................................................................................... 160 

II. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung............................................................... 160 

1. Aufnahme in der Fachwelt............................................................................ 160 

2. Stellungnahme.............................................................................................. 161 

III. Ausblick.............................................................................................................. 164 

G. Zusammenfassung....................................................................................................... 168 

XIX

Die Richtlinie 2004/48/EG 

A. Einleitung 

Die vergangenen Jahre waren geprägt von der stetigen Weiterentwicklung 

vorhandener Informationstechnologien, von der Erfindung neuer 

elektronischer Kommunikationsarten und von der rasanten Ausbreitung 

derselben. Innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne hat sich das Internet 

zu einem globalen Kommunikations- und Werbemedium „par excellence“ 

entwickelt. 1 Hier hat sich ein „körperloser Sozialraum“ gebildet, 

in dem praktisch alle Aktivitäten, die man aus der körperlichen Welt 

kennt, nunmehr in unkörperlicher Weise realisiert werden können, was 

sowohl soziale Kontakte als auch wirtschaftlichen Austausch und rechtlichen 

Verkehr ebenso wie soziale Probleme des Zusammenlebens ein- 

schließt. 2 

Diese Entwicklung hat nicht nur große Bedeutung etwa für den elektronischen 

Geschäftsverkehr, in dem sich die Art und Weise der Kommunikation 

geändert hat, 3 oder für die Anwendung von Informationstechnolo- 

gien im Zivilprozess. 4 Ein Bereich, der ebenfalls maßgeblich von dem 

schnellen Informationsfluss und -austausch beeinflusst wird, ist die Medienwelt 

in all ihren Facetten. 

Das sog. digitale Zeitalter, in dem wir nun leben, 5 schafft mit der einfachen 

Übertragung von Tönen, Texten, Daten oder Bildern neue, vor wenigen 

Jahren noch ungeahnte Möglichkeiten in der Medienwelt. Denn 

mit einer außerordentlichen Leichtigkeit und Genauigkeit ermöglicht das 

Internet die Speicherung, Identifizierung und vor allem Verbreitung lite- 

rarischer, künstlerischer und auch audiovisueller Materialien in digitaler 

Form. 6 So können digitale Werke in einem fast nahtlosen und sofortigen 

1 

Schack, Urheberrechtliche Gestaltung von Webseiten unter Einsatz von Links und 

Frames, MMR 2001, 9. 

2 

Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung?, MMR 2002, S. 67. 

3 

Siehe hierzu Kilian, Elektronische Geschäftsbeziehungen und Zivilrecht, in: Handbuch 

Electronic Business, 2002, S. 996 ff. 

4 

Vgl. etwa Kodek, Der Zivilprozeß und neue Formen der Informationstechnik, ZZP 115 

(2002), S. 445 ff., der eine Ausbreitung der elektronischen Kommunikation im Gerichtsverfahren 

befürwortet. 

5 

Laing, Copyright in the age of mass digitisation, Ent. L.R. 2006, 17 (5), 133. 

6 Cornish/Llewelyn, Intellectual Property, 2003, Abs. 19-52. 

1


Prozess von einer Quelle zu einer anderen übertragen werden. Auch können 

digitale Werke, die einmal auf eine Webseite, einen Chatroom oder 

einen Email-Service hoch geladen worden sind, nahezu ohne Zeit- oder 

Qualitätsverlust beliebig oft kopiert werden. Darüber hinaus ermöglichen 

die neuen Informationstechnologien den Urhebern digitaler Werke, diese 

innerhalb von Sekunden im Internet zu publizieren und zu verbreiten. 7 

Einerseits bringt der digitale Fortschritt naturgemäß neue Möglichkeiten 

für die betreffenden Industrien mit sich, die hierin selbstverständlich ihren 

Profit suchen 8 – etwa in Form von kommerziellen Vorteilen aufgrund 

der neuen Möglichkeiten, ein Werk zu vermarkten. 

Andererseits jedoch sind hiermit auch neue Probleme verbunden. Insbesondere 

im Hinblick auf das geistige Eigentum der Urheber der digitalen 

Werke birgt das Internet akute Gefahren, da Verletzungen der geistigen 

Eigentumsrechte, beispielsweise durch das Herstellen und Vertreiben 

illegaler Kopien geschützter Werke, schon lange keine Seltenheit mehr 

sind. Im Gegenteil: Die Einfachheit, mit der illegale Kopien hergestellt 

werden können, hat zu einer großen Flut von Raubkopien geführt, die 

illegal vertrieben werden, so dass sich die betroffenen Unternehmen der 

Musik- und zunehmend auch der Filmindustrie in wirtschaftlicher Hinsicht 

massiv bedroht sehen. 9 Tatsächlich lassen sich die stetige Verbreitung 

digitaler Kopien und die damit verbundenen Einbußen der Industrie 

an konkreten Zahlen belegen: Während laut der sog. Brennerstudie der 

Gesellschaft für Konsumforschung 10 im Jahr 2002 noch von 515 Mio. 

gebrannten CDs 259 Mio. CD-Rohlinge mit Musik bespielt wurden, 

womit fast 100 Mio. mehr Kopien als tatsächlich verkaufte CD-Alben 

7 

Laing, Copyright in the age of mass digitisation, Ent. L.R. 2006, 17 (5), 133; Cornish/Llewelyn, 

Intellectual Property, 2003, Abs. 19-52. Zu diesen Grundlagen auch 

Mönkemöller, Moderne Freibeuter unter uns? – Internet, MP3 und CD-R als GAU für 

die Musikbranche!, GRUR 2000, S. 663 ff. 

8 

Cornish/Llewelyn, Intellectual Property, 2003, Abs. 19-54. 

9 Cornish/Llewelyn, Intellectual Property, 2003, Abs. 19-53; siehe auch Erwägungsgrund 

(9) der Richtlinie 2004/48/EG. Zum Kampf der Musikindustrie gegen Filesharing 

und Internet-Tauschbörsen (Fall „Napster“) siehe Köhler/Arndt/Fetzer, Recht des Internet, 

2006, S. 207 ff. 

10 http://www.gfk.de. 

2


gezählt wurden, 11 stiegen diese Zahlen im Jahr 2006 auf insgesamt 766 

Mio. CD- und DVD-Rohlinge an, von denen umgerechnet 12 486 Mio. 

CD-Rohlinge mit Musik bespielt wurden, denen nur 149,5 Mio. verkaufter 

CD-Alben gegenüber standen. Die Downloads von kostenlosen Musiktiteln 

aus Tauschbörsen machten hierbei mengenmäßig 80 % aus. 13 

Vor allem aber hat die nationale und internationale Produktpiraterie 14 ein 

alarmierendes Ausmaß angenommen. 15 So berichtet das deutsche Bun- 

desjustizministerium von einem „beträchtlichen volkswirtschaftlichen 

Schaden“, der sich auf den Bestand von Arbeitsplätzen auswirke. Laut 

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries „hat sich die Zahl der gefälschten 

Waren, die an den Außengrenzen der EU abgefangen werden, (seit 

1998) verzehnfacht“ und wird der „weltweite illegale Umsatz … auf rund 

350 Milliarden Euro geschätzt.“ 16 

Indessen handelt es sich hierbei keineswegs um ein nationales oder auch 

nur europäisches Problem. Nachdem der Handel heutzutage nicht mehr 

auf lokale oder auch nationale Märkte beschränkt ist, sind ebenso wenig 

Produktpiraterie und Fälschungen auf die heimischen Märkte beschränkt. 

17 Erst recht gilt dies für das Internet als globalem Medium, das 

nicht nur die weltweite Kommunikation, sondern auch den weltweiten 

11 

Zitiert nach Pleister/Ruttig, Neues Urheberrecht – neuer Kopierschutz, MMR 2003, 

S. 763. 

12 

Zu berücksichtigen war im Hinblick auf den vermehrten Gebrauch von DVD- 

Rohlingen, dass diese eine 7,8-fache Speicherkapazität von CDs haben; siehe S. 17 der 

Brennerstudie 2007, verfügbar unter http://www.ifpi.de. 

13 

Brennerstudie 2007, verfügbar unter http://www.ifpi.de. Zu den Umsatzeinbußen der 

GEMA bereits im Jahr 2001 siehe Ventroni/Poll, die im Anschluss an den Composers 

Club e.V. (http://www.composers-club.de) zu dem Ergebnis kommen, „dass Musiknutzung 

im Internet mittlerweile fast unter Ausschluss der GEMA (und ihrer Mitglieder!)“ 

stattfinde; Ventroni/Poll, Musiklizenzerwerb durch Online-Dienste, MMR 2002, S. 648 

(649); ebenso Haug, Grundwissen Internetrecht, 2005, Rn. 319. 

14 Zum Begriff siehe unten S. 10 ff. 

15 

Dworkin/Taylor, Blackstone’s Guide to the Copyright, Designs and Patents Act 1988, 

S. 8. 

16 

So Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, zitiert in der Pressemitteilung des Bundesministeriums 

der Justiz vom 31. Januar 2007, 

http://www.bmj.bund.de/enid/1938e1f5a2dce5cfb9550a8021159d30,5ca2c2706d635f69 

64092d0933383936093a0979656172092d0932303037093a096d6f6e7468092d0930310 

93a095f7472636964092d0933383936/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilung 

en_58.html. 

17 

Colston/Middleton, Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 7. 

3


Handel mit Raubkopien und Fälschungen digitaler Werke in einfacher 

Weise ermöglicht. Die Bekämpfung der Produktpiraterie litt deshalb bisher 

vor allem an dem Fehlen einheitlicher grenzüberschreitender Regelungen, 

da angesichts der internationalen Verflechtung der Wirtschaft 

rein innerstaatliche Maßnahmen nicht ausreichen können, um Produktpiraterie 

effektiv zu bekämpfen. 18 Wenn auch der materielle urheberrechtliche 

Schutz durch die verschiedenen internationalen Abkommen bereits 

auf einen globalen Mindeststandard festgeschrieben worden war, 19 so 

fehlte es jedoch nach wie vor und trotz des TRIPS-Abkommens 20 an einer 

Angleichung der formellen Maßnahmen und Verfahren, mit deren 

Hilfe dieser Schutz praktisch realisiert werden konnte. Denn der beste 

materielle Schutz ist immer nur so gut wie die Mittel zu seiner tatsächli- 

chen Durchsetzung. 21 Ziel musste es daher sein, diesen Mängeln möglichst 

schnell und möglichst einheitlich abzuhelfen. 

Vor diesem Hintergrund haben das Europäische Parlament und der Rat 

die sog. „Enforcement-Directive“ 22 erlassen, die die zivilrechtliche 

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums in Europa harmonisiert. 

Zur Umsetzung dieser Richtlinie in das deutsche Recht hat das 

Bundesministerium der Justiz inzwischen ein „Gesetz zur Verbesserung 

der Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums“ 23 entworfen, 

welches vom Bundeskabinett am 24. Januar 2007 beschlossen und am 

26. April 2007 im Bundestag beraten wurde. 24 

18 

So Bundesjustizministerin Brigitte Zypries, zitiert in der Pressemitteilung des BMJ 

vom 31.1.2007, http://www.bmj.bund.de/enid/1938e1f5a2dce5cfb9550a8021159d30, 

5ca2c2706d635f6964092d0933383936093a0979656172092d0932303037093a096d6f6e 

7468092d093031093a095f7472636964092d0933383936/Pressemitteilungen_und_Rede 

n/Pressemitteilungen_58.html. 

19 

Siehe hierzu unten S. 31 f. 

20 

Zu dessen Regelungsgehalt und Reichweite unten… 

21 

Dreier, TRIPS und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums, GRU- 

RInt 1996, S. 205 (208). 

22 

Richtlinie 2004/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 

2004 zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, auch „Durchsetzungs- 

Richtlinie“ genannt (ABl. EU Nr. L 157 v. 30.4.2004, S. 45 und erneut bekannt gemacht 

ABl. EU Nr. L 195 v. 2.6.2004, S. 16). 

23 

Im Internet abrufbar unter http://www.bmj.de/files/- 

/1765/RegE%20Durchsetzungsrichtlinie.pdf. 

24 

http://www.bmj.de/enid/28a1e914cec3f750658fbf72f4e8cd6e,ac0e33305f747263696 

4092d0932363639/Handels-_u__Wirtschaftsrecht/Urheberrecht_und_Patente_7b.html. 

4


Darüber hinaus hatte Deutschland vom 1. Januar bis 30. Juni 2007 die 

Präsidentschaft im Rat der Europäischen Gemeinschaften und während 

des ganzen Jahres 2007 auch die Präsidentschaft der G8-Staaten 25 . Diese 

Stellung wollte bzw. will die Bundesregierung insbesondere dazu nutzen, 

um „sowohl europäisch als auch international … Produktpiraterie und 

andere Verletzungen geistigen Eigentums besonders (zu) thematisieren.“ 

26 Da die Mitgliedstaaten zum Beispiel bei der Verabschiedung der 

„Enforcement-Directive“ nur eine Einigung über den zivilrechtlichen 

Schutz gefunden haben, sich jedoch nicht auf die Aufnahme strafrechtlicher 

Bestimmungen hatten verständigen können, 27 gehört u.a. „die Verbesserung 

der strafrechtlichen internationalen Zusammenarbeit“ nach 

wie vor zu den erklärten Zielen der Bundesregierung „zur besseren Bekämpfung 

von Schutzrechtsverletzungen“ im Bereich des geistigen Eigentums. 

28 Und tatsächlich ist „Der Schutz geistigen Eigentums als Stütze 

der Innovation“ auf dem gerade abgehaltenen G8-Gipfel thematisiert 

worden. 29 

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Reichweite und den Regelungsgehalt 

der Richtlinie 2004/48/EG sowie deren geplante Umsetzung in das 

deutsche Recht darzustellen und zu bewerten, wobei besonderes Augenmerk 

auf ihre Auswirkungen auf das deutsche Prozessrecht gelegt werden 

soll. Zu diesem Zweck soll nach einer kurzen Einführung in die bis- 

25 

Diese sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland 

und die Vereinigten Staaten von Amerika. 

26 

Pressemitteilung des BMJ vom 31.1.2007, http://www.bmj.bund.de/enid/1938e1f5a 

2dce5cfb9550a8021159d30,5ca2c2706d635f6964092d0933383936093a097965617209 

2d0932303037093a096d6f6e7468092d093031093a095f7472636964092d0933383936/P 

ressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html. 

27 

Vgl. BDI, Harmonisierung der Strafvorschriften bei Verletzung geistigen Eigentums, 

http://www.bdi-online.de/de/fachabteilungen/5495.htm. 

28 

Pressemitteilung des BMJ vom 31.1.2007, http://www.bmj.bund.de/enid/1938e1f5a 

2dce5cfb9550a8021159d30,5ca2c2706d635f6964092d0933383936093a097965617209 

2d0932303037093a096d6f6e7468092d093031093a095f7472636964092d0933383936/P 

ressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html. 

29 

Siehe hierzu die Gipfelerklärung der Teilnehmer vom 7. Juni 2007, insb. Nr. 34-39, S. 

14 ff., http://www.g-8.de/Content/DE/Artikel/G8Gipfel/Anlage/gipfeldokumentwirtschaft-de,property=publicationFile.pdf. 

5


herigen Grundlagen des Schutzes des geistigen Eigentums 30 die Richtlinie 

anhand ihrer Entstehungsgeschichte, ihres Anwendungsbereichs und 

ihrer Struktur dargestellt werden. Danach soll der von der Bundesregierung 

vorgeschlagene Gesetzesentwurf vorgestellt werden. Anschließend 

wird auf den konkreten Inhalt der Richtlinie einzugehen sein, indem die 

einzelnen Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe der Richtlinie und 

ihre geplante Umsetzung in das deutsche Recht dargestellt werden. Hierbei 

wird besonders berücksichtigt werden, ob die Vorgaben der Richtli- 

nie mit dem deutschen Recht vereinbar sind und inwiefern sie sich auf 

das Prozessrecht auswirken. Abschließen soll die Bearbeitung mit einer 

umfassenden kritischen Würdigung der Richtlinie sowie des deutschen 

Gesetzentwurfs, an deren Ende die Beantwortung der Frage stehen soll, 

ob das mit diesen Maßnahmen verfolgte Ziel, nämlich die verbesserte 

Bekämpfung der Produktpiraterie, auch tatsächlich erreicht werden kann. 

B. Schutz des geistigen Eigentums 

Zu Beginn dieser Arbeit sollen die Grundlagen des Schutzes des geistigen 

Eigentums dargestellt werden. Diese beinhalten zum einen eine Klärung 

der wesentlichen Begriffe. Zum anderen sollen diejenigen nationalen 

und internationalen Vorschriften beleuchtet werden, die bereits vor 

der Entstehung der Richtlinie 2004/48/EG die zivilrechtliche Durchsetzung 

von Rechten des geistigen Eigentums zum Inhalt hatten. 

I. Begriffe 

Für ein besseres Verständnis der späteren Ausführungen erscheint eine 

kurze Erläuterung der wesentlichen Begriffe des geistigen Eigentums und 

der Produktpiraterie sinnvoll. 

1. Geistiges Eigentum 

Der Begriff des „geistigen Eigentums“ ist in Deutschland nicht unumstritten. 

Gemeinhin werden hierunter diejenigen Schutzrechte verstanden, 

die durch das Urheberrecht und die verwandten Schutzrechte sowie den 

30 Dies gilt nur im Hinblick auf die zivilrechtliche Durchsetzbarkeit; materielle Voraussetzungen 

für den Schutz des geistigen Eigentums werden nur insoweit mitbehandelt, 

als sie für die Verständlichkeit der Regelungen über die Durchsetzbarkeit von Bedeutung 

sind. 

6


gewerblichen Rechtsschutz geschützt werden. 31 Es ist also zwischen dem 

Urheberrecht und den verwandten Schutzrechten einerseits und dem gewerblichen 

Rechtsschutz andererseits zu unterscheiden: Das Urheberrecht 

regelt den Schutz bestimmter kultureller Geistesschöpfungen, 32 

wobei zusätzlich durch die sog. verwandten Schutzrechte 33 solche geistigen 

Leistungen auf kulturellem Gebiet geschützt werden, die selbst keine 

Schöpfungen darstellen, wohl aber solche vermitteln können. 34 Der gewerbliche 

Rechtsschutz umfasst demgegenüber diejenigen Regelungen, 

die dem Schutz des geistigen Schaffens auf gewerblichem Gebiet dienen, 

namentlich das Patent-, das Geschmacksmuster-, das Marken- und Wettbewerbsrecht. 

35 Insofern bestehen also Unterschiede hinsichtlich des 

Zwecks und Gegenstands des jeweiligen Schutzes sowie im Hinblick auf 

die Ausgestaltung der Rechte. 36 

Während die entsprechenden Begriffe „intellectual property“ oder 

„propriété intellectuelle“ in ausländischen Rechtsordnungen üblich sind, 

ist der Begriff „geistiges Eigentum“ in Deutschland allerdings nur im 

Verfassungsrecht unproblematisch. Denn unter Eigentum im verfassungsrechtlichen 

Sinn wird jedes privatrechtliche vermögenswerte Recht 

verstanden, 37 so dass sich die Eigentumsgarantie des Art. 14 GG auch auf 

das „geistige Eigentum“ erstreckt. 38 

In Bezug auf das deutsche Privatrecht wurde jedoch schon früh geltend 

gemacht, dass das BGB von „Eigentum“ nur in Zusammenhang mit Sa- 

31 

Hilgers/Elfring, Geistiges Eigentum, http://www.bundestag.de/bic/analysen/2006/ 

Geistiges_Eigentum.pdf. 

32 

Werke i.S.d. § 2 II UrhG. 

33 

§§ 70 ff. UrhG. 

34 

Rehbinder, Urheberrecht, 2006, Rn. 2. 

35 

Hubmann/Götting, Gewerblicher Rechtsschutz, 2002, Rn. 1; Eisenmann, Grundriss 

Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 2001, Rn. 1; Götting, Gewerblicher 

Rechtsschutz und Urheberrecht, 2005, Frage 1. 

36 

Loewenheim (Hrsg.) – Loewenheim, Handbuch des Urheberrechts, 2003, § 3 Rn. 12. 

37 

Zur Ermittlung des Wertes, den Immaterialgüterrechte haben, siehe Reese, Die Bewertung 

von Immaterialgüterrechten, 2005. 

38 

Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (546); Rehbinder, Urheberrecht, 2006, 

Rn. 139. Ausführlich hierzu Kirchhof, Der verfassungsrechtliche Gehalt des geistigen 

Eigentums, in: FS Zeidler, Bd. 2, S. 1639 ff. 

7


chen, also körperlichen Gegenständen spricht. 39 Auf dieser Grundlage 

könne „die Konstruktion des geistigen Eigenthums“ nicht „wissenschaftlich 

aufrecht erhalten werden; … weil sie den Eigenthumsbegriff so sehr 

ausdehnen und verflüchtigen würde, daß er wenig mehr geeignet wäre, 

die juristische Erkenntniß zu fördern und ihr Halt und Stütze zu geben“. 40 

Darüber hinaus wird der Begriff „geistiges Eigentum“ unter Hinweis auf 

seinen naturrechtlichen und philosophischen Ursprung 41 als „ideologi- 

scher Kampfbegriff“ bezeichnet, „der bestimmte Forderungen nach gesetzgeberischen 

Inhaltsbestimmungen als aus der Natur der Sache dem 

Gesetzgeber vorgegeben erscheinen lassen will“ und den man „aus der 

Mottenkiste der Rechtsgeschichte wieder vorgeholt (habe), in die er seit 

dem Eigentumsbegriff des BGB geraten war.“ 42 

Letztlich wurde befürchtet, dass bei der Verwendung des Oberbegriffs 

„geistiges Eigentum“ die charakteristischen Merkmale der einzelnen 

Rechte, insbesondere im Hinblick auf das Urheberpersönlichkeitsrecht, 

verschwimmen könnten. 43 Aus diesen Gründen wird daher teilweise der 

Begriff „geistiges Eigentum“ abgelehnt und werden stattdessen die Umschreibungen 

„Immaterialgüterrechte“ oder „Urheberrecht und gewerblicher 

Rechtsschutz“ verwendet. 44 

Nichtsdestotrotz haben sowohl der BGH als auch der deutsche Gesetzgeber 

immer wieder auf den Begriff des „geistigen Eigentums“ zurückgegriffen. 

So hat der BGH in einer grundlegenden Entscheidung im Jahr 

39 

Vgl. die Darstellung des Problems von Hilgers/Elfring, Geistiges Eigentum, 

http://www.bundestag.de/bic/analysen/2006/Geistiges_Eigentum.pdf; Klippel, Die Theorie 

der Persönlichkeitsrechte bei Karl Gareis, in: FS Traub, 1994, S. 211 (217 f.). 

40 

Kohler, Die Idee des geistigen Eigenthums, AcP 82 (1894), S. 141 (161). 

41 Siehe hierzu Buck, Geistiges Eigentum und Völkerrecht, 1994, S. 20 f.; Roeber, Urheberrecht 

oder Geistiges Eigentum, UFITA 21 (1956), S. 150 (153 ff.). Ausführlich zur 

Entstehungsgeschichte des geistigen Eigentums Wadle, Geistiges Eigentum, 1996. 

42 Rehbinder, Urheberrecht, 2006, Rn. 97. 

43 

Roeber, Urheberrecht oder Geistiges Eigentum, UFITA 21 (1956), S. 150 (184 ff., 

190 ff.) 

44 

Siehe z.B. Kohler, Die Idee des geistigen Eigenthums, AcP 82 (1894), S. 141 (157); 

Wandtke/Bullinger - Wandtke, Praxiskommentar zum Urheberrecht, 2006, Einl. Rn. 6; 

Möhring/Nicolini - Ahlberg, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, Einl. Rn. 15; Klippel, 

Die Theorie der Persönlichkeitsrechte bei Karl Gareis, in: FS Traub, 1994, S. 211 

ff. 

8


1955 festgestellt, „daß die Herrschaft des Urhebers über sein Werk die 

natürliche Folge seines geistigen Eigentums ist“. 45 Es sei „allseitig anerkannt, 

daß die Nutzungsrechte des Urhebers nur die Ausstrahlungen seines 

durch den Schöpfungsakt begründeten geistigen Eigentums sind“. 46 

Der deutsche Gesetzgeber hat am 7. März 1990 das sog. Produktpirateriegesetz 

erlassen, dessen vollständiger Titel lautet: „Gesetz zur Stärkung 

des Schutzes des geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie“. 

47 Am 13. Dezember 2001 folgte zudem das „Gesetz zur Be- 

reinigung von Kostenregelungen auf dem Gebiet des geistigen Eigen- 

tums“. 48 

Und auch internationale Übereinkommen verwenden – in Anlehnung an 

den internationalen Sprachgebrauch – diesen Begriff. Gemäß Art. 1 Abs. 

2 TRIPS 49 umfasst der Begriff „geistiges Eigentum“ 50 im Sinne des Übereinkommens 

„alle Arten des geistigen Eigentums, die Gegenstand der 

Abschnitte 1 bis 7 des Teils II sind.“ Dementsprechend sind hiervon er- 

fasst das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte, Marken, geographische 

Angaben, gewerbliche Muster und Modelle, Patente, Layout- 

Designs (Topographien) integrierter Schaltkreise und schließlich der 

Schutz nicht offenbarter Informationen. 

Aber nicht nur aus Gründen der internationalen Vereinheitlichung sollte 

der Begriff des „geistigen Eigentums“ auch in Deutschland anerkannt 

werden. Hierfür spricht vor allem auch, dass trotz der wesentlichen Unterschiede 

zwischen Urheberrecht und gewerblichem Rechtsschutz die 

zahlreichen Gemeinsamkeiten dieser Schutzrechte überwiegen: Bei beiden 

handelt es sich um absolute Rechte an unkörperlichen Gegenständen, 

45 

BGHZ 17, S. 266 – Grundig-Reporter; zustimmend Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 

1998, § 1 Rn. 4. Kritisch hierzu Roeber, Urheberrecht oder Geistiges Eigentum, 

UFITA 21 (1956), S. 150 (160 ff.). 

46 

BGHZ 17, S. 266 (278 f.) – Grundig-Reporter. 

47 

BGBl I 1990, S. 422. 

48 

BGBl I 2001, S. 3656. 

49 

Zum TRIPS siehe ausführlich unten S. 34 ff. 

50 

Zum Begriff des gewerblichen Eigentums im Sinne von Art. 1 Abs. 2 PVÜ und der 

Abgrenzung zwischen beiden siehe Hasselblatt (Hrsg.) - Hasselblatt, Münchener Anwalts-Handbuch 

Gewerblicher Rechtsschutz, 2005, § 1 Rn. 23 f. 

9


die sich dadurch vom Sacheigentum unterscheiden, dass immaterielle 

Güter geschützt werden. Beide können in ähnlicher Weise durch Lizenzerteilung 

verwertet werden und unterliegen vergleichbaren Schranken, 

und vor allem gewähren beide ihrem Inhaber Ausschlussrechte gegen- 

über Dritten. 51 Auf dieser Grundlage drängt sich eine einheitliche Betrachtung 

nahezu auf, zumal eine solche wesentlich dazu beitragen kann, 

dass diese „wirtschaftlich so bedeutsamen Gebiete im allgemeinen 

Rechtsbewusstsein stärker verankert werden.“ 52 Hierfür sollte dann aber 

trotz der dogmatischen Bedenken der Oberbegriff „geistiges Eigentum“ 

in einem weit umfassenden Verständnis gewählt werden, 53 da dieser – im 

Gegensatz zu dem das Rechtsgut beschreibenden Begriff „Immaterialgüterrecht“ 

– mehr über den Charakter des Rechts als Ausschlussrecht gegenüber 

Dritten aussagt. 54 

2. Produktpiraterie 

Auch der Begriff der Produktpiraterie ist nicht unproblematisch, insbe- 

sondere wenn zusätzlich und entsprechend dem angloamerikanischen 

Verständnis zwischen „piracy“ und „counterfeiting“ abgegrenzt werden 

soll. Hier wird unter „piracy“ nämlich das „unauthorised copying on a 

commercial scale” 55 und unter „counterfeiting“ das „copying both of 

trade marks and product“ 56 verstanden. 57 Der Unterschied besteht darin, 

dass der Käufer beim “counterfeiting” zusätzlich über die wahre Herkunft 

des kopierten Produkts getäuscht werden soll. 58 

51 

Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (549 f.); Loewenheim (Hrsg.) - Loewenheim, 

Handbuch des Urheberrechts, 2003, § 3 Rn. 12; Hasselblatt (Hrsg.) - Hasselblatt, 

Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher Rechtsschutz, 2005, § 1 Rn. 26. 

52 

Hubmann/Götting, Gewerblicher Rechtsschutz, 2002, Rn. 1. Für eine weit umfassende 

einheitliche Betrachtung auch Ensthaler, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrechte, 

2003, Vorwort zur 1. Auflage, S. VII. 

53 

A.A. Götting, Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, 2005, Frage 2. 

54 

Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (548). Im Ergebnis ebenso: Buck, Geistiges 

Eigentum und Völkerrecht, 1994, S. 21; Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 2006, 

Einl. Rn. 29. 

55 

Unerlaubtes Kopieren in kommerziellem Ausmaß. 

56 

Kopieren sowohl von Marke als auch Produkt. 

57 


58 

Vgl. Colston/Middleton, Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 665: “Infringement 

by copying is known as piracy. Where trade mark infringement is also involved 

the infringement is known as counterfeiting, as the buyer is also being led to believe 

that the infringing product has come from its legitimate producer.” 

10


Angesichts einer deutschen Beschreibung der „echten Produktpiraterie“ 

als den Versuch, „ein Plagiat als Original in den Verkehr zu bringen“, 59 

wird deutlich, dass hier die Grenzen zwischen beiden Begriffen ver- 

schwimmen. Denn ein Plagiat wird gewöhnlich dadurch hergestellt, dass 

man alle Elemente des Originals einschließlich der Kennzeichen in einer 

mehr oder weniger identischen Weise kopiert mit dem Ziel, dass es dem 

Original zum Verwechseln ähnlich sieht. Die Herstellung und der Ver- 

trieb eines derart identisch nachgebildeten Produktes ist aber genau das, 

was in Großbritannien traditionell mit dem Begriff „counterfeiting“ umschrieben 

wird und gerade nicht mit „piracy“. 60 

Während sowohl Juristen als auch juristische Laien gemeinhin eine Vorstellung 

von der Bedeutung des Begriffs „piracy“ haben, gehen die Ansichten 

über den Begriff „counterfeiting“ weit auseinander. 61 Allerdings 

ist fraglich, ob eine Abgrenzung zwischen diesen Begriffen überhaupt 

zwingend erforderlich ist. Im Vordergrund sollte vielmehr die Schilderung 

des Phänomens stehen, nicht die Abgrenzung verschiedener Begriffe 

für sachlich praktisch gleiche Vorgänge. 62 Diese Vorgänge bestehen in 

der Regel darin, dass immaterialgüterrechtlich geschützte oder zumindest 

verkehrsbekannte Werke weitgehend identisch nachgebildet und in den 

Verkehr gebracht werden mit dem Ziel, das kaufende Publikum über die 

Originalität oder Herkunft der Nachahmung zu täuschen, um einen erhöhten 

Gewinn aus dem Verkauf der Nachahmung zu erzielen. 63 Diese 

Vorgehensweise entspricht im Wesentlichen dem, was gemeinhin als 

„Produktpiraterie“ verstanden wird, so dass es für das allgemeine Verständnis 

wenig förderlich erscheint, hier noch zwischen verschiedenen 

Begriffen abzugrenzen. Daher sollte der Begriff „Produktpiraterie“ als 

allgemeiner Oberbegriff verstanden werden, der sowohl unerlaubte 

59 

Von Weichs/Foerstl, Der allgemeine Auskunftsanspruch im Urheberrechtsprozess, 

ZUM 2000, S. 897 (900). 

60 

Levin, Was bedeutet “counterfeiting”?, GRURInt 1987, S. 18 (21). 

61 

Siehe hierzu die ausführliche Darstellung von Levin, Was bedeutet “counterfeiting”?, 

GRURInt 1987, S. 18 ff. 

62 

Meister, Leistungsschutz und Produktpiraterie, 1990, S. 34. 

63 Levin, Was bedeutet “counterfeiting”?, GRURInt 1987, S. 18 (27). 

11


Nachahmungen als auch andere Formen des unerlaubten Zugriffs in allen 

Bereichen des geistigen Eigentums umfasst. 64 Nach diesem Verständnis 

setzt sich der Oberbegriff „Produktpiraterie“ also aus insgesamt vier 

Komponenten zusammen, nämlich der Markenpiraterie im ursprüngli- 

chen Sinne, den Formen von gezielten Verletzungen der anderen gewerblichen 

Schutzrechte, des Urheberrechts und der rechtswidrigen Nachahmung 

sonderrechtlich nicht geschützter Produkte. 65 

II. Rechtsdurchsetzung vor der Richtlinie 2004/48/EG 

Die zivilrechtliche Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums – 

und nur diese soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein – war auch 

schon vor der „Enforcement-Directive“ geregelt gewesen. Allerdings 

waren diese Regelungen als nicht ausreichend angesehen worden. 66 

Grundsätzlich dient die Rechtsdurchsetzung einem möglichst wirksamen 

Schutz der geschützten immateriellen Güter, 67 der nur durch die Kombination 

der materiellen Regelungen mit einem wirksamen, auf gleich ho- 

hem Niveau der materiellen Regeln angesiedelten Durchsetzungsmechanismus 

erreicht werden kann. 68 Während dieser Grundsatz noch für alle 

Rechte gilt, haben die Inhaber von Schutzrechten des geistigen Eigentums 

ein besonderes Bedürfnis für eine schnelle und effektive Rechts- 

durchsetzung, ohne die ihre Rechte praktisch unwirksam wären und ein 

langatmiges, wenn auch erfolgreiches Klageverfahren gegen Verletzer 

lediglich einem Pyrrhus-Sieg gleichkäme. Die Gründe hierfür liegen vor 

allem in der leichten und kostengünstigen Anfertigung von digitalen Kopien, 

so dass sich die Menge von Raubkopien verheerend auf den legiti- 

men Markt auswirken kann. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Raubkopien 

von geringerer Qualität sich schädigend auf den Ruf des Origi- 

64 Buck, Geistiges Eigentum und Völkerrecht, 1994, S. 15; Levin, Was bedeutet “counterfeiting”?, 

GRURInt 1987, S. 18 (27); ähnlich Henke, Produktpiraterie und Zoll, in: 

Ehlers/Wolffgang/Pünder (Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen Schutzes geistigen 

Eigentums, 2002, S. 211. Die Bundesregierung hat „Produktpiraterie“ im Jahr 1989 als 

„planmäßig, gezielt und massenhaft begangene Schutzrechtsverletzungen“ umschrieben; 

siehe den „Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung 

der Produktpiraterie“ vom 15.06.1989, BT-Drucks. 11/4792, S. 1. 

65 Meister, Leistungsschutz und Produktpiraterie, 1990, S. 34. 

66 Siehe hierzu unten S. 38. 

67 Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 2006, Einl. Rn. 21. 

68 Fromm-Russenschuck/Duggal, WTO und TRIPs, 2004, S. 89 f. 

12


nalherstellers auswirken. Und außerdem ist angesichts der Schnelllebigkeit 

des Marktes zu befürchten, dass ein Produkt, das Gegenstand einer 

Rechtsverletzung und eines zu zeitaufwendigen Verfahrens ist, zum Zeitpunkt 

des Urteils bereits überholt ist und von neu entwickelten, moderneren 

Produkten auf dem Markt verdrängt wird. 69 

1. Auf nationaler Ebene 

a) Grundlagen 

aa) Zivilrechtliche Ansprüche zur Rechtsdurchsetzung 

In Deutschland stehen dem Rechteinhaber zur rechtlichen Geltendmachung 

seiner Interessen zunächst die Ansprüche auf Beseitigung, Unterlassung 

und Schadensersatz aus den Spezialgesetzen 70 zu. Daneben 

kommen ausdrücklich 71 die allgemeinen zivilrechtlichen Ansprüche wie 

§§ 823 Abs. 1, 812 oder 1004 BGB in Betracht. 

Darüber hinaus hat der Inhaber eines verletzten Rechts Ansprüche auf 

Vernichtung oder Überlassung von Vervielfältigungsstücken, die durch 

das Produktpirateriegesetz deutlich verschärft wurden, 72 und auf Auskunft 

bzw. Rechnungslegung. Dieser allgemeine Auskunftsanspruch 73 ist 

von der Rechtsprechung entwickelt worden und gewohnheitsrechtlich 

anerkannt. Er findet seine Grundlage in §§ 242, 259 BGB und greift ein, 

wenn der Verletzte in entschuldbarer Weise über den Umfang der Verletzung 

und damit über Bestehen und Umfang seines Ersatzanspruchs im 

Unklaren ist, während der Verletzer unschwer Aufklärung geben kann. 74 

69 Vgl. Colston/Middleton, Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 665. 

70 § 97 Abs. 1 UrhG, §§ 14 Abs. 5, 6 und 15 Abs. 4, 5 sowie 128 Abs. 1, 2 und 135 Abs. 

1, 2 MarkenG, § 139 Abs. 1, 2 PatG, § 24 Abs. 1, 2 GebrMG, § 42 Abs. 1, 2 

GeschmMG, § 37 Abs. 1, 2 SortSchG, § 9 Abs. 1 HalblSchG, §§ 8, 9 UWG. Eine anschauliche 

Übersicht über Unterlassung und Schadensersatz im Urheberrecht gibt Fechner, 

Medienrecht, 2007, Rn. 465. 

71 

Vgl. z.B. § 97 Abs. 3 UrhG. Siehe hierzu und insb. zu dem Verhältnis zwischen den 

Anspruchsgrundlagen Wandtke/Bullinger - Wandtke, Praxiskommentar zum Urheberrecht, 

2006, Einl. Rn. 68. 

72 

Siehe hierzu sogleich, S. 23. 

73 

Zum besonderen Auskunftsanspruch, der durch das Produktpirateriegesetz eingeführt 

wurde, siehe unten, S. 23. 

74 

BGH GRUR 1974, S. 53 f. - Nebelscheinwerfer; BGH GRUR 1980, S. 227 (232) – 

MonumentaGermamae Historica. Ausführlich hierzu von Weichs/Foerstl, Der allgemeine 

Auskunftsanspruch im Urheberrechtsprozess, ZUM 2000, S. 897 ff. 

13


Allerdings setzt dieser Anspruch als akzessorischer Hilfsanspruch ein 

Schuldverhältnis zwischen den Parteien und das Bestehen des Hauptanspruchs 

voraus. 75 Auch darf die Erteilung der Auskunft den Verletzer 

nicht mehr als nötig belasten, so dass sein legitimes Interesse an der 

Wahrung seiner Geschäftsgeheimnisse zu beachten ist. 76 

Letztlich gewährt die Rechtsprechung auf der Grundlage der §§ 809, 810 

BGB zum Zweck der Förderung, Erhaltung oder Verteidigung einer 

Rechtsposition auch einen Anspruch auf Besichtigung im Wege der Vorlage 

einer Sache bzw. Einsicht in Urkunden. 77 Hierfür muss der die Vorlage 

Begehrende entweder einen Anspruch „in Ansehung einer Sache“ 

haben, wovon insbesondere Ansprüche aus gewerblichen Schutzrechten 

mit umfasst sind, 78 oder sich über das Bestehen eines solchen Anspruchs 

Gewissheit verschaffen wollen. Diese zweite Alternative ist bei Verletzungen 

des geistigen Eigentums der Regelfall, weil hier häufig Art und 

Ausmaß einer Verletzung noch gar nicht feststehen, so dass der Besichti- 

gungsanspruch regelmäßig der Vorbereitung eines Unterlassungs- oder 

Schadensersatzanspruchs dient. Zur Geltendmachung des Anspruchs ist 

nach dem BGH nunmehr eine gewisse Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen 

einer Rechtsverletzung ausreichend, aber auch erforderlich. 79 

bb) Zivilprozessverfahren 

In prozessualer Hinsicht gelten zunächst die Vorschriften des Verfahrens 

nach der Zivilprozessordnung 80 . Im Folgenden sollen daher die Beson- 

75 

Von Weichs/Foerstl, Der allgemeine Auskunftsanspruch im Urheberrechtsprozess, 

ZUM 2000, S. 897 (899). 

76 

Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 698. 

77 

BGH GRUR 2002, S. 1046 - Faxkarte. Vgl. auch Palandt – Sprau, BGB, 2007, § 809 

Rn. 1. 

78 

Ebenda, Rn. 4 f. 

79 

BGH GRUR 2002, S. 1046 - Faxkarte. Hiermit milderte der BGH die nur schwer zu 

nehmende Hürde eines „erheblichen Grads an Wahrscheinlichkeit“ ab, die infolge der 

„Druckbalken“-Entscheidung zur Voraussetzung des Anspruchs geworden war; vgl. 

BGH GRUR 1985, S. 512 - Druckbalken. Ausführlich zu der Entwicklung siehe Mellulis, 

Zum Besichtigungsanspruch im Vorfeld der Feststellung einer Verletzung von 

Schutzrechten, in: FS Tilmann, 2003, S. 843 ff. 

80 

Im Folgenden: ZPO. 

14


derheiten dargestellt werden, die bei der prozessualen Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums zu beachten sind. 81 

(1) Rechtsweg und Zuständigkeit der Gerichte 

Die Rechte des geistigen Eigentums sind als spezieller Teil des Privatrechts 

zu qualifizieren. Dadurch sind Rechtsstreitigkeiten auf dem Gebiet 

des gewerblichen Rechtsschutzes, des Urheberrechts und des Wettbewerbsrechts 

als bürgerliche Rechtsstreitigkeiten anzusehen und fallen 

somit in den Anwendungsbereich von § 13 GVG. 82 Nach dieser Vorschrift 

ist grundsätzlich der Rechtsweg zu den ordentlichen Gerichten 

eröffnet, falls nicht eine spezielle Rechtswegzuweisung greift. Eine solche 

ist für das Urheberrecht in § 104 S. 1 UrhG normiert, wonach für alle 

Urheberrechtsstreitsachen 83 ausdrücklich der ordentliche Rechtsweg gegeben 

ist, also die ordentlichen Zivilgerichte zuständig sind. 84 Ziel dieser 

Vorschrift ist die Gewährleistung einer einheitlichen höchstrichterlichen 

Rechtsprechung und die Vermeidung von Kompetenzkonflikten. Es soll 

also möglichst nur ein Gericht entscheiden, weshalb auch eine Konzentration 

auf Spezialgerichtskammern in § 105 UrhG vorgesehen ist. 85 Diese 

Vorschrift wiederum ist eine Regelung der funktionellen Zuständigkeit 86 , 

die die internationale, sachliche und örtliche Zuständigkeit unberührt 

lässt. 87 Die sachliche Zuständigkeit bestimmt sich nach den allgemeinen 

81 

Auf eine Darstellung der vorprozessualen Maßnahmen wie Abmahnung, strafbewehrte 

Unterlassungsverpflichtung oder Schutzschrift wird mangels Relevanz in Bezug auf 

die Richtlinie 2004/48/EG verzichtet; vgl. hierzu Schuschke/Walker - Schmukle, Vollstreckung 

und Vorläufiger Rechtsschutz, 2005, Anhang zu § 935, S. 381-427. Gleiches 

gilt für die Möglichkeiten außergerichtlicher Streitbeilegung; siehe hierzu Hasselblatt 

(Hrsg.) – Labes/Lörcher, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher Rechtsschutz, 

2005, § 7. 

82 

Hasselblatt (Hrsg.) - Rojahn, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher Rechtsschutz, 

2005, § 6 Rn. 1; Kissel/Mayer, Gerichtsverfassungsgesetz, 2005, § 13 Rn. 167, 

497. 

83 

Dies sind „alle Rechtsstreitigkeiten, durch die ein Anspruch aus einem der in diesem 

Gesetz geregelten Rechtsverhältnisse geltend gemacht wird“; vgl. die Legaldefinition in 

§ 104 S. 1 UrhG. 

84 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 104 Rn. 2; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, 

ZPO, 2007, GVG § 13 Rn. 66. 

85 Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 104 Rn. 1. 

86 

Entsprechende Vorschriften finden sich auch in §§ 13 Abs. 2 UWG, 125e Abs. 3 

MarkenG, 140 Abs. 2 MarkenG, 52 Abs. 2 GeschmMG, 27 Abs. 1, 2 GebrMG, § 143 

Abs. 1, 2 PatG; vgl. Hasselblatt (Hrsg.) - Rojahn, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher 

Rechtsschutz, 2005, § 6 Rn. 6. 

87 

Loewenheim (Hrsg.) – Rojahn, Handbuch des Urheberrechts, 2003, § 92 Rn. 8. 

15


Regeln, so dass gemäß §§ 23, 71 GVG der Streitwert maßgeblich ist, und 

auch die örtliche Zuständigkeit folgt grundsätzlich den §§ 12, 32 und 

auch 35 ZPO. 88 Zu beachten ist allerdings die besondere Vorschrift des § 

14 UWG, die einen ausschließlichen Gerichtsstand für Klagen aufgrund 

des UWG begründet. 89 Die internationale Zuständigkeit bei Rechtsstreitigkeiten 

mit Auslandsbezug richtet sich vor allem nach den Vorschriften 

der EuGVVO 90 , die lex specialis zur ZPO ist. Hier sind insbesondere die 

Art. 2 Abs. 1 EuGVVO, der den allgemeinen Gerichtsstand normiert, und 

Art. 5 Nr. 3 EuGVVO, der die internationale Zuständigkeit für das Deliktsrecht 

regelt, von hoher Bedeutung. 91 Daneben sind die Regeln über 

die Doppelfunktionalität der örtlichen Zuständigkeitsnormen von Bedeutung, 

da die örtliche Zuständigkeit die internationale indiziert. 92 

(2) Einstweiliger Rechtsschutz 

Von herausragender Bedeutung für einen schnellen und dadurch effektiven 

Rechtsschutz im Bereich der Rechte des geistigen Eigentums ist das 

Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz gemäß §§ 916 ff. ZPO, insbesondere 

der Erlass von einstweiligen Verfügungen gemäß §§ 935, 940 

ZPO. 93 Obwohl einstweilige Verfügungen grundsätzlich die Entscheidung 

in der Hauptsache nicht vorweg nehmen dürfen, 94 kommen hier als 

Verfügungsanspruch alle oben genannten zivilrechtlichen Ansprüche in 

88 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 105 Rn. 7 f. Zum Problem des sog. 

„Fliegenden Gerichtsstands“ siehe Hasselblatt (Hrsg.) - Rojahn, Münchener Anwalts- 

Handbuch Gewerblicher Rechtsschutz, 2005, § 6 Rn. 13 ff. 

89 


2005, § 6 Rn. 8 ff. 

90 

Verordnung (EG) Nr. 44/2001 des Rates vom 22. Dezember 2000 über die gerichtliche 

Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in 

Zivil- und Handelssachen (ABl. EG Nr. L 12 vom 16.1.2001, S. 1). 

91 


2005, § 6 Rn. 18 ff.; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 720. 

Zu dem Phänomen des „Forum Shopping“ im Falle mehrerer nebeneinander bestehender 

internationaler Zuständigkeiten siehe Schack, Internationales Zivilverfahrensrecht, 

2006, Rn. 220 ff. 

92 

Schack, Internationales Zivilverfahrensrecht, 2006, Rn. 236. 

93 Hier regelmäßig in Form einer sog. Leistungs- oder auch Befriedigungsverfügung. 

Zur Abgrenzung zwischen Sicherungs-, Regelungs- und Leistungsverfügung, die hier 

jedoch nicht von Bedeutung ist, siehe Schuschke/Walker - Schuschke, Vollstreckung 

und Vorläufiger Rechtsschutz, 2005, Vorbemerkung zu § 935, Rn. 98 sowie (kürzer) 

Musielak, Grundkurs ZPO, 2005, Rn. 757. 

94 Zöller – Vollkommer, ZPO, 2007, § 938 Rn. 3. 

16


Betracht, 95 namentlich der Anspruch auf Unterlassung der Verletzungshandlung, 

aber auch der Anspruch auf Auskunft und Besichtigung. 96 

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass der Auskunftsanspruch in Bezug auf 

Dritte 97 nur in Fällen offensichtlicher Rechtsverletzung im Wege der 

einstweiligen Verfügung angeordnet werden kann. 98 Die Voraussetzungen 

hierfür liegen vor, wenn eine andere Beurteilung als die einer 

Rechtsverletzung kaum möglich erscheint. 99 

Der Verfügungsgrund besteht in der Eilbedürftigkeit, 100 mit der die Rechte 

des geistigen Eigentums in der Regel geltend gemacht werden müssen, 

weil andernfalls zu besorgen ist, dass die Verwirklichung der Rechte des 

Schutzrechtsinhabers vereitelt oder wesentlich erschwert werden kann, 

vgl. § 935 ZPO. Im Falle der Leistungsverfügung muss dargelegt werden, 

dass der Schutzrechtsinhaber auf die sofortige Durchsetzung seiner Rechte 

dringend angewiesen ist, um wesentliche Nachteile abzuwenden, vgl. § 

940 ZPO. 101 Grundsätzlich hat der Antragsteller sowohl den Verfügungs- 

anspruch als auch den Verfügungsgrund darzulegen und glaubhaft zu 

machen, §§ 936, 920 Abs. 2, 294 ZPO. 102 Ausnahmsweise ist die Glaubhaftmachung 

des Verfügungsgrundes jedoch vom Gesetz für entbehrlich 

erklärt worden, falls nämlich die Gefährdung aus tatsächlichen oder aus 

Rechtsgründen ohne weiteres offensichtlich ist. 103 

95 

Zu beachten ist aber, dass auf Geld gerichtete Schadensersatzansprüche nur einer 

Sicherung durch Arrest zugänglich sind; vgl. Berger (Hrsg.) – Boemke, Einstweiliger 

Rechtsschutz im Zivilrecht, 2006, Kap. 5 Rn. 164. 

96 

Hasselblatt (Hrsg.) – Lensing-Kramer, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher 


97 

Eingeführt durch das Produktpirateriegesetz von 1990, siehe ausführlich unten S. 23. 

98 

Vgl. § 101a Abs. 3 UrhG, § 19 Abs. 3 MarkenG, § 24b Abs. 3 GebrMG, § 14a Abs. 3 

GeschmMG, § 140b Abs. 3 PatG. 

99 

OLG Frankfurt a.M., GRUR-RR 2003, S. 32 - Offensichtliche Rechtsverletzung. 

100 

Auch sog. Dringlichkeit, vgl. Zöller – Vollkommer, ZPO, 2007, § 935 Rn. 10. 

101 

Zöller – Vollkommer, ZPO, 2007, § 940 Rn. 6; Thomas/Putzo – Reichold, ZPO, 

2007, § 940 Rn. 6. 

102 

Glaubhaftmachung bedeutet, dass für die richterliche Überzeugung von einer Tatsache 

nur eine überwiegende Wahrscheinlichkeit erforderlich ist; vgl. Musielak (Hrsg.) – 

Huber, ZPO, 2007, § 920 Rn. 9. 

103 Zöller – Vollkommer, ZPO, 2007, § 935 Rn. 12. 

17


Ein solcher Fall liegt mit § 12 Abs. 2 UWG vor, da dem Antragsteller in 

wettbewerbsrechtlichen Angelegenheiten regelmäßig nur dann wirksam 

geholfen werden kann, wenn sich Wettbewerbsverstöße kurzfristig ahnden 

lassen. 104 Deshalb beinhaltet § 12 Abs. 2 UWG für den Unterlas- 

sungsanspruch aus dem UWG eine widerlegbare gesetzliche Tatsachenvermutung 

der Dringlichkeit, die den Antragsteller von der Darlegung 

und der Glaubhaftmachung des Verfügungsgrundes befreit. 105 Ob und 

inwieweit die Vorschrift auf Unterlassungsansprüche aus den übrigen 

Gesetzen des gewerblichen Rechtsschutzes analog anwendbar ist, ist umstritten. 

106 Im Hinblick auf das Urheberrecht wird eine analoge Anwendung 

aber jedenfalls ganz überwiegend abgelehnt, so dass die Dringlichkeit 

hier im Einzelnen schlüssig darzulegen und glaubhaft zu machen 

ist. 107 

Da § 12 Abs. 2 UWG aber jedenfalls nicht die Dringlichkeit i.S.d. § 937 

Abs. 2 ZPO betrifft, muss diese immer nachgewiesen werden, um eine 

Entscheidung durch Beschluss, also ohne mündliche Verhandlung gemäß 

§§ 922 Abs. 1 S. 1, 936, 937 Abs. 2 ZPO zu erreichen, welche – aufgrund 

des mit ihr verbundenen Überraschungseffektes für den Gegner – für eine 

effektive Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums stets vorteilhafter 

ist. 108 

104 

Hasselblatt (Hrsg.) – Lensing-Kramer, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher 


105 

Gloy/Loschelder – Spätgens, Handbuch des Wettbewerbsrechts, 2005, § 96 Rn. 26; 

Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 2007, Kap. 54 Rn. 18. 

106 

Zum Meinungsstand siehe Hefermehl/Köhler/Bornkamm – Köhler, Wettbewerbsrecht, 

2007, § 12 UWG Rn. 3.14. 

107 

KG NJW-RR 2003, S. 1126 (1127) - Harry Potter-Lehrerhandbuch; OLG Köln 

GRUR 2000, S. 417 - Elektronischer Pressespiegel; Schuschke/Walker - Schuschke, 

Vollstreckung und Vorläufiger Rechtsschutz, 2005, Vorbemerkung zu § 935, Rn. 98; 

Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 2007, Kap. 54 Rn. 20b; 

Berger (Hrsg.) – Boemke, Einstweiliger Rechtsschutz im Zivilrecht, 2006, Kap. 5 Rn. 

166; Fezer – Büscher, UWG, Bd. 2, 2005, § 12 Rn. 56; Gloy/Loschelder – Spätgens, 

Handbuch des Wettbewerbsrechts, 2005, § 96 Rn. 32; Melullis, Handbuch des Wettbewerbsprozesses, 

2000, Rn. 158. 

108 

Siehe hierzu Berger (Hrsg.) – Heiderhoff, Einstweiliger Rechtsschutz im Zivilrecht, 

2006, Kap.7 Rn. 166. In der Praxis ist es allerdings bei Urheberrechtsverletzungen oftmals 

so, dass die Verfügung im Beschlusswege erlassen wird, wenn der Antrag auf 

Erlass einer einstweiligen Verfügung schlüssig vorgetragen wird und die Dringlichkeit 

allgemein vorliegt. Eine gesteigerte Dringlichkeit wird in aller Regel nicht verlangt; vgl. 


18


(3) Hauptsacheverfahren 

Bei der Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums im Klagewege 

ist zunächst anhand des jeweiligen zivilrechtlichen Anspruches die richtige 

Klageart zu wählen. Regelmäßig ist dies eine Leistungsklage in 

Form der Unterlassungs- oder Schadensersatzklage. 109 Wichtig ist hier 

die Formulierung eines bestimmten Klageantrags i.S.d. § 253 Abs. 2 Nr. 

2 ZPO, was im Falle einer Unterlassungsklage bedeutet, dass die zu untersagende 

Handlung so eindeutig beschrieben werden muss, dass der 

dem Antrag folgende Urteilstenor eine geeignete Grundlage für das Vollstreckungsverfahren 

bildet. 110 Solch einen bestimmten Klageantrag kann 

der Kläger im Rahmen einer Schadensersatzklage jedoch oftmals nicht 

stellen, wenn er den ihm zugefügten Schaden noch nicht beziffern kann, 

weil ihm das Ausmaß der Verletzung seiner Schutzrechte noch gar nicht 

bekannt ist. In diesen Fällen kann der Kläger im Wege der Stufenklage 

gleichzeitig einen Anspruch auf Auskunft (1. Stufe) und die Leistung von 

– noch unbeziffertem – Schadensersatz (2. Stufe) 111 verlangen, § 254 

ZPO. Insofern lässt die Vorschrift ausnahmsweise in der letzten Stufe 

einen zunächst unbestimmten Antrag zu. 112 In der Praxis verbreitet ist 

jedoch auch die Verbindung der Auskunftsklage mit einer Klage auf 

Feststellung der Ersatzpflicht gemäß § 256 ZPO, wobei insbesondere das 

erforderliche Feststellungsinteresse „aufgrund der im gewerblichen 

Rechtsschutz und Urheberrecht bestehenden Besonderheiten“ 113 bejaht 

wird. 114 

Im Hinblick auf die übrigen Prozessvoraussetzungen 115 ist vor allem die 

Möglichkeit der Prozessstandschaft – also ein fremdes Recht im eigenen 

109 

Daneben kommen natürlich auch Klagen auf Auskunftserteilung, Beseitigung, Vernichtung, 

Überlassung und Besichtigung in Betracht. 

110 

Wandtke/Bullinger - Kefferpütz, Praxiskommentar zum Urheberrecht, 2006, Vor §§ 

97 ff. Rn. 45. 

111 

Möglich ist auch, als 2. Stufe die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung und 

erst auf 3. Stufe die Leistung zu verlangen. 

112 

Thomas/Putzo – Reichold, ZPO, 2007, § 254 Rn. 1. 

113 BGH GRUR 2001, S. 1177 (1178) - Feststellungsinteresse II. 

114 

Wandtke/Bullinger - Kefferpütz, Praxiskommentar zum Urheberrecht, 2006, Vor §§ 

97 ff. Rn. 81; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 723. 

115 

Einen kurzen Überblick über alle erforderlichen Prozessvoraussetzungen geben z.B. 

Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 618 ff. 

19


Namen geltend zu machen 116 – erwähnenswert, die vor allem im Urheberrecht 

eine gesetzliche sein kann. 117 Aber auch eine gewillkürte Prozessstandschaft 

118 kann in Betracht kommen, wenn beispielsweise der 

Urheber den Inhaber einer einfachen Lizenz ermächtigt, gegen Verletzungen 

des Verwertungsrechts vorzugehen. 119 

Im weiteren Verlauf des Prozesses ist die Beweisaufnahme von maßgebender 

Bedeutung für die Entscheidung des Gerichts über den Erfolg 

oder Misserfolg einer Klage. Grundsätzlich gelten auch für eine Klage 

wegen Verletzung eines Rechtes des geistigen Eigentums die allgemeinen 

Grundsätze über die Darlegungs- und Beweislast. 120 Die Rechtsprechung 

lässt dabei jedoch einige Ausnahmen in Form von Beweiserleich- 

terungen zu, wenn dies ein effektiver Schutz des geistigen Eigentums 

gebietet. Die Besonderheit bei Verletzungen des geistigen Eigentums 

liegt nämlich häufig darin, dass der Verletzte das Ausmaß der Verletzung 

seines Rechts nicht überschauen kann, da er außerhalb des Geschehens- 

ablaufs steht und daher bestrittene Tatsachen nicht oder nur unter größten 

Schwierigkeiten darlegen und beweisen kann, während der Beklagte 

Kenntnis von den relevanten Tatsachen hat und leicht die erforderliche 

Aufklärung bringen könnte, weshalb letzteren in diesen Fällen aus Treu 

und Glauben eine Erklärungspflicht trifft. 121 

Darüber hinaus kommen dem Kläger noch weitere Beweiserleichterungen, 

nämlich gesetzliche 122 und auch tatsächliche 123 Vermutungen, zugu- 

116 Vgl. Schellhammer, Zivilprozess, 2007, Rn. 1203. 

117 Vgl. §§ 8 Abs. 2 S. 3, 10 Abs. 2, 74 Abs. 2 S. 3, 80 Abs. 1 S. 3 UrhG. 

118 Dieses Rechtsinstitut setzt eine Ermächtigung seitens des materiell Berechtigten zur 

prozessualen Geltendmachung des Rechts voraus und zusätzlich, zum Zwecke einer 

Missbrauchsverhinderung, ein eigenes schutzwürdiges Interesse des Prozessstandschafters 

an der Rechtsverfolgung; vgl. Schilken, Zivilprozessrecht, 2006, Rn. 275. 

119 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 726; Loewenheim (Hrsg.) – 

Rojahn, Handbuch des Urheberrechts, 2003, § 94 Rn. 18. 

120 

Siehe hierzu Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 2007, Anh. § 286 Rn. 9 

ff. 

121 

BGH GRUR 1961, S. 356 (359) - Pressedienst; BGH GRUR 1963, S. 270 (271) - 

Bärenfang; Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Ansprüche und Verfahren, 2007, Kap. 47 

Rn. 31. Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 728. Ausführlich zu 

diesem Problem Mes, Si tacuisses – Zur Darlegungs- und Beweislast im Prozess des 

gewerblichen Rechtsschutzes, in: FS Hertin, 2000, S. 619 ff. 

122 

So z.B. § 10 UrhG, § 5 Abs. 4 UWG. 

20


te. So wird dem Verletzten der ihm obliegende Beweis, dass er Inhaber 

des verletzten Rechts ist, 124 durch die Vermutung erleichtert, dass das 

Recht, das er einmal innegehabt hat, noch fortbesteht. 125 Zudem hat der 

BGH im Hinblick auf den Beweis der Rechtsverletzung im Bereich des 

geistigen Eigentums den Anscheinsbeweis 126 für anwendbar erklärt. 127 

Wenn also bestimmte Umstände vorliegen, die nach der allgemeinen 

Lebenserfahrung auf eine Rechtsverletzung schließen lassen und dadurch 

einen typischen Geschehensablauf begründen, spricht der Beweis des 

ersten Anscheins dafür, dass tatsächlich eine Rechtsverletzung vorliegt. 

In diesem Fall muss der Verletzer die ernste Möglichkeit eines abweichenden 

Geschehensablaufs substantiiert darlegen, um den Anscheinsbeweis 

zu entkräften und den Verletzten zu zwingen, vollen Beweis für 

die Rechtsverletzung zu erbringen. 128 

Eine weitere Besonderheit bei der Durchsetzung von Rechten des geistigen 

Eigentums besteht schließlich in der Urteilsveröffentlichung: Unab- 

hängig von der normalen Urteilsverkündung i.S.d. § 310 ZPO kann hier 

der obsiegenden Partei die Befugnis eingeräumt werden, das Urteil auf 

Kosten der unterliegenden Partei öffentlich bekannt zu machen, wenn sie 

ein berechtigtes Interesse dartut. 129 Ein solches kann darin bestehen, ei- 

nen Plagiatsvorwurf zu beweisen oder sich umgekehrt von einem Plagi- 

123 Hier z.B. die sog. GEMA-Vermutung, vgl. BGHZ 95, S. 274 (276 f.) - GEMA- 

Vermutung I, sowie Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 728. 

124 Dies betrifft also den Beweis seiner Aktivlegitimation. 

125 

Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 1998, § 97 Rn. 63; Schricker (Hrsg.) – Wild, 

Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 103. 

126 

Zu Wesen und Voraussetzungen des Anscheinsbeweises (Prima-facie-Beweises) 

siehe MüKo-ZPO – Prütting, 2000, § 286 Rn. 48 ff. 

127 BGHZ 100, S. 31 (33 f.) - Raubpressungen. 

128 

Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 1998, § 97 Rn. 63; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, 

ZPO, 2007, Anh. § 286 Rn. 16 ff. 

129 

Vgl. § 103 UrhG, § 47 GeschmMG, § 12 Abs. 3 UWG. Im PatG ist ein solcher Anspruch 

bislang nur in § 142 Abs. 6 für den Strafprozess vorgesehen; vgl. hierzu Benkard 

– Rogge/Grabinski, Patentgesetz, § 139 PatG Rn. 136. Gleiches gilt für § 25 Abs. 6 

GebrMG und § 143 Abs. 6 MarkenG. 

21


atsvorwurf zu befreien, 130 und kann insbesondere bei Produktpiraterie 

vorliegen. 131 

b) Das Produktpirateriegesetz vom 7. März 1990 

aa) Ziele und gesetzliche Neuerungen 

Wesentliche und im Kampf gegen die Produktpiraterie bedeutungsvolle 

Novellierungen brachte das „Gesetz zur Stärkung des Schutzes des geistigen 

Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie“ vom 

7.3.1990 132 . Wie die Bundesregierung später feststellte 133 , hat dieses 

Gesetz „die Rechtsstellung der Schutzrechtsinhaber, die sich gegen gezielte 

und massenhafte Nachahmungen und Fälschungen ihrer geschützten 

Produkte wehren müssen, wesentlich verstärkt.“ Dieses Ziel wurde 

erreicht, indem sämtliche Gesetze, die dem Schutz des geistigen Eigentums 

dienen, im Hinblick auf die Bekämpfung von Schutzrechtsverletzungen 

durch die Einführung einheitlicher Vorschriften angeglichen 

wurden. Hierfür wurden zur „schnelleren und effizienteren Verfolgung 

und Ahndung von Schutzrechtsverletzungen“ 134 vor allem die folgenden 

Maßnahmen durchgeführt: 135 

Zunächst wurde ein neuer zivilrechtlicher Anspruch gegen den Verletzer 

auf unverzügliche Auskunft über die Herkunft und Vertriebswege schutzrechtsverletzender 

Waren eingefügt, der in Fällen offensichtlicher 

Rechtsverletzung auch im Wege der einstweiligen Verfügung angeordnet 

werden kann. 136 Da dieser neue sog. besondere Auskunftsanspruch im 

130 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 103 Rn. 4. Allgemeiner zu den Voraussetzungen 

des berechtigten Interesses Hasselblatt (Hrsg.) – Spuhler/Vykydal, Münchener 

Anwalts-Handbuch Gewerblicher Rechtsschutz, 2005, § 3 Rn. 166. 

131 

Eichmann/von Falckenstein, GeschmMG, 2005, § 47 Rn. 2. 

132 BGBl 1990 I S. 422. 

133 

„Bericht der Bundesregierung über die Auswirkungen der durch das Gesetz zur Stärkung 

des Schutzes des geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie 

(PrPG) vom 7. März 1990 (BGBl. I S. 422) eingeführten neuen Maßnahmen zur Bekämpfung 

der Schutzrechtsverletzungen im Bereich des geistigen Eigentums, insbesondere 

der Produktpiraterie“ vom 25.2.1993 (im Folgenden: 1. Produktpirateriebericht), 

BT-Drucks. 12/4427, S. 1. 

134 

1. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 12/4427, S. 1. 

135 

Vgl. auch den das Urheberrecht betreffenden Kurzüberblick bei Dreier/Schulze, 

UrhG Kommentar, 2006, Einl. Rn. 56. 

136 

§ 25b WZG (das heutige MarkenG), § 101a UrhG, § 14a Abs. 3 GeschmMG, § 140b 

PatG, § 24b GebrMG, § 9 Abs. 2 HalblSchG, § 37b SortSchG. 

22


Gegensatz zu dem allgemeinen Auskunftsanspruch aus § 242 BGB keine 

Rücksichten auf mögliche Geschäftsgeheimnisse des zur Auskunft Verpflichteten 

nimmt, ist dieser Anspruch als sehr weitgehend zu qualifizieren. 

Hintergrund der Regelung ist das Ziel, Vertriebswege und von Drit- 

ten begangene Urheberrechtsverletzungen aufzudecken. 137 Allerdings 

hatte die Bundesregierung einen noch weitergehenden besonderen Anspruch 

auf Einsicht in die Geschäftsbücher des Auskunftsverpflichteten 

unter Hinweis auf den weitgehenden Eingriff in die geschützte Sphäre 

des Auskunftsschuldners ausdrücklich abgelehnt. 138 

Darüber hinaus wurden die zivilrechtlichen Vernichtungs- und Überlassungsansprüche 

verschärft, indem diese Ansprüche für sämtliche ge- 

werblichen Schutzrechte als Regelmaßnahme zur Verfügung gestellt und 

die bereits bestehenden Regelungen im Urheber- und Geschmacksmusterrecht 

durch wirksamere Vorschriften ersetzt wurden. 139 Der Verletzte 

kann nun verlangen, dass alle schutzrechtsverletzenden Waren sowie die 

Vorrichtungen, die ausschließlich der Herstellung solcher Waren dienen, 

vernichtet oder wahlweise ihm überlassen werden, es sei denn, dass dies 

gegenüber dem Anspruchsgegner unverhältnismäßig ist. Die Verschärfung 

dieser Vorschriften besteht vor allem darin, dass zwei wichtige Ein- 

schränkungen weggefallen sind, da nach § 98 a.F. UrhG diese Maßnahmen 

nur gegenüber dem Eigentümer und erst nach Rechtskraft des Urteils 

vollzogen werden durften. 140 Nach der neuen Regelung jedoch tritt 

der Anspruch nur bei Unverhältnismäßigkeit zugunsten weniger einschneidender 

Maßnahmen zurück. Diese Regelungen bezwecken, dass 

„dem Verletzer der wirtschaftliche Vorteil, den er durch die Herstellung 

oder den Vertrieb der schutzrechtsverletzenden Ware realisieren kann, 

137 Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 2005, Rn. 698. 

138 

Begründung für den „Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Gesetzes 

zur Bekämpfung der Produktpiraterie“ vom 15.06.1989, BT-Drucks. 11/4792, S. 15 

(33). 

139 

1. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 12/4427, S. 8. Vgl. § 140a PatG, § 25a WZG 

(= § 18 MarkenG), §§ 98, 99 UrhG, § 14a Abs. 3 GeschmMG a.F. (= § 43 GeschmMG 

n.F.), § 24a GebrMG, § 9 Abs. 2 HalblSchG, § 37a SortSchG. Ausführlich zu den Neuregelungen 

Thun, Der immaterialgüterrechtliche Vernichtungsanspruch, 1998, S. 43 ff. 


23


auf zivilrechtlichem Wege entzogen wird.“ 141 Laut Begründung des Gesetzgebers 

hat man sich dabei „bewusst für eine einschneidende Maßnahme“, 

nämlich der Vernichtung der schutzrechtsverletzenden Ware als 

Regelmaßnahme, entschieden, „die in vielen Fällen mehr als das ledig- 

lich zur unmittelbaren Folgenbeseitigung Nötige“ zulasse. Dies wurde 

vom Gesetzgeber als notwendig angesehen, um den Interessen des 

Schutzrechtsinhabers Genüge zu tun und den zunehmenden Schutzrechtsverletzungen 

wirksam zu begegnen. 142 

Ferner wurden die Möglichkeiten der Grenzbeschlagnahme erweitert und 

auf alle Schutzrechte des geistigen Eigentums erstreckt mit dem Ziel, den 

grenzüberschreitenden Handel mit schutzrechtsverletzender Ware zu 

unterbinden. 143 Dies bedeutet, dass in- und ausländische Schutzrechtsinhaber 

nun die Möglichkeit haben, nachgeahmte oder gefälschte Ware bei 

der Ein- oder Ausfuhr auf Antrag und gegen Sicherheitsleistung durch 

die Zollbehörden beschlagnahmen zu lassen, sofern ein in der Bundesre- 

publik Deutschland bestehendes Schutzrecht offensichtlich verletzt 

wird. 144 

In strafrechtlicher Hinsicht schließlich hat das Produktpirateriegesetz zu 

einer Vereinheitlichung und Verschärfung der strafrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten 

sowie zur Erweiterung der Einziehungsmöglichkeiten 

geführt. 

Festzuhalten ist abschließend aber vor allem, dass im Hinblick auf die 

prozessuale Durchsetzung dieser neuen Ansprüche keine neuen Regelungen 

getroffen wurden, da verfahrensrechtliche Vorschriften durch das 

141 


142 

Siehe die Begründung für den „Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines 

Gesetzes zur Bekämpfung der Produktpiraterie“ vom 15.06.1989, BT-Drucks. 11/4792, 

S. 15 (27). 

143 

Begründung für den „Gesetzentwurf der Bundesregierung – Entwurf eines Gesetzes 

zur Bekämpfung der Produktpiraterie“ vom 15.06.1989, BT-Drucks. 11/4792, S. 15 

(34). Siehe auch den 1. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 12/4427, S. 10. Vgl. § 28 

WZG, § 111a UrhG, § 14a Abs. 3 GeschmMG, § 142a PatG, § 24a GebrMG, § 9 Abs. 2 

HalblSchG, § 40a SortSchG. 

144 

1. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 12/4427, S. 10; Begründung für den „Gesetzentwurf 

der Bundesregierung – Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Produktpiraterie“ 

vom 15.06.1989, BT-Drucks. 11/4792, S. 15 (35). 

24


Produktpirateriegesetz praktisch nicht geändert wurden. 145 Insbesondere 

die Vorschriften der ZPO blieben von diesem Gesetz unberührt. 

bb) Praktische Auswirkungen 

Die Bundesregierung hat nach Inkrafttreten des Produktpirateriegesetzes 

am 1. Juli 1990 bereits zwei Erfahrungsberichte über die Auswirkungen 

des Gesetzes erstattet, zu deren Vorbereitungen sie mittels eines detaillierten 

Fragebogens jeweils die Stellungnahmen der Landesjustizverwal- 

tungen der 16 Bundesländer sowie zahlreicher am Schutz gegen Produktpiraterie 

interessierter Wirtschaftsverbände und Organisationen eingeholt 

hat. 146 

Im Wesentlichen wurden die Auswirkungen des Produktpirateriegesetzes 

als äußerst positiv bewertet. Die Bundesregierung betonte schon im ersten 

Bericht, dass „sich die neuen Maßnahmen bisher insgesamt bewährt 

haben.“ 147 Während eine abschließende Bewertung jedoch zwei Jahre 

nach Inkrafttreten des Gesetzes noch als zu früh angesehen wurde und 

insbesondere gesicherte Erfahrungen aus der Zivilgerichtsbarkeit noch 

fehlten, 148 bestätigten sich diese Eindrücke mit dem zweiten Produktpirateriebericht 

von 1999. 149 Die Bundesregierung stellte fest, dass „von den 

zur Verfügung gestellten rechtlichen Instrumenten inzwischen rege 

Gebrauch gemacht“ werde, was insbesondere die zivilrechtlichen Ansprüche 

auf Auskunft und Vernichtung betreffe. 150 

Dennoch wurde von vielen Stellungnahmen eine Ergänzung des Aus- 

kunftsanspruches um die Einführung einer Belegvorlagepflicht des Ver- 

145 

Lediglich § 74c Abs. 1 Nr. 1 GVG wurde durch die Nennung der zahlreichen Einzelgesetze 

zum Schutz des geistigen Eigentums ergänzt, und auch die StPO erfuhr nur 

solche Änderungen, vgl. Art. 9, 10 PrPG, BGBl I, S. 422 (432). 

146 


147 


148 


149 

„Bericht über die Auswirkung der durch das Gesetz zur Stärkung des Schutzes des 

geistigen Eigentums und zur Bekämpfung der Produktpiraterie (PrPG) vom 7. März 

1990 (BGBl. I, S. 422) eingeführten neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Schutzrechtsverletzungen 

im Bereich des geistigen Eigentums, insbesondere der Produktpiraterie“ 

vom 10.11.1999 (Im Folgenden: 2. Produktpirateriebericht), BT-Drucks. 14/2111, 

S. 1. 

150 


25


letzers angeregt, die der Gesetzgeber ja ausdrücklich abgelehnt hatte, da 

es dem Rechtsinhaber an einer wirksamen Kontrollmöglichkeit, die mitgeteilten 

Angaben des Verletzers zu prüfen, fehle. Gleichzeitig würden 

dadurch der Überraschungsmoment beim Verletzer besser ausgenutzt und 

Zufallsfunde ermöglicht. 151 

Im Übrigen wurde festgestellt, dass die geänderten Strafvorschriften bislang 

noch nicht zu einer Schärfung des Unrechtsbewusstseins der Täter 

geführt hätten. 152 

Abschließend stellte die Bundesregierung als Ergebnis jedoch fest, dass 

die Ausweitung der Stellungnahmen zeige, dass „das rechtliche Instru- 

mentarium als ausreichend angesehen“ werde. Insoweit bestehe daher 

„kein Handlungsbedarf.“ 153 Wie sich später zeigen wird, entsprach die 

Einschätzung der Europäischen Kommission keineswegs dieser Sichtweise. 

2. Auf europäischer Ebene 

Nahezu seit ihrem Bestehen hat die Europäische Gemeinschaft aktiv versucht, 

die nationalen Rechte ihrer Mitgliedstaaten in Bezug auf den 

Schutz geistigen Eigentums zu harmonisieren, um dadurch den freien 

Waren- und Dienstleistungsverkehr innerhalb Europas zu fördern. Besondere 

Schritte hierbei waren beispielsweise die Einführung der Gemeinschaftsmarke 

154 sowie des Gemeinschaftsmusters und -modells 155 , 

wohingegen man sich auf das vorgeschlagene Gemeinschaftspatent bisher 

noch nicht hat einigen können. 156 

151 

2. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 14/2111, S. 2, 4 f.. 

152 


153 


154 

Verordnung (EG) Nr. 40/94 des Rates vom 20. Dezember 1993 über die Gemeinschaftsmarke 

(ABl. EG Nr. L 11 v. 14.1.1994, S. 1). 

155 

Verordnung (EG) Nr. 6/2002 des Rates vom 12. Dezember 2001 über das Gemeinschaftsgeschmacksmuster 

(ABl. EG Nr. L 3 v. 5.1.2002, S. 1). 

156 

Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 2004, S. 65; Hilgers/Elfring, 

Geistiges Eigentum, http://www.bundestag.de/bic/analysen/2006/Geistiges_Eigentum. 

pdf. 

26


Während also hinsichtlich des materiellen Schutzes des geistigen Eigentums 

bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen wurden und eine Rechtsangleichung 

in weiten Teilen schon erzielt werden konnte, 157 bestanden 

im Hinblick auf die formelle Durchsetzbarkeit dieses Schutzes nach wie 

vor maßgebliche Unterschiede. Denn die EU hat, wie Dreier anschaulich 

formuliert, „eine Harmonisierung der Rechtsfolgen der Verletzung von 

Schutzrechten des geistigen … bislang nur punktuell ins Auge gefaßt.“ 158 

Ein Bereich dieser Harmonisierungen wurde allerdings mit den Verordnungen 

über die Gemeinschaftsmarke und das Gemeinschaftsgeschmacksmuster 

eingeführt. Denn beide Verordnungen enthalten Vorschriften 

über „Zuständigkeit und Verfahren für Klagen, die Gemeinschaftsmarken 

(bzw.) Gemeinschaftsgeschmacksmuster betreffen“. 159 

Hier wird beispielsweise vorgeschrieben, dass die Mitgliedstaaten spezielle 

Gerichte benennen müssen, die die ihnen durch diese Verordnungen 

zugewiesenen Aufgaben wahrnehmen. 160 Außerdem sehen beide 

Verordnungen für den Fall von Rechtsverletzungen die Möglichkeit einer 

Unterlassungsklage 161 sowie den Erlass einstweiliger Maßnahmen 162 vor. 

Allerdings verweisen beide Verordnungen zur Sicherstellung dieser 

Maßnahmen jeweils auf das nationale Recht der Mitgliedstaaten, das also 

nach wie vor unterschiedlich sein kann und wird. Darüber hinaus gilt für 

157 

Beispielsweise genannt seien die folgenden Richtlinien: Richtlinie 91/250/EWG des 

Rates über den Rechtsschutz von Computerprogrammen vom 14. Mai 1991 (ABl. EG 

Nr. L 122 v. 17.5.1991, S. 42); Richtlinie 93/83/EWG des Rates zur Koordinierung 

bestimmter urheber- und leistungsschutzrechtlicher Vorschriften betreffend Satellitenrundfunk 

und Kabelweiterverbreitung vom 27. September 1993 (ABl. EG Nr. L 248 v. 

6.10.1993, S. 15); Richtlinie 93/98/EWG des Rates zur Harmonisierung der Schutzdauer 

des Urheberrechts und bestimmter verwandter Schutzrechte vom 29. Oktober 1993 

(ABl. EG Nr. L 290 v. 24.11.1993, S. 9); Richtlinie 96/9/EG des Europäischen Parlaments 

und des Rats über den rechtlichen Schutz von Datenbanken vom 11. März 1996 


und des Rates zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des Urheberrechts und 

der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft vom 22. Mai 2001 (ABl. 

EG Nr. L 167 v. 22.6.2001, S. 10). 

158 


RInt 1996, S. 205 (206). 

159 

Titel X der GemeinschaftsmarkenVO, Titel IX der GemeinschaftsgeschmacksmusterVO. 

160 

Art. 91 GemeinschaftsmarkenVO, Art. 80 GemeinschaftsgeschmacksmusterVO. 

161 

Art. 98 Abs. 1 GemeinschaftsmarkenVO, Art. 89 Abs. 1 (a) GemeinschaftsgeschmacksmusterVO. 

162 

Art. 99 GemeinschaftsmarkenVO, Art. 90 GemeinschaftsgeschmacksmusterVO. 

27


alle anderen Sanktionen ebenfalls das Recht des jeweiligen Mitgliedstaats, 

„in dem die Verletzungshandlungen begangen worden sind oder 

drohen.“ 163 Insofern kommt hier also die nur „punktuelle“ Regelung der 

EU besonders deutlich zum Ausdruck. 

Weitere „punktuelle“ Regelungen finden sich in der Richtlinie über irreführende 

Werbung 164 , die den Mitgliedstaaten einen Unterlassungsanspruch 

zwingend vorschrieb, der auch im einstweiligen Verfahren gel- 

tend gemacht werden können musste. Außerdem waren hier Beweisregeln 

hinsichtlich der Richtigkeit werblicher Tatsachenbehauptungen vorgegeben 

worden. 165 Allgemeine Vorschriften zur Angleichung der zivilprozessualen 

Verfahren der Mitgliedstaaten im Hinblick auf den Schutz 

geistigen Eigentums lassen sich hier jedoch gleichfalls nicht finden. 

Von besonderer Bedeutung für die Rechtsfolgen der Verletzung geistigen 

Eigentums war weiterhin der Erlass der „Verordnung (EWG) Nr. 3842/86 

des Rates vom 1. Dezember 1986 über Maßnahmen zum Verbot der Überführung 

nachgeahmter Waren in den zollrechtlich freien Verkehr“ 166 , 

wobei die EU hier vor allem deshalb tätig wurde, weil die in dieser Verordnung 

getroffenen Maßnahmen die Außengrenzen der Gemeinschaft 

betrafen und daher im Rahmen der gemeinsamen Handelspolitik nur gemeinschaftsweit 

erlassen werden konnten. 167 Man konzentrierte sich also 

163 

Art. 98 Abs. 2 GemeinschaftsmarkenVO, Art. 89 Abs. 1 (d) GemeinschaftsgeschmacksmusterVO. 

164 

Richtlinie 84/450/EWG des Rates vom 10.9.1984 zur Angleichung der Rechts- und 

Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über irreführende Werbung (ABl. EG Nr. 

L 250 v. 19.9.1984, S. 17), geändert durch die Richtlinie 97/55/EG des Europäischen 

Parlaments und des Rates vom 6. Oktober 1997 zur Änderung der Richtlinie 

84/450/EWG über irreführende Werbung zwecks Einbeziehung der vergleichenden 

Werbung (ABl. EG Nr. L 290 v. 23.10.1997, S. 18). Diese Richtlinie wiederum tritt am 

12. Dezember 2007 außer Kraft und wird ersetzt durch die Richtlinie 2006/114/EG des 

Europäischen Parlaments und des Rates über irreführende und vergleichende Werbung 

(kodifizierte Fassung) vom 12. Dezember 2006 (ABl. EU Nr. L 376 v. 27.12.2006, S. 

21.) 

165 


RInt 1996, S. 205 (207). 

166 

ABl. EG Nr. L 357 v. 18.12.1986, S. 1. Diese Verordnung wurde erneuert und in 

ihrem Anwendungsbereich insb. auf das Urheberrecht erweitert durch die Verordnung 

(EG) Nr. 3295/94 vom 22.Dezember 1994 (ABl. EG Nr. L 341 v. 30.12.1994, S. 8), 

sog. „Produktpiraterieverordnung“. 

167 


RInt 1996, S. 205 (206). 

28


in erster Linie darauf, Piraterieware bereits an den Außengrenzen Europas 

abzuwehren, um zu verhindern, dass sie überhaupt in den Marktkreislauf 

der Gemeinschaft gelangen konnten. 168 Die hierdurch geregelten 

Maßnahmen wurden in neuerer Zeit ergänzt durch die „Verordnung (EG) 

Nr. 1383/2003 des Rates vom 22. Juli 2003 über das Vorgehen der Zollbehörden 

gegen Waren, die im Verdacht stehen, bestimmte Rechte geistigen 

Eigentums zu verletzen, und die Maßnahmen gegenüber Waren, die 

erkanntermaßen derartige Rechte verletzen“ 169 . Diese Verordnung war 

das Ergebnis des jährlichen statistischen Berichts von 2001, der einen 

neunfachen Anstieg der Anzahl gefälschter Produkte aufzeigte, die in der 

Zeit von 1998 bis 2001 die europäischen Grenzen überquert hatten. 170 

„Um das Funktionieren des Systems zu verbessern“ 171 , wurde daher die 

vorgenannte Verordnung erlassen. Festzuhalten ist aber auch hier, dass 

damit von der EU nach wie vor keine Vorschriften erlassen wurden, die 

die zivilprozessuale Durchsetzbarkeit der Rechte zum Schutz des geistigen 

Eigentums innerhalb des europäischen Binnenmarkts betreffen. 

Abschließend ist allerdings anzumerken, dass die Zurückhaltung der EU 

nicht zwingend an ihrer fehlenden Kompetenz liegen muss. Art. 94 EGV 

bestimmt nämlich, dass eine Kompetenz der EU zur Harmonisierung der 

unterschiedlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten 

dann gegeben ist, wenn diese sich „unmittelbar auf die Errichtung 

oder das Funktionieren des Gemeinsamen Marktes auswirken.“ Hiervon 

erfasst sind auch die Vorschriften der Rechtsdurchsetzung. Insofern kann 

mit Dreier nur vermutet werden, dass die EU aufgrund der Vielzahl nati- 

onaler Verfahrensregeln bis zum Erlass der Richtlinie 2004/48/EG gerade 

diese unmittelbaren Auswirkungen auf die Errichtung oder das Funktionieren 

des Gemeinsamen Marktes nicht als gegeben angesehen hat- 

168 

Harte-Bavendamm, Der Richtlinienvorschlag zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums, in: FS Tilmann, 2003, S. 793 (795). 

169 

Sog. „Grenzbeschlagnahmeverordnung“, ABl. EU Nr. L 196 v. 2.8.2003, S. 7. Die 

Verordnung (EG) Nr. 3295/94 wurde gemäß Art. 24 der neuen Verordnung mit Wirkung 

vom 1. Juli 2004 aufgehoben. 

170 


171 Erwägungsgrund (1) der Verordnung (EG) Nr. 1383/2003. 

29


te. 172 Mithin fehlte auf europäischer Ebene bisher eine einheitliche Gesetzgebung 

zur Rechtsdurchsetzung, die in horizontaler Art und Weise 

für alle erdenklichen Rechte des geistigen Eigentums gilt. 173 

3. Auf internationaler Ebene 

Von herausragender Wichtigkeit für die Rechtsdurchsetzung ist zudem 

die Kooperation der verschiedenen Staaten auf internationaler Ebene. 

Insbesondere im Zeitalter des Internets sind internationale Abkommen 

praktisch unabdingbar, denn die Besonderheit des Internet liegt ja gerade 

darin, dass es international ist. 174 Seine Globalität und die Unkörperlichkeit 

der hier verbreiteten Informationen führen zu einem erheblichen 

Machtverlust der Territorialstaaten in diesem Sozialraum. Denn die Tat- 

sache, dass die Rechtsordnungen der einzelnen Staaten grundsätzlich nur 

auf die nationalen Territorien beschränkt sind, bewirkt ein hohes Defizit 

bei der Rechtsdurchsetzung, dem die einzelnen Staaten nur im Wege internationaler 

Zusammenarbeit begegnen können. 175 

a) Frühere internationale Abkommen 

Aber auch schon bevor das Internet seinen großen Aufschwung erlebte, 

ja überhaupt entstanden war, 176 wurden zum effektiveren Schutz der 

Rechte des geistigen Eigentums internationale Abkommen geschlossen. 

Das in dieser Hinsicht bedeutsamste Abkommen ist die „Berner Übereinkunft 

zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst“ vom 9. September 

1886, revidiert in Paris im Jahr 1971. 177 Sie ist ein mehrseitiger 

völkerrechtlicher Vertrag, dem inzwischen alle kulturell wichtigen Staa- 

172 


RInt 1996, S. 205 (207). 

173 

Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 2004, S. 65. 

174 Fechner, Medienrecht, 2007, Rn. 1450. 

175 Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung?, MMR 2002, S. 67 (70); 

Haug, Grundwissen Internetrecht, 2005, Rn. 5. 

176 Zur Entstehungsgeschichte des Internet und zur Entwicklung des Internetrechts siehe 

z.B. Lloyd, Information Technology Law, 2004, S. 1-26. 

177 Im Folgenden: Revidierte Berner Übereinkunft (RBÜ). 

30


ten angehören 178 und durch den sich die vertragsschließenden Staaten zu 

einem Staatenverband mit eigener Rechtspersönlichkeit zusammengeschlossen 

haben, um einen effektiven internationalen Schutz des Urheberrechts 

zu erreichen. 179 Dieses Ziel wird zum einen durch den sog. 

Grundsatz der Inländerbehandlung 180 erreicht, welcher besagt, dass die 

Urheber in den Mitgliedsländern denselben Schutz genießen wie ein inländischer 

Urheber. Da die Revidierte Berner Übereinkunft die Urheber 

nicht im Ursprungsland ihres Werkes schützt, gilt prinzipiell, dass bei 

Handlungen auf deutschem Territorium das deutsche Urheberrecht und 

bei Handlungen in einem anderen Mitgliedsland der Übereinkunft das 

Urheberrecht des jeweiligen Staates anzuwenden ist. 181 Zum anderen 

gewährt die Revidierte Berner Übereinkunft dem Urheber einen Mindest- 

schutz, auf den dieser sich berufen kann, wenn das nationale Schutzrecht 

nicht ausreicht, damit in allen Mitgliedsländern eine möglichst gleichmäßige 

Behandlung von schutzfähigen Werken erreicht wird. 182 

Da die Revidierte Berner Übereinkunft nur für das Urheberrecht gilt, 

nicht jedoch auch für die verwandten Schutzrechte, wurden für diese eigene 

Vereinbarungen geschlossen, 183 allen voran das „Internationale 

Abkommen über den Schutz der ausübenden Künstler, der Hersteller von 

Tonträgern und der Sendeunternehmen“ 184 vom 26. Oktober 1961. Das 

für den gewerblichen Rechtsschutz maßgebende 185 Abkommen ist die 

„Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigen- 

178 Eine Auflistung der Mitgliedstaaten ist abrufbar unter http://www.wipo.int/treaties 

/en/ShowResults.jsp?country_id=ALL&start_year=ANY&end_year=ANY&search_wh 

at=C&treaty_id=15. Nachdem auch die USA der RBÜ beigetreten sind, hat das ihretwegen 

nach dem 2. Weltkrieg abgeschlossene Welturheberrechtsabkommen weitgehend 

an Bedeutung verloren; vgl. Rehbinder, Urheberrecht, 2006, Rn. 989. 

179 Rehbinder, Urheberrecht, 2006, Rn. 984. 

180 Auch Assimilationsprinzip genannt. 

181 

Steckler, Grundzüge des IT-Rechts, 2006, S. 323 f.; Rehbinder, Urheberrecht, 2006, 

Rn. 985. Vgl. auch Art. 5 Abs. 1, 3 RBÜ. 

182 

Steckler, Grundzüge des IT-Rechts, 2006, S. 324; Rehbinder, Urheberrecht, 2006, 

Rn. 988. 

183 

Für weitere internationale Abkommen siehe die beispielhafte Auflistung bei Steckler, 

Grundzüge des IT-Rechts, 2006, S. 325 f. 

184 

Im Folgenden: Rom-Abkommen. 

185 

Weitere Abkommen im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes sind aufgezählt bei 

Elfring, Geistiges Eigentum in der Welthandelsordnung, 2006, S. 40 ff. 

31


tums“ 186 vom 20. März 1883, das unter anderem die Mitgliedsländer zur 

Gewährung eines wirksamen Schutzes gegen den unlauteren Wettbewerb 

verpflichtet. 187 

All diese internationalen Abkommen haben gemeinsam, dass sie vom 

Grundsatz der Inländerbehandlung ausgehen und einen Mindestschutz 

garantieren. 188 Vor allem aber stellen sie lediglich Regeln und Prinzipien 

in Bezug auf den materiellen Schutz des geistigen Eigentums auf. Vor- 

schriften für die formelle Rechtsdurchsetzung lassen sich hier jedoch 

kaum 189 finden. 190 Die Ausgestaltung der privaten Rechtsdurchsetzung 

war demnach weitgehend den einzelnen Territorialstaaten überlassen. 

Und selbst wenn die nationalen Gesetze diesbezügliche Vorschriften be- 

reits vorsahen, war die Rechtsdurchsetzung auf internationaler Ebene 

doch ungewiss. 191 

b) Das TRIPS-Übereinkommen von 1994 

Eine grundlegende Änderung dieser Rechtslage brachte das „Übereinkommen 

über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums“ 

192 vom 15. April 1994. Dieses hat einen ganzen Teil – „Teil III. 

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums“ – allein der zivil- 

rechtlichen Rechtsdurchsetzung gewidmet und brachte dadurch im Vergleich 

mit den übrigen internationalen Abkommen eine wesentliche Neuerung 

mit sich. Während das TRIPS-Übereinkommen also einerseits inhaltlich 

neben den anderen Abkommen steht, indem es in seinem zweiten 

186 

Im Folgenden: PVÜ. 

187 

Hefermehl/Köhler/Bornkamm - Köhler, Wettbewerbsrecht, 2007, Einl. Rn. 5.2. 

188 

Rehbinder, Urheberrecht, 2006, Rn. 994 ff.; Hefermehl/Köhler/Bornkamm - Köhler, 

Wettbewerbsrecht, 2007, Einl. Rn. 5.2. 

189 

Die RBÜ enthält lediglich in Art. 15 eine Urhebervermutung und damit eine Beweiserleichterung 

und in Art. 16 eine Vorschrift zur Beschlagnahme rechtswidrig hergestellter 

Werkstücke. Eine ähnliche Regelung enthält Art. 9 PVÜ. 

190 


RInt 1996, S. 205 (206); Fromm-Russenschuck/Duggal, WTO und TRIPs, 2004, S. 89; 

von Bogdandy, Zum Schutz geistigen Eigentums nach dem Hermès-Urteil, NJW 1999, 

S. 2088. 

191 

Elfring, Geistiges Eigentum in der Welthandelsordnung, 2006, S. 42 f. 

192 

Im Folgenden: TRIPS-Übereinkommen. Es gehört zu den für alle Mitgliedstaaten der 

Welthandelsorganisation verbindlichen Verträgen und trat am 1. Januar 1995 in Kraft; 

vgl. Hilgers/Elfring, Geistiges Eigentum, http://www.bundestag.de/bic/analysen/2006/ 

Geistiges_Eigentum.pdf, S. 2. 

32


Teil materielle Voraussetzungen für den Schutz geistigen Eigentums 

normiert und dabei teilweise auf die früheren Abkommen verweist, geht 

es andererseits insofern über diese Vorbilder hinaus, als es Rechtsschutzmechanismen 

auf nationaler Ebene vorschreibt, die die Vertrags- 

staaten zum Schutze der Rechtsinhaber bereitzuhalten haben. Dies bewirkt, 

dass die bisherige entscheidende Lücke zwischen dem materiellem 

Schutzanspruch und seiner Durchsetzung nunmehr geschlossen wurde. 193 

Die Regelungen über die Rechtsdurchsetzung sind in fünf Abschnitte 

unterteilt: Im ersten Abschnitt, der nur aus Art. 41 TRIPS besteht, werden 

die allgemeinen Pflichten festgelegt. Diese Grundprinzipien der 

Rechtsdurchsetzung dienen als Grundlage für die gesamten Durchset- 

zungsregeln 194 und sind vor allem in Art. 41 Abs. 2 TRIPS statuiert. 

Hiernach müssen die Verfahren „fair und gerecht sein“ und dürfen sie 

„nicht unnötig kompliziert oder kostspielige sein und keine unangemessenen 

Fristen oder ungerechtfertigten Verzögerungen mit sich bringen.“ 

Wesentlich ist die grundsätzliche Verpflichtung der Mitgliedstaaten zur 

Gewährung wirksamer Mittel zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums, die jedoch gleichzeitig weder Barrieren für den rechtmäßigen 

Handel errichten noch zu Missbrauch Anlass geben dürfen. 195 Diese 

Grundsätze werden auch später bei der Richtlinie 2004/48/EG von Bedeutung 

sein. 196 

Abschnitt 2 des dritten Teils normiert in den Artikeln 42 bis 49 TRIPS 

die Grundsätze für Zivil- und Verwaltungsverfahren sowie die Rechtsbe- 

helfe, wobei als wichtigste Voraussetzung gemäß Art. 42 TRIPS festgelegt 

ist, dass die Mitgliedstaaten den Rechtsinhabern überhaupt zivilprozessuale 

Verfahren für die Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums 

zur Verfügung stellen müssen. Darüber hinaus finden sich in den 

193 

Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 50 TRIPS, in: Ehlers/Wolffgang/Pünder 

(Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen Schutzes geistigen 

Eigentums, 2002, S. 189 (190). 

194 

Fromm-Russenschuck/Duggal, WTO und TRIPs, 2004, S. 90. 

195 


RInt 1996, S. 205 (206). 

196 

Siehe unten S. 70. 

33


folgenden Artikeln Vorschriften über das Beweisverfahren, Unterlassungsanordnungen, 

Schadensersatzansprüche, Auskunftsrechte und sonstige 

Rechtsbehelfe. 197 

Im 3. Abschnitt werden in Art. 50 TRIPS die einstweiligen Maßnahmen 

geregelt. Da gerade im Bereich des geistigen Eigentums die Schnelligkeit 

der Rechtsdurchsetzung maßgeblich zur Effektivität des Schutzes beiträgt, 

198 sind die Vorschriften über den einstweiligen Rechtsschutz von 

herausragender Bedeutung. 199 Auch hierbei ist zunächst die in Abs. 1 

normierte grundsätzliche Befugnis der Gerichte, einstweilige Maßnahmen 

anzuordnen, insbesondere aus Sicht der Industrieländer als einer der 

wichtigsten Regelungspunkte im TRIPS-Übereinkommen anzusehen. 200 

Abschnitt 4 des dritten Teils bestimmt in den Artikeln 51 bis 60 TRIPS 

ausführlich die besonderen Erfordernisse bei Grenzmaßnahmen, während 

Abschnitt 5 wiederum nur aus einer Vorschrift besteht, nämlich Art. 61 

TRIPS, welcher Strafverfahren für Fälle der vorsätzlichen Nachahmung 

von Markenwaren oder der vorsätzlichen Produktpiraterie vorsieht. 

Insgesamt kann demnach zusammengefasst werden, dass hier zum ersten 

Mal „ein System von Durchsetzungsnormen, die spezifisch für den Schutz 

von IP-Rechten notwendige Regelungen beinhalten“ 201 , geschaffen wurde. 

Allerdings wirkte sich dieses System nur langsam auf die deutsche 

Rechtspraxis aus. Denn laut dem 2. Produktpirateriebericht der Bundesregierung 

aus dem Jahr 1999 konnten Beobachtungen, „dass sich die 

Vorschriften des TRIPS-Übereinkommens … bereits positiv auf das all- 

197 

Auf die Einzelheiten dieser und auch der nachfolgenden TRIPS-Vorschriften wird, 

soweit es erforderlich ist, im Zusammenhang mit den entsprechenden Regelungen der 

Richtlinie 2004/48/EG eingegangen werden. 

198 

Siehe oben, S. 12 f. 

199 

Vgl. hierzu ausführlich Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 50 TRIPS, 

in: Ehlers/Wolffgang/Pünder (Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen Schutzes geistigen 

Eigentums, 2002, S. 189 (190). 

200 

Fromm-Russenschuck/Duggal, WTO und TRIPs, 2004, S. 92; Hilgers/Elfring, Geistiges 

Eigentum, http://www.bundestag.de/bic/analysen/2006/Geistiges_Eigentum. pdf, 

S. 2. 

201 

Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 50 TRIPS, in: Ehlers/Wolffgang/Pünder 


Eigentums, 2002, S. 189 (191). 

34


gemeine Bewusstsein zur Stärkung und zum Schutz des geistigen Eigentums 

sowie zur Bekämpfung der Produktpiraterie ausgewirkt haben,“ 

bislang noch nicht gemacht werden. Besonders für „mittelständische Unternehmen 

sei das Kostenrisiko der Verfolgung einer Schutzrechtsverlet- 

zung, insbesondere im Ausland, auch wenn dort Schutzrechte eingetragen 

seien, so hoch, dass von einer Klage meist abgesehen werde.“ 202 In 

Bezug auf das nationale Zivilprozessrecht ist festzuhalten, dass die ZPO 

den Anforderungen des TRIPS zwar bereits weitgehend, wenn auch nicht 

vollständig entsprach. 203 Die unmittelbare Anwendbarkeit der TRIPS- 

Vorschriften im deutschen Recht ist jedoch umstritten, 204 so dass eine 

legislative Änderung der ZPO durch den Gesetzgeber wünschenswert 

gewesen wäre. Dieser hat eine solche jedoch für nicht erforderlich gehal- 

ten, da er der Ansicht war, dass das deutsche Recht den Anforderungen 

des TRIPS weitestgehend entspreche. 205 In den Fällen, in denen dieses 

allerdings nicht der Fall ist, sollten die geltenden Vorschriften der ZPO 

demnach zumindest TRIPS-konform ausgelegt werden. 206 

C. Die Richtlinie 2004/48/EG 

Die „Richtlinie 2004/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates 

vom 29. April 2004 zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigen- 

tums“ 207 ist somit das erste europäische Instrument, das die Rechtsdurchsetzung 

im Bereich des geistigen Eigentums zum Inhalt hat. Um ein bes- 

202 

2. Produktpirateriebericht, BT-Drucks. 14/2111, S. 12. Zu den späteren, insbesondere 

auch internationalen Entwicklungen siehe Straus, TRIPs, TRIPs-plus oder TRIPsminus 

– Zur Zukunft des internationalen Schutzes des geistigen Eigentums, in: FS 

Schricker, 2005, S. 197 ff. 

203 

Dies betraf insbesondere die Regelungen zum einstweiligen Rechtsschutz, vgl. Dreier, 

TRIPS und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums, GRURInt 1996, 

S. 205 (217); Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 50 TRIPS, in: Ehlers/Wolffgang/Pünder 


Eigentums, 2002, S. 189 (205 f.); von Bogdandy, Zum Schutz geistigen Eigentums nach 

dem Hermès-Urteil, NJW 1999, S. 2088 (2089 f.). 

204 

Ablehnend Elfring, Geistiges Eigentum in der Welthandelsordnung, 2006, S. 153 ff.; 

a.A. Groh/Wündisch, Die Europäische Gemeinschaft und TRIPS: Hermès, Dior und die 

Folgen, GRURInt 2001, S. 497 (503). 

205 

BT-Drucks. 12/7655 (neu), S. 345. 

206 

Vgl. Tilman/Schreibauer, Beweissicherung vor und im Patentverletzungsprozess, in: 

FS Erdmann, 2002, S. 901 (912 f.); Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 

50 TRIPS, in: Ehlers/Wolffgang/Pünder (Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen 

Schutzes geistigen Eigentums, 2002, S. 189 (205). 

207 

Oben Fn. 22. 

35


seres Verständnis dieses Inhalts zu ermöglichen, sollen im Folgenden 

zunächst Entstehungsgeschichte, Zielsetzung, Anwendungsbereich und 

Struktur der Richtlinie beleuchtet werden, bevor in einem späteren materiellen 

Teil die einzelnen Regelungen erörtert werden. 

I. Entstehungsgeschichte 

Für einen Akt des sekundären Gemeinschaftsrechts ist die Richtlinie insgesamt 

zügig entworfen, beraten und verabschiedet worden. Trotzdem 

kam sie aber insofern nicht völlig überraschend, als die EU sich bereits 

seit vielen Jahren dem Bereich des geistigen Eigentums angenommen 

hatte. 208 Und insbesondere die innereuropäische Bekämpfung der Produktpiraterie 

war seit dem Jahr 1998 ein erklärtes Ziel der Kommissi- 

on. 209 Die Entwicklung des Projekts von der Zielsetzung bis hin zu der 

verabschiedeten Richtlinie soll im Folgenden kurz nachgezeichnet werden. 

1. Das Grünbuch der Kommission 

Am 15. Oktober 1998 legte die Europäische Kommission in Brüssel ein 

„Grünbuch zur Bekämpfung von Nachahmungen und Produkt- und 

Dienstleistungspiraterie im Binnenmarkt“ 210 vor. In diesem Grünbuch 

stellte die Kommission zunächst die wirtschaftlichen Auswirkungen der 

Produktpiraterie dar, 211 die – ihrer Auffassung nach – vor allem das reibungslose 

Funktionieren des Binnenmarktes beeinträchtigten. Dabei geht 

die Kommission davon aus, dass die bestehenden einzelstaatlichen Divergenzen 

in der Rechtsverfolgung von Produktpiraten bewusst ausge- 

nutzt würden, was zu Handelsverlagerungen und Wettbewerbsverzerrungen 

führe. Außerdem verlören die Marktteilnehmer aufgrund der Pro- 

208 Siehe hierzu auch oben, S. 27 ff. 

209 

Vgl. Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des 

geistigen Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 Fn. 2. 

210 

KOM (98) 569 endg., im Internet abrufbar unter http://ec.europa.eu/internal_market/ 

indprop/docs/piracy/greenpaper_de.pdf. 

211 

Hiernach machten Nachahmungen kostenmäßig 5-7 % des Welthandels aus und 

gingen in der Gemeinschaft jährlich 100.000 Arbeitsplätze verloren. Hinzu kämen Gefährdungen 

der öffentlichen Gesundheit und Sicherheit; vgl. S. 4 des Grünbuchs, KOM 

(98) 569 endg. 

36


duktpiraterie ihr Vertrauen in den Binnenmarkt, so dass die Investitionen 

in Innovation und Kreativität in den Unternehmen gebremst würden. 212 

Da sich die bisherigen europäischen Initiativen zur Bekämpfung dieses 

Phänomens „hauptsächlich auf den Schutz der Außengrenzen“ bezogen 

hätten 213 und jene aber angesichts des rasanten Anstiegs der Produktpiraterie 

nicht ausreichten, um „die Ausweitung dieser Erscheinung in den 

Griff zu bekommen“, 214 kündigte die Kommission hier bereits eine „Ge- 

meinschaftsinitiative“ an, „die gegebenenfalls horizontal auszurichten 

wäre, … um innerhalb des Binnenmarkts die Mittel zur Wahrung dieser 

Eigentumsrechte zu verstärken.“ 215 Ausgehend von den Grundsätzen des 

TRIPS-Übereinkommens sollte auf den bestehenden Regelungen aufge- 

baut und eine weitergehende Harmonisierung erreicht werden, sog. 

TRIPS-Plus-Ansatz. 216 Damit war die Grundkonzeption der später erlassenen 

Richtlinie 2004/48/EG vorgegeben. 

Bemerkenswert ist hier vor allem der Sinneswandel der Kommission, der 

sich darin äußerte, dass sie mithilfe dieses Grünbuchs die öffentliche, 

politische und rechtliche Diskussion zu einem breiteren Ansatz des 

Schutzes des geistigen Eigentums hin lenkte. 217 Dieser neuen Perspektive 

lag die Erkenntnis zugrunde, dass Nachahmungen und Produktpiraterie 

nicht nur in Drittstaaten, sondern auch „innerhalb der Gemeinschaft 

selbst ihren Ursprung haben können“ 218 , so dass die Maßnahmen an den 

Außengrenzen der EU für einen effektiven Schutz des europäischen Binnenmarktes 

vor gefälschten Produkten nicht mehr ausreichen können. 

212 

S. 5 des Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. 

213 

Hiermit ist in erster Linie die Verordnung (EG) Nr. 3295/94 gemeint; vgl. S. 6 des 

Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. Siehe hierzu auch oben, S. 28. 

214 


215 


216 

McGuire, Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der Richtlinie 

2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15. 

217 



218 


37


2. Reaktionen auf das Grünbuch 

In den folgenden Monaten stieß das Grünbuch der Kommission im Wesentlichen 

auf positive Resonanz. Bei der Kommission trafen zahlreiche 

Stellungnahmen aus den betroffenen Kreisen ein, zusätzlich fanden An- 

hörungen statt, die im Ergebnis die Einschätzung der Kommission bestätigten, 

dass sich die nationalen Unterschiede im Hinblick auf die Sanktionsregelungen 

der Mitgliedstaaten „negativ auf das reibungslose Funktionieren 

des Binnenmarktes“ auswirkten. 219 Bereits im Februar 1999 gab 

der Wirtschafts- und Sozialausschuss seine Stellungnahme ab, in welcher 

ausdrücklich die „Initiative der Kommission, eine breit angelegte Debatte“ 

über das Problem in Gang zu bringen, begrüßt wurde. 220 Der Ausschuss 

beklagte, dass die „Schaffung eines wirklich europäischen Rechts- 

instrumentariums zum Schutz des geistigen Eigentums … so lange auf 

sich warten“ lasse, 221 und forderte einen einheitlichen Schutz „aller 

Formen des geistigen Eigentums“. 222 

Denselben Zuspruch erhielt die Kommission von Seiten des Parlaments, 

welches in seiner Entschließung vom 4. Mai 2000 223 von der Kommission 

bei der Bekämpfung der Produktpiraterie die Zugrundelegung von 

einem „allgemeinen und koordinierten Ansatz“ forderte, „der einen prä- 

ventiven und einen repressiven Aspekt beinhaltet und sich durch Entschlossenheit 

und Einheitlichkeit auszeichnet“. 224 

Ende November 2000 verfasste die Kommission schließlich noch die 

„Folgemaßnahmen“ zum Grünbuch 225 , mit denen die Notwendigkeit ei- 

219 

So die Angaben der Kommission in der Begründung des RL-Vorschlags, KOM 

(2003) 46 endg., S. 4. 

220 

S. 1 der Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialausschusses zum „Grünbuch zur 

Bekämpfung von Nachahmungen und Produkt- und Dienstleistungspiraterie im Binnenmarkt“ 

vom 24.2.1999 (ABl. EG Nr. C 116, v. 28.4.1999, S. 35). 

221 

Ebenda, S. 38. 

222 

Ebenda, S. 39 

223 

Entschließung des Europäischen Parlaments zu dem Grünbuch der Kommission zur 

Bekämpfung von Nachahmungen und Produkt- und Dienstleistungspiraterie im Binnenmarkt 

vom 4.5.2000 (ABl. EG Nr. C 41 v. 7.2.2001), S. 56. 

224 


225 

Folgemaßnahmen zum Grünbuch der Kommission zur Bekämpfung von Nachahmungen 

und Produkt- und Dienstleistungspiraterie im Binnenmarkt vom 30.11.2000 

38


nes verschärften und schnellen Einschreitens gegen die Ausweitung der 

Produktpiraterie nochmals bestätigt wurde. Aus diesem Grund werde die 

Kommission als Sofortmaßnahme den Vorschlag für eine Richtlinie vorlegen, 

„mit der die Mittel zur Durchsetzung der Rechte an geistigem Ei- 

gentum verbessert und ein allgemeiner Rahmen für den Informationsaustausch 

und die Verwaltungszusammenarbeit abgesteckt werden sollen.“ 

226 Indem die Kommission zusätzlich noch ausführte, dass diese 

Richtlinie inhaltlich Verbesserungen des durch das TRIPS- 

Übereinkommen eingeführten Mindestschutzes herbeiführen sollte, 227 

waren Umfang und Inhalt der zukünftigen Richtlinie im Wesentlichen 

festgelegt. 

3. Der Richtlinienvorschlag 

Diesen Vorgaben folgend legte die Kommission am 30. Januar 2003 

dann den „Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments 

und des Rates über die Maßnahmen und Verfahren zum Schutz der Rech- 

te an geistigem Eigentum“ 228 vor. 

a) Rechtsgrundlage 

Entsprechend der bereits im Grünbuch dargelegten Ausführungen be- 

gründete die Kommission den Vorschlag für die Richtlinie in erster Linie 

mit dem Anliegen, den europäischen Binnenmarkt vor Wettbewerbsverzerrungen 

und sonstigen Folgen wie z.B. Arbeitsplatzverlusten zu schützen, 

die durch die zunehmende Herstellung und den Vertrieb von Piraterieware 

entstehen. Unter Berufung auf die Rechtsprechung des EuGH 229 

stützte die Kommission ihr Harmonisierungsvorhaben auf Art. 95 EGV, 

KOM (2000) 789 endg., im Internet abrufbar unter http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/site/de/com/2000/com2000_0789de01.pdf. 

226 

Ebenda, S. 2 (Nr. 1). Diese Mitteilung der Kommission wurde vom Wirtschafts- und 

Sozialausschuss in einer „ergänzenden Stellungnahme“ vom 30.5.2001 ausdrücklich 

befürwortet, vgl. ABl. EG Nr. C 221 v. 7.8.2001, S. 20, insb. 21. 

227 

Ebenda, S. 6 (Nr. 13). 

228 

KOM (2003) 46 endg., im Internet abrufbar unter http://eur-lex.europa.eu/LexUri 

Serv/site/de/com/2003/com2003_0046de01.pdf. Im Folgenden: RL-Vorschlag. 

229 

Urteil v. 28.4.1998 in der Rechtssache C-306/96 (Javico gegen Yves Saint Laurent), 

Slg. 1998, S. I-1983, Rn. 25; Urteil v. 9.10.2001 in der Rechtssache C-377/98 (Königreich 

der Niederlande gegen Europäisches Parlament und Rat der Europäischen Union), 

Slg. 2001, S. I-7079. 

39


da die Vereinheitlichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften in 

Bezug auf die Maßnahmen zum Schutz der Rechte des geistigen Eigentums 

erst zur Vollendung des Binnenmarkts führe. 230 Außerdem seien 

auch schon andere Richtlinien zur Angleichung der Regelungen im Be- 

reich des geistigen Eigentums, insbesondere im Hinblick auf den materiellen 

Schutz, auf Basis derselben Rechtsgrundlage erlassen worden. 231 

Daher sei es nur folgerichtig, Art. 95 EGV nun auch als Grundlage für 

diejenige Richtlinie heranzuziehen, die die Harmonisierung der Durchsetzung 

dieser Schutzrechte gewährleisten solle. 232 

In der Literatur wurde bereits nach Veröffentlichung des Richtlinien- 

Vorschlags der Kommission bezweifelt, ob ein solcher Automatismus 

tatsächlich gegeben sei. Im Gegensatz zu einem uneinheitlichen materiellen 

Schutzniveau müssten Abweichungen bei der Rechtsdurchsetzung 

nämlich nicht zwingend eine Einschränkung des freien Waren- und 

Dienstleistungsverkehrs und damit des Binnenmarkts bewirken, wurde 

argumentiert, so dass hier weitere Belege für die Zuständigkeit der 

Kommission für erforderlich gehalten wurden. 233 Nachdem die Richtlinie 

nun aber verabschiedet und in einigen Mitgliedsstaaten auch schon umgesetzt 

worden ist, erscheint es müßig, an dieser Stelle die Zuständigkeit 

der Kommission noch einmal in Frage zu stellen. Interessanter ist vielmehr 

die Frage, ob bei erfolgreicher Umsetzung der Richtlinie auch tatsächlich 

eine Vollendung des Binnenmarktes, wie die Kommission sie 

sich wünscht, eintreten kann. Diese Frage soll aber erst nach einer vollständigen 

Darstellung der Richtlinie und ihren Folgen erörtert werden. 

Die Tatsache, dass die Kommission die Harmonisierung im Wege einer 

Richtlinie vorschlägt, nicht jedoch den Erlass einer Gemeinschaftsver- 

230 

Begründung des RL-Vorschlags, KOM (2003) 46 endg., S. 18. 

231 

Ob dieses Argument allein – ohne die unterstützende Heranziehung der EuGH- 

Rechtsprechung – hier ausreichend wäre, kann dahinstehen. In der Regel jedoch erscheint 

die Begründung „…weil es vorher schon so war…“ wenig überzeugend, wenn 

nicht die Schwelle zum Gewohnheitsrecht überschritten wird. Dieses wiederum behauptet 

die Kommission selbst in dieser Deutlichkeit nicht. 

232 

Begründung des RL-Vorschlags, KOM (2003) 46 endg., S. 18 f. 

233 

Drexl/Hilty/Kur, Vorschlag für eine Richtlinie über die Maßnahmen und Verfahren 

zum Schutz der Rechte am geistigen Eigentum – eine erste Würdigung, GRURInt 2003, 

S. 605 (607). 

40


ordnung – welche ebenfalls auf der Grundlage des Art. 95 Abs. 1 S. 2 

EGV erlassen werden könnte 234 –, begründet sie mit den nationalen Unterschieden 

in den Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten. Die verschiedenen 

Rechtstraditionen müssten bei der Angleichung der Rechtsvorschrif- 

ten berücksichtigt werden. Anders formuliert müsse sich die Harmonisierung 

an den nationalen Vorschriften orientieren, um „wirklich wirksam“ 

zu sein. Eine unmittelbar in allen Mitgliedstaaten anwendbare und die 

spezifischen Besonderheiten nicht berücksichtigende Gemeinschaftsver- 

ordnung könne daher „nicht dazu beitragen, die Lage zufrieden stellend 

zu bereinigen.“ 235 

Dieser Ansatz der Kommission klingt durchaus überzeugend und ist zu 

begrüßen. Dennoch dürfte aber auch eine nicht unwesentliche Rolle gespielt 

haben, dass für den Erlass einer Richtlinie gemäß Art. 251 Abs. 2 

S. 2 EGV nur eine qualifizierte Mehrheit erforderlich war, während der 

Erlass einer entsprechenden Verordnung Einstimmigkeit des Rates vor- 

ausgesetzt hätte. 236 Angesichts der bekanntermaßen widerstreitenden 

Interessen beim Schutz des geistigen Eigentums konnte eine einstimmige 

Entscheidung jedoch kaum erwartet werden, was eine zügige Erledigung 

des Projekts auf jeden Fall gefährdet hätte. 

b) Arbeitsweise der Kommission 

Bei der Erarbeitung des Richtlinien-Vorschlags hat sich die Kommission 

von einer einfachen, aber wirkungsvollen Methode leiten lassen: Sie hat 

sich an denjenigen Maßnahmen orientiert, die sich in den Mitgliedstaaten 

bei der Bekämpfung der Produktpiraterie als effektiv erwiesen und dadurch 

besonders bewährt haben. Zu diesem Zweck hat sie den betroffe- 

234 

Grabitz/Hilf (Hrsg.) – Tietje, Das Recht der Europäischen Union, 2006, Art. 95 

EGV, Rn. 47. 

235 

Begründung des RL-Vorschlags, KOM (2003) 46 endg., S. 17. Für die Berücksichtigung 

der wesentlichen kulturellen und rechtlichen Unterschiede bei der Schaffung einer 

einheitlichen Rechtsordnung, spricht sich auch Roßnagel aus, Roßnagel, Weltweites 

Internet – globale Rechtsordnung?, MMR 2002, S. 67 (70). 

236 

Eine solche Verordnung würde die bestehenden Verordnungen verändern. Da diese 

jedoch auf Art. 308 EGV gestützt waren und damit einstimmig erlassen worden waren, 

müsste auch zu deren Änderung Einstimmigkeit vorliegen; vgl. Knaak, Die EG- 

Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf 

im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 (746, Fn. 19). 

41


nen Kreisen mit dem Grünbuch konkrete Fragen gestellt, nämlich z.B. ob 

die auf nationaler, gemeinschaftlicher und internationaler Ebene bestehenden 

materiellen Rechtsvorschriften sowie die Bestimmungen zu deren 

Durchsetzung als ausreichend angesehen wurden, 237 und welche Schutz- 

rechte bei freier Wahl von den jeweiligen Wirtschaftszweigen als am 

wirksamsten eingeschätzt wurden. 238 Gleichzeitig nannte die Kommission 

bereits im Grünbuch einige der in Betracht zu ziehenden Maßnahmen, 

wie etwa die britische „Anton Piller Order“ zum Zwecke der Beweissi- 

cherung, 239 und fügte an diese Aufzählung entsprechende Fragen bezüglich 

der Wirksamkeit dieser Maßnahmen. 240 

Aufgrund der zu diesen Fragen eingegangen Stellungnahmen entschied 

die Kommission dann, ob sie den vorgeschlagenen Beispielen folgen 

oder sie ablehnen sollte. Da solch eine Entwicklung und Einschränkung 

von Optionen die globale Willensbildung über geeignete Problemlösungen 

gemeinhin fördert, 241 konnte die Kommission bei der Einarbeitung 

dieser sog. „best practice“-Maßnahmen 242 auf Gemeinschaftsebene zumindest 

mit der Zustimmung derjenigen Kreise rechnen, die die jeweiligen 

Maßnahmen vorher empfohlen hatten. Dass sowohl der Richtlinien- 

Vorschlag als auch die schließlich erlassene Richtlinie trotzdem ausge- 

sprochen viel Kritik ernteten und kontrovers diskutiert wurden, 243 ist auf 

237 S. 14 f. des Grünbuchs, Fragen 9, 10, 11 und 12, KOM (98) 569 endg. 

238 S. 15 des Grünbuchs, Frage 13, KOM (98) 569 endg. 

239 Siehe hierzu unten S. 105. 

240 S. 22 ff. mit den Fragen 27-30. 

241 Roßnagel, Weltweites Internet – globale Rechtsordnung?, MMR 2002, S. 67 (70). 

242 

Vgl. Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 2004, S. 65. 

243 

Als Beispiele, aber keinesfalls abschließend seien hier genannt: Cornish/Drexl/Hilty/Kur, 

Procedures and remedies for enforcing IPRs: The European 

Commission’s proposed directive, E.I.P.R. 2003, 25 (10), S. 447 ff.; Hoeren, High-noon 

im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 299 ff.; Metzger/Wurmnest, Auf 

dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des geistigen Eigentums?, ZUM 

2003, S. 922 ff.; Frey/Rudolph, EU-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums, ZUM 2004, S. 522 ff.; Dreier, Ausgleich, Abschreckung und andere 

Rechtsfolgen von Urheberrechtsverletzungen – Erste Gedanken zur EU-Richtlinie über 

die Maßnahmen und Verfahren zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum, GRU- 

RInt 2004, S. 706 ff.; Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 

ff.; Krempl, Copyright-Krieg in der EU, 

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/16931/1.html. 

42


ihren breiten Anwendungsbereich und die Reichweite der Eingriffe in das 

nationale Recht der Mitgliedstaaten zurückzuführen. 

c) Inhalt 

In inhaltlicher Hinsicht ist vor allem festzuhalten, dass der Richtlinienvorschlag 

noch in zwei bedeutenden Punkten umfassender war als die 

später erlassene Richtlinie. Zwar stand hier die zivilrechtliche Durchsetzung 

der Schutzrechte des geistigen Eigentums bereits eindeutig im Vor- 

dergrund. Diesbezüglich kann also auf die späteren detaillierten Ausführungen 

zum Inhalt der verabschiedeten Richtlinie verwiesen werden. 244 

Daneben war aber auch eine Angleichung der strafrechtlichen Sanktionen 

245 sowie des Rechtsschutzes von technischen Schutzvorrichtungen 246 

vorgesehen gewesen. 

Im Anschluss an das Grünbuch sollte durch die Richtlinie eine Harmoni- 

sierung und gleichzeitige Verschärfung der strafrechtlichen Maßnahmen 

zur Bekämpfung der Produktpiraterie erreicht werden, die sich ebenfalls 

an Beispielen von bewährten Maßnahmen aus den Mitgliedstaaten orientieren 

sollten. 247 Zur Begründung dieses Aspekts führte die Kommission 

aus: „Auch wenn diese Richtlinie nicht direkt auf die Harmonisierung der 

strafrechtlichen Sanktionen abstellt, wird sich die Verhängung wirklich 

abschreckender Strafen in allen Mitgliedstaaten positiv auf die Bekämpfung 

von Nachahmungen und Produktpiraterie auswirken.“ 248 Dieses 

Bestreben löste im Folgenden eine Welle von Kritik aus. 249 Nachdem der 

die strafrechtlichen Bestimmungen betreffende Artikel im Laufe der Dis- 

244 

Siehe unten, S. 70 ff. 

245 

Art. 20 des RL-Vorschlags. 

246 


247 


248 


249 

Die strafrechtlichen Bestimmungen wurden u.a. als „hottest provision in the Enforcement 

Directive“ bezeichnet, vgl. Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 

2004, S. 65 (70). Siehe hierzu auch z.B. Mayer/Linnenborn, Kein sicherer Hafen: Bekämpfung 

der Produktpiraterie in der Europäischen Union, K&R 2003, S. 313. (318); 

Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als schwere Straftat, 

http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727; Krempl/Wilkens, EU-Rat drängt auf 

Kriminalisierung leichter Urheberrechtsverstöße, http://www.heise.de/newsticker/ meldung/44054. 

43


kussionen bis zur Verabschiedung der Richtlinie gestrichen wurde, kann 

dahinstehen, ob die Kommission hier überhaupt eine Kompetenz für den 

Erlass strafrechtlicher Bestimmungen hat und ob sie jene ebenfalls noch 

auf Art. 95 EGV hätte stützen können. 250 Diese Überlegungen sind ledig- 

lich für den inzwischen vorgelegten (geänderten) Vorschlag für eine 

„Richtlinie…über strafrechtliche Maßnahmen zur Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums“ 251 von Bedeutung. 252 In der erlassenen 

Richtlinie 2004/48/EG ist in dieser Hinsicht nur Art. 16 übrig geblieben, 

der vorsieht, dass die Mitgliedstaaten in Fällen von Verletzungen der 

Rechte des geistigen Eigentums „andere angemessene Sanktionen vorsehen“ 

können. Und auch dieser Artikel ist im Vergleich zum ursprünglichen 

Art. 4 des Richtlinien-Vorschlags, der dort die Sanktionen behan- 

delte, abgemildert worden, da jener vorgeschlagene Artikel noch vorschrieb, 

dass „jede … Verletzung geistigen Eigentums mit Sanktionen 

geahndet wird“, welche „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend 

sein“ mussten. 253 Im Übrigen stellt Art. 2 Abs. 3 (c) der Richtlinie nun- 

mehr klar, dass die innerstaatlichen Vorschriften der Mitgliedstaaten, die 

das strafrechtliche Verfahren und Strafen bei Verletzungen der Rechte 

des geistigen Eigentums von der Richtlinie ausdrücklich nicht berührt 

werden. 

Heftig kritisiert wurde auch der später ebenfalls gestrichene Artikel 21 

des Richtlinien-Vorschlags, wonach „die Mitgliedstaaten einen Rechtsschutz 

gegen die Herstellung, den Import, den Vertrieb und die Nutzung 

ungesetzlicher technischer Schutzvorrichtungen“ vorsehen sollten, also 

die genannten Handlungen verbieten sollten. Zum einen wurden die in 

Abs. 2 der Vorschrift vorgesehenen Definitionen als zu schwammig be- 

250 

Ebenso Hoeren, High-noon im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 

299 (302) und Jaeschke, Produktpiraten sollen Schiffbruch erleiden, JurPC Web-Dok. 

258/2004, Abs. 9. Siehe hierzu auch Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 

2004, S. 65(70). 

251 

Vom 26.4.2006, KOM (2006) 168 endg.; im Internet abrufbar unter http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/site/de/com/2006/com2006_0168de01.pdf. 

252 

Vgl. hierzu BDI, Harmonisierung der Strafvorschriften bei Verletzung geistigen 

Eigentums, http://www.bdi-online.de/de/fachabteilungen/5495.htm. Zur aktuellen Entwicklung 

siehe z.B. Ermert/Briegleb, EU kann sich nicht auf Direktive zum Schutz 

geistigen Eigentums verständigen, http://www.heise.de/newsticker/meldung/86005. 

253 


44


zeichnet und die Ausweitung des Begriffes der „technischen Schutzvorrichtungen“ 

kritisiert. 254 Zum anderen wurden aber auch massive datenschutzrechtliche 

Probleme mit dieser Vorschrift befürchtet, die zu 

schwerwiegenden Eingriffen in die Persönlichkeitsrechte führen könnten, 

falls als Folge der angedachten Vorschrift beispielsweise RFID-Chips 

nicht mehr deaktiviert werden dürften. 255 Aufgrund der Komplexität der 

Materie wurde der Kommission hier eine Behandlung der Problematik 

„in verstümmelter Weise“ vorgeworfen. 256 

4. Letzte Schritte bis zur Veröffentlichung im Amtsblatt 

Die Zeitspanne vom Vorlegen des Richtlinien-Vorschlags durch die 

Kommission bis zur Veröffentlichung der erlassenen Richtlinie im 

Amtsblatt war äußerst kurz und von zahlreichen Diskussionen begeleitet. 

a) Die Phase vor der Verabschiedung 

Schon kurz nach der Veröffentlichung des Richtlinien-Vorschlages erhob 

sich die Kritik an demselben. Während zunächst die Medienindustrie 

monierte, dass der Richtlinien-Vorschlag sogar noch unterhalb des derzeit 

bereits rechtlich Möglichen bliebe, 257 forderten einige Monate später 

Bürgerrechts- und Datenschutzgruppen die Stärkung von Verbraucherrechten 

und warnten vor amerikanischen Verhältnissen in Europa. 258 

Zur parlamentarischen Berichterstatterin für die Richtlinie wurde die 

konservative Abgeordnete Janelly Fourtou bestimmt. 259 Ihren Bericht 

254 

Mayer/Linnenborn, Kein sicherer Hafen: Bekämpfung der Produktpiraterie in der 

Europäischen Union, K&R 2003, S. 313 (319); Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als 

schwere Straftat, http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727. 

255 

Krempl/Kuri, Datenschützer übt massive Kritik an Copyright-Richtlinie der EU, 

http://www.heise.de/newsticker/meldung/44075. 

256 

Kunz-Hallstein/Loschelder, Stellungnahme der Deutschen Vereinigung für gewerblichen 

Rechtsschutz und Urheberrecht vom 24.4.2003, 

http://www.grur.de/cms/upload/pdf/stellungnahmen/2003/2003-04-24StellungnahmeMa 

snahmenundVerfahrenzumSchutzGeistigenEigentums.pdf. 

257 

Hansen, Medienindustrie kritisiert potenzielle EU-Richtlinie zum Schutz geistigen 

Eigentums, http://www.heise.de/newsticker/meldung/34221. 

258 

Leemhuis, Bürgerrechtler protestieren gegen EU-Richtlinie zum Schutz geistigen 

Eigentums, http://www.heise.de/newsticker/meldung/39379. 

259 

Diese war schon an den schwierigen und umstrittenen Verhandlungen um die „Softwarepatentrichtlinie“ 

beteiligt gewesen; vgl. Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als 

schwere Straftat, http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727. 

45


verabschiedete der Rechts- und Binnenmarktausschuss des Europäischen 

Parlaments „nach kurzer aber intensiver Auseinandersetzung der Brüsseler 

Lobbygemeinde“ 260 am 27. November 2003 an das Plenum des Europäischen 

Parlaments. Zu Beginn des Jahres 2004 wurde die Position des 

EU-Rates unter irischer Präsidentschaft bekannt, die wieder eine Kriminalisierung 

auch leichter Urheberrechtsverstöße vorsah, gegen welche 

sich der Rechtsausschuss des Parlaments kurz zuvor allerdings noch ausgesprochen 

hatte. 261 Die folgenden Wochen waren dominiert von Ver- 

handlungen zwischen der Kommission, dem Parlament und dem Rat über 

den Inhalt des umstrittenen Richtlinien-Entwurfs, die mit einem Kompromiss 

endeten: Der Rat stellte seine Zustimmung für eine schnelle 

Verabschiedung der Richtlinie in Aussicht – vorausgesetzt, das Parla- 

ment brächte die umstrittenen Regeln in der vom Rat abgesegneten Version 

in einer einzigen Lesung durch. 262 Demzufolge winkte das Plenum 

des Europäischen Parlaments die Richtlinie in der entsprechend geänderten, 

später verabschiedeten Fassung in der entscheidenden Plenarab- 

stimmung am 9. März 2004, also in erster Lesung, ohne große Debatte 

durch. 263 Bereits zwei Tage später diskutierte der Rat die so vom Parlament 

angenommene Richtlinie und bestätigte, dass er beabsichtige, die 

Richtlinie in Kürze zu verabschieden, was am 26. April 2004 geschah: 

Der Rat nahm die Richtlinie förmlich an, womit das Gesetzgebungsverfahren 

beendet und die Richtlinie verabschiedet war, vgl. Art. 251 Abs. 2 

S. 2, 1. Spiegelstrich EGV. 264 Am 29. April 2004 wurde die Richtlinie 

gemäß Art. 254 Abs. 1 S. 1 EGV von den Präsidenten des Europäischen 

260 

Frey/Rudolph, EU-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, 

ZUM 2004, S. 522. 

261 

Krempl/Wilkens, EU-Rat drängt auf Kriminalisierung leichter Urheberrechtsverstöße, 


262 

Ermert/Wilkens, EU schützt geistiges Eigentum, 


263 

Während eine Mehrheit von über 300 Parlamentariern für die Richtlinie stimmte, 

lehnte eine kleine Allianz aus Grünen, Radikalen und Sozialisten dieselbe ab. Änderungsanträge 

fanden nun kaum Zustimmung mehr; vgl. Krempl/Kuri, Europaparlament 

bläst zum Halali auf die Tauschbörsen-Nutzer, 


264 


ZUM 2004, S. 522. 

46


Parlaments und des Rats unterzeichnet und einen Tag später im Amtsblatt 

der EU veröffentlicht. 265 

b) Kritik 

Nach alledem lagen zwischen dem von der Kommission unterbreiteten 

Richtlinien-Vorschlag und der Veröffentlichung der Richtlinie im Amtsblatt 

nur 1 Jahre. Angesichts des weiten, horizontalen Ansatzes dieses 

Gemeinschaftsrechtsaktes, der eine Harmonisierung der Vorschriften zur 

Durchsetzung aller Rechte zum Schutz des geistigen Eigentums herbeiführen 

soll, ist dieser Zeitraum rekordverdächtig. 266 Aber genau diese 

kurze Zeitspanne hat vielfach Kritik hervorgerufen. Während in Bezug 

auf den Richtlinien-Vorschlag noch über „ein gewisses Staunen der 

Fachwelt über die atemberaubende Geschwindigkeit der Vergemeinschaftung 

des Immaterialgüterrechts“ 267 berichtet und die baldige Verabschiedung 

der Richtlinie stark bezweifelt worden war, 268 sprach man 

nun zum Beispiel von einem „Hauruckverfahren“. 269 

Für das Bestreben der europäischen Organe, die Richtlinie so schnell wie 

möglich zu verabschieden, gab es vor allem zwei Gründe: Zum einen 

drohten mit der auslaufenden Legislaturperiode des Europäischen Parla- 

ments die Beratungen unter einem neuen Parlament von Neuem loszugehen, 

was das Prozedere naturgemäß verlängert hätte. Zum anderen wollte 

man die Maßnahmen zur Bekämpfung der Produktpiraterie unbedingt vor 

der EU-Osterweiterung am 1. Mai 2004 verabschiedet haben – was genau 

zwei Tage vorher auch geglückt ist –, weil man befürchtete, dass die bei- 

tretenden zehn neuen Mitgliedstaaten aufgrund ihrer divergierenden Interessenlagen 

die Richtlinie in der Form, über die man sich nun mühsam 

verständigt hatte, nicht unterstützen würden. Dies hätte zu einer Verzöge- 

265 

ABl. EU Nr. L 157 v. 30.4.2004, S. 45. 

266 


ZUM 2004, S. 522. 

267 

Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des geistigen 

Eigentums?, ZUM 2003, S. 922. 

268 

Mayer/Linnenborn, Kein sicherer Hafen: Bekämpfung der Produktpiraterie in der 

Europäischen Union, K&R 2003, S. 313 (321). 

269 



47


rung der Verabschiedung von ein bis zwei Jahren geführt, was die Gemeinschaftsorgane 

nicht riskieren wollten. 270 Vielmehr wollte man mit 

der zügigen Verabschiedung der Richtlinie möglichst schnell die Position 

der Medienkonzerne in ihrem Kampf gegen Online-Tauschbörsen und 

Raubkopierer verstärken. 271 

Der sog. „Trilog“ zwischen Kommission, Rat und Parlament wurde jedoch 

stark kritisiert, weil solch ein verkürztes Verfahren üblicherweise 

nur bei weniger kontrovers diskutieren Themen durchgeführt wird. 272 

Davon kann jedoch bei dem Erlass der inhaltlich heftig umstrittenen 

Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums keine 

Rede sein. In Bezug auf den Einigungsprozess zwischen Europäischem 

Parlament und Rat wurde moniert, es sei „hinter verschlossenen Türen … 

in Anwesenheit der großen Industrielobbys verhandelt worden, so dass 

die Richtlinie ohne echten Einbezug der Volksvertreter in aller Schnelle 

verhandelt worden sei.“ 273 Verstärkt wurde der Eindruck einer befange- 

nen Entscheidung des Parlaments vor allem auch durch die pikante Tatsache, 

dass die parlamentarische Berichterstatterin Janelly Fourtou die 

Ehefrau des Chefs des französischen Medienkonzerns Vivendi Universal, 

Jean-René Fourtou, ist. 274 

Auch die Arbeitsweise der Kommission wird bemängelt. Angesichts der 

komplexen und vielschichtigen Materie sei eine umfassende Vorarbeit 

270 


ZUM 2004, S. 522; Ermert/Wilkens, EU schützt geistiges Eigentum, 

http://www.heise.de/newsticker/meldung/44799. Zu den Möglichkeiten, nach der Verschiebung 

der EU-Außengrenzen in den Osten noch effektive zollrechtliche Maßnahmen 

durchzuführen, siehe Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des 

geistigen Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 

745 (746). 

271 

Krempl/Wilkens, EU-Rat drängt auf Kriminalisierung leichter Urheberrechtsverstöße, 


272 



273 

So der italienische Abgeordnete der Radikalen Marco Cappato, zitiert nach 

Krempl/Kuri, Europaparlament bläst zum Halali auf die Tauschbörsen-Nutzer, 


274 

Vgl. hierzu Krempl, Copyright-Krieg in der EU, 


48


notwendig gewesen, die hier aber erkennbar nicht stattgefunden habe. 275 

Vielmehr könne man – zumindest in Bezug auf die bestehenden deutschen 

Maßnahmen – ahnen, dass „hier wohl wieder einer der schlampigen 

Länderberichte der großen Unternehmensberater Pate gestanden“ 

habe. 276 Außerdem müsse davon ausgegangen werden, dass die Richtlinie 

bei den Beratungen der Gemeinschaftsorgane aufgrund des großen 

Zeitdrucks allein in der englischen Sprachfassung zugrunde gelegt worden 

sei, da der im Amtsblatt veröffentlichte deutsche Text von demjeni- 

gen abweiche, über den das Plenum vorher abgestimmt habe. Aus diesem 

Grund stehe zu befürchten, dass denjenigen Parlamentariern, die sich 

ausschließlich auf die deutsche Sprachfassung der Beschlussvorlage zur 

Abstimmung gestützt hätten, möglicherweise die Tragweite ihrer Entscheidung 

nicht vollständig bewusst gewesen sei. 277 

Warum das Europäische Parlament ausgerechnet die der Medienindustrie 

persönlich nahe stehende Janelly Fourtou zur Berichterstatterin bestellt 

hat, ist nicht verständlich, da schon hierdurch das Erheben von Befangenheitsvorwürfen 

voraussehbar war. Selbst wenn sie die geeignete Person 

gewesen sein sollte, um das Projekt so schnell wie gewünscht und im 

Sinne der Medienindustrie durchzuführen, musste doch mit den Protesten 

von Bürgerrechtlern und Datenschützern gerechnet werden. Dass das 

Parlament dennoch diesen Weg wählte, kann nur so verstanden werden, 

dass man sich sicher war, trotz der anstehenden Unstimmigkeiten letztendlich 

das gewünschte Ziel, nämlich die Verabschiedung der Richtlinie 

bis zum 1. Mai 2004, erreichen zu können und dass man sich gerade von 

ihrer Person das hierfür notwendige Einwirken auf die beteiligten Kreise 

versprach. 

275 


Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 (933). 

276 

Hoeren, High-noon im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 299 

(300). 

277 


ZUM 2004, S. 522 (523 f.). Hier wird auch ein Beispiel für die Unstimmigkeiten der 

deutschen Textfassungen angeführt. 

49


Grundsätzlich ist das Bestreben der Gemeinschaftsorgane, die Richtlinie 

aus den genannten Gründen zeitig zu verabschieden, nachvollziehbar und 

auch nicht verwerflich. Problematisch ist dies allerdings dann, wenn es 

sich um ein so kontrovers diskutiertes Thema wie die Rechtsdurchset- 

zung im geistigen Eigentum handelt. Den Forderungen der Medienindustrie 

nach effektiven, einschneidenden Maßnahmen stehen Verbraucherschützer, 

Bürgerrechtler und Datenschützer gegenüber, die die Beachtung 

von Persönlichkeitsrechten und die Einhaltung des Grundsatzes 

der Verhältnismäßigkeit fordern. Im Hinblick auf die stark widerstreitenden 

Interessen nach Sanktionen einerseits und Schutz andererseits wären 

umfangreichere, ruhigere und vor allem öffentliche Verhandlungen im 

Plenum des Parlaments wahrscheinlich von Vorteil gewesen, um diese 

Interessen gegeneinander abzuwägen und eine für beide Seiten tragfähige 

Lösung zu erarbeiten. Und auch wenn ein richtiger Kompromiss vielleicht 

aufgrund der diametralen Interessenlage am Ende nicht hätte gefunden 

werden können, wäre die allgemeine Akzeptanz der Richtlinie 

nach solch einer Vorgehensweise wohl größer gewesen. 

Insgesamt ist die Verabschiedung der Richtlinie angesichts der deutlich 

verkürzten Beratungen somit als übereilt und rechtsstaatlich zumindest 

bedenklich anzusehen. Inwieweit sich dies darüber hinaus auch auf ihren 

Inhalt, also die konkreten Maßnahmen zur Durchsetzung der Rechte des 

geistigen Eigentums ausgewirkt hat, wird im Folgenden zu untersuchen 

sein. 

II. Ziele 

Kapitel I der Richtlinie legt „Ziel und Anwendungsbereich“ derselben 

fest. Gemäß Art. 1 S. 1 betrifft die Richtlinie „die Maßnahmen, Verfahren 

und Rechtsbehelfe, die erforderlich sind, um die Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums sicherzustellen.“ Im Vergleich mit dem 

ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag der Kommission fällt auf, dass dort 

die Überschrift für Kapitel I noch „Gegenstand und Anwendungsbereich“ 

lautete und Art. 1 als den „Gegenstand“ schlicht die Maßnahmen festleg- 

te, „die zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum erforderlich 

50


sind.“ 278 Während man also im Laufe der Beratungen über die Richtlinie 

in der Überschrift das Wort „Gegenstand“ mit dem Begriff „Ziel“ austauschte, 

unterblieb bei der Überschrift des Art. 1 eine entsprechende 

Korrektur. Da aber die Vorschrift selbst auch verändert wurde, wäre eine 

Änderung der Überschrift nur konsequent gewesen. Denn Art. 1 wurde in 

zweifacher Hinsicht präzisiert: Zum einen wurden nicht nur die „Maßnahmen“, 

sondern auch „Verfahren und Rechtsbehelfe“ in den Text aufgenommen, 

was den Inhalt der folgenden Kapitel genauer widerspie- 

gelt 279 und verdeutlichen soll, dass auch wirklich jegliche Art der 

Rechtsdurchsetzung mit der Richtlinie erfasst werden soll. Zum anderen 

wurde explizit der Begriff der „Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums“ eingefügt. Im Vergleich zu dem vorherigen allgemeinen 

Begriff „Schutz der Rechte an geistigem Eigentum“, der sowohl den materiellen 

als auch den formellen Schutz umfassen kann, stellt die neue 

Sprachfassung eine Präzisierung dar, indem ausdrücklich auf die Rechtsdurchsetzung 

abgestellt wird. Es wird also klar gestellt, dass diese Richt- 

linie nicht mehr der Vereinheitlichung des materiellen Schutzniveaus in 

den Mitgliedstaaten dient, sondern die Folgen von Rechtsverletzungen 

dieser materiellen Schutzrechte behandelt. 

Aus Art. 1 S. 1 folgt, dass das erklärte Ziel der Richtlinie darin besteht, 

„die Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums sicherzustellen.“ 

Die Richtlinie soll die Mitgliedstaaten demnach zwingen, ihre nationalen 

Rechtsvorschriften in der Art und Weise zu ändern oder zu ergänzen, 

dass eine europaweite einheitliche Rechtsdurchsetzung in Bezug auf die 

Rechte zum Schutz des geistigen Eigentums gewährleistet wird. Diese 

wiederum soll in erster Linie dazu beitragen, Beschränkungen des freien 

Warenverkehrs und Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen, um innerhalb 

der Gemeinschaft ein Umfeld zu schaffen, das Innovationen und 

Investitionen begünstigt. 280 Denn nur so könne gewährleistet werden, 

dass kreatives Schaffen gefördert werde und die Erfinder oder Schöpfer 

278 


279 

Im RL-Vorschlag lautete die Überschrift für Kap. II noch „Maßnahmen und Verfahren“, 

was sich nicht exakt aus Art. 1 ergibt. Diese Überschrift ist in der verabschiedeten 

Richtlinie nun auch um die „Rechtsbehelfe“ erweitert worden. 

280 Erwägungsgrund (1). 

51


zudem ihren rechtmäßigen Gewinn aus ihren Erfindungen oder Schöpfungen 

ziehen könnten. 281 Folgen hiervon seien nicht nur die weitestgehende 

Verbreitung der Werke, Ideen und neuen Erkenntnisse, sondern 

auch eine positive Entwicklung des Arbeitsmarktes und die Verbesserung 

der Wettbewerbsfähigkeit. 282 Dies setze allerdings voraus, dass die – bereits 

angeglichenen – materiellen Schutzrechte des geistigen Eigentums 

innerhalb der Gemeinschaft wirksam angewandt würden. Aus diesen 

Gründen seien die mit der Richtlinie festgelegten Instrumente zur Durch- 

setzung der Rechte des geistigen Eigentums „von zentraler Bedeutung für 

den Erfolg des Binnenmarktes.“ 283 

Die Begründung der Richtlinie, die auf die Vorschläge und Begründung 

der Kommission zurückgeht, stützt sich mithin im Wesentlichen auf das 

reibungslose Funktionieren des Binnenmarktes. Dies spiegelt sich auch 

darin wieder, dass hier, wie auch bereits bei den Rechtsakten zur Vereinheitlichung 

der materiellen Schutzrechte des geistigen Eigentums, Art. 95 

EGV als Rechtsgrundlage gewählt wurde. Ob nun Art. 95 EGV als 

Rechtsgrundlage deshalb ausgewählt wurde, weil für die Kommission 

das Funktionieren des Binnenmarktes so wichtig war, oder ob die Argumentation 

mit dem Binnenmarkt so breit ausgedehnt wurde, weil Art. 95 

EGV die einzige Rechtsgrundlage war, die für die gedachte Vereinheitlichung 

der Rechtsdurchsetzung in Betracht kam, mag dahinstehen. Jedenfalls 

entsteht aufgrund dieser Begründung der Richtlinie der Eindruck, 

dass für die Kommission das Funktionieren des Binnenmarktes von deutlich 

größerer Bedeutung war als eine Verbesserung des Schutzes der 

Rechte des geistigen Eigentums per se. 284 Dieser Eindruck lässt sich auch 

nicht anhand des Grünbuchs widerlegen, das ja der Ausgangspunkt für 

den Erlass der Richtlinie war. Zwar lässt dieses aufgrund seines vollständigen 

Titels 285 vermuten, dass das wesentliche Bestreben im Schutz der 

Rechte des geistigen Eigentums besteht. Aber auch hier wird von vorne- 

281 Erwägungsgründe (1) und (2). 

282 Ebenda. 

283 

Erwägungsgrund (3). 

284 

Vgl. Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 2004, S. 65. 

285 

„Grünbuch zur Bekämpfung von Nachahmungen und Produkt- und Dienstleistungspiraterie 

im Binnenmarkt“. 

52


herein der Bezug zum Binnenmarkt hergestellt, indem die Begründung 

mit Ausführungen zu den wirtschaftlichen Folgen des Problems der Produktpiraterie 

und deren Auswirkungen auf den Binnenmarkt beginnt. 286 

Erst in Erwägungsgrund (9) finden sich Ausführungen, die konkret das 

Problem der Produktpiraterie betreffen, indem es hier heißt, dass die nationalen 

Unterschiede in der Rechtsdurchsetzung 287 auch das materielle 

Recht des geistigen Eigentums schwächten, und dass „Verletzungen von 

Rechten des geistigen Eigentums immer häufiger in Verbindung mit dem 

organisierten Verbrechen stünden.“ Und auch hier wird erst auf die Bedeutung 

des Internet für den globalen Vertrieb von Raubkopien hingewiesen, 

weshalb ein gezieltes Vorgehen auf Gemeinschaftsebene erforderlich 

sei. 288 

Den vorigen Ausführungen entsprechend bezeichnet die Kommission in 

der Begründung des Richtlinien-Vorschlags „die Vollendung des Bin- 

nenmarktes im Bereich des geistigen Eigentums“ als das „Hauptziel“ 

dieser Richtlinie. Daneben zählt sie aber noch zahlreiche „andere wichtige 

Ziele“ auf, die hervorgehoben werden müssten. 289 Hierzu gehören die 

Förderung der Innovation und der Wettbewerbsfähigkeit der Unterneh- 

men, die Förderung des Erhalts und der Weiterentwicklung des kulturellen 

Sektors sowie der Erhalt von Arbeitsplätzen in Europa. 290 

In dem verhältnismäßig kurzen Erwägungsgrund (10) schließlich findet 

sich eine Formulierung, die das wesentliche Ziel dieses Gemeinschafts- 

rechtsaktes umfassend, aber verständlich umschreibt, indem es hier heißt: 

„Mit dieser Richtlinie sollen diese Rechtsvorschriften einander angenähert 

werden, um ein hohes, gleichwertiges und homogenes Schutzniveau 

für geistiges Eigentum im Binnenmarkt zu gewährleisten.“ Ob dieses Ziel 

286 

S. 4, 5 des Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. 

287 

Diese werden schon in Erwägungsgrund (7) festgestellt. 

288 

Erwägungsgrund (9). 

289 


290 

Außerdem werden noch die Verhinderung von Steuerausfällen und einer Destabilisierung 

der Märkte, der Schutz der Verbraucher und die Aufrechterhaltung der öffentlichen 

Ordnung genannt; vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, KOM (2003) 46 

endg., S. 9-13. 

53


mithilfe der Richtlinie allerdings erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. 

III. Anwendungsbereich 

Eng verknüpft mit der Zielsetzung ist naturgemäß der Anwendungsbereich 

der Richtlinie, denn nur über den entsprechend angepassten – also 

entweder ausgedehnten oder auch eingeschränkten – Anwendungsbereich 

können die angestrebten Ziele mit der Richtlinie nachdrücklich verfolgt 

und am Ende auch erreicht werden. 

Gemäß Art. 2 Abs. 1 „finden die in dieser Richtlinie vorgesehenen Maßnahmen, 

Verfahren und Rechtsbehelfe … auf jede Verletzung von Rech- 

ten des geistigen Eigentums, die im Gemeinschaftsrecht und/oder im innerstaatlichen 

Recht des betreffenden Mitgliedstaates vorgesehen sind, 

Anwendung.“ Daneben bleiben solche Instrumente, die möglicherweise 

aufgrund nationalen oder europäischen Rechts schon bestehen und für 

den Rechtsinhaber günstiger sind, ausdrücklich bestehen. 

1. Sachlich 

Im Gegensatz zu den früheren europäischen Harmonisierungsvorhaben, 

die regelmäßig nur einzelne Schutzrechte behandelten, 291 ist der sachliche 

Anwendungsbereich der Richtlinie 2004/48/EG erheblich weiter gefasst. 

Denn die oben zitierte Formulierung des Art. 2 Abs. 1 nennt als 

Voraussetzung für die mit der Richtlinie erfassten Rechte des geistigen 

Eigentums nur, dass sie im Gemeinschaftsrecht und/oder im innerstaatli- 

chen Recht des betreffenden Mitgliedsstaats vorgesehen sein müssen. Da 

ansonsten keinerlei Einschränkungen genannt sind, werden also grundsätzlich 

alle Schutzrechte des geistigen Eigentums von der Richtlinie 

291 Beispielsweise die Richtlinie des Rates 89/104/EWG vom 21. Dezember 1988 zur 

Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Marken (ABl. EG Nr. 

L 40 v. 11.2.1989, S. 1); Richtlinie 98/44/EG des Europäischen Parlaments und des 

Rates vom 6. Juli 1998 über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen 


und des Rates vom 13. Oktober 1998 über den rechtlichen Schutz von Mustern 

und Modellen (ABl. EG Nr. L 289 v. 28.10.1998, S. 28); Richtlinie 2001/29/EG des 

Europäischen Parlaments und des Rates zur Harmonisierung bestimmter Aspekte des 

Urheberrechts und der verwandten Schutzrechte in der Informationsgesellschaft vom 

22. Mai 2001 (ABl. EG Nr. L 167 v. 22.6.2001, S. 10). 

54


erfasst. Darüber hinaus stellt Art. 1 S. 2 der Richtlinie zusätzlich klar, 

dass der Begriff „Rechte des geistigen Eigentums“ im Sinne dieser Richtlinie 

auch die gewerblichen Schutzrechte umfasst. Die Kommission hat 

folglich einen horizontalen Ansatz gewählt und strebt damit eine Verein- 

heitlichung der Vorschriften über die Rechtsdurchsetzung von vielen, 

zum Teil sehr unterschiedlichen Schutzrechten an. 292 Dieser horizontale 

Ansatz wird auch in Erwägungsgrund (13) betont, indem es dort ausdrücklich 

heißt, der Anwendungsbereich der Richtlinie müsse „so breit 

wie möglich gewählt werden, damit er alle Rechte des geistigen Eigentums 

umfasst…“. 

Obwohl während der Beratungen über die Richtlinie noch umstritten ge- 

wesen war, ob auch Patente hierunter fallen sollten, 293 hat man sich letztendlich 

zum Zwecke einer ausnahmslosen Vereinheitlichung dafür entschieden, 

wie sich aus der uneingeschränkten, allumfassenden Formulierung 

ergibt. 294 Keinen Zweifel lässt hieran schließlich die Erklärung der 

Kommission, die sie im April 2005 – wohl aus Klarstellungsgründen – 

noch abgegeben hat und in der sie aufzählt, welche Rechte des geistigen 

Eigentums „mindestens“ unter die Richtlinie fallen. 295 Vom Anwendungsbereich 

ausgenommen sollten nach Auffassung der Kommission 

lediglich Handlungen sein, die dem unlauteren Wettbewerb zuzurechnen 

seien, „die aber nicht unmittelbar ein Recht des geistigen Eigentums ver- 

292 


Eigentums?, ZUM 2003, S. 922; Mayer/Linnenborn, Kein sicherer Hafen: Bekämpfung 

der Produktpiraterie in der Europäischen Union, K&R 2003, S. 313. 

293 

Siehe z.B. Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als schwere Straftat, 

http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727; Krempl/Wilkens, EU-Rat drängt auf 

Kriminalisierung leichter Urheberrechtsverstöße, http://www.heise.de/newsticker 

/meldung/44054; Krempl/Kuri, Datenschützer übt massive Kritik an Copyright- 

Richtlinie der EU, http://www.heise.de/newsticker/meldung/44075. 

294 

Vgl. hierzu auch Krempl/Kuri, Europaparlament bläst zum Halali auf die Tauschbörsen-Nutzer, 


295 

Dies sind „Urheberrechte; dem Urheberrecht verwandte Schutzrechte; Schutzrechte 

sui generis der Hersteller von Datenbanken, Schutzrechte der Schöpfer der Topografien 

von Halbleitererzeugnissen; Markenrechte; Schutzrechte an Geschmacksmustern; Patentrechte 

einschließlich der aus ergänzenden Schutzzertifikaten abgeleiteten Rechte; 

geografische Herkunftsangaben; Gebrauchsmusterrechte; Sortenschutzrechte; Handelsnahmen, 

soweit es sich dabei nach dem Recht des betreffenden Mitgliedstaates um 

ausschließliche Rechte handelt“; vgl. Erklärung der Kommission zu Artikel 2 der Richtlinie 

2004/48/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums (2005/295/EG), ABl. EU Nr. L 94 vom 13.4.2005, S. 

37. 

55


letzen.“ 296 Insofern zeigt sich hier, dass die Kommission ihren Beratungen 

einen etwas engeren Begriff des geistigen Eigentums, also nicht im 

Sinne des vorne beschriebenen weit umfassenden Oberbegriffs, 297 

zugrunde gelegt hat. Durch die oben erwähnte Erklärung mit der Formu- 

lierung „mindestens“ dürfte es nun aber den Mitgliedstaaten überlassen 

bleiben, ob sie auch das Recht des unlauteren Wettbewerbs entsprechend 

den Grundsätzen der Richtlinie ausgestalten werden. 

Daneben legt die Richtlinie aber auch ausdrücklich fest, in welchen Bereichen 

sie keine Anwendung findet, Art. 2 Abs. 3. Dies ist vor allem der 

Bereich der materiellen Schutzrechte des geistigen Eigentums, der durch 

die in Abs. 3 (a) genannten Richtlinien bereits harmonisiert wurde. Hier- 

durch soll klargestellt werden, dass die Richtlinie gerade nicht den Inhalt 

der Schutzrechte betrifft, sondern lediglich deren Rechtsfolgen im Verletzungsfalle. 

298 Gleichzeitig wurde bestimmt, dass die Richtlinie die auf 

internationaler Ebene geschlossenen Abkommen, allen voran das TRIPS- 

Übereinkommen, sowie bestehende gemeinschaftliche Sonderbestimmungen 

unberührt lassen soll. 299 

2. Persönlich 

Eine noch stärkere Entwicklung hat der persönliche Anwendungsbereich 

der Richtlinie erfahren: Hier ist von großer Bedeutung, dass die Richtlinie 

nunmehr uneingeschränkt „jede Verletzung“ von Schutzrechten erfasst. 

Im Gegensatz zum ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag stellt dies 

eine deutliche Erweiterung dar. Denn Art. 2 Abs. 1 des Richtlinien- 

Vorschlags sah noch die Einschränkung vor, dass die Verletzung „zu 

gewerblichen Zwecken begangen wurde oder … dem Rechtsinhaber einen 

nachhaltigen Schaden zufügt.“ Diese Beschränkung des Anwendungsbereichs 

sollte das ursprüngliche Anliegen der Kommission widerspiegeln, 

die Produktpiraterie im Binnenmarkt zu bekämpfen, insbeson- 

dere im Hinblick darauf, dass man davon ausging, dass die Produktpira- 

296 


297 

Zur Begriffsbestimmung siehe oben, S. 7 ff. 

298 

Vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, S. 20 und Erwägungsgrund (15). 

299 

Vgl. Art. 2 Abs. 2 und 3 (b) sowie die Erwägungsgründe (5) und (16). 

56


terie immer mehr dem Bereich der organisierten Kriminalität zuzuordnen 

sei, die in gewerbsmäßigem Ausmaß betrieben werde und den Rechtsinhabern 

erhebliche Schäden zufüge. 300 

Aber auch dieser insoweit noch eingeschränkte persönliche Anwendungsbereich 

des Richtlinien-Vorschlags wurde bereits als zu weitgehend 

kritisiert. Im Bereich der gewerblichen Schutzrechte würden nämlich 

praktisch alle Verletzungshandlungen zu gewerblichen Zwecken vorge- 

nommen, so dass die Aufnahme einer Fallgruppe der nicht-gewerblichen 

Nutzung als zweifelhaft erscheinen müsse. 301 Darüber hinaus wurde bezweifelt, 

dass durch die vorgenommene Einschränkung der Anwendungsbereich 

tatsächlich auf die Fälle der Produktpiraterie beschränkt 

bleibe. Der früheren Forderung des Parlaments, während der nachfolgenden 

Beratungen eine Definition auszuarbeiten, mit der zwischen den verschiedenen 

Arten von Verstößen unterschieden werden könne, „um auf 

diese Weise den Umstand zu berücksichtigen, dass vorsätzliche und be- 

trügerische Elemente bei Nachahmungen und Produktpiraterie inhärent“ 

seien, 302 sei man mit der vorgeschlagenen Formulierung jedenfalls nicht 

hinreichend gerecht geworden. 303 Da außerdem das Kriterium des „nachhaltigen 

Schadens“ zu unbestimmt sei, um eine klare Abgrenzung zu 

ermöglichen, wurde letztlich vorgeschlagen, den Anwendungsbereich der 

Richtlinie komplett auf gewerblich begangene Schutzrechtsverletzungen 

zu beschränken. 304 

Genau die entgegengesetzte Entwicklung ist im Laufe der weiteren Ver- 

handlungen über die Richtlinie jedoch eingetreten, indem just diese Ein- 

300 

Vgl. hierzu S. 7-12 des Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. und die Begründung des 

RL-Vorschlags, S. 3. 

301 


Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 (925); Cornish/Drexl/Hilty/Kur, Procedures and 

remedies for enforcing IPRs: The European Commission’s proposed directive, E.I.P.R. 

2003, 25 (10), S. 447. 

302 

Entschließung des Europäischen Parlaments zu dem Grünbuch der Kommission zur 

Bekämpfung von Nachahmungen und Produkt- und Dienstleistungspiraterie im Binnenmarkt 

vom 4.5.2000 (ABl. EG Nr. C 41 v. 7.2.2001), S. 56 (57). 

303 



S. 605 (607). 

304 Ebenda. 

57


schränkung im Anwendungsbereich gestrichen und die oben zitierte Fassung 

verabschiedet wurde. Hierdurch wurde der persönliche Anwendungsbereich 

erheblich aufgebohrt, indem nun alle Verletzungsfälle im 

Bereich des geistigen Eigentums, von der organisierten Kriminalität bis 

zu einzelnen Verletzungshandlungen des Verbrauchers, von der Richtlinie 

erfasst werden. Der Kreis der betroffenen Verletzer ist nun also erheblich 

größer, als es ursprünglich vorgesehen gewesen war. 

Diese Entwicklung wurde insbesondere von Verbraucherschützern und in 

der Fachpresse mit Entsetzen aufgenommen – wurde doch nunmehr der 

einzelne Verbraucher, der sich illegal einzelne Musiktitel aus dem Internet 

herunterlädt, mit kriminell organisierten Produktpiraten grundsätzlich 

gleichgestellt. 305 In der Wissenschaft wurde jedoch zugestanden, dass die 

Erweiterung des Anwendungsbereichs insofern konsequent und „letztlich 

methodenehrlich“ 306 sei, als andernfalls die Vereinheitlichung des Rechts 

nur auf einen bestimmten Teil der Rechtsdurchsetzungsvorschriften be- 

schränkt sei, während für alle übrigen Fälle der Rechtszustand unverändert 

bleibe. Dies sei eine „völlig unrealistische Option“, die die Mitgliedstaaten 

de facto ohnehin zu einer vollständigen Rechtsanpassung im Bereich 

des geistigen Eigentums gezwungen hätte. 307 

Die ursprüngliche Einschränkung des Richtlinien-Vorschlags findet sich 

nunmehr in Erwägungsgrund (14) wieder, wonach nur „bei in gewerblichem 

Ausmaß vorgenommenen Rechtsverletzungen“ die besonders einschneidenden 

Maßnahmen 308 angewendet werden müssen. 309 Da den 

305 

Siehe z.B. Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als schwere Straftat, 

http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727; Ermert/Wilkens, EU schützt geistiges 

Eigentum, http://www.heise.de/newsticker/meldung/44799; Krempl/Kuri, Europaparlament 

bläst zum Halali auf die Tauschbörsen-Nutzer, 

http://www.heise.de/newsticker/meldung/45368. Vor allem wurden amerikanische Verhältnisse 

nach Vorbild des „legal blitzkriegs“ der amerikanischen Musikindustrie befürchtet; 

vgl. Frey/Rudolph, EU-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums, ZUM 2004, S. 522 (524). 

306 

Leistner, Die „Trojanischen Pferde“ der Kommission, in: FS Schricker, 2005, S. 87 

(98). 

307 



S. 605 (607); Cornish/Drexl/Hilty/Kur, Procedures and remedies for enforcing IPRs: 

The European Commission’s proposed directive, E.I.P.R. 2003, 25 (10), S. 447. 

308 

Diese sind Art. 6 Abs. 2, Art. 8 Abs. 1 und Art. 9 Abs. 2. 

58


Mitgliedstaaten in allen übrigen Fällen allerdings die Anwendung auch 

dieser Vorschriften bei der Umsetzung der Richtlinie freisteht, 310 erscheint 

zweifelhaft, ob diese Einschränkung die erhebliche Eingriffsqualität 

der Richtlinie tatsächlich mildern kann. 311 

3. Bewertung der Entwicklung 

Insgesamt ist festzuhalten, dass sich die Richtlinie von ihrem ursprünglichen 

Anliegen, der Bekämpfung der Produktpiraterie, weit entfernt hat. 

Vielmehr ist mit ihr nun ein allgemeiner rechtsverbindlicher Rahmen für 

die zivilrechtliche Rechtsdurchsetzung geschaffen worden, der bereits 

aufgrund seines Umfangs erheblich in das nationale Recht der Mitgliedstaaten 

eindringt und mit dem ursprünglichen Piraterieansatz des Richtli- 

nien-Vorschlags nur noch wenig gemein hat. 312 Im Ergebnis hat die Bekämpfung 

der Produktpiraterie also nur den Anstoß gegeben für eine 

allgemeine, weit umfassende Vereinheitlichung im Bereich der Durchsetzung 

der Rechte des geistigen Eigentums. 

Diese Entwicklung von dem speziellen Bereich der Produktpiraterie zum 

Schutz des geistigen Eigentums im Allgemeinen ist bemerkenswert, da 

sie „einen gerade in der Entwicklung des Gemeinschaftsrechts eher aty- 

pischen Weg vom Besonderen zum Allgemeinen erkennen“ lässt. 313 Allerdings 

ist auch diese Entwicklung nicht ganz neu. Denn die gemeinschaftsrechtlichen 

Regeln zur Grenzbeschlagnahme haben eine gleichlaufende 

Entwicklung erfahren, indem sie in mehreren Schritten durch immer 

neue Verordnungen vom ursprünglichen Bereich der Markenpirate- 

rie auf verschiedene weitere Schutzrechtsverletzungen immer weiter aus- 

309 „In gewerblichem Ausmaß“ sind Rechtsverletzungen hiernach dann, wenn „sie 

zwecks Erlangung eines unmittelbaren oder mittelbaren wirtschaftlichen oder kommerziellen 

Vorteils vorgenommen werden“. Nach Ansicht der Kommission schließt dies „in 

der Regel Handlungen aus, die in gutem Glauben von Endverbrauchern vorgenommen 

werden“; vgl. Erwägungsgrund (14), S. 3. 

310 Vgl. Erwägungsgrund (14), S. 2. 

311 


ZUM 2004, S. 522 (524). 

312 

Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums und 

ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 (746). 

313 



59


gedehnt wurden, und auch die zollrechtlich relevanten Sachverhalte sind 

dabei stetig mehr geworden. 314 Was sich also bereits bei der Ausgestaltung 

der Verordnungen bezüglich der Außengrenzen der EU angedeutet 

hat, setzte sich nun bei der Richtlinie fort. Im Bereich des Schutzes des 

geistigen Eigentums hat sich mithin diese Linie der Regelung vom Besonderen 

zum Allgemeinen herausgebildet, der die europäischen Gesetzgebungsorgane 

bei der Ausarbeitung der Richtlinie auch treu geblieben 

sind. 

IV. Struktur 

Die nunmehr verabschiedete Richtlinie ist in fünf Kapitel gegliedert: 

Nach der Klarstellung von ihrem Ziel und Anwendungsbereich in dem 

nur zwei Artikel 315 umfassenden Kapitel I fügt sich mit Kapitel II der 

inhaltliche Kern der Richtlinie an. Hier sind in den Artikeln 3 bis 15 die 

einzelnen Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe geregelt, die die 

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums verstärken sollen. 316 

Dementsprechend soll auch im Rahmen der späteren ausführlichen Erörterung 

der einzelnen Maßnahmen auf diesen Abschnitt der Richtlinie der 

Schwerpunkt gelegt werden und dies umso deutlicher, je stärker das Prozessrecht 

von den jeweiligen Artikeln betroffen ist. 

Kapitel III regelt in dem gleichlautenden Art. 16 die Sanktionen der Mitgliedstaaten, 

während Kapitel IV die Verhaltenskodizes und Verwaltungszusammenarbeit 

betrifft. 317 Die Richtlinie endet schließlich mit den 

Schlussbestimmungen in Kapitel V, welche in Artikeln 20 bis 22 die 

Umsetzung, das Inkrafttreten und die Adressaten der Richtlinie festschreiben. 

314 



315 

„Artikel 1 Gegenstand“ und „Artikel 2 Anwendungsbereich“. 

316 

Vgl. die insoweit deutlichere englische Fassung der Richtlinie in Art. 3 Abs. 1 S. 1: 

“…to ensure the enforcement of the intellectual property rights covered by this Directive.” 

317 

„Artikel 17 Verhaltenskodizes“, „Artikel 18 Bewertung“ und „Artikel 19 Informationsaustausch 

und Korrespondenzstellen“. 

60


Im Vergleich mit dem ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag der Kommission 

ist festzustellen, dass der vorgeschlagene Aufbau zwar prinzipiell 

beibehalten worden ist. Die Richtlinie ist jedoch etwas kürzer geworden, 

nachdem man beschlossen hatte, die strafrechtlichen Bestim- 

mungen und die technischen Maßnahmen – mangels Einigung und angesichts 

des erhöhten Diskussionsbedarfes über diese Themen – nicht in die 

Richtlinie mit aufzunehmen. Natürlich mussten dann die diesbezüglichen 

Kapitel 318 entfallen, was bei zwei wegfallenden Artikeln auf den Umfang 

der Richtlinie allerdings nur geringfügig ausgewirkt hat. Die übrigen drei 

Artikel, um welche die Richtlinie kürzer ist als der vorausgegangene 

Vorschlag, sind auf redaktionelle Art und Weise entfallen, indem sie mit 

anderen, inhaltlich nahe stehenden Artikeln zusammengefasst wurden. 319 

Allerdings haben weder die Tatsache, dass insbesondere das inhaltlich 

sehr problematische Gebiet der strafrechtlichen Maßnahmen in der Richtlinie 

nun nicht mehr mitgeregelt worden war, noch die klare Struktur der 

Richtlinie zu einer schnelleren Umsetzung derselben in das deutsche 

Recht beitragen können. 

D. Umsetzung in das deutsche Recht 

Gemäß Art. 20 Abs. 1 S. 1 der Richtlinie sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, 

selbige bis zum 29. April 2006 in nationales Recht umzusetzen. 

Diesen Termin hat die deutsche Bundesregierung nicht einhalten können. 

320 Denn erst im Januar dieses Jahres hat sie den entsprechenden Gesetzesentwurf 

zur Umsetzung der Richtlinie beschlossen und zur Bera- 

tung im Bundestag freigegeben. Nachdem also die Richtlinie selbst in 

Rekordzeit verabschiedet worden war – was ja auch erhebliche Kritik 

hervorgerufen hat –, scheint die Umsetzung ihrer Vorgaben auf nationa- 

318 

Dies waren die Kapitel III und IV des Richtlinien-Vorschlags. 

319 

So sind die Art. 10 („Einstweilige Maßnahmen“) und 11 („Sicherungsmaßnahmen“) 

des RL-Vorschlags nun in Art. 9 der Richtlinie („Einstweilige Maßnahmen und Sicherungsmaßnahmen“) 

gemeinsam erfasst worden. Ebenso sind die Art. 12 („Rückruf der 

Ware“), 13 („Aus-dem-Verkehr-ziehen rechtsverletzender Ware“) und 14 („Vernichtung 

der Ware“) des RL-Vorschlags nun in Art. 10 der Richtlinie unter der Überschrift „Abhilfemaßnahmen“ 

vereint. 

320 

Zu der Frage, ob die Richtlinie nunmehr unmittelbar abwendbar ist, siehe Eisenkolb, 

Ist die Enforcement-Richtlinie mit Ablauf der Umsetzungsfrist unmittelbar wirksam?, 

GRUR 2007, S. 387 ff. 

61


ler Ebene bedeutend schwieriger, zumindest zeitaufwendiger zu sein. 321 

Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission beschlossen, gegen 

Deutschland und einige andere Mitgliedstaaten wegen unzureichender 

Umsetzung von Maßnahmen zur Sicherung des geistigen Eigentums 

Klage vor dem Europäischen Gerichtshof zu erheben. 322 

I. Gesetzgebungsverfahren 

Die erste offizielle Mitteilung des Bundesministeriums der Justiz über 

gesetzgeberische Maßnahmen zur Umsetzung der „Enforcement- 

Directive“ kam im letzten Monat des Jahres 2005, 323 also anderthalb Jahre 

nach Inkrafttreten der Richtlinie: Am 12. Dezember 2005 hat das Justizministerium 

den „Referentenentwurf zur Umsetzung der EU- 

Durchsetzungs-Richtlinie den Bundesministerien zur Stellungnahme zugeleitet.“ 

324 Im April des darauf folgenden Jahres ließ das Justizministe- 

321 

Festzuhalten ist dabei allerdings, dass andere Mitgliedstaaten die Richtlinie bereits – 

mehr oder weniger – fristgerecht umgesetzt haben. Zum Stand der Umsetzung seien 

beispielhaft genannt: Großbritannien hat die Richtlinie durch das “41 st update to the 

Civil Procedure Rules“ und die “Intellectual Property (Enforcement, etc.) Regulations 

2006“ umgesetzt, die beide im April 2006 in Kraft getreten sind; vgl. 

http://www.ipo.gov.uk/policy/policy-issues/policy-issues-enforcement/policy-issuesenforcement-eudevelopments.htm 

(Stand: 4 May 2007). Auch Belgien hat die Richtlinie 

mit Gesetz vom 10. Mai 2007 inzwischen – wenn auch verspätet – umgesetzt, vgl. van 

den Bulck/de Bellefroid, La directive 2004/48 relative au respect des droits de propriété 

intellectuelle, transposée en droit belge, article du 18/06/2007, http://www.droittechnologie.org/actuality/details.asp?id=1046. 

Österreich hat mit der „Urheberrechtsgesetz-Novelle 

2005“ die Richtlinie „nur mit Beziehung auf das Urheberrecht und die 

verwandten Schutzrechte“ umgesetzt. Allerdings wird diese Novelle auf der Homepage 

des österreichischen Justizministeriums noch als Gesetzesentwurf „im Begutachtungsstadium“ 

geführt (Abruf: 22.6.2007); vgl. 

http://www.bmj.gv.at/gesetzesentwuerfe/index.php?nav=13&id=76. Über den Stand der 

Umsetzung in Frankreich konnten auf den Seiten des französischen Justizministeriums 

(http://www.justice.gouv.fr/) keine Erkenntnisse gewonnen werden. 

322 

Die anderen Mitgliedstaaten sind Frankreich, Luxemburg, Portugal und Schweden; 

vgl. http://www.juris.de/jportal/portal/t/9pv/page/home.psml/js_peid/012122?id=jnachr- 

JUNA070602142&action=controls.Maximize (Stand: 27.6.2007). 

323 

In einer Pressemitteilung vom 26.4.2005 teilt das BMJ lediglich mit, dass daran 

gearbeitet werde, „das Urheberrechtsgesetz den Anforderungen von Internet und digitaler 

Technologie weiter anzupassen“, also der 2. Korb der Urheberrechtsnovelle in Bearbeitung 

sei. Die Richtlinie 2004/48/EG wird hier nicht erwähnt; vgl. 

http://www.bmj.bund.de/enid/2b787fcc829480498f2d4c739768fab2,1a9207706d635f69 

64092d0932303637093a0979656172092d0932303035093a096d6f6e7468092d0930340 

93a095f7472636964092d0932303637/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilung 

en_58.html. 

324 

Pressemitteilung des BMJ vom 12.12.2005, http://www.bmj.bund.de/enid/6d196 

5504c6bffb6b2c01dea163390c0,2fcaa6636f6e5f6964092d0932333030093a095f747263 

6964092d0932323937/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html. Der 

Entwurf ist verfügbar unter http://www.bmj.bund.de/files/-/1765/RegE%20 Durchsetzungsrichtlinie.pdf 

oder in der elektronischen Vorab-Fassung der BT-Drucks. 16/5048; 

http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

62


rium verlauten, dass der Gesetzentwurf „derzeit erörtert wird“ und dass 

„das Kabinett … im Sommer darüber beschließen“ werde. 325 Dieser angestrebte 

Zeitplan konnte im Folgenden jedoch nicht eingehalten werden. 

Wie der Bundesverband der Deutschen Industrie mitteilte, habe „sich im 

Laufe der Konsultation gezeigt, dass die Schutzbedürfnisse in den verschiedenen 

Rechtsgebieten teilweise voneinander abweichen“, so dass 

noch „in einigen Punkten ergänzende(…) Klarstellung“ erforderlich 

sei. 326 Im Sinne der Unternehmen hoffe der BDI aber, dass der Entwurf 

zumindest „nach der Sommerpause zügig in das Kabinett gehen“ wer- 

de. 327 

Am 24. Januar 2007 hat die Bundesregierung den Gesetzesentwurf 

schließlich beschlossen. 328 Einen Monat später erhielt der Bundesrat die 

Empfehlungen des Rechts- und des Agrarausschusses 329 und gab am 9. 

März eine diesen entsprechende Stellungnahme zu dem Gesetzesentwurf 

ab, 330 auf die die Bundesregierung wiederum eine Gegenäußerung ver- 

fasste. 331 

Mit der ersten Beratung des Entwurfs im Deutschen Bundestag am 26. 

April 2007 hat dieses „bedeutende Gesetzgebungsprojekt zum Schutz des 

geistigen Eigentums“, so das Bundesministerium der Justiz, „eine wichti- 

325 


5504c6bffb6b2c01dea163390c0,edfd09636f6e5f6964092d0932343331093a095f747263 

6964092d0932323937/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html. 

326 

Vgl. BDI, Harmonisierung der Zivilrechtsvorschriften bei Verletzung geistigen Eigentums, 


327 Ebenda. 

328 


5504c6bffb6b2c01dea163390c0,c43a87636f6e5f6964092d0933383539093a095f747263 

6964092d0932323937/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html. 

329 

BR-Drucks. 64/1/07, online unter http://www.bundesrat.de/cln_050/SharedDocs/ 

Drucksachen/2007/0001-0100/64-1-07,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/64 

-1-07.pdf. 

330 

BR-Drucks. 64/07 (Beschluss), online unter http://www.bundesrat.de/cln_050/ SharedDocs/Drucksachen/2007/0001-0100/64-07_28B_29,templateId=raw,property=pu 

blicationFile.pdf/64-07(B).pdf. 

331 

Anlage 3, S. 152 ff. der elektronischen Vorab-Fassung der BT-Drucks. 16/5048; 


63


ge Wegmarke erreicht“. 332 Gleichzeitig wurde durch den Beginn der Beratungen 

an genau diesem Datum dem „Welttag des geistigen Eigentums“ 

Tribut gezollt, der seit dem Jahr 2000 jährlich am 26. April stattfindet 

und in diesem Jahr unter dem Motto „Encouraging Creativity“ stand. 333 

Anschließend wurde der Gesetzesvorschlag zur weiteren Beratung in den 

Rechtsausschuss und den Ausschuss für Wirtschaft und Technologie überwiesen. 

334 Am 20.6.2007 fand bereits eine Experten-Anhörung im 

Rechtsausschuss des Bundestages statt. 335 

II. Der Gesetzesentwurf der Bundesregierung vom 24. Januar 2007 

1. Ziele 

Der „Entwurf eines Gesetzes zur Verbesserung der Durchsetzung von 

Rechten des geistigen Eigentums“ 336 dient in erster Linie der – zeitlich 

inzwischen dringend gebotenen – Umsetzung der Richtlinie 2004/48/EG. 

Gleichzeitig soll das deutsche Recht an zwei EU-Verordnungen ange- 

passt werden, nämlich zum einen an die „Grenzbeschlagnahmeverordnung“ 

337 und zum anderen an die „Verordnung (EG) Nr. 510/2006 des 

Rates vom 20. März 2006 zum Schutz von geographischen Angaben und 

Ursprungsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel“ 338 . In 

Bezug auf letztere Verordnung soll außerdem eine Strafbarkeitslücke 

geschlossen werden. Darüber hinaus sollen mit diesem Gesetz „für bestimmte 

richterliche Anordnungen eine Kostenregelung in der Kosten- 

332 


5504c6bffb6b2c01dea163390c0,10dee7636f6e5f6964092d0934333733093a095f747263 

6964092d0932323937/Pressemitteilungen_und_Reden/Pressemitteilungen_58.html 

333 

„Kreativität fördern“, vgl. http://www.wipo.int/about-ip/en/world_ip/2007. 

334 http://rsw.beck.de/rsw/shop/default.asp?sessionid=A2ECFF6919594BFBA264A906 

19988305&docid=212033. 

335 

Vgl. Krempl/Ziegler, Experten streiten über Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte, 


336 

BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/ 

Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

337 

Hierzu ausführlich Deumeland, Die Möglichkeit der Grenzbeschlagnahme bei Verletzung 

des deutschen Urheberrechts, GRUR 2006, S. 994 ff. 

338 ABl. EU Nr. L 93 v. 31.3.2006, S. 12. 

64


ordnung getroffen“ und für „Abmahnungen nach urheberrechtlichen 

Rechtsverletzungen … eine Regelung neu eingefügt werden.“ 339 

Das von der Bundesregierung erklärte Gesamtziel besteht darin, dass 

„durch die Verbesserung der Stellung der Rechtsinhaber beim Kampf 

gegen Produktpiraterie ein Beitrag zur Stärkung des geistigen Eigentums 

geleistet werden“ soll. 340 

2. Struktur 

Aufgrund der durch das Produktpirateriegesetz von 1990 eingeführten 

Verschärfungen im deutschen Recht war der Gesetzgeber in den folgenden 

Jahren der Ansicht gewesen, dass kein weiterer Handlungsbedarf im 

Hinblick auf die Bekämpfung der Produktpiraterie bestand. Auch nach 

dem Abschluss des TRIPS-Übereinkommens hielt man – entgegen anders 

lautender Stimmen in der juristischen Literatur 341 – an dieser Einschätzung 

fest, da man der Ansicht war, dass das deutsche Recht den 

Vorgaben des TRIPS bereits weitestgehend entspreche. 342 

Im Zuge der Arbeiten zur Umsetzung der Richtlinie 2004/48/EG überprüfte 

man diese Bewertung des geltenden Rechts endlich. 343 Soweit der 

deutsche Gesetzgeber einen Umsetzungsbedarf hinsichtlich der Vorgaben 

der Richtlinie in das deutsche Recht sah, 344 hat er umfangreiche „Ände- 

339 

Siehe „Problem und Ziel“ des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische 

Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf, S. 1. 

340 

„Problem und Ziel“ des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 

http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf, S. 1. 

341 

So z.B. Dreier, TRIPS und die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums, 

GRURInt 1996, S. 205 (217 f.); Schloemann, Rechtsschutz nach Maßgabe des Art. 50 

TRIPS, in: Ehlers/Wolffgang/Pünder (Hrsg.), Rechtsfragen des internationalen Schutzes 

geistigen Eigentums, 2002, S. 189 (205 f.). 

342 

BT-Drucks. 12/7655 (neu), S. 345. 

343 

Siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“, vgl. die Begründung des Gesetzentwurfs 

unter „Grundzüge“, S. 62 ff. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische 

Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/ Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

344 

Einen solchen hat er nicht gesehen im Hinblick auf Art. 16-19 der Richtlinie, vgl. die 

Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 61 des Gesetzentwurfs, BT- 

Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/ 


65


rungen der Spezialgesetze des geistigen Eigentums“ 345 vorgenommen. 

Entstanden ist hierbei ein umfangreicher Gesetzesentwurf, der zahlreiche 

Einzelregelungen in die Spezialgesetze 346 einfügt, die sich inhaltlich häufig 

wiederholen. Dies ist zurückzuführen auf den horizontalen Ansatz der 

Richtlinie, der die Zugrundelegung derselben Prinzipien für alle Rechte 

des geistigen Eigentums forderte, so dass grundsätzlich eine Angleichung 

in allen Gesetzen erforderlich war. Dies ist insofern nicht ungewöhnlich, 

als es sowohl die praktische als auch gesetzgeberische Tätigkeit im Be- 

reich des geistigen Eigentums, vor allem aufgrund des umfassenden Gebietes 

des gewerblichen Rechtsschutzes, mit sich bringt, dass bereits auf 

nationaler Ebene zahlreiche verschiedene Gesetze einschließlich gegebenenfalls 

dazu ergangener Ausführungsvorschriften zur Anwendung 

kommen und beachtet werden müssen. 347 

Aber gerade aufgrund dieses horizontalen Ansatzes und der dadurch erforderlichen 

Ergänzung aller einschlägigen Gesetze hätte gleichfalls die 

Möglichkeit bestanden, eine insgesamt einheitliche Betrachtung der verschiedenen 

Schutzgesetze dadurch zu gewährleisten, dass man einen 

„Allgemeinen Teil des geistigen Eigentums“ entworfen hätte, wie es in 

der Literatur teilweise vorgeschlagen wurde. 348 Dies hätte den Vorteil 

gehabt, dass ein einziges, einheitliches Gesetz in Anlehnung an die 

Richtlinie hätte entworfen werden können, das für alle Spezialgesetze 

gleichermaßen die Grundprinzipien der Richtlinie statuiert hätte, so dass 

eine detaillierte Auflistung von sich inhaltlich wiederholenden Vorschriften 

für die einzelnen Gesetze hätte vermieden werden können. 

345 

Siehe „Lösung“ des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 

http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf, S. 2. 

346 

Diese sind hier das PatG, GebrMG, MarkenG, HalblSchG, UrhG, GeschmMG und 

das SortSchG, nicht jedoch das UWG; siehe „Lösung“ des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 

16/5048 (elektronische Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/ 

Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf, S. 2. 

347 

Vgl. Hasselblatt (Hrsg.) - Hasselblatt, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher 


348 

Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (546, 554). Ähnlich auch Metzger/Wurmnest, 

Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des geistigen 


66


Diese Möglichkeit der Umsetzung der Richtlinie hat auch der Gesetzgeber 

in Betracht gezogen, sich aber bewusst dagegen entschieden. Der 

Nachteil einer solch allgemeinen, vorangestellten Regelung hätte nämlich 

darin bestanden, dass der Rechtsanwender jeweils vorab hätte prüfen 

müssen, ob in seinem konkreten Fall die besonderen, auf die Richtlinie 

zurückgehenden Durchsetzungsmöglichkeiten anwendbar wären oder ob 

er sich mit den bisherigen Vorschriften aus den Spezialgesetzen begnügen 

müsste. 349 Angesichts der Vielzahl der möglicherweise einschlägigen 

Gesetze, die der Inhaber eines Schutzrechtes des geistigen Eigentums 

ohnehin beachten muss, um sein Recht möglichst effektiv durchsetzen zu 

können, erscheint jedoch zweifelhaft, ob ein zusätzliches Gesetz die 

Verwirrung beim Rechtsanwender noch gesteigert hätte, oder ob es nicht 

vielleicht sogar aufgrund der allgemeinen Regelungen, die für alle in 

Betracht kommenden Schutzrechte gelten würden, zur Klarheit im Bereich 

der Rechtsdurchsetzung beigetragen hätte. 

Der Gesetzgeber jedenfalls war von dem Nutzen solch eines allgemeinen 

Gesetzes nicht überzeugt. 350 Vielmehr hat er die Übersichtlichkeit betont, 

die für den Rechtsanwender infolge der nunmehr durchgeführten Umsetzungsmethode 

dadurch entstehen werde, dass „durch die Regelung auch 

der Durchsetzung in den Spezialgesetzen jeweils sämtliche mit einem 

einzelnen Recht des geistigen Eigentums zusammenhängende Fragen in 

einem Gesetz … geregelt sind.“ Zudem wurden die Unterschiede zwischen 

den einzelnen Rechten des geistigen Eigentums hervorgehoben, die 

dazu führten, dass auch bei der Regelung der Durchsetzung zwischen 

diesen Rechten differenziert werden müsse, was im Falle eines einheitlichen 

allgemeinen Gesetzes zwangsläufig zur Einfügung von „Sonderregelungen“ 

geführt hätte. 351 Da die Richtlinie mit ihrem horizontalen An- 

349 

Vgl. Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des 

geistigen Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 (925). 

350 

In der Begründung des Entwurfs heißt es hierzu: „…sprechen zumindest keine überwiegenden 

Gründe für die Schaffung eines allgemeinen Gesetzes zur Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums.“; vgl. die Begründung des Gesetzentwurfs unter 

„Grundzüge“, S. 62 des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


351 



Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. Dass angesichts der aktuellen Herausforderungen 

67


satz jedoch gerade eine konsequent einheitliche Behandlung aller Schutzrechte 

erfordert und der Gesetzgeber für die angedeuteten „Sonderregelungen“ 

hier auch keine Beispiele nennt, erscheint zumindest dieser Teil 

der Begründung wenig überzeugend. 

Dennoch hat es der Gesetzgeber aus vorstehenden Gründen und wie 

schon beim Erlass des Produktpirateriegesetzes 352 vorgezogen, sämtliche 

Spezialgesetze einzeln, wenn auch selbstverständlich einheitlich im Sin- 

ne der eingefügten Grundsätze aus der Richtlinie, zu ändern. 

E. Die Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe der Richtlinie 

2004/48/EG 

Im Folgenden sollen die inhaltlichen Vorgaben der Richtlinie erörtert 

werden, indem die einzelnen Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe 

in ihrem jeweiligen Zusammenhang und unter Berücksichtigung der jeweils 

geplanten Umsetzung in das deutsche Recht dargestellt werden. Es 

ist also zum einen anhand der bisherigen Rechtslage zu untersuchen, ob 

ein Umsetzungsbedarf im deutschen Recht besteht und wie sich die Vorschriften 

der Richtlinie in das deutsche Recht, vor allem in das Prozessrecht, 

einfügen werden. 

I. Allgemeine Bestimmungen 

Die inhaltlichen Vorgaben der Richtlinie beginnen in Kapitel II zunächst 

mit einem allgemeinen Teil: In Abschnitt 1 werden „Allgemeine Bestimmungen“ 

festgelegt, die für alle Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbe- 

helfe gleichermaßen gelten sollen und deshalb vor die Klammer gezogen 

wurden. 

an das geistige Eigentum „bei allem Bewusstsein für die Unterschiede zwischen den 

Teildisziplinen an einer einheitlichen Betrachtung des Patent-, Marken- und Urheberrechts 

kein Weg vorbeiführt,“ zeigt Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (546 

ff.). 

352 

Siehe hierzu oben, S. 21 ff. 

68


1. Allgemeine Verpflichtung 

a) Vorgaben des Art. 3 

Diese allgemeinen Bestimmungen wiederum werden eingeleitet von der 

zentralen Vorschrift des Art. 3, der die „Allgemeine Verpflichtung“ der 

Mitgliedstaaten bestimmt. Hier werden die maßgeblichen Verfahrensgrundssätze 

vorgeschrieben, die die Mitgliedstaaten bei Einführung der 

von der Richtlinie vorgesehenen Maßnahmen berücksichtigen müssen. 

Gemäß Art. 3 Abs. 1 müssen die Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbe- 

helfe demnach „fair und gerecht“ sein, darüber hinaus „dürfen sie nicht 

unnötig kompliziert oder kostspielig sein“, und letztlich dürfen sie auch 

„keine unangemessenen Fristen oder ungerechtfertigten Verzögerungen 

mit sich bringen.“ Bei einem Vergleich mit den allgemeinen Pflichten 

des TRIPS-Übereinkommens fällt auf, dass die hier gewählte Formulierung 

fast wörtlich der Fassung des Art. 41 Abs. 2 TRIPS entspricht. 

Gleiches gilt für Art. 3 Abs. 2 der Richtlinie, wonach die Maßnahmen, 

Verfahren und Rechtsbehelfe auch „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend“ 

sein müssen und zudem so angewendet werden müssen, 

„dass die Einrichtung von Schranken für den rechtmäßigen Handel vermieden 

wird und die Gewähr gegen ihren Missbrauch gegeben ist.“ Die- 

ser Absatz spiegelt im Wesentlichen die Vorgaben des Art. 41 Abs. 1 

TRIPS wider. 

b) Wirkungen 

Allerdings bestehen hier auch zwei erwähnenswerte Unterschiede. Einer- 

seits werden von Art. 3 der Richtlinie im Gegensatz zum TRIPS- 

Übereinkommen nicht nur die Maßnahmen 353 und das Verfahren, sondern 

ausdrücklich auch die Rechtsbehelfe erfasst. Dies bedeutet, dass die 

Mitgliedstaaten nunmehr verpflichtet sind, den aufgezählten Grundsätzen 

entsprechende Rechtsbehelfe zur Verfügung zu stellen. 354 

353 

Art. 41 Abs. 1 TRIPS spricht nicht von Maßnahmen, sondern dem „Vorgehen“ gegen 

Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums. 

354 



69


Andererseits, und dies ist besonders wichtig, wurde durch die Aufnahme 

des Verhältnismäßigkeitsprinzips in Art. 3 Abs. 2 der Richtlinie klargestellt, 

dass die Mitgliedstaaten diesen Grundsatz bei der Ausgestaltung 

aller unter die Richtlinie fallenden Maßnahmen, Verfahren und Rechts- 

behelfe beachten müssen. Dies ist vor allem in den Fällen von Bedeutung, 

in denen die Vorschriften der Richtlinie selbst nicht explizit an den 

Verhältnismäßigkeitsgrundsatz anknüpfen. 355 Folglich müssen sich zukünftig 

alle auf Basis der Richtlinie erlassenen Maßnahmen, Verfahren 

und Rechtsbehelfe an diesem allgemeinen Prinzip der Verhältnismäßigkeit 

messen lassen. 

Da das TRIPS-Übereinkommen diesen Grundsatz seinen Mitgliedern 

nicht als allgemeine Pflicht in Art. 41 auferlegt hat, liegt hiermit bereits 

der erste Punkt vor, in welchem die Richtlinie über das TRIPS- 

Übereinkommen hinausgeht. Auch im Vergleich zum Richtlinien- 

Vorschlag der Kommission ist die nunmehr erlassene allgemeine Ver- 

pflichtung weiter, weil Art. 4 des Richtlinien-Vorschlags die Beachtung 

der Verhältnismäßigkeit, ebenso wie Wirksamkeit und Abschreckungscharakter, 

nur für die Sanktionen vorsah, während nun alle Maßnahmen, 

Verfahren und Rechtsbehelfe erfasst werden. Im Gegenzug musste infol- 

ge der Ausweitung des persönlichen Anwendungsbereichs der Richtlinie 

die in Art. 3 des Richtlinien-Vorschlags vorgesehene Verpflichtung entfallen, 

dass die Maßnahmen und Verfahren darauf abstellen müssten, 

dass der wirtschaftliche Gewinn abgeschöpft werde, den die für die Verletzung 

Verantwortlichen durch die betreffende Rechtsverletzung erziel- 

ten. 356 

c) Bedeutung für das deutsche Recht 

Das deutsche Prozessrecht, das sich an einer Vielzahl von Prozessmaxi- 

men orientiert, 357 entspricht grundsätzlich den in Art. 3 der Richtlinie 

355 

Z.B. bei Art. 6, 7 und 10; Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 

2004, S. 745 (747). 

356 

Vgl. Art. 3 Abs. 2 RL-Vorschlag. 

357 

Vgl. den Überblick z.B. bei Musielak (Hrsg.) – Musielak, ZPO, 2007, Einl. Rn. 26- 

54. 

70


aufgezählten Vorgaben. Im Übrigen soll diese Vorschrift ihre Wirksamkeit 

ohnehin in Bezug auf die einzuführenden Maßnahmen, Verfahren 

und Rechtsbehelfe entfalten, weshalb die hier genannten Grundsätze bei 

der Umsetzung der Richtlinie beachtet werden müssen, so dass gegebe- 

nenfalls im Laufe der nachfolgenden Ausführungen hierauf zurückzukommen 

ist. 

2. Befugte Personen 


Zu den „Allgemeinen Bestimmungen“ gehört auch die Festlegung der zur 

Beantragung der in der Richtlinie vorgesehenen Maßnahmen befugten 

Personen. Hierfür stellt Art. 4 einen Katalog von antragsberechtigten 

Personen auf, der natürlich zuerst die Inhaber der Rechte des geistigen 

Eigentums nennt (lit. a), aber auch alle anderen Personen, die zur Nutzung 

solcher Rechte befugt sind, wozu insbesondere Lizenznehmer gezählt 

werden, soweit dies nach dem jeweils anwendbaren Recht zulässig 

ist (lit. b). Zur Antragstellung befugt sind darüber hinaus aber auch Verwertungsgesellschaften 

(lit. c) und Berufsorganisationen (lit. d), jeweils 

mit ordnungsgemäß anerkannter Befugnis zur Vertretung von Inhabern 

dieser Rechte, soweit dies nach den Bestimmungen des anwendbaren 

Rechts zulässig ist und mit ihnen im Einklang steht. 

b) Deutsches Prozessrecht und Umsetzungsbedarf 

Dieser in Art. 4 getroffenen Regelung entspricht im deutschen Prozessrecht 

die Prozessführungsbefugnis, also das Recht, über das durch Klage 

geltend gemachte Recht im eigenen Namen als Kläger oder Beklagter 

einen Rechtsstreit zu führen. 358 Obwohl die Prozessführungsbefugnis aus 

der Verfügungsbefugnis über das materielle Recht folgt und deshalb in 

der Regel mit der Sachlegitimation zusammenfällt, darf sie nicht mit der- 

selben verwechselt werden. Denn die Sach- oder auch Aktivlegitimation 

umschreibt gerade die materielle Berechtigung. 359 Art. 4 der Richtlinie 

lehnt sich zwar auch inhaltlich an die materielle Berechtigung an, indem 

358 Musielak, Grundkurs ZPO, 2005, Rn. 120. 

359 Lüke, Zivilprozessrecht, 2006, Rn. 99. 

71


insbesondere die Inhaber der Rechte des geistigen Eigentums befugt sind, 

die in der Richtlinie genannten Maßnahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe 

zu beantragen. Die Vorschrift regelt aber gerade die Befugnis zur Beantragung 

der Maßnahmen bei der Rechtsdurchsetzung, also die Befugnis 

zur Geltendmachung der Rechte, und meint damit die prozessuale Befugnis 

im oben definierten Sinne. 360 

Nach deutschem Recht ist zunächst selbstverständlich der Rechteinhaber 

prozessführungsbefugt, so dass die deutsche Regelung bereits der Vorgabe 

des Art. 4 (a) der Richtlinie entspricht. In Bezug auf Art. 4 (b) trifft 

dies allerdings nur teilweise zu, da nach deutschem Recht nur der ausschließliche 

Lizenznehmer prozessführungsbefugt ist, 361 während die 

Richtlinie eine Befugnis für alle Personen vorsieht, die zur Nutzung der 

Rechte des geistigen Eigentums befugt sind. Für den einfachen Lizenznehmer 

kommt demgegenüber nach deutschem Recht nur eine gewillkürte 

Prozessstandschaft in Betracht, die an spezielle Voraussetzungen ge- 

knüpft ist. 362 Insofern entspricht unser nationales Recht daher nicht den 

Vorgaben der Richtlinie. Gleiches gilt für die Prozessführungsbefugnis 

von Verwertungsgesellschaften und Berufsorganisationen, die in Art. 4 

(c) und (d) grundsätzlich vorgesehen sind. Nach deutschem Recht sind 

die Verwertungsgesellschaften nur dann prozessführungsbefugt, wenn sie 

sich die betreffenden Rechte durch die Berechtigten im voraus abtreten 

lassen und damit selbst Inhaber der Rechte werden, oder natürlich wenn 

die Voraussetzungen einer gewillkürten Prozessstandschaft vorliegen. 363 

Daneben existiert zur Erleichterung der Rechtewahrnehmung durch die 

Verwertungsgesellschaften eine gesetzliche Vermutung in § 13b 

WahrnG, die jedoch nur unter speziellen Voraussetzungen zur Anwendung 

kommt, nämlich nur in Fällen von Auskunftsansprüchen, die nur 

von Verwertungsgesellschaften geltend gemacht werden können. 364 

Daneben existieren zwar noch zahlreiche tatsächliche Vermutungen, die 

360 

Vgl. hierzu auch die Begründung des RL-Vorschlags, S. 21. 

361 


362 Siehe oben, S. 17. 

363 Möhring/Nicolini - Lütje, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, § 97 Rn. 107. 

364 

Vgl. hierzu Möhring/Nicolini - Lütje, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, § 97 

Rn. 108. 

72


die Rechtsprechung zugunsten der Verwertungsgesellschaften entwickelt 

hat. Jene beziehen sich aber zumeist nur auf die Rechtsinhaberschaft der 

Verwertungsgesellschaften, nicht auch automatisch auf eine entsprechende 

Prozessführungsbefugnis. 365 Eine grundsätzliche Prozessführungsbe- 

fugnis der Verwertungsgesellschaften und Berufsorganisationen liegt im 

deutschen Recht damit nicht vor. 

Im Gegensatz zu dem ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag der Kom- 

mission, der nach Vorbild von belgischen und französischen Vorschriften 

366 eine Verpflichtung der Mitgliedstaaten vorsah, den Verwertungsgesellschaften 

und Berufsorganisationen eine entsprechende Befugnis 

einzuräumen, 367 werden die in Art. 4 lit. b, c und d aufgezählten weiter- 

gehenden Befugnisse nur eingeräumt, „soweit dies nach den Bestimmungen 

des anwendbaren Rechts zulässig ist und mit ihnen im Einklang 

steht.“ Von der ursprünglich vorgesehenen Verpflichtung der Mitgliedstaaten 

wurde durch diese Formulierung also wieder Abstand genommen 

mit der Folge, dass diese weitergehenden Befugnisse nicht zwingend 

einzuräumen sind. Dementsprechend hat auch der deutsche Gesetzgeber 

mangels „verbindlicher Vorgaben“ der Richtlinie einen Umsetzungsbedarf 

verneint und eine Umsetzung des Art. 4 im aktuellen Gesetzgebungsentwurf 

nicht vorgesehen. 368 

c) Bewertung 

Aufgrund der bestehenden Rechtslage kann der Entscheidung des Gesetzgebers, 

hier keine Umsetzungen vorzunehmen, zugestimmt werden. 

Wichtig ist vor allem, dass der Rechtsinhaber selbst die – teilweise einschneidenden 

– Maßnahmen der Richtlinie geltend machen kann. Ebenso 

365 

BGH GRUR 1994, S. 800 (801) - Museumskatalog. Vgl. hierzu auch Schricker 

(Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 34; Möhring/Nicolini - Lütje, Urheberrechtsgesetz 

Kommentar, 2000, § 97 Rn. 109 ff. 

366 

Diese sind Art. 98 des belgischen Verbraucherschutzgesetzes (1991), Art. L-421 des 

französischen Verbraucherschutzgesetzes, Art. L-331-1 Unterabsatz 2 des französischen 

Gesetzes zum Schutz geistigen Eigentums. 

367 

Art. 5 des RL-Vorschlags. Siehe hierzu auch die Begründung des RL-Vorschlags, S. 

21. 

368 

Siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb der Begründung des Gesetzentwurfs 

unter „Grundzüge“, S. 62 f. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische 

Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

73


ist dies für den ausschließlichen Lizenznehmer unabdingbar, damit er 

sein ihm allein zustehendes Recht effektiv nutzen und auch schützen 

kann. Für Personen, denen ein ausschließliches Recht gerade nicht eingeräumt 

wurde, ist eine explizite Antragsbefugnis nicht notwendig, da sie 

nach deutschem Recht im Wege der gewillkürten Prozessstandschaft 

prozessführungsbefugt sein können. Insofern sind sie aufgrund der hierfür 

erforderlichen Voraussetzungen zwar etwas schlechter gestellt, als 

wenn ihnen in Umsetzung der Richtlinie grundsätzlich eine Befugnis 

zustünde. Diese Unterscheidung lässt sich aber mit der Tatsache rechtfertigen, 

dass der ursprüngliche Rechtsinhaber ihnen gerade kein ausschließliches 

Recht übertragen hat, so dass es nur konsequent erscheint, 

wenn auch eine Beantragung der in der Richtlinie vorgesehenen Maß- 

nahmen in Absprache mit dem Rechtsinhaber erfolgen kann. Gleiches 

gilt für die Verwertungsgesellschaften und Berufsorganisationen, wenn 

der Rechtsinhaber von der Möglichkeit, sein Recht an jene abzutreten, 

keinen Gebrauch macht. Wenn nun also in der Richtlinie die Tendenz zu 

erkennen ist, die Rechtsposition der in lit. b, c und d genannten Personenkreise 

zu verstärken, so lässt sich dem entgegenhalten, dass diesen 

nach deutschem Recht bereits grundsätzlich eine Antragsbefugnis zustehen 

kann und bestehen bleibende Unterschiede durch deren jeweilige 

Stellung im Verhältnis zu dem geschützten Recht und vor allem Rechtsinhaber 

gerechtfertigt ist. 

3. Urheber- oder Inhabervermutung 


Die letzte „Allgemeine Bestimmung“ der Richtlinie ist die in Art. 5 geregelte 

Urheber- oder Inhabervermutung. Diese besagt, dass derjenige als 

Urheber eines Werkes der Literatur und Kunst mangels Gegenbeweises 

gilt, dessen Name in der üblichen Weise auf dem Werkstück angegeben 

ist (lit. a). Darüber hinaus erstreckt Art. 5 (b) die Vermutung entsprechend 

auf die Inhaber von dem Urheberrecht verwandten Schutzrechten 

in Bezug auf ihre Schutzgegenstände, auf denen dann entsprechend ihr 

Name in der üblichen Weise angegeben sein muss. Es wird also eine ge- 

setzliche Vermutung für die Eigenschaft des Urhebers bzw. des Inhabers 

eines verwandten Schutzrechts aufgestellt, die dazu führen soll, dass der 

74


Urheber bzw. Schutzrechtsinhaber kraft der Vermutung „Verletzungsverfahren 

anstrengen“ kann. 

Die Vorschrift ist angelehnt an die Regelung in Art. 15 Abs. 1 S. 1 der 

Revidierten Berner Übereinkunft – auf die wiederum das TRIPS- 

Übereinkommen in Art. 9 Abs. 1 ausdrücklich Bezug nimmt –, deren 

Wortlaut die Richtlinie hier fast wörtlich übernimmt. 369 

b) Rechtslage nach dem deutschen UrhG und Umsetzungsbedarf 

Eine dem Art. 5 (a) der Richtlinie entsprechende Vorschrift ist im deutschen 

Urheberrecht in § 10 Abs. 1 UrhG bereits enthalten. Die hier normierte 

gesetzliche Vermutung führt zu einer Beweiserleichterung des 

Urhebers im Prozess, 370 indem sie aus der Urheberbezeichnung von Gesetzes 

wegen den Schluss auf die Urheberschaft zieht und somit den 

Urheber von der Verpflichtung befreit, seine Urheberschaft im Prozess 

darzulegen und zu beweisen. 371 Wird die Urheberschaft jedoch von der 

anderen Partei bestritten, was Rechtsverletzer regelmäßig tun, muss diese 

wiederum den Beweis des Gegenteils erbringen, vgl. § 292 ZPO. Die 

gegnerische Partei muss also vollen Beweis dafür erbringen, dass die 

Urheberschaft nicht besteht. Bis dahin wird jedoch der als Urheber Be- 

zeichnete als Schöpfer des Werkes angesehen und kann dementsprechend 

sämtliche diesem zustehenden Rechte geltend machen. 372 

Bislang ist die Urhebervermutung des § 10 UrhG auf alle schutzfähigen 

Werke anwendbar. Außerdem verweisen §§ 70 Abs. 1 und 72 Abs. 1 

UrhG auf diese Vorschrift, so dass die Vermutungswirkung auch Verfassern 

wissenschaftlicher Ausgaben und Lichtbildnern zugute kommt. Für 

die dem Urheberrecht verwandten Schutzrechte existiert im deutschen 

Recht jedoch keine Vorschrift. Ob § 10 UrhG auf diese Rechte analog 

anwendbar ist und dadurch auch die Inhaberschaft an verwandten Schutz- 

369 

Begründung des RL-Vorschlags, S. 22. 

370 

Vgl. hierzu auch schon oben, S. 16 f. 

371 

Schricker (Hrsg.) – Loewenheim, Urheberrecht, 2006, § 10 Rn. 1; Mestmäcker/Schulze 

(Hrsg.), Kommentar zum deutschen Urheberrecht, Band 1.1, 2006, § 10 

Nr. 4. 

372 

Schricker (Hrsg.) – Loewenheim, Urheberrecht, 2006, § 10 Rn. 9 f. 

75


rechten vermutet werden kann, war in Rechtsprechung und Literatur bislang 

umstritten. 373 Durch die Regelung des Art. 5 (b) der Richtlinie ist 

dieser Streit nun zugunsten der Vermutungswirkung entschieden worden, 

da die Vorschrift die Anwendung der Vermutung nun ausdrücklich auch 

für Inhaber von verwandten Schutzrechten vorschreibt. Aus diesem 

Grund besteht für das deutsche Recht mithin ein Umsetzungsbedarf. 

c) Geplante Umsetzung 

Diesem Umsetzungsbedarf will der Gesetzgeber mittels einer Ergänzung 

des Urheberrechtsgesetzes abhelfen, indem die bereits in § 10 Abs. 1 

UrhG vorhandene Vermutungsregelung auch auf die verwandten Schutzrechte 

erstreckt werden soll. Dabei betont der Gesetzgeber explizit die 

Ausdehnung auch auf die Rechte der Datenbankhersteller. 374 

Zu diesem Zweck werden durch Art. 6 Nr. 4 bis 9 des Gesetzentwurfs die 

§§ 71, 74, 85, 87, 87b und 94 UrhG einheitlich geändert, indem in die 

genannten Vorschriften ein Verweis auf § 10 Abs. 1 UrhG eingefügt 

wird. 375 

d) Bewertung 

Es mag bezweifelt werden, ob die vorgesehenen Gesetzesergänzungen 

ausreichend sind. Im Hinblick auf die geforderte Umsetzung der Richtlinie 

mögen sie deren Anforderungen zwar entsprechen, indem nunmehr 

für alle im Urheberrechtsgesetz vorgesehenen verwandten Schutzrechte 

ein Verweis auf die Vermutungsregelung des § 10 Abs. 1 UrhG eingefügt 

wird. Damit erfüllt der Gesetzgeber also die Mindestanforderungen der 

Richtlinie. 

373 Bejahend OLG Köln GRUR 1992, S. 312 (313) – Amiga-Club; verneinend OLG 

Düsseldorf GRUR-RR 2002, S. 121 (125) – Das weite Land; vgl. hierzu auch Dreier/Schulze, 

UrhG Kommentar, 2006, § 10 Rn. 5. 

374 


unter „Grundzüge“, S. 64 des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische 

Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/ Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

375 

S. 33 f. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 

http://rsw.beck.de/rsw/upload/ Beck_Aktuell/BT-Drs.1605048.pdf. 

76


Die Richtlinie eröffnet hier aber den Raum für eine weitergehende Lösung. 

Da Art. 5 (b) nicht ausdrücklich vorschreibt, welche die dem Urheberrecht 

verwandten Schutzrechte und deren Schutzgegenstände sind, 

muss dies nicht bedeuten, dass hier auch nur diejenigen in Betracht 

kommen, die im Urheberrechtsgesetz selbst geregelt sind. Eine solche 

Einschränkung ergibt sich auch nicht aus dem diese Vorschrift betreffenden 

Erwägungsgrund (19), der lediglich von „Inhabern verwandter Rechte“ 

spricht. 

Vielmehr ist hier von Sinn und Zweck der Richtlinie und insbesondere 

des Art. 5 auszugehen und nach einer dementsprechenden Lösung zu 

suchen. Das erklärte Ziel der Richtlinie ist die Bekämpfung der Produkt- 

piraterie zum Wohle des europäischen Binnenmarktes. Erreicht werden 

soll dies durch eine effektive Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums. 

Hierfür soll Art. 5 einen wesentlichen Beitrag leisten, indem er 

dem Geschädigten eine Beweiserleichterung im Prozess bezüglich seiner 

Rechtsinhaberschaft bietet. Ob der Geschädigte aber nun Urheber eines 

Werks ist oder Inhaber eines verwandten Schutzrechts, das im Urheberrechtsgesetz 

geregelt ist, oder aber Inhaber eines verwandten Schutzrechts, 

das nicht ausdrücklich im Urheberrechtsgesetz geregelt ist, macht 

für die ihm obliegende Darlegungs- und Beweislast hinsichtlich seiner 

Rechtsinhaberschaft keinen Unterschied. Daher sollte auch die Vermutungsregelung 

des § 10 UrhG nicht zwischen diesen verschiedenen Rechten 

unterscheiden, sondern die Regelung sollte auch dann zur Anwendung 

kommen, wenn das verwandte Schutzrecht nicht im Urheberrechts- 

gesetz normiert ist. Dementsprechend formuliert Erwägungsgrund (19) 

offen, dass „die Bemühung, Rechte durchzusetzen und Produktpiraterie 

zu bekämpfen, häufig von Inhabern verwandter Rechte … unternommen“ 

werde. Die Hersteller von Tonträgern werden hier nur beispielhaft ge- 

nannt. 376 

Solch eine weite Anwendung der Vermutungsregel kann aber nicht dadurch 

erreicht werden, dass die bereits im Urheberrecht statuierten ver- 

376 

Ausführlich hierzu und mit Beispielen Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 2006, § 10 

Rn. 37. 

77


wandten Schutzrechte auf § 10 UrhG verweisen. Vielmehr müsste umgekehrt 

die Vorschrift des § 10 UrhG selbst erweitert und für eine Anwendbarkeit 

auf sämtliche verwandten Schutzrechte, nicht nur diejenigen 

im Urheberrechtsgesetz selbst, geöffnet werden. 377 Hier sollte der Ge- 

setzgeber also zum Zwecke einer einheitlichen Beweiserleichterung für 

alle Rechtsinhaber von Urheberrechten und allen verwandten Schutzrechten 

über die Mindestanforderungen der Richtlinie hinausgehen. 

Die Industrie fordert darüber hinaus auch noch die Einbeziehung von 

Inhabern abgeleiteter Rechte, wie z.B. den ausschließlichen Lizenznehmer, 

in die Inhabervermutung. Insbesondere könnten dadurch die Schutzrechte 

von Verlegern, die kein eigenes Leistungsschutzrecht haben, bes- 

ser vor Produktpiraterie geschützt werden. So könnten diese erheblich 

schneller Unterlassungsansprüche oder ihre Rechte im einstweiligen 

Rechtsschutz geltend machen. 378 

Natürlich ist dies ein erwünschtes Ergebnis. Und tatsächlich trifft Art. 5 

(b) der Richtlinie insoweit keine Regelung, als nicht ausdrücklich eine 

Anwendbarkeit der Regelung nur auf originäre Inhaber der verwandten 

Schutzrechte normiert ist. Die Vorschrift trifft aber die Regelung, dass 

die Bestimmung des Buchstabens (a) entsprechend gelten soll. Auch bei 

Art. 5 (a) ist zu unterscheiden zwischen dem Urheber, also dem Schöpfer 

des Werks einerseits und dem Rechtsinhaber infolge übertragener Rechte 

andererseits. Infolge einer Namensangabe in üblicher Weise auf dem 

Werkstück wird jedoch nur die Urheberschaft vermutet, und hierin er- 

schöpft sich die Vermutung auch. Sie erstreckt sich hier gerade nicht 

auch auf einen Rechtsnachfolger, welcher seine Rechte gemäß §§ 31 ff. 

UrhG übertragen bekommen hat, so dass diesen wieder die volle Darle- 

377 

Vgl. Kunz-Hallstein/Loschelder, Stellungnahme der Deutschen Vereinigung für 

gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht vom 28.2.2006 zum Referenten-Entwurf 

des Bundesministeriums der Justiz des „Gesetz zur Verbesserung der Durchsetzung von 

Rechten des geistigen Eigentums“, S. 7 (mit Formulierungsvorschlägen), 

http://www.grur.de/cms/upload/pdf/stellungnahmen/006/2006-02-28StellungnahmeGes 

etzzurVerbesserungderDurschsetzungRechendesgeisigenEigentums.pdf. 

378 

Scheel/Plöger, Stellungnahme des BDI zum Referentenentwurf des Bundesministeriums 

der Justiz zur Umsetzung der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums (April 2006), S. 2, http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

78


gungs- und Beweislast dafür trifft, dass er die Rechte von demjenigen 

wirksam erworben hat, dessen Name auf dem Werk angegeben ist. 379 

Eine konsequente Anwendung dieses Rechtsgedankens auf die Inhaber 

verwandter Schutzrechte, wie sie Art. 5 (b) vorschreibt, muss dann aber 

dazu führen, dass auch hier die Vermutungsregel nur den originären 

Rechtsinhaber, sozusagen den Hersteller der geschützten Leistung erfasst, 

nicht aber den Inhaber abgeleiteter Rechte. 380 

Sofern man trotzdem zum Zwecke einer effektiveren Pirateriebekämpfung 

die Vermutungswirkung auch auf die Inhaber nur abgeleiteter Rechte 

anwenden möchte, muss man sich fragen, ob solch eine weite Ausdehnung 

noch mit der Ratio der Vermutungswirkung vereinbar ist. Grund- 

sätzlich lässt die Namensangabe auf dem Werkstück vermuten, dass derjenige, 

der das Werkstück zuerst in seinen Händen hielt, es auch entsprechend 

gekennzeichnet hat. Daher wird vermutet, dass er der Urheber ist. 

Gleiches gilt für denjenigen, der die geschützte Leistung herstellt und 

kennzeichnet. Für diesen gilt dann die Inhabervermutung des Art. 5 (b). 

Diese bedeutsame Verbindung zwischen erster Kennzeichnung und Urheber- 

bzw. Inhaberschaft wird jedoch immer lockerer, je häufiger die 

betreffenden Rechte übertragen worden sind, und zwar auch bei einer 

vollständigen Übertragbarkeit der Rechte. 381 Deshalb müssen die Inhaber 

von abgeleiteten Rechten in einem Rechtsstreit grundsätzlich die gesamte 

Ableitungskette darlegen und beweisen. Wenn nun die Inhabervermutung 

so weit geht, dass alleine die Namensangabe auf dem Schutzgegenstand 

ausreicht, um die Vermutung der Rechtsinhaberschaft auszulösen, erfährt 

der abgeleitete Rechtsinhaber, insbesondere wenn das Recht mehrfach 

übertragen worden ist, eine erheblich stärkere Beweiserleichterung als 

der originäre Rechtsinhaber. Vor allem aber dann, wenn der originäre 

Rechtsinhaber die Rechtsinhaberschaft des Rechtsnachfolgers bestreitet 

379 Möhring/Nicolini - Ahlberg, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, § 10 Rn. 2. 

380 

Siehe hierzu Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 2006, § 10 Rn. 39, die im Folgenden 

jedoch die Anwendung der Vermutungsregel auf die Inhaber verwandter Schutzrechte 

bejahen. 

381 

Im Gegensatz zum Urheberrecht sind jedenfalls die wirtschaftlich-organisatorischen 

Leistungsschutzrechte vollständig übertragbar; vgl. Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 

2006, § 10 Rn. 39 mit Aufzählung der einzelnen Rechte. 

79


und es aber im Gegensatz zum Rechtsnachfolger unterlassen hatte, den 

Schutzgegenstand mit seinem Namen zu versehen, würde die Vermutungsregelung 

dazu führen, dass nun – entgegen der ursprünglichen Darlegungs- 

und Beweislastverteilung – der originäre Rechtsinhaber den 

Gegenbeweis im Sinne des § 292 ZPO führen, also vollen Beweis dafür 

erbringen, dass eine wirksame Rechtsübertragung nicht stattgefunden hat. 

Ob eine solche Rechtsfolge von der Ratio der Urheber- und Inhabervermutung 

noch gedeckt ist, ist zu bezweifeln. 382 Und auch von den Befür- 

wortern einer solch weiten Anwendbarkeit der Inhabervermutung wird 

eingeräumt, dass jeweils zu berücksichtigen sei, in welchem Zusammenhang 

die Vermutungswirkung eingesetzt werden solle, so dass nach der 

Art der Rechte, die durchgesetzt werden sollen, differenziert werden 

müsse. 383 Diese Lösung scheint jedoch kaum geeignet, eine einheitliche 

Rechtsanwendung und damit verbundene Rechtssicherheit in Bezug auf 

die Vermutungswirkung zu fördern. Aus diesen Gründen ist eine solche 

Erweiterung des § 10 UrhG – trotz der hiermit verbundenen, für die Pra- 

xis sehr wünschenswerten Ergebnisse –abzulehnen. 

II. Beweise 

Für Inhaber der Rechte des geistigen Eigentums besteht die Schwierig- 

keit, ihre Rechte effektiv durchzusetzen, häufig in der nicht einfachen 

Beweisbarkeit einer Rechtsverletzung. Die Besonderheit des geistigen 

Eigentums besteht ja gerade darin, dass die unter diesem Oberbegriff 

zusammengefassten Rechte und Schutzgüter nur schwer greifbar sind, so 

dass auch eine Verletzung dieser Rechte nicht einfach darzulegen und zu 

beweisen ist. Daher weiß der Geschädigte bei Klageerhebung häufig 

noch gar nicht genau, welches seiner Rechte konkret verletzt ist. 

382 

Aus diesem Grund hat Schack auch nur eine eingeschränkte Formulierung für einen 

möglichen, im obigen Sinne ergänzten § 10 Abs. 3 UrhG vorgeschlagen, vgl. Kunz- 

Hallstein/Loschelder, Stellungnahme der Deutschen Vereinigung für gewerblichen 

Rechtsschutz und Urheberrecht vom 28.2.2006 zum Referenten-Entwurf des Bundesministeriums 

der Justiz des „Gesetz zur Verbesserung der Durchsetzung von Rechten 

des geistigen Eigentums“, S. 7 (mit Formulierungsvorschlägen), 

http://www.grur.de/cms/upload/pdf/stellungnahmen/006/2006-0228StellungnahmeGes 

etzzurVerbesserungderDurschsetzungRechendesgeisigenEigentums.pdf. 

383 

Dreier/Schulze räumen ein, dass UrhG Kommentar, 2006, § 10 Rn. 39,46. 

80


Eine andere Möglichkeit ist, dass besonders in Fällen der Produktpiraterie 

die Tatsache, dass verletzende Waren hergestellt und verkauft werden, 

zwar offensichtlich ist, jedoch die Quelle dieser Rechtsverletzung bislang 

unentdeckt geblieben ist, und das zum Teil selbst dann noch, wenn der 

letzte Unterhändler bereits zivil- und/oder strafrechtlich verfolgt wurde. 

Hinzu kommt, dass die Verletzer regelmäßig unverzüglich ihre Vertriebsketten 

schließen und alle Beweismittel über die verletzende Ware 

vernichten, sobald sie realisieren, dass ihre Verletzungshandlungen ent- 

deckt wurden und verfolgt werden. Nur kurze Zeit später wird dann häufig 

einfach eine neue Vertriebskette eingerichtet, ohne dass die Hersteller 

der verletzenden Ware gefasst werden können. Dies macht die Durchsetzung 

der legitimen Rechte äußerst schwierig. 384 

Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, die Verfolgung von Rechtsverletzungen 

zu erleichtern und dadurch eine effektivere Rechtsdurchsetzung 

zu gewährleisten, sieht die Richtlinie im zweiten Abschnitt Beweis- 

vorschriften vor. Dementsprechend heißt es hierzu in Erwägungsgrund 

(20) zutreffend, dass „Beweismittel für die Feststellung einer Verletzung 

der Rechte des geistigen Eigentums von zentraler Bedeutung“ seien. Aus 

diesem Grund müssten die Mitgliedstaaten sicherstellen, „dass wirksame 

Mittel zur Vorlage, zur Erlangung und zur Sicherung von Beweismitteln 

zur Verfügung stehen.“ 

1. Beweisvorlage 


Zu diesem Zweck stellt Art. 6 Abs. 1 der Richtlinie zunächst verpflichtende 

Regeln über die Vorlage von Beweismitteln durch den Prozessgegner 

auf, wobei hier zwischen den in den beiden Absätzen der Vorschrift 

umschriebenen Fällen zu differenzieren ist. 

384 Vgl. Colston/Middleton, Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 671 f. 

81


aa) Art. 6 Abs. 1 

(1) Grundsatz 

Gemäß Art. 6 Abs. 1 S. 1 müssen die Mitgliedstaaten für die Gerichte die 

Möglichkeit schaffen, auf Antrag einer Partei die Vorlage von Beweis- 

mitteln durch die gegnerische Partei anzuordnen, wenn die beantragende 

Partei „alle vernünftigerweise verfügbaren Beweismittel zur hinreichenden 

Begründung ihrer Ansprüche vorgelegt und die in der Verfügungsgewalt 

der gegnerischen Partei befindlichen Beweismittel zur Begrün- 

dung ihrer Ansprüche bezeichnet hat“ und „sofern der Schutz vertraulicher 

Informationen gewährleistet wird.“ 

Die Vorschrift geht auf Art. 43 Abs. 1 TRIPS zurück und ist im Ver- 

gleich zu der ursprünglichen Vorschrift des Richtlinien-Vorschlags kaum 

abgeändert worden. 385 Allerdings wurde sie um einen S. 2 ergänzt, der 

den Mitgliedstaaten die Möglichkeit einräumt, den Gerichten zu gestatten, 

eine angemessen große Auswahl aus einer erheblichen Anzahl von 

Kopien eines Werks oder eines anderen geschützten Gegenstands als 

glaubhaften Nachweis anzusehen. 

Art. 6 Abs. 1 S. 1 stellt somit den Grundsatz für die folgenden Auflagen 

in Bezug auf die Beweisführung auf: Die Parteien sollen unter den hier 

genannten bestimmten Voraussetzungen verpflichtet werden können, die 

sich in ihrer Verfügungsgewalt befindlichen Beweismittel herauszuge- 

ben. 386 

(2) Voraussetzungen 

Im Hinblick auf den Anwendungsbereich der Vorschrift stellt sich die 

Frage, ob diese prozessuale Maßnahme nur in einem bereits anhängigen 

Hauptsacheverfahren angeordnet werden kann oder nicht vielleicht auch 

schon vorprozessual möglich ist. Eine eindeutige Regelung hierzu ist in 

Art. 6 nicht enthalten. Während jedoch Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie aus- 

385 

Verzichtet wurde lediglich auf die explizite Erwähnung der Begriffe „rechtserhebliche“ 

(Beweismittel) und „Herausgabe“ in Art. 6 Abs. 1 der Richtlinie, vgl. Art. 7 Abs. 

1 RL-Vorschlag. 

386 

Vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, S. 22. 

82


drücklich klarstellt, dass die dort geregelten Maßnahmen zur Beweissicherung 

„selbst vor Einleitung eines Verfahrens in der Sache“ angeordnet 

werden können, fehlt eine entsprechende Regelung in Art. 6. Im Umkehrschluss 

muss daher davon ausgegangen werden, dass die Vorlage- 

pflicht des Art. 6 nur in einem bereits anhängigen Prozess angeordnet 

werden kann. 387 

Die Anordnung setzt voraus, dass der Antragsteller seinen behaupteten 

Anspruch „hinreichend“ begründet und seinerseits alle vernünftigerweise 

verfügbaren Beweismittel vorlegt. Die antragstellende Partei muss demzufolge 

die anspruchsbegründenden Tatsachen substantiiert vortragen 

und, soweit mit eigenen Mitteln möglich, auch schon beweisen. Aller- 

dings dürfen an diese „hinreichende Begründung“ im Sinne des Art. 6 

Abs. 1 keine zu strengen Anforderungen gestellt werden. Denn müsste 

und könnte der Antragsteller hierfür bereits vollen Beweis erbringen, 

wäre die Vorlage von weiteren Beweismitteln überflüssig. 388 In diesem 

Fall würde die Vorschrift leer laufen. 

Aus der Natur der Vorlagepflicht folgt schließlich, dass mit Beweismitteln 

im Sinne der Vorschrift nur solche gemeint sein können, die vorlagefähig 

sind, also Urkunden und Augenscheinsobjekte. 389 

bb) Art. 6 Abs. 2 

Mit Art. 6 Abs. 2 gibt die Richtlinie den geschädigten Rechtsinhabern 

unter der zusätzlichen Voraussetzung, dass die Rechtsverletzung in ge- 

werblichem Ausmaß begangen wurde, ein deutlich stärkeres Mittel an die 

Hand, indem die Gerichte dann befugt sein müssen, in geeigneten Fällen 

387 

Vgl. hierzu – auch mit dem zutreffenden Hinweis, dass die Herausgabe von Beweismitteln 

zum Zweck eines endgültigen Nachweises der Rechtsverletzung ja gerade 

vorprozessual von Bedeutung ist – Kunz-Hallstein/Loschelder, Stellungnahme der 

Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht vom 

24.4.2003, S. 5, http://www.grur.de/cms/upload/pdf/stellungnahmen/2003/2003-04- 

24StellungnahmeMasnahmenundVerfahrenzumSchutzGeistigenEigentums.pdf. 

388 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (19). 

389 

Sachverständigengutachten könnten zwar prinzipiell auch vorgelegt werden, dürften 

sich im Regelfall aber nicht in der Verfügungsgewalt einer der Parteien befinden, sondern 

in der des Sachverständigen. 

83


auf Antrag einer Partei die Übermittlung von Bank-, Finanz- oder Handelsunterlagen 

anzuordnen, die sich in der Verfügungsgewalt der gegnerischen 

Partei befinden. Die Mitgliedstaaten werden hierdurch also verpflichtet, 

in ihren nationalen Rechtsordnungen den zuständigen Gerichten 

zusätzlich zu der allgemeinen Vorlageanordnung des Abs. 1 die Möglichkeit 

einzuräumen, unter bestimmten Voraussetzungen die Vorlage 

von gegnerischen Geschäftsunterlagen anzuordnen. Damit verpflichtet 

die Richtlinie den deutschen Gesetzgeber nunmehr ausdrücklich genau 

das einzuführen, was er im Rahmen des Produktpirateriegesetzes als zu 

schwerwiegenden Eingriff beim Gegner abgelehnt hatte, was die betroffenen 

Kreise in der Praxis später aber auch in Deutschland vermehrt gefordert 

hatten. 

(1) Ratio 

In dieser Vorschrift, die ohne Vorbild im TRIPS-Übereinkommen deutlich 

über selbiges hinausgeht, zeigt sich der ursprüngliche Charakter der 

Richtlinie als Instrument zur Bekämpfung der Produktpiraterie. Denn 

zum einen wird der Anwendungsbereich der Vorschrift mit der Voraussetzung 

einer „in gewerblichem Ausmaß begangenen Rechtsverletzung“ 

genau in der Art und Weise eingeschränkt, wie es ursprünglich für die 

gesamte Richtlinie vorgesehen gewesen war. Zum anderen handelt es 

sich bei der Vorlagepflicht von Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen 

um einen erheblichen Eingriff in die Sphäre der gegnerischen Prozesspartei, 

der nur in Fällen von gravierenden Rechtsverletzungen verhältnismäßig 

ist und daher an strengere Voraussetzungen zu knüpfen ist als die 

allgemeine Vorlagepflicht. 

Insbesondere aus dem Vergleich mit der ursprünglichen Regelung in Art. 

7 Abs. 2 des Richtlinien-Vorschlags wird die Zielrichtung der Maßnahme 

deutlich, indem hier ausdrücklich formuliert war, dass die Anordnung 

erfolgen solle, „damit die tatsächlichen Nutznießer der Rechtsverletzung 

ermittelt und verfolgt werden können“. Dies zeigt eindeutig das Bestreben, 

die oben angesprochene Problematik bei der Rechtsverfolgung von 

Produktpiraten zu lösen. 

84


(2) Voraussetzungen 

Da die Übermittlung der Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen nur angeordnet 

werden darf, wenn die Voraussetzungen des Absatzes 1 und 

zusätzlich eine in gewerblichem Ausmaß begangene Rechtsverletzung 

vorliegen, handelt es sich bei Art. 6 Abs. 2 um einen klassischen Qualifikationstatbestand. 

Obwohl jedoch die Gewährleistung des Schutzes vertraulicher 

Informationen bereits in Abs. 1 vorausgesetzt wird und daher 

durch den allgemeinen Verweis in Abs. 2 schon enthalten ist, wird diese 

Voraussetzung ausdrücklich noch einmal genannt. Die Wiederholung 

unterstreicht die Wichtigkeit dieser Voraussetzung und zeigt, dass dies 

auch der europäische Gesetzgeber erkannt und dementsprechend bewertet 

hat. Der erneute Hinweis auf die Bewahrung des Geheimhaltungsinte- 

resses der gegnerischen Partei ist auch insofern erforderlich und angemessen, 

als es sich bei der Vorlage um Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen 

um eine für die gegnerische Partei besonders einschneidende Maßnahme 

handelt. Es ist daher ein Ausdruck des Verhältnismäßigkeitsprin- 

zips, welches ja gemäß dem vorangestellten Art. 3 Abs. 2 grundsätzlich 

bei allen Maßnahmen der Richtlinie zu berücksichtigen ist, dass die gegnerische 

Partei zumindest im Hinblick auf ihre vertraulichen Informationen 

nicht schutzlos gestellt wird. Denn es ist zu bedenken, dass es wäh- 

rend des Verfahrens, in dem eine Beweisaufnahme durchgeführt wird 

und es daher z.B. noch auf den Beweis der Tatsachen ankommt, die eine 

Rechtsverletzung durch die gegnerische, zur Vorlage verpflichteten Partei 

erst begründen würden, im Zweifel noch überhaupt nicht feststeht, 

dass jene Partei tatsächlich eine Rechtsverletzung in gewerblichem Aus- 

maß begangen hat. Wenn sich nun aber im Rahmen der Beweisaufnahme 

herausstellen sollte, dass dies nicht der Fall war und diejenige Partei, die 

ihre Unterlagen vorlegen musste, zu Unrecht verklagt worden war, würde 

jene einen erheblichen Schaden erleiden, wenn sie der – zu Unrecht – 

klagenden Partei ihre vertraulichen Informationen offen legen müsste. 

Dabei stellt sich die Frage, ob bereits vor der Anordnung, die speziellen 

Unterlagen zu übermitteln, feststehen muss, dass eine Verletzung in ge- 

werblichem Ausmaß vorlag, oder ob auch durch die Vorlage der Unterlagen 

erst das gewerbliche Ausmaß bewiesen werden kann. Der Wortlaut 

85


von Art. 6 Abs. 2 deutet darauf hin, dass das gewerbliche Ausmaß der 

Rechtsverletzung bereits vor der Anordnung bekannt sein muss. 390 Andererseits 

besteht die Schwierigkeit der Beweisführung für den Verletzten 

hier ja gerade darin, dass er über entsprechende Informationen in der 

Regel noch nicht verfügt, da diese regelmäßig außerhalb seines Einflussbereiches 

liegen. Wenn man daher für die Anwendbarkeit des Art. 6 Abs. 

2 verlangen wollte, dass die gewerbliche Rechtsverletzung bereits bekannt 

sein muss, würde die Vorschrift in der Praxis meist leer laufen. 

Da es sich hierbei jedoch um eine Maßnahme mit besonders einschneidendem 

Charakter handelt, sollte zumindest ein erhöhter Grad von Wahrscheinlichkeit 

für das Vorliegen der qualifizierenden Voraussetzung be- 

reits vorliegen. Es müssen also konkrete Anhaltspunkte gegeben sein, die 

eine behauptete Rechtsverletzung in gewerblichem Ausmaß stützen. 

Denn andernfalls würde dies dazu führen, dass die geschädigte Partei im 

Prozess praktisch immer die Übermittlung der Bank-, Finanz- und Han- 

delsunterlagen beantragen könnte, um erst einmal herauszufinden, ob 

überhaupt eine Rechtsverletzung in gewerblichem Ausmaß vorliegt. Dies 

entspricht jedoch nicht der qualifizierenden Rechtsnatur des Art. 6 Abs. 

2, der vielmehr gezielt zur Identifizierung und Verfolgung weiterer, im 

Hintergrund agierender Rechtsverletzer und nicht zu einer allgemeinen 

Ausforschung der gegnerischen Partei beitragen soll. 

Gestützt wird diese Auslegung dadurch, dass die Übermittlung jener Unterlagen 

nur „in geeigneten Fällen“ angeordnet werden soll. Allerdings 

fehlt jede Umschreibung in der Richtlinie, welche Fälle als geeignet anzusehen 

sind. Da diese Voraussetzung in dem ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag 

der Kommission noch nicht enthalten war, 391 sondern erst 

später während der Beratungen eingefügt wurde, und außerdem die ur- 

sprünglich vorgesehene Möglichkeit der Beschlagnahme der Unterlagen 

gestrichen wurde, 392 ist davon auszugehen, dass die spezielle Anord- 

390 „Im Falle einer…“ kann zu verstehen sein im Sinne von „wenn eine in gewerblichem 

Ausmaß begangene Rechtsverletzung vorliegt…“. 

391 Vgl. Wortlaut des Art. 7 Abs. 2 RL-Vorschlag. 

392 Ebenda. 

86


nungsbefugnis des Art. 6 Abs. 2 insgesamt entschärft werden sollte. Dies 

deutet darauf hin, dass nicht grundsätzlich bei jeder gewerblichen 

Rechtsverletzung die Vorlage von Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen 

angeordnet werden soll, sondern eine solche nur dann erfolgen soll, 

wenn sie auch zur Identifizierung und Verfolgung der Nutznießer beitragen 

kann. Mangels näherer Angaben ist es aber letztendlich den Mitgliedstaaten, 

insbesondere den nationalen Gerichten zu überlassen, in 

welchen Fällen sie die spezielle Vorlageanordnung als geeignet ansehen. 

b) Vorlageanordnungen nach der ZPO und Umsetzungsbedarf 

Ob diese Vorgaben der Richtlinie in den deutschen Regelungen bereits 

enthalten sind, ist schwierig festzustellen und bedarf daher einer umfas- 

senden Untersuchung. Denn hier werden insbesondere durch Art. 6 Abs. 

2 die Grenzen zwischen prozessualer und materiell-rechtlicher Maßnahme 

insofern verwischt, als es sich um eine prozessuale Maßnahme handelt, 

die einen unmittelbaren Einblick in die Geschäftsunterlagen der 

gegnerischen Partei ermöglichen soll und die demnach genau das erlauben 

soll, was ansonsten nur im Wege des materiell-rechtlichen Rechnungslegungsanspruchs 

erreicht werden kann. 393 

(aa) Grundsätze 

Das deutsche Prozessrecht wird von mehreren Grundprinzipien bestimmt, 

von denen hier zwei besonders bedeutsam sind: So kennt die 

ZPO keine allgemeine prozessuale Pflicht einer Partei, die Gegenseite 

mit allen relevanten Informationen oder Unterlagen zu versorgen, die 

diese nicht selbst in ihrem Besitz hat. Es muss also grundsätzlich niemand 

seinem Gegner helfen, den Rechtsstreit zu gewinnen. 394 Ob eine 

Partei Ansprüche gegen die andere auf Erteilung von Auskünften, Rechnungslegung, 

Herausgabe von Unterlagen usw. hat, ist nach ständiger 

Rechtsprechung vielmehr eine Frage des materiellen Rechts. 395 

393 



394 

Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 740. 

395 BGH NJW 1990, S. 3151; NJW 1997, S. 128 (129), jeweils m.w.N. 

87


Im Hinblick auf das Beweisrecht ist ferner die Verhandlungsmaxime, 

also der Beibringungsgrundsatz von Bedeutung, da ein Beweis immer 

nur über solche Tatsachenbehauptungen erhoben werden darf, die bestritten 

und rechtserheblich sind. Dies setzt aber voraus, dass sie vorher von 

der beweisführenden Partei auch behauptet worden sind. Im Umkehrschluss 

folgt hieraus die Unzulässigkeit des sog. Ausforschungsbeweises, 

also eines Beweisantrages, der nur in der Hoffnung gestellt wird, dass das 

Beweisergebnis für den Beweisführer schon irgendetwas Verwertbares 

hervorbringen werde. 396 

Diesen Grundsätzen entsprechend bietet die ZPO nur zwei Arten von 

gesetzlich geregelten Vorlageanordnungen an, nämlich einerseits die 

Anordnung infolge eines entsprechenden Beweisantritts und Antrags 

einer Partei und andererseits die Anordnung von Amts wegen. Diese beiden 

Möglichkeiten der Vorlageanordnung unterscheiden sich ganz wesentlich 

in ihren Voraussetzungen, so dass sie gesondert betrachtet und 

auf ihre Vereinbarkeit mit den Vorgaben der Richtlinie untersucht werden 

müssen. 

(bb) Vorlageanordnung infolge Beweisantritts und Antrags 

(1) §§ 371, 421 ff. ZPO 

Für beide hier relevanten, da vorlagefähigen Beweismittel, nämlich das 

Augenscheinsobjekt und die Urkunde, sieht das deutsche Recht bei den 

jeweiligen Vorschriften über den Beweisantritt auch die Anordnung der 

Vorlage durch den Gegner an. 

Gemäß § 371 Abs. 1 S. 1 ZPO wird der Augenscheinsbeweis grundsätzlich 

durch Bezeichnung des Augenscheinsgegenstandes und durch die 

Angabe der zu beweisenden Tatsachen angetreten. Sofern sich der Ge- 

genstand nicht im Besitz des Beweisführers befindet, muss dieser zusätzlich 

den Antrag stellen, zur Herbeischaffung des Gegenstandes eine Frist 

zu setzen oder eine Anordnung nach § 144 ZPO zu erlassen, wobei § 372 

396 Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 794; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, 

ZPO, 2007, Einf § 284 Rn. 27. 

88


ZPO ergänzend auf die Vorschriften des Urkundenbeweises 397 verweist. 

Folglich richtet sich für beide Beweismittel die Anordnung der Vorlage 

durch den Gegner nach denselben Bestimmungen. 

Der Urkundenbeweis wird grundsätzlich durch die Vorlegung der Urkunde 

angetreten, § 420 ZPO. Ist dem Beweisführer dies nicht möglich, 

weil sich die Urkunde nach seiner Behauptung in den Händen des Gegners 

befindet, wird der Beweis gemäß § 421 ZPO durch den Antrag ange- 

treten, dem Gegner die Vorlegung der Urkunde aufzugeben, wobei dieser 

Antrag den hohen Anforderungen des § 424 ZPO entsprechen muss. 398 

Gerade dies ist bei Rechtsverletzungen im Bereich des geistigen Eigentums 

jedoch problematisch, da der Geschädigte die hierfür erforderlichen 

Kenntnisse häufig gerade nicht hat. 

Wesentlich ist aber vor allem noch ein andere Punkt: Gemäß § 422 ZPO 

ist der Gegner nur dann zur Vorlegung verpflichtet, wenn der antragstel- 

lende Beweisführer einen materiell-rechtlichen Anspruch gegen ihn auf 

Herausgabe oder Vorlegung der Urkunde bzw. entsprechend des Augenscheinsgegenstandes 

hat. 399 In Anlehnung an den oben genannten Grundsatz, 

dass es für die Informationsbeschaffung auf das materielle Recht 

ankommt, soll die hier verankerte Vorlagepflicht nur der prozessualen 

Umsetzung der materiellrechtlichen Verpflichtung dienen – sofern eine 

solche besteht. 400 Ein diesbezüglicher Anspruch kann im deutschen Recht 

insbesondere nach den Vorschriften der §§ 809, 810 BGB vorliegen. 401 

397 

§§ 422-432 ZPO. 

398 

Hiernach soll der Antrag nicht nur die Bezeichnung der Urkunde und die Bezeichnung 

der Tatsachen, die durch die Urkunde bewiesen werden sollen, enthalten. Darüber 

hinaus soll eine möglichst vollständige Bezeichnung des Inhalts der Urkunde angegeben 

werden sowie die Umstände, auf welche die Behauptung, dass die Urkunde sich in dem 

Besitz des Gegners befindet, sich stützt. Letztlich muss noch der Grund bezeichnet 

werden, der die Verpflichtung zur Vorlegung gibt, welcher auch glaubhaft zu machen 

ist, vgl. § 424 ZPO. Der Sinn dieser zwingenden Voraussetzungen liegt darin, dem 

Gericht durch die Angaben zu ermöglichen, die Entscheidungserheblichkeit, Beweiserheblichkeit 

und die Beweiseignung der Urkunde sowie die Verpflichtung zur Vorlage 

zu prüfen; vgl. Musielak (Hrsg.) – Huber, ZPO, 2007, § 424 Rn. 1. 

399 

Es sei denn, der Gegner hat sich selbst zu Beweiszwecken auf die Urkunde berufen, 

§ 423 ZPO. 

400 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 f. 

401 

Siehe hierzu oben S. 14. 

89


Problematisch ist ferner die Durchsetzung einer Vorlageanordnung. 

Während der materiell-rechtliche Anspruch selbst regelmäßig selbständig 

im Klagewege verfolgt werden kann und dadurch auch mit Maßnahmen 

der Zwangsvollstreckung durchgesetzt werden kann, besteht diese Möglichkeit 

nicht mehr, wenn dieser Anspruch im Rahmen eines laufenden 

Prozesses durch § 421 ZPO in das Beweisverfahren eingebunden wurde. 

Dann richtet sich nämlich auch die Erzwingbarkeit der prozessualen An- 

ordnung nur nach der ZPO. 402 Kommt der zur Vorlage verpflichtete Gegner 

der Anordnung nicht nach, bestehen nach den deutschen Vorschriften 

aber keine Zwangsmittel, die ihm hierfür auferlegt werden könnten. Die 

Vorlage kann also bei Weigerungen nicht erzwungen werden. 403 Gemäß 

§§ 371 Abs. 3, 427 ZPO können in diesem Fall lediglich die Behauptungen 

des Beweisführers vom Gericht als bewiesen angesehen werden. 

Außerdem kann seine Weigerung, der Anordnung nachzukommen, im 

Rahmen der freien Beweiswürdigung des Gerichts nach § 286 ZPO be- 

rücksichtigt werden. 

(2) Vereinbarkeit mit Art. 6 

Die Vereinbarkeit der dargestellten deutschen Regelungen mit der Richt- 

linie erscheint in mehrfacher Hinsicht problematisch. Zunächst ist festzustellen, 

dass diese Vorschriften keinen allgemeinen prozessualen Vorlageanspruch 

normieren, wie ihn Art. 6 der Richtlinie vorsieht, da die Vorlageanordnung 

der §§ 371, 421, 422 ZPO von dem Bestehen materiellrechtlicher 

Ansprüche abhängt. Insofern kommt es also darauf an, in- 

wieweit solche Ansprüche bestehen und ob die deutsche Verknüpfung 

der materiell-rechtlichen Ansprüche mit den Möglichkeiten der Vorlage 

im Prozess den Anforderungen der Richtlinie genügt. 

Der auf Vorlage gerichtete Besichtigungsanspruch aus § 809 BGB ist 

von der Rechtsprechung im Hinblick auf § 242 BGB stets restriktiv aus- 

402 Vgl. McGuire, Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der Richtlinie 

2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (16); Palandt – Sprau, BGB, 2007, § 809 Rn. 13; 

Staudinger – Marburger, Kommentar zum BGB, 2002, Vorb zu § 809 Rn. 9. 

403 Zöller – Geimer, ZPO, 2007, § 427 Rn. 2. 

90


gelegt und insofern beschränkt worden, als das Merkmal „in Ansehung 

einer Sache“ dazu führe, dass sich der Anspruch auch tatsächlich nur auf 

die Sache beziehe, hinsichtlich deren der mögliche Hauptanspruch besteht, 

zumal das Integritätsinteresse des Schuldners, hier also des Verlet- 

zers, nicht unzumutbar beeinträchtigt werden dürfe. 404 Logische Konsequenz 

muss dann aber sein, dass aufgrund dieser Anspruchsgrundlage 

nicht alle denkbaren Beweismittel vorgelegt werden dürfen, die im Rahmen 

der Beweisführung von Bedeutung sein könnten. Genau dies setzt 

Art. 6 Abs. 1 der Richtlinie jedoch voraus, indem hier nicht zwischen der 

Vorlage etwa der Verletzungsware und allen übrigen Beweismitteln differenziert 

wird. Zudem gibt der Besichtigungsanspruch aus § 809 BGB 

nicht ohne weiteres ein Einsichtsrecht in fremde Geschäftsunterlagen, 405 

wie es jedoch Art. 6 Abs. 2 der Richtlinie voraussetzt. Auch die speziellen 

Voraussetzungen des § 810 BGB, der die Einsicht in Urkunden erlaubt, 

werden im Falle von Schutzrechtsverletzungen nur selten erfüllt 

sein. 406 Folglich entsprechen schon die materiell-rechtlichen Ansprüche, 

die im deutschen Recht zu einer prozessualen Vorlageanordnung von 

Beweismitteln führen könnten, nicht den Vorgaben der Richtlinie. 

Und auch im Hinblick auf die prozessualen Vorschriften zur Vorlagean- 

ordnung bestehen Schwierigkeiten. Diese betreffen zunächst den für den 

Beweisantritt erforderlichen Antrag aufgrund der strengen inhaltlichen 

Voraussetzungen, denen dieser gemäß § 424 ZPO unterliegt. Zwar verlangt 

auch Art. 6 der Richtlinie, dass die antragstellende Partei die in der 

Verfügungsgewalt der gegnerischen Partei befindlichen Beweismittel zu 

bezeichnen hat. Wenn man jedoch bedenkt, dass Art. 6 gerade dazu dienen 

soll, dem Beweisführer diejenigen Beweismittel zur Verfügung zu 

stellen, die er benötigt, weil er seinen Anspruch mit eigenen Mitteln gerade 

nicht beweisen kann, weil die Verletzungshandlung regelmäßig in 

der Sphäre des Gegners stattfindet und sich deshalb auch dort die entsprechenden 

Beweismittel befinden, dürfen an die Bezeichnung dieser 

404 

BGH GRUR 2002, S. 1046 (1049) - Faxkarte. 

405 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 90a. 

406 

Ausführlich hierzu McGuire, Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der 

Richtlinie 2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (19 f.). 

91


Beweismittel keine allzu hohen Anforderungen gestellt werden. Wiederum 

gilt, dass der Antragsteller diese regelmäßig nicht erfüllen könnte und 

die Vorschrift demnach leer liefe. Demzufolge sind aber auch die Voraussetzungen 

des § 424 ZPO als zu streng und daher nicht vereinbar mit 

der Richtlinie anzusehen. 

Schließlich ist die oben beschriebene mangelnde Erzwingbarkeit der 

Vorlageanordnung der §§ 371, 421 ZPO problematisch. Allein die Wür- 

digung des unkooperativen Verhaltens des Gegners im Rahmen der freien 

Beweiswürdigung oder die Anerkennung der Behauptungen des Beweisführers 

als zutreffend helfen demselben nämlich vor allem dann 

nicht weiter, wenn er noch zu wenige Informationen hat, um seinen An- 

spruch zu substantiieren oder zu beziffern. Genau dies wird bei Verletzungen 

von Schutzrechten des geistigen Eigentums jedoch häufig der 

Fall sein. In solch einer Situation fehlt dem Gericht dann aber die Grundlage 

für eine freie Beweiswürdigung, so dass der Beweisführer beweis- 

fällig bleibt und die Entscheidung regelmäßig zu seinen Lasten gehen 

wird. 407 

Zwar enthält Art. 6 der Richtlinie selbst überhaupt keine Vorgaben über 

die Frage einer effektiven Durchsetzung der Vorlageanordnung. Vor allem 

schließt sich die Richtlinie hier gerade nicht an Art. 43 Abs. 2 TRIPS 

an, der die Gerichte ermächtigt, in Fällen der Weigerung auf Grundlage 

der vorliegenden Informationen zu entscheiden. Da Art. 43 Abs. 1 TRIPS 

nahezu wortgleich in der Richtlinie übernommen wurde, ist hier davon 

auszugehen, dass man Abs. 2 dieser Vorschrift bewusst nicht als zwingende 

Vorgabe in die Richtlinie übernehmen wollte. 408 Insofern bleiben 

die Modalitäten der Erzwingbarkeit der Vorlageanordnung bewusst den 

407 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (16 f.). Eine selbständige Klage auf Durchsetzung 

des materiellrechtlichen Vorlageanspruchs ist in den Fällen, in denen ein Prozess anhängig 

ist und sich die Urkunde in der Verfügungsgewalt des Prozessgegners befindet, 

ausgeschlossen; vgl. McGuire, ebenda, S. 17. 

408 

Es bleibt jedoch bei der grundsätzlichen Verpflichtung der TRIPS-Mitglieder, ihr 

nationales Recht an die dort festgelegten Grundsätze anzupassen. Aufgrund des fakultativen 

Charakter des Art. 43 Abs. 2 sind die Mitgliedstaaten jedoch nicht zur Anwendung 

dieser Vorschrift gezwungen, so dass hier noch unterschiedliche Regelungen bestehen 

können. 

92


Mitgliedstaaten überlassen, die diese konform mit ihren nationalen Prozessrechten 

ausgestalten können. 409 Allerdings ist hier die allgemeine 

Verpflichtung aus Art. 3 Abs. 2 der Richtlinie zurückzugreifen, die ja auf 

alle Artikel der Richtlinie anwendbar ist und vorschreibt, dass alle Maß- 

nahmen, Verfahren und Rechtsbehelfe wirksam, verhältnismäßig und 

abschreckend sein müssen. Wenn nun also in Art. 6 zwar nicht vorgegeben 

ist, auf welchem Weg die effektive Durchsetzung der Anordnung zu 

gewährleisten ist, so steht aber doch fest, dass sie überhaupt irgendwie 

garantiert sein muss, weil die Vorlageanordnung ansonsten keine wirksame 

Maßnahme wäre. Da schließlich nach den deutschen Vorschriften 

über die Augenscheinsobjekts- und Urkundenvorlage eine solche effektive 

Durchsetzung nicht gewährleistet ist, genügen diese Vorschriften auch 

nicht den Anforderungen des Art. 6. 

(cc) Vorlageanordnung von Amts wegen 

(1) §§ 142, 144 ZPO 

Als zweite Möglichkeit sieht das deutsche Prozessrecht in den §§ 142, 

144 ZPO die Möglichkeit einer Vorlageanordnung von Amts wegen vor. 

Hierbei handelt es sich um eine „dem Sachaufklärungsermessen des Gerichts 

unterstellte allgemeine Vorlagepflicht für Parteien und Dritte“ 410 

in Bezug auf Urkunden und sonstige Unterlagen (§ 142 Abs. 1 S. 1 ZPO) 

und Augenscheinsgegenstände (§ 144 Abs. 1 S. 2 ZPO), die sich im Besitz 

der Partei oder des Dritten befinden. Das Gericht kann hiernach die 

Vorlage einer Urkunde anordnen, wenn sich eine Partei – egal welche – 

auf sie bezogen hat. Für die Vorlage eines Augenscheinsobjekts wird 

nicht einmal dieses vorausgesetzt, so dass es sich bei § 144 Abs. 1 ZPO 

um eine Durchbrechung des Beibringungsgrundsatzes handelt. 411 

Die Vorteile dieser prozessleitenden Anordnungen bestehen darin, dass 

sie unabhängig von materiell-rechtlichen Ansprüchen sind, ausdrücklich 

auch die Vorlage sonstiger Unterlagen einbeziehen und schließlich nicht 

409 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (19). 

410 Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 821. 

411 Thomas/Putzo – Reichold, ZPO, 2007, § 144 Rn. 1. 

93


den strengen Antragsvoraussetzungen der beweisrechtlichen Vorschriften 

unterliegen. Gerade diese letzte Erleichterung bringt aber auch einen 

Nachteil mit sich: Die Anordnung von Amts wegen kann von den Parteien 

nur angeregt, jedoch nicht förmlich beantragt werden. Ob das Gericht 

daher die Vorlage anordnet, liegt in seinem pflichtgemäßen Ermessen. 412 

Der Beweisantrag einer Partei darf demgegenüber nur aus verfahrensrechtlichen 

oder beweisrechtlichen Gründen abgelehnt werden, da grundsätzlich 

ein Recht auf Beweis besteht. 413 Im Übrigen gilt auch für die 

Anordnungen der §§ 142, 144 ZPO, dass die Nichtbefolgung der Anordnung 

durch die Partei nicht sanktioniert werden kann; eine Sanktionsmöglichkeit 

besteht hier nur gegenüber Dritten. 414 Die Vorlage kann also 

auch hier von einer sich weigernden Partei nicht erzwungen werden, son- 

dern ihr Verhalten kann lediglich, wie bei den übrigen Vorlageanordnungen 

auch, nur im Rahmen der Beweiswürdigung nach §§ 286, 427 ZPO 

entsprechend berücksichtigt werden. 415 

(2) Vereinbarkeit mit Art. 6 

Die eben aufgezeigten Nachteile führen dazu, dass auch die Vorlageanordnung 

von Amts wegen nicht mit den Vorgaben der Richtlinie vereinbar 

ist. Im Hinblick auf die Möglichkeit einer effektiven Durchsetzbar- 

keit der Anordnung kann hier nichts anderes gelten als das zu den beweisrechtlichen 

Anordnungen Ausgeführte. 

Darüber hinaus setzt Art. 6 Abs. 1 der Richtlinie voraus, dass die Partei, 

die eine Vorlageanordnung erwirken möchte, also regelmäßig der ge- 

schädigte Rechtsinhaber, eine solche beantragen können muss. Diese 

Voraussetzung ist bei den Anordnungen von Amts wegen gerade nicht 

erfüllt, weil diese von den Parteien nur formlos angeregt werden können, 

was jedoch nicht einem Antrag im prozess-rechtlichen Sinne gleich- 

412 Musielak (Hrsg.) – Stadler, ZPO, 2007, § 142 Rn. 1. 

413 

Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 812; Thomas/Putzo – 

Reichold, ZPO, 2007, § 284 Rn. 3 ff.; Musielak (Hrsg.) – Foerste, ZPO, 2007, § 284 

Rn. 14. 

414 

§ 142 Abs. 2 S. 2 i.V.m. §§ 386-390 ZPO. 

415 

Zöller – Greger, ZPO, 2007, § 142 Rn. 4; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, 

ZPO, 2007, § 142 Rn. 27; Rosenberg/Schwab/Gottwald, Zivilprozessrecht, 2004, S. 

822. 

94


kommt. Einen Anspruch auf Vorlage hat der Geschädigte aus diesen 

Vorschriften erst recht nicht. 

Auch in Bezug auf Art. 6 Abs. 2 bestehen Bedenken. Denn Grundlage 

der Ermessensausübung der Gerichte bei der Entscheidung, ob sie die 

Vorlage anordnen oder nicht, muss der nicht auf Beweisführung, sondern 

auf die materielle Prozessleitung gerichtete Zweck der Vorlage sein. 416 

Dies bedeutet, dass die Vorlage für den gerade anhängigen Prozess von 

Bedeutung sein muss, in welchem sie angeordnet wird. Art. 6 Abs. 2 bezweckt 

jedoch vielmehr, die Nutznießer der Rechtsverletzung zu identifizieren 

und verfolgen zu können, ist also seinem Hauptanliegen nach auf 

zukünftige Verfahren ausgerichtet, und nicht primär auf dasjenige, in 

welchem die Vorlage der Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen angeordnet 

werden soll. Auch insofern besteht hier also eine Diskrepanz zwischen 

den Anordnungen nach §§ 142, 144 ZPO und der Richtlinie. 417 

Nach alledem ist festzuhalten, dass die deutschen Vorschriften, obwohl 

die ZPO die Möglichkeit von Vorlageanordnungen an mehreren Stellen 

normiert, den Vorgaben des Art. 6 der Richtlinie nicht entspricht. 418 

Folglich sind die deutschen Vorschriften entsprechend anzupassen, und 

zwar sowohl im Hinblick auf Art. 6 Abs. 1 S. 1 als auch Abs. 2. Eine 

Umsetzung von Abs. 1 S. 2 scheint nicht zwingend erforderlich zu sein, 

da es sich hierbei um eine Beweiserleichterung handelt, die im deutschen 

Recht im Rahmen der freien Beweiswürdigung nach § 286 ZPO berücksichtigt 

werden kann. Abgesehen davon wird den Mitgliedstaaten in Bezug 

auf diese Regelung keine Verpflichtung auferlegt. 419 

416 Zöller – Greger, ZPO, 2007, § 142 Rn. 2. 

417 

Siehe hierzu Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 

(747). 

418 

Ebenso z.B. Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 90a; McGuire, 

Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der Richtlinie 2004/48/EG, GRURInt 

2005, S. 15 (20); Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 (747 

f.). 

419 

So auch der Gesetzgeber; siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb der 

Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 66. des Gesetzentwurfs, BT- 



95



Zu denselben Ergebnissen kommt auch der deutsche Gesetzgeber. Bei 

der Umsetzung hat sich der Gesetzgeber gegen den Ausbau prozessrecht- 

licher Instrumente und für die Ausweitung der materiell-rechtlichen Ansprüche 

auf Informations- und Beweismittelbeschaffung entschieden. Zur 

Begründung wurde lediglich ausgeführt, dass dieser Weg der Systematik 

des deutschen Rechts entspreche und problemlos eine direkte Erzwing- 

barkeit der Rechtsfolgen ermögliche, die den prozessrechtlichen Instituten 

fremd sei. 420 

Zu diesem Zweck wurden in alle Spezialgesetze des geistigen Eigentums 

jeweils gleichlautende Vorschriften eingeführt bzw. die bestehenden geändert, 

indem sie an den Aufbau und Wortlaut von Art. 6 der Richtlinie 

angelehnt wurden. 421 Dabei wurden die Art. 6 und 7 der Richtlinie gemeinsam 

in einer einheitlichen Vorschrift umgesetzt. 

d) Bewertung 

Die Umsetzung der beweisrechtlichen Regelungen der Richtlinie dürfte 

einer der schwierigsten Punkte bei der Anpassung der deutschen Vor- 

schriften an die europäischen Vorgaben sein. Von Art. 6 werden die beiden, 

oben dargestellten Grundsätze unmittelbar betroffen. Denn durch die 

Vorlageanordnung, die die verletzte Partei beantragen kann, wird der 

Verletzer durchaus verpflichtet, dem geschädigten Rechtsinhaber dasjenige 

Material zu verschaffen, welches dieser zum Gewinn des Rechts- 

streits benötigt. 422 Da diese Anordnung jedoch immerhin von bestimmten 

Voraussetzungen und der Entscheidung des Gerichts über den Antrag der 

Partei abhängig ist, wurde zumindest noch keine allgemeine Pflicht zur 

Versorgung der Partei mit Informationen und Materialien geschaffen, 

sondern nur eine spezielle. Die qualifizierte Vorlagepflicht nach Art. 6 

420 Ebenda. 

421 

Diese sind § 140c PatG, § 24c GebrMG, §§ 19a, 128, 135 MarkenG, § 9 HalblSchG, 

§ 101a UrhG, § 46a GeschmMG und § 37c SortSchG. 

422 

Siehe hierzu auch Haedicke, Informationsbefugnisse des Schutzrechtsinhabers im 

Spiegel der EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, in: FS 

Schricker, 2005, S. 19 (23). 

96


Abs. 2 mit dem Zweck, die Nutznießer der Rechtsverletzung zu ermitteln, 

kommt einem Ausforschungsbeweis bedenklich nahe. 423 Beide 

Maßnahmen lassen sich natürlich mit den besonderen Umständen rechtfertigen, 

die bei Rechtsverletzungen im Bereich des geistigen Eigentums 

regelmäßig vorliegen und dazu führen, dass der Geschädigte ohne solche 

Maßnahmen in prozessualer Hinsicht leicht schutzlos gestellt wäre. 

Nichtsdestotrotz führen diese Maßnahmen dazu, dass zumindest für diesen 

speziellen Bereich die allgemeinen Grundsätze des deutschen Zivil- 

prozessverfahrens empfindlich berührt werden. 

Möglicherweise hat der Gesetzgeber aus diesem Grund bei der Umsetzung 

der Vorgaben eine Lösung im Wege der materiell-rechtlichen An- 

sprüche gesucht. Aus der knappen Begründung des Gesetzesentwurfs 

ergibt sich dies freilich nicht, und es erscheint zweifelhaft, ob der Gesetzesentwurf 

in dieser Form den Vorgaben der Richtlinie gerecht wird. 

Als Begründung für diesen Weg wird zunächst angeführt, dass eine materiell-rechtliche 

Lösung der Systematik des deutschen Rechts entspreche. 

Im Hinblick auf §§ 371, 421, 422 ZPO ist dies sicherlich zutreffend. Die 

Frage ist jedoch, ob diese Systematik hier auch mit den Vorgaben des 

Art. 6 vereinbar ist. Aus der Vorschrift ergibt sich nämlich, dass die Vorlage 

der Beweismittel im laufenden Verletzungsprozess angeordnet werden 

soll. Der Gesetzgeber führt weiter aus, dass eine materiell-rechtliche 

Lösung „problemlos eine direkte Erzwingbarkeit der Rechtsfolgen“ 424 

ermögliche. Gemeint ist hiermit offenbar die Durchsetzbarkeit der mate- 

riell-rechtlichen Ansprüche im Klagewege mit anschließender Zwangsvollstreckung. 

Denn neue Regelungen zur „direkten Erzwingbarkeit“ 

enthalten die neu entworfenen und abgeänderten Vorschriften nicht. Die 

Möglichkeit der selbständigen Klage auf Vorlage zum Zweck der Besich- 

tigung bestand aber auch vorher schon, so dass hier – abgesehen von einer 

klarer stellenden neuen Formulierung in Anlehnung an Art. 6 – nicht 

423 

So auch Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums 

und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 (747). 

424 




97


ersichtlich ist, inwiefern die Situation des Rechtsinhabers wirklich verbessert 

wird. Denn die selbständige Klage mit anschließender Zwangsvollstreckung 

ist zum einen sehr zeitaufwendig und schon daher für einen 

effektiven Schutz im Bereich des geistigen Eigentums ungeeignet, zum 

anderen aber auch nicht innerhalb des anhängigen Verletzungsprozesses 

möglich. Aus diesen Gründen reichen hier allein materiell-rechtliche Ansprüche 

nicht aus, obwohl sie natürlich grundsätzlich selbständig eingeklagt 

und durchgesetzt werden könnten. Vielmehr ist die prozessuale 

Durchsetzungsfähigkeit im deutschen Recht anzupassen. 425 Es wäre daher 

sinnvoller gewesen, die Durchsetzbarkeit der Vorlageanordnungen 

gemäß §§ 371, 421, 422 ZPO durch prozessuale Zwangsmittel, wie etwa 

der Androhung und entsprechenden Anordnung eines Ordnungsgeldes, 

effektiver zu gestalten. Eine solche Erzwingbarkeit von prozessualen 

Anordnungen ist den prozessrechtlichen Instituten – entgegen der Ansicht 

des Gesetzgebers – auch nicht grundsätzlich fremd. Sie mag im 

deutschen Recht bislang gegenüber den Parteien fremd sein. Dritte kön- 

nen jedoch bereits gemäß § 142 Abs. 2 S. 2 i.V.m. §§ 386 bis 390 ZPO 

zur Vorlage gezwungen werden. Es wäre also durchaus möglich gewesen, 

die Vorschriften der ZPO entsprechend abzuändern und eine prozessuale 

Erzwingbarkeit der Vorlageanordnung in Bezug auf die Gegenpar- 

tei einzufügen. Dies hätte der Rechtsnatur des Art. 6 als prozessuale 

Maßnahme besser entsprochen. 

Aber auch die Ausgestaltung des materiell-rechtlichen Vorlageanspruchs 

ist zu kritisieren. Der Gesetzgeber hat hier als Voraussetzung eine „hin- 

reichende Wahrscheinlichkeit“ der Rechtsverletzung normiert mit der 

Begründung, dass die Vorschrift zwar der Gewinnung von Beweismitteln 

diene, „der Anspruch aber nicht schon bei jedwedem Verdacht gewährt 

werden“ könne. 426 Diese hinreichende Wahrscheinlichkeit ist jedoch et- 

was anderes als die „hinreichende Begründung“, die Art. 6 Abs. 1 der 

Richtlinie vorgibt und an die sich die Wortwahl des Gesetzgebers an- 

425 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (21). 

426 

Begründung des Gesetzentwurfs, „Besonderer Teil“, S. 103 des Gesetzentwurfs, BT- 



98


lehnt. 427 Die Richtlinie verlangt, dass der antragstellende Rechtsinhaber 

alle vernünftigerweise verfügbaren Beweismittel zur hinreichenden Begründung 

seines Anspruchs vorgelegt hat. Dies ist nicht gleichbedeutend 

damit, dass das Bestehen seines Anspruches bereits auch schon hinrei- 

chend wahrscheinlich ist, da jenes erst das Ergebnis der Auswertung der 

vorgelegten Beweismittel ist. So weitgehend ist die prozessuale Vorgabe 

der Richtlinie jedoch nicht zu verstehen, da hier gerade nur die Vorlage 

sämtlicher verfügbaren Beweismittel, die den Anspruch hinreichend be- 

gründen können, vorgeschrieben ist. Insbesondere im Hinblick darauf, 

dass Art. 6 ja gerade erst zur vollständigen Beweisbarkeit des Anspruchs 

beitragen soll, dürfen hier die Anforderungen nicht zu hoch gestellt werden. 

Es scheint daher, als hätte der Gesetzgeber mit der „hinreichenden 

Wahrscheinlichkeit“ der Rechtsverletzung strengere Voraussetzungen 

normiert, als Art. 6 es vorsieht. 428 Dem Ziel der Vorschrift, nämlich dem 

Rechtsverletzer im Rahmen der – insbesondere prozessualen – Durchsetzung 

seiner Rechte gegenüber dem Verletzer eine Hilfe bei der Vorlage 

und Erlangung von Beweismitteln zu gewähren, 429 wäre dies jedoch nicht 

zuträglich. 

2. Beweissicherung 


Während Art. 6 der Richtlinie die „Ergänzung eines bisher nicht ausreichenden 

Beweises“ zum Ziel hat, enthält Art. 7 mit den Regelungen zur 

Beweissicherung und Beweisbeschaffung ein „Kernstück der Richtli- 

nie“. 430 

427 

Der Gesetzgeber führt dazu aus, dass „nicht auf die Vorlage aller verfügbaren Beweismittel 

abgestellt werden“ könne, weil „zur Umsetzung ein materiell-rechtlicher 

Anspruch geschaffen“ werde. Es zeigt sich daher auch hier, dass eine Umsetzung des 

Art. 6 im Wege prozessualer Änderungen zumindest solche Probleme nicht aufgeworfen 

hätte. 

428 

Vgl. zu diesem Problem auch Scheel/Plöger, Stellungnahme des BDI zum Referentenentwurf 

des Bundesministeriums der Justiz zur Umsetzung der Richtlinie zur Durchsetzung 

der Rechte des geistigen Eigentums (April 2006), S. 3, http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

429 

Vgl. Erwägungsgrund (20). 

430 

So Tilmann, Beweissicherung nach Art. 7 der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums, GRUR 2005, S. 737. Zur alten Rechtslage siehe Tilmann/Schreibauer, 

Beweissicherung vor und im Patentverletzungsprozess, in: FS Erdmann, 

2002, S. 901. 

99


aa) Regelungsinhalt 

Hier wird den Mitgliedstaaten in Abs. 1 S. 1 die Verpflichtung auferlegt, 

„schnelle und wirksame einstweilige Maßnahmen zur Sicherung der 

rechtserheblichen Beweismittel“ anzuordnen, wenn eine Partei, die alle 

vernünftigerweise verfügbaren Beweismittel zur Begründung ihrer Ansprüche, 

dass ihre Rechte an geistigem Eigentum verletzt worden sind 

oder verletzt zu werden drohen, vorgelegt hat und die Beweissicherung 

beantragt und soweit der Schutz vertraulicher Informationen gewährleistet 

wird. Dabei sollen diese Sicherungsmaßnahmen explizit auch schon 

„vor Einleitung eines Verfahrens in der Sache“ angeordnet werden können, 

so dass es sich hier vornehmlich um vorprozessuale einstweilige 

Maßnahmen zur Beweissicherung handelt. In Satz 2 werden beispielhaft 

einige der in Betracht kommenden Sicherungsmaßnahmen aufgezählt, 

wie etwa die dingliche Beschlagnahme der rechtsverletzenden Ware oder 

der für deren Herstellung oder Vertrieb notwendigen Werkstoffe und 

Geräte einschließlich der dazugehörigen Unterlagen. 431 

Besonders wichtig für die Effektivität der Beweissicherung ist die in Abs. 

1 S. 3 statuierte Regelung, dass die Sicherungsmaßnahmen auch ohne 

Anhörung der gegnerischen Partei getroffen werden sollen, und zwar vor 

allem in den Fällen, in denen durch eine Verzögerung dem Rechtsinhaber 

wahrscheinlich ein nicht wieder gutzumachender Schaden entstehen 

würde, oder in denen nachweislich die Gefahr besteht, dass die Beweise 

vernichtet werden. Wenn von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht 

wurde, sind die betroffenen Parteien spätestens unverzüglich nach der 

Vollziehung der Maßnahmen von jenen in Kenntnis zu setzen und können 

sie eine Überprüfung derselben beantragen, innerhalb der die betroffenen 

Parteien auch Stellung nehmen können (S. 4, 5). 

431 Die erstgenannte Maßnahme muss wohl heißen „die Beschlagnahme durch Beschreibung 

mit oder ohne Einziehung von Mustern“; vgl. insoweit die ursprüngliche 

Regelung in Art. 8 Abs. 1 RL-Vorschlag. Die „Beschlagnahme“ ist wohl im Rahmen 

eines Redaktionsversehens aufgrund des Zeitdrucks bei Verabschiedung der Richtlinie 

„verloren gegangen“; siehe Frey/Rudolph, EU-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums, ZUM 2004, S. 522 (529). 

100


Für alle beweissichernden Maßnahmen, also nicht nur für diejenigen, die 

ohne Anhörung der Gegenpartei getroffen wurden, gilt, dass sie gemäß 

Art. 7 Abs. 3 auf Antrag des Antragsgegners, also des vermeintlichen 

Verletzers, aufgehoben oder auf andere Weise außer Kraft gesetzt wer- 

den, wenn der antragstellende Rechtsinhaber nicht innerhalb einer angemessenen 

Frist bei dem zuständigen Gericht das Verfahren in der Hauptsache 

einleitet. In diesen Fällen sowie wenn die Maßnahmen aufgrund 

eines Verhaltens des Antragstellers hinfällig werden, oder aber wenn in 

der Folge festgestellt wird, dass weder eine Rechtsverletzung noch eine 

drohende Rechtsverletzung vorlag, steht dem Antragsgegner gegen den 

Antragsteller gemäß Art. 7 Abs. 4 ein Anspruch auf angemessenen Ersatz 

des Schadens zu, den er durch die angeordneten Maßnahmen erlitten hat. 

Um diese spätere Entschädigung des Antragsgegners sicherzustellen, 

müssen die Mitgliedstaaten vorsehen, dass die beweissichernden Maßnahmen 

an die Stellung einer angemessenen Kaution oder entsprechenden 

Sicherheit durch den Antragsteller geknüpft werden können, Art. 7 

Abs. 2. Nach Abs. 5 schließlich können die Mitgliedstaaten Maßnahmen 

zum Schutz der Identität von Zeugen ergreifen. 

bb) Hintergrund der Vorschrift 

Aufgrund der zentralen Bedeutung der Beweismittel in einem Verfahren 

wegen Verletzung eines Schutzrechts des geistigen Eigentums war für 

die Kommission die Frage, wie Beweismittel gesichert werden können, 

von elementarer Bedeutung. Dies ergibt sich bereits aus dem Grünbuch, 

wo es heißt, dass es sich hierbei um einen wichtigen Faktor bei der Be- 

kämpfung der Produktpiraterie handle. Und auch hier nimmt die Kommission 

zum ersten Mal Bezug auf die britische „Anton Piller Order“ 

und das französische Verfahren der urheberrechtlichen Beschlagnahme 

mit dem Hinweis, dass derartige Maßnahmen zur Sicherung von Bewei- 

sen sowohl vorprozessual als auch im Laufe eines Prozesses „zweifelsohne“ 

wirksam zur Bekämpfung der Produktpiraterie beitrügen. 432 

432 S. 23 des Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. 

101


Diesen Ansatz hat die Kommission konsequent weiterverfolgt und auch 

Art. 7 der Richtlinie schließlich dementsprechend ausgestaltet. 

(1) Britisches Vorbild 

Die britische „Anton Piller Order“ 433 ist eine von der Rechtsprechung, 

also im sog. Case Law entwickelte, 434 aber inzwischen auch gesetzlich 

normierte Maßnahme. 435 Hiernach kann ein englisches Gericht 436 ohne 

vorherige Anhörung der Gegenpartei die Durchsuchung der Räumlich- 

keiten des angeblichen Verletzers sowie die Beschlagnahme, das Kopieren 

oder auch Abfotografieren von Beweismitteln, die für die behauptete 

Rechtsverletzung erheblich sind, anordnen. Voraussetzung hierfür ist, 

dass der Antragsteller einen starken Anfangsverdacht in Bezug auf eine 

Rechtsverletzung begründen kann, dass ihm zudem ein erheblicher Schaden 

droht und dass er einen Beweis dafür bringt, dass die Gegenpartei 

einschlägige Beweismittel in ihrem Besitz hat sowie die ernsthafte Möglichkeit 

der Vernichtung dieses Materials besteht. 437 

(2) Französisches Vorbild 

Auch das französische Prozessrecht stellt mit der „saisie-contrefaçon“ 

eine vorprozessuale Maßnahme zur Beweissicherung zur Verfügung, die 

ebenfalls die Durchsuchung der gegnerischen Räumlichkeiten sowie die 

Sicherstellung von erheblichen Beweismitteln gestattet. Im Gegensatz zu 

der britischen „Anton Piller Order“ ist bei der „saisie-contrefaçon“ jedoch 

nicht die Beschlagnahme der rechtsverletzenden Ware oder Gegenstände 

der Regelfall, sondern vielmehr eine genaue Beschreibung der 

verletzenden Ware. Eine Beschlagnahme muss zudem ausdrücklich beantragt 

und vom Richter genehmigt werden, und selbst dann ist es üblich, 

433 Auch bekannt unter der Bezeichnung “search order for inspection and other relief”; 

vgl. Cornish/Llewelyn, Intellectual Property, 2003, Abs. 2-48. 

434 Anton Piller v Manufacturing Processes [1976] RPC 719. 

435 

Civil Procedure Act 1997, sec. 7 (Power of courts to make orders for preserving 

evidence, etc.). 

436 

Die „Anton Piller Order“ wird nur in England und Wales angewandt, während 

Schottland eigene, aber äquivalente Maßnahmen entwickelt hat; vgl. Colston/Middleton, 

Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 672. 

437 

Cornish/Llewelyn, Intellectual Property, 2003, Abs. 2-48. 

102


sich darauf zu beschränken, nur die zum Beweis der Rechtsverletzung 

benötigten Muster mitzunehmen. 438 

Da die Wirksamkeit dieser Maßnahme vom Überraschungseffekt ab- 

hängt, wird auch hier die Gegenpartei nicht vorher gehört. Voraussetzung 

ist hier allerdings nur, dass der Antragsteller Inhaber eines französischen 

oder europäischen Patents ist oder auch Inhaber einer ausschließlichen 

Lizenz. Dieser auserwählte Personenkreis hat einen Rechtsanspruch auf 

die „saisie-contrefaçon“ mit der Folge, dass der Richter auch nur die 

Anspruchsberechtigung prüfen darf. Insbesondere darf er nicht die Wahrscheinlichkeit 

der behaupteten Rechtsverletzung beurteilen, weil diese 

mit der Maßnahme ja gerade nachgewiesen werden soll. 439 

Letztlich sieht das französische Recht die Leistung einer Sicherheit zum 

Zweck der Absicherung etwaiger nachfolgender Schadensersatzansprüche 

voraus. Außerdem ist der Antragsteller verpflichtet, innerhalb von 14 

Tagen nach Durchführung der Maßnahme eine entsprechende Klage in 

der Hauptsache zu erheben. 440 

(3) Entwicklung des Art. 7 der Richtlinie 

Die verabschiedete Fassung liest sich wie eine Mischung aus Art. 50 

TRIPS, „Anton Piller Order“ und „saisie-contrefaçon“. Selbst wenn die 

Begründung des Richtlinien-Vorschlags sich hier ausdrücklich nur auf 

Art. 50 Abs. 7 TRIPS stützt und ansonsten diese Vorschrift diesmal nicht 

als unmittelbares Vorbild benennt, 441 das nur präzisiert werden musste, 

entsprechen die einzelnen Absätze des Art. 7 der Richtlinie doch sehr den 

Grundsätzen, die das TRIPS-Übereinkommen bereits zu den einstweiligen 

Maßnahmen festgesetzt hat. Vor allem ist hier in Abs. 1 (b) schon 

der allgemeine Grundsatz aufgestellt worden, dass die Gerichte schnelle 

und wirksame einstweilige Maßnahmen anordnen dürfen, „um einschlä- 

438 Boval, Sicherungs- und einstweilige Maßnahmen im Zusammenhang mit Patentverletzungsklagen 

in Frankreich, GRURInt 1993, S. 377 (378). 

439 Ebenda. 

440 

Boval, Sicherungs- und einstweilige Maßnahmen im Zusammenhang mit Patentverletzungsklagen 

in Frankreich, GRURInt 1993, S. 377 (379). 

441 


103


gige Beweise hinsichtlich der behaupteten Rechtsverletzung zu sichern.“ 

Ergänzt wurden diese Grundsätze mit den Einzelheiten der britischen und 

französischen Maßnahmen, Art. 7 Abs. 1 S. 2, so dass die allgemeinen 

Grundsätze des TRIPS konkrete Gestalt bekamen. 

Eine wesentliche Änderung hat die Vorschrift allerdings noch während 

der Beratungen bis zur Verabschiedung der Richtlinie erfahren: Die ursprüngliche 

Regelung hatte nämlich als erstes Merkmal noch vorausge- 

setzt, dass „nachweislich die Gefahr der Beweismittelvernichtung besteht“. 

442 Die Streichung dieser Voraussetzung hat zu einer erheblichen 

Ausdehnung des sachlichen Anwendungsbereichs des Art. 7 geführt, 

indem vorprozessuale Maßnahmen zur Beweissicherung jetzt grundsätz- 

lich bei jeder Schutzrechtsverletzung im Bereich des geistigen Eigentums 

in Betracht kommen. 443 Die Gefahr, dass Beweismittel vernichtet werden, 

ist nunmehr lediglich zu einer der möglichen qualifizierenden Voraussetzungen 

geworden für den Fall, dass die Maßnahmen ohne vorheri- 

ge Anhörung des Gegners getroffen werden sollen, Art. 7 Abs. 1 S. 3. 

cc) Umfang 

Aufgrund der sehr offenen Formulierung der Vorschrift sind manche 

Fragen aufgetreten, die es zu klären gilt. Diese betreffen vor allem die 

Reichweite des Art. 7, also die Frage, welche Beweismittel überhaupt 

gesichert werden dürfen. 

(1) Beweissicherung und Beweisbeschaffung 

Dem Wortlaut nach kommt es nur darauf an, dass die Beweismittel 

rechtserheblich hinsichtlich der behaupteten Verletzung sind. Eine Differenzierung 

etwa zwischen bereits bekannten oder auch allgemein zugänglichen 

Beweisen einerseits und dem Schutzrechtsinhaber noch nicht be- 

kannten Beweismitteln andererseits wird nicht vorgenommen. Insofern 

könnte man aber differenzieren: Sofern nur bekannte Beweismittel von 

Art. 7 erfasst werden, kämen nur Sicherungsmaßnahmen gegen drohen- 

442 

Art. 8 Abs. 1 S. 1 RL-Vorschlag. 

443 



104


den Beweisverlust in Betracht. Wenn infolge der offenen Formulierung 

der Vorschrift jedoch auch neue, dem Schutzrechtsinhaber noch unbekannte 

Beweismittel erfasst werden sollen, müssten von Art. 7 auch 

Maßnahmen gedeckt sein, die der Ermittlung und Beschaffung dieser 

neuen Beweismittel dienen, Maßnahmen also, die der Schutzrechtsinhaber 

in der Regel nur gegen den Willen des möglichen Verletzers erhalten 

kann. 444 

Allein der offene Wortlaut der Vorschrift spricht bereits für den weiten 

Anwendungsbereich. Darüber hinaus müssen die Beweismittel hier – im 

Gegensatz zu Art. 6 Abs. 1 – nicht „bezeichnet“ sein, was dafür spricht, 

dass auch unbekannte Beweismittel erfasst sein könnten. 445 Auch das 

Hauptziel der Richtlinie, die Bekämpfung der Produktpiraterie, spricht 

für den weiten Anwendungsbereich, da die Kommission bei diesem Vorhaben 

so effektiv wie möglich zu Gunsten der Schutzrechtsinhaber vorgehen 

wollte. Diesen verschafft es einen enormen Vorteil, wenn sie sich 

im Wege einstweiliger Maßnahmen zusätzliche Beweismittel für den 

Prozess gegen die Rechtsverletzer beschaffen können. Dass es in diesem 

vorprozessualen Stadium aber noch gar nicht feststeht, ob der vermeintliche 

Verletzer und Antragsgegner tatsächlich eine entsprechende Verlet- 

zungshandlung begangen hat, wird von der Kommission sowohl in Art. 6 

als auch in Art. 7 nur im Rahmen des Schutzes seiner vertraulichen Informationen 

berücksichtigt und ihm im übrigen ein – nachträglicher – 

Schadensersatzanspruch zur Seite gestellt. Insofern kann daher unterstellt 

werden, dass die Kommission auch solche Maßnahmen befürworten 

würde, so dass insgesamt von dem weiten Anwendungsbereich des Art. 7 

auszugehen ist. 446 

444 

Tilmann, Beweissicherung nach Art. 7 der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums, GRUR 2005, S. 737. 

445 

Haedicke, Informationsbefugnisse des Schutzrechtsinhabers im Spiegel der EG- 

Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, in: FS Schricker, 

2005, S. 19 (21). 

446 

A.A. Peukert/Kur, nach denen Art. 7 ausschließlich nur zur Sicherung von Beweismitteln 

dient, während die Erlangung von Beweismitteln von Art. 6 erfasst werde; vgl. 

Peukert/Kur, Stellungnahme des Max-Planck-Instituts für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- 

und Steuerrecht zur Umsetzung der Richtlinie 2004/48/EG, S. 8 f., 

http://www.ip.mpg.de/shared/data/pdf/stellungahme_mpi_rl_2004-48-eg.pdf. 

105


(2) Beweismittel 

Ferner ergibt sich aus dem Wortlaut auch nicht, ob von ihr alle Beweismittel 

erfasst werden, oder ob die Vorschrift nur für den Urkunden- und 

den Augenscheinsbeweis gelten soll. Im Hinblick auf Art. 6, bei dem die 

einzuführende Vorlagepflicht ja nur in Bezug auf Urkunden und Augenscheinsobjekte 

sinnvoll ist, könnte nämlich vertreten werden, dass Art. 7 

insoweit an Art. 6 anknüpft und daher ebenfalls auf diese beiden Beweismittel 

zu beschränken ist. Hierfür spräche nicht nur die Systematik, 

sondern auch die Tatsache, dass die in Art. 7 Abs. 1 S. 2 genannten Beispielsmaßnahmen 

auf Urkunden und Augenscheinsobjekte beschränkt 

sind, und außerdem Art. 7 Abs. 3 bei den übrigen Beweismitteln nicht 

passe, da eine Zeugenvernehmung oder eine Besichtigung durch einen 

Sachverständigen begrifflich nicht aufgehoben oder außer Kraft gesetzt 

werden könne. 447 

Diese Argumente müssen jedoch nicht zwingend zu einer Beschränkung 

der Beweismittel führen. Zunächst könnte die Tatsache, dass Art. 7 im 

Gegensatz zu Art. 6 weder die Bezeichnung des Beweismittels noch ausdrücklich 

eine Vorlage der Beweismittel verlangt, in der Weise ausgelegt 

werden, dass die in Art. 6 extra normierten Beschränkungen hier gerade 

nicht vorliegen sollen. In diesem Fall wären also grundsätzlich alle Beweismittel 

von Art. 7 erfasst. In Bezug auf Abs. 1 S. 2 ist festzuhalten, 

dass die hier genannten Beispiele keine abschließende Aufzählung sind, 

sondern in erster Linie diejenigen Maßnahmen nennen, die die Vorbilder 

des britischen und französischen Rechts zum Inhalt hatten. Im Hinblick 

darauf, dass Art. 7 Abs. 1 S. 1 lediglich „schnelle und wirksame … Maßnahmen“ 

fordert, werden auch alle anderen erdenklichen Maßnahmen mit 

der Vorschrift vereinbar sein, solange sie diesen Grundanforderungen 

entsprechen. Die Tatsache, dass im Zweifel die auf Urkunden und Au- 

genscheinsobjekte gerichteten Maßnahmen in der Praxis am wirksamsten 

sein werden, schließt nicht aus, dass daneben auch andere Maßnahmen in 

Bezug auf andere Beweismittel in Betracht kommen können. Zu Art. 7 

447 So der deutsche Gesetzgeber in der Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, 

S. 68 f. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


106


Abs. 3 ist schließlich anzuführen, dass Zeugenvernehmungen oder Besichtigungen 

durch Sachverständige zumindest insofern „auf andere Weise 

außer Kraft gesetzt werden“ können, als das Gericht ein Verwertungsverbot 

der aus ihnen erlangten Informationen anordnen kann. 

Abschließend zu dieser Frage soll auf die Ausführungen der Kommission 

im Rahmen der Begründung des Richtlinien-Vorschlags hingewiesen 

werden. Dort heißt es: „In Deutschland sind die rechtlichen Möglichkei- 

ten der Beweissicherung nicht sehr schlagkräftig. Sie beschränken sich 

auf die Beweisbeschaffung mittels Zeugenaussagen, Sachverständigengutachten 

und Augenscheinnahme, dehnen sich allerdings nicht auf die 

Unterlagen und die Vernehmung der Parteien aus.“ 448 Auch wenn die 

Kommission hier wohl in erster Linie bemängelt, dass der Urkundenbeweis 

nicht hinreichend gesichert sei, deutet diese Einschätzung insgesamt 

doch darauf hin, dass der Kommission an der Sicherung aller Beweismittel 

gelegen war. Daher ist davon auszugehen, dass Art. 7 der Richtlinie 

uneingeschränkt alle Beweismittel erfassen soll. 

(3) Wahrscheinlichkeitsgrad 

Schließlich wird in Art. 7 auch der Grad der Wahrscheinlichkeit nicht 

festgelegt, der im Hinblick auf die Rechtsverletzung vorliegen muss. Der 

Wortlaut gibt nur vor, dass die Verletzung behauptet worden sein muss, 

was jedoch als selbstverständlich angesehen werden kann, wenn der Antragsteller 

versucht, Maßnahmen gegen einen vermeintlichen Verletzer 

zu erwirken. Weiterhin muss er aber auch „alle vernünftigerweise ver- 

fügbaren Beweismittel“ vorgelegt haben, was impliziert, dass über die 

Behauptung hinaus bereits Beweis angetreten worden sein muss. 449 Im 

Übrigen ist die Formulierung der Vorschrift jedoch völlig offen und lässt 

praktisch keinen Schluss auf etwaige Vorgaben in Bezug auf die Wahr- 

scheinlichkeit zu. Bei Berücksichtigung der Vorbilder, an denen sich die 

Kommission orientiert hatte, ergibt sich ebenfalls keine einheitliche Linie 

– ganz abgesehen davon, dass ja auch Art. 7 im Laufe der Beratungen 

448 


449 



107


wesentlich verändert wurde, so dass gar nicht mehr mit Sicherheit zurückverfolgt 

werden könnte, welche einheitliche Linie von der Kommission 

vorgesehen gewesen war. Während die „Anton Piller Order“ durchaus 

Anforderungen in Form eines starken Anfangsverdachts stellt, was 

einem erhöhten Grad von Wahrscheinlichkeit entsprechen dürfte, kommt 

es bei der „saisie-contrefaçon“, wie gesehen, überhaupt nicht auf die 

Wahrscheinlichkeit an. Immerhin deuten diese beiden Extreme jedoch 

darauf hin, dass die Kommission diesbezüglich keine Vorgaben machen 

wollte, denn sie hat sich von keiner dieser Möglichkeiten klar distanziert, 

sondern lässt im Gegenteil durch die stetigen Verweise auf beide Modelle 

ausdrücklich beide zu. Folglich bleibt es den Mitgliedstaaten überlassen, 

welchen Grad von Wahrscheinlichkeit der Rechtsverletzung sie zur 

Voraussetzung für Maßnahmen im Sinne des Art. 7 machen wollen. 450 

b) Beweissicherung nach der ZPO und Umsetzungsbedarf 

Das deutsche Recht kennt bisher keine allgemeine Vorschrift, die grund- 

sätzlich die Sicherung von Beweisen durch die Anordnung von einstweiligen 

Maßnahmen regelt. Vielmehr unterscheidet die ZPO zwischen der 

Beweissicherung einerseits und dem Verfahren im einstweiligen Rechtsschutz 

andererseits. Ob und wie diese Regelungen den Anforderungen 

des Art. 7 der Richtlinie genügen könnten, gilt es im Folgenden zu untersuchen. 

aa) Grundsätze 

Die Beweissicherung ist in den Vorschriften des selbständigen Beweis- 

verfahrens geregelt, §§ 485 ff. ZPO. Für diese beweisrechtlichen Regelungen 

gelten selbstverständlich auch die oben dargelegten Grundsätze, 

insbesondere das Verbot des Ausforschungsbeweises. 

Zu beachten sind nun aber auch die Besonderheiten des Verfahrens im 

einstweiligen Rechtsschutz, welches in den §§ 916 ff. ZPO geregelt ist. 

Zunächst ist grundlegend festzuhalten, dass die Sicherung von Beweisen 

nur im Wege einer einstweiligen Verfügung, also konsequenterweise 

450 Ebenso Knaak, Die EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums 

und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen Recht, GRURInt 2004, S. 745 (748). 

108


einer Sicherungsverfügung im Sinne des § 935 ZPO möglich ist. Diese 

darf vor allem die Hauptsache nicht vorwegnehmen. Unzulässig sind 

daher all jene Maßnahmen, die den Verfügungsanspruch nicht nur sichern, 

sondern bereits erfüllen. 451 Es dürfen hiernach also auch zur Be- 

weissicherung nur vorläufige Maßnahmen getroffen werden – insofern 

stimmen die deutschen Vorschriften mit Art. 7 der Richtlinie im Grundsatz 

noch überein. Ob im Rahmen der deutschen Regelungen des einstweiligen 

Rechtsschutzes jedoch eine Beweissicherung möglich ist, die 

den Vorgaben der Richtlinie entspricht, erscheint zweifelhaft. 

bb) Selbständiges Beweisverfahren, §§ 485 ff. ZPO 

Das selbständige Beweisverfahren dient der vorsorglichen Beweiserhe- 

bung vor Beginn eines möglichen Prozesses oder während eines Urteilsverfahrens. 

452 Zu diesem Zweck kann gemäß § 485 Abs. 1 ZPO auf Antrag 

einer Partei die Einnahme des Augenscheins, die Vernehmung von 

Zeugen oder die Begutachtung durch einen Sachverständigen angeordnet 

werden. Voraussetzung hierfür ist, dass der Gegner zustimmt oder zu 

besorgen ist, dass das Beweismittel verloren geht oder seine Benutzung 

erschwert wird. Grundsätzlich kann der geschädigte Rechtsinhaber hiernach 

also schon vor Beginn eines Prozesses die Beweiserhebung durch 

die in § 485 Abs. 1 ZPO genannten Beweismittel beantragen. Es handelt 

sich demnach um eine vorprozessuale Maßnahme der Beweissicherung. 

Dabei kann die Entscheidung über den Antrag, ob das selbständige Beweisverfahren 

durchgeführt wird, sogar ohne vorherige Anhörung des 

Gegners getroffen werden. Denn dieser ist zwar grundsätzlich anzuhören 

und daher auch zu laden. Gemäß § 491 Abs. 1 ZPO gilt dies jedoch nur, 

„sofern es nach den Umständen des Falles geschehen kann“. Dies ist 

aber gerade nicht der Fall, wenn der Rechtsinhaber einen vermeintlichen 

Verletzer mit der Maßnahme überraschen will. 

Das selbständige Beweisverfahren entspricht aber trotzdem nicht den 

Vorgaben des Art. 7, und dies jedenfalls aus zwei Gründen. Zum einen 

451 Schellhammer, Zivilprozess, 2007, Rn. 1943. 

452 Thomas/Putzo – Reichold, ZPO, 2007, Vorb § 485 Rn. 2. 

109


setzt es gemäß § 485 Abs. 1 a. E. ZPO bei Verletzungsfällen im Bereich 

des geistigen Eigentums regelmäßig voraus, dass das Beweismittel verloren 

geht oder seine Benutzung erschwert wird. Denn der mutmaßliche 

Verletzer wird der Maßnahme kaum zustimmen. Art. 7 der Richtlinie 

macht die Maßnahmen zur Beweissicherung aber gerade nicht mehr von 

der Voraussetzung abhängig, dass das Beweismittel gefährdet ist, so dass 

das selbständige Beweisverfahren strengere Voraussetzungen normiert, 

als die Richtlinie anordnet. 

Zum anderen können im Wege des selbständigen Beweisverfahrens nur 

die in § 485 ZPO genannten Beweismittel gesichert werden, nicht statthaft 

sind der Urkundenbeweis und die Parteivernehmung. Da Art. 7 in 

dieser Hinsicht jedoch nicht differenziert und grundsätzlich alle Beweismittel 

umfasst, besonders aber natürlich der Urkundenbeweis als Beweismittel 

im Rahmen von Schutzrechtsverletzungen von maßgeblicher 

Bedeutung ist, entspricht das Verfahren nach § 485 ZPO auch insofern 

nicht den Vorgaben der Richtlinie. 

cc) Die einstweilige Verfügung als solche 

In Anlehnung an den Wortlaut des § 935 ZPO könnte erwogen werden, 

der einstweiligen Verfügung als solcher bereits die Funktion eines Beweissicherungsverfahrens 

zuzuerkennen. 453 Hiernach sind einstweilige 

Verfügungen in Bezug auf den Streitgegenstand zulässig, wenn zu besorgen 

ist, dass durch eine Veränderung des bestehenden Zustandes die 

Verwirklichung des Rechts einer Partei vereitelt oder wesentlich er- 

schwert werden könnte. Obwohl diese Formulierung des Gesetzestextes 

so klingt, als könnten einstweilige Verfügungen auch zu dem Zweck erlassen 

werden, zu verhindern, dass eine Beweismittelvernichtung den 

Klageerfolg einer Partei vereitelt oder wesentlich erschwert, ist dies nicht 

der Fall. Denn die einstweilige Verfügung soll ihrem Wesen nach nicht 

einen Prozesserfolg sichern, sondern die Verwirklichung des erfolgreich 

eingeklagten materiellen Rechts. Diese wird aber erst mit der Durchsetzung 

des Urteils – notfalls im Wege der Zwangsvollstreckung – erreicht 

453 

Bork, Effiziente Beweissicherung für den Urheberrechtsverletzungsprozeß, NJW 

1997, S. 1665 (1668). 

110


und nicht schon mit der Geltendmachung des Anspruchs im Hauptverfahren. 

454 Dementsprechend dient die einstweilige Verfügung nicht der Aufrechterhaltung 

eines Zustandes zur Beweissicherung 455 und kann daher 

als solche nicht den Vorgaben der Richtlinie genügen. 

dd) § 935 ZPO i.V.m. § 809 BGB 

Schließlich könnte die Beweissicherung im deutschen Recht aber dadurch 

erreicht werden, dass der Besichtigungsanspruch aus § 809 BGB 

im Wege der einstweiligen Verfügung nach § 935 ZPO geltend gemacht 

wird. 456 Voraussetzung für die Anordnung einer jeden einstweiligen Verfügung 

sind Verfügungsanspruch und Verfügungsgrund. 

Als Verfügungsanspruch kommt demnach der Anspruch auf Besichtigung 

der Sache gemäß § 809 BGB in Betracht. Wenn nämlich die Beweissicherung 

im Sinne des Art. 7 Abs. 1 der Richtlinie auch die Beweisbeschaffung 

zum Zwecke der Stärkung der Rechtsposition des ge- 

schädigten Rechtsinhabers umfassen soll, ist § 809 BGB im deutschen 

Recht die einzige Anspruchsgrundlage, die in diesem Sinne von der 

Rechtsprechung anerkannt wurde. 457 Auch kann dieser Anspruch grundsätzlich 

im Wege einer einstweiligen Verfügung durchgesetzt werden. 458 

Teilweise wird dem Besichtigungsanspruch auch im selbständigen Beweisverfahren 

entsprochen, wobei der Beweissicherungsbeschluss mit 

einer einstweiligen Duldungsverfügung kombiniert wird, wenn die zu 

begutachtende Sache nicht frei zugänglich ist. 459 

Für den Anspruch aus § 809 BGB muss das Vorliegen einer Rechtsverletzung 

wahrscheinlich sein. Nachdem Art. 7 der Richtlinie hierfür keine 

454 Ebenda. 

455 

Thomas/Putzo – Reichold, ZPO, 2007, Vorb § 916 Rn. 7. 

456 

BGH GRUR 2002, S. 1046 - Faxkarte; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 

2005, Rn. 700. 

457 

Siehe oben S. 14. 

458 

BGH GRUR 2002, S. 1046 – Faxkarte. 

459 

Sog. Düsseldorfer Praxis. Hierzu sei verwiesen auf Kühnen, Die Besichtigung im 

Patentrecht – Eine Bestandsaufnahme zwei Jahre nach „Faxkarte“, GRUR 2005, S. 185 

(187). Die grundsätzlichen Probleme, die auch bei dieser Lösung bestehen, zeigt Tilmann 

auf in: Beweissicherung nach Art. 7 der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums, GRUR 2005, S. 737 (738 f.). 

111


Vorgaben aufstellt, wird es für das deutsche Recht nahe liegend sein, sich 

in diesem Punkt an der „Faxkarten“-Entscheidung des BGH zu orientieren, 

nachdem die Problematik der Wahrscheinlichkeit hier grundlegend 

neu überdacht wurde. Folglich wird eine gewisse Wahrscheinlichkeit für 

die Rechtsverletzung ausreichen müssen. Dies bedeutet, dass zureichende 

Anhaltspunkte dafür vorliegen müssen, dass eine Schutzrechtsverletzung 

droht oder begangen wurde. 460 

Wenn also die vorgeschlagene Lösung über §§ 935 ZPO, 809 BGB soweit 

noch mit Art. 7 der Richtlinie vereinbar wäre, besteht nun aber ein 

grundlegendes Problem im Hinblick auf den Umfang der Maßnahmen. 

Art. 7 verpflichtet die Mitgliedstaaten zu schnellen und wirksamen Maß- 

nahmen, um eine effektive Beweissicherung zu gewährleisten, die – entgegen 

der Auffassung des deutschen Gesetzgebers – auch alle Beweismittel 

umfassen soll. Die Wirksamkeit einer Maßnahme ist bei behaupteten 

Rechtsverletzungen im Bereich des geistigen Eigentums aber regel- 

mäßig nur dann erfüllt, wenn die Geschäftsräume des vermeintlichen 

Verletzers betreten und durchsucht werden dürfen, um einschlägiges Beweismaterial, 

das die Rechtsverletzung beweisen könnte, sicherzustellen. 

Ein Recht auf Durchsuchung auf der Grundlage des § 809 BGB hat der 

BGH bislang jedoch abgelehnt. 461 Daraus folgt, dass die Maßnahmen, die 

von Art. 7 der Richtlinie gedeckt sind und demzufolge auch in den Mitgliedstaaten 

anwendbar sein sollen, auf der Grundlage des § 809 BGB im 

deutschen Recht nicht durchführbar sind. Insofern erfüllt die hier vorgeschlagene 

Lösung bereits nicht die Vorgaben der Richtlinie. 462 

460 

Kühnen, Die Besichtigung im Patentrecht – Eine Bestandsaufnahme zwei Jahre nach 

„Faxkarte“, GRUR 2005, S. 185 (187). Darüber hinaus geht Tilmann, der zur Vermeidung 

einer Ausforschung einen hinreichenden Verdacht fordert, in: Beweissicherung 

nach Art. 7 der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, GRUR 

2005, S. 737 (739). 

461 

BGH GRUR 2004, S. 420 (421) – Kontrollbesuch; Knaak, Die EG-Richtlinie zur 

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums und ihr Umsetzungsbedarf im deutschen 

Recht, GRURInt 2004, S. 745 (746); Tilmann, Beweissicherung nach Art. 7 der 

Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums, GRUR 2005, S. 737 

(739). 

462 

Ebenso Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 90a. 

112


Darüber hinaus setzt die einstweilige Verfügung nach deutschem Recht 

zusätzlich den Verfügungsgrund, also die sog. Dringlichkeit voraus. Da 

Art. 7 von dieser Voraussetzung – außer im Fall einer Anordnung der 

Maßnahmen ohne vorherige Anhörung der Gegenpartei 463 – befreit wur- 

de, ist das deutsche Recht auch insoweit nicht mit der Richtlinie vereinbar. 

Selbst bei einer ergebnisorientierten Argumentation dahingehend, dass 

bei Verletzungen der Rechte des geistigen Eigentums jeder Tag zählt und 

im Übrigen der Gegner für eine effektive Beweissicherung überrascht 

werden muss, so dass die Dringlichkeit immer vorliegt, steht die Unvereinbarkeit 

der zulässigen Maßnahmen der Lösung über §§ 935 ZPO, 809 

BGB im Wege. 

Nach alledem sind die Möglichkeiten der Beweissicherung nach deutschem 

Recht mit den Vorgaben des Art. 7 der Richtlinie nicht vereinbar, 

und es besteht ein entsprechender Anpassungsbedarf. 


Der deutsche Gesetzgeber hat zwar auch einen Umsetzungsbedarf in Be- 

zug auf Art. 7 gesehen, musste diesen aber insofern anders begründen, 

als er von einem völlig unterschiedlichen Ansatz ausgegangen ist. Denn 

mit der Entscheidung bei der Umsetzung des Art. 6 zugunsten einer materiell-rechtlichen 

Lösung und der zusätzlichen Annahme, dass Art. 7 

hierauf aufbaue – obwohl er gerade nicht dieselben Voraussetzungen 

nennt wie Art. 6 –, war auch die Entscheidung in Bezug auf die Umsetzung 

des Art. 7 vorgegeben. Aufgrund der einheitlichen Betrachtung der 

beiden Artikel hat der Gesetzgeber auch eine gemeinsame Umsetzungsvorschrift 

geschaffen. Beide Artikel wurden also in einer Norm zusam- 

mengefasst und für jedes Schutzrecht des geistigen Eigentums in die 

Spezialgesetze integriert. Dabei begründet der jeweilige Abs. 1 der neuen 

Vorschrift den materiell-rechtlichen Vorlageanspruch des Rechtsinhabers 

gegen den Verletzer, welcher gemäß Abs. 2 jeweils im Wege einer 

463 Zumindest dies wäre wegen § 937 Abs. 2 ZPO kein Problem. 

113


einstweiligen Verfügung angeordnet werden kann, wobei auf die §§ 935 

bis 945 ZPO verwiesen wird. 464 Darüber hinaus heißt es in diesem Absatz, 

dass das Gericht die erforderlichen Maßnahmen trifft, um den 

Schutz vertraulicher Informationen zu gewährleisten, und dass die insbe- 

sondere in den Fällen gilt, in denen die einstweilige Verfügung ohne vorherige 

Anhörung des Gegners erlassen wird. 

d) Bewertung 

Zu Art. 7 der Richtlinie ist zunächst grundsätzlich anzumerken, dass diese 

Vorschrift in Zukunft Maßnahmen zulassen wird, die unter den bisherigen 

deutschen Regelungen nicht zulässig waren. Dabei kommt die 

Grenze zum Ausforschungsbeweis bedenklich nahe, so dass in Zukunft 

die Abgrenzung zwischen zulässigen Beweissicherungsmaßnahmen im 

Sinne der Richtlinie und dem – nach deutschem Recht nach wie vor unzulässigen 

– Ausforschungsbeweis problematisch werden wird. Dies liegt 

vor allem daran, dass Art. 7 Abs. 1 keine allzu strengen Voraussetzungen 

für die Anordnung beweissichernder Maßnahmen aufstellt. Wiederum 

zeigt sich hier der Wille der Kommission, den verletzten Rechtsinhabern 

im Kampf gegen Produktpiraterie möglichst viele und effektive Instrumente 

an die Hand zu geben. Ob demgegenüber den Interessen der Ge- 

genpartei, deren Verletzereigenschaft in diesem Stadium ja häufig noch 

gar nicht feststehen wird, durch den „Schutz vertraulicher Informationen“ 

zu Genüge Rechnung getragen wird, bleibt abzuwarten und vor allem 

den Gerichten überlassen. 465 

Der Gesetzesentwurf der Bundesregierung ist in Bezug auf die Umsetzung 

des Art. 7 nicht überzeugend. Zwar ist die Regelung der beiden 

Artikel in ein und derselben Vorschrift mit Blick auf den nach Ansicht 

des Gesetzgebers vorliegenden einheitlichen und gemeinsamen Ansatzes 

noch nachvollziehbar. Die Richtlinie gibt hierfür jedoch nicht genügend 

Anhaltspunkte. Erstaunlich ist auch, dass sich der Gesetzgeber ausge- 

464 

Vgl. z.B. § 140c PatG-Entwurf. 

465 

Bedenken in dieser Hinsicht äußern auch Scheel/Plöger, Stellungnahme des BDI 

zum Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz zur Umsetzung der Richtlinie 

zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums (April 2006), S. 6, 

http://www.bdi-online.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

114


rechnet hier bei den beweisrechtlichen Regelungen, die ganz wesentliche 

Grundsätze der deutschen ZPO berühren, vom Wortlaut und von der Systematik 

der Richtlinie so weit entfernt. 

Inhaltlich beschränkt der Gesetzgeber beide Regelungen auf den Urkunden- 

und Augenscheinsbeweis, was in Bezug auf Art. 7, wie bereits erörtert, 

dem weiten Anwendungsbereich der Vorschrift im Kampf gegen die 

Produktpiraterie nicht entspricht. 

Vor allem aber stellt der Gesetzgeber eine Verbindung her, die von der 

Richtlinie so nicht vorgegeben wurde, indem er die Anordnung einer 

einstweiligen Verfügung in Abs. 3 nur auf die Vorlageverpflichtung des 

Art. 6 bezieht, 466 anstelle eine allgemeine Vorschrift zu entwerfen, die 

Art. 7 umsetzen würde. 

Problematisch ist die Umsetzung aber vor allem im Hinblick auf das 

Verbot der Vorwegnahme der Hauptsache im einstweiligen Verfahren. 

Denn der neu gestaltete Abs. 3 eröffnet dem Gericht nicht mehrere verschiedene 

Maßnahmen, wie sie in Art. 7 aufgezählt sind und aus denen je 

nach den Fällen des Einzelfalls die verhältnismäßige ausgewählt werden 

könnte, sondern legt fest, dass genau der in Abs. 1 der neuen Vorschriften 

normierte Vorlageanspruch im Wege der einstweiligen Verfügung 

geltend angeordnet werden kann. Dies schließt eine Wahl über die Maßnahme 

aus, weil als Maßnahmen nun nur noch die Vorlage einer Urkunde 

oder die Duldung der Besichtigung einer Sache in Betracht kommen. 

Unabhängig von der hiermit verbundenen Einschränkung des Anwendungsbereichs 

der Beweissicherungsmaßnahmen bewirkt die hier getroffene 

Regelung, dass der in Abs. 1 vorgesehene materielle Anspruch im 

Wege des vorläufigen Rechtsschutzes nach Abs. 3 schon erfüllt werden 

kann. Denn wenn die Urkunde aufgrund einer einstweiligen Verfügung 

schon vorgelegt wird, ist gleichzeitig der Anspruch aus Abs. 1 erfüllt, 

zumal hier auch nicht die Möglichkeit vorgesehen wurde, dass die Ur- 

466 Ausführlich hierzu Peukert/Kur, Stellungnahme des Max-Planck-Instituts für Geistiges 

Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht zur Umsetzung der Richtlinie 

2004/48/EG, S. 8 f., http://www.ip.mpg.de/shared/data/pdf/stellungahme_mpi_rl_2004- 

48-eg.pdf. 

115


kunde etwa nur einem unabhängigen Dritten oder Sachverständigen vorgelegt 

werden kann. Dies widerspricht dem bloß sichernden Charakter, 

den einstweilige Verfügungen nach deutschem Recht grundsätzlich haben, 

und nimmt somit die Hauptsache vorweg. 467 Mit den Interessen des 

zur Vorlage verpflichteten Gegners dürfte dies noch schwerer zu vereinbaren 

sein. 

III. Auskunftsrecht 

1. Vorgaben des Art. 8 

Eine der wesentlichen Vorschriften der Richtlinie ist Art. 8, der das 

Recht auf Auskunft normiert. Gemäß Art. 8 Abs. 1 sind die Mitgliedstaaten 

verpflichtet dafür zu sorgen, dass die Gerichte im Zusammenhang mit 

einem Verfahren wegen Verletzung eines Rechts des geistigen Eigentums 

auf Antrag des Klägers die Erteilung von Auskünften an die beantragende 

Partei anordnen können. Diese Auskünfte betreffen „den Ursprung 

und die Vertriebswege von Waren und Dienstleistungen, die ein 

Recht des geistigen Eigentums verletzen“, der Umfang wird durch Abs. 2 

präzisiert. 

a) Voraussetzungen 

Das Auskunftsrecht aus Art. 8 geht zurück auf Art. 47 TRIPS, der dort 

das Recht auf Auskunft festschreibt, jedoch einen deutlich engeren Anwendungsbereich 

hat. Daher orientiert sich die Richtlinie „an diesbezüglichen 

Bestimmungen einiger nationaler Normen“, wobei die Benelux 

und Deutschland ausdrücklich genannt werden. 468 

Voraussetzung für die Auskunftserteilung ist ein begründeter und „die 

Verhältnismäßigkeit wahrender“ Antrag des Klägers. Diese recht vage 

Formulierung hat im Laufe der Beratungen die früheren Wörter „sofern 

keine besonderen Gründe entgegenstehen“ ersetzt und soll ausdrücklich 

auf die Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsprinzips hinweisen. 

467 


und Steuerrecht zur Umsetzung der Richtlinie 2004/48/EG, S. 9, 


468 


116


Was wie eine Floskel klingt, kann im Hinblick auf die enorme Reichweite 

der Vorschrift, vor allem im Hinblick auf die möglichen zur Auskunft 

verpflichteten Personen, maßgebliche Bedeutung erlangen. 

Darüber hinaus muss der Antrag „im Zusammenhang mit einem Verfahren 

wegen Verletzung eines Rechts des geistigen Eigentums“ gestellt 

werden. Dies macht freilich insoweit Sinn, als die gesamte Richtlinie der 

Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums dient, so dass hier oh- 

nehin ein Zusammenhang bestehen sollte. Offen bleibt aber, wie dieser 

Zusammenhang ausgestaltet sein muss bzw. welche Verfahren hier in 

Betracht kommen. Mangels näherer Angaben und auch mangels Beschränkungen 

ist zunächst davon auszugehen, dass der allgemeine Beg- 

riff „Verfahren“ sowohl das Hauptsacheverfahren als auch das Verfahren 

im Rahmen des einstweiligen Rechtsschutzes meint. Im Gegensatz zu 

den übrigen Vorschriften nennt Art. 8 Abs. 1 den Antragsteller „Kläger“ 

und „Partei“, wie in den vorhergehenden Vorschriften. Dies deutet dar- 

auf hin, dass mit dem Verfahren doch der Prozess in der Hauptsache gemeint 

ist. 469 

Abs. 3 der Vorschrift stellt klar, dass der Auskunftsanspruch grundsätz- 

lich unbeschadet anderer gesetzlicher Bestimmungen besteht, die dort 

näher bezeichnet werden. 

b) Auskunftsverpflichtete Personen 

Die Vorschrift bietet einen ganzen Katalog an möglichen Anspruchsgeg- 

nern an. Neben dem Verletzer ist nämlich „jede andere Person“ zur Auskunft 

verpflichtet, die entweder nachweislich rechtsverletzende Ware in 

gewerblichem Ausmaß in ihrem Besitz hatte (lit. a), oder nachweislich 

rechtsverletzende Dienstleistungen in gewerblichem Ausmaß in An- 

spruch nahm (lit. b), oder nachweislich für rechtsverletzende Tätigkeiten 

469 Haedicke führt aus, dass auf den Zeitpunkt der Durchsetzung eines Schutzrechts 

abzustellen sei, zu dem sich das Gericht vom Tatbestand der Schutzrechtsverletzung 

bereits überzeugt habe, damit der Rechtsinhaber sich Aufschluss über den Umfang der 

Rechtsverletzung verschaffen könne; vgl. Haedicke, Informationsbefugnisse des 

Schutzrechtsinhabers im Spiegel der EG-Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des 

geistigen Eigentums, in: FS Schricker, 2005, S. 19 (28). 

117


genutzte Dienstleistungen in gewerblichem Ausmaß erbrachte (lit. c), 

oder schließlich nach den Angaben einer der vorgenannten Personen an 

der Herstellung, Erzeugung oder am Vertrieb solcher Waren bzw. an der 

Erbringung solcher Dienstleistungen beteiligt war (lit. d). 

All diese hier aufgezählten Personen haben eine Gemeinsamkeit, nämlich 

dass sie irgendwie an der Rechtsverletzung beteiligt waren. 470 Darüber 

hinaus wird hier jedoch einheitlich das qualifizierende Merkmal des ge- 

werblichen Ausmaßes vorausgesetzt. Art. 8 ist mithin eine der wenigen 

Vorschriften, die aufgrund ihres einschneidenden Charakters besonders 

strenge Voraussetzungen aufstellt, die von dem früheren allgemeinen 

Piraterie-Ansatz der Richtlinie übrig geblieben sind. 

c) Umfang 

Der Umfang der zu erteilenden Auskunft ist in Art. 8 Abs. 2 geregelt. 

Hiernach erstrecken sich die Auskünfte, soweit dies „angebracht“ ist, auf 

sämtliche Angaben über den Ursprung bzw. die Vertriebskette (lit. a) 

sowie auf die Angaben über Mengen und Preise der verletzenden Waren. 

Es ist offensichtlich, dass hiermit dem verletzten Rechtsinhaber die Möglichkeit 

gegeben werden soll, tatsächlich alle erdenklichen Informationen 

über Art und Ausmaß der erlittenen Rechtsverletzung zu erfahren. 

2. Deutsches Recht und Umsetzungsbedarf 

Im deutschen Recht wurde neben dem gewohnheitsrechtlich anerkannten 

allgemeinen Auskunftsanspruch durch das Produktpirateriegesetz auch 

der sog. besondere Auskunftsanspruch in den Spezialgesetzen eingeführt. 

Dieser Anspruch erlaubt nun auch Auskünfte über Dritte und geht dadurch 

über den früheren allgemeinen Anspruch hinaus. 

Dieser Auskunftsanspruch, etwa nach § 101a UrhG, ist eine materiellrechtliche 

Anspruchsgrundlage. Diese setzt, im Gegensatz zu Art 8 der 

Richtlinie, keinen Zusammenhang mit einem Verfahren wegen einer 

Rechtsverletzung voraus und geht somit weiter als die Richtlinie. Wegen 

470 Vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, S. 23. 

118


Art. 8 Abs. 3 (a), der weitergehende Ansprüche ausdrücklich zulässt, ist 

dies hier jedoch unproblematisch. 

Schon im Grünbuch hatte die Kommission Deutschland als Beispiel da- 

für genannt, wie „das Recht auf Auskunft erfolgreich in das Rechtssystem 

Eingang gefunden hat, wie z.B. in die deutschen Gesetze über das geistige 

Eigentum“ 471 Da sich nun auch Art. 8 der Richtlinie u.a. an der deutschen 

Regelung orientiert, stimmen die Vorschriften im Wesentlichen 

überein. Im Hinblick auf den Umfang der Auskunftspflicht besteht insofern 

ein Unterschied, als nach deutschem Recht bislang keine Angaben 

zu Daten, Kosten und Bezugsbedingungen sowie Lieferrechnungen verlangt 

werden konnten. 472 Da nach Art. 8 Abs. 2 b der Richtlinie nun auch 

Angaben über Preise verlangt werden dürfen, sind die deutschen Regelungen 

entsprechend anzupassen. 

Von weit größerer Bedeutung ist jedoch die Frage nach dem Anspruchs- 

gegner. Denn die deutschen Ansprüche verpflichten lediglich den Verletzer 

zur Auskunftserteilung. All die von Art. 8 Abs. 1 lit. a-d aufgezählten 

Personen sind – zumindest auf dem ersten Blick – nach den deutschen 

Regelungen nicht zur Auskunft verpflichtet. Im Rahmen eines Unterlas- 

sungsanspruchs ist passivlegitimierter Verletzer jedoch nicht nur derjenige, 

der unmittelbar handelnd in ein geschütztes Recht eingreift, sondern 

es haftet grundsätzlich jeder, der die Rechtsverletzung adäquat kausal 

(mit)verursacht hat. 473 Nach den Grundsätzen der sog. Störerhaftung ist 

demnach Störer, wer in irgendeiner Weise willentlich und adäquat kausal 

an der Herbeiführung oder Aufrechterhaltung einer rechtswidrigen Beeinträchtigung 

mitgewirkt hat. 474 Ob diese Grundsätze beim besonderen 

Auskunftsanspruch Anwendung finden können, ist fraglich, kann an dieser 

Stelle jedoch dahinstehen. Denn in jedem Fall sind die von der Recht- 

sprechung entwickelten Grundsätze über die Störerhaftung zu unbestimmt 

und auch einzelfallabhängig, um hierdurch den Kreis der zur 

471 

S. 24 f. des Grünbuchs, KOM (98) 569 endg. 

472 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 101a Rn. 2. 


474 BGH GRUR 2004, S. 860 (864) - Internetversteigerung, m.w.N. 

119


Auskunft verpflichteten Personen so bestimmt einzugrenzen, wie Art. 8 

Abs. 1 es erfordert. Aus diesen Gründen sollten die deutschen Regelungen 

entsprechend angepasst werden. 475 

3. Geplante Umsetzung 

Dementsprechend sieht der Gesetzgeber eine Ergänzung der deutschen 

Anspruchsgrundlagen vor, und zwar sowohl im Hinblick auf den Umfang 

wegen der Angaben über die Preise als auch im Hinblick auf die Passivlegitimation, 

die in Anlehnung an Art. 8 der Richtlinie eingefügt wird. 476 

4. Bewertung 

Der in Art. 8 normierte Auskunftsanspruch ist das materiell-rechtliche 

Äquivalent zu der prozessualen Beweismittelvorlageanordnung des Art. 

6. 477 Durch diesen kombinierten Ansatz will die Richtlinie den Schutzrechtsinhabern 

sowohl in materieller als auch prozessualer Hinsicht möglichst 

umfassenden Schutz gewähren. 

Obwohl das deutsche Recht bereits seit Jahren entsprechende Auskunftsansprüche 

in den Spezialgesetzen kennt, sind infolge der Richtlinie und 

besonders im Rahmen der Umsetzung derselben in das nationale Recht 

zahlreiche Diskussion um Art. 8 entbrannt. Diese betreffen in erster Linie 

die geplanten Auskunftsansprüche gegen Internet-Provider, die aufgrund 

des erweiterten verpflichteten Personenkreises in Betracht kommen werden. 

478 Problematisch ist auch, ob der Auskunftsanspruch dann nur bei 

richterlicher Anordnung gilt oder als ein eigenständiger materiell- 

rechtlicher Anspruch in nationales Recht umzusetzen ist. Außerdem bestehen 

Fragen in Bezug auf das Datenschutzrecht und des Fernmeldegeheimnisses. 

475 

Ebenso der deutsche Gesetzgeber in der Begründung des Gesetzentwurfs unter 

„Grundzüge“, S. 73 f. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


476 


477 

Ausführlich zum Verhältnis von Auskunftsanspruch und Beweismittelvorlage Mc- 

Guire, Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der Richtlinie 2004/48/EG, 

GRURInt 2005, S. 15. 

478 

Ermert/Kuri, Auskunftsansprüche gegen Provider bei Verletzungen des Urheberrechts 

vorgesehen, http://www.heise.de/newsticker/meldung/68417. 

120


Eine ausführliche Darlegung der gesamten Problematik würde jedoch 

den Rahmen dieser Arbeit sprengen, ja vielmehr eine eigenständige wissenschaftliche 

Abhandlung erfordern, so dass diese Fragen hier unerörtert 

bleiben müssen. 479 

IV. Einstweilige Maßnahmen und Sicherungsmaßnahmen 

Im vierten Abschnitt sind die einstweiligen Maßnahmen und Siche- 

rungsmaßnahmen geregelt, wobei der sieben Absätze umfassende Art. 9 

im Laufe der Beratungen über die Richtlinie aus den vorherigen zwei 

Vorschriften zusammengesetzt wurde. 480 Der Unterschied zu Art. 7 der 

Richtlinie besteht darin, dass jener einstweilige Maßnahmen zum Zwecke 

der Beweissicherung vorsieht, während Art. 9 die materiell-rechtlichen 

Ansprüche sichern soll, die dem Rechtsinhaber infolge der Rechtsverletzung 

entstanden sind. 481 


a) Einstweilige Maßnahmen 

Nach Art. 9 Abs. 1 (a), der sich an Art. 50 TRIPS anlehnt, müssen die 

Mitgliedstaaten den Gerichten die Möglichkeit einräumen, auf Antrag 

des Antragstellers einstweilige Maßnahmen anzuordnen, um entweder 

eine drohende Verletzung eines Schutzrechts zu verhindern, oder, nach 

Maßgabe der einzelstaatlichen Vorschriften, einstweilig und in geeigneten 

Fällen die Fortsetzung angeblicher Verletzungen dieses Rechts zu 

untersagen, oder aber um die Fortsetzung der angeblichen Verletzung an 

die Stellung von Sicherheiten zu knüpfen, die eine Entschädigung des 

Rechtsinhabers sicherstellen sollen. Hier werden also, jeweils entsprechend 

dem Stadium der (behaupteten) Rechtsverletzung, einstweilige 

Maßnahmen zum Zweck der Unterlassung geregelt. Der gesicherte An- 

479 

Ergänzend wird aber verwiesen auf Czychowski, Auskunftsansprüche gegenüber 

Internetzugangsprovidern „vor“ dem 2. Korb und „nach“ der Enforcement-Richtlinie 

der EU, MMR 2004, S. 514 ff. 

480 

Art. 10 und 11 RL-Vorschlag. 

481 

Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 73 f. des Gesetzentwurfs, 



121


spruch ist also ein Unterlassungsanspruch. Die hier geregelte Unterlassungsanordnung 

kann unter den gleichen Fällen im Übrigen auch gegen 

eine Mittelsperson angeordnet werden, deren Dienste von einem Dritten 

zwecks Begehung einer Rechtsverletzung in Anspruch genommen wer- 

den. 

§ 9 Abs. 1 (b) regelt demgegenüber die Anordnung der Beschlagnahme 

oder Herausgabe der Waren, bei denen der Verdacht auf Verletzung eines 

Rechts des geistigen Eigentums besteht mit dem Ziel, deren Inverkehrbringen 

zu verhindern. 

b) Sicherungsmaßnahmen 

Art. 9 Abs. 2 der Richtlinie stellt erneut einen Qualifikationstatbestand 

dar, indem hier unter der Voraussetzung einer in gewerblichem Ausmaß 

begangenen Rechtsverletzung eine schärfere Maßnahme angeordnet werden 

kann. Diese ist hier die vorsorgliche Beschlagnahme beweglichen 

und unbeweglichen Vermögens des angeblichen Verletzers einschließlich 

der Sperrung seiner Bankkonten sowie die Beschlagnahme sonstiger 

Vermögenswerte. Hierfür muss die geschädigte Partei aber glaubhaft 

machen, dass die Erfüllung ihrer Schadensersatzforderung fraglich ist. Zu 

diesem Zweck wiederum können die zuständigen Behörden die Übermittlung 

von Bank-, Finanz- oder Handelsunterlagen oder einen geeigneten 

Zugang zu den entsprechenden Unterlagen anordnen. 

Die hier getroffenen Regelungen orientieren sich an der britischen sog. 

„Mareva Injunction“. Diese, auch als „Freezing Injunction“ bekannte, 

einstweilige Maßnahme sperrt die Bankkonten des Antragsgegners, so 

dass dieser keinen Zugriff auf seine Vermögenswerte mehr hat, um zu 

verhindern, dass dieselben entweder abgehoben oder ins Ausland ver- 

schoben werden und ein etwaiges Zahlungsurteil leer liefe. Sie kann ohne 

vorherige Anhörung angeordnet werden und unterliegt ähnlichen Voraussetzungen 

wie die „Anton Piller Order“. 482 

482 Colston/Middleton, Modern Intellectual Property Law, 2005, S. 676 f. 

122


c) Verfahren 

Die Absätze 3 bis 7 regeln verfahrensrechtliche Fragen, die Voraussetzung 

für die Anordnungen der Absätze 1 und 2 sind. So kann dem Antragsteller 

auferlegt werden, alle vernünftigerweise verfügbaren Beweise 

vorzulegen, damit das Gericht sich mit ausreichender Sicherheit davon 

überzeugen kann, dass der Antragsteller der Rechtsinhaber ist und sein 

Recht verletzt ist bzw. eine Verletzung droht (Abs. 3). Gleichfalls geregelt 

ist hier die Frist zur Klageerhebung in Abs. 5, nach deren fruchtlosen 

Ablauf die einstweiligen Maßnahmen aufgehoben oder auf andere Weise 

außer Kraft gesetzt werden. Abs. 7 schließlich sieht einen Schadensersatzanspruch 

des Antragsgegners für den Fall vor, dass entweder die 

Maßnahmen aufgehoben oder aufgrund eines Verhaltens des Antragstel- 

lers hinfällig werden, oder aber sich später herausstellt, dass keine (drohende) 

Verletzung vorlag, sofern dem Antragsgegner durch die Maßnahmen 

ein Schaden entstanden ist. 


Obwohl in verfahrensrechtlicher Hinsicht die Vorgaben der Richtlinie 

durch die §§ 916 ff., 935 ff. ZPO erfüllt werden, besteht in Bezug auf 

Art. 9 ein Umsetzungsbedarf. Denn soweit Abs. 1 (a) auch die Unterlas- 

sungsanordnung gegenüber Mittelspersonen möglich sein muss, wird 

dies im deutschen Recht, insbesondere im Wege der Störerhaftung nicht 

erfüllt. Im Unterschied zu Art. 8 ergibt sich für Art. 9 aus dem Erwägungsgrund 

(23) jedoch, dass es bezüglich des Verfahrens und der Voraussetzungen 

für „derartige Verfahren“ bei den einzelstaatlichen Rechts- 

vorschriften bleiben kann. Insofern besteht hier kein Umsetzungsbedarf. 

Die Sperrung der Bankkonten nach Art. 9 Abs. 2 S. 1 zum Zwecke der 

Sicherung von Schadensersatzforderungen, also Geldansprüchen, ist nach 

den §§ 916 ZPO im Wege des Arrests möglich. Etwas anderes gilt für 

Art. 9 Abs. 2 S. 2, da die deutschen Vorschriften bislang noch nicht die 

123


Möglichkeit vorsehen, die Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen zu 

beantragen. Daher besteht insofern ein Umsetzungsbedarf. 483 


Bei der Umsetzung hat der Gesetzgeber die Vorlagepflicht als materiellrechtlichen 

Anspruch ausgestaltet und in die Spezialgesetze, im Anschluss 

an die Vorschrift über die Beweise, eingefügt. 484 

In Anbetracht der Tatsache, dass eine Umsetzung auf andere Art und 

Weise nur im Wege der Zwangsvollstreckung möglich gewesen wäre und 

dies aber zu einem Systembruch mit dem bestehenden Recht bedeuten 

würde, 485 ist die geplante Umsetzung hier nicht zu beanstanden. 

V. Maßnahmen aufgrund einer Sachentscheidung 

Die folgenden Abschnitte des zweiten Kapitels regeln die Sanktionen für 

Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums, die auf Grundlage 

der Richtlinie einzuführen sind. Diese umfassen zum einen Abhilfemaßnahmen 

und – nunmehr dauerhafte – gerichtliche Anordnungen (Art. 10, 

11), zum anderen Schadensersatzzahlungen und die Erstattungspflicht für 

Prozesskosten (Art. 13, 14) und letztlich die Veröffentlichung der Ge- 

richtsentscheidungen (Art. 15). 

Eingeleitet werden diese Sanktionsvorschriften im fünften Abschnitt mit 

der Regelung verschiedenartiger Maßnahmen, die die Mitgliedstaaten 

vorsehen müssen bzw. können, wenn eine Verletzung eines Rechts des 

geistigen Eigentums festgestellt wird. 

483 

Vgl. auch die Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 78 des Gesetzentwurfs, 

BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


484 

§ 140d PatG, § 24d GebrMG, §§ 19b, 128 und 135 MarkenG, § 9 HalblSchG, § 101b 

UrhG, § 46b GeschmMG, § 37d SortSchG. 

485 

Ausführlich hierzu der Gesetzgeber, vgl. die Begründung des Gesetzentwurfs unter 

„Grundzüge“, S. 78 des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


124


1. Abhilfemaßnahmen 


In Art. 10 der Richtlinie sind zunächst die sog. Abhilfemaßnahmen 486 

geregelt. Diese sind geeignete Maßnahmen, die die Gerichte auf Antrag 

des Antragstellers in Bezug auf solche Waren anordnen können müssen, 

die nach ihren Feststellungen ein Recht des geistigen Eigentums verletzen. 

Gegebenenfalls sollen diese Maßnahmen auch in Bezug auf Materialien 

und Geräte angeordnet werden können, die vorwiegend zur Schaf- 

fung oder Herstellung der verletzenden Waren gedient haben. Diese 

Maßnahmen müssen gemäß Art. 10 Abs. 1 S. 1 a. E. „unbeschadet etwaiger 

Schadensersatzansprüche des Rechtsinhabers aus der Verletzung“ 

getroffen werden können, und auch eine „Entschädigung irgend- 

welcher Art“ ist explizit ausgeschlossen. 

Gemäß Art. 10 Abs. 1 S. 2 gehören zu diesen Maßnahmen der Rückruf 

aus den Vertriebswegen (lit. a), das endgültige Entfernen aus den Ver- 

triebswegen (lit. b) oder die Vernichtung (lit. c). Durch die offene Formulierung 

an dieser Stelle wird deutlich, dass es sich bei den genannten 

Maßnahmen nicht um eine abschließende Aufzählung handelt, sondern 

um die beispielhafte Nennung derjenigen Maßnahmen, die der Kommis- 

sion besonders geeignet erscheinen, um die durch die verletzende Waren 

hervorgerufene Störung effektiv zu beseitigen, und die deshalb in der 

Praxis den Regelfall bilden dürften. Gleichzeitig verdeutlicht die ausdrückliche 

Nennung dieser drei Maßnahmen aber, dass jene im nationalen 

Recht auch vorgesehen sein sollen. 487 Im Ergebnis werden die Mit- 

gliedstaaten also verpflichtet, zugunsten des Rechtsinhabers Ansprüche 

mit einem entsprechenden Inhalt vorzusehen, so dass der Rechtsverletzung 

abgeholfen wird. Nicht ersichtlich ist jedoch, worin genau der Unterschied 

zwischen dem Rückruf und dem endgültigen Entfernen aus den 

Vertriebswegen bestehen soll, denn ein Rückruf kann nur sinnvoll sein, 

wenn dadurch die Waren auch tatsächlich aus den Vertriebswegen ent- 

486 In Englisch: „corrective measures“. 

487 Vgl. auch Erwägungsgrund (7), S. 3 der Richtlinie. 

125


fernt werden. Weder der Richtlinientext noch die Begründung des Richtlinien-Vorschlags 

geben hierüber Aufschluss. 

Auch wenn die hier normierten Abhilfemaßnahmen im Wesentlichen auf 

Art. 46 TRIPS zurückgehen, zeigt sich hier wieder die „best practice“- 

Vorgehensweise der Kommission, indem besonders effektive Maßnahmen 

aus den Mitgliedstaaten als verbindliche Beispiele in der Richtlinie 

festgeschrieben wurden, die auch über Art. 46 TRIPS hinausgehen. Wäh- 

rend nämlich der Rückruf verletzender Waren auf der niederländischen 

Rechtsprechung basiert, orientiert sich das Aus-dem-Verkehr-Ziehen von 

Waren an Art. 87 Abs. 2 des belgischen Urheberrechtsgesetzes und soll 

deshalb auch eine Beschlagnahme der verletzenden Waren beinhalten. 488 

Da jedoch Art. 46 S. 1 TRIPS neben der Vernichtung ausdrücklich eine 

Unschädlichmachung der Waren „außerhalb der Vertriebswege“ einräumt, 

geht Art. 10 Abs. 1 S. 2 der Richtlinie hierüber hinaus, indem 

durch den Rückruf und das endgültige Entfernen aus den Vertriebswegen 

gerade in jene eingegriffen wird. 

Abs. 2 des Art. 10 bestimmt, dass die betreffenden Maßnahmen, sofern 

sie von den Gerichten angeordnet werden, auf Kosten des Verletzers 

durchzuführen sind, es sei denn, es liegen besondere Gründe hiergegen 

vor. Auch mit dieser Bestimmung geht die Richtlinie über das Vorbild 

des Art. 46 TRIPS hinaus, welches nämlich keine Kostenregelung enthält. 

Wörtlich übernommen aus Art. 46 S. 3 TRIPS ist allerdings die 

Formulierung in Art. 10 Abs. 3 der Richtlinie, wonach bei der Prüfung 

eines Antrags auf Anordnung von Abhilfemaßnahmen die Notwendigkeit 

eines angemessenen Verhältnisses zwischen der Schwere der Verletzung 

und den angeordneten Abhilfemaßnahmen sowie die Interessen Dritter zu 

berücksichtigen sind. Hier ist also das Verhältnismäßigkeitsprinzip aus- 

drücklich als Maßstab der anzuordnenden Sanktion festgelegt, was sich 

damit begründen lässt, dass insbesondere die Vernichtung von Waren 

einen endgültigen und damit schwerwiegenden Eingriff in die Rechtsgüter 

des Verletzers darstellt und daher nur dann anzuordnen ist, wenn 

488 Begründung des RL-Vorschlags, S. 24. 

126


durch den Verbleib der Ware am Markt dem Inhaber des geistigen Eigentumsrechts 

ein Schaden entstehen würde. 489 

b) Deutsches Recht und Umsetzungsbedarf 

aa) Rückruf und endgültiges Entfernen aus den Vertriebswegen 

In den deutschen Spezialgesetzen zum geistigen Eigentum sind keine 

Anspruchsgrundlagen enthalten, die explizit den Rückruf oder das endgültige 

Entfernen von verletzenden Waren aus den Vertriebswegen re- 

geln. Diese Rechtsfolgen können bislang jedoch auf Grundlage der speziellen 

Beseitigungsansprüche 490 oder dem allgemeinen Beseitigungsanspruch 

aus § 1004 S. 1 BGB geltend gemacht werden, wenn nämlich zum 

Zwecke einer wirksamen Störungsbeseitigung je nach den konkreten 

Umständen der Rückruf der Waren, Vernichtung, Zerstörung oder auch 

Unkenntlichmachung angemessen ist. 491 Da die Richtlinie jedoch ausdrücklich 

die Bereitstellung von Ansprüchen mit genau diesem Inhalt 

verlangt, dürfte die derzeitige deutsche Rechtslage, die den Rückruf und 

das Aus-dem-Verkehr-Ziehen der Waren lediglich als im Einzelfall 

denkbare, aber nicht formal statuierte Rechtsfolgen ermöglicht, den Anforderungen 

des Art. 10 Abs. 1 nicht genügen. Folglich sind entsprechende 

Änderungen in die Spezialgesetze einzufügen. 492 

bb) Vernichtung 

Im Gegensatz zu den vorstehenden Maßnahmen ist der Vernichtungsanspruch 

im deutschen Recht bereits spezialgesetzlich geregelt und insbesondere 

durch das Produktpirateriegesetz verschärft worden. Im Wesent- 

lichen entsprechen die nationalen Gesetze den Anforderungen der Richtlinie 

somit bereits. Sofern die deutschen Vorschriften – im Gegensatz zu 

489 

Vgl. die Begründung zu Art. 14 RL-Vorschlag. 

490 

Oben Fn. 70. 

491 

Hasselblatt (Hrsg.) –Spuhler/Vykydal, Münchener Anwalts-Handbuch Gewerblicher 

Rechtsschutz, 2005, § 3 Rn. 150. A.A. Peukert/Kur, Stellungnahme des Max-Planck- 

Instituts für Geistiges Eigentum, Wettbewerbs- und Steuerrecht zur Umsetzung der 

Richtlinie 2004/48/EG, S. 4, http://www.ip.mpg.de/shared/data/pdf/stellungahme 

_mpi_rl_2004-48-eg.pdf. 

492 

So auch der deutsche Gesetzgeber; siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb 

der Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 80 des Gesetzentwurfs, 



127


Art. 10 Abs. 1 – verlangen, dass die rechtsverletzende Ware sich im Besitz 

oder Eigentum des Verletzers befinden müssen, liegt hierin kein wesentlicher 

inhaltlicher Unterschied: Wenn der Anspruchsgegner nicht im 

Eigentum oder Besitz der Ware wäre, wäre es ihm rechtlich und auch 

tatsächlich unmöglich, selbige zu vernichten. Folglich muss diese Voraussetzung 

ohnehin inzident geprüft werden. 493 Bei der Vernichtung von 

Herstellungsstücken rechtsverletzender Ware, den im deutschen Recht 

sog. Vorrichtungen, sind die deutschen Vorschriften jedoch in zweierlei 

Hinsicht strenger als die Richtlinie. Zum einen müssen diese zwingend 

im Eigentum des Verletzers stehen, was die Richtlinie nicht vorsieht. 

Zum anderen müssen diese Vorrichtungen nach deutschem Recht „ausschließlich 

oder nahezu ausschließlich“ zur rechtswidrigen Herstellung 

oder Kennzeichnung benutzt oder bestimmt sein, wohingegen Art. 10 

Abs. 1 es genügen lässt, wenn sie „vorwiegend“ zur Schaffung oder Herstellung 

der Waren gedient haben. Da diese Einschränkungen im deutschen 

Recht mit den Vorgaben der Richtlinie nicht vereinbar sind, die- 

selbe vielmehr mit der Vernichtung der Vorrichtungen unter großzügigeren 

Voraussetzungen ein einschneidendes Vorgehen gegen die Herstellung 

verletzender Ware bezweckt, sind die deutschen Gesetze insoweit 

anzupassen. 494 

Eine Kostenregelung ist in den deutschen Vernichtungsansprüchen nicht 

vorgesehen. Wird der Verletzer jedoch zur Vernichtung der Ware verpflichtet, 

ergibt sich hieraus gleichzeitig auch die Verpflichtung, dass er 

dies auf eigene Kosten tun muss, denn eine andere Folge wäre kaum lo- 

gisch nachvollziehbar. 495 In den wenigen Fällen, in denen besondere 

Gründe einer solchen Verpflichtung entgegenstehen sollten, könnten die- 

493 

Ausführlich hierzu und zu der Frage, ob Art. 10 auch die Inanspruchnahme von Dritten 

regeln soll, die Begründung des deutschen Gesetzgebers; siehe „Umsetzungsbedarf 

im Einzelnen“ innerhalb der Begründung des Gesetzentwurfs unter „Grundzüge“, S. 79 

f. des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


494 

Ausführlich und kritisch hierzu Peukert/Kur, Stellungnahme des Max-Planck- 


Richtlinie 2004/48/EG, S. 3 f., http://www.ip.mpg.de/shared/data/pdf/stellungahme 


495 

Ausführlich hierzu und m.w.N. Thun, Der immaterialgüterrechtliche Vernichtungsanspruch, 

1998, S. 195 ff. 

128


se im Rahmen der Verhältnismäßigkeitsprüfung berücksichtigt werden. 

Daher besteht insofern kein Anpassungsbedarf. 

Die deutschen Vorschriften fordern ebenfalls die Berücksichtigung des 

Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes. Nicht berücksichtigt wurden demgegenüber 

bisher die Interessen Dritter, so dass diesbezüglich eine Ergänzung 

vorgenommen werden muss. 


Der Gesetzgeber hat zur Umsetzung eine Änderung der bisherigen Anspruchsgrundlagen 

in der Art und Weise vorgesehen, dass – in Anlehnung 

an die Richtlinie – in jeweils ein und derselben spezialgesetzlichen 

Vorschrift alle von Art. 10 geforderten Ansprüche normiert werden. 

d) Anmerkung 

Es mag bezweifelt werden, ob die vom Gesetzgeber entworfene, wortge- 

treu der Richtlinie entsprechende Einführung sowohl des Rückruf- 

Anspruchs als auch des Anspruchs auf endgültige Entfernung der Waren 

aus den Vertriebswegen tatsächlich erforderlich ist, zumal eine genaue 

Abgrenzung zwischen diesen beiden Ansprüchen sich aus dem Gesetzes- 

entwurf – wie auch schon aus dem Richtlinientext – nicht ergibt. Es 

scheint daher, als habe der Gesetzgeber nahezu unkritisch den Wortlaut 

der Richtlinie in die deutschen Regelungen implementiert. Und obwohl 

in der Gesetzesbegründung selbst eingeräumt wird, dass „der praktische 

Nutzen fraglich“ sei, finden sich hier keine erklärenden Ausführungen. 496 

Auf eine nähere Erörterung dieser materiell-rechtlichen Anspruchsproblematik 

muss an dieser Stelle jedoch aus Platzgründen verzichtet wer- 

den. 497 

496 

Vgl. die Begründung des Gesetzentwurfs unter „Besonderer Teil“, S. 97 des Gesetzentwurfs, 

BT-Drucks. 16/5048 (elektronische Vorabfassung), 


497 

Ergänzend sei daher verwiesen auf Peukert/Kur, Stellungnahme des Max-Planck- 


Richtlinie 2004/48/EG, S. 3 ff., http://www.ip.mpg.de/shared/data/pdf/stellungahme 


129


2. Gerichtliche Anordnungen 


Art. 11 S. 1 der Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, 

dass die Gerichte im Falle einer Rechtsverletzung des geistigen Ei- 

gentums eine Anordnung gegen den Verletzer erlassen können, die ihm 

die weitere Verletzung des betreffenden Rechts untersagt. Die Mitgliedstaaten 

müssen also einen Unterlassungsanspruch des Rechtsinhabers 

bereitstellen, den dieser sowohl gegenüber dem Verletzer als auch ge- 

genüber Mittelspersonen geltend machen kann, deren Dienste von Dritten 

in Anspruch genommen werden, um ein Recht an geistigem Eigentum zu 

verletzen (S. 3). 498 Darüber hinaus muss die Einhaltung der Unterlassungsanordnung 

dadurch gewährleistet werden, dass im Falle einer Miss- 

achtung in geeigneten Fällen Zwangsgelder verhängt werden können (S. 

2), wobei sich diese Regelung aufgrund ihrer systematischen Stellung nur 

auf den missachtenden Verletzer bezieht, nicht auch die Mittelspersonen. 

Die Vorschrift orientiert sich an Art. 44 Abs. 1 des TRIPS- 

Übereinkommens, präzisiert jedoch deren Anwendungsbereich in Bezug 

auf die „Partei“, gegenüber der die Unterlassung angeordnet wird, und 

geht durch die Einbeziehung der Mittelspersonen sowie durch die An- 

ordnung von Zwangsgeldern über die TRIPS-Regelung hinaus. 499 Im 

Vergleich zu der ursprünglich vorgeschlagenen Regelung, die noch „eine 

Geldstrafe und gegebenenfalls Beugemittel“ 500 vorsah, wurde Art. 11 

jedoch bereits entschärft. 

b) Deutsche Unterlassungsansprüche und Umsetzungsbedarf 

498 

Die Einbeziehung von Mittelspersonen erfolgt dabei unbeschadet des Art. 8 Abs. 3 

der Richtlinie 2001/29/EG („Information Society Directive“), der für das Urheberrecht 

bereits die Einbeziehung von „Vermittlern“ regelt, „deren Dienste von einem Dritten 

zur Verletzung eines Urheberrechts oder verwandter Schutzrechte genutzt werden.“ Zu 

dieser Vorschrift siehe die Ausführungen von Dreier, Die Umsetzung der Urheberrechtsrichtlinie 

2001/29/EG in deutsches Recht, ZUM 2002, S. 28 (41) und Reinbothe, 

Die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie in deutsches Recht, ZUM 2002, S. 43 

(46). 

499 


500 Art. 15 Abs. 1 RL-Vorschlag. 

130


Sowohl im Urheberrechtsgesetz als auch in allen anderen Gesetzen des 

gewerblichen Rechtsschutzes sind bereits Unterlassungsansprüche normiert. 

Insofern besteht also grundsätzlich kein Umsetzungsbedarf. 

Allerdings richten sich diese Ansprüche regelmäßig nur gegen den Verletzer, 

so dass fraglich ist, ob auch der von der Richtlinie vorgeschriebenen 

Einbeziehung von Mittelspersonen im deutschen Recht Rechnung 

getragen wird. Nach den Grundsätzen der Störerhaftung ist dies prinzi- 

piell zu bejahen. Dabei kommt es lediglich auf eine Kenntnis vom Vorhandensein 

des fremden, zu verletzenden Geistesgutes an, nicht jedoch 

auf eine Kenntnis vom Vorhandensein der Rechtsverletzung. 501 Da diese 

Voraussetzungen bei den von Art. 11 S. 3 der Richtlinie einbezogenen 

Mittelspersonen regelmäßig vorliegen dürften, kann auch gegenüber jenen 

nach deutschem Recht ein Unterlassungsanspruch bereits geltend 

gemacht werden. 

Nachdem ein Unterlassungsanspruch im deutschen Recht im Wege der 

Zwangsvollstreckung gemäß § 890 Abs. 1 ZPO, durch die Möglichkeit 

einer Verurteilung des Schuldners – hier also des Verletzers – zu einem 

Ordnungsgeld, auch erzwungen werden kann, 502 besteht im Ergebnis kein 

Umsetzungsbedarf für Art. 11 der Richtlinie. 503 

3. Ersatzmaßnahmen 


Im Gegensatz zu den vorhergehenden beiden Artikeln wird den Mitglied- 

staaten durch Art. 12 keine Verpflichtung auferlegt, sondern lediglich die 

Möglichkeit einer Ersatzmaßnahme eingeräumt. Hiernach können die 

Gerichte in geeigneten Fällen anordnen, dass die Person, der die vorgenannten 

Maßnahmen auferlegt werden könnten – also regelmäßig der 

501 Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 35, 36a. 

502 

Praktisch wichtige Anwendungsfälle dieser Vorschrift sind insbesondere Verletzungshandlungen 

im Bereich des geistigen Eigentums, vgl. Thomas/Putzo – Hüßtege, 

ZPO, 2007, § 890 Rn. 4a. 

503 

So auch der Gesetzgeber; siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb der 




131


Verletzer –, anstelle dieser Maßnahmen eine Abfindung an die geschädigte 

Partei zu zahlen hat. Neben einem diesbezüglichen Antrag des Verletzers 

ist jedoch Voraussetzung, dass er nicht schuldhaft gehandelt hat, 

ihm aus der Durchführung der betreffenden Maßnahmen ein unverhält- 

nismäßig großer Schaden entstehen würde und dem geschädigten Rechtsinhaber 

die Zahlung einer Abfindung zuzumuten ist. 


Das deutsche Recht enthält in § 101 UrhG und § 45 GeschmMG entsprechende 

Vorschriften. Wie sich aus der Begründung des Richtlinien- 

Vorschlages ergibt, hat sich die Kommission beim Entwurf der Bestimmung 

ausdrücklich an § 101 Abs. 1 des deutschen Urheberrechtsgesetzes 

orientiert, 504 so dass die Vorschriften inhaltlich übereinstimmen. 

Im Übrigen hat der deutsche Gesetzgeber „wegen des fakultativen Charakters“ 

der Vorschrift keinen Umsetzungsbedarf gesehen. 505 

c) Bewertung 

Auch wenn sich Art. 12 der Richtlinie an die deutsche Regelung anschließt, 

besteht doch noch ein Unterschied: Während die Richtlinie hier 

nicht zwischen den verschiedenen Rechten des geistigen Eigentums unterscheidet 

und diese Regelung dementsprechend auf alle Rechte Anwendung 

finden kann, ist sie gerade in den deutschen Spezialgesetzen 

nur zweimal enthalten. Dabei ist nicht ersichtlich, weshalb eine derartige 

Entschädigungsregelung nur im Urheber- und Geschmacksmusterrecht 

anwendbar sein soll, nicht jedoch bei den anderen Rechten des geistigen 

Eigentums. Der Gesetzgeber liefert für diese Differenzierung keine Erklärung, 

zumal er auch ansonsten alle Vorgaben der Richtlinie strikt einheitlich 

für sämtliche Rechte umsetzt. Insofern ist diese „punktuelle Son- 

504 


505 




132


derregelung“ 506 hier nicht nur systematisch inkonsequent, sondern im 

Hinblick auf die durch Art. 3 GG gebotene Gleichbehandlung der zu verhängenden 

Sanktionen bedenklich. 507 Daher sollte hier nicht aufgrund der 

fehlenden Verpflichtung durch die Richtlinie auf eine entsprechende An- 

gleichung verzichtet werden, sondern die Möglichkeit einer Abfindungszahlung 

auch in den übrigen Spezialgesetzen zum geistigen Eigentum 

eingeführt werden. 

VI. Schadensersatz und Rechtskosten 

Im sechsten Abschnitt des zweiten Kapitels regelt die Richtlinie den 

Schadensersatz in Fällen der Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums 

und die Verteilung der Rechtskosten, die aufgrund eines Rechts- 

streits wegen einer Schutzrechtsverletzung entstehen können. 

1. Schadensersatz 

Insbesondere die Schadensersatzregelungen waren bei den Beratungen 

der Richtlinie noch stark umstritten und wurden gleich nach Veröffentlichung 

des Richtlinien-Vorschlags der Kommission heftig diskutiert. 508 


aa) Inhalt der verabschiedeten Regelung 

Art. 13 Abs. 1 S. 1 der Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten sicherzustellen, 

dass die zuständigen nationalen Gerichte auf Antrag der geschädigten 

Partei die Leistung von Schadensersatz durch den Rechtsverletzer 

anordnen, sofern der Verletzer wusste oder vernünftigerweise hätte 

wissen müssen, dass er eine Verletzungshandlung vorgenommen hat, um 

den aufgrund der Rechtsverletzung erlittenen tatsächlichen Schadens des 

Rechtsinhabers angemessen auszugleichen. Die Mitgliedstaaten werden 

506 


und Steuerrecht zur Umsetzung der Richtlinie 2004/48/EG, S. 5, 


507 

Ebenda (mit Beispiel). 

508 

Vgl. z.B. Harte-Bavendamm, Der Richtlinienvorschlag zur Durchsetzung der Rechte 

des geistigen Eigentums, in: FS Tilmann, 2003, S. 793 (803 f.); Mayer/Linnenborn, 

Kein sicherer Hafen: Bekämpfung der Produktpiraterie in der Europäischen Union, 

K&R 2003, S. 313. (318); Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen 

Sanktionenrecht des geistigen Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 (930 ff.); Hoeren, Highnoon 

im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 299 (301 f.). 

133


mithin zur Bereitstellung von Schadensersatzansprüchen wegen Verletzungen 

der Rechte des geistigen Eigentums verpflichtet, die den hier genannten 

Voraussetzungen entsprechen müssen. Dies bedeutet zum einen, 

dass nicht nur die vorsätzliche, sondern auch eine fahrlässige Verletzung 

von Schutzrechten zwingend zu einem Schadensersatzanspruch des verletzten 

Rechtsinhabers führen muss. Es muss also jede Art von Verschulden 

zur Begründung des Anspruchs ausreichen. 509 

Zum anderen muss ein angemessener Ausgleich des „erlittenen tatsächlichen 

Schadens“ herbeigeführt werden. Hierfür schreibt Art. 13 Abs. 1 S. 

2 zusätzlich vor, wie der Schadensersatz von den Gerichten festzusetzen, 

also die Höhe zu ermitteln ist. Nach lit. a sind dabei alle in Frage kom- 

menden Aspekte zu berücksichtigen, wie z.B. die negativen Auswirkungen 

für die geschädigte Partei, einschließlich ihrer Gewinneinbußen. Umfasst 

sind von dieser Vorschrift aber explizit auch die zu Unrecht erzielten 

Gewinne des Verletzers 510 sowie darüber hinaus „in geeigneten Fäl- 

len auch andere als die rein wirtschaftlichen Faktoren, wie den immateriellen 

Schaden für den Rechtsinhaber“. Hiernach ist also sowohl der 

materielle als auch der immaterielle Schaden des Rechtsinhabers zu ersetzen. 

Alternativ sieht die Vorschrift in lit. b „stattdessen in geeigneten Fällen“ 

die Festsetzung des Schadensersatzes als Pauschalbetrag vor. Diese hat 

dann „auf der Grundlage von Faktoren wie mindestens dem Betrag der 

Vergütung oder Gebühr, die der Verletzer hätte entrichten müssen, wenn 

er die Erlaubnis zur Nutzung des betreffenden Rechts des geistigen Eigentums 

eingeholt hätte“, zu erfolgen. Durch diese Formulierung werden 

zwar nicht die zu Grunde zu legenden Faktoren abstrakt beschrieben, 

aber es wird deutlich gemacht, dass als Mindestbetrag für den pauscha- 

509 

Genauer zu der Frage, ob Vorsatz und Fahrlässigkeit nach deutschem Recht der 

Richtlinie entsprechen, Dreier, Ausgleich, Abschreckung und andere Rechtsfolgen von 

Urheberrechtsverletzungen – Erste Gedanken zur EU-Richtlinie über die Maßnahmen 

und Verfahren zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum, GRURInt 2004, S. 706 

(707). 

510 

Diese Maßnahme soll nach Auffassung der Kommission zur Abschreckung dienen 

und z.B. vorsätzliche, in kommerziellem Maßstab begangene Rechtsbrüche verhindern; 

vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, S. 25. 

134


lierten Schadensersatz der Betrag einer einfachen Lizenzgebühr anzusetzen 

ist. Gleichzeitig wurde sowohl durch die Systematik der beiden Absätze 

mit der Verbindung „oder“ sowie der zusätzlichen Einfügung des 

Wortes „stattdessen“ in lit. b eindeutig klargestellt, dass die beiden be- 

schriebenen Berechnungsmethoden für den Schadensersatz nur alternativ 

zur Anwendung kommen können und nicht miteinander kombiniert werden 

dürfen. 

Darüber hinaus sieht Art. 13 Abs. 2 der Richtlinie die Möglichkeit vor, 

dass die Gerichte in den Fällen, in denen der Verletzer Rechte des geistigen 

Eigentums verletzt hat, ohne dass er dies wusste oder vernünftigerweise 

hätte wissen müssen, die Herausgabe der Gewinne oder die Zah- 

lung von Schadensersatz anordnen können, dessen Höhe im Voraus festgesetzt 

werden kann. Diese Vorschrift unterscheidet sich in zwei wesentlichen 

Punkten von Art. 13 Abs. 1: Der erste Unterschied besteht darin, 

dass hier die Fälle erfasst werden, in welchen den Verletzer kein Ver- 

schulden an der von ihm vorgenommenen Verletzungshandlung trifft. 

Der zweite Unterschied liegt in der – im Gegensatz zu Abs. 1 – nicht 

bestehenden Verpflichtung der Mitgliedstaaten. Durch die hier gewählte 

Formulierung „…können die Mitgliedstaaten die Möglichkeiten vorse- 

hen, …“ wird verdeutlicht, dass es der Entscheidung der Mitgliedstaaten 

überlassen bleiben soll, ob sie in ihrem jeweiligen nationalen Recht einen 

Schadensersatzanspruch auch für unverschuldet begangene Verletzungen 

von Rechten des geistigen Eigentums einführen wollen. Inhaltlich völlig 

offen bleibt bei Art. 13 Abs. 2 allerdings die Frage, inwiefern und wann 

die Höhe des Schadensersatzes „im Voraus festgesetzt werden kann.“ 

bb) Unterschiede im Vergleich zur vorgeschlagenen Regelung 

Vergleicht man die in Art. 13 normierten Regelungen mit dem ursprüng- 

lichen Art. 17 des Richtlinien-Vorschlags, so stellt man fest, dass die 

verabschiedete Vorschrift nur noch eine deutlich entschärfte Version 

ihres Ursprungs ist. Nachdem über die ursprüngliche Regelung noch geschrieben 

worden war, sie enthalte „viel rechtspolitischen Zündstoff“, 511 

511 Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht des geistigen 


135


sind die wesentlichen Gründe hierfür im Laufe der Beratungen bis zur 

Verabschiedung der Richtlinie weitgehend entfallen. 

Art. 17 des Richtlinien-Vorschlags geht zurück auf Art. 45 TRIPS, er- 

gänzt diesen allerdings um die Vorgaben über die Art der Schadensersatzberechnung 

und geht dadurch über die Regelung des TRIPS- 

Übereinkommens hinaus. Gleiches gilt dementsprechend auch für den 

nun verabschiedeten Art. 13 der Richtlinie. 

Als besonders problematisch war jedoch die Regelung in Art. 17 Abs. 1 

S. 2 (a) des Richtlinien-Vorschlags angesehen worden, die einen pauschalierten 

Schadensersatz in Höhe einer doppelten Lizenzgebühr vorge- 

sehen hatte. Dabei betonte die Kommission ausdrücklich, dass es sich 

hier nicht um einen Strafschadensersatz handle, sondern vielmehr um 

eine Aufwandsentschädigung für den Rechteinhaber auf objektiver 

Grundlage. 512 Nichtsdestotrotz wurde die Vorschrift in der – zumindest 

deutschen – Literatur als eine Regelung des Strafschadensersatzes aufgefasst 

513 und kontrovers diskutiert. 514 Nachdem nun aber im Laufe der 

Beratungen der Richtlinie die doppelte Lizenzgebühr auf eine einfache 

reduziert wurde, kann eine ausführliche Erörterung der Problematik an 

dieser Stelle dahinstehen. 

512 

Begründung des RL-Vorschlags, S. 25. Insoweit auch noch Erwägungsgrund (26) 

der Richtlinie, obwohl die Richtlinie nicht mehr die doppelte Lizenzgebühr zugrunde 

legt. 

513 

Die Idee des Strafschadensersatzes war dem deutschen Recht bislang fremd; vgl. 

Siehe hierzu auch Staudinger – Schiemann, Kommentar zum BGB, 2005, § 253 Rn. 30; 

Loewenheim, Bemerkungen zur Schadensberechnung nach der doppelten Lizenzgebühr 

bei Urheberrechtsverletzungen, in: FS Erdmann, 2002, S. 131 (135 f.), der im Ergebnis 

die Zulässigkeit einer Präventivwirkung auch im deutschen Schadensrecht bejaht. (S. 

137 ff.) 

514 

Für die doppelte Lizenzgebühr, allerdings nur unter gesonderten Voraussetzungen, 

da eine solche Regelung als verschärfte Sanktion nut bei erheblichem Verschulden, wie 

gerade in Pirateriefällen, sachangemessen sei, Kunz-Hallstein/Loschelder, Stellungnahme 

der Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht vom 

24.4.2003, S. 11, http://www.grur.de/cms/upload/pdf/ stellungnahmen/2003/2003-04- 

24StellungnahmeMasnahmenundVerfahrenzumSchutzG eistigenEigentums.pdf. Ähnlich 

auch Metzger/Wurmnest, Auf dem Weg zu einem Europäischen Sanktionenrecht 

des geistigen Eigentums?, ZUM 2003, S. 922 (931 f.). Dagegen z.B. Hoeren, Highnoon 

im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 299 (301), da Schadensersatz 

nur dem Ersatz tatsächlich entstandener Schäden diene, nicht aber der Abschreckung 

und Bestrafung von Piraterie. 

136


Art. 13 der Richtlinie unterscheidet sich jedoch noch weiter von seiner 

ursprünglichen Fassung: Zwar kamen auch in jener als Art des Schadensersatzes 

nur „entweder“ ein pauschalierter Schadensersatz (lit. a) „oder“ 

– also alternativ – der Ersatz des tatsächlich eingetretenen Schadens ein- 

schließlich des entgangenen Gewinns (lit. b) in Betracht. Im Unterschied 

zur jetzigen Regelung sah jedoch der nachfolgende Abs. 1 S. 3 die Berücksichtigung 

des immateriellen Schadens vor mit der Folge, dass auch 

neben dem pauschalierten Schadensersatz der immaterielle Schaden gel- 

tend gemacht werden konnte. Zumindest konnte dies aufgrund der systematischen 

Stellung nicht ausgeschlossen werden, und auch aus der Begründung 

der Kommission lässt sich nichts Gegenteiliges entnehmen. 515 

Dieser Zustand ist ebenfalls nachfolgend beseitigt worden, indem der 

immaterielle Schaden nunmehr in Art. 13 Abs. 1 S. 2 (a) ausschließlich 

bei der Berechnung des tatsächlich entstandenen Schadens berücksichtigt 

wird. Zudem wurde die Regelung hinsichtlich des Verletzergewinns in 

Art. 17 Abs. 2 des Richtlinien-Vorschlags, die sich ohnehin nur auf die 

konkrete Schadensberechnung bezogen hatte, konsequenterweise in die 

entsprechende Vorschrift des Art. 13 Abs. 1 S. 2 (a) der Richtlinie eingefügt. 


aa) Schadensersatz nach deutschem Recht 

Im deutschen Recht sind Schadensersatzansprüche bei verschuldeten 

Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums bereits vorgesehen. 

Die entsprechenden Anspruchsgrundlagen finden sich in den jeweils ein- 

schlägigen Spezialgesetzen; daneben kommen aber auch die allgemeinen 

Grundlagen des BGB in Betracht. 

Dass und unter welchen Voraussetzungen ein Schadensersatzanspruch 

besteht, ist somit eindeutig geregelt. Im Hinblick auf die Berechnung des 

zu ersetzenden Schadens fehlen entsprechend einheitliche Regelungen 

allerdings weitgehend. Zwar finden sich in den Spezialgesetzen verein- 

515 Hier heißt es: „Danach wird präzisiert, dass bei der Bestimmung der Höhe des 

Schadensersatzes auch andere als die rein wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigt 

werden können, z.B. der immaterielle Schaden für den Rechteinhaber.“, S. 25 der Begrünung 

des RL-Vorschlags. 

137


zelt auch Regelungen zur Ermittlung des Schadens. Wo solche jedoch 

nicht vorhanden sind, ist auf die allgemeinen Regeln der §§ 249 ff. BGB 

zurückzugreifen. 

Nach dem Grundsatz der Naturalrestitution ist der Zustand wieder herzustellen, 

der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand 

nicht eingetreten wäre, § 249 Abs. 1 BGB. Dieser Grundsatz gilt 

auch bei Verletzungen der Rechte des geistigen Eigentums mit der Folge, 

dass der Verletzer auch bei leichtester Fahrlässigkeit den gesamten, möglicherweise 

sehr hohen und für ihn nicht vorhersehbaren Schaden des 

Rechtsinhabers regelmäßig in Geld gemäß § 251 Abs. 1 BGB ersetzen 

muss. 516 Aufgrund der Schwierigkeiten des Rechtsinhabers, die tatsäch- 

lich entstandenen Vermögenseinbußen und darüber hinaus einen entgangenen 

Gewinn i.S.d. § 252 BGB darzulegen und zu beweisen, 517 hat die 

Rechtsprechung zugunsten des geschädigten Rechtsinhabers die sog. 

dreifache Schadensberechnung entwickelt. Hiernach kann der Geschä- 

digte entweder, wie bisher, seinen konkreten Schaden, also die tatsächlich 

erlittene Vermögenseinbuße berechnen, oder aber im Wege einer 

normativ abstrakten Berechnung eine angemessene Lizenzgebühr geltend 

machen. 518 Bei dieser zweiten Möglichkeit, der sog. Lizenzanalogie, wird 

die Annahme zugrunde gelegt, dass zwischen dem Rechtsinhaber und 

dem Verletzer ein Lizenzvertrag zu angemessenen Bedingungen geschlossen 

worden wäre, um zu verhindern, dass der schuldhaft handelnde 

Verletzer im Ergebnis besser gestellt wird als derjenige, der das Schutzrecht 

als vertraglicher Lizenznehmer rechtmäßig nutzt. 519 Als dritte Mög- 

516 Sog. Prinzip der Totalreparation, vgl. Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, 

2005, Rn. 688; Dreier/Schulze, UrhG Kommentar, 2006, § 97 Rn. 58. 

517 

Gemäß § 252 S. 2 BGB gilt als entgangen derjenige Gewinn, welcher nach dem 

gewöhnlichen Lauf der Dinge oder nach den besonderen Umständen mit Wahrscheinlichkeit 

erwartet werden konnte. Hierfür müsste der Rechtsanwender regelmäßig die Art 

und den Umfang der eigenen Nutzung seines Rechts sowie die hypothetische Gewinnentwicklung 

darlegen und beweisen; vgl. ausführlich Kraßer, Schadensersatz für Verletzungen 

von gewerblichen Schutzrechten und Urheberrechten nach deutschem Recht, 

GRURInt 1980, S. 259 (261 f.). 

518 

Palandt – Heinrichs, BGB, 2007, Vorb v § 249 Rn. 52 f. 

519 

Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 97 Rn. 60. Eine doppelte Lizenzgebühr 

hat der BGH nur ausnahmsweise zugunsten der GEMA wegen der Notwendigkeit 

einer umfangreichen Überwachungsorganisation zuerkannt; siehe MüKo-BGB – Oetker, 

2003, § 249 Rn. 200. 

138


lichkeit kann der Geschädigte anstelle des Schadensersatzes, also alternativ, 

auch den Verletzergewinn herausverlangen. Diese ursprünglich vom 

Reichsgericht entwickelte 520 und später gewohnheitsrechtlich anerkannte 

521 Berechnungsmethode ist inzwischen auch in einigen Spezialgesetzen 

für das geistige Eigentum gesetzlich normiert. 522 

Der Ersatz eines immateriellen Schadens ist allerdings ausschließlich von 

§ 97 Abs. 2 UrhG vorgesehen, so dass er im Bereich der anderen Schutz- 

rechte als dem Urheberrecht 523 grundsätzlich nicht geltend gemacht werden 

kann, § 253 Abs. 1 BGB. 524 Demgegenüber sehen jedoch einige der 

Spezialgesetze anstelle des Schadensersatzes nur eine geringere Entschädigung 

in Geld vor, sofern dem Verletzer nur leichte Fahrlässigkeit vorzuwerfen 

ist. 525 

bb) Umsetzungsbedarf 

Angesichts der bestehenden Anspruchsgrundlagen und anerkannten Be- 

rechnungsmethoden für den Schadensersatz sind die von Art. 13 Abs. 1 

der Richtlinie aufgestellten Anforderungen im deutschen Recht bereits 

weitgehend erfüllt. Problematisch könnte allerdings das Verhältnis der 

520 

RGZ 156, S. 65 (67) – Scheidenspiegel, m.w.N. Zur weiteren Entwicklung siehe von 

der Osten, Zum Anspruch auf Herausgabe des Verletzergewinnes im Patentrecht, 

GRUR 1998, S. 284 ff. 

521 

Vgl. BGH GRUR 1972, S. 189 (190) - Wandsteckdose II, m.w.N. Entgegen der 

Einschätzung der Kommission bei Begründung des RL-Vorschlags (S. 16) handelt es 

sich hierbei also um eine Berechnungsmethode des Schadensersatzes im Rahmen der 

deliktischen Haftung, nicht um einen Fall der Geschäftsführung ohne Auftrag. Genauer 

hierzu Hoeren, High-noon im europäischen Immaterialgüterrecht, MMR 2003, S. 299 

(300). 

522 

§ 97 Abs. 1 S. 2 UrhG und § 42 Abs. 2 S. 2 GeschmMG. Zu der Frage, welche Gemeinkosten 

der Verletzer von seinem Gewinn abziehen darf, BGH GRUR 2001, S. 329 

ff. – Gemeinkostenanteil. Siehe hierzu Tilmann, Gewinnherausgabe im gewerblichen 

Rechtsschutz und Urheberrecht, GRUR 2003, S. 647 ff., Pross, Verletzergewinn und 

Gemeinkosten, in: FS Tilmann, 2003, S. 881 ff. und Meier-Beck, Herausgabe des Verletzergewinns, 

GRUR 2005, S. 617 (619 ff.). 

523 

Und den in § 97 Abs. 2 UrhG genannten Rechtsinhabern verwandter Schutzrechte. 

524 

Eine Ausnahme hiervon kann lediglich dann vorliegen, wenn neben der Verletzung 

eines Schutzrechtes gleichzeitig noch ein anderes Rechtsgut, wie z.B. das allgemeine 

Persönlichkeitsrecht verletzt ist; siehe „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb der 




525 

§ 24 Abs. 2 S. 2 GebrMG, § 42 Abs. 2 S. 3 GeschmMG, § 139 Abs. 2 S. 2 PatG, § 

37 Abs. 2 S. 2 SortSchG, § 9 Abs. 1 S. 3 HalblSchG. 

139


geschilderten Berechnungsmethoden zueinander sein. Nach dem deutschen 

Recht stehen diese nebeneinander; 526 insbesondere die Herausgabe 

des Verletzergewinns kann nur „an Stelle des Schadensersatzes“ geltend 

gemacht werden. 527 Die Richtlinie vereint demgegenüber in Art. 13 Abs. 

1 S. 2 (a) die konkret erlittenen Vermögenseinbußen und den Verletzergewinn 

unter dem Oberbegriff „alle in Frage kommenden Aspekte“, 528 

denen in lit. b „stattdessen“ der pauschalierte Schadensersatz in Form der 

Lizenzanalogie gegenübersteht. Nach der Richtlinie ist also eine Kombi- 

nierung des konkret berechneten Schadens mit dem Verletzergewinn 

zulässig, was nach deutschem Recht nicht möglich ist. Insofern sollten 

die deutschen Vorschriften angeglichen werden. 529 

Problematisch in prozessualer Hinsicht könnte die Ausübung des Wahlrechts 

sein. Nach deutschem Recht obliegt die Wahl der Berechnungsmethode 

grundsätzlich dem geschädigten Gläubiger, und dieses Wahlrecht 

erlischt erst durch Erfüllung oder rechtskräftige Zuerkennung des An- 

spruchs. 530 Bis zu diesem Zeitpunkt kann der Gläubiger also auch noch 

während des Prozesses von einer Berechnungsmethode zur anderen übergehen. 

Da Art. 13 Abs. 1 S. 2 der Richtlinie für die Berechnung des 

Schadensersatzes aber ausdrücklich auf die Gerichte Bezug nimmt, 531 

scheint es, als solle ihnen auch das Wahlrecht zwischen den beiden Berechnungsmethoden 

obliegen. Völlig offen bleibt dabei, bis wann dieses 

Wahlrecht ausgeübt werden muss, sowie ob und wenn ja, bis zu welchem 

Stadium eines Verfahrens noch von einer Berechnungsmethode zur anderen 

gewechselt werden kann. Im Hinblick auf den Inhaber des Wahl- 

526 

BGH GRUR 1993, S. 55 (57 f.) - Tchibo/Rolex II. 

527 

§ 97 Abs. 1 S. 2 UrhG. 

528 

Vgl. den Wortlaut: „…einschließlich der Gewinneinbußen für die geschädigte Partei 

und der zu Unrecht erzielten Gewinne des Verletzers…“ (Hervorhebung von Verf.). 

529 

A.A. der deutsche Gesetzgeber in seiner Begründung, in der er meint, Art. 13 sei zu 

dieser Frage nicht eindeutig, so dass es insoweit beim bestehenden Rechtszustand bleiben 

könne; vgl. „Umsetzungsbedarf im Einzelnen“ innerhalb der Begründung des Gesetzentwurfs 


Vorabfassung), http://rsw.beck.de/rsw/upload/Beck_Aktuell/BT- 

Drs.1605048.pdf. Nichtsdestotrotz sieht der Gesetzgeber – insoweit inkonsequent – eine 

entsprechende Änderung der Gesetze vor. 

530 

BGH GRUR 1993, S. 55 - Tchibo/Rolex II. 

531 

Vgl. den Wortlaut der Vorschrift: „Bei der Festsetzung des Schadensersatzes verfahren 

die Gerichte wie folgt:…“. 

140


rechts liegt hier jedoch nur auf den ersten Blick ein Widerspruch vor. 

Denn die Problematik bei der Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums 

liegt darin, dass der Geschädigte nur selten einen konkreten 

Schaden beziffern kann. Daher muss der entstandene Schaden regelmä- 

ßig durch das Gericht anhand der von dem Geschädigten vorgetragenen 

Tatsachen gemäß § 287 ZPO geschätzt werden. Insofern stellen die von 

der Rechtsprechung entwickelten Berechnungsmethoden der Lizenzanalogie 

und des Verletzergewinns also die Anknüpfungstatsachen dar, auf 

deren Grundlage das Gericht seine Schätzung vornehmen kann. Das 

Wahlrecht steht dem geschädigten Rechtsinhaber dann aber nur in dem 

Sinne zu, als er mit seinem Sachvortrag bestimmen kann, auf welche 

Anknüpfungstatsachen das Gericht seine Schätzung nach § 287 ZPO 

stützen kann. 532 An dieser Vorgehensweise ändert die Richtlinie jedoch 

nichts, so dass insofern kein Widerspruch besteht. Mangels Vorgaben in 

Bezug auf die zeitliche Ausübung des Wahlrechts, muss auch in dieser 

Hinsicht das deutsche Recht nicht geändert werden. 

In Bezug auf den Ersatz eines immateriellen Schadens sieht der deutsche 

Gesetzgeber die nationalen Vorschriften als ausreichend an, um den Vorgaben 

der Richtlinie zu genügen, da bei Verletzung anderer geistiger Ei- 

gentumsrechte als im Urheberrecht keine immateriellen Schäden denkbar 

seien. 533 Trotz der Tatsache, dass Art. 13 Abs. 1 S. 2 (a) die Berücksichtigung 

des immateriellen Schadens nur „in geeigneten Fällen“ vorsieht, 

erscheint zweifelhaft, ob diese knappe, eine weitere Umsetzung ablehnende 

Argumentation des Gesetzgebers ausreichen kann und nicht doch 

auch in den anderen Gesetzen die Möglichkeit geschaffen werden sollte, 

immaterielle Schäden zu berücksichtigen. Zumindest wäre eine nähere 

Begründung dafür, warum solch geeignete Fälle keinesfalls auch in Be- 

532 

MüKo-BGB – Oetker, 2003, § 252 Rn. 56 f. 

533 




Hierzu auch Kur, The Enforcement Directive – Rough Start, Happy Landing?, IIC 

2004, S. 821 (828). 

141


reichen der übrigen Schutzrechte des geistigen Eigentums auftreten 

könnten, wünschenswert gewesen. 534 

Da die Richtlinie für das Bestehen eines Schadensersatzanspruchs nicht 

zwischen verschiedenen Verschuldensgraden unterscheidet und damit 

auch in Fällen leichter Fahrlässigkeit den Schadensersatzanspruch fordert, 

sind die in einigen Spezialgesetzen vorgesehenen Abmilderungen 

bei leichter Fahrlässigkeit nicht mit der Richtlinie vereinbar. Denn eine 

geringere Entschädigung sieht die Richtlinie explizit nur in Art. 13 Abs. 

2 für diejenigen Fälle vor, in denen überhaupt kein Verschulden vorliegt. 

Da hier aber wiederum den Mitgliedstaaten keine Verpflichtung auferlegt 

wird, besteht insoweit auch kein Umsetzungsbedarf. 535 


Der deutsche Gesetzgeber sieht dementsprechend als Umsetzung die 

Aufhebung derjenigen Vorschriften vor, die in Fällen leichter Fahrlässig- 

keit eine geringere Entschädigung vorsehen. Darüber hinaus werden auch 

die übrigen Schadensersatzvorschriften in der Form neu formuliert, dass 

alle Berechnungsmethoden gesetzlich normiert werden. 536 

2. Prozesskosten 


In demselben Abschnitt wie die Bestimmungen über den Schadensersatz 

findet sich auch eine Regelung über die in einem Verfahren wegen Ver- 

534 

Auf eine ausführliche Erörterung dieser, das materielle Recht betreffenden Problematik 

muss an dieser Stelle aus Platzgründen verzichtet werden. 

535 

Für Einzelfragen bei der Umsetzung, die im Rahmen dieser Arbeit unberücksichtigt 

bleiben müssen, siehe Dreier, Ausgleich, Abschreckung und andere Rechtsfolgen von 

Urheberrechtsverletzungen – Erste Gedanken zur EU-Richtlinie über die Maßnahmen 

und Verfahren zum Schutz der Rechte an geistigem Eigentum, GRURInt 2004, S. 706 

(709 f.). 

536 

Entsprechend geändert werden deshalb § 139 PatG, § 24 GebrMG, §§ 14, 15, 128 

und 135 MarkenG, § 9 HalblSchG, § 97 UrhG, § 42 GeschmMG und § 37 SortSchG. 

Dabei hält der Gesetzgeber im Anschluss an die Richtlinie an der einfachen Lizenzgebühr 

fest, obwohl von der deutschen Wirtschaft die Einführung der doppelten Lizenzgebühr 

gefordert wird; vgl. Scheel/Plöger, Stellungnahme des BDI zum Referentenentwurf 

des Bundesministeriums der Justiz zur Umsetzung der Richtlinie zur Durchsetzung 

der Rechte des geistigen Eigentums (April 2006), S. 6, http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

Zu dieser Frage auch Kur, The Enforcement 

Directive – Rough Start, Happy Landing?, IIC 2004, S. 821 (827 ff.). 

142


letzung des geistigen Eigentums entstehenden Prozesskosten: Gemäß 

Art. 14 der Richtlinie müssen die Mitgliedstaaten sicherstellen, dass die 

Prozesskosten und sonstigen Kosten der obsiegenden Partei, soweit sie 

zumutbar und angemessen sind, von der unterlegenen Partei getragen 

werden, sofern Billigkeitsgründe dem nicht entgegenstehen. 

aa) Systematische Einordnung 

Die systematische Einordnung dieser Regelung, die offensichtlich die 

Kostentragungspflicht nach einem durchgeführten und abgeschlossenen 

Gerichtsverfahren betrifft und damit eine prozessuale Regelung darstellt, 

in einem Abschnitt mit den das materielle Recht betreffenden Vorgaben 

für einen Schadensersatzanspruch, scheint auf den ersten Blick zu ver- 

wundern. Denn allein die banale Tatsache, dass beide Regelungen die 

finanziellen Rechtsfolgen einer Verletzung bzw. eines deshalb durchgeführten 

Verfahrens betreffen, sollte als Begründung nicht ausreichen, 

zumal auch vorher, z.B. in Art. 10 Abs. 2 der Richtlinie bei der Kosten- 

entscheidung aufgrund von Abhilfemaßnahmen, bereits finanzielle Aspekte 

geregelt wurden. 

Nachvollziehbar wird diese Einordnung jedoch zum einen im Hinblick 

auf Art. 45 Abs. 2 S. 1 TRIPS. Denn nicht nur der Wortlaut des Art. 14 

der Richtlinie lehnt sich an diese Vorschrift an, sondern eben auch die 

systematische Einordnung. Art. 45 Abs. 2 S. 1 TRIPS regelt die Kostenerstattungspflicht 

des Verletzers gegenüber dem Rechtsinhaber nämlich 

sogar unter der Überschrift „Schadensersatz“ und begreift diese Rege- 

lung mithin als einen Teil der allgemeinen Schadensersatzregelungen. 

Zum anderen lässt sich die systematische Einordnung auch mit der 

Rechtsnatur der Regelung begründen. Grundsätzlich soll der unterlege- 

nen Partei die Pflicht auferlegt werden, der obsiegenden Partei ihre zumutbaren 

und angemessenen Kosten zu erstatten. Dies bedeutet, dass die 

Mitgliedstaaten in den nationalen Gesetzen einen Kostenerstattungsanspruch 

zugunsten der obsiegenden Partei vorsehen müssen. Ob dieser 

Kostenerstattungsanspruch prozessualer oder materiell-rechtlicher Natur 

143


sein soll, kann an dieser Stelle dahinstehen. 537 Entscheidend ist hier, dass 

Art. 13 Abs. 1 der Richtlinie ebenfalls die Einräumung eines Anspruchs, 

hier gerichtet auf Schadensersatz, verlangt, so dass sich die beiden Regelungen 

insoweit entsprechen und ihre systematisch einheitliche Behand- 

lung innerhalb eines Abschnitts hiermit erklärt werden kann. 

bb) Regelungsinhalt 

Art. 14 der Richtlinie unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von sei- 

nem Vorbild, Art. 45 Abs. 2 S. 1 TRIPS. Zunächst wurde nun anstelle 

der Formulierung „die Gerichte sind befugt…“ ein strengerer Wortlaut 538 

eingeführt und damit eine Verpflichtung der Mitgliedstaaten statuiert, die 

Kostenverteilung zu Lasten der unterliegenden Partei zu regeln. 

Darüber hinaus weist Art. 45 Abs. 2 S. 1 TRIPS ausdrücklich dem „Verletzer“ 

die Kostenerstattungspflicht gegenüber dem „Rechtsinhaber“ zu, 

während die Richtlinie in Art. 14 allgemeiner von der „obsiegenden“ und 

„unterlegenen Partei“ spricht. 539 Dies führt zwar zu demselben Ergebnis, 

wenn in einem Verletzungsverfahren tatsächlich die Verletzung eines 

Rechts des geistigen Eigentums festgestellt werden sollte. Im Gegensatz 

zu der TRIPS-Bestimmung greift die Regelung der Richtlinie jedoch 

auch dann ein, wenn die Entscheidung gerade nicht zugunsten des 

Rechtsinhabers ausfällt, sondern seine Klage oder sein Antrag abgewiesen 

werden, etwa weil eine Verletzung tatsächlich nicht vorlag. In diesen 

Fällen hat nach Art. 14 der Richtlinie der unterlegene Kläger/Antragsteller 

dem obsiegenden Beklagten/Antragsgegner die durch 

die unberechtigte Rechtsverfolgung entstandenen Kosten zu ersetzen. 

Insofern geht die Regelung der Richtlinie also über diejenige des TRIPS- 

Übereinkommens hinaus. 

537 

Während der Regelungsinhalt, nämlich die Erstattung der Prozesskosten, für eine 

prozessuale Natur spricht, weist die einheitliche und zum Vorbild genommene Schadensersatzvorschrift 

des § 45 TRIPS eher auf einen materiell-rechtlichen Anspruch hin. 

538 

Vgl. Art. 14: „Die Mitgliedstaaten stellen sicher…“. 

539 

In Art. 18 des RL-Vorschlags war noch die Terminologie „obsiegende Partei“ und 

„Verfahrensgegner“ gewählt worden, womit aber, wie sich aus der Begründung ergibt, 

bereits die unterlegene Partei gemeint war; vgl. die Begründung des RL-Vorschlags, S. 

26. Im Rahmen der Beratungen ist dann – wohl aus Klarstellungsgründen – der Begriff 

des „Verfahrensgegners“ mit dem der „unterlegenen Partei“ ausgetauscht worden. 

144


Zu den erstattungsfähigen, also zumutbaren und angemessenen Kosten 

zählt die Kommission nicht nur die Verfahrenskosten und Anwaltshonorare, 

sondern auch alle sonstigen Kosten, die der obsiegenden Partei ge- 

gebenenfalls entstanden sind, wie z.B. Kosten für Nachforschungen oder 

Gutachten. 540 Eine Einschränkung des Erstattungsanspruchs sieht allerdings 

der letzte Halbsatz des Art. 14 vor, wonach „Billigkeitsgründe“ der 

Kostentragungspflicht der unterlegenen Partei „nicht entgegenstehen“ 

dürfen. Während in dem ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag diese Einschränkung 

noch um den Zusatz „oder die wirtschaftliche Lage der unterlegenen 

Partei“ 541 ergänzt war, ist dieser Zusatz inzwischen weggefallen. 

Ob dies bedeuten soll, dass eine schlechte wirtschaftliche Lage der 

unterlegenen Partei nunmehr nicht mehr zu einer Abwendung der Kostentragungspflicht 

führen kann, bleibt unklar. Hierfür spricht jedoch, dass 

„die wirtschaftliche Lage“ vorher nicht als beispielhafter Einschub in der 

ursprünglichen Regelung genannt worden war, um ein konkretes Beispiel 

für die nur allgemein bezeichneten Billigkeitsgründe abzugeben, sondern 

durch das Wort „oder“ gerade neben diese allgemeinen Billigkeitsgründe 

gestellt worden war und von jenen also nicht umfasst wurde. Die Streichung 

dieses Zusatzes müsste dann konsequenterweise auch dazu führen, 

dass eine schlechte wirtschaftliche Lage die unterlegene Partei nicht 

mehr von ihrer Kostentragungspflicht befreien kann. 

b) Deutsches Prozessrecht und Umsetzungsbedarf 

Im deutschen Prozessrecht sind die Prozesskosten in den §§ 91 ff. ZPO 

geregelt. Die maßgebenden Grundlagen enthält dabei § 91 ZPO selbst, 

indem die Vorschrift sowohl den Grundsatz als auch den Umfang der 

Kostenpflicht vorschreibt. Gemäß § 91 Abs. 1 S. 1 ZPO hat die unterliegende 

Partei die Kosten des Rechtsstreits zu tragen und insbesondere die 

dem Gegner erwachsenen Koten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden 

Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. 

Hier findet sich also eine Bestimmung, die der wesentlichen Rege- 

540 


541 


145


lung des Art. 14 der Richtlinie exakt entspricht. Durch die Einschränkung 

am Ende der Vorschrift wird auch der in der Richtlinie vorgesehenen 

Voraussetzung der Zumutbarkeit und Angemessenheit der Kosten Rechnung 

getragen. Denn „notwendig“ im Sinne des § 91 Abs. 1 S. 1 ZPO 

sind nur die Kosten für solche Handlungen, die zur Zeit ihrer Vornahme 

objektiv erforderlich und geeignet erscheinen, das im Streit stehende 

Recht zu verfolgen oder zu verteidigen, wobei die Parteien verpflichtet 

sind, die Kosten angemessen niedrig zu halten. 542 Wenn diese Vorausset- 

zungen erfüllt sind, dürften regelmäßig auch die Kriterien der Zumutbarkeit 

und Angemessenheit im Sinne der Richtlinie erfüllt sein. 

§ 91 Abs. 1 S. 1 ZPO normiert im deutschen Recht einen prozessualen 

Kostenerstattungsanspruch, 543 der zwar auf den Vorschriften der ZPO 

beruht, aber dennoch ein privatrechtlicher Anspruch ist, der nur in demjenigen 

Rechtsstreit geltend gemacht werden, in dem er erwächst. 544 

Hierin spiegelt sich also auch die oben angedeutete Schwierigkeit wider, 

die Rechtsnatur des von der Richtlinie vorgesehenen Erstattungsanspruchs 

festzulegen. 

Die ZPO regelt in den §§ 91 ff. zwar nur, inwieweit die Parteien in ihrem 

Verhältnis zueinander verpflichtet sind, die eigenen Prozesskosten endgültig 

zu tragen oder die dem Gegner entstandenen zu erstatten, und wie 

dieser Kostenerstattungsanspruch geltend zu machen ist. 545 Aber genau 

dies ist es auch, was Art. 14 der Richtlinie regelt, denn auch hier ist nur 

die Kostenerstattung zwischen den Parteien betroffen. Eine weitergehen- 

de Kostenerstattung wird von der Richtlinie nicht umfasst. 

542 Thomas/Putzo – Hüßtege, ZPO, 2007, § 91 Rn. 9 f. 

543 

Neben diesem kann auch ein materiell-rechtlicher Kostenerstattungsanspruch in 

Betracht kommen, der jedoch gerade nicht in den §§ 91 ff. ZPO geregelt ist, sondern 

eine materiellrechtliche Anspruchsgrundlage voraussetzt, wie z.B. §§ 280 ff BGB. 

544 

Zöller – Herget, ZPO, 2007, Vor § 91 Rn. 10; Thomas/Putzo – Hüßtege, ZPO, 2007, 

Vor § 91 Rn. 8; Oberheim, Zivilprozessrecht für Referendare, 2007, § 10 Rn. 57 f. 

545 

Zöller – Herget, ZPO, 2007, Vor § 91 Rn. 9. Nicht erfasst sind hiervon also z.B. die 

Kostenerstattungsansprüche des Gerichts gegenüber den Parteien, welche im GKG 

geregelt sind. 

146


Schließlich entsprechen die Regelungen der ZPO auch der Einschränkung 

des Art. 14 der Richtlinie, wonach Billigkeitsgründe der Kostentragungspflicht 

der unterlegenen Partei nicht entgegenstehen dürfen. Denn 

vor allem in den §§ 93 bis 96 ZPO sind Ausnahmen von dem in § 91 

Abs. 1 S. 1 ZPO normierten Grundsatz vorgesehen, die auf Billigkeitsgründe 

zurückzuführen sind. So wäre es beispielsweise unbillig, den leistungswilligen 

Beklagten die Kosten tragen zu lassen, wenn er gar keine 

Veranlassung zur Klageerhebung gegeben hat und den Anspruch sofort 

anerkennt, § 93 ZPO. Ebenso unbillig wäre es, im Falle einer Säumnis 

die anwesende Gegenpartei die hierdurch entstehenden Kosten tragen zu 

lassen, § 95 ZPO. Allerdings zählt nach deutschem Recht – ebenso wie 

nach Art. 14 der verabschiedeten Richtlinie – auch eine schlechte wirt- 

schaftliche Lage der unterlegenen Partei nicht zu den Billigkeitsgründen, 

die zu einer Befreiung von der Kostentragungspflicht führen könnten. 

Dies ergibt sich aus der Regelung des § 123 ZPO, wonach die Bewilligung 

von Prozesskostenhilfe für eine Partei, die nach ihren persönlichen 

und wirtschaftlichen Verhältnissen die Kosten des Rechtsstreits nicht 

aufbringen kann, 546 keinen Einfluss auf die Kostenerstattungspflicht hat. 

Diese bleibt also auch in Fällen einer wirtschaftlich schlechten Lage einer 

Partei ausdrücklich bestehen. 547 

Aus all diesen Gründen wird mit den Vorschriften der §§ 91 ff. ZPO den 

Vorgaben der Richtlinie, auch nach Ansicht des deutschen Gesetzgebers, 

„voll entsprochen“, so dass insoweit kein Umsetzungsbedarf besteht. 548 

546 Vgl. §§ 114 ff. ZPO. 

547 

Allerdings lassen einige der Spezialgesetze eine Streitwertbegünstigung zu, also eine 

Absenkung des Streitwertes, falls eine Partei ihre schlechte wirtschaftliche Lage glaubhaft 

macht. In diesen Fällen richtet sich dann auch der – jedenfalls bestehen bleibende – 

Kostenerstattungsanspruch nach dem verminderten Streitwert; vgl. § 54 Abs. 2 

GeschmMG, § 144 Abs. 1 PatG, § 142 Abs. 2 MarkenG und § 26 Abs. 1 GebrMG, auf 

den § 11 Abs. 2 HalblSchG verweist. 

548 




147


VII. Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen 


a) Inhalt der Vorschrift 

Als letzte Maßnahme in Kapitel II bestimmt Art. 15 S. 1, dass die Mit- 

gliedstaaten den Gerichten ermöglichen müssen, bei Verfahren, die aufgrund 

von Verletzungen der Rechte des geistigen Eigentums durchgeführt 

werden, auf Antrag des Antragstellers und auf Kosten des Verletzers 

geeignete Maßnahmen zur Verbreitung von Informationen über die 

Entscheidung des Gerichts anzuordnen. Diese Maßnahmen sollen die 

Bekanntmachung und die vollständige oder teilweise Veröffentlichung 

der Entscheidung einschließen. Nach S. 2 der Vorschrift können die Mitgliedstaaten 

zusätzlich noch andere, den besonderen Umständen ange- 

messene Maßnahmen vorsehen, wie z.B. öffentlichkeitswirksame Anzeigen. 

Im Vergleich zu dem ursprünglichen Richtlinien-Vorschlag hat Art. 15 

allerdings nach den Beratungen zwei Veränderungen erfahren. Zum einen 

sah der vorherige Art. 19 Abs. 1 des Vorschlags noch explizit die 

Bekanntmachung des Urteils und die ganze oder teilweise Veröffentlichung 

der Entscheidung „in den vom Rechteinhaber bestimmten Publika- 

tionen“ vor. Indem Art. 15 S. 1 der Richtlinie nunmehr geeignete Maßnahmen 

verlangt, die auch die Bekanntmachung und ganze oder teilweise 

Veröffentlichung mit umfassen, wobei letztere aber nicht mehr auf die 

vom Rechteinhaber bestimmten Publikationen festgelegt ist, wurde die 

Vorschrift also weiter gefasst, da nun auch andere Maßnahmen angeord- 

net werden können, soweit sie geeignet sind, den hier verfolgten Zweck 

der Informationsverbreitung zu erfüllen. Gleichzeitig wurde hierdurch 

der ursprüngliche Art. 19 Abs. 2 des Vorschlags, der den Mitgliedstaaten 

nämlich genau dies gestattete, d.h. entsprechend den jeweiligen Umstän- 

den auch andere Möglichkeiten der Bekanntmachung vorzusehen, in Art. 

15 S. 1 eingearbeitet. 

Zum anderen aber wurde als S. 2 in die Richtlinie die Regelung einge- 

fügt, dass die Mitgliedstaaten auch „andere, den besonderen Umständen 

angemessene Zusatzmaßnahmen“ vorsehen können. Aus dieser Formulie- 

148


rung mit dem Begriff Zusatzmaßnahmen lässt sich entnehmen, dass diese 

Maßnahmen nicht anstelle der in S. 1 geregelten Maßnahmen treten sollen, 

sondern zusätzlich angeordnet werden können. Als Beispiel werden 

hier öffentlichkeitswirksame Anzeigen genannt. Insofern können die 

Mitgliedstaaten also die Voraussetzungen dafür schaffen, dass ihre Gerichte 

je nach den Umständen des Einzelfalls mehrere Maßnahmen zur 

Veröffentlichung der Entscheidungen anordnen können. Ob die Mitgliedstaaten 

von dieser Möglichkeit des Art. 15 S. 2 Gebrauch machen, bleibt 

ihnen überlassen, da dieser Regelung – im Gegensatz zu Art. 15 S. 1 – 

keine verpflichtende Wirkung zukommt. 

b) Ziele der Vorschrift 

Die Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen verfolgt nach Auffassung 

der Kommission zwei Ziele: Zunächst soll die Öffentlichkeit 

schlicht informiert werden, was aufgrund der nunmehr vorgesehenen 

Möglichkeit der Veröffentlichungsanordnung nach entsprechendem An- 

trag des Antragstellers wirkungsvoll geschehen könne. Darüber hinaus 

jedoch soll, quasi als Folge einer wirkungsvollen Informierung der Öffentlichkeit, 

eine Abschreckung vor der Verletzung von Rechten an geistigem 

Eigentum erreicht werden. 549 Insofern ist Art. 15 daher als eine der 

abschreckenden Maßnahmen der Richtlinie zu qualifizieren, die somit 

der Verwirklichung der allgemeinen Verpflichtung des Art. 3 Abs. 2 dienen 

soll. 550 

Diese Abschreckungswirkung kommt besonders in der Vorschrift des 

Art. 15 S. 2 zum Ausdruck, da eine Häufung der Veröffentlichungsmaßnahmen, 

die je nach den Umständen des Einzelfalls und damit im Zweifel 

je nach Schwere der Rechtsverletzung angeordnet werden dürfte, auch 

zu einer breiteren Informationsbasis für die Öffentlichkeit führt, so dass 

aufgrund einer größeren Verbreitung der Informationen über die Rechtsverletzung 

und ihre jeweiligen gerichtlichen Folgen eine Abschreckung 

549 Begründung des RL-Vorschlags, S. 26. 

550 

Hiernach müssen die Maßnahmen „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend 

sein“. 

149


vor der Begehung entsprechender Rechtsverletzungen bewirkt werden 

kann. 

Zusätzlich wird der Abschreckungscharakter der Vorschrift – zumindest 

für den Verletzer – dadurch verstärkt, dass er die Kosten der Veröffentlichungsmaßnahmen 

zu tragen hat, was sich zumindest für den jeweiligen 

Verletzer abschreckend in Bezug auf die künftige Begehung von Verletzungshandlungen 

bei Rechten des geistigen Eigentums auswirken kann. 


a) Existenz entsprechender Regelungen in Spezialgesetzen 

Wie bereits dargelegt wurde, sehen einige der deutschen Spezialgesetze 

zum Schutz des geistigen Eigentums bereits die Möglichkeit der Urteilsveröffentlichung 

vor. 551 Allerdings gelten diese Vorschriften aufgrund 

ihrer Verankerung bei einem speziellen Recht auch nur für diesen jeweiligen 

expliziten Bereich, eine analoge Anwendung ist nicht möglich. 552 

Da die Richtlinie nun aber einheitlich für alle Rechte des geistigen Eigentums 

diese Möglichkeit vorschreibt, müssen die übrigen Spezialgesetze, 

in denen eine entsprechende Regelung bislang fehlte, um eine solche 

ergänzt werden. Dieses muss nicht nur aus Klarstellungsgründen ge- 

schehen, 553 sondern weil die Richtlinie den Mitgliedstaaten eine grundsätzliche 

Verpflichtung auferlegt, die Veröffentlichung der Entscheidungen 

in Verfahren wegen Verletzung der Rechte des geistigen Eigentums, 

und zwar aller Schutzrechte, zu ermöglichen. 

b) Vereinbarkeit der bestehenden Regelungen mit Art. 15 

aa) Ausgestaltung der Veröffentlichungsbefugnis 

Aber auch im Hinblick auf die bestehenden deutschen Regelungen muss 

überlegt werden, ob diese den Vorgaben der Richtlinie entsprechen. 

Denn die deutschen Vorschriften zur Urteilsbekanntmachung sind an 

strengere Voraussetzungen geknüpft, als Art. 15 der Richtlinie vorsieht. 

So setzen sie alle ein berechtigtes Interesse des Antragstellers an der 

551 

Vgl. § 103 UrhG, § 47 GeschmMG, § 12 Abs. 3 UWG. 

552 

A.A. wohl Benkard – Rogge/Grabinski, Patentgesetz, § 139 PatG Rn. 136. 

553 So aber Benkard – Rogge/Grabinski, Patentgesetz, § 139 PatG Rn. 136. 

150


Veröffentlichung voraus, welches die Richtlinie nicht vorschreibt. Darüber 

hinaus kommt eine Veröffentlichungsbefugnis im deutschen Recht 

bisher jeweils nur im Falle einer Klage in der Hauptsache in Betracht, 

und nur ein hierauf erlassenes Urteil kann nach diesen Vorschriften ver- 

öffentlicht werden. Demgegenüber spricht die Richtlinie in Art. 15 S. 1 

nur von „Verfahren wegen Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums“. 

Eine Beschränkung auf das Verfahren in der Hauptsache findet 

gerade nicht statt, so dass grundsätzlich auch das Verfahren des einstwei- 

ligen Rechtsschutzes und eine in diesem Verfahren ergangene Entscheidung 

von der Veröffentlichungsbefugnis der Richtlinie umfasst sein können. 

Und es finden sich auch keine Ausführungen in der Richtlinie, ob 

die „betreffende Entscheidung“ bei Veröffentlichung rechtskräftig sein 

muss oder ob nicht vielleicht auch eine Veröffentlichung vor Rechtskraft 

in Betracht kommen kann. Nach deutschem Recht schließlich erlischt die 

Befugnis zur Bekanntmachung wieder, wenn das Urteil nicht innerhalb 

einer bestimmten Frist nach Eintritt der Rechtskraft bekannt gemacht 

wird. 554 Auch diese Einschränkung, ein Erlöschen der Befugnis mit Zeitablauf, 

sieht die Richtlinie nicht vor. 

Insofern kann durchaus bezweifelt werden, ob die bestehenden Vor- 

schriften den Anforderungen der Richtlinie entsprechen. In diesem Fall 

wäre der deutschte Gesetzgeber verpflichtet, die entsprechenden Regelungen 

im Sinne der Richtlinie abzuändern. Denn die Mitgliedstaaten 

trifft gemäß Art. 10 EGV eine allgemeine Loyalitätspflicht, die sich u.a. 

in der konkreten Pflicht des nationalen Gesetzgebers ausdrückt, dort, wo 

es notwendig ist, das nationale Recht so zu ändern, aufzuheben, zu erlassen 

bzw. zu ergänzen, dass die Vorgaben des EG-Rechts ihre volle praktische 

Wirksamkeit entfalten können. 555 

554 

Gemäß § 103 Abs. 2 S. 2 UrhG und § 47 Abs. 2 S. 2 GeschmMG sind dies sechs 

Monate, gemäß § 12 Abs. 3 UWG sind es drei Monate nach Eintritt der Rechtskraft. 

555 

Callies/Ruffert (Hrsg.) - Kahl, EUV-EGV Kommentar, 2007, Art. 10 EGV Rn. 24; 

Geiger, EUV/EGV, 2004, Art. 10 EGV, Rn. 4. 

151


bb) Zulässigkeit der Unterschiede 

Allerdings sind für die Frage, ob die aufgeführten Unterschiede zu einer 

Unvereinbarkeit der deutschen Regelungen mit der Richtlinie führen, der 

Zweck der Richtlinie im Allgemeinen und das Ziel des Art. 15 im Be- 

sonderen zu berücksichtigen, und es ist zu prüfen, ob die deutschen Vorschriften 

die Verwirklichung dieser Ziele gefährden könnten. 556 Die 

Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums strebt 

eine einheitliche Rechtsdurchsetzung in Fällen von Verletzungen der 

Schutzrechte des geistigen Eigentums an. Hierfür soll in allen Mitgliedstaaten 

ein Mindestschutz im Hinblick auf die Rechtsbehelfe, Maßnahmen 

und Verfahren, die verletzten Rechteinhabern zur Verfügung zu 

stellen sind, gewährleistet werden. Diesem Bestreben entspricht die weit 

umfassende Formulierung des Art. 15 der Richtlinie, indem die Vorschrift 

den Mitgliedstaaten nur die grundsätzliche Verpflichtung auferlegt, 

die Befugnis zur Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen überhaupt 

vorzusehen. Die Gestaltung und die Einzelheiten dieser Befug- 

nis sind demgegenüber in Art. 15 gerade nicht geregelt, sondern, wie sich 

an der im Laufe der Beratungen durchgeführten Verallgemeinerung der 

möglichen Maßnahmen zeigt, bewusst offen gelassen bzw. einer freieren 

Ausgestaltung der Mitgliedstaaten wieder zugänglich gemacht worden. 

Im Übrigen bestätigt sich hier auch wieder das von der Kommission mit 

der Richtlinie verfolgte Anliegen, die Vereinheitlichung unter Berücksichtigung 

der Besonderheiten jedes Mitgliedstaates anzustreben. 557 Insofern 

ist es also nur konsequent, dass hier in der Richtlinie eine weite 

Formulierung gewählt und auf eine detaillierte Festsetzung der Voraus- 

setzungen für die Veröffentlichungsbefugnis verzichtet wurde. Unter 

dieser Prämisse wird jedoch davon auszugehen sein, dass die einzelne 

Ausgestaltung der Befugnis den Mitgliedstaaten in Anknüpfung an ihr 

bestehendes nationales Recht überlassen bleiben sollte. Dies bedeutet 

dann aber weiter, dass es dem deutschen Gesetzgeber gestattet sein muss, 

die Veröffentlichungsbefugnis nur unter bestimmten, in diesem Falle 

engeren Voraussetzungen in den Spezialgesetzen bereitzuhalten, sofern 

556 

Vgl. Art. 10 Abs. 2 EGV. 

557 

Aus diesem Grund wurde eine Richtlinie, nicht eine Verordnung erlassen. 

152


nur die Möglichkeit der Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen an 

sich eingeräumt wird. 

Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus einem Vergleich der verfolgten 

Regelungsziele. Art. 15 der Richtlinie bezweckt sowohl die Information 

der Öffentlichkeit als auch die Abschreckung von weiteren Verletzungshandlungen. 

Die im deutschen Recht bestehenden Vorschriften über die 

Urteilsveröffentlichung lassen sich demgegenüber nur schwer systema- 

tisch einordnen. Es herrscht zwar insoweit Einigkeit, als mit diesen Vorschriften 

die Beseitigung von eingetretenen Beeinträchtigungen verfolgt 

werden soll; 558 ob dabei aber auch eine Genugtuungsfunktion für den 

Rechteinhaber mit der Vorschrift verfolgt wird, ist umstritten. 559 Im Ver- 

gleich der Regelungsziele ist damit festzustellen, dass zwar auch für die 

deutschen Vorschriften die Information der Öffentlichkeit über den Ausgang 

eines Gerichtsverfahrens als Ziel angesehen wird, nämlich um das 

Fortwirken von Störungen zu verhindern. 560 Generalpräventive Zwecke, 

wie die mit der Richtlinie verfolgte Abschreckung eines ist, wird den 

deutschen Regelungen jedoch nicht zugesprochen. 561 Allerdings kommt 

es an dieser Stelle nicht darauf an, dass die verfolgten Ziele zwingend 

deckungsgleich sind. 

Vielmehr ist entscheidend, dass die deutschen Regelungen nicht dazu 

führen dürfen, die Verwirklichung der mit der Richtlinie verfolgten Ziele 

zu gefährden, Art. 10 Abs. 2 EGV. Das hier statuierte allgemeine Beeinträchtigungsverbot 

begründet eine Verpflichtung der Mitgliedstaaten zur 

Rücksichtnahme und Unterlassung aller die Zielverwirklichung des Vertrages 

gefährdenden Handlungen. 562 Wenn also die deutschen Vorschrif- 

558 

BGH GRUR 2002, S. 799 (801) – Stadtbahnfahrzeug; OLG Frankfurt ZUM 1996, S. 

697 (702) - Entschuldigender Rechtsirrtum für Handlungen vor der EuGH- 

Entscheidung „Phil Collins“; BGH NJW-RR 1992, S. 936 (938) - Plagiatsvorwurf II. In 

diesem Sinne auch die amtliche Begründung für die Einführung von § 103 UrhG, BT- 

Drucks. IV/270, S. 105 f. 

559 

Bejahend Schricker (Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 103 Rn. 2; ablehnend 

Möhring/Nicolini - Lütje, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, § 103 Rn. 3. 

560 

Fromm/Nordemann, Urheberrecht, 1998, § 103 Rn. 2; Eichmann/von Falckenstein, 

GeschmMG, 2005, § 47 Rn. 1. 

561 

Möhring/Nicolini - Lütje, Urheberrechtsgesetz Kommentar, 2000, § 103 Rn. 3. 

562 Geiger, EUV/EGV, 2004, Art. 10 EGV, Rn. 4. 

153


ten die Verwirklichung der mit der Richtlinie verfolgten Ziele gefährden 

könnten, müsste der deutsche Gesetzgeber diese Vorschriften aufgrund 

seiner Pflicht zur Erfüllung des EG-Vertrages unterlassen, sprich abändern. 

Wie bereits gesehen stimmen die deutschen Regelungen im Hinblick auf 

die bezweckte Informierung der Öffentlichkeit bereits mit der Richtlinie 

überein. Allein die Tatsache, dass die Abschreckung von zukünftigen 

Verletzungshandlungen bisher noch nicht das erklärte Ziel der deutschen 

Regelungen war, führt jedoch nicht dazu, dass dieses mit der Richtlinie 

verfolgte Ziel bei Anwendung der deutschen Vorschriften nicht erreicht 

werden könnte. Vielmehr können auch die von § 103 UrhG, § 47 

GeschmMG und § 12 Abs. 3 UWG vorgesehenen Urteilsbekanntmachungen 

zur „Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit“ beitragen und 

damit im Ergebnis abschreckend wirken. 563 Diese grundsätzlich bestehende 

Wirkungsweise auch der deutschen Regelungen entfällt auch nicht 

dadurch, dass sie an strengere Voraussetzungen geknüpft sind, als die 

Richtlinie zwingend vorschreibt. Denn diese Voraussetzungen bewirken 

nur, dass eine Veröffentlichungsbefugnis von den deutschen Gerichten 

seltener angeordnet wird, 564 nicht aber, dass sich auch ihre Wirkung ver- 

ändert. Die informatorische und abschreckende Wirkung einer einmal 

veröffentlichten Entscheidung bleibt dieselbe – unabhängig davon, unter 

welchen Voraussetzungen die Befugnis zur Veröffentlichung angeordnet 

wurde. Solange schließlich das nationale Recht eine Veröffentlichungsbefugnis 

für Gerichtsentscheidungen überhaupt vorsieht, muss dies angesichts 

der obigen Ausführungen als ausreichend angesehen werden. 565 

Nach alledem ist also festzuhalten, dass die bestehenden Regelungen in 

den Spezialgesetzen den Vorgaben des Art. 15 der Richtlinie entsprechen. 

563 

Vgl. Erwägungsgrund (27) der Richtlinie. 

564 

In der Praxis hat § 103 UrhG bisher nur eine geringe Bedeutung; vgl. Schricker 

(Hrsg.) – Wild, Urheberrecht, 2006, § 103 Rn. 8. 

565 

A.A. Scheel/Plöger, die die Abschaffung der Voraussetzung eines berechtigten Interesses 

fordern; vgl. Stellungnahme des BDI zum Referentenentwurf des Bundesministeriums 


Eigentums (April 2006), S. 6 f., http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

154



Zu demselben Ergebnis – allerdings praktisch ohne Begründung – ist 

auch der deutsche Gesetzgeber gelangt. 566 Dementsprechend sieht er nur 

eine Ergänzung derjenigen Spezialgesetze vor, die bislang noch keine 

entsprechende Vorschrift beinhalten. 567 Die bestehenden Regelungen 

werden folglich nicht geändert. Vielmehr werden die neu zu schaffenden 

Vorschriften in derselben Fassung und mit denselben Voraussetzungen 

eingefügt werden, wie sie die bestehenden Bestimmungen bereits vorsehen. 

Dies bedeutet, dass auch in allen neuen Vorschriften ein berechtigtes 

Interesse des Antragstellers an der Veröffentlichung bestehen muss, dass 

ohnehin nur Urteile veröffentlicht werden können und dass die Befugnis 

zur Bekanntmachung erlischt, wenn sie nicht binnen drei Monaten nach 

Rechtskraft des Urteils vollzogen wird. 568 

F. Gesamtbewertungen 

I. Die Richtlinie 2004/48/EG 

1. Aufnahme in der Fachwelt 

Die Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums 

wurde in der Fachwelt sehr unterschiedlich aufgenommen. Während die 

„Vertreter der Netzgeneration“ schon bei der Verkündung des Abstim- 

mungsergebnisses empört gegen die „von den Industrielobbyisten gekauften 

Politiker“ wetterten und zum Boykott des Kaufs kommerzieller CDs 

oder Videos aufriefen, 569 zeigten sich die Vertreter der Industrie zufrieden. 

Ihrer Meinung nach war die Verabschiedung der Richtlinie in ihrer 

jetzigen Form ein „wichtiges Signal der EU die Rechtsdurchsetzung in 

566 




567 

Eingeführt werden daher die § 140e PatG, § 24e GebrMG, §§ 19c, 128 und 135 

MarkenG, § 9 HalblSchG und § 37e SortSchG; vgl. Art. 2 Nr. 4, Art. 3 Nr. 1, Art. 4 Nr. 

4, 9, 10, Art. 5 und Art. 8 Nr. 2 des Gesetzentwurfs, BT-Drucks. 16/5048 (elektronische 


568 Ebenda. 

569 

Krempl, Copyright-Krieg in der EU, http://www.heise.de/tp/r4/artikel/16/ 

16931/1.html. 

155


diesem Bereich zu stärken.“ 570 Angesichts der genau diametral entgegengesetzten 

Interessenlagen verwundern diese unterschiedlichen Meinungen 

nicht. Vielmehr spiegeln sie das wider, was nach den während des 

Gesetzgebungsverfahrens geführten heftigen Diskussionen bereits erwar- 

tet werden konnte. Während die Industrie, insbesondere in der Medienund 

Unterhaltungsbranche eine Stärkung im Bereich der Rechtsdurchsetzung 

zum Schutz ihres geistigen Eigentums angestrebt, erkämpft oder 

möglicherweise auch ausgehandelt haben, fühlen sich die Verbraucher in 

ihren Rechten und ihrer Freiheit im Netz unangemessen beschränkt. 

Die juristische Literatur hat die Richtlinie meist in ihrem Ansatz begrüßt; 

so wurde beispielsweise von einem umfassenden Harmonisierungsschritt 

gesprochen, der „uneingeschränkt zu begrüßen“ sei. 571 Im Detail jedoch 

wurde außerordentlich viel Kritik geübt, wie bei der Darstellung der einzelnen 

Maßnahmen deutlich geworden ist. Entsprechend der bereits umstrittenen 

Entstehungsgeschichte der Richtlinie wurde und wird auch das 

verabschiedete Gesamtwerk heftig diskutiert, da die Richtlinie praktisch 

mehr Fragen aufwerfe, als sie beantworte. 572 

2. Stellungnahme 

a) Wesen der Richtlinie 

Die Richtlinie ist als Kompromisspapier verabschiedet worden und für 

ihr Gesetzgebungsverfahren im Hinblick auf den verstärkten, in Brüssel 

allerdings üblichen Lobbyismus heftig kritisiert worden. In Bezug auf 

den weiten Anwendungsbereich der Richtlinie, den sie ja erst im Laufe 

der Beratungen erhalten hat, führte die Presse aus: „Die Musik- und die 

Filmindustrie erkannte in dem Vorstoß aus Brüssel jedoch rasch ihre 

Chance, die drastischen Strafen des Entwurfs auch gegen Privatkopierer, 

CD-Brenner und die Nutzer von Online-Tauschbörsen in Stellung zu 

570 

Vgl. BDI, Harmonisierung der Zivilrechtsvorschriften bei Verletzung geistigen Eigentums, 


571 



572 

Kur, The Enforcement Directive – Rough Start, Happy Landing?, IIC 2004, S. 821 

(830). 

156


bringen, die sie hauptsächlich für die eigenen Geschäftsprobleme verantwortlich 

macht.“ 573 

Interessant ist in dieser Hinsicht zunächst eine empirische Studie aus dem 

Jahr 2004, die – im Gegensatz zu den meisten anderen Studien – nicht im 

Auftrag der Medienindustrie erhoben wurde, sondern von der Harvard 

Business School und die zu dem Ergebnis kommt, dass das Herunterladen 

von Dateien aus Tauschbörsen zumindest statistisch gesehen keinerlei 

Auswirkung auf die Zahl von verkauften CDs hat. 574 

Angesichts der Zweifel, die demzufolge daran bestehen, dass illegale 

Kopien aus dem Internet tatsächlich der Grund für die gravierend sinken- 

den Verkaufszahlen der betreffenden Industrien sind, mag man die Forderungen 

der Industrie auf den ersten Blick als überzogen zurückweisen 

wollen. Allerdings erscheint hier eine differenziertere Betrachtungsweise 

angebracht zu sein. 

Denn unabhängig davon, ob die Geschäftsprobleme der Industrie tatsächlich 

auf dieses Nutzerverhalten zurückgehen, ist es nicht zwingend verkehrt, 

auch die Verbraucher, die nur zu privaten Zwecken Schutzrechte 

des geistigen Eigentums verletzen, stärker zu verfolgen. Natürlich sind 

sie kriminell organisierten Produktpiraten nicht gleichzustellen und es 

muss stets der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Einschneidende 

Maßnahmen und hohe Schadensersatzforderungen mögen in 

Fällen betrügerischer und/oder gewerbsmäßiger Produktpiraterie verhält- 

nismäßig sein – in Fällen von kleineren Verletzungen durch Verbraucher 

wird dies jedoch kaum der Fall sein. 

Sofern man nun aber kritisiert, dass die neue Richtlinie in ihrem Anwen- 

dungsbereich zu weit gehe, muss man gleichzeitig die Frage beantworten, 

wie eine Abgrenzung erfolgen soll. Es dürfte in der Praxis äußerst 

573 

Krempl/Kuri, Europaparlament bläst zum Halali auf die Tauschbörsen-Nutzer, 


574 

http://www.unc.edu/~cigar/papers/FileSharing_March2004.pdf. Siehe hierzu auch 

Rötzer, Tauschbörsen haben keinen Einfluss auf CD-Verkäufe, 


157


schwierig sein zu erkennen, wann die Grenze von vielfach wiederholten 

kleinen Verletzungshandlungen hin zu einer gewerbsmäßigen Begehung 

überschritten ist. Diese Schwierigkeiten bestehen im Rahmen der 

Rechtsverfolgung in der Praxis ohnehin. Und sie würden mit Sicherheit 

nicht weniger werden, wenn neben diese tatsächlichen Probleme auch 

noch die rechtliche Frage treten würde, ob die Maßnahmen der Richtlinie 

anwendbar sind oder nicht oder ob ggf. eine weitere – noch neu zu erlassende 

– Richtlinie einschlägig wäre, die sich ausschließlich mit Verbrau- 

cherverletzungen beschäftigen würde. Einer einheitlichen Rechtsanwendung 

und Rechtspraxis wäre dies kaum zuträglich. Gerade im Hinblick 

auf die globalen Herausforderungen, die in der digitalen Welt für den 

Schutz des geistigen Eigentums bestehen, sollte jedoch eine möglichst 

einheitliche Rechtsanwendung angestrebt werden, und dieser Grundsatz 

muss unabhängig davon gelten, ob die Verletzung von Verbrauchern 

oder Produktpiraten herrührt. Daher ist es durchaus sinnvoll, dass grundsätzlich 

alle Verletzungshandlungen von den Regelungen dieser Richtli- 

nie erfasst werden. Welche konkreten Maßnahmen in welcher Stärke 

dann praktisch angewendet werden, sollte der Rechtsprechung überlassen 

bleiben. Denn es muss ohnehin jeder einzelne Fall mit seinen eigenen 

Besonderheiten betrachtet werden und jedes Mal eine Entscheidung unter 

Berücksichtigung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes gefunden werden, 

so dass eine vorweggenommene Pauschalisierung, welche Maßnahmen 

in welchem Fall generell noch verhältnismäßig sind und welche 

nicht mehr, wohl wenig Sinn machen würde. 

Denn bei all diesen Diskussionen darf nicht vergessen werden, dass auch 

kleine Verletzungshandlungen, die von Verbrauchern begangen werden, 

jedes Mal eine Verletzung der Schutzrechte des geistigen Eigentums darstellen, 

und dies unabhängig davon, in welchem Grade sich dies auf die 

Verkaufszahlen der Musik- oder Filmindustrie auswirkt. 

Geistiges Eigentum hat einen Wert, der von einer Vielzahl von Verbrauchern 

nicht anerkannt wird. In Anbetracht der Tatsache, dass Schöpfer 

und Erfinder von den Gewinnen, die sie aus ihren Werken und Erfindungen 

ziehen können, ihren Lebensunterhalt bestreiten, darf dieser Wert 

158


auch nicht als gering betrachtet werden. Dies ist aber gerade den 

Verbrauchern, die sich zwar nur privat, aber illegal Musiktitel oder Filme 

aus dem Internet herunterladen oder an illegalen Tauschbörsen teilnehmen 

oder sonstige Werke illegal kopieren, gar nicht bewusst. Und vor 

allem den Verbrauchern der jungen Generation, die bereits mit dem Internet 

aufgewachsen sind und die dort verfügbaren Informationen als 

selbstverständlich hinnehmen, fehlt jedes Verständnis dafür, dass auch 

geistiges Eigentum nun einmal Eigentum ist. 575 

Bei den genannten Handlungen handelt es sich jedoch gerade nicht um 

„Kavaliersdelikte“ und „Volkssport“, 576 sondern um Verletzungen des 

geistigen Eigentums anderer Menschen. Dennoch ist die Piraterie 577 zur 

Massenbewegung geworden, hat sich das Klauen von geistigem Eigentum 

im Netz zum „Volkssport“ entwickelt. 578 Solange dies von den 

Verbrauchern nicht erkannt wird und damit also ein Unrechtsbewusstsein 

der Verbraucher beim illegalen Kopieren digitaler Werke nicht vorhan- 

den ist, können nur verschärfte Maßnahmen bei der Rechtsverfolgung 

und Rechtsdurchsetzung dazu beitragen, das Massenphänomen des illegalen 

Kopierens zu bekämpfen. Und vielleicht kann auf diesem Wege, 

insbesondere durch die abschreckende Wirkung einschneidender Maß- 

nahmen, erreicht werden, dass ein Umdenken in den Köpfen der 

Verbraucher hin zu mehr Sensibilität im Umgang mit dem geistigen Eigentum 

anderer Leute beginnt. 579 

575 

Kerbusk/Schulz, Alles nur geklaut, in: Spiegel Special, Themen Magazin Nr. 3/2007: 

Leben 2.0 – Wir sind das Netz, S. 74 (76). 

576 

Siehe Krempl/Wilkens, Illegales Kopieren als schwere Straftat, 

http://www.heise.de/ct/hintergrund/meldung/40727: „Aus dem vermeintlichen Kavaliersdelikt 

und „Volkssport“ des illegalen Kopierens digitaler Werke könnte bald eine 

schwere Straftat werden.“ 

577 Gemeint ist die Produktpiraterie im weitesten Sinne. 

578 

Kerbusk/Schulz, Alles nur geklaut, in: Spiegel Special, Themen Magazin Nr. 3/2007: 

Leben 2.0 – Wir sind das Netz, S. 74 (75). 

579 

Siehe hierzu aber auch noch unten, S. 169. 

159


b) Auswirkungen 

Die Richtlinie verfolgt einen kombinierten Ansatz von prozessualen und 

materiell-rechtlichen Maßnahmen. 580 Im Hinblick auf die hier vorgesehenen 

materiell-rechtlichen Ansprüche entspricht das deutsche Recht den 

Vorgaben weitgehend. Die prozessualen Vorgaben der Richtlinie sind 

jedoch mit den Grundsätzen der deutschen ZPO nur schwer vereinbar, so 

dass hier tief greifende Eingriffe vorgenommen werden müssen. Dabei 

werden maßgebliche Grundsätze der ZPO durchbrochen, selbst wenn die 

neuen Regelungen vom Gesetzgeber explizit in die Spezialgesetze eingeführt 

werden. Denn es handelt sich trotzdem um verfahrensrechtliche 

Regelungen, die für ihren jeweiligen Anwendungsbereich, also das spezielle 

Recht des geistigen Eigentums, den allgemeinen Vorschriften der 

ZPO vorgehen. Da das Verfahren sich aber ansonsten auch für diese 

Rechte nach wie vor nach den ZPO-Vorschriften richtet, kommt es zu 

speziellen Verfahrensregelungen innerhalb des zivilprozessualen Verfahrens. 

Insofern wirken sich also die speziellen Vorgaben, die die Richtli- 

nie für die Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums aufstellt, 

direkt auf das allgemeine Recht des Zivilprozessverfahrens aus und beeinflussen 

dieses. 

II. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung 

1. Aufnahme in der Fachwelt 

Zu dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung existieren naturgemäß 

noch nicht annähernd so viele Beiträge und Stellungnahmen wie zu der 

ihm zugrunde liegenden Richtlinie. Dies wird sich in den nächsten Mona- 

ten voraussichtlich ändern, denn spätestens wenn der Entwurf verabschiedet 

und als Gesetz in Kraft treten wird, wird er hingebungsvoll 

kommentiert werden. Soweit es bislang ersichtlich ist, scheint der Entwurf 

im Wesentlichen Zustimmung zu finden. Der BDI beispielsweise 

hält den Entwurf „insgesamt für gelungen“, hätte sich jedoch „in einigen 

Punkten mehr Klarstellung“ bei der Umsetzung gewünscht. 581 Auch die 

580 

Vgl. McGuire, Beweismittelvorlage und Auskunftsanspruch nach der Richtlinie 

2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15. 

581 


der Justiz zur Umsetzung der Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geisti- 

160


Stellungnahme der Deutschen Vereinigung für Gewerblichen Rechtsschutz 

und Urheberrecht lässt sich insgesamt als positiv bewerten. Denn 

sie enthält zwar detailliert dargelegte Kritikpunkte, wendet sich jedoch 

nicht gegen den Gesetzesentwurf insgesamt. 582 Nichtsdestotrotz sind ei- 

nige der Vorschriften stark umstritten, was insbesondere den von der 

Richtlinie vorgegebenen Auskunftsanspruch gegenüber Mittelspersonen, 

also den Internet-Providern betrifft, wobei vor allem der Bundesrat für 

eine Verschärfung der vorgesehenen Vorschriften eintritt. 583 Und auch in 

der vor kurzem stattgefundenen Experten-Anhörung im Rechtsausschuss 

des Bundestags stieß der Gesetzentwurf nur noch auf ein geteiltes E- 

cho. 584 

Abschließend sei zu den Stimmen in der Fachwelt allerdings noch das 

Folgende angemerkt: Nach Ansicht des BDI sollte der Gesetzgeber „die 

Chance nutzen, die Vorgaben der Richtlinie so zu präzisieren, dass eine 

einfache, effektive und wirksame Durchsetzung der Rechte des geistigen 

Eigentums möglich wird.“ 585 

Es ist anzunehmen, dass der Gesetzgeber genau das bereits versucht hat. 

2. Stellungnahme 

Im Rahmen der durchgeführten Untersuchung wurde schnell offensichtlich, 

dass der deutsche Gesetzgeber nur genau das geregelt hat, was er 

musste, um die Mindestanforderungen der Richtlinie zu erfüllen. Es wur- 

gen Eigentums (April 2006), S. 2, http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

582 

Vgl. Kunz-Hallstein/Loschelder, Stellungnahme der Deutschen Vereinigung für 

gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht vom 28.2.2006 zum Referenten-Entwurf 

des Bundesministeriums der Justiz des „Gesetz zur Verbesserung der Durchsetzung von 

Rechten des geistigen Eigentums“, http://www.grur.de/cms/upload/pdf/ stellungnahmen/006/2006-02-28StellungnahmeGesetzzurVerbesserungderDurschsetzungRechendesgeisigenEigentums.pdf. 

583 

Krempl/Kuri, Bundesrat sägt am Richtervorbehalt bei Auskunftsanspruch gegen 

Provider, http://www.heise.de/newsticker/meldung/86208. 

584 

Krempl/Ziegler, Experten streiten über Durchsetzung geistiger Eigentumsrechte, 


585 



Eigentums (April 2006), S. 2, http://www.bdionline.de/Dokumente/Stellungnahme.PDF. 

161


den also nur die verpflichtenden Artikel umgesetzt, während alle übrigen, 

die den Mitgliedstaaten weitergehende Möglichkeiten einräumen, unter 

Hinweis auf ihren fakultativen Charakter bei der Umsetzung nicht weiter 

berücksichtigt wurden. Hierfür werden verschiedene Gründe vorliegen. 

Der nahe liegende Grund ist der enorme Zeitdruck, unter dem der Gesetzgeber 

stand. Nachdem die Umsetzungsfrist der Richtlinie lange versäumt 

war und die Kommission bereits die Einleitung eines Vertragsver- 

letzungsverfahrens angekündigt hatte, musste die Richtlinie nun so 

schnell wie möglich umgesetzt werden. Insofern war es nur plausibel, 

sich auf die verpflichtenden Artikel zu beschränken, die ja ohnehin genügend 

Probleme aufwarfen. Im Hinblick auf den nicht minder werdenden 

Druck aus Brüssel ist auch nicht zu erwarten, dass an dem Gesetzentwurf 

noch allzu viel geändert werden wird – zumindest nicht an den Vorschriften, 

die nicht komplett umstritten sind. 

Ein weiterer Grund dürfte in den anhaltenden rechtspolitischen Diskussionen 

liegen, nämlich zwischen Wirtschaftsverbänden und Medienindustrie 

auf der einen Seite und Verbraucher-, Datenschützern und Bürgerrechtlern, 

die ihre Rechte durch die einschneidenden Maßnahmen der 

Richtlinie als massiv bedroht und jene daher als unverhältnismäßig ansehen, 

auf der anderen Seite. Die Aufgabe des Gesetzgebers ist es in diesem 

Fall, ein Gesetz zu entwerfen, das die widerstreitenden Interessen 

möglichst ausgleicht. Da dies in dem so umstrittenen Bereich des Schutzes 

des geistigen Eigentums eine nahezu unlösbare Aufgabe ist, ist nach- 

vollziehbar, dass man sich nur auf die Umsetzung der wesentlichen und 

zwingenden Artikel der Richtlinie beschränkt hat. 

Der Gesetzgeber also seine Chance nicht genutzt, die Gesetze stärker zu 

verschärfen, um einen effektiveren Schutz des geistigen Eigentums zu 

gewährleisten. Denn die Richtlinie hatte hierfür noch einige – nicht verpflichtende 

– Maßnahmen zur Verfügung gestellt. 

Da die deutschen Gesetze aufgrund der schon im Jahr 1990 mit dem Produktpirateriegesetz 

eingeführten Maßnahmen den Anforderungen der 

162


Richtlinie ohnehin bereits in weiten Teilen entsprachen, waren nur in 

bestimmten Bereichen Änderungen nötig, wie zum Beispiel beim Auskunftsanspruch 

gegenüber Mittelspersonen und vor allem im Hinblick 

auf die Beweisvorschriften. Insoweit waren durchaus wichtige Änderun- 

gen erforderlich, welche die grundlegenden Prinzipien des deutschen 

Zivilprozessrechts empfindlich berühren. Man kann also festhalten, dass 

die besonderen, für das Gebiet des geistigen Eigentums geschaffenen 

Vorschriften auf das allgemeine Prozessrecht ausstrahlen und dort zu 

Veränderungen führen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich solche 

„Rückwirkungseffekte“ in der Zukunft wiederholen und zu einer automatischen 

Harmonisierung des Zivil- und Zivilprozessrechts führen wer- 

den. 586 

Trotz der beschriebenen Einwirkungen auf das Prozessrecht hat der Gesetzgeber 

keine Änderungen der ZPO selbst vorgenommen, sondern sich 

stets auf Änderungen der Spezialgesetze beschränkt, weil dies innerhalb 

dieser Gesetze einheitlicher und effektiver sei. Aber auch diese Vorgehensweise 

konnte, wie gezeigt, nicht verhindern, dass trotzdem und auch 

auf diesem Wege wichtige Grundsätze des deutschen zivilprozessualen 

Verfahrens im Bereich des geistigen Eigentums zum Zwecke der europä- 

ischen Rechtsvereinheitlichung durchbrochen werden müssen oder zumindest 

stark gefährdet sind. Man denke nur an das Verbot des Ausforschungsbeweises. 

Und auch wenn dies im Rahmen der Umsetzung der Richtlinie nicht 

notwendig war, hätte der Gesetzgeber darüber hinaus die Chance ergreifen 

können, Unzulänglichkeiten des deutschen Verfahrens abzuhelfen. So 

beschränkt sich etwa die Problematik der prozessualen Durchsetzbarkeit 

von Vorlageanordnungen nicht nur auf Verfahren im Bereich des geisti- 

gen Eigentums, sondern kann in jedem Verfahren auftreten. 587 Hierfür 

wäre jedoch eine Änderung der betreffenden Vorschriften in der ZPO 

586 

Leistner, Die „Trojanischen Pferde“ der Kommission, in: FS Schricker, 2005, S. 87 

(100 f.). 

587 


2004/48/EG, GRURInt 2005, S. 15 (22). 

163


erforderlich gewesen, die der Gesetzgeber offensichtlich momentan nicht 

vornehmen wollte. 

III. Ausblick 

Versucht man die Frage zu beantworten, ob die Richtlinie ihr Ziel erreichen 

kann und zur Bekämpfung der Produktpiraterie tatsächlich effektiv 

beitragen wird, muss man mehrere Faktoren berücksichtigen. 

Zunächst ist zu überlegen, ob ein komplett einheitlicher Schutz in Europa 

überhaupt möglich ist. Dies wird aber zu verneinen sein. Selbst wenn alle 

Mitgliedstaaten identische nationale Gesetze über die Durchsetzung der 

Rechte des geistigen Eigentums hätten, oder wenn die Kommission an- 

stelle der Richtlinie doch die Verordnung mit verbindlichen Regeln erlassen 

hätte, wäre in den verschiedenen Staaten immer noch viel Raum für 

Unterschiede bei der Intensität, mit der diese – formal gleichen – Gesetze 

ausgeübt würden. Diese Unterschiede können zum Beispiel durch die 

polizeilichen Ressourcen, die zur Verfolgung von Rechtsverletzungen im 

Bereich des geistigen Eigentums zur Verfügung stehen, begründet sein, 

oder aber auch durch die unterschiedliche Art und Weise, wie nationale 

Gerichte die ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen und Sanktionen 

anwenden. 588 

Die sich hieran anschließende Frage muss lauten, ob sich Produktpiraten 

dann wirklich ihren Standort danach aussuchen, wo die Rechtsdurchsetzung 

in Bezug auf Rechte des geistigen Eigentums am schwächsten ist. 

Und auch dies muss wohl abgelehnt werden. Denn aufgrund der Regeln 

über die internationale Zuständigkeit, die von der Richtlinie unberührt 

bleiben, 589 ist ohnehin meistens das Recht des Verletzungsortes einschlägig 

und nicht das des Wohn- oder Produktionsorts der Produktpiraten. 

Daher werden diese sich ihren Standort kaum danach aussuchen, wo die 

Rechtsdurchsetzung als am schwächsten gilt. Abgesehen davon dürften 

solche Gedanken für Produktpiraten auch eher untypisch sein, weil diese 

588 Ellard, The EU’s IPR Enforcement Directive, CRi 2004, S. 65. 

589 Vgl. Erwägungsgrund (11). 

164


im Zweifel sowieso davon ausgehen werden, dass ihre Verletzungshandlungen 

nicht entdeckt oder eben nicht nachgewiesen werden können. Aus 

diesem Grund ist übrigens auch der Ansatz der Kommission, diese mit 

abschreckenden Maßnahmen von weiteren Verletzungshandlungen ab- 

halten zu wollen, verfehlt. Dies mag bei Betreibern von illegalen Musiktauschbörsen 

anders aussehen, jedoch werden diese dadurch eher noch 

motiviert, ihre Tauschbörsen kreativer zu gestalten. 590 

Ob die Richtlinie alleine hieran etwas ändern kann, muss stark bezweifelt 

werden. Denn die Richtlinie stellt ja in erster Linie Maßnahmen und Verfahren 

zur Verfügung für die Fälle, in denen eine Rechtsverletzung bereits 

stattgefunden hat oder zumindest droht. Das Anliegen der Zukunft 

muss aber sein, bereits die massenhafte Begehung von Rechtsverletzungen 

im Bereich des geistigen Eigentums zu verhindern, zumindest die 

Anzahl solcher Begehungen abzubauen. Präventive Wirkung haben die 

Maßnahmen in der Richtlinie aber nur teilweise. Zwar sollen sie aus- 

drücklich abschreckenden Charakter haben, so dass die Taktik lautet: 

Abschreckung aufgrund der Androhung hoher Strafen. Dieser Ansatz ist 

jedoch nicht sehr viel versprechend, weil er dazu führt, dass insbesondere 

die jugendlichen Nutzer immer weitere Verletzungshandlungen begehen 

werden im Vertrauen darauf, dass sie in der Masse untergehen und nicht 

entdeckt werden. 591 Es muss also vielmehr darauf hingewirkt werden, 

dass sich bei den Nutzern ein Unrechtsbewusstsein einstellt, aber dafür 

ist, wie oben bereits aufgezeigt wurde, ein Bewusstsein für den Wert des 

geistigen Eigentums Voraussetzung. Hierzu kann die Richtlinie als recht 

wenig beitragen. 

Beitragen können aber auch die entsprechenden Industrien, indem sie 

ihre Verkaufspreise absenken und ihre Angebote attraktiver machen, so 

dass Verbraucher nicht mehr auf günstigere Raubkopien zurückgreifen. 

Dieses Prinzip wiederum hat die Kommission schon erkannt und in Art. 

590 

Köhler/Arndt/Fetzer, Recht des Internet, 2006, S. 211. 

591 

Siehe hierzu Hoeren, Kohlberg und Piaget: Was Erziehungspsychologen zur geplanten 

Verschärfung der Strafen im Immaterialgüterrecht sagen würden, MMR 2003, S. 

217 f. 

165


17 sowie Erwägungsgrund (29) festgeschrieben, wo es heißt, die Industrie 

solle sich aktiv am Kampf gegen Produktpiraterie beteiligen. 

Das grundlegende Problem besteht nach wie vor in der Ausbalancierung 

der widerstreitenden Interessen zwischen den Schutzrechtsinhabern und 

den Verbrauchern bzw. der Allgemeinheit, und dieses Problem vermag 

auch die Richtlinie nicht zur allseitigen Zufriedenheit zu lösen, wie sich 

an den verschiedenen Reaktionen in Bezug auf jene gezeigt hat. Folglich 

muss auch in Zukunft das rechtspolitische Anliegen nicht einfach in der 

pauschalen Forderung nach einer Stärkung des geistigen Eigentums liegen, 

sondern „in dem Bestreben nach einer angemessenen Feinabstimmung 

zwischen Rechtsschutz und Zugangsfreiheit.“ 592 

Allerdings hat sich dieses Problem mit dem Aufschwung des Internets 

deutlich verschärft, und es wird vertreten, dass es nicht sein könne, „dass 

dem Surfen im Internet ständig der Makel des urheberrechtlich Verbote- 

nen anhaftet.“ 593 Den Verfechtern der Freiheit im Netz geht der Schutz 

insbesondere des Urheberrechts zu weit, zumal er sich gegen die technische 

Entwicklung stelle. Und Lawrence Lessig hat hierzu schlicht festgestellt: 

„…gegen einen offensichtlichen Gemeinnutz hat das Privatinteres- 

se keine Chance.“ 594 In der Konsequenz würde dies bedeuten, dass das 

Urheberrecht, das sich ja gerade um einen Ausgleich der verschiedenen 

Interessen bemüht, abgeschafft werden müsste. 

Dies wirft viele Fragen auf: Muss das Recht wirklich dem Fortschritt 

weichen? Was sind dann die Konsequenzen für die Urheber, für die Nutzer 

und für das geistige Eigentum? Wie sollen die Berufe und Einkommen 

der Kreativen gesichert bleiben? Zu diesen Fragen wurden natürlich 

592 Ohly, Geistiges Eigentum?, JZ 2003, S. 545 (549). 

593 

Gutmann, Abruf im Internet von unbekannten und offensichtlich urheberrechtlich 

unrechtmäßigen Werken, MMR 2003, S. 706 (707). 

594 

Zitiert nach Darnstädt, Die Gratis-Kultur, in: Spiegel Special, Themen Magazin Nr. 

3/2007: Leben 2.0 – Wir sind das Netz, S. 70. 

166


auch schon Antworten vorgeschlagen, die hier allerdings zu weit führen 

würden. 595 

Noch ist es jedenfalls nicht soweit. Die Rechte zum Schutz des geistigen 

Eigentums gelten in den typischen Bereichen der Produktpiraterie ebenso 

wie bei illegalen Downloads im Internet. Die Frage, die sich stellt, ist, ob 

man diese Massenphänomene wirklich eindämmen kann und die Maßnahmen 

der Richtlinie dabei helfen. Hierbei gelangt man schnell an die 

Grenzen der praktischen Umsetzung: die Justiz kommt mit der Bearbeitung 

insbesondere der Strafanzeigen kaum nach – aber dies ist auch nicht 

der Anwendungsbereich der Richtlinie 2004/48/EG. 

Im Bereich des Zivilrechts geht es vielmehr um die schnelle Durchsetzung 

von Unterlassungsansprüchen und anschließend regelmäßig um die 

Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen, und hierbei soll – und 

kann – die Richtlinie durchaus helfen. Die für die Praxis bedeutsamsten 

Mittel werden dabei voraussichtlich die Vorschriften über die Beweissicherung 

sowie der erweiterte Auskunftsanspruch sein. Denn ihre Botschaft 

hat die Musikindustrie längst klar formuliert: „Wir kriegen nicht 

alle, aber es kann jeden treffen – egal ob Student oder Schüler, egal ob 

tausend Musiktitel heruntergeladen wurden oder nur einer.“ 596 Auch 

wenn letzteres für das Vorliegen – zumindest – einer Verletzungshandlung 

und damit die zivilrechtliche Verfolgbarkeit keinen Unterschied 

macht, muss sich das Ausmaß der Verletzungshandlung aber natürlich 

auf die Art und Weise der zivilrechtlichen Sanktionen auswirken. Hier ist 

der Punkt, wo sich die Maßnahmen der Richtlinie am Verhältnismäßigkeitsgrundsatz 

orientieren müssen und also – auch von Seiten der erbosten 

Musikindustrie – nur die im jeweiligen Fall geeigneten, erforderlichen 

und angemessenen Maßnahmen angewendet werden dürfen. 

595 

Vgl. hierzu Darnstädt, Die Gratis-Kultur, in: Spiegel Special, Themen Magazin Nr. 

3/2007: Leben 2.0 – Wir sind das Netz, S. 70 (73). 

596 

Zitiert nach Kerbusk/Schulz, Alles nur geklaut, in: Spiegel Special, Themen Magazin 

Nr. 3/2007: Leben 2.0 – Wir sind das Netz, S. 74 (79). 

167


G. Zusammenfassung 

Wie die vorstehende Untersuchung aufgezeigt hat, gab es bei dem Entwurf, 

der Beratung, Verabschiedung und auch Umsetzung der Richtlinie 

2004/48/EG kaum einen Bereich, der nicht heftig umstritten gewesen 

wäre. Von dem ursprünglichen Ausgangspunkt der Richtlinie, der Bekämpfung 

der Produktpiraterie, über das Gesetzgebungsverfahren, die 

Ausweitung ihres Anwendungsbereiches bis hin zu der Ausgestaltung der 

letztendlich geregelten Maßnahmen waren sämtliche Punkte hart um- 

kämpft. Entsprechend schwierig ist auch die Umsetzung der Richtlinie in 

das nationale Recht. Und obwohl bereits einige der von der Richtlinie 

vorgesehenen Maßnahmen und Verfahren im deutschen Recht vorhanden 

waren, sind zahlreiche Änderungen der Spezialgesetze zum geistigen 

Eigentum notwendig. Besonderer Erwähnung bedürfen vor allem die 

beweisrechtlichen Vorgaben in Art. 6 und 7 der Richtlinie. Diese wirken 

sich unmittelbar auf die allgemeinen Grundsätze des deutschen Zivilprozessrechts 

aus und beeinträchtigen namentlich das Verbot des Ausfor- 

schungsbeweises und den Grundsatz, dass keine allgemeine prozessuale 

Aufklärungspflicht der Partei besteht. Obwohl also die Richtlinie den 

Mitgliedstaaten nur Verpflichtungen für den spezifischen Bereich des 

geistigen Eigentums auferlegt, strahlen diese teilweise auch in das allge- 

meine Zivilprozessrecht aus und werden dadurch mittelbar auch zu einer 

Harmonisierung dieses allgemeinen Rechtsgebietes beitragen. Im Kampf 

gegen die Produktpiraterie ist die Richtlinie damit insgesamt zwar ein 

wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Alleine kann und wird sie dieses 

hoch gesteckte Ziel jedoch kaum erreichen können. 

168

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